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<strong>Kunstheft</strong><br />
Levitation<br />
für Kinder, Schüler<br />
und Erwachsene<br />
Thilo Frank
Foto: Thilo Frank
Levitation -<br />
ein schwarzer Diamant<br />
Die Besucher/ Innen des Kunstraum Dornbirn werden gleich beim Eintritt in die Ausstellung mehrfach<br />
überrascht. Ein großes, längliches Objekt schwebt von der Decke. Das tiefschwarze Vieleck<br />
besteht aus vielen, ungleichen Flächen, die in immer veränderten Winkeln zueinander, eine unregelmäßige<br />
Form bilden. Fast unmerklich langsam dreht sich der Körper um die eigene Achse und<br />
füllt, je nach seiner Stellung, die Breite des Kunstraumes nahezu vollständig aus. Der gesamte<br />
Raum ist erfüllt von Stimmen und Geräuschen, wir können aber nicht erkennen woher sie stammen.<br />
Die Geräusche sind überall und es scheint, dass sie aus dem Inneren der Skulptur kommen.<br />
Thilo Frank betitelt sein Objekt „Levitation“, das heißt übersetzt Leichtigkeit. Doch leicht scheint<br />
der große Polyeder nicht zu sein, ist er doch aus vielen Holzplatten zusammengebaut und über 11<br />
Meter lang. Dennoch ist der Titel für den Betrachter nachvollziehbar, denn das Objekt scheint zu<br />
schweben. Der Künstler spielt hier mit Gegensätzen, indem er ein schweres Objekt schweben lässt.<br />
Thilo Frank beschreibt seine Objekte häufig als Informationsträger, für uns scheinen sie angefüllt<br />
mit Inhalten, die einem Diamanten gleich, das Licht reflektieren und in ihrem geheimnisvollen Innern<br />
Informationen und Wissen bewahren.<br />
Arbeitsvorschläge<br />
· Finde Erklärungen und Definitionen für den Begriff Polyeder.<br />
· Entwirf einen Polyeder aus Karton oder Styropor, den du schwarz bemalst.<br />
· Überlege dir eine eigene ähnliche Form, wie du sie dir vorstellst.<br />
· Wie würdest du das dann nennen?<br />
· Wie würdest du dein Objekt präsentieren?<br />
· Welche Geräusche, Klänge und Lichteffekte würdest du hinzufügen?
Schwebendes<br />
und Schweres<br />
Thilo Franks Installation „Levitation“ lenkt den Blick auf das sich langsam im Raum drehende Objekt.<br />
Seine raumfüllende Größe, die tiefschwarze, matte Oberfläche, die ruhige Drehbewegung und die<br />
Geräusche ziehen die Aufmerksamkeit der Betrachter / Innen magisch an. Die Beschäftigung des<br />
Künstlers mit dem Raum ist für die Entwicklung seiner Installationen wichtig. Die Arbeit „Levitation“<br />
hat der Künstler speziell für den Kunstraum entwickelt. Die alte, unveränderte Montagehalle mit ihrer<br />
Größe steht in enger Verbindung zum Objekt und bestimmt dessen Größe und Form.<br />
„Thilo Frank schafft Kunstwerke, welche die menschliche Wahrnehmung auf verblüffende und spielerische<br />
Weise prüft und hinterfragt. Dabei handelt es sich um keine Kunst die nur betrachtet werden<br />
will, sondern um Arbeiten, die mit dem Besucher in Verbindung treten wollen und ihn so zu einem<br />
Teil des Gesamtwerkes machen. Wer sich auf die Installationen einlässt, lässt sich auf eine intime<br />
„Reise“ durch Raum und Zeit ein“ (Marco Bass).<br />
Arbeitsvorschläge<br />
· Wie verändern sich Raum und Kunstwerk durch den Zustand des Schwebens<br />
und Rotierens?<br />
· Wie wird deine Betrachtung von Licht und Geräuschen beeinflusst?<br />
· Empfindest du das Objekt schwer oder leicht oder vielleicht sogar beides gleichzeitig?
Foto: Thilo Frank
Thema Form<br />
Kunst und Alltag<br />
Häufig begegnen uns ähnliche Formen, wie jene der Skulptur von Thilo Frank in völlig anderen<br />
Lebenszusammenhängen. Das kann bei Gebäuden, Booten, Autos oder in der Natur, z.B. in der<br />
Mineralogie sein.<br />
Architektur<br />
Quelle: Photograph Wolfgang Retter,<br />
Machné Architekten ZT GmbH<br />
Das dunkle Gebäude ist in seiner Form<br />
dem Kunstwerk in der Ausstellung sehr<br />
ähnlich. Es besteht aus vielen unregelmäßigen<br />
Flächen, hat spitze Kanten und<br />
keinen rechten Winkel. Es ist das Gemeindezentrum<br />
in dem kleinen Dorf<br />
Abfaltersbach in Osttirol und wurde von<br />
den beiden Architekten Machné im Jahr<br />
2013 erbaut. Es unterscheidet sich durch<br />
seine Funktion vom Kunstwerk von<br />
Thilo Frank. Es ist ein voll funktionierendes<br />
Haus mit Büroräumen, in denen<br />
Menschen arbeiten.<br />
Quelle: http://www.tima-imabari.jp/<br />
Das Architektur Museum des japanischen<br />
Architekten Toyo Ito in Omishima / Japan<br />
ist ein Gebäude, das aus mehreren<br />
polyederförmigen Baukörpern besteht.
Mineralogie<br />
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/<br />
File:Rhodonite-186648.jpg?uselang=de<br />
Mehrflächige Formen sind auch in der<br />
Natur wie z.B. in der Mineralogie bekannt.<br />
Der Rhodonit ist ein eher seltener Kristall<br />
der sich vor allem in manganreichen<br />
Gesteinen bildet. In der Natur beruhen<br />
sehr viele Dinge auf einer natürlichen<br />
Symmetrie, die sich nicht nur unbedingt<br />
oberflächlich zeigt, sondern auch und vor<br />
allem in der inneren Struktur zu finden ist.<br />
Schiffsbau<br />
Beispiel: Tarnkappenboote<br />
Quelle: http://db2.stb.s-msn.<br />
com//1A/82626103878EC<br />
276053DBA2023F1.jpghttp://db2.stb.s-<br />
Automobilbau<br />
Quelle: http://www.wheelsandmore.de/de/Tuning/<br />
Lamborghini-Aventador/Lamborghini_Aventador.html<br />
Beispiel: Lamborghini Aventador
Form und<br />
Funktion<br />
Wenn wir über Formen nachdenken, merken wir schnell, dass bestimmte Formen immer in Zusammenhang<br />
stehen mit dem Zweck, den der Gegenstand erfüllen sollte. Wenn wir also die Form des<br />
Autos betrachten, wissen wir, dass Ingenieure diese Form gebaut haben, damit das Auto schnell<br />
und mit wenig Widerstand fahren kann. Beim Tarnkappenboot ist es ähnlich. Durch die Form ist<br />
es für die Radargeräte sehr schwierig den Ort zu bestimmen, wo sich das Boot aufhält.<br />
Bei einem Kunstwerk ist es anders. Die Form bekommt ein Kunstwerk allein durch die Gestaltung<br />
durch den Künstler, sie muss nicht nützlich sein, sie muss keine allgemein bestimmte Aufgabe<br />
erfüllen. Eigentlich weiß nur der Künstler warum das Kunstwerk diese bestimmte Form hat.<br />
Wir machen uns beim Betrachten eigene Gedanken warum es so aussieht. Am meisten erfahren<br />
wir, wenn wir den Künstler selbst befragen können. In einem Gespräch erzählt uns Thilo Frank von<br />
seinen Ideen, Gedanken und Erfahrungen, die ihn in seiner Arbeit leiten.<br />
Arbeitsvorschläge<br />
· Ein Alltagsgegenstand hat einen klaren Zweck. Welchen Zweck hat ein Kunstwerk?<br />
· Macht euch Gedanken über den möglichen Inhalt dieses Kunstwerkes.<br />
· Besprecht es in der Gruppe, schreibt eure Gedanken auf und schaut ob es mehrere<br />
gleiche Deutungen gibt.
Thilo Franks Werk im<br />
Spiegel der Kunstgeschichte<br />
Quelle: https://www.google.at/search?q=braque+georges&rlz=1C2MDNE_AT495AT51<br />
9&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=AgHxU8blKYz07AbA74GQAg&sqi=2&ved=0CAY<br />
Das Bild des französischen Malers<br />
Georges Braque aus dem Jahr 1911<br />
stellt einen Mann mit Gitarre dar. Der<br />
Künstler hat das Bild in einzelne Flächen<br />
zerlegt und zu einem geometrischen<br />
Konstrukt zusammengefügt. Georges<br />
Braque (1882-1963) entwickelte einen<br />
neuen Malstil, den Kubismus, einen<br />
Malstil welcher verschiedene Formen<br />
und Flächen vereint.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Melencolia_I#mediaviewer/Datei:Melencolia_I_(Durero).jpg<br />
Albrecht Dürer (1471 - 1528) schuf mit<br />
dem Kupferstich „Melencolia I“ aus 1514<br />
eines der wohl rätselhaftesten Werke in<br />
der Kunstgeschichte. Das Vieleck in der<br />
linken Bildmitte wird auch als „Dürer-<br />
Polyeder“ bezeichnet. Bis heute weiß<br />
man nicht genau, was der Künstler mit<br />
dieser Form darstellen wollte. Man kennt<br />
die Bedeutung dieses Körpers nicht, weiß<br />
nicht ob im Inneren etwas verborgen sein<br />
könnte, so wie in einer geheimen Schatztruhe.<br />
So ähnlich geht es uns auch mit<br />
dem Werk von Thilo Frank. Wir wissen<br />
nicht genau, was der Künstler uns damit<br />
sagen will. Thilo Frank spricht von einem<br />
Behälter für Informationen. Wir können<br />
uns vorstellen, dass geheime Dinge im<br />
Inneren des Kunstwerkes verborgen sind,<br />
Dinge, die wir nicht außerhalb dieses<br />
Behälters sehen können.
Quelle: https://www.flickr.com/photos/29469289@<br />
N03/8057406202/<br />
2010 wurde die Skulptur „sie liegt“<br />
der italienischen Künstlerin Monica<br />
Bonvicini im Hafen von Oslo vor dem<br />
norwegischen Opernhaus aufgestellt.<br />
Die monumentale Skulptur, deren<br />
Form auch ein Polyeder ist, besteht<br />
aus Edelstahl und Glasplatten, die<br />
Maße betragen ca. 12 x 17 x 16 Meter.<br />
Die Skulptur ist fest installiert und<br />
schwimmt mitten im Fjord auf dem<br />
Wasser. Die Künstlerin hat sich vom<br />
berühmten Bild von Caspar David<br />
Friedrich „Das Eismeer“ inspirieren<br />
lassen, indem der Eisberg eine ähnliche<br />
Form hat. Durch Ebbe und Flut dreht<br />
sich die Skulptur um die eigene Achse<br />
und bietet wechselnde Ansichten,<br />
die verspiegelten Glasflächen reflektieren<br />
das Sonnenlicht und die<br />
Spiegelungen der Wasseroberfläche.<br />
Arbeitsvorschläge<br />
· Überlegt in der Schulklasse / Arbeitsgruppe wie ihr die Form des Polyeders in eigenen<br />
Worten beschreiben würdet.<br />
· Was glaubst Du verbirgt sich in der Skulptur von Thilo Frank, was ist das Geheimnis?<br />
· Welche Beispiele für mehrflächige Formen und Körper aus Kunst, Architektur, und<br />
Natur fallen dir noch ein?
Der Künstler<br />
Thilo Frank<br />
Biografie<br />
Thilo Frank wurde in 1978 in Waiblingen / Deutschland geboren. Von 1999 bis 2004 studierte er an<br />
der Akademie für Kunst und Design in Stuttgart, von 2001 bis 2002 absolvierte er 2 Semester an<br />
der Königlich Dänischen Akademie der Künste in Kopenhagen. 2003 war er Assistent von Ólafur<br />
Eliasson in Berlin, einem bedeutenden dänischen Künstler, der sich vor allem mit physikalischen<br />
Phänomenen in der Natur beschäftigt. Von 2005 bis 2007 absolvierte er das postgraduate Studium<br />
„Intermedia Art“ an der Akademie für Kunst und Design in Stuttgart. 2007 war er wieder als<br />
Assistent im Studio von Ólafur Eliasson in Berlin tätig. Seine großformatigen Installationen waren in<br />
Ausstellungen, besonders in öffentlichen Räumen, in Berlin, Dänemark und Sharjah, UAE zu sehen.<br />
Thilo Frank lebt und arbeitet in Berlin.<br />
Foto: http://www.doyoupicture.me/thilo-frank-kunstler/
Beispiele aus dem Werk<br />
Dieses Werk von Thilo Frank hat auch die Form eines schwarzen Polyeders, es steht fest am Boden<br />
und ist begehbar. Im Inneren sind die Wände komplett verspiegelt. Ein Schaukel hängt von der<br />
Decke. Der Besucher kann schaukeln und wird dabei von allen Seiten mehrfach gespiegelt.<br />
Durch die Bewegung des Schaukelns verändern sich die Spiegelbilder laufend, sodass man nicht<br />
mehr genau die Ausmaße des Raumes erkennen kann.<br />
Das Werk „Infinite Rock“ wurde in einem islamischen Land ausgestellt. Durch die besondere Form<br />
dieses Kunstwerkes wollte der Künstler an die „Kaaba“ erinnern.<br />
Abb.: Thilo Frank, Infinite rock, 2013 6,6 x 4,5 x 13,5 m , Stahl, Aluminium, Textilfasern, Spiegel, Holz, Seil,<br />
Licht, (Ausstellungsansicht Sharjah Biennial, UAE 2013, Foto Thilo Frank), Außenansicht
Foto: Thilo Frank, Innenansicht Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Al-<br />
Ka%CA%BFba#mediaviewer/Datei:Kaaba_-Mecca_-Saudi_<br />
Arabia-1Aug2008.jpg<br />
Die“ Kaaba“, ein schwarzer Kubus, der im<br />
Inneren geheime, heilige Dinge bewahrt,<br />
ist das zentrale Heiligtum des Islam und<br />
bedeutet das Haus Gottes. Sie steht in<br />
Mekka und jeder Gläubige sollte einmal<br />
in seinem Leben eine Pilgerfahrt zur<br />
„Kaaba“ gemacht haben.
Hier habt ihr Platz<br />
für kreative Gedanken
Ausstellung<br />
12. September bis 2. November 2014<br />
Jahngasse 9, Dornbirn<br />
Di - So, 10 - 18 Uhr<br />
Impressum<br />
Gesamtkonzept: Martin Oswald, Weingarten.<br />
Herausgeber: Kunstraum Dornbirn, Thomas Häusle.<br />
Inhalt/Redaktion: Herta Pümpel, Anna Fliri, Verena<br />
Konrad, Thomas Häusle. Dank an Georg Friebe,<br />
inatura Dornbirn. Gestaltung: Sägenvier, Dornbirn.<br />
Alle Rechte vorbehalten © 2014<br />
www.kunstraumdornbirn.at