WIRTSCHAFT+MARKT 5/2016
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27. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober 2016 | 5 | ZKZ 84618
WIRTSCHAFT+
MARKT
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
BRÜSSELER SEGEN
WIE DER OSTEN VON
EU-GELDERN PROFITIERT
BEILAGE
Sachsen
LÄNDERREPORT
Schwerin dockt an
Hamburg an
Flughäfen am Tropf
der öffentlichen Hand
RATGEBER
So gelingt die
Unternehmensnachfolge
Kassenführung im
Visier der Finanzämter
TILLICH & WOIDKE IM INTERVIEW
Zwei Lausitzer, zwei Landesväter,
zwei Parteien, zwei Freunde
Für Sie vor Ort in Mitteldeutschland:
in Chemnitz, Dresden, Erfurt, Halle,
Leipzig und Magdeburg.
Der Kolibri. Mit 40 bis 50
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kann er auf der Stelle fiegen
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entspricht, will die Landesbank Baden-Württemberg zum Maßstab
für gutes Banking werden. Deshalb betreiben wir Bankgeschäfte
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LBBW-Gruppe pfegen wir langfristige Kundenbeziehungen in
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EDITORIAL | 3
Tue Gutes und
rede darüber
JETZT
20. -21 . OKTOBER 2016
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owf2016.de
Karsten Hintzmann
Chefredakteur
KH@WundM.info
Foto: Privat, Titelfoto: Ralf Succo
Das geeinte Europa geht aktuell
durch eine tiefe Krise. Großbritannien
hat vor wenigen Wochen
den Austritt aus der Europäischen Union
erklärt. Auch in weiteren Staaten laufen
Debatten darüber, wie viel Sinn es
noch macht, in der EU zu verbleiben und
an der europäischen Idee festzuhalten.
Es sind gefährliche Diskussionen, die
da geführt werden. Denn wo kämen
wir hin, wenn sich weitere Staaten von
der EU abwenden? Das heute noch
weitgehend geeinte Europa würde in
jene Kleinstaaterei zurückfallen, die
speziell in der ersten Hälfte des letzten
Jahrhunderts so fatale Folgen hatte.
Die negativen Auswirkungen auf die
Wirtschaft können in ihrer ganzen Tragweite
aktuell noch gar nicht überblickt
werden, wenn man den so mühsam
geschaffenen gemeinsamen europäischen
Markt aufgeben würde.
Insofern bleibt zu hoffen, dass sich
die politisch Verantwortlichen in den
EU-Mitgliedstaaten darauf besinnen,
wie elementar wichtig das Gebilde EU
auch für die nationalen Volkswirtschaften
ist. Allerdings ist auch Brüssel gefordert,
einige Gänge nach oben zu
schalten. In mehrfacher Hinsicht. Für
den Außenstehenden wirken die Europäische
Kommission, das Europaparlament
und der Europäische Rat wie
drei schwer navigierbare und überdimensionierte
Tanker, die in ihren Aktivitäten
nur mühsam vorankommen.
Ehe alltagsrelevante Entscheidungen
getroffen werden, vergehen oft viele
Monate, mitunter sogar Jahre.
Das momentan größte Problem ist jedoch
die Außendarstellung speziell der
EU-Kommission. Sicher, es ist allgemein
bekannt, dass es diverse EU-Fördertöpfe
gibt. Aber damit hat es sich
dann auch schon. Es gelingt der EU bis
heute weder Herz noch Hirn der Menschen
in Europa zu erreichen. Dass wir
in Europa eine mehr als 70 Jahre andauernde
Friedensperiode erleben, ist
keine Selbstverständlichkeit, sondern
geht ganz maßgeblich auf die gesamteuropäische
Kooperation zurück. Auch
die Tatsache, dass sich die Bürger in
Europa weitgehend grenzenlos bewegen
können und Waren ohne Zollbarrieren
exportiert werden, ist ein Verdienst
der EU. Die unvergleichlich positive
Entwicklung, die Europa in den
zurückliegenden Jahrzehnten genommen
hat, ist das Ergebnis harter Arbeit
und kluger Entscheidungen, die auch
in Brüssel getroffen wurden. Tue Gutes
und rede darüber – die Europäische
Kommission ist dringend gefordert,
ihre Politik wesentlich besser als
bislang zu verkaufen.
Die neuen Bundesländer haben in den
zurückliegenden 25 Jahren erheblich
von der Förderung aus Brüssel profitiert.
Viele Milliarden Euro sind in regionale
Entwicklungsprojekte und essenzielle
Infrastrukturmaßnahmen geflossen.
Lesen Sie dazu mehr in unserer
Titelgeschichte ab Seite 30. In der laufenden
Förderperiode stehen erneut
große Budgets für Ostdeutschland zur
Verfügung. Auch deshalb wäre es absolut
gerechtfertigt, der EU und dem
europäischen Gedanken zwischen
Wismar und Görlitz eine größere Wertschätzung
als bisher zu schenken.
W+M
WIRTSCHAFT
WACHSTUM
ZUKUNFT
EINLADUNG
zum Ostdeutschen Wirtschaftsforum
20.–21. Oktober 2016
A-ROSA FORUM, BAD SAAROW
www.WundM.info
www.owf2016.de
4 | W+M INHALT
W+M TITELTHEMA
Brüsseler Segen – wie der Osten
von EU-Geldern profitiert.................30
W+M AKTUELL
Köpfe......................................................................... 6
Nachrichten............................................................... 8
W+M SCHWERPUNKT SACHSEN
Report: Stolz auf „Made in Saxony“........................12
Cluster: Sachsens Stärke heißt Branchenvielfalt.....13
Im Doppelinterview: Die Ministerpräsidenten
Sachsens und Brandenburgs
Stanislaw Tillich und Dietmar Woidke......................16
EnviaM-Chef Tim Hartmann über
technische Innovationen für die Energiewende ....... 22
30
Titelthema Brüsseler Segen
Finanzspritzen für den Mittelstand
W+M LÄNDERREPORTS
Mecklenburg-Vorpommern:
Schwerin dockt an Hamburg an.............................. 24
Ostdeutschland: Flughäfen am Tropf
der öffentlichen Hand.............................................. 26
Sachsen-Anhalt: Warum Bitterfeld
zur AfD-Hochburg wurde...........................................28
W+M TITELTHEMA BRÜSSELER SEGEN
Report: Aufbauhelfer für Ostdeutschland............... 30
Interview mit dem Berliner EU-Parlamentarier
Joachim Zeller......................................................... 34
Aktuelle Förderprogramme:
Brüsseler Finanzspritzen für den Mittelstand............36
Grenzregionen wachsen zusammen....................... 38
Analyse: Wie der BREXIT
auf Ostdeutschland wirkt........................................ 40
16
Exklusives Doppelinterview
Stanislaw Tillich und Dietmar Woidke
Impressum
WIRTSCHAFT+MARKT
Das ostdeutsche Unternehmermagazin
Ausgabe: 5/2016
Redaktionsschluss: 12.08.2016
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin
Tel.: 030 479071-27
Fax: 030 479071-22
www.WundM.info
Herausgeber/Geschäftsführer:
Frank Nehring, Tel.: 030 479071-11
FN@WundM.info
Chefredakteur: Karsten Hintzmann
Tel.: 030 479071-21, KH@WundM.info
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 479071-21,
JP@WundM.info, Adrian M. Darr, Tel.: 030 479071-24,
AD@WundM.info
Autoren: Katrin Kleeberg, Harald Lachmann,
Rudolf Miethig, Tomas Morgenstern, Matthias Salm,
Thomas Schwandt
Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,
Tel.: 030 479071-27, KB@WundM.info
Marketing/Vertrieb: Kerstin Will, Tel.: 030 479071-24
KW@WundM.info
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und
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Die Zeitschrift WIRTSCHAFT+MARKT erscheint
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins Brandenburgischer
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Kompakt) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).
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Druck: Möller Druck und Verlag GmbH,
ISSN 0863-5323
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Fotos übernehmen wir keine Haftung.
Fotos: W+M (oben), Ralf Succo (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
W+M INHALT | 5
W+M POLITIK
Pro und Contra: Braucht Ostdeutschland
noch mehr Windräder?.............................................41
Ostdeutsches Wirtschaftsforum:
Bad Saarow lädt zum „Davos des Ostens“............ 42
W+M RATGEBER
Management: So gelingt
die Unternehmensnachfolge................................... 46
12
Länderschwerpunkt
Sachsens innovative Autobauer
Finanzen: Förderprogramme für
Erneuerbare Energien............................................. 48
Insolvenz: Die Krise als Chance nutzen.................. 50
Steuern: Kassenführung
im Visier der Finanzbehörden.................................. 52
Recht: Interessante Urteile für Unternehmer......... 53
Büro: Vollautomaten für höchsten Kaffeegenuss... 54
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste
für Wirtschaftsliteratur............................................ 56
Länderreport Ostdeutschland
Flughäfen am Tropf der öffentlichen Hand
26
W+M NETZWERK
Warnemünde:
Business am Rande der Hanse Sail........................ 57
Potsdam I: Sommernachtstraum am Tiefen See .....58
Potsdam II: Brandenburger WirtschaftsForum
zu Gast im Möbelhaus............................................ 59
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62
W+M PORTRÄTS
Nora Heer: Start-up-Dirigentin................................ 64
Ralf Hillenberg: Preußischer Lautsprecher............. 65
W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick und Personenregister............................... 66
Fotos: IAV (oben), Deutsche Post AG (Mitte)
54
Ratgeber Büro
Höchster Kaffeegenuss fürs Office
W+M WEITERE BEITRÄGE
Editorial...................................................................... 3
Impressum................................................................ 4
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt die Regionalausgabe
W+M Sachsen sowie das Programm des Ostdeutschen
Wirtschaftsforums OWF2016 bei. Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
6 | W+M AKTUELL
K
Ö
2
4
P
F
1
E 1 Tita von Hardenberg (48)
TV-Unternehmerin aus Berlin
Jüngst wurde die Berliner TV-Journalistin
und Inhaberin des Medienunternehmens
Kobalt als „Berliner Unternehmerin
2016/2017“ von der Berliner Senatsverwaltung
für Wirtschaft, Technologie und
Forschung ausgezeichnet. Bevor Tita von
Hardenberg ihr Unternehmen gründete,
war sie Redaktionsleiterin der TV-Sparte
des TIP-Stadtmagazins und verantwortete
und moderierte die ORB-Sendung „TIP
TV“. 1997 handelte sie mit ihrem Partner
Stefan Mathieu einen eigenen Vertrag mit
dem ORB aus, gründete Kobalt und produzierte
fortan in eigener Verantwortung.
Nach Höhen und Tiefen steht das Unternehmen
heute wirtschaftlich kerngesund
da, hat sich als Talentschmiede für große
Fernsehkarrieren erwiesen und expandiert
mit Kulturprogrammen und Dokumentationen
seit vielen Jahren. „Kobalt
vollzieht mit einem großen Team Festangestellter
die Transformation ins digitale
TV-Zeitalter und wird auch für weitere
Jahrzehnte die Berliner Medienszene
entscheidend mitprägen“, ist sich Tita
von Hardenberg sicher.
2
Juliane Nowakowski (34)
Hundeexpertin aus dem Havelland
Die examinierte Juristin hatte nach dem
Studium keine rechte Lust auf Gerichtssäle
mehr. So sattelte sie um und baute sich
3
eine Hundeschule auf – besser gesagt:
eine Hundehalterschule, wie es die zertifizierte
Hundeerzieherin und Hundeverhaltensberaterin
aus dem brandenburgischen
Deetz bei Groß Kreutz nennt. Denn
wenn ein Hund aus dem Ruder laufe, liege
es oft eher an Herrchen oder Frauchen,
lautet ihre Erfahrung. So bietet sie
auch Anti-Jagd-Kurse, Rückrufkurse und
Gruppenspaziergänge an. Einen Schwerpunkt
hat die junge Frau, die dem Unternehmerinnen-Netzwerk
Brandenburg
angehört, bei Hütehunderassen. Hierzu
hält sie selbst Schafe, mit denen Besitzer
etwa von Border Collie, Schafpudel
oder Strobel bei ihr testen können, ob diese
noch ihre überkommenen Hirtenhund-
Gene in sich tragen.
3 Kristian Kirpal (43)
Kammerpräsident aus Wermsdorf
Der Familienunternehmer, der seit 2007
gemeinsam mit Vater Kurt die Geschäfte
der KET Kirpal Energietechnik GmbH Anlagenbau
& Co. KG im nordsächsischen
Wermsdorf führt, hatte sich Ende Juni
bei der Vollversammlung der IHK Leipzig
in geheimer Wahl gegen eine Mitbewerberin
durchgesetzt. Er folgt Wolfgang
Topf, der dieses Amt seit dem Jahr
2000 innehatte. Zur IHK Leipzig gehören
67.000 Mitgliedsbetriebe aus der
Stadt und dem Landkreis Leipzig sowie
dem Landkreis Nordsachsen. Kirpals
Firma KET, die gut 40 Mitarbeiter beschäftigt,
wurde bereits mit einem bundesweiten
Innovationspreis der mittelständischen
Wirtschaft ausgezeichnet.
Einen Tätigkeitsschwerpunkt hat sie in
der objektbezogenen dreidimen sionalen
CAD-Planung individueller Aufträge.
Zu ihren Kunden gehören auch Großkonzerne
wie BMW, Porsche oder die
Deutsche Bahn.
4 Walter Riester (72)
Renten-Erfinder aus Berlin
Der frühere Bundesarbeitsminister ist
nun endgültig Ostdeutscher geworden.
Seit dem Frühjahr hat er seinen Lebensmittelpunkt
in Berlin-Wuhlheide. Als gelernter
Fliesenlegermeister verlegte er die
Wand- und Bodenplatten in seiner neuen
Wohnung übrigens selbst. Riester enga-
Fotos: KircherPhoto (1), Harald Lachmann (2, 4), IHK Leipzig (3)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
W+M AKTUELL | 7
IN MEMORIAM
Thomas Wagner (38)
5
giert sich nach wie vor aktiv für die Entwicklung
des Sozialstaats in Zeiten der
Globalisierung sowie die Entwicklung
sozialer Sicherungssysteme in Entwicklungs-
und Schwellenländern. Zugleich
mahnt er aber zu mehr Augenmaß in dieser
Frage. Wer versuche, unsere westlichen
Sozial- und Arbeitsstandards zu globalen
Leitlinien zu erheben und sie der
dritten Welt überzustülpen – um deren
Einhaltung dann als pauschalen Maßstab
für Exportwaren aus diesen Ländern zu
verlangen – könne damit nur scheitern,
sagt er. Hierfür sei die Welt kulturell zu
verschieden.
5 Dr. Alexandra Treutler (42)
Fertigbad-Expertin aus Ahrensfelde
Lange Zeit war der gebürtige Dessauer
der Shootingstar der deutschen Internetszene,
ein Überflieger der Branche. Sein
Betriebswirtschaftsstudium brach er nach
dem Vordiplom ab und bastelte lieber an
seiner ersten Internetseite, einer Tauschbörse
für Studenten. Ende 2002 ging sein
erstes Versicherungsportal online, 2004
ab-in-den-urlaub.de – mit monatlich drei
Millionen Besuchern bis heute Deutschlands
größtes Reiseportal. Zu seinen Werbeträgern
gehören Michael Ballack und
Rainer Calmund. Auch erfolgreiche Seiten
wie geld.de, auto.de oder travel24.
de brachte Wagner auf den Weg. Sein
Portal fluege.de kaufte später sogar den
ostdeutschen Ski-Hersteller „Germina“.
Zuletzt beschäftigte er in seinem Leipziger
Firmenimperium Unister über 2.000
Menschen, betrieb 60 Webseiten, hielt
die Rechte an hunderten weiteren. Dabei
blieb er stets bescheiden, lebte mit seiner
Partnerin in einer Leipziger Mietwohnung,
überwies sich selbst nur 50.000 Euro im
Jahr. Dennoch soll er illegale Versicherungsgeschäfte
getätigt und damit Steuern
in Millionenhöhe hinterzogen haben.
Nach kurzer Untersuchungshaft kam er
jedoch wieder frei, wartete nun auf eine
Verhandlung. Am 14. Juli ist Thomas
Wagner mit einer Privatmaschine über
den slowenischen Bergen abgestürzt.
Revitalisierung
Sie kennen uns als Neubauspezialisten!
Wussten Sie schon von unserer Revitalisierungskompetenz?
Fotos: Harald Lachmann (5), Unister (rechts)
Zart, zierlich, bewusst feminin – wer die
junge Chefin der brandenburgischen Niederlassung
von Schwörer Haus in Ahrensfelde
erlebt, mag sie sich nur schwer
in eine raue Bau- und Männerwelt hineindenken.
Dennoch führt sie sehr erfolgreich
die Außenstelle des schwäbischen
Familienunternehmens – in ihr werden
auf einem früheren Sportplatzgelände
Bäder für Hotels und Wohnheime komplett
vorgefertigt, so dass sie dann nur
noch per Kran in die Gebäude eingesetzt
werden – mit ebenso weiblich-sanfter
wie energisch-konsequenter Hand. Und
nebenher erlangte die studierte Betriebswirtin
über ein Programm, das auf berufstätige
Manager zugeschnitten ist,
auch noch ihren Doctor of Business Administration
an der niederländischen
TIAS School for Business and Society.
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8 | W+M AKTUELL
NACHRICHTEN
ERFOLGREICHE BILANZ
Potsdam. Am 30. Juni 1991 versandte die
Bürgschaftsbank Brandenburg ihre ersten
15 Bürgschaftsurkunden und ermöglichte
damit der ersten Brandenburger Gründergeneration
die Finanzierung ihrer Selbstständigkeit.
Seitdem wurden mehr als
8.000 Bürgschaften an Brandenburger Unternehmer
und Existenzgründer vergeben,
die etwa 31.000 neue Arbeitsplätze schufen
und halfen, mehr als 126.000 Arbeitsplätze
zu sichern. Die Bürgschaften dienten
der Finanzierung von Investitionen in Höhe
von über 4,2 Milliarden Euro, getätigt von
mittelständischen Unternehmen aller Branchen
und Größen. Ob Fanartikelversand,
Bäcker, Tischler, Chocolatier, Softwareoder
Bauunternehmer – Bürgschaften für
inzwischen insgesamt zwei Milliarden Euro
Kredite unterstützen seit 1991 den Brandenburger
Mittelstand. Anlässlich des Jubiläums
erklärt Ministerpräsident Dietmar
Woidke: „Die Bürgschaftsbank ist seit nunmehr
25 Jahren Partner und wichtige Stütze
des Brandenburger Mittelstands. Mit
Hilfe der Bürgschaften konnten viele der
heute angesehenen Brandenburger Unternehmen
investieren und erfolgversprechende
Ideen umsetzen.“
FIRMEN SUCHEN NACHFOLGER
Harry Glawe, Rolf Kammann, Dr. Stefan Fassbinder, Klaus Olbricht und Dr. Wolfgang Blank (v. l.)
beißen kraftvoll in Witeno-Äpfel.
FEST AUF DEM SONNENDECK
Greifswald. Der Einladung zum gemeinsamen
Sommerfest des Technologiezentrums
Vorpommern (TZV), des BioTechnikums
Greifswald und der Wirtschaftsfördergesellschaft
Vorpommern (WFG)
folgten mehr als 250 Unternehmer der
Region. Nach der Begrüßung durch TZVund
BioTechnikum-Geschäftsführer Dr.
Wolfgang Blank und Rolf Kammann, Geschäftsführer
der WFG, betonte Mecklenburg-Vorpommerns
Wirtschaftsminister
Harry Glawe, dass eine Zusammenarbeit
von Technologiezentren, regionalen Unternehmen,
Hochschulen und außeruniversitären
Forschungseinrichtungen nötig
sei, um Forschung, Entwicklung und
Innovation wirtschaftlich voranzubringen.
Auch der Präsident der IHK Magdeburg
Klaus Olbricht und Dr. Stefan Fassbinder,
Oberbürgermeister der Stadt Greifswald,
würdigten die Arbeit der Veranstalter für
den Wirtschaftsstandort Vorpommern.
Dr. Wolfgang Blank stellte außerdem die
neue Gesellschaft „Witeno“ nach Verschmelzung
der Technologiezentrum-Fördergesellschaft
mbH und des BioTechnikums
vor. Unternehmer, Investoren, Existenzgründer,
Geschäftsfreunde und Netzwerkpartner
nutzten – wie auch bereits
im Vorjahr – das Sommerfest, um sich in
entspannter Atmosphäre auszutauschen
und Netzwerke zu knüpfen.
Leipzig. Weil sich die Firmenchefs oft zu
wenig oder aber zu spät Gedanken um die
Nachfolge machen, wie man bei den IHK
kritisiert, scheitert gegenwärtig allein in
Sachsen bei 5.300 meist kleinen Unternehmen
die Stabübergabe: Es fehlt jemand,
der aus der zweiten Reihe nach vorn treten
könnte. Damit liegt der Freistaat bundesweit
an achter Stelle und in Ostdeutschland
sogar im negativen Sinne an der Spitze. In
Thüringen stehen 2.800 Übergaben an, in
Sachsen-Anhalt 2.700, in ganz Deutschland
sind es 135.300. Vor allem im ostdeutschen
Handwerk sieht es laut Prof. Dr. Alexander
Lahmann von der Handelshochschule Leipzig
(HHL) sehr trübe in dieser Frage aus.
Denn wie eine HHL-Studie ergab, seien
hier oft keine Unternehmerfamilien im traditionellen
Sinne vorhanden – es fehle also
die nächste Generation, die ganz selbstverständlich
ans Ruder dränge. Zudem hätten
die nun ausscheidenden Firmenchefs, die
ab 1990 die Betriebe aufbauten oder sie
in die Marktwirtschaft führten, „meist bis
zum Schluss gerackert“. Nun könnten sie
nicht mehr, haben aber „die Zeit, jemanden
einzuarbeiten, ungenutzt verstreichen
lassen“, beobachtet auch Hartmut Bunsen,
Vorsitzender des Unternehmerverbandes
Sachsen. Denn drei bis fünf Jahre brauche
es schon, um einen Nachfolger aufzubauen.
Und dann sei nicht einmal sicher,
dass der Neue auch zur Firma passe.
SUBSTANZVERZEHR STOPPEN
Berlin. Die LINKE hat angekündigt, im
Bundestag und in den Landtagen dafür zu
streiten, dass Investitionen in die öffentliche
Infrastruktur der Kommunen und Länder
massiv angehoben werden. Zwischen
1992 und 2013 hätten sich diese Investitionen
nahezu halbiert. Dadurch sei ein erheblicher
Substanzverzehr an der baulichen,
sozialen und Verkehrsinfrastruktur
zu beklagen. Nach Berechnungen der Linken
beläuft sich die Investitionslücke bundesweit
auf mehr als 46 Milliarden Euro.
Angesichts bröckelnder Schulen, Straßen
und Krankenhäuser sei es trotz Schuldenbremse
nötig und möglich, zu investieren.
Die Linken setzen dabei jedoch nicht auf
öffentlich-private Partnerschaften, sondern
auf rein öffentliche Partnerschaften. Udo
Wolf, LINKE-Fraktionschef in Berlin: „Wir
wollen, dass die Kredite von öffentlichen
Unternehmen aufgenommen werden. Die
niedrigen Zinsen sollten genutzt werden,
um endlich die öffentliche Infrastruktur zu
sanieren, erneuern oder auszubauen. Doppelter
Effekt: Mit so finanzierten Investitionsprogrammen
können Beschäftigungsund
Qualifizierungsmaßnahmen verbunden
und ein Beitrag zur Bekämpfung von
Arbeitslosigkeit sowie zur Integration von
Geflüchteten geleistet werden.“
Foto: G. Kulke
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
W+M AKTUELL | 9
INVESTOREN ALS JOBMOTOR
Dresden. Laut aktuellen Zahlen von Germany
Trade & Invest, der Standortmarketinggesellschaft
des Bundes, ist die mitteldeutsche
Dreiländerregion bei ausländischen
Unternehmern beliebter denn je. So
entstanden allein 2015 durch Direktinvestitionen
in Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Thüringen fast 4.800 neue Jobs. Auch im
Dresdener Wirtschaftsministerium bestätigt
man eine gegenüber den Vorjahren
„stark angestiegene“ Zahl erfolgreicher
Projekte ausländischer Anleger. Wurden
So kann eine Wohnung bei Wunderflats aussehen.
2014 in ganz Sachsen noch zwölf Projekte
mit einem Gesamtvolumen von 93,8 Millionen
Euro auf den Weg gebracht, flossen
2015 bereits 355,8 Millionen Euro in insgesamt
23 Maßnahmen. Auch in Sachsen-Anhalt
verdoppelte sich diese Zahl von 18 auf
35 Projekte. In beiden Ländern wie auch in
Thüringen führten vor allem US-amerikanische
Investoren die Interessentenliste an,
gefolgt von Unternehmen aus Asien, Österreich
und der Schweiz. Als bevorzugte
Branchen kristallisierten sich hierbei die Bereiche
Maschinenbau, elektrische Ausrüstungen
und Automotive heraus.
BERLIN CAPITAL CLUB UNTERSTÜTZT START-UPS
CLEVERE LÖSUNG
Bautzen. Die BME Dr. Golbs & Partner
GmbH aus Bautzen hat einen innovativen
Langzeitspeicher entwickelt,
der für den individuellen Wohnbereich
eine autarke Versorgung mit Wärme
und Kühlung sichern sollte. Basis der
Versorgung ist die Nutzung von Solarenergiesystemen.
Die Freude war
groß, als bereits in den Vorversuchen
Ergebnisse erzielt wurden, die weit
über denen des Wettbewerbs lagen.
Wie aber findet man die richtigen Partner
und eine geeignete Finanzierung?
Die Lösung war so einfach wie bemerkenswert:
über die exzellenten
Netzwerke der Unternehmerverbände.
Durch die direkte Ansprache des
Präsidenten des Unternehmerverbandes
Schwerin Rolf Paukstat wurden
Partner in Mecklenburg-Vorpommern
gefunden, welche die Produktion
übernehmen und so die Entwicklung
vollenden werden. Unternehmer
Dr. Andreas Golbs ist zufrieden: “Wir
‚verkaufen‘ die Idee in der Frühphase
an private Investoren und behalten
trotzdem die Kontrolle. Wir nutzen eigene
Substanz in Kombination mit
Fördermitteln des Landes und Bundes.
Wir verwerten bereits in der Entwicklungsphase
international.“
Fotos: Wunderflats (oben), BME (unten)
Berlin. Die Hauptstadt ist für innovative
Firmengründungen eine der wichtigsten
Städte in Europa. Viele heute erfolgreiche
Geschäftsmodelle haben dort ihren
Ursprung, und der Berlin Capital Club
will auf diese jungen Unternehmen zugehen.
Das neue Veranstaltungsformat
„Start Ups im Berlin Capital Club“ initiiert
von den Advisory-Board-Mitgliedern
Prof. Dr. Peter Fissenewert, Klaus-Jürgen
Meier und Dr. Axel Stirl bietet Mitgliedern
und Gästen unmittelbar die Möglichkeit,
die handelnden Akteure und Gründer
kennenzulernen und sich in unterschiedlicher
Größenordnung zu beteiligen. Für
die Start-ups ist dies eine ideale Plattform,
sich zu präsentieren. Bei der jüngsten
Veranstaltung Ende Mai waren die
Unternehmen BJOOLI und Wunderflats
im Club zu Gast.
Bjooli.com ist der erste geprüfte Marktplatz
für Oldtimerteile und Zubehör. Ziel ist der
Aufbau des weltweit größten Marktplatzes
für Fahrer und Fans klassischer Automobile.
Dafür investiert BJOOLI derzeit in den
Aufbau der führenden Fahrzeug- und Teiledatenbank
für den Klassik-Markt.
Wunderflats.com vermietet möblierte Wohnungen
ab einem Monat Aufenthalts dauer.
Kunden wie Microsoft oder Rolls-Royce
nutzen Wunderflats bereits heute für Berufseinsteiger,
Manager und Freiberufler.
Im Rahmen der jetzigen Finanzierungsrunde
nimmt das Start-up eine Million Euro Kapital
auf, um im nächsten Jahr Marktführer in
den fünf größten Städten Deutschlands zu
werden. Der nächste Start-up-Abend findet
am 15. September 2016 mit der VR Business
Plattform Berlin/Brandenburg statt.
www.berlincapitalclub.de
Das Modell des innovativen Langzeitspeichers
für eine autarke Versorgung
mit Wärme und für die Kühlung eines
Wohnbereichs.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
10 | W+M AKTUELL
NACHRICHTEN
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im Juli 2016
TROTZ BREXIT-VOTUM BLEIBT INDUSTRIE OPTIMISTISCH
Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft*
der ostdeutschen Bundesländer ist im Juli gesunken. Maßgeblich
waren die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage,
die auf hohem Niveau spürbar zurückgenommen wurden.
Die Geschäftserwartungen waren hingegen geringfügig optimistischer
als im Juni.
Das ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft
Ostdeutschlands ist im Juli ebenfalls gesunken. Besonders deutlich
trübten sich die Beschäftigungserwartungen im ostdeutschen
Einzelhandel ein. Auch die Bauunternehmen rechnen in
den kommenden drei Monaten saisonbereinigt mit weniger Beschäftigung.
Dagegen wollen die ostdeutschen Industrieunternehmen
und Großhändler ihre Beschäftigung per Saldo ausweiten.
Das Brexit-Votum scheint der ostdeutschen Industrie die Stimmung
vorerst nicht zu vermiesen. Zwar gehen die hiesigen Befragungsteilnehmer
für die kommenden Monate von weniger Impulsen
aus dem Auslandsgeschäft aus, jedoch korrigierten sie ihre
Geschäftserwartungen insgesamt ein wenig nach oben. Auch die
aktuelle Geschäftslage wurde etwas besser eingeschätzt als im
Juni. Dagegen berichteten die ostdeutschen Bauunternehmer sowie
die Groß- und Einzelhändler im Juli von deutlich weniger guten
Geschäften als im Vormonat.
Michael Weber und Prof. Joachim Ragnitz
ifo Geschäftsklima
VORMONAT 10,6 JULI 8,9
ifo Beschäftigungsbarometer
VORMONAT - 0,6 JULI - 2,1
Verarbeitendes Gewerbe
VORMONAT 12,6 JULI 14,1
Bauhauptgewerbe
VORMONAT 4,8 JULI 1,7
Groß- und Einzelhandel
VORMONAT 10,4 JULI 3,4
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.
ZUKUNFTSFÄHIGE WÄRMEVERSORGUNG
Eberswalde. In den letzten zwölf Monaten
untersuchte der regionale Energiedienstleister
EWE Möglichkeiten für eine
zukunftsfähige Wärmeversorgung in der
Eberswalder Innenstadt. Ende Juni stellte
das Unternehmen den Abschlussbericht
vor. „Unser Vorhaben hat Erkenntnisse
Freuen sich über den erkenntnisreichen Projektabschluss: Dr. Ulrich Müller, Gerd Hampel,
Dr. Lutz Giese, Dr. Oliver Ruch, Severine Wolff, Daniel Acksel und Prof. Dr. Jörn Mallok (v. l.).
für ein ganzheitliches Wärmekonzept
und insgesamt eine energetische Optimierung
in vier unterschiedlichen Stadtquartieren
geliefert“, so Dr. Ulrich Müller,
Leiter der EWE-Geschäftsregion Brandenburg/Rügen.
Im Kern habe die Untersuchung
ergeben, dass es am sinnvollsten
sei, Bestehendes Schritt für Schritt
zu verbessern und nah an den Bedürfnissen
der Menschen in ihrem Umfeld
zu entwickeln. Betrachtet werden sollte
der Sanierungs- und Investitionsbedarf
genauso wie die Struktur- und Bevölkerungsentwicklung
sowie die Entwicklung
der Technologien. Ein gemeinsamer Arbeitsplan
führe zum nachhaltigen Erfolg.
Projektpartner waren die Stadt Eberswalde,
das Büro für Kommunalberatung
und Projektsteuerung, die Hochschule
für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde,
die Technische Hochschule Wildau
sowie die Brandenburgische Technische
Universität Cottbus-Senftenberg. Eingebunden
ist das Vorhaben in das Forschungsprojekt
„Wärme neu gedacht!“
des Deutschen GeoForschungsZentrums
GFZ, gefördert vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung im Programm
Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation.
Foto: EWE/Auras
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
ADVERTORIAL | 11
Foto: Porta
„Porta – Möbel und mehr“ heißt es
deutschlandweit seit mehr als 50 Jahren.
1965 im ostwestfälischen Porta Westfalica
gegründet, gehört das familiengeführte
Einrichtungsunternehmen heute zu
den Top Sieben der Branche. Ob das neue
Sofa, der geräumige Kleiderschrank oder
die individuelle Traumküche, bei Porta wird
jeder fündig, der sich neu einrichten will.
Große Glasfronten sind stilprägend für alle Porta-Einrichtungshäuser
und kommen 2017 auch beim Berliner Neubau zum Einsatz.
Das Erlebniseinrichtungshaus
Porta Möbel: Für jeden Stil die passende
Einrichtung / 2017 Neueröffnung in Berlin-Mahlsdorf
Von der Grundausstattung bis hin zur individuellen
Dekoration gibt es in allen 22 Einrichtungshäusern
tolle Möbel und trendige
Wohnaccessoires. In unterschiedlichen Abteilungen
zeigt Porta von elegant bis extravagant
verschiedene Einrichtungsstile und
themenbezogene Wohnwelten. So finden
junge, zeitgeistorientierte Möbelliebhaber
bei Quartier stylische Wohntrends und innovative
Einrichtungsideen sofort zum Mitnehmen.
Im House of Design warten außerdem
exklusive Markenmöbel bekannter
Hersteller. Als Erlebniseinrichtungshaus
stehen bei Porta neben Möbeln vor allem
die Punkte Service und Familienfreundlichkeit
im Fokus. Die fachmännische Lieferung
und Montage gehört ebenso zum Service-Einmaleins
wie die vom Profi geplante
Küche. Im hauseigenen Toscana-Restaurant
serviert das Porta-Team außerdem
frisch zubereitete Gerichte für jeden Geschmack.
Und auch die kleinen Besucher
kommen nicht zu kurz, wartet im Portalino-Kinderclub
doch ein großer Abenteuerspielplatz,
der entdeckt werden will.
Zukünftig lädt Porta auch in Berlin zum Möbelshopping
ein. Im Frühjahr 2017 soll in
Mahlsdorf an der B1/B5 das 23. Einrichtungshaus
– erstmals mit separater Küchenwelt
– eröffnen. Auf mehr als 39.000
Quadratmetern Fläche gibt es dann von
A bis Z alles, was es braucht, um das eigene
Zuhause individuell zu gestalten. Um
die aufkommende logistische Kapazität zu
bewerkstelligen, wird in Trebbin außerdem
ein neues Zentrallager gebaut. An beiden
Standorten sucht das Familienunternehmen
daher aktuell mehr als 400 neue
Fach- und Führungskräfte sowie Quereinsteiger
in allen Bereichen. Mit der Neueröffnung
in Berlin macht Porta den nächsten
Schritt und will mithilfe zahlreicher
neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
die eigene Erfolgsgeschichte fortsetzen.
WOHNIDEEN
FÜR DIE GANZE
FAMILIE
14480 Potsdam · Porta Möbel Handels GmbH & Co. KG Potsdam · Zum Kirchsteigfeld 4 · direkt neben dem Stern-Center · Tel.: 0331/20085-0 · www.porta.de
TLÄNDERSCHWERPUNK
12 | W+M SCHWERPUNKT
Stolz auf
„Made in Saxony“
SACHSEN
Blick in die moderne
Produktion der Heckert GmbH.
Sachsen nimmt heute einen Spitzenplatz in der ostdeutschen
Wirtschaft ein. Das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete im
vergangenen Jahrzehnt einen Anstieg um 14 Prozent. Besonders
stolz ist man im selbsternannten Land der Tüftler und Ingenieure auf
den eigenen Fachkräftenachwuchs. Von Karsten Hintzmann
Sachsens Wirtschaftsminister Martin
Dulig (SPD) wirkt alles andere als
unzufrieden, wenn er über den Wirtschaftsstandort
Sachsen spricht: „Auf
der Habenseite stehen die gewachsene
Industriestruktur und die Industrietradition.
Sachsen ist ein Industrieland. Wir sind
Automobilland und Maschinen- und Anlagenbauland.
Wir sind Mikroelektronikland.
Es gibt ‚Made in Saxony‘ und viele ebenfalls
erfolgreiche Branchen und zukunftsweisende
Cluster. Wir haben eine Struktur,
um die uns andere Länder beneiden.“
Weitere Wachstumskerne haben sich –
neben den von Dulig namentlich erwähnten
Branchen – speziell in den Bereichen
Umwelt- und Energietechnik, Life Sciences,
Logistik, Luft- und Raumfahrt sowie
Bahntechnik herausgebildet.
Mit fünf Fahrzeug- beziehungsweise
Motorenwerken
von BMW, Porsche
und Volkswagen sowie
rund 750 Zulieferern,
Ausrüstern und
Dienstleistern der
Branche gehört das
„Autoland Sachsen“
zu den deutschen Spitzenstandorten.
Die Automobilindustrie
mit ihren
rund 80.000 Beschäftigten ist Sachsens
umsatzstärkste Branche. Sie trägt fast
ein Viertel zum Industrieumsatz und über
ein Drittel zum Auslandsumsatz bei. Allerdings
blicken die sächsischen Mittelständler
derzeit besorgt nach Wolfsburg,
denn der dort ausgelöste Abgasskandal
könnte auch bis auf die sächsischen Zulieferer
durchschlagen.
Mit über 2.800 Unternehmen, mehr als
38.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz
von über 6,6 Milliarden Euro gehört
„Silicon Saxony“ zu den vier großen
Mikroelektronik-Standorten in Europa.
Sachsen gilt als die Wiege des deutschen
Maschinenbaus, lange Jahre angetrieben
von den Erfordernissen des heimischen
Bergbaus. Seit rund 200 Jahren
kommen weltweit gefragte
Maschinenbau-Erzeugnisse
wie Textil-, Werkzeug-
und Druckmaschinen
aus Sachsen.
Die Branche mit rund
45.000 Mitarbeitern
in nahezu 1.000 Firmen
trägt rund zwölf
Sachsens Wirtschaftsminister
Martin Dulig.
Prozent zum Industrieumsatz und 15 Prozent
zum Auslandsumsatz Sachsens bei.
Mit etwa 11.900 Beschäftigten in über 680
Unternehmen ist die Umwelt- und Energietechnik
in Sachsen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Sie erzielt einen Umsatz von
rund 2,7 Milliarden Euro. Auf Basis der Tradition
Sachsens als Bergbauregion verfügen
die hiesigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen
bei der Sanierung
von Bergbaufolgeschäden, in der Altlastenbeseitigung
oder bei der Erneuerung
von Abwassersystemen über herausragendes
Expertenwissen.
Der wirtschaftliche Aufschwung in Sachsen
wird maßgeblich vom hervorragenden
Fachkräftereservoir getragen. 95 Prozent
der Sachsen verfügen über die Hochschulreife
oder eine abgeschlossene Berufsausbildung
(EU-Durchschnitt: 77 Prozent). Die
Hochschuldichte liegt mit sechs Universitäten,
14 Fachhochschulen und sieben
Berufsakademien deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Dazu kommen 18 Einrichtungen
der Fraunhofer-Gesellschaft, sechs
Max-Planck-Institute, sechs Leibnitz-Institute,
drei Helmholtz-Einrichtungen und 22
Industrieforschungszentren.
Die Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut:
Europas modernstes Luftfrachtdrehkreuz
befindet sich in Leipzig. Da sich in
Sachsen etliche wichtige Europastraßen
und Autobahnen kreuzen, gilt das Land
als Logistikdrehkreuz zwischen Ost- und
Westeuropa. Über die Elbe wird grenzübergreifender
Handel von der Tschechischen
Republik bis zum Hafen Hamburg
abgewickelt.
W+M
Fotos: Heckert GmbH (oben), W+M (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
SACHSEN | 13
Reinstraum bei Infineon in Dresden – eines der Flaggschiffe
des erfolgreichen Mikroelektronik-Clusters Silicon Saxony.
Foto: Infineon
Sachsens Stärke heißt
Branchenvielfalt
Nicht nur traditionelle Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau
oder die Automobilindustrie sind wieder stark vertreten. Auch auf
den Gebieten Mikroelektronik/Informations- und Kommunikationstechnik
(IKT) und Umwelttechnologie zeigt Sachsens Wirtschaft
Innovationskraft. Sechs leistungsstarke Cluster etablierten sich
inzwischen im Freistaat. Von Katrin Kleeberg und Harald Lachmann
Von der Forschung zur Marktreife:
Was andernorts als ein steiniger
Weg gilt, gerät in Sachsen leicht
zur Rennstrecke. Denn ein besonderes
Plus des Freistaates liegt in dessen überdurchschnittlicher
Innovationskraft. Dies
unterstrich schon wiederholt auch der
„Regional Innovation Scoreboard“ der EU
– der wichtigste Gradmesser der Union in
der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik.
Demnach gilt Sachsen als
einer der europäischen Innovationsführer.
Das Land punktet mit dem Bildungsstand
der Arbeitskräfte, der Höhe der
Investitionen in Forschung und Entwicklung,
der Anzahl an Patenten, dem Vernetzungsgrad
von Forschung und Wirtschaft
sowie der Anzahl der Beschäftigten
in Forschung und Entwicklung.
Zugleich verfügen fast 90 Prozent der
Erwerbstätigen über einen beruflichen
Bildungsabschluss – ein Spitzenwert in
Deutschland. All das sind Voraussetzungen
für leistungsfähige Cluster und Branchenverbünde,
die die sächsische Wirtschaft
heute maßgeblich prägen.
Mikroelektronik:
Europas größter Chipcluster
Von Dresden aus, wo die 290 Unternehmen
und Forschungseinrichtungen
des Verbundes Silicon Saxony e. V. ihren
Sitz haben, agiert heute nicht nur Europas
größter Cluster der Halbleiterbranche.
Auch weltweit rangiert die Region
auf Platz fünf. Allein in und um Dresden
arbeiten 40.000 Menschen in der Mikroelektronik.
Die hiesige Produktion
von integrierten Schaltkreisen trägt fast
fünf Prozent zum weltweiten Chipmarkt
bei. Neben Großproduzenten mit hohen
Stückzahlen haben sich viele mittelständische
Unternehmen in der Mikroelektronik
und Informationstechnik angesiedelt.
Auf sie entfällt bereits über die Hälfte der
Arbeitsplätze in diesem Metier.
Sachsenweit tummeln sich sogar über
2.200 Unternehmen mit gut 58.000 Mitarbeitern
in allen Fertigungsstufen der IKT-
Wertschöpfungskette: Sie entwickeln, fertigen
und vermarkten integrierte Schaltkreise,
produzieren Material und Equipment,
entwickeln Software oder sind auf
Systeme spezialisiert, die auf integrierten
Schaltungen fußen. Gemeinsam setzen
sie jährlich gut acht Milliarden Euro um.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
14 | W+M SCHWERPUNKT
passive Bauelemente oder Sensoren.
Und die Herstellung derartiger Chips ist
auch auf den bisherigen Anlagen möglich.
Eine zentrale Rolle spielen hierbei
auch Faktoren wie Kundenorientierung
und Kundennähe – eine Stärke gerade der
sächsischen Firmen.
Die AWEBA Werkzeugbau GmbH in Aue gehört zu den größten und modernsten
Werkzeugbaubetrieben in Europa.
Dennoch bestimmen aber natürlich die
Großen der Branche die Schlagzeilen.
Neben Infineon, das in der Elbmetropole
einen seiner weltweit leistungsfähigsten
Fertigungsstandorte betreibt, gehört
hierzu auch der US-amerikanische Halbleiterhersteller
GLOBALFOUNDRIES. Er
beschäftigt rund 3.600 hochqualifizierte
Spezialisten. Die Fab 1 (Fabrikationsstätte)
zählt zu den produktivsten und modernsten
Waferfabriken weltweit. Mit einer
Reinraumfläche von 52.000 Quadratmetern
ist sie das größte und modernste
Halbleiterwerk in Europa. Bislang investierte
GLOBALFOUNDRIES gut neun Milliarden
Dollar in Dresden.
Solche Gigantomanie hat stets ihre Kehrseite,
gerade in der Mikroelektronik. So
wurde die Branche in den letzten Jahren
weltweit von einer permanenten Miniaturisierung
und Leistungssteigerung getrieben,
was zu einem sehr hohen Innovationstempo
gerade bei den Prozesstechnologien
führte – und auch immense Investitionen
nach sich zog. Vor allem stark
staatlich subventionierte Player in Asien
trieben diesen Wettlauf voran – zu Lasten
auch sächsischer Produktionskapazitäten,
die preislich hier teils nicht mithalten
konnten.
Doch inzwischen wirkt auch ein Gegentrend,
der der ostdeutschen Mikroelektronik
wieder in die Hände spielt: Immer
stärker nachgefragt werden kundenorientierte
Lösungen für spezifische Anwenderbranchen.
Hierzu gehört gerade die
Automobilindustrie, wo weniger Miniaturisierung
und Leistungssteigerung von
Mikrochips im Mittelpunkt stehen als ergänzende
Funktionalitäten, etwa durch
Motorenprüfstand im VW-Motorenwerk
Chemnitz.
Als ein Beispiel hierfür kann die X-FAB in
Dresden gelten, eine Foundry, die analog-digitale
integrierte Schaltkreise fertigt.
Zudem werden Kunden und Partner
bei der Entwicklung innovativer Mikroelektronik
unterstützt. Gemeinsam mit
weiteren Firmen und der Technischen
Universität Dresden arbeitete X-FAB
etwa an intelligenten Steuerungen für
energieeffiziente E-Motoren und LED.
Maschinenbau:
Alte Stärke erfolgreich wiederbelebt
Der Maschinen- und Anlagenbau in Sachsen
ist seit seinen Anfangsjahren einer
der Innovationstreiber im Freistaat –
auch wenn das 1703, als Johann Esche
im sächsischen Limbach die erste deutsche
Fabrik für Spezialmaschinen der
Strumpf- und Wäscheindustrie gründete,
wohl noch ganz anders hieß. Fakt aber
ist: Der erste maschinelle Tuchwebstuhl
der Welt, die erste Farbdruckschnellpresse
Deutschlands und die Nähwirktechnik
haben ihren Ursprung in Sachsen.
Es folgten im 20. Jahrhundert komplexe
Bearbeitungszentren, hoch effektive
Maschinen und Anlagen für nahezu alle
Bereiche der Wirtschaft. Innovative Lösungen
anbieten zu können – darin liegt
das Erfolgsrezept des sächsischen Maschinen-
und Anlagenbaus.
Um diesen Wettbewerbsvorteil zu halten
und weiter auszubauen, wurde bereits
Ende 2003 die Verbundinitiative Maschinenbau
Sachsen VEMAS ins Leben gerufen.
Mit dem Ziel, „die Leistungs- und
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
des sächsischen Maschinen- und Anlagenbaus
nachhaltig zu stabilisieren und
konsequent weiter zu stärken“, gegründet
und basisfinanziert vom Sächsischen
Wirtschaftsministerium, hat sich diese
Verbundinitiative immer weiter entwickelt.
Seit Januar 2014 wird sie als Innovationsverbund
Maschinenbau Sachsen
unter der Projektträgerschaft des Fraun-
Fotos: Harald Lachmann
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
SACHSEN | 15
Der erste in Leipzig montierte BMW.
Seit März 2005 wird in dem sächsischen
Werk in Serie produziert.
hofer IWU als „VEMASinnovativ“ weitergeführt.
Im Mittelpunkt stehen jetzt „die
Unterstützung des Technologietransfers
und die Organisation von Netzwerkkooperationen
für Produkt- und Prozessinnovationen
und zur Markterschließung
über Branchengrenzen hinweg sowie die
Erschließung von Synergien und Systemkompetenzen“.
Das Kernziel – die Stärkung
der Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen
Maschinenbauer – ist geblieben.
Auch wenn die Zentralen der Konzerne
oder Firmengruppen, zu denen die sächsischen
Maschinenbauer heute zu einem
Großteil gehören, ihren Stammsitz nicht
in Sachsen haben – das Know-how der
Maschinenbauer ist hier geblieben, wie
auch so manch großer Name: Heckert,
Barmag, NEMA, Niles und VEM. Sie alle
sind heute wie vor Jahrzehnten weltweit
geschätzte Marken.
Heute gehört das Autoland Sachsen
mit derzeit vier Werken von Volkswagen,
BMW und Porsche wieder zu den
deutschen Spitzenstandorten. Fast jeder
zehnte in Deutschland gebaute Pkw
kommt von hier. Volkswagen beschäftigt
in Sachsen an gleich drei Standorten rund
10.000 Mitarbeiter. In Zwickau entstehen
Golf und Passat. Drei von vier Porsche-
Autos sind inzwischen made in Saxony.
Kürzlich rollte die erste viertürige Sportlimousine
der zweiten Generation des
Panamera in Leipzig vom Band. Sie wird
nunmehr komplett in Sachsen gebaut.
Auch rund 750 Zulieferer, Ausrüster und
Dienstleister mit über 81.000 Beschäftigten
tragen täglich zu dieser Entwicklung
bei. Die Automobilbranche
steuert damit mehr als ein
Viertel zum Gesamtumsatz und
mehr als ein Drittel zum Auslandsumsatz
der sächsischen Industrie
bei. Zudem steht Sachsen
auch bei der zweiten automobilen
Revolution auf der „Pole Position“.
Ob moderne Hybrid- und
Elektromobilitätslösungen, autonomes
Fahren, Leichtbau, ressourceneffiziente
Produktionstechnologien
oder neue Verkehrskonzepte – überall
arbeiten Industrie und Forschung hierfür
Hand in Hand und treiben Lösungen
für eine nachhaltige Mobilität voran. An
der Westsächsischen Hochschule Zwickau
arbeitet zudem ein in der deutschen
Hochschullandschaft einzigartiges Zentrum
für Kfz-Elektronik.
Nicht zufällig startete BMW 2013 die Serienproduktion
für die beiden ersten Elektromodelle
im Leipziger Werk: den stadttauglichen
BMW i3 und den Sportwagen
BMW i8. Auch deshalb gehört Sachsen
heute zu den vier bundesweiten Schaufenster-Regionen
in Sachen Elektromobilität.
W+M
Fotos: Harald Lachmann
Automobilindustrie:
Zweite automobile Revolution
Für Harald Krüger, Vorstandschef der
BMW AG, ist Leipzig ein „wichtiger
Standort in unserem globalen Produktionsnetzwerk“.
Für die Stadt und die Region
Leipzig sprächen „eine optimale Infrastruktur
sowie sehr gut ausgebildete
und hoch motivierte Mitarbeiter“. Diese
führen denn das Erbe der sächsischen Ingenieure
fort, die einst die Linkslenkung
und den Frontantrieb in Serie auf das internationale
Parkett gebracht hatten.
Blick in die Montagehalle des Leipziger Porschewerkes, wo Panamera und Cayenne montiert werden.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
16 | W+M SCHWERPUNKT
Zwei Landesväter, viele Parallelen:
Sie sind pragmatisch, wirtschaftsfreundlich, stammen
aus der Lausitz und lieben Schokolade
W+M-Interview mit den Ministerpräsidenten
Dietmar Woidke (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU)
Stanislaw Tillich und Dr. Dietmar Woidke
haben so einiges gemeinsam – sie sind
in ihren Ländern jeweils der dritte Ministerpräsident
seit der deutschen Wiedervereinigung.
Dietmar Woidke regiert in
Brandenburg, Stanislaw Tillich in Sachsen.
Beide sind sie gebürtige Lausitzer
– Tillich stammt aus dem Oberlausitzer
Ort Neudörfel, Woidke aus Naundorf
in der Niederlausitz. Obwohl sie unterschiedlichen
Parteien angehören, Woidke
führt die Brandenburger SPD, Tillich
ist Landeschef der sächsischen CDU,
verbindet sie seit Jahren eine Männerfreundschaft.
Dennoch kommt es selten
vor, dass sie sich gemeinsam zum
Interview stellen. Für das Magazin
WIRTSCHAFT+MARKT machten sie
eine Ausnahme. Am Rande einer Bundesratssitzung
in Berlin diskutierten Stanislaw
Tillich und Dietmar Woidke über
den Stand der brandenburgisch-sächsischen
Beziehungen, die Zukunft der
Braunkohle und ihre Erwartungen an den
Mittelstand.
W+M: Seit wann kennen Sie sich eigentlich?
Dietmar Woidke: Wir beide kennen uns
schon eine ganze Weile. Es muss 2004
gewesen sein, da waren wir zur gleichen
Zeit Umweltminister unserer
Länder.
W+M: Sie machen keinen Hehl daraus,
dass Sie sich über Parteigrenzen hinweg
schätzen. Worauf basiert diese Wertschätzung?
Dietmar Woidke: Was man nach der
Geburt nicht mehr korrigieren kann: Wir
sind beide Lausitzer. Wir sind beide unkomplizierte
Typen. Wir haben ähnliche
Erfahrungen gesammelt, zu DDR-Zeiten
und vor allem in den 1990er Jahren. In
einem Punkt stimmen wir völlig überein:
Die Grundlage der weiteren Entwicklung
der Länder ist eine aktive Industriepolitik.
Da haben wir beide wenig Hang zur
Esoterik. Wir wissen, wie sich Deindustrialisierung
anfühlt.
Stanislaw Tillich:
Stimmt. Wir waren
damals sogar auch
Landwirtschaftsminister.
Stanislaw Tillich: Das ist ein typischer
Woidke gewesen, das mit der Esoterik.
Ich sage es so: Wir machen kein Gewese
drumherum. Sondern sind schnurgerade
heraus. Wenn wir beide uns einig sind,
wissen wir, dass wir gemeinsam bessere
Chancen haben. Gemeinsam ist uns auch
die Liebe zur eigenen Scholle. Um es auf
den Punkt zu bringen: Pragmatisch, wirtschaftsfreundlich,
dem Land zuerst verpflichtet
und danach der Partei – und wir
beide lieben Schokolade.
W+M: Klappt die bilaterale Zusammenarbeit
zwischen Sachsen und
Brandenburg auch so reibungslos,
wie der direkte Kontakt zwischen
den Ministerpräsidenten? Wo sehen
Sie die größten Reserven?
Verstehen sich bestens:
Stanislaw Tillich (l.) und
Dietmar Woidke.
Foto: Ralf Succo
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
SACHSEN | 17
Fotos: Ralf Succo
Gruppenbild im Bundesrat: W+M-Herausgeber Frank Nehring, die
Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und Dietmar Woidke sowie
W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (v. l.).
Stanislaw Tillich: Reserven gibt es immer.
Wir müssen unseren Unternehmen
nicht sagen, was sie tun sollten, das wissen
sie selbst. Aber wir müssen die Voraussetzungen
für wirtschaftliches Engagement
schaffen. So versuchen wir
etwa Druck zu machen, gerade bei den
Infrastrukturprojekten, die an der sächsisch-brandenburgischen
Landesgrenze
liegen – im Raum zwischen Torgau und
Herzberg oder auch in Schwarzheide und
Schwarze Pumpe. Wir haben in Sachsen
eine etwas üppigere Ausstattung
bei den Hochschulen. Da gibt es sicher
noch Potenziale, die wir für die Kooperation
nutzen können. Und wir haben das
System der Berufsakademien, das wichtig
für die Fachkräfteversorgung ist. Der
BASF in Schwarzheide fällt es zum Beispiel
zunehmend schwer, Fachkräfte für
den Standort zu bekommen. Das ist ein
Punkt, um den wir uns gemeinsam kümmern
müssen. Eine Frage steht dabei im
Mittelpunkt: Wie schaffen wir es, diese
Grenzregion so attraktiv zu machen, dass
dort Fachkräfte hingehen?
W+M: Wenn es um die wirtschaftliche
Entwicklung und um Ansiedlungen von
Investoren geht, sind Sie vermutlich Konkurrenten.
Kam es schon vor, dass Sie
sich potenzielle Investoren abgeworben
haben?
Dietmar Woidke: An so etwas kann
ich mich nicht erinnern. Entscheidend
ist für die Menschen in den branden-
burgisch-sächsi-
schen Grenzregionen,
dass vor allem
die Investitionen
in der Region
erfolgen.
Stanislaw Tillich:
Einer meiner Vorgänger
hat mal gesagt:
„Windräder
sind Gelddruckmaschinen.“
Daraufhin
hat sich der
Investor entschieden,
in Lauchhammer
zu bauen und
nicht in Sachsen.
Insofern hatte damals eine politische Äußerung
dazu beigetragen, dass Brandenburg
eine zusätzliche Investition bekam.
W+M: Ein nach wie vor wichtiger Wirtschaftszweig
ist der Braunkohleabbau
und die nachfolgende Braunkohleverstromung.
Wie lange hat Braunkohle in ihren
Ländern noch eine Zukunft?
Stanislaw Tillich: Ich bin davon überzeugt,
dass wir mit der Braunkohle noch
bis weit in die 2040er Jahre arbeiten werden.
Weil wir sie als Brückentechnologie
und zur stabilen Energieversorgung
brauchen. Gerade auch, wenn ab 2022
keine Kernenergie mehr in Deutschland
produziert wird.
Dietmar Woidke: Das betrifft die deutsche
Industrie und Deutschland insgesamt.
Es ist wichtig, die Energiedebatte
ehrlich zu führen. Und das heißt, dass
wir auf konventionelle Energieträger, also
die Kohle, erst dann verzichten können,
wenn wir die heute noch unzuverlässigen
Erneuerbaren Energien zu zuverlässigen
Energieträgern gemacht haben. Da
stecken wir aktuell noch in den Kinderschuhen.
W+M: Brandenburg plant als Reaktion
auf den Bevölkerungsrückgang in den
ländlichen und Randregionen eine Verwaltungsreform,
die aktuell nicht unumstritten
ist. Wie ist Sachsen auf den demografischen
Wandel vorbereitet, stehen
Sie auch vor einer Straffung der Verwaltung,
Herr Tillich?
Stanislaw Tillich: Wir haben unsere Verwaltung
bereits in den letzten Jahren gestrafft.
Noch vor rund zehn Jahren hatten
wir 22 Landkreise und sieben kreisfreie
Städte, heute sind es zehn Landkreise
und drei. Die Reduzierung war 2008
mit einer Verwaltungs- und Funktionalreform
verbunden. Solche Vorhaben stoßen
nicht immer auf Gegenliebe. Oft sind es
Befindlichkeiten, die zur Gegenwehr führen.
Meine Meinung zu solch einem politischen
Vorhaben: Wenn du einmal gestartet
bist, musst du durch und es immer wieder
im Dialog erklären. Und am Ende des
Tages zahlt es sich auch für die Bürger aus.
W+M: Sowohl in Sachsen als auch in
Brandenburg gab es in den zurückliegenden
Monaten fremdenfeindliche Aktionen,
über die auch in den internationalen
Medien berichtet wurde. Befürchten Sie,
dass dies negative Auswirkungen auf die
Attraktivität der Standorte Sachsen und
Brandenburg haben wird?
ZUR PERSON
Stanislaw Tillich wurde am 10. April 1959
in Neudörfel bei Kamenz geboren. An
der Technischen Universität Dresden
studierte er Konstruktion und Getriebetechnik.
Bereits zu DDR-Zeiten trat er
der CDU bei. Seine politische Karriere im
geeinten Deutschland startete Tillich in
Brüssel – bis 1994 arbeitete er als Beobachter
im Europaparlament, danach bis
1999 als Abgeordneter. Ab 1999 bekleidete
er in Sachsen verschiedene Ministerposten.
Seit 2008 ist Stanislaw Tillich
sächsischer Ministerpräsident. Er ist verheiratet
und Vater zweier Kinder.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
18 | W+M SCHWERPUNKT SACHSEN
Stanislaw Tillich: Dass es diese Ereignisse
gegeben hat, ist das eine. Und dass
es durch die Berichterstattung dazu führt,
dass sich das eine oder andere Unternehmen
überlegt, welche Konsequenzen das
für eine zukünftige Investition hat, gehört
leider dazu. Meine Antwort ist deutlich:
Wenn das ein entscheidender Faktor wäre,
eine Investition nicht zu tätigen, dann hätte
man den Rechtsextremisten Genüge getan.
Denn dann hätten sie es geschafft zu
verhindern, was uns Demokraten am Herzen
liegt: Dass Menschen und Investoren
zu uns kommen – aus aller Welt. Wir tun
alles dafür, dass sich die Rechtsextremen
nicht durchsetzen können.
Dietmar Woidke: Es schadet Deutschland
immens, wenn Leute mit einem Galgen
in der Hand durch Dresden marschieren.
Und es schadet Ostdeutschland im
Besonderen. Wir haben im letzten Jahr
das „Bündnis für Brandenburg“ gegründet.
Um einer immer stärker international
agierenden Wirtschaft Flagge zu zeigen
und zu sagen: Ihr Rechtspopulisten
seid nicht die Mitte der Gesellschaft! Dieser
Platz ist besetzt. Jede ausländische
Fachkraft, die wir aufgrund solcher Bilder
nicht mehr nach Deutschland bekommen,
ist ein Verlust für unser Land. Daher
bekämpfen wir Rechtsextremismus
in Brandenburg seit Ende der 90er Jahre
besonders intensiv und erfolgreich – sowohl
mit der Zivilgesellschaft als auch mit
den Mitteln des Rechtsstaates.
W+M: Das wirtschaftliche Rückgrat in
Brandenburg und Sachsen bildet der Mittelstand.
Was erwarten Sie eigentlich von
einem mittelständischen Unternehmer?
Stanislaw Tillich: Ich wünsche mir von
denjenigen, die mittlerweile das Potenzial
haben, größer zu werden und zu wachsen,
dass sie auch die Courage dazu haben.
Sie können es, sie müssen nur den
Mut zum nächsten Schritt haben. Oft sind
ostdeutsche Unternehmer noch zu bescheiden
bei dem, was sie drauf haben.
ZUR PERSON
Dietmar Woidke wurde am 22. Oktober
1961 in Naundorf bei Forst geboren. Er
studierte Landwirtschaft und Tierproduktion
an der Berliner Humboldt-Universität.
In der Wendezeit arbeitete Woidke
als wissenschaftlicher Assistent am Berliner
Institut für Ernährungsphysiologie.
1993 trat er in die SPD ein und gehört
seit 1994 dem Brandenburger Landtag
an. Er fungierte bereits als Landwirtschafts-
und als Innenminister. Seit dem
28. August 2013 ist Dietmar Woidke Ministerpräsident
in Brandenburg. Er ist
verheiratet und Vater einer Tochter.
Dietmar Woidke: Eine wichtige Erwartung,
die ich an die Unternehmer habe,
wurde in jüngster Zeit erfüllt: Dass sich
die Unternehmen selbst darum kümmern,
künftige Fachkräfte zu suchen und
auszubilden. Sie nehmen möglichst frühzeitig
mit den Schulen Kontakt auf und
knüpfen die Verbindung Schule–Wirtschaft.
Hier sind wir noch nicht am Ende
des Wegs, aber ich bin froh, dass unsere
Wirtschaft die Fachkräftesicherung inzwischen
als Hauptthema erkannt hat.
W+M: Als Landesväter sind Sie nicht nur
gefordert, die aktuellen Regierungsgeschäfte
zu führen. Sie müssen auch den
Blick nach vorn richten und wichtige Weichenstellungen
für die Zukunft vorantreiben.
Wo sehen Sie Ihr Land – wirtschaftlich
betrachtet – im Jahr 2030?
Stanislaw Tillich: Wir wollen, dass in allen
Landesteilen die Entwicklungsmöglichkeiten
die gleichen sind. Ich folge
nicht den Wirtschaftsforschern, die sagen,
dass wir in Zukunft bestimmte entleerte
Räume haben werden. Der Bürger
selbst wird entscheiden, wo er zu wohnen
gedenkt. 80 Prozent der Unternehmen
und 60 Prozent der Arbeitsplätze befinden
sich im ländlichen Raum, außerhalb
von Dresden, Chemnitz und Leipzig.
Wir müssen die Voraussetzungen schaffen,
damit dies so bleibt. 2030 wird Sachsen
nicht nur Hotspot in der Mikroelektronik
sein, Sachsen wird ein industrielles
Herz Deutschlands sein und hoffentlich
aufgeschlossen haben zu Bayern und
Baden-Württemberg.
Dietmar Woidke: Wir sind auf dem
Weg, ein Hochtechnologieland zu werden
– speziell im Bereich der Luft- und
Raumfahrt. Dabei sind wir gut beraten,
der Fachkräftesituation unvermindert
große Aufmerksamkeit zu schenken.
Wir werden 2030 noch nicht das wirtschaftlich
führende Bundesland sein,
aber ein Bundesland mit einer starken
Wirtschaft und einer dann noch deutlich
niedrigeren Arbeitslosigkeit. Um das zu
erreichen, werden wir unsere industriellen
Kerne weiter stärken und wirtschaftlichen
Aufschwung in allen Landesteilen
sicherstellen.
W+M: Wer wird im Ländervergleich dann
die Nase vorn haben – Brandenburg oder
Sachsen?
Stanislaw Tillich: Brandenburg ist heute,
was die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
rein nach dem Steueraufkommen
betrifft, erfolgreicher als Sachsen. Beide
Länder haben aber ein strukturelles Defizit.
Der Brandenburger Norden ist schwächer
als das Berliner Umland. Und unsere
drei großen Städte Dresden, Leipzig
und Chemnitz sind stärker als der Raum
um sie herum. Für mich ist entscheidend,
dass wir diese strukturellen Unterschiede
beseitigen. Also, wenn Dresden so
attraktiv ist, dass es den gleichen Wohlstand
bis nach Zittau, Görlitz und Weißwasser
trägt, dann bin ich zufrieden.
Dietmar Woidke: Ostdeutschland befindet
sich immer noch in einem wirtschaftlichen
Aufholprozess. Wir sind auf einem
guten Weg, aber es gibt viele Risiken.
Deshalb müssen wir weiter hart arbeiten
und vor allem ehrgeizig bleiben. Selbstzufriedenheit
wäre fehl am Platz.
Interview: Karsten Hintzmann
und Frank Nehring
Foto: Ralf Succo
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
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20 | ADVERTORIAL
IT-Trends für den Mittelstand
Ohne IT-Systeme geht auch bei Mittelständlern nichts mehr. Deshalb stellt sich die
kritische Frage: Was dürfen Datensicherheit und Verfügbarkeit der IT-Systeme kosten?
Oder besser: Wie teuer wird es, wenn die IT (über mehrere Stunden) ausfällt?
Oft entsprechen das Niveau von Risikovorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen nicht
mehr der gestiegenen Bedeutung der IT-Systeme. Die ACS Solutions und die
envia TEL haben für unterschiedliche Branchen differenzierte Antworten.
Wenn ein IT-System
unternehmenskritisch ist
Torsten Albrecht nennt ein einfaches Beispiel:
Ein Maschinenbauunternehmen
nutzt für die Steuerung und Verwaltung
seiner Materiallager ein modernes ERP-
System. Gelieferte Bauteile haben keinen
festen Platz mehr im Lager, sondern werden
vom ERP-System möglichst effizient,
das heißt „chaotisch“ abgelegt. Wenn
das ERP-System ausfällt, steht die Fertigung
mangels Material sehr schnell still.
Das kostet pro Schicht etwa 40.000 Euro.
Die Verfügbarkeit des ERP-Systems hat
also eine unternehmenskritische Bedeutung
und erfordert eine angemessene
Absicherung.
Eines der Modernsten: das Datacenter von envia TEL in Taucha bei Leipzig.
Das ERP-System wird jetzt im Hochsicherheits-Rechenzentrum
der envia TEL
betrieben und von ACS betreut. Hier
sind alle Systeme auf Ausfallsicherheit
und Hochverfügbarkeit optimiert. So ist
die ERP-Software auf zehn virtualisierte
Server verteilt, sodass ein Hardwareausfall
keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit
hat. Die schnelle Datenverbindung zum
Maschinenbauunternehmen ist abhörsicher
verschlüsselt und über zwei verschiedene
Gebäudezugänge redundant
ausgelegt.
Der eigene IT-Technikraum
kann problematisch werden
„Viele Mittelständler halten eine IT-Infrastruktur
im eigenen Haus immer
noch für die beste Lösung. Das hält einer
kritischen Überprüfung in aller Regel
nicht stand“, so der ACS-Vertriebsleiter.
Er nennt die physische Absicherung
der Systeme, wie USV-Anlagen und
Brandschutz, bis hin zu ausgefeilten Redundanzkonzepten.
„Zusätzlich kommen
Kosten für die IT-Security und für ausreichend
qualifizierte IT-Mitarbeiter hinzu.
Das wird durch die gestiegene Komplexität
für die meisten Mittelständler
recht teuer“, fasst Torsten Albrecht zusammen.
ACS Solutions stellt für Geschäftskunden
hoch standardisierte, flexible und effiziente
IT-Lösungen bereit und arbeitet hier
eng mit envia TEL zusammen. Der Telekommunikationsdienstleister
betreibt in
Taucha bei Leipzig einen der modernsten
Datacenter-Standorte in Deutschland.
Das Rechenzentrum unterliegt deutschen
Datenschutzbestimmungen und
ist nach dem international anerkannten
IT-Sicherheitsstandard ISO/IEC 27001
zertifiziert. Alle relevanten Infrastrukturkomponenten
sind mehrfach ausgelegt
und auch bei der physischen Sicherheit
auf dem neuesten Stand der Technik. Als
Datacenter-Anbieter kann envia TEL die
Anlagen sehr wirtschaftlich betreiben
und die Kosten auf eine Vielzahl von Anwendern
verteilen.
Sicherheit und Verfügbarkeit
von Datenverbindungen
Wenn ein Mitarbeiter von zu Hause aus
auf die Daten im Unternehmen zugreifen
will oder mehrere Standorte miteinander
vernetzt werden sollen, spielt die
Sicherheit und Verfügbarkeit der Datenverbindung
eine entscheidende Rolle.
Für einen IT-Dienstleister wie ACS sei
es kein Problem, dafür ein sogenanntes
virtuelles privates Netzwerk (VPN) einzurichten.
Ein VPN verschlüsselt den kompletten
Datenverkehr und sorgt, wie in
einem geschützten Datentunnel, für eine
abhör- und manipulationssichere Verbindung.
„Bei den Datenverbindungen ver-
Foto: envia TEL
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
ADVERTORIAL | 21
Foto: ACS Solutions GmbH
trauen wir trotzdem lieber auf den Service
von envia TEL“, erläutert Torsten Albrecht.
Große Provider wie envia TEL
nutzen für den Transport von sensiblen
Sprach- und Datenpaketen das Verfahren
„Multiprotocol Label Switching“
(MPLS). Das bringt aus Sicht von ACS
den Vorteil, dass auch komplexe Anforderungen
wie die verschlüsselte Verbindung
zwischen mehreren Standorten zuverlässig
und gut administriert werden
können. Verfügt ein Unternehmen über
zwei voneinander unabhängige Datenverbindungen,
sorgt MPLS automatisch für
deren Koordination.
Beispiele für Engagement
und Flexibilität
Torsten Albrecht nennt die stärkere Vernetzung
als wichtigen IT-Trend, der alle
Mittelständler trifft. Was aktuell bei Industrie
4.0 umgesetzt werde, fordere jeden
Zulieferer heraus und gelte auch für
Branchen wie Handel, Finanzdienstleistungen,
Versicherungen, Dienstleistungen,
Logistik und nicht zuletzt auch für
die öffentliche Verwaltung. „Dabei geht
es immer um sichere und schnelle Datenverbindungen
und eine sichere Datenablage
in einem möglichst ISO-zertifizierten
Rechenzentrum. Hier arbeiten wir nach
Möglichkeit mit envia TEL zusammen“,
hebt der ACS-Vertriebsleiter hervor. Er
sieht die Flexibilität, das Kosten-/Nutzenverhältnis
und die Zuverlässigkeit vieler
Provider als eher kritisch.
Als Beispiel nennt er ein Projekt
zur Datenanbindung
einer Niederlassung in
Norwegen. Die Verbindung
kam wegen
nicht erkennbarer
Probleme zunächst
nicht zustande. Da
die Strecke über
mehrere Leitungsanbieter
gekoppelt werden
musste, konnte der
Fehler aus der Ferne nicht
lokalisiert werden. „Erst durch das Engagement
von envia TEL wurde das Problem
gelöst. Ein Mitarbeiter ist mit seinen
Messinstrumenten nach Norwegen
gefahren und hat dort einen falsch konfigurierten
Router gefunden“, berichtet
der ACS-Vertriebsleiter. Er betont auch
die Bereitschaft, möglichst flexible und
bei Bedarf auch unkonventionelle Wege
zu gehen. Wenn Leitungsverbindungen
zu teuer sind, nutze envia TEL auch Richtfunkstrecken.
„Eine solche Flexibilität ist
nur durch engagierte Mitarbeiter
möglich. Das schätzen
wir an envia TEL“, fasst
der ACS-Vertriebsleiter
seine Bewertung
zusammen.
Torsten Albrecht
ist Vertriebsleiter der
ACS Solutions GmbH.
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22 | W+M SCHWERPUNKT
„Ohne technische Innovationen
wird die Energiewende nicht gelingen.“
Der enviaM-Vorstandsvorsitzende Tim Hartmann im W+M-Interview
Die Diskussionen um die Energiewende sind festgefahren:
Befürworter und Gegner konventionell erzeugter und Erneuerbarer
Energien stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber,
immer wieder flammen – wie jüngst in Brandenburg und
Sachsen – hitzige Debatten über die weitere Notwendigkeit
der Braunkohleverstromung auf. Gleichzeitig versucht der
Gesetzgeber, den Ausbau der Erneuerbaren Energien
wirtschaftlicher zu machen. Ausschreibung und
Mengenbegrenzung heißen die Schlagworte.
Davon offenbar unbeeindruckt arbeitet der
ostdeutsche Energiedienstleister enviaM an
der weiteren Schärfung seines Profils – und
greift einen Megatrend auf: die Digitalisierung.
Warum, das erklärt der Vorstandsvorsitzende
von enviaM Tim Hartmann im Interview mit
WIRTSCHAFT+MARKT.
W+M: Herr Hartmann, ein weiteres Jahr
voller – sagen wir einmal – nicht ganz
optimaler Rahmenbedingungen liegt
hinter der deutschen Energiewirtschaft.
Wie ist enviaM als Gruppe
durch 2015 gekommen?
Tim Hartmann: Wir haben erneut
ein gutes Ergebnis erzielt.
Insgesamt beliefen sich die
Umsatzerlöse der enviaM-
Gruppe in 2015 auf 4,99 Milliarden
Euro gegenüber 4,79
Milliarden Euro in 2014.
Unser Strom- und Gasabsatz
ist gestiegen, letzterer
sogar um rund 30 Prozent.
Wir konnten konstante
Kundenzahlen im Stromund
gestiegene Kundenzahlen
im Gasbereich verzeichnen. Vor
dem Hintergrund, dass insbesondere
im Gassektor derzeit ein hoher Verdrängungswettbewerb
herrscht, freuen
uns die Zuwächse hier ganz besonders.
All das ist ein guter Boden für weitere Investitionen.
Diese wuchsen in der Gruppe
in 2015 auf 185,3 Millionen Euro – ein
Plus von knapp 30 Millionen Euro im Vergleich
zum Vorjahr. Die Gelder flossen
insbesondere in den Netzbereich und in
die Stromerzeugung aus Erneuerbaren
Energien. Die Zahl unserer Mitarbeiter
stieg durch die erhöhte Investitionstätigkeit
leicht auf 3.471. Unsere
Ausbildungsquote bewegte sich mit
9,3 Prozent erneut deutlich über dem
Branchendurchschnitt.
W+M: Ein Schlüssel zum Erfolg der Unternehmensgruppe
ist das Unternehmensleitbild
„ökologisch – partnerschaftlich
– innovativ“.
Was genau verbirgt
sich dahinter?
Tim Hartmann,
Vorstandsvorsitzender
des Energiedienstleisters
enviaM.
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
SACHSEN | 23
Foto: W+M
Tim Hartmann: Es sind die Leitwerte,
an denen wir unser gesamtes unternehmerisches
Handeln ausrichten: „Ökologisch“
definiert unseren Beitrag zum
Ausbau der Erneuerbaren Energien. Allein
in 2015 haben wir rund 50 Millionen
Euro in eigene Projekte im Bereich der
regenerativen Energien investiert. „Partnerschaftlich“
beschreibt die Kultur des
Umgangs mit unseren Mitarbeitern, Kunden,
Anteilseignern und anderen Akteuren,
denn die Energiewende kann keiner
allein stemmen. Und „innovativ“ untermauert
unsere Bereitschaft, uns den
technologischen Herausforderungen der
Energiewirtschaft der Zukunft zu stellen.
W+M: Stapeln Sie hier nicht etwas tief –
denn beispielsweise beim Thema Digitalisierung
gehören Sie ja zu den Vorreitern
Ihrer Branche?
Tim Hartmann: Für uns ist das als Marktführer
in Ostdeutschland eine Selbstverständlichkeit.
Denn eines ist sicher: Die
Energiewende wird ohne technische Innovationen
nicht funktionieren. Und woher,
wenn nicht aus der Branche, die am
meisten von der Energiewende betroffen
ist und sie umsetzen muss, sollen
die Innovationen denn sonst kommen?
Die Digitalisierung wird eine Vielzahl von
Veränderungen und Projekten nach sich
ziehen.
W+M: Können Sie uns schon Beispiele
nennen?
Tim Hartmann: In aller Munde ist ja die
ab 2017 geplante flächendeckende Einführung
der sogenannten intelligenten
Stromzähler, mit dem der Kunde in die
Lage versetzt werden soll, seinen Energieverbrauch
nicht nur besser nachvollziehen
zu können, sondern auch gezielt
zu beeinflussen. Hier kooperieren wir eng
mit Hochschulen, Instituten und Behörden,
um die entsprechenden technischen
Voraussetzungen zu schaffen. Selbstverständlich
arbeiten wir dabei auch mit anderen
Energieversorgern zusammen. So
haben wir eine Anwendergemeinschaft
mit Stadtwerken gegründet, um uns gegenseitig
bei der Vorbereitung auf das
neue Zählerzeitalter zu unterstützen.
W+M-Herausgeber Frank Nehring und W+M-Autorin Katrin Kleeberg sprachen mit
Tim Hartmann (v. l.).
Auch im Gasbereich ist die Digitalisierung
nicht mehr wegzudenken. Hier sind
wir etwa dank moderner Datentechnik in
der Lage, den Brennwert des eingespeisten
Erd- und Biogases im Netzgebiet für
unsere Kunden rechnerisch zu ermitteln.
Bisher war dafür die Beimischung
von Flüssiggas notwendig. Diese kann
künftig eingespart werden. Wie im Netz
schreitet die Digitalisierung auch im Vertrieb
voran. Jeder zweite Neukunde im
Privatkundenbereich kommt inzwischen
online zu uns.
W+M: Das heißt, die Digitalisierung verändert
das Gesicht der enviaM?
Tim Hartmann: Ich gebe Ihnen insofern
recht, als dass die Digitalisierung in alle
Unternehmensbereiche eingreift und Abläufe
und Aufgaben im Unternehmen völlig
neu definiert. So schaffen wir gerade
an all unseren Standorten so genannte
„Teamflächen“. Hier sind sechs und
mehr Mitarbeiter tätig, die sich gegenseitig
ergänzen und gemeinsam an Lösungen
arbeiten. Das heißt: Im Unternehmen
entwickelt sich ein völlig neues, ein
projekt- und lösungsbezogenes Denken,
vergleichbar vielleicht mit der interdisziplinären
Forschung an Universitäten.
Was sich aber nicht ändert ist: Wir verstehen
uns als Energiedienstleister im besten
Wortsinn – nämlich als Dienstleister
für alle Fragen rund um das Thema Energie.
W+M: Wohin wird diese Entwicklung die
enviaM-Gruppe führen?
Tim Hartmann: Das kann ich Ihnen so
nicht beantworten. Mit der Digitalisierung
betreten wir alle Neuland. Wir müssen
unsere Mitarbeiter, Kunden und Anteilseigner
auf dem Weg in die digitale
Welt mitnehmen. Und die gesetzgeberischen
Rahmenbedingungen müssen entsprechend
geschaffen werden. Wenn es
uns gelingt, dass unser Unternehmen bei
dieser Reise in die Zukunft weiterhin wirtschaftlich
erfolgreich bleibt, weil unsere
Kunden zufrieden sind und unsere Mitarbeiter
bei uns ein gutes Auskommen haben,
dann haben wir viel erreicht.
Interview: Katrin Kleeberg
und Frank Nehring
ENVIAM-ENERGIEKONVENT:
„DIGITALISIERUNG DER
ENERGIEWIRTSCHAFT“
Am 24. Oktober 2016 lädt enviaM erneut
zum „Energiekonvent“ in den
Leipziger Kubus ein. Im Mittelpunkt
des Abends steht die Digitalisierung
der Energiewirtschaft aus Kundensicht.
Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft
werden darüber diskutieren, welche
Möglichkeiten und Mehrwerte die
Digitalisierung den Energieverbrauchern
bietet und was dies für die Beziehung
zu ihrem Energieversorger bedeutet.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
24 | W+M LÄNDERREPORT
In der Zulieferfirma FlammAerotec im Industriepark Schwerin werden
Bauteile für die Airbus-Produktion in Norddeutschland gefertigt.
Schwerin dockt
an Hamburg an
Die deutschen Küstenländer rücken enger zusammen. Im Zentrum
der Annäherung steht Hamburg, das wirtschaftliche Schwergewicht
des Nordens. Der gleichnamigen Metropolregion wollen sich jetzt
auch Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin und
der Altkreis Parchim anschließen. Von Thomas Schwandt
Die Metropolregion Hamburg wird an
ihrer Ostflanke gestärkt. Wenn alle
parlamentarischen Hürden auf kommunaler
und Länderebene bis Ende dieses
Jahres genommen sind, werden ab
1. Januar 2017 die mecklenburgisch-vorpommersche
Landeshauptstadt Schwerin
und das rudimentäre Landkreisgebiet
Parchim offiziell zum Kooperationsverbund
dazugehören. Im Mai dieses Jahres hat der
Lenkungsausschuss der Metropolregion
grünes Licht gegeben für die Ost-Erweiterung.
Bereits zu Beginn dieses Jahrzehnts hatten
sich das Land Mecklenburg-Vorpommern
und die damaligen Landkreise Ludwigslust
und Nordwestmecklenburg zu einem
Beitritt entschlossen, der dann 2012
auf Basis eines novellierten Staatsvertrages
zwischen den Nordländern vollzogen
wurde. Mit den jetzt avisierten Kandidaten
gewinnt das östliche Bundesland in der
Metropolregion Hamburg an Gewicht. Zugleich
wird ein geografisches Vehikel beseitigt.
Denn seit der Kreisgebietsreform
2011 in Mecklenburg-Vorpommern bilden
die Altlandkreise Ludwigslust und Parchim
eine vereinigte Gebietskörperschaft unter
adäquatem Doppelnamen. „Mit dem Hinzukommen
von Parchim wird die Sache
für uns nun gänzlich rund“, frohlockte Rolf
Christiansen, Landrat von Ludwigslust-
Parchim, nach dem Erweiterungsvotum
im Lenkungsausschuss. Ludwigslust hat
sich in den zurückliegenden Jahren in einigen
großen Projekten der Metropolregion
engagiert, zuletzt federführend beim Thema
„Demografie und Daseinsvorsorge“.
Die Landeshauptstadt Schwerin intensivierte
vor zwei Jahren die bereits länger
bestehende Zusammenarbeit mit der Metropolregion,
vor allem bei der Vermarktung
von Industrie- und Gewerbeflächen.
Mit der angestrebten Mitgliedschaft könne
die Landeshauptstadt „ihre bundesweite
und internationale Wahrnehmung als starker
und lebenswerter Standort ausbauen“,
kommentierte Oberbürgermeisterin Angelika
Gramkow den nächsten Schritt. Wirtschaftliche
Aspekte führte auch Landrat
Christiansen an: „Die Marke ,Hamburg‘
ist für das regionsübergreifende und internatio
nale Marketing ein Magnet, um Investoren
und Fachkräfte anzuwerben.“
Die Landespolitik im westlichen Teil Norddeutschlands
hatte bereits Anfang der
1990er-Jahre mit einem regionalen Entwicklungskonzept
die länderübergreifende
Kooperation vorangetrieben. Die Strahlkraft
des hanseatischen Wirtschaftszentrums
soll genutzt werden, um für die benachbarte
Region zwischen Nord- und
Ostsee neue Wachstumspotenziale zu
generieren. Ohne einem Nordstaat das
Wort zu reden, finden die Landesregierungen
in Hamburg, Hannover, Schwerin
und Kiel immer häufiger zu einer gemeinsamen
Sprache. Wissend, in den harten
Verteilungskämpfen mit dem Bund ist nur
so ein spürbares Gegengewicht zu den Begehrlichkeiten
der südlichen Bundesländer
herzustellen. Exemplarisch dafür steht der
Foto: Thomas Schwandt
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 25
METROPOLREGION HAMBURG
Die Metropolregion Hamburg umfasst
zurzeit 17 Landkreise und zwei kreisfreie
Städte in den Bundesländern Niedersachsen,
Mecklenburg-Vorpommern,
Schleswig-Holstein und der Freien und
Hansestadt Hamburg. Fünf Millionen
Menschen leben in dem Einzugsbereich.
Wenn das aktuelle Beitrittsverfahren
für die Landeshauptstadt Schwerin
und den Altkreis Parchim bis Ende 2016
erfolgreich abschlossen wird, steigt die
Einwohnerzahl auf 5,2 Millionen und die
Metropolregion Hamburg umfasst dann
28.500 Quadratkilometer, was der Fläche
von Belgien entspricht.
Bundesverkehrswegeplan 2030. Für die
maritime Wirtschaft im Norden besitzen
zum Beispiel die Vertiefung der Elbe zum
Hamburger Hafen hin sowie der Schiffszufahrten
zu den Häfen Rostock und Wismar
oberste Priorität. Derartige millionenschwere
Infrastrukturprojekte sind in Berlin
nur in konzertiertem Auftreten der Küstenländer
zu erstreiten.
der Metropolregion Hamburg auf dem gemeinsamen
Webportal GEFIS präsentiert.
Sucht ein Interessent nach einem Standort
nahe Hamburg, werden ihm zum Beispiel
auch Flächen in Westmecklenburg
offeriert.
Für Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister
Harry Glawe sind die Ansiedlungserfolge
ein Beleg für die gezielte
Wirtschaftsförderung. „Unser Land bietet
eine moderne Infrastruktur und attraktive
Fördermöglichkeiten.“ Darauf hinzuweisen,
dazu trage auch die Zusammenarbeit
in der Metropolregion Hamburg bei. Die
Plattform sei gut geeignet, in der Hansestadt
Kontakte zu international agierenden
Unternehmen zu knüpfen und über diese
den Standort Mecklenburg-Vorpommern
„im Ausland besser bekannt zu machen“.
Glawe betont aber auch gern, dass das
nordöstliche Bundesland trotzdem „verstärkt
selbst Flagge zeigen muss“. Unter
dem mächtigen Schirm von Hamburg könne
„man auch schnell übersehen werden“.
Er plädiert für eine Balance zwischen gemeinsamen
und eigenen Interessen.
Ordnungs- und wirtschaftspolitisch zielt die
Metropolregion Hamburg darauf ab, die Rahmenbedingungen
für Wachstum zu verbessern.
So existieren in Norddeutschland bereits
gemeinsame Statistik- und Eichämter
sowie Cluster in den Bereichen maritime Industrie,
Life Sciences und Ernährungswirtschaft.
Doch auch die Herausforderungen
eines globalisierten Marktes bedingen ein
Zusammenrücken. In der norddeutschesten
aller Branchen, der maritimen Industrie,
vollzieht sich unter extremem internationalen
Konkurrenzdruck seit Jahren ein
tiefer Strukturwandel. Infolge der Insolvenz
der P+S-Werften (Stralsund/Wolgast) übernahm
beispielweise im Mai 2013 die Bremer
Lürssen-Werft die Peene-Werft in Wolgast.
Das vergrößerte Potenzial erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.
Das treibt auch den asiatischen
Investor Genting Hong Kong (HK) um,
der in diesem Jahr die drei Werften in Wismar,
Warnemünde und Stralsund gekauft
hat und daraus die Schiffbaugruppe „MV
Werften“ schmiedet. Diese kooperiert eng
mit der Lloyd-Werft Bremerhaven, die seit
Jahresbeginn 2016 ebenfalls zu 100 Prozent
von Genting HK erworben wurde. W+M
Quelle Schaubild: Metropolregion Hamburg
Innerhalb der Metropolregion wirkt das
wirtschaftliche Schwergewicht Hamburg
auch tief hinein nach Mecklenburg-Vorpommern.
Ausschlaggebend dafür ist die
sehr gute verkehrstechnische Anbindung
Westmecklenburgs an die Elbe-Metropole.
Entlang der Ost-West-Autobahnen 24
und 20 sind prosperierende Gewerbegebiete
entstanden, in denen Unternehmen
aus der Ernährungsindustrie, der Automotive-
und Luftfahrtbranche sowie Medizintechnik
investiert und Produktionsstätten
errichtet haben. Darunter Konzerne wie
Dr. Oetker und Nestlé sowie mittelständische
Firmen wie FlammAerotec (Luftfahrtindustrie)
und Euroimmun (Medizintechnik).
Die günstige Lage an der Achse
Berlin–Hamburg hat die Investitionsentscheidungen
maßgeblich beeinflusst. In
jüngster Zeit entdeckten vermehrt Hamburger
Unternehmen die Nähe Westmecklenburgs
und expandierten nach
dort. Die FVH Folienveredlung Hamburg
GmbH & Co. KG legte erst kürzlich den
Grundstein für eine neue Betriebsstätte
im Industriepark Schwerin. Zur Akquise
von Investoren werden Gewerbeflächen in
N O R D S E E
Cuxhaven
Landkreis
Cuxhaven
Heide
Kreis
Dithmarschen
SCHLESWIG-
HOLSTEIN
Neumünster
Itzehoe Bad Segeberg
Kreis
Kreis
Steinburg
Segeberg
Lübeck
Bad
Kreis
Oldesloe
Pinneberg
Kreis
Pinneberg
Stormarn Ratzeburg
Stade
Kreis
Herzogtum
Landkreis HAMBURG
Lauenburg
Stade
Landkreis
Rotenburg (Wümme)
Rotenburg
(Wümme)
Bad
Fallingbostel
Winsen
Landkreis
Harburg
Landkreis
Heidekreis
Lüneburg
Landkreis
Lüneburg
Uelzen
NIEDERSACHSEN
Lüchow
O S T S E E
Wismar
Ab 2017 sollen Schwerin und das Gebiet Parchim zur Metropolregion Hamburg gehören,
in welcher dann 5,2 Millionen Menschen leben.
Eutin
Landkreis
Uelzen
Kreis
Ostholstein
Landkreis
Nordwestmecklenburg
Alt-Landkreis
Ludwigslust
Landkreis
Lüchow-Dannenberg
Schwerin
MECKLENBURG-
VORPOMMERN
Parchim
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
26 | W+M LÄNDERREPORT
Eine DHL-Frachtmaschine vom Typ A300-B4-200 überquert am
Frachtzentrum des Flughafens Leipzig-Halle eine Rollbrücke.
Flughäfen am Tropf
der öffentlichen Hand
Lange galten Regionalflughäfen in Deutschland als Symbol
für Modernität, oft hielten Politiker auf Landes-, Kreis- und
kommunaler Ebene sie für unverzichtbare Standortfaktoren in der
Konkurrenz um Investoren und neue Arbeitsplätze. Erwartungen,
die meist zum teuren Flop wurden – auch in Ostdeutschland, wo
eine entsprechende Infrastruktur nach 1990 aufgebaut werden
musste. Von Tomas Morgenstern
Am Flughafen Rostock-Laage
herrschte am 25. Juni Aufbruchstimmung
beim Sommerfest mit
5.000 Besuchern. Erst wenige Tage zuvor
war der erste reguläre Jumbo-Jet mit
mehr als 520 Urlaubern an Bord gelandet.
Der Airport in Ostsee-Nähe, zugleich Fliegerhorst
des Jagdgeschwaders 73 der
Bundesluftwaffe, hat seit Januar 2015
einen Deal mit der Reederei Costa Crociere
(Italien). Die bringt in der Saison
ihre Kreuzfahrtreisenden über Laage direkt
zu den Luxuslinern im Rostocker Hafen.
„Seamless Travel“ (Nahtlos Reisen)
heißt das Konzept, für das inzwischen
auch Pullmantur Cruises (Spanien) und
MSC Cruises (Schweiz) gewonnen wurden.
Nach schwachen Jahren sind 2015
in Laage gut 190.000 Passagiere abgefertigt
worden, darunter erstmals 18.000
Kreuzfahrtreisende. Airport-Chef Rainer
Schwartz hofft, 2016 70.000 Hochsee-
Touristen am Airport begrüßen zu können.
In diesem Sommer geht es vielleicht auch
am Ferienflughafen Heringsdorf auf Usedom
wieder aufwärts. 2015 war die Passagierzahl
um ein Drittel auf 27.500 gesunken.
Erst im Juni sorgte die Nachricht,
dass die EU-Kommission die zwischen
2004 und 2014 gewährten Betriebszuschüsse
und darüber hinaus auch die für
die Jahre 2015 bis 2018 noch zu gewährenden
Investitionsbeihilfen genehmigt
hat, für Erleichterung. Allein im Jahr 2016
überweist der Landkreis als Flughafengesellschafter
bis zu 350.000 Euro.
Die Situation der ostdeutschen Flughäfen
ist höchst unterschiedlich – die größeren
können mit wachsenden Passagierzahlen
rechnen, die kleineren suchen nach
der rettenden Nische. Gemeinsam ist den
meisten, dass sie keine Gewinne erwirtschaften,
sondern dauerhaft auf Zuschüsse
von Bund, Ländern, Landkreisen und
sogar Kommunen angewiesen sind.
Einen der Gründe dafür sieht der Frankfurter
Flughafenexperte Dieter Faulenbach
da Costa in der zu großen Flughafendichte.
Auch fehle es, wie er W+M sagte, an
einer sinnvollen Arbeitsteilung unter den
Flughäfen. Vom Bund erwartet er, dass
sein längst überfälliges neues Flughafen-
Foto: Deutsche Post AG
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
OSTDEUTSCHLAND | 27
konzept den Ländern die Möglichkeit biete,
den Wildwuchs auf diesem Gebiet zu
beseitigen. Faulenbach da Costa schwebt
vor, dass sich Bundesländer zusammentun
– beispielsweise Berlin und Brandenburg
mit Sachsen und Sachsen-Anhalt oder
Mecklenburg-Vorpommern mit Niedersachsen
und Hamburg – und sich auf der
Basis von Staatsverträgen auf einige wenige
wirtschaftlich leistungsstarke und zukunftsfähige
Flughafenstandorte verständigen.
So bestünde die Chance, den nach
2030 erwarteten Anstieg des jährlichen
Passagieraufkommens in Deutschland auf
mehr als 300 Millionen zu bewältigen.
Düsseldorf. Allein in Tegel wurden 2015
rund 21,01 Millionen Passagiere abgefertigt.
Der einstige DDR-Zentralflughafen
Schönefeld legte um fast 17 Prozent auf
8,29 Millionen zu.
Auch der Flughafen der sächsischen Hauptstadt
in Dresden-Klotzsche, seit 2008 Dresden
International, wird von der Mitteldeutschen
Flughafen AG betrieben. Die Passagierzahl
lag 2015 bei 1,72 Millionen. Am
Flughafen produzieren die traditionsreichen
Elbe Flugzeugwerke Bauteile für Airbus Industries.
Seit Mai 2013 ist Dresden Reparaturstützpunkt
für den Airbus A380.
In die Entwicklung des Flughafens Magdeburg-Cochstedt
haben das Land Sachsen-Anhalt
und der Salzlandkreis über die
Jahre 30 Millionen Euro Steuergeld investiert.
Er liegt an einem Gewerbepark und
darf rund um die Uhr betrieben werden.
Weil er dennoch nicht aus der Verlustzone
kam, wurde der Platz 2010 für nur eine
Million Euro an einen dänischen Investor
verkauft. Im Januar musste er Insolvenz
anmelden und fährt pro Monat 250.000
Euro Verluste ein.
Foto: Flughafen Dresden GmbH/Michael Weimer
Insgesamt 40 Standorte in
Deutschland haben die zuständigen
Landesluftfahrtbehörden
als Verkehrsflughäfen klassifiziert,
elf davon in den neuen
Ländern. Neben den Berliner
Flughäfen Tegel und Schönefeld
zählen dazu zum Beispiel
Leipzig-Halle, Dresden International,
Erfurt-Weimar, Magdeburg-Cochstedt,
Rostock-Laage
und Schwerin-Parchim. Ergänzt
werden sie durch ein Netz kleinerer
Verkehrs- und Sonderlandeplätze.
Die beiden Berliner Flughäfen
sehen sich unabhängig von
der Fertigstellung des seit November
2011 überfälligen neuen Hauptstadtflughafens
BER im Luftverkehr gemeinsam
in einer anderen Liga – etwa
mit Frankfurt am Main, München und
PASSAGIERAUFKOMMEN AN
DEUTSCHEN FLUGHÄFEN 2015
Die Zahl der Passagiere auf deutschen
Flughäfen ist 2015 um 7,5 Millionen
gestiegen. Insgesamt starteten oder
landeten im vergangenen Jahr 193,9
Millionen Fluggäste auf deutschen Flughäfen.
Im Auslandsverkehr erhöhten
sich die Passagierzahlen gegenüber
2014 um 7,1 Millionen (plus 4,4 Prozent)
auf 170,8 Millionen. Im Inlandsverkehr
stieg die Anzahl der Fluggäste hingegen
lediglich um 400.000 (plus 1,5 Prozent)
auf 23,1 Millionen.
Blick auf die Abflugebene des Terminals des Flughafens Dresden
International.
Dank der Ansiedlung des Frachtzentrums
der Posttochter DHL im Jahr 2008
am Standort Schkeuditz ist der Flughafen
Leipzig-Halle zum zweitgrößten Luftdrehkreuz
Deutschlands aufgestiegen.
Der Freistaat Sachsen ließ sich das 71
Millionen Euro kosten, weitere 350 Millionen
Euro machte er für die neue Startund
Landebahn Süd locker. Der Flughafen
gehört der Mitteldeutschen Flughafen
AG und damit den Ländern Sachsen
und Sachsen-Anhalt sowie einigen Städten
und Kreisen. 65 Frachtmaschinen werden
dort jede Nacht abgefertigt, im vergangenen
Jahr wurden erstmals mehr als
988.000 Tonnen umgeschlagen. Die Fluggastzahlen
indes stagnieren, 2015 lagen
sie bei 2,32 Millionen. Mit einem Verlust
von 49,7 Millionen Euro im Geschäftsjahr
2014 fuhr Halle-Leipzig das negativste Ergebnis
aller deutschen Flughäfen ein.
Der Freistaat Thüringen als
Hauptgesellschafter betreibt
im Erfurter Ortsteil Bindersleben
den Flughafen Erfurt-Weimar.
Seit 1980 war hier fast nur
noch die Interflug in die Feriengebiete
im sozialistischen Ausland
abgehoben. Nach dem Rekordjahr
2004, als in Erfurt mehr
als eine halbe Million Fluggäste
abgefertigt wurden, erreichte
das Passagieraufkommen 2015
nur noch 230.436.
In einer im Juli 2015 von der
Deutschen Bank Research vorgelegten
Studie heißt es dazu:
„Mit wenigen Ausnahmen waren
die Jahresergebnisse der
Flughäfen in den letzten rund zehn Jahren
negativ. So konnte 2013 keiner der Regionalflughäfen
ein positives Ergebnis erzielen.
In der Regel lag der Fehlbetrag pro
Flughafen im ein- bis zweistelligen Millionenbereich.“
Mit Regionalflughäfen lasse sich kein lohnendes
Geschäft machen, räumte ausgerechnet
Rostocks Oberbürgermeister Roland
Methling (parteilos) im Juni ein. Doch
komme das millionenschwere Engagement
Rostocks als Flughafengesellschafterin
seit Anfang der 1990er Jahre nicht
nur den hier lebenden Menschen zugute.
„Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag
für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts
und schaffen die Basis, neue
Zielgruppen im Tourismusbereich anzusprechen.“
W+M
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
28 | W+M LÄNDERREPORT
Im Chemiepark Bitterfeld sind in den letzten Jahren 11.000
Arbeitsplätze entstanden. Bitterfeld selbst hat 15.500 Einwohner.
Warum Bitterfeld
zur AfD-Hochburg wurde
Für Bitterfeld und Wolfen stehen heute weder grassierende Deindustrialisierung
und extreme Arbeitslosigkeit noch städtebaulicher Verfall
oder Umweltnotstand. Die Menschen sind aufgrund der hohen
Industriedichte zu DDR-Zeiten überdurchschnittlich gebildet, und
inzwischen wandelte sich ein gewaltiger Tagebau zu einem idyllischen
See direkt am Innenstadtrand. Dennoch gilt die Region seit der
jüngsten Landtagswahl in Sachsen-Anhalt als Hochburg der rechtspopulistischen
Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD). Eine
Ursachensuche. Von Harald Lachmann
Schulschließungen stoppen, TTIP verhindern,
Kita-Gebühren abschaffen,
rot-grüne Bildungsexperimente aufhalten
oder auch: Frühsexualisierung in Kita
und Schule beenden. Auf der Webseite von
Daniel Roi fehlt es nicht an politischen Themen.
Doch Begriffe wie Flüchtlinge oder
Asylmissbrauch finden sich nicht. Dabei
steht auch der 29-jährige Bachelor of Engineering,
der einige Zeit im Dessauer Landwirtschaftsamt
arbeitete, für das ausländerfeindliche
Profil der AfD im Südosten
Sachsen-Anhalts. Denn für sie hatte er zur
Landtagswahl im März kandidiert und mit
31 Prozent der Erststimmen das Direktmandat
im Wahlkreis Wolfen geholt.
Ähnlich der 50-jährige Volker Olenicak
aus Friedersdorf, ein Unternehmer, der in
und um Bitterfeld mehrere Telefonshops
betreibt. Er holte für die AfD mit 33,4 Prozent
das Direktmandat in Bitterfeld und
gehört inzwischen im Landtag sogar jener
parlamentarischen Kommission an,
die die Geheimdienste kontrollieren soll.
Beide, Roi wie Olenicak, stehen damit nun
bundesweit am Pranger für ein Phänomen,
das in den großen Medien der Republik –
von SPIEGEL ONLINE bis Tagesschau – als
die „Schande von Bitterfeld“ gebrandmarkt
wurde. Denn nirgendwo machten mehr
Menschen bei der AfD ihr Kreuzchen. Dabei
gewann die rechte Protestpartei im Süden
Sachsen-Anhalts sogar 15 Direktmandate.
Auch in Zeitz, Merseburg, Querfurt
oder Staßfurt schnitt sie vergleichbar ab.
Woran liegt das? Schnelle, seriöse Antworten
fallen schwer. Es vor allem auf
Foto: Harald Lachmann
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
SACHSEN-ANHALT | 29
Fotos: AfD (oben), Harald Lachmann (unten)
Der AfD-Landtagsabgeordnete
Daniel Roi ist Chef der
Stadtrats- und Kreisratsfraktion
seiner Partei.
die ausländerfeindliche
Rhetorik zurückzuführen,
wäre zu kurz
gegriffen – selbst wenn
die AfD vor der Wahl mit
markigen Sprüchen wie diesem
warb: „Grenzen sichern. Asylchaos stoppen.“
Und 400 Migranten auf 15.500 Bitterfelder,
zudem dezentral untergebracht,
sind kein Grund zur Panik. Sicher finden
sich auf den Facebook-Seiten etwa von
Olenicak bösartige Angriffe auf die Kanzlerin
oder Links auf rechte Portale wie das
der „Reichsbürger“. Doch dafür hat man
ihn und die ganze AfD kaum gewählt. Immerhin
holte sie mit 24,3 Prozent fast so
viele Stimmen wie LINKE (16,3) und die
bisherige Magdeburger Regierungspartei
SPD (10,6) zusammen.
Es ist also mehr faul in der Region, zumal
auch eine geringe Wahlbeteiligung diesmal
nicht als Begründung dienen kann.
Denn anders als bei früheren Wahlen,
wo Parteien am rechten oder linken Rand
eben davon profitierten, gingen diesmal
wesentlich mehr Menschen zur Wahl –
und zwar eben weil sie die AfD ankreuzen
wollten. Sie hatte also mit ihrem Auftauchen
auf der politischen Bühne sogar
zusätzliche Wähler mobilisiert – offenbar
Menschen, die den etablierten Kräften
schon länger nicht mehr trauten.
Dennoch bleibt es rätselhaft, warum ausgerechnet
der Raum Bitterfeld-Wolfen
derartigen AfD-Zulauf hatte. Denn jene
Region bildet längst wieder eines der industriellen
Schwergewichte in Sachsen-
Anhalt, so mit dem prosperierenden Chemiepark,
der Metallverarbeitung oder
der sich wieder erholenden Solarzellenherstellung.
Allein im Chemiecluster arbeiten
11.000 Menschen. So liegt auch
die Arbeitslosigkeit in Bitterfeld mit etwa
neun Prozent teils deutlich unter der in der
Altmark, im Kreis Mansfeld-Südharz, im
Salzlandkreis oder den Städten Halle und
Dessau-Roßlau. Auch die Lebensqualität
in Bitterfeld
– einst maßlos übertrieben
als „dreckigste
Stadt Europas“ gegeißelt
– kann sich
sehen lassen. Der
Ortskern ist schmuck
restauriert und arrondiert
nun sogar einen
riesigen See mit Badestränden,
Marinas und Ausflugsoasen.
Und die Hochschule
im zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld gehörenden
Köthen – nur 35 Kilometer westwärts
gelegen – bildet ein weithin ausstrahlendes
geistiges Zentrum. So holte
hier auch die LINKE das Direktmandat.
Mithin ist es eher eine Verquickung mehrerer
Umstände, dass Bitterfeld-Wolfen
heute als AfD-Hochburg gilt, selbst wenn
mehr als doppelt sie viele Menschen sie
eben nicht wählten. Fraglos haben CDU
und SPD, die seit zehn Jahren als Magdeburger
Regierungsdoppel agieren und dabei
etliche Wählerwünsche offen ließen,
eine Aktie daran. Selbst die LINKE gehört
in Sachsen-Anhalt längst zum Establishment.
So hatte es Olenicak denn auch
leicht, als er genau damit Wahlkampf betrieb
und zugleich eine „Diktatur à la Merkel“
geißelte. „Der Unmut der Bürger ist
allgegenwärtig“, konstatierte er. Die Menschen
seien unzufrieden „mit Berlin und mit
Magdeburg“, spürten Stillstand, fühlten sich
vor allem nicht mehr erhört.
Und im Raum Bitterfeld-Wolfen
mit seiner
weit überdurchschnittlich
gebildeten
Einwohnerschaft wird
darüber eben nicht nur
auf Stammtischniveau
gemotzt.
Als wenn sie all den
Vorurteilen gegenüber
den etablierten Parteien
persönlich die
Krone aufsetzen wollten,
versagten Landrat
Uwe Scholze (CDU)
und Oberbürgermeisterin
Dagmar Zoschke
(LINKE) dann auch noch in einer entscheidenden
Situation: Beim Empfang einer
Schar – möglicherweise nicht ganz unvoreingenommener
– Medienvertreter, die
nach der Wahl nach Bitterfeld gekommen
war, um nach Ursachen für das starke AfD-
Ergebnis zu suchen. Statt sich zunächst
einmal hinter die Stadt und das demokratische
Votum zu stellen, stimmten sie mit
in die Wählerschelte ein.
Negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort
Bitterfeld-Wolfen gibt es
bislang offenbar noch nicht. Kein potenzieller
Investor ist abgesprungen und auch aus
den Wirtschaftskammern gibt es diesbezüglich
keine nervösen Signale.
Eher entsteht in den etablierten Kreisen
der Region derzeit eine Abwartehaltung:
Man hofft, dass sich die AfD wie einst die
rechtsextreme DVU (sie war 1998 auch in
Sachsen-Anhalt mit 12,9 Prozent auf ihr
bis dato bestes Resultat gekommen) von
selbst zerlegt. Dafür spricht einiges. Weder
Roi noch Olenicak haben vier Monate
nach ihrer Wahl eines der avisierten Bürgerbüros
in Bitterfeld beziehungsweise
Wolfen eröffnet. Dabei traten gerade sie
mit dem Versprechen von mehr Transparenz
und Bürgernähe an. „Bisher waren
es eben nur Parolen“, sinniert der Ingenieur
Dr. Joachim Gülland, der heute für die
LINKE als Ortsbürgermeister in Bitterfeld
agiert: „Nun müssen sie selbst mitarbeiten
und sich beweisen.“ W+M
An der Goitzsche, einem früheren Braunkohletagebau direkt
im Stadtgebiet von Bitterfeld, entstand eines der attraktivsten
Wassersportreviere Mitteldeutschlands.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
30 | W+M TITEL
Aufbauhelfer
für Ostdeutschland
Großbritannien hat den Brexit
gewählt: Das Leave-Votum der
Briten beflügelt auch hierzulande
EU-Skeptiker. Doch gerade
in Ostdeutschland haben
EU-Gelder wesentlich zum
notwendigen Strukturwandel
nach 1990 beigetragen. Und
auch aktuell profitiert die
ostdeutsche Wirtschaft von den
Brüsseler Fördertöpfen.
Von Matthias Salm
Wirtschaftsleistung in der EU, und Regionen
wie Ostdeutschland gelten dann
nicht mehr als strukturschwach, mutmaßte
etwa Thüringens Wirtschaftsminister
Wolfgang Tiefensee (SPD) über
mögliche Folgen für die EU-Förderung.
Wohl wissend, dass man den Beitrag der
EU zum Aufholprozess der ostdeutschen
Wirtschaft seit 1991 nicht geringschätzen
darf. Er tritt allerdings oft angesichts
der auch jetzt wieder anhebenden Klage
über die Regulierungswut der Brüsseler
Bürokraten in den Hintergrund.
Erneuerbare Energien: Die EU fördert in der aktuellen
Förderperiode auch Maßnahmen zum Klimaschutz.
Welche Folgen der britische Austritt
für die heimische Wirtschaft
zeitigen könnte, darüber
herrscht bei Experten derzeit weitgehend
Rätselraten. Für Thüringens Exporteure
etwa bildet das Vereinigte Königreich den
viertwichtigsten Auslandsmarkt mit einem
Handelsvolumen von mehr als 1,6
Milliarden Euro. „Gegenwärtig unterhalten
290 Thüringer Betriebe stabile Geschäftsbeziehungen
mit Großbritannien“,
weiß Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer
der IHK Erfurt. Im benachbarten
Sachsen rangiert Großbritannien nach
China und den USA auf dem dritten Platz
der Ausfuhrziele. Allein zwischen 2011
und 2015 stieg der Wert der ausgeführten
Waren aus dem Freistaat auf die Insel
um 63 Prozent.
Aber nicht nur die ostdeutschen Exporteure
bangen angesichts der herrschenden
Ungewissheit. Ohne die britische
Wirtschaftskraft sinkt das Niveau der
Im Gegensatz zum lauten Knall, mit dem
die Briten das gemeinsame europäische
Haus verlassen wollen, schlüpfte Ostdeutschland
1990 im Zuge der Deutschen
Einheit beinahe geräuschlos unter
das Dach der EU. Seither flossen rund
43 Milliarden Euro an Strukturfondsmittel
aus dem Europäischen Fonds für Regionale
Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen
Sozialfonds (ESF) in die neuen
Bundesländer. Dazu addieren sich noch
die Mittel aus dem Europäischen Fonds
für die ländliche Entwicklung (ELER) und
dessen Vorgängerprogramme.
Zehn Milliarden Euro für
den Nordosten
Zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern:
Deutschlands Nordosten erhielt rund 4,5
Milliarden Euro aus dem EFRE, rund zwei
Milliarden Euro aus dem ESF sowie aus
dem ELER und seinen Vorläufern weitere
rund 3,4 Milliarden Euro. Aufgestockt
wurden die insgesamt zehn Milliarden
Foto: EC/Alain Schroeder
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
BRÜSSELER SEGEN | 31
Von den Förderprogrammen der EU-Kommission hat Ostdeutschland seit 1990 erheblich profitiert.
Euro von der EU durch die Kofinanzierungsmittel
von Bund, Land und Kommunen
in Höhe von etwa 2,5 Milliarden Euro.
Gewerbegebiete zu erschließen sowie
die wirtschaftsnahe und touristische Infrastruktur
auszubauen.
Fotos: W+M (oben), ILB/Sabine Engels (unten)
Finanzmittel, die dem wirtschaftlichen
Aufholprozess zwischen Ostsee und Müritz
zugutekamen: Der Indikator Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf des Landes, bezogen
auf den Durchschnitt der EU, lag 2001
noch bei 72,3 Prozent (bezogen auf die EU-
25), 2014 bereits bei 84 Prozent (bezogen
auf die EU-28). „Hierzu haben die EU-Mittel
maßgeblich beigetragen“, sagt Staatssekretär
Dr. Christian Frenzel, Chef der
Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern.
Und der Küstenstaat plant auch aktuell
mit der europäischen Strukturförderung.
Aus dem EFRE erhält das Land in der Förderperiode
von 2014 bis 2020 rund 968
Millionen Euro. Das Geld setzt Schwerin
zum Beispiel ein, um Forschung, Entwicklung
und Innovation voranzutreiben,
Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender
der Brandenburger Förderbank ILB.
„Ein großer Teil der von
der ILB bisher insgesamt
zugesagten Fördermittel
in Höhe von knapp
36 Milliarden Euro
stammt aus EU-Töpfen.“
Neue Förderprogramme
in Brandenburg
Im benachbarten Brandenburg investierten
in der zurückliegenden Förderperiode
rund 2.000 Unternehmen mit EFRE-
Mitteln unter anderem in Forschungsund
Entwicklungsvorhaben. Um die Bedeutung
der EU-Mittel gerade für den
Mittelstand des Landes weiß daher Tillmann
Stenger, Vorstandsvorsitzender der
Investitionsbank des Landes Brandenburg
(ILB). Die ILB ist seit fast 25 Jahren einer
der wichtigsten Ansprechpartner für europäische
Förderung in Brandenburg.
Aktuell verwaltet die ILB neben den Programmen
aus dem EFRE erstmals auch
alle ESF- sowie ausgewählte ELER-Förderprogramme.
„Allein im Bereich der in
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
32 | W+M TITEL
einem Flächenland so wichtigen Regionalentwicklung
und Sozialförderung ermöglicht
uns das bis Ende 2020 die Vergabe
von über 1,2 Milliarden Euro europäischer
Fördermittel für die weitere Entwicklung
in Brandenburg”, erklärt Stenger.
So startete die ILB im Juli das Förderprogramm
„Brandenburg Kredit Innovativ“ mit
Haftungsfreistellung.
Damit partizipieren
innovative Unternehmer
in der Mark an einer
EU-weiten Investitionsoffensive.
ILB-
Vorstandsvorsitzender
Stenger: „Wir
freuen uns, dass es
der ILB gelungen
ist, aus dem Europäischen
Fonds für strategische
Investitionen, dem so genannten
Juncker-Plan, erstmals zusätzliche Mittel
für das Land Brandenburg zu gewinnen.“
Beim neuen „Brandenburg Kredit Innovativ“
stellt die ILB die Hausbank zu 70 Prozent
des Kreditanteils von ihrem Risiko frei.
Die Haftungsfreistellung kann durch die Kooperation
zwischen der ILB und der Bürgschaftsbank
Brandenburg für kleine und
„Die Forschung in
Sachsen profitiert
erheblich davon, dass
große Summen aus
den EU-Strukturfonds
fließen.“
Dr. Eva-Maria Stange, Sächsische
Staatsministerin für Wissenschaft
und Kunst.
mittelständische Unternehmen (KMU) sogar
auf bis zu 80 Prozent erhöht werden.
Auf großes Interesse stoßen auch die in
diesem Frühjahr neu aufgelegten Fonds
für innovative Start-ups: In den ersten vier
Monaten wurden bereits vier Millionen
Euro Risikokapital oder Nachrangdarlehen
ausgereicht. Für den „Frühphasen- und
Wachstumsfonds“
sowie den „Brandenburg-Kredit
Mezzanine“
stehen bis zum
Jahr 2023 102,5 Millionen
Euro zur Verfügung.
Die Fondsmittel
werden zu
80 Prozent aus dem
EFRE und zu 20 Prozent
von der ILB bereitgestellt.
Ostdeutsche Forschung
baut auf die EU
Auch die Forschungslandschaft in Ostdeutschland
ist eng mit der EU verwoben.
So zum Beispiel der Wissenschaftsstandort
Sachsen. In der Förderperiode
2007 bis 2013 standen dem Dresdener
Wissenschaftsministerium für die anwendungsorientierte
Forschungsförderung
und die Forschungsinfrastruktur 467
Millionen Euro zur Verfügung, nun sind
es bis 2020 immerhin noch 175 Millionen.
Hochschulbauten wurden mit EU-
Mitteln in Höhe von 315 Millionen Euro
unterstützt, in der aktuellen Förderperiode
bis 2020 sind es 162,5 Millionen
Euro. Und für die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern
konnte Sachsen
von 2007 bis 2013 aus dem Europäischen
Sozialfonds 178 Millionen Euro einsetzen,
von 2014 bis 2020 118 Millionen Euro.
Dies ermöglicht Forschungsergebnisse,
die auch dem sächsischen Mittelstand
zugutekommen. So haben sich jüngst die
renommierten Universitäten in Freiberg,
Dresden und Chemnitz zur Forschungsallianz
Leichtbau zusammengeschlossen.
Sie soll das Profil Sachsens im Bereich
Fahrzeug- und Maschinenbau schärfen.
„Das sächsische Know-how“, ist sich Peter
Nothnagel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
Sachsen GmbH, sicher,
„verschafft den ansässigen Unternehmen
– von der Elektromobilität über die Luftfahrtzulieferindustrie
bis hin zum Fahrzeugbau
– entscheidende Wettbewerbsvorteile.“
Im Rahmen des EFRE sichert
Sachsen dem Forschungsverbund bis
2020 über zwei Millionen Euro zu. 400.000
Euro davon stammen vom Freistaat.
EU-Fördermittel für sächsische Leichtbauallianz: Prof. Hubert Jäger (TU Dresden), Dr. Jürgen
Tröltzsch (TU Chemnitz), Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange und Prof. Rudolf Kawalla (TU
Bergakademie Freiberg) (v. l.).
„Sachsen hat in den letzten Jahren in vielen
Wissenschaftsbereichen internationale
Sichtbarkeit erreicht“, verkündet denn
auch die Wissenschaftsministerin des
Landes Dr. Eva-Maria Stange nicht ohne
Stolz. Wie stark Sachsens Forscher in der
EU heute vernetzt sind, belegt das Beispiel
des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen
und Umformtechnik IWU
in Chemnitz, übrigens einst das erste Forschungsinstitut
der Fraunhofer-Gesellschaft
in Ostdeutschland. „Projekte mit
internationalen und europäischen Partnern
sind wichtig für die weltweite Vernetzung
und Kennzeichen wissenschaftlich
exzellenter Forschung“, erklärt Katja
Haferburg, EU-Netzwerk-Managerin
beim Fraunhofer IWU.
Auf EU-Ebene kooperiert das Fraunhofer
IWU mit Partnern aus Wissenschaft, For-
Fotos: Götz Schleser (oben), Detlev Müller/TU Bergakademie Freiberg (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
BRÜSSELER SEGEN | 33
Fotos: Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern (links), EC/Thomas Haley (rechts)
schung und Industrie und beteiligt sich
aktiv an europäischen Technologieplattformen,
ebenso an der Beratung der EU-
Kommission. So prägte das Fraunhofer
Staatssekretär Dr. Christian Frenzel,
Chef der Staatskanzlei
Mecklenburg-Vorpommern.
„Jeder Euro aus dem
Strukturfonds erbringt
langfristig eine Rendite
von etwa 1,85 Euro.“
IWU etwa entscheidend die Forschung
beim EU-Projekt iMAIN. Seit September
2012 arbeiteten Umformtechniker,
Industrieanwender, Informatiker und Ingenieure
aus vier europäischen Ländern
unter Koordination des Fraunhofer IWU
zusammen, um die Instandhaltung von
Industriemaschinen zu verbessern. Das
im Projekt iMAIN entwickelte intelligente
Instandhaltungssystem überwacht und
analysiert komplexe Maschinensysteme
wie beispielsweise Mehrstufenpressen
in der Automobilfertigung mithilfe von realen
und virtuellen Sensoren fortlaufend
in ihrer Funktion sowie in ihrem Energieverbrauch.
Dadurch können Fehler früher
erkannt und bereinigt werden. Die Chemnitzer
avancierten nicht zuletzt durch das
EU-Projekt zum Kompetenzführer in diesem
Zukunftsfeld der Produktion. W+M
Seit 1990 flossen rund 43 Milliarden Euro von der EU in die neuen Länder.
Wir sind die Gestalter
der Energiezukunft.
Dezentral, erneuerbar, vernetzt, effizient: So wünschen sich unsere
Kunden aus Industrie, Gewerbe und Kommunen ihre Energie. Wir
setzen diese Wünsche in die Tat um und gestalten bereits heute
die Zukunft der Energie – dabei greifen Infrastruktur, Technik und
Dienstleistungen ineinander. Energieeffizienz ist für uns der Schlüssel,
um wirtschaftlich zu handeln und Ressourcen zu schonen.
Aktiv in allen Bereichen, die für eine nachhaltige Energiezukunft
relevant sind: Das ist ENGIE.
Energien optimal einsetzen.
engie-deutschland.de
34 | W+M TITEL
„Mir ist es wichtig, dass Berlin
in Brüssel nicht zu kurz kommt“
W+M-Interview mit dem Berliner Europaabgeordneten Joachim Zeller
Seit 2009 vertritt der Berliner CDU-Politiker
Joachim Zeller die Bundeshauptstadt
im Europäischen Parlament. Der 64 Jahre
alte, studierte Slawist gehört der Fraktion
der Europäischen Volkspartei (EVP) an und
ist Mitglied in vier Parlamentsausschüssen,
unter anderem in dem für die Förderpolitik
der EU wichtigen Regionalausschuss.
Darüber hinaus ist er Mitglied in
der EU-Russland-Delegation, die sich um
die europäisch-russischen Beziehungen
kümmert. Zeller gehört zu einem kleinen
Kreis von Parlamentariern, die Erfahrungen
sowohl auf der internationalen Bühne
als auch im kommunalpolitischen Bereich
vorweisen können. Zwischen 1996
und 2006 war Zeller Bezirksbürgermeister
von Berlin-Mitte.
W+M: Herr Zeller, wie stark profitiert Berlin
von Brüssel?
Am Rande einer Ausschusssitzung im EU-
Parlament: Joachim Zeller und W+M-
Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.).
Joachim Zeller: Nach der deutschen Wiedervereinigung
hatte Berlin erhebliche Lasten
zu tragen. Daher war es für die Stadt
von enormer Wichtigkeit, dass sie von
den Hilfen im Rahmen der Kohäsions- und
Strukturpolitik der Europäischen Union profitieren
konnte. In der Förderperiode von
2007 bis 2013 erhielt Berlin aus den Töpfen
des Regional- und des Sozialfonds 1,2 Milliarden
Euro. In der aktuellen Förderperiode
werden es 850 Millionen Euro sein. Darüber
hinaus bekommt Berlin als Stadt der
Wissenschaft erhebliche Mittel aus dem
EU-Forschungsprogramm. Ohne diese Unterstützung
wäre beispielsweise unser Berliner
Forschungsjuwel, der Wissenschaftsstandort
Adlershof, undenkbar gewesen.
W+M: Gab es konkrete und für Berlin wirtschaftlich
relevante Projekte, die Sie seit
2009 persönlich vorangebracht haben?
Joachim Zeller: Hier müssen wir zunächst
klarstellen, wofür das EU-Parlament
zuständig ist. Es schafft die gesetzlichen
Grundlagen für die jeweiligen Förderperioden.
Wenn die Fördermittel dann
bewilligt wurden, sind die einzelnen Länder
für die Verwendung der Fördermittel
selbst verantwortlich. Mir ist es natürlich
wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen
so zu gestalten, dass Berlin nicht
zu kurz kommt. Das ist mir durchaus gelungen.
Wir haben es beispielsweise in
den letzten Jahren geschafft, das Thema
Stadtentwicklung viel stärker als zuvor
in die europäischen Förderkriterien einzubinden.
Zudem achte ich darauf, dass
bei der EU-Gesetzgebung möglichst keine
Regelungen getroffen werden, die der
Berliner Wirtschaft anschließend das Leben
schwer machen. Um ein Beispiel zu
nennen: Bei der Erarbeitung der Datenschutzgrundverordnung
musste sichergestellt
werden, dass auch die Start-ups
und die vielen Internetunternehmen damit
zurechtkommen.
Besonderes Augenmerk richte ich auch
auf rechtliche Erleichterungen bei der Zusammenarbeit
der Grenzregionen. Für die
Haushaltsentlastung der Kommission für
das Jahr 2015 bin ich Parlamentsberichterstatter.
Und seit zwei Jahren setze ich
mich verstärkt für eine Neuausrichtung der
Entwicklungszusammenarbeit ein, die sich
ZUR PERSON
Joachim Zeller wurde am 1. Juli 1952 in
Oppeln (polnisch: Opole) in Oberschlesien
geboren. Nach dem Abitur studierte
er an der Berliner Humboldt-Universität
Slawistik. Anschließend blieb er
der renommierten Forschungsstätte
treu und arbeitete bis 1992 als wissenschaftlicher
Mitarbeiter in der Universitätsbibliothek.
1990 trat er der CDU bei
und wirkte fortan fast zwei Jahrzehnte
als Kommunalpolitiker – als Bezirksbürgermeister
sowie Stadtrat in Berlin-Mitte.
Von 2003 bis 2005 war Zeller Landesvorsitzender
der Berliner CDU. Seit
2009 ist er Mitglied des Europäischen
Parlaments.
Joachim Zeller ist verwitwet und Vater
von vier Kindern.
effektiver als bisher der Ursachenbekämpfung
von Flucht und Migration vieler Menschen
widmen und eine faire Teilnahme
der Entwicklungsländer an der Weltwirtschaft
zum Ziel haben sollte.
W+M: Brüssel ist ein Marktplatz der Regionen
und ein Sammelpunkt der internationalen
Lobbyisten. Tut der Berliner Senat
aus Ihrer Sicht genug, um vor Ort für den
Standort Berlin zu werben?
Joachim Zeller: Das hat sich gebessert.
Ich möchte ausdrücklich die Arbeit des Berliner
Büros hervorheben. Die Mitarbeiter
sind sehr gut vernetzt und führen viele interessante
Veranstaltungen durch. Wenn ich
allerdings vergleiche, wie andere Länder in
Brüssel die Trommel rühren, hat Berlin noch
Luft nach oben. Gegenüber anderen Regionen
haben wir einen klaren Vorteil: Der
Nimbus von Berlin wirkt hier unverändert
als Türöffner. Es wird aber sehr genau registriert,
wie eine Landesregierung präsent ist
und ob sie auch mit ihrem Spitzenpersonal
vor Ort die Interessen des Landes vertritt.
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
BRÜSSELER SEGEN | 35
W+M: Sie haben aufgrund Ihrer Biografie,
Ihrer beruflichen Herkunft und als Mitglied
im entsprechenden EU-Ausschuss einen
besonderen Draht zu Russland. Wie bewerten
Sie die aktuelle EU-Politik gegenüber
Russland?
Joachim Zeller: Die Annexion der Krim
und die Einmischung Russlands im Osten
der Ukraine waren ein Bruch des Völkerrechts.
Das konnte nicht ohne Reaktion
bleiben. Dass wir aber vom Präsidenten
des EU-Parlaments seit zwei Jahren keine
Genehmigung für offizielle Kontakte zum
russischen Parlament erhalten, halte ich
für falsch. Wir müssen mit den russischen
Kollegen reden. Denn wo geredet wird,
wird nicht geschossen.
Foto: W+M
W+M: Glauben Sie, dass der „Brexit“ zu
einem Dominoeffekt innerhalb der EU führen
wird?
Joachim Zeller: Das sehe ich nicht. Wir
haben eine eindeutige Stimmung im Parlament:
Alle sind nach dem „Brexit“ erschrocken
und auch die größten Schreihälse
von Rechtsaußen sind abgetaucht.
Was man hat, das weiß man. Was kommt,
könnte aufs Glatteis führen. Jetzt müssen
wir dringend die Diskussion darüber führen,
worauf wir uns in Europa in den kommenden
Jahren konzentrieren sollten.
W+M: Wenn Sie die Chance hätten, was
würden Sie persönlich tun, um die Arbeit
des EU-Parlaments zu effektivieren?
Joachim Zeller: Unsere Regeln sind
schon sehr ausgefeilt. Allerdings sehe
Seit 2009 für Berlin im
Europaparlament: Joachim Zeller.
ich, dass es Kollegen im Parlament gibt,
die zu kommissionsgläubig sind. Das Parlament
ist sich in Teilen nicht seiner gestiegenen
Bedeutung bewusst, die es seit
dem Lissabon-Vertrag zweifellos hat. Wir
könnten durchaus öfter selbstbewusst auf
den Tisch hauen und die EU-Kommissare
härter anpacken.
W+M: Gibt es ein konkretes Vorhaben,
das Sie bis zum Ende der Legislaturperiode
dringend realisieren möchten?
Joachim Zeller: Mir ist vor allem wichtig,
dass in Brüssel in den nächsten Jahren die
richtigen Entscheidungen hinsichtlich der
Kohäsions- und Strukturpolitik getroffen
werden. Kohäsionspolitik heißt konkret,
Politik für den inneren Zusammenhalt zu
betreiben. Da es immer noch erhebliche
regionale Unterschiede gibt, brauchen wir
auch über 2020 hinaus eine Fortsetzung
dieser Politik. In diesen Zusammenhang
werde ich auch das Thema Stadt im Fokus
behalten. Immerhin leben 70 Prozent
der Europäer in Städten. Viele dieser Städte
brauchen Unterstützung aus Brüssel.
Berlin gehört dazu.
Interview: Karsten Hintzmann
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36 | W+M TITEL
Brüsseler Finanzspritzen
für den Mittelstand
In der aktuellen Förderperiode 2014–2020 stehen Ostdeutschland
weniger EU-Mittel als zuvor zur Verfügung. Es gilt daher die
Konzentration der Mittel: Die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen
und mittelständischen Unternehmen (KMU), Innovationen und der
Klimaschutz stehen im Fokus der EU-Förderung. Von Matthias Salm
Wie ostdeutsche Unternehmen
vom Brüsseler Geldsegen profitieren
können, zeigt folgende
Übersicht über wichtige, aus EU-Fonds
gespeiste Förderprogramme für mittelständische
Unternehmen in den einzelnen
Bundesländern:
Berlin
Für Gründer:
Mikrokredite aus dem KMU-Fonds
Gefördert werden Investitionen bei
Existenzgründungen und -festigungen,
Neuansiedlungen, Betriebsübernahmen,
Erweiterungen sowie die Vorfinanzierung
konkreter Aufträge mit Mikrokrediten bis
zu 25.000 Euro.
Für KMU:
Berlin Kredit
Das Förderprogramm Berlin Kredit dient
der langfristigen Unterstützung von Investitionen
und Betriebsmitteln kleiner
und mittlerer Unternehmen mit Darlehen
bis zu zehn Millionen Euro.
Für Innovative:
Berlin Innovativ
Hier gibt es Darlehen zwischen 100.000
und zwei Millionen Euro für Investitionen,
Betriebsmittel sowie Forschungs- und Innovationsvorhaben.
Die Mittel stammen
zum Teil aus dem Europäischen Fonds
für strategische Investitionen.
WEITERE INFOS ZU DEN
FÖRDERPROGRAMMEN:
Investitionsbank Berlin
Kundenberatung Wirtschaftsförderung
Bundesallee 210, 10719 Berlin
Tel.: 030 2125-4747
www.ibb.de
Brandenburg
Für Gründer:
Gründung innovativ
Gründung innovativ unterstützt innovative
Existenzgründer in bestimmten
Clustern mit Zuschüssen bei Investitionen,
Personalausgaben sowie technischen
Beratungs- und Entwicklungsleistungen.
Für KMU: Eigenkapitalfinanzierung –
Wachstumsfinanzierung
Hier soll die Wettbewerbsfähigkeit von
KMU durch die Übernahme offener Beteiligungen
und beteiligungsähnlicher Investitionen
verbessert werden. Förderthemen
sind zum Beispiel die Produktentwicklung
oder das Unternehmenswachstum.
WEITERE INFOS ZU DEN
FÖRDERPROGRAMMEN:
Investitionsbank des
Landes Brandenburg
Steinstraße 104-106, 14480 Potsdam
Infotelefon
Wirtschaft & Infrastruktur
Tel.: 0331 660-2211
www.ilb.de
Für Innovative:
Brandenburg-Kredit Innovativ
Den Brandenburg-Kredit Innovativ können
KMU sowie Unternehmen mit weniger
als 500 Beschäftigten in Anspruch
nehmen, sofern sie eines von zwölf Innovationskriterien
erfüllen. Es stehen Darlehen
von 100.000 bis drei Millionen Euro
bereit.
Foto: European Union/Etienne Ansotte
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
BRÜSSELER SEGEN | 37
Mecklenburg-
Vorpommern
Für Gewerbebetriebe:
GRW-Förderung
Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur“
(GRW) zielt auf Investitionsvorhaben,
durch die die Wettbewerbsfähigkeit
der Wirtschaft gestärkt wird. Die Förderung
wird als sachkapitalbezogener Zuschuss
gewährt.
WEITERE INFOS ZUM
FÖRDERPROGRAMM:
Landesförderinstitut
Mecklenburg-Vorpommern
Werkstraße 213, 19061 Schwerin
Erstberatung
Tel.: 0385 6363-1282
www.lfi-mv.de
Für Weiterbildung:
Bildungsschecks für Unternehmen
Mecklenburg-Vorpommern gewährt mit Hilfe
des Europäischen Sozialfonds Bildungsschecks
für die Teilnahme von Beschäftigten
an der beruflichen Weiterbildung. Gefördert
werden bis zu 50 Prozent der förderfähigen
Kosten, maximal 500 Euro.
WEITERE INFOS ZUM
FÖRDERPROGRAMM:
GSA – Gesellschaft für Struktur- und
Arbeitsmarktentwicklung mbH
Schulstraße 1-3, 19055 Schwerin
Tel.: 0385 55775-0
www.gsa-schwerin.de
Für Innovative: Förderung von Forschung,
Entwicklung und Innovation
Gefördert mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen
werden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
ebenso wie Durchführbarkeitsstudien
oder die Anmeldung
von Schutzrechten von KMU wie auch
von Forschungseinrichtungen.
WEITERE INFOS ZUM
FÖRDERPROGRAMM:
TBI Technologie-Beratungs-Institut GmbH
Hagenower Straße 73, 19061 Schwerin
Tel.: 0385 3993-165
www.tbi-mv.de
Sachsen
Für Innovative:
Technologieförderung
Die Technologieförderung setzt auf drei
Instrumente: Die Projektförderung zielt
auf die Entwicklung neuer Produkte und
Verfahren. Die Technologietransferförderung
unterstützt KMU beim Erwerb von
Lizenzen oder Patentrechten, die Innovationsprämie
fördert die Zusammenarbeit
von KMU mit Forschungseinrichtungen.
Für Exporteure:
Messen, Außenwirtschaft
Sachsen fördert aus EFRE-Mitteln die
Teilnahme von KMU an Auslandsmessen
ebenso wie an Produktpräsentationen
und Symposien zur Erschließung
ausländischer Märkte.
Für Energiesparer:
Zukunftsfähige Energieversorgung
KMU erhalten nicht rückzahlbare Zuschüsse
für Maßnahmen zur Energieeffizienz,
den Einsatz erneuerbarer Energieträger
oder Investitionen in die Energiespeicherung
oder intelligente Energienetze.
WEITERE INFOS ZU DEN
FÖRDERPROGRAMMEN:
Sächsische Aufbaubank
Pirnaische Straße 9, 01069 Dresden
Servicecenter
Tel.: 0351 4910-4910
Servicehotline Energie und Klima
Tel.: 0351 4910-4648
Sachsen-Anhalt
Für Gründer und KMU:
Sachsen-Anhalt IMPULS
Sachsen-Anhalt IMPULS unterstützt bei
der Finanzierung von betrieblichen Investitionen,
Betriebsmitteln oder Investitionen
in Entwicklung und Innovation.
Für Innovative:
Sachsen-Anhalt Idee
Das Programm fördert mit Darlehen die
Phase nach der Produktentwicklung, also
Investitionen in die Markteinführung eines
Produkts, eines Verfahrens oder einer
Dienstleistung.
Für Wachstumsunternehmen:
Sachsen-Anhalt Mut
Darlehen zwischen 25.000 und 500.000
Euro zur Vorfinanzierung neuer Aufträge.
WEITERE INFOS ZU DEN
FÖRDERPROGRAMMEN:
Investitionsbank Sachsen-Anhalt
Domplatz 12, 39104 Magdeburg
Servicehotline:
Tel.: 0800 5600757
www.ib-sachsen-anhalt.de
Thüringen
Für Energiesparer:
GREEN invest
Thüringen fördert die Beratung zu Energieeffizienzmaßnahmen
und anschließende
Investitionen über einen Zuschuss bis zu
80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Für KMU:
Thüringen-Invest
Gefördert werden Investitionsvorhaben
über einen Zuschuss, der mit einem zinsverbilligten
Darlehen kombiniert werden
kann. Zuschussförderung: bis zu 20 Prozent
der zuschussfähigen Kosten, maximal
50.000 Euro; Förderdarlehen: projektbezogene
Finanzierung bis zu 200.000 Euro.
Für Wachstumsunternehmen:
Thüringen-Dynamik
Thüringen-Dynamik ist ein Förderprogramm
zur Wachstumsfinanzierung. Es
ermöglicht Darlehen bis zu 500.000 Euro
pro Antragsteller und Kalenderjahr.
WEITERE INFOS ZU DEN
FÖRDERPROGRAMMEN:
Thüringer Aufbaubank
Gorkistraße 9, 99084 Erfurt
Tel: 0361 7447-0
www.aufbaubank.de
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
38 | W+M TITEL
Das Elbsandsteingebirge wird mit EU-Unterstützung
als gemeinsame Tourismusregion vermarktet.
Grenzregionen
wachsen zusammen
2004 traten Polen und Tschechien im Zuge der Osterweiterung
der Europäischen Union bei. Seither fördert Brüssel das
Zusammenwachsen der Grenzregionen als gemeinsame
Wirtschaftsräume. Chancen zur Kooperation bestehen vor allem
im Tourismus und in der Bildung.
Von Matthias Salm
Die Natur macht nicht an Grenzen
halt – das gilt auch für das Elbsandsteingebirge.
Die faszinierenden
Felsenwelten im südlichen Sachsen erstrecken
sich beiderseits der Grenze, hier
als Sächsische, im benachbarten Tschechien
als Böhmische Schweiz. Eine Region
wie geschaffen für grenzüberschreitenden
Tourismus.
Die Touristiker auf beiden Seiten haben
dies schon frühzeitig erkannt. Seit 2005
kooperiert der Tourismusverband Sächsische
Schweiz (TVSSW) mit seinem
böhmischen Pendant, der Gemeinnützigen
Gesellschaft Böhmische Schweiz
(GGBS), um das Elbsandsteingebirge als
touristische Destination zu vermarkten.
Das Ziel: das Elbsandsteingebirge als
grenzüberschreitendes Vorbild für die
gelungene Integration von Tourismus-,
Natur- und Umweltschutzzielen. Dafür
setzen die Partner auch finanzielle Mittel
aus Brüssel ein. Der Vorsitzende der
GGBS Zbyněk Linhart formuliert es so:
„Ohne die partnerschaftliche, grenzüberschreitende
Zusammenarbeit wären wir
längst nicht da, wo wir heute stehen. Insbesondere
die Fördermittel der Europäischen
Union haben uns in den vergangenen
Jahren erlaubt, gemeinsam große
Schritte zu tun.“
Und Tino Richter, Geschäftsführer des
Tourismusverbands Sächsische Schweiz,
ergänzt: „Die EU-Förderung hilft uns dabei,
gemeinsame Aktivitäten umzusetzen.“
Mittlerweile haben die Tourismusverbände
einen einheitlichen Markenauftritt
für das Urlaubsgebiet entwickelt.
Seit zwei Jahren verbindet zudem
die Nationalparkbahn Sächsisch-Böhmische
Schweiz wieder beide Regionen auf
einst traditionsreicher Strecke. Auch die
Foto: Z. Patzelt
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
DÄNEMARK
BRÜSSELER SEGEN | 39
Foto: Lars Neumann
regionale Tourismusbörse dient der Vermarktung
beider Reiseziele.
Jüngstes Beispiel für die Zusammenarbeit:
Den 116. Deutschen Wandertag,
gerne auch als das größte Wanderfest
der Welt bezeichnet, begingen beide
Seiten im Juni dieses Jahres als sächsisch-böhmisches
Projekt. „Solche Ereignisse
sind bei uns mittlerweile selbstverständlich
grenzüberschreitend“, weiß
Tino Richter. „Gerade die Wandertouren
auf tschechischer Seite wurden von den
Gästen sehr gut angenommen.“
Die sächsisch-tschechischen Beziehungen
beschränken sich jedoch nicht allein
auf den Tourismus. Chancen eröffnen
auch Projekte von sächsischen und
tschechischen Forschungseinrichtungen
im Rahmen des EU-Programms „Horizon
2020“. Noch, räumt Sachsens Wissenschaftsministerin
Dr. Eva-Maria Stange
ein, richten sächsische Hochschulen
und Forschungsinstitute ihren Blick eher
Richtung Westeuropa – das Potenzial der
Vernetzung mit grenznahen Forschungseinrichtungen
in Polen und Tschechien
soll deshalb mit EU-Unterstützung künftig
besser genutzt werden.
Darüber hinaus stehen für grenzübergreifende
Projekte mit Tschechien bis 2020 in
den Bereichen Hochwasser-, Brand- und
Katastrophenschutz, innere Sicherheit,
Schutz des gemeinsamen Natur- und
Kulturerbes, Tourismus, Bildung und interkultureller
Dialog insgesamt 186 Millionen
Euro zur Verfügung. Diese Mittel
stammen aus dem Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung (EFRE) und aus
nationalen Fördertöpfen der beiden Nachbarländer.
Auch in den sächsisch-polnischen Grenzraum
fließen Gelder aus der EU. Das Kooperationsprogramm
INTERREG Polen –
Sachsen 2014–2020 wird auf der deutschen
Seite in den Landkreisen Görlitz
und Bautzen sowie auf der polnischen
Seite in der Unterregion Jelenia Góra der
Woiwodschaft Niederschlesien und Landkreis
Żarski der Woiwodschaft Lebuser
Land umgesetzt. Bis 2020 stehen 70 Millionen
Euro aus dem EFRE zur Verfügung.
BELGIEN
So plant etwa die Sächsische Bildungsagentur
mit vier polnischen Landratsämtern
in ihrem Projekt „Regional Manage-
Schleswig-
sund
KIEL
Stral-
Rostock
Greifswald
Holstein
ment“, die Berufsperspektiven junger Lübeck Mecklenburg-
Wismar
Leute in der Grenzregion Wilhelms- Bremerzu
verbessern.
HAMBURG
Vorpommern
haven
haven
SCHWERIN
Neubrandenburg
Zum Projekt zählen grenzübergreifende
Emden
Groningen
BREMEN Lüneburg
Bildungsmaßnahmen in den Bereichen
Oldenburg
Kultur- und Tourismus-Management.
Niedersachsen
Auch den Ausbau und die Modernisierung
der Straßeninfrastruktur Enschede im Grenz-HANNOVER
Wolfsburg Sachsen- POTSDAM
BERLIN
Celle
Branden-
Stendal
burg
NIEDERLANDE
gebiet fördert die EU in drei Vorhaben Osnabrück mit Hildesheim Braun-
Arnheim
schweig
Anhalt
einem Gesamtfördervolumen von knapp
Brandenburg
Münster
Bielefeld Salzgitter MAGDE-
Detmold
BURG
Cottbus
zehn Millionen Euro.
A'dam
Den Haag
Duisburg
Nordsee
Essen
Polen steht auch im Fokus des Programms
Ruhr
DÜSSELDORF
Kassel
INTERREG V A, Nordrhein-
das die Zusammenarbeit
Köln
Westfalen
der Woiwodschaft Westpommern Siegen in Polen
mit den Landkreisen Barnim, Uckermark
Bonn
Marburg
Gießen
und Märkisch-Oderland in Brandenburg sowie
den Rheinland-
Landkreisen Vorpommern-Greifs-
Koblenz Hessen
WIES- Frankfurt
BADEN
wald, Vorpommern-Rügen Pfalz und Mecklenburgische
LUX. Seenplatte in Mecklenburg-Vor-
Darmstadt
MAINZ
Trier
pommern begleitet. Insgesamt Mannheim stehen für
Saarland Lu'hafen
Heidelberg
das Programm in der EU-Förderperiode bis
SAABRÜCKEN Kaiserslautern
2020 134 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln
Karlsruhe
bereit.
Maas
Mosel
FRANKREICH
Dortmund
Lahn
Baden
Tübingen
In Mecklenburg-Vorpommern Straßburg weitet sich
der Blick der Internationalisierung
Württemberg
allerdings
über das EU-Nachbarland Polen hinaus.
Schließlich betreibt
Freiburg
das Land rund
30 Prozent seines Außenhandels mit den
Basel Konstanz
Ländern im Ostseeraum. Dieser bildet die
Zürich
Grundlage für SCHWEIZ
wichtige Branchen des Landes
wie etwa die Hafenwirtschaft und die
Logistikbranche. Gleichzeitig lebt die erfolgreiche
Tourismuswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns
wesentlich von der
Ostseeküste. Vor allem aus Schweden
(rund 71.100 Ankünfte) und Dänemark
(59.800 Ankünfte) reisten 2015 die meisten
ausländischen Gäste an. Künftig, so
die Ziele der Landesregierung
Mecklenburg-Vorpommern,
soll eine grenzüberschreitende
Zusammenarbeit
der Ostseeanrainer
helfen, die Marke
„Ostseeurlaub“
international bekannter
zu machen.
Die Wirtschaftspolitik
des Landes setzt auch
in anderen Bereichen stark
Ems
Lippe
Flensburg
Göttingen
Fulda
Würzburg
STUTTGART
Ulm
Friedrichshafen
Fulda
Aller
Werra
Thüringen
Bamberg
Fürth
Augsburg
Halle
Nordhausen
ERFURT Weimar
Eisenach
Gera
Main
Suhl
Coburg
Erlangen
Nürnberg
Bayern
Ingolstadt
Lech
Hof
Bayreuth
MÜNCHEN
Elbe
Saale
Innsbruck
Dessau
Plauen
Leipzig
Regensburg
Landshut
Sachsen
DRESDEN
Chemnitz
Zwickau
Donau
Isar
Salzburg
auf die EU-Programme für die Ostsee-
Staaten. Dies sind im Einzelnen das Ostseeraumprogramm
mit einem Gesamtbudget
von circa 350 Millionen Euro, davon
rund 280 Millionen Euro EFRE-Mittel
sowie auf das EU-Programm für den
Südlichen Ostseeraum mit einem Budget
von rund 103 Millionen Euro, davon
etwa 83 Millio nen Euro
EFRE-Mittel. Schwerpunkte
der Programme
sind die Themen
Verkehr und Erneuerbare
Energien.
W+M
Inn
Tino Richter, Geschäftsführer
Tourismusverband
Sächsische Schweiz.
Ostsee
POLEN
TSCHECHIEN
Passau
Spree
Frankfurt
Prag
Deutschland grenzt im Nordosten auf einer
Garmisch-
Partenk.
Länge von 442 Kilometern an Polen und 811
Kilometer im Osten an Tschechien.
Moldau
Görlitz
Küstrin
Neisse
Oder
Elbe
ÖSTERREICH
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
40 | W+M TITEL BRÜSSELER SEGEN
RAGNITZ ANALYSIERT
Wie der BREXIT
auf Ostdeutschland
wirkt
Mit der deutschen Vereinigung
wurde Ostdeutschland nicht
nur Teil des nunmehr größeren
Deutschlands, sondern gleichzeitig
auch Teil der Europäischen Union. Damit
stand von Anfang an der große Europäische
Binnenmarkt auch den Unternehmen
aus dem Osten Deutschlands offen
– was viele Betriebe auch offensiv genutzt
haben: Die EU-Länder in ihrer Gesamtheit
sind heute für alle ostdeutschen
Länder der bedeutsamste Exportmarkt.
Nicht zu unterschätzen ist zudem das
Engagement europäischer Investoren
in Ostdeutschland, die über die Errichtung
neuer Produktionsstätten maßgeblich
zur Stabilisierung der ostdeutschen
Wirtschaft beigetragen haben.
Darüber hinaus hat Ostdeutschland von
Anfang an von der Förderung der EU profitieren
können – sei es über die finanzielle
Beteiligung an Infrastrukturprojekten,
die Kofinanzierung der einzelbetrieblichen
Förderung in Ostdeutschland
oder auch die zahlreichen arbeitsmarktpolitischen
Programme. Darüber hinaus
flossen in erheblichem Umfang natürlich
auch Mittel über die Fachprogramme
der EU nach Ostdeutschland,
insbesondere im
landwirtschaftlichen
Bereich.
Bis heute ist Ostdeutschland
flächendeckend
Zielgebiet
der regionalen
Strukturförderung
der EU – zwar
nicht mehr als bevorzugtes
Fördergebiet, da
das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
(als relevantes Kriterium für die Festlegung
der förderwürdigen Regionen) hier
längst den Grenzwert von 75 Prozent des
EU-Durchschnitts übersteigt, aber immerhin
noch als Nutznießer einer „Übergangsförderung“,
die all jenen Regionen
zugutekommt, deren Wirtschaftskraft
weniger als 90 Prozent des EU-Durchschnitts
beträgt. Dies wird auch bis zum
Jahr 2020 so bleiben – danach allerdings
muss damit gerechnet werden, dass der
größte Teil der ostdeutschen Länder keine
EU-Strukturfondsförderung mehr erhält.
Schon heute nämlich weisen fast
alle ostdeutschen Regionen ein BIP je
Einwohner von annähernd 90 Prozent
des EU-Durchschnitts auf; nur Mecklenburg-Vorpommern
liegt mit 84 Prozent
noch darunter. Die Regionen Dresden
und Leipzig sind sogar deutlich stärker
– mit 95 beziehungsweise 103 Prozent
des EU-Durchschnitts. Gegenüber dem
Stand zu Anfang der 2000er-Jahre ist die
relative Wirtschaftskraft in den ostdeutschen
Fördergebieten dabei deutlich stärker
gestiegen als in den westdeutschen
Nicht-Förderregionen – was man
durchaus als ein Zeichen für
den Erfolg der EU-Strukturfondsförderung
ansehen
kann. Und dieser
Erfolg zeigt dann
Professor
Dr. Joachim Ragnitz
ist Stellvertretender Leiter
des ifo-Instituts Dresden.
eben auch, dass in Zukunft auf Förderung
leichter verzichtet werden kann als
es in der Vergangenheit der Fall gewesen
ist. Insoweit dürfte es auch für die Landespolitik
in Ostdeutschland verkraftbar
sein, wenn EU-Fördermittel nicht mehr
zur Kofinanzierung landeseigener Förderprogramme
zur Verfügung stehen.
Das zu erwartende Ausscheiden Großbritanniens
aus der Europäischen Union
lässt auch Ostdeutschland nicht unberührt.
Negativ könnte sich dies auswirken,
weil das Vereinigte Königreich für
alle Länder ein bedeutsamer Handelspartner
ist und sich die Marktchancen
ostdeutscher Anbieter dort wenn auch
nicht direkt (über etwaige Beschränkungen
des freien Warenverkehrs), so
aber doch indirekt (über eine Abschwächung
der konjunkturellen Entwicklung
in Großbritannien selber beziehungsweise
über induzierte Wechselkurseffekte)
verschlechtern könnten. Dem stehen
aber auch mögliche positive Auswirkungen
gegenüber, so wenn britische Unternehmen
nunmehr ihre Investitionsengagements
auf dem Kontinent ausweiten,
um weiterhin innerhalb der Europäischen
Union präsent zu sein – hiervon könnte
dann auch Ostdeutschland profitieren.
Derzeit ist es aber noch zu früh, hier genauere
Vorhersagen zu treffen. Problematisch
würde es allerdings sein, wenn
der BREXIT auch andere Länder zu einem
Austritt aus der EU veranlassen würde –
dann wäre die wirtschaftliche (und politische)
Integration Europas insgesamt gefährdet,
von der doch auch Ostdeutschland
in der Vergangenheit so gut hat profitieren
können.
W+M
Fotos: bluedesign/fotolia.com (oben), ifo Dresden (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
POLITIK | 41
Brauchen wir in Ostdeutschland aktuell
noch mehr Windräder?
Hermann Albers,
Präsident des Bundesverbandes WindEnergie e. V.
Saskia Ludwig (CDU),
Mitglied des Landtags Brandenburg
Fotos: Bundesverband WindEnergie e. V. (links), Laurence Chaperon (rechts)
„Ja” „Nein”
Der Netzbetreiber 50Hertz
Nur ein Teil der bis heute produzierten
Windkraftenergie
sieht Ostdeutschland als Steckdose
Europas. Das ist richtig und
wird genutzt! Für den Rest
bedeutet zugleich, dass hier die Kasse steht, in
bezahlen wir trotzdem. Die Argumente, warum
die einbezahlt wird. Diese Chance muss der Osten
nutzen! Mitten im Strukturwandel der ostdeutgen
besser heute als morgen beendet werden
der Windkraftausbau unter aktuellen Bedingunschen
Wirtschaft gelang es, eine starke Windindustrie
aufzubauen. Die Branche sorgt für sichere Be-
für Mensch und Tier in zahlreichen Studien be-
müsste, sind allen bekannt. Die negativen Folgen
schäftigung, gute Steuereinnahmen und besticht legt. Und trotzdem waren gerade viele Städter für
mit einem enormen Exporterfolg. Die Aufgeschlossenheit
der ostdeutschen Akteure für eine Zusam-
es für sie keine praktischen Berührungspunkte
diese Argumente bisher wenig zugänglich, weil
menarbeit mit den neuen Playern im Energiesektor gab. In schönen Altbauwohnungen lebend, von
legte dafür die Grundlage. Tatkraft und ostdeutscher deren Balkone aus bis zum Horizont keine solche
Pragmatismus zeigen sich auch bei der Erschließung Industrieanlage zu sehen war, machte das Urteilen
von Effizienzpotenzialen im Netz oder der Strategieplattform
für Power-to-Gas. Richtig ist: Fast 37 nehmend kommt es zu einer Bewusstseinsände-
über die Folgen dieser für Andere leicht. Doch zu-
Prozent der deutschen Windkraftanlagen stehen im rung. Exemplarisch die 180-Grad-Wende im Meinungsbild
einer befreundeten Familie. Er Richter,
Osten. Dank der Gewerbesteueraufteilung bleiben
70 Prozent der Steuern bei der Standortgemeinde. sie Lehrerin. Nach dem kreditfinanzierten Kauf eines
ehemaligen Bauernhauses in der Uckermark,
Perspektivisch kann die Erneuerung des Maschinenparks
bei insgesamt gleichbleibender Anlagenzahl
hohe Effizienzgewinne erschließen. Die ambigerecht
saniert hatten, wurden ihnen drei graue
welches sie liebevoll für viel Geld denkmalschutztionierten
Klimaschutzziele erfordern es, die Sektoren
Mobilität und Wärme für Erneuerbare Energien ländlichen Idyll wurde ein Albtraum. Die surrenden
Anlagen in unmittelbare Nähe gesetzt. Aus dem
zu öffnen. Die Sektorenkopplung wird einen neuen Industrieanlagen sorgen für eine Dauerbeschallung
Innovationsschub auslösen, starke Beschäftigungsimpulse
setzen und neue Wertschöpfungschan-
ist für die Familie unerträglich. „Früher habe ich
und der Licht-Schatten-Wechsel der Rotorblätter
cen generieren. Die preiswerte Windenergie an
an meinem Rucksack den gelben Button ,Atomkraft?
Nein Danke‘ getragen. Heute klebt der Sticker
Land wird der Motor dieser Entwicklung bleiben.
Indem die neuen Bundesländer ihre Chancen nutzen,
werden sie wirtschaftlich aufschließen und
ehemalige Grüne. Die Frage, ob wir in Ostdeutsch-
,Windkraft? Nein Danke‘ an meiner Tasche“, so der
in einigen Bereichen sogar die Schrittgeschwindigkeit
bestimmen.
man ihm besser nicht mehr
land aktuell noch mehr Windräder brauchen, sollte
stellen.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
42 | W+M POLITIK
Davos des Ostens
Im Oktober 2016 findet in Bad Saarow das erste Ostdeutsche
Wirtschaftsforum statt. Dort werden namhafte Politiker,
Unternehmer und Wissenschaftler über die Chancen und
Perspektiven der Region zwischen Rügen und dem Erzgebirge reden
und Ideen für den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland entwickeln.
Von Karsten Hintzmann
Im vergangenen Jahr standen landauf
landab Jubiläumsfeiern zum 25-jährigen
Bestehen der neuen Bundesländer
und dem Einzug der sozialen Marktwirtschaft
im Osten auf der Tagesordnung.
Man blickte zurück auf Jahre des
schmerzhaften Strukturwandels, bilanzierte
die Fortschritte, die es seither gegeben
hat und kam meist zu dem Schluss, dass
man durchaus stolz auf das Erreichte sein
könne. Auch wenn der wirtschaftliche Aufholprozess
freilich längst noch nicht abgeschlossen
ist.
Exklusives Hotel am Scharmützelsee:
A-ROSA-Resort Bad Saarow.
Vor dem Hintergrund der vielfältigen
Feierlichkeiten und inhaltlichen
Standortbestimmungen kristallisierte
sich für die Redaktion des Magazins
WIRTSCHAFT+MARKT heraus, dass auf
den Blick zurück nunmehr auch der Blick
nach vorn folgen muss. Selbstverständlich
wird unser Magazin auch in Zukunft
erfolgreiche Entwicklungen von regionalen
Wirtschaftszentren, Unternehmen,
Branchen und Clustern aufgreifen und
analysieren. Aber wir sehen uns als einziges
auf die neuen Bundesländer fokussiertes
Wirtschafts- und Unternehmermagazin
im deutschsprachigen Raum
auch aufgefordert, einen Diskussionsprozess
anzuschieben, der über die Vergangenheit
und die Tagesaktualität weit
hinaus geht und sich mit wirklichen Zukunftsthemen
befasst. Wir wollen aktiv
daran mitarbeiten, dass für Ostdeutschland
echte Visionen – im positiven Sinne,
versteht sich – entwickelt werden. Dafür
haben wir das Ostdeutsche Wirtschaftsforum
(OWF) in Bad Saarow aus der Taufe
gehoben. Wir sind davon überzeugt,
dass es hohe Zeit ist für ein „Davos des
Ostens“ – so lautete der interne Arbeitstitel
für das OWF. Denn es gibt so viele
Fragen, die auf Antworten warten: Wird
der Angleichungsprozess an die alten
Länder je gelingen? Wird Ostdeutschland
auf Dauer nur eine verlängerte Werkbank
sein? Wie viel Potenzial steckt im eher
kleinteiligen ostdeutschen Mittelstand
– wird er auf Dauer nur Nischen besetzen
oder ist er Schmelztiegel für künftige
Großkonzerne? Kann der Osten im Wettbewerb
um qualifizierte Fachkräfte angesichts
niedrigerer Produktivität und geringerer
Einkommen überhaupt mithalten?
Wird sich der ostdeutsche Zusammenhalt
perspektivisch auflösen oder weiter
verstärken?
Über all diese Fragen werden wir auf
dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum
debattieren – über Parteigrenzen hinweg
und ohne Rücksichtnahme auf
Wahlzyklen.
Im A-ROSA Forum findet das OWF statt.
Foto: A-ROSA (oben), W+M (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
POLITIK | 43
Wir wollen über
Zukunft sprechen.
W+M-Herausgeber Frank Nehring erläutert die Idee des
Ostdeutschen Wirtschaftsforums
Programm zum
Ostdeutschen
Wirtschaftsforum (OWF)
OWF.ZUKUNFT. Was hat es mit dem
Ostdeutschen Wirtschaftsforum auf
sich?
Die sehr gute Entwicklung des Mittelstandes
in Ostdeutschland in den vergangenen
25 Jahren erfüllt zu Recht mit
Stolz. Der Blick zurück ist wichtig, der
Blick nach vorn aber wichtiger. Wir haben
viele Themen für die Zukunft zu meistern,
die Herausforderungen sind hoch,
aber wir reden zu wenig darüber.
Deshalb wollen wir mit dem OWF.ZU-
KUNFT ein exklusives Veranstaltungsformat
schaffen – das Ostdeutsche Wirtschaftsforum.
Ist das OWF.ZUKUNFT ein Kongress?
Ja und nein. Ja, er findet vom 20. bis
21. Oktober 2016 in Bad Saarow
statt. Und nein, mit
dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum
wollen
wir nicht nur die Themen
„Wirtschaft.
Wachstum.Zukunft“
einmalig in einem ausgewählten
Kreis diskutieren.
Wir wollen einen
Thinktank gründen, der
sich den Zukunftsthemen
der ostdeutschen Wirtschaft
annimmt und beim OWF2017, ein Jahr
später, Ergebnisse vorlegen kann. Das
Gründungsteam des Thinktanks hat sich
bereits formiert.
Wer organisiert das OWF.ZUKUNFT?
Die Initiative „Wirtschaft.Wachstum.Zukunft“,
die vom Magazin
WIRTSCHAFT+MARKT und den ersten
Thinktank-Partnern, wie dem ifo Institut
Dresden, GTAI – Germany Trade and Invest,
der Organisations- und Personalberatung
Egon Zehnder sowie der Interessengemeinschaft
der ostdeutschen Unternehmerverbände,
begründet wurde.
Die W+M Wirtschaft und Markt GmbH
ist verantwortlich für die Veranstaltungsorganisation.
Wer trifft sich beim OWF.ZUKUNFT?
Alle die, die ein Interesse an einer wachstumsorientierten
Entwicklung der Wirtschaft
in den neuen Bundesländern haben.
Das sind verantwortliche Vertreter
und Institutionen des Bundes und der
Länder, Unternehmer und Führungskräfte
in- und ausländischer Unternehmen,
internationaler Beteiligungsgesellschaften,
Finanz- und Wirtschaftsforschungsinstitute,
Universitäten, Botschafter und
Diplomaten sowie Vertreter nationaler,
internationaler und regionaler Wirtschaftsförderungsgesellschaften
und Wirtschaftsverbände.
Initiator des Ostdeutschen
Wirtschaftsforums:
Frank Nehring.
Was ist das Ziel des
OWF.ZUKUNFT?
Am 20. und 21. Oktober
2016 wollen wir in Bad
Saarow das Thema „Wirtschaft.Wachstum.Zukunft“
auf
die Agenda von Politik, Wirtschaft und
Wissenschaft bringen. Wir werden die
Perspektiven der stark mittelständisch geprägten
Unternehmen in den neuen Bundesländern
diskutieren und Handlungsfelder
definieren. Den hochkarätigen Referenten
und Teilnehmern eröffnen sich damit
neue Möglichkeiten einer intensiven
und zielorientierten Vernetzung.
Es soll ein Thinktank entstehen, der die
Zukunft branchen- und länderübergreifend
thematisiert, und in der Folge ein
jährliches Forum für den Austausch von
Ideen in exklusivem Ambiente.
Do, 20. Oktober 2016
14:00 Anreise, Check-in
15:00 Begrüßung
16:00 Eröffnungsvortrag
Sigmar Gabriel,
Vizekanzler und Bundes minister
für Wirtschaft und Energie
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft
sowie weitere Keynotes
Podiumsdiskussion
19:30 Galadinner
Fr, 21. Oktober 2016
9:00 Begrüßung
Impulsvorträge und Diskussionen
Wachstum und Innovation
Kaffeepause
Impulsvorträge und Diskussionen
Unternehmertum und Leadership
Mittagessen
Impulsvorträge und Diskussionen
Wachstumsfelder und Investoren
Kaffeepause
Die große Podiumsdiskussion
Die MPs der neuen Bundesländer
Keynote
17:30 Schlusswort
18:00 Get-together zum Ausklang
Sa, 22. Oktober 2016 (optional)
Timeout
Zeit für private Verabredungen
Zeit für Entspannung im A-ROSA SPA
Zeit für eine Runde Golf
Zeit für …
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
44 | W+M POLITIK
Referenten und Gesprächspartner
Ihre Themen
Sigmar Gabriel
Vizekanzler und Bundesminister
für Wirtschaft und Energie
Wie wir mehr Wirtschaftswachs tum
in Ostdeutschland erreichen.
Prof. Dr. Johanna Wanka
Bundesministerin
für Bildung und Forschung
Wie wir den Mittelstand stärker an
Forschung und Entwicklung teilhaben
lassen.
Iris Gleicke
Parlamentarische Staatssekretärin und
Bundes beauftrage für die neuen Bundes länder,
für Mittelstand und Tourismus beim
Bundesministerium für Wirt schaft und Energie
Was sind künftige Handlungsfelder
für die Zukunft der kleinteiligen
Wirtschaft im Osten?
Dr. Reiner Haseloff
Ministerpräsident
Sachsen-Anhalt
Michael Müller
Regierender
Bürgermeister
Berlin
Erwin Sellering
Ministerpräsident
Mecklenburg-Vorpommern
Wie wirkt die Forschungsexzellenz
als
Wirtschaftsfaktor in
Sachsen-Anhalt?
Dr. Dietmar Woidke
Ministerpräsident
Brandenburg
Warum wir in naher Zukunft
sowohl auf Braunkohle
als auch Erneuerbare
Energie setzen.
Start-up-Hauptstadt
und Digital Hub – welche
Perspektiven hat Berlin
als Wirtschaftsstandort?
Christian Pegel
Minister für Energie,
Infrastruktur und
Landesentwicklung
Mecklenburg-Vorpommern
Warum MV ein Land zum
Leben ist und was andere
davon lernen können.
Wie Mecklenburg-
Vorpommern die Zukunft
meistern wird.
Prof. Dr.
Joachim Ragnitz
Stellvertretender Leiter ifo
Institut Niederlassung Dresden
Was wir der ostdeutschen
Wirtschaft vorm Hintergrund
des demografischen Wandels
in den nächsten 25 Jahren
zutrauen – und was nicht.
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
POLITIK | 45
Prof. Dr.
Christoph Meinel
Wissenschaftlicher
Institutsdirektor und CEO
sowie Inhaber Lehrstuhl
„Internet-Technologien
und Systeme“
Hasso-Plattner-Institut
Wohin führt uns die Di gitalisierung
in naher Zukunft?
Prof. Dr.
Jörg K. Ritter
Partner
Egon Zehnder
International GmbH
Unternehmertum und
Leadership – was wir der
neuen Unternehmer
gene ration im Osten raten.
Dr. Andreas Golbs
Unternehmer und Sprecher
der Geschäftsführer der
IG der Ostdeutschen
Unternehmerverbände
und Berlin
Warum innovative
Unternehmer so dringend
gebraucht werden.
Dr. Frank Golletz
Technischer Geschäftsführer
50Hertz Transmission GmbH
Wo wir Wachstumspotenziale
in einer sich
wandelnden Energielandschaft
sehen.
Alexander Winter
Geschäftsführender
Gesellschafter
Arcona/A-ROSA
Guo Guangchang
Vorstandsvorsitzender
Fosun Group
Warum Deutschland ein
interessanter
Investitions standort ist.
Frank Nehring
Herausgeber
WIRTSCHAFT+MARKT
Warum wir ein Davos
des Ostens brauchen.
Holger Werner
Bereichsvorstand
Mittelstandsbank
Region Ost
Commerzbank AG
Wie wir als Bank die
Partnerschaft mit dem
Mittelstand neu denken.
Heinrich von
Nathusius
Geschäftsführer
MIFA-Bike GmbH
Wie man mit neuen
Ideen in die Jahre
gekommene Produkte
wieder fit macht.
Dr. Frank Höpner
Mitglied der
Geschäftsleitung
ENGIE Deutschland
Dr. Benno Bunse
Erster Geschäftsführer
Germany Trade and Invest -
Gesellschaft für Außenwirt schaft
und Standortmarketing mbH
Wie sich ostdeutsche Mittelständler
als Weltmeister auf
internationalen (Nischen-)
Märkten durchsetzen.
Hartmut Bunsen
Unternehmer und Präsident
der IG der Ostdeutschen
Unternehmerverbände und
Berlin
Warum der Osten eine
Stimme braucht.
Stefan Teuchert
Regionalleiter Ost
BMW Group
Hallo Zukunft!
Wie wir uns dem Thema
Wachstum stellen.
Dr. Ralph Beckmann
Abteilungsleiter
Nachfolgeberatung
Commerzbank AG
Weshalb die Nachfolgeregelung
auch in ostdeutschen
Unternehmen eine
der wichtigsten Zukunftsfragen
ist.
Dr. Jens-Uwe Meyer
Innovationsexperte und
Buchautor
Wie eine gelungene
Unternehmens nachfolge
motiviert.
Andrea Joras
Geschäftsführerin
Berlin Partner für
Wirtschaft und
Technologie GmbH
Wie wir unsere
Strategie an
den Megatrends
ausrichten.
Nora Heer
Gründerin und
Geschäftsführerin
Loopline Systems
Internet GmbH
Wie ostdeutsche
Unter nehmer mit der
Digitalisierung gewinnen
können.
Moderation
Rommy Arndt
Moderatorin n-tv
Innovationsstandort
Berlin – Innovationshauptstadt
für Deutschland.
Wieso der „War of
Talents“ unser Denken
verändern muss.
Änderungen vorbehalten!
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
46 | W+M RATGEBER
Projekt Unternehmensnachfolge
Die Übergabe der Geschicke der
eigenen Firma in die Hände eines
fähigen Nachfolgers zu meistern
ist heute – besonders in den
neuen Bundesländern – für viele
Unternehmer eine unerwartet
große Herausforderung. In dieser
und den folgenden Ausgaben
möchte ich Ihnen einen Überblick
über den grundsätzlichen Ablauf
des „Projekts Unternehmensnachfolge“
geben, welcher
neben der Phase des konkreten
Unternehmensverkaufs sowohl
die Vorbereitung als auch die Zeit
nach der Unterschrift beleuchtet.
Von Holger Wassermann
Im mittelständisch geprägten Deutschland
ist es seit jeher eine etwa alle 25
bis 35 Jahre wiederkehrende Aufgabe
für den Unternehmer, die Fortführung des
Betriebs der nächsten Generation zu überlassen.
Noch findet
sich in rund der Hälfte
der Fälle der Nachfolger
in den Reihen
der Familie, circa ein
Sechstel der Unternehmen
wird von Mitarbeitern
übernommen. Für den Rest muss ein
externer Käufer gefunden werden – sei es
ein einzelner Nachfolger, ein Nachfolgerteam
oder ein anderes Unternehmen.
„Rechtzeitig? Es ist
immer zu spät und
niemals zu früh. Aber:
Besser spät als nie.“
Problematisch ist dabei, dass sich die
Nachfolge für immer weniger Menschen
als eine interessante Option darstellt. Bei
dem aktuell positiven Arbeitsmarktklima
ist es einfacher, ein gutes Einkommen
als Angestellter zu erzielen, und in Zeiten
der Work-Life-Balance ist die typische
80-Stunden-Woche eines Unternehmers
auch nicht mehr wirklich erstrebenswert.
Hinzu kommt der demografische
Wandel, der ohnehin zu einer
Verknappung der Personen
in der relevanten
Altersgruppe zwischen
30 und 40 führt.
Durch das geringe
Lohnniveau der letzten
Jahre fehlt es zudem
übernahmewilligen Gründern häufig
an dem notwendigen Eigenkapital.
Viele Punkte, die eine Tätigkeit in einem
Start-up oder einem angesehenen
Großunternehmen attraktiver erscheinen
lassen.
Phasen der Unternehmensübergabe
Grundsätzlich kann ein Nachfolgeprojekt
in drei Hauptphasen unterschieden werden:
die Vorbereitung, die Durchführung
und die Zeit nach der Übergabe. In der
Vorbereitungsphase werden die Grundlagen
für eine erfolgreiche Nachfolge und
die Erzielung eines möglichst hohen Kaufpreises
gelegt. In der Durchführungsphase
wird der Nachfolger gesucht und (hoffentlich)
gefunden, es wird verhandelt und
der Vertrag geschlossen. Die Zeit nach
der Übergabe kann für den Unternehmer
durch eine Begleitung des Nachfolgers
oder neue Aufgaben gekennzeichnet sein,
während für den Nachfolger nun das Unternehmer-Sein
beginnt. Dieser Beitrag
fokussiert sich auf die erste der drei Phasen
der Unternehmensübergabe.
Die Vorbereitungsphase
Eine langfristige Vorbereitung beginnt etwa
zehn Jahre vor der Nachfolge. Einerseits
ist bei familieninternen Schenkungen eine
Zehn-Jahres-Frist zu beachten, andererseits
gewährt diese Zeitspanne genug Spielraum
für die anstehenden Maßnahmen.
Foto: Ogerepus/fotolia.com
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
MANAGEMENT | 47
Foto: Intagus
Zur langfristigen Vorbereitung zählt die
Erstellung eines Plans, wie sich der Unternehmer
„sein Leben danach“ und die
Nachfolge idealerweise vorstellt. Auf Basis
dieses Plans können nun Projekte angegangen
werden, die einerseits dazu beitragen,
dass die Wahrscheinlichkeit erhöht
wird, einen geeigneten Nachfolger zu finden,
andererseits können Maßnahmen zur
Steigerung des späteren Kaufpreises eingeleitet
werden. Besonders positiv dabei
ist, dass Unternehmen bereits während
dieser Phase von den Maßnahmen profitieren
– vergleichbar mit dem eigenen
Heim, das ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge
ist, in dem man aber schon
vorher lebt.
Ein Unternehmer soll nicht IN sondern AN
seinem Unternehmen arbeiten – dieses
Wortspiel umschreibt nahezu perfekt die
Aufgabe dieser Phase. Je weniger ein Unternehmen
ohne seinen Chef auskommen
kann, umso unverkäuflicher ist es. Daher
gilt es, Verantwortung, Wissen und Kontakte
auf Mitarbeiter zu übertragen.
Professor Dr. Holger Wassermann ist
Wissenschaftlicher Leiter des KCE
KompetenzCentrum für Entrepreneurship
& Mittelstand der FOM-Hochschule und
Geschäftsführer der Intagus GmbH.
Etwa fünf Jahre vor der Unternehmensübergabe
beginnt die mittelfristige Vorbereitung
und gewissermaßen der Referenzzeitraum,
denn die potenziellen
Nachfolger werden sich natürlich das Unternehmen,
das sie eventuell erwerben
wollen und für das sie sich hoch verschulden
werden, auf Herz und Nieren prüfen.
Eine Analyse des Geschäftsverlaufs der
vergangenen drei bis fünf Jahre ist dabei
absolut üblich. Daher sollten spätestens
ab diesem Zeitpunkt einerseits aussagefähige
Unterlagen bereitstehen, die
zu einem späteren Zeitpunkt nicht einfach
nachträglich erzeugt werden können, andererseits
sollte ab jetzt verstärkt darauf
geachtet werden, Negativmerkmale
wie Liquiditäts- oder Umsatz engpässe zu
vermeiden.
Diese Phase dient somit in entscheidendem
Maße der Vorbereitung der sogenannten
Due Diligence, also der genauen
Prüfung der Unternehmung durch
den Nachfolger. Je besser diese Phase
mit Blick auf die Nachfolge durchgeführt
wird, umso höher wird der spätere Kaufpreis
ausfallen können.
Das letzte Jahr vor dem Beginn der Durchführungsphase
dient dazu, dem Nachfolger
ein „aufgeräumtes Haus“ zu präsentieren.
Wichtige Projekte sollten nach Möglichkeit
abgeschlossen werden, weit in die
Zukunft reichende neue Vorhaben sollten
nun nicht mehr begonnen werden. Nun
kann auch die Kommunikation der geplanten
Nachfolge innerhalb eines Zeithorizonts
von zwei bis drei Jahren gegenüber
Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten
beginnen. Das beugt Fragen wie „Wie
geht es wohl weiter?“ hinter vorgehaltener
Hand vor und gibt den Geschäftspartnern
die Sicherheit, dass der Fortbestand
der Unternehmung nicht dem Zufall überlassen
wird.
Wichtig ist in dieser Phase besonders die
Konsequenz. Viele Unternehmer finden
hier immer wieder Ausreden, warum es
jetzt doch noch nicht passe. W+M
Unternehmensübergabe:
Woran sollte man denken?
Bei der Vorbereitung der Nachfolge
sind viele verschiedene Dinge zu beachten,
angefangen bei persönlichen
bis hin zu betriebswirtschaftlichen und
rechtlichen Aspekten. Hier soll auf einige
besonders wichtige Fragen hingewiesen
werden, die im Vorfeld geklärt
werden sollten.
Persönlich
Was mache ich danach? Welche neuen
Ziele oder neuen Aufgaben habe ich?
Was ist mir wichtig? Kenne ich einen
darauf spezialisierten Coach, der mir
dabei helfen kann?
Finanziell
Wovon werde ich leben? Welche Ausgaben
und Einnahmen werde ich haben?
Benötige ich einen bestimmten
Kaufpreis?
Betriebswirtschaftlich
Soll ein Familienmitglied oder ein Mitarbeiter
Nachfolger werden? Wie muss
er noch vorbereitet werden (persönlich,
fachlich, finanziell)? Soll ein Externer
die Firma kaufen? Wie will ich den passenden
Nachfolger finden? Welchen
Wert hat meine Firma heute? Was
kann ich noch tun, um besser verkaufen
zu können? Wie gestalten wir die
Übergangsphase? Kenne ich einen darauf
spezialisierten Berater, der mir dabei
helfen kann?
Rechtlich
Bei Nachfolgen sollten Sie stets einen
fachkundigen Notar oder Rechtsanwalt
einbeziehen, deshalb: Kenne ich einen
Notar oder Rechtsanwalt, der mir dabei
helfen kann?
Steuerrechtlich
Bei Nachfolgen sollten Sie stets ein
fachkundigen Steuerberater einbeziehen,
deshalb: Kenne ich einen Steuerberater,
der mir dabei helfen kann?
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
48 | W+M RATGEBER
Wärme aus
Erneuerbaren Energien
Die Energiewende im Unternehmen: Mit dem Einsatz Erneuerbarer
Energien wie Photovoltaik, Biomasse oder Windkraft können
Unternehmen ihre Energiekosten senken und sich von den
Energiemärkten unabhängiger machen. Die KfW fördert solche
Investitionen mit langfristigen und zinsgünstigen Krediten und
Tilgungszuschüssen aus Mitteln des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie (BMWi). Von Matthias Salm
Gerade bei der Prozesswärme bleiben
in den Unternehmen bisher
viele Einsparpotenziale ungenutzt.
Denn laut Deutscher Energie-Agentur
(dena) stellt die Prozesswärme, etwa zum
Betrieb von Brennöfen und Trocknungsanlagen,
einen Anteil von 57 Prozent am industriellen
Gesamtendenergieverbrauch.
Diese Wärme kann vermehrt auch
aus Erneuerbaren Energien gewonnen
werden.
Die finanziellen Rahmenbedingungen für
solche Investitionsvorhaben sind zudem gegenwärtig
besonders günstig. Das BMWi
unterstützt insbesondere den Umbau der
innerbetrieblichen Wärmeerzeugung auf Erneuerbare
Energien im Rahmen seines aktuellen
Marktanreizprogramms. Zu diesen
Anreizen zählen sowohl höhere Tilgungszuschüsse
für kleine und mittelständische
Unternehmen (KMU) bei einem Förderdarlehen
als auch eine erweiterte Antragsberechtigung
für größere Unternehmen.
Als wesentliche Triebkraft für den Ausbau
der Erneuerbaren Energien zur Stromund
Wärmeerzeugung fungieren die Förderdarlehen
der KfW. Im Jahr 2013 wurden
42,3 Prozent und im Jahr darauf 33,5
Prozent aller in Deutschland getätigten Investitionen
in diesem Bereich durch KfW-
Programme mitfinanziert.
Die KfW-Förderprogramme sind als Kombination
aus zinsverbilligten Darlehen und
Tilgungszuschüssen konzipiert. Bei einer
im Unternehmen installierten Solarkollektoranlage
etwa, die der Warmwasserbereitung,
der Raumheizung oder der solaren
Kälteerzeugung dienen, beträgt der
Tilgungszuschuss bis zu 30 Prozent. Wird
die Solaranlage zur Gewinnung von Prozesswärme
eingesetzt, kann der Zuschuss
sogar auf bis zu 50 Prozent aufgestockt
werden. Bei Investitionen in große Biomasseanlagen
oder Wärmepumpen gewährt
die KfW Tilgungszuschüsse von
bis zu 50.000 Euro je Einzelanlage beziehungsweise
maximal 30 Prozent der
förderfähigen Kosten.
Im Wesentlichen bieten sich für Investitionen
in die Einführung Erneuerbarer
Energien im Unternehmen folgende Förderprodukte
an:
KfW-Programm Erneuerbare
Energien Premium
Das Programm zielt auf den Einsatz Erneuerbarer
Energien im Wärmemarkt.
Mögliche Investitionsmaßnahmen:
Solarkollektoranlagen, Biomasseanlagen
zur Verbrennung fester Biomasse für die
Foto: BSW-Solar/Upmann
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
FINANZEN | 49
Foto: KfW Bankengruppe/Heinrich Völkel, OSTKREUZ
thermische Nutzung, Wärmenetze, Anlagen
der Tiefengeothermie, Biosgasleitungen
für unaufbereitetes Biogas sowie große
Wärmespeicher und Wärmepumpen.
Höchstbetrag:
In der Regel reicht die KfW Darlehensbeträge
von maximal zehn Millionen Euro
pro Vorhaben aus.
Konditionen:
Bei Laufzeiten der Darlehen bis zu zwanzig
Jahren können Zinsbindungen bis zu
zehn Jahre vereinbart werden. Als besonders
attraktiv für Unternehmen erweisen
sich die Tilgungszuschüsse. Bei der größenabhängigen
Förderung von Solarkollektoranlagen
liegt ihre Höhe zwischen
30 und 50 Prozent.
Bei Biomasseanlagen sind maximal
50.000 Euro je Einzelanlage als Tilgungszuschuss
denkbar. Zusätzlich sieht das
Programm noch weitere Boni, etwa für
niedrige Staubemissionen, vor. Durch Addition
von Grundförderung und Boni erhöht
sich der Tilgungszuschuss im Idealfall
auf bis zu 100.000 Euro. Bei Wärmenetzen
beläuft sich der Zuschuss zur
Tilgung auf 60 Euro je neu errichtetem
Meter, höchstens jedoch auf eine Million
Euro.
Weitere Informationen unter
www.kfw.de/271.
KfW-Programm Erneuerbare
Energien Standard
Das Programm finanziert Vorhaben zur
Nutzung Erneuerbarer Energien zur
Stromerzeugung.
Mögliche Investitionsmaßnahmen:
Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen
zur Stromerzeugung sowie Batteriespeicher.
Ebenso förderfähig ist die
Strom- und Wärmeerzeugung in Kraft-
Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen).
Höchstbetrag:
Maximal werden Darlehen bis zu 50 Millionen
Euro vergeben.
Konditionen:
Es sind Zinsbindungen und Kreditlaufzeiten
bis zu 20 Jahren möglich.
Weitere Informationen unter
www.kfw.de/270.
Anträge auf eine Förderung aus der KfW-
Programmfamilie Erneuerbare Energien
sind vor Beginn des Vorhabens bei der
Hausbank zu stellen, die diese an die KfW
weiterreicht.
W+M
„Die Fördertöpfe sind gut gefüllt“
Interview mit Mario Hattemer, Prokurist
Gewerbliche Umweltschutzfinanzierung bei der KfW
W+M: Herr Hattemer, 2015 förderte die
KfW mit den KfW-Programmen Erneuerbare
Energien Standard und Premium die
Nutzung Erneuerbarer Energien mit 4,4
Milliarden Euro. Wie können kleine und
mittlere Unternehmen von dieser Förderung
profitieren?
Mario Hattemer: Der weitaus größte
Teil dieser Förderung fließt in die Verstromung
von Energie aus Windkraft und
Photovoltaik. Hingegen ist das Potenzial
Erneuerbarer Energien zur Deckung des
Wärmebedarfs im Unternehmen vielfach
noch nicht ausreichend ausgeschöpft.
W+M: Für welche Unternehmen kommen
solche Investitionen in Frage?
Mario Hattemer: In zahlreichen Fertigungsbereichen
in Industrie und Gewerbe
wird Prozesswärme benötigt, beispielsweise
in Lackierstationen in der Automobilindustrie.
Aber mit Erneuerbaren Energien
lassen sich auch Produktionshallen, Personal-
oder Wirtschaftsgebäude beheizen.
Anlagen zur Verfeuerung von fester Biomasse
können beispielsweise in der holzverarbeitenden
Industrie, in Schreinereien
oder Sägewerken eingesetzt werden.
W+M: Weshalb werden Erneuerbare
Energien dann noch nicht ausreichend
genutzt?
Mario Hattemer.
Mario Hattemer: Investitionen in Prozesswärmeanlagen
oder betriebliche
Wärmenetze sind zum Teil kostenintensiv,
vor allem aber auch technologisch anspruchsvoll.
Nicht zuletzt wegen dieser
Hürden hat das Bundeswirtschaftsministerium
die Förderbedingungen im Rahmen
des Marktanreizprogramms weiter
verbessert.
W+M: Es lohnt sich also, gerade jetzt in
Erneuerbare Energien zu investieren?
Mario Hattemer: Die Fördertöpfe sind
gut gefüllt. Zusätzlich zum niedrigen Zinsniveau
und den langen Laufzeiten sind die
aus Mitteln des BMWi finanzierten Tilgungszuschüsse
besonders lohnenswert.
Interview: Matthias Salm
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
50 | W+M RATGEBER INSOLVENZ
Die Krise als
Chance nutzen
Die Insolvenz ist häufig mit einer persönlichen Krise verbunden.
Der Ausgang eines Insolvenzverfahrens ist auch davon abhängig,
ob und wie die persönliche Krise überwunden werden kann.
Krisen mental gut zu überstehen, seien
sie persönlicher, medizinischer,
psychischer oder wirtschaftlicher
Natur, ist nicht ganz einfach. Wer erfolgreich
ist oder werden will, muss in der
Lage sein, mit – teilweise auch schweren
– Rückschlägen gekonnt umzugehen. Bei
höheren Positionen in Wirtschaft und Politik
wird ein professioneller Umgang mit
schweren Niederlagen geradezu erwartet.
So gehört es bei einem Spitzenpolitiker
dazu, Wahlniederlagen wegzustecken und
danach siegessicher wieder anzutreten.
Der Vorstand eines größeren Unternehmens
muss auch schwerste Zeiten überstehen.
Glanzvolle Namen wie Volkswagen,
Deutsche Bank, ThyssenKrupp und
Lufthansa sind gute Beispiele. Erfolgreiche
Menschen haben eins gemeinsam:
Sie haben ein klares Ziel,
verarbeiten eine Vielzahl
von Rückschlägen,
lassen sich
nicht unterkriegen
Dr. Florian Stapper,
Fachanwalt für
Insolvenz- und
Steuerrecht und Inhaber
von STAPPER Insolvenzund
Zwangsverwaltung.
und sind robust. Die psychische Widerstandskraft,
oft auch als Resilienz bezeichnet,
ist zum Teil genetisch veranlagt.
Man kann sie aber auch lernen. Wer
in welcher Krise auch immer steckt, sollte
auf Folgendes achten:
Persönliche Entwicklungen verlaufen
in der Regel wellenartig
Es gibt meist nur kurze Phasen, in denen
man „ganz oben“ oder auch „ganz
unten“ ist. Wer gerade „ganz unten“ ist,
muss wissen, dass es jetzt nur noch aufwärts
gehen kann. Je länger man „ganz
unten“ ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,
dass der Beginn des Aufstiegs
unmittelbar bevorsteht. Allein diese
Einstellung hilft oft weiter.
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Wer ein Problem hat, sollte das nicht
„in sich hineinfressen“, sondern
Vertraute hinzuziehen. Häufig
kommt dabei auch Hilfe von
Personen, mit denen man
gar nicht gerechnet hat.
Wer keine solchen Bezugspersonen
hat, kann
nach dem Grundsatz leben:
„Wenn mir keiner
hilft, helfe ich mir selbst“.
Das motiviert gelegentlich
ganz besonders.
Die Krise als Chance nutzen
Krisen sind eine stetige Herausforderung.
Sie können genutzt werden, um nach der
Krise besser dazustehen als zuvor. Wer
in einer persönlichen Krise steckt, etwa
aufgrund einer Ehescheidung, nimmt sich
beispielsweise vor, dass der nächste Lebenspartner
besser zu einem passt. Wer
ein medizinisches Problem hat, wird das
nutzen, um gesünder zu leben und mehr
Sport zu treiben. Wer wirtschaftlich einen
„Durchhänger“ hat, kann daran arbeiten,
sein Unternehmen neu aufzustellen.
Ärgern ist Zeitverschwendung
Wer in der Krise steckt, ist häufig von
anderen schlecht behandelt worden.
Es nützt in dieser Situation nichts, sich
über die Vergangenheit oder unzuverlässige
und unlautere Mitmenschen
zu ärgern und darauf auch noch Energie
zu verschwenden. Es geht einem
nicht besser, wenn es anderen schlecht
geht! Insofern sollte man seine gesamte
Energie nur in sich selbst investieren
und sich selbst wieder nach vorne
bringen.
Belohnung nicht vergessen
Wer die Krise überstanden hat, belohnt
sich selbst mit irgendetwas, was einem
wichtig und wertvoll ist und feiert das
Ende der Krise. Denn: Die nächste Krise
steht schon vor der Tür und wartet auf
eine gekonnte Lösung.
Nur wer aufgibt, verliert
Insofern wird nicht aufgegeben.
W+M
Foto: STAPPER (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
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W+M
WIRTSCHAFT+MARKT 1-2/2015
26. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2015 | 5 | ZKZ 84618
WIRTSCHAFT+
MARKT
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+MARKT 1-2/2015
WIRTSCHAFT+
MARKT
26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+MARKT 1-2/2015
WIRTSCHAFT+
MARKT
26. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
BRANDENBURG
ENERGIE
ELEKTRISIERT
MECKLENBURG-VORPOMMERN
IM INTERVIEW
Ministerpräsident
Dietmar Woidke
SACHSEN
STUDIE
IM INTERVIEW
Ministerpräsident
Erwin Sellering
UNTERNEHMEN
ORWO – eine
Tradition lebt auf
RATGEBER
Tagungen und
Geschäftsreisen
Mittelstand im
digitalen Wandel
UMFRAGE
Welches Auto
passt zu Ihnen?
Kraftakt
Firmenübergabe
EXKLUSIVE INTERVIEWS
Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel
Ministerpräsident
Stanislaw Tillich
WIRTSCHAFT+MARKT 1-2/2015
WIRTSCHAFT+
MARKT
26. Jahrgang 26. | Jahrgang Heft 6 | November/Dezember | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+MARKT 1-2/2015
WIRTSCHAFT+
MARKT
27. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft | Heft 1 | Januar/Februar 4 | Juli/August 2016 2015 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+
MARKT
27. Jahrgang | Heft 2 | März/April 2016 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
DIE
WIRTSCHAFT
GRÜNT
THÜRINGEN
BERLIN
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT
EIN GESCHÄFT
FÜR VIELE
BRANCHEN
OSTPRODUKTE
DIE UNHEIMLICHE
RENAISSANCE
Motorenwerk Kölleda:
Herz einer Region
W+M
mit
Sachsen-Anhalt
IM INTERVIEW
WindNODE:
Energie aus dem Norden
Ministerpräsident
Bodo Ramelow
REPORT
Rivalität auf
der Ostsee
RATGEBER
Betriebliche
Altersvorsorge
IM INTERVIEW
Berlins Regierender
Michael Müller
REPORT
Eberswalder
Metall-Gen
RATGEBER
Gutschein
statt Geld
Bilanz vor der Wahl:
Reiner Haseloff
Davos in Bad Saarow:
Ostdeutsches Wirtschaftsforum
Management:
Der Honecker-Effekt
Travel:
Tipps für Geschäftsreisen
WIRTSCHAFT+
MARKT
27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2016 | 5 | ZKZ 84618
Beilage
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
FERIEN DAHEIM
Mecklenburg-
Vorpommern
TOURISMUS
Wie der neue Trend
den Osten stärkt
LÄNDERREPORTS
100 Jahre Leuna
Profisport im Osten
RATGEBER
Investieren im Iran
Gesundes Arbeiten im Büro
Mutig in der Insolvenz
LIFESTYLE
Edle Uhren-Neuheiten
Logieren in Schlosshotels
WIRTSCHAFT+
MARKT
27. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2016 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
WIRTSCHAFT+
MARKT
27. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober 2016 | 5 | ZKZ 84618
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
BRÜSSELER SEGEN
WIE DER OSTEN VON
EU-GELDERN PROFITIERT
LÄNDERREPORT
Schwerin dockt an
Hamburg an
Flughäfen am Tropf
der öffentlichen Hand
RATGEBER
So gelingt die
Unternehmensnachfolge
Kassenführung im
Visier der Finanzämter
BEILAGE
Sachsen
BEIL AGE
INTERVIEWS
Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,
Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz
Brandenburg
TILLICH & WOIDKE IM INTERVIEW
Zwei Lausitzer, zwei Landesväter,
zwei Parteien, zwei Freunde
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52 | W+M RATGEBER STEUERN
Im Visier der
Finanzverwaltung
Unternehmen in bargeldintensiven Branchen rücken durch
verschärfte Aufzeichnungspflichten für digitale Kassendaten ab 2017
weiter in den Fokus der Betriebsprüfung.
Diese gelten nicht erst ab dem 1. Januar
2017, die entsprechenden
Schreiben des Bundesfinanzministeriums
(BMF) datieren bereits vom 1. Januar
2002 beziehungsweise 26. November
2010, der sogenannten letzten „Kassenrichtlinie“
des BMF. Die dort getroffenen
Aussagen werden durch die neuen,
sogenannten „Grundsätze zur ordnungsmäßigen
Führung und Aufbewahrung von
Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen
in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“
(GoBD) zusätzlich bekräftigt. Die
erste Kassenrichtlinie geht zurück auf
das Jahr 1996. Danach sollte bei elektronischen
Registrierkassensystemen die
Aufbewahrung der Kassenstreifen (und
damit die Einhaltung der Einzelaufzeichnungspflicht
insgesamt) verzichtbar sein,
wenn der Steuerpflichtige die folgenden
Belege verwahrt: vollständige Tagessummen-Bons
(Z-Bons), die von der Kasse gegebenenfalls
erstellten Aufrechnungen sowie
die zur Kasse gehörenden Organisationsunterlagen.
Von Sebastian Wisch
der Streit mit dem Betriebsprüfer bereits
ab dem Jahr 2011 vorprogrammiert.
Ab Januar 2017 soll nach Vorstellung des
BMF uneingeschränkt der Grundsatz der
Einzelaufzeichnungspflicht durchgesetzt
werden. Dies bedeutet, dass ab dem
nächsten Jahr nur noch Kassensysteme
mit einem angeschlossenen Datenbankoder
Archivsystem benutzt werden dürfen.
Wer diesen technischen Standard nicht erfüllt,
läuft Gefahr, dass seine Buchführung
in der Außenprüfung verworfen wird und
Besteuerungsgrundlagen geschätzt werden,
was gegebenenfalls erhebliche Steuernachforderungen
nach sich ziehen kann.
Es gilt, das eigene Kassensystem umgehend
zu analysieren, Schwachpunkte aufzudecken
und einen Maßnahmenkatalog
zu entwickeln, um Mängel in Systemen
zu beseitigen. Daran anknüpfend ist von
Bedeutung, die von der Finanzverwaltung
geforderte Verfahrensdokumentation rund
um die Abwicklung und Aufzeichnung der
Bargeschäfte im Unternehmen zu erstellen.
Diese sollten Sie zusammen mit den digitalen
Kassendaten gemäß dem gesetzlichen
Aufbewahrungszeitraum von zehn Jahren
auf zuverlässigen Datenspeichersystemen
zur Verfügung zu haben, so dass die Möglichkeit
besteht, die Daten im Rahmen einer
steuerlichen Außenprüfung kurzfristig
lesbar und auswertbar zu machen.
Der Bundesfinanzhof hat in einer Entscheidung
vom 16. Dezember 2014 unternehmerfreundlich
den Grundsatz der Einzelaufzeichnungspflicht
hervorgehoben, allerdings
entgegen der Vorstellung der Finanzverwaltung
eine bestimmte Form der
Kassenführung nicht vorgeschrieben.
Aus unternehmerisch-kaufmännischer Sicht
wäre es sicherlich ratsam, sich in Bezug auf
das Kassensystem moderner elektronischer
Medien zu bedienen, welche zwei Fliegen
mit einer Klappe schlagen. Zum einen sollten
die strengen Aufzeichnungspflichten der
Finanzverwaltung erfüllt werden und zum
anderen die verwendeten Medien einen wesentlichen
Beitrag zum Informationssystem
des Unternehmens in Bezug auf Bargeldvorgänge
bieten können.
Die Übergangsfrist zur Anwendung dieser
Regelungen läuft am 31. Dezember dieses
Jahres endgültig aus. Sie galt dabei nur für
solche Unternehmen, deren Kassensystem
nicht mechanisch oder in Bezug auf
die Software aufgerüstet werden konnten.
Alle anderen Systeme unterliegen
bereits seit den Jahren 2001 beziehungsweise
2010 den verschärften Vorschriften
des BMF. Allerdings ist dies in vielen Branchen
bisher völlig unbekannt und fand bis
dato zu wenig Berücksichtigung. In Unternehmen,
die eine technisch mögliche
Softwareanpassung sowie Speichererweiterungen
nicht durchgeführt haben, ist
Sebastian Wisch ist Steuerberater und
Geschäftsführer der AUDITA Dr. Feske Zauft
& Wisch GmbH Wirtschaftsprüfungs- und
Steuerberatungsgesellschaft in Berlin
Der einzelne Geschäftsvorfall an der Kasse
lässt sich aus Sicht des Verfassers als
wertvoller Datensatz für die gesamte Unternehmenssteuerung
nutzen. Bei konkreter
Analyse der einzelnen verkauften Artikel
kann dies fundamental zur Sortimentssteuerung
verwendet werden, ebenso verknüpft
mit gleichzeitigen Verbrauchsmeldungen an
Lager und gekoppelt an automatisches Bestellwesen
sowie ABC-Analysen und Deckungsbeitragskalkulationen
sollte man diese
Informationsquelle insgesamt nicht unterschätzen.
Die Ordnungsmäßigkeit für die
Finanzverwaltung erscheint dann nur noch
wie ein Nebenprodukt.
W+M
Foto: Audita (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
RATGEBER RECHT | 53
Foto: AllebaziB/fotolia.com, Quelle: www.kostenlose-urteile.de
Urteile für
Unternehmer
WIRTSCHAFT+MARKT hat wichtige Urteile
für Sie zusammengestellt
Mindestlohn
Arbeitgeber dürfen Sonderzahlungen
auf Mindestlohn anrechnen
Bisher gewährte Sonderzahlungen wie
Urlaubs- und Weihnachtsgeld können in
bestimmten Fällen vom Arbeitgeber auf
den gesetzlichen Mindestlohn angerechnet
werden, um die gesetzliche Lohnuntergrenze
von 8,50 Euro pro Stunde zu
erreichen. Das entschied das Bundesarbeitsgericht
(BAG).
Der Arbeitgeber schuldet den gesetzlichen
Mindestlohn für jede tatsächlich geleistete
Arbeitsstunde. Er erfüllt den Anspruch
durch die als Gegenleistung für
Arbeit erbrachten Entgeltzahlungen, soweit
diese dem Arbeitnehmer endgültig
verbleiben. Die Erfüllungswirkung fehlt
nur solchen Zahlungen, die der Arbeitgeber
ohne Rücksicht auf tatsächliche Arbeitsleistung
des Arbeitnehmers erbringt
oder die auf einer besonderen gesetzlichen
Zweckbestimmung beruhen.
Im vorliegenden Fall wurde dem Kläger
das Urlaubs- und Weihnachtsgeld in
zwölf Teilen monatlich neben dem Gehalt
ausgezahlt. Der Kläger wollte erreichen,
dass sein Monatsgehalt und die Jahressonderzahlungen
ebenso wie die vertraglich
zugesagten Zuschläge für Mehr-,
Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit auf
Basis des gesetzlichen Mindestlohns in
Höhe von 8,50 Euro brutto pro Stunde
gezahlt werden. Das BAG entschied nun,
dass der Kläger aufgrund des Mindestlohngesetzes
keinen Anspruch auf erhöhtes
Monatsgehalt, erhöhte Jahressonderzahlungen
sowie erhöhte Lohnzuschläge
hat. Der gesetzliche Mindestlohn tritt als
eigenständiger Anspruch neben die bisherigen
Anspruchsgrundlagen, verändert
diese aber nicht. Der nach den tatsächlich
geleisteten Arbeitsstunden bemessene
Mindestlohnanspruch des Klägers
sei erfüllt worden, denn auch den vorbehaltlos
und unwiderruflich in jedem Kalendermonat
geleisteten Jahressonderzahlungen
kommt Erfüllungswirkung zu.
BAG, 5 AZR 135/16
Datenschutz
Kein Schadensersatz bei Videoüberwachung
nach Sabotage
Ein Arbeitgeber, der Produktionsräume
zwei Monate lang per Video überwachen
lässt, ohne die Mitarbeiter hierüber zu informieren,
weil es zuvor zu Sabotageakten
bei der Produktion gekommen war,
schuldet den Mitarbeitern nicht zwangsläufig
Schadensersatz wegen einer Persönlichkeitsverletzung.
Dies geht aus einer Entscheidung des
Landesarbeitsgerichts (LAG) Sachsen-Anhalt
hervor. Nach dem Datenschutzgesetz
ist die Installation einer Videoanlage zwar
verboten, gleichwohl besteht in dieser Situation
für den Arbeitgeber ein nachvollziehbarer
Anlass, diese Maßnahme zu ergreifen.
Das Gericht wies die Schadensersatzklage
des Mitarbeiters ab. Die Überwachung
hat sich auf einen relativ kurzen
Zeitraum des Arbeitsverhältnisses (zwei
Monate) bezogen. Weiter beschränkte
sich die Videoüberwachung auf den Produktionsbereich.
Eine Beobachtung des
Klägers in Bereichen, in denen seine Privatsphäre
hätte tangiert sein können, zum
Beispiel Umkleideräume oder Pausenräume,
hat nicht stattgefunden. Die Beobachtung
hat sich auch nicht gezielt gegen den
Kläger gerichtet, sondern erstreckte sich
auf den gesamten Produktionsbereich des
Unternehmens. Der Mitarbeiter stand mithin
nicht im Fokus der Beobachtung.
LAG Sachsen-Anhalt, 6 Sa 301/14
AGB
Klausel zur Haftungsbeschränkung
muss verständlich sein
Das Amtsgericht (AG) München hat entschieden,
dass eine Haftungsbeschränkung
in Allgemeinen Geschäftsbedingungen
(AGB) auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit
dann unwirksam ist, wenn die Klausel
unverständlich ist.
Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls
ist Mitglied in einem Verein zur Wahrnehmung
und Förderung der Interessen
des Kraftfahrzeugwesens. Der Mitgliedsvertrag
beinhaltet die Verpflichtung zur
Pannen- und Unfallhilfe, um die Fahrbereitschaft
des Fahrzeugs herzustellen. In
den allgemeinen Vertragsbedingungen
des Vereins findet sich eine Klausel, die die
Haftung des Vereins auf grob fahrlässiges
oder vorsätzliches Verhalten beschränkt.
Beim Versuch, das Auto des Klägers durch
einen Pannenhelfer zu öffnen, ging die
Windschutzscheibe zu Bruch. Der Kläger
lies diese austauschen und verlangte
den Schaden vom Verein ersetzt. Dieser
berief sich auf seine vertraglichen Haftungsbeschränkungen
und verweigerte
die Zahlung. Die Klausel der Allgemeinen
Geschäftsbedingungen, die die Haftung
des Vereins auf grob fahrlässiges oder vorsätzliches
Verhalten beschränkt, ist nach
Auffassung des Gerichts aber unwirksam.
Denn es sei laut Gericht für einen
typischen Verbraucher nicht hinreichend
verständlich, was die Haftungsbeschränkung
umfasst, weil der Begriff „wesentliche
Hauptpflichten” zu vage ist und weder
durch eine abstrakte Erklärung noch durch
Regelbeispiele näher erläutert werde.
AG München, 274 C 24303/15
W+M
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
54 | W+M RATGEBER
Latte Macchiato
im Büro
Wer heute seinen Gästen nur noch den klassischen Filterkaffee
anbieten kann, ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Moderne
Kaffeevollautomaten bieten bei einfacher Bedienung verschiedene
Kaffeespezialitäten. Zwölf Kaffeevollautomaten für circa 15
Mitarbeiter im Vergleich.
Promesso,
Jacobs Douwe Egberts
Carimali BlueDot,
Coffema
1200 S,
WMF
Coffee Soul,
Schaerer
Kaffeevollautomaten haben den Kaffeegenuss
sichtlich verändert. Moderne
Maschinen bieten statt des
typischen Filterkaffees heute mehrere
unterschiedliche Kaffeespezialitäten an.
Dazu lassen sie sich leicht bedienen und
auch immer einfacher pflegen. Alle Automaten
im W+M-Vergleich verfügen
über automatische Reinigungsprogramme,
die Kaffeestärke ist bei allen einstellbar
und alle Geräte verfügen zudem über
einen Heißwasserbezug für Tee. Die Anzahl
der möglichen Getränke schwankt
jedoch bei den verschiedenen Herstellern
mitunter beträchtlich. Dies liegt daran,
dass jeder Hersteller anders zählt:
„Kaffee groß“ und „Kaffee klein“ werden
einmal als ein Getränk gezählt und
mal als zwei. Oder verfügbare Getränke
werden mal mit der einstellbaren Kaffeestärke
multipliziert und mal nicht.
Bis auf die Promesso von Jacobs Douwe
Egberts, die über ein eigenes Kaffee-Pak-
System verfügt, verwenden alle Maschinen
im Vergleich ganze Bohnen. DeLonghi
und Severin werben dabei mit ihren
extra leisen Kegelmahlwerken und auch
Franke weißt auf seine zwei geräuscharmen
Präzisionskaffeemühlen mit Keramikscheiben
hin. Das ist immer dann von besonderer
Bedeutung, wenn die Kaffeemaschine
in unmittelbarer Arbeitsplatznähe
steht. Während die A200 von Franke optional
auch mit Kapseln genutzt werden
kann, bieten die Automaten von DeLonghi,
JURA und Krups die Möglichkeit, auch Kaf-
Cafina XT5,
Melitta
Hersteller Coffema DeLonghi Franke Coffee
Systems
Jacobs Douwe
Egberts
JURA
Kaffee Partner
Modell Carimali BlueDot Autentica Plus A200 Promesso WE8 Crema Duo
Tassen pro Tag¹ 80 k. A. 80 40-150 30 60
Kaffeespezialitäten² 18 k. A. 36 8 12 12
Wassertank 4 l 1,3 l 4 l 2,2 l 3 l 5 l
Preis ab 4.800 € ab 699 € ab 5.593 € ab 2.749 € ab 1.695 € ab 19 Cent pro Tasse
Maße (H x B x T) in mm 585 x 368 x 550 325 x 195 x 473 604 x 340 x 560 480 x 450 x 430 419 x 295 x 444 570 x 346 x 518
Web www.coffema.de www.delonghi.com www.franke.com www.promesso.de www.juragastroworld.de www.kaffee-partner.de
¹ Anzahl der empfohlenen Tassenbezüge pro Tag ² Anzahl der möglichen unterschiedlichen Kaffeespezialitäten
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
BÜRO | 55
A200, Franke Coffee Systems
Saeco Incanto Deluxe HD 8921/01, Philips
Autentica Plus, DeLonghi
feepulver zu verwenden. Für alle, die es
gern süß mögen, besitzen die Modelle
von Franke, Melitta, Philips, Schaerer
und WMF zusätzlich einen Behälter
für Schoko-, Vanille- oder Toppingpulver.
Die Severin KV 8090 ist mit 18
Zentimetern die schmalste der vorgestellten
Maschinen.
Crema Duo, Kaffee Partner
Für die Coffee Soul hebt Schaerer ein
besonderes Feature hervor: Um alle relevanten
Daten rund um Maschinenzustand,
Bevorratung, Getränkestatistik,
Extraktionszeiten und Anderes auswerten
zu können, lässt sich die Coffee Soul
mit der Schaerer-eigenen Telemetrie-Lösung
M2M Coffee Link ausstatten. Sie
liefert in Echtzeit Informationen und unterstützt
den Betreiber, Angebote anzupassen,
rechtzeitig aufzufüllen oder Service-
beziehungsweise Wartungsprozesse
anzustoßen. Die Crema Duo von
Kaffee Partner wurde mit dem Red-Dot-
Design-Award für das „Beste Produktdesign
2016“ ausgezeichnet. Den Award
„Best of the Best 2016“ erhielt dagegen
die Promesso von Jacobs Douwe
Egberts.
W+M
KV 8090, Severin
WE8, JURA
EA 9010, Krups
Krups Melitta Philips Schaerer Severin WMF
EA 9010 Cafina XT5 Saeco Incanto Deluxe HD 8921/01 Coffee Soul KV 8090 1200 S
k. A. 150 k. A. 180 k. A. bis 100
17 128 6 mehr als 200 5 10
1,7 l 20 l 1,8 l kein Tank, nur Festwasseranschluss 1,1 l 4 l
ab 1.599,99 € ab 6.470 € ab 799,99 € ab 9.750 € ab 549 € ab 3.685 €
585 x 400 x 575 715 x 300 x 580 330 x 215 x 429 716 x 330 x 595 395 x 180 x 315 682 x 324 x 553
www.krups.de www.melitta-professional.de www.philips.de www.schaerer.com www.severin.de www.wmf-kaffeemaschinen.de
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
56 | W+M RATGEBER LITERATUR
Wirtschaftsliteratur
Die ostdeutsche
Bestsellerliste
1
2
6
7
5
8
4
9
3
10
Die ostdeutsche Bestsellerliste für
Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von
W+M aus den Verkaufszahlen großer
Buchhandlungen in Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.
Beteiligt haben sich:
• Hugendubel Cottbus,
Mauerstraße 8, 03046 Cottbus
• Hugendubel Erfurt,
Anger 62, 99084 Erfurt
• Hugendubel Greifswald,
Markt 20–21, 17489 Greifswald
• Hugendubel Leipzig,
Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig
• Hugendubel Potsdam,
Stern-Center 1, 14480 Potsdam
• Hugendubel Schwerin,
Marienplatz 3, 19053 Schwerin
• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,
Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen
jederzeit offen. Schreiben Sie bei
Interesse eine E-Mail an JP@WundM.info.
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
NETZWERK GESELLSCHAFT | 57
UV-Rostock-Geschäftsführerin Manuela Balan (M.) mit den Referenten des Forums.
16. Hanse Sail Business Forum
Wirtschaftsfaktor Bundeswehr
Die Bundeswehr ist ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor in der Region“
war Fazit des 16. Hanse Sail
Business Forums vom Unternehmerverband
Rostock-Mittleres Mecklenburg, der
Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern,
der Industrie- und Handelskammer
zu Rostock und dem enterprise
europe network. Etwa 200 Teilnehmer aus
Wirtschaft und Politik folgten am 11. August
der Einladung des Initiativkreises der
Wirtschaft. IHK-Hauptgeschäftsführer und
Moderator der Veranstaltung Jens Rademacher
betonte: „Pro Jahr beenden 600
bis 800 Menschen in hiesigen Dienststellen
der Bundeswehr ihren militärischen
Dienst. Unser Bestreben muss sein, das
Potenzial dieser hervorragend ausgebildeten
Personen für die Wirtschaft
zu nutzen.“ Auch im Rahmen der Vorträge
der Referenten wurde deutlich,
dass die in Mecklenburg-Vorpommern
angesiedelten Bundeswehrstandorte
generell einen nicht zu
unterschätzenden Wirtschaftsfaktor
darstellen.
W+M
Sylvia Sapich, Angelika Kleinfeldt und
Doris Kleinfeldt (v. l.) im Gespräch.
Gute Stimmung im Publikum.
Fotos: Angelika Heim
Vertreter des Marinekommandos Rostock
nutzen die Gelegenheit zum Kontakt mit
Unternehmern.
Etwa 200 Teilnehmer folgten der Einladung zum 16. Hanse Sail Business Forum.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
58 | W+M NETZWERK
Rund 3.000 Gäste waren der Einladung
zum Brandenburger Sommerabend gefolgt.
Effektvoll umrahmte Gastgeber: Thomas Kralinski, Dietmar Woidke und Miloš Stefanović (v. l.).
Brandenburgischer Sommerabend 2016
Sommernachtstraum
am Tiefen See
Ein farbenfroher Hingucker: die Beelitzer
Spargelkönigin Sarah Wladasch.
Einen Sommernachtstraum erlebten
rund 3.000 Gäste beim traditionellen
Brandenburgischen Sommerabend
im Potsdamer Erlebnisquartier Schiffbauergasse
am Ufer des Tiefen Sees. Die Gastgeber
Brandenburgs Ministerpräsident Dr.
Dietmar Woidke, der Bevollmächtigte beim
Bund und Staatssekretär Thomas Kralinski
sowie der Präsident des WirtschaftsForum
Brandenburg Dr. Miloš Stefanović begrüßten
die Gäste aus Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft der Metropolregion Berlin-
Brandenburg, darunter Bandenburgs Landtagspräsidentin
Britta Stark und zahlreiche
Abgeordnete, Botschafter und Gesandte
mehrerer Staaten sowie Bürger, die sich in
Ehrenämtern engagieren. Der Ministerpräsident
nahm die Begrüßung zu dem festlichen
Abend zum Anlass, die märkischen Teilnehmer
an den Olympischen Spielen in Rio zu
verabschieden. Dabei waren unter anderen
die Kanuten Sebastian Brendel und Franziska
Weber, Judoka Mareen Kräh sowie Christian
Zille kens (Moderner Fünfkampf). W+M
Brandenburgs Ministerpräsident
Dietmar Woidke (l.) ehrte Jibran Khalil
für sein Engagement für Flüchtlinge.
Ein prachtvolles
Feuerwerk
krönte den
Sommerabend
in Potsdam.
Die Konditorei-
Azubis Alyssa
Laack (l.) und
Jenny Wolf
zauberten
vor Ort süße
Köstlichkeiten.
Fotos: CHL Photodesign Christian Lietzmann
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
GESELLSCHAFT | 59
Das PORTA-Möbelhaus in Potsdam.
Dr. Miloš Stefanović (r.), Präsident des WirtschaftsForums, mit seinen Gästen Kurt Jox,
Frank Matthus und Christian Görke (v.l.).
WirtschaftsForum Brandenburg
Im Spannungsbogen von Politik,
Wirtschaft und Kunst
PORTA-Chef Kurt Jox beeindruckte die
Zuhörer mit Klartext.
Fotos: G. Reiche/WirtschaftsForum Brandenburg
Die Organisatoren des Wirtschafts-
Forums Brandenburg hatten sich
mal wieder einen interessanten
Themenmix ausgesucht und gleich noch
den klassischen Veranstaltungsort im Dorint-Hotel
mit dem PORTA-Möbelhaus in
Potsdam getauscht.
Der Brandenburger Finanzminister Christian
Görke (Die LINKE) schaffte es in 20
Minuten, die aktuelle Finanzlage des Landes
anschaulich darzustellen und gleichzeitig
noch auf Themen wie beispielsweise
den Brexit einzugehen. Hausherr Kurt
Jox, Geschäftsführer der PORTA Möbel
Handelsgesellschaft mbH & Co. KG, ermunterte
nicht nur zum verstärkten Küchenkauf,
sondern erläuterte auch den
komplizierten Möbelmarkt und die Rolle
von PORTA. Außergewöhnlich in dieser
Runde: der Künstlerische Leiter der
Kammeroper Schloss Rheinsberg Frank
Matthus, welcher für den Kulturstandort
im Norden Brandenburgs warb. W+M
Das PORTA-Restaurant
überraschte mit leckeren Speisen.
Der breite Themenmix des Abends
bot eine Fülle an Diskussionsstoff.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
60 | W+M NETZWERK
Wiederauferstehung einer
Traditionsmarke
Wird ab 2017 in China produziert: Borgward BX7.
Wieviel Borgward aus der Ära der Isabella ist noch im neuen
Borgward drin? Geht es nur um den prestigeträchtigen Markennamen
oder steckt solides Know-how aus dem ehemaligen Bremer Werk
oder aus Deutschland dahinter? Von Rudolf Miethig (VBIW)
Stuttgart. 1954 tauchte die schlanke,
elegante Borgward Isabella auf den Straßen
auf. Ihre aus Amerika übernommene
Pontonform war hier ein Novum. Borgward
war Ende der 1950er-Jahre Deutschlands
fünftgrößter Autohersteller. Doch 1961
war Schluss, dem Ingenieur und Alleinunternehmer
Carl Friedrich Wilhelm Borgward
war das Geld ausgegangen. Offenbar
war es die beispiellose Modellvielfalt, die
Borgward in den Konkurs getrieben hatte.
Auf dem Genfer Autosalon taucht 2015
wieder eine Firma mit dem Namen Borgward
auf. Sie will ab 2017 einen SUV in
China produzieren. Den Fehler des Großvaters
wolle der Enkel und Präsident der
neuen Gesellschaft nicht mehr machen.
Statt vieler, zum Teil schwer verkäuflicher
Modelle wird er die Produktion mit
einem SUV starten, dem BX7. Der war
zwar in Genf noch nicht ausgestellt, dafür
zeigte Borgward zunächst einen Veteranen,
das Isabella-Coupé. Der BX7 feierte
dann auf der IAA in Frankfurt am Main
Premiere.
Die Borgward Isabella wurde
von 1954 bis 1961 produziert.
Im Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW
fragte man sich, wieviel Borgward der
fünfziger Jahre – abgesehen vom Markennamen
– noch im neuen Borgward steckt,
also zum Beispiel welche kon struktiven
oder Design-Merkmale überlebt haben.
Der Markenname gehört jetzt der Firma
Foton bei Peking. Foton ist auch der Mehrheits-
oder Alleineigner der BORGWARD
Group AG in Stuttgart. Die Technik des
BX7 soll aber deutsch sein, versichert
der Borgward-Enkel Christian Borgward.
Design und Entwicklung stammen aus
deutschen Ingenieurbüros. Und dann gibt
es über Christian Borgward die personelle
Verbindung zum ehemaligen Unternehmen.
Er ist zwar nicht Ingenieur, wie es
der Großvater war, aber hoffentlich
ein guter Unternehmer, jedenfalls
sei er jetzt Autobauer,
arbeitet er doch seit zehn Jahren
leidenschaftlich an der Wiederbelebung
der Firma. Andere Parallelen zum
alten Unternehmen wirken eher bemüht,
wie der Hinweis von Chefdesigner Benjamin
Nawka auf die markante Schulterlinie
des BX7, wie sie von der Isabella bekannt
sei. Für die Mitglieder des Arbeitskreises
sieht der neue Borgward aus wie
viele andere SUV – durchaus gelungen, er
gewann ja auch die renommierte Designauszeichnung
Red-Dot-Award, aber er erinnert
nicht direkt an die Autos von Borgward.
Muss aber auch nicht sein.
Am Ende scheint es nicht unmöglich, dass
die Wiederbelebung der Marke Borgward
gelingt, zumal China ein wachsender Absatzmarkt
ist, auf dem deutsches Engineering
hoch geschätzt wird. In Deutschland
will Borgward ein Montagewerk auf Basis
importierter Komponenten errichten. W+M
Fotos: Creative Commons/Spielvogel (oben), Creative Commons/Lothar Spurzem (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
VBIW | 61
VBIW-Sonderpreise für „Jugend forscht“
Wildau/Brandenburg/Schwarzheide.
Am Wettbewerb „Jugend forscht“, der
im Frühjahr endete, wirkten auch wieder
VBIW-Juroren mit. Zudem spendete der
Verein – wie in den Vorjahren auch – eigene
Sonderpreise.
Auf dem Regionalwettbewerb Brandenburg
Ost erhielt der 18-jährige Patrick Langer den
VBIW-Sonderpreis. Er entwickelte ein Gerät,
das über Elektroden auf der Haut Signale
abgreifen, filtern und an einen Computer
übertragen kann. Kleinste Muskelanspannungen
können so in feinmotorische Bewegungen
einer Prothese gewandelt werden.
Auf dem Regionalwettbewerb Brandenburg
West erhielten Tilman Tschirner, Jeromé
Gonschorek und Lisa Gründer einen
VBIW-Sonderpreis. Sie schufen einen „Digitalen
Polychromator“, ganz ohne bewegte
Teile, der beliebige Farbwerte erzeugen
kann, ein seit Langem von der optischen
Industrie verfolgtes Entwicklungsziel.
Der Erhöhung der Verkehrssicherheit haben
sich zwei Azubis von der Heidelberger
Druckmaschinen AG in Brandenburg an
der Havel verschrieben. Bastian Nischan
und Maximilian Gudat griffen das Problem
der Blendung durch Scheinwerfer
auf. Sie schlugen vor, dass bei Stillstand
eines Fahrzeugs automatisch nach fünf
Sekunden das Standlicht und bei Weiterfahrt
das Abblendlicht eingeschaltet wird.
Dieses Projekt wurde zum Landeswettbewerb
mit dem VBIW-Sonderpreis ausgezeichnet,
da es einen weiteren Denkanstoß
zur Lösung der Blendproblematik
liefert.
Jutta Scheer (VBIW)
Patrick Langer aus Seelow nutzt
bioelektrische Zellpotenziale zur Steuerung
von Maschinen.
Ein Schotte hat’s erfunden
Fotos: BASF/Rasche (oben), Stirling Technologie Institut Potsdam (unten)
Mikro-BHKW von Gimsa: Braun der warme
Teil, blau der kalte Teil eines Stirlingmotors
und rechts der Wand der Pelletkessel.
Potsdam. 1816 erfand der schottische
Pfarrer Robert Stirling den Heißluftmotor.
Anders als der Verbrennungsmotor, wo
Explosionen im Inneren unter Kompression
ablaufen, arbeitet der Heißluftmotor
mit einer äußeren Wärmequelle.
Erhitzte Luft strömt
von einem warmen in einen
kalten Zylinder und wird danach
wieder zurückgeschoben,
wobei über einen Kurbeltrieb
mechanische Energie erzeugt
wird.
Seit Jahren forscht VBIW-Mitglied
Dr.-Ing. Andreas Gimsa
mit dem Stirling Technologie
Institut Potsdam, einer gemeinnützigen
GmbH, an effizienten
und umweltfreundlichen
Methoden zur Heizung von Gebäuden.
Dabei fügt er herkömmliche
Heiztechnik mit dem Stirling-Motor
in einem kleinen Block-Heizkraftwerk
(Mikro-BHKW) zusammen. Dieses kann
dezentral in Einfamilienhäusern eingesetzt
werden.
Eine Gruppe von VBIW-Mitgliedern erlebte
kürzlich ein Mikro-BHKW in Betrieb.
Als dessen äußere Wärmequelle dient ein
Holzpellets-Kessel. Dieser speist Wärme
direkt in ein Heizsystem ein, zusätzlich
wird aber auch die Abwärme des Stirlingmotors
zur Heizung genutzt. Dieser Motor
treibt überdies einen Generator an, um
Strom zu erzeugen. Gimsa will noch in
diesem Jahr einige Mikro-BHKW in den
Praxistest überführen, um 2017 mit dem
Bau einer Kleinserie beginnen zu können.
Dr. Norbert Mertzsch und
Rudolf Miethig (beide VBIW)
VBIW – Verein Brandenburgischer
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.
Landesgeschäftsstelle:
Fürstenwalder Str. 46,
15234 Frankfurt (Oder)
Tel.: 0335 8692151
E-Mail: buero.vbiw@t-online.de
Internet: www.vbiw-ev.de
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
62 | W+M NETZWERK
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin
AUF DER SUCHE NACH FACHKRÄFTEN
Unternehmer und Wissenschaftler
diskutierten beim 3. Unternehmerfrühstück
des Jahres über den Fachkräftemangel.
Großer Dreesch. Am 12. Juli 2016 fand
das 3. Unternehmerfrühstück des Jahres
der Verbandsregion Schwerin großen
Zuspruch. Mehr als 30 Unternehmer
und Wissenschaftler fanden sich ein,
um Fragen zum vielfach bereits spürbaren
Fachkräftemangel zu diskutieren. Dabei
gingen die Referenten auf Themen
wie Arbeitgeberattraktivität, die Rolle der
Aus- und Weiterbildung bei der Mitarbeitersuche
und auch -bindung sowie auf
die bislang wenig beachtete, aber zahlenmäßig
gar nicht so unerhebliche Gruppe
der Studienabbrecher ein. Diese Gruppe
junger Leute für eine berufliche Ausbildung
zu gewinnen, kann sich durchaus
lohnen. Hierbei ist seit rund einem Jahr
das JOBSTARTERerplus-Projekt "ask for
change" der Hochschule Wismar und der
RegioVision GmbH Schwerin aktiv im Einsatz.
Die Projektmitarbeiter berichteten
beim diesjährigen Unternehmerfrühstück
von ihren Erfahrungen. Viele Unternehmer
zeigen bereits großes Interesse an
diesen potenziellen Auszubildenden und
Fachkräften mit Entwicklungspotenzial.
UV Brandenburg-Berlin
BILDUNGSANGEBOTE NACH MASS
Potsdam. Der Unternehmerverband
Brandenburg-Berlin (UVBB) und die Verwaltungsakademie
(VWA) in Potsdam
wollen die Zusammenarbeit weiter ausbauen.
Auf der Mitgliederversammlung
des Bildungsträgers verwies Dr. Joachim
Feske, 1. Vizepräsident des UVBB,
auf den zunehmenden Fachkräftemangel
und den Bedarf an berufsbegleitenden
Angeboten zur Qualifizierung der
Mitarbeiter. Die VWA ist langjähriges
Mitglied des Unternehmerverbands. In
Zukunft sollen vermehrt Seminare und
Workshops für Mitglieder des UVBB
durchgeführt werden. Ein erstes Seminar
fand bereits zum Thema „Innovative
Geschäftsmodelle marktnah testen“
statt. Das nächste ist für Mitte November
Prof. Dieter Wagner, Sven Heise, Torsten Bork, Stefan Frerichs und Waldemar Stengel (v. l.)
bei der Podiumsdiskussion.
geplant. Ziel ist es, Unternehmer und Mitarbeiter
beim Thema Betriebswirtschaftliches
Know-how gezielt auf den neuesten
Stand zu bringen. Vorschläge und Anregungen
aus dem Kreis der Mitglieder
des UVBB sind stets willkommen.
GELEGENHEIT ZUR STANDORTBESTIMMUNG
Bad Saarow. Der Unternehmerverband
Brandenburg-Berlin (UVBB) nutzte die
Mitgliederversammlung am 1. Juli für die
Standortbestimmung und zum Abstecken
der Ziele. Als Schwerpunkte sieht UVBB-
Präsident Dr. Burkhardt Greiff die Fachkräftesicherung,
den Ausbau der Internet-Infrastruktur,
die Steuerpolitik sowie die Strompreisentwicklung.
Gastreferent auf der
Mitgliederversammlung war Dr. Steffen
Kammradt, Sprecher der Geschäftsführung
der ZukunftsAgentur Brandenburg, welcher
sich zu aktuellen Wirtschaftsfragen wie beispielsweise
dem Strukturwandel in der Lausitz
äußerte. Die Mitgliederversammlung
nahm den Jahresabschluss 2015 an und
entlastete das Präsidium. Der Haushaltsplan
2016 wurde bestätigt und in einer Nachwahl
der Potsdamer Rechtsanwalt Wolfgang
Matzke in das Präsidium aufgenommen.
Er tritt die Nachfolge von Ingrid Andres an.
Fotos: Reinhard Klawitter (oben), Bolko Bouché (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63
Foto: Claudia Koslowski
UV Sachsen
SCHUTZ VOR CYBER-KRIMINALITÄT
Lars Schaller, Heiko Waber, Michael Sauermann, Andreas Kessler und Jürgen Voigt beim
Unternehmerabend (v. l.).
Leipzig. Der 6. Leipziger Unternehmerabend
von KPMG, UV Sachsen und dem
Verein „DIE FAMILIENUNTERNEHMER –
ASU“ Mitte Juni rückte das Thema „Von
Erpressung, Sabotage und Diebstahl –
wie professionelle Machenschaften von
Cyber-Kriminellen auch mittelständische
Unternehmen bedrohen“ in den Blickpunkt.
Die Veranstaltung in der Alten Essigmanufactur
Leipzig stieß auf große Resonanz.
Cyberattacken gehören für Unternehmen
auf der ganzen Welt mittlerweile
zum Alltag. Dass dies nicht nur multinationale
Konzerne in Übersee betrifft, zeigt
die neueste E-Crime-Studie. Fast 90 Prozent
der befragten Unternehmen schätzen
das momentane Risiko als sehr hoch
ein, mehr als 40 Prozent sind oder waren
schon von e-Crime betroffen – trotz steigender
Investitionen in IT-Sicherheit: Die
Hacker werden nicht müde, nach immer
neuen Einfallstoren in Unternehmen und
Organisationen zu suchen, um diese für
ihre Zwecke auszunutzen. In Deutschland
war es Unternehmen bislang möglich, Cyberattacken
und Hackerangriffe – zumindest
vor der breiten Öffentlichkeit – für
sich zu behalten. Das wird künftig durch
das IT-Sicherheitsgesetz und der damit
einhergehenden Informationspflicht für
Unternehmen nicht mehr so ohne weiteres
möglich sein. Michael Sauermann von
der Abteilung Forensic der KPMG gab einen
spannenden Einblick in seine Arbeit
und zeigte anschauliche Praxisbeispiele
auf. Die stark zunehmenden Hackerangriffe
wecken bei mittelständischen Unternehmen
zudem immer mehr das Bedürfnis
nach einem geeigneten Versicherungsschutz.
Somit gab ein Kurzreferat
von Heiko Waber aus der Geschäftsleitung
des Haftpflichtverbandes der deutschen
Industrie (HDI) Einblick in mögliche
Policen.
GESCHÄFTSSTELLEN
Unternehmerverband Berlin e. V.
Präsident: Armin Pempe
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführer: N. N.
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin
Tel.: +49 30 9818500
Fax: +49 30 9827239
E-Mail: mail@uv-berlin.de
Internet: www.uv-berlin.de
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff
Geschäftsführer: Steffen Heller
Hauptgeschäftsstelle
Jägerstraße 18, 14467 Potsdam
Tel.: +49 331 810306
Fax: +49 331 8170835
E-Mail: potsdam@uv-bb.de
Internet: www.uv-bb.de
Geschäftsstelle Berlin
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 2045990
Fax: +49 30 20959999
E-Mail: berlin@uv-bb.de
Geschäftsstelle Cottbus
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus
Tel.: +49 355 22658
Fax: +49 355 22659
E-Mail: cottbus@uv-bb.de
Unternehmerverband Norddeutschland
Mecklenburg-Schwerin e. V.
Präsident: Rolf Paukstat
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin
Tel.: +49 385 569333
Fax: +49 385 568501
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de
Internet: mecklenburg.uv-mv.de
Unternehmerverband Rostock-Mittleres
Mecklenburg e. V.
Präsident: Frank Haacker
Hauptgeschäftsstelle
Geschäftsführerin: Manuela Balan
Wilhelm-Külz-Platz 4
18055 Rostock
Tel.: +49 381 242580
Fax: +49 381 2425818
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de
Internet: www.uv-mv.de
Unternehmerverband Sachsen e. V.
Präsident: Hartmut Bunsen
Geschäftsführer: Lars Schaller
Hauptgeschäftsstelle
Bergweg 7, 04356 Leipzig
Tel.: +49 341 52625844
Fax: +49 341 52625833
E-Mail: info@uv-sachsen.org
Internet: www.uv-sachsen.de
Geschäftsstelle Chemnitz
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz
Tel.: +49 371 49512912
Fax: +49 371 49512916
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org
Geschäftsstelle Dresden
Semperstraße 2b, 01069 Dresden
Tel.: +49 351 8996467
Fax: +49 351 8996749
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.
Präsident: Jürgen Sperlich
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs
Geschäftsstelle Halle/Saale
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau
Tel.: +49 345 78230924
Fax: +49 345 7823467
Unternehmerverband Thüringen e. V.
Präsident: Jens Wenzke
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt
Tel.: +49 361 4930811
Fax: +49 361 4930826
E-Mail: info@uv-thueringen.de
Internet: www.uv-thueringen.de
Unternehmerverband Vorpommern e. V.
Präsident: Gerold Jürgens
Geschäftsführer: N. N.
Geschäftsstelle
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald
Tel.: +49 3834 835823
Fax: +49 3834 835825
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de
Internet: vorpommern.uv-mv.de
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
64 | W+M PORTRÄTS
Nora Heer
Start-up-Dirigentin
VISIONÄRE
Nora Heer entspricht dem modernen
Unternehmertyp der neuen
New Economy. Sie beobachtet genau,
spricht schnell, hält zum Nachdenken
inne und erweckt den Eindruck, dass sie
stets gut zuhört, aber schnell
denkt und auch so handelt.
Wer nach dem Studium
gleich in die Unternehmensentwicklung
eines großen
Unternehmens wie Holtzbrinck wechselt,
strategische Aufgaben zu erfüllen hat und
international unterwegs ist, dem stehen
viele Türen offen.
STECKBRIEF
Nora Heer, geboren 1979 in Köln, studierte
Medienwirtschaft in Heidenheim
und ist seit 2004 in Berlin. Neben dem
Abschluss als Diplommedienwirtschaftlerin
verfügt sie über mehrere Zusatzausbildungen.
Nach gut drei Jahren
beim Holtzbrinck-Verlag startete sie ihre
Karriere bei der Meltwater Group. Bei
Project A, einem Venture-Capital-Unternehmen,
nutzte sie ihre Erfahrungen,
um ein Instrument für kontinuierliches
Performance Management zu entwickeln.
Diese Idee bildete den Grundstein
für die Ausgründung im Jahr 2014. Nora
Heer ist Mitgründerin und Geschäftsführerin
von Loopline Systems.
„Ich möchte nie
aufhören, Start-up
zu sein.“
So auch Nora Heer, die bald merkt, dass sie
lieber selbst gestalten will, als in einer großen
Organisation zu planen und zu funktionieren.
Der Zufall und private Gründe sind es,
die sie 2004 nach Berlin führen und wo sie
für ein skandinavisches Unternehmen einen
Standort mit aufbauen soll. Eine interessante
Aufgabe, die schon unternehmerische Freiheiten
und Herausforderungen
abverlangte. Eine Quasi-Unternehmensgründung
im Angestelltenverhältnis.
Hier fand sie das, was sie eigentlich
suchte
und reizte. Aktiv
sein in schnell
wachsenden Unternehmen,
die Organisationsentwicklung
gestalten, neue Leute einstellen,
den Aufbau der dahinter liegenden
Strukturen bis hin zur Managemententwicklung
installieren.
Sie begleitete das Unternehmen sieben
Jahre, die Mitarbeiterzahl stieg von vier
auf 940. Dass sie damals über 1.700 Vorstellungsgespräche
führen musste, hat ihr
Erfahrungen eingebracht, die heute, wo
die Unternehmen oft krampfhaft nach guten
Leuten suchen, von unschätzbarem
Wert sind. Heers Metier ist die Start-up-
Szene. So kommt sie 2012 zu Project A,
einem Inkubator und Venture-Capital-Unternehmen,
das junge Unternehmen finanziell,
aber auch organisatorisch begleitet.
Hier beriet sie Start-ups von der Personalseite
her – vom Recruiting bis zum Coaching
von Führungskräften. Auf der Suche
nach einem passenden Personal-System,
das der Denke von jungen digitalen Unternehmern
entspricht, war nichts Fertiges
am Markt zu finden. So entstand ein eigenes
Produkt, das den modernen Anforderungen
an Performance Management und
Führung entspricht. Ursprünglich gedacht
für das 100-köpfige Team von Project A
und seine Ventures entwarf sie loopline,
ein cloud-basiertes Software-Instrument,
das Ziele mit individuellen Beobachtungen
zum Potenzial und der Zufriedenheit von
Mitarbeitern verknüpft.
Dieses Produkt war auch für andere Unternehmen
von Interesse und so entstand
schnell die Idee, daraus ein Unternehmen
zu machen. Dass Heer hier ein eigenes
Start-up-Unternehmen übernahm, war
nicht von Anfang an klar, heute ist sie
froh darüber.
Sie stammt zwar aus einer Unternehmerfamilie,
aber sie meint, dass es vielmehr
die Vorbilder waren, die sie so geprägt
hätten. Immer hatte sie gute Vorgesetzte,
die notwendigen Freiraum gaben.
Sie spricht von Anpacker-Mentalität
und meint damit die Unternehmerfähigkeit,
Möglichkeiten zu sehen und sich
selbst in die Verantwortung zu nehmen.
Die Kombination von visionärem Denken
und prozessorientiertem Handeln machen
den Unternehmer als Gestalter aus.
Die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, ist
Heer wichtiger als Status. Ihre Aufgabe
beschreibt sie als eine Art Dirigent und
meint damit, Vision und Strategie für das
Unternehmen vordenken und Mitarbeiter
mitnehmen. Auf die Frage, wann das Unternehmen
denn kein Start-up mehr sein
wird, sagt sie: „Ich möchte nie aufhören,
Start-up zu sein, es hat nichts mit Größe
zu tun, sondern ist eher eine Einstellung.“
Frank Nehring
Foto: Hoffotografen
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
MACHER
W+M PORTRÄTS | 65
Ralf Hillenberg
Preußischer Lautsprecher
Foto: W+M
Ralf Hillenberg hört man oft schon von
weitem. Etwa wenn er mit Freunden
oder Kollegen zusammensteht, eine
Zigarette raucht und die Pause mit einem
Witz auflockert, der durchaus etwas derber
sein darf. Dann spricht er dröhnend
laut und mit „Berliner Schnauze“. Eine
Gabe, die ihm in die Wiege gelegt wurde,
schließlich war der Großvater einst Bierkutscher
und der Vater U-Bahn-Chauffeur.
Hillenberg ist sicher ein Lautsprecher –
aber keinesfalls ein banaler Sprücheklopfer.
Er, der sich selbst als „absoluten Preußen“
bezeichnet, hält es im beruflichen
Alltag mit dem Motto: „Nicht reden, handeln!“
Seit dem Sprung in die Selbstständigkeit
vor nunmehr 22 Jahren hat er drei
Firmen gegründet, sie in schweren Zeiten
über Wasser gehalten und mittlerweile zu
profitablen Unternehmen entwickelt. Es
war ein Weg mit Biegungen, steilen Anstiegen,
riskanten Gratwanderungen und
einem schmerzhaften Absturz.
Als das ehemals volkseigene Unternehmen
Ingenieurhochbau Berlin, für das
Hillenberg fast 20 Jahre gearbeitet hatte,
1994 massiv in Schieflage geriet, kündigte
der Pankower kurzentschlossen. „Ich
brachte es nicht übers Herz, dass ich als
Abteilungsleiter plötzlich
langjährige Kollegen in die
Arbeitslosigkeit schicken
sollte.“ Er gründete seine
erste eigene Firma, die
auf Baubetreuung
spezialisierte
IPBB
GmbH. Es folgte
ein Unternehmen,
das als Generalübernehmer fungiert, sowie
die Spinola Objektgesellschaft, die
sich um Grundstücksentwicklungen kümmert.
Nicht ohne Stolz zählt Hillenberg
vier Punkte auf, die eine Vorstellung von
dem vermitteln, was seine inzwischen 37
Mitarbeiter in zwei Jahrzehnten geschaffen
haben: „Wir stehen für 16.843 sanierte
und neu gebaute Wohnungen. Der Gesamtumsatz
belief sich auf rund 560 Millionen
Euro. Durch unsere energetischen
Sanierungskonzepte konnte der Kohlendioxid-Ausstoß
um 310.000 Tonnen reduziert
werden. Darüber hinaus wurden
durch unsere Wärmedämmung 135 Millionen
Kubikmeter Gas eingespart.“
2010 war das für ihn wohl schwierigste
Jahr. Dem Sozialdemokraten Hillenberg,
von 1990 bis 2011 insgesamt 18
Jahre Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus,
wurde vorgeworfen, Aufträge
der städtischen Wohnungsbaugesellschaft
HOWOGE ohne Ausschreibung
erhalten zu haben. Dass damit seine politische
Laufbahn abrupt endete, war für
Hillenberg emotional schmerzhaft. Noch
dramatischer waren die Auswirkungen
auf seine Firmen: „Man behandelte uns
plötzlich wie Aussätzige, wir bekamen
über Monate keine Aufträge.“ Zwei Jahre
lang führte Hillenberg seine Unternehmen,
ohne sich auch nur einen Euro Ge-
„Es gibt wichtigere
Dinge als die
Politik.“
halt zu überweisen. „Wir standen damals
auf der Kippe.“ Aber Hillenberg hielt durch
und sein Team zusammen. Und nebenbei
gewann er eine ihn prägende Erkenntnis:
„Es gibt wichtigere Dinge als die Politik.
Seitdem genieße ich noch
mehr die Freiheit, mich als
Unternehmer zu verwirklichen.“
Auch auf neuen Feldern
– seit 2010 arbeitet er
als Energieberater in Russland, der Ukraine
und Kasachstan.
Einst sah Hillenbergs Lebensplanung vor,
mit 60 Jahren in Rente zu gehen. Jetzt ist
er 60. „Ich denke gar nicht daran, mich
aufs Altenteil zurückzuziehen. Die Arbeit
ist mein Hobby und am wichtigsten ist mir,
dass meine Mitarbeiter zufrieden sind und
gern bei uns arbeiten. Das soll mindestens
noch zehn Jahre so bleiben.“
Karsten Hintzmann
STECKBRIEF
Ralf Hillenberg wurde am 3. August
1956 in Berlin geboren. Nach Abitur
und Armeedienst erlernte er den Beruf
des Zimmermanns. Von 1978 bis 1984
absolvierte er ein Fernstudium an der
Technischen Universität Dresden, das
er als Diplom-Ingenieur abschloss. Bis
1994 arbeitete Hillenberg als angestellter
Bauleiter. Anschließend machte er
sich selbstständig und gründete insgesamt
drei Unternehmen. Er ist seit 1989
Mitglied der SPD und war von 1991 bis
2011 (mit Unterbrechungen) Mitglied
des Berliner Abgeordnetenhauses.
Er ist geschieden und Vater von zwei
Söhnen.
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
66 | W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Zukunft Ost
Wie werden sich die neuen Länder
in den kommenden 25 Jahren
entwickeln? Wird der seit
1990 andauernde Aufholprozess gegenüber
dem Altbundesgebiet hinsichtlich
der Wirtschaftskraft und der Lebensverhältnisse
irgendwann gelingen? Gibt es
eine Chance, dass sich der aktuell kleinteilige
Mittelstand mausert und daraus sogar
Konzernstrukturen erwachsen? Mit all
diesen Fragen befasst sich das von
WIRTSCHAFT+MARKT initiierte
erste Ostdeutsche Wirtschaftsforum,
das am 20. und 21. Oktober
in Bad Saarow stattfindet.
Viele namhafte Akteure
aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
haben ihre Teilnahme zugesagt. Im
Vorfeld des Kongresses, der den etwas
unbescheidenen Arbeitstitel „Davos des
Ostens“ trägt, stellen zahlreiche Referenten
ihre Kerngedanken zur „Zukunft Ost“
komprimiert im Magazin vor.
In unserer Serie über die Entwicklung des
Wirtschaftsstandortes Ostdeutschland berichten
wir in dieser Ausgabe über Thüringen.
Dort haben vor allem die Bereiche Automotive,
Life Sciences, Informations- und
Kommunikationstechnik (IKT) sowie die optische
Industrie an Dynamik gewonnen. Ministerpräsident
Bodo Ramelow stellt sich
den Fragen von WIRTSCHAFT+MARKT
und spricht über interessante Ansiedlungsvorhaben,
die Integration von Flüchtlingen
in den Arbeitsmarkt und seine Gedanken
zum Thema Länderfusionen.
Darüber hinaus finden Sie wie gewohnt
aktuelle Nachrichten aus den neuen Bundesländern
sowie einen informativen Ratgeberteil.
Die nächste Ausgabe von
WIRTSCHAFT+MARKT
erscheint am
17. Oktober 2016.
PERSONENREGISTER
Acksel, Daniel 10
Albers, Hermann 41
Ancelotti, Carlo 56
Andres, Ingrid 62
Arndt, Rommy 45
Balan, Manuela 57
Ballack, Michael 7
Baumeister, Roy 56
Beckmann, Ralph 45
Blank, Wolfgang 8
Borgward, Christian 60
Bork, Torsten 62
Brendel, Sebastian 58
Bunse, Benno 45
Bunsen, Hartmut 8, 45
Calmund, Rainer 7
Christiansen, Rolf 24
Dulig, Martin 11
Fassbinder, Stefan 8
Faulenbach da Costa, Dieter 26/27
Ferris, Timothy 56
Feske, Joachim 62
Fissenewert, Peter 9
Frenzel, Christian 31/33
Frerichs, Stefan 62
Friedrich, Marc 56
Gabriel, Sigmar 43/44
Giese, Lutz 10
Gimsa, Andreas 61
Glawe, Harry 8, 25
Gleicke, Iris 44
Golbs, Andreas 9, 45
Golletz, Frank 45
Gonschorek, Jeromé 61
Görke, Christian 59
Gramkow, Angelika 24
Greiff, Burkhardt 62
Gründer, Lisa 61
Grusser, Gerald 30
Gudat, Maximilian 61
Gülland, Joachim 29
Guo, Guangchang 45
Haferburg, Katja 32
Hahne, Peter 56
Hampel, Gerd 10
Hartmann, Tim 22/23
Haseloff, Reiner 44
Hattemer, Mario 49
Heer, Nora 45, 64
Heise, Sven 62
Herrmann, Ulrike 56
Hillenberg, Ralf 65
Höpner, Frank 45
Jäger, Hubert 32
Joras, Andrea 45
Jox, Kurt 59
Kahnemann, Daniel 56
Kammann, Rolf 8
Kammradt, Steffen 62
Kawalla, Rudolf 32
Kessler, Andreas 63
Khalil, Jibran 58
Kirpal, Kristian 6
Kirpal, Kurt 6
Kleindfeldt, Angelika 57
Kleindfeldt, Doris 57
Kräh, Mareen 58
Kralinski, Thomas 58
Krüger, Harald 15
Laack, Alyssa 58
Lahmann, Alexander 8
Langer, Patrick 61
Linhart, Zbyněk 38
Ludwig, Saskia 41
Mallok, Jörn 10
Mathieu, Stefan 6
Matthus, Frank 59
Matzke, Wolfgang 62
Meier, Klaus-Jürgen 9
Meinel, Christoph 45
Merkel, Angela 29
Mertzsch, Norbert 61
Methling, Roland 27
Meyer, Jens-Uwe 45
Müller, Michael 44
Müller, Ulrich 10
Nawka, Benjamin 60
Nischan, Bastian 61
Nothnagel, Peter 32
Nowakowski, Juliane 6
Olbricht, Klaus 8
Olenicak, Volker 28/29
Paukstat, Rolf 9
Pegel, Christian 44
Piketty, Thomas 56
Rademacher, Jens 57
Ragnitz, Joachim 10, 40, 44
Ramelow, Bodo 66
Richter, Tino 38/39
Riester, Walter 6
Ritter, Jörg K. 45
Roi, Daniel 28/29
Ruch, Oliver 10
Sapich, Sylvia 57
Sauermann, Michael 63
Schaller, Lars 63
Scheer, Jutta 61
Scholze, Uwe 29
Schwartz, Rainer 26
Sellering, Erwin 44
Stange, Eva-Maria 32, 39
Stapper, Florian 50
Stefanović, Miloš 58, 59
Stengel, Waldemar 62
Stenger, Tillmann 31/32
Stirl, Axel 9
Teuchert, Stefan 45
Tiefensee, Wolfgang 30
Tierney, John 56
Tillich, Stanislaw 16-18
Topf, Wolfgang 6
Treutler, Alexandra 7
Tröltzsch, Jürgen 32
Tschirner, Tilman 61
Vance, Ashlee 56
Voigt, Jürgen 63
von Hardenberg, Tita 6
von Nathusius, Heinrich 45
Waber, Heiko 63
Wagner, Dieter 62
Wagner, Thomas 7
Wanka, Johanna 44
Wassermann, Holger 46/47
Weber, Franziska 58
Weber, Michael 10
Weik, Matthias 56
Werner, Holger 45
Winter, Alexander 45
Wisch, Sebastian 52
Wladasch, Sarah 58
Woidke, Dietmar 8, 16-18, 44, 58
Wolf, Jenny 58
Wolf, Udo 8
Wolff, Severine 10
Zeller, Joachim 34/35
Zillekens, Christian 58
Zoschke, Dagmar 29
WIRTSCHAFT+MARKT | 5/2016
„Wir sorgen für
gute Geschäfte“
Werte Kolleginnen und Kollegen,
als Unternehmernetzwerk haben wir
es uns zur ersten Aufgabe gemacht,
bei unseren Mitgliedern für
gute Geschäfte zu sorgen -
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