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BOGESUND Ausgabe Nr. 2 / 2016

BOGESUND - Das Magazin für den Gesundheitsstandort Bochum. Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Kinder- / Jugendgesundheit.

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28<br />

Die Parkinson-Erkrankung – Wenn der Körper außer Kontrolle gerät<br />

Dieser steht im Krankheitsverlauf nur<br />

noch reduziert zur Verfügung. Bei fortschreitender<br />

Erkrankung zeigen sich<br />

schließlich auch verstärkt Funktionsstörungen<br />

von anderen Gehirnbereichen,<br />

da sich der Nervenzellabbau<br />

weiter ausbreitet.<br />

Bei einer Häufigkeit von etwa 150 auf<br />

100.000 Einwohner sind bundesweit<br />

gut 120.000 Patienten an Parkinson<br />

erkrankt, davon 7.500 im Ruhrgebiet.<br />

Da das Altern ein Risikofaktor der<br />

Abbauerkrankung der Dopamin-Nervenzellen<br />

ist, tritt Parkinson mit zunehmendem<br />

Alter häufiger auf. Das<br />

Risiko, an Parkinson zu erkranken,<br />

liegt bei ca. 4 Prozent, Frauen erkranken<br />

seltener. Erblich bedingter<br />

Parkinson ist nur selten, so dass bei<br />

Erkrankung enger Angehöriger das<br />

eigene Erkrankungsrisiko nur geringfügig<br />

erhöht ist.<br />

Prof. Dr. Siegfried Muhlack und Prof. Dr. Lars Tönges von der<br />

Universitätsklinik für Neurologie des St. Josef-Hospitals Bochum<br />

Durch intensive Forschung wurden in<br />

den letzten Jahren auch wesentliche<br />

nicht-motorische Symptome der Parkinson-Erkrankung<br />

entdeckt, die den<br />

motorischen Beschwerden teilweise<br />

schon Jahrzehnte vorausgehen<br />

und quasi Vorboten der Erkrankung<br />

sein können. Die nicht-motorischen<br />

Symptome können sehr subtil sein:<br />

vermindertes Geruchsempfinden,<br />

Verdauungsstörungen oder ein gestörtes<br />

Farbensehen. Aufmerksam<br />

sollte man werden, wenn sich stark<br />

ausgeprägte Durchschlafstörungen<br />

entwickeln, bei denen die Patienten<br />

sehr lebhaft träumen, sich im Schlaf<br />

bewegen und sogar aus dem Bett fallen<br />

können. Teilweise können auch<br />

starke Stimmungsschwankungen bis<br />

hin zu Depression erste Zeichen einer<br />

Parkinson-Erkrankung sein. Im fortgeschrittenen<br />

Stadium können sich<br />

Demenz, Psychosen und schwere<br />

autonome Funktionsstörungen entwickeln.<br />

Betroffene Patienten stürzen<br />

häufig und sind angesichts der motorischen<br />

Beeinträchtigung auf Pflege<br />

angewiesen.<br />

Therapiewege und fortgeschrittenes<br />

Krankheitsstadium<br />

Wird die Diagnose Parkinson anhand<br />

von klinischen Beschwerden wie Steifigkeit,<br />

verlangsamte Bewegung oder<br />

Zittern vermutet, ist dies mit weiteren<br />

Untersuchungen zu untermauern.<br />

Klarheit können auch ambulant verfügbare<br />

nuklearmedizinische Untersuchungen<br />

bringen. Vorrangiges Ziel<br />

einer medikamentösen Behandlung<br />

und der begleitenden, stützenden<br />

Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie,<br />

Logopädie und Psychotherapie<br />

ist es, den Patienten in allen<br />

Phasen der Erkrankung bestmöglich<br />

beweglich und aktiv zu erhalten. Eine<br />

Heilung der Parkinson-Erkrankung ist<br />

trotz vielversprechender Forschungsansätze<br />

weder derzeit noch in absehbarer<br />

Zeit möglich. Verfügbar ist<br />

jedoch schon eine effektive medikamentöse<br />

Therapie. Die individuell für<br />

den jeweiligen Patienten im Vordergrund<br />

stehenden Beschwerden und<br />

auch die individuelle Verträglichkeit<br />

der Medikation ist der Leitfaden für<br />

die medikamentöse Einstellung und<br />

die Planung der zusätzlichen Therapieformen.<br />

Eine besondere Gruppe stellen betroffene<br />

Parkinson-Patienten dar, die<br />

im mittleren Lebensalter erkrankt sind<br />

und sich noch den Anforderungen eines<br />

Berufes und einer Familie mit Kindern<br />

stellen müssen. Hier sind andere<br />

und langfristig wirkende Medikationen<br />

und Therapiestrategien zu stellen.<br />

Neben der mit Abstand erfolgreichsten<br />

Therapie basierend auf dem Medikament<br />

Levodopa stehen weitere<br />

moderne Substanzen mit ähnlich guter<br />

Wirksamkeit zur Verfügung. Auch<br />

invasive Therapien wie eine Pumpe<br />

oder eine tiefe Hirnstimulation sind gut<br />

umsetzbar und können bei entsprechender<br />

Indikation sicher und effektiv<br />

eingesetzt werden. Die Auswahl der<br />

Therapie unter Berücksichtigung der<br />

motorischen und nicht-motorischen<br />

Beschwerden und somit die Planung<br />

der individuellen Therapieziele ist ein<br />

wesentlicher Hauptbestandteil der<br />

Arzt- Patient-Beziehung.<br />

Therapeuten beziehen auch die Belastungen<br />

und Anliegen der Angehörigen<br />

ein, die die Patienten in vielen<br />

Fällen unverzichtbar unterstützen und<br />

versorgen können. Zu empfehlen sind<br />

Besuche von Selbsthilfegruppen z.B.<br />

wie der Deutschen Parkinson- Vereinigung.<br />

In diesen werden Erfahrungen<br />

und Kenntnisse ausgetauscht sowie<br />

Informationen von Ärzten und Therapeuten<br />

vorgestellt. Parkinson-Patienten<br />

finden in der Klinik für Neurologie<br />

des St. Josef-Hospitals, Klinikum der<br />

Ruhr-Universität Bochum, ein breites<br />

Behandlungsspektrum.<br />

Erste Anlaufstelle ist die Spezialambulanz<br />

für Parkinsonerkrankungen<br />

und Bewegungsstörungen, die vom<br />

niedergelassenen Facharzt überwiesene<br />

Patienten sieht.

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