06.06.2016 Aufrufe

De:Bug 161

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Siebzigern gründete der frühere Kunststudent zunächst eine<br />

Glam-Rock-Band namens Tiger Lily. Nach der großen<br />

Punkwelle nannte man sich fortan Ultravox und spielte in der<br />

Anfangszeit eine Mischung aus Punk, Glam und Elektronik,<br />

die später als New Wave bekannt werden sollte. Nach drei<br />

Alben trennte sich Foxx von der Band, um seine eigenen<br />

Vorstellungen von elektronischer Musik zu verwirklichen.<br />

Doch schon nach "Metamatic", auf dem außer einem<br />

gelegentlichen Bass keinerlei herkömmliche Instrumente zu<br />

hören waren, begann er zurückzurudern, holte sich für sein<br />

Nachfolgealbum "The Garden" echtes Schlagzeug und den<br />

Ultravox-Gitarristen Robin Simon ins Studio und nahm sogar<br />

den Song "Systems of Romance" auf, den er ursprünglich<br />

als Titelsong für das gleichnamige Ultravox-Album geschrieben<br />

hatte, sein letztes, bevor er die Band verließ. In<br />

"Benge besitzt<br />

praktisch jeden<br />

Synthesizer,<br />

der je gebaut<br />

wurde."<br />

den Achtzigern entstanden noch zwei weitere Solo-Alben,<br />

die immer stärker nach Glam oder konventionellem Pop<br />

klangen, bis er sich 1985 komplett aus dem Musikgeschäft<br />

zurückzog und erst einmal auf seine parallele Karriere als<br />

bildender Künstler konzentrierte. In den frühen Neunzigern<br />

begeisterte er sich dann für die House- und Techno-Szene<br />

und veröffentlichte später unter anderem eine Reihe von<br />

Ambient-Alben mit dem Titel "Cathedral Oceans". Heute<br />

lehrt er hauptberuflich am London College of Music and<br />

Media.<br />

Ein alter Blues-Typ<br />

Bis zu "Interplay" schien der konsequent analog-elektronische<br />

Weg der Vergangenheit anzugehören. Für John<br />

Foxx ist diese Rückbesinnung jedoch keinesfalls ein Retro-<br />

Phänomen: "Mir scheint, dass es nur sehr wenig Musik gibt,<br />

die originell ist. Für mich ist Musik ein Dialog, eine Antwort<br />

auf etwas, das schon gemacht worden ist. Es ist ein Irrtum<br />

zu glauben, dass es bei Musik in erster Linie um Originalität<br />

geht. Originalität ist ein Nebenprodukt von Arbeit und<br />

gründlichen Nachforschungen. Wenn man Glück hat, klingt<br />

man am Ende nach sich selbst. Man wird eher zufällig originell.<br />

Bei mir liegen die Dinge wohl etwas anders, weil ich<br />

an den Anfängen der elektronischen Musik in England beteiligt<br />

war. Diesen Prozess setze ich jetzt in einer anderen<br />

Epoche fort. Für mich bedeutet es Kontinuität. Ich komme<br />

mir ein bisschen wie ein alter Blues-Typ oder Jazzmusiker<br />

vor, so wie sich Muddy Waters oder John Coltrane einst gefühlt<br />

haben könnten."<br />

<strong>De</strong>n Anschluss an die Gegenwart hat er gleichwohl im<br />

Blick. Auf "Interplay" sang er einen Song mit Mira Aroyo<br />

von der Band Ladytron, die Nummer "Talk (Beneath Your<br />

Dreams)" auf dem aktuellen Album entstand gemeinsam<br />

mit dem New Yorker Produzenten Matthew <strong>De</strong>ar, dessen<br />

Platten Benge und Foxx während ihrer gemeinsamen<br />

Studiozeit hörten. Auch wurden Remixe von "Interplay"-<br />

Songs in Auftrag gegeben. Das Duo Xeno & Oaklander<br />

vom New Yorker Minimal Synth-Label Wierd Records etwa<br />

hat in seiner Version von "Evergreen" die Schrauben etwas<br />

angezogen und mit einer nervösen Basslinie für zusätzliche<br />

Spannung gesorgt.<br />

Für John Foxx ist auch dies ein fruchtbarer Dialog: "Es<br />

ist toll, mit den jungen Elektronikern aus New York zu arbeiten.<br />

Sie haben eine etwas andere Perspektive als die<br />

Europäer. In gewisser Hinsicht verstehen sie uns besser,<br />

als wir selbst."

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!