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physio-Journal I 2/2016

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TITELTHEMA<br />

Patho<strong>physio</strong>logie der Triggerpunkte<br />

Die Entstehung und Patho<strong>physio</strong>logie myofaszialer Triggerpunkte<br />

wurden zunehmend wissenschaftlich untersucht.<br />

Nachgewiesen wurde eine lokale, um den Triggerpunkt gelegene<br />

hypoxische Energiekrise, die wiederum periphere und<br />

zentrale Sensibilisierungsprozesse entfachen und aufrechterhalten<br />

kann (Fernández-de-Las-Peñas, Dommerholt 2014). Die<br />

häufig zu palpierende rundliche Verdickung entsteht durch<br />

ödematöse Verquellungen und bindegewebige Anlagerungen<br />

um einen sog. Rigorkomplex (eine permanente Kontraktion<br />

von Aktin- und Myosinfilamenten). In Triggerpunkten konnte<br />

zudem eine signifikant erhöhte Konzentration von Schmerzund<br />

Entzündungsmediatoren sowie ein reduzierter Sauerstoffpartialdruck<br />

nachgewiesen werden (Brückle et al. 1990, Shah<br />

et al. 2005, 2008).<br />

Bei der lokalen Druckbehandlung (oft als ischämische Kompression<br />

bezeichnet) übt der Therapeut einen punktgenauen<br />

Druck auf den Triggerpunkt aus. Dieser wird so lange gehalten,<br />

bis der übertragene Schmerz nachlässt und/ oder der Therapeut<br />

einen Release (Spannungsreduktion) im Triggerpunkt<br />

merkt. Der Druck sollte stark genug sein um den bekannten<br />

Schmerz auszulösen und kann mehrfach wiederholt werden.<br />

Untersuchung und Befunderhebung<br />

Neben der Anamnese sollte in der Inspektion auf Verkürzungen<br />

und Dysbalancen geachtet und zudem Kraft- und Dehntests<br />

durchgeführt werden. Wichtigster Punkt der Diagnostik<br />

ist die Palpation. Durch den Fingerdruck soll der bekannte<br />

Schmerz ausgelöst werden. Um den Triggerpunkt exakt aufspüren<br />

zu können, hat sich folgender Palpations-Leitfaden<br />

bewährt:<br />

1 Ertasten des muskulären Hypertonus,<br />

1 Hartspannstrang mit einem maximal empfindlichen Punkt<br />

quer zum Faserverlauf palpieren,<br />

1 Reproduktion der bekannten Symptome des Patienten durch<br />

Druck auf den Triggerpunkt (Druck länger als 10 Sekunden),<br />

1 lokale Zuckungsreaktion (eher selten).<br />

Abb. 2: Lokaler Druck auf den Triggerpunkt im M. pectoralis maior<br />

mit einem Zangengriff.<br />

Der Druck kann ebenso auf das umliegende Gewebe ausgeweitet<br />

werden, entweder indem der Druck wenige Zentimeter<br />

um den Triggerpunkte verteilt wird oder dadurch, dass während<br />

des statischen Drucks aktive Bewegungen vom Patienten<br />

ausgeführt werden (s. Abb. 3).<br />

Therapie<br />

Die Therapie leitet sich aus dem Wissen um die Pathologie der<br />

myofaszialen Triggerpunkte ab. Ziele sind:<br />

1 Tonussenkung,<br />

1 Desensibilisierung des Triggerpunkts (damit dieser keinen<br />

Schmerz mehr produziert),<br />

1 Verbesserung der Versorgung mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen,<br />

1 Abtransport der Entzündungsmediatoren,<br />

1 Beheben faszialer Veränderungen (lokal, intra- und intermuskulär).<br />

Zur Behandlung von Triggerpunkten sind diverse Vorgehensweisen<br />

entwickelt worden. Es ist möglich, den Triggerpunkt<br />

lokal und durch direkten Druck zu behandeln, den gesamten<br />

Muskel und die umliegenden Faszien manuell zu bearbeiten<br />

sowie durch aktive Übungen das gesamte Areal zu beeinflussen.<br />

Abb. 3: Friktion auf dem Triggerpunkt am M. serratus anterior.<br />

Der Druck kann vom Therapeuten auf einem kleinen Areal verteilt<br />

werden oder aber der Patient atmet tief ein und aus.<br />

Ein wesentlicher Störfaktor bei myofaszialem Schmerz ist die<br />

Faszie. Dies bezieht sowohl das intra- und intermuskuläre Bindegewebe<br />

sowie regionale Ausprägungen der Fascia profunda<br />

und superficialis mit ein. Es gibt verschiedene Methoden, dieses<br />

bindegewebige Konglomerat zu behandeln. Verbreitet<br />

a<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 5

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