10.06.2016 Aufrufe

Deutsche Immobilienmesse 2016 Messemagazin

Deutsche Immobilienmesse 2016 Messemagazin

Deutsche Immobilienmesse 2016 Messemagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Eine zehnjährige Zinsbindung ist das<br />

Gefährlichste, was man tun kann“<br />

Interview mit Kurt Neuwirth, Gründer und Geschäftsführer der Neuwirth Finance GmbH<br />

Mario Draghi hat den Zins im Euroraum abgeschafft. Der Präsident der Europäischen<br />

Zentralbank musste dafür harsche Kritik einstecken. Zu Unrecht – meint der Zinsexperte<br />

Kurt Neuwirth von Neuwirth Finance. Die Alternative sei noch schlimmer. Zudem erläutert<br />

Neuwirth, was diese Situation für Bauherren bedeutet, die ihr Eigenheim finanzieren wollen.<br />

Herr Neuwirth, Sie gelten als einer der bekanntesten<br />

Zinsexperten Deutschlands. Was sagen Sie<br />

zur viel kritisierten Zinspolitik Mario Draghis?<br />

Über Mario Draghi wird gerade in Deutschland<br />

geschimpft wie verrückt. Der böse Notenbankchef<br />

drückt die Zinsen so weit runter, dass man mit<br />

klassischen Sparformen, Sparbüchern oder Lebensversicherungen<br />

kaum noch Renditen bekommt.<br />

Letztlich machen<br />

die Notenbanken,<br />

was<br />

die ureigenste<br />

Aufgabe der<br />

Politik wäre,<br />

nämlich Bedingungen für eine gut laufende, stabile<br />

Wirtschaft zu schaffen. Wenn Draghi die Geldpolitik<br />

nicht lockert und die Zinsen nicht senkt, müssen<br />

wir uns mit der Alternative auseinandersetzen.<br />

„Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen<br />

mehr Arbeitslose in Europa und eine<br />

Wirtschaft, die kaputt geht.“<br />

Wie sieht diese aus?<br />

Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen mehr<br />

Arbeitslose in Europa und eine Wirtschaft, die<br />

kaputt geht. Draghi muss die Geldpolitik lockern,<br />

weil die Wirtschaft nicht ins Laufen<br />

kommt. Ohne lockere Geldpolitik hätten wir ein<br />

Wachstum von Null oder vielleicht sogar darunter<br />

– und dann stecken wir wieder mitten in einer<br />

Rezession. Ist das die bessere Alternative? Ich<br />

kann zwar jeden Sparer verstehen, aber die Alternative<br />

zu Draghis Politik wäre schrecklicher.<br />

Wie wahrscheinlich ist vor diesem Hintergrund<br />

ein Ende dieser Niedrigzinspolitik?<br />

Das kommt auf die Perspektive<br />

an. Auf Sicht von einem Jahr<br />

beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />

faktisch 0%. Das Quantitative<br />

Easing wird auf jeden Fall bis<br />

März 2017 betrieben. Danach ist<br />

es wie beim Radfahren. Man<br />

wird vorsichtig und mit Stütz -<br />

rädern austesten, was passiert,<br />

wenn die Anleihekaufprogramme<br />

wegfallen. Dann wird man sehen,<br />

ob das Kind ohne Stützräder fahren<br />

kann, sprich die Wirtschaft<br />

ohne Unterstützung läuft, und<br />

ob die Kreditvergabe wieder<br />

steigt. Allerdings muss man<br />

zudem zwischen Kurzfrist- und<br />

Langfristzinsen unterscheiden.<br />

Inwiefern?<br />

Grundsätzlich bewegen sich<br />

beide zwar in ähnliche Richtungen.<br />

Allerdings unterliegen sie<br />

unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten,<br />

insbesondere bezüglich<br />

der Volatilität. Der kurzfristige<br />

Zins bleibt definitiv bis<br />

März 2017 niedrig, da Draghi<br />

an seiner bisherigen Vorgehensweise<br />

festhalten wird. Der langfristige<br />

Zins wird immer um einen<br />

Prozentpunkt steigen oder<br />

fallen können. Sobald irgendwelche<br />

Nachrichten kommen<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!