Deutsche Immobilienmesse 2016 Messemagazin
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„Eine zehnjährige Zinsbindung ist das<br />
Gefährlichste, was man tun kann“<br />
Interview mit Kurt Neuwirth, Gründer und Geschäftsführer der Neuwirth Finance GmbH<br />
Mario Draghi hat den Zins im Euroraum abgeschafft. Der Präsident der Europäischen<br />
Zentralbank musste dafür harsche Kritik einstecken. Zu Unrecht – meint der Zinsexperte<br />
Kurt Neuwirth von Neuwirth Finance. Die Alternative sei noch schlimmer. Zudem erläutert<br />
Neuwirth, was diese Situation für Bauherren bedeutet, die ihr Eigenheim finanzieren wollen.<br />
Herr Neuwirth, Sie gelten als einer der bekanntesten<br />
Zinsexperten Deutschlands. Was sagen Sie<br />
zur viel kritisierten Zinspolitik Mario Draghis?<br />
Über Mario Draghi wird gerade in Deutschland<br />
geschimpft wie verrückt. Der böse Notenbankchef<br />
drückt die Zinsen so weit runter, dass man mit<br />
klassischen Sparformen, Sparbüchern oder Lebensversicherungen<br />
kaum noch Renditen bekommt.<br />
Letztlich machen<br />
die Notenbanken,<br />
was<br />
die ureigenste<br />
Aufgabe der<br />
Politik wäre,<br />
nämlich Bedingungen für eine gut laufende, stabile<br />
Wirtschaft zu schaffen. Wenn Draghi die Geldpolitik<br />
nicht lockert und die Zinsen nicht senkt, müssen<br />
wir uns mit der Alternative auseinandersetzen.<br />
„Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen<br />
mehr Arbeitslose in Europa und eine<br />
Wirtschaft, die kaputt geht.“<br />
Wie sieht diese aus?<br />
Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen mehr<br />
Arbeitslose in Europa und eine Wirtschaft, die<br />
kaputt geht. Draghi muss die Geldpolitik lockern,<br />
weil die Wirtschaft nicht ins Laufen<br />
kommt. Ohne lockere Geldpolitik hätten wir ein<br />
Wachstum von Null oder vielleicht sogar darunter<br />
– und dann stecken wir wieder mitten in einer<br />
Rezession. Ist das die bessere Alternative? Ich<br />
kann zwar jeden Sparer verstehen, aber die Alternative<br />
zu Draghis Politik wäre schrecklicher.<br />
Wie wahrscheinlich ist vor diesem Hintergrund<br />
ein Ende dieser Niedrigzinspolitik?<br />
Das kommt auf die Perspektive<br />
an. Auf Sicht von einem Jahr<br />
beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
faktisch 0%. Das Quantitative<br />
Easing wird auf jeden Fall bis<br />
März 2017 betrieben. Danach ist<br />
es wie beim Radfahren. Man<br />
wird vorsichtig und mit Stütz -<br />
rädern austesten, was passiert,<br />
wenn die Anleihekaufprogramme<br />
wegfallen. Dann wird man sehen,<br />
ob das Kind ohne Stützräder fahren<br />
kann, sprich die Wirtschaft<br />
ohne Unterstützung läuft, und<br />
ob die Kreditvergabe wieder<br />
steigt. Allerdings muss man<br />
zudem zwischen Kurzfrist- und<br />
Langfristzinsen unterscheiden.<br />
Inwiefern?<br />
Grundsätzlich bewegen sich<br />
beide zwar in ähnliche Richtungen.<br />
Allerdings unterliegen sie<br />
unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten,<br />
insbesondere bezüglich<br />
der Volatilität. Der kurzfristige<br />
Zins bleibt definitiv bis<br />
März 2017 niedrig, da Draghi<br />
an seiner bisherigen Vorgehensweise<br />
festhalten wird. Der langfristige<br />
Zins wird immer um einen<br />
Prozentpunkt steigen oder<br />
fallen können. Sobald irgendwelche<br />
Nachrichten kommen<br />
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