Big Magazin 04/2015
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ig porträt<br />
Die Liebe zur Pharmazie brachte sie zusammen<br />
Die Neptun Apotheke auf der Venloer Straße ist ein Familienunternehmen<br />
Die Abschlussfeier zur<br />
medizinisch-pharmazeutischen<br />
Assistentin war<br />
Auslöser für eine private, wie<br />
geschäftliche Erfolgsstory.<br />
Renate Gerbers Berufswunsch<br />
war schon von Kindesbeinen<br />
an, einmal als Apothekerin in<br />
der eigenen Apotheke kranken<br />
Menschen zu helfen. Doch der<br />
hohe Numerus-Clausus in<br />
den 70er-Jahren machte ihr<br />
zunächst einen Strich durch<br />
die eigene Lebensplanung. So<br />
wählte sie damals zunächst<br />
den Weg über die Ausbildung<br />
zur pharmazeutisch-technischen<br />
Assistentin in Köln.<br />
Der sehr gute Berufsabschluss<br />
war dann auch Grund genug,<br />
diesen kräftig zu feiern. Zur<br />
fröhlichen Feier im Dellbrücker<br />
„Ahle Kohberg“ brachte<br />
dann die Arbeitskollegin den<br />
heutigen Ehemann und Geschäftspartner<br />
mit. Schon<br />
zehn Tage später war der Lebensbund<br />
durch eine gemeinsame<br />
Wohnung beschlossene<br />
Sache. Der nun gemeinsam<br />
mit ihrem Partner gezeichnete<br />
Lebensplan sah vor, dass<br />
die junge PTA ihren Berufswunsch<br />
durch das Studium<br />
an der Uni Bonn im zweiten<br />
Schritt nun doch realisieren<br />
sollte. Da auch der später zum<br />
Ehemann gewählte Bernhard<br />
Gerber aus dem Fach war und<br />
als vorexaminierter Apotheker<br />
praktisch wie ein Apotheker<br />
arbeiten konnte, ergab sich<br />
Das Team legt großen Wert auf Service, Kundenorientierung und Verantwortung für den Patienten<br />
ein perfekter<br />
[<br />
Z u s a m m e n -<br />
schluss, der<br />
berufliches wie<br />
privates in Einklang brachte.<br />
Nach dem Studienabschluss<br />
begann gleich die Suche nach<br />
einer eigenen Apotheke, die<br />
sich im Jahr 1990 in Köln-Bickendorf<br />
fand. Geplant war die<br />
Besichtigung einer zur Übergabe<br />
angebotenen Apotheke<br />
in Köln-Ehrenfeld. Bei der Gelegenheit<br />
erfuhren sie zufällig,<br />
dass es in Bickendorf wohl<br />
eine weitere vakante Apotheke<br />
gab, für die ein Nachfolger<br />
gesucht würde. Auch wenn<br />
sich das damals im Grunde<br />
nur zufällig auf einer Besichtigungsfahrt<br />
ergeben hatte, so<br />
war es aus heutiger Sicht, das<br />
Beste was dem Apothekerpaar<br />
passieren konnte.<br />
Ohne groß nachzudenken,<br />
unterschrieben die beiden den<br />
Kaufvertrag für die, wie sich<br />
später herausstellte, baulich<br />
ziemlich ramponierte Nep-<br />
]<br />
tun<br />
Persönliche<br />
Bindung an<br />
die Kunden<br />
Apotheke<br />
an der Venloer<br />
Straße 670.<br />
Die viel beschriebenen<br />
Startlöcher in die<br />
Selbstständigkeit waren dort<br />
in Form von Löchern in den<br />
Fußböden tatsächlich und real<br />
vorhanden. So bedurfte es damals<br />
erst einmal einer Grundsanierung<br />
bevor die ersten<br />
Medikamente von den jungen<br />
Unternehmern ausgegeben<br />
werden konnten. Als weiteres<br />
Hindernis für den Start in die<br />
Selbständigkeit erwies sich<br />
Bilder: Peter Johann Kierzkowski<br />
hördliche Vorschriften sind<br />
die Apotheker ständig gefordert,<br />
sich dem Wandel und<br />
den geänderten Erfordernissen<br />
anzupassen. So war vor<br />
dreißig Jahren noch unvorstellbar,<br />
dass heute Apotheker<br />
computergestützt beim Großhandel<br />
online bestellen und<br />
die benötigten Medikamente<br />
in der Regel innerhalb von<br />
sechs Stunden an den Patienten<br />
übergeben können.<br />
Aber auch durch den medizinischen<br />
Fortschritt unterscheidet<br />
sich das Berufsbild<br />
des Apothekers von heute<br />
sehr von dem des Alchemisten<br />
früherer Zeiten. Wo früher<br />
noch täglich Pulver, Salben<br />
und Medikamente in der Apotheke<br />
eigenhändig gemischt,<br />
gerührt und verabreicht wurden,<br />
werden heute nahezu<br />
Hundert Prozent der verordneten<br />
Medikamente industriell<br />
gefertigt. Ausgelöst durch<br />
die Gesundheitsreform in den<br />
90er-Jahren und weiteren<br />
politischen Entscheidungen<br />
bestimmen heute Festbeträge<br />
für Medikamente das betriebswirtschaftliche<br />
Handeln<br />
und Denken. So bleibt für<br />
eigene Kalkulationen kaum<br />
noch Spielraum. Umso mehr<br />
ist das Apothekerpaar besonders<br />
auf eigene Ideen und<br />
Handeln angewiesen. Dabei<br />
werden Service, Kundenorientierung<br />
und Verantwortung<br />
für den Patienten in der<br />
Neptun-Apotheke ganz groß<br />
geschrieben. Ein besonderes<br />
Merkmal ist die persönliche<br />
Bindung an die Kunden. Familie<br />
Gerber kennt fast alle<br />
Kunden seit vielen Jahren<br />
ganz persönlich und häufig<br />
von Geburt an oder schon in<br />
der nachfolgenden Generation.<br />
Als Bickendorfer fühlen<br />
sie sich ihren Kunden nicht<br />
nur in der Apotheke selbst,<br />
sondern auch in der Freizeit<br />
verbunden und verpflichtet.<br />
So scheuen die beiden sich<br />
nicht ein Gespräch über gesundheitliche<br />
Probleme, auch<br />
außerhalb der Geschäftszeit<br />
und der Apotheke zu führen.<br />
Heimwerker-Fachmarkt<br />
Ihr Holzfachhändler<br />
und<br />
Handwerker-Fachmarkt<br />
Holzhandlung Begall-Winterhoff<br />
Wilhelm-Mauser-Straße 50<br />
50827 Köln (Bickendorf)<br />
Dabei kommt es nicht selten<br />
vor, dass das Apothekerpaar<br />
Gerber von Ratsuchenden<br />
auch auf der Straße, beim<br />
Einkauf oder beim Friseur um<br />
seine Meinung gebeten wird.<br />
Das geänderte Bild und der<br />
hohe Anspruch der Kunden<br />
und des Gesetzgebers an Diskretion<br />
und Wahrung der Intimsphäre,<br />
spiegelt sich auch<br />
in der heutigen Innenausstattung<br />
einer Apotheke wieder.<br />
So wurde soeben die gut<br />
dreißig Jahre alte Möblierung<br />
komplett durch eine moderne<br />
Apotheken-Einrichtung ersetzt.<br />
Statt einer durchgängigen<br />
Theke, findet der Kunde<br />
der unmittelbar vor der Tür<br />
befindliche U-Bahn-Bau. Für<br />
die Kunden war die Apotheke<br />
kaum zu erreichen und so<br />
war damals hohes unternehmerisches<br />
Engagement und<br />
Kreativität gefordert, damit<br />
die Unternehmensgründung<br />
nicht scheitern sollte, bevor es<br />
eigentlich erst richtig anfing.<br />
Ideenreich und in Gemeinschaft<br />
mit den anderen dort<br />
ansässigen und betroffenen<br />
Unternehmen schafften sie<br />
es, die Apotheke in kurzer Zeit<br />
zur eigenen Existenzgrundlage<br />
aufzubauen. Durch perfekte<br />
Arbeitsteilung und die Verlegung<br />
des Wohnsitzes von der<br />
anderen Rheinseite, der „Schäl<br />
Sick“, nach Bickendorf, konnten<br />
auch die drei Kinder in<br />
der neuen Umgebung heranwachsen.<br />
Die mittlere Tochter<br />
ist inzwischen promovierte<br />
Apothekerin und unterstützt<br />
ihre Eltern in der Apotheke.<br />
Durch ein völlig verändertes<br />
Patientenverhalten und bebig<br />
porträt<br />
Die Apotheke wurde mit neuen Beratungsinseln für eine vertrauliche Atmosphäre ausgestattet<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo - Fr: 7:30 - 16:30 | Sa: 8:00 - 13:00<br />
Erreichbarkeit:<br />
Telefon: 0221/55 88 00<br />
Fax: 0221/55 05 208<br />
Fax (analog): 0221/49 73 747<br />
email: service@begall-winterhoff.de<br />
www.begall-winterhoff.de<br />
heute bei Familie Gerber drei<br />
getrennt stehende Beratungsinseln<br />
vor. Diese ermöglichen<br />
durch die räumliche Distanz<br />
der kleinen Stehtheken in vertraulicher<br />
Atmosphäre eine<br />
ungestörte Beratung.<br />
Was die Nachfolge in der Apotheke<br />
anbelangt, so hofft Familie<br />
Gerber auf deren Tochter<br />
Ursula, die soeben ihre Approbation<br />
und Doktorwürde<br />
als Apothekerin erhalten hat.<br />
So könnte es dann doch sein,<br />
dass die Neptun Apotheke<br />
den Bickendorfer auch in der<br />
zweiten Generation als Familienbetrieb<br />
erhalten bleibt.<br />
■ Ernst-Jürgen Kröll<br />
18 www.bickendorf.info Ausgabe 4/<strong>2015</strong> | Nr. 92 19