Wilde Kaiserin

ungspunkte gab es jedoch kaum, an Sonntagen
sah man General Weygand, seine
Gattin und Oberst de la Rocque meist in
der Kirche. Als im Frühjahr 1945 die Alliierten
immer weiter vorrückten, verschärfte
sich die Lage in der Region. Anfang April
fielen im Mühltal Bomben, nun auch am
Tag, und Ende April, Anfang Mai machten
auf Schloss Itter mehrere hochrangige SS-
Soldaten Station, deckten sich mit Proviant
ein und verschwanden wieder. Unter ihnen
war auch SS-Obersturmführer Weiter,
der letzte Kommandant des KZ Dachau,
der am Morgen des 2. Mai 1945 hier Suizid
beging.
WAGEMUTIGER EINSATZ
Die Lage für die Häftlinge war nun jedoch
nicht weniger prekär - denn auch wenn die
Wachmannschaften und SS abgezogen und
sie auf sich selbst gestellt waren, der Krieg
war noch nicht vorbei und sie noch nicht
in Sicherheit. Ihre Rettung haben sie einer
wagemutigen Truppe aus amerikanischen
GIs und abtrünnigen Wehrmachtssoldaten
rund um Major Sepp Gangl zu verdanken.
Sie eilten zu Hilfe und verteidigten sie
in einer denkwürdigen Schlacht, bei der
auch die Inhaftierten tatkräftig mitkämpften
- eine der letzten Kampfhandlungen
des Krieges und wohl eines der einzigen
Gefechte, bei denen Amerikaner, Deutsche
und Franzosen Seite an Seite kämpften.
VOM GEFÄNGNIS ZUM NOBELHOTEL
Auch nach dem Krieg sorgte das Schloss
für Furore. Vor allem der Unternehmer
Willi Woldrich sorgte mit seinen Plänen
für Schlagzeilen. Er renovierte das im Krieg
beschädigte Schloss und baute es zu einem
Nobelhotel um. Sein fragwürdiger Werbeslogan
„Ihr früheres Gefängnis - ihr jetziges
Hotel“ sorgte jedoch nicht für den erhofften
Erfolg, was zu seinem finanziellen Ruin
Anfang Mai 1945 wurde Schloss Itter
noch beschossen.
führte. Daraufhin wanderte Woldrich nach
Kenia aus und verdingte sein Geld als Tagelöhner.
Mittlerweile ist etwas Beständigkeit rund
um Schloss Itter eingekehrt und schon seit
Beginn der 1980-er Jahre ist es in Privatbesitz
von Dr. Ernst Bosin, der dort seinen
Wohnsitz hat.
Altweibersommer - Wilde Kaiserin
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