Burgblatt-2016-07
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Unternehmervereinigung<br />
Wirtschaftsraum Allersberg e. V.<br />
Beherrschen Sie die digitale Welt oder<br />
beherrscht diese schon Sie?<br />
Im Juni hatte die UVWA (Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum<br />
Allersberg) zu Ihrem 11. Vortrag nach Allersberg<br />
geladen. Unter Strom – das Gehirn im Alltagsstress,<br />
Referent Dr. Volker Busch - so stand es in der Einladung.<br />
Dass die UVWA mit diesem Titel den Nerv der Zeit getroffen<br />
hatte, war den Veranstaltern klar, als sie schon Tage vor<br />
dem Ereignis eine Warteliste führen mussten. So kam es,<br />
dass der Sitzungssaal im Gilardihaus an diesem Abend mit<br />
95 Gästen aus allen Fugen platzte. Was viele schon ahnten<br />
- die Dauerberieselung aus dem Netz gefährdet eben nicht<br />
nur unser Seelenheil - sondern sie hinterlässt vor allem<br />
bleibende Spuren im Gehirn, die zu einer Störung unserer<br />
Produktivität und einem Verlust an Lebensglück führen. Mit<br />
Dr. Volker Busch, der nicht nur Facharzt für Neurologie, Psychiatrie<br />
und Psychotherapie an der Universitätsklinik in Regensburg<br />
ist, sondern sich auch mit Ernährung, Sport, und<br />
Naturheilverfahren befasst, wurde dieses ernste Thema locker<br />
und auch humorvoll angegangen. Jeder im Saal spürte,<br />
dass er weiß, wovon er spricht, da er jeden Tag mit Menschen<br />
zu tun hat, die unter diesen negativen Auswirkungen<br />
zu leiden haben und nicht nur körperlich – sondern auch<br />
digital - ausgebrannt sind. „Ein bisschen ADHS steckt heutzutage<br />
in jedem von uns“, so begann er seinen interessanten<br />
Vortrag. Ausführlich erklärte er, dass der Mensch eben nicht<br />
multitaskingfähig ist – nicht mal die Frauen, obwohl sie es<br />
trotzdem versuchen – sagte er lächelnd zu den anwesenden<br />
Damen. Maximal 3 Reize kann das Hirn gleichzeitig aufnehmen,<br />
weitere Reize zehren nur an der Kraft und lassen ab<br />
dem Alter von 27 Jahren die Batterie im Gehirn leer werden.<br />
Probiert man es trotzdem, dauert die Arbeit länger und es<br />
werden 20 Prozent mehr Fehler gemacht, d.h. die Leistung<br />
sinkt, doziert er.<br />
Maximal 6 Minuten konzentrieren sich noch Kinder bei den<br />
Hausaufgaben, 9 Minuten sind sie danach abgelenkt. Gerade<br />
bei Kindern kann täglicher hoher Medienkonsum zu einer<br />
Reizüberflutung im Gehirn führen. Nur noch 10 Minuten<br />
arbeiten Angestellte im Büro ungestört, daher sind sie oft<br />
unaufmerksam und unkonzentriert. In den Firmen wird dies<br />
bereits an den jungen Leuten festgestellt, dass sie weniger<br />
kreativ sind als die Generationen vorher. Junge Angestellte/<br />
Arbeitnehmer öffnen täglich 40-60 Webseiten, schreiben<br />
täglich 70 SMS/WhatsApp und nutzen täglich 90-150 mal<br />
das Smartphone.<br />
Deshalb rät er allen Zuhörern, sich zu beobachten, um dann<br />
festzustellen, zu welcher Uhrzeit für jeden einzelnen die<br />
produktivste Zeit ist, um dann die Aufgaben zu erledigen,<br />
die am meisten Aufmerksamkeit erfordern. Überhaupt kann<br />
man durch mehr Aufmerksamkeit auf das eigene Verhalten<br />
erst steuern, dass auf das Gehirn weniger Informationen<br />
einstürmen anstatt mehr. Je jünger das Kind ist, desto gefährlicher<br />
ist ein Übermaß der Reize. Reizarmut beflügelt,<br />
nicht Reizreichtum.<br />
Dr. Busch stellt fest: Der größte Feind ist der Mensch selbst!<br />
Doch welche Strategien helfen, um den Kopf wieder freizuräumen?<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass wir am<br />
kreativsten sind, wenn wir garnichts tun oder uns voll und<br />
ganz entspannen können. „Versinken und vertiefen Sie sich<br />
einmal täglich in eine Aktivität“, rät er. Schwimmen oder<br />
spazieren gehen, stricken oder golfen, Gartenarbeit oder<br />
Yoga, das sind Beschäftigungen, bei denen unser Hirn wieder<br />
„auftanken“ kann. „Gönnen Sie sich täglich wirklich eine<br />
halbe Stunde Zeit, in der Sie garnichts tun“ legt er den gebannten<br />
Zuhörern ans Herz.<br />
Elfriede von Lüdinghausen