Zur den Personen Herbert und Sieglinde Neureiter Seit 1994 betreiben Herbert und Sieglinde Neureiter ihre Instrumentenbau-Werkstatt in Söll. Die zwei sind ein eingespieltes Team, während der gelernte Holzblasinstrumentenerzeuger Herbert in der Werkstatt an kunstfertigen Instrumenten feilt und tüftelt, stellt Sieglinde diese auf Messen und Fachveranstaltungen vor. So führen sie einen der letzten Instrumentenbaubetriebe in Österreich. 66 <strong>Wilde</strong> <strong>Kaiserin</strong> - Altweibersommer
TEXT: MARIA KRÖLL FOTO: SIMON HAUSBERGER MUSIKALISCHES HANDWERK „GUT KLANG BRAUCHT WEILE“ Wenn er arbeitet ist Herbert Neureiter ganz konzentriert. Still sitzt er auf seinem Platz, nur seine Hände bewegen sich. Er ist ganz in seine Aufgabe versunken. Um ihn herum sieht man einen bunten Mix an Werkzeugen und Utensilien, die er dafür braucht. Und das sind viele, denn Herbert übt ein seltenes, besonders aufwändiges Handwerk aus - er ist Holzblasinstrumentenbauer. Mehrere Wochen dauert es, bis aus einem Stück Holz oder Metall fein gearbeitete Klarinetten und Querflöten entstehen. Diese stellt der Söller in unzähligen Arbeitsstunden und mit viel Geduld von Hand her. Doch eigentlich beginnt der Herstellungsprozess der Neureiter Instrumente früher, viel früher. Denn das Holz, das Herbert in liebevoller Kleinarbeit für seine Klarinetten bearbeitet, ist ganz schön alt. Bevor sie überhaupt in Form und Aussehen einer Klarinette ähneln, werden die Holzstückchen aus Grenadill und Cocobolo - wie die für den Klarinettenbau am öftesten verwendeten Arten heißen - bereits über Jahre hinweg gelagert und getrocknet, erklärt Herbert. Dass das Holz durchgängig und ausgiebig trocken ist, bevor es verarbeitet wird, sei besonders wichtig für die Qualität und Lebensdauer eines Instruments. „Die Holzsorten, die wir für unsere Instrumente verwenden, haben eine extreme Dichte. Das ist sehr gut für den Klang, aber das Holz braucht dadurch auch länger zum Trocknen. Damit es dabei nicht einreißt und springt, werden die Enden eines jeden Holzstücks mit Wachs versiegelt. So dauert die Trocknung zwar länger - mindestens sechs Jahre - aber das Warten lohnt sich.“ Gut Klang braucht eben Weile, könnte man da wohl sagen. AUS HOBBY WIRD BERUF(UNG) Für den Söller war der Instrumentenbau schon immer sein (Wunsch-)Beruf, um nicht zu sagen, seine Berufung. Bereits in jungen Jahren faszinierte den talentierten Musiker die Klarinette. „Wie das alles funktioniert, wie man das Instrument verbessern könnte - all das war damals ein Buch mit sieben Siegeln für mich“, schmunzelt er. Und eine Zeitlang schien es das auch zu bleiben. Es gab einfach keine Ausbildungsplätze in der Umgebung. So entschloss sich Herbert dazu, eine Lehre als Friseur zu absolvieren. Und so arbeitete er zunächst in verschiedenen Berufen, verwirklichen konnte er sich dabei aber nicht. Dann kam ganz unverhofft die Wende - in München, in der renommierten Instrumentenbau-Firma Max Hieber tat sich eine Stelle auf. Wie gemacht für den damals 29-Jährigen, der sich kurzerhand dazu entschloss, seinem Traum nun nachzugehen. VOM LEHRLING ZUM LEHRER Mit Begeisterung stürzte er sich in seine neuen Aufgaben, auch wenn es eine harte Schule war. Denn ebenso umfangreich wie die Utensilien in einer Instrumentenbau- Werkstatt sind, muss auch das Können und Wissen des Instrumentenbauers selbst sein. Meist hätten die Leute ein etwas verzerrtes Bild von dem Aufgabengebiet eines Instrumentenbauers. „Viele denken, dass der Bau von Instrumenten etwas Hochgeistiges ist. Aber das ist nicht so - es ist ein schönes, altes Kunsthandwerk, bei dem man auch so richtig anpacken können muss“, meint Altweibersommer - <strong>Wilde</strong> <strong>Kaiserin</strong> 67