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40/2016 Nachhaltiger Konsum durch soziale Innovationen – Konzepte und Praxis

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<strong>Nachhaltiger</strong> <strong>Konsum</strong> <strong>durch</strong> <strong>soziale</strong> <strong>Innovationen</strong> <strong>–</strong> <strong>Konzepte</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong><br />

beim kollaborativen <strong>Konsum</strong> sind jeweils ein höherer Organisationsaufwand <strong>und</strong> damit mehr<br />

Eigeninitiative notwendig, wenn man die alternativen mit den etablierten Praktiken vergleicht.<br />

Die Befriedigung von <strong>Konsum</strong>bedürfnissen ist weniger unmittelbar als beispielsweise beim<br />

Wegwerfen nicht mehr gebrauchter <strong>und</strong> dem Neukauf erwünschter Gegenstände. Die <strong>Konsum</strong>entinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten werden bei diesen Modi selbst zu Anbietern oder übernehmen<br />

Aufgaben eines Dienstleisters.<br />

3.3.3. Niedrige Eigeninitiative<br />

Eine niedrige Eigeninitiative liegt dann vor, wenn die alternativen Praktiken nicht viel mehr<br />

Engagement von den <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten verlangen, als zuvor bei den etablierten<br />

Praktiken notwendig war. Dies findet sich beispielsweise bei der Nutzung von Verleih<strong>und</strong><br />

Mietangeboten oder dem Kauf von wiederaufbereiteten Gegenständen. Hierbei sind die<br />

Aktivitäten auf den eigenen <strong>Konsum</strong> beschränkt <strong>und</strong> das Angebot wird von professionellen Akteuren<br />

organisiert.<br />

3.4. Gemeinschaftlichkeit<br />

Grad der Gemeinschaftlichkeit: Müssen zur Umsetzung der innovativen Idee Gemeinschaften<br />

gebildet werden? Wie hoch ist der Grad der Gemeinschaftlichkeit mit anderen <strong>Konsum</strong>entinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten?<br />

3.4.1. Hoher Grad an Gemeinschaftlichkeit<br />

Die Gemeinschaftlichkeit ist dann hoch, wenn die Bildung von Gruppen oder Gemeinschaften<br />

eine wichtige Voraussetzung ist, um die Alternativen zu praktizieren. Das gemeinsame Handeln<br />

stellt darüber hinaus einen zentralen Wert <strong>und</strong> ein identitätsstiftendes Moment sowie eine<br />

wichtige Orientierung für die alternative <strong>Praxis</strong> dar. Gemeinschaftlichkeit ist also Mittel <strong>und</strong><br />

Zweck der alternativen Praktiken. So finden sich zum Beispiel bei der solidarischen Landwirtschaft<br />

(langfristiges Do-It-Together) solche <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten zusammen, die<br />

einen Beitrag zur Finanzierung landwirtschaftlicher Betriebe leisten wollen, um sich nicht nur<br />

die Ernte, sondern auch die Risiken solidarisch zu teilen <strong>und</strong> damit eine neue Form des Wirtschaftens<br />

zu etablieren.<br />

3.4.2. Mittlerer Grad an Gemeinschaftlichkeit<br />

Hierzu gehören Praktiken, bei denen die Bildung von Gruppen, Netzwerken oder Gemeinschaften<br />

eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage ist, diese aber vor allem mit dem Ziel der Befriedigung von <strong>Konsum</strong>bedürfnissen<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Es werden eher „Zweckgemeinschaften“ gebildet, mit denen<br />

sich manche Mitglieder möglicherweise stark identifizieren, die in der Regel aber keine stärkere<br />

Bindung der <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten erwarten oder voraussetzen. Gemeinschaftlichkeit<br />

ist dabei meist eher ein symbolischer Wert, den nicht alle Beteiligten übernehmen.<br />

Mittel ausgeprägt ist die Gemeinschaftlichkeit bei den Modi Teilen, Tauschen <strong>und</strong> kollaborativer<br />

<strong>Konsum</strong>. Hier werden die <strong>Konsum</strong>entinnen <strong>und</strong> <strong>Konsum</strong>enten meist nur kurzfristig<br />

beziehungsweise zweckgeb<strong>und</strong>en Teil einer „Sharing Community“. Beim Do-It-Yourself <strong>und</strong><br />

dem kompetenzbezogenen Inwertsetzen von Resten ist Gemeinschaftlichkeit keine notwendige<br />

Voraussetzung für die alternative <strong>Praxis</strong>, kann sie aber erleichtern. So fördern beispielsweise<br />

der Austausch zwischen den Mitgliedern <strong>und</strong> das Voneinanderlernen beziehungsweise das<br />

„Crowding“ von Wissen die Aneignung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von Kompetenzen <strong>und</strong> stärken<br />

die Motivation.<br />

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