Besonderheiten des Imports in Brasilien-02-HS
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Für den Importeur ist die Suspendierung der Importabgaben für Güter, die als Bestandteil von Produkten exportiert<br />
werden sollen, am <strong>in</strong>teressantesten, weil er hier ke<strong>in</strong>e Vorleistung erbr<strong>in</strong>gen muss. Bei der Suspendierung werden<br />
4 Fälle unterschieden:<br />
• Drawback genérico oder Allgeme<strong>in</strong>er Drawback, d.h. mit nur allgeme<strong>in</strong>er Beschreibung der zu<br />
importierenden Ware<br />
• Drawback sem cobertura cambial oder Drawback ohne Kurssicherung.d.h. der zu bezahlende Importwert<br />
richtet sich nach dem aktuellen Kurs<br />
• Drawback solidário oder Solidarischer Drawback,d.h. es s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2 Industriefirmen solidarisch am<br />
Import beteiligt<br />
• Drawback para fornecimento no mercado <strong>in</strong>terno oder Drawback für die Belieferung <strong>des</strong> B<strong>in</strong>nenmarkes,<br />
d.h. Import von Rohmaterial, Halbzeug oder Fertigteil zur Industrialisierung von Masch<strong>in</strong>en oder Anlagen<br />
<strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> zur Belieferung <strong>des</strong> B<strong>in</strong>nenmarkes aufgrund e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Ausschreibung<br />
Im Befreiungsmodus geht es um den Ersatz von nationalen Rohstoffen durch importierte für die Fertigung von<br />
Exportgütern.<br />
In beiden Fällen, Befreiung und Suspendierung, wird noch zwischen Drawback Intermediário und Drawback para<br />
Embarcação unterschieden. Im ersten Fall ist der Importeur der Hersteller von Zwischenprodukten, die vom<br />
Hersteller <strong>des</strong> Exportgutes bezogen werden. Im zweiten Fall geht es um den Import von Gütern für die<br />
Industrialisierung von Schiffen für den B<strong>in</strong>nenmarkt.<br />
HINWEIS<br />
Das Drawbackverfahren erlaubt die Verwendung von importabgabefreier Drittlandsware bei der aktiven<br />
Veredelung von Exportgütern, deren Import zollmäßig nach dem Nichterhebungs- oder dem<br />
Zollrückvergütungsverfahren behandelt wird. Beide Verfahren beziehen sich auf II, IPI, ICMS (nur für<br />
Materiale<strong>in</strong>satz), PIS, COFINS und AFRMM.<br />
Bei der passiven Veredelung werden die zu behandelnden Güter zeitweise ausgeführt, wobei beim<br />
Reimport nur der Wertzuwachs, z.B. durch e<strong>in</strong>e Reparatur oder Generalüberholung, zollmäßig<br />
berücksichtigt wird. In solchen Fällen ist es ratsam, den Zustand <strong>des</strong> exportierten Gutes vor dem<br />
Verlassen <strong>Brasilien</strong>s genau zu dokumentieren, z.B. auch fotografisch, und sich diesen vom Zoll bestätigen<br />
zu lassen.<br />
1.9 Weiterexport <strong>in</strong> andere Mercosul-Länder<br />
Der Mercosul, wie er <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> genannt wird, heißt <strong>in</strong> den anderen Mitgliedsländern und häufig auch <strong>in</strong><br />
Deutschland Mercosur und hat als Vollmitglieder <strong>Brasilien</strong>, Paraguay, Uruguay, Argent<strong>in</strong>ien und seit dem<br />
31.7.2012 auch Venezuela. Dazu kommen die assoziierten Mitglieder Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien und<br />
Ekuador. Mexiko verhandelte Anfang 2013 noch über e<strong>in</strong>e Assoziation.<br />
Wer statistische Daten über den Außenhandel <strong>Brasilien</strong>s wissen will, kann diese auf Portugiesisch, Spanisch und<br />
Englisch bei http://aliceweb.<strong>des</strong>envolvimento.gov.br f<strong>in</strong>den. Wichtig ist dabei, dass man die NCM – Nummer der<br />
Ware kennt, über die man sich <strong>in</strong>formieren will. Nach diesen Daten ist Argent<strong>in</strong>ien, das e<strong>in</strong>zige wirtschaftlich mit<br />
<strong>Brasilien</strong> e<strong>in</strong>igermaßen vergleichbare Mitgliedsland <strong>des</strong> Mercosuls, e<strong>in</strong> wichtiger Handelspartner. Aber auch e<strong>in</strong><br />
Handelspartner, der sich der Entwicklung <strong>des</strong> Mercosuls entgegenstemmt, um die heimische Wirtschaft vor der<br />
starken Konkurrenz aus <strong>Brasilien</strong> zu schützen. Deshalb ist der Mercosul weit davor entfernt, se<strong>in</strong>em Ziel e<strong>in</strong>es<br />
freien Güterverkehrs zwischen den Mitgliedsländern mit geme<strong>in</strong>samen Außenzoll auch nur nahe zu kommen,<br />
dazu gibt es zu viele Ausnahmeregeln, Quoten, fehlende Harmonisierung und andere Handelsh<strong>in</strong>dernisse. Und<br />
dies ist der auch der Grund, warum Chile ke<strong>in</strong> Vollmitglied ist, denn dort ist man schon viel weiter, was den Abbau<br />
von Zöllen und nicht tarifären Handelsh<strong>in</strong>dernissen angeht und würde sich durch e<strong>in</strong>e Vollmitgliedschaft<br />
verschlechtern. Das heißt mit anderen Worten, der Weiterexport <strong>in</strong> andere Mercosulländer muss praktisch so<br />
behandelt werden wie der Export von <strong>Brasilien</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> beliebiges Land.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
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