Lokalhelden_HH_Ausgabe4
Unsere Titelhelden: Die erste Herren der TG Heimfeld. Die Mannschaft spielt in der nächsten Hallensaison in der ersten Bundesliga! Diesmal mit dabei: - Hallenhockey Nationalspieler Alexander Otte. Trainer von den Bundesligaaufsteiger 1. Herren TG Heimfeld im Interview! - Sylvia Pille-Steppat: Von Wilhelmsburg nach Rio - TSV Buchholz 08 1.Herren Trainer Thorsten Schneider über sein erstes halbes Jahr in Buchholz. - Zonguldakspor Hamburg - Evergreen oder One-Hit-Wonder? - VT Aurubis Hamburg vor dem Aus? - Der neue Wasserball Landestrainer Sven Sethmann - SV Grün-Weiss Harburg von 1920 e.V. Tischtennis - Damals & Heute - Die Sportplätze Posthof und Alter Postweg - Harburger-Hallencup - Goldener Stern des Sport für den FC Süderelbe und der Zuschauerpreis für Sport ohne Grenzen e.V. - Hamburger Skimeisterschaften
Unsere Titelhelden: Die erste Herren der TG Heimfeld. Die Mannschaft spielt in der nächsten Hallensaison in der ersten Bundesliga!
Diesmal mit dabei:
- Hallenhockey Nationalspieler Alexander Otte. Trainer von den Bundesligaaufsteiger 1. Herren TG Heimfeld im Interview!
- Sylvia Pille-Steppat: Von Wilhelmsburg nach Rio
- TSV Buchholz 08 1.Herren Trainer Thorsten Schneider über sein erstes halbes Jahr in Buchholz.
- Zonguldakspor Hamburg - Evergreen oder One-Hit-Wonder?
- VT Aurubis Hamburg vor dem Aus?
- Der neue Wasserball Landestrainer Sven Sethmann
- SV Grün-Weiss Harburg von 1920 e.V. Tischtennis
- Damals & Heute - Die Sportplätze Posthof und Alter Postweg
- Harburger-Hallencup
- Goldener Stern des Sport für den FC Süderelbe und der Zuschauerpreis für Sport ohne Grenzen e.V.
- Hamburger Skimeisterschaften
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Sylvia Pille-Steppat<br />
war eine der schnellsten Langstreckenläuferinnen Hamburgs. 1998 und 2002 gewann sie den Hamburger<br />
Titel über die Marathondistanz. Auch als direkt nach dem zweiten Titel bei ihr, damals gerademal Mitte<br />
Dreißig, Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, lief sie erst einmal weiter, bis die Krankheit so weit<br />
fortgeschritten war, dass die Beine nicht mehr so konnten, wie sie es wollte.<br />
Pille-Steppat suchte eine neue Herausforderung, eine Sportart, die sie noch einige Jahre ausüben könnte.<br />
So nahm sie 2011 den ersten Ruderunterricht und schnell war die Wettkämpferin in ihr geweckt.<br />
Nun träumt sie von der Teilnahme an den Paralympics in diesem Sommer in Rio.<br />
Text: Stephan Lehmann, Fotos: tomski-media.de<br />
“Vor 14 Jahren, kurz nach<br />
dem zweiten Hamburger<br />
Marathontitel wurde bei<br />
mir Multiple Sklerose diagnostiziert“,<br />
erklärt Pille-<br />
Steppat (48) auf die Frage,<br />
wie sie als Langstreckenläuferin<br />
zum Para-Rudern<br />
gekommen ist. „Schon<br />
kurz darauf habe ich gemerkt,<br />
dass es mit dem<br />
Laufen immer schlechter<br />
ging. Ich habe trotzdem<br />
weitergemacht und bin sogar<br />
noch bis 2009 Marathon<br />
gelaufen. Zwei Jahre später<br />
musste ich dann endgültig<br />
aufhören.“<br />
Als Ausdauerathletin<br />
wollte sie aber weiterhin<br />
einen Sport ausüben, der sie<br />
fordert. Radfahren konnte<br />
sie zu diesem Zeitpunkt<br />
zwar noch, aber sie fühlte<br />
sich schon zu unsicher auf<br />
dem Rad. „Daher habe ich<br />
nach einer Sportart gesucht,<br />
die ich draußen und im Sitzen<br />
ausüben kann. Hallensportarten<br />
wie Rollstuhlbasketball<br />
sind einfach<br />
nichts für mich. Und<br />
irgendwann kam ich dann<br />
auf Rudern. Ich habe früher<br />
schon die Leute auf der<br />
Alster und den Kanälen<br />
beobachtet. Dazu bewegt<br />
man beim Rudern den ganzen<br />
Körper.“<br />
Pille-Steppat suchte nach<br />
einem Ruderverein, der<br />
auch Anfängerkurse für<br />
Erwachsene anbietet und<br />
wurde beim RC Phönix<br />
Harburg im Binnenhafen<br />
fündig. 2011 begann sie dort<br />
mit ihren ersten Unterrichtsstunden,<br />
hatte aber<br />
anfangs noch große Angst<br />
ins Wasser zu fallen. Mit<br />
der Zeit, dem Training und<br />
vor allem einigen Stürzen<br />
ins Wasser fühlte sie sich<br />
aber schnell immer sicherer<br />
in dem schmalen Boot.<br />
Als das Training nur noch<br />
unregelmäßig stattfand und<br />
sich abzeichnete, dass sich<br />
ihr Verein auflösen würde,<br />
wechselte sie zum Wilhelmsburger<br />
Ruderclub von 1895,<br />
wo sie hervorragende Trainingsmöglichkeiten<br />
hat und<br />
viel Unterstützung erhält.<br />
Die Möglichkeit, sich mit<br />
anderen Ruderern mit Beeinträchtigungen<br />
in speziellen<br />
Startklassen in Wettkämpfen<br />
zu messen, weckte<br />
den Ehrgeiz in Pille-Steppat.<br />
Über den Deutschen Ruderverband<br />
suchte sie den<br />
Kontakt zum Bundestrainer<br />
und erhielt schnell eine<br />
Einladung zum Lehrgang im<br />
August 2013. Dort saß sie<br />
das erste Mal in einem speziellen<br />
Para-Boot und wurde<br />
schon 2014 für die WM in<br />
Amsterdam nominiert. Dort<br />
startete sie im Doppelzweier<br />
in der TA-Mixed-Klasse und<br />
belegte mit ihrem Partner<br />
den neunten Platz. In dieser<br />
Bootsklasse starten Sportler,<br />
die zwar ihre Beine nicht<br />
mehr bewegen können, aber<br />
den gesamten Oberkörper<br />
zum Rudern nutzen können.<br />
Nach den Weltmeisterschaften<br />
hörte ihr Partner auf und<br />
auch Pille-Steppat musste<br />
sich Gedanken machen, wie<br />
sie weiter an Wettkämpfen<br />
teilnehmen konnte. „Zum<br />
einen hat man festgestellt,<br />
dass mir die Rumpfstabilität<br />
fehlt und ich somit die Kraft<br />
nicht richtig einsetzen kann.<br />
Zum anderen ist meine<br />
Behinderung nicht mit einer<br />
Lähmung der Beine zu vergleichen,<br />
da sie nicht statisch<br />
ist, sondern immer weiter<br />
voranschreitet. Da sich nach<br />
der WM 2014 auch Beeinträchtigungen<br />
in Rumpf und<br />
Armen bemerkbar machten,<br />
habe ich um eine Neuklassifizierung<br />
gebeten“.<br />
Die Untersuchungen zur<br />
Neuklassifizierung zogen<br />
sich lange hin und erst zwei<br />
Wochen vor der WM 2015<br />
in Frankreich konnte sich<br />
Pille-Steppat das erste Mal in<br />
das neue Boot setzen. In der<br />
Einerklasse AS fixieren drei<br />
Gurte, neben den Beinen<br />
auch den Oberkörper an<br />
einem Sitz mit Rückenlehne,<br />
so dass die Ruderbewegungen<br />
nur noch aus den<br />
Armen und den Schultern<br />
kommen. Die Gurte geben<br />
den Ruderern Halt und<br />
Sicherheit, zusätzlich stabilisieren<br />
in dieser Klasse<br />
die seitlich angebrachten<br />
Schwimmer das Boot.<br />
„Mit Platz 10 war ich bei der<br />
WM schon sehr zufrieden“,<br />
so Pille-Steppat, „auch wenn<br />
diese Platzierung nicht für<br />
die direkte Qualifikation<br />
gereicht hat. Inzwischen<br />
konnte ich aber mit dem<br />
neuen Boot trainieren und<br />
denke, dass ich in Italien<br />
schon um 10 oder 20 Sekunden<br />
schneller fahren kann.“<br />
Nur 4 Wochen nach den<br />
Weltmeisterschaften konnte<br />
die Athletin schon unter<br />
Beweis stellen, dass es<br />
mit dem neuen Boot immer<br />
besser klappt. Bei den<br />
Deutschen Meisterschaften<br />
in Wiesbaden startete sie<br />
in der Männerkonkurrenz<br />
und belegte dort den dritten<br />
Platz. In der Frauenwertung<br />
bedeutete dies gleichzeitig<br />
den Deutschen Meistertitel<br />
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