Neue Szene Augsburg 2016-08
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Stadtjäger sowie Privatpersonen, darunter ein Mitglied<br />
des Skater-Vereins Razed e.V. Womit wir auch<br />
schon beim zweiten Ziel wären: größer werden. »Pokémon<br />
Go ist ja gerade sehr aktuell, so wollen wir<br />
auch weitere Mitglieder einsammeln«, sagt Atze lachend.<br />
»Wir haben die Grundlage geschaffen, um<br />
keinen auszuschließen und dass jeder mitmachen<br />
kann«, fügt Sebastian an.<br />
Die Bandbreite reicht jetzt schon vom ehrenamtlich<br />
betriebenen Kulturzentrum über die eher kommerziell<br />
ausgerichtete Innenstadtdisko bis zum deutschlandweit<br />
tätigen Veranstalter. »<strong>Augsburg</strong> ist nicht<br />
Berlin, wenn wir uns zu eng definieren, sind wir zu<br />
wenige, Schlagkraft und Akzeptanz bekommen wir<br />
nur mit einer breiten Aufstellung. Ich halte die Unterschiede<br />
zwischen den Mitgliedern für eine<br />
Stärke«, sagt Sebastian entschlossen. Aber wie<br />
bringt man Locations wie die Ballonfabrik und den<br />
Yum Club unter einen Hut? Sebastian lacht, die Frage<br />
hat er schon öfter gehört. »Natürlich nicht bei sämtlichen<br />
Themen, aber wenn es z.B. um die Sperrzeit<br />
geht, sind alle dabei.« Weitere Punkte sind u.a. Plakatierung,<br />
Terminabsprachen untereinander und Freiluftspielstätten.<br />
Letztere sind vor allem ein Anliegen von Lothar, sein<br />
Ringen um die Freilichtbühne, die seit einigen Jahren<br />
nur noch vom Theater bespielt wird, ist zum Sinnbild<br />
für den Kampf um Outdoor-Auftrittsorte in <strong>Augsburg</strong><br />
geworden. Und jetzt wird das Theater durch die<br />
Schließung des Großen Hauses auch noch zum Konkurrenten<br />
in Sachen Konzerthallen. »Da werden<br />
Spielstätten über Jahre hinaus belegt! Die Frage ist<br />
doch, wie viel Angebot braucht und verträgt die<br />
Stadt und wer entscheidet darüber? Da wollen wir<br />
mitreden«, so Lothar.<br />
Auch die Kantine weicht für Bands wie Deichkind bisweilen<br />
in den Kongress oder die Schwabenhalle aus,<br />
aber es muss gar nicht immer so groß sein. Wie<br />
schwer es ist, selbst für kleine außerhäusliche Veranstaltungen<br />
eine Genehmigung zu bekommen,<br />
musste Sebastian erst kürzlich wieder erfahren, als<br />
er einen Singer-Songwriter-Abend auf der Terrasse<br />
vor dem Lamm organisieren wollte.<br />
Lothar verweist auf die Stadt München. Hier hat der<br />
Wirtschaftsausschuss im Juni das kommunale »Kompetenzteam<br />
für Kultur- und Kreativwirtschaft« beauftragt,<br />
die bestehenden Standorte für<br />
Freiluftveranstaltungen zu untersuchen und neue zu<br />
erschließen. Die Homepage der Stadt zitiert dazu<br />
den Referatsleiter und zweiten Bürgermeister Josef<br />
Schmid: »Mehr Open-Air-Konzerte tun München gut.<br />
Ich bin froh, dass jetzt mit Hochdruck nach neuen<br />
Flächen und Spielstätten gesucht wird.« Und das aus<br />
dem Mund eines CSU-Mannes!<br />
Da bekommen die <strong>Augsburg</strong>er große Augen. »Man<br />
sieht ja, was möglich ist, wenn die Stadt als Veranstalter<br />
auftritt, siehe Sommernächte«, wirft Atze ein.<br />
»Oder Fußball!«, grätscht Sebastian dazwischen, »bei<br />
der EM gab es eine Ausnahmegenehmigung der Bundesregierung!<br />
Nur wenn’s um Musik geht, ist es<br />
plötzlich wieder furchtbar kompliziert.« Lothar pflichtet<br />
ihm bei: »Wir wollen auch zeigen, dass wir verantwortungsvolle<br />
Menschen sind. Und eine Stadt wie<br />
<strong>Augsburg</strong> braucht ein vielfältiges kulturelles Angebot.<br />
Wir als Veranstalter und Clubbesitzer bieten dieses<br />
Lebensgefühl, das andere Städte als<br />
Aushängeschild nutzen. Aber wir brauchen Partner.«<br />
Wir sind viele – aber wie viele genau?<br />
Als Rechtfertigung für die geplante Lobbyarbeit soll<br />
nicht zuletzt die Wirtschaftskraft der Club- und Konzertbranche<br />
dienen. Genaue Zahlen haben die drei<br />
Vorstände zwar (noch) nicht, doch bei der Betrachtung<br />
sind die Angestellten ebenso wenig zu vernachlässigen<br />
wie die Anzahl der Gäste, von den etlichen<br />
<strong>Augsburg</strong>er Bands und DJs, die in den Clubs auftreten,<br />
ganz zu schweigen. Es ist ein erklärtes Ziel der<br />
Clubkommission, diesen wirtschaftlichen Faktor zu<br />
dokumentieren.<br />
Auch Colin Martzy, Kreativwirtschaftsbeauftragter der<br />
Stadt <strong>Augsburg</strong>, kann da nur bedingt weiterhelfen:<br />
»Eine einheitliche Definition für die ’Veranstaltungswirtschaft’<br />
gibt es nicht und somit auch keine Datenreports<br />
über deren wirtschaftliche Kennzahlen.<br />
Diskotheken und Kneipen/Restaurants mit Auftrittsmöglichkeit<br />
werden in der Statistik zu unterschiedlichen<br />
Wirtschaftszweigen gezählt.« Immerhin kann er<br />
zur Gesamtzahl eine Angabe machen: »Unser Verteiler<br />
für Läden, in denen Musik- und Kulturprogramm<br />
angekündigt wird, umfasst mittlerweile etwa 70<br />
Adressen«, so Colin.<br />
Die andere, nicht zu vernachlässigende Seite der<br />
Clubkommission ist die interne Vernetzung: Man<br />
redet miteinander, kann sich helfen, absprechen bei<br />
Terminen, vielleicht sogar mal einen gemeinsamen<br />
Einkauf zu besseren Bedingungen tätigen. Und mit<br />
größerem Gewicht auftreten, gegenüber der Politik,<br />
den Ordnungsbehörden - und der Presse. »Es gab im<br />
Zusammenhang mit der Sperrzeitendiskussion eine<br />
Reihe Artikel, in denen im Prinzip nur noch aufgelistet<br />
wurde, vor welchem Lokal gekotzt, randaliert<br />
oder Lärm gemacht wurde«, erklärt Atze, »da wären<br />
wir als Ansprechpartner sicher auch nicht schlecht.«<br />
Außerdem versprechen sie sich eine stärkere Position<br />
bei Verhandlungen mit großen Playern wie der »Gesellschaft<br />
für musikalische Aufführungs- und mechanische<br />
Vervielfältigungsrechte«, besser bekannt als<br />
GEMA.<br />
Pure Vernunft? Ja, auch...<br />
Der Zusammenschluss hat für natürlich auch einen<br />
Preis, der Monatsbeitrag beträgt zurzeit 20 Euro pro<br />
Mitglied, kann aber für ehrenamtliche Einrichtungen<br />
oder weniger betuchte Interessierte auch herabbzw.<br />
ausgesetzt werden. Wer dabei ist, bekommt<br />
nicht zuletzt die Möglichkeit, an Workshops zu Themen<br />
wie Versicherung, Steuer, Künstlersozialkasse<br />
etc. teilzunehmen, oder einfach in einem lockeren<br />
Umfeld auf die Erfahrung der anderen zurückzugreifen.<br />
»Schon unsere drei Altersangaben - 32, 41, 57 –<br />
finde ich ein tolles Zeichen«, sagt Sebastian abschließend.<br />
»Selbst wenn wir nach außen gar nichts erreichen<br />
sollten: Dass sich hier Leute<br />
zusammenschließen, die oft genug Konkurrenten<br />
sind, ist ein Erfolg.«<br />
Und bei all den ernsten Themen soll das Feiern nicht<br />
vergessen werden. Die Clubkommission erwägt zurzeit<br />
eine gemeinsame Veranstaltungsnacht. »Da ist<br />
noch nichts sicher, aber es ist der große Wunsch aller<br />
Mitglieder«, so Sebastian. Vielleicht gelingt es tatsächlich<br />
einmal, Besucher der Ballonfabrik in den<br />
Yum Club zu locken, oder Spectrum-Gäste in den City<br />
Club - und umgekehrt natürlich. Und wer weiß, ob<br />
2017 wirklich nur die »Rocky Horror Show« auf der<br />
Freilichtbühne gespielt wird... (flo)<br />
Die »Club & Kulturkommission <strong>Augsburg</strong>«<br />
ist zu erreichen unter der Homepage<br />
www.clubundkultur.com,<br />
E-Mail: info@clubundkultur.com<br />
Die Clubkommission bei der IHK