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EIN KLEINES STÜCK ALLTAG<br />
Einblicke in das Leben der Flüchtlinge im Camp Bad Bodenteich<br />
An der holprigen Industriestraße<br />
zum alten BGS-Gelände – heute<br />
eine vorübergehende Heimat<br />
für rund 500 Flüchtlinge – kommen sie<br />
mir entgegen. Bepackt mit zwei großen<br />
Plastik-Tragetaschen, diesen typischen<br />
karierten „Koffern“, den Blick<br />
geradeaus gerichtet. Zwei junge Männer,<br />
die gerade das Flüchtlingscamp<br />
verlassen haben – wahrscheinlich<br />
wechseln sie die Unterkunft. Eine<br />
neue, vorübergehende Heimat. Irgendwo<br />
in Deutschland.<br />
Am Eingangstor erstmal Kontrolle,<br />
den Pass vorzuzeigen ist für Besucher<br />
Pflicht. Eine Gruppe Kinder läuft<br />
singend, einander an den Händchen<br />
haltend, auf den breiten Straßen des<br />
Geländes. Kleine Jungs spielen Fußball,<br />
sie strahlen und bejubeln ein Tor.<br />
Im Wäscheraum laufen die Maschinen<br />
auf Hochtouren. Die Frauen sitzen,<br />
reden, die Kinder auf dem Schoß und<br />
ihre Handys in der Hand. – Ein kleines<br />
Stück Alltag im Flüchtlingscamp<br />
Bad Bodenteich. Doch was ist schon<br />
alltäglich, wenn in der Heimat Krieg<br />
herrscht? Wenn Familien nicht wissen,<br />
wie es ihren Angehörigen geht? Wenn<br />
man selbst im Flüchtlingscamp sitzt<br />
und wartet, unklar, wie es weitergeht.<br />
Der Kreisverband Uelzen des Deutschen<br />
Roten Kreuzes ist für das Camp<br />
verantwortlich, organisiert den Alltag<br />
und gibt den Bewohnern gemeinsam<br />
mit vielen ehrenamtlichen Helfern aus<br />
Bad Bodenteich, wenn auch nur vorübergehend,<br />
Halt und Sicherheit.<br />
„Als wir im Oktober 2015 hier anfingen,<br />
gab es kein Inventar, keine<br />
Stühle, keine Tische. Wir mussten das<br />
Camp von Grund auf herrichten. 800<br />
Doppelstockbetten, Schränke, Spinde,<br />
Handtücher, Bettzeug, das Notwendigste“,<br />
erzählt Marc Heine, stellvertretender<br />
Camp-Leiter. Viele Sachen<br />
wurden gespendet: das Spielzeug in<br />
der Kinderbetreuung, die Stühlchen.<br />
Die Ausstattung ist einfach, aber gemütlich.<br />
Vor allem in den Räumen für<br />
die Kinder. Die haben ordentlich Platz<br />
und den brauchen sie auch. „Es ist<br />
wichtig, dass die Kinder endlich auch<br />
mal spielen und toben können“, sagt<br />
Heine.<br />
Die „Schule“ ist gerade zu Ende, fast<br />
ein bisschen Normalität. Hier erlernen<br />
die Kinder zurzeit vor allem die deutsche<br />
Sprache, lernen den deutschen<br />
Alltag ein bisschen kennen. Zum Abschied<br />
umarmen die Kleinen stürmisch<br />
die Dame an der Tür vom Sicherheitsdienst.<br />
Erstaunlich ihre Offenheit, ihre<br />
Freundlichkeit, ihr Strahlen.<br />
Die Erwachsenen plagen andere Sorgen,<br />
auch das ist augenfällig. Der ständige<br />
Blick aufs Handy, das Warten auf<br />
Nachrichten. Das Warten auf einen<br />
Fortgang des Asylverfahrens. Umso<br />
wichtiger ist Ablenkung und Beschäftigung.<br />
„Die Flüchtlinge wollen sich<br />
unbedingt einbringen, sind unheimlich<br />
engagiert. Die Sprache zu lernen ist die<br />
erste Priorität. Wenn man sie beispielsweise<br />
etwas fragt, dann versuchen sie,<br />
auf Deutsch zu antworten“, so Heine.<br />
Dazu vermitteln die Ehrenamtlichen<br />
die Grundlagen des deutschen Wertesystems.<br />
„Eine gute Betreuung ist<br />
ein wichtiger, erster Schritt für eine<br />
Integration“, sagt Heine. Es gibt vor<br />
allem Sportangebote für die Erwachsenen,<br />
genauso wie natürlich Deutschkurse.<br />
Der TuS Bodenteich bietet<br />
zum Beispiel Fußball-Kurse an; mit<br />
gebrauchten Geräten wurde ein Fit-<br />
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