SLT_BR_Dialog_H_9_TTIP
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der tektonischen Brüche lindern. Handel<br />
ist politisch schwierig. Kein Vertrag ist<br />
perfekt. Und es ist so leicht, dagegen<br />
zu sein. Laut Bertelsmann-Stiftung finden<br />
nur 17 Prozent der Deutschen <strong>TTIP</strong><br />
»gut«.<br />
Nun, da ein transatlantisches Freihandels -<br />
abkommen in greifbare Nähe zu rücken<br />
scheint, regt sich in vielen beteiligten<br />
Staaten breiter öffentlicher Widerstand<br />
gegen eine vermeintliche Aufweichung<br />
von Verbraucherschutzstandards, einen<br />
Kotau vor den Interessen der transnationalen<br />
Konzerne und die mangelnde<br />
Transparenz der Verhandlungen. Lori<br />
Wallach, Direktorin von Public Citizen,<br />
erläutert die Kritik an dem geplanten<br />
Abkommen:<br />
Umgekehrt verhält es sich allerdings,<br />
wenn es um den Klimawandel geht.<br />
Dann lehnen nur 37 Prozent der Befragten<br />
ab, dass Wissenschaftler sich darin<br />
einig sind, dass die Erde wegen des<br />
menschlichen Einflusses wärmer wird.<br />
Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass<br />
Klimaschützer Respekt vor dem wissen-<br />
»Dieses transatlantische Handels- und<br />
Investitionsabkommen soll, ähnlich<br />
wie früher das MAI [das Multilaterale<br />
Investitionsabkommen], die Privilegien<br />
von Konzernen und Investoren absichern<br />
und sogar noch ausweiten. So wollen<br />
die EU und die USA ihre jeweiligen<br />
Standards in ›nicht handelspolitischen‹<br />
Be reichen vereinheitlichen. Diese angestrebte<br />
›Harmonisierung‹ orientiert sich<br />
erwartungsgemäß an den Interessen<br />
der Konzerne und Investoren. Werden<br />
deren Standards nicht erfüllt, können<br />
zeitlich unbegrenzte Handelssanktionen<br />
verhängt werden. Oder es werden<br />
gigantische Entschädigungen für die<br />
Unternehmen fällig.«<br />
Zudem ist das Vertrauen in die Regierungen<br />
offenkundig nicht sehr groß. Transsenschaft<br />
beim Thema Gentechnik, nicht<br />
nur in Europa. 88 Prozent der US-Wissenschaftler<br />
halten gentechnisch veränderte<br />
Lebensmittel für sicher, aber nur<br />
37 Prozent der Amerikaner teilen diese<br />
Meinung. 67 Prozent der Amerikaner<br />
denken sogar, dass die Wissenschaftler<br />
die Gesundheitsrisiken von Genfood<br />
nicht genau verstehen.<br />
Wir erleben das täglich in den Debatten<br />
über Gentechnik, über mit Chlor behandelte<br />
Hühnchen, die Buchpreisbindung,<br />
über geografische Identität, die Streitschlichtung<br />
für Investoren und andere<br />
Themen. In allen diesen Diskussionen<br />
schwingt viel Wissenschaftsskepsis mit.<br />
Am stärksten ist die Ablehnung der Wisschaftlichen<br />
Konsens über den Klimawandel<br />
verlangen und gleichzeitig<br />
das nahezu identische Niveau der<br />
wissenschaftlichen Übereinstimmung<br />
hinsichtlich der Sicherheit gentechnisch<br />
veränderter Lebensmittel leugnen.<br />
| 14 | Vortrag von Prof. James D. Bindenagel