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kum gedacht, das sich an der urbanen Mode von<br />
Grossstädten orientiert.<br />
Aber den klassischen Anzug findet man bei<br />
Herren-Bernheim noch immer?<br />
Natürlich! Sowohl den klassischen als auch den<br />
modischen Anzug findet man nach wie vor bei<br />
uns. Wir haben auf eine gewisse Weise den<br />
gordischen Knoten durchschlagen. Unsere geschätzten<br />
Kunden in der zweiten Lebenshälfte<br />
kommen im Business- und im Casual-Bereich<br />
wie bisher voll auf die Rechnung. Daneben finden<br />
aber auch jüngere Männer bei uns eine<br />
grosse Auswahl trendiger Mode. Die müssen<br />
jetzt zum Beispiel für eine Replay-Jeans nicht<br />
mehr extra nach Zürich oder Basel fahren.<br />
Alain Bernheim (Jahrgang 1966) ist in Olten<br />
aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach<br />
ausgedehnten Lehr- und Wanderjahren kehrte<br />
er 1990 in den elterlichen Betrieb zurück, den<br />
er seit 1998 führt. Alain Bernheim ist verheiratet<br />
und Vater eines 4-jährigen Sohnes.<br />
Wie funktioniert der Kleidereinkauf bei<br />
Bernheim? Wer ist verantwortlich?<br />
Ich habe die strategische Verantwortung, wenn<br />
es um Entscheidungen beim Sortiment geht.<br />
Doch konkret. Für das Herren-Sortiment ist heute<br />
Peter Schöni mitverantwortlich. Zusammen<br />
mit ihm war ich diesen Sommer rund eineinhalb<br />
Monate unterwegs. Die grosse Leitmesse<br />
ist Florenz, auch Berlin hat seine Bedeutung. Bei<br />
jedem Lieferanten, dessen Mode wir im Laden<br />
anbieten, gibts einen Ordertermin. Bei diesem<br />
wird im Detail ausgewählt, was wir einkaufen<br />
und danach anbieten.<br />
Gründen forcierten wir den Umbau des Herren-<br />
Bernheims und sind nun froh, wenigstens hier<br />
etwas Neues präsentieren zu können.<br />
Aber der Gesamtumbau ist nicht vom Tisch?<br />
Ganz und gar nicht. Für uns ist das sogar eine<br />
existenzielle Frage. Ich hoffe, dass alle involvierten<br />
Stellen das Gesamtinteresse von Olten im<br />
Auge haben. Was nützt die schönste Altstadt,<br />
wenn es keine Läden mehr gibt und alles leersteht?<br />
Der Umbau des Herren-Bernheim ist aber<br />
ein Bekenntnis zum Standort Olten und zum<br />
Standort Kirchgasse?<br />
Im Moment ganz klar ja. Aber wer kann schon<br />
sagen, wie die Rahmenbedingungen in ein paar<br />
Jahren aussehen? Sicher ist, dass wir mit dem<br />
grossen Umbau an der Kirchgasse eine optimale<br />
Ausgangslage für die Zukunft schaffen konnten.<br />
Wenn ich jetzt den umgebauten Herren-<br />
Bernheim betrete - was ist für mich anders<br />
als vorher?<br />
Zwei Sachen. Zuerst wird das andere Ladenambiente<br />
bei Ihnen wahrscheinlich ein «Wow»<br />
auslösen, im Sinn: Hier hat man echt Lust, Kleider<br />
anzusehen, zu probieren, zu vergleichen. Zum<br />
anderen kommt konkret unsere Mode besser zur<br />
Geltung als bisher. Man sieht mehr von unseren<br />
Kollektionen und entdeckt vielleicht Sachen, die<br />
man bisher nicht zur Kenntnis genommen hat.<br />
Zudem haben wir das Sortiment erweitert. In<br />
einem speziellen Teil des Geschäfts führen wir<br />
besonders trendy Labels, die es bisher bei uns<br />
oder gar in Olten nicht gab. Dieser Ladenteil ist<br />
vor allem für junges und junggebliebenes Publi-<br />
Wieviele Lieferanten haben Sie?<br />
Mit den Accessoires-Lieferanten ungefähr 45.<br />
Wirklich wichtige mit einem gewissen Volumen<br />
ungefähr zehn.<br />
Spricht man immer noch von der Frühling/<br />
Sommer- und der Herbst/Winter-Saison?<br />
Bei den Herren vorwiegend. Vereinzelt bei den<br />
Herren und verbreitet bei den Damen gibt es<br />
Lieferanten, die bis zu zehnmal pro Jahr liefern.<br />
Generell ist zu sagen, dass es zwischen Herren<br />
und Damen beim Kaufverhalten nach wie vor<br />
Unterschiede gibt.<br />
Während viele Herren sich auf einen oder zwei<br />
Einkäufe pro Jahr konzentrieren, kommen die<br />
Damen viel lieber mehrmals jährlich in den Laden<br />
um zu sehen, was es Neues gibt. Das Sortiment<br />
wird bei uns aber auch bei den Herren während<br />
des ganzen Jahres fortwährend ergänzt. Es lohnt<br />
sich also bestimmt, nicht nur einmal oder zweimal<br />
vorbeizuschauen...<br />
Wenn Sie das Sortiment zusammenstellen,<br />
schauen Sie da auch auf die Konkurrenz auf<br />
dem Platz Olten?<br />
Es gibt ja in Olten – leider – nicht wahnsinnig<br />
viele Mitbewerber im Modebereich. Ich sage 'leider',<br />
denn ein guter Mix von Anbietern macht<br />
die Stadt interessant für Kundinnen und Kunden<br />
von auswärts. Und auf diese sind wir dringend<br />
angewiesen.<br />
Nur rund zwanzig Prozent unserer Kunden<br />
kommen aus Olten, der Rest aus der<br />
Agglomeration. Wenn Olten nun noch mehr<br />
Läden verliert, erhöht sich das Risiko, dass die<br />
Kunden zum Kleiderkauf nach Zürich, Basel,<br />
Bern fahren, wo die Auswahl interessanter ist.<br />
Konkret zur Frage: Wenn ein bekannter Mitbewerber<br />
vor allem im gehobenen Modebereich<br />
erfolgreich ist, versuchen wir sicher nicht mit<br />
Blick in verschiedene Ecken des neu eingerichteten<br />
Herren-Bernheim in Olten.<br />
allen Mitteln, diesen zu konkurrenzieren. Wir<br />
gehen der Konkurrenz aber auch nicht aus dem<br />
Weg, wenn wir von einem Produkt überzeugt<br />
sind und wissen, dass es von der Kundschaft<br />
gefragt ist. Aber eine systematische Mitbewerber-Beobachtung<br />
machen wir nicht.<br />
Kann sich Bernheim auch in Zukunft auf<br />
dem Markt behaupten?<br />
Das weiss ich nicht. Ich weiss aber mit Sicherheit,<br />
dass wir alles daran setzen werden, hier in<br />
Olten am Markt zu bleiben. Dazu gehört auch,<br />
dass wir in einem vernünftigen Zeitrahmen die<br />
nötigen innerbetrieblichen und baulichen Veränderungen<br />
anpacken können. Davon hängt<br />
für uns für die Zukunft enorm viel ab. Aber<br />
wie gesagt: Wir setzen uns ein, dass die Marke<br />
Bernheim auch in den nächsten Jahren ein Begriff<br />
in Olten sein wird.<br />
Interview: Markus Emch<br />
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