SCHNEE VON GESTERN
Gedichte
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Inhalt<br />
1 Prolog<br />
2 Einsam<br />
3 Was Tun?<br />
4 Merke<br />
5 Frühlingsmorgen<br />
6 Wetterbericht<br />
7 In solchen Zeiten<br />
8 Mahnung<br />
9 Irrtümlich<br />
10 So war es immer<br />
11 Unglaublich<br />
12 Aber dann<br />
13 Leider<br />
14 Wiedergeburt
Prolog<br />
Frühling am Berg<br />
Der Hang vermisst den Pulverschnee.<br />
Dem Skilift fehlen die Hintern.<br />
Ein Lyriker ohne Idee<br />
muss Ostern überwintern.<br />
Die Schaffenskrise aber kann<br />
er doch noch überwinden.<br />
Es lässt im Schnee vom letzten Jahr<br />
sich noch ein Thema finden.
Einsam<br />
Ein Schneemann, umfänglich beleibt,<br />
ist einsam, da noch nicht beweibt.<br />
Noch immer fehlt ihm was fürs Herz.<br />
Und nächsten Monat ist schon März.<br />
Die Lage scheint sich nicht zu bessern.<br />
Betrübt beginnt der Mann zu wässern.<br />
Stets war ihm kalt in diesem Leben.<br />
Nun hat er letztlich aufgegeben.
Dort wo er stand wächst junges Gras.<br />
Ein alter Schneemann ging - das war s`!
Was tun ?<br />
Als Schnee von gestern gelten Morgen,<br />
gottlob, manch aktuelle Sorgen.<br />
Daher rate ich zur Zeit<br />
zu etwas mehr Gelassenheit.<br />
Doch bleibt der Schnee beharrlich liegen,<br />
versuche mit Humor zu siegen.<br />
Denn bisher war es immer so.<br />
Manch Kompromiss stimmt letztlich froh.
Merke<br />
Wenn rückwärts denken Dir gelungen<br />
dann triffst Du auf Erinnerungen.<br />
Die teils peinlich, teils erbaulich,<br />
ungefragt mit Dir vertraulich.<br />
Manch einer zieht daraus den Schluss,<br />
das man stets vorwärts denken muss.<br />
Doch kalkuliert er hier nicht ein,<br />
auch morgen wird bald gestern sein.<br />
Prophylaktisch kann oft nützen<br />
sich mittels Redlichkeit zu schützen.
Indes manch Sünderlein vertraut,<br />
das rasch der Schnee von gestern taut.
Frühlingsmorgen<br />
Der alte Schnee im neuen Jahr<br />
wurde schon arg verwässert.<br />
Den Sonnensuchern wird nun klar<br />
dass sich die Lage bessert.<br />
Nicht jeder aber ist entzückt<br />
von krokusbunten Wiesen.<br />
Trieb man doch stolz den weißen Sport<br />
kürzlich noch auf diesen.<br />
Jetzt hat der Lenz hier renoviert.<br />
Die Tage werden länger.
Und in den Hecken praktiziert<br />
wieder manch kleiner Sänger.<br />
Ein alter Feldstein, groß und grau,<br />
schon ewig dort gelegen.<br />
Können Sang- und Frühlinksblau,<br />
auch diesmal nicht erregen.<br />
Ihm ist jahraus und auch jahrein<br />
dies alles schon begegnet.<br />
Doch hat er, da kein Herz aus Stein,<br />
er diesen Tag gesegnet.<br />
Er kennt der Jahreszeiten Lauf.
Die teils hell, teils trüber.<br />
Manch Mensch kommt ab und an vorbei.<br />
Doch geht auch der vorüber.<br />
Da liegt er!<br />
Philosophisch still,<br />
im Wiesengräserrauschen.<br />
Ein Wanderer der hören will,<br />
kann seiner Weisheit lauschen.
Wetterbericht<br />
Der Schnee von gestern lag bisweilen<br />
zwischen alten Zeitungszeilen.<br />
Und der Verlag verdient sein Geld,<br />
weil demnächst wieder Neuschnee fällt.<br />
Manch Redakteur, schon sturmerprobt,<br />
streut kräftig Salz, und wird gelobt.<br />
Der Leser aber fühlt zur Zeit<br />
sich wieder einmal eingeschneit.
In solchen Zeiten<br />
So sind nun mal die Zeiten heute!<br />
Diese Klage führen Leute,<br />
die in solchen Zeiten leben.<br />
Sich aber wenig Mühe geben.<br />
Viel besser wäre es man spricht:<br />
„So etwas, das gehört sich nicht!"
Mahnung<br />
Bezüglich der Vergangenheit<br />
entwickelt sich so mancher Streit.<br />
Dem ist nichts hinzu zu fügen.<br />
Außer Wahrheiten und Lügen.<br />
Später, wenn die Zeit vergangen,<br />
lässt sich oftmals kein Mensch belangen.
Irrtümlich<br />
Der Irrtum hat uns weit gebracht.<br />
Er zwang uns zu Versuchen.<br />
Entdeckungen wurden gemacht.<br />
Und-man erfand das Fluchen.
So war es immer<br />
Ein Gedanke, der uralt,<br />
hat sich in Dir vergraben.<br />
Und schon sagst Du Dir alsbald:<br />
„Ja, das will ich haben!″<br />
Jedoch Dein Wunsch wird nicht erfüllt.<br />
Du musst ihn zeitlich dehnen.<br />
Dir bleibt nur sein Gedankenbild.<br />
Nebst hoffnungsvollen Sehnen.
Unglaublich<br />
Ein Glockenton, dem Turm entronnen,<br />
hat seinen Weg beschwingt begonnen.<br />
Ein Christenmensch hört tief bewegt<br />
welches Stündlein ihm da schlägt.<br />
Der Atheist indes bleibt stur.<br />
Und blickt auf seine Armbanduhr.
Aber dann<br />
Ein Jubilar ist hoch erfreut<br />
dass man ihn mit viel Lob bestreut.<br />
Beim nächsten Ärger wird ihm klar<br />
dass dies der Schnee von gestern war.
Leider<br />
Fast jede fette Zeitungszeile<br />
wird ziemlich rasch zur langen Weile.<br />
Nicht jeder Unfug wird vereitelt.<br />
Auch wenn man seinen Druck recycelt.<br />
Manch noble Tat wird nur gedacht.<br />
Doch dies Gedicht hier ist gemacht.
Wiedergeburt<br />
Der Schnee von gestern ist<br />
verschwunden.<br />
Da wird ein Krümel noch gefunden.<br />
Ausgerechnet an der Stelle,<br />
nämlich der, des Frühlings Schwelle.<br />
Jetzt stellt man mit Entsetzen fest,<br />
es ist ein Anfang, nicht der Rest.