HEINZ Magazin Oberhausen 08-2016
HEINZ Magazin August 2016, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim
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AUSSTELLUNGEN<br />
ÜBERSICHT<br />
<strong>HEINZ</strong>-AUTORIN<br />
© 1984 JOAN JONAS<br />
FILME UND VIDEOINSTALLATIONEN<br />
A Sense of History<br />
■ Geschichtsschreibung aus Videokünstler-<br />
Sicht steht im Fokus der Ausstellung „A Sense<br />
of History” im Nordsternturm. 26 Videowerke<br />
aus 56 Jahren hat der Neue Berliner Kunstverein<br />
auf sechs Turmebenen arrangiert. „Escape<br />
from Hell” (<strong>2016</strong>) des türkischen Künstlers<br />
Halil Altındere setzt auf Ebene 10 einen furiosen<br />
Auftakt mit einer surrealen Verfolgungsjagd<br />
von Kappadokien bis nach Istanbul in<br />
8:30 min. Treppab geht es nun im Turm bis<br />
Ebene 5, vorbei an frühen Filmen zur Geschichte<br />
der (Video-)Kunst und künstlerischen<br />
Reflexionen über historische Ereignisse<br />
bis hin zu aktuellen Verarbeitungen persönlicher<br />
Erfahrungen – experimentell, melancholisch,<br />
mutig, anrührend. Es lohnt sich, Zeit<br />
mitzubringen: „The last News“ von Draeger/<br />
Reynolds, Dan Grahams „Rock my Religion“<br />
oder auch Filipa Césars Kolonialgeschichte<br />
verdienen Aufmerksamkeit in voller Länge. ch<br />
❚ A SENSE OF HISTORY Nordstern Videokunstzentrum,<br />
Nordsternplatz 1, Gelsenkirchen; Dauer: bis 18.12.; So 11-<br />
17 Uhr, So 11-18 Uhr; www.nordsternturm.de<br />
SOMMERGÄSTE<br />
Schmidt-Rottluff Stipendium<br />
■ Stipendiaten des renommierten Schmidt-<br />
Rottluff-Preises der letzten beiden Jahrgänge<br />
prüfen gekonnt traditionelle und neue Medien<br />
auf dem Spielfeld Gegenwartskunst in<br />
der Kunsthalle Düsseldorf. Erkundet Jonas<br />
Weichsel konkrete Malerei, farbige Flächen<br />
und Geometrie, wurde Konrad Mühe bekannt<br />
mit dem Video fiktiver „Fragen an meinen<br />
Vater“, den Akteur Ulrich Mühe. Schreibt<br />
Jenny Kropp (FORT) ironisch „The daily sun“<br />
über leere Sonnenschirmständer, persifliert<br />
Jens Pecho Regeln und das Betriebssystem<br />
Kunst. Skeptische, lustige Blicke auf Themen<br />
wie Mutter-Tochter-Bindung, Lebens- und<br />
Bewegungsraum gelingen Antje Engelmann,<br />
Eli Cortinas, Mariechen Danz, Pauline M’barek<br />
und Anna Möller in Collagen aus Filmen,<br />
Körperperformances und Fotografie. Pablo<br />
Wendels „Performance Electrics“ stehen unter<br />
dem Motto: Kunst erzeugt Strom. bws<br />
❚ KARL SCHMIDT-ROTTLUFF STIPENDIUM Kunsthalle<br />
Düsseldorf, Grabbeplatz 4; Dauer: bis 11.9., Di-So 11-<br />
18 Uhr, letzter Do im Monat: freier Eintritt 18-20 Uhr<br />
ARTOTHEK, KÖLN<br />
CLAUDIA HEINRICH<br />
Mit Rad und Bett<br />
Ferien zu Hause? Es muss<br />
ja nicht zwingend Louvre,<br />
Prado oder MoMA sein,<br />
Kunst steht auch an Ruhr<br />
und Emscher. Umsonst und<br />
draußen. Einfach mal den<br />
Ausflugsmodus aktivieren!<br />
Bis 18.9. steigt die „Emscherkunst”<br />
unter freiem Himmel<br />
mit 24 Werken internationaler<br />
Künstler. In dieser<br />
dritten Auflage erstreckt<br />
sich die Route von der<br />
Emscherquelle in Holzwickede<br />
über Dortmund und<br />
Recklinghausen bis nach<br />
Herne, mit ziemlich viel<br />
Luft zwischen den sieben<br />
Ausstellungsarealen: 50 km<br />
insgesamt. Also rauf aufs<br />
Rad, Besucherzentren wie<br />
das Dortmunder U bieten<br />
Emscherkunst-Radkarten<br />
mit Routenvorschlägen. So<br />
kann man in Etappen Kunst<br />
entdecken – und natürlich<br />
die Landschaft drumherum,<br />
auf die sie sich bezieht. Für<br />
Campingfans gibt es sogar<br />
noch vereinzelt ein Bett im<br />
Kunstwerk. Günstig im Ai-<br />
Weiwei-Zelt in Holzwickede,<br />
komfortabler mit HP am<br />
Wasserkreuz in Castrop-<br />
Rauxel in einem Pavillon<br />
an der Brückenskulptur der<br />
Künstlergruppe Observatorium:<br />
„Warten auf den<br />
Fluss“ – fast wie Urlaub am<br />
Meer.<br />
Claudia Heinrich<br />
© MUSEUM FOLKWANG, <strong>2016</strong><br />
DR. MARION ACKERMANN, ANDREAS GURSKY, FOTO © SEBSTIAN DRÜEN, © KUNSTSAMMLUNG NRW (AUSSCHNITT)<br />
DIE PRODUKTIVE LEICHTIGKEIT<br />
Kristalle im Beton<br />
■ Ohrenbetäubender Lärm schallt aus dem<br />
hinteren Ausstellungsraum: Durch Raphaela<br />
Vogels Video „Prophecy“ dröhnt eine angriffslustige<br />
Drohne, der Betrachter „fliegt“ mit ihr<br />
über weite Ebenen. Eine junge Frau versucht,<br />
sie mit einem endlos -wallenden Tuch einzufangen.<br />
Die anmutig schwingenden Bewegungen<br />
kontrastieren die brutale Geräuschkulisse.<br />
Das Spiel mit harten Kontrasten bestimmt<br />
die Ausstellung. Viele der 35 Werke<br />
AUS DER SAMMLUNG OLBRICHT<br />
Gediegenes und Kurioses<br />
KATJA DAVAR: ELASTIC GESTURE, 2015<br />
AM RANDE DER ABSTRAKTION<br />
Andreas Gursky<br />
■ Im Jahre 2002 hatte er SPD und Grünen<br />
das Bild für den Wahlkampf zur Verfügung<br />
gestellt, 2011 wurde es als teuerstes Foto bei<br />
einer Auktion versteigert: Rhein II, entstanden<br />
1999, ist ein Streifen-Bild, ein Foto, dessen<br />
grafisches Muster das Motiv in den Schatten<br />
stellt. Diese Art Minimalisierung hat der<br />
Künstler in seinen als Reihen konzipierten<br />
Bildern im Laufe der Zeit immer weiter getrieben,<br />
die Serien Bangkok I-IX oder Ocean I-VI<br />
etwa sind digital präzisiert, montiert, komponiert<br />
und zu malerischer Pracht veredelt.<br />
Andere, ein Amazon-Versandlager, Tulpenfelder<br />
oder Hügel mit Solarpaneelen werden<br />
zu Gittersystemen und farbigen Mustern, die<br />
sich in der Ausstellung „nicht abstrakt” im<br />
Amerikaner-Saal des K20 in Düsseldorf jetzt<br />
lose mit der Geschichte der künstlerischen<br />
Abstraktion verbinden – und auf einmal wird<br />
erkennbar, warum Gursky an der Akademie<br />
freie Kunst lehrt und nicht Fotografie. kb<br />
❚ ANDREAS GURSKY. nicht abstrakt K20 Kunstsammlung<br />
NRW, Grabbeplatz 5, Düsseldorf; Dauer: bis 6.11.,<br />
Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18; www.kunstsammlung.de<br />
■ Im ganzen Folkwang Museum ist zurzeit<br />
der Eintritt frei: die ständige Sammlung samt<br />
sechs Sonderausstellungen. Besonderes Vergnügen<br />
bereitet „Gediegenes und Kurioses“<br />
aus der Sammlung Olbricht – eine moderne<br />
Wunderkammer, eingerichtet vom Sammler<br />
Thomas Olbricht in der Rauminstallation<br />
„Helm/Helmet/Yelmo“ des kubanischen<br />
Künstlerduos Los Carpinteros. Olbrichts Auswahl<br />
ist höchst subjektiv: 451 Lieblingsstücke<br />
hat er in den 190 Waben der begehbaren<br />
Raumarbeit platziert, ohne nähere Erläuterung<br />
– vom Modellauto über Mineralien und<br />
ausgestopfte Tiere, wissenschaftliche Instrumente,<br />
kuriose Exotica, Jugendstil-Glasobjekte<br />
bis hin zu Skulpturen von eigenwillig morbidem<br />
Charme. Auch Olbrichts faszinierend<br />
ironische schwarz-goldene Bilder des chinesischen<br />
Künstlers Ouyang Chun an den Wänden<br />
rundum sind echte Entdeckungen. ch<br />
❚ GEDIEGENES UND KURIOSES Museum Folkwang Essen,<br />
Museumsplatz 1; Dauer: bis 30.10.; Di-So 10-18 Uhr,<br />
Do/Fr 10-20 Uhr; www.museum-folkwang.de<br />
von 15 Künstlern, Videos wie Skulpturen,<br />
widmen sich materialästhetischen Fragen:<br />
massiver, sperriger Werkstoff vs. Transparenz<br />
und fließende Leichtigkeit. Michael Hakimi<br />
fixiert aufsteigenden Rauch auf gezackten<br />
Stahlplatten. Nikolaus Gansterer baut fragile<br />
abstrakte Mobiles aus Holz und Draht. Katja<br />
Davar animiert Kristalle zum Tanzen (Foto).<br />
Kristalline Mini-Berge und -Bauten von Isa<br />
Melsheimer „entwachsen“ dem Boden. ch<br />
❚ KRISTALLE IM BETON Skulpturenmuseum Glaskasten,<br />
Creiler Platz 1, Marl; Dauer: bis 18.9., Di-Fr 11-17, Sa/So 11-<br />
18 Uhr; www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de<br />
54 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>08</strong>.<strong>2016</strong>