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MOTORRAD Classic 7 8/2016

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Peter Steger erklärt uns jedoch die einzelnen Arbeitsschritte:<br />

„Bei geklebten Belägen müssen zunächst<br />

die Reste des alten Belags von den Bremsbacken<br />

sauber abgeschliffen werden. Zum Schutz der<br />

Gesundheit ist ein geeigneter Atemschutz zu tragen,<br />

denn Bremsstaub ist lungengängig, kann sogar Krebs<br />

auslösen. Nach dem Abschleifen messe ich die Krümmung,<br />

also das Bogenmaß des Belagträgers, um das<br />

richtige Belagmaterial bestimmen zu können. Wichtig<br />

sind dabei die Länge, Breite, Höhe und Krümmung<br />

des Reibbelags. Dessen Bogenmaß muss exakt passen,<br />

während der neue Belag in Breite, Länge und<br />

Höhe Übermaß aufweisen sollte, damit er später auf<br />

Maß an den Belagträger angepasst werden kann.“<br />

Wichtig ist ebenso der Reibbeiwert des neuen Belagmaterials,<br />

der zum Werkstoff der Bremstrommel passen<br />

muss. Davon hängt nicht zuletzt die aufzuwendende<br />

Bremskraft ab. „Unser Kunde hat sich ‚weiche‘<br />

Beläge gewünscht“, erzählt Peter. „Diese verschleißen<br />

zwar schneller, aber in Anbetracht der niedrigen<br />

jährlichen Fahrleistung, dem verbesserten Bremsverhalten<br />

und der geringeren Handkraft passen sie ideal<br />

für Fahrer sportlicher klassischer Motorräder“.<br />

Bevor der neue Belag auf den Belagträger aufgeklebt<br />

oder vernietet wird, wird er abgelängt. Das Längenmaß<br />

orientiert sich dabei am alten Belag. Sind die<br />

neuen Beläge aufzukleben, wird ein spezieller Klebstoff<br />

benötigt, der selbst bei sehr hohen Temperaturen<br />

sicher hält. „Beim Verkleben ist entscheidend,<br />

dass der Belag formschlüssig auf den Träger aufgepresst<br />

wird“, so Peter. Profis verwenden hierzu spezielle<br />

Presshölzer, die genau der jeweiligen Krümmung<br />

des Belags entsprechen. Diese werden mit Schraubzwingen<br />

unter hohem Druck auf den Belag gepresst,<br />

um eine formschlüssige Verklebung zu gewährleisten.<br />

Danach muss der Kleber mehrere Stunden trocknen,<br />

bevor der Belag weiter bearbeitet werden kann.<br />

Bei vernieteten Belägen dürfen nur spezielle<br />

Bremsbelag-Nieten verwendet werden. Deren Köpfe<br />

sind flach und passen genau in die Nietaussparungen<br />

der Bremsbeläge. Zudem bestehen sie aus einer speziellen,<br />

sehr zähen Metalllegierung, die ein Abscheren<br />

der Nieten verhindert. „Beim Vernieten ist große<br />

Sorgfalt nötig“, warnt Peter. „Bei zu geringem Druck<br />

lockert sich der Belag, bei zu hohem besteht die Gefahr,<br />

dass der Belag an der Nietstelle bricht.“<br />

Nach dem Verkleben oder Vernieten der neuen<br />

Bremsbeläge erfolgt in den nächsten Arbeitsschritten<br />

deren Anpassung. Zunächst schleift Peter den seitlichen<br />

Überstand auf die Größe des Belagträgers ab.<br />

Dies geschieht mit der Feile oder am Schleifbock. Das<br />

Wiederherstellen der korrekten Höhe der Beläge ist<br />

jedoch sehr viel aufwendiger. „Deren genaue Höhe<br />

hängt vom Innendurchmesser der Bremstrommel ab.<br />

Jenen messe ich daher zuerst. Anschließend montiere<br />

ich die neu belegten Bremsbacken auf die Bremsankerplatte.<br />

Die Bremsnocken müssen dabei auf dem<br />

unteren Totpunkt stehen, wie es bei einer gelösten<br />

Bremse der Fall ist. Nun kann ich den Durchmesser<br />

des Reibbelagkreises auf der Ankerplatte in der<br />

‚Null-Stellung‘ der Beläge messen. Da die Belagstärke<br />

noch Übermaß hat, sind die Beläge zu hoch, passen<br />

kaum in die Bremstrommel.“<br />

Um sie auf das richtige Maß zu bringen, wird die<br />

Ankerplatte mit den montierten Belägen in eine<br />

Drehmaschine eingespannt. Beim Abdrehen der Be-<br />

Ganz links: Die neuen<br />

Bremsbeläge sind<br />

noch zu hoch, liegen<br />

an der Bremstrommel<br />

an. Sie müssen aufs<br />

passende Höhenmaß<br />

abgedreht werden.<br />

Links: Die Bremstrommel<br />

ist noch<br />

maßhaltig, hier muss<br />

nicht nachgearbeitet<br />

werden<br />

Peter Steger misst<br />

hier den Innendurchmesser<br />

der Bremstrommel,<br />

den er als<br />

Referenzwert für die<br />

Stärke der Bremsbeläge<br />

benötigt<br />

Der Durchmesser des<br />

Reibbelagkreises auf<br />

der Ankerplatte wird<br />

in Null-Stellung der<br />

Beläge gemessen<br />

Beim Abdrehen der<br />

Beläge auf das zuvor<br />

ermittelte Innenmaß<br />

der Bremstrommel<br />

muss auf die Wegeinstellung<br />

geachtet<br />

werden. Als Faustformel<br />

sind für den<br />

Hubweg 1,5 Millimeter<br />

bis zum Anliegen<br />

der Beläge in der<br />

Trommel anzusetzen<br />

Beim Einsetzen der<br />

Bremsankerplatte in<br />

die Trommel darauf<br />

achten, dass der<br />

Bremsnocken am unteren<br />

Totpunkt (also<br />

gelöste Bremse) steht<br />

www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 7+8/<strong>2016</strong> 97

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