Mauritiushof Naturmagazin Jänner 2016
Mauritiushof Naturmagazin Jänner/2016
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Der Wacholder – Juniperus communis<br />
von Gerda Holzmann Bsc<br />
Name: Wacholder<br />
Lat. Name: Juniperus communis<br />
Art: Zypressengewächse<br />
"Vor dem Holunder sollst du den Hut ziehen und<br />
vor dem Wacholder niederknien." So lautet ein<br />
altes Sprichwort, das vielen älteren Menschen, die<br />
ich nach dem Wacholder befrage, wie aus der<br />
Pistole geschossen über die Lippen kommt.<br />
Warum bloß diese Ehrfurcht? Ich mache mich auf<br />
die Suche, ob ich den Wacholder in meiner<br />
Umgebung finde und bitte eine ortskundige<br />
Nachbarin, mir dabei zu helfen. „Bist du narrisch“,<br />
denk ich mir, als wir bei einem Prachtexemplar am<br />
Waldrand angelangt sind.<br />
„Lebensfrischer Strauch“<br />
Auf steinigem Untergrund steht der zu den Zypressengewächsen zählende Strauch. Der Wacholder<br />
bevorzugt trockene Standorte wie etwa Heiden oder das Unterholz lichter Wälder.<br />
Offene, Brachflächen mag der Wacholder am liebsten. Da es solche nur mehr in geringer Zahl gibt, ist<br />
auch der Wacholder sehr selten geworden. Seine Dezimierung setzt man auch mit dem Rückgang der<br />
Schafwirtschaft und der wieder Aufforstung zusammen. Bis ins 16. Jahrhundert, in der die Landschaft<br />
noch von intensiver Abholzung und Schafweiden geprägt wurde, war der Wacholder sehr häufig.<br />
Von der Wuchshöhe können Wacholderstauden sehr unterschiedlich sein. Es gibt Exemplare, die<br />
maximal einen halben Meter hoch werden (bei Beschattung) und welche, die über 10 Meter hoch<br />
wachsen können.<br />
Vor so einem Riesen stehe ich nun und es wird im mir still. Respekt und Staunen empfinde ich. Eine<br />
immense Vitalität und Stärke strahlt er aus. Das mussten wohl auch seine Namensgeber erkannt<br />
haben. Der Wacholder (althochdeutsch: „wecholder“, „wechalter“) setzt sich aus den Worten „wehhal“,<br />
„wachal“ = neuhochdeutsch wach, munter, lebensfrisch und „der“ = Baum, Strauch zusammen.<br />
Der Name lässt sich also als „lebensfrischer Strauch“ deuten.<br />
Respektvoll suche ich die Nähe des Wacholderstrauches und berühre die gräulich grünen Nadeln. Die<br />
graue Farbe kommt von dem Wachsstreifen an der Unterseite der Nadeln. Sie sind sehr spitz und<br />
stechen. Ich finde auch ein paar reife Wacholderbeeren. Beim Pflücken bin ich sehr vorsichtig,<br />
trotzdem ist es eine schmerzhafte Angelegenheit! Umso<br />
8<br />
besser schmecken die frisch geernteten<br />
Beeren.