KRONE trailerforum 2-2015 (DE)
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<strong>trailerforum</strong><br />
TRAILER, TRENDS & INFORMATIONEN VON <strong>KRONE</strong><br />
<strong>trailerforum</strong> 2<br />
<strong>2015</strong><br />
www.krone-trailer.com<br />
16<br />
ORANGES NETZWERK<br />
Gebrüder Weiss agiert weltweit<br />
18 QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
Gutes noch besser machen<br />
24<br />
TELEMATIK IM EINSATZ<br />
Zuverlässiger Pharmatransport<br />
WIR<br />
VERNETZT<br />
SIND<br />
GEMEINSAM MEHR ERREICHEN: WIE UNTERNEHMEN<br />
06 DURCH PARTNERSCHAFTEN GEWINNEN.
EDI<br />
TO<br />
RIAL<br />
Bernard<br />
V<br />
ernetzung – so lautet das Thema dieser Ausgabe unseres <strong>trailerforum</strong>s.<br />
Der Begriff Vernetzung umfasst nicht nur das soziale<br />
Netzwerk, auf das jeder von uns zurückgreift, sondern gilt zunehmend<br />
auch für die Vernetzung in der Produktion und natürlich auch für<br />
die Vernetzung von Maschinen und Trailern. Den Heizkörper zu Hause<br />
von unterwegs zu steuern ist inzwischen ebenso selbstverständlich wie<br />
die Kommunikation zwischen Trailer und Zugmaschine oder die Kommunikation<br />
zwischen Fahrzeug und Disponenten. Telematik, Cloud-<br />
Computing und Industrie 4.0 sind die Stichwörter der Gegenwart. Zwar<br />
gehört der „Kollege Roboter“ noch nicht zum Krone-Team, aber selbstverständlich<br />
beobachten wir diese Trends, um auch hier gegebenenfalls<br />
gerüstet zu sein. Das sehe ich als eine maßgebliche Aufgabenstellung für<br />
Krone: Wir dürfen im wahrsten Sinne des Wortes nicht den Anschluss<br />
verlieren. Denn wer sich in der heutigen Zeit isoliert, der wird langfristig<br />
nicht am Markt bestehen können.<br />
Ausschlaggebend für mich ist aber die Frage nach dem Warum.<br />
Warum setzen wir verstärkt auf Vernetzung? Ganz einfach: Wir<br />
wollen für Sie immer die beste Lösung und immer eine vorbildliche<br />
Quali tät. Dieser Anspruch treibt uns an. Und Sie dürfen sicher sein,<br />
dass wir auch aktuell an verschiedenen Netzwerkprojekten arbeiten,<br />
von denen Sie letztendlich profitieren. Von Achse über Ladungssicherung<br />
und Qualität bis Service – wir stellen uns nicht nur ständig selber<br />
auf den Prüfstand, sondern suchen auch in diesem Kontext den<br />
konstruktiven Dialog mit allen beteiligten Partnern. Denn besser geht<br />
es immer. Wir bündeln Kompetenzen, weil wir für Sie nicht nur ein<br />
besonders zuverlässiger, sondern auch ein innova tiver Partner sein<br />
wollen. Jeden Tag aufs Neue.<br />
Ihr<br />
Willkommen im <strong>trailerforum</strong>!<br />
Krone ist Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung des Fahrzeugwerks<br />
Bernard Krone.<br />
PORTRÄT 20<br />
Titel: Radhoose/fotolia.com<br />
Fotos: Krone, Khaled Frikha, Norman Posselt, Grafik: Volker Römer<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>trailerforum</strong> ist das Kundenmagazin der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH<br />
und erscheint zweimal jährlich in einer Gesamtauflage von<br />
40.000 Exemplaren in deutscher und englischer Sprache.<br />
Herausgeber:<br />
Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH<br />
Bernard-Krone-Straße 1<br />
49757 Werlte<br />
www.krone-trailer.com
IN SZENE<br />
14<br />
06<br />
GEMEINSAM ZUM ZIEL<br />
Cloud, Share-Economy und Telematik: Das<br />
moderne Logistikgeschäft wird digital. Macht<br />
Vernetzung Unternehmen zukunftssicher?<br />
12<br />
FAKTEN<br />
Die Stärke eines Spinnennetzes, soziale Netz <br />
werke oder vernetzte Fahrzeuge: So vielfältig<br />
können Verbindungen sein.<br />
13<br />
ABHOLER<br />
Viele besondere Fahrzeuge wurden wieder bei<br />
Krone in Werlte abgeholt – unter anderem ein<br />
Auflieger, der groß für einen Fußballverein wirbt.<br />
14<br />
IN SZENE<br />
Roof Lift oder variable Plane: Den neuen<br />
Mega Liner Automotive hat Krone mit<br />
durchdachten Details ausgestattet.<br />
GUT GEKÜHLT<br />
24<br />
16<br />
NAHTLOSE TRANSPORTLOGISTIK<br />
Mit seinem „orangen Netzwerk“ erreicht das<br />
traditionsreiche österreichische Logistikunternehmen<br />
Gebrüder Weiss 27 Länder weltweit.<br />
18<br />
<strong>KRONE</strong>-QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
Geschäftsführer aus Produktion und<br />
Service im Gespräch über konsequente<br />
Optimierung.<br />
20<br />
ALLE SIGNALE AUF GRÜN<br />
Das französische Familienunternehmen MGE<br />
hat sich als universeller Transportdienstleister<br />
mit Gespür für Nachhaltigkeit etabliert.<br />
22<br />
MITARBEITER IM PORTRÄT<br />
Drei Krone-Mitarbeiter mit spannenden Hobbys:<br />
Sie beweisen sich im Sportteam, engagieren sich<br />
in der Jugendarbeit oder bei der Feuerwehr.<br />
Verantwortlich für den Herausgeber:<br />
Tobias Eichberg, Leiter Marketing<br />
Tel. +49 5951 209-584<br />
Fax +49 5951 209-420<br />
E-Mail: tobias.eichberg@krone.de<br />
Verlag:<br />
DVV Kundenmagazine GmbH<br />
Nordkanalstraße 36<br />
20097 Hamburg<br />
Tel. +49 40 23714-01<br />
Redaktionelle Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Martin Heying, Kai Jacobsen, Juliane Gringer, Ralf Klingsieck, Stephanie Lützen,<br />
Wilfried Schneider, Martina Schulz, Jannah Wolken<br />
Druck: www.muellerditzen.de, Bremerhaven<br />
Stichpunkt:<br />
Die Publikation, ihre Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />
Vervielfältigung oder Verbreitung muss vom Verlag oder Herausgeber genehmigt werden.<br />
Dies gilt auch für die elektronische Verwertung wie die Übernahme in Datenbanken,<br />
Onlinemedien (Internet), Intranets oder sonstige elektronische Speichermedien. Herausgeber<br />
und Verlag schließen eine Haftung für unverlangt eingesandte Fotos, Manuskripte<br />
und sonstige Datenträger aus.<br />
24<br />
27<br />
GUT GEKÜHLT<br />
Die Berliner Spedition Sünkler nutzt moderne<br />
Telematikanwendungen für den sicheren<br />
Transport hochwertiger Arzneimittel.<br />
NACHGEFRAGT<br />
… bei Michael Kuchenbecker von der<br />
Logistics Alliance Germany.<br />
<strong>trailerforum</strong> 3
FORUM<br />
Neues aus der Krone-Welt<br />
VON 0 AUF 10.000 IN NUR EINEM JAHR<br />
Qualität setzt sich durch: Die Krone Trailer Achse ist ein Erfolgsprodukt.<br />
k Auf der IAA 2014 war sie die große Innovation am<br />
Stand des Fahrzeugwerks Bernard Krone. Nun sind in<br />
nur einem Jahr schon 10.000 Stück verbaut worden:<br />
Die Krone Trailer Achse ist ein echtes Erfolgsprodukt.<br />
Geschäftsführer Bernard Krone freut sich über diese<br />
positive Entwicklung: „Unsere Strategie, den ‚All-in-<br />
Krone-Trailer‘ inklusive der eigenen Krone-Achse anzubieten,<br />
hat sich bewährt. Die Kunden vertrauen auf die<br />
Marke Krone, auch bei der Achse. Dafür sind wir sehr<br />
dankbar, denn gerade die eigene Achse war und ist für<br />
mich eine echte Herzensangelegenheit.“ Das Krone-<br />
Achssystem mit Scheibenbremsen zeichnet sich unter<br />
anderem durch eine innovative, wartungsfreie Lagereinheit<br />
(Stufen-Hub-Unit) sowie einen besonders<br />
leichten Luftfederlenker mit geschraubter Einbindung<br />
aus. Der homogene Materialverlauf von Lagersitz zu<br />
Lagersitz sorgt zudem für besondere Stabilität. Krone<br />
gewährt seinen Kunden sechs Jahre Garantie ohne<br />
Kilo meterbegrenzung auf die Achse. Darüber hinaus<br />
bietet Krone das „One Check Per Year“-System an, sodass<br />
nur eine Überprüfung pro Jahr im Rahmen der<br />
Hauptuntersuchung nötig ist. Gefertigt wird die Krone-<br />
Achse vom Kompetenzpartner gigant Trenkamp & Gehle<br />
aus Dinklage; das Unternehmen gehört seit 2013 zur<br />
Krone-Gruppe. Mit dem Start des All-in-Krone-Trailers<br />
hat Krone in den vergangenen Jahren auch sein<br />
Service portfolio nachhaltig ausgebaut. Zum Beispiel<br />
tragen alle Fahrzeugteile eine Krone-Artikelnummer,<br />
sodass die Kunden sämtliche Teile bequem und schnell<br />
direkt bei Krone ordern können.<br />
BIG DATA? VIELE UNTERNEHMEN ZÖGERN<br />
k Gerade die Logistik- und Transportbranche<br />
kann von Big Data und Business-Intelligence<br />
enorm profitieren. Doch entsprechende Technologien<br />
werden laut einer PwC-Studie in diesem Sektor<br />
nur sehr zögerlich angenommen: Big Data ist<br />
demnach lediglich bei 19 Prozent der Unternehmen<br />
bereits Teil der Wertschöpfung und Grundlage<br />
der Geschäftsprozesse. 35 Prozent der befragten<br />
Unternehmen haben sich noch nicht mit dem<br />
Thema auseinandergesetzt – und rund 70 Prozent<br />
von ihnen planen das auch nicht für die Zukunft.<br />
Auch die Investitionsbereitschaft in entsprechende<br />
Technologien fällt verhalten aus.<br />
DRY LINER FEIERT PREMIERE IN UK<br />
k Der neue Dry Liner von Krone hat in Großbritannien<br />
Premiere gefeiert: Der nach Code XL<br />
zertifizierte Trockenfrachtkoffer überzeugt durch<br />
herausragende Qualität und setzt gleichzeitig<br />
neue Standards hinsichtlich der Ladungsflexibilität.<br />
Hergestellt wird der Dry Liner in Herzlake<br />
im Emsland; ausgelegt ist das Fahrzeug sowohl<br />
für den britischen als auch den europäischen<br />
Markt. Mit einer Aufsattelhöhe von 1.250 Millimeter<br />
(wie in GB üblich) beträgt die Gesamthöhe<br />
4.100 Millimeter; mit einer Aufsattelhöhe von<br />
1.150 Millimetern (wie auf dem europäischen<br />
Festland gebräuchlich) wird eine Gesamthöhe<br />
von 4.000 Millimeter erreicht. So wird die eindrucksvolle,<br />
in England jedoch standardmäßige<br />
Innenhöhe von 2.700 Millimeter (acht Fuß und<br />
zehn Inches) erlangt. Krone erreicht diese Vielseitigkeit<br />
durch die Nutzung des eigenen, bewährten<br />
Chassisdesigns der Huckepacktrailer-Baureihe<br />
für Schienenverkehr. <br />
Industrie 4.0, die „vierte<br />
industrielle Revolution“, wird<br />
Deutschland bis 2025<br />
610.000<br />
Jobs kosten. Gleichzeitig<br />
können rund eine Million<br />
neue entstehen.<br />
Das Krone-Erfolgsteam aus Großbritannien (v. li.): Gebietsvertriebsleiter<br />
John Wilcock und Fran Pickering, Geschäftsführer<br />
Krone Trailers UK sowie Vertriebsleiter und Key<br />
Account Manager Jason Chipchase.<br />
Fotos: Krone, Mikko Lemola/fotolia<br />
4 <strong>trailerforum</strong> | FORUM
KURZ NOTIERT<br />
„ECO“ SPART CO 2<br />
Fotos: Krone, picture allianz/dpa, Daimler<br />
<strong>DE</strong>R NEUE <strong>KRONE</strong> KEP SHUTTLE<br />
Krone unterstreicht<br />
mit seinem neuen<br />
KEP-Shuttle einmal<br />
mehr seine Kompetenz<br />
als Hersteller für alle<br />
Transportaufgaben: Der<br />
Wagen mit einer Nutzlast<br />
von mehr als einer<br />
Tonne überzeugt in der<br />
Praxis mit spannenden Details. An der gewölbten,<br />
patentierten Dachform wird Regenwasser kontrolliert<br />
abgeführt. Die seitliche Schiebetür wird innen über<br />
einen Buzzer entriegelt und nach dem Schließen der<br />
Tür von außen automatisch wieder verriegelt. Beim<br />
Rangieren und Parken hilft eine Rückfahr kamera,<br />
und die aerodynamische Dachhaube sowie die<br />
Seitenverkleidung sparen Kraftstoff.<br />
ZWEI ACHSEN SPAREN MAUT<br />
Seit Oktober ist die Maut für Nutzfahrzeuge neu<br />
geregelt: Mit einer vierachsigen Zugkombination<br />
spart man nun 1,8 Cent pro Kilometer gegenüber<br />
einer fünfachsigen – auf 100.000 Kilometer mautpflichtiger<br />
Fahrleistung also beispielsweise ganze<br />
1.800 Euro. Die verringerte Nutzlast, der vermeintliche<br />
Nachteil der vierachsigen Zugkombination,<br />
kann dabei durchaus kompensiert werden. Krone<br />
bietet ein umfangreiches Programm an Trailern in<br />
zweiachsiger Ausführung, unter anderem den Mega<br />
Liner, den Profi Liner und den Cool Liner. Sie bieten<br />
neben der Mautersparnis unter anderem Vorteile<br />
beim Gewicht, sind günstiger in der Anschaffung<br />
und sparen Treibstoff durch verringerten Rollwiderstand.<br />
Rollende Werbung<br />
Diese Trailer haben für den Auftritt der Maschinenfabrik<br />
Krone auf der Agritechnica geworben. Die<br />
weltweit größte Landtechnikmesse der Welt konnte<br />
Mitte November wieder rund 2.700 Aussteller aus<br />
50 Ländern versammeln. Sie präsentierten<br />
dort ihre Technik und Neuheiten für die gesamte<br />
Agrarbranche. Krone wurde einmal mehr für seine<br />
innovativen Landmaschinen ausgezeichnet.<br />
k Im Rahmen des „Efficiency Run <strong>2015</strong>“ testeten Mercedes-Benz und Krone sowie weitere Hersteller<br />
unter der Aufsicht der Dekra aerodynamisch optimierte Zugkombinationen auf existierenden<br />
Relationen der Projektpartner DB Schenker, Spedition Große-Vehne und Spedition Elflein. Die beiden<br />
für den Efficiency Run optimierten Sattelzüge von DB Schenker und der Spedition Große-Vehne<br />
mit einem Krone Profi Liner Eco verbrauchten jeweils rund 12 bis 14 Prozent weniger Kraftstoff<br />
als ein Standard-Sattelzug auf Basis des Fuhrparkbestands 2014. Der Efficiency Run untersuchte<br />
ebenfalls das Potenzial des Lang-Lkws: Der Standard-Lang-Lkw der Spedition Elflein mit Krone-<br />
Dolly erzielte im Test einen Verbrauchsvorteil von rund 17 Prozent gegenüber dem eingesetzten<br />
Standard-Sattelzug im volumenbasierten Transport.<br />
„HIGHWAY PILOT“ ÜBERNIMMT DAS STEUER<br />
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
(links) und Daimlerchef Bernhard waren auf der autonomen<br />
Premierenfahrt mit an Bord.<br />
k Im Oktober war zum ersten Mal auch in<br />
Deutschland ein selbstfahrender Lkw auf öffentlicher<br />
Straße unterwegs: Der Mercedes Future<br />
Truck, ein Serien-Actros, der vom sogenannten<br />
„Highway Pilot“ gesteuert wird, nutzte die A 8 für<br />
seine Premierentour. Dieser ermöglicht teilautonomes<br />
Fahren: Vorerst wird immer noch ein Fahrer<br />
an Bord sein und auch die volle Kontrolle behalten<br />
– wie der Pilot im Flugzeug. Der Fahrer<br />
kann aber während der Touren auch andere Aufgaben<br />
erledigen, zum Beispiel auf einem Tablet-PC<br />
arbeiten. Die Technik fordert ihn dann zum Beispiel<br />
dazu auf, wieder selbst zu lenken, wenn das<br />
Wetter zu schlecht oder die Fahrbahnmarkierungen<br />
undeutlich sind. Auf der Premierenfahrt mit<br />
an Bord waren Daimler-Truckchef Wolfgang Bernhard,<br />
der prognostizierte, dass die Technik in rund<br />
zehn Jahren serienreif und alltagstauglich sein<br />
wird, und Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann, der die Technik politisch<br />
unterstützen will – und zwar „auf der Überholspur“.<br />
Schon jetzt soll autonomes Fahren umweltfreundlich<br />
sein und auch sicherer: Das Risiko<br />
menschlicher Fehler durch Unkonzentriertheit<br />
und Müdigkeit fällt dabei so gut wie weg.<br />
»Die Demokratie funktioniert meist im<br />
Schneckentempo, manchmal brauchen<br />
wir aber auch eine Überholspur.«<br />
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, verspricht, mit Hochdruck an<br />
der Zertifizierung und Zulassung autonom fahrender Lkw zu arbeiten.<br />
FORUM |<br />
<strong>trailerforum</strong> 5
GEMEINSAM<br />
ZUM ZIEL<br />
Foto: Radhoose/fotolia.com<br />
6 <strong>trailerforum</strong>
TITELSTORY<br />
Vernetzung<br />
Manfred Krüger,<br />
Unternehmensberatung<br />
Move it<br />
Logistikunternehmen benutzen Datenautobahnen inzwischen ebenso selbstverständlich wie die Bundesautobahnen.<br />
Mit moderner Infrastruktur und intelligenter Nutzung der Daten gilt es, zukunftssicher und wertschöpfend<br />
zu planen.<br />
L<br />
ängst ist aus dem Fuhrunternehmen,<br />
das vor ein paar Jahrzehnten<br />
mit robustem Transportgerät<br />
per Handschlag beauftragte Fahrten<br />
durchführte, ein Logistiker mit IT-Anbindung<br />
geworden. Ohne organisierende<br />
Software, Telematik, Track-and-Trace<br />
und ohne intelligente Systeme, die Geld<br />
sparen und höchstmögliche Flexibilität<br />
ermöglichen, geht im modernen Logistikgeschäft<br />
immer weniger. Angesichts<br />
der desolaten Situation der deutschen<br />
Infrastruktur bei gleichzeitig wachsenden<br />
Transportströmen, prophezeien Experten<br />
schon länger den Einsatz übergeordneter<br />
Software zur effizienten<br />
Verkehrsleitung. „Am Ende gewinnt der,<br />
der dort ist, wo auch der Bedarf ist“, erklärt<br />
Manfred Krüger von der Kölner<br />
Unternehmensberatung Move it. Für<br />
ihn führt auf Dauer kein Weg an einer<br />
durch Cloud-Computing unterstützten<br />
»Die Cloud muss<br />
extrem gut, aber nur<br />
einmal gesichert<br />
werden.«<br />
Manfred Krüger, Unternehmensberatung<br />
Move it<br />
Share-Economy vorbei. Sicherheitsprobleme<br />
sieht Krüger in diesem Zusammenhang<br />
eher bei den „alten“ Systemen:<br />
„Wenn man sich die Software-, IT-,<br />
Infra struktur- und Kommunikationsabsicherungen<br />
der meisten Lager anschaut,<br />
bekommt man das kalte Grausen.<br />
Die Cloud dagegen muss zwar<br />
extrem gut, aber eben nur einmal gesichert<br />
werden, das ist überschaubarer<br />
und effektiver“, konstatiert Krüger.<br />
SHARING ALS ZUKUNFTSTREND. Carsharingmodelle<br />
und Mitfahrzentralen demonstrieren<br />
überzeugend, dass sogenannte<br />
Sharingmodelle funktionieren<br />
können. Könnte dies auch eine Lösung<br />
für die Logistikbranche sein? „Die Idee<br />
des Teilens und Nutzens ist ein Megatrend,<br />
dem sich kein Unternehmen in<br />
der Logistik auf Dauer mehr entziehen<br />
kann“, meint Prof. Dr. Heike Simmet,<br />
Leiterin Labor und Multimedia (MuM)<br />
der Hochschule Bremerhaven. Für sie<br />
hat das Zeitalter der Sharing-Economy<br />
bereits begonnen. Frachtbörsen wie<br />
Timocom mögen Vorreiter auf dem Weg<br />
zum bestmöglich genutzten Frachtraum<br />
sein; das Potenzial gemeinsam<br />
Prof. Dr. Heike Simmet,<br />
Leiterin Labor und Multimedia<br />
(MuM) der Hochschule<br />
Bremerhaven<br />
VERNETZUNG |<br />
<strong>trailerforum</strong> 7
Jörn-Peter Struck,<br />
Geschäftsführer von<br />
Cargoline<br />
Dr. Michael Bargl,<br />
Geschäftsführer<br />
IDS Logistik<br />
genutzter Flotten- und Lagerkapazitäten<br />
ist damit aber längst nicht ausgeschöpft.<br />
Simmets Empfehlung: Unternehmen<br />
sollten frühzeitig verlässliche<br />
Partner finden, um so mit der schnellen,<br />
technikgetriebenen Entwicklung Schritt<br />
zu halten. Unternehmensverbünde wie<br />
Cargoline und IDS Logistik, haben der<br />
Entwicklung schon länger Rechnung getragen.<br />
ZUSAMMENSCHLUSS <strong>DE</strong>S MITTELSTANDS.<br />
„Der Erfolg der Verlader hängt zunehmend<br />
von der Qualität seines Logistikdienstleisters<br />
ab“, sagt Jörn Peter Struck,<br />
Geschäftsführer der Cargoline. Ein eingespieltes<br />
Netzwerk sei essentiell, so<br />
Struck. „Ein Transporteur allein kann<br />
nicht überall dort ein Terminal vorhalten,<br />
wo er es benötigen würde, um die<br />
heute geforderte Flächendeckung zu<br />
erreichen.“ Der Zusammenschluss großer<br />
regionaler Speditionen schafft aber<br />
nicht nur die benötigte Umschlags- und<br />
auch Lagerkapaziät europaweit, sondern<br />
ermöglicht auch eine Optimierung<br />
des Transportsystems. Durch die<br />
gemeinsame Vorhaltung eines Wechselbrückenpools<br />
können die Akteure die<br />
EDV-gesteuerten Ladeeinheiten maximal<br />
einsetzen und ausnutzen. „Die<br />
Wechselbrücken von Krone werden unseren<br />
hohen Anforderungen gerecht:<br />
gute Qualität und hohe Verfügbarkeit.<br />
Dazu kommen niedrigere Verbrauchswerte<br />
durch die bessere Aerodynamik<br />
der Glattwand-Wechselbrücken, da gibt<br />
Die Stückgutkooperation IDS setzt auf innovative Softwarelösungen.<br />
es für uns kaum Alternativen“, erklärt<br />
Struck. In der Zukunft werde es auch für<br />
Cargoline verstärkt um eine intelligent<br />
funktionierende Softwaresteuerung gehen,<br />
um alle Bereiche ideal zu verknüpfen,<br />
ist er überzeugt.<br />
BESCHLEUNIGUNG DURCH DATENANALYSE.<br />
Bei der Stückgutkooperation IDS hat<br />
man neben den Vorteilen der gemeinsamen<br />
Nutzung von Lagern und Transporteinheiten<br />
auch die Softwareentwicklung<br />
im Blick und entwickelt diese<br />
weiter. Das reicht bis zur direkten Kundenansprache,<br />
für die jene Daten genutzt<br />
werden, die durch das System<br />
gewonnen wurden und nun kundengerecht<br />
gezielt eingesetzt werden: Holt<br />
ein Versand spediteur eine Sendung ab<br />
und scannt sie in seinem Lager, erhält<br />
der Privatempfänger automatisch eine<br />
E-Mail mit den genauen Sendungsdaten<br />
und einem vierstündigen Zeitfenster für<br />
die Zustellung. IDS sagt bei Entfernungen<br />
bis 600 Kilometer einen 24-Stunden-<br />
Service zu, bei weiteren Strecken sind es<br />
48 Stunden. Bei telefonischer Avisierung<br />
sind Sendungen für Privatkunden von<br />
Haus zu Haus nach IDS-Angaben drei bis<br />
vier Tage unterwegs. „Das liegt daran,<br />
dass sie im Schnitt 2,2 Tage in der Halle<br />
liegen, bis der Empfänger erreicht werden<br />
konnte, um einen Zustellungstermin<br />
zu vereinbaren“, erläutert IDS-Geschäftsführer<br />
Dr. Michael Bargl. Eine Avisie rung<br />
des Kunden per E-Mail hat nicht nur<br />
den Vorteil der zeit- und ortsunabhängigen<br />
Benachrichtigung, sondern erhöht<br />
auch die Trefferquote und reduziert<br />
Lagerfläche. Dem zunehmenden Kosten<br />
Foto: IDS<br />
8 <strong>trailerforum</strong> | VERNETZUNG
Prof. Dr. Michael ten Hompel,<br />
geschäftsführender Institutsleiter<br />
am Fraunhofer-Institut für<br />
Materialfluss und Logistik<br />
Elmar Fünfer,<br />
Department Head Technics/<br />
Technical Purchase bei Dachser<br />
Jens Müller,<br />
Head of Network Management/<br />
Organization bei Dachser<br />
druck möchte Bargl mit Transparenz begegnen: Die Kostentreiber<br />
müssen dem Kunden gegenüber benannt werden und<br />
die Prozesse durch Zusammenschlüsse von Transporteuren<br />
und gemeinschaftliche Digitalisierung optimiert werden, ist er<br />
überzeugt.<br />
DAS INTERNET <strong>DE</strong>R DINGE. Die Erhöhung von Prozessgeschwindigkeiten<br />
gelingt zunehmend durch neue Technologien. Mit<br />
Techniken wie WLAN oder GPRS lassen sich Hard- und Software<br />
vernetzen und Prozesse besser organisieren, analysieren<br />
und optimieren. Eine steigende Automatisierung ist die Folge.<br />
Eine hohe Flexibilität durch dezentrale und serviceorientierte<br />
Organisations- und Steuerungsstrukturen wird für die Logistiker<br />
immer wichtiger. Doch für die gemeinsame Nutzung von<br />
Kapazitäten wird eine standardisierte Anbindungsmöglichkeit<br />
an den Datenfluss nötig werden. Die<br />
Schlagworte lauten Cloud und Industrie<br />
4.0: „Der größte Vorteil der Cloud ist eine<br />
einheitliche Softwareumgebung. Das Internet<br />
ist der beste Beweis für diese Art<br />
Konvergenz. Wir müssen vor allem das<br />
Problem lösen, wie man in die Cloud hineinkommt<br />
– dieser Weg ist entscheidend.<br />
Alle konventionellen Softwaresysteme<br />
müssen über universelle Schnittstellen<br />
angebunden werden können, um Altsysteme<br />
zu ersetzen“, gibt Prof. Dr. Michael<br />
ten Hompel vom Fraunhofer-Institut in<br />
Dortmund zu bedenken.<br />
»Letzten Endes<br />
muss immer<br />
etwas transportiert<br />
werden.«<br />
Wolfgang Janda, Schenker AG<br />
STANDARDISIERUNGEN ALS WEGBEREITER. Standardisierungen<br />
und die Nutzung von Synergien spielen auch bei den Großen<br />
der Branche eine Rolle. Allerdings haben Dachser, Schenker<br />
AG und die Post/DHL jeder für sich so gewaltige Kapazitäten,<br />
dass diese Maßnahmen konzernintern erfolgen. Jens Müller,<br />
Head of Network Management/Organization bei Dachser,<br />
weist auf die Notwendigkeit eines flächendeckenden Netzwerks<br />
mit eigenen Standorten hin, das über ein standardisiertes<br />
Equipment verfügt. Auch Dachser bedient sich in seinen<br />
Europa verkehren mit Industriegütern aus einem Wechselbrückenpool.<br />
Die Standardisierung der Brücken sowie der Auflieger<br />
kostete den Großlogistiker im Europaaufbau zwar einige<br />
Mühen, sie sorgt jetzt aber für geschmeidige Prozesse. Darüber<br />
hinaus bringt Dachser in allen Niederlassungen dieselben<br />
eigenentwickelten und tief integrierten Kernsysteme für das<br />
Transport und Warehouse Management zum Einsatz. Selbstverständlich<br />
sind auch die Daten zu Fahrzeugen, Trailern und<br />
Brücken in die Erfassung eingebunden.<br />
E-Commerce und veränderte Lebensbedingungen werden<br />
den Markt vor allem im B2C-Bereich stark verändern, ist sich<br />
Müller sicher. „Die Menschen arbeiten tagsüber und können<br />
Sendungen nicht empfangen, deshalb werden sich in der Zukunft<br />
die Lieferzeiten weiter flexibilisieren“,<br />
so Müller. Hier kann er sich auch<br />
eine Bündelung der Ladekapazitäten vorstellen.<br />
Elmar Fünfer, Department Head<br />
Technics/Technical Purchase bei Dachser,<br />
verweist auf die Innovationfreude seines<br />
Unternehmens – man teste alternative<br />
Antriebe ebenso wie kraftstoffsparende<br />
und dadurch CO₂-minimierend gezogene<br />
Einheiten. Krone sei dabei ein wichtiger<br />
Partner, das gelte für die Glattwand-<br />
Wechselbrückenkoffer ebenso wie für die<br />
Modulbauweise des Fahrzeugwerks.<br />
TRANSPORT <strong>DE</strong>R ZUKUNFT. So sieht man das auch bei DB<br />
Schenker Logistics. „Das Fahrzeugwerk Bernard Krone ist bei<br />
uns die Nummer eins für Wechselaufbauten“, sagt Wolfgang<br />
Janda, Senior Vice President System Freight bei der Schenker<br />
AG. Das Unternehmen schätzt vor allem die glattwandigen<br />
Doppelstockbrücken von Krone. Noch in diesem Jahr<br />
werde man weitere 2.000 Planenwechselbrücken gegen die<br />
Glattwandkoffer tauschen. Durch die Standardisierung<br />
Wolfgang Janda,<br />
Senior Vice President System<br />
Freight bei der Schenker AG<br />
VERNETZUNG |<br />
<strong>trailerforum</strong> 9
TRANSPORTNETZWERKE<br />
Laut einer Studie der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) ist und bleibt der Stückgutmarkt eine der wichtigsten<br />
Säulen des deutschen Logistikmarkts. Hängt er einerseits am Erfolg der Gesamtwirtschaft, so sind andererseits Industrieund<br />
Handelsunternehmen auf gut funktionierende, erfolgreiche Transportnetzstrukturen angewiesen. Der Standort Deutschland<br />
profitiert dabei von der hohen Qualität seiner Logistiknetze.<br />
Stabilität und Netzsicherheit hat man daher auch bei der Stückgutkooperation VTL als entscheidende Faktoren im Stückgutsegment<br />
ausgemacht und eine enge Zusammenarbeit mit ILN und S.T.a.R vereinbart. Der Einfluss des E-Commerce ist nicht<br />
nur im KEP-Bereich die treibende Kraft – mit der Folge: Auch im Stückgutbereich sinken die Sendungsgewichte bei steigenden<br />
Sendungszahlen. Stückgutspezialist Hellmann setzt deshalb auch auf KEP, und UPS, einer der weltgrößten Paketdienstleister, ist<br />
im Bereich Supply-Chain-Dienstleistungen unterwegs. Ein eigenes internationales Transportnetzwerk bildet die DPD Group für die<br />
Firma Geopost, die wiederum eine 100-prozentige Tochter der französischen La Poste ist. Deutlich auf den KEP-Bereich spezialisiert,<br />
befördert man hier im europäischen Raum täglich rund drei Millionen Pakete.<br />
Der Mitbewerber GLS bringt es in Deutschland auf 436 Millionen Pakete im Jahr. Auch hier hat man der zunehmenden Verflechtung<br />
von Stückgut und KEP Rechnung getragen: DB Schenker Logistics und die GLS-Gruppe haben eine strategische Partnerschaft<br />
auf europäischer Ebene geschlossen. Der europaweit tätige Paketdienst GLS wird für die DB-Tochter DB Schenker Logistics Pakete<br />
zustellen und Schenker für GLS Stückguttransporte (Paletten) abwickeln.<br />
Die Otto-Group-Tochter Hermes konzentriert sich auf den Bereich E-Commerce: Stückguttransporte sind hier ebenso an der Tagesordnung<br />
wie der Paketdienst. Mithilfe von IT-Lösungen möchte man alle Möglichkeiten nutzen, die die digitale Transformation<br />
bietet, und einer der wichtigsten Logistikpartner für E-Commerce-Akteure jeder Größe werden.<br />
Matthias Bohm,<br />
Nutzfahrzeugeinkäufer bei<br />
der Deutschen Post<br />
der Aufbauten und Prozesse könnten<br />
dann die Brücken frei im eigenen europäischen<br />
Netz mit 36 Ländern eingesetzt<br />
werden, so Janda. Die elektronische Erfassung<br />
sei inzwischen ebenso Standard;<br />
die Wechselbrücken können jederzeit<br />
über GPS geortet werden. Janda macht<br />
sich keine Sorgen über die Zukunft.<br />
Selbst wenn die Teilelogistik umgestellt<br />
und in Zukunft teilweise per 3-D-Drucker<br />
abgewickelt würde, mache ihn das<br />
nicht bange, denn: „Letzten Endes muss<br />
immer etwas transportiert werden“, ist<br />
er überzeugt – und seien es auch nur die<br />
Rohstoffe, mit denen der Drucker arbeitet.<br />
„Wir sind in 36 Ländern vertreten,<br />
wir müssen die Kunden nur fragen, wohin<br />
etwas in Europa gelangen soll, der<br />
Rest ist kein Problem. Durch das eigene<br />
geschlossene Netz in allen Ländern<br />
Europas können wir unseren Kunden<br />
für diese neue Entwicklung auch wieder<br />
eine einheitliche Lösung beziehungsweise<br />
Leistung aus einer Hand anbieten“.<br />
VERBRAUCH ALS PREISMARKE. Bei der<br />
Post sieht es ähnlich aus. Man setzt<br />
auf die glattwandigen Wechselbrücken<br />
von Krone, und dort, wo die Wechselbrücken<br />
nicht eingesetzt werden können,<br />
schätzt man die hohe Qualität der<br />
Auflieger des Fahrzeugwerks. Bei den<br />
Bonnern geht es bezüglich technischer<br />
Innovationen fast immer um Kraftstoffsenkung<br />
und CO₂-Einsparung. „60 bis<br />
»60 bis 70 Prozent<br />
der Transportkosten<br />
entstehen<br />
durch Kraftstoffverbräuche.«<br />
Matthias Bohm, Deutsche Post<br />
70 Prozent der Transportkosten entstehen<br />
durch Kraftstoffverbräuche, darauf<br />
muss unser Hauptaugenmerk liegen“,<br />
erklärt Matthias Bohm, Nutzfahrzeugeinkäufer<br />
bei der Deutschen Post. Die<br />
Trailerindustrie wird diesen Weg mitgehen,<br />
ist sich Bohm sicher. Es werde neben<br />
allen Steuerungsoptimierungen per Software<br />
auch immer wieder um die Hardware<br />
gehen – Aerodynamik, Gewicht,<br />
Rollwiderstände und Stapelfähigkeit.<br />
Denn auch Platz sei ein kostbares Gut,<br />
so Bohm. Die Post experimentiere ausgiebig<br />
mit alternativen Antrieben, Bonn<br />
wird CO₂-frei mit Elektrofahrzeugen beliefert.<br />
„Die Post stellt sich hier schon einmal<br />
richtig auf, denn die EU wird immer<br />
engere Vorgaben machen.“ Eine stärkere<br />
Globalisierung der Trailerschmieden<br />
würde Nutzfahrzeugspezialist Bohm die<br />
Arbeit leichter machen – dann hätte er<br />
nur einen Ansprechpartner.<br />
NEUE I<strong>DE</strong>EN GESUCHT. Immer häufiger<br />
verkaufen Logistiker nicht mehr nur einen<br />
günstigen Transport von A nach B,<br />
vielmehr bieten sie integrierte Lösungen<br />
an. Das gilt sowohl im Stückgut- als<br />
auch im KEP-Bereich. Doch es zeigt sich,<br />
dass gute Ideen allein nicht genügen. Vor<br />
wenigen Jahren kam der Wunsch nach<br />
Fotos: Cargoline, IDS, IML, Dachser, DB Schenker, Deutsche Post, Move it, privat<br />
10 <strong>trailerforum</strong> | VERNETZUNG
One-Day-Delivery auf: Freie Kapazitäten<br />
in der Citylogistik nutzen, um günstig<br />
und schnell Sendungen an den Mann<br />
zu bringen, schien eine vielversprechende<br />
Geschäftsidee zu sein. Doch die Website<br />
Bringbee.ch ist offline: Dem Lieferservice,<br />
der Kurierkapazitäten in einem<br />
urbanen Umfeld nutzt, um Sendungen<br />
für seine Kunden als „Trittbrettfahrer“<br />
mitzugeben, fehlten „vor allem strategische<br />
Partner und Handelspartner,<br />
die Bringbee für ihre Lieferungen nutzen<br />
möchten“, so die Macher von Bringbee.<br />
Es habe großartig funktioniert, nur<br />
nicht oft genug und mit überschaubarem<br />
Wachstum. Die gleiche Idee setzte<br />
der Kurierdienstanbieter Tiramizoo<br />
deutlich erfolgreicher am Markt durch.<br />
Dieser Vorreiter in Sachen One-Day-Delivery<br />
konnte Daimler mit seinem Konzept<br />
überzeugen. Der Autokonzern stieg<br />
nicht nur bei Tiramizoo ein, er nutzt den<br />
Dienst auch für seine örtliche Ersatzteillogistik.<br />
DPD stieg ebenfalls ein und integrierte<br />
das Münchner Unternehmen<br />
in seinen Expresslieferdienst DPD now.<br />
Auch bei DPD informiert man übrigens<br />
mit dem Zustellservice „Predict“ Kunden<br />
per Mail über das voraussichtliche<br />
Eintreffen ihrer Sendungen.<br />
LENKUNG VON WAREN UND VERKEHR. Der<br />
Einsatz von Kameras und Scannern ist<br />
bei den KEP-Anbietern DPD, GLS, Hermes,<br />
UPS, VTL und der Hellmann KG, die<br />
KEP und Stückgut fährt, längst Alltag.<br />
Alle streben die Echtzeitüberwachung<br />
an: Es wird zunehmend wichtig, nicht<br />
nur die Sendungen zu überwachen und<br />
zu schützen, sondern auch deren Transport<br />
zu optimieren. Frühe Informationen<br />
sorgen dabei für eine rechtzeitige<br />
Problembewältigung. Krone liefert dazu<br />
telematikgebundene Sicherungssysteme<br />
wie drahtdurchzogene Planen, um seinen<br />
Kunden eine solche Überwachung<br />
zu ermöglichen. Krone-Geschäftsführer<br />
Ralf Faust gibt einen Ausblick, wohin die<br />
Reise mit der Telematik noch führt: „Es<br />
geht nicht allein um den Straßengüterverkehr,<br />
sondern um den generellen Einsatz<br />
telematischer Dienste. In absehbarer<br />
Zeit werden die Verkehrsströme viel<br />
besser gelenkt. Mit steigender Durchdringung<br />
von telematischen Diensten<br />
funktioniert das immer besser.“<br />
Manfred Krüger von Move it bringt es<br />
noch einmal auf den Punkt: „Der gesamte<br />
Mittelstand müsste idealerweise seine<br />
Informationsverarbeitung zentral in der<br />
Cloud organisieren. Ich brauche die Einzelinformationen<br />
ja theoretisch nur einmal.<br />
Dann könnte ich eine Optimierung<br />
starten, deren Ergebnis den passgenauen<br />
Weg meiner Ware durch das Transportnetz<br />
zeigt. Es kommt gar nicht so<br />
sehr auf die Bereitstellung von neuen<br />
Hubs an, sondern auf ein bestmöglich<br />
funktionierendes Netzwerk mit gebündelten<br />
Informationen.“ Halb volle oder<br />
leere Fahrzeuge, welche die überlastete<br />
Infrastruktur verstopfen, gehören so der<br />
Vergangenheit an. Krüger betont, dass<br />
nur gemeinsame Lösungswege zum Ziel<br />
führen. „Die meisten versuchen, sich an<br />
den falschen Stellen zu differenzieren,<br />
denn eines ist ja klar: Gleiche Probleme<br />
bedürfen gleicher Lösungen.“<br />
Ralf Faust,<br />
Geschäftsführer Kundendienst/Service/Telematik<br />
bei Krone<br />
Fotos: Tiramizoo, Krone<br />
Als Vorreiter in puncto „One-Day-Delivery“ hat sich Tiramizoo am Markt etabliert. Satellitentechnik (re.) soll die Echtzeitüberwachung von Sendungen<br />
möglich machen.<br />
VERNETZUNG |<br />
<strong>trailerforum</strong> 11
FAKTEN<br />
Mit dem Internet<br />
verbundene Fahrzeuge<br />
6,5<br />
Millionen<br />
Westeuropa<br />
Vernetzung in Zahlen<br />
45<br />
Millionen<br />
Weltweit<br />
48<br />
Millionen<br />
210<br />
Millionen<br />
Nutzer sozialer<br />
Netzwerke nach Ländern<br />
im Jahr 2013<br />
Frankreich<br />
23,7<br />
Millionen<br />
Deutschland<br />
32,4<br />
Millionen<br />
China<br />
366,2<br />
Millionen<br />
2011 2016<br />
122,6<br />
Nutzer sozialer<br />
Netzwerke weltweit<br />
26,9 %<br />
der Weltbevölkerung<br />
Zum Jahreswechsel 2014/<strong>2015</strong><br />
umfasste die Weltbevölkerung<br />
rund 7,28 Milliarden Menschen.<br />
Vernetzte Autos<br />
Weltweites Marktvolumen<br />
von Connected-Car-Technologien<br />
in Milliarden Euro<br />
40,3<br />
2010<br />
<strong>2015</strong><br />
2018<br />
0,97 Milliarden<br />
1,96 Milliarden<br />
2,44 Milliarden<br />
2016<br />
2021<br />
Geniale<br />
Spinnerei<br />
Zugfestigkeit der<br />
Spinnenseide<br />
einer Kreuzspinne:<br />
10 Gigapascal<br />
Durchmesser<br />
eines Fadens im<br />
Spinnennetz: etwa<br />
1– 4 Mikrometer<br />
12 <strong>trailerforum</strong> | FAKTEN<br />
Spinnenseide<br />
kann stärker<br />
belastet werden<br />
als Stahl – und<br />
ist trotzdem um<br />
ein Mehrfaches<br />
seiner Länge<br />
dehnbar.<br />
Das menschliche Gehirn<br />
setzt sich aus cirka<br />
100 Milliarden Nervenzellen<br />
zusammen. Diese Nervenzellen sind über<br />
Tausende von Synapsen<br />
miteinander vernetzt.<br />
So nutzen deutsche<br />
Unternehmen einzelne<br />
Web-2.0-Anwendungen,<br />
wenn sie die Technologien<br />
grundsätzlich verwenden.<br />
(im Jahr 2010, nach Anwendungstyp<br />
und Unternehmensgröße)<br />
alle Unternehmen<br />
5–49 Beschäftigte<br />
mehr als 50 Beschäftigte<br />
50<br />
54<br />
33<br />
soziale<br />
Netzwerke<br />
41<br />
In Brüssel sind<br />
30.000<br />
Lobbyisten<br />
aktiv.<br />
36<br />
59<br />
Kooperationsplattformen<br />
39<br />
39<br />
Wikis<br />
40<br />
25<br />
27<br />
16<br />
Blogs oder<br />
Microblogs<br />
Illustration: Manuela Heins / Quellen: Statista, Der Spiegel, Südseiten Magazin, Euractiv.de
ABHOLER<br />
Unsere Kunden<br />
GUTE FAHRT<br />
Diese Kunden freuen sich über ihre neuen Fahrzeuge. Sie legten beim Kauf unter anderem<br />
Wert auf hohe Sicherheit oder wünschten sich eine außergewöhnliche Beschriftung.<br />
Die Spedition K&K Herrmann ist seit Jahren aktiver Unterstützer des FC<br />
Energie Cottbus. Sie erweiterte ihren Fuhrpark um einen zweiten Themenauflieger<br />
mit FC-Energie-Beschriftung.<br />
Die inhabergeführte Spedition Peiffer aus Kassel setzt aus Überzeugung<br />
auf einen hauseigenen Fuhrpark: Seit kurzem wird er von<br />
diesem Profi Liner von Krone verstärkt.<br />
Das britische Frachtunternehmen Kersey Freight hat 15 Koffersattelauflieger aus<br />
der Krone Dry Liner Baureihe in Empfang genommen. Sie bieten viel Ladekapazität<br />
und bestmöglichen Schutz vor Einbrüchen – mit Ausstattungsmerkmalen wie<br />
Hecktüren mit innenliegenden Drehstangenverschlüssen, bei denen die Scharnierbolzen<br />
nicht von außen zugänglich sind.<br />
Günter Duwensee von der<br />
Duwensee Spedition & Lagerhaus<br />
GmbH mit Sitz in Heusenstamm<br />
(Hessen) nahm einen neuen<br />
Profi Liner in Empfang. Duwensee<br />
Spedition & Lagerhaus ist Partner<br />
für Industrie und Handel in den<br />
Bereichen Stückgut, europaweite<br />
Teil- und Komplettladungen,<br />
Gefahrguttransporte sowie Lagermanagement<br />
– mit Schwerpunkt<br />
auf Transporten nach England<br />
und Irland.<br />
Fotos: Krone<br />
Einen Profi Liner Plateauauflieger<br />
übergab Krone-Regionalvertriebsleiter<br />
Ralf Untiedt an Jörg Fleischer,<br />
Geschäftsführer der Schwerlast<br />
Spedition W&F Franke aus Bremen.<br />
Das Unternehmen führt sowohl<br />
Großraum- und Schwertransporte als<br />
auch konventionelle Ladungsverkehre<br />
(national/international) durch.<br />
Die Hauptauftraggeber kommen aus<br />
den Branchen Onshore-Windkraft,<br />
Luft- und Raumfahrt, Anlagen- und<br />
Maschinenbau, Landmaschinen sowie<br />
der Bauindustrie.<br />
Die dänische Reederei DFDS hat für ihren Geschäftsbereich DFDS<br />
Logistics 503 Krone-Auflieger bestellt. Einen davon nimmt hier<br />
Kevin Whorlton, Fleet Manager bei DFDS, entgegen.<br />
ABHOLER |<br />
<strong>trailerforum</strong> 13
INFOGRAFIK SZENE<br />
Mega Liner Automotive<br />
INTELLIGENTE ANLIEFERUNG<br />
Die vormontierten Vorderund<br />
Hinterachsen werden<br />
mit dem Rahmen verbunden.<br />
Die vormontierte Motor- und<br />
Getriebeeinheit wird mit<br />
dem Rahmen verbunden.<br />
Die beiden Rahmenlängsträger<br />
werden für die<br />
Montage vorbereitet.<br />
Logistik<br />
A1<br />
B2<br />
Logistik<br />
A2<br />
B1<br />
B3<br />
Logistik<br />
B5<br />
Rahmenlängsträger<br />
Achsen<br />
Motoren und Getriebe<br />
Überarbeitete Zentralverriegelung<br />
Hydraulische Fanghaken fassen die Planenhaken – so halten<br />
und spannen sie die Plane in der Vertikalen.<br />
Anpassung der Planenspannung<br />
Horizontal wird die Plane über einen Ratschenhebel<br />
gespannt. Die vertikale Spannung der EasyTarp-Plane kann<br />
über eine verstellbare Spannöse nachjustiert werden.<br />
Höhenverstellbares Dach<br />
Das Verdeckgestell des Mega Liner Automotive lässt sich<br />
beim Be- und Entladen um 450 Millimeter in der Höhe<br />
verstellen. Die Fahrhöhe bietet zwei Stufen mit einer<br />
Innenhöhe von 2,90 und 3,00 Metern. Für die effiziente Beund<br />
Entladung lässt sich das Dach zu beiden Seiten variabel<br />
liften.<br />
Höhenvariable EasyTarp-Plane<br />
Durch eine praktische Klettbefestigung lässt sich die<br />
EasyTarp-Plane je nach Dachhöhe ein- oder ausfalten.<br />
14 <strong>trailerforum</strong> | IN SZENE
MAN Produktionshalle F1 bis F3<br />
D<br />
ie Zulieferer der Automobilindustrie müssen täglich beweisen, dass sie den hohen Ansprüchen der Branche<br />
gerecht werden. Deshalb brauchen sie besonders zuverlässige und intelligente Fahrzeuge. Mit dem<br />
Mega Liner Automotive hat Krone dafür einen Trailer mit vielen gut durchdachten Details und spürbaren<br />
Effizienzvorteilen im Programm. Er ist beispielsweise beim Lkw-Hersteller MAN in München im Einsatz. Der Mega<br />
Liner liefert dort die Teile für die Endmontage der Zugmaschinen. Wir werfen hier einen Blick in die Produktionshalle<br />
und zeigen, mit welchen Ausstattungsmerkmalen der Mega Liner Automotive in der Praxis überzeugt: Das<br />
ausgereifte Konzept des Trailers mit dem praktischen Roof Lift wurde hier mit einer in der Höhe variablen Plane<br />
und einer Weiterentwicklung des innovativen Planenschnellverschlusses EasyTarp kombiniert. Krone geht damit<br />
auf die Wünsche von Automotive-Logistikspezialisten wie Seifert, Große-Vehne und Cotrans ein und hat tief in<br />
die Innovationskiste gegriffen.<br />
Die Tankvarianten werden je<br />
nach gewünschter Ausstattung<br />
montiert.<br />
Das Anbringen der Räder ist der<br />
letzte Schritt: Damit ist die<br />
Montage des Trucks abgeschlossen.<br />
Fläche: 38.000 m 2<br />
Bandlänge: 800 m<br />
Stationen: 79<br />
Bandabschnitt A<br />
A1 Rahmenbau, Komponenten, Achseinbau<br />
A2 Chassislackierung<br />
Bandabschnitt B<br />
B1 Vormontagen<br />
B2 Anbauteile, Leitungsverlegung, Antriebsstrang<br />
B3 Vormontagen<br />
B4 Module<br />
B5 Fahrerhaus-Aufsetzen<br />
Bandabschnitt C<br />
C1 Räder, Befüllung<br />
C2 Inbetriebnahme<br />
C3 Prüflinie, Ablieferung ZP8<br />
C4 Finish<br />
B3<br />
B4<br />
Fahrerhaus<br />
Ausstattung<br />
B3<br />
C1<br />
C2<br />
Audit<br />
C3<br />
Tanks<br />
Räder<br />
C4<br />
Intuitives Prinzip<br />
Über einen Hydraulikhebel und Feststellhebel an der<br />
Eckrunge sowie durch Höheneinstellplatten an den Eck- und<br />
Mittelrungen lässt sich die Dachhöhe einstellen.<br />
Maximale Ladehöhe<br />
Das Hubdach ermöglicht auch das einfache und zeiteffiziente<br />
Beladen von hohem Ladegut, beispielsweise gestapelten<br />
Autoreifen oder bis zu drei Gitterboxen übereinander. Die<br />
schmalen Außenbäume bieten eine Gitterboxenbreite bis<br />
unter die Querspiegel.<br />
3x<br />
Illustration: Volker Römer<br />
IN SZENE |<br />
<strong>trailerforum</strong> 15
PORTRÄT<br />
Gebrüder Weiss<br />
NAHTLOSE TRANSPORTLOGISTIK<br />
RUND UM <strong>DE</strong>N ERDBALL<br />
Das „orange Netzwerk“ des österreichischen Familienkonzerns Gebrüder Weiss ist weltweit in 27 Ländern präsent. Heidi Senger-Weiss,<br />
Gesellschafterin und Aufsichtsrätin, wurde jüngst als erste Frau überhaupt in die „Logistics Hall of Fame“ aufgenommen.<br />
M<br />
it nur 27 Jahren muss Heidegunde „Heidi“ Senger-Weiss im Jahr<br />
1968 Verantwortung für eine Firma mit knapp 1.000 Mitarbeitern<br />
übernehmen: Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters Ferdinand<br />
steht sie gemeinsam mit ihrem Mann Paul von einem Tag auf den anderen<br />
an der Spitze der Gebrüder Weiss. Sie nimmt die Herausforderung an<br />
und setzt sich durch: Das Unternehmen ist heute ein international erfolgreicher<br />
Mobilitätskonzern und zählt mit über 150 Standorten in 27 Ländern<br />
und 6.000 Mitarbeitern zu den weltweit führenden Transport- und Logistikunternehmen.<br />
Besonders von Mitteleuropa bis Vorderasien mit derzeit 1.179 Linienverkehren<br />
verfügt Gebrüder Weiss über eines der leistungsstärksten Netzwerke<br />
der Branche. Mit knapp 500 Jahren Geschichte gilt es zudem als das älteste<br />
Speditionsunternehmen Österreichs. Neben den Hauptgeschäftsbereichen<br />
Landtransporte, Luft- und Seefracht sowie Logistik sind unter dem Dach<br />
der Gebrüder Weiss Holding AG mit Sitz im österreichischen Lauterach<br />
auch eine Reihe von hoch spezialisierten Branchenlösungen und Tochterunternehmen<br />
angesiedelt. Diese Bündelung ermöglicht es dem Konzern,<br />
der sich auch als das „orange Netzwerk“ bezeichnet, schnell und flexibel auf<br />
Kundenbedürfnisse zu reagieren. Dabei ist es nach wie vor ein Familienbetrieb<br />
mit starken Wurzeln in der Alpen-Donau-Region.<br />
Nachhaltiger Vorreiter<br />
Mit einer Vielzahl an ökologischen, ökonomischen und sozialen Maßnahmen<br />
gilt Gebrüder Weiss heute auch als Vorreiter in puncto nachhaltigen<br />
Wirtschaftens. Das ist für Heidi Senger-Weiss, die nach wie vor als Gesellschafterin<br />
und Aufsichtsrätin aktiv ist, immer ein besonders wichtiger<br />
Punkt ihrer Arbeit gewesen. Sie gilt heute aber auch weit über die Grenzen<br />
des eigenen Unternehmens hinaus als Botschafterin der Logistik, der die<br />
gesamte europäische Branche Respekt zollt. Deshalb wurde sie jüngst in die<br />
„Logistics Hall of Fame“ aufgenommen – als erste Frau überhaupt. Die Jury<br />
erklärt, sie habe zahlreiche Impulse in der Unternehmensführung, Internationalisierung<br />
und Mitarbeitermotivation gesetzt und damit zur Professionalisierung<br />
der Branche maßgeblich beigetragen.<br />
Das Unternehmen Gebrüder Weiss will eben immer mehr erreichen<br />
als nur wirtschaftlichen Erfolg – auch wenn der selbstverständlich die<br />
Fotos: Gebrüder Weiss<br />
16 <strong>trailerforum</strong> | PORTRÄT
Basis bildet. „Finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit sind<br />
die Grundfeste unseres Handelns“, erklärt Wolfram Senger-<br />
Weiss, Finanzvorstand von Gebrüder Weiss. Von Dun & Bradstreet,<br />
einem renommierten amerikanischen Wirtschaftsinformationsdienstleister,<br />
erhielt das Unternehmen wiederholt<br />
die Bonitätsbestnote. Im Rahmen des Zukunftsprogramms<br />
„Agenda 2020“ wurden allein im Jahr 2014 rund 56,4 Millionen<br />
Euro in den Ausbau von Netzwerk, Standorten und Infrastruktur<br />
investiert. Im gleichen Jahr konnte erstmals in der<br />
Unter nehmensgeschichte die Nettoumsatzgrenze von 1,2 Milliarden<br />
Euro übersprungen werden. Wolfgang Niessner, seit<br />
2005 Vorstandsvorsitzender, sagt: „Auch Wertschöpfung und<br />
Cashflow konnten bei hohem Investitionsvolumen und stabiler<br />
Eigenkapitaldecke gesteigert werden.“<br />
Vertrauen in die Krone-Qualität<br />
Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist ein zuverlässiger,<br />
hochwertiger Fuhrpark – für Gebrüder Weiss ein guter<br />
Grund, auf das Fahrzeugwerk Krone zu setzen. „Wir arbeiten<br />
seit vielen Jahren sehr partnerschaftlich zusammen“, sagt Zentraleinkäufer<br />
Marco Petru, „besonders zufrieden sind wir mit<br />
dem individuellen und länderspezifischen Support, den Krone<br />
flächendeckend für alle unsere Fuhrparks erbringt.“ Momentan<br />
sind bei Gebrüder Weiss rund 680 Auflieger und Anhänger<br />
von Krone im Einsatz.<br />
Die Lastzüge fahren zum Beispiel die neue Logistikanlage<br />
in Brünn an, die das Unternehmen im Sommer bezogen hat:<br />
Die Anlage dient als Verteilzentrum für Tschechien, Ungarn,<br />
Österreich und Polen. Der Standort Hall in Tirol wurde um ein<br />
neues Logistikterminal von 1.000 Quadratmeter Fläche erweitert.<br />
Auch im bulgarischen Sofia entstand ein neues, rund<br />
57.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum. Und schließlich<br />
zog auch die Firmenzentrale selbst in das neue Gebäude<br />
in Lauterach (Vorarlberg) ein. „Nur ein finanziell gesundes Unternehmen<br />
kann nachhaltig agieren und seiner gesellschaftlichen<br />
Verantwortung nachkommen“, erklärt Wolfram Senger-<br />
Weiss. „Wir können es uns weiterhin leisten.“<br />
Mit rund 35 Prozent der Konzernwertschöpfung beziehungsweise<br />
10,6 Millionen Sendungen jährlich ist der Bereich „Nationaler<br />
und Internationaler Landverkehr“ unangefochten der Umsatzbringer<br />
des Konzerns. „Grundpfeiler des Erfolgs sind unser<br />
Partnernetzwerk ‚System Alliance Europe‘ sowie die flächendeckende<br />
Einführung unserer Hauszustellung ‚Gebrüder Weiss<br />
pro.line home‘ in Österreich und in mehreren zentral- und osteuropäischen<br />
Ländern“, erklärt Niessner. Im Bereich Air and<br />
Sea wird das Sammelgutprodukt Gebrüder Weiss consolution<br />
mit standardisierten Servicelevels und direkten Seefahrtlinien<br />
kontinuierlich ausgebaut. Mit einem Vorjahresplus von 20 Prozent<br />
legte dieser Bereich umsatzmäßig am stärksten zu. Auch<br />
im Bahnbereich konnte Gebrüder Weiss sein Ergebnis trotz<br />
widriger Umstände steigern: Fünfmal pro Woche verlässt der<br />
„Bodenseeshuttle“ den vorarlbergischen Güterbahnhof Wolfurt<br />
in Richtung deutsche Seehäfen (Hamburg, Bremerhaven). Mit<br />
einer Jahreskapazität von 12.000 TEU bietet der von Rail Cargo<br />
Austria und Gebrüder Weiss gemeinsam betriebene Containerzug<br />
eine umweltschonende Alternative zum Lkw-Verkehr.<br />
Vier Kernwerte<br />
In allen Geschäfts bereichen wird immer wieder deutlich, dass<br />
Gebrüder Weiss sich vier Kern werten verschrieben hat: Unabhängigkeit,<br />
Nachhaltigkeit, Engagement und Service-Excellence.<br />
Besonders Heidi Senger-Weiss persönlich hat sich bereits<br />
früh für soziale Verantwortung in der Logistik eingesetzt.<br />
Sie zieht auch in die „Logistics Hall of Fame“ ein, weil sie sich<br />
immer für den Fortbestand von Familien unternehmen und ihrer<br />
Werte verdient gemacht hat. Die Branche spricht respektvoll<br />
als „Grande Dame der öster reichischen Transportlogistik“<br />
von ihr. Eine Grande Dame mit orangem Herzen.<br />
Zur Person<br />
Wolfram Senger-Weiss,<br />
Finanzvorstand von Gebrüder<br />
Weiss, ist gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Heinz seit 2005<br />
im Vorstand des Familienunternehmens<br />
aktiv. Er hat<br />
nach seinem Studium an der<br />
Wirt schaftsuniversität Wien<br />
in der Industrie gearbeitet:<br />
als Vorstandsassistent der<br />
Berndorf AG und im Management<br />
eines Start-ups in den<br />
USA. Nach einer postgradualen<br />
Ausbildung ging er 2003<br />
ins Unternehmen.<br />
Seit 2012 ist er Präsident des<br />
Zentralverbands Spedition &<br />
Logistik.<br />
Kontinuierliches Wachstum<br />
Mit dem Markteintritt in Russland und den jüngsten Standorten<br />
in der Türkei und Georgien wurde in den vergangenen<br />
Jahren eine geografische Lücke im Netzwerk geschlossen. Mittlerweile<br />
betreibt Gebrüder Weiss auch Sammelgutverbindungen<br />
von Passau und Wien/Langenzersdorf nach Georgien und<br />
Turkmenistan. Transportiert werden vorwiegend Agrarprodukte,<br />
Maschinenteile und medizinische Ausrüstung. Die neue<br />
Niederlassung in Sofia fungiert hierbei als Drehscheibe in Richtung<br />
Zentralasien.<br />
Das älteste Speditionsunternehmen Österreichs setzt auf einen modernen Fuhrpark.<br />
PORTRÄT |<br />
<strong>trailerforum</strong> 17
INTERVIEW<br />
Krone-Qualitätsmanagement<br />
POTENZIALE ZUR OPTIMIERUNG<br />
GIBT ES IMMER<br />
Zur Person<br />
Gerold Wenisch ist als<br />
Geschäftsführer für den<br />
Bereich Produktion und<br />
Materialwirtschaft im<br />
Fahrzeugwerk Krone<br />
verantwortlich.<br />
D<br />
Die Marke Krone steht für ein<br />
Qualitätsversprechen an die<br />
Kun den. Wie man Gutes noch<br />
besser machen kann, erklären Gerold<br />
Wenisch, Geschäftsführer für den Bereich<br />
Produktion und Materialwirtschaft<br />
bei Krone, und Ralf Faust, Geschäftsführer<br />
für Kundendienst, Service und Telematik.<br />
Der Trailermarkt ist hart umkämpft: Wie<br />
schafft es Krone, sich auf diesem Markt<br />
immer wieder zu beweisen?<br />
Wenisch: Inhabergeführte Unternehmen<br />
wie wir können sehr gut auf Kundenwünsche<br />
eingehen – in puncto Qualität wie<br />
auch im Bereich der Produktausführung.<br />
Krone produziert ein Erzeugnis wie den<br />
Trailer in hohen Stückzahlen und geht<br />
dabei trotzdem auf individuelle Wünsche<br />
des einzelnen Kunden in Bezug auf<br />
Ausstattung und Gestaltung der Fahrzeuge<br />
ein. Der standardisierte Trailer ist<br />
für uns nicht zwingend die alleinige Basis<br />
unseres Geschäftsmodells.<br />
Faust: Und das gepaart mit Dienstleistungen,<br />
die wir ebenfalls sehr individuell<br />
auf den Kunden zuschneiden. Wir begleiten<br />
ihn über den gesamten Lebensweg<br />
des Trailers hinweg sehr intensiv – von<br />
der Garantie- und Kulanzabwicklung<br />
bis hin zur modernen Telematik. Das<br />
sind Produkte, die sich in der Digitalisierung<br />
und Telematik abspielen aus dem<br />
Service bereich, aber beispielsweise auch<br />
Finanzierungsmöglichkeiten, die das Eigenkapital<br />
des Kunden schonen. Der<br />
hohe Qualitätsanspruch, den die Kunden<br />
an Krone haben, spiegelt sich dann auch<br />
im Restwert wider. Trailer haben in Europa<br />
inzwischen ein Durchschnittsalter<br />
von etwa neun Jahren, die Investitionszyklen<br />
haben sich nach der Finanzkrise<br />
geändert. Insbesondere unsere neuen<br />
Produkte sind nach wie vor auch auf dem<br />
Gebrauchtmarkt hochbegehrt. Der Kunde<br />
hat damit letztlich einen deutlichen<br />
Vorteil, wenn er sich für unsere Fahrzeuge<br />
entscheidet.<br />
Krone hat schon immer einen hohen Anspruch<br />
an Qualität bewiesen: Was kann<br />
man da noch besser machen?<br />
Faust: Wir schauen immer wieder bis<br />
auf die kleinsten Bausteine in der Prozesskette<br />
unserer Produktion und stellen<br />
alles auf den Prüfstand. Wir hinterfragen<br />
bei jedem Detail, ob wir damit dem Kunden<br />
unseren Qualitätsanspruch beweisen<br />
können oder ob wir eventuell etwas<br />
optimieren müssen beziehungsweise<br />
wollen. Diese Frage muss man sich immer<br />
stellen, um nicht nachlässig zu werden.<br />
Ein Unternehmen muss das leben.<br />
Die Ansprüche, die wir bei Krone an die<br />
Qualität haben, sind ein fester Bestandteil<br />
der Prozesskette unserer Kunden.<br />
Wie entwickeln Sie neue Ideen und Ansätze<br />
zur Verbesserung?<br />
Wenisch: Wir stehen einerseits in engem<br />
Austausch mit den Kunden, die mit ihren<br />
Anforderungen auf uns zukommen. Andererseits<br />
informieren wir uns auf Messen<br />
und per Wettbewerbsanalysen. Und<br />
natürlich kommen auch viele Vorschläge<br />
aus den eigenen Reihen, wenn zum Beispiel<br />
Mitarbeiter in der Produktion eine<br />
Idee haben und sagen: „Mensch, warum<br />
probieren wir hier nicht mal das aus und<br />
versuchen dort mal jenes?“<br />
Faust: Auch neue technische Entwicklungen<br />
geben Impulse, zum Beispiel in<br />
der Motorentechnik im Lkw-Bereich:<br />
Der Euro-6-Motor hat bei weniger CO 2<br />
-<br />
Ausstoß ein höheres Eigengewicht und<br />
Fotos: Stefan Schöning<br />
18 <strong>trailerforum</strong> | INTERVIEW
fordert damit, dass wir mit unserem Produkt<br />
immer leichter werden müssen. Wir<br />
sprechen hier von 600, 700 Kilogramm.<br />
Das hat zur Folge, dass wir Produktionsverfahren<br />
ändern und Materialien neu<br />
auswählen müssen. Dass wir die Konstruktion<br />
überdenken müssen, während<br />
wir immer dem hohen Qualitätsanspruch<br />
an einen Krone-Auflieger gerecht<br />
werden. Wir machen uns dann gemeinsam<br />
mit den Kunden auf den Weg, um<br />
eine passende Lösung für sie und für den<br />
Markt zu finden.<br />
Wenisch: Wir befinden uns hier im Spannungsfeld<br />
von hohen Stückzahlen in der<br />
Produktion, hohem Qualitätsanspruch<br />
und der schon erwähnten Individualisierung<br />
des Fahrzeugs, die wir gemeinsam<br />
mit dem Kunden verwirklichen. Das sind<br />
teilweise ganz konkrete Fragestellungen,<br />
zum Beispiel, mit welcher vollautomatischen<br />
Verschraubungstechnik die Räder<br />
angezogen und die Verschraubungsdaten<br />
sowie Drehmomente in der EDV<br />
weggeschrieben werden sollen – denn<br />
es macht einen Unterschied, ob das in<br />
der Produktion nur 50-, 100- oder 1.000-<br />
mal am Tag gemacht werden muss. Unternehmen<br />
wachsen mit den Umsätzen,<br />
aber auch in den Strukturen, und müssen<br />
dann über große Mengen die Qualität in<br />
allen Belangen absichern.<br />
Herr Faust, im Ersatzteilservice sind für<br />
Sie Schnelligkeit und Zuverlässigkeit besonders<br />
wichtige Themen. Wo sind hier<br />
Optimierungen möglich?<br />
Faust: Potenziale zur Optimierung gibt<br />
es immer. Für uns besteht die wichtigste<br />
Herausforderung im Service darin,<br />
die Mobilität unserer Kunden so hoch<br />
zu halten, dass sie quasi nicht mal einen<br />
geplanten Werkstattaufenthalt des<br />
Fahrzeugs wahrnehmen. Wir versuchen<br />
natürlich mit unseren Serviceprodukten<br />
und mit der Qualität, ungeplante Werkstattaufenthalte<br />
so stark wie möglich<br />
einzudämmen. Wir loten hier immer<br />
aus, wo eventuell noch Potenziale liegen,<br />
sei es in Bezug auf die Verfügbarkeit von<br />
Strukturen oder auch auf die Menschen,<br />
die in dieser Servicewelt agieren.<br />
Herr Wenisch, Sie sind für die Produktion<br />
verantwortlich – für den Krone-Trailer.<br />
Welche Möglichkeiten erschließen Sie<br />
sich da und auf welche Weise?<br />
Wenisch: Produktion und Einkauf sind<br />
bei uns sehr eng verwobene Aufgabenstellungen.<br />
Denn produziert werden<br />
kann nur dann, wenn die richtigen Teile<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.<br />
Wir arbeiten bei Krone mit einer sehr<br />
niedrigen Fertigungstiefe, die uns mit entsprechend<br />
leistungsfähigen Lieferanten<br />
sehr flexibel macht. Gleichzeitig bedeutet<br />
es viel Verantwortung gegenüber dem<br />
Kunden sowie den Lieferanten, die uns<br />
die Komponenten anliefern, und zwar<br />
idealerweise genau in der Reihen folge,<br />
in der wir die Fahrzeuge und Aufträge<br />
platzieren. Das sichern wir durch kontinuierliche<br />
Verbesserungsprozesse ab –<br />
analog zur Automobilindustrie. Wir wollen<br />
das komplette Potenzial der Wertschöpfungskette<br />
nutzen.<br />
Wo gibt es zwischen Ihnen beiden Berührungspunkte,<br />
wann setzen Sie sich zusammen<br />
an einen Tisch und besprechen<br />
die Themen Optimierung und Qualität?<br />
Wenisch: Gerade im Bereich von Herrn<br />
Faust ist in den letzten Jahren viel passiert;<br />
er hat den Kundendienst so aufgestellt,<br />
dass er quasi als Radarschirm<br />
funktioniert. Dort werden Hinweise auf<br />
Mängel gründlich dokumentiert, aufbereitet,<br />
systematisiert und dann eben auch<br />
manchmal als durchaus unangenehme<br />
Aufgabe in der Produktion platziert. Wir<br />
suchen dann die beste, nachhaltige Lösung<br />
dafür. Ein Schiff ohne Radar zu fahren<br />
hat sich bekanntlich schon bei der<br />
Titanic als schlechte Idee herausgestellt.<br />
Faust: Wir haben hier eine hochgradig<br />
transparente Informationspolitik geschaffen,<br />
in der wir Dinge, die wir aus unseren<br />
Full-Service-Bereichen vom Markt<br />
zurückgespielt bekommen, in die Struktur,<br />
Konstruktion und Fertigung als<br />
Aufgabe geben. Und zwar nicht als mahnender<br />
Finger, sondern wirklich als Verbesserung<br />
unserer Qualität. Eine gewisse<br />
Reklamationsrate kann man nie<br />
ausschließen. Aber wir stellen uns diesen<br />
Dingen mit einer sehr hohen Qualität<br />
und Kulanzbereitschaft. Wir schauen<br />
nicht weg, sondern wir suchen Lösungen,<br />
damit der Kunde auch morgen gern<br />
wieder zu uns kommt.<br />
Wieso können Ihre Kunden auch dann<br />
noch zufrieden mit Krone, seinen Produkten<br />
und Services sein?<br />
Faust: Wir sind mehr und mehr echte<br />
Partner für unsere Kunden geworden,<br />
nicht zuletzt durch unsere verbesserte<br />
Servicestruktur. Wir versuchen auch,<br />
uns mit unseren Stärken und Alleinstellungsmerkmalen<br />
ganz klar am Markt zu<br />
positionieren. An der Auslastung unserer<br />
Werke sieht man, dass das belohnt wird.<br />
Die Kunden schenken uns nach wie vor<br />
in sehr hohem Maße ihr Vertrauen. Kunde<br />
und Qualität sind bei Krone einfach<br />
untrennbar miteinander verbunden. Das<br />
ist für alle Mitarbeiter Grundlage ihrer<br />
Arbeit, sie leben es jeden Tag.<br />
Wenisch: Dabei geht es auch um Vertrauen<br />
und Motivation: Kunden und<br />
Mitarbeiter sind für Krone das wichtigste<br />
Gut. Das entspricht auch der Philosophie<br />
der Familie Krone als Inhaber: Das<br />
Fahrzeugwerk steht seit mehreren Generationen<br />
konsequent für Qualität. Das<br />
ist einer unserer wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />
im Markt, und das ist in der<br />
gesamten Unternehmensgruppe ganz<br />
klar spürbar.<br />
Zur Person<br />
Ralf Faust verantwortet als<br />
Geschäftsführer Kundendienst/Service/Telematik<br />
des<br />
Fahrzeugwerks Bernard Krone<br />
alle Wertschöpfungsketten im<br />
Dienstleistungsbereich.<br />
INTERVIEW |<br />
<strong>trailerforum</strong> 19
INTERNATIONAL<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
ALLE SIGNALE<br />
AUF GRÜN<br />
Das Familienunternehmen MGE hat sich vom Betrieb für Lagerwirtschaft zum universellen<br />
Transportdienstleiter entwickelt, das sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat.<br />
„Uns kennt man in ganz Lothringen als die<br />
Firma mit den grünen Lastwagen“, erklärt<br />
Philippe Virtel, der Chef des französischen Familienunternehmens<br />
MGE, das seinen Sitz am Stadtrand<br />
von Epinal hat. „Als mein Vater 1958 diese<br />
Farbe wählte, konnte er nicht ahnen, wie zukunftsweisend<br />
sie war. Heute macht sie für jedermann<br />
unser Engagement für eine nachhal tige Entwicklung<br />
unseres Unternehmens sichtbar.“ MGE<br />
hat gerade die vor vier Jahren einge leitete Erneuerung<br />
seinen Fuhrparks abgeschlossen und<br />
zählt jetzt 350 Zugmaschinen, alle von Mercedes.<br />
Zwei Drittel davon entsprechen der Euro-<br />
5-Norm und ein Drittel der Euro-6-Norm. Dies<br />
war ein gewichtiges Argument für das Branchenblatt<br />
„L’Officiel des Transporteurs“, das die Gruppe<br />
MGE 2013 zum „Transporteur des Jahres“<br />
wählte.<br />
Philippe Virtel leitet seit mehr als 20 Jahren das französische<br />
Familienunternehmen MGE.<br />
VON LAGERWIRTSCHAFT ZU TRANSPORT. Das Familienunternehmen<br />
blickt auf mehr als 130 Jahre<br />
Tradition zurück. Gegründet im Jahre 1882, war<br />
der Betrieb früher vor allem auf Lagerwirtschaft<br />
ausgerichtet. „Doch mein Vater Max Virtel, der<br />
das Unternehmen 1958 kaufte und der technikbegeistert<br />
war, wollte sich in Richtung Straßentransport<br />
umorientieren“, so Philippe Virtel.<br />
Anfangs wickelte er vor allem Transporte von Agrarprodukten<br />
und Baumaterial innerhalb der Region<br />
ab. „Doch die Kunden wollten immer öfter<br />
Tür-zu-Tür-Lieferungen, um Unterbrechungen<br />
der Transportkette zu vermeiden, und so holten<br />
wir bald für Unternehmen unserer Region Kohle<br />
aus den Gruben Lothringens oder skandinavische<br />
Papiermasse aus den Beneluxhäfen“, erinnert sich<br />
Philippe Virtel, der die Leitung des Unternehmens<br />
1994 übernommen hat. „Bald machte der<br />
internationale Verkehr mehr als die Hälfte des<br />
Umsatzes aus. Unsere Lkws fuhren von Irland bis<br />
Sizilien und von Dänemark bis zum Balkan.“<br />
Billigkonkurrenz und Sozialdumping hinterließen<br />
jedoch auch bei MGE ihre Spuren. „Durch<br />
wirtschaftlichen Druck und soziale Verschiebungen<br />
in Europa haben wir unsere Kapazität<br />
verloren, auf dem internationalen Markt mitzumischen“,<br />
sagt Virtel. Das Unternehmen verlor<br />
Kunden und musste Märkte wie Süditalien, Dänemark<br />
und Großbritannien aufgeben. Dafür konzentrierte<br />
es sich verstärkt auf seinen Kernmarkt<br />
zwischen Frankreich und dem Westen des alten<br />
Europas, den Beneluxländern, über das deutsche<br />
Rheinland und die Schweiz bis Norditalien. Die<br />
internationalen Transporte machen heute nur<br />
noch knapp 20 Prozent des Umsatzes aus. MGE<br />
zählt gegenwärtig 480 Mitarbeiter und weist einen<br />
Jahresumsatz von 52 Millionen Euro aus. Bei<br />
dem in der Branche verbreiteten Klagen über den<br />
wirtschaftlichen Rückgang stimmt Philippe Virtel<br />
nicht mit ein. „Man kann durchaus existieren,<br />
aber dazu muss man natürlich auf die Entwicklungen<br />
am Markt reagieren und Ini tiativen entwickeln“,<br />
ist er überzeugt. „Sicher wirft der Straßentransport<br />
keine üppigen Gewinne ab, aber<br />
wenn Unternehmen wie das unsere seit mehr als<br />
100 Jahren existieren, beweist das doch, dass man<br />
sich trotzdem behaupten kann.“<br />
Als Zeichen für die Soliditiät von MGE verweist<br />
Virtel darauf, dass alle Gelände, Gebäude,<br />
Fotos: Khaled Frikha<br />
20 <strong>trailerforum</strong> | PORTRÄT
Fahrzeuge und andere Technik aus eigenen Mitteln finanziert<br />
wurden und Firmeneigentum sind. „So sind<br />
wir von den Banken und den Herstellern unabhängig“,<br />
betont er stolz. „Wir haben uns nicht nur auf unser<br />
Kerngeschäft konzentriert, sondern auch Nischen gesucht<br />
und erschlossen.“ Bei den Kunden handelt es<br />
sich vorwiegend um Unternehmen der Schwerindustrie<br />
oder der Chemie, in geringerem Maße auch aus<br />
der Agrar- und Nahrungsgüterindustrie. „Wir können<br />
alle Arten von Transportleistungen abdecken, von<br />
der Beförderung von Rohstoffen über Energieträger<br />
bis zu Halb- und Fertigprodukten, aber auch bis zur<br />
Abfallentsorgung.“ Oftmals handelt es sich dabei um<br />
Komplettladungen von Gütern, die auf Paletten gestapelt<br />
sind; doch noch häufiger sind es Schüttgüter,<br />
pulverförmige Produkte oder Flüssigkeiten. Das Unternehmen<br />
verfügt über mehr als 600 Auflieger, von<br />
denen ein Drittel herkömmliche Aufbauten hat und<br />
zwei Drittel Kipper, Tank- und Silofahrzeuge sind. „In<br />
Europa gibt es viele Gruppen, die auf das eine oder<br />
andere davon spezialisiert sind, doch wir haben es geschafft,<br />
alles nebeneinander anzubieten, und das hat<br />
sich bewährt“, meint Philippe Virtel stolz. Als Ergänzung<br />
zum Transport hat MGE in begrenztem Umfang<br />
auch Kapazitäten für die kurzzeitige Lagerung von<br />
Schüttgut in Silos und von Paletten in einem Lagerhaus<br />
sowie für die Konditionierung, beispielsweise<br />
das Abfüllen von losem Schüttgut in Säcke.<br />
PARTNER FÜR SPEZIALANFERTIGUNG. Philippe Virtel<br />
lernte das Unternehmen Krone im Jahr 2007 kennen,<br />
testete damals ein Fahrzeug und war sehr zufrieden<br />
damit. „Als wir eine Spezialanfertigung für den Transport<br />
von Papier brauchten, war Krone unter den europäischen<br />
Herstellern das einzige Unternehmen, das<br />
positiv reagiert und einen Protoypen gebaut hat. Als<br />
sich kürzlich für uns die Frage nach der Erneuerung<br />
eines Teils unseres Fuhrparks gestellt hat, haben wir<br />
uns ganz natürlich an Krone gewandt und einen Vertrag<br />
über weitere 80 Fahrzeuge geschlossen, die in<br />
den nächsten 18 Monaten geliefert werden. So wird<br />
sich die Zahl der Krone-Fahrzeuge in unserem Fuhrpark<br />
gleich verdreifachen.“<br />
Seit 2007 betreibt MGE auch Kombiverkehr Straße/Schiene,<br />
der zurzeit fünf Prozent des Umsatzes<br />
ausmacht. „Angesichts von immer mehr Staus auf<br />
den Straßen, der Treibstoffpreisentwicklung und den<br />
immer strengeren Umweltauflagen erschien mir dies<br />
einfach notwendig, um die Zukunft vorzubereiten“,<br />
erläutert Philippe Virtel. „Das wird von immer mehr<br />
Kunden, die auch etwas für die nachhaltige Entwicklung<br />
tun wollen, dankbar angenommen.“ Für den Umschlag<br />
von Containern und Wechselbehältern vom<br />
Lkw auf den Zug hat MGE nahe Nancy ein eigenes Gelände<br />
mit Gleisanschluss. Dort können auch komplette<br />
Güterzüge mit Schüttgut be- und entladen werden.<br />
ABWASSER GRÜNDLICH GEREINIGT. Die Firma hat eine<br />
eigene Werkstatt für Durchsichten und kleinere Reparaturen<br />
sowie zwei Waschstraßen für Lkws – eine für<br />
die Lastzüge mit eckigen Aufliegern und eine für die<br />
mit runden Tanks. Außerdem besitzt MGE eine Anlage,<br />
in der die Tank- und Siloauflieger zwischen den<br />
verschiedenen Transporteinsätzen innen gründlich<br />
gereinigt werden. In dieser Anlage, die als Service<br />
auch anderen Transportunternehmen offensteht,<br />
wird Wasser, das mit speziellem Reinigungsmittel<br />
vermischt wurde, unter Druck von 200 Bar eingesetzt.<br />
Dann wird diese Spülflüssigkeit in einer firmeneigenen<br />
Anlage so gründlich gereinigt, dass das Wasser<br />
bedenkenlos in die nahe Mosel abfließen kann. So<br />
wird MGE auch hier der Verpflichtung der grünen<br />
Farbe seiner Lkws gerecht.<br />
MGE lagert auch Schüttgut in eigenen Silos.<br />
Bei Krone hat das Unternehmen jüngst 80 neue Fahrzeuge bestellt.<br />
PORTRÄT |<br />
<strong>trailerforum</strong> 21
AUSGLEICH<br />
Krone-Mitarbeiter und ihre besonderen Hobbys<br />
LEI<strong>DE</strong>NSCHAFT FÜR <strong>DE</strong>N BERUF<br />
Krone-Mitarbeiter brennen nicht nur für den Job, sie pflegen auch in ihrer Freizeit vielfältige Interessen und verfolgen dort ehrgeizige Ziele. Die drei<br />
ALS EINZELKÄMPFER ERREICHT<br />
MAN AUF <strong>DE</strong>M FELD GAR NICHTS<br />
Vertriebsmitarbeiter Jan-Karl Oldiges spielt seit 19 Jahren Handball. Den Teamplayer faszinieren<br />
Schnelligkeit und Technik des Sports.<br />
Im Handball zählen Technik und Konzentration –<br />
Jan-Karl Oldiges schätzt diese Kombination.<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Ich bin ein absoluter Teamplayer – und über<br />
zwei Meter groß. Jahrelang habe ich Basketball<br />
gespielt, aber das hat mir nicht gereicht, ich<br />
wollte mich stärker auspowern. Am Handball<br />
gefällt mir die Kombination aus Technik und<br />
Konzentration und dass es ein schneller Sport<br />
ist. Man muss sich auf seine Teampartner verlassen<br />
können und fast blind mit ihnen verstehen:<br />
Hier kann man nicht mit dem Kopf durch<br />
die Wand, sondern man muss immer schauen,<br />
wer rechts und links steht oder läuft. Es gehört<br />
auch viel Respekt vor dem Gegner dazu, und<br />
das alles hat mir immer sehr an diesem Sport<br />
gefallen.<br />
Was war Ihr bisher größter Erfolg?<br />
Der Aufstieg meiner Mannschaft in die Regionsoberliga<br />
in der vergangenen Saison. Ich spiele<br />
seit 19 Jahren im gleichen Verein: Sparta Werlte.<br />
Für mich zählen weniger Pokale, sondern der<br />
Sport selbst treibt mich an. Und als Jugendtrainer<br />
bin ich stolz darauf, dass wir es geschafft<br />
haben, Jugendmannschaften aufzubauen.<br />
Was haben Sie durch Ihr Hobby für den Beruf<br />
gelernt?<br />
Auf jeden Fall Durchsetzungsvermögen – das<br />
ist im Handball ganz wichtig. Außerdem Teamfähigkeit:<br />
Als Einzelkämpfer erreicht man auf<br />
dem Feld gar nichts. Ich gelte als der „Opa“<br />
im Team, viele Mitspieler sind sehr viel jünger.<br />
Wann immer es eine Auseinandersetzung<br />
geben sollte, vermittle ich zwischen den Beteiligten.<br />
Im Beruf betreue ich den Vertrieb von<br />
Fahrzeugen im südosteuropäischen Bereich –<br />
da bin ich für mehrere Länder zuständig, und<br />
man kann den Teamgedanken auch darauf<br />
beziehen: Ich muss jedes Land individuell<br />
betrachten und gleichzeitig die Fäden zusammenhalten.<br />
Für mich ist es immer eine schöne<br />
Erfahrung, wenn ich auf meinen Reisen zu<br />
Kunden Sportskameraden kennenlerne: Handballer<br />
trifft man überall auf der Welt, das verbindet<br />
sofort.<br />
Welches Ziel setzen Sie sich für die Zukunft?<br />
Privat gründe ich gerade eine Familie, werde<br />
noch dieses Jahr zum ersten Mal Vater. Darauf<br />
freue ich mich natürlich sehr, auch wenn das<br />
Training dann vielleicht etwas zurückstecken<br />
müssen wird.<br />
Zur Person<br />
NAME: Jan-Karl Oldiges<br />
ALTER: 34<br />
HOBBY: Handball<br />
AKTIV SEIT: 1996<br />
Fotos: Krone, privat<br />
DORT HABE ICH<br />
GELERNT, IM TEAM<br />
ZU ARBEITEN<br />
Sarah Müller ist in der Disposition von Krone für<br />
die Beschaffung der Planen und die Beschriftung<br />
der Fahrzeuge zuständig. In ihrer Freizeit leitet sie<br />
Kindergruppen des Jugendrotkreuzes.<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Ich kann beim Jugendrotkreuz als Gruppenleiterin<br />
mit Kindern arbeiten und dazu beitragen,<br />
dass sie ihre Freizeit sinnvoll und mit Spaß<br />
gestalten. Derzeit betreuen ich und weitere<br />
Gruppenleiter etwa 15 Kinder zwischen sechs<br />
und elf Jahren. Wir bilden sie nicht nur in Erster<br />
Hilfe aus, sondern treiben auch Sport und spielen<br />
zusammen, oder wir fahren zu Wettbewerben.<br />
Übung für den Ernstfall: Beim Jugendrotkreuz zeigt<br />
Sarah Müller, wie man helfen kann.<br />
22 <strong>trailerforum</strong> | AUSGLEICH
UND EIN SPANNEN<strong>DE</strong>S HOBBY<br />
Mitarbeiter, die wir hier vorstellen, beweisen beim Handball Teamgeist, engagieren sich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und löschen Feuer.<br />
Außerdem habe ich durch dieses ehrenamtliche<br />
Engagement viele Menschen kennengelernt,<br />
die für mich zu guten Freunden geworden<br />
sind.<br />
Was war Ihr bisher größter Erfolg?<br />
Im Jahr 2008 haben wir als Gruppe im Bundeswettbewerb<br />
des Jugendrotkreuzes den dritten<br />
Platz belegt. Dass man am Bundeswettbewerb<br />
teilnehmen darf, setzt voraus, dass man vorher<br />
den Kreis-, Bezirks- und Landeswettbewerb gewinnt.<br />
Dass wir es so weit geschafft hatten, war<br />
eine wirklich tolle Leistung.<br />
Was haben Sie durch Ihr Hobby für den Beruf<br />
gelernt?<br />
Ich habe beim Jugendrotkreuz gelernt, gut mit<br />
anderen Menschen im Team zusammenzuarbeiten.<br />
Außerdem gibt es in der Arbeit dort<br />
häufig auch mal stressige Situationen: Gerade<br />
wenn man mit Kindern arbeitet, kann es mitunter<br />
recht laut und herausfordernd werden.<br />
So turbulent geht es an meinem Arbeitsplatz<br />
bei Krone natürlich nicht zu, aber auch unter<br />
Zeitdruck gehe ich dort recht gelassen an meine<br />
Aufgaben heran.<br />
Welches Ziel setzen Sie sich für die<br />
Zukunft?<br />
Ich möchte mich weiter für das Jugendrotkreuz<br />
engagieren. Als Gruppenleiterin könnte<br />
ich dort noch viele Jahre aktiv bleiben. Es ist<br />
ein sehr schönes Gefühl, wenn man seine „eigenen“<br />
Gruppenkinder weiter voranbringt. Wenn<br />
einige von ihnen selbst mal die Gruppenleiterausbildung<br />
machen werden, würde mich das<br />
sehr stolz machen und auch sichern, dass die<br />
Traditionen des Jugendrotkreuzes fortgeführt<br />
werden.<br />
Zur Person<br />
NAME: Sarah Müller<br />
ALTER: 23<br />
HOBBY: Jugendrotkreuz<br />
AKTIV SEIT: 2007<br />
ICH WEISS NIE, WAS MICH BEIM<br />
NÄCHSTEN EINSATZ ERWARTET<br />
Als Schichtleiter in der Produktion muss Stefan Thesing genauso akkurat arbeiten wie bei<br />
Einsätzen mit der Freiwilligen Feuerwehr in Lahn, für die er sich seit 25 Jahren engagiert.<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Man sieht direkt, wie man helfen kann. Im Vordergrund<br />
steht natürlich, dass ich durch mein<br />
Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Menschen aus bedrohlichen Situationen retten,<br />
Gefahren abwehren und Sachwerte retten kann.<br />
Stefan Thesing vor den Einsatzwagen der Freiwilligen<br />
Feuerwehr: Gemeinsam mit seinen Kollegen bildet er ein<br />
engagiertes Team.<br />
Man lernt, kritische Situationen zu bewältigen<br />
und sie ruhig und besonnen zu meistern. Der<br />
Alltag bietet immer wieder spannende Herausforderungen.<br />
Ich weiß nie, was mich beim<br />
nächsten Einsatz erwartet. Außerdem wird der<br />
Gemeinschaftssinn großgeschrieben: Wir sind<br />
ein gutes Team.<br />
Nehmen Sie auch an Wettbewerben teil?<br />
Bis vor einigen Jahren wurden auf Kreisebene<br />
in Aschendorf-Hümmling Wettkämpfe für<br />
alle Feuerwehrleute veranstaltet. Dabei musste<br />
man beweisen, dass man geschickt, schnell<br />
und stark ist und zum Beispiel auf Zeit und<br />
möglichst technisch korrekt Löschwasser aus<br />
Bottichen abpumpen kann.<br />
Was haben Sie durch Ihr Hobby für den Beruf<br />
gelernt?<br />
Bei der Feuerwehr ist es extrem wichtig, dass<br />
man in den Autos alle Geräte an den richtigen<br />
Platz legt. Damit jeder immer sichergehen kann,<br />
dass er sofort am gewohnten Ort genau das<br />
findet, was er sucht. Im Notfall kann das über<br />
Leben und Tod entscheiden. Auch an meinem<br />
Arbeitsplatz ist es im Sinne der Qualität der<br />
Produkte von Krone unentbehrlich, wenn alle<br />
korrekt und ordentlich arbeiten. Als Ortsbrandmeister<br />
habe ich außerdem bei der Feuerwehr<br />
Führungserfahrung sammeln können, auch das<br />
hat mir sicher im Beruf geholfen.<br />
Welches Ziel setzen Sie sich für die<br />
Zukunft?<br />
Wir müssen regelmäßig Lehrgänge auf der<br />
Feuerwehrschule besuchen und unser Wissen<br />
auffrischen und erweitern. Die Kurse sind<br />
Pflicht, aber sie machen mir immer großen<br />
Spaß. Es gefällt mir, dass man dort Neues lernen<br />
kann. Ich möchte mich auch in Zukunft immer<br />
weiterentwickeln. Und natürlich keine Fehler<br />
machen. Durch ein gutes Team und ständige<br />
Weiterbildung fühle<br />
ich mich sehr gut<br />
gerüstet.<br />
Zur Person<br />
NAME: Stefan Thesing<br />
ALTER: 43<br />
HOBBY: Freiwillige<br />
Feuerwehr<br />
AKTIV SEIT: 2000<br />
AUSGLEICH |<br />
<strong>trailerforum</strong> 23
GUT GEKÜHLT …<br />
Medikamente zuverlässig liefern<br />
DIREKTER DRAHT<br />
IN <strong>DE</strong>N TRAILER<br />
Die Pharmalogistiktradition in der Berliner Spedition Sünkler reicht bis in die 70er Jahre zurück.<br />
Das Unternehmen verbindet erfolgreich Erfahrung mit modernster Technik.<br />
Fotos: Norman Posselt<br />
24 <strong>trailerforum</strong> | GUT GEKÜHLT
31.8.<strong>2015</strong>, 11 UHR, FRANKFURT AM MAIN:<br />
Wenige Milliliter Kontrastmittel in der<br />
Vene des Patienten Peter Müller * reichen<br />
zur Vorbereitung auf die Untersuchung<br />
seiner Nieren mittels MRT aus.<br />
Etwa eine halbe Stunde muss die jodhaltige<br />
Lösung wirken, damit Struktur<br />
und Funktion der Niere für die Ärzte gut<br />
sichtbar werden.<br />
E twa zur gleichen Zeit in Berlin und<br />
Velten (Brandenburg): 66 Paletten Kontrastmittel<br />
stehen am Logistiklager des<br />
Pharmaherstellers zum Versand bereit.<br />
Einige Kilometer entfernt bereitet<br />
Lkw-Fahrer Friedrich Becker * von der<br />
Spedition Sünkler sein Fahrzeug auf<br />
dem Betriebshof in Velten auf die sensible<br />
Fracht vor. Etwa 30 Minuten dauert<br />
es, bis der Lkw auf 20 Grad vortemperiert<br />
ist.<br />
Das Produkt ist das gleiche wie jenes,<br />
das in der Arztpraxis verwendet wird,<br />
aber die Dimensionen, die die Logistiker<br />
für die Radiologen als Endabnehmer<br />
bewegen, unterscheiden sich um ein<br />
Vielfaches. Unabhängig von der Menge<br />
steht das Wohl des Patienten schon<br />
am Anfang der logischen Kette stets<br />
im Mittelpunkt. „Pharmaprodukte sind<br />
sehr empfindlich und erfordern deshalb<br />
beim Transport eine besondere Sorgfalt<br />
in Form von exakter Planung, Sicherung<br />
und lückenloser Überwachung“, erklärt<br />
Michael Sünkler. Der geschäftsführende<br />
Gesellschafter der gleichnamigen Spedition<br />
weiß, wovon er spricht. Seit fast<br />
einem halben Jahrhundert fährt das Unternehmen,<br />
das er in dritter Generation<br />
führt, für die Pharmabranche. Am Beispiel<br />
des aktuellen Auftrags verdeutlicht<br />
er, was bei Temperaturabweichungen<br />
passieren kann: „Hitze bekommt dem<br />
Röntgenkontrastmittel schlecht. Die<br />
Wirkstoffe könnten inaktiv werden.“<br />
31.08.<strong>2015</strong>, 8.30 UHR, VELTEN: Während<br />
der Laderaum auf 20 Grad heruntergekühlt<br />
ist, zeigt das Außenthermometer<br />
bereits 28 Grad. Im klimatisierten Lkw<br />
checkt Becker vor seiner Abfahrt die per<br />
SMS eingegangenen Transportdetails:<br />
„Ladezeitfenster 9–10 Uhr in Berlin, Ziel:<br />
Logistiklager Frankfurt am Main am 1.9.,<br />
Entladezeitfenster 11–12 Uhr.<br />
9.20 UHR, BERLIN-SPANDAU, Logistikzentrum<br />
des Pharmakunden, Rampe<br />
16: Der Gabelstapler hebt die 66. Palette<br />
Kontrastmittel in die erste Ebene<br />
des Sünkler-Trailers. Durch die Doppelstockbeladung<br />
ist jede Ecke des Koffersattelaufliegers<br />
perfekt genutzt. Den<br />
zweiten Boden hat Becker zuvor innerhalb<br />
weniger Minuten selbst eingezogen,<br />
indem er mithilfe einer Bedienstange die<br />
Doppelstockbalken von der Decke in die<br />
richtige Position bewegt hat.<br />
Nach Abschluss der Beladung wird<br />
der Auflieger zum Safe. Becker verriegelt<br />
die Tür über ein automatisiertes<br />
Verschlusssystem. Dazu gibt er über<br />
Lo<br />
»In den vergangenen<br />
fünf Jahren sind die<br />
Anforderungen an die<br />
Kühl- und Überwachungstechnik<br />
rasant<br />
gestiegen.«<br />
Michael Sünkler, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Spedition Sünkler<br />
das Bedienpaneel im Führerhaus einen<br />
Code ein. Danach hat der Fahrer keinen<br />
Zugriff mehr auf die Ware. Nur der Disponent<br />
in der Sünkler-Zentrale in Berlin<br />
kann das Fahrzeug wieder aufschließen.<br />
Was wie Zauberei klingt, gelingt durch<br />
eine integrierte Telematikfunktion.<br />
Michael Sünkler schätzt dieses Merkmal<br />
besonders. Er hat in diesem Jahr<br />
bereits in zwei Pharma Cool Liner des<br />
Herstellers Krone investiert, ein dritter<br />
Auflieger ist bestellt. Seine moderne<br />
Flotte besteht aus insgesamt 20 Fahrzeugen,<br />
davon 17 Kühlaufliegern. Letztere<br />
erneuert er im Durchschnitt alle<br />
fünf bis sechs Jahre. So wird er seinem<br />
Anspruch gerecht, mit der rasanten<br />
Entwicklung der Pharmalogistik in Bezug<br />
auf Sicherheit und Technik Schritt<br />
zu halten. „Gerade in den vergangenen<br />
fünf Jahren sind die Anforderungen seitens<br />
der Hersteller an die Kühl- und<br />
Über wachungstechnik rasant gestiegen<br />
– auch aufgrund immer komplexer werdender<br />
Produkte“, beobachtet Sünkler.<br />
AB 10.30 UHR, BERLINER RING, Richtung<br />
A 9: Sofort nach der Abfahrt vom Hof<br />
des Kunden wählt der Fahrer Friedrich<br />
Becker routinemäßig die Nummer des<br />
Disponenten. Dieser gibt ihm die Route<br />
vor – heute A 9, A 4 und dann A 5 – sowie<br />
die sicheren Parkplätze, die angefahren<br />
werden dürfen. Durch die per GPS übermittelten<br />
Daten hat der Disponent von<br />
seinem Schreibtisch aus alle relevanten<br />
Daten wie Temperatur, Türstatus und<br />
Lkw-Position jederzeit im Blick – Disponent<br />
und Fahrer bilden ein Team. Die<br />
enge Verzahnung der Mitarbeiter liegt<br />
Sünkler besonders am Herzen: „Schon in<br />
unseren Schulungen wird das Personal<br />
vom Fahrer bis zum Spediteur gemeinsam<br />
unterwiesen.“<br />
ETWA 15 UHR, KURZ VOR ERFURT: Nach<br />
fast viereinhalb Stunden hinter dem<br />
Steuer legt Becker die gesetzlich festgelegte<br />
Pause von 45 Minuten ein. Er<br />
nimmt eine Ausfahrt, kurz vor Erfurt,<br />
von der A 4 zum vereinbarten Autohof,<br />
der als sicherer und versicherungskonformer<br />
Parkplatz eingestuft ist.<br />
Auf einem riesigen Bildschirm ist der<br />
Disponent in der Berliner Zentrale „digital“<br />
stets dabei: Er übernimmt nun die<br />
Wache, damit sich Becker entspannen<br />
kann. Das Sünkler-Team in Berlin gibt<br />
dem Fahrer Sicherheit – rund um die<br />
Uhr. Egal, wann die Telematik eine Unregelmäßigkeit<br />
feststellt: Drei Disponenten,<br />
darunter der Chef persönlich, erhalten<br />
dann sofort eine Meldung direkt<br />
auf ihr Betriebssmartphone. „Das ist der<br />
Grund, warum Alkohol für mich auch<br />
auf Feiern und am Wochenende tabu<br />
ist“, sagt Sünkler. Denn im Worst-Case-<br />
Szenario steckt hinter einer SMS ein<br />
kaputtes Kühlaggregat, ein Unfall oder<br />
der Aufbruch eines Lkws. In einem solchen<br />
Notfall will der gelernte Spediteur,<br />
der selbst einen Lkw-Führerschein hat,<br />
schnell zur Stelle sein.<br />
Zehn Minuten später kommt tatsächlich<br />
eine Warnmeldung rein:<br />
Michael Sünkler leitet die<br />
gleichnamige Spedition seit<br />
2004 in dritter Generation.<br />
*<br />
Namen von der Redaktion geändert<br />
GUT GEKÜHLT |<br />
<strong>trailerforum</strong> 25
Wenn das Fahrzeug geparkt ist, schließt der Fahrer das Aggregat der Kühleinheit an ein Stromkabel an und kappt damit den kostenintensiveren Betrieb per Dieselkraftstoff.<br />
In der Fahrerkabine zeigt ein Display (3. Bild von links) während der Fahrt kontinuierlich die aktuellen Werte an – die Daten werden von dieser Box am<br />
Auflieger gesendet.<br />
„Temperaturabweichung auf 23,3 Grad“. Die Toleranzgrenze<br />
für das Röntgenmittel von +/– 3 Grad ist überschritten. Die<br />
Krone-Telematik ermöglicht dem Disponenten, die Temperatur<br />
manuell aus der Ferne herunterzuregeln, während der Fahrer<br />
weiterruhen kann. Zum Glück ist die Ursache harmlos: Die<br />
Außentemperatur ist inzwischen auf heiße 40 Grad geklettert.<br />
Angesichts der schwierigen klimatischen Bedingungen hat<br />
der Fahrer bei seiner Weiterfahrt ein besonderes Auge auf das<br />
Temperaturdisplay im Fahrerhaus, das ihm die Daten aus dem<br />
Auflieger via Bluetooth in Echtzeit übermittelt.<br />
21 UHR, AUTOHOF BEI FRANKFURT AM MAIN: Das Kontrastmittel<br />
ist fast am Ziel. Das Logistikzentrum, das auf die Sendung<br />
wartet, ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Bevor Becker<br />
sich seine elf Stunden Ruhezeit nimmt, setzt er die Temperatur<br />
im Trailer manuell wieder herauf, da sich das Wetter draußen<br />
abgekühlt hat.<br />
1.9., PUNKT 11 UHR, PHARMA-LOGISTIKZENTRUM FRANKFURT AM<br />
MAIN, RAMPE 17: Vom Schreibtisch aus entriegelt der Disponent<br />
die Tür mithilfe eines persönlichen Codes. Zusammen<br />
mit den 66 Paletten übergibt Becker dem Empfänger eine Art<br />
Kassenzettel, den er zuvor im Fahrzeug ausgedruckt hat. Darauf<br />
ist der Temperaturverlauf im Zehnminutentakt über die<br />
gesamte Transportzeit dokumentiert. Parallel übermittelt der<br />
Disponent dieselben Daten per PDF an den Kunden.<br />
Für Michael Sünkler bedeutet die Zweiwegekommuni kation<br />
eine enorme Arbeitserleichterung: „Disponent und Fahrer<br />
sind auf dem gleichen Wissensstand, Daten werden nur<br />
einmal erfasst und können parallel an den Kunden übermittelt<br />
werden. Damit sparen wir Zeit und vermeiden Fehler.“ Besonders<br />
schätzt er, dass er sich mit der Telematiksoftware von<br />
Krone alle in seinem Fuhrpark befindlichen Trailer auf den<br />
Bildschirm holen kann. In der Übersicht erscheinen alle Auflieger,<br />
unabhängig vom Hersteller.<br />
Auf seiner Telematikwunschliste an den Hersteller steht<br />
die Integration der Zugmaschinen in die Software. Denn während<br />
die Trailerübersicht mit einem Klick auf dem Desktop zu<br />
sehen ist, muss er sich die dazugehörigen Zugmaschinen einzeln<br />
aufrufen.<br />
Für die Spedition Sünkler endet der Auftrag über den Transport<br />
der 66 Paletten Kontrastmittel an dieser Stelle. Für das<br />
Kontrastmittel geht es in kleineren Chargen in die Feinverteilung:<br />
Krankenhäuser, Tageskliniken und Fachärzte stehen auf<br />
der Empfängerliste. Die EU-Leitlinien zur guten Vertriebspraxis<br />
(Good Distribution Practice, GDP) sorgen dafür, dass die<br />
Produkte auch auf dem nächsten Teilstück sicher reisen. Mit<br />
der GDP hat die EU im Jahr 2013 einen Qualitätsrahmen definiert,<br />
der für Transporte vom Arzneimittelhersteller bis zur<br />
Abverkaufsstelle eingehalten werden muss. Damit soll vermieden<br />
werden, dass die Wirksamkeit der pharmazeutischen<br />
Produkte beeinträchtigt oder im schlimmsten Fall ganz aufgehoben<br />
wird.<br />
Auch Sünkler arbeitet schon lange nach diesen Spielregeln.<br />
Um dies nach außen zu dokumentieren, durchläuft die Spedition<br />
derzeit eine GDP-Zertifizierung, die bis Ende <strong>2015</strong> abgeschlossen<br />
sein wird. Dann hat er schwarz auf weiß vorliegen,<br />
was seine Pharmakunden ihm schon seit fast einem halben<br />
Jahrhundert durch ihre Treue attestieren: dass er ein zuverlässiger<br />
Partner in der Lieferkette des Gesundheitswesens ist.<br />
Fotos: Norman Posselt<br />
26 <strong>trailerforum</strong> | GUT GEKÜHLT
NACHGEFRAGT<br />
… Michael Kuchenbecker – „Logistics Alliance Germany”<br />
SICH KENNEN UND BEKANNT MACHEN:<br />
»LOGISTIK IST EIN ‚PEOPLE’S BUSINESS‘.«<br />
Welche Rolle spielt Vernetzung für den Logistikstandort Deutschland? <strong>trailerforum</strong> sprach darüber<br />
mit Michael Kuchenbecker von der Logistics Alliance Germany, die ausländische Auftraggeber<br />
mit dem Angebot der deutschen Logistikwirtschaft zusammenbringt.<br />
Foto: LAG<br />
W<br />
elche<br />
Bedeutung hat der Logistikstandort<br />
Deutschland heute<br />
international?<br />
Kuchenbecker: Einen sehr großen,<br />
auch wenn die hiesigen Akteure es selbst<br />
leider oftmals nicht so wahrnehmen. Die<br />
Weltbank hat Deutschland 2014 zum<br />
Logistikweltmeister gekürt. Unter der<br />
Voraussetzung, dass man die Logistik als<br />
Branche sieht, ist sie nach dem Handel<br />
und dem Bereich Automotive die drittgrößte<br />
Branche im Land. Mit 2,9 Millionen<br />
Beschäftigten leben wir im größten<br />
Logistikmarkt Europas. Wir sind die<br />
größte Volkswirtschaft in der EU und<br />
bedeutend als Hub und Gateway. Ganz<br />
zu schweigen von der Lage mit neun<br />
Nachbarländern und einer sehr guten<br />
Erreichbarkeit im Herzen Europas.<br />
Deutschlands Bedeutung als Logistikstandort<br />
ist außerordentlich groß.<br />
Was bedeute das für die Kunden deutscher<br />
Logistikunternehmen?<br />
Deutschland bietet eine ganze Reihe<br />
sehr wettbewerbsfähiger und teilweise<br />
hoch spezialisierter Logistikdienstleister<br />
– nicht nur die großen Player wie DHL<br />
und DB Mobility Logistics, sondern die<br />
Branche ist auch stark klein- und mittelständisch<br />
geprägt. Ich habe als Kunde<br />
also diverse Wahlmöglichkeiten. Deutsche<br />
Unternehmen leben im besten Sinne<br />
von den Klischees: der deutschen Pünktlichkeit<br />
und Verlässlichkeit und der Gewohnheit,<br />
Regeln strikt auszulegen. Die<br />
Kunden können sichergehen: Wenn man<br />
auf deutsche Logistikunternehmen setzt,<br />
dann funktioniert das in aller Regel auch.<br />
Wo liegen die Schwächen des Logistikstandorts<br />
Deutschland?<br />
Man kann die Stärken teilweise auch<br />
als Schwächen deuten: Die exzellente<br />
Ausstattung der Infrastruktur bedeutet<br />
auch, dass wir die erheblichen Kosten<br />
für ihren Ausbau und Erhalt tragen müssen.<br />
Die gute Lage bedeutet, dass wir als<br />
Haupttransitland in Europa eine enorme<br />
Menge an Verkehr zu bewältigen haben.<br />
Und die vielfältigen Angebote müssen<br />
auch „transportiert“ werden, und es<br />
darf für Interessenten nicht unübersichtlich<br />
werden. Außerdem kämpft die Bevölkerung<br />
mit Überalterung, und es gibt<br />
Nachwuchssorgen in vielen Zweigen der<br />
Logis tik.<br />
»Deutschlands<br />
Bedeutung als Logistikstandort<br />
ist außerordentlich<br />
groß.«<br />
Mit welchen Mitteln kann der Standort<br />
gestärkt werden?<br />
Hier gilt der alte Marketingspruch „Tue<br />
Gutes und rede darüber!“ Die besten Botschafter<br />
für die Stärken Deutschlands in<br />
diesem Bereich sind die Logistikdienstleister<br />
selbst. Um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
weiter zu verbessern, müssen die<br />
Vorteile für ausländische Verlader noch<br />
bekannter gemacht werden. Es sollte<br />
mehr Anreize für Exporteure und Verlader<br />
geben, Deutschland als Tor nach<br />
Europa zu nutzen. Aber es sind auch Investitionen<br />
in Infrastruktur und Köpfe<br />
nötig. Die große Vielfalt sowie die Attraktivität<br />
der Berufe in der Logistik muss vor<br />
allem zu den jungen Menschen transportiert<br />
werden. Schließlich sind innovative<br />
Konzepte gefragt, auch technischer Art,<br />
die, kombiniert mit der deutschen Verlässlichkeit,<br />
einen Mehrwert bieten.<br />
Welche Rolle spielt Vernetzung dabei?<br />
Unserer Auffassung nach lebt die Logistik<br />
von der effizienten Vernetzung der<br />
Partner, Leistungserbringer und Standorte.<br />
Wir als Logistics Alliance Germany<br />
möchten das unterstützen und tun es in<br />
den Reihen der Logistikakteure und der<br />
Logistikwirtschaft. Die Partner der<br />
Logistics Alliance Germany – also das<br />
Verkehrsministerium und die Mitglieder<br />
des Fördervereins LAG e. V. – unterstützen<br />
die Vermarktung des Logistikstandorts<br />
nicht nur monetär, sondern<br />
vor allem auch durch ihr persönliches<br />
Engagement. Oftmals kennen sich die<br />
Logistiker untereinander noch nicht gut<br />
genug. Logistik ist aber ein „people’s<br />
business“: Es ist wichtig, dass man voneinander<br />
weiß und sich bekannt macht.<br />
Wir unterstützen das gezielt, indem wir<br />
die Akteure auf Veranstaltungen zusammenbringen<br />
und auch einen deutschsprachigen<br />
Newsletter herausgeben, in<br />
dem sich unsere Mitglieder vorstellen<br />
können. Unsere Kerndienstleistung ist<br />
aber das Matchmaking, also die Vernetzung<br />
ausländischer Gesuche mit dem<br />
Angebot der deutschen Logistikwirtschaft,<br />
um so zu helfen, Auftragszuwächse<br />
zu generieren.<br />
Zur Person<br />
Michael Kuchenbecker,<br />
Jahrgang 1971, ist seit 2008<br />
als Prokurist und Senior<br />
Consultant für die Logistic-<br />
Network Consultants GmbH<br />
tätig. Neben der Leitung der<br />
Berliner Niederlassung zählt<br />
seit 2011 die Leitung der<br />
Geschäftsstelle der Logistics<br />
Alliance Germany (LAG) zu<br />
seinen Hauptaufgaben. Die<br />
LAG vermarktet den Logistikstandort<br />
Deutschland im<br />
außereuropäischen Ausland.<br />
Sie ist ein öffentlich-privates<br />
Partnerschaftsprojekt des<br />
Bundesministeriums für<br />
Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur (BMVI) und der<br />
deutschen Logistikwirtschaft.<br />
NACHGEFRAGT |<br />
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