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Mauritiushof Naturmagazin Jänner 2016

Mauritiushof Naturmagazin Jänner/2016

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<strong>Mauritiushof</strong><br />

Das online <strong>Naturmagazin</strong><br />

Ausgabe 1/<strong>2016</strong><br />

Heilkräuter:<br />

Wacholder<br />

Haustier Porträt :<br />

Fell Pony<br />

Räuchern im Winter<br />

Special:<br />

Welpenkauf<br />

Offizielle News der<br />

Österreichischen Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

in unserer <strong>Jänner</strong>ausgabe <strong>2016</strong><br />

finden Sie folgende Beiträge:<br />

Editorial des Herausgebers<br />

Winteraktivitäten:<br />

Ziegentrekking im Schnee<br />

Wildkräuter:<br />

Wacholder - Ahnenbaum und<br />

Heilpflanze<br />

Junior:<br />

Waschbären - kleine Banditen in Stadt<br />

und Wald<br />

Volksheilkunde:<br />

die Bibernellwurzel<br />

Special:<br />

Welpenkauf - 1. Folge<br />

Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT:<br />

neue Aspekte in der Tiergestützten<br />

Therapie<br />

altes Handwerk:<br />

Wolle verarbeiten ohne Spinnrad<br />

Haustierporträt:<br />

Fell-Pony, rauhe Schale-harter Kern<br />

Tradition:<br />

Räuchern - alte Riten für neue Zeiten<br />

Impressum -Offenlegung<br />

Herausgeber, Eigentümer und Verleger:<br />

<strong>Mauritiushof</strong> Kreativteam - Dr.med. Dieter Schaufler , Rappoltschlag 13, 3914 Waldhausen<br />

www.zentrum-mauritiushof.at, Tel 0043287720059<br />

Chefredaktion: Dr.med. Dieter Schaufler<br />

Grundsätze und Ziele: <strong>Mauritiushof</strong> <strong>Naturmagazin</strong> dient der Information über Natur, Pflanzen und Tiere, weiters sollen altes<br />

Erfahrungswissen und neue innovative Ideen dem Leser näher gebracht werden. Ein kleiner Teil informiert über die Aktivitäten der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Kooperationspartner: Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT, www.oegtt.at<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen<br />

in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Entgeltliche Einschaltungen fallen in den Verantwortungsbereich des<br />

jeweiligen Auftraggebers und müssen nicht die Meinung von Herausgeber und Redaktion wiedergeben. Angaben über Dosierungen,<br />

Applikationsformen und Einnahme angeführter Produkte, Lebensmittel und pharmazeutischer Spezialitäten müssen vom jeweiligen<br />

Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden.Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Herausgeber und Medieninhaber keinerlei Haftung<br />

für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie der<br />

Übersetzung, beim Eigentümer und Herausgeber.<br />

2<br />

Bezug: Gratisausgabe


Geschätzte LeserInnen !<br />

Ich freue mich sehr, Ihnen diese erste Ausgabe unseres <strong>Naturmagazin</strong>s präsentieren zu dürfen. Ein<br />

lang gehegter Traum geht damit für mich in Erfüllung. Das neue digitale Zeitalter bringt nicht nur<br />

Entfremdung und Ferne zur Natur für uns Menschen, sondern vielleicht auch die Chance auf gute,<br />

ehrliche und authentische Kommunikation zwischen Menschen über alle räumlichen Grenzen hinweg.<br />

Wir wollen mit diesem neuen online <strong>Naturmagazin</strong> nicht einen gängigen Trend nutzen, sondern<br />

Menschen, Natur, altes Wissen und neue, innovative Ideen auf einfache Art und Weise einander näher<br />

bringen. Ich wohne und arbeite im Waldviertel, einer Region in Österreich, die Jahrhunderte lang<br />

durch raues Klima, karge Bodenverhältnisse und damit wenig wirtschaftlichem Reichtum gesegnet war<br />

und ist. Gerade diese Schlichtheit der Natur und die Grundhaltung meiner Mitmenschen hier, aus<br />

nichts etwas zu machen, hat auch meine Familie und mich geprägt und soll auch das Leitmotiv für<br />

dieses neue Magazin sein. Die Menschen in unserem Redaktionsteam sind keine trendigen Lifestyler,<br />

sondern in diversen Berufen hart arbeitende Leute, die dennoch Engagement und Zeit finden, ihr<br />

Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Erlebnisse für Sie zu verarbeiten. Bitte geben Sie uns, werte<br />

LeserInnen, Ihr Vertrauen, gerade am Anfang auch ein wenig Nachsicht für kleinere und größere<br />

Anfangsfehler, die wir sicherlich machen werden. Wir danken´s Ihnen mit Fleiß und Eifer und geloben,<br />

künftig immer besser zu werden und Sie mit interessanten, wertvollen Informationen und Geschichten<br />

zu versorgen.<br />

Im Namen unsers Redaktionsteams darf ich Sie, ja Sie ganz persönlich, freudig begrüßen und für Ihr<br />

Interesse an unserem <strong>Mauritiushof</strong> <strong>Naturmagazin</strong> ganz herzlich bedanken !<br />

Ihr,<br />

Dieter Schaufler<br />

3


Ziegentrekking im Winter<br />

ein besonderes Wintermärchen<br />

für Jung und Alt<br />

4


Die Wintersonne lacht vom Himmel, Temperaturen unter Null und knirschender Schnee unter<br />

den Füßen. Menschen und Tiere suchen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im <strong>Jänner</strong>. Das<br />

ist der Zeitpunkt, wann wir mit unseren Ziegen vom Hof ausrücken und in die verschneiten<br />

Wälder stapfen.<br />

Unsere Steirischen Scheckenziegen, angeführt von der weißen Leitziege Silvia, blicken zwar<br />

noch etwas sehnsüchtig zum warmen Stall zurück, aber die weiße Weite ruft !<br />

Die ersten Schritte weg von Stall wird Silvia meist noch am Strick geführt, dann aber sind<br />

unsere geländetauglichen Steirerinnen mit Klauenallradantrieb nicht mehr zu halten …..<br />

5


Am Waldrand genießen die kapriziösen vierbeinigen Damen („capra“ ist die griechische<br />

Bezeichnung für Ziege und davon leitet sich nicht eben zufällig das Wort kapriziös ab) die<br />

Wintertriebe von Himbeer- und Brombeerbüschen.<br />

Auch am Boden liegendes Fichtenreisig wird mit Begeisterung gefressen. Die darin<br />

enthaltenen ätherischen Fichtenöle und Harze sind Labsal für die Schleimhäute der Ziegen<br />

gerade im Winter.<br />

Nicht zu vergessen die köstlichen Rindenstücke, die durch die enthaltenen Gerbstoffe den<br />

Wiederkäuermagen und das Gedärm pflegen.<br />

Leitziege Silvia sichert die gesamte Mensche/Tier Gruppe mit wachsamen Augen - vielleicht<br />

gibt es ja noch immer Wölfe hier im Waldviertel ? Unter den Ziegen hat sich die Realität der<br />

Ausrottung der Großraubtiere offenbar noch nicht herumgesprochen…..<br />

6


Zum Abschluss erleben wir einen wunderbarer Sonnenuntergang bei immer kälter werdenden<br />

Temprtaturen, die den Schnee unter unseren Schuhen und den Klauen der Ziegen wieder zum<br />

Knirschen bringen.<br />

Auf die Ziegen wartet ein trockener Stall mit duftendem Heu und auf uns Zweibeiner ein heißer<br />

Tee und ein paar Kekse vom Weihnachtsbacken, die die ersten <strong>Jänner</strong>wochen überdauert<br />

haben.<br />

Nach einem solchen Ausflug haben wir wieder jene innere Zufriedenheit gefunden, die wir oft<br />

genug bei viel Arbeit und Hektik im Alltag wieder missen werden.<br />

Immerhin wartet ein neues Ziegenabenteuer im Wald wieder auf uns, vielleicht gehen wir ja<br />

gemeinsam zur Wildfütterung und versorgen unsere Wildtiere. Diesmal die Salzkerne auf die<br />

Packsättel unserer Steirischen Scheckenziegen 7 geschnallt…..


Der Wacholder – Juniperus communis<br />

von Gerda Holzmann Bsc<br />

Name: Wacholder<br />

Lat. Name: Juniperus communis<br />

Art: Zypressengewächse<br />

"Vor dem Holunder sollst du den Hut ziehen und<br />

vor dem Wacholder niederknien." So lautet ein<br />

altes Sprichwort, das vielen älteren Menschen, die<br />

ich nach dem Wacholder befrage, wie aus der<br />

Pistole geschossen über die Lippen kommt.<br />

Warum bloß diese Ehrfurcht? Ich mache mich auf<br />

die Suche, ob ich den Wacholder in meiner<br />

Umgebung finde und bitte eine ortskundige<br />

Nachbarin, mir dabei zu helfen. „Bist du narrisch“,<br />

denk ich mir, als wir bei einem Prachtexemplar am<br />

Waldrand angelangt sind.<br />

„Lebensfrischer Strauch“<br />

Auf steinigem Untergrund steht der zu den Zypressengewächsen zählende Strauch. Der Wacholder<br />

bevorzugt trockene Standorte wie etwa Heiden oder das Unterholz lichter Wälder.<br />

Offene, Brachflächen mag der Wacholder am liebsten. Da es solche nur mehr in geringer Zahl gibt, ist<br />

auch der Wacholder sehr selten geworden. Seine Dezimierung setzt man auch mit dem Rückgang der<br />

Schafwirtschaft und der wieder Aufforstung zusammen. Bis ins 16. Jahrhundert, in der die Landschaft<br />

noch von intensiver Abholzung und Schafweiden geprägt wurde, war der Wacholder sehr häufig.<br />

Von der Wuchshöhe können Wacholderstauden sehr unterschiedlich sein. Es gibt Exemplare, die<br />

maximal einen halben Meter hoch werden (bei Beschattung) und welche, die über 10 Meter hoch<br />

wachsen können.<br />

Vor so einem Riesen stehe ich nun und es wird im mir still. Respekt und Staunen empfinde ich. Eine<br />

immense Vitalität und Stärke strahlt er aus. Das mussten wohl auch seine Namensgeber erkannt<br />

haben. Der Wacholder (althochdeutsch: „wecholder“, „wechalter“) setzt sich aus den Worten „wehhal“,<br />

„wachal“ = neuhochdeutsch wach, munter, lebensfrisch und „der“ = Baum, Strauch zusammen.<br />

Der Name lässt sich also als „lebensfrischer Strauch“ deuten.<br />

Respektvoll suche ich die Nähe des Wacholderstrauches und berühre die gräulich grünen Nadeln. Die<br />

graue Farbe kommt von dem Wachsstreifen an der Unterseite der Nadeln. Sie sind sehr spitz und<br />

stechen. Ich finde auch ein paar reife Wacholderbeeren. Beim Pflücken bin ich sehr vorsichtig,<br />

trotzdem ist es eine schmerzhafte Angelegenheit! Umso<br />

8<br />

besser schmecken die frisch geernteten<br />

Beeren.


Ein starkes Gewürz!<br />

Die Wacholderbeeren haben einen sehr aromatischen, balsamischen Duft und Geschmack. Sie<br />

enthalten Harze, Fette, Zucker, viele Bitterstoffe und ätherische Öle (Oleum juniperi), deren Anteil je<br />

nach Lage variieren kann. Frische und reife Beeren schmecken etwas süßlich. Wacholderbeeren<br />

können frisch oder auch in getrockneter Form, ganz oder gemahlen verwendet werden.<br />

Die Beeren haben einen sehr intensiven Geschmack, man sollte nur sparsam mit ihnen würzen. Sehr<br />

gut passen Wacholderbeeren zu Fleisch (vor allem Wild), Fisch, Gemüse und Suppen. Die Beeren<br />

sind auch Bestandteil vieler Fleischmarinaden.<br />

Qualitativ hochwertige Wacholderbeeren sind bläulich-violett, weich und haben eine vorwiegend glatte,<br />

glänzende Haut. Wenn man die Beeren kurz vor der Verwendung anquetscht, entfalten sie ihr Aroma<br />

am besten.<br />

Zur Konservierung von Lebensmitteln bediente man sich früher oft des Wacholders. Wacholderbeeren<br />

fügt man dem Sauerkraut bei. Bis heute wird Fleisch, das zum Räuchern in eine Salzmischung<br />

eingelegt wird, traditionell ebenso mit Wacholderbeeren gewürzt. Als der Wacholder noch häufiger war,<br />

legte man auch sein Holz zum Räuchern von Fleisch und Würsten ins Feuer.<br />

Auch für ein gutes Stamperl ist der Wacholder zu haben. Wacholderbeeren werden vergoren und<br />

destilliert. Den Wacholderschnaps kennt man in Großbritannien unter dem Namen Gin, in Deutschland<br />

heißt er Steinhänger.<br />

9


Beeren oder Zapfen?<br />

Da der Wacholder zu den Nadelbäumen<br />

zählt, handelt es sich bei den Früchten<br />

botanisch genau genommen um Zapfen. Der<br />

Wacholder ist zweihäusig, es gibt männliche<br />

und weibliche Pflanzen.<br />

Männliche Blüten sind gelblich und zirka 5mm<br />

groß. Man kann sie in der Blütezeit im April<br />

erkennen. Weibliche Blüten sind grünlich und<br />

um die 3mm groß. Aus ihnen reifen die<br />

Beeren heran, welche man im Oktober<br />

pflücken kann. Eine Beere kann 2-3 Jahre bis<br />

zur Reifung brauchen. Auf einem<br />

Wacholderstrauch sitzen immer reife und<br />

unreife Beeren.<br />

Nach der Ernte werden Wacholderbeeren an<br />

einem schattigen und luftigen Ort<br />

ausgebreitet und langsam getrocknet. Auf<br />

keinen Fall soll dabei künstliche Wärme<br />

zugeführt werden.<br />

Wacholder ist in<br />

Österreich und<br />

Deutschland<br />

geschützt !<br />

Die Beeren dürfen<br />

jedoch gesammelt<br />

werden.<br />

10


Ahnenbaum und alter Glaube<br />

Weiche, böser Geist! Seit alters her, wird dem Wacholder eine abwehrende und beschützende<br />

Wirkung zugeschrieben. Hexerei, Zauberei und bösen Geistern macht der Wacholder laut altem<br />

Volksglauben den Garaus. Wacholderzweige ins Fundament eingemauert, über die Stalltüre oder<br />

Haustüre gehängt, vertreiben den Teufel, so glaubte man.<br />

Wenn man einen genauen Blick auf die Beeren wirft, kann man einen dreistrahligen<br />

geschlossenen Spalt am Beerenscheitel erkennen. Auch von den Ästchen stehen pro Qirl drei<br />

Nadeln weg. Mit der Zahl Drei verbanden unsere Vorfahren eine göttliche oder heilige Kraft.<br />

Im Mittelalter wurde er auch zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten verwendet.<br />

Man glaubte früher aus dem Wacholder würden die Stimmen der Ahnen sprechen um für Recht<br />

und Ordnung zu sorgen. Es galt als frevlerisch und sündig, einem Wacholderstrauch Schaden<br />

zuzufügen. Es hieß, wer einen Wacholder fällt, würde Unglück im Hause heraufbeschwören.<br />

Es gibt Geschichten über das von der Pest geplagte Land fliegende Vögel, die zwitschernd<br />

verkündeten: „Iss Kranewitt (Wacholder) und Bibernell (Bibernellwurzel), dann stirbst du nit so<br />

schnell!“<br />

Zum Schutz vor der Pest aßen die Menschen also Wacholderbeeren oder räucherten ihre<br />

Behausungen mit Wacholdernadeln oder –holz aus. Auch heute noch gibt es Menschen, die<br />

Krankenzimmer oder Ställe mit Wacholder ausräuchern, um Mensch und Tier vor Ansteckung zu<br />

schützen.<br />

Man verwendete dazu die Triebspitzen des Wacholders. Heute bedient man sich beim Räuchern<br />

auch der Beeren. Einer Räucherung mit Wacholder schreibt man auch heute noch eine reinigende,<br />

klärende und „erdende“ Wirkung zu.<br />

11


Gute alte Tradition<br />

Für den Wacholder sind weit über hundert Volksnamen entstanden. Kranawitten, Wachandel,<br />

Feuerbaum, Reckholder (Reck=Rauch) oder Weihrauchbaum (das Harz des Wacholders wird<br />

auch als deutscher Weihrauch bezeichnet) sind nur ein paar Beispiele. Den Wacholder verehrte<br />

man zutiefst, weil man noch um seine vielseitige Wirkung wusste.<br />

Der bekannte Kräuterarzt Hieronymus Bock schrieb in seinem „Kreutterbuch“ 1577 lobende Worte<br />

über den Wacholder: „ist in summa die würckung und tugent deß Weckhoterbaums zu<br />

beschreiben nit wol möglich.“<br />

Eine lange Tradition hat der Wacholder auch in der Volksmedizin. Wie Ausgrabungen belegen,<br />

verwendeten unsere Vorfahren schon in der Jungsteinzeit Wacholderbeeren. In der Antike<br />

beispielsweise nutzte man den Wacholder zur Wundbehandlung. Man kannte ihn auch als galleund<br />

harntreibendes Mittel.<br />

Der mittelalterliche Arzt Leonhard Fuchs schrieb 1543 folgendes über den Wacholder: „Die beer<br />

vom Weckholder seind dem magen gut / dan sie krefftigen vnd sterken selbigen. Sie vertreiben<br />

den husten / das bauchblehen / vnnd allerley gift. Weckholder beer reinigen vnnd eröffnen die<br />

leber / vnd die nieren / dan sie zerteylen und machen dün die grobe vn zähe feuchtigkeit. Treiben<br />

zimlich den harn. / Es tödt die würm im leib / heylet und trücknet aus die vnreinen fisteln / stellet<br />

der weiber kranckheyten / Weckholderöl ist seer gut denen so den krampff haben / vnd das<br />

hüfftwee / dinet auch wol zu alllerley kranckheyten / so von kalten flüssen entsteen.“<br />

Pfarrer Kneipp setzte Wacholderbeeren zur Kräftigung de Appetits und der Verdauung ein. In Wein<br />

gekochte Beeren wurden als<br />

harntreibendes Mittel genutzt und um<br />

„faulige, schleimige Stoffe“ aus dem<br />

Körper zu leiten.<br />

Auch heute findet man in manchen<br />

Gegenden traditionelle Überlieferungen<br />

zum Gebrauch des Wacholders.<br />

Wacholderbeeren kauen soll vor<br />

Ansteckung schützen. Zerstoßene<br />

Beeren auf die Stirn gelegt, sollen<br />

Kopfschmerzen lindern und der Rauch<br />

von Wacholderbeeren durch einen<br />

Trichter eingesaugt soll Zahnweh stillen.<br />

Ich verbeuge mich und gehe<br />

Wacholderbeeren kauend nach Hause.<br />

12<br />

Es wird davor gewarnt, es mit der<br />

Dosierung der Wacholderbeeren<br />

nicht zu übertreiben. Eine lange<br />

Anwendung oder größere Mengen<br />

an Wacholderbeeren kann die<br />

Nieren reizen. Bei Nierenleiden oder<br />

in der Schwangerschaft sollte man<br />

auf Kuren mit Wacholderbeeren<br />

verzichten!


Maxi´s Juniorseiten<br />

Waschbären<br />

kleine<br />

Banditen in<br />

Stadt und Wald<br />

von Maximilian<br />

Schaufler<br />

Der Nordamerikanische Waschbär wird auch altertümlich Schupp genannt und ist ein ein<br />

ursprünglich in Nordamerika heimisches mittelgroßes Säugetier.<br />

Waschbären sind überwiegend nachtaktive<br />

Raubtiere und leben bevorzugt in<br />

gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Bei<br />

Gefahr flüchten sie auf Bäume, und sie sind gute<br />

Kletterer. Unter Tags schlafen sie bevorzugt in den<br />

Baumhöhlen alter Eichen, daher sieht man sie<br />

kaum am Tag. Der Waschbär hält in den<br />

nördlichen Verbreitungsgebieten eine Winterruhe.<br />

Der Waschbär wird von 41 bis 71cm lang, und er<br />

kann bis<br />

zu 13,6 Kilogramm schwer werden, besonders vor<br />

dem Winter, wenn er sich einen Winterspeck<br />

angefressen hat.<br />

Der Waschbär könnte bis zu 16 Jahre alt werden,<br />

meist werden sie nur ein paar Jahre alt.<br />

Charakteristisch ist seine schwarz gefärbte<br />

13<br />

Gesichtsmaske und der geringelte Schwanz.


Waschbären können sich auf die Hinterbeine stellen und Dinge mit den handähnlichen<br />

Vorderpfoten überprüfen, denn der wichtigste Sinn für die Kleinbären ist der Tastsinn, aber auch der<br />

Gehörsinn ist gut ausgeprägt.<br />

Der Waschbär ist ein Allesfresser und sammelt eher, als dass er auf Jagd geht. Im Frühling ernährt<br />

sich der Waschbär vor allem von Insekten,Würmern und Käfern.<br />

Im Herbst bevorzugen sie Obst und Nüsse, um sich einen<br />

Winterspeck anzufressen. Wenn es sich ergibt, fressen sie Fische, Amphibien, Salamander, aber<br />

auch die Eier verschiedenster Gelege.<br />

Das Waschen der Nahrung hat nicht den Sinn, die Beute zu säubern, sondern es wird im Wasser die<br />

Hornhaut der Vorderpfoten aufgeweicht und der Tastsinn wird dadurch besser. Tiere in<br />

Gefangenschaft zeigen auch dieses Verhalten, hier wird aber angenommen, dass sie die Futtersuche<br />

ihres natürlichen Lebensraumes imitieren.<br />

Im Frühling bringen die Weibchen meist 3 Junge zur Welt, die im kommenden Herbst eigene Wege<br />

gehen und eigene Reviere suchen.<br />

Da Waschbären sehr anpassungsfähige Tiere sind, leben sie auch in Städten, und fressen hier aus<br />

Mülltonnen, den Biomist, Obst von den Bäumen, suchen sich als Schlafplatz Dachböden von<br />

Häusern usw.<br />

Der Mensch ist mit diesen Aktionen nicht einverstanden, und dies führt immer wieder zu Konflikten.<br />

Auch ist noch nicht wirklich klar, wie sich die Anwesenheit der Waschbären auf unsere heimischen<br />

Wildtiere längerfristig auswirken wird und deshalb werden Waschbären oft stark bejagt.<br />

14


Heilpflanzenporträt<br />

Die kleine Bibernelle<br />

Die kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) wächst und blüht bei uns im Waldviertel<br />

besonders an trockenen naturbelassenen Wiesen meist im Juli und August. Charakteristisch<br />

sind die eiförmigen Blätter, die nur unten am Boden aus dem Stängel der Pflanze wachsen.<br />

Die Blätter oberhalb sind unscheinbar lanzettförmig. Die Pflanze selbst wird bei uns meist nur<br />

30cm hoch und blüht als Doldenblütler eher unscheinbar inmitten anderen Sommerblumen.<br />

Medizinisch verwendet wird seit dem Mittelalter die Wurzel der Bibernelle. Meist bis zu 20cm<br />

tief reicht diese in den Boden. Gegraben wird sie im Frühjahr oder Herbst - dann ist die<br />

Heilkraft vollends in der Wurzel.<br />

Im Mittelalter wurde sie vor allem als Heilmittel gegen Cholera und Pest mit Erfolg eingesetzt.<br />

Vielerlei Sagen und Märchen ranken sich um ihren Einsatz in dieser Zeit. Heute wird sie vor<br />

allem bei grippalen Infektionen der oberen Atemwege und bei Verschleimung derselben<br />

vorwiegend eingesetzt.<br />

Schon Kräuterpfarrer Künzle aus der Schweiz und sein Vorgänger Pfarrer Kneipp wussten<br />

diese Wirkung und ihre kräftigende Energie zu schätzen. Sie löse „verhockte“, also<br />

festsitzende Verschleimungen vor allem aus der Lunge. Auch Sängern oder Menschen, die<br />

viel Reden müssen, sei sie nahegelegt.<br />

Wissenschaftlich belegt ist heute ihre antientzündliche, schleimlösende und auswurffördernde<br />

Wirkung. Als Dosierung für Erwachsene pro Tag gilt etwa 6-12g gemahlene Wurzel,<br />

vereinfacht etwa 2 x täglich ein halber Teelöffel Wurzelpulver vermengt mit Honig oder<br />

Nutella. Erhältlich ist die gemahlene Bibernellwurzel 15 in Apotheken.


Mitleid beim<br />

Welpenkauf ?<br />

von Dr.med.vet. Andrea<br />

Schaufler<br />

Bald werden die Tage wieder länger, und die Menschen sind im allgemeinen aktiver in der Natur<br />

unterwegs. Bei vielen wird der Wunsch nach einem geeigneten, tierischen Begleiter auf<br />

Spaziergängen und Bergtouren wach.<br />

Wenn man viele anderen Überlegungen zum Hundekauf, wie zum Beispiel:<br />

• Habe ich genug Zeit für meinen pelzigen Freund? Oder<br />

• Was mache ich bei Krankheit, Arbeit und Urlaubsplänen mit dem Hund? Oder<br />

• Soll es ein Rassehund oder Mischling sein? Oder<br />

• Rüde oder Hündin? Oder etc.<br />

beantworten kann, stellt sich die Frage:<br />

• Von wo, oder besser gesagt, von<br />

welchen Menschen hole ich meinen<br />

Traumhund für die nächsten 10-14<br />

Jahre?<br />

• Welchem Hundezüchter gebe ich das<br />

Vertrauen, dass er meinen zukünftigen<br />

Hund in den ersten 2 Monaten seiner<br />

Entwicklung artgerecht und in einer<br />

positiven Atmosphäre aufgezogen hat ?<br />

Dazu muss man wissen, dass die ersten<br />

3-4 Monate im Leben eines Hundes die<br />

wichtigsten sind!<br />

Ab der 3. bis ca. 7. Lebenswoche beginnt die sogenannte Prägungsphase, in der die Geschwister als<br />

Mitglieder der eigenen Art Hund erkannt werden. Daher wird sie auch Identifikationsphase genannt.<br />

„Hunde müssen quasi lernen, dass sie Hunde sind!“<br />

16


Auch die Sozialisierungsphase beginnt ab der 3. Lebenswoche bis zu ca. 3 Monaten.<br />

Hunde werden in dieser Zeit an die belebte (Geschwister, Hunde, Katzen und andere Tiere,<br />

Menschen jeder Altersgruppe…) und unbelebte Umgebung (Fahrzeuge, städtisches oder<br />

ländliches Aufwachsen, Geräusche, etc.) gewöhnt.<br />

Durch diese Gewöhnung wird das Weltbild des Hundes entscheidend beeinflusst, es kommt zur<br />

Einprägung von sogenannten Umweltbildern, denen er später angstfrei begegnen kann.<br />

Das heißt, hat der Welpe in dieser Zeit viel Positives mit Menschen, Tieren, „großen“<br />

Bedrohungen, wie z.B. Lastkraftwagen, Baumaschinen, Gewittern, Autofahrten, Tierarztbesuch,<br />

Besuch in Einkaufszentren, Menschen mit besonderen Bedürfnissen etc. erlebt, verknüpft er<br />

diese als normale<br />

Begebenheiten, auf die er<br />

weder angstvoll, noch<br />

aggressiv reagieren<br />

muss.<br />

Daraus ergibt sich nun<br />

ganz einfach die<br />

Tatsache, dass man nur<br />

raten kann, Welpen nicht<br />

aus Mitleid aus einem<br />

Kofferraum oder in einer<br />

ruhigen Seitenstraße zu<br />

erwerben!<br />

Hände weg von Käufen,<br />

bei denen man weder das<br />

Muttertier, noch die<br />

Geburtsstätte ansehen<br />

darf, aus welchen<br />

Gründen auch immer!<br />

Ein verantwortungsvoller<br />

Züchter ist darauf<br />

bedacht, die zukünftigen<br />

Hundekäufer vor der<br />

Abgabe kennenzulernen<br />

und bietet die Möglichkeit<br />

die Welpen öfters zu<br />

besuchen, denn diese<br />

sollen ja sozialisiert<br />

werden!<br />

17


Bei dubiosen Hundekäufen rettet man einen Welpen und viele werden in kürzester Zeit<br />

„nachproduziert“. Hier geht es nur ums Geschäft. Die Mutterhündin ist ausschließlich dazu da,<br />

um Welpen zu gebären, in meist zu kleinen Zwingern, mit wenig Licht, kein Sozialkontakt mit<br />

Menschen, es herrschen unhygienische Zustände, die sich wieder in oft tödlichen Krankheiten<br />

der Welpen auswirken.<br />

Ein Billigwelpe kann oft teurer als ein Welpe von einem renommierten Züchter sein!<br />

Also Augen auf beim Welpenkauf!<br />

Das wichtigste meiner Meinung nach ist, dass man Züchter, Mutterhündin und Welpen besuchen<br />

kann und sich ein Bild vom Ort des Aufwachsens machen kann.<br />

Mit ruhigerem Gewissen kann man meist einem Züchter vertrauen, der nach sogenannten FCI -<br />

(Federation Cynologique Internationale) Standards züchtet. Diese weltweit größte kynologische<br />

Organisation schreibt für die Hundezucht in jedem Land auf der Welt einen gemeinsamen<br />

Standard für alle Rassen vor.<br />

Dies bedeutet, dass Hunde nur nach besten Kriterien, wie Aussehen (gute<br />

Ausstellungsergebnisse) , bester, rassetypischer Charakter, Gesundheit ( Hüftdysplasie,<br />

Ellbogendysplasie, vererbte Retinaatrophie , etc. werden untersucht) gezüchtet werden dürfen.<br />

Die Vorfahren des Welpen sind mit ihren Ausstellungsbewertungen und einzelnen<br />

Gesundheitsbefunden (wie z.B. HD-Grad) in der sogenannten Ahnentafel ersichtlich.<br />

Da für einen werdenden Zuchthund und die Welpenaufzucht auch viel Geld (Anschaffung,<br />

Ausstellungen, Röntgenbefunde, Augenuntersuchungen, Gesundheitszeugnisse, Ahnenpässe<br />

für die Welpen, Zuchtverband , Chippen, Entwurmungen, Impfungen etc. ) und Zeit investiert<br />

werden müssen, kostet ein Rassehund ca. zwischen 18 1000 - 1500 EUR.


Ein Billigwelpe aus dem Internet kostet ca. 300 - 500 EUR. Meist weiss man nichts über die<br />

Vorfahren, den Gesundheitszustand, die allgemeine Entwicklung, das Handling des „Züchters“<br />

usw. Eventuell wird dieser Welpe auch teurer als der Rassehund durch entstehende<br />

Tierarztkosten bei versteckten Krankheiten (wie z.B. bei Parvoviroseausbrüchen), oder auch<br />

später durch Ausbildung von Verhaltensstörungen, bei denen oftmals Hundetrainer<br />

hinzugezogen werden müssen.<br />

Auch bei uns am <strong>Mauritiushof</strong> wird demnächst wieder ein Welpe willkommen geheißen. Wir<br />

entschieden uns für die Rasse Polski Owzarek Podhalanski, einem Herdenschutzhund aus<br />

Polen. Ich nahm schon Kontakt mit einem FCI-Züchter im Ursprungsland auf. Falls alles gut<br />

geht, wird der Welpe spätestens im April Einzug am <strong>Mauritiushof</strong> halten.<br />

Wir freuen uns schon riesig und werden in der nächsten Ausgabe weiter berichten.<br />

19


Österreichische Gesellschaft<br />

für Tiergestützte Therapie<br />

ÖGTT<br />

Sitz:<br />

Rappoltschlag 13<br />

3914 Waldhausen<br />

sekretariat@oegtt.at<br />

www.oegtt.at<br />

Tel. 02877 20059<br />

Liebe Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie !<br />

Wir freuen und sehr, dass durch die Kooperation mit dem <strong>Mauritiushof</strong> Kreativteam, dem<br />

Herausgeber der neuen Online Zeitschrift „<strong>Mauritiushof</strong> <strong>Naturmagazin</strong>“ eine Möglichkeit eröffnet<br />

wurde, in diesem neuen digitalen Format nicht nur unsere Mitglieder und Freunde zu erreichen,<br />

sondern unsere Gesellschaft für Tiergestützte Therapie und unsere Arbeit mit Mensch, Natur und<br />

Tier auch einem breiteren LeserInnenpublikum näher bringen zu können.<br />

Wir werden künftig versuchen, interessante aber auch neue Aspekte und Inhalte unserer Arbeit in<br />

Form von Fachartikeln und Beiträgen von und über unsere Mitglieder hier zu gestalten.<br />

Die Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT beschäftigt sich nicht nur mit den<br />

Anliegen der allgemeinen Tiergestützten Aktivitäten, Tiergestützten pädagogischen und<br />

sozialpädagogischen Fördermassnahmen sowie medizinisch/therapeutischen Tiergestützten<br />

Behandlungen, sondern fördert auch weitere Sektionen unserer Gesellschaft wie Wildkräuterguides,<br />

Natur-KinesiologInnen/Natur-EnergethikerInnen und Diplom TiertrainerInnen. Die beiden zuletzt<br />

genannten Sektionen sind gerade im Aufbau und werden uns noch viele neue innovative Aspekte<br />

mitgeben.<br />

Wir möchten aber auch durch die Nutzung dieses digitalen Mediums aufzeigen, dass naturnahe<br />

Dienstleistungen/Therapien für Menschen nicht zwingend im Gegensatz zu neuen digitalen Medien<br />

stehen müssen. Gerade dieser Brückenschlag möge uns in den nächsten Monaten gelingen !<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen unserer ÖGTT Seiten !<br />

Der Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie<br />

20


Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Tiergestützte Therapie - quo vadis ?<br />

Gerade in unserer heutigen Zeit der zunehmenden Technisierung und Digitalisierung, Fachleute<br />

nennen diese Umstellung die 4. Industrielle Revolution oder Industrie 4.0, scheint der Blick auf<br />

Natur, Tiere, Heilpflanzen, altes Handwerk und dergleichen mehr doch eigentlich auf den ersten<br />

Blick widersinnig.<br />

Dennoch können wir gesellschaftlich und medial klar einen Trend, ja eigentlich fast ein Sehnen nach<br />

gerade diesen Themen erkennen. Wie können wir uns das erklären ? Warum erfüllt uns die Arbeit<br />

im Garten, die Versorgung und das gemeinsame Leben mit unseren Haus- und Nutztieren so sehr<br />

und bringt Ausgleich und Sinn in unser Leben ? Warum lässt sich das so ausgezeichnet in der<br />

Sozialarbeit und therapeutisch nutzen ?<br />

Ich darf vorab Papst Franziskus aus der Rede vor dem Europaparlament zitieren:<br />

Welche Würde soll jemals einer finden, der keine Nahrung bzw. das Allernotwendigste zum<br />

Leben hat und – schlimmer noch – dem die Arbeit fehlt, die ihm Würde verleiht?<br />

Dieser Satz, „Arbeit verleiht Menschen Würde“, hat sich durch die Begegnung mit vielen jungen<br />

Menschen, die ich in Sozialprojekten für arbeitslose junge Erwachsenen betreue und auch durch die<br />

jahrelange Begegnung mit vielen PatientInnen in meinen Ordinationen fest in meine Seele<br />

eingebrannt.<br />

Wir voll im Beruf stehenden Menschen können uns oft gar nicht vorstellen, wie ein Leben ohne<br />

Tagesstruktur, ohne Aufgaben, ohne Tagesziele und ohne aus der Arbeit resultierende Erfolge<br />

aussieht und wie man sich dabei fühlt. Die meisten von uns haben das nie erlebt. Wir stöhnen unter<br />

der Belastung durch den Alltag, über die vielen, manchmal überbordenden Aufgaben, erhalten aber<br />

dafür auch Lohn, manchmal Anerkennung, einen mehr oder weniger bescheidenen Lebensstatus<br />

und dergleichen mehr für unseren Einsatz. Erst viele Gespräche mit unseren TeilnehmerInnen<br />

ließen mich verstehen, wie hilflos, unfähig und frustriert sich die meisten unserer Schützlinge fühlen.<br />

Die Grundemotion der meisten TeilnehmerInnen ist ein tiefes Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Ich<br />

finde leider kein schöneres Wort für dieses Lebensgefühl. Erst die vollbrachte Arbeitsleistung lässt<br />

Menschen scheinbar Erfolg erleben und Erfolg bereitet den Weg zum Selbstwert. Sich selbst als<br />

wertvoll zu erleben ist keine Selbstverständlichkeit für viele junge Menschen.<br />

Aber nicht jede Arbeit lässt uns Erfolge erleben!<br />

In meiner ärztlichen Ordination habe ich viele Menschen gesehen, die zwar viel gearbeitet haben,<br />

aber dennoch diese Arbeit als nicht befriedigend erlebt haben. Viele Tätigkeiten heute lassen uns an<br />

deren Sinnhaftigkeit zweifeln. Wir alle kennen dieses Phänomen an uns selbst, in seiner maximalen<br />

Ausprägung bezeichnet unsere Gesellschaft diese Erscheinung als burn out Syndrom mit all seinen<br />

körperlichen und seelischen Symptomen. So möchte ich hier den Begriff „Sinn gebende Arbeit“<br />

einführen. Wir erleben scheinbar nicht jede Arbeit als Sinn gebend und damit in weiterer Folge als<br />

Erfolg gebend. Es scheint, dass archaische menschliche Tätigkeiten rund um Natur, Pflanzen und<br />

Tiere so wie wir das glücklicherweise in der Tiergestützten Therapie anbieten können, Menschen ein<br />

Gefühl des Sinnhaften vermitteln.<br />

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Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Viele Menschen in unserer Gesellschaft versuchen durch Freizeitaktivitäten in der Natur, Spiel und<br />

Spass rund um ihre Haustiere oder im eigenen Garten die Belastungen des Alltags auszugleichen<br />

oder sich emotional zu stabilisieren. Sinn gebendes Arbeiten ist für mich die Grundlage dafür,<br />

dass Menschen überhaupt Freude an der Arbeit finden.<br />

Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass der Tagesablauf auf einem tierhaltenden Betrieb mit<br />

Rindern, Pferden, Ziegen und vielen anderen Tieren nicht durch menschliche Willkür vorgegeben<br />

wird, sondern durch die natürlichen Bedürfnisse artgerecht gehaltenen Therapietiere. Gerade<br />

Menschen, die aus sozialen Verhältnissen kommen, die wenig strukturiert sind, erleben begründete<br />

Arbeits- und Zeitvorgaben sehr positiv, denn sie können sich orientieren, oder überhaupt erst einen<br />

geordneten Tag/Nachtrhythmus finden. Chaos ist kein angenehmes Lebensgefühl für die meisten<br />

Menschen. Bislang haben unsere TeilnehmerInnen diese notwendige und vor allem naturgegebene<br />

Tagesstruktur gerne akzeptiert und angenommen. Zu meiner eigenen Überraschung entwickelt<br />

sich meist eine eigenständige Dynamik innerhalb der Gruppen, gerade Fütterungszeiten peinlich<br />

genau einzuhalten. Diese werden ja auch von den Tieren entsprechend klar eingefordert.<br />

Beeindruckend ist weiters das Bedürfnis unserer TeilnehmerInnen, die Stallungen für die Tiere<br />

angenehm zu gestalten. Fachlich bezeichnet man die Grundlagen solchen Handelns auch als Du-<br />

Evidenz. Im tierischen Gegenüber erkennt man sich selbst wieder und die Obsorge um das<br />

Wohlergehen des Tieres wird zur ersten Symbolhandlung, das eigene Wohlergehen zu organisieren<br />

und zu verantworten. Viele unserer TeilnehmerInnen haben ihre soziale Entwicklung noch nicht<br />

abgeschlossen. Unsere artgerecht gehaltenen Tiere liefern ein soziales Gefüge, ähnlich einer<br />

stabilen Familienstruktur, die den jungen Menschen Schutz, Sicherheit und Möglichkeit zur<br />

raschen Weiterentwicklung ermöglicht.<br />

Vor allem aber können unsere TeilnehmerInnen über Symbolbeziehungen zu unseren Tieren<br />

neue Beziehungserfahrungen durchleben und daran reifen und wachsen. Das ist das eigentliche<br />

Prinzip der Tiergestützten Therapie und bedeutet alles andere als einen Streichelzoo.<br />

Manchmal hat man den Eindruck, dass Tiergestützte Therapie sich in Besuchsdiensten von<br />

Therapiebegleithundeteams oder dergleichen mehr erschöpft, doch dies ist nur ein kleiner<br />

Teilbereich im Tiergestützten Setting !<br />

Viele Fachleute lehnen sogar meist den Einsatz so genannter „geprüfter“ Therapietiere ab, da<br />

diese ja vor allem auf ihre Toleranz und ihrem Gehorsam dem Menschen gegenüber zertifiziert<br />

werden und dadurch ihre wahre, authentische Reaktion gegenüber Menschen nicht zeigen<br />

dürfen. Dies mag für Besuchsdienste und Schulhunde sinnvoll sein, aber nicht für die eigentliche<br />

Therapiearbeit mit Tieren ! Gerade ein Therapietier darf und soll seinen Unwillen zeigen, wenn<br />

menschliches Handeln als störend, als krank erlebt wird ! Wir bedienen uns der feineren Sinne<br />

unserer Therapietiere, um unser eigenes Wahrnehmungsspektrum zu erweitern.<br />

Die eigentliche Therapie/Förderung ist in weiterer Folge dann nicht Aufgabe des Tieres, sondern<br />

hoffentlich Aufgabe ausgebildeter Fachleute wie ÄrztInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen,<br />

PädagogInnen, SozialarbeiterInnen etc. mit entsprechender Zusatzausbildung für Tiergestützte<br />

Arbeit, die diese Symbolbeziehung zwischen Patient/Klient und Therapietier moderieren, gestalten<br />

und einer Lösung zuführen können.<br />

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Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Gerade die enormen Sinnesleistungen unserer Therapietiere wie Hunde, Pferde, Ziegen und<br />

dergleichen mehr in Kombination mit der hohen sozialen Struktur eines hochsozialen Rudel- oder<br />

Herdentieres sind die wichtigsten Eckpfeiler des Erfolgs Tiergestützten Arbeitens. Tiere erspüren<br />

menschliche Stimmungen und Emotionen unserer Mitmenschen offenbar viel intensiver als<br />

wir selbst und reagieren darauf spontan und unmittelbar - eben authentisch. Jenseits unserer<br />

menschlichen Wertvorstellungen und Normen.<br />

Dies ist ein unschätzbares Werkzeug in den Händen erfahrener Fachleute, um wertvolle<br />

Dienstleistungen zum Wohle anderer zu gestalten.<br />

In Kombination mit sinnvoller Arbeit rund um die Versorgung und Haltung der Therapietiere<br />

lässt sich eine kleine Oase erschaffen, in der Förderung und Heilung stattfinden kann, oder neue,<br />

kreative Lebensprozesse ihren Anfang finden können.<br />

Die Tiergestützte Therapie geht aber auch in eine neue Richtung, die ich als Naturgestützte<br />

Therapie bezeichnen möchte. Ökologisch sinnvolle Projekte wie artgerechte Wildfütterung,<br />

Nachzucht und Auswilderung bedrohter Arten, Bau von Nützlingsheimen, Nistkästen, Anlegen von<br />

Feuchtbiotopen und dergleichen mehr als Instrumente für soziale Förderung und Psychotherapie<br />

sind gerade im Entstehen.<br />

So freue ich mich ganz besonders, dass wir den NÖ Landesjagsverband als<br />

Kooperationspartner für die Ausbildung unserer Fachleute, den WIFI Diplomlehrgang<br />

"Personal Coach im Tiergestützten Setting“, gewinnen konnten und Themen wie<br />

Wildtierökologie, Hegemassnahmen und Wildtierkunde in unsere Ausbildung <strong>2016</strong> integrieren<br />

können. Auch dieser Brückenschlag soll Mensch und Tier dienen !<br />

Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren noch viel im Bereich der Tiergestützten Therapie dazu<br />

lernen dürfen, schließlich ist sie noch eine sehr junge wissenschaftliche Disziplin und wir sollten<br />

diese Offenheit auch bewahren, um nicht weiteren Entwicklungen im Wege zu stehen !<br />

Lasst uns voneinander Lernen !<br />

Mit herzlichen Grüßen,<br />

Dr.med. Dieter Schaufler, Präsident der ÖGTT<br />

23


Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Nächste Termine:<br />

30.1.<strong>2016</strong> Ganztägige Supervision am <strong>Mauritiushof</strong> (10.00 - 18.00)<br />

Schwerpunkt Einsatz digitaler Medien, digitales Marketing und Webinare<br />

19.3.<strong>2016</strong> Start WIFI Diplomlehrgang Natur-Kinesiologie<br />

2.4.<strong>2016</strong> Start WIFI Lehrgang Ausbildung zur Diplom-TiertrainerIn<br />

23.4.<strong>2016</strong> Start WIFI Heilkräuterlehrgang (WIFI Diplom-Wildkräuterguide)<br />

30.4.<strong>2016</strong> Start WIFI Diplomlehrgang "Personal Coach im Tiergestützten Setting"<br />

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Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Weiterbildungsveranstaltung: Arbeiten mit Wildkräutern<br />

Sie haben bereits eine Kräuterspezifische Ausbildung absolviert und möchten Ihr Wissen vertiefen?<br />

Sie möchten mehr über die rechtlichen Bestimmungen zur<br />

Wissensvermittlung bei der Arbeit mit Kräutern erfahren?<br />

In diesem Semiar frischen wir unser Kräuterwissen auf:<br />

- Botanische Erkennungsmerkmale<br />

- Verarbeitung und Verwendungsmöglichkeiten<br />

- Traditionelles Kräuterwissen<br />

- Energetische Wirkungsweise<br />

- Rechtskonforme Wissensvermittlung<br />

Die Veranstaltung findet von 10.00-17.00 statt. Am Vormittag befinden wir uns im Seminarraum, am<br />

Nachmittag testen wir unser Können bei einer ausgedehnten Kräuterwanderung um den Stausee<br />

Ottenstein.<br />

(Mittagspause: 12.00-13.00, auf Wunsch Mittagessen à la carte)<br />

Zielgruppe: Absolventen und -innen der Lehrgänge „Heilkräuter“ und „Natur Kinesiologie“,<br />

Kräuterpädagoginnen und –pädagogen, Interessierte,…<br />

Diese Veranstaltung gilt für Dipl. Wildkräuterguides (WIFI Lehrgang Heilkräuter) mit aufrechter<br />

Mitgliedschaft bei der ÖGTT als Zertifizierung für das Jahr <strong>2016</strong>*<br />

Vortragende: Gerda Holzmann BSc, Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter Wildkräuterguide der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie, Leitung der Sektion Wildkräuterguide<br />

(ÖGTT), Dipl. Holistische Kinesiologin<br />

Diese Veranstaltung ist eintägig. Bitte Wählen Sie einen der beiden Termine aus: 16.04.<strong>2016</strong> oder<br />

14.05.<strong>2016</strong><br />

Ort: Hotel Restaurant, Peygarten Ottenstein 60, 3532 Rastenfeld<br />

Kursgebühr: 47,- (exkl. Mittagessen)<br />

Teilnehmer: min. 5, max. 12<br />

Anmeldung:<br />

Bitte bis spätestens 1 Woche vor dem jeweiligen Termin bei Gerda Holzmann.<br />

Mail: praxis@gerdaholzmann.at, Tel: 0676/33 44 671<br />

* Wieso als Dipl. Wildkräuterguide eine Weiterbildungsveranstaltung besuchen? Als zertifizierter<br />

Wildkräuterguide haben Sie Zugang zu unseren Polo-Shirts mit gesticktem ÖGTT-Wildkräuterguide<br />

Logo. Desweiteren erhalten Sie eine Plakette für das Jahr <strong>2016</strong>. Alles für einen professionellen<br />

25<br />

Auftritt.


WIFI. Wir bringen Sie auf Kurs.<br />

Mensch und Natur<br />

Auszug aus dem Kursbuch 2015/16<br />

Lehrgang Heilkräuter<br />

85 TE<br />

€ 1.990<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag € 180<br />

Lehrgang Natur-Kinesiologie<br />

120 TE<br />

€ 2.490<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen<br />

Entdecken Sie gemeinsam mit Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler<br />

die Grundlagen und Kenntnisse der medizinischen, aber vor<br />

allem auch der überlieferten volksheilkundlichen Anwendung<br />

unserer heimischen Heilkräuter. Etwa 60 verschiedene heimische<br />

Heilpflanzen werden nach Aussehen, Verwendung und<br />

medizinischer Wirksamkeit vorgestellt und gemeinsam im Kräutergarten<br />

am <strong>Mauritiushof</strong> oder auf den umliegenden Wiesen und Wäldern<br />

aufgesucht und besprochen - in Begleitung mit Tragkörben ausgestatteten<br />

Ponys und Packziegen.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Im Mittelpunkt stehen die korrekte Dosierung, verschiedene Anwendungsmöglichkeiten<br />

wie Tee, Wickel, Presssäfte, Inhalationen, Auflagen,<br />

Verreibungen, Pulver etc. Auch die gemeinsame Herstellung von<br />

Kräuterschnäpsen, Kräuterlikören, Tinkturen, Kräuterölen, Kräuterweinen,<br />

Kräuteressig oder Kräuterkissen sind wichtige praktische Inhalte.<br />

Natürlich werden Sie auch Kräutersalben und Einreibungen herstellen.<br />

Das reiche praktische Wissen von Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler,<br />

geprägt durch viele Jahre und Erfahrung mit zufriedenen Patienten,<br />

garantiert einen lebendigen, spannenden und abwechslungsreichen<br />

Lehrgang im wunderschönen Waldviertel.<br />

Der Lehrgang Heilkräuter gliedert sich in 5 Module zu je 2 Tagen,<br />

und richtet sich an alle Interessierte, ebenso an Personen aus dem<br />

Gesundheits- und Sozialwesen sowie aus dem pädagogischen Bereich.<br />

Trainer: Dr. med. univ. Dieter Schaufler, Arzt für Allgemeinmedizin<br />

und Kneipparzt.<br />

Waldhausen 23.4. - 2.10.<strong>2016</strong><br />

13001015k<br />

Sa, So 10.00 - 18.00<br />

Prüfung: 22.10.<strong>2016</strong><br />

26<br />

Lernen Sie Ihren Energiehaushalt zu harmonisieren!<br />

Dieser Lehrgang versucht, sich mit Hilfe kinesiologischer<br />

Muskeltestung unseren menschlichen energetischen Wurzeln<br />

in der Natur zu nähern. Welche Energien aus der Natur können<br />

wir nutzen, um Menschen wieder ins Gleichgewicht zu<br />

bringen, Harmonie in uns selbst zu finden? Wie setzen wir<br />

das praktisch kinesiologisch um?<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Im reflektierten Umgang mit den Tieren erhalten Sie während des<br />

Kurses ein Spiegelbild Ihrer eigenen energetischen Ausstrahlung und<br />

Wirkung auf andere. Gerade dieses Feedback wird Ihnen später helfen,<br />

bei Ihren Kundinnen und Kunden sinnvolle Dienste zur energetischen<br />

Harmonisierung leisten zu können.<br />

Auch die strikte Abgrenzung der kinesiologischen Energiearbeit zu<br />

heilenden Berufen ist Thema dieses Lehrgangs. Dies wird unter anderem<br />

durch die Wahl des Lehrgangsleiters, ein erfahrener Arzt und<br />

Psychosomatiker, garantiert. Eben gerade dieser eigenständige und<br />

abgegrenzte Raum für Energiearbeit mit Natur und Kinesiologie bietet<br />

ein einzigartiges und wunderbares Arbeitsfeld im Dienst für Menschen,<br />

das Sie nicht ungenutzt lassen sollten.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 19.3.<strong>2016</strong> - 15.1.2017<br />

12281015k<br />

Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />

Prüfung: 18.2.2017<br />

TE = Trainingseinheit (50 Minuten) / Vorbehaltlich Änderungen und Druckfehler<br />

Anmeldung/Kontakt WIFI Niederösterreich: T 02742 890-2000, F 02742 890-2100, E kundenservice@noe.wifi.at, I www.noe.wifi.at


KURSÜBERSICHT<br />

Online buchen auf www.noe.wifi.at<br />

Lehrgang zum Tiertrainer<br />

310 TE<br />

€ 2.900<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />

Personal-Coach im tiergestützten Setting<br />

310 TE<br />

€ 4.980<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag € 350<br />

Gemeinsames tierschutzgerechtes Tiertraining<br />

Mit Tieren professionell zu arbeiten und sie entsprechend<br />

auszubilden - für viele von uns ist dies ein beruflicher<br />

Wunschtraum. Dieser Lehrgang richtet sich speziell an all<br />

jene Menschen, die Freude an der Arbeit mit Tieren haben,<br />

selbst schon jahrelang Tiere besitzen und sich ein neues Berufsfeld<br />

erarbeiten möchten. Tiere mit bestimmten Fähigkeiten und<br />

gezielten Ausbildungen werden für spezielle Dienstleistungen zum<br />

Beispiel in der Filmbranche oder am Theater gebraucht, oft aber benötigen<br />

Tierbesitzer Rat und Hilfe bei der Grundausbildung und dem<br />

weiterführenden Training ihrer vierbeinigen oder gefiederten Heimtiere.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Theoretische Inhalte:<br />

■ Grundlagen und Geschichte des Tiertrainings<br />

■ Lerntheorien, Prägung, Sozialisation, Formen der Konditionierung<br />

■ Diverse Aspekte aus der Verhaltensbiologie<br />

■ Ethologische Grundlagen<br />

■ Nonverbale/Verbale Kommunikation<br />

■ Körpersprachliche Aspekte bei Mensch und Tier<br />

■ Tierschutz und Tierhalteverordnung<br />

■ Veterinärmedizinische Aspekte/Zoonosen<br />

■ Erste Hilfe beim Tier<br />

■ Ethologie des Hundes, calming signals, Körpersprache und Ausdruck<br />

■ Rassenkunde<br />

■ Artgerechtes Hundetraining<br />

Praktische Inhalte: 120 Stunden Pflichtpraktikum an vom Veranstalter<br />

anerkannten und genannten Praktikumsbetrieben. Unentgeltliches<br />

Pflichtpraktikum ist auch am Zentrum <strong>Mauritiushof</strong> möglich. Während<br />

der Praktikumszeit ist die Arbeit mit mindestens 5 verschiedenen<br />

Tierarten nachzuweisen.<br />

Abschluss: Kommissionelle Diplomprüfung mit Vorstellung der eige-<br />

nen Projekthomepage und mündliche Beantwortung vorgetragener<br />

Lehrgangsinhalte. Dieser Lehrgang soll Ihnen praktische und theoretische<br />

Kenntnisse für die Arbeit mit vielen Tierarten, rechtliche Grundlagen<br />

wie Tierhalteverordnung und Tierschutzgesetz, aber auch alle<br />

Erfordernisse und Wissen zur Haltung und dem artspezifischen Verhalten<br />

der meisten Haus- und Nutztiere vermitteln.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 2.4.<strong>2016</strong> - 22.1.2017 Sa, So 9.00 - 18.00<br />

12023015k Prüfung: 18.3.2017<br />

INFORMATION & ANMELDUNG<br />

Schaue in die Augen deines Tieres und du kannst erkennen,<br />

wer du selbst bist!<br />

Der Lehrgang vermittelt Grundlagen und Praxis tiergestützter<br />

Aktivitäten sowie tiergestützter pädagogischer und sozialer<br />

Fördermaßnahmen. Darauf aufbauend erlernen Sie den gezielten<br />

Einsatz von Tieren im Personal-Coaching. Bereitschaft<br />

zur Selbsterfahrung, soziale Kompetenz, Kreativität und Erfahrung im<br />

Umgang mit Tieren sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit mit<br />

dazu geeigneten Therapie-Tieren.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Teilnehmer/innen: Menschen aus Berufsgruppen mit pädagogischer,<br />

sozialer, medizinischer, psychologischer oder therapeutischer Ausrichtung<br />

sowie Menschen aus Berufsgruppen mit Begleitungs- oder<br />

Unterstützungsarbeit. Aber auch engagierte Menschen aus anderen<br />

Berufen, Mindestalter 21 Jahre, nach einem positiven Evaluierungsgespräch.<br />

Eigene Erfahrung im Umgang mit Tieren wird vorausgesetzt.<br />

Inhalte:<br />

■ Grundlagen: Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie, artgerechte<br />

Tierhaltung, tiergestütztes Arbeiten, Tierschutzverordnungen<br />

■ Spezifische Coaching-Werkzeuge<br />

■ Praxis des positiv verstärkenden Tiertrainings<br />

■ Grundlagen der Methodik des ethisch stimmigen Umgangs mit<br />

Mensch und Tier<br />

■ Praxisorientiertes Lernen und eigenes Erleben im Umgang mit<br />

Mensch und Tier<br />

Abschluss: Kommissionelles Abschlussgespräch über Lehrgangsin-<br />

halte sowie Inhalte der Projektarbeit und 30-minütiges Coaching im<br />

tiergestützten Setting. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer/innen<br />

ein WIFI-Diplom.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 30.4.<strong>2016</strong> - 23.4.2017<br />

12128025k<br />

Für Ihre Fragen zum WIFI-Weiterbildungsangebot (Kursinformation, Beratung, Förderungen)<br />

und zur Anmeldung steht Ihnen unser Kundenservice gerne zurVerfügung!<br />

Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />

Prüfung: 13.5.2017<br />

IMPRESSUM | Medieninhaber, Herausgeber: Wirtschaftskammer NÖ, Landsbergerstraße 1, 3100 St. Pölten | Gestaltung: WIFI NÖ, 3100 St. Pölten<br />

WIFI Niederösterreich<br />

Mariazeller Straße 97, 3100 St. Pölten<br />

T 02742 890-2000 E kundenservice@noe.wifi.at<br />

F 02742 890-2100 I www.noe.wifi.at<br />

27<br />

Fordern Sie das<br />

KURSBUCH 2015/16<br />

an oder suchen Sie gleich<br />

online auf www.noe.wifi.at


Wolle verarbeiten<br />

ohne Spinnrad<br />

von Mag. Christine Kluger<br />

Seit gut einem Jahr leben bei uns am Hof unsere Alpinen Steinschafe Kiki und Maja. Ihre<br />

früheren Besitzer haben einen neuen Platz für sie gesucht, für unsere Glücksschmiede waren sie<br />

die fehlende Bereicherung – an Kinder gewöhnt und zutraulich, die ideale Ergänzung für unsere<br />

Glücksschmiede!<br />

Doch schon nach der ersten Schur im Frühjahr dachte ich, wie schade, ihre Wolle ungenützt zu<br />

lassen. Und so ist die Überlegung entstanden, nach einer einfachen Methode zur<br />

Wolleerzeugung zu suchen. Ich habe schließlich Möglichkeiten gefunden, auch ohne Spinnrad<br />

auszukommen.<br />

Nach einigen Versuchen hat sich gezeigt: Das alte Handwerk erfordert Geduld, der erste<br />

Wollfaden ist gewiss nicht regelmäßig und makellos – aber den ersten Faden in Händen zu<br />

halten, das Knäuel beobachten, wie es an Größe zunimmt, ist doch ein schönes Gefühl. Und<br />

irgendwann geht sich der eigene Wollpulli aus!<br />

28


Das Waschen der Rohwolle wird vielfach mit Regenwasser empfohlen, in Schiebetruhen<br />

eingeweicht, in vielen Durchgängen gereinigt. Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, die Wolle im<br />

Garten in einer Schiebetruhe zu säubern. Schafscherer Martins Geheimtipp: eingepackt in 3 alte<br />

Polsterüberzüge lässt sich die Wolle auch in einer Waschmaschine waschen. Dazu aber später.<br />

Die Eckdaten:<br />

2 Alpine Steinschafe – ca. 4 kg Wolle pro Schur,<br />

macht also 4 kg Wolle pro Schaf im Jahr<br />

(die Angaben können abhängig von Rasse, Umgebung und vielen anderen Faktoren variieren –<br />

diese hier beruhen auf den Abmessungen unserer Schafe)<br />

Was wird benötigt:<br />

Rohwolle<br />

3 alte Polsterüberzüge<br />

3 Schnüre, je ca. 15 cm lang<br />

15 ml herkömmliches Spülmittel<br />

etwas Zeitungspapier<br />

Eimer<br />

29


Schritt 1:<br />

Im ersten Schritt wird die Rohwolle von groben Verunreinigungen befreit (stark verfilzte<br />

Partien, Heu,<br />

Stroh, etc.)<br />

Text hier eingeben<br />

Schritt 2:<br />

Hier der große aussortierte Haufen Wolle, den ich weiterverarbeiten will, im Vergleich zum<br />

verfilzten kleinen Rest. Man kann natürlich auch stärker aussortieren, aber ich habe versucht,<br />

möglichst viel Wolle zu<br />

erhalten.<br />

Damit auch dieser Rest<br />

genützt wird, kann die<br />

schmutzige Wolle unter<br />

die Erde gemischt zum<br />

Pflanzenschutz gegen<br />

kleine Nagetiere<br />

eingesetzt werden.<br />

Außerdem speichert sie<br />

Gieß- bzw. Regenwasser<br />

länger und dient der<br />

Pflanze damit als<br />

Wasserspeicher.<br />

30


Schritt 3:<br />

Wolle locker auseinander zupfen, um späteres Verfilzen zu vermeiden!<br />

Als Vorbereitung zum Waschen wird die Wolle in alte Polsterüberzüge gepackt. Das dient<br />

dem Schutz der Waschmaschine, weil sonst durch den Waschvorgang viele kleine Fasern zu<br />

Verunreinigung führen können, aber auch wiederum als Schutz vor Verfilzen. Jeden einzelnen<br />

Polsterbezug habe ich fest mit einer Schnur zugebunden. WICHTIG ist hier die max.<br />

Füllmenge abhängig von der Waschmaschine. Da die Wolle durch das Wasser sehr schwer<br />

wird, habe ich vorerst nur 1kg gewaschen.<br />

Schritt 4:<br />

Waschvorgang – da ich auch meine Wollpullover in der Waschmaschine mit dem Programm<br />

„Wolle kalt“ wasche, habe ich diesen Waschgang zur Reinigung der Rohwolle verwendet.<br />

Beim Schleudern sollte auf weniger als 1000 Umdrehungen geschaltet werden, damit die<br />

Wolle nicht verfilzt.<br />

Zur Entfernung des Wollfettes habe ich für 1kg Rohwolle ca. 15ml herkömmliches<br />

Geschirrspülmittel verwendet (auch Haarshampoo ist möglich).<br />

Nach Ende des ersten Waschganges die Wolle aus den Polsterüberzügen nehmen und gut<br />

auflockern.<br />

Je nach Verschmutzung muss dieser Schritt 2-3 Mal wiederholt werden. Meine Wolle habe<br />

ich nur 1x gewaschen, etwas Fett ist erhalten geblieben. Da die Wolle händisch verarbeitet<br />

wird, ist dies nicht hinderlich.<br />

Empfehlung: Um die Waschmaschine von Fettrückständen zu befreien, habe ich<br />

anschließend mit heißem Programm durchgespült. Es ist mir bewusst, dass es sich nicht um<br />

eine energiesparende Methode handelt, doch auch eine neue Waschmaschine kostet<br />

Energie.<br />

31


Schritt 5:<br />

Trocknen – wenn möglich im Garten,<br />

luftig in der Sonne aufgelegt, z. B. auf<br />

einem Tuch auf einer Wäschespinne<br />

(damit nichts durchfällt), im Herbst/<br />

Winter oder bei Schlechtwetter kann<br />

aber auch der Wäscheständer neben<br />

der Heizung platziert werden.<br />

Schritt 6:<br />

Die Wolle als Vorbereitung zum Spinnen bzw. Zwirbeln locker in Strängen auflegen. Dabei<br />

können noch vorhandene Schmutzpartikel entfernt werden. Am besten über Zeitungspapier<br />

arbeiten und Schmutz gleich in einem Eimer entsorgen.<br />

32


Schritt 7:<br />

Es darf gezwirbelt werden!<br />

Einen Strang nehmen und nach oben hin zwirbeln – der Untergrund sollte nicht zu glatt sein,<br />

sonst verschiebt sich die Wolle und lässt sich nicht drehen.<br />

Schritt 8:<br />

Immer ein lockeres<br />

Ende lassen, damit<br />

der nächste<br />

Wollstrang dazu<br />

gedreht werden<br />

kann.<br />

33


Schritt 9:<br />

Wolle lockern und an das lockere Ende ansetzen.<br />

Schritt 10:<br />

Langsam, aber sicher entsteht ein Wollfaden…<br />

34


Schritt 11:<br />

…und das Wollknäuel<br />

Je nach Geschmack und Übung kann auch feiner gezwirbelt werden, mir persönlich gefällt<br />

die gröbere Verarbeitung.<br />

Gutes Gelingen!<br />

Mag. Christine Kluger<br />

Dipl. Personal Coach im Tiergestützten<br />

Setting<br />

Dipl. Natur Kinesiologin<br />

Zertifizierte Trainerin der ÖGTT<br />

Zertifizierter Wildkräuterguide der ÖGTT<br />

Sektionsleiterin Tiergestützte Aktivitäten der<br />

ÖGTT<br />

<br />

Seminarzentrum<br />

Die Glücksschmiede<br />

Hauptstraße 18<br />

3004 Ried/Riederberg<br />

<br />

Tel.: 0699/12 13 6082 (abends)<br />

e-mail: post@die-gluecksschmiede.at<br />

www.die-gluecksschmiede.at<br />

35


Fell Ponys<br />

rauhe Schale - harter Kern<br />

Warum wollen wir unsern Lesern diese doch eher seltene Ponyrasse aus England näher<br />

vorstellen ?<br />

Fell Ponys sind harte Gesellen aus Nordwest England. Ein harter, manchmal nicht sehr<br />

einladender Landstrich mit Mooren und Hügeln. Der Name „Fell“ Pony leitet sich nicht etwa von<br />

der üppigen Haarpracht und dem seidigen Kötenbehang der Pony ab, sondern „fells“ bedeutet<br />

„Hügel“ auf Englisch und eigentlich müssen wir ihren Namen mit Hügel - Ponys übersetzen.<br />

Es existiert eine weitere englische Ponyrasse, das Dales Pony, ähnlich im Aussehen, nur etwas<br />

schwerer und massiger und vielleicht weniger „Ponycharakter“ im Gesamteindruck. „Dales"<br />

wiederum läßt sich mit „Tal“ übersetzen und die Dales Ponys sind somit die Tiefland Ausgabe<br />

unserer Fell Ponys. Naturgemäß sind die Hügelbewohner etwas kleiner, trockener im Typ und<br />

auch härter in der Anpassung an rauhe klimatische Bedingungen und vielleicht auch etwas<br />

besonnener im Wesen. In Hügellandschaften einfach loszustürmen und vielleicht dadurch<br />

abzustürzen und Leib und Leben gefährden bringt evolutionär gesehen keinen Vorteil und so<br />

sind unsere Fell Ponys zwar manchmal rauhe Gesellen, aber sicher nicht unbesonnen oder<br />

hektisch.<br />

Gerade diese Eigenschaften machen sie zu wunderbaren Freizeit- aber auch Arbeitspartnern für<br />

ihre Besitzer. Gerade für kleine Betriebe mit wenig Grundfläche sind sie hervorragend geeignet,<br />

da sie neben ihrer sprichwörtlichen Anspruchslosigkeit auch eine Grundeigenschaft aufweisen,<br />

die in den letzten Jahrzehnten in der Tierzucht immer weniger Bedeutung gefunden hat:<br />

sie sind hervorragende Futterverwerter !<br />

Damit ist gemeint, dass sie weniger Futter als andere Pferde benötigen und dennoch gute<br />

Leistung erbringen. Eine Eigenschaft, die in früheren Zeiten wesentlich für kleine<br />

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Landwirtschaften war und vielleicht gerade heute wieder an Bedeutung gewinnt !


Aussehen<br />

Fell Ponys sind etwa zwischen 135 - 142 cm im Stockmass (Widerristhöhe) und damit etwas<br />

kleiner als die bekannten Haflinger Pferde.<br />

Als Farben sind Rappen (schwarze Fellfarbe mit etwa 80 % vorherrschend ), Braune, Falben und<br />

selten Schimmel anerkannt.<br />

Auffällig ist üppiges Langhaar von Mähne und Schweif und ein seidig feiner Behang an den<br />

Fesselgelenken, der niemals derb oder gekräuselt sein sollte.<br />

Der Körper ist kräftig, starke Knochen und eine schön geschwungene Oberlinie vermitteln den<br />

Eindruck von Kraft und Ausdauer. Fell Ponys werden auch von Erwachsenen gerne geritten.<br />

Die Hufe sind von fast blauer Farbe und gemäß der Rassenschreibung äußerst hart - somit<br />

benötigen die Ponys im durchschnittlichen Arbeitseinsatz auch keine Hufeisen<br />

(Kostenersparnis!)<br />

Stärke, Intelligenz, Vitalität und Sanftmut beschreiben die Hauptattribute des Wesens der Fell<br />

Ponys. Damit sind Fell Ponys vielfältig einsetzbar, auch natürlich als Kinderponys allerdings<br />

unter Aufsicht von Erwachsenen, denn Fell Ponys haben durchaus ihren eigenen Willen und<br />

den setzen sie gerne auch durch.<br />

Hat man ein Fell Ponys allerdings erst einmal als Freund und Partner, dann sind sie eine<br />

Lebensversicherung in vielen Gefahrensituationen 37 und überzeugen durch ihre mentale Stärke.


Alle diese Eigenschaften machen aus unserem Fell Pony ein universell<br />

einsetzbares Allroundpferd für viele Einsatzgebiete:<br />

leichtes und umgängliches Arbeitspferd für die Landwirtschaft<br />

Trekking Pony für Wanderritte<br />

ideales Fahrpony mit beeindruckender Aktion im Trab<br />

trittsicheres Packpony auch im Gebirge<br />

Allround Familienpony<br />

verläßliches Freizeitpony für alle Gelegenheiten<br />

gutes Therapiepferd<br />

Haltung von Fellponys<br />

die ideale Haltungsform ist die einfache und kostengünstige Offenstallhaltung.<br />

Fell Ponys trotzen jedem Wetter und sind äußerst hart selbst in der Sommerhitze. Im Winter<br />

liegt oft zentimeterdick der Schnee am Rücken der Tiere, da das Fell wunderbar isoliert und der<br />

Schnee durch die geschützte Körperwärme nicht einmal schmilzt.<br />

Fellponys brauchen Heu zur freien Aufnahme, frisches Wasser, Salz und MInerallecksteine und<br />

nur bei extremen Belastungen Kraftfutterzugaben.<br />

Man kann Fell Ponys ruhig das ganze Jahr im Offenstall draußen halten, so bleiben sie gesund.<br />

Warme Stallungen und Fellschur sind ungeeignet. In artgerechter Herdenhaltung auf genügend<br />

Koppelfläche müssen sie auch nicht ständig bewegt 38 werden. Achten sollte man eher darauf,<br />

dass sie nicht zu dick werden, deshalb sind Kraftfutter oder häufige Leckerlis nicht günstig.


Krankheiten<br />

Fell Ponys sind grundsätzlich sehr vital und strotzen üblicherweise vor Gesundheit.<br />

Allerdings gibt es eine genetisch fixierte Immunschwäche, das Sick Foal Symdrom, bei der<br />

befallene Fohlen meist im dritten Lebensmonat sterben. Dank dem Engagement der<br />

Zuchtverbände wurde diese Erbkrankheit aber bereits stark ausgedünnt.<br />

Kauf<br />

Fell Ponys sind eine seltene Rasse - weltweit gibt es etwa 4000 Stück dieser Ponys. Der<br />

Ursprungszuchtverband in England, die Fell Pony Society, steht unter der Patronanz der<br />

englischen Königin, die selbst eine Herde dieser Ponys besitzt.<br />

Fell Ponys sehr guter Qualität gibt es auch in Holland. Der holländische Fell Pony<br />

Zuchtverband ist im Internet unter www.nfps.nl erreichbar. Nach unserer Erfahrung erhält man<br />

dort kompetente Unterstützung bei der Suche und dem Kauf von Fellponys. Die Preise für<br />

ausgebildete Fell Ponys liegen etwa zwischen 3.000 und 5.000 Euro.<br />

Entweder man holt sein Pony dann selbst ab, oder beauftragt einen Pferdetransporteur.<br />

Zieht man die Kosten für häufige Hufschmied- und Tierarztkonsultationen anderer, weniger<br />

vitaler Pferderassen und geringere Futterkosten ab, so kauft man bei Fell Ponys wirklich sehr<br />

günstig ein.<br />

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Räuchern<br />

von Gerda Holzmann Bsc<br />

Räuchern fasziniert die Menschheit schon<br />

seit tausenden von Jahren. Es wird<br />

angenommen, dass wir seit der Steinzeit das<br />

Räuchern als reinigendes und spirituelles<br />

Ritual praktizieren. Jede Kultur rund um den<br />

Globus hat eine eigene Räuchertradition<br />

entwickelt. Der Rauch wird dabei als ein<br />

Übermittler der Gebete und Anliegen<br />

gesehen. Manche Kulturen verwendeten<br />

Rauch auch zum Aromatisieren von Haaren<br />

oder Kleidung. Des weiteren wurden<br />

Schädlinge durch Räucherungen bekämpft<br />

oder Lebensmittel haltbar gemacht.<br />

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Der Pflanzengeist<br />

Was passiert beim Räuchern? Um das zu verstehen, muss man es der Pflanze zutrauen<br />

können, dass sie eine Seele hat, dass sie aus mehr als nur ihren sichtbaren Anteilen besteht.<br />

Dass sie wie wir Menschen auch eine Ausstrahlung besitzt und Energien aussenden kann.<br />

Durch das Räuchern wird soll der Pflanzengeist aus dem Pflanzenkörper befreit werden und<br />

er kann seine Wirkung entfalten. Der Pflanzengeist, so glaubt man, kann uns dabei behilflich<br />

sein, Orte oder unseren Geist zu reinigen, uns zu schützen, Wünsche oder Gebete zu<br />

transportieren.<br />

Die Geschichte des Räucherns reicht weit zurück. Schon vor tausenden von Jahren, man<br />

vermutet, Räucherrituale gehen bis in die Steinzeit zurück, schickten die Menschen ihre<br />

Huldigung „per fumum“ (lat. durch den Rauch) zu ihren Göttern oder ihrem Gott. Man<br />

verwendete dazu duftende Harze und Kräuter.<br />

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Relax!<br />

Wer kennt das nicht? „Das riecht wie Oma’s Griesschmarren“ oder „der Duft erinnert mich an<br />

den Sommer“. Unser Geruchsinn ist eng mit unserem Gefühlsapparat im Gehirn verbunden,<br />

dem Limbischen System. Es ist beteiligt an der Verarbeitung von Gefühlen, der Steuerung<br />

von Trieben und an Lernprozessen. So können uns auch Düfte in Situationen<br />

zurückversetzen und Gefühle hervorrufen, ja sogar unsere Konzentration schärfen und<br />

entspannen.<br />

Für mich ist das Räuchern eine Wohltat. Während ich die Räucherschale vorbereite und die<br />

Räucherkohle anzünde, mir die passenden Kräuter aussuche, werde ich immer ruhiger.<br />

Sobald duftender Rauch von der Schale aufsteigt, fühle ich mich entspannt und geerdet. Ich<br />

bin gespannt, ob es euch auch so ergeht…<br />

Kennt ihr Redewendungen wie „da liegt Streit in der Luft“ oder „da spukt’s“? Das kann auch<br />

auf die persönliche Ebene gehen. Man fühlt sich angespannt und gereizt, weiß aber nicht,<br />

warum. Ich finde den Ausdruck „ geladene Atmosphäre“ passend für solche Wahrnehmungen.<br />

In solchen Situationen kann Räuchern entstörend wirken.<br />

So funktioniert’s:<br />

Feuerfestes Gefäß<br />

Man nehme ein feuerfestes Gefäß, das kann eine Räucherschale aus Ton oder Metall, aber<br />

auch eine Keramikschüssel oder ein alter Kochtopf sein, und befülle dieses mit Sand, Kies,<br />

oder größeren Steinen.<br />

Zum Ausräuchern von Ställen verwenden die Bauern in unserer Gegend vielfach simple<br />

Mistschaufeln. Das wichtigste Kriterium an das Räuchergefäß ist, das es aus einem nicht<br />

entzündbaren Material besteht.<br />

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Kohle<br />

Dann fischt man glühende Kohle aus dem Holzofen oder entzündet ein Stück Räucherkohle<br />

mit dem Feuerzeug.<br />

Herkömmliche Räucherkohle hat oft Zusatzstoffe, die als Brandbeschleuniger wirken. Es gibt<br />

auch Räucherkohle, die frei davon ist, dafür aber schwerer anbrennt.<br />

Die Räucherkohle muss<br />

man so lange bepusten,<br />

bis sie zur Gänze glüht.<br />

Erst dann werden<br />

Kräuter darauf gelegt.<br />

Bestreut man die Kohle<br />

früher, kann die Glut<br />

nach kurzer Zeit<br />

ersticken.<br />

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Räucherwerk<br />

Für meine Räucherungen verwende ich hauptsächlich heimische Wildkräuter. Es eignen sich<br />

viele Kräuter zum Räuchern. Beifuß, Engelwurz, Schafgarbe, Holunder, Wacholder(beeren),<br />

Johanniskraut, Königskerze und die Brennnessel, um nur einige zu nennen. Jedes Kraut hat<br />

beim Räuchern auch eine spezielle Wirkung.<br />

Wollige getrocknete Kräuter<br />

wie Beifuß, Salbei oder<br />

Schafgarbe kann man auch<br />

ohne Kohle räuchern, dafür<br />

knüllt man sie etwas<br />

zusammen und zündet sie<br />

mit einem Streichholz oder<br />

Feuerzeug an.<br />

Feder<br />

Mit einer Feder kann man der<br />

Kohle immer wieder Luft<br />

zufächeln und den Rauch im<br />

Raum verteilen. Der<br />

Federschaft eignet sich auch<br />

gut zum Hantieren mit der Glut.<br />

Möchte man seine Wohnung<br />

oder sein Haus ausräuchern,<br />

beginnt man mit den Räumen<br />

auf der untersten Ebene, also<br />

im Keller und räuchert Stock für<br />

Stock nach oben.<br />

Traditionsgemäß wandert man<br />

jeden Raum im Kreis ab. Früher<br />

gingen die Leute betend mit<br />

dem Räucherwerk durch das Haus. Sehr wichtig ist auch, die Fenster zu öffnen. Was dem<br />

Rauch entfliehen möchte, soll auch Gelegenheit 44zum Verschwinden haben.


Räuchern bei jeder Gelegenheit<br />

Früher war das Räuchern noch stark in unserer Kultur vertreten. Man räucherte zu festlichen<br />

Anlässen wie Hochzeiten, nach einer Geburt, aber auch nach einem Todesfall. Um den<br />

„Wettersegen“ zu erbitten, oder Hof und Stall zu desinfizieren.<br />

Schamanen räucherten um in Trance zu kommen, geistig auf Reisen zu gehen und die Jagd nach<br />

Weissagungen aufzunehmen oder um Menschen von „Kranheitsdämonen“ zu befreien.<br />

Ganz wichtig waren den Menschen früher auch die Feste im Jahreskreis, die zu bestimmten<br />

Sonnen- oder Mondkonstellationen gefeiert wurden.<br />

Räuchern im Jahreskreis – Der Jahresbeginn<br />

Rauhnächte – Jahresausklang in 12 Tagen<br />

Im <strong>Jänner</strong> haben wir noch an<br />

den ausklingenden Rauhnächten<br />

Gelegentheit zum Räuchern. Als<br />

Rauhnächte, Rauchnächte,<br />

Innernächte oder Unternächte<br />

werden zwölf Tage am<br />

Jahresende bezeichnet. Häufig<br />

zählen die zwölf Weihnachtstage<br />

vom 25. Dezember bis zum<br />

6.<strong>Jänner</strong> dazu. Der Zeitraum<br />

kann aber je nach Brauchtum um<br />

ein paar Tage variieren.<br />

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Man glaubte, in dieser Zeit des<br />

Jahres, stehe die Tür ins<br />

Geisterreich weit offen. Im<br />

Alpenraum fuhr die wilde Percht,<br />

eine Unterweltgöttin, mit ihrem<br />

Gefolge aus Geistern, Gnomen<br />

und Kobolden über das Land und<br />

trieb umherirrende Seelen ins<br />

Jenseits. Weiter nördlich ritt<br />

Wotan mit seinen Wölfen auf der<br />

Jagd nach Seelen durch die<br />

Nacht.


Nach Einbruch der Dunkelheit, wussten sich die Menschen nur in ihren Häusern sicher. Sie hatten<br />

Angst, der Percht oder Wotan zu begegnen und mitgenommen zu werden.<br />

Die Rauhnächte, so glaubte man, eigneten sich hervorragend zum Orakeln. Dabei repräsentiert<br />

jede Nacht einen Monat im kommenden Jahr. Zum Wahrsagen bediente man sich<br />

Räucherpflanzen wie der Schafgarbe, dem Beifuß, der Alraunenwurzel oder der Mistel. Tagsüber<br />

wurde mit reinigenden und behütenden Kräutern, wie der Engelwurz, dem Salbei, dem Holunder<br />

oder mit Fichtenharz geräuchert.<br />

Ein wiederum anderer Brauch ist es, sich in den ersten sechs Nächten mit Vergangenem zu<br />

beschäftigen und dieses abzuschließen. In den weiteren sechs Nächten könne man sich<br />

gedanklich der Zukunft widmen.<br />

Im Mittelalter feierte man die Rauhnächte ausgelassen. Es war eine Zeit, in der man<br />

Gesellschaftliche Regeln lockerte. Herren bedienten ihr Gesinde, Frauen durften sich wie Männer<br />

kleiden und umgekehrt.<br />

Lichtmess – Das Licht siegt über die Dunkelheit<br />

Lichtmess fällt in die Nacht vom 1. auf den 2. Februar oder dem zunehmenden Halbmond im<br />

Februar. Ein altes Sprichwort erklärt, was zu Lichtmess gefeiert wurde: „Zu Weihnacht um ein<br />

Muckenschritt, zu Neujahr um ein Hahnenritt, zu Dreikönig um ein Hirschensprung, zu Lichtmess<br />

um a ganze Stund“.<br />

Nach der Wintersonnenwende werden die Tage rund um Lichtmess wieder merklich länger. Es war<br />

eine Zeit des Neuanfangs. Haus und Hof wurden mit reinigenden Kräutern durchgeräuchert. Das<br />

Gesinde wurde bezahlt. Wenn Herr und Diener mit der Zusammenarbeit zufrieden waren, wurde<br />

das Arbeitsverhältnis um ein weiteres Jahr verlängert. Wenn nicht, wurde der Bedienstete<br />

freigestellt und er konnte sich wieder auf die Suche begeben.<br />

In der Natur zeigt sich die wachsende Tageslänge mit der Zunahme des Saftstroms in den<br />

Bäumen und dem Erwachen von Knospen und Samen.<br />

Autorin: Gerda Holzmann BSc,<br />

Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter<br />

Wildkräuterguide der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Tiergestützte Therapie,<br />

Dipl. Holistische Kinesiologin<br />

Mail: praxis@gerdaholzmann.at,<br />

Web: www.gerdaholzmann.at<br />

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Nächstes Magazin<br />

15. März <strong>2016</strong><br />

in unserer Märzausgabe <strong>2016</strong> finden Sie<br />

unter anderem folgende Beiträge:<br />

Frühlingsaktivitäten:<br />

Erste Arbeiten im Garten<br />

Junior:<br />

Elche - auch in Österreich ?<br />

Volksheilkunde:<br />

der Bärlauch<br />

Special:<br />

Welpenkauf - 2. Folge<br />

Osterhasen:<br />

Das Widderkaninchen<br />

Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte<br />

Therapie ÖGTT:<br />

Unsere Sektionen stellen sich vor<br />

Haustierporträt:<br />

Quessant Schaf - die Zwerge unter<br />

den Schafen<br />

Tradition:<br />

Die Neunkräutersuppe<br />

u.v.m.<br />

Wir freuen uns sehr, Sie als LeserIn wieder begrüßen zu dürfen !<br />

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