01.07.2016 Aufrufe

SLT_BR_Dialog_H_9_TTIP

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dort das, was es gibt. Es ist übrigens<br />

das Land, das die Hygiene erfunden hat.<br />

Ich denke, die Angst ist unbegründet<br />

und lähmt die Debatte. Und Transparenz<br />

ist es nicht allein. Sie können die ganzen<br />

Dokumente ins Netz stellen, es wird sich<br />

aus meiner Sicht nichts daran ändern,<br />

dass es ein Grundmisstrauen gibt – und<br />

das ist die wirkliche Gefahr.<br />

Christoph Ulrich: Herr Jurk, bleiben wir<br />

bei der Skepsis gegenüber den Eliten.<br />

Sie diskutieren als Bundestagsabgeordneter<br />

öfter zum Thema <strong>TTIP</strong>. Schwappt<br />

Ihnen das auch so entgegen?<br />

Thomas Jurk: Ja, das ist das, was uns<br />

alle momentan umtreibt und uns Sorge<br />

bereitet. Umso mehr sollten wir alles<br />

dafür tun, dass hier nicht der Eindruck<br />

entsteht, wir wüssten nicht, wovon wir<br />

sprechen. Es ist nun nicht mein Hauptthemengebiet,<br />

<strong>TTIP</strong> zu behandeln. Ich<br />

bin im Haushaltsausschuss zuständig<br />

für den Einzelplan 09 des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie. Wir<br />

haben bei 193 Abgeordneten in meiner<br />

Fraktion einen hohen Spezialisierungsgrad.<br />

Gleichwohl will ich natürlich wissen,<br />

wie der Verhandlungsprozess läuft. Das<br />

ist sehr wichtig. Aber ich glaube, mit<br />

Blick auf die politische Situation generell<br />

– da bin ich ganz offen –, wenn man<br />

mit den Leuten bei uns im Land redet:<br />

Das Vertrauen in die USA – das ist kein<br />

Antiamerikanismus, damit ich nicht<br />

falsch verstanden werde – hat etwas<br />

gelitten. Ich höre von vielen, die etwa<br />

ein bisschen skeptisch sind, was die<br />

amerikanische Haltung beim Ukraine-<br />

Russland-Konflikt angeht. Dann waren<br />

die Erwartungen an Präsident Barack<br />

Obama vielleicht auch überhöht. Und<br />

last but not least ist in der deutschen<br />

Öffentlichkeit nicht wirklich gut angekommen,<br />

dass die Mobiltelefone der<br />

Bundeskanzlerin und des französischen<br />

Staatspräsidenten von den amerikanischen<br />

Geheimdiensten abgehört wurden.<br />

Das sind alles so Dinge, die man natürlich<br />

betrachten muss und die mir auffallen.<br />

Gleichwohl, ich war vor wenigen Tagen<br />

mit einer Besuchergruppe, die vorher im<br />

Deutschen Bundestag war, am Denkmal<br />

der Luftbrücke in Berlin-Dahlem. Da<br />

sieht man auch, was die Amerikaner<br />

damals für Berlin getan und geleistet<br />

haben. Das sollte man natürlich alles<br />

im Zusammenhang sehen.<br />

Was mir noch auffällt, und da habe ich<br />

sehr intensiv gerade Professor Binde -<br />

nagel zugehört, es gibt natürlich ein<br />

paar Prinzipien, die schwer überein<br />

zu bringen sind. Wenn ich über das Vorsorgeprinzip<br />

rede, das bei uns in der<br />

Europäischen Union gilt, wo bestimmte<br />

Produkte und Dienstleistungen erst<br />

zugelassen werden, wenn vorab der<br />

Nachweis geführt wurde, dass sie unbedenklich<br />

sind, und im Gegensatz dazu<br />

das amerikanische Nachsorge- oder Haftungsprinzip<br />

sehe, bei dem es sich ja<br />

durchaus bewährt haben mag, dass man<br />

erst einmal abwartet. Wenn da aber etwas<br />

schiefgeht, dann bedeutet das möglicherweise<br />

den Untergang der Firma.<br />

| 28 | Podiumsdiskussion

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!