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Fachwerk 2016

Das Magazin der Denkmalpflege des Kantons Bern

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ENTDECKUNG | DECOUVERTE<br />

55<br />

Pionierhafte Stromproduktion<br />

Das Kraftwerk Schattenhalb 2 am Reichenbach<br />

Die Entwicklung im Strommarkt<br />

und anstehende Konzessionserneuerungen<br />

führten dazu, dass<br />

in der Schweiz innerhalb weniger<br />

Jahre fast alle kleinen Kraftwerke<br />

aus der Frühzeit der Elektrizität<br />

ausser Betrieb gesetzt<br />

oder modernisisert wurden.<br />

Nicht so das Kraftwerk Schattenhalb<br />

2, das samt Turbinen und<br />

Generatoren glücklicherweise<br />

vollständig erhalten bleibt.<br />

Die Zentrale 2 des Kraftwerks<br />

Schattenhalb liegt hoch über dem<br />

Talgrund und ist nur zu Fuss oder<br />

über eine Betriebs-Haltestelle kurz<br />

vor der Bergstation der Reichenbachfallbahn<br />

erreichbar. Die Anlage<br />

ist mit Pelton-Turbinen der «Ateliers<br />

de construction mécaniques de Vevey»<br />

und Generatoren der «Maschinenfabrik<br />

Oerlikon» ausgestattet,<br />

zwei Pionierfirmen der Schweizer<br />

Maschinen- und Elektroindustrie.<br />

Die grössere Turbinen-Generator-<br />

Gruppe wurde seit 1926 kaum verändert,<br />

die kleinere 1940 ersetzt.<br />

Wie die Reichenbachfallbahn gehen<br />

auch die Kraftwerke Schattenhalb<br />

auf die Initiative der Hoteliers Elias<br />

Flotron und Franz Josef Bucher zurück.<br />

Das «Elektrizitätswerk Schattenhalb<br />

AG» ging 1909 ans Netz.<br />

1917 wurde das Werk vom Besitzer<br />

einer Kalziumkarbidfabrik übernommen,<br />

der 1926 die Zentrale Schattenhalb<br />

2 als obere Stufe der Kraftwerksanlage<br />

errichten liess. Seit<br />

2010 vereint das Kraftwerk Schattenhalb<br />

3 die beiden alten Druckstufen<br />

in einer einzigen Anlage; der<br />

Betrieb der Zentrale 2 wurde eingestellt,<br />

die Zentrale 1 mit reduzierter<br />

Produktion weiterbetrieben.<br />

2015 nahm die BKW-Tochter EWR<br />

Energie die Gesamterneuerung des<br />

Kraftwerks Schattenhalb 1 in Angriff,<br />

Turbinen- und Generatoren wurden<br />

entfernt. Dasselbe war im Kraftwerk<br />

Schattenhalb 2 vorgesehen. Kurz<br />

vor der Demontage konnten Vertreter<br />

von Denkmalpflege und Heimatschutz<br />

das Gebäude erstmals auch<br />

im Innern besichtigen. Die Begeisterung<br />

über die vollständig erhaltene<br />

Apparatur und den hohen industriegeschichtlichen<br />

Wert der<br />

gesamten Anlage war gross. Es gelang<br />

in letzter Minute, die Bauarbeiten<br />

zu stoppen und stattdessen<br />

nach Möglichkeiten für den Erhalt zu<br />

suchen. Eine neu gegründete Stiftung<br />

prüft nun gangbare Wege, die<br />

eindrückliche Maschinerie nachhaltig<br />

zu bewahren und der Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen. BaF

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