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„Godman“:<br />
Für finanzielle bzw. juristische Angelegenheiten kann ein Godman eingesetzt werden. Er hat ähnliche<br />
Funktionen wie ein Betreuer in Deutschland. Das Amt kann auch ein Familienmitglied, z.B. der<br />
Ehepartner übernehmen.<br />
Wie erfolgt die Versorgung der neurologischen Patienten mit Hilfsmitteln?<br />
Ein großer Teil des Arbeitsbereiches schwedischer Ergotherapeuten n<strong>im</strong>mt die Versorgung und<br />
Erprobung von Hilfsmitteln ein. Die Krankenhäuser verfügen über ein Hilfsmittellager. Benötigt ein<br />
Patient z.B. einen Rollstuhl und einen Duschstuhl bekommt er diese direkt aus dem Hilfsmittellager<br />
des Krankenhauses. Alle Hilfsmittel sind registriert und werden mit in der Patientenakte des<br />
Betroffenen geführt, so das man jederzeit einsehen kann, ob und welche Hilfsmittel der Patient bisher<br />
bekommen hat. Nach der Ausgabe, Erprobung und Anpassung des Hilfsmittels durch die Ergotherapeutin,<br />
wird für das Kontor der Klinik ein neues Hilfsmittel bestellt. Dafür gibt es <strong>im</strong> Internet eine<br />
spezielle Hilfsmittelplattform, die „Beställningsportalen“ heißt.<br />
Die Hilfsmittelversorgung erfolgt nicht, wie in Deutschland über ein Rezept. Die schwedische<br />
Ergotherapeutin kann ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt<br />
sämtliche Hilfsmittel bestellen, die ihres Ermessens für den Betroffenen notwendig sind.<br />
Benötigt der Patient das Hilfsmittel lediglich für eine kurze, absehbare Zeit, muss er eine Leihgebühr<br />
bezahlen und gibt das Hilfsmittel bei Nichtgebrauch wieder ab, wie z.B. Unterarmgehstützen. Werden<br />
die Hilfsmittel über einen längeren Zeitraum benötigt, über Jahre oder eventuell bis zum Tode,<br />
kommen auf den Betroffenen keine Kosten zu. Offiziell werden alle Hilfsmittel geliehen. Die Kommune<br />
übern<strong>im</strong>mt sämtliche Kosten.<br />
Kleinere Hilfsmittel aus dem Bereich persönliche Hygiene oder zur Nahrungszubereitung bzw. -<br />
aufnahme muss der Betroffene, wie in Deutschland selbst bezahlen. Hierunter fallen z.B. spezielle<br />
Bürsten, Schuhanzieher, spezielle Messer und Schneidebretter.<br />
Zurzeit bekommen schwedische Patienten noch alle Hilfsmittel, die von den Ergotherapeuten<br />
beantragt werden. So ist es z.B. kein Problem, einen ALS-Patienten mit einem Elektrorollstuhl, zwei<br />
normalen Rollstühlen für den Innen- und Außenbereich, mit einem Pflegebett und verschiedenen<br />
Kommunikationshilfsmitteln, wie einem Sprachcomputer, einem Funktelefon und einer Ballklingel zu<br />
versorgen. Der Erhalt der größtmöglichen Selbständigkeit und Lebensqualität wird in Schweden sehr<br />
groß geschrieben, besonders bei Erkrankungen, wie ALS, die unweigerlich zum Tode führen. In<br />
Deutschland ist eine derartige Versorgung von ALS-Patienten, meiner Erfahrung nach, nicht so<br />
einfach durchführbar und oft mit zähen Auseinandersetzungen mit der Kranken- und Pflegekasse<br />
verbunden. Auch <strong>im</strong> Freizeitbereich und öffentlichen Leben zeigt sich, dass man in Schweden stark<br />
auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap eingeht. Viele Mietshäuser verfügen über<br />
ausreichend große Fahrstühle, automatische Türen, Bordsteinkanten sind oftmals abgesenkt und<br />
öffentliche Verkehrsmittel, wie Züge und Busse sind auch für Rollstuhlfahrer gut zugängig, indem sie<br />
absenkbar sind.<br />
Beobachtungen und Erfahrungen<br />
Als sehr beeindruckend und positiv empfand ich die sehr angenehme Arbeitsatmosphäre in allen<br />
Einrichtungen und Abteilungen, in denen ich hospitieren durfte. Selbst bei der Arbeit herrschte die in<br />
Schweden typische Gelassenheit und Ruhe.<br />
Man n<strong>im</strong>mt sich Zeit, sich untereinander auszutauschen, Akten zu studieren und Patienten zu<br />
behandeln bzw. zu betreuen. Streß und Zeitdruck bestehen aus meiner Sicht nur sehr selten. Das<br />
persönliche Wohlbefinden der Mitarbeiter hat einen hohen Stellenwert. Alle Räumlichkeiten sind<br />
großzügig gestaltet und sehr wohnlich mit Blumen, bunten Vorhängen, Bücherregalen und netten<br />
Sitzecken eingerichtet. Sozialräume sind mit Kaffeeautomaten und Mikrowellen ausgestattet. Auch die<br />
Aufenthaltsräume für Patienten sind wohnlich gestaltet, oftmals findet man ein Aquarium, eine kleine<br />
Bibliothek, ein Fernseher mit DVD-Player und einem großen Angebot an Filmen. Die Tische <strong>im</strong><br />
Speiseraum sind oft höhenverstellbar und haben abgerundete Kanten, so dass auch Rollstuhlfahrer<br />
daran bequem Platz nehmen können.<br />
Die Arbeitszeiten meiner schwedischen Kollegen sind flexibel, vielfach besteht Gleitzeit. Es gibt in der<br />
Regel drei Pausen am Tag. Gegen 8.30 Uhr „fika“ (ähnlich einem zweiten Frühstück), um 12.00 Uhr<br />
„lunch“ (Mittagspause) und gegen 14.00 Uhr für eine halbe Stunde „eftermiddagsfika“, bei dem man<br />
sich entspannt mit Kollegen bei einer Tasse Kaffee oder Tee über berufliche und private Dinge<br />
austauschen kann. Freitags gibt es in vielen Einrichtungen als Wochenabschluß um 14.00 Uhr ein<br />
„fredags mus“. Der Reihe nach backt ein Kollege z.B. Kuchen, Kekse und bringt diese mit zur Arbeit<br />
oder man beginnt den letzten Arbeitstag der Woche gemeinsam mit einem großen Frühstück.<br />
In allen Einrichtungen des Karolinska Universitetssjukhuset gibt es zudem für die Mitarbeiter am<br />
Wochenanfang einen Obstkorb mit verschiedenen Früchten.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie be<strong>im</strong> Institut G-<strong>plus</strong><br />
http://www.g-<strong>plus</strong>.org<br />
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