physiotime | Ausgabe 1/2016
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EMS-Training<br />
Zeitsparend, effektiv, trainiert den gesamten Körper – damit werben EMS-Anbieter. Bundesweit gibt es<br />
inzwischen über 300 Filialen. Allein in Berlin sind es fast 60 Studios. Doch wie wirkt die elektrische<br />
Muskelstimulation? Wir haben für Sie die fitbox am Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg getestet und die<br />
wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.<br />
Text Jessica Tomala<br />
DIE FITNESS REVOLUTION<br />
Fotos: fitbox<br />
Was ist EMS?<br />
EMS steht für Elektromyostimulationstraining. Lange bevor<br />
EMS der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde, haben<br />
Sportmediziner und Physiotherapeuten EMS schon für<br />
Rehabilitationsmaßnahmen genutzt. Bereits in den 60er<br />
Jahren wurde EMS von sowjetischen Sportwissenschaftlern<br />
untersucht, um muskuläres Feintuning bei Elitesportlern<br />
zu fördern. „Auch in der Raumfahrt trainieren Astronauten<br />
mit EMS“, sagt Kolja Seifert, Personal Trainer und Leiter<br />
der fitbox am Kollwitzplatz. Seit den 90er Jahren wird<br />
EMS sowohl präventiv als auch bei Rückenbeschwerden,<br />
Beckenbodenschwäche, muskulären Dysbalancen,<br />
Harninkontinzenz und Muskelverspannungen genutzt. Beim<br />
EMS fließen bioelektrische Impulse durch große Elektroden,<br />
die nicht nur einzelne Muskeln stimulieren, wie in der<br />
Physiotherapie, sondern alle Muskeln ansprechen. Bei einer<br />
Muskelkontraktion werden die Impulse eigentlich aus dem<br />
Gehirn über die Nervenzellen an die Muskeln weitergeleitet.<br />
Beim EMS kommt dieser Impuls nun von außen. Fitbox setzt<br />
auf den Dreiecksansatz: Personal Trainer, die die Mitglieder<br />
mit EMS gestütztem Cardio und Krafttraining sowie EMS<br />
spezifischer Ernährungsberatung betreuen. „Unser erstes<br />
fitbox-Studio eröffneten wir vor vier Jahren in München<br />
Pasing“, erzählt Kolja. „Seitdem haben wir jedes Jahr ein<br />
neues Studio aufgemacht. In Berlin haben wir inzwischen fünf<br />
Studios. “<br />
Brauche ich eine spezielle Sportkleidung?<br />
Sportsachen muss man nicht mitbringen, bei fitbox werden<br />
sie gestellt. „Höchstens Sportschuhe sollten eingepackt<br />
werden“, sagt Franzi Eichenauer, die Fitnessökonomie<br />
an der Deutschen Hochschule für Prävention und<br />
Gesundheitsmanagement studiert und den praktischen<br />
Teil ihrer dualen Ausbildung bei der fitbox absolviert. Der<br />
Trainierende zieht eine eng anliegende kurze Hose und<br />
ein schwarzes Top über, die leicht feucht sind. „Dadurch<br />
werden die Stromimpulse besser geleitet“, sagt Franzi. Die<br />
Trainingskleidung besteht aus Baumwolle mit Lycrafasern, die<br />
eine hohe Leitfähigkeit besitzen. „Am Anfang haben wir nicht<br />
auf unsere Trainingskleidung bestanden“, sagt Kolja. „Das hat<br />
aber dazu geführt, dass die Stromimpulse bei jedem Training<br />
neu eingestellt werden mussten, weil die eigene Kleidung<br />
die Stromimpulse unterschiedlich stark weitergeleitet hat.“<br />
Über die Trainingskleidung wird eine Funktionsweste mit<br />
Elektroden angezogen, Arme, Beine und Gesäß werden mit<br />
Klettverschlusspads versehen.<br />
Was passiert während des Trainings?<br />
Es gilt, zwischen dem Kraft- und Cardiotraining zu<br />
unterscheiden. Beim Krafttraining wird der Trainierende über<br />
Kabel mit dem „miha bodytec“ EMS-Gerät verbunden. Zunächst<br />
wird für jede Muskelgruppe die Stromintensität eingestellt.<br />
„Sollte die Intensität während des Trainings zu stark sein,<br />
können wir das immer noch nachträglich regulieren“, sagt<br />
Franzi. Der erste Stromimpuls wird an den Oberschenkeln<br />
angepasst. Der Impuls dauert ein paar Sekunden, dann<br />
schaltet er sich automatisch ab. Der Impuls kitzelt, je höher<br />
die Stromintensität gedreht wird, desto mehr wird auf den<br />
Muskel ein starker, vibrierender Druck ausgeübt. Nach und<br />
nach wird die Stromintensität bei allen Muskelgruppen<br />
angepasst. Danach folgen 12-15 funktionelle Übungen, vom<br />
Ausfallschritt bis zu Kniebeugen und leichtem Hanteltraining.<br />
Bei jedem Impuls wird der Muskel angespannt. Im Laufe<br />
des Trainings wird die Übung auch durchgeführt, wenn der<br />
Impuls gerade pausiert. Obwohl das Training nur 20 Minuten<br />
dauert, ist es durch die verstärkte Muskelbelastung sehr<br />
anstrengend. „Bei jeder Übung werden etwa 90 Prozent der<br />
gesamten Muskulatur trainiert“, sagt Kolja. „Deshalb ist EMS-<br />
Training 18-mal effektiver als herkömmliches Gerätetraining.“<br />
Die fitbox-Trainer empfehlen neben dem Krafttraining<br />
zweimal die Woche, ein zwangzigminütiges Cardiotraining<br />
auf dem Crosstrainer. „Der Impuls ist hier anders konzipiert“,<br />
sagt Kolja. „Beim Krafttraining spricht der Impuls die weißen<br />
Muskelnfasern an, beim Cardio-Impuls eher die roten<br />
Muskelfasern, die für die Ausdauerleistung eines Muskels<br />
verantwortlich sind.“ Auf dem Crosstrainer kommt der<br />
Impuls nicht schubweise, sondern durchgehend, was das<br />
Ausdauertraining zusätzlich sehr erschwert. „Wir empfehlen<br />
immer zwischen Kraft und Cardio zu wechseln, damit die<br />
Tiefenmuskulatur gestärkt wird“, erklärt Kolja.<br />
www.<strong>physiotime</strong>.berlin<br />
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<strong>physiotime</strong> 1 | <strong>2016</strong><br />
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