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2008_Bürgerbeteiligung_BRD

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1. Einleitung<br />

Für eine stabile und gut funktionierende Demokratie ist die Beteiligung von Bürgerinnen<br />

und Bürgern eine Grundvoraussetzung. Die Art und Weise, wie sich diese<br />

Beteiligung gestaltet, variiert zwischen den politischen Systemen der westlichen<br />

Demokratien. In der Bundesrepublik Deutschland dominiert die politische Organisationsform<br />

der repräsentativen Demokratie, die eine direkte Beteiligung des eigentlichen<br />

Souveräns, namentlich das Volk, stark einschränkt. Diese Arbeit soll aufzeigen,<br />

was dies für die politische Praxis bedeutet, welche zentralen Unterschiede zwischen<br />

direkter und repräsentativer Demokratie bestehen und welche dieser Beteiligungsformen<br />

im deutschen System zu finden sind, ob und wie sie angewendet werden.<br />

Außerdem soll kurz auf die fundamentalen Vor- und Nachteile einer direkten Volksbeteiligung<br />

am politischen Willens- und Entscheidungsbildungsprozess hingewiesen<br />

werden. Vor dem Hintergrund der vielen Herausforderungen, welche die Modernisierung<br />

für die westlichen Demokratien bereit hält, ist diese Fragestellung aktueller<br />

denn je und wissenschaftlich äußerst relevant. Angesichts der großen Bandbreite<br />

neuer gesellschaftlicher Probleme, wie z.B. organisierte Kriminalität, Dauerarbeitslosigkeit<br />

oder Umweltverschmutzung, kristallisiert sich häufig ein Gestaltungsmangel<br />

auf makropolitischer Ebene heraus, der in der Überforderung des politischen Systems<br />

münden könnte. Auf einer derart pessimistischen Zukunftsprognose stützend, werden<br />

in letzter Zeit hinsichtlich des fortschreitenden Wertewandels (vom Materialismus<br />

zum Postmaterialismus), des zunehmenden politischen Selbstbewusstseins der Bürgerinnen<br />

und Bürger, der gestiegenen Komplexität gesellschaftlicher Probleme und<br />

insbesondere der allgemeinen Unzufriedenheit mit den Leistungen und Ergebnissen<br />

des politischen Systems, in erster Instanz Politiker, Parteien und Parlament, Forderungen<br />

nach neuen Verfahren zur Lösung dieser politischen Probleme laut. Eine Reaktion<br />

auf diese Unzufriedenheit könnte die Gewährung direkter Teilhaberechte an<br />

grundsätzlichen politischen Entscheidungen sein.<br />

2. Die repräsentative Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland<br />

Kerngedanke der repräsentativen Demokratie ist die Delegation politischer Verantwortung.<br />

In einem System verregelter Institutionen wählt das Volk, als politische<br />

Gemeinschaft und letztinstanzlicher Souverän, verantwortliche repräsentative Akteure<br />

(Parlamentarier) und beauftragt diese mit der Ausübung der politischen Herrschaft.<br />

Im Namen des Volkes treffen diese Repräsentanten für alle Bürgerinnen und Bürger<br />

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