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Gemeinde-Protokolle 1641-1846 Blaues Buch - Burgenverein ...

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Untervazer <strong>Burgenverein</strong> Untervaz<br />

Texte zur Dorfgeschichte<br />

von Untervaz<br />

<strong>Gemeinde</strong>-<strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong><br />

(<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong>) - 1. Teil<br />

Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter<br />

http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter<br />

http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.


- 2 -<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Gemeinde</strong>-<strong>Protokolle</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong> <strong>1641</strong> <strong>1846</strong> <strong>1846</strong> (<strong>Blaues</strong> (<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong>) <strong>Buch</strong>) - 1. 1. Teil Teil <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz<br />

<strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz: <strong>Buch</strong> Nr. 01.01. Seite 01-194.<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Gemeinde</strong>-Archiv <strong>Gemeinde</strong> Archiv Untervaz<br />

Altes Altes <strong>Gemeinde</strong>buch <strong>Gemeinde</strong>buch / / <strong>Blaues</strong> <strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong><br />

<strong>Buch</strong><br />

Gesetze Gesetze Gesetze und und <strong>Protokolle</strong> <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> <strong>1641</strong> - 1845<br />

Seite 1-23: Die Seiten 1 bis 23 fehlen in diesem <strong>Buch</strong> 1<br />

Seite 24: <strong>Blaues</strong> <strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> <strong>Buch</strong><br />

2<br />

Eine oder Einen und grad an gäntz 3 mit Seinem Ehegemachell heim zogen ehe<br />

den er Hochzit hete oder sässhafft macht, So hat es sein Dorff oder gemeind<br />

Rächt 4 nit verschütet 5 und des inkauffens halben Last Manss bey den<br />

forgeschriebnen Punkten Jm gemeind buoch bliben. Welches aber Zinss oder<br />

güöter hat soll Man alle Jar um ein billiches 6 mit der gemeind abkomen 7 für<br />

das wuoren. 8 Und ob einer mit wib und kind hinwäg züchte und sich<br />

anderistwo sässhafft machte oder zuo Kilchen gienge mit seiner Hussfrauw der<br />

hat für in und sein Hussfrauw die gemein rechte verzogen. 9<br />

Doch allerwägen vorbehalten wen einer oder etwer 10 in seinem Namen für ein<br />

gemeind kumbt 11 und etwass begert und was den ein gemeind in der güetigkeit<br />

nachgibt dem obgeschribnen allem ohn schaden bey dem soll es dan bliben.<br />

1<br />

Das Protokokollfragment 1596-1658 (Urkunde Nr. 189, Gem.Archiv Untervaz) kann nicht zu<br />

diesem <strong>Buch</strong> gehört haben. Papier und Format sind zu unterschiedlich.<br />

2<br />

Titel von späterer Hand eingetragen<br />

Die ältesten <strong>Gemeinde</strong>bücher von Untervaz tragen folgende Namen:<br />

Weisses <strong>Buch</strong> = Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1596-1658 nur Bruchstücke vorhanden (Urkunde Nr. 189)<br />

<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong>-<strong>1846</strong> (<strong>Buch</strong> Nr. 01.01)<br />

Rotes <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1717-1922 (<strong>Buch</strong> Nr. 01.02)<br />

Nachher folgen die normalen <strong>Gemeinde</strong>versammlungsprotokolle von 1852 bis heute<br />

3<br />

angentz (mhd. angen) = anfangs<br />

4<br />

Bürgerrecht<br />

5<br />

verloren<br />

6<br />

billich, billig = gerecht, angemessen<br />

7<br />

abkommen = sich abfinden, sich vergleichen<br />

8<br />

wuhren = Erstellen und Ausbessern der Rheinwuhren, diese Arbeiten wurden, je nach Vieh- und<br />

Bodenbesitz unterschiedlich, den Einwohnern als <strong>Gemeinde</strong>werk auferlegt<br />

9<br />

verzogen (mhd.) = entfernt, entzogen, verweigert, weggenommen<br />

10 jemand<br />

11 kommt


- 3 -<br />

Textbeispiel Seite 24 des Blauen <strong>Buch</strong>es<br />

S. 25: 73 12 - Hir folget wass sich für wiber inkauft haben sit Anno 1596<br />

Erstlichen dess Hans Göpfferts Maria<br />

Beter Zinslis Maria<br />

12 Zahl oben in der Mitte der Seite, es könnte eine Seitennummerierung sein, was bedeuten würde,<br />

dass die ersten 72 Seiten verloren gegangen sind.


Lentz wolfa barffla 13<br />

Hans Caspers Maria<br />

Fridtly winglers greta<br />

Beter Wüesta Barf1a<br />

Jacob Kretlis Dorty 14<br />

Hans Fluris Anna<br />

Christa Murers Trina 15<br />

Lutzi Maltessen 16 Anna<br />

Better Flumssers Anna<br />

Michell Bäders Maria<br />

Michell Jossen Anna<br />

Christa Blatners bina 17<br />

Casper kolben Marta<br />

Christa Martyss Anna<br />

Hans Hossanga Maria<br />

Hans Fluris Anna<br />

Lentz Jossen Lina 18<br />

Christa Fluris Anna<br />

Adam Huga Elsy<br />

Jacob flipen 19 Anna<br />

Lentz Martis Druta 20<br />

Töny 21 Jossen Anna<br />

Hans Kretlis Agta 22<br />

Hans schwartzen Elsy<br />

Anderis bernets Nesa 23<br />

Stäffa Kretlis greta 24<br />

Herrn Bäders Anna<br />

- 4 -<br />

13<br />

Barbara<br />

14<br />

Dorothea<br />

15<br />

Katharina<br />

16<br />

Malthes, Maltesser = Prättigauer Bürgergeschlecht, in Klosters erwähnt seit 1447<br />

17<br />

Sabina<br />

18<br />

Magdalena<br />

19<br />

Flipp, Philipp = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1496<br />

20 ev. Ruth<br />

21 Anton<br />

22 Agatha<br />

23 Agnes<br />

24 Margreth


Lentz Jossen Nessa 25<br />

Beter Wüesta Anna<br />

Casper Mayers Nesa<br />

Urich Urichs Stina 26<br />

Adam Fluris Greta<br />

Jöriona Maria<br />

Christa kretliss greta<br />

Hans Suters Maria<br />

Christa Blatners Lena<br />

Zacharias Alamans Künga 27<br />

Christa Kretlis Anna<br />

Christa schwartza Trina 28<br />

Tihs 29 Beris 30 Adla 31<br />

- 5 -<br />

1742 Geschw. 32 Michel bäders Fr. Dorate Gresta 33<br />

S. 26: Ao. 1751 dn.14./25. May hat Jro woll Ehrwürdt Herr Jacob Bernat 34 seiner<br />

Frauwen Dorffgelt ehrlegt namlich fl. 35 55 Frauw Anna Wa1sery<br />

An. 1713 hat Er. Pastor Anthonj Bernat 36 seiner fr. Urschla Schorschin das<br />

Dorfgeld erlegt namlich fl. 55.<br />

Ao. 1739 d. 22 Majen hat Hr. Pastor Alexander bernat 37 das Dorffgelt für sin<br />

Fr. Maria Helena Saxerin erlegt, namlich fl. 55<br />

S. 27: 74 - Anno <strong>1641</strong> auff Sant Matistag 38 ist dass Mer 39 worden von wegen der<br />

Rinder Alp. Und söllend die Rinder auf Sallatz 40 gon biss an den wassergraben<br />

25 Agnes<br />

26 Christina<br />

27 Kunigunde<br />

28 Katharina<br />

29 Mathias<br />

30 Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />

31 evt. Adele<br />

32 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />

33 Grest = altes Bürgergeschlecht von Zizers, erstmals erwähnt in Zizers 1647<br />

34 Jacob Bernhard (1726-1777) Evang. Pfarrer in Igis, Grüsch, Castiel-Calfreisen-Lüen, Maladers<br />

35 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

36 Anton Bernhard, Evang. Pfarrer in Maladers, Tschiertschen, Churwalden-Malix, Untervaz, Trimmis<br />

gest. 1772<br />

37 Alexander Bernhard (1714-1784), verheiratet mit Helena Saxerin,<br />

1740-45 Pfarrer in Hinterrhein, 1745-73 Pfarrer in Untervaz, 1773-75 Pfarrer in St. Peter, 1782-84<br />

Pfarrer in Sufers, (siehe auch Jahresbericht des Untervazer <strong>Burgenverein</strong>s. Anno Domini 2004)<br />

38 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

39 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

40 Salaz = eine der Untervazer Alpen


- 6 -<br />

und an die büchell 41 wass geget der Rinder Alp 42 haldet 43 soll Rinderalp sein.<br />

Und so soll der Rinderhirt alle Jar oder Sümmer 44 4 mall in gallanda Lotz 45<br />

faren. 46<br />

75 47 - wegen der Husstieren in der Alp<br />

Jtem 48 es soll keiner kein ungemaisterets 49 Husstier in die alp tuon und das bey<br />

der buoss nach des grichts erkantnuss. 50<br />

76 - Jtem welcher kein Oxen 51 uff dem wuor 52 hat und etwas vermag so söllend<br />

die gemeindknecht 53 2 man zuo jnen nemmen und ihm ufflegen wass sej recht<br />

tunkt. 54<br />

77 - Jtem dr Oxenhirt soll in der oxenalp Hütten sein und darin ligen verstat<br />

sich will 55 er in der alp ist.<br />

78 - Jtem welcher färly 56 hat der darffs 5 wuchen nit spissen 57 die er verkaufen<br />

will,<br />

79 - Jtem was antrifft die marchstein in der Auw 58 die sond 59 inwendig dem<br />

Zaun stan. 60<br />

S. 28: 80 - Jtem ess ist das Mer worden dass keiner kein Rütj 61 mit schejen 62 sölle in<br />

zünen. 63<br />

41<br />

Büchel = Flurname auf der Alp Salaz, südwestlich der Alphütten gegen die Stelli hinauf<br />

42<br />

Rinderalp = vorderer Teil des Quaggis<br />

43<br />

halden = abfallen, neigen<br />

44<br />

Sommer<br />

45<br />

Calandalutz = Flurname in der Alp Salaz, südl. Stelli, Koord. 756 125/199 500<br />

46<br />

fahren = hier im Sinne von Vieh auf die Weide treiben<br />

47<br />

Zahl mitten in der Seite, wahrscheinlich herrührend aus der Zählung der Artikel im noch älteren<br />

<strong>Gemeinde</strong>buch (Weisses <strong>Buch</strong>)<br />

48 item = ebenso, ebenfalls<br />

49 ungezähmtes<br />

50 Erkanntnis = Urteil, Zeugnis, Ausweis, Geständnis, Belehrung, Ermessen,<br />

51 Ochse<br />

52 am Wuhrgemeindewerk<br />

53 <strong>Gemeinde</strong>knecht = <strong>Gemeinde</strong>delegierter, <strong>Gemeinde</strong>beauftragter für eine amtliche<br />

<strong>Gemeinde</strong>funktion (nicht zu verwechseln mit Geschworener, der für das Gericht oder Vorstandsamt<br />

gewählt und vereidigt ist)<br />

54 dunggen = dünken, vermuten<br />

55 will = während<br />

56 Ferkel<br />

57 Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />

58 Au = Waldgebiet entlang des Rheinflusses, früher Weideland<br />

59 sond = sollen<br />

60 stehen<br />

61 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />

62 Scheja = gespaltene Latte für Alpzäune - Schejazuu = Zaunart mit schräg eingelegten Holzlatten<br />

63 einzäunen


- 7 -<br />

81 - Anno 1644 ist das Mer worden wegen der Düchlen. 64 So soll keiner kein<br />

Düchell wäder usshammren noch ussboren und auch über kein brunnen trögli 65<br />

gon bej Buoss 10 fl. 66<br />

82 - Weiter so soll keiner kein guot jm fäld mer den 2 Mall mäyen. 67<br />

83 - Jtem es ist auch das Mer worden, dass man mag ihm eichholtz 68 das dür Holtz ussmachen.<br />

84 - Jtem es ist das Mer worden, dass keiner in der auw kein böm 69 sölle weder usshauwen noch u<br />

85 - Witer so ist dem farier 71 kretlj und denen Zuo brama Engell 72 erlaubt dass<br />

sie mügen hinderem schloss 73 aby faren 74 gan trenken 75 aber in der auw sollend<br />

sej nit lassen weiden.<br />

86 - Jtem ess soll niemand kein wässen 76 noch Härd 77 weder us der auw noch<br />

ab anderen Almeinen 78 füeren und auch kein streüwy 79 rächen in der Auw bej<br />

der buoss nach eines grichts erkantnus.<br />

87 - Anno 1667 an Sant Matistag ist das Mer worden von wegen des fäld<br />

Mäjes. 80 Dass keiner sein guot was uss geschlagen 81 mer den ein fert 82<br />

Jmbten 83 solle. Und welicher dan aber ab sein Guot Mer 84 den ein fert 85<br />

Jmbtete der soll gestrafft werden einem mall 86 5 guldj und von einem halben<br />

mall 2 Guldj.<br />

64 Tüüchl, Teuchel = hölzernes Wasserrohr<br />

65 Quellfassung, Scheidtrögli<br />

66 Die Reparaturen an den Brunnen durch die Nachbarn will dieser Artikel wohl untersagen und diese<br />

den <strong>Gemeinde</strong>knechten überlassen.<br />

67 mähen, Verbot wegen Beinträchtigung des allgemeinen Weidganges<br />

68 Eichholz = Flurname östlich Palschin, damals Weideland<br />

69 Bäume<br />

70 Bluzger, (der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.)<br />

71 Wort ist deutlich so lesbar und dürfte Fourier (milit. Grad) bedeuten<br />

72 Pramenengel = Berggut östl. Lat. Koord. 759 875/199 950<br />

73 Neuenburg, ht. Ruine<br />

74 wohl alter Fussweg von Pramanengel Richtung Haselboden bis an den Rhein<br />

75 tränken<br />

76 Wasen = Wiesland, hier Rasenziegel<br />

77 Härd = Humus<br />

78 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

79 Streue, Einstreu, dürres Laub<br />

80 mähen<br />

81 d.h. abgesondert, um den allgemeinen Weidgang zu verhindern<br />

82 Fert = Fuder<br />

83 emden<br />

84 mehr<br />

85 Fert = Fuder<br />

86 Mal = altes Flächenmass, ca 12 aren, 1 Juchard entsprach 36 Aren oder 3 Mal. 1 Mal entsprach 12<br />

Aren (frdl. Mitteilung von Reto Hartmann, Igis)


- 8 -<br />

S. 29: 88 - Jtem es ist gesetz und das Mer 87 worden, dass niemand soll kein fech hie<br />

sümmeren 88 wass nit da gewinteret 89 ist, ess sej dan dass er ein Rind us der<br />

gemeind verkaufft habe, alssdan mag er wiederum ein anders Zuochen kauffen<br />

und mags auch hie sümmeren. Was ietz einer usser unsern Gemeind Zuo<br />

winteren liesse und hie sümmeren däte der ist darvon dass Grassmieth 90<br />

schuldig wie uffgleit ist.<br />

89 - Anno 1667 ist dass Mer worden, wen ess kombt am früellig, dass man die<br />

Hirten uss schicken tuot und wo dan ein Hirt ein nachbur 91 begriffen 92 würde<br />

mit seiner Huss Hab, 93 da soll er dass selbig Jar uss alle Hirten spissen 94 denen<br />

er für zuo triben hät und in den die Erste Rod 95 begrifft die Hirten zuo spissen<br />

da soll er auch dasselbig Jar alpen. 96<br />

90 - Jtem es ist auch das Mer worden, dass fürohin keiner mer bauwen soll im<br />

Fäld oder an der Auw ställ oder städell oder da fech us oder in duon.<br />

91 - Witer so einer ein Tagwen 97 abzüchen will der soll die gemeindknecht<br />

darum begrüetzen 98 obs ims 99 erlauben oder nit.<br />

S. 30: 92 - Anno 1675 uff S. Matistag hat ein Ehrsam gemeind die friewiser und Uss<br />

Oerter wegen der stieren Rod 100 widerum angenommen wie von alter här der<br />

Rod nach wen ess trifft Lut dem gemeind buoch.<br />

93 - Witer ist gesetz und das Mer worden, dass man die Räb äcker 101 8 Tag<br />

nach dem dass man in das Fäld fart müge brachen.<br />

94 Zum anderen ist Gesetz an obigem Tag, dass man Zuo Berg und Tall die<br />

Zün 102 uff die Marchen setze.<br />

87<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

88<br />

sömmern = das Vieh den Sommer über auf Weide oder Alp treiben<br />

89<br />

winteren = Vieh den Winter über daheim durchfüttern. Es durfte in den anderen Jahreszeiten nicht<br />

mehr Vieh auf die Allmende getrieben werden, als der Futtervorrat den Winter über genügte.<br />

90<br />

Grasmiete = Weidetaxe<br />

91<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

92<br />

begreifen = mit Beschlag belegen<br />

93<br />

Haushabe = Haushaltung<br />

94<br />

Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />

95<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

96<br />

alpen = Vieh auf der Alp übersömmern<br />

97<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

98<br />

begrüssen = ansprechen, bittend angehen, ersuchen<br />

99<br />

ob sie es ihm<br />

100<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

101<br />

Zum Weinbau in Untervaz siehe auch: Durnwalder Eugen: Der Weinbau des Bündner Rheintales.<br />

Wädenswil 1940. Seite 72-76.<br />

102 Zäune


- 9 -<br />

Es sige glich geget Gassen oder anderen Almeinen. 103 So aber einer oder der<br />

ander were der dass nit däte nach lut dem verschribnen Mer 104 so söllend die<br />

gemeind knecht schuldig sein die selbigen dazuo Zuohalten. So sie aber nit<br />

weten 105 korsame 106 leisten den gemeind knechten so sollen die gemeind<br />

knecht um ein Undergang 107 mahnen und die unkorsamen zuo korsam triben<br />

95 - Jtem ess ist auch gemeret von wegen des pfändens. 108 Und soll pfandschillig 109 sin Jm fäld un<br />

ein iedes Hobt 2 Blutzger pfandschillig und jm übrigen blibts bej dem dem wie<br />

obstat.<br />

S. 31: 96 - Anno 1675 an S. Matistag hat ein Ehrsame gemeind das kalchen 116 gantz<br />

einhellich 117 abgeraten und verboten worden, dass niemand befüegt 118 sej kalch<br />

uss unseren gemeind zuo verkauffen und dass uff 10 Jar lang bej uffgesetzter<br />

buoss namlich 10 pfund. 119<br />

97 - Und Ebenmessig 120 ist auch verboten worden, dass keiner befüegt sej<br />

keinerlej Holtz uss unseren gemeind zuo verkauffen bej der buoss wie obstat<br />

vom Kalchen namlich 10 Pfund.<br />

98 - Anno 1678 an S. Matistag ist widerum gemehret 121 dass man einem ieden<br />

nachbur 122 noch ein kabisgarten 123 geben will. Ja mit disser Condition 124 und<br />

beding,<br />

103 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

104 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

105<br />

wollten<br />

106<br />

Gehorsam<br />

107<br />

Undergang = Umgang, Begehung, gemeinsame Besichtigung<br />

108<br />

pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

109<br />

Pfandschilling = hier Auskaufsumme für das gepfändete Vieh<br />

110<br />

Berg und Tal = Alpen, Allmenden und Feld<br />

111<br />

Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

112<br />

1 Gulden = 15 Batzen = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />

113<br />

Schmalvieh = Kleinvieh = Schafe und Ziegen (Grossvieh = Kühe und Pferde)<br />

114<br />

Emdweid = Herbst-Weide nach dem Emden, (nach dem 2. Grasschnitt)<br />

115<br />

Ochse<br />

116<br />

kalchen = Kalk brennen<br />

117<br />

einhellig = einstimmig<br />

118<br />

Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis<br />

119<br />

1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />

120 gleichfalls<br />

121 mehren = abstimmen oder wählen, meist mit Handmehr<br />

122 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

123 Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (süd-westl.<br />

Palschin)<br />

124 Kondition = Bedingung


- 10 -<br />

dass wanner Einem ein Quarten fielle 125 mit sambt Zweye gärten, so soll dan<br />

dass erste Neuwe Kabisbet das er kan het widerum der Gemeind Zuo fallen<br />

und dienen. Und soll sich einer mit denen 2 gärten so Jm mit der Quarten 126<br />

zuofiellen benügen 127 und zuofrieden sin.<br />

99 - wegen der Hinder sässen. 128<br />

Ano 78 uf S. Matistag so ist gesetz, wen man Hinder sässen an nümbt so sollen sej dan schuldig s<br />

thüegen. 131<br />

S. 32: 100 - wegen der schaffen.<br />

Zum anderen 132 ist auch uf obgemelten Tag das Mer worden dass ein jeder<br />

nachbur 133 mag schaff anstellen doch soll einer nit mer uftriben 134 dan er<br />

gewinteret 135 hat und sollen summers zit auff der Rod 136 in alle 3 alpen gan.<br />

101 137 wegen den brästhaften 138 Fehs.<br />

So ist gesetz wegen des bresthaften fehs 139 dass man das selbige vor den Hirten<br />

söll lon bliben 140 und nit dänen Nemen und in die Herbstweiden duon wie<br />

bishären 141 villmall geschechen ist.<br />

102 - wegen der Heimküenen 142<br />

So ist gesetz und das Mer worden uff obgemelten Tag von wegen der<br />

Heimschküenen, dass will 143 man an den underen Bergen heüet einer die Kuo<br />

nit lenger den 8 Tag in den Herbstweiden soll han.<br />

125<br />

fallen würde<br />

126<br />

Quarten = Ackerlöser auf <strong>Gemeinde</strong>boden<br />

127<br />

benügen = anerkennen, befriedigen<br />

128<br />

Hindersässe = Nichtbürger<br />

129<br />

Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

130<br />

benennen<br />

131<br />

statt tun = befolgen, nachkommen, gehorsam sein<br />

132<br />

zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />

133<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

134<br />

auf die Weide treiben<br />

135<br />

winteren = Vieh den Winter über daheim durchfüttern. Es durfte in den anderen Jahreszeiten nicht<br />

mehr Vieh auf die Allmende getrieben werden, als der Futtervorrat den Winter über genügte.<br />

136<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

137<br />

diese Nummer fehlt im <strong>Buch</strong><br />

138<br />

brästhaft = krank, (Brästa = Maul- und Klauenseuche)<br />

139<br />

Vieh<br />

140<br />

Bei Viehseuchen wurde früher nicht alles Vieh geschlachtet, sondern oft in Quarantäne an isolierten<br />

Orten "durchgeseucht"<br />

141<br />

bisher<br />

142<br />

Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />

143 während


- 11 -<br />

Aber an den oberen bergen Mag sej einer han so lang er Zuo heüwen hat oder<br />

noch witer notwendige geschäfte Zuo verrichten hete.<br />

Die bergen 102<br />

Jtem ess sollen auch die Bergwissen gefreyt 144 und geschirmt 145 werden bis<br />

man von alp fart. Da soll keinerlej fech nit darin gon. Und der Usörteres 146<br />

auch nit.<br />

Von Fehs wegen 103<br />

Witer ist auch einhellig 147 gemehret von wegen der Heimküenen und dess<br />

fechs. 148 So es früelligs und summers zit in der auw wollen han und es nit Jn<br />

däten, der oder die selbigen sollen schuldig sein Jer Fech alle abat 149 wen der<br />

Hirt ussen fart in zuo duon 150 und Jm stall lon ston bis am morgen und alssdan<br />

dem Hirt widerum fürtriben damit sej Jnen selbs und anderlüten vor schaden<br />

seyen und dass soll gelten nit allein den früelig und Summer sondern Zuo allen<br />

Ziten.<br />

S. 33: Anno 1680 An Sant Matis Tag hat ein gantze Ehrsame gemeind gemehret<br />

welcher in unserer gemeind were der frembd Lüt zuochen zöchte und jnen mer<br />

den 8 Tag behussig gebe ohne einer gemeindt wüssen und willen der oder die<br />

selbigen sind buoss verfallen lut dem gmeind buoch wie am 38 Punkten fornen<br />

verschriben stat, nämlich 10 fl. 151<br />

Und so aber witer frömd Lüt weren, Man oder Wib, und sich in unsern<br />

gemeind won- und sässhafft machten ohne einer gemeind wüssen und willen<br />

und erlaubnuss, so sollen die selbigen Einer gemeind 10 fl. buoss verfallen sein<br />

und mag ein gemeind sie nüdt desto weniger haissen Jere 152 strass gohn ohne<br />

widerred.<br />

wegen der Vogt 153 Kinden<br />

Jtem ess ist gesetz wegen der Vogtkinden 154 so deren werden die nit selber<br />

thagwa 155 thun könten und weder Vater noch Muotter mer vorhanden während<br />

144 gefreit = frei gemacht, lösgelöst, befreit, ausgekauft<br />

145 schirmen (mhd. schermen) = schützen, beschützen, verteidigen.<br />

146 Ausörter = Friewiser und Patnaler<br />

147 einhellig = einstimmig<br />

148<br />

Vieh<br />

149<br />

jeden Abend<br />

150<br />

eintun = einstallen<br />

151<br />

fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

152<br />

ihre<br />

153<br />

Vogt = Vormund<br />

154<br />

bevormundete Kinder, wohl Waisenkinder<br />

155<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages


- 12 -<br />

die mit Jnen husseten 156 und tagwa däten, so sollen die selbigen Vogt kinder<br />

schuldig sein den wurschnitz 157 zuo geben und nit anderlüt für sej tagwa thuon.<br />

wegen der Schneflucht in der alp.<br />

Ano 80 an Sant matistag ist ein ornung gemacht von wegen der schneflucht so<br />

ess sich begebe summers Zit in den alpen damit ein iede Därtza 158 in solchem<br />

fall sich wüsse Zuo verhalten.<br />

S. 34: Da ist die schneeflucht<br />

Und Erstlichen so sollen die so auff Salatz alpen Jer 159 schneflucht durch das<br />

älpli aby nemen in den Sessler Wald 160 wie von alter här.<br />

Und die in der hinderen Alp sollen Jer Schneflucht nemen in die gürgatz<br />

böden 161 aby wo von alter härr.<br />

Jtem was aber anlangt die in der forderen Alp 162 die sollen jer Schneflucht ob<br />

bradawal 163 aby nemen oder wo sej von alter här auch gefahren seind.<br />

Anno 1680 uf Sant Jörgentag 164 da ist von einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />

gemeret worden wie hernach von einem Punkten zuo dem anderen verschriben<br />

stat.<br />

Und Erstlichen<br />

All diewilen dan ein Ehrsamj gemeind schon vor lengstm 165 und von altem<br />

hären ratsam befunden und für guot angesechen, dass Niemand kein guot uss<br />

der gemeind verkauffen sölle, wie dan solliches auch bei aussgesetzter buoss<br />

verboten worden, willen aber ietz dasselb gesetz von eim old 166 anderen schon<br />

offt überdrätten und wenig in obacht genommen worden wo<br />

S. 35: Wordurch dan soliches insskünfftig einer gantzen gemeind oder besonderbaren<br />

Personen zum schaden und nachtheill gereichen möchte. Also hat ein Ehrsamj<br />

gemeind soliches widerum erneüweret und bej aussgesetzter buoss und<br />

156 hausen = wohnen<br />

157 Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

158 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />

Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei,<br />

159 ihre<br />

160 Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />

161 Gürgütschboden = Allmende unter dem Alpzaun Koord. 758 125/198 500<br />

162 Vorder Alp, hier die Mittlere Hütte (nördlicher Teil) der Hintern Alp,<br />

163 Pradawald = Berggut oberhalb Bittiein. Koord. 758 500/198 375<br />

164 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

165 seit langem<br />

166 old = oder


- 13 -<br />

Verlierung seiner Dorffrechte verboten, dass Jetz fürohin Niemand befüegt 167<br />

sige ligendt guot uss unserer gemeind zuo verkauffen ohne einer gemeind<br />

wüssen und willen. Und so aber der Persohnen wehren 168 oder Leüt erfunden 169<br />

würden die dem nit wolten nachkomen oder dass Verbott überdrätten, So würt<br />

ein Ehrsame gemeind alssbald Lüt darzuo verornen und die buoss wie forna 170<br />

Jm alten gemeind buoch am 29 verschriben stat 171 von solchen Lüten Jnzüchen<br />

alss Namlich von einem Jeden Hundert 20 fl. 172 Und so der Märcht 173 Mer oder<br />

Minder alss Hundert were so soll allwegen nach der anzall gerechnet werden<br />

und wass ess den erdrait 174 von Jnen nemen und inzüchen nach lut 175 der<br />

gemeind Mehr 176 wie auch bej Verlierung seiner Dorff Rechte wie obstat und<br />

sol dass guot allwegen durch unparteyische grichts geschworne so in hiesiger<br />

gmeind sind geschätzt werden.<br />

S. 36: Der anderen Punkten. So auch uff obgemeltem Datum gemeret worden betrifft<br />

an die Jenigen personen, ess seige Man oder wib, die sich hie in Unserer<br />

gemeind inkaufft haben. Da dan denselbigen ein gemeind Ano 79 uff erlait hat<br />

brief und Sigel 177 Zuo geben, dass sej bej keinen fürsten 178 noch Heren 179 mit<br />

keiner libaigenschaft noch anderen beschwerden 180 bej dem wenigsten nicht<br />

verbunden sonder frey eigen , ledig und loss usskaufft sigen.<br />

Willen aber dem selbigen noch biss dato kein Vollzug nit gemacht und die<br />

Sach von Zit Zuo Zit uss geschoben, also hat ein Ehrsame gemeind<br />

denselbigen noch ein Jar Zit und blatz 181 zuogeben damit sie sich in mitler Zit<br />

können umsechen und nach Jerer schuldigkeit wie Jnen uff erlait ist biss auff<br />

Sant Jörgentag 182 Anno 81 der gemeind Brieff und Sigell 183 ufflegen und geben<br />

söllen.<br />

167<br />

Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis<br />

168<br />

wären<br />

169<br />

erfinden = herausfinden<br />

170<br />

wie vorn<br />

171<br />

siehe Urk. Nr. 189 Gem. Arch. Untervaz Protokollfragment 1596-1658. Seite 9<br />

172<br />

fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

173<br />

Handel<br />

174<br />

erträgt<br />

175<br />

nach lut = gemäss<br />

176<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

177<br />

Brief und Siegel = beurkundeter Vertrag oder Entscheid, auch Urteil<br />

178<br />

sowohl der Bischof von Chur und der Abt von Pfäfers trugen den Titel "Ihr fürstlich Gnaden"<br />

179<br />

Herren, Adelige<br />

180<br />

Beschwer = Belastung, Beeinträchtigung, auch Steuern<br />

181<br />

Platz<br />

182<br />

St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

183<br />

Brief und Siegel = beurkundeter Vertrag oder Entscheid, auch Urteil


Wegen der Hindersässen<br />

- 14 -<br />

So ist Anno 1681 auff Sant Matistag da man das gemein-Buoch gelobt 184 hat,<br />

so ist etwass von einer gantzen gemeind erneüweret und gemehret 185 worden<br />

alss wie da hiernach folgt.<br />

Und Erstlichen ist da Mer worden von wegen der Hindersässen, dass alle die<br />

Jenigen welche man angenommen hat Jer Hinder säss gelt wie<br />

S. 37: Wie Jnen den zuogelait ist alle Jar sollen schuldig sein an der gemeind<br />

Rechnig 186 zuo geben und zuo bezallen.<br />

Jtem dessglichen auch die Vogtkind. So nit selber tagwa 187 thun die sollen auch<br />

schuldig sein alle Jar den wuorschnitz 188 an der gemeind Rechnig zuo geben<br />

und bezalen.<br />

Witer ist auch auff obigen Tag das mer 189 worden wass antrifft bättne 190 ämbter<br />

oder warumb einer bittet, soll die fründschaft abston wass zum driten oder<br />

nächer ist. 191<br />

Jtem wass aber anlangt den Messmer der soll jetz fürohin von der gantzen<br />

gemeind gesetzt werden und soll niemand mer abston 192 obglich woll schon<br />

einer bite oder nit.<br />

Uff obgemeltes Datumb ist auch gesetz und verboten worden, dass niemand<br />

mer befüegt 193 seje alt Herberigen 194 noch keinerlej Holz uss unserer gmeind<br />

Zuo verkauffen und welcher das nit hielte oder überdräte 195 der soll allwegen<br />

nach tichter und grichts erkantnuss darumb abgestrafft werden.<br />

S. 38: Witer so ist auch auff vorgemeltes Datum gesetz und das Mer worden von<br />

wegen des fechs, 196 es were glich oxen oder ander fech, so etwan ungefert 197 us<br />

den Alpen entdrinnen, 198 so sollen die gemeindknecht alssdan demselbigen<br />

184<br />

geloben = feierlich versprechen, auch in Kraft setzen<br />

185<br />

mehren = abstimmen oder wählen, meist mit Handmehr<br />

186<br />

Rechnung, Rechnugsablage<br />

187<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

188<br />

Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

189<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

190<br />

erbetene<br />

191<br />

d.h. Verwandte im dritten Grad oder näher müssen bei Wahlen in Ausstand treten.<br />

192<br />

bei der Messmerwahl dürfen auch Verwandte mitwählen<br />

193<br />

befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />

194<br />

Herberigen = Hütten und Ställe in den Maiensässen<br />

195<br />

übertreten würde<br />

196<br />

Vieh<br />

197<br />

Gefärde = Verheimlichung, List, Betrug<br />

198<br />

entrinnen, weglaufen


- 15 -<br />

bütten, 199 dass ess is, dass erss wider abtribe und Zuo alp thüöy 200 oder wo ess<br />

gehört. Und so einer dass nit däte und ungehorsam were so mügend in dan die<br />

gemeindknecht gantz mit billichem 201 Rechten ersuochen und zuo gebürender<br />

Straff züchen.<br />

Jtem so ist auch gesetz und das Mer worden, wenn es kombt jm früellig da man das fech usslassen<br />

es zuo lohn. 205 Was aber witer antrifft jm früellig uss zuo lassen und man<br />

vermeinte es were an der Zit so soll man alzit Ein gemeind halten und darum<br />

Mehren. 206 Und wan es dan das Mer würt soll man den gemeinen Hirten uss<br />

schicken und nit einer selber hüeten oder usslon 207 wan er will. Und das soll<br />

gelten zuo berg und Tall.<br />

S. 39: Wegen des Jargelts 208<br />

So ist gesetz, dass ein Ambts schuldig sige vom Jargelt der gemeind alle Jar ein<br />

gewüssen Zädell 209 zuo bringen und aufflegen was ehr in Namen der Gemeind<br />

Empfangen habe.<br />

Von wegen der fräfflen 210<br />

Uff vorgemelten Tag Anno 82 so ist setz, 211 dass ein Ambtsman schuldig sige<br />

alle fräffel und fäller 212 in seinem Jar so vill möglich ist abzuostraffen. Und wo<br />

es sich aber begäbe oder zuotrüege dass zwej grad vor einer bsatzig 213 mit<br />

einanderen schlüögen oder sonst etwas anfiengen so straffmessig were und<br />

villicht zuo selbiger Zit gricht und Recht beschlossen oder sonst nit füeglich 214<br />

were gricht und Recht zuo halten so sollen dieselbigen von einem<br />

nachkommenden gricht ohne entschuldigung mögen abgestrafft werden<br />

199<br />

aufbieten, Meldung machen<br />

200<br />

täte<br />

201<br />

billich, billig = gerecht, angemessen<br />

202<br />

Ziel = Ende, Termin<br />

203<br />

geetzt, geweidet<br />

204<br />

befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />

205<br />

lassen<br />

206<br />

abstimmen<br />

207<br />

die Tiere auf die Weide lassen<br />

208<br />

Jahrgelder = Zahlungen fremder Mächte und Fürsten für Solddienste oder politisches<br />

Entgegenkommen<br />

209<br />

Zettel, Papierstück<br />

210<br />

Frevel = Rechtsverletzung, meist Holzdiebstal<br />

211<br />

sollte heissen: Gesetz<br />

212<br />

Fehler<br />

213<br />

Bsatzig = Wahlen in die <strong>Gemeinde</strong>ämter<br />

214<br />

Fug = Recht, Berechtigung, Befugnis


- 16 -<br />

als ob sie den fäller erst neüwlich begangen heten.<br />

wegen der Quarten<br />

So ist auch Anno 83 gemeret worden, wan es darzuo keme dass ein quarten 215<br />

sambt den gärten 216 fallen däte, so soll man sie Einem zuostellen oder<br />

inhendigen der an heimbsch 217 ist und die Tagwa 218 flissig geton hat und der<br />

erst an der Rod 219 ist, aber auch mit dem beding dass er dan der Gemeind die<br />

kronen 220 grad bar gebe wie schon mer gemeldt ist.<br />

S. 40: Von wegen der Tagwen<br />

Jtem 221 es ist gesetz wegen der Tagwa, wellichem etwass auffgleit würt an<br />

Tagwa zuo fahren der soll schuldig sein mit Oxen oder stieren zuo faren nach<br />

dem jme uffgleit würdt und nit mit Myssen 222 oder Zitküönen 223 welche man<br />

jetz fürohin nit mer schuldig ist zuo nemen.<br />

Witer ist gesetz und das Mer worden, dass man alle Jar zwei Mall jm Dorff die<br />

Gassen rumen 224 solle wo es von nöten ist.<br />

Jtem es ist auch Gesetz und das Mer worden uf obgesetzten Tag, dass die<br />

forstMaister nit sollen gewalt 225 haben dem Maister bartlj 226 und Anderen so<br />

jere Heüsser verkauffen und hingegen wegen jeres eignen Nutzes und grossen<br />

gewins halb alle Zit andere buwen 227 wollen. Denen sollen sej wie obstat nit<br />

gewalt haben Holtz zuo erlauben und wan andere nachburen 228 weren die jnen<br />

dan holtz oder lerchen 229 darzuo zuo kauffen geben so auss den banwälden 230<br />

kämen die sollen auch darum abgestraft werden nach Richter und Grichts<br />

erkantnuss 231 und nach dem der schaden ergangen weri. 232<br />

215<br />

Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

216<br />

Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />

Palschin)<br />

217<br />

einheimisch<br />

218<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

219<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

220<br />

Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />

221<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

222<br />

Mese = zweijähriges Rind<br />

223<br />

Zeitkuh = erstmals trächtiges Rind<br />

224<br />

räumen, reinigen<br />

225<br />

Gewalt = Befugnis, Macht, Möglichkeit<br />

226<br />

Vorname: Bartholomeus<br />

227<br />

bauen<br />

228<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

229<br />

Lärchen<br />

230<br />

Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

231 Erkanntnis = Urteil, Zeugnis, Ausweis, Geständnis, Belehrung, Ermessen,<br />

232 wäre


S. 41: Von wegen der Räbäckeren 233<br />

- 17 -<br />

So ist gesetz und von Einer gantzen Ehrsamen gemeind dass Mer worden, dass<br />

man die Räbäcker möge rupfen und brachen 234 wen man will, doch allwegen<br />

dem anderen ohne schaden.<br />

Von wegen der Quarten 235<br />

Da ist auff Sant Matistag 236 Anno 1686 das Mer worden, dass jetz fürohin alle<br />

Tüsch 237 und auffläg 238 wägen der Quarten sollen abgestelt sein. Und so ein<br />

quarten gefallen were, so soll sie einer nemen der der erst an der Rod 239 ist und<br />

darmit zuofriden sin.<br />

Aber 240 wegen der Qarten<br />

So ist auch das Mer worden, wan zwej oder drej oder noch mer mit einanderen<br />

auff ein Tag den ersten Tagwa 241 thuon würden, so sollen die selbigen mit ein<br />

anderen schuldig sein zuo lossen 242 welcher der erst söll ingeschriben werden<br />

und den jn der erst der auff das lossen ingeschriben würdt, der soll auch die<br />

erste quarten han die da falt geb sej sej guot oder schlecht und soll nüd daruff<br />

glait werden.<br />

S. o. Nr: Von wegen der bömen 243<br />

Jtem 244 es ist gesetz der bömen halben die in den Marchen stand 245 oder<br />

zwüschet der Allmein 246 und den güeteren oder grad usswendig an der March<br />

oder derselben Anfällen. Und namlichen geornet Zum Ersten<br />

Wo ein Baum in der March stat zwüschet der Allmein und eines nachburen 247<br />

guots so soll der bam des buren sin des das guot ist. Ja wen die March den bam<br />

bege.... 248<br />

233<br />

Zum Weinbau in Untervaz siehe auch: Durnwalder Eugen: Der Weinbau des Bündner Rheintales.<br />

Wädenswil 1940. Seite 72-76.<br />

234<br />

brachen = pflügen<br />

235<br />

Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

236<br />

St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

237<br />

Täusche, Umtäusche<br />

238<br />

Auflage = zusätzliche Bedingung, Vorbehalt, auch Steuer, Abgabe<br />

239<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

240<br />

aber, abermalen = wiederum<br />

241<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

242<br />

auslosen<br />

243<br />

Bäume<br />

244<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

245<br />

auf der Grenzlinie stehen<br />

246<br />

Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

247<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

248<br />

Blatt am Rande ausgerisssen, Wort unvollständig


- 18 -<br />

Witer ist gesetz wen böm auf der Allmein stüönden 249 oder in der bachruss 250<br />

die gehören Einer gemeind.<br />

Noch witer ist auch gesetz, dass man in keiner Gassen oder wäg kein böm<br />

weder wild noch zam 251 soll zügen 252 noch uf lassen kommen.<br />

Aber 253 der bömen halben.<br />

Jtem es ist gesetz der bömen halben die in der Kilchgassen 254 stond oder in der<br />

flumissgass, die sond 255 deren sein deren der sie for 256 gesin seind. Und aber<br />

sie söllend keinen mer dar zügen 257 noch setzen und söllend die selbigen lassen<br />

schlissen 258 die da wärend.<br />

Zum 40.<br />

Jtem es ist gesetz wen ein Hussbur 259 abstürbj und Husfolch jm Hus het 260 es<br />

sigen wib oder kinder die der gemeind Tagwen 261 erhalten denen denen soll<br />

man die Quarten .... 262<br />

S. o.Nr: eine Seite leer und ohne Nummer<br />

S. 42: Wegen der Kabisgärten 263<br />

So ist auch auff letzt gemeltes Datum das Mer 264 worden, diewill es<br />

absonderlich in den Kabisgärten alle Jar vill zuo schaffen gibt von wegen des<br />

Zünes 265 diewill man niemallen hat mügen wüssen wess eins oder das ander<br />

bet 266 seye, so soll ein jeder schuldig sein ein pfall 267 in sein aigen kabissbet<br />

zuo schlagen und daran soll er sein Huss Zaichen 268 machen damit dass man<br />

wüsse wess Eins oder das ander sein möchte. Und welcher das nit thun würde<br />

den mügen sej auch mit dem Rechten ersuochen.<br />

249 stehen würden<br />

250 Bachruss = Bett und Böschung des Dorfbaches (eigentlich Runse = Schlucht)<br />

251 Zame Bäume = veredelte Obstbäume / Wilde Bäume = alle Arten Waldbäume<br />

252 ziehen, aufziehen<br />

253 aber, abermalen = wiederum<br />

254 Kirchgasse, Dorfstrasse<br />

255 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />

256 vorher<br />

257 ziehen, aufziehen<br />

258 wohl Sinne von: ausgehen lassen, warten bis die Bäume eingehen<br />

259 Hausvorstand<br />

260 hätte<br />

261 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

262 ein Wort unleserlich am Rande abgerissen<br />

263 Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />

264<br />

Palschin)<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

265<br />

zünen = zäunen, Zäune machen<br />

266<br />

Beet, Gartenbeet<br />

267<br />

Holzpfahl als Grenzzeichen<br />

268<br />

Hauszeichen, Eigentumsmarke


- 19 -<br />

Von der Dorffrechte, Anno 1681 auf S. Matistag ist von Einer gantzen<br />

Ehrsamen gemeind einhellig 269 und unverschidenlich gemehret worden von<br />

wegen der Dorfrrechte halber, dass wen sich jetz fürohin einer oder 270 eine<br />

usserhalb unserem Hochgricht der 4 Dörfferen verheiratet so soll derselbige<br />

oder dieselbige 271 so es antreffen möchte grad alsbar 272 sein Dorfrechte<br />

verschüt 273 und verloren han. Jtem 274 und so ein solches gemeindgüeter hete es<br />

were glich was es wol, so sollen die selbigen der gmeind grad bar gefallen 275<br />

sein ohne allen intrag 276 und widerred. Und so also dan dieselbigen hie zuo<br />

Undervatz hussen 277 und wonen wolten, so sollen sie sich schuldig sein<br />

beide 278 inzuokauffen als ob sie kein Dorffrechte nie kan haben. Ja sover 279 sej<br />

ein gmeind auch annümbt und so sie von einer Gemeind angenomen würden<br />

sollen sie sich verhalten wie das Gemeindbuoch und die Gesetz auswissen. 280<br />

S. 43: Von wegen der Bömen<br />

Anno 1676 An St. Matiss tag 281 ist das Mer 282 worden, dass ein jedwederen<br />

nachbur 283 der Tagwa 284 duot Zwey böm müge auf die Allmein 285 setzen und<br />

mag sie selber gnüssen 286 und bruchen wie sein aigen guot, er soll sej aber 6<br />

klafter 287 wit von einem Zun oder guot oder Hampf Rohssen 288 setzen.<br />

Vom Tagwa in der Alp<br />

Zum andern 289 ist das Mer worden von wegen der Tagwa die man in der alp<br />

hät, ess glich hüttnen 290 oder Zünen 291 der buw usduon 292<br />

269 einhellig = einstimmig<br />

270 "einer oder" später gestrichen<br />

271 "oder dieselbige" später gestrichen<br />

272 sobald<br />

273 vergiessen, verlieren<br />

274 item = ebenso, ebenfalls<br />

275 Lesung unsicher, Seitenrand beschädigt<br />

276 Intrag = Einsprache<br />

277 hausen, wohnen<br />

278 "beide" später gestrichen<br />

279 sofern<br />

280 es folgen hier zwei Linien welche stark durchgestrichen und unleserlich sind.<br />

281 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

282 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

283 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

284 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

285 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

286 niessen = nutzen<br />

287 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />

288 Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

289 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />

290 in der Alphütte arbeitenn<br />

291 zünen = zäunen, Zäune machen<br />

292 Mist austun


- 20 -<br />

oder schwemen, 293 so soll man nach den küenen 294 die Tagwa duon.<br />

Aber wen die küö in der Alp seind so sond 295 die Buren die zum Mäss 296 und<br />

darfar 297 da joben 298 sind schuldig sein an Tagwa zuo gon einer wie der ander.<br />

Anno 1688 Jars auff S. Matisstag ist von Einer gantzen gemeind das mer 299<br />

worden, dass fürohin die stieren oder pfarrn 300 die in die küe alpen genomen<br />

werden die sollen dem oxner 301 kein Lon 302 schuldig sein zuo geben.<br />

Anno 89 an S. Matisstag ist auch verbotten worden, dass niemand Holtz oder<br />

läden 303 und schindlen oder anderlej Holtz auss der gmeind verkauffen soll und<br />

das bej Buoss 5 pfund. 304<br />

S. 44: Vom Kalch<br />

Anno 1689 Jars uff Sant Matisstag 305 ist von Einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />

das kalchen 306 verboten worden. Ussgenommen was man hie in der gemeind<br />

selbsten von nöten hat. Und wan ein nachbur 307 das Verbot überträt so ist er 5<br />

pfund 308 buoss schuldig und noch ein fl. 309 der gemeind von einem jeden<br />

fuoder 310 Kalch.<br />

Vom Sager Lohn.<br />

Jst auff obgemelten Tag von Einer gantzen gmeind das mer 311 worden von<br />

wegen der gemeindsagen und ist ietz fürohin der Sagerlon taxiert 312 worden:<br />

Estlich von einem Dilladen 313 3 Xr 314<br />

Jtem 315 von einem Dünen 316 Laden 317 1 Xr<br />

293 evt. arbeiten an den Wasserleitungen<br />

294 Kühen<br />

295 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />

296 Messen der Milch<br />

297 dar far = davor<br />

298 djob = oben<br />

299 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

300 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />

301 Ochsenhirt<br />

302 Lohn<br />

303 Laden = Brett<br />

304 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />

305 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

306 Kalk brennen<br />

307 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

308 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />

309 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

310 Fuder<br />

311 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

312 taxieren = einschätzen, abschätzen, veranschlagen<br />

313 Till, Diele = Bretterboden, hier Bodenbretter oder Planken<br />

314 xer = Kreuzer, der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />

315<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

316<br />

dünn<br />

317<br />

Laden = Brett


- 21 -<br />

Jtem von einem Laden laubhotz 2 Xr<br />

Jtem von den Nussbömen ist der Lon nit taxiert. Darnach der Laden ist so soll<br />

auch der Lon sein.<br />

S. 45: Anno 1690 uff St. Matistag ist das Mer worden von wegen der pfarrstieren 318<br />

und sollen fürohin Mäss 319 stierenussgezogen werden und die 6 stieren sollen<br />

in die 3 küöalpen genommen werden und sind kein lon 320 schuldig und soll die<br />

rod 321 fürwerts gohn lut dem gemeindbuoch und sollen von einer kuo lönen 8<br />

bz. 322 Und nach dem Gemeindbuoch sollen sej ein stier in der auw 323 haben<br />

und wan ein bur 324 an die Rod 325 kombt und ehr ein schönen stier hat alss die<br />

anderen so soll seinen in die Rod genommen werden.<br />

Von den halb gemessnen 326 Küenen<br />

Jtem ess ist uff obgemelten Tag das mer worden von wegen der halb<br />

gemessnen küenen. Und sollen fürohin nit mer uss der Alp genommen werden<br />

und soll ein burr 327 nit mer Macht haben nach Sant Jacobstag 328 die Kuo zuo<br />

melchen oder die knecht zuo melchen duon auch nit.<br />

Vom pfenden 329<br />

So ist an vorgeschribnem Tag das mer worden von wegen der gaissen 330 und<br />

gitzen 331 so in den wingerten und krutgerten 332 erfunden würden So mag<br />

fürohin ein jeder nachbur selbst pfenden und ist der pfandschillig 333 2<br />

blutzger 334 lut den alten bungten. 335<br />

S. 46: Anno 1690 An Sant Matisstag ist das Mer worden, dass man soll ein jeder<br />

feürstat 336 50 klafter 337 Auw ausstaillen.<br />

318 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />

319 Mese = zweijähriges Rind<br />

320 Lohn<br />

321 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

322 bz = Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />

323 Au = Waldgebiet entlang des Rheinflusses, früher Weideland<br />

324<br />

Bauer<br />

325<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

326<br />

wegen Milchrückgang bei trächtigen Kühen<br />

327<br />

Bauer<br />

328<br />

St. Jakobstag = 25. Juli<br />

329<br />

pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

330<br />

Ziegen<br />

331<br />

Gitzi = Zicklein<br />

332<br />

Krautgärten = Kabisgärten<br />

333<br />

Pfandschilling = hier Auskaufsumme für das gepfändete Vieh<br />

334<br />

Bluzger = 1/70 Gulden (Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.)<br />

335 Punkten, Paragraphen, Artikel<br />

336 Feuerstätten = Haushaltungen, massgebend für die damaligen Volkszählungen<br />

337 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2


- 22 -<br />

Und ietz fürohin soll Einer oder eine wan man ihme oder jeren 338 ein quarten 339<br />

und garten 340 und ein Neüwloss 341 zuo handen stelt dass es falt der gemeind 2<br />

fl. 342 geben und das bar.<br />

wegen der böcken<br />

So ist Ano 92 an St. Matissag ist das mr worden, dass ietz fürohin 8 bögg 343 bei<br />

den gaissen 344 sein, 4 alt und 4 jung. Und sollen die alten Zuoerst in der Rod 345<br />

sein und soll ein Alter 10 gaiss in der Rod han und ein Junger 5 gaiss und soll<br />

jede gaiss 2 alt haben und 2 jung<br />

wegen dess Holtz in der Auw<br />

An obgemeltem Tag ist das mer worden von wegen der Auw und dass Holz<br />

darin. Also ist verboten dass Niemant kein Holtz in der auw hauwy keinerlei<br />

weder dürss noch grüenss usgenomen Dörn und gert 346 zum Zünen. 347<br />

Wegen der pfarrstieren 348<br />

Uf vorgeschriben Tag ist einhelig 349 das mer worden von wegen der<br />

pfarrstieren. Und ist gemeret, dass man die stieren nit soll haillen 350 bis sej<br />

ussgejaret haben und nit hingegen jung in die Alp nemen.<br />

S. 47: Jtem Anno 92 An vorgeschribnen Tag ist auch einhellig 351 das Mer worden von<br />

wegen dess Sessler 352 Waldts. Also ist er auf ein Neüwes in ban geschlagen 353<br />

dürss und grüenss Holtz Alles mit einanderen. Uss genommen ihm kleinen<br />

Wald Zuo den berg Herberigen 354 mügen die forstMaister erlauben.<br />

338<br />

ihr<br />

339<br />

Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

340<br />

Kabisgarten = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, kleines Aeckerchen in den Kabisgärten, (südwestl.<br />

Palschin)<br />

341<br />

offenbar wurde bereits vor 1690 zusätzliches Ackerland durch die <strong>Gemeinde</strong> bereitgestellt,<br />

eine zweite grosse Neuzuteilung erfolgt nach <strong>1846</strong>, siehe <strong>1846</strong> Schiedsspruch wegen Nutzung des<br />

<strong>Gemeinde</strong>bodens. . . <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz. . . Urk. Nr. 119.<br />

342 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

343<br />

Ziegenböcke<br />

344<br />

Ziegen<br />

345<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

346<br />

Gert und Band = Ruten und Weiden (vorwiegend zum Körbe flechten gebraucht)<br />

347<br />

zünen = zäunen, Zäune machen<br />

348<br />

Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />

349<br />

einhellig = einstimmig<br />

350<br />

heilen = verschneiden, kastrieren<br />

351<br />

einhellig = einstimmig<br />

352<br />

Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />

353<br />

Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

354<br />

Berghütten oder Ställe


- 23 -<br />

Witer so ist auf Datto 355 das Köllen 356 verboten, usser was man hie von nöten<br />

hat.<br />

Wer wingert machen will.<br />

So ist Anno 1692 an Sant Matisstag das Mer worden, welcher guot hat und nit<br />

ingeschlagen 357 ist und er wollte inschlagen und wingert daruss machen, der<br />

mag ess thuon und von einem Klafter 358 einer gmeind bezallen von dem klafter<br />

2 Schillig 359 und welcher nit wingert machet der soll für ein gemeind keren, 360<br />

was ein gemeind thuot ist than ja sover 361 er bungert 362 Rechtjbegert.<br />

Die Hindersässen 363 Anno 1695 uff Sant Matisstag ist einhellig 364 das Mer<br />

worden von wegen der Hindersässen. Erstlich sollen sej vor einer gemeind<br />

erschinen und an S. Matistag anhalten um den Hindersitz und ein Tröster 365<br />

stellen der an ein gemein komme Und der Tröster soll zallen was ihm ein<br />

gmein zuolait 366 Und wen ein Hindersäss mit einem nachbur 367 Händell anfieng<br />

so soll der nachbur den Tröster mügen darum ersuochen.<br />

S. 48: An vorgemeltem Tag ist einhellig das Mer worden von wegen des Allmein 368<br />

Mäyes 369 oder Wildheüwes. 370 So ist es an allen orten verboten ussgenommen<br />

umb den älbliStein 371 oder sattellkopf 372 oder Leüwjzug 373 oder gwakis 374<br />

allwo dass fech nit gon kan<br />

Von wegen der geistlichen Güeteren<br />

An vorgeschribnem Tag ist das Mer 375 worden von wegen der Gaistlichen<br />

355 auf gleiches Datum<br />

356 Holzkohle brennen<br />

357 einschlagen = einzäunen<br />

358 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />

359 Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig, 1 Schilling = 12 Pfennig<br />

360 kehren = wenden<br />

361 sofern<br />

362 Bungert = Baumgarten, meist in Hausnähe<br />

363 Hindersässe = Nichtbürger<br />

364 einhellig = einstimmig<br />

365 Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

366 auferlegt<br />

367 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

368 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

369 mähen<br />

370 Wildheu<br />

371 Aelplistein, Felskopf ob den Ahornen, Koord. 755.625/198.375<br />

372 Sattelkopf = Flurname in der Alp Salaz, südl. Stelli, Koord. 755 375/199 200<br />

373 Lawinenzug im Quaggis, heute Ghürsttobel genannt<br />

374 Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />

375 Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss


- 24 -<br />

güeteren. So soll jetz fürohin ein iede part Relligeion jeren gejstlichen die<br />

güeter werchen wie sej wollen der gemein ohne inlag 376 der Tagwa. 377<br />

Wegen Hampff Land braches. Jtem 378 es ist auch das Mer worden von wegen<br />

des Hampfland 379 braches und mag jetz fürohin einer oder eine ihr Hampfland<br />

und Los brachen 380 oder karsten 381 oder spaten 382 wan er will. -<br />

Von wägen des obs 383 uffläsen. Widerum ist an vorgeschribnen Tag auch das<br />

Mer worden von wegen des obs oder bömen. So ist ietz verboten dass keiner<br />

weder Manns noch Wibs person weder klein noch gross dem anderen das obs<br />

uff oder ablässen sollj und auch nit brüglen 384 weder vor der Kilbj 385 noch<br />

darnach<br />

S. 49: Von Böümen. Anno 1694 uff Sant Jörgentag 386 ist von einer gantzen gemeind<br />

das mer worden von wägen der beümen zahm und wild. 387 Erstlich so soll ein<br />

Nachbur dem anderen ein baum nit nächer an sein guot setzen den ein<br />

klaffter 388 und an einem wingert oder Drüeter 389 2 klaffter, wen aber einer oder<br />

eine es überträte so mag der nachbur den boum abhauwen.<br />

Aber 390 wegen der böumen<br />

Uf obgemelten Tag ist auch das mer worden wegen der bömen die sit Ano<br />

1680 Jaren gesetzt sind worden dem anderen an sein guot oder wingert. Also<br />

sollen die selbigen böm zuorug gesetzt werden von einem guot 1 klaffter und<br />

von einem wingert 2 klaffter wen aber der bur 391 das nit dätte so mag der ander<br />

denjenigen baum was auff sims 392 gat abhauwen jm boden und in der lufft oder<br />

als obs 393 haben was auff dass seinig gat oder falt.<br />

376<br />

Inlag, Einlage = Beeinträchtigung<br />

377<br />

Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

378<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

379<br />

Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

380 brachen = pflügen<br />

381 Karst = zwei- oder dreizinkige Hacke<br />

382 mit dem Spaten schaufeln<br />

383 Obst<br />

384 das Obst mit Prügeln herunterschlagen<br />

385 in der Urkunde Nr. 75 im <strong>Gemeinde</strong>archiv Untervaz ist am 4. Oktober 1688 von einer "Feldchilbi"<br />

die Rede (Urteil wegen Weiderechte in Friewis.)<br />

386 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

387 Zame Bäume = veredelte Obstbäume / Wilde Bäume = alle Arten Waldbäume<br />

388 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />

389 Trueter = Holzgestell für Weinreben oder Fruchtbäume, meist an Aussenwänden<br />

390 aber, abermalen = wiederum<br />

391 Bauer oder Nachbar<br />

392 was auf seines<br />

393 Obst


Von der lerchen 394 wegen.<br />

- 25 -<br />

Uf obgemelten Tag ist das mer worden von wegen der lerchen. So sollen ietz<br />

alle Lerchen in ban 395 sein wan aber einer etwas von nöten ist so soll er um<br />

erlaubnuss fragen.<br />

S. 50: Jtem an vorgemelten Tag ist auch das Mer worden wo kein böm vor einem<br />

wingert gesin sollen auch kein gesetzt werden.<br />

Anno 1701 so ist auf Sant Matisstag von einer gantzen Ehrsamen gemeind<br />

einhellig das Mer worden wie von einem Puncten zuo dem andern folgt:<br />

Jtem und zuo dem ersten ist gesetz und das Mer worden dass ietz fürohin<br />

niemand solle die Armen Lüt mer den zwej nacht über nacht haben ess seigen<br />

glich galanger 396 oder andere arme leüt Ursachen halb, willen sie sich hie all zit<br />

heimlichen massen lang uffhalten und sonderlich summers Zit . Da sej villicht<br />

villmall an eim und andren Ort im schaden erfunden worden ist also desswegen<br />

verboten. Und so jemand erfunden würde der sej mer den 2 nacht über nacht<br />

hielte 397 der soll ein pfund 398 Buess verfallen haben und diejenigen so es<br />

wüsten dass man sej schon 2 nacht beherberget hete und sej es auch mer heten<br />

die sollen auch ein pfund buoss verfallen haben.<br />

Uff obgemeltes Datum ist auch das Mer worden dass man in der Alp Zum<br />

Mäss 399 die Milch auch wägen will und messen wie biss datto. - Stat auf ein Jar<br />

zuo probieren.<br />

S. 51: wegen Hüsser buwen<br />

Zum anderen 400 ist auch auff vorgemeltes Datum gesetz und verboten worden<br />

Heüsser zuo bauwen usser dem Dorf oder krais 401 wie hernach folgt:<br />

Alss namlich was usser des Jacob Hugen Huss ist in den wingerten 402 und dem<br />

alten pfruond Huss 403 und oben in der salauwisgass 404 des Christen kretlis 405<br />

394<br />

Lärchen<br />

395<br />

Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

396<br />

Galanger = Emigranten aus dem Calancatal, meist Korbflechter, Harzer und Pechverkäufer<br />

397<br />

Lesung unsicher, Wort am Rand verdorben<br />

398<br />

Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />

399<br />

Messen der Milch, damals nur an bestimmten Tagen<br />

400<br />

zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />

401<br />

Kreis<br />

402<br />

Wingert = Dorfteil östlich der Kath. Kirche<br />

403<br />

Kath. Pfarrhaus<br />

404<br />

Salavis<br />

405<br />

Krättli = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1447


- 26 -<br />

oder des schuochters 406 Huss und oben des Mstr. 407 bartly Dineten 408 Huss, wie<br />

auch des beris 409 Huss und das fiall-Hüssli. 410 Jtem 411 im wingel 412 des Hanss<br />

maffiewa 413 selligen 414 Huss und in der flumisgass des Hanss beter berris Hus<br />

und uff der graffisgass des jungen Lorentz Allamanss 415 Huss, wie auch des<br />

alten Messmers Huss. Und was ietz usser dem gemelten krais ist, da ist es<br />

verboten Hüsser und ställ zuo bauwen bej buoss 10 pfund ohne gnad und<br />

behalt ein gricht, Gemeind oder sonderbare persohnen 416 Jerj Rechte vor<br />

selbige noch weiter darum zuo ersuochen oder nit.<br />

wegen der gitzena. 417 So ist gesetzt und das Mer worden, einer der sein gitze<br />

hinwäg duot 418 der tarff sej nit spissen aber Löhnen 419 wie von alter häri der<br />

Bruch auch ist xin. 420<br />

wegen der Hindersässen. So ist gesetz und abgemeret 421 dass die Hindersässen<br />

so nit in dem Dorff hussen und wonen kein gaiss auff die Allmein triben sollen.<br />

S. 52: Vom grassmiet 422<br />

Anno 1670 uff Sant Matisstag ist das Mer worden, dass fürthin welcher ein<br />

Rind kauft das nit hie gewinteret ist so soll er ein Krona 423 Grassmiet geben so<br />

er nit ein anders dargeget uss der gemeind verkauft hat<br />

Vom Rütty küren schlaipfen 424<br />

Jtem es ist gesetz wen Einer Rütty 425 küren 426 hab het zuo schleipfen so mag är<br />

am morget ussy faren und am selbigen abet soll er widerum heimfaren. So er<br />

aber die Oxen über nacht in den Herbstweiden hat<br />

406<br />

Schuster = Schuhmacher<br />

407<br />

Mstr. = Meister<br />

408<br />

evt. Tönett<br />

409<br />

Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />

410<br />

Vial = Dorfteil unter der Egg<br />

411<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

412<br />

Dorfteil, (oberer oder unterer Winkel)<br />

413<br />

Maffiew = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1527<br />

414<br />

selig = verstorben<br />

415<br />

Allemann = Untervazer Bürgergeschlecht, urk. erstmals 1519 erwähnt<br />

416<br />

Einzelpersonen<br />

417<br />

Gitzi = junge Ziege, Zicklein<br />

418<br />

damals wurden die Gitzi im Frühling im Bachtobel oder im Valcosenz ausgesetzt und im Herbst<br />

heimgeholt, man nannte dies "verferggen"<br />

419<br />

Sinn unklar, vermutlich bedeutet es: den Tieren Salz geben<br />

420<br />

gsin = gewesen<br />

421<br />

mehren = abstimmen, (meist mit Handmehr)<br />

422<br />

Grasmiete = Weidetaxe<br />

423<br />

Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />

424<br />

schlaipfa = am Boden nachziehen, schleppen<br />

425<br />

Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />

426 Korn


- 27 -<br />

so ist ers von einem bar 427 Oxen 10 Pfund 428 Buess und sond 429 die<br />

gemeindknecht die buoss von jma Jnzüchen und das soll wären bis das fich<br />

oder die küe von alp komen.<br />

Vom Kalchen<br />

Anno 1682 uff Sant Jörgentag 430 ist von einer gantzen gemeind einhellig das<br />

kalchen 431 verboten worden ussganomen wass man hie in der gemeind selbsten<br />

von nöten hat und so aber deren weren die dass bot 432 überdräten und kalchen<br />

däten und denselben uss der Gemeind verkauffen so ist auf ein jedes fuoder 2<br />

fl. 433 buoss auffgleit und die soll man allwegen dem Segell Meister 434 in<br />

hendigen und ist die buoss eben sowoll von den steinen als von des Holtz<br />

wegen auffgesetzt worden.<br />

S. 53: Wegen der Hirten und albknechten. Anno 1693 auff Sant Matistag ist von<br />

Einer gantzen Ehrsamen gemeind einhellig das Mer worden, dass ietz fürohin<br />

die gemeinen Hirten sollen von Merer Hand gesetzt werden.<br />

So ist auf obgemelten Tag auch einhellig das Mer worden von wegen der<br />

albknechten wie auch wegen der gemeinen Hirten, dass welcher ein albknecht<br />

ist oder ein gemeinen Hirt die sollen allwegen bej der Hab 435 bliben oder in der<br />

Hütten da er söll und wan ein Hirt oder albknecht von seiner Hab gieng oder<br />

seinem nachlieffe 436 und sein arbeit thät und der ihne gesechte oder erfüere 437<br />

der selbig so dem selbigen kein blünig 438 schuldig sein zegeben es sey dan<br />

Gottes gewalt 439 gesin.<br />

Aber 440 von wegen der albknechten<br />

Uff obgemelten Tag ist einhellig das Mer worden von wegen der sännen oder<br />

albknechten, dass sej ietz füro hin kein strigel 441 Käss machen sollen und das<br />

bej Verlierung ihres lohnss wie auch soll man den knechten<br />

427 Paar<br />

428 Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />

429 sont, sönt (mhd.) = sollen<br />

430 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

431 Kalk brennen<br />

432 Bott = Gebot, Aufgebot, Verbot<br />

433 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

434 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

435 Haab = Viehhabe, ganzer Viehbestand, auch Senntum<br />

436 nachlaufen würde<br />

437 erfahren würde<br />

438 Belohnung<br />

439 Gottes Gewalt = Höhere Gewalt<br />

440 aber, abermalen = wiederum<br />

441 Strigel, Schtriigl = Kleines Käschen, entsteht als Restlaib beim Käsen und gehört dem Senn


- 28 -<br />

kein besserig Kess 442 geben man soll ihnen 5 bz. 443 darfür schniden. 444<br />

S. 54: Von wegen des S. 445 Vich<br />

An vorgeschribnen Tag ist einhellig das mer worden von wegen des S. Vich, so<br />

soll ietz fürohin ein Nachbur 446 ein Hobt 447 Vich dem gemeinen Hirten für<br />

triben und wan das Hobt Vieh ent trünen 448 thätj so soll der Hirt es schuldig<br />

sein zuo hollen.<br />

Von wegen des Rütnes<br />

So ist auch das Mer worden dass einer der 3 oder mer Küe hete nit befuegt sej<br />

mer den 3 Kartonen 449 Koren auff die Allmein oder Rütj 450 zuo säyen in neüw<br />

bran 451 aber nit in die guoten böden sonder an End und ort da holtz darin ist<br />

und nit Holtz 452 darin füeren oder tragen wie es villmall auf den besten<br />

böden 453 geschechen ist.<br />

Jtem was aber anlangt die Hussarmen 454 denen ist es erlaubt und zuogeben zuo<br />

rütnen 455 sovill sej mügen doch auch nit nur auff den besten böden.<br />

Witer ist auch gesetz so ein Rütj lut dem gemeindbuoch 3 Jar genutzet und<br />

brucht worden und ledig ist so soll die selbige auff 10 Jar lang niemand mer<br />

weder nutzen noch bruchen verstat sich auch allwegen usser der waid. 456<br />

S. 55: Wegen der S. Pfarstieren<br />

Anno 1706 Uff Sant Matis Tag ist das Mehr worden von einer gemein Vatz<br />

von wegen der S. Pfarstieren, 457 dass Jetz fürohin auff das Jahr 1707 die alte<br />

Pfaren Rod 458 soll fort gohn und sollen nit schwartz oder wiss schwentzet 459<br />

stieren in die Rod genomen werden sonder wo möglich us den schönsten<br />

farben<br />

442 bessern Käse<br />

443 bz = Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />

444 schniden, hier im Sinne von Zustupf geben<br />

445 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

446 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

447 Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

448 entrinnen, davonlaufen<br />

449 Quartane = altes Hohlmass für Körner, (5 Immi = 1 Quartane = 7,5 Liter)<br />

450 Rüti = kleine Rodung auf Allmendboden (Ackerland)<br />

451 offenbar wurden Brandrodungen entlang der Au vorgenommen<br />

452 wohl für die Zäunung der im Allmendgebiet gelegenen Äckerlein<br />

453 damit wollte man wohl einen Anreiz zur weiteren Rodung geben<br />

454 Hausarme = die in bestimmte Häuser gehen und dort regelmässig Lebensmittel empfangen<br />

455 rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)<br />

456 Mit diesen Fristen wollte man verhindern, dass aus den Rütenen mit der Zeit wirkliches Eigentum<br />

entstünde.<br />

457 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />

458 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

459 Stiere mit schwarzen oder weissen Schwänzen waren unerwünscht wegen der Braunviehrasse


- 29 -<br />

und sollen bej den aiden 460 geschetzt 461 werden.<br />

Wegen der waiden und bergen.<br />

Jtem wegen der waiden und BergJmbten 462 so sollen ietz füro hin keinen in<br />

sein berg faren bis heillig krütz tag 463 und darnach wan einer sein berg Jmbt 464<br />

nit gemacht hete, so mag er das selbig selbst schirmen 465<br />

Sandholtz. Jtem wegen des sandholtz 466 so lat manss bej dem gemein buoch<br />

verbliben wie es fornen an dem 55 Punkten genuogsam verschriben ist.<br />

An vorgeschribnem Tag ist auch das mer worden, dass Niemand kein Holtz<br />

weder dürss noch grüens aus der Auw Nemen Soll ussgenommen und<br />

vorbehalten Gert 467 oder Dörn 468 zum zünen.<br />

S. 56: Abteillung der alben<br />

Jtem 469 wegen der albben 470 so seind sej ietz uff 12 Jar abgedailt und sollen<br />

sich je das driti Jar die küe in 3 daillen und die Rinder Zitküö 471 und Missen 472<br />

sollen die 2 Daill jn die Küöalben und die Salatzer Tertzen 473 soll ihr Rinder in<br />

dass gwagis 474 thun.<br />

Aber von Rütnes wegen<br />

Jhm 1706 den 7. Mertzen ist das Mer worden von wegen des Rütnes 475 dass uff<br />

das Jar einer nicht mer als 3 kartonen 476 soll ussäien 477 auf die Allmein. 478 Wan<br />

aber ein Haus Armer 479 were so mag er 4 auss säyen ess sej in Neuw oder Alt<br />

bran 480<br />

460<br />

unter Eid<br />

461<br />

geschätzt<br />

462<br />

Emden auf den Maiensässen<br />

463<br />

Kreuztag im Mai = 3. Mai. / Kreuztag im Herbst = 14. Sept.<br />

464<br />

emdet<br />

465<br />

schirmen (mhd. schermen) = schützen, beschützen, verteidigen.<br />

466<br />

Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />

467<br />

Gert und Band = Ruten und Weiden (vorwiegend zum Körbe flechten gebraucht)<br />

468 Dornen<br />

469 item = ebenso, ebenfalls<br />

470<br />

Alpen<br />

471<br />

Zeitkuh = erstmals trächtiges Rind<br />

472<br />

Mese = zweijähriges Rind<br />

473<br />

Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />

Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei<br />

474<br />

Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />

475<br />

rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)<br />

476<br />

Quartane = altes Hohlmass für Körner, (5 Immi = 1 Quartane = 7,5 Liter)<br />

477<br />

aussäen<br />

478<br />

Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

479 Hausarme = die in bestimmte Häuser gehen und dort regelmässig Lebensmittel empfangen<br />

480 Brandrodung


- 30 -<br />

Wegen der Heimküenen. Jtem es soll keiner nicht mer alss ein Heimkuo 481<br />

haben und soll nit auss einer anderen Tärtzen Empfangen. 482<br />

Vom Rütnen<br />

Jtem wegen der Rütena 483 so soll keiner näher alss 10 klafter 484 dem anderen an<br />

sein wiss 485 rütnen noch Holtz hauwen.<br />

Von den Oxen<br />

So ist gemeret dass die Oxen und stieren mit einanderen widerum auff Jer alp<br />

sollen wie von alter hären. 486<br />

S. 57: stäg und Weg<br />

Jtem es sol ein Jeder Jm Dorf und sunst in der ebne for seinem guot stäg und<br />

weg 487 erhalten nach Notturft 488 wie im alten buoch am 45 bunkten 489 auch<br />

verschriben stet.<br />

Jm 1658 Jar ist das Mer worden dass fürohin keine güeter oder lösser 490 so ab<br />

der allmein 491 kond mer sollen der gemeind fallen verstat sich usser den<br />

Hampflendern 492 und gärten 493<br />

Jtem ess ist das Mer worden, welcher oder welche ein aigne HussRäuche 494<br />

haben und etwas auff die allmein tribt die sollen schuldig sein die Tagwa 495<br />

zuo thuon.<br />

Wegen der bergwysen<br />

So ist Anno 1649 das mer worden dass weder der Rinderhirt noch der Oxner 496<br />

noch der gaissler 497 sollend etwas in die wissen 498 tuon weder küe noch Rinder<br />

noch Oxen noch schaff und die Salatzer oder älplj küe sollen auch nit darin<br />

gohn.<br />

481 Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />

482 der Inhalt und Sinn dieser Bestimmung ist heute unklar<br />

483 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />

484 Klafter = altes Längenmass = 3 Ellen = 6 Fuss = 60 Zoll = 1.80 m<br />

485 Wiese<br />

486 es gab damals eine eigenen Ochsenalp<br />

487 Stäg und Wäg haben = Fuss- und Fahrwegrecht besitzen<br />

488 Notdurft = Anforderung, Erfordernis, Bedürfnis, das Lebensnotwendige<br />

489 Punkten, Artikel, Paragraphen<br />

490 Los = kleiner Acker, Teil des <strong>Gemeinde</strong>gutes<br />

491 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

492 Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

493 Kabisgärten = <strong>Gemeinde</strong>güter südwestl. Palschin<br />

494 Haushalt, Feuerstätte<br />

495 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

496 Ochsenhirt<br />

497 Ziegenhirt<br />

498 Wiesen


- 31 -<br />

S. 58: Von wegen der gemein rechen buoch<br />

Anno 1686 den 16. Tag Augsten hat ein Ehrsamj gantze gemeind gemehret.<br />

Diewill in der gmeind Segell 499 oder Rechen buoch ietz ein lange Zit hären Vill<br />

alten wuorschnitz, 500 grassmiet, 501 quarten gelt, 502 wie auch verlegne 503 Zinssen<br />

und andere pöstlj mer - wie es einen namen haben mag Müessig 504 und wie<br />

gemelt ein lange Zit ohne Zinss still gestanden und auch nit Zallen wollen, so<br />

soll ietz der Segell Meister 505 die selbigen pöstlj oder das alte Uss stechende<br />

gelt biss auff künfftigen Marttini 506 Anno 86 in Züchen und forderen, wo aber<br />

einer oder der ander erfunden 507 wärde der sich weigeren dete und nit Zallen<br />

würde, so soll der Segell Meister alss dan gricht und gant 508 bruchen biss ein<br />

gmeind aussgricht 509 und bezalt ist. Und so ein Segell=Meister disses<br />

absumbte 510 und nit thun würde so soll er der gemeind darum guot thun. 511<br />

Jtem was aber antrifft dass Capitall 512 verstat sich wass under 20 gulden 513 ist,<br />

dass soll er abkünden und in Züchen und fürthin Zuosammenhaftig usslichen 514<br />

und das nit ohne brief und Sigell. 515 Und wo 20 gl. wehren oder mer wievill es<br />

were und nit brief und Sigell were, so soll er auch darum begeren damit ein<br />

gemeind auch versichert seige.<br />

S. 59: Widerumb und gleichfalss haben sich die pfruondvögt und kilchenvögt in<br />

Jerem befelch und Ambt auch zuo verhalten wie fornen vom Segell Meister<br />

verschriben ist.<br />

wegen der Tagwen<br />

Anno 1690 ist das Mer worden welche einer gemeind Tagwa 516 schuldig sigen<br />

die sollen sej nachen thun oder ein batzen 517 gelt für ein Tawa Zallen<br />

499<br />

Säckel = Kasse<br />

500<br />

Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

501<br />

Grasmiete = Weidetaxe<br />

502<br />

Entgelt für die Hanfländer<br />

503<br />

verlegen = verlieren<br />

504<br />

müssigen = frei machen, befreien; sich müssigen sich von einer Verpflichtung befreien, sich einer<br />

Handlung oder Sache enthalten, Abstand nehmen, auch zwingen, sich Zeit nehmen<br />

505<br />

Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

506<br />

St. Martinstag = 11. November<br />

507<br />

erfinden = herausfinden<br />

508<br />

Versteigerung<br />

509<br />

ausrichten = entrichten, bezahlen, erledigen<br />

510 versäumte<br />

511 guot tun = den Schaden ersetzen<br />

512 ausgeliehene Hypotheken<br />

513 Gulden (fl.) = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

514 ausleihen<br />

515 Grundpfandverschreibung<br />

516 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

517 Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.


- 32 -<br />

biss künfftigen St. Jörgentag 518 jm 90 Jar welche dass aber nit thuon so soll ein<br />

gemeind ihnen das Los 519 verlassen bis sej zalt seind.<br />

S. 60: Hie folgen die Gätter. Anno 1697 an Sant Mathistag so ist ornet 520 worden die<br />

gätter 521 widerumm abzuotaillen, willen etliche Nachburen 522 erfunden worden<br />

die an keinen gätteren mer haben geholffen machen. Da dan 2 grosse gätter<br />

abgangen und dailss 523 auch etliche Neüwe Hüsser erbauwen worden und sunst<br />

Junge angende nachburen entstanden. Und also ist alles nach bester<br />

Müglichkeit erforschet, auffgenommen und abgedaillt worden wie folgt einem<br />

ieden Huss zuo machen.<br />

Und Erstlichen den Quadern gater soll machen:<br />

Herr Amen Daniell Allamns Hauss<br />

Und Meister Michell Allaman<br />

Und Heiry bernet oder Maria schocherj Huss<br />

Und der Urschla schwartzy Huss<br />

Und dess Casper blatners Huss under der linden 524<br />

Und Ully Maffiewen Huss under der linden<br />

Wie auch des Albrecht Albrechten Huss.<br />

Und den Gaidlengatter sollen machen die nachfolgende<br />

S. 61: gaidlen 525 gater<br />

Herr Amen Samuell göpferts Hauss<br />

Und Christen flurys dess Zimmermans Huss<br />

Jacob Zinsslj in der hinderen gass<br />

Christen krettlis Huss in der hinderen gass<br />

Und Christen krettlis Hauss bej der Sagen brug 526<br />

und better Danner in der obersten müllj<br />

Jtem den Bawangsgatter sollen machen<br />

Christen Maffiewen Heüsser<br />

Christen Lipen dess schlossers behussig<br />

518 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

519 Los = kleiner Acker, Teil des <strong>Gemeinde</strong>gutes<br />

520 verordnet<br />

521 Gatter = Tor aus Holzlatten, Gittertüre im Zaun<br />

522 Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

523 teilweise<br />

524 Linde = Restaurant am Dorfplatz<br />

525 Gaidla = heute Dorfteil<br />

526 Brücke über den Dorfbach bei Metzgerei Ryser (dort war vorher eine Sägerei)


- 33 -<br />

Hans Maffiewen Huss uber dem bach<br />

Und des grauwen spinuss 527 kretlis Huss<br />

Und des jungen lentz Jossen Huss in der Sallen<br />

Jtem den Gatter zuo Thuff soll machen<br />

Des alten Hans lipen Hauss<br />

Und des Hanss bernets Hauss<br />

S. 62: Und des Johaniss ludwigs Hauss<br />

Und des jungen Christen bernets Huss bim brunen<br />

Und des alten Hans Hugen Huss<br />

Und des Ully Ludwigss Huss in der sallen<br />

Jtem den gatter under dem Rein sollen machen<br />

Des Segell Meister 528 Lentz schuomachers 529 Hauss<br />

Und des grossen baltz kretliss Hauss<br />

Und widerum des anderen lentz schuomachers Huss<br />

Und des stäffen lipen Huss über dem bach<br />

Und des Christen Ludwigs Huss<br />

Und des Christen Martiss Hauss<br />

Und den Selliesgater 530<br />

Marty Jossen Huss in der hindern gass<br />

Und des schnider Christen blatnerss Huss<br />

Und des beter göpferts Huss<br />

Und baltz schlegels Hauss<br />

Und des Deüs 531 Lipen Hauss<br />

Und des Jan kretlis Huss in der Sallen<br />

S. 63: Die Hurd 532 zuo der krumgass 533<br />

Beter Maffiewen Hauss in der forderen gass<br />

Hans lippen Hauss in der Mülly<br />

Und dess Hanss Messmers 534 Huss in der Sallen<br />

527<br />

Crispin<br />

528<br />

Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

529<br />

Schumacher = ehemaliges Bürgergeschlecht von Untervaz, erwähnt 1448-1779<br />

530<br />

Flurname südl. Kratten<br />

531<br />

evt. Mathias<br />

532<br />

Hurd, Hurt = harter, schlechter Boden<br />

533<br />

Die Krummgasse führte von Tuf Richtung Osten<br />

534<br />

Messmer = Sakristan, ein Familienname Messmer ist in Vaz nicht bezeugt


- 34 -<br />

Textprobe Seite 62 aus dem Blauen <strong>Buch</strong>


- 35 -<br />

Und des Meister bartlys Dineten 535 Hauss<br />

Und des Meister Batista Dineten Huss am bach<br />

Den klein äüwly oder stapfen Gatter 536<br />

Soll Herr schriber 537 Christen blattners Hauss<br />

Und des Anderis krettlis oder stögliss Huss<br />

Und des Hans flipen 538 Huss im ober Dorff<br />

Und des Marty Zinslis Hauss<br />

Und auch dess beriss Hüssly ihm ober Dorff<br />

Und Hansslj beri 539<br />

Und den Kleinwaidgater<br />

Des 540 spiniss kretlis Huss bej der Brug<br />

Des beter Allamanss Hauss<br />

Und des Jungen Hanss Lipen dass neüwe Hüsslj<br />

Und des beter schuomachers Hauss<br />

Und des Hanss Lipen Huss bej dem oberen brunnen<br />

Und des Ully schuomachers selligen 541 das alte Haus<br />

Den hinderen Kabisgartengater 542<br />

Des Christen Zinslis Huss in der hinderen Gaas<br />

Des Ruodolfs Bernets Huss<br />

Des Lentz schuomachers Huss bei dem fordren brunnen<br />

Des lorentz ludvigs Huss des Meisters.<br />

S. 64: Und denn Küegatter 543<br />

Casper Bürchlis Hauss<br />

Lentz wollfen Huss über dem bach<br />

Und des alten Christen Beders Hauss<br />

Und des Jungen Christa Beders Huss in der Sallen<br />

Und des Herr schriber Hanss Bandlis Huss in der Sallen<br />

Und des Josep Jossen Huss ihm ober Dorff<br />

535<br />

evt. Familienname Tönett<br />

536<br />

im Unterfeld<br />

537<br />

Schriber, Schreiber = Aktuar, Protokollführer, <strong>Gemeinde</strong>schreiber<br />

538<br />

Flipp, Philipp = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1496<br />

539<br />

Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />

540<br />

"jung" ist später gestrichen worden<br />

541<br />

selig = verstorben<br />

542<br />

dieser Abschnitt später unten eingefügt<br />

543<br />

Die Kuhgasse führte oberhalb Tuf zum Fällengatter, dort muss auch dieser Gatter gewesen sein


Denn fällengatter 544<br />

Christen wollfen Hauss<br />

- 36 -<br />

Und Hanss Blattners Hauss ihm ober Dorff<br />

Und Hanss Jossen Hauss in der mülly<br />

Und des Hanss Blattners Huss bej des Christa Martis<br />

Und des Jungen Lentz Allamanss in der Sallen<br />

Und des Lorentz Periss 545 Hauss<br />

Der Baltschingatter<br />

Des allten Hans Beders Hauss<br />

Und des oberen Baltz Krettliss Huss<br />

Und des Hansly Krettlis Selligen 546 Hauss<br />

S. 65: Der Horngatter<br />

Herr Aman Jacob Wollfen Hauss<br />

Und Wolfgang Wollfen Hauss<br />

Und Jacob Hugen Hus under der Kilchen<br />

Und der greta klotzy 547 Hauss<br />

Und des Lentz krettlis seligen 548 Huss<br />

Den gwartengatter 549<br />

Lorentz Bürchlis Haus überm bach<br />

Urby Krettlis Hauss auch überm bach<br />

Und des Joglj 550 Wollffen Hauss<br />

Und des Jöry Bernets Huss bim hindern brunnen<br />

Und des Christen Lipen Haus in der Sallen<br />

Und des alten Hans Blattners Huss in der Sallen<br />

Und Weibell 551 Johanss Blatners Huss<br />

Der Messmatgatter 552<br />

Meister Hans Hugen Hauss<br />

544 ob Paltschi, heute Siedlung Joos Beat<br />

545 Berri = Fam. Name, seit 1437 in Untervaz als Bürger erwähnt<br />

546<br />

selig = verstorben<br />

547<br />

Klotz = Familienname, in Haldenstein erwähnt 1697, in Untervaz hier und 1784<br />

548<br />

selig = verstorben<br />

549<br />

Quarten = Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land, südl. Hirschland im Vazer Feld<br />

550 Jakob<br />

551 Weibel = Inhaber eines <strong>Gemeinde</strong>amtes, Ausläufer der Behörde, als Gerichts- und Ratsdiener<br />

zitierte er die Parteien, bannte das Gericht und verkündete Termine und Urteile; daneben war er<br />

Pfändungsbeamter, Urkundsperson, Versteigerer bei Ganten und Gefangenenwärter usw.<br />

552 hinter der Herti


Enderly 553 Danerss 554 Haus<br />

- 37 -<br />

Hans Maffiewen seligen Huss jm wingel<br />

Christen Krettliss in der flumissgass<br />

Und auch des Mstr. 555 Hans Beter Beris Huss<br />

Und des Jöry Kretlis Hus der ober<br />

S. 66: Der usser flumissgater<br />

Johaniss Bernets Hauss in der Sallen<br />

Und des Bernet Maffiewen Huss<br />

Und Thiss 556 Saguten 557 Hauss<br />

Und des Michell Saguten Hauss<br />

Und Christen Bernet des Messmers Huss<br />

Und des alten lorentz Allamans Huss<br />

Der ander flumiss gater<br />

Ully flipen Hauss<br />

Und des alten Lentz Jossen Hauss under dem Ulm<br />

Und des Hans Zinsslis Hauss<br />

Und Herr Amen Beter Daner<br />

Und des Christen und Casper flipen Hauss<br />

Der Salauwissgatter 558<br />

Des Segell Meister Hans lutzy Allamanss Huss<br />

Antonj Jossen Hauss<br />

Christen Krettlj des schuochters 559 Huss<br />

Bernet flipen Huss welches ietz der Bernet Allaman in Hentz hat.<br />

S. 67: Der Gatter zuo Sasgulters<br />

Bernet Bernets Hauss<br />

Jöry Zinsslis Huss<br />

Und des bally 560 Maffiewen Huss<br />

Und des Hanss Hugen Huss in der Sallen<br />

553<br />

Andreas<br />

554<br />

Tanner = Familienname, in Untervaz urkundlich erwähnt 1589-1857<br />

555<br />

Mstr. = Meister<br />

556<br />

Mathias<br />

557<br />

Sagut = Familienname, in Untervaz erwähnt 1650<br />

558 Salavis<br />

559 Schuhmacher (Beruf)<br />

560 Vorname Paul


Zuo dess Heren Tharr 561<br />

Dess weibell Hans Beders Huss<br />

Und des Lentz Beders Huss<br />

- 38 -<br />

Und des Bartly fluris 562 Huss Jn der Sallen<br />

Und des Joseph beriss Huss in der Sallen<br />

Jtem das Brüglj 563 in der bäderis 564<br />

soll der elter lentz Joss und Jacob Hug in der Hinderen gass machen und<br />

erhalten.<br />

S. 68: Ende des alten abgeschribnen buochs. 565 Gott geb alle Zeit Frid und Segen zum<br />

Neuwen. Amen.<br />

Zum beschluss zuo Einen andenken der nachwelt Muoss ich noch einess<br />

hinzuo setzen wie dass Jm Jarr 1706 auff Sant Mathis Tag das Mer worden ain<br />

beschlagne Bruck über den Rin zuo machen stet also noch ihm strit ob man sie<br />

gegen Zitzers oder Auff Chur zuo machen wolle. Dessen ohngeacht so hat man<br />

doch ein anfang der arbait gemacht und endtlich auch noch zuo einem end<br />

gebracht.<br />

Nachtrag unten auf der Seite eingefügt<br />

Ao. 1746 ist gemehrt worden an S. Matistag, dass man des Hans Bürchly<br />

legi 566 zuo guflis wole danen thuon 567 und ein gater machen. Und haben darzuo<br />

ferornet die Hüser:<br />

Erstlich des Hans bürchly sein Eigen Haus under der linden<br />

jtem des Jacob Bandli Haus<br />

item des Jacob Wolfen Hus über dem Bach das neü<br />

item des Marti Krätlis Haus under dem Ulm<br />

item des simen Zinslis Haus in der Salen.<br />

561<br />

Tot beim Kath. Pfarrhaus<br />

562<br />

Flury = früheres Untervazer Bürgergeschlecht. Urkundlich erwähnt 1496-1611<br />

563<br />

Uebergang über den Giessen<br />

564<br />

Päderis = Flurname südl. Kratten, im Vazer Feld<br />

565<br />

Die ältesten <strong>Gemeinde</strong>bücher von Untervaz tragen folgende Namen:<br />

Weisses <strong>Buch</strong> = Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1596-1658 nur Bruchstücke vorhanden (Urkunde Nr. 189)<br />

<strong>Blaues</strong> <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> <strong>1641</strong> - <strong>1846</strong> (<strong>Buch</strong> Nr. 01.01)<br />

Rotes <strong>Buch</strong> = <strong>Gemeinde</strong>buch / Gesetze und <strong>Protokolle</strong> 1717 - 1922 (<strong>Buch</strong> Nr. 01.02)<br />

566<br />

Nachher folgen die normalen <strong>Gemeinde</strong>versammlungsprotokolle von 1852 bis heute<br />

Legi = mit Latten zu versperrender Durchlass an Weidzäunen<br />

567 weg tun, abschaffen


S. 69: leere Seite<br />

- 39 -<br />

Bemerkung: Bemerkung: Bemerkung: Bemerkung: Das Vorstehende, mit Ausnahme des letzten Nachtrages von 1745 ist aus<br />

dem alten <strong>Gemeinde</strong>buch übertragen (Weisses <strong>Buch</strong> 1596-1658 in das Blaue<br />

<strong>Buch</strong><strong>1641</strong> - <strong>1846</strong>). Ab 1735 werden die Satzungen im Blauen <strong>Buch</strong> fortlaufend weiter<br />

geführt bis <strong>1846</strong>. Schreiber der Ueberträge ist vermutlich Schreiber Christian Plattner<br />

S. 70: Anno 1735 den 15ten May an S. Jörgen 568 gemein so ist von einer gantzen<br />

gemein dass mer worden, dass wan einer oder eine erfunden wurden die das<br />

Waser in die gemein Weg richten oder dardurch weseren 569 theten es sey von<br />

dem bach oder von dem Rein die selbigen sollen um zwei Pf. 570 Buoss<br />

abgestrafft werden.<br />

S. o.Nr: leere Seite<br />

S. 71: Anno 1735 den 18ten Christmt 571 auf S. Tomas 572 gmein wegen den S.V. 573<br />

Rinderen, Missen 574 und Zeithküeh welche auf Salatz alpen, so ist das mehr<br />

worden dass man jetz fürohin drei Jahr lang namlich ein Jedwedere Tertzen 575<br />

ein Jahr die Misen 576 sole den Sommer auff der Oxenalph bej den stieren<br />

haben. Die Zeith küöh betreffent die solen auff Salatz bej den küehnen gohn.<br />

Dato ist wegen den schafen auch dass mehr worden dass man die selbige den<br />

gantzen sommer sole in dem gwagis 577 haben biss man von alph fahrt.<br />

Dito 578 wegen der Tagwen 579 halber, weilen jetz Etlich Jahr ein grossi<br />

ohnordnung 580 ist gewesen so ist von einer gantzen gmein einhelig 581 das Mehr<br />

worden, dass jetz fürohin ein Jedtwederer nachbur innerthalb einer stund nach<br />

dem ess glenkht 582 hat auf dem platz 583 solj erschinen es sey glichsam einer mit<br />

der äx 584 oder mit der minj, 585 damit der<br />

568 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

569 wässeren, bewässern der Felder<br />

570 Pfund Pfennig Churer Währung = Silbermünze = 20 Schilling = 240 Pfennig = ca. 6.40 Fr.<br />

571 Christmonat = alte Bezeichnung für Dezember<br />

572 St. Tomastag = 21. Dezember. (Der Legende nach soll man Thomas den Tag der längsten<br />

Dunkelheit (Wintersonnenwende, 21.12.) als Festtag gegeben haben, weil er am längsten von<br />

Zweifeln geplagt gewesen sei.)<br />

573 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

574 Mese = zweijähriges Rind<br />

575 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel) damals waren die Alpen in drei<br />

Terzen aufgeteilt, später in vier, heute nur noch in zwei<br />

576 Mese = zweijähriges Rind<br />

577 Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />

578 dito = auch<br />

579 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

580<br />

Unordnung<br />

581<br />

einhellig = einstimmig<br />

582<br />

glängga = läuten, Schlag für Schlag läuten<br />

583<br />

Dorfplatz<br />

584<br />

Axt<br />

585<br />

Meni, Miini = Kuh- oder Ochsengespann


- 40 -<br />

Wuohrmeister 586 und gemeinknecht ein Jetwederer könen schickhen wo Es von<br />

nöthen ist. Jtem 587 und wan einer oder der ander wehre der diesem both 588 nicht<br />

nachkieme 589 so sol der selbige ein quart 590 Wein verfahlen haben und sol der<br />

Wuohr Mstr. 591 und gmeinknecht<br />

S. 72: diese obverschriebne quart Wein an selbigem Tag auff dem Rathshuss 592<br />

vertrinkhen und wan Etwa einer were der sich weigertj und nit Zahlen dete so<br />

solle der Hcl. 593 amma 594 und ein Lobl. Kol. 595 Jhnj darzu halten damit der<br />

würth 596 bezahlt werde.<br />

Folget welche Ao. 1739 an St. Mateiss 597 Gmeind um den Hindersitz 598<br />

angehalten haben<br />

Erstlich Ehrhart Nick Tröster 599 ist Hr. stathalter 600 Taner<br />

Jtem 601 Mstr. 602 Anderis Zeller Tröster valtellj 603 Lutwig<br />

Jtem Mstr. Johannes Gadentz 604 Tröster Johan Krätlj<br />

Jtem Marie Stroltzin u. Jhr Tröster solle noch 605 Tröster Christa Ludwig<br />

Jtem Mstr. Hans Büller Tröster Geschw. 606 Johannes Allaman im Winkel<br />

Jtem Mstr. Fridery Hartmann Tröster ist Jöhrj Tanner<br />

Jtem Dess Hugesa 607 Tröster ist Hr. Amman 608 schuomacher 609<br />

586<br />

Wuhrmeister = Beauftragter der <strong>Gemeinde</strong> für den Wuhrbau und Vorarbeiter im jährlichen<br />

Wuhrgemeindewerk<br />

587<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

588<br />

Aufgebot<br />

589<br />

nachkommen würde<br />

590<br />

Quart, Viertel = 8 Mass zu 1.5 lt = 12 Liter<br />

591<br />

Wuhrmeister = Beauftragter der <strong>Gemeinde</strong> für den Wuhrbau und Vorarbeiter im jährlichen<br />

Wuhrgemeindewerk<br />

592<br />

im Gegensatz zu vielen anderen <strong>Gemeinde</strong> kannte Alt-Vaz kein Rathaus, wieso dieses Wort im<br />

<strong>Gemeinde</strong>protokoll auftaucht ist unklar, bis zum Bau des <strong>Gemeinde</strong>hauses an der Ulmgasse war die<br />

<strong>Gemeinde</strong>verwaltung immer in verschiedenen Häusern eingemietet.<br />

593<br />

Abkürzung: Hochlöblich<br />

594 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

595 Abkürzung: evt. Kollegium<br />

596 Wirt<br />

597 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

598 Hintersitz = Niederlassung und Recht eines Hintersassen (Nichtbürger)<br />

599 Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

600 Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>ammans<br />

601 item = ebenso, ebenfalls<br />

602 Mstr. = Meister<br />

603 Vorname Valentin<br />

604 Gadient = altes Trimmiser Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1496<br />

605 Sinn dieses Eintrages unklar, evt. Schreibfehler<br />

606 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />

607 Verschrieb im <strong>Buch</strong>: evt. Hug Nesa (Agnes)<br />

608 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

609 Schumacher = ehemaliges Bürgergeschlecht von Untervaz, erwähnt 1448-1779


- 41 -<br />

Ao. 1728 auf S. Anderisstag 610 hat ein Gmein gemehret wägen den Tärtzen 611<br />

und hat getroffen des Enderli Tanners Haus Jn der flummis Gass da fängt man<br />

an zellen 612 blibt allso 9 Jahr und alle 3 Jahr solle man die Küöh abzellen in<br />

alle Tärtzen gleich.<br />

S. 73: Ao. 1740 den 30.ten Jener 613 so ist von einer gantzen Gemein einhelig dass<br />

Mer und verboten worden das spillen und Tantzen, Trümpfen 614 und<br />

grüschlen 615 und das bej 2 Pfd. 616 Buoss und ein halbs und diejenige die<br />

Underschlauff 617 darzu gäben die solen 5 Pfd. Buoss verfalen haben ohne<br />

gnadt.<br />

Auf obiges Dato ist von einer gantzen Gemeindt der fallawald 618 und auf der<br />

Sesslarhalden 619 wie auch Sgaffelionen 620 auf ein Neüwes in den bahn 621<br />

geschlagen - Dannis 622 undt Buoches 623 und auf einen Jeglichen stamm drei<br />

pfund Buoss gelegt.<br />

Dato wegen den birchen in der auw ist auch auf einen jeglichen stamm fl. 624 2<br />

gelegt worden.<br />

Mer wägen den aichen im aichholtz 625 hinder dem schloss 626 und in dem<br />

Wingertlj ist das mer worden dass man Jetz fürohin keins mer wolle lasen<br />

hauen es sey gleichsam dür oder grüön 627 und wan einer erfunden würde der<br />

etwas hauwen thäte derselbig solle 2 Pfd. buoss verfallen haben.<br />

S. 74: leere Seite<br />

610 St. Andreastag = 30. November<br />

611 Terzen = Teil der Alpgenossenschaft, Senntum, (von Drittel)<br />

612 zählen<br />

613 Januar<br />

614 evt. Jasssen<br />

615 grüschlen = in einen Haufen Kleie werden Münzen versteckt und dann die Kleie unter die Spieler<br />

verteilt (Schw. Idiotikon Bd. 2 Spalte 817/818)<br />

616 1 Pfund (lb) = 240 Denar (d.) = 80 Bluzger / 1 Pfund (lb) = 20 Schilling (s) a 12 Pfennige (d.)<br />

617 Unterschlupf<br />

618 Wald westlich Lisibühel<br />

619 Sesel = Berggut am Calanda Koord. 758 000/200 375<br />

620 Wald südlich ob Spiegelberg<br />

621 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

622 Tannenholz<br />

623 <strong>Buch</strong>enholz<br />

624 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

625 Wald südwestlich ob Valcastiel<br />

626 Ruine Neuenburg<br />

627 dürr oder grün


- 42 -<br />

S. 75: Ao. 1742 An S. Mateistag da ist von Einer Gantzen Gmdt. 628 dass Mehr<br />

worden Von wegen der hindersässen, dass man nur die Jenigen welche jhre<br />

Elltern 629 allhier daheimet gewäsen sind annemmen wolle die anderen aber<br />

mögen gehen wohin sie wohllen. 630<br />

2./ Auff obigen Tag ist auch das Mehr wohrden wägen dem Reütnen, 631 Dass<br />

fürohin einer der 3 oder mehr küoh habe der mag 3 Kartonen 632 auf die<br />

allmein 633 sääien 634 aber nabend 635 den Böden und wo Holtz darin ist namlich<br />

wo der Wipfel gelanget die andern aber so viell sie mögen nabend den Böden<br />

und alle näbend den oxenweiden und sollen die Jenigen Rütenen und<br />

Fellenen 636 welche diesem Mehr und dem Gmd. <strong>Buch</strong> zuwider nicht<br />

angepflanzet wurden. Solte aber Jemand diesem Mehr zuwider thun der soll<br />

Einer Gemeind Pfd. Buss 2 verfahlen haben und dan ist der oberkeit ihr Recht<br />

vorbehalten vor den fräfel. 637<br />

Zum 3.ten Jst auch gemehret wägen dem auss strag 638 so soll es bey dem alten<br />

verblieben, aussgenommen dass Türken 639 Koren in selbiges soll nicht<br />

gestregt 640 werden, des übrigen halben soll im frülig bis neuwen 641 Jörgen 642<br />

und im Herbst mit bauwen 643 laut dem alten Gesetz gestregt werden.<br />

S. 76: Auff St. Jörgen Ao. 1743 ist Gemeind gehalten worden von der würthen halben<br />

ein Vortrag getan. Also ist auf selbigen Vortrag dass Meren worden dass wahn<br />

ein Würth und Weinschenkh etwas einzuziechen habe und selbigess nicht<br />

einbringen könte ohne obrigkeitliche schatzung solle der Ambtmahn 644 Jhnen<br />

nach seinem guotachten die schatzung ingäben,<br />

628 Abkürzung: <strong>Gemeinde</strong>versammlung<br />

629 Eltern<br />

630 wollen<br />

631 Rüti = kleiner Acker auf Allmendboden<br />

632 Kartuuna, Quartana = Hohlmass, Kornmass, (1 Quartane = 5 Immi = 7.5 Liter)<br />

633 Allmende = Weidegebiet in <strong>Gemeinde</strong>besitz zwischen Dorf und Alp mit Nutzungsrecht für alle<br />

Nachbarn oder Bürger<br />

634 säen<br />

635 neben<br />

636 Bäume fällen<br />

637 Frevel = Rechtsverletzung<br />

638 Usschtrack = Tretrecht für Zugtiere auf dem Nachbargrundstück, besonders beim Pflügen<br />

angewendet<br />

639 Mais<br />

640 darüber getreten oder gefahren<br />

641 1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />

einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />

doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />

Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />

642 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

643 bauen = misten, Bau = Mist<br />

644 Amtmann = Ammann = zurzeit regierender <strong>Gemeinde</strong>präsident


- 43 -<br />

was aber Jetz fürhin nach diesem obgesetzten dattum aussgäben sol der<br />

ambtmahn Jhnen die Zalung einzutreiben keine schatzung mer ingäben.<br />

1. Ao 1744 an der St. Mathiss Gmeind ist dass Mehr worden, dass der Neüwe<br />

wald ob der falschernos 645 solle in den bahn 646 sein wie er vor alter häro<br />

gewäsen ist vorbehalten wahn geschediget oder umgefallen Holtz währe und<br />

nachbauren 647 währen die dem ambtmahn und dem forstmeister zeigen können<br />

dass sie selbigess von nöthen wären so können sie ess erlauben in dem<br />

überigen blibt mahn auch bej der leths darauf erlegten buoss wahn iemand sich<br />

übersähen würde und un erlaubnuss hauwen dätte.<br />

S. 77: 2. den arthenschiewerwald betreffend, sol der wald biss an dass reiss 648 dass<br />

von dem brunnen hinauff geht wass aber der schon gemelte wald antreffen tuot<br />

von dem gemelten reiss biss an den Runchalätz 649 sollen die forstmeister<br />

niemand gewalt haben zu erlauben.<br />

3. Die Buachwäld betreffend blibt mahn bey den alten bahn und forsZätlen<br />

vorbehalten dass wahn Holtz ummfallen dätte solss ein Gmeind den HHrl.<br />

Geistlichen zu handen nämmen und sollenss nicht die forstmeister oder andere<br />

nachbahren gewalt haben zu Rümmen. 650<br />

4. Der buachwald ob der glufisshein sambt beiden Gastriniss steinen und im<br />

glichen den alten buachwald ob dem gissübel 651 bis an baiolz 652 lasst manss der<br />

marckhen halben bej den alten forstzädlen bewenden und an diesen<br />

obgeschreibnen orther 653 so oft einer sich übersähen dätte und Holtz darin<br />

hauwen dätte sol ess für ein iedess Mahl 1 fl. 654 buoss sein ohne gnad.<br />

S. 78: 5. Auf vorgeschriebness dattum ist auch das Mehr worden, dass mahn ietz<br />

fürohin in den gemeindwerkhen niemand mer wolle lassen Zünen und<br />

Rumen 655 wie ietz etlich Jahr här geschächen vorbehalten zu salis 656<br />

645<br />

Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze. Koord. 758.250/201.500<br />

646<br />

Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

647<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

648<br />

Ris= Rinne, Schneise, Holzries, ahd: riozan, mhd: riezen = fliessen oder fliessen lassen<br />

649<br />

Runggalätsch = Allmende ob Zanoppis<br />

650 räumen, wegräumen<br />

651 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />

652 Bajols<br />

653 Orte<br />

654 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

655 räumen, Weiden räumen<br />

656 Salis = Wiesland nördl. der Fenza


und auf gadieren. 657<br />

- 44 -<br />

6. ist auch von der gantzen Gemeind bey der buoss 1 Pfd. 658 den Jenigen die<br />

auff dem gemeinen werkh sind und so lang dass selbige wäret verbothen zu<br />

holtzen.<br />

7. Es solle auch bey den alten Punkhten der in dem Gemeind buoch<br />

verschriben sein verbliben haben und keiner den summer hindurch kein kriss 659<br />

noch anders gestüd in das dorf streifen.<br />

8. ist auch das Mehr worden dass kein nachbaur befüögt sein solle Rooss auf<br />

unseren allmeinen zu treiben welcher aber sich übersähe und sich erfrechen<br />

däte der solle für ein Jedess Mall un Gnad 5 Pfd. verfallen haben und sollen<br />

selbige die S.Mstr. 660 in namen der Gmeind einziechen es sollen auch die<br />

Rooss so offt sie auf der allmein erfunden würden in den Pfendstall 661<br />

getrieben und überlast mans der unCosten halber einen Lobl. Gricht.<br />

S. 79: 9. Jst der Punkhten wägen den S.H. 662 Zeitküönen auf das gemeindwerkh Zu<br />

nämen und wägen dem Zualb duon 663 Conformiert 664 und bestethet worden und<br />

soll sich ein ieder lauth den alten Punkten verhalt.<br />

Alldieweilen sich etwas Streitigkeit erhebt wägen des Christen Fluriss 665<br />

seel. 666 Gemeindguot dass ietzmahlen sein hinderlasene withfraw Elisabeth<br />

grüönenfelderin in Handen hat und selbiges kein Jung nacht baur 667 wahn es<br />

zum fallen kommen däte nämmen wolte willen 668 ein Gemeind Jhme Christen<br />

flury seel. selbess nur auff sein anhalten und baithen 669 gäben willen er sich<br />

wägen erlaubnuss des Hochzeitenss übersähen. also ist den 8.ten april Ao. 1744<br />

von einem lobl. Gricht ordeniert worden dass wahn es zum fallen kommen däte<br />

so soll mahn noch ein neüwess los zu diesem Gemeindguot duon und soll der<br />

erst an der rod 670 ist nicht schuldig sein selbiges zu nämmen sonder mag an der<br />

Rod bleiben biss dass Jhme ein anderes falt im fahl dass der Erste an der rod ist<br />

657<br />

Gadiera = oberer Teil von Patnal<br />

658<br />

Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig, 1 Schilling = 12 Pfennig<br />

659<br />

Chriss (mdartl.) = Zweige von Nadelbäumen (Tannachriss, Lärchachriss)<br />

660<br />

Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

661<br />

pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

662<br />

s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

663<br />

in die Alp tun<br />

664<br />

konformieren = anpassen, einfügen, übereinstimmend machen<br />

665<br />

Flury = ehem. Untervazer Bürgergeschlecht. Urkundlich erwähnt erstmals 1496<br />

666<br />

sel, selig = verstorben<br />

667<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

668<br />

weil<br />

669<br />

baiten = warten<br />

670<br />

Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk


- 45 -<br />

selbigess nicht nämmen däte so mag selbess ieder erst an der Rod nämmen<br />

iedoch sol ein Jeder die Wahl haben und unverbunden sein selbigess zu<br />

nämmen.<br />

S. 80: Ao. 1744 671 an der St. Mateisgmeind ist das Mehr worden. Erstlich dass der<br />

Neüwe Wald solle in dem Bann sein wie von alters häro vorbehalten wan<br />

geschediget oder umgefallen Holtz währe und nachbauren währen Die dem<br />

ambtmann oder forstmeisteren zeigen künten dass sie es von nöthen so künen<br />

sie es erlauben. Beynäbend blibt man bej der alten buss so zuvor aufgelegt<br />

wägen dem hauwen ohne EhrLaubnus.<br />

Zum anderen 672 wägen dem artaschiewer Wald, so soll der Wald bis an das<br />

Riss so von dem Brunen hinaufgeht den Forstmeisteren überlassen sein zu<br />

Ehrlauben. Was aber den wald antrift ob dem treien 673 bis an den Rungaletz so<br />

sollen die forstmeister niemand gewalt 674 haben zu Ehrlauben.<br />

Zum Dritten, die <strong>Buch</strong> Wäld betreffend blibt man bey dem alten Ban und<br />

forstzädel vorbehalten dass wan holtz umfahllen täte soll es ein Gemeind den<br />

hhel. Geistlichen zu handen nemmen und sollens nicht die forstmeister oder<br />

nachbauren gewalt haben zu nemmen.<br />

Zum fierten, der Wald ob der glufishein und beden Castrinis stein 675 sambt<br />

dem buchwald ob dem gissübel 676 biss an den Birchenboden und Baiolsen lasst<br />

man bey den alten forstzädtlen und ist auf Ein jedes Mahll das an obgesagten<br />

orthen gefähllt würt 1 Pfd. Buss daruff gelegt.<br />

Zum fünfften. Dass man in dass Künfftige nicht mehr Jm Gmeindwerk Zünen<br />

und Rumen 677 lassen wie es Jetz Etlich Jahr geschähen vorbehalten zu sallis 678<br />

und auf gadieren 679 woll man lassen Rumen in allmeind werckh.<br />

Zum segsten dass in werenden Gmeindwerckh niemand holtzen oder holtz<br />

rüsten solle wan deren wären die diess übersehen täten ist für Ein Jedes mahll 1<br />

Pfd. buss.<br />

S. 81: Zum sibenden so wolle man bej den Pungten bleiben<br />

671 evt. Wiederholung der Beschlüsse von 1744 von Ziffer 1-9. Seite 76<br />

672 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />

673 Traja, Treijen = horizontale Weglein im steilen Gelände, die sich durch den Tritt der Tiere bilden<br />

674 Gewalt = Befugnis, Macht, Möglichkeit<br />

675 Castrinis Stein = Kopf östlich unter der Castriniswiese. Koord. 759.050/199.475<br />

676 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />

677 räumen, Weiden räumen<br />

678 Salis = Wiesland nördl. der Fenza<br />

679 Gadiera = oberer Teil von Patnal


- 46 -<br />

wie vor alters hären in dem Gemeind buoch verschriben namlich den summer<br />

hin Kriss 680 oder ander gestüd in das dorff zustreifen.<br />

Zum Aachten der Rosen 681 halber ist auf dass neüw verbotten von Einer<br />

Gantzen Gemaind dass kein nachbaur Ros auf unser allmein treiben oder auss<br />

Lassen solle, wan aber Ein oder der ander sich in dem übersähen tätte, so soll<br />

Einer von Einem Jeden Mahll 5 Pfd. Buss ohne Gnad Ehrlegenund sollen in<br />

den Pfendstall 682 getrieben diese gemelte 5 Pfd. buss sollen die sekel M. 683 in<br />

Ziehen der überigen ohnkosen halber überlast man es Einen Lobl. Gricht.<br />

Zum Nünten wägen den S.H. 684 Zeitküenen auf das Gemeind Werkh oder Zu<br />

alp thun 685 last Mans bey den alten Pungten verbleiben dass Ein Jeder darnach<br />

sich verhalten solle.<br />

Ao. 1745 auf St. Matteistag ist von Einer gantzen Gemeind gemehret und der<br />

Punten 686 Ehrneüweret dass im Satz 687 und Jn den Alpen und überall den<br />

Frühlig solle Pfendt 688 werden und das laut den alten Markhen und<br />

Zunstellenn.<br />

Jtem 689 sollen die alpknächten den summer das Vich in den Alpen behalten biss<br />

Ein gantze gemeint es dahrauss mehret 690 es wäre dan Wassermangel oder<br />

Schnehwädtter dass es sein muss.<br />

Jtem an vorgesetztem Tattum ist auch das Mehr wohrden der S.H. geissen<br />

schaffen und Haustieren halber, dass wan nachburen währen die selbeg<br />

ausLiessen und nicht für den Hirt trieben tätten die sollen umb Ein Jedes Mahll<br />

um Ein Pfd. Buss abgestraft werden.<br />

S. 82: Ao. 1745 Auf St. Mathistag ist von einer gantzen Gmeind das Mehr worden als<br />

Erstlich dass wan eines Nachbauren Sohn eine frömde die das Gmeindtsrecht<br />

allhier nicht hat hüraten wolte so soll die selbe 80 Cronen 691 näbend dem<br />

inkauf Gelt allhiesiger oberigkeit an bahreem Gelt Audentist 692 zeigen<br />

680 Chriss (mdartl.) = Zweige von Nadelbäumen (Tannachriss, Lärchachriss)<br />

681 Pferde<br />

682 pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

683 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

684 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

685 in die Alp tun<br />

686 Punkte, Paragraphen, Gesetzesartikel<br />

687 Satz = Waldgebiet im Süden der <strong>Gemeinde</strong> Untervaz, grenzt an den Rhein und <strong>Gemeinde</strong><br />

Haldenstein<br />

688 pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

689 item = ebenso, ebenfalls<br />

690 mehren = abstimmen, (meist mit Handmehr)<br />

691 Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />

692 authentisch = eigenhändig geschrieben, echt, glaubwürdig


- 47 -<br />

oder an liegenden Mitlen ohne das fahrende. 693 Fals 694 dass Eine die sich alhier<br />

hät verhüraten wolte selbegess nicht hat so soll selbege nicht für Ein<br />

Gemeindtsgnossen angenohmen werden. Es sollen Die HHl. Geistlichen<br />

beidersitz Rehligiohnen nicht im standt oder befugt sein solliche zu<br />

copulieren 695 oder Hülf darzu zu gäben ohne dass sie den befelch von einem<br />

Jehwilligen Herren Ammann 696 oder der oberkeit haben. Auch die Hrn.<br />

Seckelmeister 697 das inkaufsgelt nicht Empfahen biss und solang dass sie<br />

glaubwürdig und oberkeitlich bringe oder zügen dass sie so vill haben wie oben<br />

angeregt ist.<br />

S. 83: Ao. 1745 an der Sandt andreas 698 Gemein ist von Einer Gantzen Ehrsammen<br />

Gemein das schüssen in dem Dorff verboten und das bei 1 Pfd. buoss<br />

2) Andrens 699 ist auch das Reiten in dem Dorff verboten bei einem halb Pfd.<br />

3) Dritens ist auch das wäschen in den Brünen verboten bej Einem Pfd. Buoss<br />

uhni Gnad<br />

Ao. 1746 An der ordinäri St. Matdiss 700 Gemeindt ist der Würthen halben ein<br />

vortrag gemacht. Jst also von Einem Löbl. Gricht und Gantzen Ehrsahmmen<br />

Gemeindt Dass Mehren worden, dass wan die Würth oder Weinschenkh etwas<br />

Ein zu ziehen haben und selbiges Ohnne oberkeitliche schatzung nicht<br />

Einbringen Cönten So solle der Ambtmahn jnnen keine Schatzung Mehr<br />

ingeben wie in dem Gemeind Buoch vor verschrieben ist für 1743 St. Jörgi<br />

sonderBahr wägen Vogtkinderen und anderen Armen Leüthen und Kinder<br />

ohne Vater und muoter Wüssen und Willen.<br />

S. 84: Ano 1740 ist das meren worden wägen des Hans Bürkhlis Legy zu gufliss, dass<br />

hinfüro die gemein ein gattar machen woll und erhaltt jetz und zu allen Zeiet<br />

und also haben sie die hüsser woh noch kein Gather zu erhalten gehab haben<br />

darzu gohrnet<br />

erstlich des Martis Krätlis under dem Ulm<br />

jtem des Hans Bürchlis sein Haus<br />

des Jacob wolfen Söhnen Haus das nöü<br />

693 Mobiliar, Geräte, etc.<br />

694 am Rand ist eingefügt: "oberkeit" und "liebig"<br />

695 zu verheiraten, zu trauen<br />

696 Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

697 Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

698 St. Andreastag = 30. November<br />

699 zum andern = zweitens, übrigens, mehrmals<br />

700 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)


- 48 -<br />

Jtem des Jacob Bandtlis das nöüe Haus<br />

Jtem des Hermans Cienlis 701 Haus bey dem salbrügli 702<br />

Das Meren ist geschehen auf Samadisgmein 703 jm Jahr wie obstat.<br />

S. 85: Seite leer<br />

S. 86: Ao 1746 den 27. Tag neuwen 704 Mertzen also an der ordinari St. Mathiss<br />

Gemein da ist von Einem löbl. Gricht und Gantzen Ehrsamen Gemeind<br />

verboten worden dass keiner an des anderen H. Tag nichts aussert dem Haus<br />

arbeiten Solle und kein Mähne 705 weten 706 solle. Wan aber Einer währe der das<br />

gebot über Treten Täthe der solle nach guottachten Eines Löbl. Gricht<br />

abgestraft werden. 707<br />

Zum Andern ist das Mehren worden dass der Kemmenfäger 708 solle Beckhen 709<br />

Kämen 710 Zum Jahr 4 Mall fägen, solle für 2 Mahl sollen die beckhen ihmme<br />

den Lohn gäben und Zweye die gemeind.<br />

Auf obiges Dato ist der Erlena streüwe 711 halben dass Mehr worden dass die<br />

streüwe in der Auw solle allenthalben verboten sein solle im fahl aber dass<br />

Einer sich übersähen täte und nur Ein blachen 712 voll nämen däte der sölle um<br />

Ein halbe Cronen 713 an Buss abgestrafft werden und das un gnad.<br />

Jtem ist in diesem Mehren auch eingedinget dass wann deren währen die in den<br />

Ställen<br />

S. 87: Ehrlene streüwe heten und selbiges nicht bekennen wolten so solle ein<br />

oberigkeit das Rächt haben zu fisitieren 714 und das Einem ieden.<br />

Zum vierten wägen dem Michell Bellath 715 ist von Einer gantzen Gemeind<br />

701<br />

Kieni = Fam. Name, in Untervaz erwähnt 1448<br />

702<br />

Salabrüggli, Dorfteil in Untervaz<br />

703<br />

St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

704<br />

1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />

einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />

doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />

Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />

705<br />

Meni, Miini = Kuh- oder Ochsengespann<br />

706<br />

wätta, iiwätta = einjochen, einspannen, das Fuhrwerk an das Joch binden<br />

707<br />

Randbemerkung: "laut der Religion zu Wienacht"<br />

708<br />

Kaminfeger<br />

709<br />

Bäcker<br />

710<br />

Kamine<br />

711<br />

Erlenlaub<br />

712<br />

Blaha, Tuachat = Quadratförmiges grobes Tuch mit vier langen Hanf-Zipfeln, in das man Heu<br />

einbindet, auch Mass für ein Tuch voll Heu<br />

713<br />

Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />

714<br />

visiter (frz.) = besuchen<br />

715<br />

Die Familie Pilat übte damals traditionsgemäss das Abdeckerhandwerk aus.


- 49 -<br />

das Mehr worden dass Wan Einem nachBaur darfor Gott sein wolle Ein stuck<br />

sv 716 vich abgehen däte so solle Er schuldig sein solches abzunehmen auf dess<br />

nachbauren Bezahlung. Den Lohn anbetreffent so ist jhmme derselbe von Einer<br />

gantzen Gemeind Taxiert worden als namlich von Einem grossen hobt 717<br />

daheim 20 Xr 718 und an dem Berg Xr 30. Von einem Kalb daheim Xr 12 und<br />

an dem Berg 16 Xr Wan er aber dieses nicht tun wollte so solle Er die<br />

Gemeindrächte abträten. 719 Zum fünfften sind die Hindersässen angenohmen<br />

die man zufohr Ao. 44 und Ao. 45 gehabt hat welche da auff der Listen in dem<br />

Gemeindbuoch auffgezeichnet sindt sambt den Drösteren 720 - aber mit<br />

Condicion 721 dass sie nicht aufftreiben auf die allmein weder schmalvieh noch<br />

anders und nichts reütenen sollen. Wan aber deren wehren die diesem nicht<br />

nachCommen Däten die solen die Gemeind Rächta abTräten un weiters.<br />

S. 88: Seite leer<br />

S. 89: Ao. 1753 auf St. Mateistag ist von einer gemeind einhelig 722 das Mehr worden<br />

wie volgt. Erstlich dass vor St. bartollomestag 723 niemand Wildheüwen und<br />

Riet mäjen 724<br />

2. ist das Mehr worden wan man anfangt heüwen nit man dörfe an den<br />

gemeinen gassen streüwnen biss man die frucht ingesamlet hat verstet sich in<br />

der küegass 725<br />

3. ist das mehr worden das von dem birchenwuohr 726 hinwäg bis ausgang den<br />

giesen 727 solle aus den giesen geräumt werden die stauden und fischräuschen 728<br />

und ales was das Wasser verhinderet. Welche es nicht thäten solen ein Pfundt<br />

buoss gestraft werden.<br />

S. 90: Ao. 1754 auf Santtmatistag ist von einer Gantzen Gemeind das mer worden<br />

wie folget<br />

716<br />

s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

717<br />

Haupt = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

718<br />

xer = Kreuzer, der Gulden hatte = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.<br />

wir dürfen für damals einen Gulden als normalen Taglohn annehmen<br />

719<br />

Die Pilat erscheinen noch in der Volkzählung von 1835 zwar als <strong>Gemeinde</strong>angehörige aber nicht<br />

als Vollbürger. Das volle Bürgerrecht erhielt die Familie erst bei der Zwangseinbürgerung von 1853<br />

720<br />

Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

721<br />

Kondition = Bedingung<br />

722<br />

einhellig = einstimmig<br />

723<br />

St. Bartholomäustag = 24. August<br />

724<br />

das heutige Unteräuli war damals Sumpf und Rietland<br />

725<br />

"verstet sich in der küegass" ist etwas später beigefügt<br />

726<br />

Teil des Rheinwuhres östlich der Birchenwiesen (südl. Hirschland)<br />

727<br />

Giessen = Wasserlauf im Feld<br />

728<br />

Fischreusse = Fangvorrichtung (mhd riuse, rûse)


- 50 -<br />

Zum Ersten wegen dem pfenden 729 in dem Landt soll es bey dem alten<br />

Pfandtschillig sein verbleiben haben. Bergs halb ist Herbst und früölig auf das<br />

Hobt 730 ein schillig gelegt und soll ein jeder mögen selbsten pfenden.<br />

Zum Andern der Landtsknächten-Küönen 731 halben ist das Mer worden dass<br />

einer der kein 732<br />

S. 91: Ano 1756 als die ordinere Santmathis Gemeindt gehalten worden also ist<br />

Erstlich von gesamter Ehrsm. Gmd. Einhelig gemehret worden wie folgt:<br />

Namlich dass vorohin kein nachbur solle befügt und S.h. 733 Miss stieren 734<br />

noch Zitküö und keinen pretutz 735 den Summer hindurch in den Herbstweiden<br />

haben solle und das noch mit dem klaren Hinzuthun dass jeder Nachbur solle<br />

sein Vieh sowohl Stieren Messen als Zitküö an dem Messtag 736 in der Alp vor<br />

den Hirthen tun solle.<br />

Jtem aber wan es sach währe dass ein nachbur ein stier hety der jhne von der<br />

Zeit da der Erste agren 737 angehet bruchte und so forthan der mag selben Rein<br />

sumer 738 auch bruchen oder aber wan ainer wahre der weg einem old 739<br />

verunglüget würdj der so ein stier oder zitkuo möge bruchen un Entgelten. 740<br />

2. Jtem ist an obigem Tag dass Mehr worden dass das schragnen 741 in dem feld<br />

solle abgestelt sein sonderheitl dem Jenigen der das Holtz ab der allmeind<br />

nimpt. Der aber solle nach guottachten einer Wohlweisen oberkeit ein man in<br />

dem Gmd. werk verornet werden wecher 742 alssdan obsicht und zwahr<br />

Ehjdlich 743 halde damit jede stäg und wäg<br />

729<br />

pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

730<br />

Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

731<br />

Lantzknächten = Uebername für die Bewohner des Fürstentums Liechtenstein, der ihnen beigelegt<br />

worden sein soll,, weil der verhasste Baldiron mit seinen Söldnern, Landsknechten im eigentlichen<br />

Sinne, aus dem Fürstentum Liechtenstein gegen Bünden vorrückte. Scherzweise auch den im<br />

Fürstentum Liechtenstein eingekauften Rinder beigelegt.<br />

(Schweiz. Idiotikon Band 3, Spalte 725-726)<br />

732<br />

hier bricht der Text ab<br />

733<br />

s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

734<br />

Mesen-Stier = zweijähriger Stier<br />

735<br />

evt. Pretension = Anspruch<br />

736<br />

die Milch wurde in der Alp nur an bestimmten Tagen gemessen<br />

737<br />

erstes ackern (rom.arar = ackern, pflügen)<br />

738<br />

in den Sommer hinein<br />

739<br />

old = oder<br />

740<br />

ohne Entgelten = gratis<br />

741<br />

schraggna = von Hand Bretter sägen<br />

742<br />

Schreibfehler, sollte heissen: welcher<br />

743<br />

eidlich, unter Eid


S. 92: tato 744 1756<br />

- 51 -<br />

Nach fahren und gegen solte aber einer oder der ander erfund 745 werden der<br />

nicht stäg und wäg nächgang 746 oder fahren tethi die Jenig solle nicht nur um<br />

den schaden zu suochen sein sondern nach dem mit einer cronen 747 buoss<br />

abgestraft.<br />

Jtem 748 Ess haben die hindersässen angehalten sey genuogsame tröster 749<br />

gestellt alle und Jede.<br />

S. 93: Seite leer<br />

S. 94: Ao. 1760 Als ist die ordinary St. Mateis Gmd. gehalten worden.<br />

Alss ist erstlich von gesamter Ehrsammen Gmd. Einhellig das Mehr worden<br />

wie volgt:<br />

Erstlich wegen der Hindersässen so sindt sie mit der Condeition 750<br />

angenohmen dass sie allen Nachbauren 751 mit allen Handelschaften oder<br />

profehssionen 752 ohne schaden seyn sollen etc.<br />

2./ do. 753 ist auch das mehr worden von wegen den Herdtbieren 754 nachgraben<br />

dass keiner solte befüögt 755 sein bis zum alten aller ghelg tag 756 Einem anderen<br />

in seyn guoth zu graben und das bey Buoss.<br />

3./ ist auch wegen dem Michel Pilath oder sogenanten Waasenmeister 757 dass<br />

er solte fürohin obligiert 758 seyn von einem oder dem anderen Nachbaur hier<br />

Jm Landt was abgehen 759 solte solle er schuldig seyn ohne Einge 760 Bezahlig<br />

ab Zu Nehmen.<br />

Wan aber Einem oder dem andern Jn dem berg was abgehen solte ein<br />

Nachbaur schuldig sey vor Ein altes stuck zu bezahlen 12 Xr und wegen Einem<br />

Kalb auch in den bergen 6 Xr.<br />

744<br />

Datum<br />

745<br />

erfinden = herausfinden<br />

746<br />

sollte wohl heissen: nachgäng (nachgehen würde)<br />

747<br />

Krone = Kronenthaler = Fr. 5.80<br />

748<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

749<br />

Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

750<br />

Kondition = Bedingung<br />

751<br />

Nachbar = <strong>Gemeinde</strong>bürger mit allen Rechten und Pflichten<br />

752<br />

Beruf, Gewerbe (beachte den Konkurrenzschutz für die Bürger)<br />

753<br />

2do =secondo = zweitens<br />

754<br />

Kartoffeln<br />

755<br />

befugt = berechtigt, zuständig, ermächtigt, bevollmächtigt<br />

756<br />

Allerheiligen = 01. November (kath. Feiertag)<br />

757<br />

Wasenmeister = Schinder = Abdecker<br />

758 verpflichtet<br />

759 abgehen = verenden<br />

760 einige


- 52 -<br />

Darbey aber solle Er aussert denen Eigenen Guot wuorfrey 761 sein etc.<br />

S. 95: 4./ Auff vorgeschriebnes Tadum 762 als ao 60 Ist auch von Einer gantzen Ehrsm.<br />

Gmdt. das Mehr worden von wegen dem auflag oder wuorschnitz. 763 Weillen<br />

Ein Ziemlich grosse Ungleichheit Jn ansehung desselben sey sodan hat Ein<br />

Ehrsm. Gmdt. selbes Nöthig funden Jn Ein bessere Gleichheit zu stellen, so ist<br />

das Einhellig Mehr worden dass wan der Jenig weren die sich zu beKlagen<br />

hätten dass Jhnen das guot zu hoch geschetzet wery so Können selbe sich auff<br />

Könftigen Herbst vor der Gmdt. Rechnung bey dem Ambtmann 764 und den<br />

übrigen so der Rechnung beywohnen anmelden, welches dann Hr. Amma von<br />

Eini gantzen Gmd. sammt den anderen überlassen ist dass wan sie bey Jhren<br />

Eid und gwüssen 765 finden dass Einer zu viel oder der ander Zu wenig<br />

geschetzet were, dass sie selbes mögen Endern 766 auch mit dem Klahren<br />

Zuthuon dass die Nachbauren sich solten schuldig seyn selbes anzunehmen etc.<br />

5tens Jst auch das Einhellig Mehr worden in ansehung den s.h. 767<br />

Pfarrstieren 768 dass ietz Könftighin die sogenanten meienstieren 769 abgestelt<br />

seyn sollen und anstat der 6 nur 4 welche das gantze Jahr dienen sollen. Auch<br />

ist Jhnen die Rodt 770 wie zuvor gelassen Einem jeden 10 Küöh von welchen er<br />

den Lohn beziehen Kan wie er dan mit dem Baur des einen würd 771 folglich<br />

weillen diejenigen so auf Könfftigs die Rodt betrifft sich hetten beKlagen<br />

wollen so hat Ein Ehrs. Gmdt. gemeret dass wan sie auf Ein anders Jahr die<br />

s.h. 772 stieren würden in den alten stand stellen und so wolten sie selbe nicht an<br />

schaden lassen etc. Johs. Göpfert, aus befelch Grichtsschreiber.<br />

S. 96: Seite leer<br />

S. 97: Ao. 1760 den 11. May als an der ordinare Jörge 773 Gemeind sindt von Löbl.<br />

oberkeit und sambt:Licher 774 Gemeind<br />

761 befreit von der Pflicht zum Wuhrgemeindewerk<br />

762 Datum<br />

763 Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

764 Amtmann = Ammann = zurzeit regierender <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

765 Gewissen<br />

766 ändern, abändern<br />

767 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

768 Pfarstier = ein bis eineinhalbjähriger Zuchtstier<br />

769 Maienstier = im Zeichen des Stiers Geborene (Ende April/Anfangs Mai). Also sind Maienstiere<br />

Vieh, das im Frühjahr geboren war. (siehe Schweiz. Idiotikon Bd. 4, S.883)<br />

770 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

771 einig werden<br />

772 s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

773 St. Georgstag = 23. April (früher im Bistum Chur am 25. April)<br />

774 sämtlicher, ganzer <strong>Gemeinde</strong>versammlung


- 53 -<br />

volgende Wäld 775 in den ban geschlagen als erstlich das bach dobell so wohl<br />

buochis als Tannis 776 namlich von der brunen stuben 777 herauff biss an den<br />

Weg so zu oberist ausser der Castriniss hinein Geth biss in den bach, an der<br />

anderen seithen biss Jn den Weg so von der Doctere weg 778 hin Ein geth auch<br />

biss jn bach, so dann wann Jemand jnnert djssen ausgeschribnen bann was<br />

hauwen solte der solle vo jeden Stamm mit fl. 779 5.- Gestrafft werden.<br />

Fernner ist auff obiges Datum auff jeden stamm Fohre 780 Es seye klein oder<br />

gross auff der Fentzen 781 und auch auff dem Hinderen Castrinisser stein 782 auch<br />

fünff guldy buoss darauff Gelegt worden damit sich niemand der<br />

ohnwüssenheit dessen Entschuldigen köne ist es von Hauss Zu hauss Gebothen<br />

worden. auss befelch Joh. Wolff Gricht Schreiber<br />

S. 98: Seite leer<br />

S. 99: Ao 1771 den 20. Jenner<br />

Als hat Ein Volkommen gemeindt, ist gemehret worden, auff ein Neüwes<br />

gemehret worden und das der Sasgichters 783 Wald verbannth und ingeschlagen<br />

Und welche sich solte Erfrechen und Holtz hauen der solle für Ein Jden 784<br />

Stahm ohne gnnad in 6 Pfundt Buoss verfelth und abgestrafft werden, welche<br />

buoss 2 Pfundt solle die oberkeit zu fordern haben und die anderen 4 Pfundt<br />

solle der gemeindt zugehören. Beter Schrofer, Grichtsschreiber auss befelch<br />

S. 100: Seite leer<br />

S. 101: Ao. 1771 den 9 ten Mertzen/26 hornung 785<br />

hat Herr Ammann Bernhard Bernhard bey dem Eid die Gemeind lassen<br />

zusanmen kommen wegen der streitigkeit des Satzes und Tobel halben und ist<br />

abgeredt dass diese Gemeindt so viel gelten solle als wan es an Sant Matheis 786<br />

775 Wälder<br />

776 Tannenholz<br />

777 Brunnenstube = Wasserghalter hinter Gluvishei<br />

778 Weglein in der Gegend von Valbella (lat. ductus, evt. ehem. Verbindung zwischen der Neuenburg<br />

und der Rappenstein<br />

779 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

780 Föhren<br />

781 Fenza = verschwundener Felskopf beim Horn<br />

782 Castrinis Stein = Kopf östlich unter der Castriniswiese. Koord. 759.050/199.475<br />

783 Heute unbekannter Flurname; evt. Disculters nordwestl. Brida<br />

784 sollte heissen: jeden<br />

785 Horner, Hornung = Februar<br />

1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />

einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />

doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />

Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten<br />

786 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)


- 54 -<br />

geschehen wäre: Und ist das mehren einhellig gewesen, dass sich keiner<br />

erfrechen oder understehen solle fürohin: unter keinem Titel: kein Holtz mehr<br />

auss der Gemeindt zu verkaufen weder grüens noch dürs: bey Jedem stamm<br />

wer es übertreten thut fl. 787 5 der Gemeind zu bezahlen schuldig sein.<br />

2./tens ist auch zuGleich gemehret worden am Gleichen Tag wer sich<br />

understehen würde von unseren nachbauren wegen diesem auflag auf Jeden<br />

stamm das er sich wolte auf Haldenstein 788 zu klagen gienge wie schon<br />

geschehen: der solle von der Dorfrechte ausgeschlossen sein und bleiben<br />

3./tens ist auch gemehret an gleicher Gemeindt wan Haldensteiner von unsern<br />

nachbauren in diesem wald angetroffen werden sollen sie schuldig sein bey<br />

ihrem eid sie anzugeben, worfür ihnen ein halben guldj soll bezahlt werden:<br />

anbey aber soll man schuldig sein dieses mehren alle 3 Jahr das mehren<br />

abzulesen vor der Gemeind. Bescheindt Beter schrofer alss Grichtsschreiber.<br />

S. 102: Seite leer<br />

S. 103: Ao. 1774 den 16./27. Hornung hat Hr. Ammann Bernhard Bernhard bey dem<br />

Eid die Gemeind lassen zusammen kommen bey Haltung der St. Matis 789<br />

Gemeind, und ist alles bey dem alten verblieben von wegen Verbanung der<br />

Wälder wie auch der Ehrlen 790 in der Auw mehr, ist verboten von den<br />

Zaünen 791 wie auch erbsenstiegel 792 zu machen.<br />

Mehr sind die schaf abgemehret von der Gemeind aussert Hr. Stadthalter 793<br />

Hans Uri Flip, 794 Hr. Amen Wolf, Hr. Gschwornen 795 Marti Zinsli wie Hr.<br />

Gschwornen Jori kretli 796 haben darwider Brotesten 797 eingelegt.<br />

S. 104: Seite leer<br />

S. 105: Ao 1776 bey gehaltner ordinari Stt. teiss 798 Gemeind ist einhelig das meren<br />

worden alss Erstlich in ansächung wegen den Gemeindgüötteren<br />

787 fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

788 siehe auch: 1771, Februar 24. Abkommen zwischen <strong>Gemeinde</strong> Untervaz und dem Freiherrn<br />

von Haldenstein wegen Rechten im Satz und im Heratobel. (Gem. Archiv Untervaz. Urk. Nr. 101)<br />

789 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

790 Erlen<br />

791 Zünig = Zäunung, Zäune, Zaunpflicht<br />

792 Stickel = Stecken für Reben oder Erbsen, meist aus Lärchenholz<br />

793 Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>präsidenten<br />

794 Johann Ulrich Philipp<br />

795 Geschw. = Geschworner = <strong>Gemeinde</strong>rat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt)<br />

796 Jöri Krättli<br />

797 Protest, Einsprache<br />

798 St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)


- 55 -<br />

sollen fürohin Ein neüwer rodell 799 aufgericht und gemacht werden. Und sole<br />

der erste der Hochzeitt hatt auff diesen Rodell angeschrieben werden und sole<br />

keiner mehr befüögt sein ein Gemeind 800 zuo felen oder an sich zuo bringen<br />

biss Jhme durch ein Rechtmässig tottesfahl 801 nach recht und breüchen 802 laut<br />

der rod und Liesten 803 jhme Zuofalt und ohnstreitig zuogehördt es seye guott<br />

oder schlächt 804 sol und muoss darbey bleiben und begnüögen. 805<br />

2./ ist auch an obiger Gemeind gemerett Einhelig dass fürohin die buossen die<br />

in den Haubt banwälden, namblich woh fl. 806 6 auf Jedem stamm, von Einer<br />

gantzen Gemeindt auf dürss und grüönss 807 ist gelegt und steltt worden ohne<br />

aussnahm solen fürohin bei der Gemeindt Rechtung 808 abgefüört und bezahlt<br />

werden solten sich Einer oder der andere erfrechen und nicht bezahlen wollen<br />

da ist schon erkendt 809 dass die verohrnette Herren die der gemeind Rechtung<br />

beywohnen mit der schatzung selbe zuo der gehorsame treiben ohne gnad<br />

3./ so ist auch das meren worden dass für dieses Jahr keine andere<br />

Hindersässen solen angenommen werden alss welche von hiesigen Elternn her<br />

stammen.<br />

S. 106: Seite leer<br />

S. 107: Ao 1777 als an der ordinarle St. Matissgemeind ist von der gantzen gemeind<br />

einhellig gemehret wie folgt:<br />

1./ Dass die alten Buossen, welche fehler sind auss den Haupt Wälden, und<br />

gestraft worden sind und die buossen noch auss stendig sind, die sollen ohne<br />

anstandt von der oberkeit und denen sel:Mr. 810 undersuocht und ingezogen<br />

werden.<br />

2./ ist auch von der gantzen gemeind gemehret worden dass alle Hauptwäld<br />

sollen ihn verbott sein auf solche Weis, dass ein Jed=wäderen der es<br />

hochnothwendig ist, möge bey der oberkeit anhalten. so sollen sie schuldig sein<br />

799<br />

Rodel = beschriebene Papierrolle, Liste, Register, Urkunde etc.,<br />

800<br />

Sollte heissen: <strong>Gemeinde</strong>gut<br />

801<br />

bei Todesfall fiel das ausgeteilte <strong>Gemeinde</strong>gut der <strong>Gemeinde</strong> anheim und wurde wieder neu<br />

zugeteilt<br />

802<br />

nach Recht und Brauch<br />

803<br />

Listen, Verzeichnisse<br />

804<br />

sei der Boden gut oder schlecht<br />

805<br />

benügen = anerkennen, befriedigen<br />

806<br />

fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

807<br />

dürres und grünes Holz<br />

808<br />

alljährliche <strong>Gemeinde</strong>abrechnung<br />

809<br />

erkennen = erklären, entscheiden, ein Urteil fällen<br />

810<br />

Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier


- 56 -<br />

ihnen ein Stam vor fl. 6 welche der Gemeind gehören zu erlauben.<br />

5./ ist Gemehret worden, dass wan einer fräffentlicher Weis aus obgemelten<br />

Wälden solte ein Stamm hauen der solle vor fl. 8 ohne gnad abgestraft werden,<br />

darvon Zwey guldi der oberkeit gehören.<br />

4./ ist gemehret worden, dass wan einer sich erfrechen solt und ein Stam hauen<br />

und nicht Zahlen wolte, oder nicht zu zahlen hette, der solle der Dorffrechte<br />

verlürstig 811 sein.<br />

5./ ist gemehret worden, dass wan ein oder der andere sich erfrechen solte und<br />

Holtz aus der gemeind verkaufen, der solle der Dorffrechte verlürstig sein.<br />

6./ ist auch gemehret worden wegen dem satz Wald, dass wan einer oder der<br />

andere sich erfrechen solte und Holtz gegen Haldenstein 812 oder aussert der<br />

gemeind verkaufen, der solle der Dorfrechte verlürstig sein.<br />

S. 108: Seite leer<br />

S. 109: Von wegen denen Hindersässen.<br />

1./ Ao. 1777 als an der S. Matissgmeind ist von der gantzen gmeind einhellig<br />

das mehr worden, dass die Hindersässen welche nicht von hiesigen Elteren<br />

hären stammen, fürohin unser Dorf abtretten sollen.<br />

2./ ist gemehret und dass mehr worden, dass man die Jenige Hindersässen<br />

welche von hiesigen Leüthen hären stammen annemmen wole, wan sie an der<br />

gmeind genuogsammen Tröster stellen.<br />

3./ ist auch gemehret und ihnnen ein bezug vorgschrieben wo sie sich des<br />

Holtzens bedienen sollen wie hernach volgt: Erstlich in der baiolser Halden bis<br />

auffi an dass Laubriss und von der oberen blathen dem Heüriss nach aufi und<br />

sollen sie sich dorten oben obenin diesem beschribnen bezirg an buochenem 813<br />

bedienen, dem lerchenen 814 und dem dannenen 815 sollen sie sich völlig und<br />

gantz entmüössigen bey 3 fl. buoss.<br />

4./ wägen denen Hindersässen welche gesähen werden aus der Auw oder von<br />

den Zäunen holtzen, solten mit anderhalb Pfd. Buoss abgestraft werden.<br />

Christen Zinsli, Grichtsschreiber aus befelch.<br />

811 verlustig (verlüren = verlieren)<br />

812 wohl mit Rücksicht auf den noch nicht weit zurückliegenden Handel von 1771, Februar 24.<br />

Abkommen zwischen <strong>Gemeinde</strong> Untervaz und dem Freiherrn von Haldenstein wegen Rechten im<br />

Satz und im Heratobel. (Gem. Archiv Untervaz. Urk. Nr. 101)<br />

813 <strong>Buch</strong>enholz<br />

814 Lärchenhlz<br />

815 Tannenholz


S. 110: Seite leer<br />

S. 111: Ao. 1778 den 8. Febr.<br />

- 57 -<br />

Bey gehalter Santmatdeis-gemein ist einhelig gemehret worden wegen denen<br />

Hinder Sässen, dass man fürohin keine mer anneme uhni ein tröster 816 der einer<br />

gemein zufrieden und fl. 817 1000 im wuorschnitz 818 hat, weiter ist auch an<br />

obiger Gemeind gemehret und verbotten worden, dass keiner mer als 2 oder 3<br />

nächt fremde leüth soll über nacht haben und das bey 3 Pfund Buss.<br />

Weiters wegen der vertröstung, solle der tröster um alles und jedes wegen<br />

worten und werkhen wegen handel und wandel wie auch wegen Diebenreien<br />

und Sivilfrefel 819 red und bescheid gäben.<br />

S. 112: Seite leer<br />

S. 113: Ao.1779<br />

Bey gehalter Sant Deiss 820 gemein ist einhelig gemeret worden und erkent, dass<br />

man bey den alten gesatzen und rechten sein und verbleiben wolle.<br />

Als Erstlich ist erkent und gemeret worden dass man den Satzt 821 zünen und<br />

freien 822 wolle wie vor altem.<br />

2./ Ein gleiches ist auch gemeret in den alpen auf Zil 823 und marchen zu<br />

Pfenden 824 und den Pfanschilig zu bezahlen laut alten braüchen<br />

3./ ist auf obiges thatum auch gemeret, dass keine Alpknechten sich erfrechen<br />

uhni erlaubnus der gemein aus den alpen zu fahren. Es seye bei wassermangel<br />

oder schnewetter.<br />

4./ so ist auch gemeret dem ogsenhirt eine Hüten zu bauen.<br />

5./ Die schaf anbelangt sole ein ieder Hirt schuldig sein best seiner<br />

mügilchkeit 825 vor der au und ob dem Dorf in der ogsenweid sorg best<br />

müglikeit sorg haben, darbey im guagis 826 sein und bleiben solen laut alten<br />

brüchen und nit vor der Zeit in die alpen fahren.<br />

816<br />

Tröster = Bürge für Gebühren oder Unkosten<br />

817<br />

fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

818<br />

Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

hier im Sinne von Vermögensausweis (Steuerbares Vermögen)<br />

819<br />

zivile Vergehen<br />

820<br />

St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

821<br />

Satz = Waldgebiet im Süden der <strong>Gemeinde</strong> Untervaz, grenzt an den Rhein und <strong>Gemeinde</strong><br />

Haldenstein<br />

822<br />

sollte wohl heissen fretzen = weiden<br />

823<br />

Ziel (mhd. zil) = Ziel, Ende, Begrenzung, auch Termin<br />

824<br />

pfänden = fremdes Vieh einstallen und erst gegen Entschädigung frei geben<br />

825<br />

Möglichkeit<br />

826<br />

Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer


- 58 -<br />

S. 114: Jtem wegen denen Hindersässen so ist das achtundsibigist 827 Meren von einer<br />

gantzen Gemein bestitiget 828 und guoth geheisen worden.<br />

S. 115: Item 829 A. 1780 an der Sant matisgemeind ist von der gantzen gemeind<br />

einhelig gesetzt und gemeret worden, Und ist neüwer Dings ihn ban geschlagen<br />

lerchis 830 und tenis 831 hinder des schaffners eck 832 und in den Löseren 833 und<br />

auf bis zum fahramürly, 834 von dort durch den Weg her bis zur Valbelen Wis 835<br />

und ist ihm gantzen ehrmelten bezirg auf jedwederenen stam von der gantzen<br />

gmeind so 3 Pfund buoss gefelt ohne alle gnad.<br />

Jtem an obigem Tatum ist von der gantzen gmeind einhelig gesetzt und<br />

gemeret worden wegen den Hindersesen halber, so ist gesetzt dass keiner mehr<br />

soll angenommen werden nach der Sant matisgmeind welcher sich nit vor der<br />

gantzen gmeind anmeld und vertröst, Und ist auch gesetzt wan ein nachbaur<br />

sich darnach mehr für einen anmelde oder einer mehr als Drey necht 836<br />

übernacht halte der soll uhne alle gnad fünf Pfund buoss verfahlen sein.<br />

S. 116: Seite leer<br />

S. 117: Ao. 1782, den 3 ten Mertzen An Samadeis 837 Gemeind<br />

1/ Auf obiges Tatum ist gesetz von Einer Gantzen Gemeind und Einhellig<br />

gemeret, dass fürohin niemand mit Erlen zühnen solle wie auch kein<br />

Erbsenstiegel 838 aus der Au, ist verboten bei Pf. 3 Buoss<br />

2./ ist auch gemeret wegen dem sanholtzen 839 bei den alten gesetzen zu<br />

verbleiben. Wan sich einer solten Erfrechen Holtz abzuführen so soll Ein<br />

anderer Nachbaur das Recht haben das selbige hinweg zu nemmen vorbehalten<br />

wan Einer der kein Eigne Minen 840 hete denen solle ein Fuodter 841 frey<br />

gelassen werden.<br />

827<br />

Beschluss von 1778 (Seite 111 in diesem <strong>Buch</strong>)<br />

828<br />

bestätigt<br />

829<br />

item = ebenso, ebenfalls<br />

830<br />

Lärchenholz<br />

831<br />

Tannenholz<br />

832<br />

Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />

Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />

833<br />

Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen<br />

834<br />

Faramürli = Flurname westl. Fallboden Pt. 948. Koord. 759.100/199.150<br />

835<br />

Valbella = ehem. Berggut, nördl. Flidis, heute Wald<br />

836<br />

Nächte<br />

837<br />

St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

838<br />

Stickel = Stecken für Reben oder Erbsen, meist aus Lärchenholz<br />

839<br />

Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />

840<br />

Mini = Mene, Zugtier, Kuh oder Ochse am Wagen<br />

841 Fuder


- 59 -<br />

3./ ist auch Gemeret wegen dem Holtz in dem Bachtobell das fürohin bis zu<br />

dem Schlössli 842 auf beidten Seiten dem Thobel in den bahn 843 gestellt, Es mag<br />

Namen haben was für Holtz es sein mag bei Pfd. 3 buoss.<br />

4./ Ferner wegen der Jmbtweid 844 oder Tungen 845 in dem Herbst ist Ein Hellig<br />

gemeret und geornet, dass in Zukonft keiner sich Erfreche in die Jmbtweid zu<br />

tungen oder zu mehen, 846 namlich wär Eigen Vieh habe dasselbe zu frecken 847<br />

bej buoss nach erfindung und guottachtung Einer obrigkeit.<br />

Die Haubtbanwäldt sind in die alte buoss gestellt worden.<br />

S. 118: Anno 1783 ist von einer gantzen g=meind das mehr worden där marchen<br />

halben zu bärg und Tall und diesen früöllig den Undergang 848 vorzunemmen.<br />

S. 119: Anno 1784 an der ordinari Santmatdisgemeind also ist von einer gantzen<br />

Ehrsamen g=meind einhellig gemereth där Zeitküönen halber, dass alle die<br />

Jenige so sie an Tagwa 849 nemmen und vor ein ogs brauchen den Somer ü. 850<br />

zu aller Zeit die soll Jeder nachbahr mögen ohne auflag in den Herbst Weiden<br />

haben.<br />

Jtem und vor die andern ist där oberkeit ihr rächti vorbehalten mit ohn gnad<br />

abzustrafen nach Ehrkantnus der oberkeit.<br />

Färner sindt die Haubtbahnwäld in den alten bahn geschlagen.<br />

Item: Auf obiges Tatum den 3./14. mertzen ist auch bey dem Eid an die gmeind<br />

g=Botten 851 worden und ist einhellig das mehr worden wägen der märchig oder<br />

däm Undergang, Dass er soll forwärtz gohn u. Zum End gebracht wärden Zu<br />

Bärg und Tall etc. Und ist von där gantzen g=meind Ein Hellig där oberkeit<br />

überlohn mit Zuzug där nachbauren wie die oberkeit notwändig hat oder vor<br />

guott achtet und dan sollen die nachbauren g=horsam Leisten u. kommen wan<br />

Jnen g=botten würt.<br />

842 Ruine Rappenstein im Bachtobel<br />

843 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

844 Emdweid = Herbst-Weide nach dem Emden, (nach dem 2. Grasschnitt)<br />

845 düngen, Mist austun<br />

846 mähen<br />

847 sollte heissen: "fretzen" (abweiden)<br />

848 Undergang = Umgang, Begehung, gemeinsame Besichtigung<br />

849 Tagwahn = <strong>Gemeinde</strong>werk, auch Arbeitsleistung eines Mannes während eines Tages<br />

850 evt. den Sommer über<br />

851 <strong>Buch</strong>stabe E wurde recht häufig durch das Zeichen = ersetzt


- 60 -<br />

S. 120: Item: auf vorstehentes Tatum ist auch von der g=meind ein aufLag g=macht<br />

worden auf das Jhnzünt 852 und auf das Verbauwen zu Bärg und Thall wie folgt<br />

als Erstlich ist auf das Klafter 853 guotten Boden gelegt nammlig fl. =4<br />

Und den schlächten Boden oder mageren fl. =2.<br />

Item Und was am Bärg verbauwen worden ist auf Jedes Kl. aufg=leit fl. 1=<br />

Item Und was ihm Landt oder ebni ihm Dorf verbauwen ist so ist auf<br />

Jedes Klafter auf Ehrleit fl. 3<br />

Item Auf vorstehendes Tatum ist auch das mehren worden und das einhellig<br />

von där gantzen gemeind, där Ehrla 854 halben so ist die auw neüwerdings in<br />

ban geschlagen vor die Heren holtzer und vor die nachbauren und ist auf Jeden<br />

stam so 2 Pfundt buoss g=legt.<br />

Item Auf obig Tag ist auch g=meret worden wägen den sag 855 u. ribenen, 856 so<br />

ist das mer worden dass sie sich sollen in Zeit 8 Tag Ehrklären ob sie wollen<br />

bey der alten rächtj verbliben oder nicht<br />

S. 121: Wo das nicht so soll der amma 857 ein Mr. 858 beschulhen 859 und den<br />

augenschin 860 lassen innemmen und dan wärt man trachten zu bauwen wie es<br />

die g=meind nothwändig findt.<br />

S. 122: Seite leer<br />

S. 123: Ano 1784 den 9./18. Tag Abrellen, also hat Hr. Ama Christian Bürchli bey der<br />

gehorsame an die gemeind gebotten Namlich der Marchen halben. So ist das<br />

Mehren worden dass die Marchen zu berg und Tall und in dem Land sollen 2<br />

schuo 861 inwendig dem Zun gesetzt werden.<br />

S. 124: Seite leer<br />

S. 125: Die Lerchen unter Samunt 862<br />

Ao. 1786 auf St. Matisstag ist von einer Ehrsamen Gemeind einhelig das mehr<br />

worden von wegen denen Gemeindgüter, so ist schon etliche Jahr der<br />

wuhrschnitz der Gemeind aussgeblieben, so ist erkent und gemehret worden,<br />

852<br />

das Eingezäunte, d.h. das private Wiesland<br />

853<br />

Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />

854<br />

Erlen<br />

855<br />

Sägen (mit Wasserkraft am Dorfbach)<br />

856<br />

Ribi = Reibe, mühlenähnliche Einrichtung<br />

857<br />

Ammann = <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

858<br />

Mstr. = Meister<br />

859<br />

sollte wohl heissen: besuchen<br />

860<br />

Augenschein = behördliche Besichtigung<br />

861<br />

Fuss oder Schuh = 30 cm. / 1 Zoll = 3 cm. / 1 Linie = 3 mm<br />

862<br />

Dieser Titel steht auf einem eingeklebten Zettel


- 61 -<br />

das die alt ausstendig Wuhrschnitz solle auf das lengste bis auf künftigen<br />

Aprelen 863 abgeführt und bezahlt werden, widrigenfahls so solen die<br />

Seckelmr. 864 diese Gmeindgüter zu handen nemmen und anderwertig verlosen<br />

biss und solang eine gmeind volkommen bezahlt ist.<br />

2./ Jst auch das mehr gemacht worden in dass künftig dass aldieJenigen so von<br />

den Gmeindgüter den wuhrschnitz geben die sollen alwegen an der<br />

Gmeindrechnung abführen und bezahlen, widrigenfahls so sollen die<br />

Gmeindgüter verfallen syn und denen ersten an der Rod anheim gestelt sein.<br />

Jedoch wan einer ein rechtschaffener bürg stelt so solle mann ihme 8 Tag<br />

gedult geben und nicht lenger.<br />

3./ so ist auch an gleichem tag das mehr 865 worden von wegen dennen lerchen<br />

under Samunth 866 so sollen fürohin keine lerchen mehr geschneitet 867 werden<br />

bei fl. 6 buss und die lerchen sol auch auf Jeglichen stamm buss gelegt sein fl.<br />

6 es seyen dür oder grüen.<br />

S. 126: Seite leer<br />

S. 127: Ao. 1789 an der St. Matiss Gemeind ist von der Gantzen Gmeind gemehret<br />

worden wegen der zamen streüe. 868 So sol fürohin bej 2 fl. 869 Buoss verboten<br />

seyn wo Beüm stehen an einer gass oder Almein so sol niemand befüegt seyn<br />

selbige zu nemmen aussert der eigenthümer von den Beümen bey obiger straf.<br />

2/tens Jst auch gemehret worden wegen den Hindersässen in ansehung der<br />

streüe. So sol vürohin kein Hindersess gahr kein zahme strüe auf den Almeinen<br />

mehr zu rechen wo es auch immer sein mag, bei 5 fl. buoss.<br />

S. 128: Seite leer<br />

S. 129: 1792 auf St. Mathistag Jst von einer Gantzen Gmeind gemehret worden wegen<br />

bahnwelden. 870 so lasst mann die alten bahnweld im bahn wie vorhin und neüe<br />

hat man von Maththeiliss 871 hinauf bis gen falschernoss 872 auf der Linken<br />

863<br />

April<br />

864<br />

Sekelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier<br />

865<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

866<br />

Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg<br />

867<br />

schnaitla = Bäume entlauben zu Futterzwecken, meisten Ahornen mit dem Gertel<br />

868<br />

Laub von Obstbäumen<br />

869<br />

fl. = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

870<br />

Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

871<br />

Mateilis = Berggut ob dem Käppeli. Koord 759.300/201.100<br />

872<br />

Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze, östl. Marola Koord. 758.250/201.500


- 62 -<br />

seiten dem Holsriss alles eingeschlagen bey 5 Pf. Buss auf Jeden stamm.<br />

Ferner an Schaffners Eck 873 und die lösser 874 hinauf biss an dass Valbelenweglj<br />

wo von dem Fahren Mührlj 875 herkommt ist ernüeret und auf Jeden stamm 6<br />

Pf. Buoss gelegt.<br />

2/tens von wegen denen Zeitkühen ist neüerdingen gemehret worden dass die<br />

Zeitküh welche den Früling durch gebraucht 876 werden und an das Gmeindt 877<br />

genommen werden die sollen nichts bezahlen aussert dem Lohn dem oxner 878<br />

und die in das quakiss 879 kommen theten die sollen dem Hirt dass brodt<br />

schuldig sein zu gäben. Welche aber nur sust 880 ein Zeitkuh in der Herbstweid<br />

heten die sollen der gmeind an der gmeindrechnung fl. 2 bezahlen und der<br />

oberkeit ihr regress 881 gelassen zu bussen.<br />

3/tens von wegen denen S.V. 882 Hausstier<br />

S. 130: Jst auch das mehr gemacht worden, dass keiner oder keine solle sich<br />

understehen und ein ohngeringtes 883 Hausthier auslassen bej 2 Pfund buoss.<br />

4/tens Jst auch das mehr gemacht worden von wegen dem umgefallenen<br />

Holt 884 was nammen es haben möchte, dass keiner mehr es Zeichnen 885 oder<br />

Heimschen 886 solle sonder der Gemeind zukommen anzuwenden wo sie es<br />

nöthig hat, aussgenommen wan es über ein Jahr gelegen ist so mag es den ein<br />

nachbaur heimschen und das bej 5 Pfd. Buss ohne gnad.<br />

1794 den 2. Mertz<br />

An S. 887 gemeind ist obiges bekreffdiget und gemeret worden.<br />

1794 888 auf der S. matis Gemeind ist obiges Mehren bestetiget von der Gantzen<br />

gemeind wie oben verschrieben.<br />

873<br />

Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />

Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />

874<br />

Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen. Koord. 759.125/199.050<br />

875<br />

Faramürli = Flurname westl. Fallboden Pt. 948. Koord. 759.100/199.150<br />

876<br />

als Zugvieh<br />

877<br />

unvollständig, sollte heissen "<strong>Gemeinde</strong>werk"<br />

878<br />

Ochsenhirt<br />

879<br />

Quaggis = Alp westlich der Alp Salaz auf St. Galler Gebiet, jedoch Eigentum der Untervazer<br />

880<br />

sonst<br />

881<br />

Regress = Rückgriff als Schadenersatz<br />

882<br />

s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

883<br />

ungezeichnet<br />

884<br />

Holz<br />

885<br />

zeichnen = mit dem Hauszeichen versehen und so als Eigentum ansprechen<br />

886<br />

heimschen = aufnehmen, auch einsammeln<br />

887<br />

Eintrag unvollständig - St. Mathiastag = 24. Februar (Tag der ordentlichen Wahl-<br />

<strong>Gemeinde</strong>versammlung)<br />

888 1809 ist gestrichen


- 63 -<br />

S. 131: 1794 auf der St. mathisgemeind ist von der gemeind gemeret worden wegen<br />

dem reütnen wie vor altdem im gemeinen buch stat vor altdem.<br />

So ist auch gemeret worden wegen Marchen Sollen drey verornet sein zu berg<br />

und Thall die marchen zu under Suchen.<br />

1795 an der St. Matis 889 gmeind ist von einer gantzen gemeind gemehret<br />

worden:<br />

Erstlich wegen denen Lerchen an Schaffnerseg 890 und von des<br />

Michelisbünten 891 bis an das Weglj von dem Valbellen Brunnen zum fahren<br />

Mürlj geth auf Jeden Stamm klein oder gross 6 Pf. Buss Die anderen last mans<br />

bym alten.<br />

2./ ferner wegen denen gemeindgüter sol es ferner hin verbotten sejn zu<br />

thauschen sejen es deren die Kind oder keine haben bei 10 Pf. Buss.<br />

2./ Ferner sollen die in der frömde sind alle 3 Jahr heim schreiben dass sie noch<br />

im Leben syen würden 892 möglich sein können, sonsten möge die Gmeind ihr<br />

Gmeindgut fellen.<br />

4./ Ferner ist neüerdingen gemehret worden wegen denen Zünen, so sollent die<br />

Jenigen welche die Zäun über den Marchen habent weiter als wies 893 im<br />

gemeindbuoch verschrieben, die sollen die Zeün zuruk auf die Marchen nemen<br />

bis gezäunt ist. Sobald gezäunt sol die oberkeit zu Berg und Thal besichtigen,<br />

welche aber die Zeün nicht auff die marchen nehmen die sollen 2 Pf. Buss<br />

verfallen und die Zeün im Mediati 894 auf ihre Marchen nemmen.<br />

S. 132: 5./ ferner ist auch gemehret worden, dass insskünfftig keiner sich mehr<br />

understehen solle mit s.v. 895 Vieh in die auw mehr fahren 896 solle ohn dann die<br />

gemeind mehret zum ausslassen 897 bej 2 Pf. Buss vor jedesmahl.<br />

6./ ist auch gemehret, dass keiner mehr sich understehen solle in Bahnwelden<br />

zu rüthnen, 898 auch keinen mehr an den Wiessen oder zu den Wiesen inzünen<br />

bei 5 Pfd. Buoss.<br />

889 Anderis ist gestrichen<br />

890 Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />

Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />

891 Allmende ob dem Dorf, beim Kalten Brunnen<br />

892 eijn Wort Lesung unsicher<br />

893<br />

wie es<br />

894<br />

immediato (ital.) = sofortig, direkt, unmittelbar, unverzüglich, unvermittelt<br />

895<br />

s.v. (salve venia) oder s.h.(salve honore) = alte Kanzleiformel, bedeutet: mit Verlaub zu sagen<br />

896<br />

fahren = treiben<br />

897<br />

auf die Weide treiben<br />

898<br />

rütnen = reuten = roden für eine Rüti (kleiner Acker auf Allmendboden)


- 64 -<br />

S. 133: 1795 am Sonttag auf die St. Matisgemeind ist wiederum bey Ehr und Eyd zur<br />

Gmeind geboten worden wegen austheilung etwass gmeindgüter so ist fast<br />

einhelig, gemehret worden, dass mann wolle zu einem Jedtwederen<br />

gemeindgut 100 Klftr. 899 wolle geben in denen alten quarten 900 zu<br />

Heürütenen. 901 Es ist aber gemacht worden, dass wan einer Thungen 902 well<br />

dass er es möge zu mitenen altem 903 Majen 904 thungen. Jedoch solle das Viech<br />

mögen darauf gehen bis man an oberen Berg fahrt dan sollen sie gezünt<br />

werden. Zu eingehendem Herbst neüer Zeit sollen wiederum alle gemeith 905<br />

sein. Darnach sol keiner mehr befügt sein mehr zu meien bei buss wie die<br />

gmeind darauf leith. 906<br />

1796 auf St. Matisstag ist von einer gantzenen Gmeind gemehret worden.<br />

Erstlich wegen denen Lerchen under Samunt, dass fürohin keiner sich<br />

understehen solle lerchen zu hauen ohne zuvor bej dem Regierenden Ammann<br />

oder bei den Forst Meister darum anzuhalten und die selbenen sollen ihnen ein<br />

stamm mögen erlauben zu ihrem eigenen gebrauch doch sollen sie darvor<br />

bezahlen wie vorhero fl. 6. Wan aber Jemand sich erfrechen solte ohne<br />

wrlaubnus zu hauen die sollen vor ein Jeden stamm Buss bezahlen ohne gnad<br />

fl. 10.<br />

2./ Solle der alte bahnwald under dem Adler 907 und bejm Brüglj 908 bis in<br />

Spünboden 909 neüerdingen auf Jeden stamm Buoss gelegt sein fl. 3.<br />

S. 134: 3./ Jst auch gemehret worden dass man in der ober Auw auf ein Jedes<br />

Gemeindgut ein Loss aushteillen wolle namlich Klftr. 60.<br />

4./ Jst auch gemehret worden dass fürohin keiner mehr sich understehen solle<br />

Holtz aus der auw zu nehmen weder Birchen noch Ehrlen weder zum Zünen<br />

noch zu erbsstiegel under keinerlei Titel, zugleich auch dass grass oder riet<br />

oder streue vor ein burdj Holz oder thuchet 910 rieth<br />

899<br />

Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />

900<br />

Quarten = Hanfland = zugeteiltes <strong>Gemeinde</strong>land in den sog. Quarten, südl. Hirschland im Vazer Fel<br />

901<br />

Rüti = kleine Rodung auf Allmendboden (Ackerland)<br />

902<br />

düngen<br />

903<br />

1582 wurden bei der Kalenderreform von Papst Gregor XII. 10 Tage gestrichen. Es dauerte aber<br />

einige Zeit bis zur weltweiten Umsetzung. In Untervaz wurden von 1645 bis 1789 die Urkunden<br />

doppelt datiert. Dies deutet darauf hin, dass in unserem Dorf in dieser Zeit (während beinahe 150<br />

Jahren) die Katholiken den neuen Kalender brauchten und die Protestanten am alten festhielten.<br />

904<br />

Mai<br />

905<br />

gemäht<br />

906<br />

auferlegt<br />

907<br />

Adler = Felskopf östl. Pramanengel (Wald herunter bis Schlosshalde)<br />

908<br />

Flurname am untern Köpfeweg<br />

909<br />

Flurname am untern Köpfeweg<br />

910<br />

Tuachat, Blaha = Quadratförmiges grobes Heutuch mit 4 langen Hanf-Zipfeln


- 65 -<br />

oder streüe ohne gnad 6 Pfund. Wan aber sich under 911 understehen solte ein<br />

fuder zu führen seje es ein Kleines oder grosses Holtz oder streüw vor Jedes<br />

fuder ohne gnad 10 Pfund Buss.<br />

5./ Jst auch gemehret wegen dem rüthnen, dass fürohin keine sich mehr<br />

understehen sollen in der oxenweid 912 noch auf den den Böden 913 noch in den<br />

Bahnwelden 914 sonderen wie es vorhero im gmeindbuch verschrieben ist auch<br />

nicht mehr dan 3 Jahr behalten bei 5 Pfd. Buoss.<br />

6./ Jst auch gemehret wegen den Zünen zu Berg und Thal, dass keiner sich<br />

mehr understehen solle die Zeün nicht weiter als Zwey Schu 915 vor die<br />

Marchen zu setzen.<br />

S. 135: Wann aber Jemand sich erfrechen solte auf künftigen frühling die Zeüne nicht<br />

auf die marchen zuruck zu nemmen dieselben sollen ohne gnad mit 10 Pfd.<br />

Buss abgestrafft werden.<br />

7./ Jst gemehret wegen den gitzi, 916 dass keiner die gitzy den Leüthen mehr an<br />

den Bergen oder in dem gschenden 917 haben solle, sonder sie sollen sie<br />

behirten wo sie wollen, wan aber der Jenigen wehren die die gitzy im schaden<br />

haben wie es etliche Jahr gescheen, die sollen vor ein Jedes stuck Buss<br />

verfallen syn 1 Pfund.<br />

8./ Jst gemehret worden dass man in das künfftige vor die Hinderseess dass<br />

man diejenigen so ihnen Dach und gmach 918 geben vor alles und Jedes<br />

herneme 919 wan sie nicht bezahlen.<br />

S. 136: 1797 auf St. Matiss ist von einer gantzen gmeind gemehret worden dass<br />

vorohin der <strong>Buch</strong>wald von dem Saldom 920 tobele hinauf in des<br />

911 sollte wohl heissen: einer<br />

912 Ochsenweide = Lage heute unbekannt, möglicherweise Gegend Ochsenboden, nördlich Castrinis.<br />

913 Ebene Plätze auf den Allmenden<br />

914 Bannwald = eigentlich durch Verbot der freien Benützung entzogener Wald; Schonwald im<br />

Gebirge,<br />

hier aber hat es wohl eine etwas andere Bedeutung und das Holzverbot unterlag laufend<br />

Aenderungen<br />

915 Fuss oder Schuh = 30 cm. / 1 Zoll = 3 cm. / 1 Linie = 3 mm<br />

916<br />

Gitzi = junge Ziege<br />

917<br />

gschenden = stehlen, fremdes Gras fressen, schädigen,<br />

918<br />

Gemach = Zimmer<br />

919<br />

hernehmen = zur Verantwortung ziehen, abstrafen<br />

920<br />

Soldam = zeitweiliger Wasserlauf nördlich der Glufishein


- 66 -<br />

Wachtm. Lutzis 921 stall 922 Jetz unden hinauss ob den gissübel 923 und dan dem<br />

Weg nach hinauf biss an die Bajolsen das vorohin im ban solle stehen, lerchen<br />

und buchess und hat die gmeind Buess darauf geleit auf jeden Zug 924 fl. 6<br />

1805 auf St. Mathis Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden dass<br />

der <strong>Buch</strong>wald von der fallen 925 aufwerts biss an die hinder Piolswiss 926<br />

rechterhand auf von der kreützgass 927 fürohin soll im Bann sein wie der<br />

Linkerhand von der kreützgass wie oben verschriben ist, Lerchis und <strong>Buch</strong>es<br />

auf Jeden Zug fl. 6<br />

S. 137: 1798 den 29. Julj<br />

Hat Hr. Amma Chrispinus Joos die gmeind bei Ehr und Eid lassen zusammen<br />

bieten.<br />

Erstlich ist das mehr ergangen, dass ein Jeder seine Meinung solle mögen<br />

geben wie er es versteht.<br />

2/tens Wie dann dass mehr aussfalt, darbej soll sich ein Jeder sich underziehen<br />

sollen und keine protesten einlegen.<br />

3/tens Wann bej Ehr und eid zur gmeind geboten wird so sol ein Jeder<br />

kommen, Gottsgewalt vorbehalten, bey fl. 1 Buss<br />

4/ tens Wan einem oder der ander etwas vertreite, es wäre schriftlich oder<br />

mündtlich oder wie er seine meinung geben 928 wass gemehret worden, der oder<br />

die Jenigen sollen ohne gnad die Dorfrechte verlohren Haben.<br />

Bescheint Joh. Lutzi Krättlj, Grichtsschriber auss befelch.<br />

S. 138: 1799 an der St. Matiss ist von wohlweiser oberkeit und gantzer Gmeind dass<br />

mehr worden wegen dennen Lerchen under Samunth. 929 so sol keiner sich<br />

erfrechen fernerhin mehr lerchen zu hauen wan aber einer ein stamm hauen<br />

thete der soll ohne gnad vom stamm fl. 12 bezahlen.<br />

921<br />

Philipp Luzi (1760- gest. nach 1837) Wachtmeister in der Königl. Schweizergarde in Frankreich.<br />

Kehrte nach dem 10. August 1792 nach Vaz zurück und heiratete am 22. Januar 1795 mit Barbara<br />

Lipp. Sein formeller Konfessionswechsel im Kath. Kirchenbuch unter dem 28. Nov. 1794<br />

eingetragen und das Sakrament der Firmung erhielt er am 3. Dez. 1794 in Chur vom letzten Churer<br />

Reichs - Fürstbischof Karl Rudolf von Buol-Schauenstein und es ist anzunehmen dass die<br />

Eheschliessung zur Konversion führte. Stammvater der Katholischen Philipp-Linie.<br />

922<br />

Es kann sich nur um den Stall in Castrinis handeln<br />

923<br />

Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />

924<br />

Zug = einige dünne Stämme oder Aeste (häufig wurde das Holz an einem Strick heimgezogen)<br />

925<br />

Fallen = Allmende nördl. Scheibenboden. Koord. 759.375/200.500<br />

926<br />

Bajols<br />

927<br />

Chrüzgass = Bergweg Schibaboda bis Bajols<br />

928<br />

ob der Zeile eingefügt<br />

929<br />

Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg


- 67 -<br />

Wann aber einer oder der ander ein stamm hochnothwendig ist, so soll er vor<br />

ein Ehrs. Gmeind kehren und kann die Gmeind erkennen wass recht ist.<br />

2/tens: Wegen dem reüthnen so ist auch dass 930 ergangen, dass man beim<br />

Gmeindbuch bleiben wolle wie vor altem gewessen, dass wann einer mehr alss<br />

3 Küh hete diselben sollen nicht mehr als 3 Kartonnen 931 Koren auf die Almein<br />

säjen, doch aber ausser denen byden oxenweiden und bahnwelden. Jedoch so<br />

soll keiner mehr ein rüthe nutzen mehr alss 3 Jahr und das bej fl. 10 Buoss<br />

3/tens ist auch das Mehr worden, dass man in der oberen au auf ein Jedwederes<br />

Gmeindgut ein loss austeilen. Jedoch sollen selben lösser zu Heürütenen und<br />

nicht zu acker, bey fl. 10 Buoss, und sol oder mag ein Jeder sein Heü=rüty 14<br />

Tag<br />

S. 139: Vor Sant Johans Tag 932 mögen tungen 933 und heüen wann man anden oberen<br />

bärg fahrt.<br />

Ao. 1801 an gewöhnlicher St. Mathisgemeindt ist gemehret worden in<br />

ansähung denen baanwälden alle und Jede bishärige Banwäldt in der<br />

vorbestimmten Buoss zu verbleiben. Was aber die Lärchen in den Lösseren<br />

und an der sogenanten schaffnerseck 934 ist erkent worden, dass auf Jeden<br />

Stamm derselben 8 Pfd. Buoss wie die under Samunt gelegt und bestimt sein<br />

soll.<br />

2./ an der namlichen St. Matisgemeind ist in betracht der auss getheilten<br />

Heüwlösser in der ober auw gemehret worden und in der güöth übereinss<br />

kommen dass Jeder berächtiget sein soll dieselben auffzubrächen und 2 Jahr<br />

lang acker zu haben, wo die Gemeindt dan nach belieben zu Enderen 935 wie sie<br />

ess vor guoth befinden werde.<br />

3./ an der nemlichen gemeindt ist gemehret worden dass die fentzen das<br />

eichholtz der satz und alle übrige banwäldt eingethan und dass darin Reüthnen<br />

bey der höchsten Buoss verbotten sein soll Auch wan Jrgendt wo ein brunnen<br />

Trog zu machen nöthig sein solte ist erkent und gemehret worden, dass das<br />

überblibene abholtz 936 Jeder Zeit der gemeindt zugehören und zukommen soll.<br />

930<br />

"Mehr" fehlt im <strong>Buch</strong><br />

931<br />

Kartuuna, Quartana = Hohlmass, Kornmass, (1 Quartane = 5 Immi = 7.5 Liter)<br />

932<br />

St. Johannes des Täufers Tag = 24. Juni<br />

933<br />

düngen<br />

934<br />

Schaffners-Eck, Schaffners Rüti, Ort einer Rüti welche einem Schaffner gehörte, ob dem<br />

Kaltenbrunnen, später Löserbödeli genannt und heute Wald. Koord. 759.125/100.050<br />

935<br />

ändern<br />

936 Holzabfall


- 68 -<br />

S. 140: 1804 an gewohnlicher St. Matisgemeind ist von einer Ganzen Gemeind<br />

gemeret worden wegen den Hindersäss soll ein Jeder der vertrösten will fl. 500<br />

im Schnitz haben und für Handel u. Wandel u. Wort und Werk vertrösten.<br />

2./ Jst auf obiges Datum an der Gleichen Gemeind dass Mehr worden, dass<br />

fürohin für ein Jedes stuck Vieh welches in einer anderen gemeind gewintert<br />

und hier gesömmeret wird fl. 1=20 X Grassmiet soll bezalt werden.<br />

S. 141: Anno 1802 den 28ten Febr. wurde durch Johannes Wolf damahliger<br />

Pressident 937 die St. Mathisgemeind gehalten und ist das Mehren geworden,<br />

dass fürohin im Schindel-Loch 938 von Matheilis 939 bis gen faltschernus 940<br />

linker Hand dem Weeg alle Lerchen und Dannes Holtz solle eingeschlagen<br />

sein und ist auf jeden stamm 6 Pfund Buss gelegt worden.<br />

Jst an obiger St. Mathis=Gemeind von wegen dem Reütnen dass Mehren<br />

ergangen, dass fürohin in den ochsen=Weyden 941 niemand Reüthnen solle, bey<br />

Straf 5 Pfund Buss.<br />

Was das übrige Reüthen anbelangt bleibt man bey den alten Verodnungen.<br />

Anno 1802 den 16ten May wurde durch Johannes Wolf als damahliger<br />

Prähssident von wegen unterschiedlichen geschäften Gemeind gehalten und<br />

gemehret worden wegen dem Wässern dem bach nach: So ist das Mehr<br />

geworden, dass bey straf 5 Pfund Buss sich niemand unterstehen solle fürohin<br />

Wasser aus dem Bach in seine güter zu richten, oder einige Wasserleithenen zu<br />

machen, bey obiger straf.<br />

Auch ist das Merh 942 worden auf obiges Datum, dass das Wasser welches aus<br />

dem Dorf lauft, je der erste soll das Recht darzu haben und diejenige welche<br />

unter ihm sein, sollen bey 5 Pfund Buss straf kein recht haben ihme das Wasser<br />

wegzunehmen.<br />

S. 142: 1805 auf St. Matistag ist von einer Gantzen Gemeind gemehret worden, dass<br />

fürohin ein Jeder Hindersäss welcher oder welche schmalvieh 943 auftreiben<br />

namlich Geiss oder schaf sollen von Jedem stuk 20 Xr. Grasmiet bezallen.<br />

937<br />

Hier ist das erste Mal, dass das <strong>Gemeinde</strong>oberhaupt (Amman) als Präsident bezeichnet wird, was<br />

auf den Einfluss der französischen Besetzung zurückzuführen ist.<br />

938<br />

Schindel-Loch = Flurname ob dem Chäppeli (Gegend Matheilis)<br />

939<br />

Mateilis = Berggut ob dem Käppeli. Koord 759.300/201.100<br />

940<br />

Valschernus = Bergüter an der Mastrilsergrenze, östl. Marola Koord. 758.250/201.500<br />

941<br />

Gegend Ochsenboden<br />

942<br />

Mehr (Mehren) = Abstimmung, Mehrheitsbeschluss<br />

943<br />

Schmalvieh = Kleinvieh = Schafe und Ziegen (Grossvieh = Kühe und Pferde)


- 69 -<br />

Auf obiges Datum ist wegen denen Forstmeister von einer Ganzen Gemeind<br />

gemehret, dass die Forstmeister fürohin für Jhre gäng oder Müh von der<br />

Gemeind sollen bezalt werden oder mit der Tagwen befridiget werden 944<br />

Hingegen aber sind sie verpflichtet den Eid abzunemen und alle frefel 945 die<br />

Jhnen von den Banwälden zu wüssen kommen der oberkeit bey Jhrem Eid<br />

anzuzeigen. Hingegen soll alles Holtz welches sie in den Bahnwälden ohne<br />

Zeichen oder mit falschen Zeichen finden der Gemeind dienen.<br />

Auf obiges Datum ist an der St Matisgemeind erkent und verordnet worden,<br />

dass fürohin keiner sich erfreche Holtz durch den Giessübel 946 in die Flumis<br />

hinunder zu riessen in dem kein recht ist, bej einer unbestimten Buss nebst dem<br />

schadenersatz welcher dardurch zugefügt wurden.<br />

S. 143: 1807 auf St. Matias Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden wie<br />

folgt. Erstlich wegen den Hindersäs, sollen fürohin die Jenigen vertrösten die<br />

sie im Hauss haben, ein Jeder für sein Hausleüt, namlich für alles und Jedes für<br />

Handel und Wandel, Wort und Werch, in gesunden und kranken Tägen sollen<br />

sie der Gemeind unnachteilig sein, es soll der bürg für alles und Jedes<br />

verantwortlich sein, und sollen kein Besenris 947 hauen. Auch soll kein<br />

Nachbaur noch Hindersäs befügt sein mehr als Drey Nächt arem Leüth über<br />

nacht zu halten bey Zwey Pfund Buss<br />

Weiters ist auf obiges Datum wegen dem Grassmiet gemehret worden, dass<br />

fürohin für ein Jedes stuck vieh welches in einer anderen Gemeind gewinteret<br />

wirt wuchentlich 6 Xr. grasmiet soll bezalt werden, ohne ausnam oder abzug<br />

für vieh fort verkaufen. Es soll auch für ein jedes Klftr. 948 Heu dass auss einer<br />

anderen Gemeind zuhen kauft wird 24 X. zalt werden und soll keines frey sein<br />

wass nicht unter einem 1/2 klafter ist.<br />

S. 144: Seite leer<br />

S. 145: 1807 auf gleiche St. Matis Gemeind ist auch dass Mehr worden, dass die<br />

Batnaller sollen fürohin dass Vieh spiessen 949 und Löhnen in der Rod 950 wie<br />

die im Dorf, wie auch die Schwein.<br />

944 sechs Worte oben in Zeile eingefügt<br />

945 Frevel = Rechtsverletzung, (hier Holzdiebstahl)<br />

946 Gisübel = Flurname nördl. Halbmil. Koord. 759.500/200.300<br />

947 Zweige zum Besenbinden<br />

948 Klafter = altes Flächenmass = 7 Fuss im Quadrat = 4.41 m2<br />

949 Das Speisen des Hirten durch die Viehbesitzer war ein Teil des Lohnes<br />

950 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk


- 70 -<br />

Hingegen ist jhnen auch gestatet das Vieh in die au zuo lassen wie andere<br />

nachbauren, die Heimküh 951 aussgenommen: wenn sie nicht in die au gehen<br />

sollen sie nicht schuldig sein zu speissen.<br />

1808 auf St. Matis Tag ist von einer gantzen Gemeind gemehret worden wie<br />

folgt.<br />

Erstlich ist bej hoher straf verboten, dass dem Land nach und im Satz kein<br />

Kohl und kein Kalch von Fory-Holtz soll gebrant werden.<br />

2./ sind alle foren auf der Fentzen, schlosshalden und under dem Adler auf das<br />

neue verboten.<br />

S. 146: Seite leer<br />

S. 147: 1808 auf den gleichen St. Matis Tag ist auch in der Au alles Holtz dürs und<br />

Grüens und bäsenris, mit Erlen Zeünes und Erlj erbsstiegel alles auf das neue<br />

verboten bey Zwey Pfund Buss.<br />

auf obiges Datum ist auch gemeret, dass ein Jedes steg und weg 952 nach fahren<br />

und gehen soll, und solt jemand erfunden 953 werden der dieses übertret soll für<br />

fahren fl. 1 und für gehen 20 x Bus verfallen sein ohne gnad (nach Verhältnis<br />

dem Schaden = später eingefügt) und alle alte Weg sollen auf die Marchen<br />

geöfnet 954 werden, auch bey Buss.<br />

S. 148: 1809 auf St. Matis Gemeind ist gemehret, dass fürohin in Sasgultersser 955<br />

Wahld niemand sol holz nemen sonder der woh an den bergen schindlen<br />

nothwendig hat der sol es hauen und dann auf der stel grüen schindlen und<br />

nicht schelen 956 und bey der Buss wie in den Bann Walden ein gleiches soll<br />

auch beobacht werden im Batieiner 957 Wald mit dem schindlen und im Foren<br />

Wahld 958 wie in den anderen beiden Walden, dass niemand sol mögen hauen<br />

oder schindlen nur die zu den berg herberigen 959 und sonst mögen anderst woh.<br />

Auf obiges Datum ist auch gemehret, dass in den Lösser 960 bey dem<br />

Kaltenbrunnen alle Lerchen sollen verboten sein bey 6 Pfd. Buss<br />

951<br />

Heimvieh = Vieh, das im Sommer nicht in die Alp, sondern auf die Allmenden in Dorfnähe geht<br />

952<br />

Weg und Steg = (mhd. stec, steg = schmale Brücke, Steg, schmaler Weg.) hier im Sinne von Verbot<br />

des Fahrens oder Gehens neben den Strassen<br />

953<br />

erfinden = herausfinden<br />

954<br />

es wurde also Wege oder Strassen für private Nutzung missbraucht<br />

955<br />

Sasculters, auch Disculters oder Zischculters genannt, Wald nördl. Brida<br />

956<br />

schälen (z,ur besseren Lagerung der Stämme)<br />

957<br />

Bitiein = Berggut unter Pradawald<br />

958<br />

Farenwald, nördlich Pizital<br />

959<br />

Herberigen = Hütten und Ställe in den Maiensässen<br />

960<br />

Löserbödeli = Flurname ob dem Kalten Brunnen. Koord. 759.125/199.050


- 71 -<br />

sey es dikes oder dünes und hinauf bis an das Valbelenwegli 961 ohne Ausnahm<br />

alle Lerchen von des micheliss Bünten 962 hinauf.<br />

S. 149: Anno 1811 wurde auf gewohnlichen Sontag St. Mathis gemeind gehalten und<br />

abgehandlet wie folgt:<br />

Erstlich sole hinfüro der Wald ob dem Sesel, oder der Berytumpf genant, vom<br />

Alp=Weeg bis an den Alpzun gänzlich eingeschlagen sein. bey sechs=Pfund<br />

Buss.<br />

2tens die Erlen und streüe welche vom Horn bis auf das Burgherteli zwüschent<br />

denen Lössern und dem Berg stehen und wachsen sollen gleich den andren<br />

Erlen in der Au in ban geschlagen sein.<br />

3tens ist auch in der Au dürs und grünes Holz auf ein neües in Ban geschlagen<br />

worden.<br />

4tens in der Scavelyonen 963 ist auch auf ein neües auf jeden Lärch, seye er<br />

gross oder klein, fl. 6 Buss gelegt worden.<br />

Item 1811 den 22. 8ber 964 ist bej Ehr und Eid und Bus an die Gemein geboten<br />

worden wegen dem Soldaten Kleid und ist Einhellig das mehren worden, dass<br />

fürohin einer den Es in das kondigent 965 trift dass er solle selbsten den rog 966<br />

und das Brusttuch und die Hosen anschafen und dass überge die gemein.<br />

S. 150: Ao. 1812 an gewonlicher St. Mathi Gemeindt ist <strong>Gemeinde</strong>th und Gemehret<br />

worden, dass Welcher ein klafter Heüw zuchen kaufft soll ein halben Guldj 967<br />

bezahlen, in gleichem auch die Jenigem so Jhr Vieh anderstwo weg fütteren<br />

sollen auch von Jedem klafter bezahlen Xr. 30 oder aber auch einer der ein<br />

Haubt 968 Vieh in die Winterig last oder im früeling ein Haubt Vieh kauft der<br />

selbige soll schuldig sein fl. 1 Xr. 20 zu bezahlen, mit dem klaren austruk, dass<br />

welche Jhr Vieh anderwert winteren und hier früligen und herbsten die sollen<br />

ohne Rücksicht den oben bestimmten tags 969 bezahlen und abtragen.<br />

2./ Weiters ist gemehret worden, dass ein Jeder nachbaur scluldig und<br />

verbunden sein soll einen Jeden Hindersäs den er sieht freflen der obrigkeit<br />

anzugeben und anzuzeigen.<br />

961 Valbella = ehem. Berggut, nördl. Flidis, heute Wald<br />

962 beim Kaltenbrunnen<br />

963 Scaffaliuna = steiles Waldstück südlich Spiegelberg<br />

964 8ber = Oktober<br />

965 Zwangsaushebung für Napoleons Russlandfeldzug<br />

966 Rock, Waffenrock<br />

967 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr.<br />

968 Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

969 Taxe


- 72 -<br />

3./ solte einer oder die andere der vor Frefel abgestrafft wird sich auslassen er<br />

habe andere auch gesähen fräfflen und solches nicht anzeigen wollte, so soll<br />

derselbe darfür beklagt und abgestraftt werden.<br />

S. 151: Ao. 1812 den 5. Ab. 970 ist bey der bus an die Gemein Geboten worden und ist<br />

gemeret worden wegen den Gemeingüter, dass fürohin vor ein jedes gemeingut<br />

dass den wuhrschnitz 971 bezalt sol fl. 3 bezalt werden. 972<br />

2./ weiter ist wegen den Gemeingüter soh haben solen gefelt 973 werden sollen.<br />

die Jenigen haben bis auf den Herbst und dan der oberkeit schreibig 974 bringen<br />

unter oberkeitlichem sigel, woh dass nicht Geschit, so solens den Wurschnitz<br />

und der gemein fl. 10 bezalen und dan falen. Die fl. 10 unter 975 die soh es<br />

haben solen bekommen nach der Rod und die Nüwen 976 die kein Mal haben<br />

verteilt werden.<br />

S. 152: Seite leer<br />

S. 153: Der Banwald auf Fahren biss zum Wisli 977<br />

Ao. 1813 an gewöhnlicher St. Mathisgemeind ist gemehret worden wie volgt<br />

wegen der Waldung im Aelply, 978 dass keiner soll befugt sein Holz unter den<br />

Zaun zu nemen, sonderen ist dieselbe vor die oberen Bergen gewidmet, was ob<br />

dem Zaun Samunt 979 ligt und das bei sechs Pfund Buss<br />

2./ Was die Bergen Rechts dem Tobel liegen, wan einer ein Herberg bauen will<br />

der soll sich bey einem Jeweiligen Amtmann melden wo ihm ein ort soll<br />

gezeigt werden wo er Holzt hauen mag.<br />

3./ ist auch gemehret worden, dass in Zukunft keiner soll befugt sein irgends<br />

auf einer Seyten dem Bach zu wässeren, sonderen soll Gantz und gar<br />

aufgehoben sein und dass bey der Höchsten Buss.<br />

S. 154: Ao. 1813 auf St. Mathistag an gewonter samentlicher Gmeindt ein Mehr und<br />

Gesetz gemacht worden der Gemeindt Gütter halben und Zwaren ist gemehret<br />

worden, dass alle die Jenigen Gmeindt Leüth welche sich in der fremde und<br />

anderst wo auffhalten<br />

970<br />

April<br />

971<br />

Wuhrgeld, Wuhrschnitz = jährlich wiederkehrende <strong>Gemeinde</strong>werkauflage für den Wuhrbau<br />

972<br />

ganzer Artikel später durchgestrichen<br />

973<br />

gefällt (und neu zugeteilt)<br />

974<br />

schriftlich<br />

975<br />

Lesung unsicher<br />

976<br />

die neu Berechtigten<br />

977<br />

Titel auf eingeklebtem Zettel<br />

978<br />

nordöstl. Teil der Alp Salaz<br />

979<br />

Zamunt = Bergwiesen nördl. Bazigg/Studenberg


- 73 -<br />

êinen förmlichen Lebensschein untter dem sigil Jhres Wohn ortz bescheinigen<br />

sollen im ausbleibenden fahl aber dass dieses nicht bescheiniget werden solte<br />

Lauth erforderlicher abrede, so soll dan denen selbigen Persohnen Jhrem<br />

Gemeindt Guth an die Gemeindt fallen und gefallen sein und solte über kurz<br />

oder Lang noch obiges bescheiniget werden, so sollen solche dan zunächst an<br />

die Rod 980 der Tur nach wiederum eingeschrieben werden.<br />

und dan Zweitens so hat es seine Beschaffenheit, der Jenige welcher ein<br />

solches gefältes Gemeindtgut überkommt (und sonst nicht an der Tur oder<br />

keins gehabt häte) 981 der selbige soll schuldig und verbunden sein dem Jenigen<br />

so es zugehört hat Jährlich von einem Loos den billichen Zins zu bezahlen, und<br />

zugleich auch der welcher die Rodt bekommt und sonst keins häte derselbige<br />

soll auch schuldig sein gleich dem wo ein Gmeindt Gut bekommen hat für die<br />

ganze Rod beide Löser und Kabis Gathen 982 den Zins zu bezahlen dem das<br />

gmeindt gut gewässen ist solag 983 bis er wiedrum der Tur nach ein anderes<br />

bekommen hat oder mit Todt abgegangen sein würdt.<br />

Und ist dan der Tags 984 hierüber gemacht worden, dass von einem jeden Loos<br />

fl. 3 und von einem Kabis Garten ein Guldj bezahlt werden solle.<br />

S. 155: 1813 den 21. Windermonat 985 ist bei den Erstist 986 an die Gemeind geboten<br />

worden in geschäften wägen den Landmalisen 987 so hat die gemeind ein hellig<br />

gemeret, dass mahn denen wo in dem Jahr in Dienst thraten die Mundur 988 die<br />

gemeind anschaffe mit der abred dass wan die fier Jahr um sind die Mundur<br />

der gemeind wider zuruch 989 fallen soll und der gemeind sein soll.<br />

S. 156: 1814 den 26. Juny ist an Einer Ganzen Gemein wegen den Lerchen die im Ban<br />

seind gemeret dass fürohin Keiner mer solle Lerchen hauwen ausser den<br />

ambtmann befragt sonst sol er Guldi 10 bezalen.<br />

S. 157: 1814 an der S. MatisGemeind ist gemehret worden wegen den Wuhrfreyen, 990<br />

wan mehr als 30 Tag Gmeindwerch were so solen die Wuhrfreien<br />

Gemeindwerch thun wie ein anderer.<br />

980 Rood = Turnus, Reihenfolge, Kehrordnung im <strong>Gemeinde</strong>werk<br />

981 Text in Klammer mit Hinweis an Rand geschrieben<br />

982 Kabisgärten = <strong>Gemeinde</strong>güter südwestl. Palschin<br />

983 solange<br />

984 Taxe, Steuer<br />

985 Wintermonat = alte Bezeichnung für November<br />

986 Bedeutung unklar (evt. bei den Eiden oder evt. zuerst)<br />

987 Milizen<br />

988 Montur, Uniform<br />

989 zurück<br />

990 vom Wuhrgemeindewerk befreite Personen (Friewiser und Patnaler)


- 74 -<br />

2./ ist ander namlichen Gmeind gemehret worden, wass Lechen sein auf Fahren<br />

bis zu dem Wislj 991 sol jedem stam 6 Pfd. bus schuldig sein der eine haut.<br />

3./ ist Gemehret worden, wan einer Holtz auss der Gemeind Holtz verkauffen<br />

würde oder Bretter schindelen kalch 992 oder kohl 993 so sol ein Jedes fuder um<br />

10 Pfd. buss verfelt werden ohne Gnad oder mag sein Sanholz 994 oder anders.<br />

4./ Wan einer oder mehr solten fremde heüraten thäten so solen sie den<br />

einkauff bezahlen for dem er HochZeit hat oder er sol nicht HochZeit mögen<br />

haben biss er den einkauff bezahlt hat.<br />

S. 158: Ahno 1718 hat man der Gemeind Jgis an Jhro erlitttenen Feürsbrunst an<br />

bahrem Geld geben fl. 20.<br />

Anno 1745 hat man der Gemeind Jenins gestürt an bahr Geld fl. 40.<br />

S. 159: Anno 1814 stürt die Gemeind untervatz der Gemeind Trümis 995 an äsiger-<br />

War 996 vier Fuder den 24. October unter dem Ambt des Heren Ambtman Georg<br />

Orion Kretli.<br />

An. 1815 den 20. Julius stürt die Ehrsame Gemeind Untervatz der Ehrsamen<br />

gemeind Trümis an Brantstür, 997 wie beynahe die halbe Gemeind abgebrant<br />

worden ist, so ist ihnen an baren Geld gegäben worden 100 fl. unter des 998<br />

Hern Martin Bandly<br />

Anno 1818 den 21ten Xber 999 steürt die <strong>Gemeinde</strong> Untervatz denen im Kanton<br />

Wallis vom Wasser Beschedigten an bahrem Geld fl. 20.<br />

S. 160: Seite leer<br />

S. 161: Anno 1816 ist durch Hrn. Amtmann Martin Bandlj auf den gewohnlichen<br />

Sontag die St. Mathis Gemeind gehalten und sind folgende Puncten<br />

einzuschreiben verordnet und in diss <strong>Buch</strong> einzuschreiben geordnet worden.<br />

Erstlich ist das Mehren geworden, dass man denen Gemeindsleüthen welche<br />

sich in der frembde befinden einen oder zwey Vögte 1000 setze,<br />

991<br />

Wiseli = ehem. Bergwiese unter Zanoppis, heute Wald, Koord. 758.875/198.600<br />

992<br />

gebrannter Kalch zum Bauen<br />

993<br />

gebrannte Holzkohlen<br />

994<br />

Sandholz = auf den Sand und Kiesbänken des Rheins angeschwemmtes Holz<br />

995<br />

Nachbargemeinde Trimmis.<br />

996<br />

äsige War = Lebensmittel.<br />

997<br />

Am 30. Oktober 1814 fiel der äussere oder nördliche Dorfteil von Trimmis einer gewaltigen<br />

Feuersbrunst zum Opfer (Meng: Trimmiser Heimatbuch S. 147)<br />

998<br />

damaliger <strong>Gemeinde</strong>ammann<br />

999 xber = Dezember.<br />

1000 Vogt = Vormund oder Verwalter


- 75 -<br />

damit sie die Zinsen, welche von denen Gemeindsgüter her fliessen in Handen<br />

nehmen und dan selbe zu seiner Zeit dem rechtmässigen Eigenthümer<br />

einhändigen können.<br />

2./ Wenn zwey mit ein andern einen Marcht 1001 geschlossen, so solle solcher<br />

den ersten Sontag nach geschehenem Marcht in beyden Kirchen bekannt<br />

gemacht und geruffen 1002 werden uns solcher Marcht durch die Parten einem<br />

jeweiligen Vorsteher in guter Zeit angezeigt werden. Der Zug 1003 bleibt von<br />

dem Sontag da der Ruf gegangen, denen rechtmässigen Züger noch acht Tag<br />

offen. -- solten sie ihn verheimlichen so ist ein Thaller 1004 Buss darauf.<br />

3./ Jn dem Wald Sasculters 1005 solle alles Grüne und dürre Holz, ohne<br />

Ausnahm, eingeschlagen seyn.<br />

4./ Solle die Obrigkeit mit dem Peter Göpfert, mit des Jacob Kretlis sel. frau,<br />

mit Jacob Flipp und Statthalter Johan Kretlj rechnen, mit diesen 4 Parten, wo<br />

möglich auf Gutheissen der <strong>Gemeinde</strong>, eine richtigkeit machen.<br />

S. 162: 5./ auch ist das Mehren geworden, dass auf jedes Gmdgut nicht mehr als fl. 2<br />

Wuhrschnitz solle bezalt werden.<br />

6./ Das Gemeindwerk betreffend ist das Meehren geworden, dass aus jedem<br />

Haus das beste eine Viertelstunde nach dem Glänken 1006 sich auf dem Platz<br />

einfinden solle und so dann von de Gmdknecht erwarten wohin ein jeder<br />

angewiessen wird.<br />

7./ Die Fuhrleüth betreffend, sollen sie sich ebenfals denen Gmdknecht<br />

unterziehen und aufladen, was recht und billig ist, und nicht auf das geladene<br />

aufsitzen, oder der Tagwen 1007 solle solchen gestellt werden. Die Obrigkeit hat<br />

den Auftrag auf solche, die nicht arbeiten, wie an ihrer Arbeit Obacht zu geben.<br />

Auch sollen die Gmdsknechten von der Obrigkeit bestens unterstützt werden.<br />

8./ ist das Mehren geworden, dass alle Spätjahre zu jedem Brunnen 4 oder 5<br />

Fuder Sand sollen gethan werden, um im Fall der Noth solche streüen zu<br />

können.<br />

1001 Marcht = Handel, Kaufvertrag<br />

1002 verkündet und ausgerufen<br />

1003 Zugrecht = Die Verwandschaft besass das Recht, innerhalb der gesetzlichen Frist einen Verkauf<br />

rückgängig zu machen. Damit konnte verhindert werden, dass Immobilien ausserhalb der Familie<br />

verkauft wurden. Ebenso konnte ein Bürger in diesem Sinne intervenieren, wenn ein anderer Bürger<br />

ein Haus an Nichtbürger verkaufte.<br />

1004 Taler (Kronentaler oder Reichstaler) = 3,20 Gulden = Fr. 5.60<br />

1005 Sasculters, auch Disculters oder Zischculters genannt, Wald nördl. Brida<br />

1006 glängga = läuten, Schlag für Schlag läuten<br />

1007 <strong>Gemeinde</strong>werk = Zur Deckung zahlreicher <strong>Gemeinde</strong>bedürfnisse (Bau und Unterhalt, Wuhren,<br />

Zäune, Alpen, Weiden etc.) wurden die <strong>Gemeinde</strong>bewohner nach Massgabe ihres Grundbesitzes zu<br />

Arbeitsleistungen verpflichtet, auch Tagwen genannt


- 76 -<br />

9tens/ Von wegen der Graasmieth 1008 ist das Mehren geworden, dass derjenige<br />

welcher eine Kuhe aus einer frembden <strong>Gemeinde</strong> hieher bringt und solche hier<br />

mehr den 8 Tag auf der Allmain Wayden lasst, der solle<br />

vor solche Kuhe bezahlen fl. 1 - 40 Xr<br />

vor ein Ochs oder Zeitkuhe fl. 1 - 20 Xr<br />

vor ein Mässrind 1009 fl. 1- 4 Xr<br />

vor ein Kalb 48 Xr<br />

Alle obige Articul sollen ohne einigen Abzug oder Ausgleichung oder<br />

Vertauschung beobachtet werden.<br />

S. 163: 10./ Derjenige welcher Heü aus einer frembden <strong>Gemeinde</strong> hieher bringt, solle<br />

es dem Amtmann bey Eydes Pflichten anzeigen.<br />

11./ Denjenigen welcher in einer frembden <strong>Gemeinde</strong> Heü hat und selbes<br />

alldorten verfutert, dem solle sein das hiesige Heü zu Berg und Thal auf nächst<br />

kommenden Herbst gemässen und aufgeschrieben werden.<br />

Wenn jemand auch Summerszeit Heü aus einer frembden Gemeind hieher<br />

führen würde, der solle es ebenmässig dem Amtmann anzeigen.<br />

12./ Jst das Mehren geworden, dass alle diejenigen welche diesen<br />

Verordnungen nicht folge leisten würden und in derley Uebertrettungen<br />

erfunden würden, sollen 5 Pfund Buss verfelt seyn.<br />

Jeder Nachbar hat seine schuldigkeit wenn er derley Uebertrettungen gewahr<br />

würde, solches der Obrigkeit anzuzeigen.<br />

13./ Ein Armer der nur eine Kuhe vermag, solle selbe unentgeltlich können in<br />

einer frembden Gemeind wintern und hier Sümmeren.<br />

14./ Wan einer vermüglichet würtj der Tharf ein antres Hob 1010 Fich zuo holen<br />

ohnentgeltlich oder wan ehr ein Hob Vieh nur umänteren 1011 rechtmässig soll<br />

ehr ebenfals das Rächt haben aber nicht länger als acht Thag und sonst; bleibt<br />

Es bej dem nünten artigell<br />

S. 164: 1818, den Zweyten Sontag im December ist bey Ehr und Eid Gemeind<br />

gehalten und der Gemeind angezeigt, dass die Landesregierung Befehl gegeben<br />

habe, dass unsere Gemeind 42 Mann zu der LandMiliz zu stellen habe.<br />

1008 Grasmiete = Weidetaxe<br />

1009 Mese = zweijähriges Rind<br />

1010 Haupt (Hopt) = Kopf, auch Tierkopf, hier Bezeichnung für das ganze Tier<br />

1011 umänderen, hier ein Tier verkaufen und ein anderes kaufen


- 77 -<br />

So ist demnach die <strong>Gemeinde</strong> dess einten geworden, dass man jedem dieser<br />

treffenten Mannschaft drey Thaler 1012 und den Habersack geben wolle.<br />

Auch nicht nur denen jezt treffenden sondern denen nachfolgenden sollen die<br />

drey Thaler und der Habersack von der Gemeind gegeben werden<br />

S. 165: 1824, den 3ten Sontag im May ist an einer volstendigen Gemeinds<br />

versammlung unter dem Amt dem Laurenz Hug gemehret worden, dass die<br />

gemeind der neü instruwierten Hebamm 1013 Anna Kretli vor ein Jnstrument<br />

nahmlichen vor ein sprützen, fl. 10 bezahlen wolle, welches auch geschehen<br />

ist, wobey aber die abred getroffen worden mit ihr oder ihrem Man, dass wan<br />

oben bemelte Hebamm gestorben oder diesen befelch sonst nicht mehr im fal<br />

were zu thun. dass dieses instrument ohne weiter der gemeind zuruk fahlen<br />

werde und solle. so ver 1014 er die fl. 10 der Gemeind nicht bezalt.<br />

S. 166-174: leere Blätter<br />

S. 175: 15. Horngatte r bey den Lösser fornen 1015<br />

1. Geschw. Crispinus Krättlj<br />

2. Johanes Göpfert<br />

3. Geschw. Laurenz Joos<br />

4. Landtweibel Hans Lucy Allaman<br />

5. Simeon Mafiö 1016<br />

16. Bej den Löser hinnen der Gatter<br />

1. Geschw. Johanes Bürchlj<br />

2. Waibel Ullrich Joos<br />

3. Bartolome Mafiö<br />

4. Magdalena Schuhmacherj 1017<br />

5. Lucy Catenau 1018<br />

17. Fortersten Lösser Gatter unten<br />

1. Martinus Krättlj 2 Häuser<br />

2. Jacob Hugg<br />

3. Johanes Allaman<br />

4. den Herren Petter Bernat<br />

1012<br />

Taler (Kronentaler oder Reichstaler) = 3,20 Gulden = Fr. 5.60<br />

1013<br />

Dies ist das erste Zeugnis einer Hebamme in Untervaz<br />

1014<br />

sofern<br />

1015<br />

hier beginnt die Liste der Personen oder Häuser welche bestimmte Gätter zu unterhalten haben<br />

1016<br />

Maffiew = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1527<br />

1017<br />

Schuhmacher = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />

1018 vermutlich Cadonau.


S. 176: 18. zu dem mitlesten Gatter<br />

1. Landtwaibel Joos<br />

2. Geschw. Sylvester Krättlj<br />

3. Geschw. Wolfgang Wolf<br />

4. Geschw. Johanes Ludzwig<br />

5. Jacob Wolf jung<br />

19. zu dem hinderen Gatter<br />

- 78 -<br />

1. Ammen Laurenz Bandlj 2 Häüsser<br />

2. Waibel Jacob Bandlj<br />

3. Liesen 1019 Krättlana<br />

4. Geschw. Christian Platner<br />

20. hinder den alten Kabisgärten<br />

1. Waibel Martinus Krättlj<br />

2. Geschw. Jacob Hugg<br />

3. Stathalter Johanes Krättlj<br />

4. Casper Wolf 2 Häüsser<br />

S. 177: 21. zu dem hinderen Gatter<br />

1. Magdalena Mafiö<br />

2. Geschw. Jöry Hugg 2 Häüsser<br />

3. Wachtmeister Johann Mafiö<br />

4. Laurenz Perry<br />

22. ob den alten Rod Lösser Gatter<br />

1. Laurenz Joos<br />

2. Johanes Plattner<br />

3. Seckelmeister Petter Hugg 2 Häüsser<br />

23. Ob dem Hirschland der ober Gatter<br />

1. Geschw. Plattner<br />

2. Geschw. Joseph Mafiö<br />

3. Stathalter Michael Schrofer<br />

4. Geschw. Peter Schrofer<br />

5. Geschw. Christian Zinsli<br />

1019 Frauenname Elisabeth.


- 79 -<br />

S. 178: 24. der unter bey den Hirschländer Gatter<br />

1. Amen Bürchlj seelig<br />

2. Petter Lip<br />

3. Geschw. Johanes Marty 2 Häüsser<br />

4. Johanes Albrächten 1020 seelig<br />

25. der bey des Polis 1021 Ställj Gatter<br />

1. Schreiber Johanes Lip<br />

2. Geschw. Casper Hugg<br />

3. Waibel Laurenz Huggen sellig<br />

4. Rudolph Got 1022<br />

5. Ullrich Bürchlj seelig<br />

26. Messmer Brügli 1023 Gatter<br />

1. Laurenz Mafiö<br />

2. Petter Göpfert<br />

3. Geschw. Christian Bürchlj<br />

4. Geschw. Johanes Zinslj 1024<br />

5. Geschw. Ullrich Lip 2 Häüsser<br />

S. 179: 27. der Kürliberg 1025 Gatter<br />

1. Michael Krättlj seelig<br />

2. Christian Krättlj, Zizers<br />

3. Georg Krätttlj 2 Häüsser<br />

4. Johanes Schumacher seelig<br />

28. Flumis-Gatter<br />

1. Christian Krättlj<br />

2. Nicolaus Koch<br />

3. Schriber Jacob Pätter 1026<br />

4. Mstr. Christian Flip<br />

5. Johanes Wilhelm 1027<br />

1020 Albrecht = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />

1021 Poli, Pauli = männl. Vorname Paul.<br />

1022 vermutlich Good.<br />

1023 abgegangener Flurname hinter der Herti.<br />

1024 Zinsli = heute nicht mehr in Vaz wohnhaftes Bürgergeschlecht.<br />

1025 Flurname Küttliberg (nördl. Flumis)<br />

1026 Bäder, altes Bürgergeschlecht.<br />

1027 Wilhelm = heute abgegangenes Bürgergeschlecht.


29. Schleipf-Lucken 1028 Gatter<br />

1. Cuonrad Krättlj 2 Häüser<br />

2. Hans Rudolph Wilhelm<br />

3. Barbara Bernatj<br />

4. Stephan Bernat<br />

- 80 -<br />

S. 180: 30. Kälchlj oder Burg Härtelj Gatter<br />

1. Mstr. Johanes Bürchlj<br />

2. Geschw. Johanes Bandlj<br />

3. Ursula Tannerj<br />

4. Geschw. Johanes Pätter, Bachdobel<br />

5. Zacharias Krättlj<br />

6. Geschw. Hans Petter Tanner 1029<br />

31. Salawis Gatter<br />

1. Dorothea Martena<br />

2. Sylvester Krättlj<br />

3. Geschw. Johanes Göpfert<br />

4. Martinus Bürchlj<br />

32. Oberen Berg Gatter<br />

1. Geschw. Hans Casper Bürchlj<br />

2. Mstr. Christian Göpfert 2 Häüsser<br />

3. Michael Krättlj<br />

S. 181-187: leere Blätter<br />

S. 188: Verzeichnis wegen denen Gätteren den 1. ten Apr. 1791<br />

1. Quaderen Gatter<br />

1. Ammen Krättly seelig<br />

2. Geschw. Gallus Allaman 2 Haüsser<br />

3. Anna Krättly<br />

4. Landamen Casper Wolff<br />

5. Geschw. Johanes Hugg<br />

6. Amman Laurenz Schuhmacher<br />

1028 abgegangener Flurname in Flumis.<br />

1029 Tanner = abgegangenes Bürgergeschlecht.


2. bey den Herren Pateren Haus 1030<br />

1. Stathalter 1031 Hans Lutzy Krättly<br />

2. Casper Wolf, Müller<br />

- 81 -<br />

3. Seckelmeister 1032 Petter Wolf 2 Haüser<br />

4. Joseph Bürchlj<br />

S. 189: 3. Gaidlen Gatter<br />

1. Geschw. Johanes Bäder<br />

2. Rudolph Krättly<br />

3. Geschw. Johanes Mafiö, Baur, 2 Haüser<br />

4. Geschw. Petter Lip, 2 Haüser<br />

4. Bawangs Gatter<br />

1. Georg Wilhelm<br />

2. Salomon Kappeler<br />

3. Landweibel Bernat Krättly<br />

4. Geschw. Johanes Bandlj, 2 Haüser<br />

5. Margretha Schumacherj<br />

5. Tauff-Gatter 1033<br />

1. Landtsschreiber Laurenz Joos<br />

2. Martinus Hugg<br />

3. Geschw. Johanes Hugg<br />

4. Christian Hugg, 2 Haüser<br />

5. Simeon Mafiö<br />

under dem Rein 1034<br />

1. Johanes Joos. 2 Haüser<br />

2. Joseph Joos<br />

3. Maria Ludwig<br />

4. Laurenz Joos seelig, Kinder<br />

S. 190: 6. Seliass 1035 Gatter<br />

1. Mstr. Christian Flip<br />

2. Joseph Kunz<br />

3. Geschw. Johanes Flipen seelig, 2 Haüser<br />

1030<br />

beim Kath. Pfarrhaus<br />

1031<br />

Statthalter = Stellvertreter des <strong>Gemeinde</strong>präsidenten.<br />

1032<br />

Seckelmeister = <strong>Gemeinde</strong>kassier.<br />

1033<br />

Tuf, Flurname am Dorfeingang<br />

1034<br />

später eingefügt<br />

1035<br />

Sellis = Flurname beim Kratten


4. Stathalter Bernat Bernat<br />

7. Krummgass-Gatter<br />

1. Geschw. Christian Zinsli<br />

2. Geschw. Joseph Krättlj<br />

3. Waibel Hans Jöry Flip. 2 Haüser<br />

4. Schreiber Pätter 1036<br />

8. Kratten -Gatter<br />

1. Geschw. Johanes Göpfert<br />

2. Stephan Hugg<br />

3. Geschw. Jacob Flip<br />

4. Petter Bernat<br />

5. Stephan Bernat<br />

S. 191: 9. Kleinweid Gatter<br />

1. Jacob Krättlj<br />

2. Christina Joos<br />

3. Rudolf Flipen 1037 seelig<br />

4. Crispinus Krättlj Seckelmeister<br />

5. Johanes Hugg<br />

6. Hans Jöry Krättlj<br />

10. Kuo-Gatter<br />

1. Geschw. Christian Joos<br />

2. Zacharias Allaman<br />

3. Hans Wendelin Bösch<br />

4. Petter Tanner<br />

5. Jacob Zinslj<br />

6. Petter Bandlj<br />

7. Jacob Wolf<br />

11. Fellen Gatter 1038<br />

1. Christian Wilhelm<br />

2. Petter Allaman<br />

3. Hans Petter Allaman<br />

4. Amen Georg Krättlj<br />

- 82 -<br />

1036 vermutlich Bäder<br />

1037 Flipp = Philipp = altes Bürgergeschlecht.<br />

1038 Der heutige Stall der Siedlung Beat Joos steht genau auf der Fählengatterkreuzung. Der Name<br />

dürfte daher kommen, dass dieser Gatter so konstruiert war das er selbständig zurückfiel und wieder<br />

schloss.


5. Simeon Krättlj<br />

6. Weibel Lorenz Krättles sel. 1039<br />

S. 192: 12. Baltschein-Gatter<br />

1. Waibel Lorenz Krättlj seelig 1040<br />

2. Laurenz Allaman<br />

3. Ursula Gutj<br />

4. Michael Allaman<br />

5. Hans Jöry Alleman<br />

13. Kabisgarten Gatter<br />

1. Weibel Laurenz Bürchlj<br />

2. Margretha Mafiö<br />

3. Johanes Perry 1041<br />

4. Christian Wolf<br />

5. Geschw. Joseph Bernat<br />

6. Ullrich Ludwig<br />

14. Horn Gatter<br />

1. Ursula Tannerj, 2 Haüser<br />

2. Christian Plattner<br />

3. Simeon Krättlj<br />

4. Ullrich Ludwig seelig<br />

5. Friderich Bandlj seelig 1042<br />

S. 193: auf eingeklebtem Zettel<br />

- 83 -<br />

Verzeichnis welche Vertrostung leisten sollen.<br />

1. Joseph Amman<br />

2. Hanna Geldhuuser<br />

3. Maria Gadient<br />

4. Peter Stiger<br />

5. Lorenz Wüst<br />

6. Die alte Zinslenen<br />

7. Ana Menzin Menlj<br />

P. Swenzisten Mater 1043<br />

1039<br />

später eingefügt<br />

1040<br />

Name gestrichen<br />

1041<br />

Perry, Perri, Berri = heute ausgestorbenes Bürgergeschlecht.<br />

1042<br />

sel, selig = verstorben<br />

1043<br />

Lesung unsicher, Bedeutung unklar, evt. per zwanzigsten März


- 84 -<br />

S. 193: Anno 1745 hatt man dem Heren 1044 von Jeninss an Ihre feürs Brunst 1045 so sie<br />

erlitten haben geben Geld fl. 40.<br />

Jn Under Fatz<br />

S. 194: Seite leer<br />

S. 195 bis Ende im 2. Teil<br />

Das Blaue <strong>Buch</strong> mit restauriertem Einband<br />

Oriiiiginal: Or Or Or ginal: ginal: ginal: <strong>Buch</strong>, 33cm hoch, 22cm breit, 4cm dick, neuer Einband mit Lederverstärkung,<br />

mit vielen unterschiedlichen Einträgen (Gesetzeserlasse, Gerichtsprotokolle,<br />

diverse Listen etc.) Die Abschrift erfolgte wort- und seitengetreu. Die Einträge<br />

sind nicht chronologisch geordnet weil wohl immer wieder spätere Einträge auf<br />

leere Seiten geschrieben wurden.<br />

Internet-Bearbeitung: K. J. Version 01/2006<br />

- - - - - - - - -<br />

1044 Heer = Pfarrer, Geistlicher<br />

1045 Jenins brannte bis auf 8 Firsten ab. (Neue Bündner Zeitung 25.2.1947)

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