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40/2016 Nachhaltiger Konsum durch soziale Innovationen – Konzepte und Praxis

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<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Konsum</strong> <strong>durch</strong> <strong>soziale</strong> <strong>Innovationen</strong> <strong>–</strong> <strong>Konzepte</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong><br />

deutlich. Im Folgenden werden die Restabilisierungsformen beschrieben, die an diese Phase anschließen<br />

<strong>und</strong> entscheidend für die Diffusion der alternativen <strong>Praxis</strong> sind.<br />

3.2. Formalisierung<br />

Restabilisierungsform/Grad der Formalisierung: Wie stabilisieren sich die Initiativen? Wie wird<br />

die kontinuierliche Reproduktion der Struktur gewährleistet? Wie stark ist die Formalisierung<br />

der stabilisierten Struktur?<br />

3.2.1. Hoher Grad der Formalisierung<br />

Stark formalisiert sind die meisten Fälle der Selbstorganisation von <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten.<br />

Es wird eine Struktur etabliert, bei der die Mitglieder formal an eine Organisation<br />

(zum Beispiel Verein, Genossenschaft) geb<strong>und</strong>en sind. Die Organisation wird sowohl über die<br />

entsprechenden <strong>Konsum</strong>praktiken aufrechterhalten als auch über spezielle gemeinschaftsorientierte<br />

oder organisationsdienliche Praktiken. Beim zugehörigen Modus des langfristigen Do-It-<br />

Togethers werden dabei zumeist verschiedene Lebensbereiche (<strong>Konsum</strong>, <strong>soziale</strong>s Leben, politisches<br />

Engagement) berührt, beim Modus Prosuming hingegen richtet sich der Fokus auf die<br />

Einflussnahme hinsichtlich der Gestaltung von <strong>Konsum</strong>gütern beziehungsweise der Schaffung<br />

alternativer <strong>Konsum</strong>möglichkeiten. Ein hoher Grad an Formalisierung liegt auch dann vor,<br />

wenn die Restabilisierung als Unternehmen beziehungsweise professioneller Dienstleister erfolgt,<br />

der Ressourcen oder <strong>Konsum</strong>gegenstände zur Verfügung stellt. Bei den Change Agents<br />

handelt es sich meist um profitorientierte, gegebenenfalls aber auch gemeinnützige Anbieter.<br />

Diese Restabilisierungsform findet sich bei dem produktionsbezogenen Inwertsetzen von Resten<br />

sowie beim Modus Mieten/Leihen.<br />

3.2.2. Mittlerer Grad der Formalisierung<br />

Ein mittlerer Grad der Formalisierung findet sich bei den Modi kollaborativer <strong>Konsum</strong> sowie<br />

Teilen <strong>und</strong> Tauschen. Insbesondere beim Teilen <strong>und</strong> Tauschen werden die <strong>Konsum</strong>entinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten über neue Dienstleistungen <strong>und</strong> Angebote zu den entsprechenden Praktiken<br />

animiert. Diese sind aber vor allem unterstützende Kontextbedingungen, die die Nutzerinnen<br />

<strong>und</strong> Nutzer eher unverbindlich in Anspruch nehmen <strong>und</strong> die alternativen <strong>Konsum</strong>praktiken<br />

weniger stark strukturieren als bei den Gemeinschaften mit hoher Formalisierung. Die Stabilität<br />

ist hier sehr viel stärker davon abhängig, dass die <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten die<br />

neuen Settings aus ihrer Eigenmotivation heraus nutzen <strong>und</strong> beleben; sie wird weniger <strong>durch</strong><br />

formelle Bindungen gesichert.<br />

3 .2.3. Niedriger Grad der Formalisierung<br />

Bei Modi mit einem niedrigen Grad der Formalisierung werden Strukturen etabliert, die <strong>Konsum</strong>entinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten zeitweise zu alternativen Praktiken aktivieren können beziehungsweise<br />

in deren Rahmen sie zeitweise neue <strong>soziale</strong> Settings (zum Beispiel für gemeinschaftliches<br />

Handeln) herstellen. Die Strukturen können Plattformen zur <strong>Konsum</strong>entinnen/<strong>Konsum</strong>enten-Vernetzung<br />

sein oder auch politische Rahmenprogramme, die es erlauben, spezifische<br />

Kampagnen, Projekte oder Aktionen von einer begrenzten Dauer zu initiieren. Die Formalisierung<br />

ist niedrig <strong>und</strong> die konkrete Veränderung der <strong>Konsum</strong>praxis erfolgt nur für kurze<br />

Zeit. Es wird jedoch auf Ausstrahlungseffekte auf das alltägliche <strong>Konsum</strong>handeln <strong>und</strong> das eigene<br />

Verständnis als <strong>Konsum</strong>entin/<strong>Konsum</strong>ent gehofft. Insgesamt bedarf es vor allem der Etablierung<br />

von Möglichkeiten der Interaktion <strong>und</strong> Vernetzung der Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer sowie<br />

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