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Wilde Kaiserin

Sonderausgabe - Altweibersommer

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Dr. Franz Gruener in einer seiner ausgefallenen<br />

Faschingsverkleidungen.<br />

Die erhoffte Auslastung blieb jedoch trotz<br />

der großen Investitionen aus. So kam es,<br />

dass das Schloss in den Besitz von Sophie<br />

Menter überging, die es 1884 erstand. Mit<br />

diesem Kauf begann für Itter eine musikalische<br />

Blütezeit, war Sophie Menter doch<br />

als erstklassige Konzertpianistin bekannt.<br />

Auch Sophie nahm Umbaumaßnahmen<br />

vor. Daher rühren die verspielten Elemente,<br />

eben all das, was dem Schloss das Aussehen<br />

eines Märchenschlosses verleiht.<br />

Sagenhaft waren die Feste, die Sophie auf<br />

Schloss Itter feierte. Rauschende Ballnächte,<br />

bei denen bekannte Persönlichkeiten<br />

wie Franz Liszt, Tschaikowski und Hugo<br />

Wolf anzutreffen waren. Eine kurze, fulminante<br />

Zeit, die nicht von Dauer sein<br />

sollte. Zu unruhig waren die Zeiten, das<br />

Interesse an Kunst und Kultur versiegte in<br />

den Wirren des ersten Weltkrieges und Sophie<br />

Menter musste das Schloss schweren<br />

Herzens aufgeben. Für Schloss Itter nur ein<br />

weiteres Kapitel seiner langen und bewegten<br />

Geschichte.<br />

Nachdem Itter nach dem Krieg lange<br />

Zeit leer stand, folgte 1925 Dr. Gruener<br />

als Besitzer. Der damalige Landeshauptmannstellvertreter<br />

von Tirol war für seine<br />

Exzentrik bekannt. Auch im Fasching stach<br />

er mit ausgefallenen, outrierenden Kostümen<br />

heraus. Erfreuen konnte sich der sozialistische<br />

Politiker seines Besitzes jedoch<br />

nicht lange - nach langjährigen finanziellen<br />

Problemen wurde Schloss Itter mit der<br />

Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

beschlagnahmt.<br />

VERSCHLOSSEN<br />

Mit dem zweiten Weltkrieg beginnt für<br />

Schloss Itter eine der wohl schwierigsten<br />

Zeiten, die in den letzten Jahren auch immer<br />

wieder in der Literatur und Fotografie,<br />

wie beispielsweise in Stephen Hardings<br />

Buch „The Last Battle“ oder in Mikael Levins<br />

Arbeiten, thematisiert wurde. Anfangs<br />

fand kurzfristig der Verein „Deutscher<br />

Bund zur Bekämpfung der Tabakgefahren“<br />

hier ein Heim, doch 1943 wurde das<br />

Schloss von der SS übernommen und zu<br />

einer der 169 Außenstellen des Konzentrationslagers<br />

Dachau gemacht. Hier wurden<br />

hochrangige französische Politiker aller<br />

Lager festgehalten. Unter den Häftlingen<br />

befanden sich unter anderen die früheren<br />

Premierminister Édouard Daladier und<br />

Paul Reynaud, der Gewerkschafter Léon<br />

Jouhaux, die Generäle Maxime Weygand<br />

und Maurice Gamelin, der Politiker und<br />

Tennisstar Jean Borotora.<br />

Im Ort selbst wusste man nicht genau, was<br />

im Schloss eigentlich vorging. Dass die<br />

hier untergebrachten Häftlinge aber wichtig<br />

sein mussten, mutmaßte man. Berüh-<br />

56 <strong>Wilde</strong> <strong>Kaiserin</strong> - Altweibersommer

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