TatSache Ausgabe 02/2016
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#Leistungsträger<br />
Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen<br />
Die Idee als Impuls<br />
Am Anfang war die Idee: Was wäre, wenn bedürftige Menschen<br />
unkompliziert Geld bekämen? Mikrokredite als Startschuss für die<br />
Selbstständigkeit, als Chance, sich zu entwickeln und so eine ganze<br />
Gesellschaft zu verändern? Der spätere Friedensnobelpreisträger<br />
Muhammad Yunus entwickelte das Konzept des „Sozialunternehmens“,<br />
dessen Sinn nicht die Gewinnmaximierung sein solle sondern:<br />
Gutes zu tun. Die von ihm gegründete Grameen Bank half in Bangladesh<br />
tausenden Armen, sich mit Hilfe kleiner Kredite eine eigene<br />
Existenz aufbauen zu können.<br />
Eine weitere, heute sehr angesagte Finanzierungsform, ist das<br />
Crowd funding. Auf speziellen Internetplattformen sammeln einzelne<br />
Personen oder Firmen von vielen Usern kleine Beträge ein und<br />
finanzieren damit verschiedene Projekte – die Bandbreite reicht vom<br />
sozialen Anliegen bis hin zur Entwicklung von Hightech. Wer sich<br />
finanziell beteiligt, bekommt dafür ein „Dankeschön“, das je nach<br />
investiertem Betrag unterschiedlich ausfällt.<br />
in Laboren und Denkerstuben weltweit zu<br />
hören – und animiert Wissenschaftler, mit<br />
diesem Wissen weiter zu arbeiten, es zu<br />
nutzen. Und so den Fortschritt zu gestalten.<br />
Es braucht also die Kreativen, die Querdenker,<br />
die Anstoßer, die Unbequemen,<br />
die Durchhalter. Es braucht neben den<br />
hocheffizienten, interdisziplinären Teams<br />
auch die individuellen Leistungsträger. Sie<br />
passen nicht immer ins System. Aber sie<br />
geben entscheidenden Input, sie animieren<br />
die Topteams, aus den ersten Impulsen die<br />
wegführenden Konzepte zu entwickeln.<br />
Steve Jobs war so einer, Leonardo da<br />
Vinci, Albert Einstein oder Fritz Leonhardt,<br />
der wegweisende Bauingenieur, der mit<br />
dem Stuttgarter Fernsehturm das Vorbild<br />
für eine neue, weltweit kopierte Bauwerkstypologie<br />
schuf. Sie alle: Genies, Vordenker,<br />
Eigensinnige. Jeder in seiner Zeit,<br />
jeder in seiner Profession, aber alle mit<br />
weitreichender, Gesellschaft verändernder<br />
Kreativität und Kraft.<br />
Vitality Tracker<br />
Das Wort zum Sonntag vom<br />
13.<strong>02</strong>.<strong>2016</strong> (ARD) von Gereon Alter<br />
Ich gehöre auch dazu. Zu denen, die einen Fitness<br />
Tracker am Handgelenk tragen. Denn ich gehe<br />
regelmäßig joggen. Und da ist es gut, seinen Puls<br />
im Blick zu haben. Aber dann lege ich den Fitness<br />
Tracker auch wieder ab. Denn ich möchte nicht den<br />
ganzen Tag von ihm bestimmt werden. Und schon<br />
gar nicht möchte ich, dass meine Krankenkasse<br />
oder mein Arbeitgeber an die Daten kommt und<br />
mir dann Empfehlungen gibt, was ich vielleicht<br />
noch zur Verbesserung meiner Fitness tun könnte.<br />
Ich gehe nicht joggen, um noch mehr leisten<br />
zu können, sondern weil es mir Spaß macht, weil<br />
es mir gut tut und weil ich mich danach lebendig<br />
fühle.<br />
Aus demselben Grund habe ich mir in den<br />
vergangenen Tagen noch einen anderen Tracker<br />
zugelegt. Ich nenne ihn meinen „Vitality Tracker“,<br />
meinen „Lebendigkeitstracker“. Die Idee dazu ist<br />
mir im Laufe meiner Exerzitien gekommen. Das<br />
ist eine kleine Auszeit, die ich mir einmal im Jahr<br />
gönne. Drei, vier Tage, in denen ich einmal wieder<br />
bewusst auf mein Leben schaue: ist alles gut, so<br />
wie es ist oder sollte ich mal etwas verändern.<br />
Und eben dabei ist mir wieder bewusst geworden,<br />
dass es in meinem Leben nicht darum gehen muss,<br />
möglichst optimal zu funktionieren, sondern darum,<br />
lebendig und präsent zu sein.<br />
Deshalb der Vitality Tracker. Wie der funktioniert?<br />
Nun, es ist einfach ein gelber Stift. Mit dem<br />
markiere ich in meinem Kalender all die Erlebnisse, bei denen<br />
ich mich besonders lebendig fühle. Das kann ein kurzer Spaziergang<br />
sein. Das kann ein gutes Gespräch sein. Das kann auch<br />
ein Gottesdienst sein, bei dem ich einfach mal wieder zur Ruhe<br />
komme. Das kann aber auch ein Ereignis sein, das mich berührt<br />
oder erschüttert. Ich nutze dieses Gerät erst seit einigen Tagen<br />
und bin jetzt schon erstaunt, wie gelb mein Kalender dadurch<br />
wird, wie viele kleine Oasen der Lebendigkeit es doch in meinem<br />
Alltag gibt. Das war mir vorher gar nicht so bewusst.<br />
Ich werde diesen Vitality Tracker zunächst einmal bis Ostern<br />
nutzen. Also in der sog. „Fastenzeit“, den vierzig Tagen, in denen<br />
Christen sich auf das Osterfest vorbereiten. Viele meinen: In<br />
dieser Zeit muss ich vor allem auf etwas verzichten: 40 Tage ohne<br />
Süßigkeiten, 40 Tage ohne Alkohol, 40 Tage abnehmen. Und<br />
schon bin ich wieder beim Leistungsgedanken und bei dem Versuch,<br />
noch schöner, noch besser, noch stärker zu werden. Aber<br />
darum geht es in dieser Zeit doch gar nicht – zumindest nicht,<br />
wenn ich mich an Jesus Christus orientiere. Denn der hat nicht<br />
gesagt: „Ich bin gekommen, damit ihr leistungsfähiger werdet“,<br />
sondern „… damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt.“<br />
Wenn ich auf ihn und auf seinen Lebensweg schaue, dann sehe<br />
ich einen Menschen vor mir, der vor allem eines wollte: lebendig<br />
sein. Lebendig sein, präsent sein, das Leben in seiner ganzen<br />
Weite und Tiefe leben. Das ist „Leben in Fülle.“ Und daran<br />
hat er festgehalten, selbst als es für ihn schwer wurde und aus<br />
seiner Erfolgsgeschichte ein großer Mißerfolg zu werden drohte.<br />
Lebendig sein, präsent sein: Das kann ich nicht nur, wenn’s mir<br />
gut geht. Das kann ich auch, wenn’s schwierig oder auch erschütternd<br />
wird. Ja sogar wenn’s dem Tod entgegengeht. Vielleicht<br />
wird es da noch am deutlichsten. Da, wo nichts mehr zu optimieren<br />
ist und ich gar nichts mehr leisten kann, wo ich nur noch<br />
präsent sein kann: Es geht nicht darum, zu funktionieren, es geht<br />
darum lebendig zu sein.<br />
Das ist die große Weisheit des Jesus von Nazareth. Das ist<br />
das Große, für das er gestanden, gelebt und gelitten hat. Und<br />
dieser kleine Vitality Tracker wird mir in den kommenden Wochen<br />
helfen, diesem Großen wieder neu auf die Spur zu kommen.