Gemeinde-Protokolle 1641-1846 Blaues Buch - Burgenverein ...
Gemeinde-Protokolle 1641-1846 Blaues Buch - Burgenverein ...
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Untervazer <strong>Burgenverein</strong> Untervaz<br />
Texte zur Dorfgeschichte<br />
von Untervaz<br />
<strong>Gemeinde</strong>-<strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong><br />
(<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong>) - 1. Teil<br />
Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter<br />
http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter<br />
http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
- 2 -<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Gemeinde</strong>-<strong>Protokolle</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong> <strong>1641</strong> <strong>1846</strong> <strong>1846</strong> (<strong>Blaues</strong> (<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong>) <strong>Buch</strong>) - 1. 1. Teil Teil <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz<br />
<strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz: <strong>Buch</strong> Nr. 01.01. Seite 01-194.<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Gemeinde</strong>-Archiv <strong>Gemeinde</strong> Archiv Untervaz<br />
Altes Altes <strong>Gemeinde</strong>buch <strong>Gemeinde</strong>buch / / <strong>Blaues</strong> <strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong><br />
<strong>Buch</strong><br />
Gesetze Gesetze Gesetze und und <strong>Protokolle</strong> <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> <strong>1641</strong> - 1845<br />
Seite 1-23: Die Seiten 1 bis 23 fehlen in diesem <strong>Buch</strong> 1<br />
Seite 24: <strong>Blaues</strong> <strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> <strong>Buch</strong><br />
2<br />
Eine oder Einen und grad an gäntz 3 mit Seinem Ehegemachell heim zogen ehe<br />
den er Hochzit hete oder sässhafft macht, So hat es sein Dorff oder gemeind<br />
Rächt 4 nit verschütet 5 und des inkauffens halben Last Manss bey den<br />
forgeschriebnen Punkten Jm gemeind buoch bliben. Welches aber Zinss oder<br />
güöter hat soll Man alle Jar um ein billiches 6 mit der gemeind abkomen 7 für<br />
das wuoren. 8 Und ob einer mit wib und kind hinwäg züchte und sich<br />
anderistwo sässhafft machte oder zuo Kilchen gienge mit seiner Hussfrauw der<br />
hat für in und sein Hussfrauw die gemein rechte verzogen. 9<br />
Doch allerwägen vorbehalten wen einer oder etwer 10 in seinem Namen für ein<br />
gemeind kumbt 11 und etwass begert und was den ein gemeind in der güetigkeit<br />
nachgibt dem obgeschribnen allem ohn schaden bey dem soll es dan bliben.<br />
1<br />
Das Protokokollfragment 1596-1658 (Urkunde Nr. 189, Gem.Archiv Untervaz) kann nicht zu<br />
diesem <strong>Buch</strong> gehört haben. Papier und Format sind zu unterschiedlich.<br />
2<br />
Titel von späterer Hand eingetragen<br />
Die ältesten <strong>Gemeinde</strong>bücher von Untervaz tragen folgende Namen:<br />
Weisses <strong>Buch</strong> = Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1596-1658 nur Bruchstücke vorhanden (Urkunde Nr. 189)<br />
<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong> (<strong>Buch</strong> Nr. 01.01)<br />
Rotes <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1717-1922 (<strong>Buch</strong> Nr. 01.02)<br />
Nachher folgen die normalen <strong>Gemeinde</strong>versammlungsprotokolle von 1852 bis heute<br />
3<br />
angentz (mhd. angen) = anfangs<br />
4<br />
Bürgerrecht<br />
5<br />
verloren<br />
6<br />
billich, billig = gerecht, angemessen<br />
7<br />
abkommen = sich abfinden, sich vergleichen<br />
8<br />
wuhren = Erstellen und Ausbessern der Rheinwuhren, diese Arbeiten wurden, je nach Vieh- und<br />
Bodenbesitz unterschiedlich, den Einwohnern als <strong>Gemeinde</strong>werk auferlegt<br />
9<br />
verzogen (mhd.) = entfernt, entzogen, verweigert, weggenommen<br />
10 jemand<br />
11 kommt
- 3 -<br />
Textbeispiel Seite 24 des Blauen <strong>Buch</strong>es<br />
S. 25: 73 12 - Hir folget wass sich für wiber inkauft haben sit Anno 1596<br />
Erstlichen dess Hans Göpfferts Maria<br />
Beter Zinslis Maria<br />
12 Zahl oben in der Mitte der Seite, es könnte eine Seitennummerierung sein, was bedeuten würde,<br />
dass die ersten 72 Seiten verloren gegangen sind.
Lentz wolfa barffla 13<br />
Hans Caspers Maria<br />
Fridtly winglers greta<br />
Beter Wüesta Barf1a<br />
Jacob Kretlis Dorty 14<br />
Hans Fluris Anna<br />
Christa Murers Trina 15<br />
Lutzi Maltessen 16 Anna<br />
Better Flumssers Anna<br />
Michell Bäders Maria<br />
Michell Jossen Anna<br />
Christa Blatners bina 17<br />
Casper kolben Marta<br />
Christa Martyss Anna<br />
Hans Hossanga Maria<br />
Hans Fluris Anna<br />
Lentz Jossen Lina 18<br />
Christa Fluris Anna<br />
Adam Huga Elsy<br />
Jacob flipen 19 Anna<br />
Lentz Martis Druta 20<br />
Töny 21 Jossen Anna<br />
Hans Kretlis Agta 22<br />
Hans schwartzen Elsy<br />
Anderis bernets Nesa 23<br />
Stäffa Kretlis greta 24<br />
Herrn Bäders Anna<br />
- 4 -<br />
13<br />
Barbara<br />
14<br />
Dorothea<br />
15<br />
Katharina<br />
16<br />
Malthes, Maltesser = Prättigauer Bürgergeschlecht, in Klosters erwähnt seit 1447<br />
17<br />
Sabina<br />
18<br />
Magdalena<br />
19<br />
Flipp, Philipp = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1496<br />
20 ev. Ruth<br />
21 Anton<br />
22 Agatha<br />
23 Agnes<br />
24 Margreth
Lentz Jossen Nessa 25<br />
Beter Wüesta Anna<br />
Casper Mayers Nesa<br />
Urich Urichs Stina 26<br />
Adam Fluris Greta<br />
Jöriona Maria<br />
Christa kretliss greta<br />
Hans Suters Maria<br />
Christa Blatners Lena<br />
Zacharias Alamans Künga 27<br />
Christa Kretlis Anna<br />
Christa schwartza Trina 28<br />
Tihs 29 Beris 30 Adla 31<br />
- 5 -<br />
1742 Geschw. 32 Michel bäders Fr. Dorate Gresta 33<br />
S. 26: Ao. 1751 dn.14./25. May hat Jro woll Ehrwürdt Herr Jacob Bernat 34 seiner<br />
Frauwen Dorffgelt ehrlegt namlich fl. 35 55 Frauw Anna Wa1sery<br />
An. 1713 hat Er. Pastor Anthonj Bernat 36 seiner fr. Urschla Schorschin das<br />
Dorfgeld erlegt namlich fl. 55.<br />
Ao. 1739 d. 22 Majen hat Hr. Pastor Alexander bernat 37 das Dorffgelt für sin<br />
Fr. Maria Helena Saxerin erlegt, namlich fl. 55<br />
S. 27: 74 - Anno <strong>1641</strong> auff Sant Matistag 38 ist dass Mer 39 worden von wegen der<br />
Rinder Alp. Und söllend die Rinder auf Sallatz 40 gon biss an den wassergraben<br />
25 Agnes<br />
26 Christina<br />
27 Kunigunde<br />
28 Katharina<br />
29 Mathias<br />
30 Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />
31 evt. Adele<br />
32 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />
33 Grest = altes Bürgergeschlecht von Zizers, erstmals erwähnt in Zizers 1647<br />
34 Jacob Bernhard (1726-1777) Evang. Pfarrer in Igis, Grüsch, Castiel-Calfreisen-Lüen, Maladers<br />
35 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
36 Anton Bernhard, Evang. Pfarrer in Maladers, Tschiertschen, Churwalden-Malix, Untervaz, Trimmis<br />
gest. 1772<br />
37 Alexander Bernhard (1714-1784), verheiratet mit Helena Saxerin,<br />
1740-45 Pfarrer in Hinterrhein, 1745-73 Pfarrer in Untervaz, 1773-75 Pfarrer in St. Peter, 1782-84<br />
Pfarrer in Sufers, (siehe auch Jahresbericht des Untervazer <strong>Burgenverein</strong>s. Anno Domini 2004)<br />
38 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
39 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
40 Salaz = eine der Untervazer Alpen
- 6 -<br />
und an die büchell 41 wass geget der Rinder Alp 42 haldet 43 soll Rinderalp sein.<br />
Und so soll der Rinderhirt alle Jar oder Sümmer 44 4 mall in gallanda Lotz 45<br />
faren. 46<br />
75 47 - wegen der Husstieren in der Alp<br />
Jtem 48 es soll keiner kein ungemaisterets 49 Husstier in die alp tuon und das bey<br />
der buoss nach des grichts erkantnuss. 50<br />
76 - Jtem welcher kein Oxen 51 uff dem wuor 52 hat und etwas vermag so söllend<br />
die gemeindknecht 53 2 man zuo jnen nemmen und ihm ufflegen wass sej recht<br />
tunkt. 54<br />
77 - Jtem dr Oxenhirt soll in der oxenalp Hütten sein und darin ligen verstat<br />
sich will 55 er in der alp ist.<br />
78 - Jtem welcher färly 56 hat der darffs 5 wuchen nit spissen 57 die er verkaufen<br />
will,<br />
79 - Jtem was antrifft die marchstein in der Auw 58 die sond 59 inwendig dem<br />
Zaun stan. 60<br />
S. 28: 80 - Jtem ess ist das Mer worden dass keiner kein Rütj 61 mit schejen 62 sölle in<br />
zünen. 63<br />
41<br />
Büchel = Flurname auf der Alp Salaz, südwestlich der Alphütten gegen die Stelli hinauf<br />
42<br />
Rinderalp = vorderer Teil des Quaggis<br />
43<br />
halden = abfallen, neigen<br />
44<br />
Sommer<br />
45<br />
Calandalutz = Flurname in der Alp Salaz, südl. Stelli, Koord. 756 125/199 500<br />
46<br />
fahren = hier im Sinne von Vieh auf die Weide treiben<br />
47<br />
Zahl mitten in der Seite, wahrscheinlich herrührend aus der Zählung der Artikel im noch älteren<br />
<strong>Gemeinde</strong>buch (Weisses <strong>Buch</strong>)<br />
48 item = ebenso, ebenfalls<br />
49 ungezähmtes<br />
50 Erkanntnis = Urteil, Zeugnis, Ausweis, Geständnis, Belehrung, Ermessen,<br />
51 Ochse<br />
52 am Wuhrgemeindewerk<br />
53 <strong>Gemeinde</strong>knecht = <strong>Gemeinde</strong>delegierter, <strong>Gemeinde</strong>beauftragter für eine amtliche<br />
<strong>Gemeinde</strong>funktion (nicht zu verwechseln mit Geschworener, der für das Gericht oder Vorstandsamt<br />
gewählt und vereidigt ist)<br />
54 dunggen = dünken, vermuten<br />
55 will = während<br />
56 Ferkel<br />
57 Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />
58 Au = Waldgebiet entlang des Rheinflusses, früher Weideland<br />
59 sond = sollen<br />
60 stehen<br />
61 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />
62 Scheja = gespaltene Latte für Alpzäune - Schejazuu = Zaunart mit schräg eingelegten Holzlatten<br />
63 einzäunen
- 7 -<br />
81 - Anno 1644 ist das Mer worden wegen der Düchlen. 64 So soll keiner kein<br />
Düchell wäder usshammren noch ussboren und auch über kein brunnen trögli 65<br />
gon bej Buoss 10 fl. 66<br />
82 - Weiter so soll keiner kein guot jm fäld mer den 2 Mall mäyen. 67<br />
83 - Jtem es ist auch das Mer worden, dass man mag ihm eichholtz 68 das dür Holtz ussmachen.<br />
84 - Jtem es ist das Mer worden, dass keiner in der auw kein böm 69 sölle weder usshauwen noch u<br />
85 - Witer so ist dem farier 71 kretlj und denen Zuo brama Engell 72 erlaubt dass<br />
sie mügen hinderem schloss 73 aby faren 74 gan trenken 75 aber in der auw sollend<br />
sej nit lassen weiden.<br />
86 - Jtem ess soll niemand kein wässen 76 noch Härd 77 weder us der auw noch<br />
ab anderen Almeinen 78 füeren und auch kein streüwy 79 rächen in der Auw bej<br />
der buoss nach eines grichts erkantnus.<br />
87 - Anno 1667 an Sant Matistag ist das Mer worden von wegen des fäld<br />
Mäjes. 80 Dass keiner sein guot was uss geschlagen 81 mer den ein fert 82<br />
Jmbten 83 solle. Und welicher dan aber ab sein Guot Mer 84 den ein fert 85<br />
Jmbtete der soll gestrafft werden einem mall 86 5 guldj und von einem halben<br />
mall 2 Guldj.<br />
64 Tüüchl, Teuchel = hölzernes Wasserrohr<br />
65 Quellfassung, Scheidtrögli<br />
66 Die Reparaturen an den Brunnen durch die Nachbarn will dieser Artikel wohl untersagen und diese<br />
den <strong>Gemeinde</strong>knechten überlassen.<br />
67 mähen, Verbot wegen Beinträchtigung des allgemeinen Weidganges<br />
68 Eichholz = Flurname östlich Palschin, damals Weideland<br />
69 Bäume<br />
70 Bluzger, (der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.)<br />
71 Wort ist deutlich so lesbar und dürfte Fourier (milit. Grad) bedeuten<br />
72 Pramenengel = Berggut östl. Lat. Koord. 759 875/199 950<br />
73 Neuenburg, ht. Ruine<br />
74 wohl alter Fussweg von Pramanengel Richtung Haselboden bis an den Rhein<br />
75 tränken<br />
76 Wasen = Wiesland, hier Rasenziegel<br />
77 Härd = Humus<br />
78 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
79 Streue, Einstreu, dürres Laub<br />
80 mähen<br />
81 d.h. abgesondert, um den allgemeinen Weidgang zu verhindern<br />
82 Fert = Fuder<br />
83 emden<br />
84 mehr<br />
85 Fert = Fuder<br />
86 Mal = altes Flächenmass, ca 12 aren, 1 Juchard entsprach 36 Aren oder 3 Mal. 1 Mal entsprach 12<br />
Aren (frdl. Mitteilung von Reto Hartmann, Igis)
- 8 -<br />
S. 29: 88 - Jtem es ist gesetz und das Mer 87 worden, dass niemand soll kein fech hie<br />
sümmeren 88 wass nit da gewinteret 89 ist, ess sej dan dass er ein Rind us der<br />
gemeind verkaufft habe, alssdan mag er wiederum ein anders Zuochen kauffen<br />
und mags auch hie sümmeren. Was ietz einer usser unsern Gemeind Zuo<br />
winteren liesse und hie sümmeren däte der ist darvon dass Grassmieth 90<br />
schuldig wie uffgleit ist.<br />
89 - Anno 1667 ist dass Mer worden, wen ess kombt am früellig, dass man die<br />
Hirten uss schicken tuot und wo dan ein Hirt ein nachbur 91 begriffen 92 würde<br />
mit seiner Huss Hab, 93 da soll er dass selbig Jar uss alle Hirten spissen 94 denen<br />
er für zuo triben hät und in den die Erste Rod 95 begrifft die Hirten zuo spissen<br />
da soll er auch dasselbig Jar alpen. 96<br />
90 - Jtem es ist auch das Mer worden, dass fürohin keiner mer bauwen soll im<br />
Fäld oder an der Auw ställ oder städell oder da fech us oder in duon.<br />
91 - Witer so einer ein Tagwen 97 abzüchen will der soll die gemeindknecht<br />
darum begrüetzen 98 obs ims 99 erlauben oder nit.<br />
S. 30: 92 - Anno 1675 uff S. Matistag hat ein Ehrsam gemeind die friewiser und Uss<br />
Oerter wegen der stieren Rod 100 widerum angenommen wie von alter här der<br />
Rod nach wen ess trifft Lut dem gemeind buoch.<br />
93 - Witer ist gesetz und das Mer worden, dass man die Räb äcker 101 8 Tag<br />
nach dem dass man in das Fäld fart müge brachen.<br />
94 Zum anderen ist Gesetz an obigem Tag, dass man Zuo Berg und Tall die<br />
Zün 102 uff die Marchen setze.<br />
87<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
88<br />
sömmern = das Vieh den Sommer über auf Weide oder Alp treiben<br />
89<br />
winteren = Vieh den Winter über daheim durchfüttern. Es durfte in den anderen Jahreszeiten nicht<br />
mehr Vieh auf die Allmende getrieben werden, als der Futtervorrat den Winter über genügte.<br />
90<br />
Grasmiete = Weidetaxe<br />
91<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
92<br />
begreifen = mit Beschlag belegen<br />
93<br />
Haushabe = Haushaltung<br />
94<br />
Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />
95<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
96<br />
alpen = Vieh auf der Alp übersömmern<br />
97<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
98<br />
begrüssen = ansprechen, bittend angehen, ersuchen<br />
99<br />
ob sie es ihm<br />
100<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
101<br />
Zum Weinbau in Untervaz siehe auch: Durnwalder Eugen: Der Weinbau des Bündner Rheintales.<br />
Wädenswil 1940. Seite 72-76.<br />
102 Zäune
- 9 -<br />
Es sige glich geget Gassen oder anderen Almeinen. 103 So aber einer oder der<br />
ander were der dass nit däte nach lut dem verschribnen Mer 104 so söllend die<br />
gemeind knecht schuldig sein die selbigen dazuo Zuohalten. So sie aber nit<br />
weten 105 korsame 106 leisten den gemeind knechten so sollen die gemeind<br />
knecht um ein Undergang 107 mahnen und die unkorsamen zuo korsam triben<br />
95 - Jtem ess ist auch gemeret von wegen des pfändens. 108 Und soll pfandschillig 109 sin Jm fäld un<br />
ein iedes Hobt 2 Blutzger pfandschillig und jm übrigen blibts bej dem dem wie<br />
obstat.<br />
S. 31: 96 - Anno 1675 an S. Matistag hat ein Ehrsame gemeind das kalchen 116 gantz<br />
einhellich 117 abgeraten und verboten worden, dass niemand befüegt 118 sej kalch<br />
uss unseren gemeind zuo verkauffen und dass uff 10 Jar lang bej uffgesetzter<br />
buoss namlich 10 pfund. 119<br />
97 - Und Ebenmessig 120 ist auch verboten worden, dass keiner befüegt sej<br />
keinerlej Holtz uss unseren gemeind zuo verkauffen bej der buoss wie obstat<br />
vom Kalchen namlich 10 Pfund.<br />
98 - Anno 1678 an S. Matistag ist widerum gemehret 121 dass man einem ieden<br />
nachbur 122 noch ein kabisgarten 123 geben will. Ja mit disser Condition 124 und<br />
beding,<br />
103 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
104 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
105<br />
wollten<br />
106<br />
Gehorsam<br />
107<br />
Undergang = Umgang, Begehung, gemeinsame Besichtigung<br />
108<br />
pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
109<br />
Pfandschilling = hier Auskaufsumme für das gepfändete Vieh<br />
110<br />
Berg und Tal = Alpen, Allmenden und Feld<br />
111<br />
Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
112<br />
1 Gulden = 15 Batzen = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />
113<br />
Schmalvieh = Kleinvieh = Schafe und Ziegen (Grossvieh = Kühe und Pferde)<br />
114<br />
Emdweid = Herbst-Weide nach dem Emden, (nach dem 2. Grasschnitt)<br />
115<br />
Ochse<br />
116<br />
kalchen = Kalk brennen<br />
117<br />
einhellig = einstimmig<br />
118<br />
Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis<br />
119<br />
1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />
120 gleichfalls<br />
121 mehren = abstimmen oder wählen, meist mit Handmehr<br />
122 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
123 Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (süd-westl.<br />
Palschin)<br />
124 Kondition = Bedingung
- 10 -<br />
dass wanner Einem ein Quarten fielle 125 mit sambt Zweye gärten, so soll dan<br />
dass erste Neuwe Kabisbet das er kan het widerum der Gemeind Zuo fallen<br />
und dienen. Und soll sich einer mit denen 2 gärten so Jm mit der Quarten 126<br />
zuofiellen benügen 127 und zuofrieden sin.<br />
99 - wegen der Hinder sässen. 128<br />
Ano 78 uf S. Matistag so ist gesetz, wen man Hinder sässen an nümbt so sollen sej dan schuldig s<br />
thüegen. 131<br />
S. 32: 100 - wegen der schaffen.<br />
Zum anderen 132 ist auch uf obgemelten Tag das Mer worden dass ein jeder<br />
nachbur 133 mag schaff anstellen doch soll einer nit mer uftriben 134 dan er<br />
gewinteret 135 hat und sollen summers zit auff der Rod 136 in alle 3 alpen gan.<br />
101 137 wegen den brästhaften 138 Fehs.<br />
So ist gesetz wegen des bresthaften fehs 139 dass man das selbige vor den Hirten<br />
söll lon bliben 140 und nit dänen Nemen und in die Herbstweiden duon wie<br />
bishären 141 villmall geschechen ist.<br />
102 - wegen der Heimküenen 142<br />
So ist gesetz und das Mer worden uff obgemelten Tag von wegen der<br />
Heimschküenen, dass will 143 man an den underen Bergen heüet einer die Kuo<br />
nit lenger den 8 Tag in den Herbstweiden soll han.<br />
125<br />
fallen würde<br />
126<br />
Quarten = Ackerlöser auf <strong>Gemeinde</strong>boden<br />
127<br />
benügen = anerkennen, befriedigen<br />
128<br />
Hindersässe = Nichtbürger<br />
129<br />
Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
130<br />
benennen<br />
131<br />
statt tun = befolgen, nachkommen, gehorsam sein<br />
132<br />
zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />
133<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
134<br />
auf die Weide treiben<br />
135<br />
winteren = Vieh den Winter über daheim durchfüttern. Es durfte in den anderen Jahreszeiten nicht<br />
mehr Vieh auf die Allmende getrieben werden, als der Futtervorrat den Winter über genügte.<br />
136<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
137<br />
diese Nummer fehlt im <strong>Buch</strong><br />
138<br />
brästhaft = krank, (Brästa = Maul- und Klauenseuche)<br />
139<br />
Vieh<br />
140<br />
Bei Viehseuchen wurde früher nicht alles Vieh geschlachtet, sondern oft in Quarantäne an isolierten<br />
Orten "durchgeseucht"<br />
141<br />
bisher<br />
142<br />
Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />
143 während
- 11 -<br />
Aber an den oberen bergen Mag sej einer han so lang er Zuo heüwen hat oder<br />
noch witer notwendige geschäfte Zuo verrichten hete.<br />
Die bergen 102<br />
Jtem ess sollen auch die Bergwissen gefreyt 144 und geschirmt 145 werden bis<br />
man von alp fart. Da soll keinerlej fech nit darin gon. Und der Usörteres 146<br />
auch nit.<br />
Von Fehs wegen 103<br />
Witer ist auch einhellig 147 gemehret von wegen der Heimküenen und dess<br />
fechs. 148 So es früelligs und summers zit in der auw wollen han und es nit Jn<br />
däten, der oder die selbigen sollen schuldig sein Jer Fech alle abat 149 wen der<br />
Hirt ussen fart in zuo duon 150 und Jm stall lon ston bis am morgen und alssdan<br />
dem Hirt widerum fürtriben damit sej Jnen selbs und anderlüten vor schaden<br />
seyen und dass soll gelten nit allein den früelig und Summer sondern Zuo allen<br />
Ziten.<br />
S. 33: Anno 1680 An Sant Matis Tag hat ein gantze Ehrsame gemeind gemehret<br />
welcher in unserer gemeind were der frembd Lüt zuochen zöchte und jnen mer<br />
den 8 Tag behussig gebe ohne einer gemeindt wüssen und willen der oder die<br />
selbigen sind buoss verfallen lut dem gmeind buoch wie am 38 Punkten fornen<br />
verschriben stat, nämlich 10 fl. 151<br />
Und so aber witer frömd Lüt weren, Man oder Wib, und sich in unsern<br />
gemeind won- und sässhafft machten ohne einer gemeind wüssen und willen<br />
und erlaubnuss, so sollen die selbigen Einer gemeind 10 fl. buoss verfallen sein<br />
und mag ein gemeind sie nüdt desto weniger haissen Jere 152 strass gohn ohne<br />
widerred.<br />
wegen der Vogt 153 Kinden<br />
Jtem ess ist gesetz wegen der Vogtkinden 154 so deren werden die nit selber<br />
thagwa 155 thun könten und weder Vater noch Muotter mer vorhanden während<br />
144 gefreit = frei gemacht, lösgelöst, befreit, ausgekauft<br />
145 schirmen (mhd. schermen) = schützen, beschützen, verteidigen.<br />
146 Ausörter = Friewiser und Patnaler<br />
147 einhellig = einstimmig<br />
148<br />
Vieh<br />
149<br />
jeden Abend<br />
150<br />
eintun = einstallen<br />
151<br />
fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
152<br />
ihre<br />
153<br />
Vogt = Vormund<br />
154<br />
bevormundete Kinder, wohl Waisenkinder<br />
155<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages
- 12 -<br />
die mit Jnen husseten 156 und tagwa däten, so sollen die selbigen Vogt kinder<br />
schuldig sein den wurschnitz 157 zuo geben und nit anderlüt für sej tagwa thuon.<br />
wegen der Schneflucht in der alp.<br />
Ano 80 an Sant matistag ist ein ornung gemacht von wegen der schneflucht so<br />
ess sich begebe summers Zit in den alpen damit ein iede Därtza 158 in solchem<br />
fall sich wüsse Zuo verhalten.<br />
S. 34: Da ist die schneeflucht<br />
Und Erstlichen so sollen die so auff Salatz alpen Jer 159 schneflucht durch das<br />
älpli aby nemen in den Sessler Wald 160 wie von alter här.<br />
Und die in der hinderen Alp sollen Jer Schneflucht nemen in die gürgatz<br />
böden 161 aby wo von alter härr.<br />
Jtem was aber anlangt die in der forderen Alp 162 die sollen jer Schneflucht ob<br />
bradawal 163 aby nemen oder wo sej von alter här auch gefahren seind.<br />
Anno 1680 uf Sant Jörgentag 164 da ist von einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />
gemeret worden wie hernach von einem Punkten zuo dem anderen verschriben<br />
stat.<br />
Und Erstlichen<br />
All diewilen dan ein Ehrsamj gemeind schon vor lengstm 165 und von altem<br />
hären ratsam befunden und für guot angesechen, dass Niemand kein guot uss<br />
der gemeind verkauffen sölle, wie dan solliches auch bei aussgesetzter buoss<br />
verboten worden, willen aber ietz dasselb gesetz von eim old 166 anderen schon<br />
offt überdrätten und wenig in obacht genommen worden wo<br />
S. 35: Wordurch dan soliches insskünfftig einer gantzen gemeind oder besonderbaren<br />
Personen zum schaden und nachtheill gereichen möchte. Also hat ein Ehrsamj<br />
gemeind soliches widerum erneüweret und bej aussgesetzter buoss und<br />
156 hausen = wohnen<br />
157 Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
158 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />
Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei,<br />
159 ihre<br />
160 Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />
161 Gürgütschboden = Allmende unter dem Alpzaun Koord. 758 125/198 500<br />
162 Vorder Alp, hier die Mittlere Hütte (nördlicher Teil) der Hintern Alp,<br />
163 Pradawald = Berggut oberhalb Bittiein. Koord. 758 500/198 375<br />
164 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
165 seit langem<br />
166 old = oder
- 13 -<br />
Verlierung seiner Dorffrechte verboten, dass Jetz fürohin Niemand befüegt 167<br />
sige ligendt guot uss unserer gemeind zuo verkauffen ohne einer gemeind<br />
wüssen und willen. Und so aber der Persohnen wehren 168 oder Leüt erfunden 169<br />
würden die dem nit wolten nachkomen oder dass Verbott überdrätten, So würt<br />
ein Ehrsame gemeind alssbald Lüt darzuo verornen und die buoss wie forna 170<br />
Jm alten gemeind buoch am 29 verschriben stat 171 von solchen Lüten Jnzüchen<br />
alss Namlich von einem Jeden Hundert 20 fl. 172 Und so der Märcht 173 Mer oder<br />
Minder alss Hundert were so soll allwegen nach der anzall gerechnet werden<br />
und wass ess den erdrait 174 von Jnen nemen und inzüchen nach lut 175 der<br />
gemeind Mehr 176 wie auch bej Verlierung seiner Dorff Rechte wie obstat und<br />
sol dass guot allwegen durch unparteyische grichts geschworne so in hiesiger<br />
gmeind sind geschätzt werden.<br />
S. 36: Der anderen Punkten. So auch uff obgemeltem Datum gemeret worden betrifft<br />
an die Jenigen personen, ess seige Man oder wib, die sich hie in Unserer<br />
gemeind inkaufft haben. Da dan denselbigen ein gemeind Ano 79 uff erlait hat<br />
brief und Sigel 177 Zuo geben, dass sej bej keinen fürsten 178 noch Heren 179 mit<br />
keiner libaigenschaft noch anderen beschwerden 180 bej dem wenigsten nicht<br />
verbunden sonder frey eigen , ledig und loss usskaufft sigen.<br />
Willen aber dem selbigen noch biss dato kein Vollzug nit gemacht und die<br />
Sach von Zit Zuo Zit uss geschoben, also hat ein Ehrsame gemeind<br />
denselbigen noch ein Jar Zit und blatz 181 zuogeben damit sie sich in mitler Zit<br />
können umsechen und nach Jerer schuldigkeit wie Jnen uff erlait ist biss auff<br />
Sant Jörgentag 182 Anno 81 der gemeind Brieff und Sigell 183 ufflegen und geben<br />
söllen.<br />
167<br />
Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis<br />
168<br />
wären<br />
169<br />
erfinden = herausfinden<br />
170<br />
wie vorn<br />
171<br />
siehe Urk. Nr. 189 Gem. Arch. Untervaz Protokollfragment 1596-1658. Seite 9<br />
172<br />
fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
173<br />
Handel<br />
174<br />
erträgt<br />
175<br />
nach lut = gemäss<br />
176<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
177<br />
Brief und Siegel = beurkundeter Vertrag oder Entscheid, auch Urteil<br />
178<br />
sowohl der Bischof von Chur und der Abt von Pfäfers trugen den Titel "Ihr fürstlich Gnaden"<br />
179<br />
Herren, Adelige<br />
180<br />
Beschwer = Belastung, Beeinträchtigung, auch Steuern<br />
181<br />
Platz<br />
182<br />
St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
183<br />
Brief und Siegel = beurkundeter Vertrag oder Entscheid, auch Urteil
Wegen der Hindersässen<br />
- 14 -<br />
So ist Anno 1681 auff Sant Matistag da man das gemein-Buoch gelobt 184 hat,<br />
so ist etwass von einer gantzen gemeind erneüweret und gemehret 185 worden<br />
alss wie da hiernach folgt.<br />
Und Erstlichen ist da Mer worden von wegen der Hindersässen, dass alle die<br />
Jenigen welche man angenommen hat Jer Hinder säss gelt wie<br />
S. 37: Wie Jnen den zuogelait ist alle Jar sollen schuldig sein an der gemeind<br />
Rechnig 186 zuo geben und zuo bezallen.<br />
Jtem dessglichen auch die Vogtkind. So nit selber tagwa 187 thun die sollen auch<br />
schuldig sein alle Jar den wuorschnitz 188 an der gemeind Rechnig zuo geben<br />
und bezalen.<br />
Witer ist auch auff obigen Tag das mer 189 worden wass antrifft bättne 190 ämbter<br />
oder warumb einer bittet, soll die fründschaft abston wass zum driten oder<br />
nächer ist. 191<br />
Jtem wass aber anlangt den Messmer der soll jetz fürohin von der gantzen<br />
gemeind gesetzt werden und soll niemand mer abston 192 obglich woll schon<br />
einer bite oder nit.<br />
Uff obgemeltes Datumb ist auch gesetz und verboten worden, dass niemand<br />
mer befüegt 193 seje alt Herberigen 194 noch keinerlej Holz uss unserer gmeind<br />
Zuo verkauffen und welcher das nit hielte oder überdräte 195 der soll allwegen<br />
nach tichter und grichts erkantnuss darumb abgestrafft werden.<br />
S. 38: Witer so ist auch auff vorgemeltes Datum gesetz und das Mer worden von<br />
wegen des fechs, 196 es were glich oxen oder ander fech, so etwan ungefert 197 us<br />
den Alpen entdrinnen, 198 so sollen die gemeindknecht alssdan demselbigen<br />
184<br />
geloben = feierlich versprechen, auch in Kraft setzen<br />
185<br />
mehren = abstimmen oder wählen, meist mit Handmehr<br />
186<br />
Rechnung, Rechnugsablage<br />
187<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
188<br />
Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
189<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
190<br />
erbetene<br />
191<br />
d.h. Verwandte im dritten Grad oder näher müssen bei Wahlen in Ausstand treten.<br />
192<br />
bei der Messmerwahl dürfen auch Verwandte mitwählen<br />
193<br />
befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />
194<br />
Herberigen = Hütten und Ställe in den Maiensässen<br />
195<br />
übertreten würde<br />
196<br />
Vieh<br />
197<br />
Gefärde = Verheimlichung, List, Betrug<br />
198<br />
entrinnen, weglaufen
- 15 -<br />
bütten, 199 dass ess is, dass erss wider abtribe und Zuo alp thüöy 200 oder wo ess<br />
gehört. Und so einer dass nit däte und ungehorsam were so mügend in dan die<br />
gemeindknecht gantz mit billichem 201 Rechten ersuochen und zuo gebürender<br />
Straff züchen.<br />
Jtem so ist auch gesetz und das Mer worden, wenn es kombt jm früellig da man das fech usslassen<br />
es zuo lohn. 205 Was aber witer antrifft jm früellig uss zuo lassen und man<br />
vermeinte es were an der Zit so soll man alzit Ein gemeind halten und darum<br />
Mehren. 206 Und wan es dan das Mer würt soll man den gemeinen Hirten uss<br />
schicken und nit einer selber hüeten oder usslon 207 wan er will. Und das soll<br />
gelten zuo berg und Tall.<br />
S. 39: Wegen des Jargelts 208<br />
So ist gesetz, dass ein Ambts schuldig sige vom Jargelt der gemeind alle Jar ein<br />
gewüssen Zädell 209 zuo bringen und aufflegen was ehr in Namen der Gemeind<br />
Empfangen habe.<br />
Von wegen der fräfflen 210<br />
Uff vorgemelten Tag Anno 82 so ist setz, 211 dass ein Ambtsman schuldig sige<br />
alle fräffel und fäller 212 in seinem Jar so vill möglich ist abzuostraffen. Und wo<br />
es sich aber begäbe oder zuotrüege dass zwej grad vor einer bsatzig 213 mit<br />
einanderen schlüögen oder sonst etwas anfiengen so straffmessig were und<br />
villicht zuo selbiger Zit gricht und Recht beschlossen oder sonst nit füeglich 214<br />
were gricht und Recht zuo halten so sollen dieselbigen von einem<br />
nachkommenden gricht ohne entschuldigung mögen abgestrafft werden<br />
199<br />
aufbieten, Meldung machen<br />
200<br />
täte<br />
201<br />
billich, billig = gerecht, angemessen<br />
202<br />
Ziel = Ende, Termin<br />
203<br />
geetzt, geweidet<br />
204<br />
befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />
205<br />
lassen<br />
206<br />
abstimmen<br />
207<br />
die Tiere auf die Weide lassen<br />
208<br />
Jahrgelder = Zahlungen fremder Mächte und Fürsten für Solddienste oder politisches<br />
Entgegenkommen<br />
209<br />
Zettel, Papierstück<br />
210<br />
Frevel = Rechtsverletzung, meist Holzdiebstal<br />
211<br />
sollte heissen: Gesetz<br />
212<br />
Fehler<br />
213<br />
Bsatzig = Wahlen in die <strong>Gemeinde</strong>ämter<br />
214<br />
Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis
- 16 -<br />
als ob sie den fäller erst neüwlich begangen heten.<br />
wegen der Quarten<br />
So ist auch Anno 83 gemeret worden, wan es darzuo keme dass ein quarten 215<br />
sambt den gärten 216 fallen däte, so soll man sie Einem zuostellen oder<br />
inhendigen der an heimbsch 217 ist und die Tagwa 218 flissig geton hat und der<br />
erst an der Rod 219 ist, aber auch mit dem beding dass er dan der Gemeind die<br />
kronen 220 grad bar gebe wie schon mer gemeldt ist.<br />
S. 40: Von wegen der Tagwen<br />
Jtem 221 es ist gesetz wegen der Tagwa, wellichem etwass auffgleit würt an<br />
Tagwa zuo fahren der soll schuldig sein mit Oxen oder stieren zuo faren nach<br />
dem jme uffgleit würdt und nit mit Myssen 222 oder Zitküönen 223 welche man<br />
jetz fürohin nit mer schuldig ist zuo nemen.<br />
Witer ist gesetz und das Mer worden, dass man alle Jar zwei Mall jm Dorff die<br />
Gassen rumen 224 solle wo es von nöten ist.<br />
Jtem es ist auch Gesetz und das Mer worden uf obgesetzten Tag, dass die<br />
forstMaister nit sollen gewalt 225 haben dem Maister bartlj 226 und Anderen so<br />
jere Heüsser verkauffen und hingegen wegen jeres eignen Nutzes und grossen<br />
gewins halb alle Zit andere buwen 227 wollen. Denen sollen sej wie obstat nit<br />
gewalt haben Holtz zuo erlauben und wan andere nachburen 228 weren die jnen<br />
dan holtz oder lerchen 229 darzuo zuo kauffen geben so auss den banwälden 230<br />
kämen die sollen auch darum abgestraft werden nach Richter und Grichts<br />
erkantnuss 231 und nach dem der schaden ergangen weri. 232<br />
215<br />
Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
216<br />
Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />
Palschin)<br />
217<br />
einheimisch<br />
218<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
219<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
220<br />
Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />
221<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
222<br />
Mese = zweijähriges Rind<br />
223<br />
Zeitkuh = erstmals trächtiges Rind<br />
224<br />
räumen, reinigen<br />
225<br />
Gewalt = Befugnis, Macht, Möglichkeit<br />
226<br />
Vorname: Bartholomeus<br />
227<br />
bauen<br />
228<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
229<br />
Lärchen<br />
230<br />
Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
231 Erkanntnis = Urteil, Zeugnis, Ausweis, Geständnis, Belehrung, Ermessen,<br />
232 wäre
S. 41: Von wegen der Räbäckeren 233<br />
- 17 -<br />
So ist gesetz und von Einer gantzen Ehrsamen gemeind dass Mer worden, dass<br />
man die Räbäcker möge rupfen und brachen 234 wen man will, doch allwegen<br />
dem anderen ohne schaden.<br />
Von wegen der Quarten 235<br />
Da ist auff Sant Matistag 236 Anno 1686 das Mer worden, dass jetz fürohin alle<br />
Tüsch 237 und auffläg 238 wägen der Quarten sollen abgestelt sein. Und so ein<br />
quarten gefallen were, so soll sie einer nemen der der erst an der Rod 239 ist und<br />
darmit zuofriden sin.<br />
Aber 240 wegen der Qarten<br />
So ist auch das Mer worden, wan zwej oder drej oder noch mer mit einanderen<br />
auff ein Tag den ersten Tagwa 241 thuon würden, so sollen die selbigen mit ein<br />
anderen schuldig sein zuo lossen 242 welcher der erst söll ingeschriben werden<br />
und den jn der erst der auff das lossen ingeschriben würdt, der soll auch die<br />
erste quarten han die da falt geb sej sej guot oder schlecht und soll nüd daruff<br />
glait werden.<br />
S. o. Nr: Von wegen der bömen 243<br />
Jtem 244 es ist gesetz der bömen halben die in den Marchen stand 245 oder<br />
zwüschet der Allmein 246 und den güeteren oder grad usswendig an der March<br />
oder derselben Anfällen. Und namlichen geornet Zum Ersten<br />
Wo ein Baum in der March stat zwüschet der Allmein und eines nachburen 247<br />
guots so soll der bam des buren sin des das guot ist. Ja wen die March den bam<br />
bege.... 248<br />
233<br />
Zum Weinbau in Untervaz siehe auch: Durnwalder Eugen: Der Weinbau des Bündner Rheintales.<br />
Wädenswil 1940. Seite 72-76.<br />
234<br />
brachen = pflügen<br />
235<br />
Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
236<br />
St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
237<br />
Täusche, Umtäusche<br />
238<br />
Auflage = zusätzliche Bedingung, Vorbehalt, auch Steuer, Abgabe<br />
239<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
240<br />
aber, abermalen = wiederum<br />
241<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
242<br />
auslosen<br />
243<br />
Bäume<br />
244<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
245<br />
auf der Grenzlinie stehen<br />
246<br />
Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
247<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
248<br />
Blatt am Rande ausgerisssen, Wort unvollständig
- 18 -<br />
Witer ist gesetz wen böm auf der Allmein stüönden 249 oder in der bachruss 250<br />
die gehören Einer gemeind.<br />
Noch witer ist auch gesetz, dass man in keiner Gassen oder wäg kein böm<br />
weder wild noch zam 251 soll zügen 252 noch uf lassen kommen.<br />
Aber 253 der bömen halben.<br />
Jtem es ist gesetz der bömen halben die in der Kilchgassen 254 stond oder in der<br />
flumissgass, die sond 255 deren sein deren der sie for 256 gesin seind. Und aber<br />
sie söllend keinen mer dar zügen 257 noch setzen und söllend die selbigen lassen<br />
schlissen 258 die da wärend.<br />
Zum 40.<br />
Jtem es ist gesetz wen ein Hussbur 259 abstürbj und Husfolch jm Hus het 260 es<br />
sigen wib oder kinder die der gemeind Tagwen 261 erhalten denen denen soll<br />
man die Quarten .... 262<br />
S. o.Nr: eine Seite leer und ohne Nummer<br />
S. 42: Wegen der Kabisgärten 263<br />
So ist auch auff letzt gemeltes Datum das Mer 264 worden, diewill es<br />
absonderlich in den Kabisgärten alle Jar vill zuo schaffen gibt von wegen des<br />
Zünes 265 diewill man niemallen hat mügen wüssen wess eins oder das ander<br />
bet 266 seye, so soll ein jeder schuldig sein ein pfall 267 in sein aigen kabissbet<br />
zuo schlagen und daran soll er sein Huss Zaichen 268 machen damit dass man<br />
wüsse wess Eins oder das ander sein möchte. Und welcher das nit thun würde<br />
den mügen sej auch mit dem Rechten ersuochen.<br />
249 stehen würden<br />
250 Bachruss = Bett und Böschung des Dorfbaches (eigentlich Runse = Schlucht)<br />
251 Zame Bäume = veredelte Obstbäume / Wilde Bäume = alle Arten Waldbäume<br />
252 ziehen, aufziehen<br />
253 aber, abermalen = wiederum<br />
254 Kirchgasse, Dorfstrasse<br />
255 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />
256 vorher<br />
257 ziehen, aufziehen<br />
258 wohl Sinne von: ausgehen lassen, warten bis die Bäume eingehen<br />
259 Hausvorstand<br />
260 hätte<br />
261 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
262 ein Wort unleserlich am Rande abgerissen<br />
263 Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />
264<br />
Palschin)<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
265<br />
zünen = zäunen, Zäune machen<br />
266<br />
Beet, Gartenbeet<br />
267<br />
Holzpfahl als Grenzzeichen<br />
268<br />
Hauszeichen, Eigentumsmarke
- 19 -<br />
Von der Dorffrechte, Anno 1681 auf S. Matistag ist von Einer gantzen<br />
Ehrsamen gemeind einhellig 269 und unverschidenlich gemehret worden von<br />
wegen der Dorfrrechte halber, dass wen sich jetz fürohin einer oder 270 eine<br />
usserhalb unserem Hochgricht der 4 Dörfferen verheiratet so soll derselbige<br />
oder dieselbige 271 so es antreffen möchte grad alsbar 272 sein Dorfrechte<br />
verschüt 273 und verloren han. Jtem 274 und so ein solches gemeindgüeter hete es<br />
were glich was es wol, so sollen die selbigen der gmeind grad bar gefallen 275<br />
sein ohne allen intrag 276 und widerred. Und so also dan dieselbigen hie zuo<br />
Undervatz hussen 277 und wonen wolten, so sollen sie sich schuldig sein<br />
beide 278 inzuokauffen als ob sie kein Dorffrechte nie kan haben. Ja sover 279 sej<br />
ein gmeind auch annümbt und so sie von einer Gemeind angenomen würden<br />
sollen sie sich verhalten wie das Gemeindbuoch und die Gesetz auswissen. 280<br />
S. 43: Von wegen der Bömen<br />
Anno 1676 An St. Matiss tag 281 ist das Mer 282 worden, dass ein jedwederen<br />
nachbur 283 der Tagwa 284 duot Zwey böm müge auf die Allmein 285 setzen und<br />
mag sie selber gnüssen 286 und bruchen wie sein aigen guot, er soll sej aber 6<br />
klafter 287 wit von einem Zun oder guot oder Hampf Rohssen 288 setzen.<br />
Vom Tagwa in der Alp<br />
Zum andern 289 ist das Mer worden von wegen der Tagwa die man in der alp<br />
hät, ess glich hüttnen 290 oder Zünen 291 der buw usduon 292<br />
269 einhellig = einstimmig<br />
270 "einer oder" später gestrichen<br />
271 "oder dieselbige" später gestrichen<br />
272 sobald<br />
273 vergiessen, verlieren<br />
274 item = ebenso, ebenfalls<br />
275 Lesung unsicher, Seitenrand beschädigt<br />
276 Intrag = Einsprache<br />
277 hausen, wohnen<br />
278 "beide" später gestrichen<br />
279 sofern<br />
280 es folgen hier zwei Linien welche stark durchgestrichen und unleserlich sind.<br />
281 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
282 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
283 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
284 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
285 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
286 niessen = nutzen<br />
287 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />
288 Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
289 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />
290 in der Alphütte arbeitenn<br />
291 zünen = zäunen, Zäune machen<br />
292 Mist austun
- 20 -<br />
oder schwemen, 293 so soll man nach den küenen 294 die Tagwa duon.<br />
Aber wen die küö in der Alp seind so sond 295 die Buren die zum Mäss 296 und<br />
darfar 297 da joben 298 sind schuldig sein an Tagwa zuo gon einer wie der ander.<br />
Anno 1688 Jars auff S. Matisstag ist von Einer gantzen gemeind das mer 299<br />
worden, dass fürohin die stieren oder pfarrn 300 die in die küe alpen genomen<br />
werden die sollen dem oxner 301 kein Lon 302 schuldig sein zuo geben.<br />
Anno 89 an S. Matisstag ist auch verbotten worden, dass niemand Holtz oder<br />
läden 303 und schindlen oder anderlej Holtz auss der gmeind verkauffen soll und<br />
das bej Buoss 5 pfund. 304<br />
S. 44: Vom Kalch<br />
Anno 1689 Jars uff Sant Matisstag 305 ist von Einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />
das kalchen 306 verboten worden. Ussgenommen was man hie in der gemeind<br />
selbsten von nöten hat. Und wan ein nachbur 307 das Verbot überträt so ist er 5<br />
pfund 308 buoss schuldig und noch ein fl. 309 der gemeind von einem jeden<br />
fuoder 310 Kalch.<br />
Vom Sager Lohn.<br />
Jst auff obgemelten Tag von Einer gantzen gmeind das mer 311 worden von<br />
wegen der gemeindsagen und ist ietz fürohin der Sagerlon taxiert 312 worden:<br />
Estlich von einem Dilladen 313 3 Xr 314<br />
Jtem 315 von einem Dünen 316 Laden 317 1 Xr<br />
293 evt. arbeiten an den Wasserleitungen<br />
294 Kühen<br />
295 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />
296 Messen der Milch<br />
297 dar far = davor<br />
298 djob = oben<br />
299 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
300 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />
301 Ochsenhirt<br />
302 Lohn<br />
303 Laden = Brett<br />
304 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />
305 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
306 Kalk brennen<br />
307 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
308 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />
309 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
310 Fuder<br />
311 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
312 taxieren = einschätzen, abschätzen, veranschlagen<br />
313 Till, Diele = Bretterboden, hier Bodenbretter oder Planken<br />
314 xer = Kreuzer, der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />
315<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
316<br />
dünn<br />
317<br />
Laden = Brett
- 21 -<br />
Jtem von einem Laden laubhotz 2 Xr<br />
Jtem von den Nussbömen ist der Lon nit taxiert. Darnach der Laden ist so soll<br />
auch der Lon sein.<br />
S. 45: Anno 1690 uff St. Matistag ist das Mer worden von wegen der pfarrstieren 318<br />
und sollen fürohin Mäss 319 stierenussgezogen werden und die 6 stieren sollen<br />
in die 3 küöalpen genommen werden und sind kein lon 320 schuldig und soll die<br />
rod 321 fürwerts gohn lut dem gemeindbuoch und sollen von einer kuo lönen 8<br />
bz. 322 Und nach dem Gemeindbuoch sollen sej ein stier in der auw 323 haben<br />
und wan ein bur 324 an die Rod 325 kombt und ehr ein schönen stier hat alss die<br />
anderen so soll seinen in die Rod genommen werden.<br />
Von den halb gemessnen 326 Küenen<br />
Jtem ess ist uff obgemelten Tag das mer worden von wegen der halb<br />
gemessnen küenen. Und sollen fürohin nit mer uss der Alp genommen werden<br />
und soll ein burr 327 nit mer Macht haben nach Sant Jacobstag 328 die Kuo zuo<br />
melchen oder die knecht zuo melchen duon auch nit.<br />
Vom pfenden 329<br />
So ist an vorgeschribnem Tag das mer worden von wegen der gaissen 330 und<br />
gitzen 331 so in den wingerten und krutgerten 332 erfunden würden So mag<br />
fürohin ein jeder nachbur selbst pfenden und ist der pfandschillig 333 2<br />
blutzger 334 lut den alten bungten. 335<br />
S. 46: Anno 1690 An Sant Matisstag ist das Mer worden, dass man soll ein jeder<br />
feürstat 336 50 klafter 337 Auw ausstaillen.<br />
318 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />
319 Mese = zweijähriges Rind<br />
320 Lohn<br />
321 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
322 bz = Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />
323 Au = Waldgebiet entlang des Rheinflusses, früher Weideland<br />
324<br />
Bauer<br />
325<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
326<br />
wegen Milchrückgang bei trächtigen Kühen<br />
327<br />
Bauer<br />
328<br />
St. Jakobstag = 25. Juli<br />
329<br />
pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
330<br />
Ziegen<br />
331<br />
Gitzi = Zicklein<br />
332<br />
Krautgärten = Kabisgärten<br />
333<br />
Pfandschilling = hier Auskaufsumme für das gepfändete Vieh<br />
334<br />
Bluzger = 1/70 Gulden (Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.)<br />
335 Punkten, Paragraphen, Artikel<br />
336 Feuerstätten = Haushaltungen, massgebend für die damaligen Volkszählungen<br />
337 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2
- 22 -<br />
Und ietz fürohin soll Einer oder eine wan man ihme oder jeren 338 ein quarten 339<br />
und garten 340 und ein Neüwloss 341 zuo handen stelt dass es falt der gemeind 2<br />
fl. 342 geben und das bar.<br />
wegen der böcken<br />
So ist Ano 92 an St. Matissag ist das mr worden, dass ietz fürohin 8 bögg 343 bei<br />
den gaissen 344 sein, 4 alt und 4 jung. Und sollen die alten Zuoerst in der Rod 345<br />
sein und soll ein Alter 10 gaiss in der Rod han und ein Junger 5 gaiss und soll<br />
jede gaiss 2 alt haben und 2 jung<br />
wegen dess Holtz in der Auw<br />
An obgemeltem Tag ist das mer worden von wegen der Auw und dass Holz<br />
darin. Also ist verboten dass Niemant kein Holtz in der auw hauwy keinerlei<br />
weder dürss noch grüenss usgenomen Dörn und gert 346 zum Zünen. 347<br />
Wegen der pfarrstieren 348<br />
Uf vorgeschriben Tag ist einhelig 349 das mer worden von wegen der<br />
pfarrstieren. Und ist gemeret, dass man die stieren nit soll haillen 350 bis sej<br />
ussgejaret haben und nit hingegen jung in die Alp nemen.<br />
S. 47: Jtem Anno 92 An vorgeschribnen Tag ist auch einhellig 351 das Mer worden von<br />
wegen dess Sessler 352 Waldts. Also ist er auf ein Neüwes in ban geschlagen 353<br />
dürss und grüenss Holtz Alles mit einanderen. Uss genommen ihm kleinen<br />
Wald Zuo den berg Herberigen 354 mügen die forstMaister erlauben.<br />
338<br />
ihr<br />
339<br />
Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
340<br />
Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />
Palschin)<br />
341<br />
offenbar wurde bereits vor 1690 zusätzliches Ackerland durch die <strong>Gemeinde</strong> bereitgestellt,<br />
eine zweite grosse Neuzuteilung erfolgt nach <strong>1846</strong>, siehe <strong>1846</strong> Schiedsspruch wegen Nutzung des<br />
<strong>Gemeinde</strong>bodens. . . <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz. . . Urk. Nr. 119.<br />
342 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
343<br />
Ziegenböcke<br />
344<br />
Ziegen<br />
345<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
346<br />
Gert und Band = Ruten und Weiden (vorwiegend zum Körbe flechten gebraucht)<br />
347<br />
zünen = zäunen, Zäune machen<br />
348<br />
Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />
349<br />
einhellig = einstimmig<br />
350<br />
heilen = verschneiden, kastrieren<br />
351<br />
einhellig = einstimmig<br />
352<br />
Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />
353<br />
Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
354<br />
Berghütten oder Ställe
- 23 -<br />
Witer so ist auf Datto 355 das Köllen 356 verboten, usser was man hie von nöten<br />
hat.<br />
Wer wingert machen will.<br />
So ist Anno 1692 an Sant Matisstag das Mer worden, welcher guot hat und nit<br />
ingeschlagen 357 ist und er wollte inschlagen und wingert daruss machen, der<br />
mag ess thuon und von einem Klafter 358 einer gmeind bezallen von dem klafter<br />
2 Schillig 359 und welcher nit wingert machet der soll für ein gemeind keren, 360<br />
was ein gemeind thuot ist than ja sover 361 er bungert 362 Rechtjbegert.<br />
Die Hindersässen 363 Anno 1695 uff Sant Matisstag ist einhellig 364 das Mer<br />
worden von wegen der Hindersässen. Erstlich sollen sej vor einer gemeind<br />
erschinen und an S. Matistag anhalten um den Hindersitz und ein Tröster 365<br />
stellen der an ein gemein komme Und der Tröster soll zallen was ihm ein<br />
gmein zuolait 366 Und wen ein Hindersäss mit einem nachbur 367 Händell anfieng<br />
so soll der nachbur den Tröster mügen darum ersuochen.<br />
S. 48: An vorgemeltem Tag ist einhellig das Mer worden von wegen des Allmein 368<br />
Mäyes 369 oder Wildheüwes. 370 So ist es an allen orten verboten ussgenommen<br />
umb den älbliStein 371 oder sattellkopf 372 oder Leüwjzug 373 oder gwakis 374<br />
allwo dass fech nit gon kan<br />
Von wegen der geistlichen Güeteren<br />
An vorgeschribnem Tag ist das Mer 375 worden von wegen der Gaistlichen<br />
355 auf gleiches Datum<br />
356 Holzkohle brennen<br />
357 einschlagen = einzäunen<br />
358 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />
359 Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig, 1 Schilling = 12 Pfennig<br />
360 kehren = wenden<br />
361 sofern<br />
362 Bungert = Baumgarten, meist in Hausnähe<br />
363 Hindersässe = Nichtbürger<br />
364 einhellig = einstimmig<br />
365 Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
366 auferlegt<br />
367 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
368 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
369 mähen<br />
370 Wildheu<br />
371 Aelplistein, Felskopf ob den Ahornen, Koord. 755.625/198.375<br />
372 Sattelkopf = Flurname in der Alp Salaz, südl. Stelli, Koord. 755 375/199 200<br />
373 Lawinenzug im Quaggis, heute Ghürsttobel genannt<br />
374 Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />
375 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss
- 24 -<br />
güeteren. So soll jetz fürohin ein iede part Relligeion jeren gejstlichen die<br />
güeter werchen wie sej wollen der gemein ohne inlag 376 der Tagwa. 377<br />
Wegen Hampff Land braches. Jtem 378 es ist auch das Mer worden von wegen<br />
des Hampfland 379 braches und mag jetz fürohin einer oder eine ihr Hampfland<br />
und Los brachen 380 oder karsten 381 oder spaten 382 wan er will. -<br />
Von wägen des obs 383 uffläsen. Widerum ist an vorgeschribnen Tag auch das<br />
Mer worden von wegen des obs oder bömen. So ist ietz verboten dass keiner<br />
weder Manns noch Wibs person weder klein noch gross dem anderen das obs<br />
uff oder ablässen sollj und auch nit brüglen 384 weder vor der Kilbj 385 noch<br />
darnach<br />
S. 49: Von Böümen. Anno 1694 uff Sant Jörgentag 386 ist von einer gantzen gemeind<br />
das mer worden von wägen der beümen zahm und wild. 387 Erstlich so soll ein<br />
Nachbur dem anderen ein baum nit nächer an sein guot setzen den ein<br />
klaffter 388 und an einem wingert oder Drüeter 389 2 klaffter, wen aber einer oder<br />
eine es überträte so mag der nachbur den boum abhauwen.<br />
Aber 390 wegen der böumen<br />
Uf obgemelten Tag ist auch das mer worden wegen der bömen die sit Ano<br />
1680 Jaren gesetzt sind worden dem anderen an sein guot oder wingert. Also<br />
sollen die selbigen böm zuorug gesetzt werden von einem guot 1 klaffter und<br />
von einem wingert 2 klaffter wen aber der bur 391 das nit dätte so mag der ander<br />
denjenigen baum was auff sims 392 gat abhauwen jm boden und in der lufft oder<br />
als obs 393 haben was auff dass seinig gat oder falt.<br />
376<br />
Inlag, Einlage = Beeinträchtigung<br />
377<br />
Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
378<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
379<br />
Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
380 brachen = pflügen<br />
381 Karst = zwei- oder dreizinkige Hacke<br />
382 mit dem Spaten schaufeln<br />
383 Obst<br />
384 das Obst mit Prügeln herunterschlagen<br />
385 in der Urkunde Nr. 75 im <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz ist am 4. Oktober 1688 von einer "Feldchilbi"<br />
die Rede (Urteil wegen Weiderechte in Friewis.)<br />
386 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
387 Zame Bäume = veredelte Obstbäume / Wilde Bäume = alle Arten Waldbäume<br />
388 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />
389 Trueter = Holzgestell für Weinreben oder Fruchtbäume, meist an Aussenwänden<br />
390 aber, abermalen = wiederum<br />
391 Bauer oder Nachbar<br />
392 was auf seines<br />
393 Obst
Von der lerchen 394 wegen.<br />
- 25 -<br />
Uf obgemelten Tag ist das mer worden von wegen der lerchen. So sollen ietz<br />
alle Lerchen in ban 395 sein wan aber einer etwas von nöten ist so soll er um<br />
erlaubnuss fragen.<br />
S. 50: Jtem an vorgemelten Tag ist auch das Mer worden wo kein böm vor einem<br />
wingert gesin sollen auch kein gesetzt werden.<br />
Anno 1701 so ist auf Sant Matisstag von einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />
einhellig das Mer worden wie von einem Puncten zuo dem andern folgt:<br />
Jtem und zuo dem ersten ist gesetz und das Mer worden dass ietz fürohin<br />
niemand solle die Armen Lüt mer den zwej nacht über nacht haben ess seigen<br />
glich galanger 396 oder andere arme leüt Ursachen halb, willen sie sich hie all zit<br />
heimlichen massen lang uffhalten und sonderlich summers Zit . Da sej villicht<br />
villmall an eim und andren Ort im schaden erfunden worden ist also desswegen<br />
verboten. Und so jemand erfunden würde der sej mer den 2 nacht über nacht<br />
hielte 397 der soll ein pfund 398 Buess verfallen haben und diejenigen so es<br />
wüsten dass man sej schon 2 nacht beherberget hete und sej es auch mer heten<br />
die sollen auch ein pfund buoss verfallen haben.<br />
Uff obgemeltes Datum ist auch das Mer worden dass man in der Alp Zum<br />
Mäss 399 die Milch auch wägen will und messen wie biss datto. - Stat auf ein Jar<br />
zuo probieren.<br />
S. 51: wegen Hüsser buwen<br />
Zum anderen 400 ist auch auff vorgemeltes Datum gesetz und verboten worden<br />
Heüsser zuo bauwen usser dem Dorf oder krais 401 wie hernach folgt:<br />
Alss namlich was usser des Jacob Hugen Huss ist in den wingerten 402 und dem<br />
alten pfruond Huss 403 und oben in der salauwisgass 404 des Christen kretlis 405<br />
394<br />
Lärchen<br />
395<br />
Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
396<br />
Galanger = Emigranten aus dem Calancatal, meist Korbflechter, Harzer und Pechverkäufer<br />
397<br />
Lesung unsicher, Wort am Rand verdorben<br />
398<br />
Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />
399<br />
Messen der Milch, damals nur an bestimmten Tagen<br />
400<br />
zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />
401<br />
Kreis<br />
402<br />
Wingert = Dorfteil östlich der Kath. Kirche<br />
403<br />
Kath. Pfarrhaus<br />
404<br />
Salavis<br />
405<br />
Krättli = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1447
- 26 -<br />
oder des schuochters 406 Huss und oben des Mstr. 407 bartly Dineten 408 Huss, wie<br />
auch des beris 409 Huss und das fiall-Hüssli. 410 Jtem 411 im wingel 412 des Hanss<br />
maffiewa 413 selligen 414 Huss und in der flumisgass des Hanss beter berris Hus<br />
und uff der graffisgass des jungen Lorentz Allamanss 415 Huss, wie auch des<br />
alten Messmers Huss. Und was ietz usser dem gemelten krais ist, da ist es<br />
verboten Hüsser und ställ zuo bauwen bej buoss 10 pfund ohne gnad und<br />
behalt ein gricht, Gemeind oder sonderbare persohnen 416 Jerj Rechte vor<br />
selbige noch weiter darum zuo ersuochen oder nit.<br />
wegen der gitzena. 417 So ist gesetzt und das Mer worden, einer der sein gitze<br />
hinwäg duot 418 der tarff sej nit spissen aber Löhnen 419 wie von alter häri der<br />
Bruch auch ist xin. 420<br />
wegen der Hindersässen. So ist gesetz und abgemeret 421 dass die Hindersässen<br />
so nit in dem Dorff hussen und wonen kein gaiss auff die Allmein triben sollen.<br />
S. 52: Vom grassmiet 422<br />
Anno 1670 uff Sant Matisstag ist das Mer worden, dass fürthin welcher ein<br />
Rind kauft das nit hie gewinteret ist so soll er ein Krona 423 Grassmiet geben so<br />
er nit ein anders dargeget uss der gemeind verkauft hat<br />
Vom Rütty küren schlaipfen 424<br />
Jtem es ist gesetz wen Einer Rütty 425 küren 426 hab het zuo schleipfen so mag är<br />
am morget ussy faren und am selbigen abet soll er widerum heimfaren. So er<br />
aber die Oxen über nacht in den Herbstweiden hat<br />
406<br />
Schuster = Schuhmacher<br />
407<br />
Mstr. = Meister<br />
408<br />
evt. Tönett<br />
409<br />
Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />
410<br />
Vial = Dorfteil unter der Egg<br />
411<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
412<br />
Dorfteil, (oberer oder unterer Winkel)<br />
413<br />
Maffiew = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1527<br />
414<br />
selig = verstorben<br />
415<br />
Allemann = Untervazer Bürgergeschlecht, urk. erstmals 1519 erwähnt<br />
416<br />
Einzelpersonen<br />
417<br />
Gitzi = junge Ziege, Zicklein<br />
418<br />
damals wurden die Gitzi im Frühling im Bachtobel oder im Valcosenz ausgesetzt und im Herbst<br />
heimgeholt, man nannte dies "verferggen"<br />
419<br />
Sinn unklar, vermutlich bedeutet es: den Tieren Salz geben<br />
420<br />
gsin = gewesen<br />
421<br />
mehren = abstimmen, (meist mit Handmehr)<br />
422<br />
Grasmiete = Weidetaxe<br />
423<br />
Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />
424<br />
schlaipfa = am Boden nachziehen, schleppen<br />
425<br />
Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />
426 Korn
- 27 -<br />
so ist ers von einem bar 427 Oxen 10 Pfund 428 Buess und sond 429 die<br />
gemeindknecht die buoss von jma Jnzüchen und das soll wären bis das fich<br />
oder die küe von alp komen.<br />
Vom Kalchen<br />
Anno 1682 uff Sant Jörgentag 430 ist von einer gantzen gemeind einhellig das<br />
kalchen 431 verboten worden ussganomen wass man hie in der gemeind selbsten<br />
von nöten hat und so aber deren weren die dass bot 432 überdräten und kalchen<br />
däten und denselben uss der Gemeind verkauffen so ist auf ein jedes fuoder 2<br />
fl. 433 buoss auffgleit und die soll man allwegen dem Segell Meister 434 in<br />
hendigen und ist die buoss eben sowoll von den steinen als von des Holtz<br />
wegen auffgesetzt worden.<br />
S. 53: Wegen der Hirten und albknechten. Anno 1693 auff Sant Matistag ist von<br />
Einer gantzen Ehrsamen gemeind einhellig das Mer worden, dass ietz fürohin<br />
die gemeinen Hirten sollen von Merer Hand gesetzt werden.<br />
So ist auf obgemelten Tag auch einhellig das Mer worden von wegen der<br />
albknechten wie auch wegen der gemeinen Hirten, dass welcher ein albknecht<br />
ist oder ein gemeinen Hirt die sollen allwegen bej der Hab 435 bliben oder in der<br />
Hütten da er söll und wan ein Hirt oder albknecht von seiner Hab gieng oder<br />
seinem nachlieffe 436 und sein arbeit thät und der ihne gesechte oder erfüere 437<br />
der selbig so dem selbigen kein blünig 438 schuldig sein zegeben es sey dan<br />
Gottes gewalt 439 gesin.<br />
Aber 440 von wegen der albknechten<br />
Uff obgemelten Tag ist einhellig das Mer worden von wegen der sännen oder<br />
albknechten, dass sej ietz füro hin kein strigel 441 Käss machen sollen und das<br />
bej Verlierung ihres lohnss wie auch soll man den knechten<br />
427 Paar<br />
428 Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />
429 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />
430 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
431 Kalk brennen<br />
432 Bott = Gebot, Aufgebot, Verbot<br />
433 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
434 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
435 Haab = Viehhabe, ganzer Viehbestand, auch Senntum<br />
436 nachlaufen würde<br />
437 erfahren würde<br />
438 Belohnung<br />
439 Gottes Gewalt = Höhere Gewalt<br />
440 aber, abermalen = wiederum<br />
441 Strigel, Schtriigl = Kleines Käschen, entsteht als Restlaib beim Käsen und gehört dem Senn
- 28 -<br />
kein besserig Kess 442 geben man soll ihnen 5 bz. 443 darfür schniden. 444<br />
S. 54: Von wegen des S. 445 Vich<br />
An vorgeschribnen Tag ist einhellig das mer worden von wegen des S. Vich, so<br />
soll ietz fürohin ein Nachbur 446 ein Hobt 447 Vich dem gemeinen Hirten für<br />
triben und wan das Hobt Vieh ent trünen 448 thätj so soll der Hirt es schuldig<br />
sein zuo hollen.<br />
Von wegen des Rütnes<br />
So ist auch das Mer worden dass einer der 3 oder mer Küe hete nit befuegt sej<br />
mer den 3 Kartonen 449 Koren auff die Allmein oder Rütj 450 zuo säyen in neüw<br />
bran 451 aber nit in die guoten böden sonder an End und ort da holtz darin ist<br />
und nit Holtz 452 darin füeren oder tragen wie es villmall auf den besten<br />
böden 453 geschechen ist.<br />
Jtem was aber anlangt die Hussarmen 454 denen ist es erlaubt und zuogeben zuo<br />
rütnen 455 sovill sej mügen doch auch nit nur auff den besten böden.<br />
Witer ist auch gesetz so ein Rütj lut dem gemeindbuoch 3 Jar genutzet und<br />
brucht worden und ledig ist so soll die selbige auff 10 Jar lang niemand mer<br />
weder nutzen noch bruchen verstat sich auch allwegen usser der waid. 456<br />
S. 55: Wegen der S. Pfarstieren<br />
Anno 1706 Uff Sant Matis Tag ist das Mehr worden von einer gemein Vatz<br />
von wegen der S. Pfarstieren, 457 dass Jetz fürohin auff das Jahr 1707 die alte<br />
Pfaren Rod 458 soll fort gohn und sollen nit schwartz oder wiss schwentzet 459<br />
stieren in die Rod genomen werden sonder wo möglich us den schönsten<br />
farben<br />
442 bessern Käse<br />
443 bz = Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />
444 schniden, hier im Sinne von Zustupf geben<br />
445 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
446 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
447 Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
448 entrinnen, davonlaufen<br />
449 Quartane = altes Hohlmass für Körner, (5 Immi = 1 Quartane = 7,5 Liter)<br />
450 Rüti = kleine Rodung auf Allmendboden (Ackerland)<br />
451 offenbar wurden Brandrodungen entlang der Au vorgenommen<br />
452 wohl für die Zäunung der im Allmendgebiet gelegenen Äckerlein<br />
453 damit wollte man wohl einen Anreiz zur weiteren Rodung geben<br />
454 Hausarme = die in bestimmte Häuser gehen und dort regelmässig Lebensmittel empfangen<br />
455 rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)<br />
456 Mit diesen Fristen wollte man verhindern, dass aus den Rütenen mit der Zeit wirkliches Eigentum<br />
entstünde.<br />
457 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />
458 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
459 Stiere mit schwarzen oder weissen Schwänzen waren unerwünscht wegen der Braunviehrasse
- 29 -<br />
und sollen bej den aiden 460 geschetzt 461 werden.<br />
Wegen der waiden und bergen.<br />
Jtem wegen der waiden und BergJmbten 462 so sollen ietz füro hin keinen in<br />
sein berg faren bis heillig krütz tag 463 und darnach wan einer sein berg Jmbt 464<br />
nit gemacht hete, so mag er das selbig selbst schirmen 465<br />
Sandholtz. Jtem wegen des sandholtz 466 so lat manss bej dem gemein buoch<br />
verbliben wie es fornen an dem 55 Punkten genuogsam verschriben ist.<br />
An vorgeschribnem Tag ist auch das mer worden, dass Niemand kein Holtz<br />
weder dürss noch grüens aus der Auw Nemen Soll ussgenommen und<br />
vorbehalten Gert 467 oder Dörn 468 zum zünen.<br />
S. 56: Abteillung der alben<br />
Jtem 469 wegen der albben 470 so seind sej ietz uff 12 Jar abgedailt und sollen<br />
sich je das driti Jar die küe in 3 daillen und die Rinder Zitküö 471 und Missen 472<br />
sollen die 2 Daill jn die Küöalben und die Salatzer Tertzen 473 soll ihr Rinder in<br />
dass gwagis 474 thun.<br />
Aber von Rütnes wegen<br />
Jhm 1706 den 7. Mertzen ist das Mer worden von wegen des Rütnes 475 dass uff<br />
das Jar einer nicht mer als 3 kartonen 476 soll ussäien 477 auf die Allmein. 478 Wan<br />
aber ein Haus Armer 479 were so mag er 4 auss säyen ess sej in Neuw oder Alt<br />
bran 480<br />
460<br />
unter Eid<br />
461<br />
geschätzt<br />
462<br />
Emden auf den Maiensässen<br />
463<br />
Kreuztag im Mai = 3. Mai. / Kreuztag im Herbst = 14. Sept.<br />
464<br />
emdet<br />
465<br />
schirmen (mhd. schermen) = schützen, beschützen, verteidigen.<br />
466<br />
Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />
467<br />
Gert und Band = Ruten und Weiden (vorwiegend zum Körbe flechten gebraucht)<br />
468 Dornen<br />
469 item = ebenso, ebenfalls<br />
470<br />
Alpen<br />
471<br />
Zeitkuh = erstmals trächtiges Rind<br />
472<br />
Mese = zweijähriges Rind<br />
473<br />
Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />
Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei<br />
474<br />
Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />
475<br />
rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)<br />
476<br />
Quartane = altes Hohlmass für Körner, (5 Immi = 1 Quartane = 7,5 Liter)<br />
477<br />
aussäen<br />
478<br />
Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
479 Hausarme = die in bestimmte Häuser gehen und dort regelmässig Lebensmittel empfangen<br />
480 Brandrodung
- 30 -<br />
Wegen der Heimküenen. Jtem es soll keiner nicht mer alss ein Heimkuo 481<br />
haben und soll nit auss einer anderen Tärtzen Empfangen. 482<br />
Vom Rütnen<br />
Jtem wegen der Rütena 483 so soll keiner näher alss 10 klafter 484 dem anderen an<br />
sein wiss 485 rütnen noch Holtz hauwen.<br />
Von den Oxen<br />
So ist gemeret dass die Oxen und stieren mit einanderen widerum auff Jer alp<br />
sollen wie von alter hären. 486<br />
S. 57: stäg und Weg<br />
Jtem es sol ein Jeder Jm Dorf und sunst in der ebne for seinem guot stäg und<br />
weg 487 erhalten nach Notturft 488 wie im alten buoch am 45 bunkten 489 auch<br />
verschriben stet.<br />
Jm 1658 Jar ist das Mer worden dass fürohin keine güeter oder lösser 490 so ab<br />
der allmein 491 kond mer sollen der gemeind fallen verstat sich usser den<br />
Hampflendern 492 und gärten 493<br />
Jtem ess ist das Mer worden, welcher oder welche ein aigne HussRäuche 494<br />
haben und etwas auff die allmein tribt die sollen schuldig sein die Tagwa 495<br />
zuo thuon.<br />
Wegen der bergwysen<br />
So ist Anno 1649 das mer worden dass weder der Rinderhirt noch der Oxner 496<br />
noch der gaissler 497 sollend etwas in die wissen 498 tuon weder küe noch Rinder<br />
noch Oxen noch schaff und die Salatzer oder älplj küe sollen auch nit darin<br />
gohn.<br />
481 Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />
482 der Inhalt und Sinn dieser Bestimmung ist heute unklar<br />
483 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />
484 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />
485 Wiese<br />
486 es gab damals eine eigenen Ochsenalp<br />
487 Stäg und Wäg haben = Fuss- und Fahrwegrecht besitzen<br />
488 Notdurft = Anforderung, Erfordernis, Bedürfnis, das Lebensnotwendige<br />
489 Punkten, Artikel, Paragraphen<br />
490 Los = kleiner Acker, Teil des <strong>Gemeinde</strong>gutes<br />
491 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
492 Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
493 Kabisgärten = <strong>Gemeinde</strong>güter südwestl. Palschin<br />
494 Haushalt, Feuerstätte<br />
495 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
496 Ochsenhirt<br />
497 Ziegenhirt<br />
498 Wiesen
- 31 -<br />
S. 58: Von wegen der gemein rechen buoch<br />
Anno 1686 den 16. Tag Augsten hat ein Ehrsamj gantze gemeind gemehret.<br />
Diewill in der gmeind Segell 499 oder Rechen buoch ietz ein lange Zit hären Vill<br />
alten wuorschnitz, 500 grassmiet, 501 quarten gelt, 502 wie auch verlegne 503 Zinssen<br />
und andere pöstlj mer - wie es einen namen haben mag Müessig 504 und wie<br />
gemelt ein lange Zit ohne Zinss still gestanden und auch nit Zallen wollen, so<br />
soll ietz der Segell Meister 505 die selbigen pöstlj oder das alte Uss stechende<br />
gelt biss auff künfftigen Marttini 506 Anno 86 in Züchen und forderen, wo aber<br />
einer oder der ander erfunden 507 wärde der sich weigeren dete und nit Zallen<br />
würde, so soll der Segell Meister alss dan gricht und gant 508 bruchen biss ein<br />
gmeind aussgricht 509 und bezalt ist. Und so ein Segell=Meister disses<br />
absumbte 510 und nit thun würde so soll er der gemeind darum guot thun. 511<br />
Jtem was aber antrifft dass Capitall 512 verstat sich wass under 20 gulden 513 ist,<br />
dass soll er abkünden und in Züchen und fürthin Zuosammenhaftig usslichen 514<br />
und das nit ohne brief und Sigell. 515 Und wo 20 gl. wehren oder mer wievill es<br />
were und nit brief und Sigell were, so soll er auch darum begeren damit ein<br />
gemeind auch versichert seige.<br />
S. 59: Widerumb und gleichfalss haben sich die pfruondvögt und kilchenvögt in<br />
Jerem befelch und Ambt auch zuo verhalten wie fornen vom Segell Meister<br />
verschriben ist.<br />
wegen der Tagwen<br />
Anno 1690 ist das Mer worden welche einer gemeind Tagwa 516 schuldig sigen<br />
die sollen sej nachen thun oder ein batzen 517 gelt für ein Tawa Zallen<br />
499<br />
Säckel = Kasse<br />
500<br />
Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
501<br />
Grasmiete = Weidetaxe<br />
502<br />
Entgelt für die Hanfländer<br />
503<br />
verlegen = verlieren<br />
504<br />
müssigen = frei machen, befreien; sich müssigen sich von einer Verpflichtung befreien, sich einer<br />
Handlung oder Sache enthalten, Abstand nehmen, auch zwingen, sich Zeit nehmen<br />
505<br />
Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
506<br />
St. Martinstag = 11. November<br />
507<br />
erfinden = herausfinden<br />
508<br />
Versteigerung<br />
509<br />
ausrichten = entrichten, bezahlen, erledigen<br />
510 versäumte<br />
511 guot tun = den Schaden ersetzen<br />
512 ausgeliehene Hypotheken<br />
513 Gulden (fl.) = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
514 ausleihen<br />
515 Grundpfandverschreibung<br />
516 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
517 Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.
- 32 -<br />
biss künfftigen St. Jörgentag 518 jm 90 Jar welche dass aber nit thuon so soll ein<br />
gemeind ihnen das Los 519 verlassen bis sej zalt seind.<br />
S. 60: Hie folgen die Gätter. Anno 1697 an Sant Mathistag so ist ornet 520 worden die<br />
gätter 521 widerumm abzuotaillen, willen etliche Nachburen 522 erfunden worden<br />
die an keinen gätteren mer haben geholffen machen. Da dan 2 grosse gätter<br />
abgangen und dailss 523 auch etliche Neüwe Hüsser erbauwen worden und sunst<br />
Junge angende nachburen entstanden. Und also ist alles nach bester<br />
Müglichkeit erforschet, auffgenommen und abgedaillt worden wie folgt einem<br />
ieden Huss zuo machen.<br />
Und Erstlichen den Quadern gater soll machen:<br />
Herr Amen Daniell Allamns Hauss<br />
Und Meister Michell Allaman<br />
Und Heiry bernet oder Maria schocherj Huss<br />
Und der Urschla schwartzy Huss<br />
Und dess Casper blatners Huss under der linden 524<br />
Und Ully Maffiewen Huss under der linden<br />
Wie auch des Albrecht Albrechten Huss.<br />
Und den Gaidlengatter sollen machen die nachfolgende<br />
S. 61: gaidlen 525 gater<br />
Herr Amen Samuell göpferts Hauss<br />
Und Christen flurys dess Zimmermans Huss<br />
Jacob Zinsslj in der hinderen gass<br />
Christen krettlis Huss in der hinderen gass<br />
Und Christen krettlis Hauss bej der Sagen brug 526<br />
und better Danner in der obersten müllj<br />
Jtem den Bawangsgatter sollen machen<br />
Christen Maffiewen Heüsser<br />
Christen Lipen dess schlossers behussig<br />
518 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
519 Los = kleiner Acker, Teil des <strong>Gemeinde</strong>gutes<br />
520 verordnet<br />
521 Gatter = Tor aus Holzlatten, Gittertüre im Zaun<br />
522 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
523 teilweise<br />
524 Linde = Restaurant am Dorfplatz<br />
525 Gaidla = heute Dorfteil<br />
526 Brücke über den Dorfbach bei Metzgerei Ryser (dort war vorher eine Sägerei)
- 33 -<br />
Hans Maffiewen Huss uber dem bach<br />
Und des grauwen spinuss 527 kretlis Huss<br />
Und des jungen lentz Jossen Huss in der Sallen<br />
Jtem den Gatter zuo Thuff soll machen<br />
Des alten Hans lipen Hauss<br />
Und des Hanss bernets Hauss<br />
S. 62: Und des Johaniss ludwigs Hauss<br />
Und des jungen Christen bernets Huss bim brunen<br />
Und des alten Hans Hugen Huss<br />
Und des Ully Ludwigss Huss in der sallen<br />
Jtem den gatter under dem Rein sollen machen<br />
Des Segell Meister 528 Lentz schuomachers 529 Hauss<br />
Und des grossen baltz kretliss Hauss<br />
Und widerum des anderen lentz schuomachers Huss<br />
Und des stäffen lipen Huss über dem bach<br />
Und des Christen Ludwigs Huss<br />
Und des Christen Martiss Hauss<br />
Und den Selliesgater 530<br />
Marty Jossen Huss in der hindern gass<br />
Und des schnider Christen blatnerss Huss<br />
Und des beter göpferts Huss<br />
Und baltz schlegels Hauss<br />
Und des Deüs 531 Lipen Hauss<br />
Und des Jan kretlis Huss in der Sallen<br />
S. 63: Die Hurd 532 zuo der krumgass 533<br />
Beter Maffiewen Hauss in der forderen gass<br />
Hans lippen Hauss in der Mülly<br />
Und dess Hanss Messmers 534 Huss in der Sallen<br />
527<br />
Crispin<br />
528<br />
Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
529<br />
Schumacher = ehemaliges Bürgergeschlecht von Untervaz, erwähnt 1448-1779<br />
530<br />
Flurname südl. Kratten<br />
531<br />
evt. Mathias<br />
532<br />
Hurd, Hurt = harter, schlechter Boden<br />
533<br />
Die Krummgasse führte von Tuf Richtung Osten<br />
534<br />
Messmer = Sakristan, ein Familienname Messmer ist in Vaz nicht bezeugt
- 34 -<br />
Textprobe Seite 62 aus dem Blauen <strong>Buch</strong>
- 35 -<br />
Und des Meister bartlys Dineten 535 Hauss<br />
Und des Meister Batista Dineten Huss am bach<br />
Den klein äüwly oder stapfen Gatter 536<br />
Soll Herr schriber 537 Christen blattners Hauss<br />
Und des Anderis krettlis oder stögliss Huss<br />
Und des Hans flipen 538 Huss im ober Dorff<br />
Und des Marty Zinslis Hauss<br />
Und auch dess beriss Hüssly ihm ober Dorff<br />
Und Hansslj beri 539<br />
Und den Kleinwaidgater<br />
Des 540 spiniss kretlis Huss bej der Brug<br />
Des beter Allamanss Hauss<br />
Und des Jungen Hanss Lipen dass neüwe Hüsslj<br />
Und des beter schuomachers Hauss<br />
Und des Hanss Lipen Huss bej dem oberen brunnen<br />
Und des Ully schuomachers selligen 541 das alte Haus<br />
Den hinderen Kabisgartengater 542<br />
Des Christen Zinslis Huss in der hinderen Gaas<br />
Des Ruodolfs Bernets Huss<br />
Des Lentz schuomachers Huss bei dem fordren brunnen<br />
Des lorentz ludvigs Huss des Meisters.<br />
S. 64: Und denn Küegatter 543<br />
Casper Bürchlis Hauss<br />
Lentz wollfen Huss über dem bach<br />
Und des alten Christen Beders Hauss<br />
Und des Jungen Christa Beders Huss in der Sallen<br />
Und des Herr schriber Hanss Bandlis Huss in der Sallen<br />
Und des Josep Jossen Huss ihm ober Dorff<br />
535<br />
evt. Familienname Tönett<br />
536<br />
im Unterfeld<br />
537<br />
Schriber, Schreiber = Aktuar, Protokollführer, <strong>Gemeinde</strong>schreiber<br />
538<br />
Flipp, Philipp = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1496<br />
539<br />
Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />
540<br />
"jung" ist später gestrichen worden<br />
541<br />
selig = verstorben<br />
542<br />
dieser Abschnitt später unten eingefügt<br />
543<br />
Die Kuhgasse führte oberhalb Tuf zum Fällengatter, dort muss auch dieser Gatter gewesen sein
Denn fällengatter 544<br />
Christen wollfen Hauss<br />
- 36 -<br />
Und Hanss Blattners Hauss ihm ober Dorff<br />
Und Hanss Jossen Hauss in der mülly<br />
Und des Hanss Blattners Huss bej des Christa Martis<br />
Und des Jungen Lentz Allamanss in der Sallen<br />
Und des Lorentz Periss 545 Hauss<br />
Der Baltschingatter<br />
Des allten Hans Beders Hauss<br />
Und des oberen Baltz Krettliss Huss<br />
Und des Hansly Krettlis Selligen 546 Hauss<br />
S. 65: Der Horngatter<br />
Herr Aman Jacob Wollfen Hauss<br />
Und Wolfgang Wollfen Hauss<br />
Und Jacob Hugen Hus under der Kilchen<br />
Und der greta klotzy 547 Hauss<br />
Und des Lentz krettlis seligen 548 Huss<br />
Den gwartengatter 549<br />
Lorentz Bürchlis Haus überm bach<br />
Urby Krettlis Hauss auch überm bach<br />
Und des Joglj 550 Wollffen Hauss<br />
Und des Jöry Bernets Huss bim hindern brunnen<br />
Und des Christen Lipen Haus in der Sallen<br />
Und des alten Hans Blattners Huss in der Sallen<br />
Und Weibell 551 Johanss Blatners Huss<br />
Der Messmatgatter 552<br />
Meister Hans Hugen Hauss<br />
544 ob Paltschi, heute Siedlung Joos Beat<br />
545 Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />
546<br />
selig = verstorben<br />
547<br />
Klotz = Familienname, in Haldenstein erwähnt 1697, in Untervaz hier und 1784<br />
548<br />
selig = verstorben<br />
549<br />
Quarten = Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />
550 Jakob<br />
551 Weibel = Inhaber eines <strong>Gemeinde</strong>amtes, Ausläufer der Behörde, als Gerichts- und Ratsdiener<br />
zitierte er die Parteien, bannte das Gericht und verkündete Termine und Urteile; daneben war er<br />
Pfändungsbeamter, Urkundsperson, Versteigerer bei Ganten und Gefangenenwärter usw.<br />
552 hinter der Herti
Enderly 553 Danerss 554 Haus<br />
- 37 -<br />
Hans Maffiewen seligen Huss jm wingel<br />
Christen Krettliss in der flumissgass<br />
Und auch des Mstr. 555 Hans Beter Beris Huss<br />
Und des Jöry Kretlis Hus der ober<br />
S. 66: Der usser flumissgater<br />
Johaniss Bernets Hauss in der Sallen<br />
Und des Bernet Maffiewen Huss<br />
Und Thiss 556 Saguten 557 Hauss<br />
Und des Michell Saguten Hauss<br />
Und Christen Bernet des Messmers Huss<br />
Und des alten lorentz Allamans Huss<br />
Der ander flumiss gater<br />
Ully flipen Hauss<br />
Und des alten Lentz Jossen Hauss under dem Ulm<br />
Und des Hans Zinsslis Hauss<br />
Und Herr Amen Beter Daner<br />
Und des Christen und Casper flipen Hauss<br />
Der Salauwissgatter 558<br />
Des Segell Meister Hans lutzy Allamanss Huss<br />
Antonj Jossen Hauss<br />
Christen Krettlj des schuochters 559 Huss<br />
Bernet flipen Huss welches ietz der Bernet Allaman in Hentz hat.<br />
S. 67: Der Gatter zuo Sasgulters<br />
Bernet Bernets Hauss<br />
Jöry Zinsslis Huss<br />
Und des bally 560 Maffiewen Huss<br />
Und des Hanss Hugen Huss in der Sallen<br />
553<br />
Andreas<br />
554<br />
Tanner = Familienname, in Untervaz urkundlich erwähnt 1589-1857<br />
555<br />
Mstr. = Meister<br />
556<br />
Mathias<br />
557<br />
Sagut = Familienname, in Untervaz erwähnt 1650<br />
558 Salavis<br />
559 Schuhmacher (Beruf)<br />
560 Vorname Paul
Zuo dess Heren Tharr 561<br />
Dess weibell Hans Beders Huss<br />
Und des Lentz Beders Huss<br />
- 38 -<br />
Und des Bartly fluris 562 Huss Jn der Sallen<br />
Und des Joseph beriss Huss in der Sallen<br />
Jtem das Brüglj 563 in der bäderis 564<br />
soll der elter lentz Joss und Jacob Hug in der Hinderen gass machen und<br />
erhalten.<br />
S. 68: Ende des alten abgeschribnen buochs. 565 Gott geb alle Zeit Frid und Segen zum<br />
Neuwen. Amen.<br />
Zum beschluss zuo Einen andenken der nachwelt Muoss ich noch einess<br />
hinzuo setzen wie dass Jm Jarr 1706 auff Sant Mathis Tag das Mer worden ain<br />
beschlagne Bruck über den Rin zuo machen stet also noch ihm strit ob man sie<br />
gegen Zitzers oder Auff Chur zuo machen wolle. Dessen ohngeacht so hat man<br />
doch ein anfang der arbait gemacht und endtlich auch noch zuo einem end<br />
gebracht.<br />
Nachtrag unten auf der Seite eingefügt<br />
Ao. 1746 ist gemehrt worden an S. Matistag, dass man des Hans Bürchly<br />
legi 566 zuo guflis wole danen thuon 567 und ein gater machen. Und haben darzuo<br />
ferornet die Hüser:<br />
Erstlich des Hans bürchly sein Eigen Haus under der linden<br />
jtem des Jacob Bandli Haus<br />
item des Jacob Wolfen Hus über dem Bach das neü<br />
item des Marti Krätlis Haus under dem Ulm<br />
item des simen Zinslis Haus in der Salen.<br />
561<br />
Tot beim Kath. Pfarrhaus<br />
562<br />
Flury = früheres Untervazer Bürgergeschlecht. Urkundlich erwähnt 1496-1611<br />
563<br />
Uebergang über den Giessen<br />
564<br />
Päderis = Flurname südl. Kratten, im Vazer Feld<br />
565<br />
Die ältesten <strong>Gemeinde</strong>bücher von Untervaz tragen folgende Namen:<br />
Weisses <strong>Buch</strong> = Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1596-1658 nur Bruchstücke vorhanden (Urkunde Nr. 189)<br />
<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> - <strong>1846</strong> (<strong>Buch</strong> Nr. 01.01)<br />
Rotes <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1717 - 1922 (<strong>Buch</strong> Nr. 01.02)<br />
566<br />
Nachher folgen die normalen <strong>Gemeinde</strong>versammlungsprotokolle von 1852 bis heute<br />
Legi = mit Latten zu versperrender Durchlass an Weidzäunen<br />
567 weg tun, abschaffen
S. 69: leere Seite<br />
- 39 -<br />
Bemerkung: Bemerkung: Bemerkung: Bemerkung: Das Vorstehende, mit Ausnahme des letzten Nachtrages von 1745 ist aus<br />
dem alten <strong>Gemeinde</strong>buch übertragen (Weisses <strong>Buch</strong> 1596-1658 in das Blaue<br />
<strong>Buch</strong><strong>1641</strong> - <strong>1846</strong>). Ab 1735 werden die Satzungen im Blauen <strong>Buch</strong> fortlaufend weiter<br />
geführt bis <strong>1846</strong>. Schreiber der Ueberträge ist vermutlich Schreiber Christian Plattner<br />
S. 70: Anno 1735 den 15ten May an S. Jörgen 568 gemein so ist von einer gantzen<br />
gemein dass mer worden, dass wan einer oder eine erfunden wurden die das<br />
Waser in die gemein Weg richten oder dardurch weseren 569 theten es sey von<br />
dem bach oder von dem Rein die selbigen sollen um zwei Pf. 570 Buoss<br />
abgestrafft werden.<br />
S. o.Nr: leere Seite<br />
S. 71: Anno 1735 den 18ten Christmt 571 auf S. Tomas 572 gmein wegen den S.V. 573<br />
Rinderen, Missen 574 und Zeithküeh welche auf Salatz alpen, so ist das mehr<br />
worden dass man jetz fürohin drei Jahr lang namlich ein Jedwedere Tertzen 575<br />
ein Jahr die Misen 576 sole den Sommer auff der Oxenalph bej den stieren<br />
haben. Die Zeith küöh betreffent die solen auff Salatz bej den küehnen gohn.<br />
Dato ist wegen den schafen auch dass mehr worden dass man die selbige den<br />
gantzen sommer sole in dem gwagis 577 haben biss man von alph fahrt.<br />
Dito 578 wegen der Tagwen 579 halber, weilen jetz Etlich Jahr ein grossi<br />
ohnordnung 580 ist gewesen so ist von einer gantzen gmein einhelig 581 das Mehr<br />
worden, dass jetz fürohin ein Jedtwederer nachbur innerthalb einer stund nach<br />
dem ess glenkht 582 hat auf dem platz 583 solj erschinen es sey glichsam einer mit<br />
der äx 584 oder mit der minj, 585 damit der<br />
568 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
569 wässeren, bewässern der Felder<br />
570 Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />
571 Christmonat = alte Bezeichnung für Dezember<br />
572 St. Tomastag = 21. Dezember. (Der Legende nach soll man Thomas den Tag der längsten<br />
Dunkelheit (Wintersonnenwende, 21.12.) als Festtag gegeben haben, weil er am längsten von<br />
Zweifeln geplagt gewesen sei.)<br />
573 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
574 Mese = zweijähriges Rind<br />
575 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />
Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei<br />
576 Mese = zweijähriges Rind<br />
577 Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />
578 dito = auch<br />
579 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
580<br />
Unordnung<br />
581<br />
einhellig = einstimmig<br />
582<br />
glängga = läuten, Schlag für Schlag läuten<br />
583<br />
Dorfplatz<br />
584<br />
Axt<br />
585<br />
Meni, Miini = Kuh- oder Ochsengespann
- 40 -<br />
Wuohrmeister 586 und gemeinknecht ein Jetwederer könen schickhen wo Es von<br />
nöthen ist. Jtem 587 und wan einer oder der ander wehre der diesem both 588 nicht<br />
nachkieme 589 so sol der selbige ein quart 590 Wein verfahlen haben und sol der<br />
Wuohr Mstr. 591 und gmeinknecht<br />
S. 72: diese obverschriebne quart Wein an selbigem Tag auff dem Rathshuss 592<br />
vertrinkhen und wan Etwa einer were der sich weigertj und nit Zahlen dete so<br />
solle der Hcl. 593 amma 594 und ein Lobl. Kol. 595 Jhnj darzu halten damit der<br />
würth 596 bezahlt werde.<br />
Folget welche Ao. 1739 an St. Mateiss 597 Gmeind um den Hindersitz 598<br />
angehalten haben<br />
Erstlich Ehrhart Nick Tröster 599 ist Hr. stathalter 600 Taner<br />
Jtem 601 Mstr. 602 Anderis Zeller Tröster valtellj 603 Lutwig<br />
Jtem Mstr. Johannes Gadentz 604 Tröster Johan Krätlj<br />
Jtem Marie Stroltzin u. Jhr Tröster solle noch 605 Tröster Christa Ludwig<br />
Jtem Mstr. Hans Büller Tröster Geschw. 606 Johannes Allaman im Winkel<br />
Jtem Mstr. Fridery Hartmann Tröster ist Jöhrj Tanner<br />
Jtem Dess Hugesa 607 Tröster ist Hr. Amman 608 schuomacher 609<br />
586<br />
Wuhrmeister = Beauftragter der <strong>Gemeinde</strong> für den Wuhrbau und Vorarbeiter im jährlichen<br />
Wuhrgemeindewerk<br />
587<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
588<br />
Aufgebot<br />
589<br />
nachkommen würde<br />
590<br />
Quart, Viertel = 8 Mass zu 1.5 lt = 12 Liter<br />
591<br />
Wuhrmeister = Beauftragter der <strong>Gemeinde</strong> für den Wuhrbau und Vorarbeiter im jährlichen<br />
Wuhrgemeindewerk<br />
592<br />
im Gegensatz zu vielen anderen <strong>Gemeinde</strong> kannte Alt-Vaz kein Rathaus, wieso dieses Wort im<br />
<strong>Gemeinde</strong>protokoll auftaucht ist unklar, bis zum Bau des <strong>Gemeinde</strong>hauses an der Ulmgasse war die<br />
<strong>Gemeinde</strong>verwaltung immer in verschiedenen Häusern eingemietet.<br />
593<br />
Abkürzung: Hochlöblich<br />
594 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
595 Abkürzung: evt. Kollegium<br />
596 Wirt<br />
597 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
598 Hintersitz = Niederlassung und Recht eines Hintersassen (Nichtbürger)<br />
599 Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
600 Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>ammans<br />
601 item = ebenso, ebenfalls<br />
602 Mstr. = Meister<br />
603 Vorname Valentin<br />
604 Gadient = altes Trimmiser Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1496<br />
605 Sinn dieses Eintrages unklar, evt. Schreibfehler<br />
606 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />
607 Verschrieb im <strong>Buch</strong>: evt. Hug Nesa (Agnes)<br />
608 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
609 Schumacher = ehemaliges Bürgergeschlecht von Untervaz, erwähnt 1448-1779
- 41 -<br />
Ao. 1728 auf S. Anderisstag 610 hat ein Gmein gemehret wägen den Tärtzen 611<br />
und hat getroffen des Enderli Tanners Haus Jn der flummis Gass da fängt man<br />
an zellen 612 blibt allso 9 Jahr und alle 3 Jahr solle man die Küöh abzellen in<br />
alle Tärtzen gleich.<br />
S. 73: Ao. 1740 den 30.ten Jener 613 so ist von einer gantzen Gemein einhelig dass<br />
Mer und verboten worden das spillen und Tantzen, Trümpfen 614 und<br />
grüschlen 615 und das bej 2 Pfd. 616 Buoss und ein halbs und diejenige die<br />
Underschlauff 617 darzu gäben die solen 5 Pfd. Buoss verfalen haben ohne<br />
gnadt.<br />
Auf obiges Dato ist von einer gantzen Gemeindt der fallawald 618 und auf der<br />
Sesslarhalden 619 wie auch Sgaffelionen 620 auf ein Neüwes in den bahn 621<br />
geschlagen - Dannis 622 undt Buoches 623 und auf einen Jeglichen stamm drei<br />
pfund Buoss gelegt.<br />
Dato wegen den birchen in der auw ist auch auf einen jeglichen stamm fl. 624 2<br />
gelegt worden.<br />
Mer wägen den aichen im aichholtz 625 hinder dem schloss 626 und in dem<br />
Wingertlj ist das mer worden dass man Jetz fürohin keins mer wolle lasen<br />
hauen es sey gleichsam dür oder grüön 627 und wan einer erfunden würde der<br />
etwas hauwen thäte derselbig solle 2 Pfd. buoss verfallen haben.<br />
S. 74: leere Seite<br />
610 St. Andreastag = 30. November<br />
611 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel)<br />
612 zählen<br />
613 Januar<br />
614 evt. Jasssen<br />
615 grüschlen = in einen Haufen Kleie werden Münzen versteckt und dann die Kleie unter die Spieler<br />
verteilt (Schw. Idiotikon Bd. 2 Spalte 817/818)<br />
616 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />
617 Unterschlupf<br />
618 Wald westlich Lisibühel<br />
619 Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />
620 Wald südlich ob Spiegelberg<br />
621 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
622 Tannenholz<br />
623 <strong>Buch</strong>enholz<br />
624 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
625 Wald südwestlich ob Valcastiel<br />
626 Ruine Neuenburg<br />
627 dürr oder grün
- 42 -<br />
S. 75: Ao. 1742 An S. Mateistag da ist von Einer Gantzen Gmdt. 628 dass Mehr<br />
worden Von wegen der hindersässen, dass man nur die Jenigen welche jhre<br />
Elltern 629 allhier daheimet gewäsen sind annemmen wolle die anderen aber<br />
mögen gehen wohin sie wohllen. 630<br />
2./ Auff obigen Tag ist auch das Mehr wohrden wägen dem Reütnen, 631 Dass<br />
fürohin einer der 3 oder mehr küoh habe der mag 3 Kartonen 632 auf die<br />
allmein 633 sääien 634 aber nabend 635 den Böden und wo Holtz darin ist namlich<br />
wo der Wipfel gelanget die andern aber so viell sie mögen nabend den Böden<br />
und alle näbend den oxenweiden und sollen die Jenigen Rütenen und<br />
Fellenen 636 welche diesem Mehr und dem Gmd. <strong>Buch</strong> zuwider nicht<br />
angepflanzet wurden. Solte aber Jemand diesem Mehr zuwider thun der soll<br />
Einer Gemeind Pfd. Buss 2 verfahlen haben und dan ist der oberkeit ihr Recht<br />
vorbehalten vor den fräfel. 637<br />
Zum 3.ten Jst auch gemehret wägen dem auss strag 638 so soll es bey dem alten<br />
verblieben, aussgenommen dass Türken 639 Koren in selbiges soll nicht<br />
gestregt 640 werden, des übrigen halben soll im frülig bis neuwen 641 Jörgen 642<br />
und im Herbst mit bauwen 643 laut dem alten Gesetz gestregt werden.<br />
S. 76: Auff St. Jörgen Ao. 1743 ist Gemeind gehalten worden von der würthen halben<br />
ein Vortrag getan. Also ist auf selbigen Vortrag dass Meren worden dass wahn<br />
ein Würth und Weinschenkh etwas einzuziechen habe und selbigess nicht<br />
einbringen könte ohne obrigkeitliche schatzung solle der Ambtmahn 644 Jhnen<br />
nach seinem guotachten die schatzung ingäben,<br />
628 Abkürzung: <strong>Gemeinde</strong>versammlung<br />
629 Eltern<br />
630 wollen<br />
631 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />
632 Kartuuna, Quartana = Hohlmass, Kornmass, (1 Quartane = 5 Immi = 7.5 Liter)<br />
633 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />
Nachbarn oder Bürger<br />
634 säen<br />
635 neben<br />
636 Bäume fällen<br />
637 Frevel = Rechtsverletzung<br />
638 Usschtrack = Tretrecht für Zugtiere auf dem Nachbargrundstück, besonders beim Pflügen<br />
angewendet<br />
639 Mais<br />
640 darüber getreten oder gefahren<br />
641 1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />
einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />
doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />
Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />
642 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
643 bauen = misten, Bau = Mist<br />
644 Amtmann = Ammann = zurzeit regierender <strong>Gemeinde</strong>präsident
- 43 -<br />
was aber Jetz fürhin nach diesem obgesetzten dattum aussgäben sol der<br />
ambtmahn Jhnen die Zalung einzutreiben keine schatzung mer ingäben.<br />
1. Ao 1744 an der St. Mathiss Gmeind ist dass Mehr worden, dass der Neüwe<br />
wald ob der falschernos 645 solle in den bahn 646 sein wie er vor alter häro<br />
gewäsen ist vorbehalten wahn geschediget oder umgefallen Holtz währe und<br />
nachbauren 647 währen die dem ambtmahn und dem forstmeister zeigen können<br />
dass sie selbigess von nöthen wären so können sie ess erlauben in dem<br />
überigen blibt mahn auch bej der leths darauf erlegten buoss wahn iemand sich<br />
übersähen würde und un erlaubnuss hauwen dätte.<br />
S. 77: 2. den arthenschiewerwald betreffend, sol der wald biss an dass reiss 648 dass<br />
von dem brunnen hinauff geht wass aber der schon gemelte wald antreffen tuot<br />
von dem gemelten reiss biss an den Runchalätz 649 sollen die forstmeister<br />
niemand gewalt haben zu erlauben.<br />
3. Die Buachwäld betreffend blibt mahn bey den alten bahn und forsZätlen<br />
vorbehalten dass wahn Holtz ummfallen dätte solss ein Gmeind den HHrl.<br />
Geistlichen zu handen nämmen und sollenss nicht die forstmeister oder andere<br />
nachbahren gewalt haben zu Rümmen. 650<br />
4. Der buachwald ob der glufisshein sambt beiden Gastriniss steinen und im<br />
glichen den alten buachwald ob dem gissübel 651 bis an baiolz 652 lasst manss der<br />
marckhen halben bej den alten forstzädlen bewenden und an diesen<br />
obgeschreibnen orther 653 so oft einer sich übersähen dätte und Holtz darin<br />
hauwen dätte sol ess für ein iedess Mahl 1 fl. 654 buoss sein ohne gnad.<br />
S. 78: 5. Auf vorgeschriebness dattum ist auch das Mehr worden, dass mahn ietz<br />
fürohin in den gemeindwerkhen niemand mer wolle lassen Zünen und<br />
Rumen 655 wie ietz etlich Jahr här geschächen vorbehalten zu salis 656<br />
645<br />
Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze. Koord. 758.250/201.500<br />
646<br />
Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
647<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
648<br />
Ris= Rinne, Schneise, Holzries, ahd: riozan, mhd: riezen = fliessen oder fliessen lassen<br />
649<br />
Runggalätsch = Allmende ob Zanoppis<br />
650 räumen, wegräumen<br />
651 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />
652 Bajols<br />
653 Orte<br />
654 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
655 räumen, Weiden räumen<br />
656 Salis = Wiesland nördl. der Fenza
und auf gadieren. 657<br />
- 44 -<br />
6. ist auch von der gantzen Gemeind bey der buoss 1 Pfd. 658 den Jenigen die<br />
auff dem gemeinen werkh sind und so lang dass selbige wäret verbothen zu<br />
holtzen.<br />
7. Es solle auch bey den alten Punkhten der in dem Gemeind buoch<br />
verschriben sein verbliben haben und keiner den summer hindurch kein kriss 659<br />
noch anders gestüd in das dorf streifen.<br />
8. ist auch das Mehr worden dass kein nachbaur befüögt sein solle Rooss auf<br />
unseren allmeinen zu treiben welcher aber sich übersähe und sich erfrechen<br />
däte der solle für ein Jedess Mall un Gnad 5 Pfd. verfallen haben und sollen<br />
selbige die S.Mstr. 660 in namen der Gmeind einziechen es sollen auch die<br />
Rooss so offt sie auf der allmein erfunden würden in den Pfendstall 661<br />
getrieben und überlast mans der unCosten halber einen Lobl. Gricht.<br />
S. 79: 9. Jst der Punkhten wägen den S.H. 662 Zeitküönen auf das gemeindwerkh Zu<br />
nämen und wägen dem Zualb duon 663 Conformiert 664 und bestethet worden und<br />
soll sich ein ieder lauth den alten Punkten verhalt.<br />
Alldieweilen sich etwas Streitigkeit erhebt wägen des Christen Fluriss 665<br />
seel. 666 Gemeindguot dass ietzmahlen sein hinderlasene withfraw Elisabeth<br />
grüönenfelderin in Handen hat und selbiges kein Jung nacht baur 667 wahn es<br />
zum fallen kommen däte nämmen wolte willen 668 ein Gemeind Jhme Christen<br />
flury seel. selbess nur auff sein anhalten und baithen 669 gäben willen er sich<br />
wägen erlaubnuss des Hochzeitenss übersähen. also ist den 8.ten april Ao. 1744<br />
von einem lobl. Gricht ordeniert worden dass wahn es zum fallen kommen däte<br />
so soll mahn noch ein neüwess los zu diesem Gemeindguot duon und soll der<br />
erst an der rod 670 ist nicht schuldig sein selbiges zu nämmen sonder mag an der<br />
Rod bleiben biss dass Jhme ein anderes falt im fahl dass der Erste an der rod ist<br />
657<br />
Gadiera = oberer Teil von Patnal<br />
658<br />
Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig, 1 Schilling = 12 Pfennig<br />
659<br />
Chriss (mdartl.) = Zweige von Nadelbäumen (Tannachriss, Lärchachriss)<br />
660<br />
Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
661<br />
pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
662<br />
s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
663<br />
in die Alp tun<br />
664<br />
konformieren = anpassen, einfügen, übereinstimmend machen<br />
665<br />
Flury = ehem. Untervazer Bürgergeschlecht. Urkundlich erwähnt erstmals 1496<br />
666<br />
sel, selig = verstorben<br />
667<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
668<br />
weil<br />
669<br />
baiten = warten<br />
670<br />
Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk
- 45 -<br />
selbigess nicht nämmen däte so mag selbess ieder erst an der Rod nämmen<br />
iedoch sol ein Jeder die Wahl haben und unverbunden sein selbigess zu<br />
nämmen.<br />
S. 80: Ao. 1744 671 an der St. Mateisgmeind ist das Mehr worden. Erstlich dass der<br />
Neüwe Wald solle in dem Bann sein wie von alters häro vorbehalten wan<br />
geschediget oder umgefallen Holtz währe und nachbauren währen Die dem<br />
ambtmann oder forstmeisteren zeigen künten dass sie es von nöthen so künen<br />
sie es erlauben. Beynäbend blibt man bej der alten buss so zuvor aufgelegt<br />
wägen dem hauwen ohne EhrLaubnus.<br />
Zum anderen 672 wägen dem artaschiewer Wald, so soll der Wald bis an das<br />
Riss so von dem Brunen hinaufgeht den Forstmeisteren überlassen sein zu<br />
Ehrlauben. Was aber den wald antrift ob dem treien 673 bis an den Rungaletz so<br />
sollen die forstmeister niemand gewalt 674 haben zu Ehrlauben.<br />
Zum Dritten, die <strong>Buch</strong> Wäld betreffend blibt man bey dem alten Ban und<br />
forstzädel vorbehalten dass wan holtz umfahllen täte soll es ein Gemeind den<br />
hhel. Geistlichen zu handen nemmen und sollens nicht die forstmeister oder<br />
nachbauren gewalt haben zu nemmen.<br />
Zum fierten, der Wald ob der glufishein und beden Castrinis stein 675 sambt<br />
dem buchwald ob dem gissübel 676 biss an den Birchenboden und Baiolsen lasst<br />
man bey den alten forstzädtlen und ist auf Ein jedes Mahll das an obgesagten<br />
orthen gefähllt würt 1 Pfd. Buss daruff gelegt.<br />
Zum fünfften. Dass man in dass Künfftige nicht mehr Jm Gmeindwerk Zünen<br />
und Rumen 677 lassen wie es Jetz Etlich Jahr geschähen vorbehalten zu sallis 678<br />
und auf gadieren 679 woll man lassen Rumen in allmeind werckh.<br />
Zum segsten dass in werenden Gmeindwerckh niemand holtzen oder holtz<br />
rüsten solle wan deren wären die diess übersehen täten ist für Ein Jedes mahll 1<br />
Pfd. buss.<br />
S. 81: Zum sibenden so wolle man bej den Pungten bleiben<br />
671 evt. Wiederholung der Beschlüsse von 1744 von Ziffer 1-9. Seite 76<br />
672 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />
673 Traja, Treijen = horizontale Weglein im steilen Gelände, die sich durch den Tritt der Tiere bilden<br />
674 Gewalt = Befugnis, Macht, Möglichkeit<br />
675 Castrinis Stein = Kopf östlich unter der Castriniswiese. Koord. 759.050/199.475<br />
676 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />
677 räumen, Weiden räumen<br />
678 Salis = Wiesland nördl. der Fenza<br />
679 Gadiera = oberer Teil von Patnal
- 46 -<br />
wie vor alters hären in dem Gemeind buoch verschriben namlich den summer<br />
hin Kriss 680 oder ander gestüd in das dorff zustreifen.<br />
Zum Aachten der Rosen 681 halber ist auf dass neüw verbotten von Einer<br />
Gantzen Gemaind dass kein nachbaur Ros auf unser allmein treiben oder auss<br />
Lassen solle, wan aber Ein oder der ander sich in dem übersähen tätte, so soll<br />
Einer von Einem Jeden Mahll 5 Pfd. Buss ohne Gnad Ehrlegenund sollen in<br />
den Pfendstall 682 getrieben diese gemelte 5 Pfd. buss sollen die sekel M. 683 in<br />
Ziehen der überigen ohnkosen halber überlast man es Einen Lobl. Gricht.<br />
Zum Nünten wägen den S.H. 684 Zeitküenen auf das Gemeind Werkh oder Zu<br />
alp thun 685 last Mans bey den alten Pungten verbleiben dass Ein Jeder darnach<br />
sich verhalten solle.<br />
Ao. 1745 auf St. Matteistag ist von Einer gantzen Gemeind gemehret und der<br />
Punten 686 Ehrneüweret dass im Satz 687 und Jn den Alpen und überall den<br />
Frühlig solle Pfendt 688 werden und das laut den alten Markhen und<br />
Zunstellenn.<br />
Jtem 689 sollen die alpknächten den summer das Vich in den Alpen behalten biss<br />
Ein gantze gemeint es dahrauss mehret 690 es wäre dan Wassermangel oder<br />
Schnehwädtter dass es sein muss.<br />
Jtem an vorgesetztem Tattum ist auch das Mehr wohrden der S.H. geissen<br />
schaffen und Haustieren halber, dass wan nachburen währen die selbeg<br />
ausLiessen und nicht für den Hirt trieben tätten die sollen umb Ein Jedes Mahll<br />
um Ein Pfd. Buss abgestraft werden.<br />
S. 82: Ao. 1745 Auf St. Mathistag ist von einer gantzen Gmeind das Mehr worden als<br />
Erstlich dass wan eines Nachbauren Sohn eine frömde die das Gmeindtsrecht<br />
allhier nicht hat hüraten wolte so soll die selbe 80 Cronen 691 näbend dem<br />
inkauf Gelt allhiesiger oberigkeit an bahreem Gelt Audentist 692 zeigen<br />
680 Chriss (mdartl.) = Zweige von Nadelbäumen (Tannachriss, Lärchachriss)<br />
681 Pferde<br />
682 pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
683 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
684 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
685 in die Alp tun<br />
686 Punkte, Paragraphen, Gesetzesartikel<br />
687 Satz = Waldgebiet im Süden der <strong>Gemeinde</strong> Untervaz, grenzt an den Rhein und <strong>Gemeinde</strong><br />
Haldenstein<br />
688 pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
689 item = ebenso, ebenfalls<br />
690 mehren = abstimmen, (meist mit Handmehr)<br />
691 Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />
692 authentisch = eigenhändig geschrieben, echt, glaubwürdig
- 47 -<br />
oder an liegenden Mitlen ohne das fahrende. 693 Fals 694 dass Eine die sich alhier<br />
hät verhüraten wolte selbegess nicht hat so soll selbege nicht für Ein<br />
Gemeindtsgnossen angenohmen werden. Es sollen Die HHl. Geistlichen<br />
beidersitz Rehligiohnen nicht im standt oder befugt sein solliche zu<br />
copulieren 695 oder Hülf darzu zu gäben ohne dass sie den befelch von einem<br />
Jehwilligen Herren Ammann 696 oder der oberkeit haben. Auch die Hrn.<br />
Seckelmeister 697 das inkaufsgelt nicht Empfahen biss und solang dass sie<br />
glaubwürdig und oberkeitlich bringe oder zügen dass sie so vill haben wie oben<br />
angeregt ist.<br />
S. 83: Ao. 1745 an der Sandt andreas 698 Gemein ist von Einer Gantzen Ehrsammen<br />
Gemein das schüssen in dem Dorff verboten und das bei 1 Pfd. buoss<br />
2) Andrens 699 ist auch das Reiten in dem Dorff verboten bei einem halb Pfd.<br />
3) Dritens ist auch das wäschen in den Brünen verboten bej Einem Pfd. Buoss<br />
uhni Gnad<br />
Ao. 1746 An der ordinäri St. Matdiss 700 Gemeindt ist der Würthen halben ein<br />
vortrag gemacht. Jst also von Einem Löbl. Gricht und Gantzen Ehrsahmmen<br />
Gemeindt Dass Mehren worden, dass wan die Würth oder Weinschenkh etwas<br />
Ein zu ziehen haben und selbiges Ohnne oberkeitliche schatzung nicht<br />
Einbringen Cönten So solle der Ambtmahn jnnen keine Schatzung Mehr<br />
ingeben wie in dem Gemeind Buoch vor verschrieben ist für 1743 St. Jörgi<br />
sonderBahr wägen Vogtkinderen und anderen Armen Leüthen und Kinder<br />
ohne Vater und muoter Wüssen und Willen.<br />
S. 84: Ano 1740 ist das meren worden wägen des Hans Bürkhlis Legy zu gufliss, dass<br />
hinfüro die gemein ein gattar machen woll und erhaltt jetz und zu allen Zeiet<br />
und also haben sie die hüsser woh noch kein Gather zu erhalten gehab haben<br />
darzu gohrnet<br />
erstlich des Martis Krätlis under dem Ulm<br />
jtem des Hans Bürchlis sein Haus<br />
des Jacob wolfen Söhnen Haus das nöü<br />
693 Mobiliar, Geräte, etc.<br />
694 am Rand ist eingefügt: "oberkeit" und "liebig"<br />
695 zu verheiraten, zu trauen<br />
696 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
697 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
698 St. Andreastag = 30. November<br />
699 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />
700 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)
- 48 -<br />
Jtem des Jacob Bandtlis das nöüe Haus<br />
Jtem des Hermans Cienlis 701 Haus bey dem salbrügli 702<br />
Das Meren ist geschehen auf Samadisgmein 703 jm Jahr wie obstat.<br />
S. 85: Seite leer<br />
S. 86: Ao 1746 den 27. Tag neuwen 704 Mertzen also an der ordinari St. Mathiss<br />
Gemein da ist von Einem löbl. Gricht und Gantzen Ehrsamen Gemeind<br />
verboten worden dass keiner an des anderen H. Tag nichts aussert dem Haus<br />
arbeiten Solle und kein Mähne 705 weten 706 solle. Wan aber Einer währe der das<br />
gebot über Treten Täthe der solle nach guottachten Eines Löbl. Gricht<br />
abgestraft werden. 707<br />
Zum Andern ist das Mehren worden dass der Kemmenfäger 708 solle Beckhen 709<br />
Kämen 710 Zum Jahr 4 Mall fägen, solle für 2 Mahl sollen die beckhen ihmme<br />
den Lohn gäben und Zweye die gemeind.<br />
Auf obiges Dato ist der Erlena streüwe 711 halben dass Mehr worden dass die<br />
streüwe in der Auw solle allenthalben verboten sein solle im fahl aber dass<br />
Einer sich übersähen täte und nur Ein blachen 712 voll nämen däte der sölle um<br />
Ein halbe Cronen 713 an Buss abgestrafft werden und das un gnad.<br />
Jtem ist in diesem Mehren auch eingedinget dass wann deren währen die in den<br />
Ställen<br />
S. 87: Ehrlene streüwe heten und selbiges nicht bekennen wolten so solle ein<br />
oberigkeit das Rächt haben zu fisitieren 714 und das Einem ieden.<br />
Zum vierten wägen dem Michell Bellath 715 ist von Einer gantzen Gemeind<br />
701<br />
Kieni = Fam. Name, in Untervaz erwähnt 1448<br />
702<br />
Salabrüggli, Dorfteil in Untervaz<br />
703<br />
St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
704<br />
1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />
einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />
doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />
Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />
705<br />
Meni, Miini = Kuh- oder Ochsengespann<br />
706<br />
wätta, iiwätta = einjochen, einspannen, das Fuhrwerk an das Joch binden<br />
707<br />
Randbemerkung: "laut der Religion zu Wienacht"<br />
708<br />
Kaminfeger<br />
709<br />
Bäcker<br />
710<br />
Kamine<br />
711<br />
Erlenlaub<br />
712<br />
Blaha, Tuachat = Quadratförmiges grobes Tuch mit vier langen Hanf-Zipfeln, in das man Heu<br />
einbindet, auch Mass für ein Tuch voll Heu<br />
713<br />
Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />
714<br />
visiter (frz.) = besuchen<br />
715<br />
Die Familie Pilat übte damals traditionsgemäss das Abdeckerhandwerk aus.
- 49 -<br />
das Mehr worden dass Wan Einem nachBaur darfor Gott sein wolle Ein stuck<br />
sv 716 vich abgehen däte so solle Er schuldig sein solches abzunehmen auf dess<br />
nachbauren Bezahlung. Den Lohn anbetreffent so ist jhmme derselbe von Einer<br />
gantzen Gemeind Taxiert worden als namlich von Einem grossen hobt 717<br />
daheim 20 Xr 718 und an dem Berg Xr 30. Von einem Kalb daheim Xr 12 und<br />
an dem Berg 16 Xr Wan er aber dieses nicht tun wollte so solle Er die<br />
Gemeindrächte abträten. 719 Zum fünfften sind die Hindersässen angenohmen<br />
die man zufohr Ao. 44 und Ao. 45 gehabt hat welche da auff der Listen in dem<br />
Gemeindbuoch auffgezeichnet sindt sambt den Drösteren 720 - aber mit<br />
Condicion 721 dass sie nicht aufftreiben auf die allmein weder schmalvieh noch<br />
anders und nichts reütenen sollen. Wan aber deren wehren die diesem nicht<br />
nachCommen Däten die solen die Gemeind Rächta abTräten un weiters.<br />
S. 88: Seite leer<br />
S. 89: Ao. 1753 auf St. Mateistag ist von einer gemeind einhelig 722 das Mehr worden<br />
wie volgt. Erstlich dass vor St. bartollomestag 723 niemand Wildheüwen und<br />
Riet mäjen 724<br />
2. ist das Mehr worden wan man anfangt heüwen nit man dörfe an den<br />
gemeinen gassen streüwnen biss man die frucht ingesamlet hat verstet sich in<br />
der küegass 725<br />
3. ist das mehr worden das von dem birchenwuohr 726 hinwäg bis ausgang den<br />
giesen 727 solle aus den giesen geräumt werden die stauden und fischräuschen 728<br />
und ales was das Wasser verhinderet. Welche es nicht thäten solen ein Pfundt<br />
buoss gestraft werden.<br />
S. 90: Ao. 1754 auf Santtmatistag ist von einer Gantzen Gemeind das mer worden<br />
wie folget<br />
716<br />
s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
717<br />
Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
718<br />
xer = Kreuzer, der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />
wir dürfen für damals einen Gulden als normalen Taglohn annehmen<br />
719<br />
Die Pilat erscheinen noch in der Volkzählung von 1835 zwar als <strong>Gemeinde</strong>angehörige aber nicht<br />
als Vollbürger. Das volle Bürgerrecht erhielt die Familie erst bei der Zwangseinbürgerung von 1853<br />
720<br />
Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
721<br />
Kondition = Bedingung<br />
722<br />
einhellig = einstimmig<br />
723<br />
St. Bartholomäustag = 24. August<br />
724<br />
das heutige Unteräuli war damals Sumpf und Rietland<br />
725<br />
"verstet sich in der küegass" ist etwas später beigefügt<br />
726<br />
Teil des Rheinwuhres östlich der Birchenwiesen (südl. Hirschland)<br />
727<br />
Giessen = Wasserlauf im Feld<br />
728<br />
Fischreusse = Fangvorrichtung (mhd riuse, rûse)
- 50 -<br />
Zum Ersten wegen dem pfenden 729 in dem Landt soll es bey dem alten<br />
Pfandtschillig sein verbleiben haben. Bergs halb ist Herbst und früölig auf das<br />
Hobt 730 ein schillig gelegt und soll ein jeder mögen selbsten pfenden.<br />
Zum Andern der Landtsknächten-Küönen 731 halben ist das Mer worden dass<br />
einer der kein 732<br />
S. 91: Ano 1756 als die ordinere Santmathis Gemeindt gehalten worden also ist<br />
Erstlich von gesamter Ehrsm. Gmd. Einhelig gemehret worden wie folgt:<br />
Namlich dass vorohin kein nachbur solle befügt und S.h. 733 Miss stieren 734<br />
noch Zitküö und keinen pretutz 735 den Summer hindurch in den Herbstweiden<br />
haben solle und das noch mit dem klaren Hinzuthun dass jeder Nachbur solle<br />
sein Vieh sowohl Stieren Messen als Zitküö an dem Messtag 736 in der Alp vor<br />
den Hirthen tun solle.<br />
Jtem aber wan es sach währe dass ein nachbur ein stier hety der jhne von der<br />
Zeit da der Erste agren 737 angehet bruchte und so forthan der mag selben Rein<br />
sumer 738 auch bruchen oder aber wan ainer wahre der weg einem old 739<br />
verunglüget würdj der so ein stier oder zitkuo möge bruchen un Entgelten. 740<br />
2. Jtem ist an obigem Tag dass Mehr worden dass das schragnen 741 in dem feld<br />
solle abgestelt sein sonderheitl dem Jenigen der das Holtz ab der allmeind<br />
nimpt. Der aber solle nach guottachten einer Wohlweisen oberkeit ein man in<br />
dem Gmd. werk verornet werden wecher 742 alssdan obsicht und zwahr<br />
Ehjdlich 743 halde damit jede stäg und wäg<br />
729<br />
pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
730<br />
Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
731<br />
Lantzknächten = Uebername für die Bewohner des Fürstentums Liechtenstein, der ihnen beigelegt<br />
worden sein soll,, weil der verhasste Baldiron mit seinen Söldnern, Landsknechten im eigentlichen<br />
Sinne, aus dem Fürstentum Liechtenstein gegen Bünden vorrückte. Scherzweise auch den im<br />
Fürstentum Liechtenstein eingekauften Rinder beigelegt.<br />
(Schweiz. Idiotikon Band 3, Spalte 725-726)<br />
732<br />
hier bricht der Text ab<br />
733<br />
s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
734<br />
Mesen-Stier = zweijähriger Stier<br />
735<br />
evt. Pretension = Anspruch<br />
736<br />
die Milch wurde in der Alp nur an bestimmten Tagen gemessen<br />
737<br />
erstes ackern (rom.arar = ackern, pflügen)<br />
738<br />
in den Sommer hinein<br />
739<br />
old = oder<br />
740<br />
ohne Entgelten = gratis<br />
741<br />
schraggna = von Hand Bretter sägen<br />
742<br />
Schreibfehler, sollte heissen: welcher<br />
743<br />
eidlich, unter Eid
S. 92: tato 744 1756<br />
- 51 -<br />
Nach fahren und gegen solte aber einer oder der ander erfund 745 werden der<br />
nicht stäg und wäg nächgang 746 oder fahren tethi die Jenig solle nicht nur um<br />
den schaden zu suochen sein sondern nach dem mit einer cronen 747 buoss<br />
abgestraft.<br />
Jtem 748 Ess haben die hindersässen angehalten sey genuogsame tröster 749<br />
gestellt alle und Jede.<br />
S. 93: Seite leer<br />
S. 94: Ao. 1760 Als ist die ordinary St. Mateis Gmd. gehalten worden.<br />
Alss ist erstlich von gesamter Ehrsammen Gmd. Einhellig das Mehr worden<br />
wie volgt:<br />
Erstlich wegen der Hindersässen so sindt sie mit der Condeition 750<br />
angenohmen dass sie allen Nachbauren 751 mit allen Handelschaften oder<br />
profehssionen 752 ohne schaden seyn sollen etc.<br />
2./ do. 753 ist auch das mehr worden von wegen den Herdtbieren 754 nachgraben<br />
dass keiner solte befüögt 755 sein bis zum alten aller ghelg tag 756 Einem anderen<br />
in seyn guoth zu graben und das bey Buoss.<br />
3./ ist auch wegen dem Michel Pilath oder sogenanten Waasenmeister 757 dass<br />
er solte fürohin obligiert 758 seyn von einem oder dem anderen Nachbaur hier<br />
Jm Landt was abgehen 759 solte solle er schuldig seyn ohne Einge 760 Bezahlig<br />
ab Zu Nehmen.<br />
Wan aber Einem oder dem andern Jn dem berg was abgehen solte ein<br />
Nachbaur schuldig sey vor Ein altes stuck zu bezahlen 12 Xr und wegen Einem<br />
Kalb auch in den bergen 6 Xr.<br />
744<br />
Datum<br />
745<br />
erfinden = herausfinden<br />
746<br />
sollte wohl heissen: nachgäng (nachgehen würde)<br />
747<br />
Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />
748<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
749<br />
Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
750<br />
Kondition = Bedingung<br />
751<br />
Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />
752<br />
Beruf, Gewerbe (beachte den Konkurrenzschutz für die Bürger)<br />
753<br />
2do =secondo = zweitens<br />
754<br />
Kartoffeln<br />
755<br />
befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />
756<br />
Allerheiligen = 01. November (kath. Feiertag)<br />
757<br />
Wasenmeister = Schinder = Abdecker<br />
758 verpflichtet<br />
759 abgehen = verenden<br />
760 einige
- 52 -<br />
Darbey aber solle Er aussert denen Eigenen Guot wuorfrey 761 sein etc.<br />
S. 95: 4./ Auff vorgeschriebnes Tadum 762 als ao 60 Ist auch von Einer gantzen Ehrsm.<br />
Gmdt. das Mehr worden von wegen dem auflag oder wuorschnitz. 763 Weillen<br />
Ein Ziemlich grosse Ungleichheit Jn ansehung desselben sey sodan hat Ein<br />
Ehrsm. Gmdt. selbes Nöthig funden Jn Ein bessere Gleichheit zu stellen, so ist<br />
das Einhellig Mehr worden dass wan der Jenig weren die sich zu beKlagen<br />
hätten dass Jhnen das guot zu hoch geschetzet wery so Können selbe sich auff<br />
Könftigen Herbst vor der Gmdt. Rechnung bey dem Ambtmann 764 und den<br />
übrigen so der Rechnung beywohnen anmelden, welches dann Hr. Amma von<br />
Eini gantzen Gmd. sammt den anderen überlassen ist dass wan sie bey Jhren<br />
Eid und gwüssen 765 finden dass Einer zu viel oder der ander Zu wenig<br />
geschetzet were, dass sie selbes mögen Endern 766 auch mit dem Klahren<br />
Zuthuon dass die Nachbauren sich solten schuldig seyn selbes anzunehmen etc.<br />
5tens Jst auch das Einhellig Mehr worden in ansehung den s.h. 767<br />
Pfarrstieren 768 dass ietz Könftighin die sogenanten meienstieren 769 abgestelt<br />
seyn sollen und anstat der 6 nur 4 welche das gantze Jahr dienen sollen. Auch<br />
ist Jhnen die Rodt 770 wie zuvor gelassen Einem jeden 10 Küöh von welchen er<br />
den Lohn beziehen Kan wie er dan mit dem Baur des einen würd 771 folglich<br />
weillen diejenigen so auf Könfftigs die Rodt betrifft sich hetten beKlagen<br />
wollen so hat Ein Ehrs. Gmdt. gemeret dass wan sie auf Ein anders Jahr die<br />
s.h. 772 stieren würden in den alten stand stellen und so wolten sie selbe nicht an<br />
schaden lassen etc. Johs. Göpfert, aus befelch Grichtsschreiber.<br />
S. 96: Seite leer<br />
S. 97: Ao. 1760 den 11. May als an der ordinare Jörge 773 Gemeind sindt von Löbl.<br />
oberkeit und sambt:Licher 774 Gemeind<br />
761 befreit von der Pflicht zum Wuhrgemeindewerk<br />
762 Datum<br />
763 Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
764 Amtmann = Ammann = zurzeit regierender <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
765 Gewissen<br />
766 ändern, abändern<br />
767 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
768 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />
769 Maienstier = im Zeichen des Stiers Geborene (Ende April/Anfangs Mai). Also sind Maienstiere<br />
Vieh, das im Frühjahr geboren war. (siehe Schweiz. Idiotikon Bd. 4, S.883)<br />
770 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
771 einig werden<br />
772 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
773 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />
774 sämtlicher, ganzer <strong>Gemeinde</strong>versammlung
- 53 -<br />
volgende Wäld 775 in den ban geschlagen als erstlich das bach dobell so wohl<br />
buochis als Tannis 776 namlich von der brunen stuben 777 herauff biss an den<br />
Weg so zu oberist ausser der Castriniss hinein Geth biss in den bach, an der<br />
anderen seithen biss Jn den Weg so von der Doctere weg 778 hin Ein geth auch<br />
biss jn bach, so dann wann Jemand jnnert djssen ausgeschribnen bann was<br />
hauwen solte der solle vo jeden Stamm mit fl. 779 5.- Gestrafft werden.<br />
Fernner ist auff obiges Datum auff jeden stamm Fohre 780 Es seye klein oder<br />
gross auff der Fentzen 781 und auch auff dem Hinderen Castrinisser stein 782 auch<br />
fünff guldy buoss darauff Gelegt worden damit sich niemand der<br />
ohnwüssenheit dessen Entschuldigen köne ist es von Hauss Zu hauss Gebothen<br />
worden. auss befelch Joh. Wolff Gricht Schreiber<br />
S. 98: Seite leer<br />
S. 99: Ao 1771 den 20. Jenner<br />
Als hat Ein Volkommen gemeindt, ist gemehret worden, auff ein Neüwes<br />
gemehret worden und das der Sasgichters 783 Wald verbannth und ingeschlagen<br />
Und welche sich solte Erfrechen und Holtz hauen der solle für Ein Jden 784<br />
Stahm ohne gnnad in 6 Pfundt Buoss verfelth und abgestrafft werden, welche<br />
buoss 2 Pfundt solle die oberkeit zu fordern haben und die anderen 4 Pfundt<br />
solle der gemeindt zugehören. Beter Schrofer, Grichtsschreiber auss befelch<br />
S. 100: Seite leer<br />
S. 101: Ao. 1771 den 9 ten Mertzen/26 hornung 785<br />
hat Herr Ammann Bernhard Bernhard bey dem Eid die Gemeind lassen<br />
zusanmen kommen wegen der streitigkeit des Satzes und Tobel halben und ist<br />
abgeredt dass diese Gemeindt so viel gelten solle als wan es an Sant Matheis 786<br />
775 Wälder<br />
776 Tannenholz<br />
777 Brunnenstube = Wasserghalter hinter Gluvishei<br />
778 Weglein in der Gegend von Valbella (lat. ductus, evt. ehem. Verbindung zwischen der Neuenburg<br />
und der Rappenstein<br />
779 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
780 Föhren<br />
781 Fenza = verschwundener Felskopf beim Horn<br />
782 Castrinis Stein = Kopf östlich unter der Castriniswiese. Koord. 759.050/199.475<br />
783 Heute unbekannter Flurname; evt. Disculters nordwestl. Brida<br />
784 sollte heissen: jeden<br />
785 Horner, Hornung = Februar<br />
1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />
einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />
doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />
Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten<br />
786 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)
- 54 -<br />
geschehen wäre: Und ist das mehren einhellig gewesen, dass sich keiner<br />
erfrechen oder understehen solle fürohin: unter keinem Titel: kein Holtz mehr<br />
auss der Gemeindt zu verkaufen weder grüens noch dürs: bey Jedem stamm<br />
wer es übertreten thut fl. 787 5 der Gemeind zu bezahlen schuldig sein.<br />
2./tens ist auch zuGleich gemehret worden am Gleichen Tag wer sich<br />
understehen würde von unseren nachbauren wegen diesem auflag auf Jeden<br />
stamm das er sich wolte auf Haldenstein 788 zu klagen gienge wie schon<br />
geschehen: der solle von der Dorfrechte ausgeschlossen sein und bleiben<br />
3./tens ist auch gemehret an gleicher Gemeindt wan Haldensteiner von unsern<br />
nachbauren in diesem wald angetroffen werden sollen sie schuldig sein bey<br />
ihrem eid sie anzugeben, worfür ihnen ein halben guldj soll bezahlt werden:<br />
anbey aber soll man schuldig sein dieses mehren alle 3 Jahr das mehren<br />
abzulesen vor der Gemeind. Bescheindt Beter schrofer alss Grichtsschreiber.<br />
S. 102: Seite leer<br />
S. 103: Ao. 1774 den 16./27. Hornung hat Hr. Ammann Bernhard Bernhard bey dem<br />
Eid die Gemeind lassen zusammen kommen bey Haltung der St. Matis 789<br />
Gemeind, und ist alles bey dem alten verblieben von wegen Verbanung der<br />
Wälder wie auch der Ehrlen 790 in der Auw mehr, ist verboten von den<br />
Zaünen 791 wie auch erbsenstiegel 792 zu machen.<br />
Mehr sind die schaf abgemehret von der Gemeind aussert Hr. Stadthalter 793<br />
Hans Uri Flip, 794 Hr. Amen Wolf, Hr. Gschwornen 795 Marti Zinsli wie Hr.<br />
Gschwornen Jori kretli 796 haben darwider Brotesten 797 eingelegt.<br />
S. 104: Seite leer<br />
S. 105: Ao 1776 bey gehaltner ordinari Stt. teiss 798 Gemeind ist einhelig das meren<br />
worden alss Erstlich in ansächung wegen den Gemeindgüötteren<br />
787 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
788 siehe auch: 1771, Februar 24. Abkommen zwischen <strong>Gemeinde</strong> Untervaz und dem Freiherrn<br />
von Haldenstein wegen Rechten im Satz und im Heratobel. (Gem. Archiv Untervaz. Urk. Nr. 101)<br />
789 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
790 Erlen<br />
791 Zünig = Zäunung, Zäune, Zaunpflicht<br />
792 Stickel = Stecken für Reben oder Erbsen, meist aus Lärchenholz<br />
793 Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>präsidenten<br />
794 Johann Ulrich Philipp<br />
795 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />
796 Jöri Krättli<br />
797 Protest, Einsprache<br />
798 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)
- 55 -<br />
sollen fürohin Ein neüwer rodell 799 aufgericht und gemacht werden. Und sole<br />
der erste der Hochzeitt hatt auff diesen Rodell angeschrieben werden und sole<br />
keiner mehr befüögt sein ein Gemeind 800 zuo felen oder an sich zuo bringen<br />
biss Jhme durch ein Rechtmässig tottesfahl 801 nach recht und breüchen 802 laut<br />
der rod und Liesten 803 jhme Zuofalt und ohnstreitig zuogehördt es seye guott<br />
oder schlächt 804 sol und muoss darbey bleiben und begnüögen. 805<br />
2./ ist auch an obiger Gemeind gemerett Einhelig dass fürohin die buossen die<br />
in den Haubt banwälden, namblich woh fl. 806 6 auf Jedem stamm, von Einer<br />
gantzen Gemeindt auf dürss und grüönss 807 ist gelegt und steltt worden ohne<br />
aussnahm solen fürohin bei der Gemeindt Rechtung 808 abgefüört und bezahlt<br />
werden solten sich Einer oder der andere erfrechen und nicht bezahlen wollen<br />
da ist schon erkendt 809 dass die verohrnette Herren die der gemeind Rechtung<br />
beywohnen mit der schatzung selbe zuo der gehorsame treiben ohne gnad<br />
3./ so ist auch das meren worden dass für dieses Jahr keine andere<br />
Hindersässen solen angenommen werden alss welche von hiesigen Elternn her<br />
stammen.<br />
S. 106: Seite leer<br />
S. 107: Ao 1777 als an der ordinarle St. Matissgemeind ist von der gantzen gemeind<br />
einhellig gemehret wie folgt:<br />
1./ Dass die alten Buossen, welche fehler sind auss den Haupt Wälden, und<br />
gestraft worden sind und die buossen noch auss stendig sind, die sollen ohne<br />
anstandt von der oberkeit und denen sel:Mr. 810 undersuocht und ingezogen<br />
werden.<br />
2./ ist auch von der gantzen gemeind gemehret worden dass alle Hauptwäld<br />
sollen ihn verbott sein auf solche Weis, dass ein Jed=wäderen der es<br />
hochnothwendig ist, möge bey der oberkeit anhalten. so sollen sie schuldig sein<br />
799<br />
Rodel = beschriebene Papierrolle, Liste, Register, Urkunde etc.,<br />
800<br />
Sollte heissen: <strong>Gemeinde</strong>gut<br />
801<br />
bei Todesfall fiel das ausgeteilte <strong>Gemeinde</strong>gut der <strong>Gemeinde</strong> anheim und wurde wieder neu<br />
zugeteilt<br />
802<br />
nach Recht und Brauch<br />
803<br />
Listen, Verzeichnisse<br />
804<br />
sei der Boden gut oder schlecht<br />
805<br />
benügen = anerkennen, befriedigen<br />
806<br />
fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
807<br />
dürres und grünes Holz<br />
808<br />
alljährliche <strong>Gemeinde</strong>abrechnung<br />
809<br />
erkennen = erklären, entscheiden, ein Urteil fällen<br />
810<br />
Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier
- 56 -<br />
ihnen ein Stam vor fl. 6 welche der Gemeind gehören zu erlauben.<br />
5./ ist Gemehret worden, dass wan einer fräffentlicher Weis aus obgemelten<br />
Wälden solte ein Stamm hauen der solle vor fl. 8 ohne gnad abgestraft werden,<br />
darvon Zwey guldi der oberkeit gehören.<br />
4./ ist gemehret worden, dass wan einer sich erfrechen solt und ein Stam hauen<br />
und nicht Zahlen wolte, oder nicht zu zahlen hette, der solle der Dorffrechte<br />
verlürstig 811 sein.<br />
5./ ist gemehret worden, dass wan ein oder der andere sich erfrechen solte und<br />
Holtz aus der gemeind verkaufen, der solle der Dorffrechte verlürstig sein.<br />
6./ ist auch gemehret worden wegen dem satz Wald, dass wan einer oder der<br />
andere sich erfrechen solte und Holtz gegen Haldenstein 812 oder aussert der<br />
gemeind verkaufen, der solle der Dorfrechte verlürstig sein.<br />
S. 108: Seite leer<br />
S. 109: Von wegen denen Hindersässen.<br />
1./ Ao. 1777 als an der S. Matissgmeind ist von der gantzen gmeind einhellig<br />
das mehr worden, dass die Hindersässen welche nicht von hiesigen Elteren<br />
hären stammen, fürohin unser Dorf abtretten sollen.<br />
2./ ist gemehret und dass mehr worden, dass man die Jenige Hindersässen<br />
welche von hiesigen Leüthen hären stammen annemmen wole, wan sie an der<br />
gmeind genuogsammen Tröster stellen.<br />
3./ ist auch gemehret und ihnnen ein bezug vorgschrieben wo sie sich des<br />
Holtzens bedienen sollen wie hernach volgt: Erstlich in der baiolser Halden bis<br />
auffi an dass Laubriss und von der oberen blathen dem Heüriss nach aufi und<br />
sollen sie sich dorten oben obenin diesem beschribnen bezirg an buochenem 813<br />
bedienen, dem lerchenen 814 und dem dannenen 815 sollen sie sich völlig und<br />
gantz entmüössigen bey 3 fl. buoss.<br />
4./ wägen denen Hindersässen welche gesähen werden aus der Auw oder von<br />
den Zäunen holtzen, solten mit anderhalb Pfd. Buoss abgestraft werden.<br />
Christen Zinsli, Grichtsschreiber aus befelch.<br />
811 verlustig (verlüren = verlieren)<br />
812 wohl mit Rücksicht auf den noch nicht weit zurückliegenden Handel von 1771, Februar 24.<br />
Abkommen zwischen <strong>Gemeinde</strong> Untervaz und dem Freiherrn von Haldenstein wegen Rechten im<br />
Satz und im Heratobel. (Gem. Archiv Untervaz. Urk. Nr. 101)<br />
813 <strong>Buch</strong>enholz<br />
814 Lärchenhlz<br />
815 Tannenholz
S. 110: Seite leer<br />
S. 111: Ao. 1778 den 8. Febr.<br />
- 57 -<br />
Bey gehalter Santmatdeis-gemein ist einhelig gemehret worden wegen denen<br />
Hinder Sässen, dass man fürohin keine mer anneme uhni ein tröster 816 der einer<br />
gemein zufrieden und fl. 817 1000 im wuorschnitz 818 hat, weiter ist auch an<br />
obiger Gemeind gemehret und verbotten worden, dass keiner mer als 2 oder 3<br />
nächt fremde leüth soll über nacht haben und das bey 3 Pfund Buss.<br />
Weiters wegen der vertröstung, solle der tröster um alles und jedes wegen<br />
worten und werkhen wegen handel und wandel wie auch wegen Diebenreien<br />
und Sivilfrefel 819 red und bescheid gäben.<br />
S. 112: Seite leer<br />
S. 113: Ao.1779<br />
Bey gehalter Sant Deiss 820 gemein ist einhelig gemeret worden und erkent, dass<br />
man bey den alten gesatzen und rechten sein und verbleiben wolle.<br />
Als Erstlich ist erkent und gemeret worden dass man den Satzt 821 zünen und<br />
freien 822 wolle wie vor altem.<br />
2./ Ein gleiches ist auch gemeret in den alpen auf Zil 823 und marchen zu<br />
Pfenden 824 und den Pfanschilig zu bezahlen laut alten braüchen<br />
3./ ist auf obiges thatum auch gemeret, dass keine Alpknechten sich erfrechen<br />
uhni erlaubnus der gemein aus den alpen zu fahren. Es seye bei wassermangel<br />
oder schnewetter.<br />
4./ so ist auch gemeret dem ogsenhirt eine Hüten zu bauen.<br />
5./ Die schaf anbelangt sole ein ieder Hirt schuldig sein best seiner<br />
mügilchkeit 825 vor der au und ob dem Dorf in der ogsenweid sorg best<br />
müglikeit sorg haben, darbey im guagis 826 sein und bleiben solen laut alten<br />
brüchen und nit vor der Zeit in die alpen fahren.<br />
816<br />
Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />
817<br />
fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
818<br />
Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
hier im Sinne von Vermögensausweis (Steuerbares Vermögen)<br />
819<br />
zivile Vergehen<br />
820<br />
St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
821<br />
Satz = Waldgebiet im Süden der <strong>Gemeinde</strong> Untervaz, grenzt an den Rhein und <strong>Gemeinde</strong><br />
Haldenstein<br />
822<br />
sollte wohl heissen fretzen = weiden<br />
823<br />
Ziel (mhd. zil) = Ziel, Ende, Begrenzung, auch Termin<br />
824<br />
pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />
825<br />
Möglichkeit<br />
826<br />
Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer
- 58 -<br />
S. 114: Jtem wegen denen Hindersässen so ist das achtundsibigist 827 Meren von einer<br />
gantzen Gemein bestitiget 828 und guoth geheisen worden.<br />
S. 115: Item 829 A. 1780 an der Sant matisgemeind ist von der gantzen gemeind<br />
einhelig gesetzt und gemeret worden, Und ist neüwer Dings ihn ban geschlagen<br />
lerchis 830 und tenis 831 hinder des schaffners eck 832 und in den Löseren 833 und<br />
auf bis zum fahramürly, 834 von dort durch den Weg her bis zur Valbelen Wis 835<br />
und ist ihm gantzen ehrmelten bezirg auf jedwederenen stam von der gantzen<br />
gmeind so 3 Pfund buoss gefelt ohne alle gnad.<br />
Jtem an obigem Tatum ist von der gantzen gmeind einhelig gesetzt und<br />
gemeret worden wegen den Hindersesen halber, so ist gesetzt dass keiner mehr<br />
soll angenommen werden nach der Sant matisgmeind welcher sich nit vor der<br />
gantzen gmeind anmeld und vertröst, Und ist auch gesetzt wan ein nachbaur<br />
sich darnach mehr für einen anmelde oder einer mehr als Drey necht 836<br />
übernacht halte der soll uhne alle gnad fünf Pfund buoss verfahlen sein.<br />
S. 116: Seite leer<br />
S. 117: Ao. 1782, den 3 ten Mertzen An Samadeis 837 Gemeind<br />
1/ Auf obiges Tatum ist gesetz von Einer Gantzen Gemeind und Einhellig<br />
gemeret, dass fürohin niemand mit Erlen zühnen solle wie auch kein<br />
Erbsenstiegel 838 aus der Au, ist verboten bei Pf. 3 Buoss<br />
2./ ist auch gemeret wegen dem sanholtzen 839 bei den alten gesetzen zu<br />
verbleiben. Wan sich einer solten Erfrechen Holtz abzuführen so soll Ein<br />
anderer Nachbaur das Recht haben das selbige hinweg zu nemmen vorbehalten<br />
wan Einer der kein Eigne Minen 840 hete denen solle ein Fuodter 841 frey<br />
gelassen werden.<br />
827<br />
Beschluss von 1778 (Seite 111 in diesem <strong>Buch</strong>)<br />
828<br />
bestätigt<br />
829<br />
item = ebenso, ebenfalls<br />
830<br />
Lärchenholz<br />
831<br />
Tannenholz<br />
832<br />
Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />
Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />
833<br />
Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen<br />
834<br />
Faramürli = Flurname westl. Fallboden Pt. 948. Koord. 759.100/199.150<br />
835<br />
Valbella = ehem. Berggut, nördl. Flidis, heute Wald<br />
836<br />
Nächte<br />
837<br />
St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
838<br />
Stickel = Stecken für Reben oder Erbsen, meist aus Lärchenholz<br />
839<br />
Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />
840<br />
Mini = Mene, Zugtier, Kuh oder Ochse am Wagen<br />
841 Fuder
- 59 -<br />
3./ ist auch Gemeret wegen dem Holtz in dem Bachtobell das fürohin bis zu<br />
dem Schlössli 842 auf beidten Seiten dem Thobel in den bahn 843 gestellt, Es mag<br />
Namen haben was für Holtz es sein mag bei Pfd. 3 buoss.<br />
4./ Ferner wegen der Jmbtweid 844 oder Tungen 845 in dem Herbst ist Ein Hellig<br />
gemeret und geornet, dass in Zukonft keiner sich Erfreche in die Jmbtweid zu<br />
tungen oder zu mehen, 846 namlich wär Eigen Vieh habe dasselbe zu frecken 847<br />
bej buoss nach erfindung und guottachtung Einer obrigkeit.<br />
Die Haubtbanwäldt sind in die alte buoss gestellt worden.<br />
S. 118: Anno 1783 ist von einer gantzen g=meind das mehr worden där marchen<br />
halben zu bärg und Tall und diesen früöllig den Undergang 848 vorzunemmen.<br />
S. 119: Anno 1784 an der ordinari Santmatdisgemeind also ist von einer gantzen<br />
Ehrsamen g=meind einhellig gemereth där Zeitküönen halber, dass alle die<br />
Jenige so sie an Tagwa 849 nemmen und vor ein ogs brauchen den Somer ü. 850<br />
zu aller Zeit die soll Jeder nachbahr mögen ohne auflag in den Herbst Weiden<br />
haben.<br />
Jtem und vor die andern ist där oberkeit ihr rächti vorbehalten mit ohn gnad<br />
abzustrafen nach Ehrkantnus der oberkeit.<br />
Färner sindt die Haubtbahnwäld in den alten bahn geschlagen.<br />
Item: Auf obiges Tatum den 3./14. mertzen ist auch bey dem Eid an die gmeind<br />
g=Botten 851 worden und ist einhellig das mehr worden wägen der märchig oder<br />
däm Undergang, Dass er soll forwärtz gohn u. Zum End gebracht wärden Zu<br />
Bärg und Tall etc. Und ist von där gantzen g=meind Ein Hellig där oberkeit<br />
überlohn mit Zuzug där nachbauren wie die oberkeit notwändig hat oder vor<br />
guott achtet und dan sollen die nachbauren g=horsam Leisten u. kommen wan<br />
Jnen g=botten würt.<br />
842 Ruine Rappenstein im Bachtobel<br />
843 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
844 Emdweid = Herbst-Weide nach dem Emden, (nach dem 2. Grasschnitt)<br />
845 düngen, Mist austun<br />
846 mähen<br />
847 sollte heissen: "fretzen" (abweiden)<br />
848 Undergang = Umgang, Begehung, gemeinsame Besichtigung<br />
849 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />
850 evt. den Sommer über<br />
851 <strong>Buch</strong>stabe E wurde recht häufig durch das Zeichen = ersetzt
- 60 -<br />
S. 120: Item: auf vorstehentes Tatum ist auch von der g=meind ein aufLag g=macht<br />
worden auf das Jhnzünt 852 und auf das Verbauwen zu Bärg und Thall wie folgt<br />
als Erstlich ist auf das Klafter 853 guotten Boden gelegt nammlig fl. =4<br />
Und den schlächten Boden oder mageren fl. =2.<br />
Item Und was am Bärg verbauwen worden ist auf Jedes Kl. aufg=leit fl. 1=<br />
Item Und was ihm Landt oder ebni ihm Dorf verbauwen ist so ist auf<br />
Jedes Klafter auf Ehrleit fl. 3<br />
Item Auf vorstehendes Tatum ist auch das mehren worden und das einhellig<br />
von där gantzen gemeind, där Ehrla 854 halben so ist die auw neüwerdings in<br />
ban geschlagen vor die Heren holtzer und vor die nachbauren und ist auf Jeden<br />
stam so 2 Pfundt buoss g=legt.<br />
Item Auf obig Tag ist auch g=meret worden wägen den sag 855 u. ribenen, 856 so<br />
ist das mer worden dass sie sich sollen in Zeit 8 Tag Ehrklären ob sie wollen<br />
bey der alten rächtj verbliben oder nicht<br />
S. 121: Wo das nicht so soll der amma 857 ein Mr. 858 beschulhen 859 und den<br />
augenschin 860 lassen innemmen und dan wärt man trachten zu bauwen wie es<br />
die g=meind nothwändig findt.<br />
S. 122: Seite leer<br />
S. 123: Ano 1784 den 9./18. Tag Abrellen, also hat Hr. Ama Christian Bürchli bey der<br />
gehorsame an die gemeind gebotten Namlich der Marchen halben. So ist das<br />
Mehren worden dass die Marchen zu berg und Tall und in dem Land sollen 2<br />
schuo 861 inwendig dem Zun gesetzt werden.<br />
S. 124: Seite leer<br />
S. 125: Die Lerchen unter Samunt 862<br />
Ao. 1786 auf St. Matisstag ist von einer Ehrsamen Gemeind einhelig das mehr<br />
worden von wegen denen Gemeindgüter, so ist schon etliche Jahr der<br />
wuhrschnitz der Gemeind aussgeblieben, so ist erkent und gemehret worden,<br />
852<br />
das Eingezäunte, d.h. das private Wiesland<br />
853<br />
Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />
854<br />
Erlen<br />
855<br />
Sägen (mit Wasserkraft am Dorfbach)<br />
856<br />
Ribi = Reibe, mühlenähnliche Einrichtung<br />
857<br />
Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
858<br />
Mstr. = Meister<br />
859<br />
sollte wohl heissen: besuchen<br />
860<br />
Augenschein = behördliche Besichtigung<br />
861<br />
Fuss oder Schuh = 30 cm. / 1 Zoll = 3 cm. / 1 Linie = 3 mm<br />
862<br />
Dieser Titel steht auf einem eingeklebten Zettel
- 61 -<br />
das die alt ausstendig Wuhrschnitz solle auf das lengste bis auf künftigen<br />
Aprelen 863 abgeführt und bezahlt werden, widrigenfahls so solen die<br />
Seckelmr. 864 diese Gmeindgüter zu handen nemmen und anderwertig verlosen<br />
biss und solang eine gmeind volkommen bezahlt ist.<br />
2./ Jst auch das mehr gemacht worden in dass künftig dass aldieJenigen so von<br />
den Gmeindgüter den wuhrschnitz geben die sollen alwegen an der<br />
Gmeindrechnung abführen und bezahlen, widrigenfahls so sollen die<br />
Gmeindgüter verfallen syn und denen ersten an der Rod anheim gestelt sein.<br />
Jedoch wan einer ein rechtschaffener bürg stelt so solle mann ihme 8 Tag<br />
gedult geben und nicht lenger.<br />
3./ so ist auch an gleichem tag das mehr 865 worden von wegen dennen lerchen<br />
under Samunth 866 so sollen fürohin keine lerchen mehr geschneitet 867 werden<br />
bei fl. 6 buss und die lerchen sol auch auf Jeglichen stamm buss gelegt sein fl.<br />
6 es seyen dür oder grüen.<br />
S. 126: Seite leer<br />
S. 127: Ao. 1789 an der St. Matiss Gemeind ist von der Gantzen Gmeind gemehret<br />
worden wegen der zamen streüe. 868 So sol fürohin bej 2 fl. 869 Buoss verboten<br />
seyn wo Beüm stehen an einer gass oder Almein so sol niemand befüegt seyn<br />
selbige zu nemmen aussert der eigenthümer von den Beümen bey obiger straf.<br />
2/tens Jst auch gemehret worden wegen den Hindersässen in ansehung der<br />
streüe. So sol vürohin kein Hindersess gahr kein zahme strüe auf den Almeinen<br />
mehr zu rechen wo es auch immer sein mag, bei 5 fl. buoss.<br />
S. 128: Seite leer<br />
S. 129: 1792 auf St. Mathistag Jst von einer Gantzen Gmeind gemehret worden wegen<br />
bahnwelden. 870 so lasst mann die alten bahnweld im bahn wie vorhin und neüe<br />
hat man von Maththeiliss 871 hinauf bis gen falschernoss 872 auf der Linken<br />
863<br />
April<br />
864<br />
Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />
865<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
866<br />
Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg<br />
867<br />
schnaitla = Bäume entlauben zu Futterzwecken, meisten Ahornen mit dem Gertel<br />
868<br />
Laub von Obstbäumen<br />
869<br />
fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
870<br />
Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
871<br />
Mateilis = Berggut ob dem Käppeli. Koord 759.300/201.100<br />
872<br />
Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze, östl. Marola Koord. 758.250/201.500
- 62 -<br />
seiten dem Holsriss alles eingeschlagen bey 5 Pf. Buss auf Jeden stamm.<br />
Ferner an Schaffners Eck 873 und die lösser 874 hinauf biss an dass Valbelenweglj<br />
wo von dem Fahren Mührlj 875 herkommt ist ernüeret und auf Jeden stamm 6<br />
Pf. Buoss gelegt.<br />
2/tens von wegen denen Zeitkühen ist neüerdingen gemehret worden dass die<br />
Zeitküh welche den Früling durch gebraucht 876 werden und an das Gmeindt 877<br />
genommen werden die sollen nichts bezahlen aussert dem Lohn dem oxner 878<br />
und die in das quakiss 879 kommen theten die sollen dem Hirt dass brodt<br />
schuldig sein zu gäben. Welche aber nur sust 880 ein Zeitkuh in der Herbstweid<br />
heten die sollen der gmeind an der gmeindrechnung fl. 2 bezahlen und der<br />
oberkeit ihr regress 881 gelassen zu bussen.<br />
3/tens von wegen denen S.V. 882 Hausstier<br />
S. 130: Jst auch das mehr gemacht worden, dass keiner oder keine solle sich<br />
understehen und ein ohngeringtes 883 Hausthier auslassen bej 2 Pfund buoss.<br />
4/tens Jst auch das mehr gemacht worden von wegen dem umgefallenen<br />
Holt 884 was nammen es haben möchte, dass keiner mehr es Zeichnen 885 oder<br />
Heimschen 886 solle sonder der Gemeind zukommen anzuwenden wo sie es<br />
nöthig hat, aussgenommen wan es über ein Jahr gelegen ist so mag es den ein<br />
nachbaur heimschen und das bej 5 Pfd. Buss ohne gnad.<br />
1794 den 2. Mertz<br />
An S. 887 gemeind ist obiges bekreffdiget und gemeret worden.<br />
1794 888 auf der S. matis Gemeind ist obiges Mehren bestetiget von der Gantzen<br />
gemeind wie oben verschrieben.<br />
873<br />
Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />
Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />
874<br />
Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen. Koord. 759.125/199.050<br />
875<br />
Faramürli = Flurname westl. Fallboden Pt. 948. Koord. 759.100/199.150<br />
876<br />
als Zugvieh<br />
877<br />
unvollständig, sollte heissen "<strong>Gemeinde</strong>werk"<br />
878<br />
Ochsenhirt<br />
879<br />
Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />
880<br />
sonst<br />
881<br />
Regress = Rückgriff als Schadenersatz<br />
882<br />
s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
883<br />
ungezeichnet<br />
884<br />
Holz<br />
885<br />
zeichnen = mit dem Hauszeichen versehen und so als Eigentum ansprechen<br />
886<br />
heimschen = aufnehmen, auch einsammeln<br />
887<br />
Eintrag unvollständig - St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<br />
<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />
888 1809 ist gestrichen
- 63 -<br />
S. 131: 1794 auf der St. mathisgemeind ist von der gemeind gemeret worden wegen<br />
dem reütnen wie vor altdem im gemeinen buch stat vor altdem.<br />
So ist auch gemeret worden wegen Marchen Sollen drey verornet sein zu berg<br />
und Thall die marchen zu under Suchen.<br />
1795 an der St. Matis 889 gmeind ist von einer gantzen gemeind gemehret<br />
worden:<br />
Erstlich wegen denen Lerchen an Schaffnerseg 890 und von des<br />
Michelisbünten 891 bis an das Weglj von dem Valbellen Brunnen zum fahren<br />
Mürlj geth auf Jeden Stamm klein oder gross 6 Pf. Buss Die anderen last mans<br />
bym alten.<br />
2./ ferner wegen denen gemeindgüter sol es ferner hin verbotten sejn zu<br />
thauschen sejen es deren die Kind oder keine haben bei 10 Pf. Buss.<br />
2./ Ferner sollen die in der frömde sind alle 3 Jahr heim schreiben dass sie noch<br />
im Leben syen würden 892 möglich sein können, sonsten möge die Gmeind ihr<br />
Gmeindgut fellen.<br />
4./ Ferner ist neüerdingen gemehret worden wegen denen Zünen, so sollent die<br />
Jenigen welche die Zäun über den Marchen habent weiter als wies 893 im<br />
gemeindbuoch verschrieben, die sollen die Zeün zuruk auf die Marchen nemen<br />
bis gezäunt ist. Sobald gezäunt sol die oberkeit zu Berg und Thal besichtigen,<br />
welche aber die Zeün nicht auff die marchen nehmen die sollen 2 Pf. Buss<br />
verfallen und die Zeün im Mediati 894 auf ihre Marchen nemmen.<br />
S. 132: 5./ ferner ist auch gemehret worden, dass insskünfftig keiner sich mehr<br />
understehen solle mit s.v. 895 Vieh in die auw mehr fahren 896 solle ohn dann die<br />
gemeind mehret zum ausslassen 897 bej 2 Pf. Buss vor jedesmahl.<br />
6./ ist auch gemehret, dass keiner mehr sich understehen solle in Bahnwelden<br />
zu rüthnen, 898 auch keinen mehr an den Wiessen oder zu den Wiesen inzünen<br />
bei 5 Pfd. Buoss.<br />
889 Anderis ist gestrichen<br />
890 Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />
Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />
891 Allmende ob dem Dorf, beim Kalten Brunnen<br />
892 eijn Wort Lesung unsicher<br />
893<br />
wie es<br />
894<br />
immediato (ital.) = sofortig, direkt, unmittelbar, unverzüglich, unvermittelt<br />
895<br />
s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />
896<br />
fahren = treiben<br />
897<br />
auf die Weide treiben<br />
898<br />
rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)
- 64 -<br />
S. 133: 1795 am Sonttag auf die St. Matisgemeind ist wiederum bey Ehr und Eyd zur<br />
Gmeind geboten worden wegen austheilung etwass gmeindgüter so ist fast<br />
einhelig, gemehret worden, dass mann wolle zu einem Jedtwederen<br />
gemeindgut 100 Klftr. 899 wolle geben in denen alten quarten 900 zu<br />
Heürütenen. 901 Es ist aber gemacht worden, dass wan einer Thungen 902 well<br />
dass er es möge zu mitenen altem 903 Majen 904 thungen. Jedoch solle das Viech<br />
mögen darauf gehen bis man an oberen Berg fahrt dan sollen sie gezünt<br />
werden. Zu eingehendem Herbst neüer Zeit sollen wiederum alle gemeith 905<br />
sein. Darnach sol keiner mehr befügt sein mehr zu meien bei buss wie die<br />
gmeind darauf leith. 906<br />
1796 auf St. Matisstag ist von einer gantzenen Gmeind gemehret worden.<br />
Erstlich wegen denen Lerchen under Samunt, dass fürohin keiner sich<br />
understehen solle lerchen zu hauen ohne zuvor bej dem Regierenden Ammann<br />
oder bei den Forst Meister darum anzuhalten und die selbenen sollen ihnen ein<br />
stamm mögen erlauben zu ihrem eigenen gebrauch doch sollen sie darvor<br />
bezahlen wie vorhero fl. 6. Wan aber Jemand sich erfrechen solte ohne<br />
wrlaubnus zu hauen die sollen vor ein Jeden stamm Buss bezahlen ohne gnad<br />
fl. 10.<br />
2./ Solle der alte bahnwald under dem Adler 907 und bejm Brüglj 908 bis in<br />
Spünboden 909 neüerdingen auf Jeden stamm Buoss gelegt sein fl. 3.<br />
S. 134: 3./ Jst auch gemehret worden dass man in der ober Auw auf ein Jedes<br />
Gemeindgut ein Loss aushteillen wolle namlich Klftr. 60.<br />
4./ Jst auch gemehret worden dass fürohin keiner mehr sich understehen solle<br />
Holtz aus der auw zu nehmen weder Birchen noch Ehrlen weder zum Zünen<br />
noch zu erbsstiegel under keinerlei Titel, zugleich auch dass grass oder riet<br />
oder streue vor ein burdj Holz oder thuchet 910 rieth<br />
899<br />
Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />
900<br />
Quarten = Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Fel<br />
901<br />
Rüti = kleine Rodung auf Allmendboden (Ackerland)<br />
902<br />
düngen<br />
903<br />
1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />
einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />
doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />
Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />
904<br />
Mai<br />
905<br />
gemäht<br />
906<br />
auferlegt<br />
907<br />
Adler = Felskopf östl. Pramanengel (Wald herunter bis Schlosshalde)<br />
908<br />
Flurname am untern Köpfeweg<br />
909<br />
Flurname am untern Köpfeweg<br />
910<br />
Tuachat, Blaha = Quadratförmiges grobes Heutuch mit 4 langen Hanf-Zipfeln
- 65 -<br />
oder streüe ohne gnad 6 Pfund. Wan aber sich under 911 understehen solte ein<br />
fuder zu führen seje es ein Kleines oder grosses Holtz oder streüw vor Jedes<br />
fuder ohne gnad 10 Pfund Buss.<br />
5./ Jst auch gemehret wegen dem rüthnen, dass fürohin keine sich mehr<br />
understehen sollen in der oxenweid 912 noch auf den den Böden 913 noch in den<br />
Bahnwelden 914 sonderen wie es vorhero im gmeindbuch verschrieben ist auch<br />
nicht mehr dan 3 Jahr behalten bei 5 Pfd. Buoss.<br />
6./ Jst auch gemehret wegen den Zünen zu Berg und Thal, dass keiner sich<br />
mehr understehen solle die Zeün nicht weiter als Zwey Schu 915 vor die<br />
Marchen zu setzen.<br />
S. 135: Wann aber Jemand sich erfrechen solte auf künftigen frühling die Zeüne nicht<br />
auf die marchen zuruck zu nemmen dieselben sollen ohne gnad mit 10 Pfd.<br />
Buss abgestrafft werden.<br />
7./ Jst gemehret wegen den gitzi, 916 dass keiner die gitzy den Leüthen mehr an<br />
den Bergen oder in dem gschenden 917 haben solle, sonder sie sollen sie<br />
behirten wo sie wollen, wan aber der Jenigen wehren die die gitzy im schaden<br />
haben wie es etliche Jahr gescheen, die sollen vor ein Jedes stuck Buss<br />
verfallen syn 1 Pfund.<br />
8./ Jst gemehret worden dass man in das künfftige vor die Hinderseess dass<br />
man diejenigen so ihnen Dach und gmach 918 geben vor alles und Jedes<br />
herneme 919 wan sie nicht bezahlen.<br />
S. 136: 1797 auf St. Matiss ist von einer gantzen gmeind gemehret worden dass<br />
vorohin der <strong>Buch</strong>wald von dem Saldom 920 tobele hinauf in des<br />
911 sollte wohl heissen: einer<br />
912 Ochsenweide = Lage heute unbekannt, möglicherweise Gegend Ochsenboden, nördlich Castrinis.<br />
913 Ebene Plätze auf den Allmenden<br />
914 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />
Gebirge,<br />
hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />
Aenderungen<br />
915 Fuss oder Schuh = 30 cm. / 1 Zoll = 3 cm. / 1 Linie = 3 mm<br />
916<br />
Gitzi = junge Ziege<br />
917<br />
gschenden = stehlen, fremdes Gras fressen, schädigen,<br />
918<br />
Gemach = Zimmer<br />
919<br />
hernehmen = zur Verantwortung ziehen, abstrafen<br />
920<br />
Soldam = zeitweiliger Wasserlauf nördlich der Glufishein
- 66 -<br />
Wachtm. Lutzis 921 stall 922 Jetz unden hinauss ob den gissübel 923 und dan dem<br />
Weg nach hinauf biss an die Bajolsen das vorohin im ban solle stehen, lerchen<br />
und buchess und hat die gmeind Buess darauf geleit auf jeden Zug 924 fl. 6<br />
1805 auf St. Mathis Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden dass<br />
der <strong>Buch</strong>wald von der fallen 925 aufwerts biss an die hinder Piolswiss 926<br />
rechterhand auf von der kreützgass 927 fürohin soll im Bann sein wie der<br />
Linkerhand von der kreützgass wie oben verschriben ist, Lerchis und <strong>Buch</strong>es<br />
auf Jeden Zug fl. 6<br />
S. 137: 1798 den 29. Julj<br />
Hat Hr. Amma Chrispinus Joos die gmeind bei Ehr und Eid lassen zusammen<br />
bieten.<br />
Erstlich ist das mehr ergangen, dass ein Jeder seine Meinung solle mögen<br />
geben wie er es versteht.<br />
2/tens Wie dann dass mehr aussfalt, darbej soll sich ein Jeder sich underziehen<br />
sollen und keine protesten einlegen.<br />
3/tens Wann bej Ehr und eid zur gmeind geboten wird so sol ein Jeder<br />
kommen, Gottsgewalt vorbehalten, bey fl. 1 Buss<br />
4/ tens Wan einem oder der ander etwas vertreite, es wäre schriftlich oder<br />
mündtlich oder wie er seine meinung geben 928 wass gemehret worden, der oder<br />
die Jenigen sollen ohne gnad die Dorfrechte verlohren Haben.<br />
Bescheint Joh. Lutzi Krättlj, Grichtsschriber auss befelch.<br />
S. 138: 1799 an der St. Matiss ist von wohlweiser oberkeit und gantzer Gmeind dass<br />
mehr worden wegen dennen Lerchen under Samunth. 929 so sol keiner sich<br />
erfrechen fernerhin mehr lerchen zu hauen wan aber einer ein stamm hauen<br />
thete der soll ohne gnad vom stamm fl. 12 bezahlen.<br />
921<br />
Philipp Luzi (1760- gest. nach 1837) Wachtmeister in der Königl. Schweizergarde in Frankreich.<br />
Kehrte nach dem 10. August 1792 nach Vaz zurück und heiratete am 22. Januar 1795 mit Barbara<br />
Lipp. Sein formeller Konfessionswechsel im Kath. Kirchenbuch unter dem 28. Nov. 1794<br />
eingetragen und das Sakrament der Firmung erhielt er am 3. Dez. 1794 in Chur vom letzten Churer<br />
Reichs - Fürstbischof Karl Rudolf von Buol-Schauenstein und es ist anzunehmen dass die<br />
Eheschliessung zur Konversion führte. Stammvater der Katholischen Philipp-Linie.<br />
922<br />
Es kann sich nur um den Stall in Castrinis handeln<br />
923<br />
Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />
924<br />
Zug = einige dünne Stämme oder Aeste (häufig wurde das Holz an einem Strick heimgezogen)<br />
925<br />
Fallen = Allmende nördl. Scheibenboden. Koord. 759.375/200.500<br />
926<br />
Bajols<br />
927<br />
Chrüzgass = Bergweg Schibaboda bis Bajols<br />
928<br />
ob der Zeile eingefügt<br />
929<br />
Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg
- 67 -<br />
Wann aber einer oder der ander ein stamm hochnothwendig ist, so soll er vor<br />
ein Ehrs. Gmeind kehren und kann die Gmeind erkennen wass recht ist.<br />
2/tens: Wegen dem reüthnen so ist auch dass 930 ergangen, dass man beim<br />
Gmeindbuch bleiben wolle wie vor altem gewessen, dass wann einer mehr alss<br />
3 Küh hete diselben sollen nicht mehr als 3 Kartonnen 931 Koren auf die Almein<br />
säjen, doch aber ausser denen byden oxenweiden und bahnwelden. Jedoch so<br />
soll keiner mehr ein rüthe nutzen mehr alss 3 Jahr und das bej fl. 10 Buoss<br />
3/tens ist auch das Mehr worden, dass man in der oberen au auf ein Jedwederes<br />
Gmeindgut ein loss austeilen. Jedoch sollen selben lösser zu Heürütenen und<br />
nicht zu acker, bey fl. 10 Buoss, und sol oder mag ein Jeder sein Heü=rüty 14<br />
Tag<br />
S. 139: Vor Sant Johans Tag 932 mögen tungen 933 und heüen wann man anden oberen<br />
bärg fahrt.<br />
Ao. 1801 an gewöhnlicher St. Mathisgemeindt ist gemehret worden in<br />
ansähung denen baanwälden alle und Jede bishärige Banwäldt in der<br />
vorbestimmten Buoss zu verbleiben. Was aber die Lärchen in den Lösseren<br />
und an der sogenanten schaffnerseck 934 ist erkent worden, dass auf Jeden<br />
Stamm derselben 8 Pfd. Buoss wie die under Samunt gelegt und bestimt sein<br />
soll.<br />
2./ an der namlichen St. Matisgemeind ist in betracht der auss getheilten<br />
Heüwlösser in der ober auw gemehret worden und in der güöth übereinss<br />
kommen dass Jeder berächtiget sein soll dieselben auffzubrächen und 2 Jahr<br />
lang acker zu haben, wo die Gemeindt dan nach belieben zu Enderen 935 wie sie<br />
ess vor guoth befinden werde.<br />
3./ an der nemlichen gemeindt ist gemehret worden dass die fentzen das<br />
eichholtz der satz und alle übrige banwäldt eingethan und dass darin Reüthnen<br />
bey der höchsten Buoss verbotten sein soll Auch wan Jrgendt wo ein brunnen<br />
Trog zu machen nöthig sein solte ist erkent und gemehret worden, dass das<br />
überblibene abholtz 936 Jeder Zeit der gemeindt zugehören und zukommen soll.<br />
930<br />
"Mehr" fehlt im <strong>Buch</strong><br />
931<br />
Kartuuna, Quartana = Hohlmass, Kornmass, (1 Quartane = 5 Immi = 7.5 Liter)<br />
932<br />
St. Johannes des Täufers Tag = 24. Juni<br />
933<br />
düngen<br />
934<br />
Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />
Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />
935<br />
ändern<br />
936 Holzabfall
- 68 -<br />
S. 140: 1804 an gewohnlicher St. Matisgemeind ist von einer Ganzen Gemeind<br />
gemeret worden wegen den Hindersäss soll ein Jeder der vertrösten will fl. 500<br />
im Schnitz haben und für Handel u. Wandel u. Wort und Werk vertrösten.<br />
2./ Jst auf obiges Datum an der Gleichen Gemeind dass Mehr worden, dass<br />
fürohin für ein Jedes stuck Vieh welches in einer anderen gemeind gewintert<br />
und hier gesömmeret wird fl. 1=20 X Grassmiet soll bezalt werden.<br />
S. 141: Anno 1802 den 28ten Febr. wurde durch Johannes Wolf damahliger<br />
Pressident 937 die St. Mathisgemeind gehalten und ist das Mehren geworden,<br />
dass fürohin im Schindel-Loch 938 von Matheilis 939 bis gen faltschernus 940<br />
linker Hand dem Weeg alle Lerchen und Dannes Holtz solle eingeschlagen<br />
sein und ist auf jeden stamm 6 Pfund Buss gelegt worden.<br />
Jst an obiger St. Mathis=Gemeind von wegen dem Reütnen dass Mehren<br />
ergangen, dass fürohin in den ochsen=Weyden 941 niemand Reüthnen solle, bey<br />
Straf 5 Pfund Buss.<br />
Was das übrige Reüthen anbelangt bleibt man bey den alten Verodnungen.<br />
Anno 1802 den 16ten May wurde durch Johannes Wolf als damahliger<br />
Prähssident von wegen unterschiedlichen geschäften Gemeind gehalten und<br />
gemehret worden wegen dem Wässern dem bach nach: So ist das Mehr<br />
geworden, dass bey straf 5 Pfund Buss sich niemand unterstehen solle fürohin<br />
Wasser aus dem Bach in seine güter zu richten, oder einige Wasserleithenen zu<br />
machen, bey obiger straf.<br />
Auch ist das Merh 942 worden auf obiges Datum, dass das Wasser welches aus<br />
dem Dorf lauft, je der erste soll das Recht darzu haben und diejenige welche<br />
unter ihm sein, sollen bey 5 Pfund Buss straf kein recht haben ihme das Wasser<br />
wegzunehmen.<br />
S. 142: 1805 auf St. Matistag ist von einer Gantzen Gemeind gemehret worden, dass<br />
fürohin ein Jeder Hindersäss welcher oder welche schmalvieh 943 auftreiben<br />
namlich Geiss oder schaf sollen von Jedem stuk 20 Xr. Grasmiet bezallen.<br />
937<br />
Hier ist das erste Mal, dass das <strong>Gemeinde</strong>oberhaupt (Amman) als Präsident bezeichnet wird, was<br />
auf den Einfluss der französischen Besetzung zurückzuführen ist.<br />
938<br />
Schindel-Loch = Flurname ob dem Chäppeli (Gegend Matheilis)<br />
939<br />
Mateilis = Berggut ob dem Käppeli. Koord 759.300/201.100<br />
940<br />
Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze, östl. Marola Koord. 758.250/201.500<br />
941<br />
Gegend Ochsenboden<br />
942<br />
Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />
943<br />
Schmalvieh = Kleinvieh = Schafe und Ziegen (Grossvieh = Kühe und Pferde)
- 69 -<br />
Auf obiges Datum ist wegen denen Forstmeister von einer Ganzen Gemeind<br />
gemehret, dass die Forstmeister fürohin für Jhre gäng oder Müh von der<br />
Gemeind sollen bezalt werden oder mit der Tagwen befridiget werden 944<br />
Hingegen aber sind sie verpflichtet den Eid abzunemen und alle frefel 945 die<br />
Jhnen von den Banwälden zu wüssen kommen der oberkeit bey Jhrem Eid<br />
anzuzeigen. Hingegen soll alles Holtz welches sie in den Bahnwälden ohne<br />
Zeichen oder mit falschen Zeichen finden der Gemeind dienen.<br />
Auf obiges Datum ist an der St Matisgemeind erkent und verordnet worden,<br />
dass fürohin keiner sich erfreche Holtz durch den Giessübel 946 in die Flumis<br />
hinunder zu riessen in dem kein recht ist, bej einer unbestimten Buss nebst dem<br />
schadenersatz welcher dardurch zugefügt wurden.<br />
S. 143: 1807 auf St. Matias Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden wie<br />
folgt. Erstlich wegen den Hindersäs, sollen fürohin die Jenigen vertrösten die<br />
sie im Hauss haben, ein Jeder für sein Hausleüt, namlich für alles und Jedes für<br />
Handel und Wandel, Wort und Werch, in gesunden und kranken Tägen sollen<br />
sie der Gemeind unnachteilig sein, es soll der bürg für alles und Jedes<br />
verantwortlich sein, und sollen kein Besenris 947 hauen. Auch soll kein<br />
Nachbaur noch Hindersäs befügt sein mehr als Drey Nächt arem Leüth über<br />
nacht zu halten bey Zwey Pfund Buss<br />
Weiters ist auf obiges Datum wegen dem Grassmiet gemehret worden, dass<br />
fürohin für ein Jedes stuck vieh welches in einer anderen Gemeind gewinteret<br />
wirt wuchentlich 6 Xr. grasmiet soll bezalt werden, ohne ausnam oder abzug<br />
für vieh fort verkaufen. Es soll auch für ein jedes Klftr. 948 Heu dass auss einer<br />
anderen Gemeind zuhen kauft wird 24 X. zalt werden und soll keines frey sein<br />
wass nicht unter einem 1/2 klafter ist.<br />
S. 144: Seite leer<br />
S. 145: 1807 auf gleiche St. Matis Gemeind ist auch dass Mehr worden, dass die<br />
Batnaller sollen fürohin dass Vieh spiessen 949 und Löhnen in der Rod 950 wie<br />
die im Dorf, wie auch die Schwein.<br />
944 sechs Worte oben in Zeile eingefügt<br />
945 Frevel = Rechtsverletzung, (hier Holzdiebstahl)<br />
946 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />
947 Zweige zum Besenbinden<br />
948 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />
949 Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />
950 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk
- 70 -<br />
Hingegen ist jhnen auch gestatet das Vieh in die au zuo lassen wie andere<br />
nachbauren, die Heimküh 951 aussgenommen: wenn sie nicht in die au gehen<br />
sollen sie nicht schuldig sein zu speissen.<br />
1808 auf St. Matis Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden wie<br />
folgt.<br />
Erstlich ist bej hoher straf verboten, dass dem Land nach und im Satz kein<br />
Kohl und kein Kalch von Fory-Holtz soll gebrant werden.<br />
2./ sind alle foren auf der Fentzen, schlosshalden und under dem Adler auf das<br />
neue verboten.<br />
S. 146: Seite leer<br />
S. 147: 1808 auf den gleichen St. Matis Tag ist auch in der Au alles Holtz dürs und<br />
Grüens und bäsenris, mit Erlen Zeünes und Erlj erbsstiegel alles auf das neue<br />
verboten bey Zwey Pfund Buss.<br />
auf obiges Datum ist auch gemeret, dass ein Jedes steg und weg 952 nach fahren<br />
und gehen soll, und solt jemand erfunden 953 werden der dieses übertret soll für<br />
fahren fl. 1 und für gehen 20 x Bus verfallen sein ohne gnad (nach Verhältnis<br />
dem Schaden = später eingefügt) und alle alte Weg sollen auf die Marchen<br />
geöfnet 954 werden, auch bey Buss.<br />
S. 148: 1809 auf St. Matis Gemeind ist gemehret, dass fürohin in Sasgultersser 955<br />
Wahld niemand sol holz nemen sonder der woh an den bergen schindlen<br />
nothwendig hat der sol es hauen und dann auf der stel grüen schindlen und<br />
nicht schelen 956 und bey der Buss wie in den Bann Walden ein gleiches soll<br />
auch beobacht werden im Batieiner 957 Wald mit dem schindlen und im Foren<br />
Wahld 958 wie in den anderen beiden Walden, dass niemand sol mögen hauen<br />
oder schindlen nur die zu den berg herberigen 959 und sonst mögen anderst woh.<br />
Auf obiges Datum ist auch gemehret, dass in den Lösser 960 bey dem<br />
Kaltenbrunnen alle Lerchen sollen verboten sein bey 6 Pfd. Buss<br />
951<br />
Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />
952<br />
Weg und Steg = (mhd. stec, steg = schmale Brücke, Steg, schmaler Weg.) hier im Sinne von Verbot<br />
des Fahrens oder Gehens neben den Strassen<br />
953<br />
erfinden = herausfinden<br />
954<br />
es wurde also Wege oder Strassen für private Nutzung missbraucht<br />
955<br />
Sasculters, auch Disculters oder Zischculters genannt, Wald nördl. Brida<br />
956<br />
schälen (z,ur besseren Lagerung der Stämme)<br />
957<br />
Bitiein = Berggut unter Pradawald<br />
958<br />
Farenwald, nördlich Pizital<br />
959<br />
Herberigen = Hütten und Ställe in den Maiensässen<br />
960<br />
Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen. Koord. 759.125/199.050
- 71 -<br />
sey es dikes oder dünes und hinauf bis an das Valbelenwegli 961 ohne Ausnahm<br />
alle Lerchen von des micheliss Bünten 962 hinauf.<br />
S. 149: Anno 1811 wurde auf gewohnlichen Sontag St. Mathis gemeind gehalten und<br />
abgehandlet wie folgt:<br />
Erstlich sole hinfüro der Wald ob dem Sesel, oder der Berytumpf genant, vom<br />
Alp=Weeg bis an den Alpzun gänzlich eingeschlagen sein. bey sechs=Pfund<br />
Buss.<br />
2tens die Erlen und streüe welche vom Horn bis auf das Burgherteli zwüschent<br />
denen Lössern und dem Berg stehen und wachsen sollen gleich den andren<br />
Erlen in der Au in ban geschlagen sein.<br />
3tens ist auch in der Au dürs und grünes Holz auf ein neües in Ban geschlagen<br />
worden.<br />
4tens in der Scavelyonen 963 ist auch auf ein neües auf jeden Lärch, seye er<br />
gross oder klein, fl. 6 Buss gelegt worden.<br />
Item 1811 den 22. 8ber 964 ist bej Ehr und Eid und Bus an die Gemein geboten<br />
worden wegen dem Soldaten Kleid und ist Einhellig das mehren worden, dass<br />
fürohin einer den Es in das kondigent 965 trift dass er solle selbsten den rog 966<br />
und das Brusttuch und die Hosen anschafen und dass überge die gemein.<br />
S. 150: Ao. 1812 an gewonlicher St. Mathi Gemeindt ist <strong>Gemeinde</strong>th und Gemehret<br />
worden, dass Welcher ein klafter Heüw zuchen kaufft soll ein halben Guldj 967<br />
bezahlen, in gleichem auch die Jenigem so Jhr Vieh anderstwo weg fütteren<br />
sollen auch von Jedem klafter bezahlen Xr. 30 oder aber auch einer der ein<br />
Haubt 968 Vieh in die Winterig last oder im früeling ein Haubt Vieh kauft der<br />
selbige soll schuldig sein fl. 1 Xr. 20 zu bezahlen, mit dem klaren austruk, dass<br />
welche Jhr Vieh anderwert winteren und hier früligen und herbsten die sollen<br />
ohne Rücksicht den oben bestimmten tags 969 bezahlen und abtragen.<br />
2./ Weiters ist gemehret worden, dass ein Jeder nachbaur scluldig und<br />
verbunden sein soll einen Jeden Hindersäs den er sieht freflen der obrigkeit<br />
anzugeben und anzuzeigen.<br />
961 Valbella = ehem. Berggut, nördl. Flidis, heute Wald<br />
962 beim Kaltenbrunnen<br />
963 Scaffaliuna = steiles Waldstück südlich Spiegelberg<br />
964 8ber = Oktober<br />
965 Zwangsaushebung für Napoleons Russlandfeldzug<br />
966 Rock, Waffenrock<br />
967 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />
968 Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
969 Taxe
- 72 -<br />
3./ solte einer oder die andere der vor Frefel abgestrafft wird sich auslassen er<br />
habe andere auch gesähen fräfflen und solches nicht anzeigen wollte, so soll<br />
derselbe darfür beklagt und abgestraftt werden.<br />
S. 151: Ao. 1812 den 5. Ab. 970 ist bey der bus an die Gemein Geboten worden und ist<br />
gemeret worden wegen den Gemeingüter, dass fürohin vor ein jedes gemeingut<br />
dass den wuhrschnitz 971 bezalt sol fl. 3 bezalt werden. 972<br />
2./ weiter ist wegen den Gemeingüter soh haben solen gefelt 973 werden sollen.<br />
die Jenigen haben bis auf den Herbst und dan der oberkeit schreibig 974 bringen<br />
unter oberkeitlichem sigel, woh dass nicht Geschit, so solens den Wurschnitz<br />
und der gemein fl. 10 bezalen und dan falen. Die fl. 10 unter 975 die soh es<br />
haben solen bekommen nach der Rod und die Nüwen 976 die kein Mal haben<br />
verteilt werden.<br />
S. 152: Seite leer<br />
S. 153: Der Banwald auf Fahren biss zum Wisli 977<br />
Ao. 1813 an gewöhnlicher St. Mathisgemeind ist gemehret worden wie volgt<br />
wegen der Waldung im Aelply, 978 dass keiner soll befugt sein Holz unter den<br />
Zaun zu nemen, sonderen ist dieselbe vor die oberen Bergen gewidmet, was ob<br />
dem Zaun Samunt 979 ligt und das bei sechs Pfund Buss<br />
2./ Was die Bergen Rechts dem Tobel liegen, wan einer ein Herberg bauen will<br />
der soll sich bey einem Jeweiligen Amtmann melden wo ihm ein ort soll<br />
gezeigt werden wo er Holzt hauen mag.<br />
3./ ist auch gemehret worden, dass in Zukunft keiner soll befugt sein irgends<br />
auf einer Seyten dem Bach zu wässeren, sonderen soll Gantz und gar<br />
aufgehoben sein und dass bey der Höchsten Buss.<br />
S. 154: Ao. 1813 auf St. Mathistag an gewonter samentlicher Gmeindt ein Mehr und<br />
Gesetz gemacht worden der Gemeindt Gütter halben und Zwaren ist gemehret<br />
worden, dass alle die Jenigen Gmeindt Leüth welche sich in der fremde und<br />
anderst wo auffhalten<br />
970<br />
April<br />
971<br />
Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />
972<br />
ganzer Artikel später durchgestrichen<br />
973<br />
gefällt (und neu zugeteilt)<br />
974<br />
schriftlich<br />
975<br />
Lesung unsicher<br />
976<br />
die neu Berechtigten<br />
977<br />
Titel auf eingeklebtem Zettel<br />
978<br />
nordöstl. Teil der Alp Salaz<br />
979<br />
Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg
- 73 -<br />
êinen förmlichen Lebensschein untter dem sigil Jhres Wohn ortz bescheinigen<br />
sollen im ausbleibenden fahl aber dass dieses nicht bescheiniget werden solte<br />
Lauth erforderlicher abrede, so soll dan denen selbigen Persohnen Jhrem<br />
Gemeindt Guth an die Gemeindt fallen und gefallen sein und solte über kurz<br />
oder Lang noch obiges bescheiniget werden, so sollen solche dan zunächst an<br />
die Rod 980 der Tur nach wiederum eingeschrieben werden.<br />
und dan Zweitens so hat es seine Beschaffenheit, der Jenige welcher ein<br />
solches gefältes Gemeindtgut überkommt (und sonst nicht an der Tur oder<br />
keins gehabt häte) 981 der selbige soll schuldig und verbunden sein dem Jenigen<br />
so es zugehört hat Jährlich von einem Loos den billichen Zins zu bezahlen, und<br />
zugleich auch der welcher die Rodt bekommt und sonst keins häte derselbige<br />
soll auch schuldig sein gleich dem wo ein Gmeindt Gut bekommen hat für die<br />
ganze Rod beide Löser und Kabis Gathen 982 den Zins zu bezahlen dem das<br />
gmeindt gut gewässen ist solag 983 bis er wiedrum der Tur nach ein anderes<br />
bekommen hat oder mit Todt abgegangen sein würdt.<br />
Und ist dan der Tags 984 hierüber gemacht worden, dass von einem jeden Loos<br />
fl. 3 und von einem Kabis Garten ein Guldj bezahlt werden solle.<br />
S. 155: 1813 den 21. Windermonat 985 ist bei den Erstist 986 an die Gemeind geboten<br />
worden in geschäften wägen den Landmalisen 987 so hat die gemeind ein hellig<br />
gemeret, dass mahn denen wo in dem Jahr in Dienst thraten die Mundur 988 die<br />
gemeind anschaffe mit der abred dass wan die fier Jahr um sind die Mundur<br />
der gemeind wider zuruch 989 fallen soll und der gemeind sein soll.<br />
S. 156: 1814 den 26. Juny ist an Einer Ganzen Gemein wegen den Lerchen die im Ban<br />
seind gemeret dass fürohin Keiner mer solle Lerchen hauwen ausser den<br />
ambtmann befragt sonst sol er Guldi 10 bezalen.<br />
S. 157: 1814 an der S. MatisGemeind ist gemehret worden wegen den Wuhrfreyen, 990<br />
wan mehr als 30 Tag Gmeindwerch were so solen die Wuhrfreien<br />
Gemeindwerch thun wie ein anderer.<br />
980 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />
981 Text in Klammer mit Hinweis an Rand geschrieben<br />
982 Kabisgärten = <strong>Gemeinde</strong>güter südwestl. Palschin<br />
983 solange<br />
984 Taxe, Steuer<br />
985 Wintermonat = alte Bezeichnung für November<br />
986 Bedeutung unklar (evt. bei den Eiden oder evt. zuerst)<br />
987 Milizen<br />
988 Montur, Uniform<br />
989 zurück<br />
990 vom Wuhrgemeindewerk befreite Personen (Friewiser und Patnaler)
- 74 -<br />
2./ ist ander namlichen Gmeind gemehret worden, wass Lechen sein auf Fahren<br />
bis zu dem Wislj 991 sol jedem stam 6 Pfd. bus schuldig sein der eine haut.<br />
3./ ist Gemehret worden, wan einer Holtz auss der Gemeind Holtz verkauffen<br />
würde oder Bretter schindelen kalch 992 oder kohl 993 so sol ein Jedes fuder um<br />
10 Pfd. buss verfelt werden ohne Gnad oder mag sein Sanholz 994 oder anders.<br />
4./ Wan einer oder mehr solten fremde heüraten thäten so solen sie den<br />
einkauff bezahlen for dem er HochZeit hat oder er sol nicht HochZeit mögen<br />
haben biss er den einkauff bezahlt hat.<br />
S. 158: Ahno 1718 hat man der Gemeind Jgis an Jhro erlitttenen Feürsbrunst an<br />
bahrem Geld geben fl. 20.<br />
Anno 1745 hat man der Gemeind Jenins gestürt an bahr Geld fl. 40.<br />
S. 159: Anno 1814 stürt die Gemeind untervatz der Gemeind Trümis 995 an äsiger-<br />
War 996 vier Fuder den 24. October unter dem Ambt des Heren Ambtman Georg<br />
Orion Kretli.<br />
An. 1815 den 20. Julius stürt die Ehrsame Gemeind Untervatz der Ehrsamen<br />
gemeind Trümis an Brantstür, 997 wie beynahe die halbe Gemeind abgebrant<br />
worden ist, so ist ihnen an baren Geld gegäben worden 100 fl. unter des 998<br />
Hern Martin Bandly<br />
Anno 1818 den 21ten Xber 999 steürt die <strong>Gemeinde</strong> Untervatz denen im Kanton<br />
Wallis vom Wasser Beschedigten an bahrem Geld fl. 20.<br />
S. 160: Seite leer<br />
S. 161: Anno 1816 ist durch Hrn. Amtmann Martin Bandlj auf den gewohnlichen<br />
Sontag die St. Mathis Gemeind gehalten und sind folgende Puncten<br />
einzuschreiben verordnet und in diss <strong>Buch</strong> einzuschreiben geordnet worden.<br />
Erstlich ist das Mehren geworden, dass man denen Gemeindsleüthen welche<br />
sich in der frembde befinden einen oder zwey Vögte 1000 setze,<br />
991<br />
Wiseli = ehem. Bergwiese unter Zanoppis, heute Wald, Koord. 758.875/198.600<br />
992<br />
gebrannter Kalch zum Bauen<br />
993<br />
gebrannte Holzkohlen<br />
994<br />
Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />
995<br />
Nachbargemeinde Trimmis.<br />
996<br />
äsige War = Lebensmittel.<br />
997<br />
Am 30. Oktober 1814 fiel der äussere oder nördliche Dorfteil von Trimmis einer gewaltigen<br />
Feuersbrunst zum Opfer (Meng: Trimmiser Heimatbuch S. 147)<br />
998<br />
damaliger <strong>Gemeinde</strong>ammann<br />
999 xber = Dezember.<br />
1000 Vogt = Vormund oder Verwalter
- 75 -<br />
damit sie die Zinsen, welche von denen Gemeindsgüter her fliessen in Handen<br />
nehmen und dan selbe zu seiner Zeit dem rechtmässigen Eigenthümer<br />
einhändigen können.<br />
2./ Wenn zwey mit ein andern einen Marcht 1001 geschlossen, so solle solcher<br />
den ersten Sontag nach geschehenem Marcht in beyden Kirchen bekannt<br />
gemacht und geruffen 1002 werden uns solcher Marcht durch die Parten einem<br />
jeweiligen Vorsteher in guter Zeit angezeigt werden. Der Zug 1003 bleibt von<br />
dem Sontag da der Ruf gegangen, denen rechtmässigen Züger noch acht Tag<br />
offen. -- solten sie ihn verheimlichen so ist ein Thaller 1004 Buss darauf.<br />
3./ Jn dem Wald Sasculters 1005 solle alles Grüne und dürre Holz, ohne<br />
Ausnahm, eingeschlagen seyn.<br />
4./ Solle die Obrigkeit mit dem Peter Göpfert, mit des Jacob Kretlis sel. frau,<br />
mit Jacob Flipp und Statthalter Johan Kretlj rechnen, mit diesen 4 Parten, wo<br />
möglich auf Gutheissen der <strong>Gemeinde</strong>, eine richtigkeit machen.<br />
S. 162: 5./ auch ist das Mehren geworden, dass auf jedes Gmdgut nicht mehr als fl. 2<br />
Wuhrschnitz solle bezalt werden.<br />
6./ Das Gemeindwerk betreffend ist das Meehren geworden, dass aus jedem<br />
Haus das beste eine Viertelstunde nach dem Glänken 1006 sich auf dem Platz<br />
einfinden solle und so dann von de Gmdknecht erwarten wohin ein jeder<br />
angewiessen wird.<br />
7./ Die Fuhrleüth betreffend, sollen sie sich ebenfals denen Gmdknecht<br />
unterziehen und aufladen, was recht und billig ist, und nicht auf das geladene<br />
aufsitzen, oder der Tagwen 1007 solle solchen gestellt werden. Die Obrigkeit hat<br />
den Auftrag auf solche, die nicht arbeiten, wie an ihrer Arbeit Obacht zu geben.<br />
Auch sollen die Gmdsknechten von der Obrigkeit bestens unterstützt werden.<br />
8./ ist das Mehren geworden, dass alle Spätjahre zu jedem Brunnen 4 oder 5<br />
Fuder Sand sollen gethan werden, um im Fall der Noth solche streüen zu<br />
können.<br />
1001 Marcht = Handel, Kaufvertrag<br />
1002 verkündet und ausgerufen<br />
1003 Zugrecht = Die Verwandschaft besass das Recht, innerhalb der gesetzlichen Frist einen Verkauf<br />
rückgängig zu machen. Damit konnte verhindert werden, dass Immobilien ausserhalb der Familie<br />
verkauft wurden. Ebenso konnte ein Bürger in diesem Sinne intervenieren, wenn ein anderer Bürger<br />
ein Haus an Nichtbürger verkaufte.<br />
1004 Taler (Kronentaler oder Reichstaler) = 3,20 Gulden = Fr. 5.60<br />
1005 Sasculters, auch Disculters oder Zischculters genannt, Wald nördl. Brida<br />
1006 glängga = läuten, Schlag für Schlag läuten<br />
1007 <strong>Gemeinde</strong>werk = Zur Deckung zahlreicher <strong>Gemeinde</strong>bedürfnisse (Bau und Unterhalt, Wuhren,<br />
Zäune, Alpen, Weiden etc.) wurden die <strong>Gemeinde</strong>bewohner nach Massgabe ihres Grundbesitzes zu<br />
Arbeitsleistungen verpflichtet, auch Tagwen genannt
- 76 -<br />
9tens/ Von wegen der Graasmieth 1008 ist das Mehren geworden, dass derjenige<br />
welcher eine Kuhe aus einer frembden <strong>Gemeinde</strong> hieher bringt und solche hier<br />
mehr den 8 Tag auf der Allmain Wayden lasst, der solle<br />
vor solche Kuhe bezahlen fl. 1 - 40 Xr<br />
vor ein Ochs oder Zeitkuhe fl. 1 - 20 Xr<br />
vor ein Mässrind 1009 fl. 1- 4 Xr<br />
vor ein Kalb 48 Xr<br />
Alle obige Articul sollen ohne einigen Abzug oder Ausgleichung oder<br />
Vertauschung beobachtet werden.<br />
S. 163: 10./ Derjenige welcher Heü aus einer frembden <strong>Gemeinde</strong> hieher bringt, solle<br />
es dem Amtmann bey Eydes Pflichten anzeigen.<br />
11./ Denjenigen welcher in einer frembden <strong>Gemeinde</strong> Heü hat und selbes<br />
alldorten verfutert, dem solle sein das hiesige Heü zu Berg und Thal auf nächst<br />
kommenden Herbst gemässen und aufgeschrieben werden.<br />
Wenn jemand auch Summerszeit Heü aus einer frembden Gemeind hieher<br />
führen würde, der solle es ebenmässig dem Amtmann anzeigen.<br />
12./ Jst das Mehren geworden, dass alle diejenigen welche diesen<br />
Verordnungen nicht folge leisten würden und in derley Uebertrettungen<br />
erfunden würden, sollen 5 Pfund Buss verfelt seyn.<br />
Jeder Nachbar hat seine schuldigkeit wenn er derley Uebertrettungen gewahr<br />
würde, solches der Obrigkeit anzuzeigen.<br />
13./ Ein Armer der nur eine Kuhe vermag, solle selbe unentgeltlich können in<br />
einer frembden Gemeind wintern und hier Sümmeren.<br />
14./ Wan einer vermüglichet würtj der Tharf ein antres Hob 1010 Fich zuo holen<br />
ohnentgeltlich oder wan ehr ein Hob Vieh nur umänteren 1011 rechtmässig soll<br />
ehr ebenfals das Rächt haben aber nicht länger als acht Thag und sonst; bleibt<br />
Es bej dem nünten artigell<br />
S. 164: 1818, den Zweyten Sontag im December ist bey Ehr und Eid Gemeind<br />
gehalten und der Gemeind angezeigt, dass die Landesregierung Befehl gegeben<br />
habe, dass unsere Gemeind 42 Mann zu der LandMiliz zu stellen habe.<br />
1008 Grasmiete = Weidetaxe<br />
1009 Mese = zweijähriges Rind<br />
1010 Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />
1011 umänderen, hier ein Tier verkaufen und ein anderes kaufen
- 77 -<br />
So ist demnach die <strong>Gemeinde</strong> dess einten geworden, dass man jedem dieser<br />
treffenten Mannschaft drey Thaler 1012 und den Habersack geben wolle.<br />
Auch nicht nur denen jezt treffenden sondern denen nachfolgenden sollen die<br />
drey Thaler und der Habersack von der Gemeind gegeben werden<br />
S. 165: 1824, den 3ten Sontag im May ist an einer volstendigen Gemeinds<br />
versammlung unter dem Amt dem Laurenz Hug gemehret worden, dass die<br />
gemeind der neü instruwierten Hebamm 1013 Anna Kretli vor ein Jnstrument<br />
nahmlichen vor ein sprützen, fl. 10 bezahlen wolle, welches auch geschehen<br />
ist, wobey aber die abred getroffen worden mit ihr oder ihrem Man, dass wan<br />
oben bemelte Hebamm gestorben oder diesen befelch sonst nicht mehr im fal<br />
were zu thun. dass dieses instrument ohne weiter der gemeind zuruk fahlen<br />
werde und solle. so ver 1014 er die fl. 10 der Gemeind nicht bezalt.<br />
S. 166-174: leere Blätter<br />
S. 175: 15. Horngatte r bey den Lösser fornen 1015<br />
1. Geschw. Crispinus Krättlj<br />
2. Johanes Göpfert<br />
3. Geschw. Laurenz Joos<br />
4. Landtweibel Hans Lucy Allaman<br />
5. Simeon Mafiö 1016<br />
16. Bej den Löser hinnen der Gatter<br />
1. Geschw. Johanes Bürchlj<br />
2. Waibel Ullrich Joos<br />
3. Bartolome Mafiö<br />
4. Magdalena Schuhmacherj 1017<br />
5. Lucy Catenau 1018<br />
17. Fortersten Lösser Gatter unten<br />
1. Martinus Krättlj 2 Häuser<br />
2. Jacob Hugg<br />
3. Johanes Allaman<br />
4. den Herren Petter Bernat<br />
1012<br />
Taler (Kronentaler oder Reichstaler) = 3,20 Gulden = Fr. 5.60<br />
1013<br />
Dies ist das erste Zeugnis einer Hebamme in Untervaz<br />
1014<br />
sofern<br />
1015<br />
hier beginnt die Liste der Personen oder Häuser welche bestimmte Gätter zu unterhalten haben<br />
1016<br />
Maffiew = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1527<br />
1017<br />
Schuhmacher = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />
1018 vermutlich Cadonau.
S. 176: 18. zu dem mitlesten Gatter<br />
1. Landtwaibel Joos<br />
2. Geschw. Sylvester Krättlj<br />
3. Geschw. Wolfgang Wolf<br />
4. Geschw. Johanes Ludzwig<br />
5. Jacob Wolf jung<br />
19. zu dem hinderen Gatter<br />
- 78 -<br />
1. Ammen Laurenz Bandlj 2 Häüsser<br />
2. Waibel Jacob Bandlj<br />
3. Liesen 1019 Krättlana<br />
4. Geschw. Christian Platner<br />
20. hinder den alten Kabisgärten<br />
1. Waibel Martinus Krättlj<br />
2. Geschw. Jacob Hugg<br />
3. Stathalter Johanes Krättlj<br />
4. Casper Wolf 2 Häüsser<br />
S. 177: 21. zu dem hinderen Gatter<br />
1. Magdalena Mafiö<br />
2. Geschw. Jöry Hugg 2 Häüsser<br />
3. Wachtmeister Johann Mafiö<br />
4. Laurenz Perry<br />
22. ob den alten Rod Lösser Gatter<br />
1. Laurenz Joos<br />
2. Johanes Plattner<br />
3. Seckelmeister Petter Hugg 2 Häüsser<br />
23. Ob dem Hirschland der ober Gatter<br />
1. Geschw. Plattner<br />
2. Geschw. Joseph Mafiö<br />
3. Stathalter Michael Schrofer<br />
4. Geschw. Peter Schrofer<br />
5. Geschw. Christian Zinsli<br />
1019 Frauenname Elisabeth.
- 79 -<br />
S. 178: 24. der unter bey den Hirschländer Gatter<br />
1. Amen Bürchlj seelig<br />
2. Petter Lip<br />
3. Geschw. Johanes Marty 2 Häüsser<br />
4. Johanes Albrächten 1020 seelig<br />
25. der bey des Polis 1021 Ställj Gatter<br />
1. Schreiber Johanes Lip<br />
2. Geschw. Casper Hugg<br />
3. Waibel Laurenz Huggen sellig<br />
4. Rudolph Got 1022<br />
5. Ullrich Bürchlj seelig<br />
26. Messmer Brügli 1023 Gatter<br />
1. Laurenz Mafiö<br />
2. Petter Göpfert<br />
3. Geschw. Christian Bürchlj<br />
4. Geschw. Johanes Zinslj 1024<br />
5. Geschw. Ullrich Lip 2 Häüsser<br />
S. 179: 27. der Kürliberg 1025 Gatter<br />
1. Michael Krättlj seelig<br />
2. Christian Krättlj, Zizers<br />
3. Georg Krätttlj 2 Häüsser<br />
4. Johanes Schumacher seelig<br />
28. Flumis-Gatter<br />
1. Christian Krättlj<br />
2. Nicolaus Koch<br />
3. Schriber Jacob Pätter 1026<br />
4. Mstr. Christian Flip<br />
5. Johanes Wilhelm 1027<br />
1020 Albrecht = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />
1021 Poli, Pauli = männl. Vorname Paul.<br />
1022 vermutlich Good.<br />
1023 abgegangener Flurname hinter der Herti.<br />
1024 Zinsli = heute nicht mehr in Vaz wohnhaftes Bürgergeschlecht.<br />
1025 Flurname Küttliberg (nördl. Flumis)<br />
1026 Bäder, altes Bürgergeschlecht.<br />
1027 Wilhelm = heute abgegangenes Bürgergeschlecht.
29. Schleipf-Lucken 1028 Gatter<br />
1. Cuonrad Krättlj 2 Häüser<br />
2. Hans Rudolph Wilhelm<br />
3. Barbara Bernatj<br />
4. Stephan Bernat<br />
- 80 -<br />
S. 180: 30. Kälchlj oder Burg Härtelj Gatter<br />
1. Mstr. Johanes Bürchlj<br />
2. Geschw. Johanes Bandlj<br />
3. Ursula Tannerj<br />
4. Geschw. Johanes Pätter, Bachdobel<br />
5. Zacharias Krättlj<br />
6. Geschw. Hans Petter Tanner 1029<br />
31. Salawis Gatter<br />
1. Dorothea Martena<br />
2. Sylvester Krättlj<br />
3. Geschw. Johanes Göpfert<br />
4. Martinus Bürchlj<br />
32. Oberen Berg Gatter<br />
1. Geschw. Hans Casper Bürchlj<br />
2. Mstr. Christian Göpfert 2 Häüsser<br />
3. Michael Krättlj<br />
S. 181-187: leere Blätter<br />
S. 188: Verzeichnis wegen denen Gätteren den 1. ten Apr. 1791<br />
1. Quaderen Gatter<br />
1. Ammen Krättly seelig<br />
2. Geschw. Gallus Allaman 2 Haüsser<br />
3. Anna Krättly<br />
4. Landamen Casper Wolff<br />
5. Geschw. Johanes Hugg<br />
6. Amman Laurenz Schuhmacher<br />
1028 abgegangener Flurname in Flumis.<br />
1029 Tanner = abgegangenes Bürgergeschlecht.
2. bey den Herren Pateren Haus 1030<br />
1. Stathalter 1031 Hans Lutzy Krättly<br />
2. Casper Wolf, Müller<br />
- 81 -<br />
3. Seckelmeister 1032 Petter Wolf 2 Haüser<br />
4. Joseph Bürchlj<br />
S. 189: 3. Gaidlen Gatter<br />
1. Geschw. Johanes Bäder<br />
2. Rudolph Krättly<br />
3. Geschw. Johanes Mafiö, Baur, 2 Haüser<br />
4. Geschw. Petter Lip, 2 Haüser<br />
4. Bawangs Gatter<br />
1. Georg Wilhelm<br />
2. Salomon Kappeler<br />
3. Landweibel Bernat Krättly<br />
4. Geschw. Johanes Bandlj, 2 Haüser<br />
5. Margretha Schumacherj<br />
5. Tauff-Gatter 1033<br />
1. Landtsschreiber Laurenz Joos<br />
2. Martinus Hugg<br />
3. Geschw. Johanes Hugg<br />
4. Christian Hugg, 2 Haüser<br />
5. Simeon Mafiö<br />
under dem Rein 1034<br />
1. Johanes Joos. 2 Haüser<br />
2. Joseph Joos<br />
3. Maria Ludwig<br />
4. Laurenz Joos seelig, Kinder<br />
S. 190: 6. Seliass 1035 Gatter<br />
1. Mstr. Christian Flip<br />
2. Joseph Kunz<br />
3. Geschw. Johanes Flipen seelig, 2 Haüser<br />
1030<br />
beim Kath. Pfarrhaus<br />
1031<br />
Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>präsidenten.<br />
1032<br />
Seckelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier.<br />
1033<br />
Tuf, Flurname am Dorfeingang<br />
1034<br />
später eingefügt<br />
1035<br />
Sellis = Flurname beim Kratten
4. Stathalter Bernat Bernat<br />
7. Krummgass-Gatter<br />
1. Geschw. Christian Zinsli<br />
2. Geschw. Joseph Krättlj<br />
3. Waibel Hans Jöry Flip. 2 Haüser<br />
4. Schreiber Pätter 1036<br />
8. Kratten -Gatter<br />
1. Geschw. Johanes Göpfert<br />
2. Stephan Hugg<br />
3. Geschw. Jacob Flip<br />
4. Petter Bernat<br />
5. Stephan Bernat<br />
S. 191: 9. Kleinweid Gatter<br />
1. Jacob Krättlj<br />
2. Christina Joos<br />
3. Rudolf Flipen 1037 seelig<br />
4. Crispinus Krättlj Seckelmeister<br />
5. Johanes Hugg<br />
6. Hans Jöry Krättlj<br />
10. Kuo-Gatter<br />
1. Geschw. Christian Joos<br />
2. Zacharias Allaman<br />
3. Hans Wendelin Bösch<br />
4. Petter Tanner<br />
5. Jacob Zinslj<br />
6. Petter Bandlj<br />
7. Jacob Wolf<br />
11. Fellen Gatter 1038<br />
1. Christian Wilhelm<br />
2. Petter Allaman<br />
3. Hans Petter Allaman<br />
4. Amen Georg Krättlj<br />
- 82 -<br />
1036 vermutlich Bäder<br />
1037 Flipp = Philipp = altes Bürgergeschlecht.<br />
1038 Der heutige Stall der Siedlung Beat Joos steht genau auf der Fählengatterkreuzung. Der Name<br />
dürfte daher kommen, dass dieser Gatter so konstruiert war das er selbständig zurückfiel und wieder<br />
schloss.
5. Simeon Krättlj<br />
6. Weibel Lorenz Krättles sel. 1039<br />
S. 192: 12. Baltschein-Gatter<br />
1. Waibel Lorenz Krättlj seelig 1040<br />
2. Laurenz Allaman<br />
3. Ursula Gutj<br />
4. Michael Allaman<br />
5. Hans Jöry Alleman<br />
13. Kabisgarten Gatter<br />
1. Weibel Laurenz Bürchlj<br />
2. Margretha Mafiö<br />
3. Johanes Perry 1041<br />
4. Christian Wolf<br />
5. Geschw. Joseph Bernat<br />
6. Ullrich Ludwig<br />
14. Horn Gatter<br />
1. Ursula Tannerj, 2 Haüser<br />
2. Christian Plattner<br />
3. Simeon Krättlj<br />
4. Ullrich Ludwig seelig<br />
5. Friderich Bandlj seelig 1042<br />
S. 193: auf eingeklebtem Zettel<br />
- 83 -<br />
Verzeichnis welche Vertrostung leisten sollen.<br />
1. Joseph Amman<br />
2. Hanna Geldhuuser<br />
3. Maria Gadient<br />
4. Peter Stiger<br />
5. Lorenz Wüst<br />
6. Die alte Zinslenen<br />
7. Ana Menzin Menlj<br />
P. Swenzisten Mater 1043<br />
1039<br />
später eingefügt<br />
1040<br />
Name gestrichen<br />
1041<br />
Perry, Perri, Berri = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />
1042<br />
sel, selig = verstorben<br />
1043<br />
Lesung unsicher, Bedeutung unklar, evt. per zwanzigsten März
- 84 -<br />
S. 193: Anno 1745 hatt man dem Heren 1044 von Jeninss an Ihre feürs Brunst 1045 so sie<br />
erlitten haben geben Geld fl. 40.<br />
Jn Under Fatz<br />
S. 194: Seite leer<br />
S. 195 bis Ende im 2. Teil<br />
Das Blaue <strong>Buch</strong> mit restauriertem Einband<br />
Oriiiiginal: Or Or Or ginal: ginal: ginal: <strong>Buch</strong>, 33cm hoch, 22cm breit, 4cm dick, neuer Einband mit Lederverstärkung,<br />
mit vielen unterschiedlichen Einträgen (Gesetzeserlasse, Gerichtsprotokolle,<br />
diverse Listen etc.) Die Abschrift erfolgte wort- und seitengetreu. Die Einträge<br />
sind nicht chronologisch geordnet weil wohl immer wieder spätere Einträge auf<br />
leere Seiten geschrieben wurden.<br />
Internet-Bearbeitung: K. J. Version 01/2006<br />
- - - - - - - - -<br />
1044 Heer = Pfarrer, Geistlicher<br />
1045 Jenins brannte bis auf 8 Firsten ab. (Neue Bündner Zeitung 25.2.1947)