Big Magazin 04/2015
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ig porträt<br />
big porträt<br />
Björn Heuser, ein Berufskölner von Geburt an<br />
Das big <strong>Magazin</strong> im Gespräch mit dem Bickendorfer Sänger und Liedermacher<br />
Was ist ein Berufskölner<br />
oder was zeichnet einen solchen<br />
aus?<br />
Björn Heuser: Köln ist für<br />
mich ein ganz wichtiger Bestandteil<br />
meines Lebens. Als in<br />
Köln Geborener bin ich nicht<br />
nur in Köln, sondern auch mit<br />
allem, was Köln ausmacht,<br />
aufgewachsen. Und dazu gehört<br />
als Erstes für mich, dass<br />
mir Kölsch als Sprache in die<br />
Wiege gelegt wurde. Aber<br />
auch das einzigartige Stadtpanorama,<br />
der Rhein und die<br />
Menschen, die hier in dieser<br />
Stadt leben. Und wenn ich<br />
heute meinen Lebensunterhalt<br />
mit meiner kölschen Musik<br />
verdiene, ist das die eine Seite,<br />
aber die andere ist, dass<br />
ich damit die kölsche Mundart<br />
als meine Muttersprache am<br />
Leben erhalte und den vielen<br />
Menschen, die in diese Stadt<br />
kommen und hier leben, auch<br />
näher bringe. Vor allem möchte<br />
ich diese wunderbare Mundart,<br />
die für mich ein wichtiges Kulturgut<br />
bedeutet, auch an die<br />
Kinder und jungen Menschen<br />
in unserer Stadt weitergeben<br />
und anregen damit respektvoll<br />
umzugehen.<br />
Ein Schwerpunkt Ihres beruflichen<br />
„Kölschseins“, sind<br />
Ihre zwischenzeitlich schon<br />
legendären Mitsingabende<br />
im „Gaffel am Dom“. Kürzlich<br />
haben Sie dort das 333.<br />
Mitsingkonzert-Jubiläum<br />
feiern können. Woran liegt<br />
es, dass Woche für Woche<br />
oft mehr als 1000 Menschen<br />
mit Ihnen gemeinsam<br />
kölsche Lieder singen?<br />
Heuser: Da<br />
[<br />
muss ich wohl<br />
etwas weiter<br />
ausholen.<br />
Schon seit Generationen waren<br />
es die Kölschen „Krätzchensänger“,<br />
die mit ihren<br />
zeitkritischen Liedern die<br />
Menschen zum Nachdenken<br />
und Mitsingen anregten.<br />
Da brauche ich nur an Willi<br />
Ostermann zu erinnern. Vor<br />
vierzig Jahren erlebte diese<br />
Tradition mit den Bläck Fööss<br />
ihre Fortsetzung. Und gerade<br />
auch durch die Musik von<br />
BAP wurde der kölsche Dialekt<br />
gesellschaftsfähig. Beim „Meiers<br />
Kättchen“ und „Verdammt<br />
lang her“ singt jeder, zumindest<br />
den Refrain, begeistert<br />
mit. Auch ich wurde von dieser<br />
Musik schon als kleiner<br />
Junge in den Bann gezogen.<br />
So begann ich als Achtjähriger<br />
auf der „Bontempi“-Heimorgel<br />
meines Vaters deren Lieder<br />
nachzuspielen. Später in der<br />
Schule konnte ich dann meine<br />
Mitschüler zum Mitsingen anregen.<br />
Und nicht zu vergessen,<br />
die „Vater und Sohn“-Konzerte:<br />
Zusammen mit<br />
]<br />
Mit Musik<br />
meinem Vater,<br />
Zuversicht<br />
fanden diese<br />
dann auch<br />
vermitteln<br />
immer öfter mal auf Partys<br />
oder in Kneipen statt. Wenn<br />
irgendwo eine Gitarre in der<br />
Nähe war, schnappte ich mir<br />
sie und sang mit den Leuten<br />
gemeinsam die bekannten<br />
Lieder der „Fööss“, der „Paveier“<br />
und natürlich auch die<br />
Klassiker von Willi Ostermann<br />
und Co. Und so professionalisierte<br />
sich dieses „Mitsingen“<br />
immer mehr. Heute singe ich<br />
bei einem FC-Heimspiel oft<br />
mit 50.000 Zuschauern ge-<br />
Mitsingkonzerte machten Björn Heuser bekannt<br />
meinsam kölsche Lieder.<br />
Neben Ihrer eigenen Musik<br />
gibt es aber auch noch einen<br />
weiteren Bereich in Ihrem<br />
beruflichen Schaffen.<br />
Heuser: Nach dem Abitur habe<br />
ich neben dem Musikstudium<br />
auch Philosophie und Germanistik<br />
studiert. Dabei lernte ich<br />
die Faszination des Vortrages<br />
und der Schauspielerei kennen.<br />
Zu meiner Freude bekam<br />
ich auch immer mal wieder<br />
Engagements in kleineren<br />
Fernsehrollen oder für Auftritte<br />
in Theaterstücken.<br />
Gerne bin ich aber auch als<br />
Komponist für andere tätig<br />
und schreibe Lieder für bekannte<br />
kölsche Musikgruppen.<br />
So stammten in der zurückliegenden<br />
Karnevalssession<br />
<strong>2015</strong> mehr als zwanzig Titel<br />
aus meiner Feder oder waren<br />
unter meiner Mitwirkung in<br />
den Hitparaden und Sälen zu<br />
hören.<br />
Welches ist das bekannteste<br />
Lied, dass aus Ihrer Feder<br />
stammt?<br />
Heuser: Den Song „Jedäuf<br />
met 4711“ habe ich 2014 für<br />
Bilder: Moritz Künster, Manuela Zander<br />
die „Klüngelköpp“ komponiert<br />
und getextet. Der Titel<br />
belegte den 1. Platz der Radio<br />
Köln-Hitparade, bekam den<br />
närrischen Oskar des Kölner<br />
Express und gewann zudem<br />
auch noch einige andere Preise.<br />
Ihre eigenen, von Ihnen<br />
selbst geschriebenen und<br />
komponierten Lieder sind<br />
oft sehr melancholisch, gefühlvoll<br />
und nachdenklich.<br />
Wen möchten Sie damit ansprechen<br />
und erreichen?<br />
Heuser: Mit meinen Liedern<br />
möchte ich Menschen erreichen,<br />
die in schwierigen<br />
Lebenssituationen stecken.<br />
Sie sollen nicht verzweifeln<br />
und ich möchte ihnen damit<br />
Zuversicht vermitteln. Ich<br />
möchte positive Erlebnisse in<br />
der Musik beschreiben, welche<br />
die Menschen dann mit ihren<br />
eigenen Erfahrungen, Geschichten<br />
und Geschehnissen<br />
verbinden.<br />
Seit einigen Jahren wohnen<br />
und arbeiten Sie in Bickendorf.<br />
Was hat Sie bewogen<br />
nach Bickendorf zu ziehen?<br />
Heuser: Als geborener Ehrenfelder<br />
war mir natürlich<br />
Bickendorf mit seinem besonderen<br />
„Veedelcharakter“ sehr<br />
wohl bekannt. Schon von jeher<br />
gefielen mir die vielen kleinen<br />
Häuser der „Riphahn-Siedlung“<br />
um die Dreikönigskirche<br />
und der noch in Ansätzen erhaltene<br />
dörfliche Charakter<br />
dieses Stadtteils. Mir gefielen<br />
die Menschen, die dort in ihrem<br />
Veedel leben, arbeiten,<br />
einkaufen und ausgehen können.<br />
So mag ich die schönen<br />
Kneipen hier wie den „Jussi“,<br />
das „Kääzmanns“ und das<br />
Restaurant „Unter Kirschen“.<br />
Hier leben tolle Menschen,<br />
die sich für den Erhalt und<br />
die Weiterentwicklung des<br />
Stadtteils mit viel Herzblut,<br />
Engagement und Investment<br />
einsetzen. In Bickendorf gibt<br />
es viele Vereine, die das Viertel<br />
prägen und inzwischen leben<br />
hier zahlreiche Kolleginnen<br />
und Kollegen, die sich mit ihrer<br />
Musik oder ihrer Kunst einen<br />
Namen weit über Köln hinaus<br />
geschaffen haben.<br />
Möchten Sie auch längerfristig<br />
hier bleiben oder zieht es<br />
Sie dann doch irgendwann<br />
in den “Hahnwald“ oder<br />
nach „Junkersdorf“?<br />
Heuser: Nein, auf keinen Fall.<br />
Meine Frau und ich haben vor<br />
Kurzem in Bickendorf unser<br />
„Traumhaus“ gefunden, haben<br />
dies nach unseren Vorstellungen<br />
umgebaut, renoviert und<br />
sind dort eingezogen. In unserem<br />
großen Wohnzimmer<br />
steht das Klavier als Mittelunkt<br />
des Wohnraums. Dort werden<br />
wir leben, feiern, arbeiten und<br />
hoffentlich gemeinsam auch<br />
alt werden.<br />
Welche Wünsche verbinden<br />
Sie mit Ihrem Umzug in Ihr<br />
eigenes Heim hier in Köln-<br />
Bickendorf?<br />
Heuser: Mir gefällt ganz viel,<br />
ganz gut in Bickendorf, was<br />
ja auch letztlich ausschlaggebend<br />
war, uns hier niederzulassen.<br />
Wie jedes Viertel hat<br />
aber auch Bickendorf seine<br />
„Ecken, die sind grau und kalt“.<br />
So ist die Parkplatzsituation<br />
schon sehr problematisch. Ich<br />
finde, dass der unansehnliche<br />
Zustand des „Rochusplatzes“<br />
schnellstens eine Änderung erfahren<br />
muss. Ebenso wünsche<br />
ich mir, dass die Hausbesitzer<br />
die alten Häuschen liebevoll<br />
sanieren und bewahren. Dazu<br />
gehört auch der Erhalt der beiden<br />
historischen Gebäude im<br />
Häuschensweg, die vielleicht<br />
im Zuge der Neubebauung des<br />
Grothen-Geländes durch die<br />
GAG der Abbruchbirne zum<br />
Opfer fallen könnten.<br />
Noch eine Frage zum<br />
Schluss: Wohin führt Sie<br />
Ihr beruflich musikalischer<br />
Weg in der Zukunft?<br />
Heuser: Sehr gerne möchte<br />
ich auch in zwanzig Jahren<br />
noch auf der Bühne stehen<br />
und den Menschen dieser<br />
Stadt und darüber hinaus mit<br />
meiner Musik Freude machen.<br />
Dann schwebt mir vor, einmal<br />
ein kölsches Kindermusical zu<br />
schreiben, weil ich denke, dass<br />
gerade Kindern die Musik mit<br />
deren vielfältigen Ausdrucksformen<br />
und Möglichkeiten<br />
näher gebracht werden sollte.<br />
Und damit verbunden, möchte<br />
ich die Schönheit dieser Stadt,<br />
ihrer Mundart und die kölsche<br />
Mentalität in die nächsten<br />
Generationen tragen.<br />
<br />
Der kölsche Dialekt ist für den Künstler ein wichtiges Kulturgut<br />
<br />
Und damit schließt sich der<br />
Kreis. Ich danke Ihnen herzlich<br />
für das Gespräch!<br />
■ Ernst-Jürgen Kröll<br />
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www.bickendorf.info Ausgabe 4/<strong>2015</strong> | Nr. 92