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Nutrition-Press

10 Jahre NEM e.V. Wir tun was!

10 Jahre NEM e.V.
Wir tun was!

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Ausgabe Nr. 9 – September 2016 · 4,95 Euro · ISSN 2196 ­8505<br />

www.nutrition-press.com<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />

Thomas Büttner<br />

Neue Rechtsprechung<br />

zur Health Claims<br />

Verordnung<br />

Sabrina Beerbalk<br />

Entschlackung,<br />

Entgiftung – oder<br />

neudeutsch Detox<br />

Manfred Scheffler<br />

10 Jahre NEM Verband:<br />

Freiheit für gesunde<br />

Nahrung<br />

Mikronährstoffe<br />

Vitalstoffe<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

10 Jahre NEM e. V.<br />

Wir tun was!


Editorial<br />

10 Jahre mittelständische Verbandsarbeit im Sinne der Gesundheit<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

Am 15. September 2006 wurde der NEM Verband gegründet<br />

– mit eindeutigen Zielen. Weitere Informationen<br />

zu unseren Zielen und Erfolgen finden Sie auf unserer<br />

Webseite: www.nem-ev.de.<br />

Warum macht man eigentlich Verbandsarbeit mit allen<br />

seinen Aktivitäten, tagtäglichen Verwaltungsarbeiten –<br />

und das ehrenamtlich.<br />

Die Antwort ist ganz einfach:<br />

Wer in unserer Gesellschaft etwas positiv verändern<br />

möchte und nicht nur kritisieren will, muss was tun. Wer<br />

etwas ernten will, muss den Acker bestellen. Meckern<br />

allein reicht nicht. Der Verband wurde genau in der Zeit<br />

gegründet, in der es keine Interessenvertretung für den<br />

Mittelstand unserer Branche gab, der offen Missstände<br />

ins Visier genommen hat. Natürlich gab und gibt es Verbände,<br />

die Konzerne vertreten und Gesetze er klären.<br />

Braucht man aber dazu Verbände? Nein – ist doch klar.<br />

Ein gesundes und langes Leben wünscht sich wohl jeder<br />

– und darum geht es.<br />

• Eine Welt, in der man selbst bestimmen kann, wie<br />

man sich ernährt.<br />

• Eine Welt, in der man sich über wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

informieren darf.<br />

• Eine Welt, die der Landwirtschaft<br />

nicht verbietet an zu bauen,<br />

was seit Jahrtausenden üblich<br />

war. Eine Welt, die nicht<br />

Bür ger verfolgt, die Samen und<br />

Gemüse verkaufen, die seit Jahrtausenden<br />

und länger die Vielfalt<br />

unserer Ernährung ausmachten.<br />

Der menschliche Körper braucht<br />

eine Vielzahl von Mikronährstoffen, die er in unserer<br />

heutigen Zeit nicht mehr durch die Ernährung ausreichend<br />

erhält. Deshalb ist eine Supplementierung Pflicht<br />

für die Gesundheit. Das hat sogar die DGE erkannt.<br />

In diesem Sinne bleiben wir unserem Motto treu „Freiheit<br />

für gesunde Nahrung“.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong> ist die offi zielle Zeitschrift des NEM e.V.<br />

Verband mittelständischer europäischer Hersteller und<br />

Distributoren von Nah rungs ergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten<br />

e.V.<br />

3


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Inhalt<br />

5 10 Jahre NEM Verband: Freiheit für gesunde Nahrung!<br />

8 Nahrungsergänzung: Schlank potent und fit aus dem Internet?<br />

11 Die Diskussion um Nahrungsergänzung • Prof. Dr. Dr. Kurt S. Zänker<br />

14 Können Vitamine und Mineralstoffe über- oder unterdosiert werden? • Dr. Gottfried Lange<br />

16 Mikroalgen: unerschöpfliches Potenzial für Gesundheit und Ernährung<br />

• Dr. Michael Sandmann, Prof. Dr. Sascha Rohn<br />

20 Avocado – ein Superfood<br />

24 Grüner Kaffee macht fit und schlank • Daniela Lipgens<br />

27 Entschlackung, Entgiftung – oder neudeutsch Detox<br />

32 Ayurvedische Kräuter und ihre Anerkennung in der EU • Dr. med. Harsha Gramminger<br />

36 Die sieben hauptsächlichsten Lügen der Ernährungsindustrie • Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

44 Der weite Weg • Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />

49 Neue Rechtsprechung zur Health Claims Verordnung • Dr. jur. Thomas Büttner<br />

54 Auf der Suche nach dem „Anderen“ – drückt sich eine Gesellschaft vor der Verantwortung? • Thomas Olbert<br />

56 Digitaler Nachlass: Wer erbt eigentlich mein Facebook? • ARAG<br />

60 Spitzenorganisationen der Sozialversicherung besorgt über Normung von Gesundheitsdienstleistungen •BG RCI<br />

Impressum<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />

Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Online-Ausgabe: ISSN 2195-8505<br />

Herausgeber: Elite Magazinverlags GmbH<br />

Boslerstraße 29 · 71088 Holzgerlingen<br />

Telefon:+49(0)7031/ 744-0 · Fax:+49(0)7031/744-195<br />

E-Mail: info@nutrition-press.com<br />

Chefredaktion: Bernd Seitz (V.i.S.d.P.)<br />

Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />

Redaktion: Gabriele Thum M.A.<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. Gottfried Lange<br />

Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />

Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Gastautoren:<br />

Dipl. Biologin Sabrina Beerbalk<br />

Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

Dr. med. Harsha Gramminger<br />

Dr. Gottfried Lange<br />

Daniela Lipgens<br />

Thomas Olbert<br />

Prof. Dr. Sascha Rohn<br />

Dr. Michael Sandmann<br />

Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />

Prof. Dr. Dr. Kurt S. Zänker<br />

Grafik/Layout: Melanie Wanner<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Petra Seitz, Telefon: +49 (0)7031/744-140<br />

E-Mail: info@nutrition-press.com<br />

Bildnachweis: fotolia.com, Dr. Björn Lindemann<br />

Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr:<br />

Februar, September<br />

Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung der Print-Ausgabe: info@nem-ev.de<br />

Print-Ausgabe: ISSN 2196-1271<br />

Online-Magazin und Media-Daten:<br />

kostenlos unter www.nutrition-press.com<br />

Printed in Germany<br />

Copyright-Hinweis: Die gesamten Inhalte des Magazins<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf Konzept<br />

und Gestaltung: Elite Magazinverlags GmbH und NEM e.V..<br />

Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Elite Magazinverlags GmbH<br />

und des NEM e.V.. (alle Anschriften siehe Verlag)<br />

Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungs ergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />

Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />

Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />

E-Mail: info@nem-ev.de<br />

Internet: www.nem-ev.de<br />

4<br />

www.nutrition-press.com


Ernährung / Prävention<br />

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es den NEM Verband (NEM e.V.)<br />

mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren<br />

von Nahrungs ergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V. .<br />

Der Verband vertritt die Interessen der mittelständischen Industrie<br />

und des mittelständischen Handels sowie Unternehmen bezüglich<br />

Nahrungsergänzungs mittel, ergänzender bilanzierter Diäten, Me dizin<br />

produkte, funktionaler Lebensmittel und Kosmetikprodukten.<br />

10 Jahre NEM Verband:<br />

Freiheit für gesunde Nahrung!<br />

Der Vorstand und der Fachbeirat des NEM<br />

e.V., der sich aus Unternehmern, Juristen,<br />

Sachverständigen und Ernährungswissenschaftlern<br />

mit zum Teil jahrzehntelanger Praxiserfahrung zusammensetzt,<br />

engagiert sich in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Mitgliedern für eine wirksame und effiziente<br />

Interessenvertretung in allen gesellschaftlichen Berei­<br />

chen. Die Hauptaufgabe sahen seinerzeit die Gründungsmitglieder<br />

die in Teilen der Öffentlichkeit und der<br />

Verwaltung festzustellende Unkenntnis bezüglich der<br />

präventiven Bedeutung der in Europa entwickelten Nahrungsergänzungsprodukte<br />

durch eine entsprechende<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Kontakte zu den politischen<br />

Entscheidungsträgern zu korrigieren.<br />

5


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Der NEM Verband hat in den letzten zehn Jahren viel erreicht,<br />

sieht aber auch für die Zukunft noch viele wichtige<br />

Aufgaben vor sich. <strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong> Herausgeber<br />

Bernd Seitz sprach mit dem Verbandspräsidenten Manfred<br />

Scheffl er:<br />

<strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong>: Herr Scheffler, der NEM Verband feiert<br />

sein zehnjähriges Bestehen. Sie sind seit dem Tag<br />

der Gründung durchgängig der Präsident des Verbandes<br />

und haben in diesen zehn Jahren sehr viel pro<br />

Nahrungsergänzungsmittel erreicht.<br />

Manfred Scheffler: Ein Präsident ist nur so gut wie<br />

sein Team. Das ist in einem Verband nicht anders als in<br />

der Politik. Ich hatte in der Vergangenheit immer sehr<br />

fähige und engagierte Vorstandsmitglieder um mich,<br />

die sehr viel bewegten und immer wieder neue Impulse<br />

und Ideen in den Verband einbrachten. Ob das in der<br />

Politik auch so ist, darüber wird wohl jeder seine eigene<br />

Meinung haben. Einfach waren die letzten zehn Jahre<br />

auf jeden Fall nicht. Das Hauptthema war die Schaffung<br />

von Rechtssicherheit für europäische NEM­Unternehmen<br />

innerhalb Deutschlands und der EU, insbesondere<br />

hinsichtlich der behördlichen Umsetzung der entsprechenden<br />

Verordnungen und Gesetze, wie auch der<br />

NEM­Verordnung und EU­Richtlinie – auch bei Diät und<br />

Medizinprodukten. Nicht weniger mussten wir im Zusammenhang<br />

mit der Einführung der Health Claims­<br />

Verordnung und in der Durchsetzung einheitlicher deutscher<br />

und EU­Genehmigungsverfahren in den juristischen<br />

Ring steigen.<br />

NP: Jedes in der EU in den Handel kommende Nahrungsergänzungsmittel<br />

muss je nach Klassifi zierung<br />

auf die lebensmittelrechtliche Verkehrsfähigkeit<br />

geprüft sein. Trotzdem überschwemmen ausländische<br />

Hersteller und Vertriebe ohne jegliche Prüfungen<br />

den EU Markt. Was macht der Staat dagegen und was<br />

unternimmt der NEM Verband?<br />

Manfred Scheffler: Zunächst einmal kümmern wir uns<br />

darum, dass unsere Mitgliedsfi rmen für ihre Produkte in<br />

jedem Fall über die vorgeschriebenen Verkehrsfähigkeiten<br />

und, wenn erforderlich, über lebensmittelrechtliche<br />

Fachgutachten verfügen. Diese können beim NEM Verband,<br />

übrigens auch von international ausgerichteten<br />

Unternehmen, ebenso wie Qualitätsgutachten und Zertifi<br />

zierungen in Auftrag gegeben werden. Die deutschen<br />

Behörden sind sehr aktiv, was die Prüfung der hier angesiedelten<br />

Unternehmen angeht. Zunehmend fi scht<br />

der Zoll ausländische Medizin und NEM­Produkte an<br />

den Flughäfen ab und vernichtet nicht zugelassene<br />

Ware. Das ist gut so, denn es ist von Verbrauchern<br />

höchst bedenklich, Gesundheitsprodukte über das Internet<br />

aus dem Ausland zu beziehen.<br />

NP: Von Ihnen stammt der NEM-Slogan „Freiheit für<br />

gesunde Nahrung!“ Um diese Freiheit durchzusetzen,<br />

Manfred Scheffler<br />

hat der Verband eine Unterschriften-Petition initiiert<br />

und sich an das Europäische Parlament gewandt. Was<br />

war der Anlass?<br />

Manfred Scheffler: Wir leben und ernähren uns Multi­<br />

Kulti und wagen uns gerne an exotische Früchte, Gemüse<br />

und Gewürze heran. Dann kommt der europäische<br />

Beamtenmoloch und möchte verbieten, dass Lebensmittel,<br />

die seit hunderten von Jahren außerhalb der EU<br />

verzehrt werden, per se verboten werden und eine Genehmigung<br />

brauchen. Drogen werden in Europa in immer<br />

mehr Ländern legalisiert und zum freien Verkauf<br />

zugelassen. Und für ein traditionelles exotisches Gewürz<br />

brauchen wir eine amtliche Genehmigung?<br />

NP: Herr Scheffler, unsere Zeit wird immer schnelllebiger<br />

und wechselhafter. Mit der Nahrung verhält es<br />

sich für viele genauso. Welche Bedeutung werden denn<br />

Nahrungsergänzungsmittel zukünftig haben?<br />

Manfred Scheffler: Ich bin sicher, dass die Notwendigkeit,<br />

die tägliche Nahrung sinnvoll und gezielt zu ergänzen,<br />

quantensprungartig ansteigen wird und prognostiziere<br />

ein riesiges Wachstum. Die Gründe liegen auf<br />

der Hand und werden von den Verbrauchern und den<br />

Medien immer mehr erkannt:<br />

Unsere Lebensmittel beinhalten immer weniger lebenswichtige<br />

Mikronährstoffe, was zum einen auf die zunehmende<br />

industrielle Fertigung, zum anderen auf den<br />

weltweiten Handel zurück zu führen ist. Dieser bedingt,<br />

dass Obst und Gemüse bereits in halbreifem Zustand<br />

geerntet und oft wochenlang transportiert wird. Der für<br />

Mikronährstoffe und Vitamine so wichtige natürliche<br />

Reifungsprozess fi ndet in riesigen Kühlhäusern statt.<br />

6


Ernährung / Prävention<br />

Für den Menschen sind allerdings ausreichend Mikronährstoffe,<br />

Vitamine, Mineralstoffe, Polyphenole, Flavonoide,<br />

Enzyme, Ballaststoffe etc. lebens- und gesundheitsnotwendig.<br />

Deutschland ist bereits ein Volk von Kranken: 60 Prozent<br />

der Bevölkerung ist übergewichtig, 35 Mio. haben<br />

Bluthochdruck, wir haben 6 Mio. Diabetiker und 30<br />

Mio. Allergiker (s. dazu auch Ausgabe 4 der <strong>Nutrition</strong>-<br />

<strong>Press</strong>). Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Die<br />

meisten dieser Krankheiten sind auf falsche und mangelnde<br />

Ernährung zurück zu führen. Wer gesund sein<br />

und bleiben möchte, wird um eine gezielte Nahrungsergänzung<br />

nicht herum kommen. Gesundheit ist ein verbrieftes<br />

Menschenrecht und darf nicht behindert werden!<br />

NP: Wie können Sie denn bewirken, dass die gängigen<br />

Vorurteile gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln an<br />

Bedeutung verlieren? Immerhin gibt es ja immer noch<br />

viele Stimmen, die sich stellenweise sehr kritisch äußern.<br />

Manfred Scheffler: Das ist ein ganz großes Problem<br />

unseres Gesundheitssystems, das eigentlich im Sinne<br />

des Wortes Krankheitssystem heißen müsste. Denn<br />

erst wenn der Mensch krank ist, setzt dieses System<br />

ein. Dann kommen die großen Chemiekeulen in Form<br />

von Medikamenten. Dabei wäre es so einfach, durch<br />

eine entsprechende Aufklärung eine nachhaltige Gesundheitsprävention<br />

zu betreiben und die großen Volkskrankheiten<br />

zumindest weitgehend von vorneherein<br />

zu vermeiden. Das bedeutet Aufklärung, Aufklärung,<br />

Aufklärung – schon im Elternhaus und in der Schule beginnend!<br />

Die gesunde und richtige Ernährung steht genauso im<br />

Vordergrund wie regelmäßige Bewegung. Und wenn die<br />

heutige Ernährung dies nicht mehr hergibt, muss diese<br />

Ernährung eben ergänzt werden. Die Möglichkeiten und<br />

Produkte sind auf dem Markt, man muss sie nur nutzen.<br />

Vielleicht noch ein Satz zu den kritischen Äußerungen<br />

gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln: Hier gibt es<br />

bekanntlich ja zwei Lager Die einen behaupten, dass<br />

Nahrungsergänzung nicht notwendig sei, wenn man<br />

sich vernünftig mit ausreichend Obst und Gemüse ernährt.<br />

Sprich, die berühmte „5 mal am Tag frisches<br />

Obst und Gemüseformel“ (Empfehlung der staatsunterstützten<br />

DGE). Doch wer schafft das konsequent? Kein<br />

Mensch!<br />

Die anderen warnen vor einer möglichen Überdosierung<br />

an Mikronährstoffen und Vitaminen. Ich kann Ihnen<br />

versichern, dass dies schlicht und einfach nicht<br />

möglich ist, wenn man einigermaßen seine fünf Sinne<br />

zusammen hat. Nahrungsergänzungsmittel werden vom<br />

Gesetzgeber gerade im Bezug auf die Wirkungsweise<br />

der Inhalte äußerst streng kontrolliert und überwacht!<br />

Es handelt sich bei Nahrungsergänzungsmitteln um Lebensmittelkonzentrate<br />

– nichts anderes. In Bezug auf<br />

Vitamine und Mineralstoffe gibt es, was Qualität und<br />

Quantität angeht, klare gesetzliche Regeln, die jeder<br />

Unternehmer einhalten muss.<br />

Komischerweise warnt niemand ernsthaft vor den Gefahren<br />

einer Überdosierung bei frei verkäuflichen Medikamenten.<br />

Da heißt es dann nur lapidar „fragen Sie Ihren<br />

Arzt oder Apotheker“.<br />

NP: Herr Scheffler, gibt es aktuell Tendenzen, die in<br />

der nahen Zukunft den Markt der Nahrungsergänzungsmittel<br />

maßgeblich verändern werden? Und woran<br />

erkenne ich die wirklich seriösen Präparate?<br />

Manfred Scheffler: alle in Deutschland/EU hergestellten<br />

Nahrungsergänzungsmittel sind seriös, da es ganz<br />

klare gesetzliche Regelungen gibt. Wer dagegen verstößt,<br />

macht sich strafbar. Die Gesundheit der Bevölkerung<br />

steht auf dem Spiel. Die Prävention wird künftig<br />

weit mehr in den Vordergrund rücken. Krankheit ist für<br />

jeden einzelnen und für die Volksgemeinschaft einfach<br />

zu teuer. Wenn wir so weitermachen gibt es einen volkswirtschaftlichen<br />

Kollaps – das ist eindeutig belegt.<br />

Jeder einzelne muss selber dafür sorgen, dass er durch<br />

eine entsprechende Ernährung möglichst lange gesund<br />

bleibt. Wir haben nun einmal nur eine Gesundheit. Verändern<br />

werden sich auch die Nahrungsergänzungsmittel<br />

allgemein. Immer mehr Produkte werden künftig<br />

hoch spezialisiert sein und ganz gezielt Mängel ansprechen.<br />

Es gibt heute schon Nahrungsergänzung, die speziell<br />

den Zellschutz fördert. So gibt es viele andere Spezialisierungen.<br />

NP: Kommen wir zum Schluss noch zu Ihren Mitgliedern,<br />

wer kann und sollte im NEM Verband Mitglied<br />

sein?<br />

Manfred Scheffler: Für Kleinst- und Mittelstandsunternehmen<br />

der NEM-Hersteller und Distributoren sollte<br />

eine Mitgliedschaft aus eigenem Interesse an einer<br />

durchgängigen Rechtssicherheit und aktuellen Branchen-Fachinformationen<br />

sozusagen Pflicht sein. Die<br />

Mitglieder profitieren zudem von regelmäßig stattfindenden<br />

Seminaren, initiiert durch einen exzellenten<br />

Fachbeirat mit kompetenten Juristen und Ernährungswissenschaftlern,<br />

die eng mit namhaften Universitäten<br />

und Hochschulen zusammenarbeiten.<br />

Nähere Informationen dazu gibt es auf der Webseite<br />

des Verbandes www.nem-ev.de<br />

Kostenlose Online-Ausgabe <strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong> Magazin:<br />

www.nutrition-press.com<br />

7


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Nahrungsergänzung: Schlank,<br />

potent und fit aus dem Internet?<br />

Die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel<br />

aus dem Internet nicht erkennbar illegale und hochgradig gesundheitsschädliche<br />

Substanzen enthalten können. „Super Lover“­Kaugummis, die statt<br />

der Libido eher das Herz und den Kreislauf an den Rand des Kollaps bringen,<br />

Power­Pulver und ­Pillen für Sportler, die sich bei genauer Analyse als Drogenund<br />

Dopingpräparate entpuppen: Fast jedes dritte Nahrungsergänzungsmittel<br />

(NEM) ausländischer Herkunft, das Figur­ und Fitness­Fans online bestellen,<br />

enthält für Käufer nicht erkennbar illegale und hochgradig gesundheitsschädliche<br />

Substanzen.<br />

Das hat die Verbraucherzentrale NRW<br />

2011 bei einer Marktuntersuchung<br />

über den Internethandel mit angeblich natürlichen<br />

Nahrungsergänzungsmitteln festgestellt. Dass sich<br />

daran bislang wenig geändert hat, zeigen regelmäßige<br />

Meldungen verschiedener Institutionen wie dem Europäischen<br />

Schnell warn system RASFF oder dem Landeszentrum<br />

Gesundheit NRW.<br />

Die Verbraucherzentrale NRW gibt Tipps, wie Sie sich<br />

vor dreister Abzocke schützen und auf ausbleibende<br />

8


Anzeige /<br />

Ernährung / Prävention<br />

Lieferungen reagieren können und informieren über wichtige<br />

Regeln beim Online­Kauf von NEM. So schützen Sie<br />

sich:<br />

• Schutz vor fi nanziellem Verlust<br />

• Schutz vor gesundheitlichem Schaden<br />

• Schutz vor Wirkungslosigkeit bzw. überzogenen<br />

Wer be versprechen<br />

• Schutz vor positivem Doping­Test<br />

Schutz vor finanziellem Verlust<br />

Webseiten in deutscher Sprache oder die Abbildung der<br />

deutschen Flagge können leicht über den tatsächlichen<br />

Sitz der Anbieter hinweg täuschen. Ein Blick in das Impressum<br />

verrät mehr: Prüfen Sie, ob die Web­Seite ein<br />

Impressum hat und ob sich dort eine Person oder Organisation<br />

für die Web­Seite verantwortlich zeigt (vollständige,<br />

tatsächlich existierende Postanschrift, deutsche<br />

Telefonnummer)! Zahlungsweise: Idealerweise bezahlen<br />

Sie die Ware erst nach der Lieferung. Sonst zahlen<br />

Sie per Lastschrift oder nutzen ein Sicherungssystem<br />

wie PayPal. Dann können Sie Ihr Geld bei Nicht­Lieferung<br />

rückbuchen. Bei Kreditkartenzahlung ggf. bei Erhalt<br />

der Abrechnung Protest gegen Abbuchung (wegen<br />

nicht erbrachter Gegenleistung) einlegen.<br />

Schutz vor gesundheitlichem Schaden<br />

Grundsätzlich sind Nahrungsergänzungsmittel keine<br />

Heil mittel. Es sind Lebensmittel. Sie sollen keine Krankheiten<br />

heilen, sondern die normale Ernährung ergänzen.<br />

Seien Sie misstrauisch, wenn Sie etwa in Foren<br />

lesen, dass ein Produkt gute Erfolge bei der Krankheit<br />

xyz erzielt oder die Kilos ohne jegliche Verhaltensänderung<br />

nur so purzelten. Tatsächlich tauchen häufi g Internet­Produkte<br />

auf, die neben den angegebenen, relativ<br />

harmlosen Substanzen zwar sehr wirksame, gleichzeitig<br />

aber auch höchst gefährliche, verbotene Arzneistoffe<br />

enthalten. Auf den Packungen aufgedruckte Warnhinweise<br />

und Gegenanzeigen, die normalerweisevom<br />

Kauf abhalten würden, fehlen im Internet häufi g. „Natur“<br />

oder natürliche Wirkstoffe sind keine Garantie für<br />

Sicherheit. Die Natur kennt sehr potente Gifte, zum<br />

Beispiel Tollkirsche oder Fliegenpilz. Eine gewisse Sicherheit<br />

bietet der Kauf bei Versandapotheken, die von<br />

deutschen Behörden zugelassen sind. Seit Ende Juni<br />

2015 gibt es in der Europäischen Union ein einheitliches<br />

Sicherheitslogo.<br />

Tipp: Informieren Sie sich auf Internetseiten mit öffentlichen<br />

Warnungen wie zum Beispiel dem Portal:<br />

www.lebensmittelwarnung.de<br />

Kaufen Sie keine Nahrungsergänzungsmittel bei Privatpersonen<br />

auf Internet­Marktplätzen wie ebay.de und<br />

amazon.de! Suchen Sie gezielt nach den Firmenangaben<br />

des Anbieters! Fehlen diese Daten, sollten Sie auf<br />

eine Bestellung verzichten. Achten Sie darauf, dass die<br />

Gesundheitsprodukte<br />

Ihre Marke für Gesundheit<br />

Made in Germany<br />

www.plantafood.de<br />

Als Lohnhersteller entwickeln,<br />

produzieren und konfektionieren<br />

wir seit vielen Jahren für Sie:<br />

• Nahrungsergänzungsmittel<br />

• Diätetische Lebensmittel<br />

• Medizinprodukte<br />

• Ergänzend bilanzierte Diäten<br />

• Kosmetik<br />

• Ergänzungsfuttermittel<br />

Die Basis unserer Produkte<br />

sind pflanzliche Naturstoffe,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe,<br />

Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />

und Mikronährstoffe.<br />

9<br />

Plantafood Medical GmbH<br />

Am Sportplatz 3<br />

D-56291 Leiningen


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

gewerblichen Anbieter einen Firmensitz in Deutschland haben! Die Marktplätze<br />

selbst bieten keine Gewähr und sind für die Angebote anderer nicht verantwortlich.<br />

Das gilt auch, wenn der Versand durch den Marktplatz selbst bzw. aus dessen Versandlagern<br />

erfolgt. Personen, die chro nisch krank sind oder regelmäßig Medikamente<br />

einnehmen, sollten vor einer gezielten Zufuhr von Nährstoffen unbedingt Rücksprache<br />

mit einem Arzt, ggf. auch dem Apotheker halten. Denn zahlreiche Präparate,<br />

vor allem solche mit Pfl anzenextrakten, können die Wirkung von Medikamenten abschwächen<br />

oder verstärken und Laborwerte verändern.<br />

Schutz vor Wirkungslosigkeit bzw. überzogenen Werbeversprechen<br />

Nahrungsergänzungsmittel sollen laut Defi nition lediglich das ganz normale Essen<br />

mit Nährstoffen ergänzen, zum Beispiel mit Calcium bei Milchunverträglichkeit. Sie<br />

sollen weder Schmerzen lindern noch Krankheiten heilen – das ist die Aufgabe von<br />

Arzneimitteln. Sie können aber durch Nährstoffmangel bedingte Symptome verbessern.<br />

Deswegen werden sie im Gegensatz zu Arzneimitteln weder zugelassen noch<br />

von Behörden auf ihre Wirkung geprüft. Wer mit gesundheitsbezogenen Aussagen<br />

für Nahrungsergänzungsmittel wirbt, muss sich gemäß der Health­Claims­Verordnung<br />

an eine Liste mit erlaubten Werbeaussagen halten, zum Beispiel „Biotin trägt<br />

zur Er haltung normaler Haare und normaler Haut bei“. Es ist auch erlaubt zu sagen:<br />

„Chrom trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei“, verboten<br />

wäre aber „Chrom hilft gegen Diabetes“.<br />

Schutz vor positivem Doping-Test<br />

Achtung, Internetfalle! Wie vielfach nachgewiesen, können nicht nur spezielle Sportlerprodukte<br />

zum Mus kel aufbau und zur Leistungssteigerung, sondern auch ganz normale<br />

Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Vitamin­ oder Magnesiumtabletten)<br />

dopingrelevante Substanzen enthalten. Wer Produkte nehmen und trotzdem auf<br />

Nummer sicher gehen will, nutzt die „Kölner Liste“. Diese enthält nur Nahrungsergänzungsmittel,<br />

die auf Dopingsubstanzen getestet wurden. Das Risiko, in eine Dopingfalle<br />

zu tappen, ist damit deutlich reduziert. Wichtig zu wissen: Die „Kölner Liste“ ist<br />

keine Empfehlung an Sportler, ein Nahrungsergänzungsmittel zu nutzen. Hier geht es<br />

ausschließlich um Aufklärung und Transparenz.<br />

www.verbraucherzentrale.nrw<br />

10


Ernährung / Prävention<br />

Die Diskussion um Nahrungser<br />

gänzung – Prof. Dr. Dr. Kurt<br />

S. Zänker appelliert an den Leser<br />

Nahrungsmittel, Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivitäten<br />

beeinflussen die materielle Zusammensetzung des Körpers – was Gesundheit<br />

und Krankheit im Zusammenhang mit Ernährung bedeutet.<br />

Die Muster der Ernährung haben sich im<br />

Laufe der Menschheitsgeschichte bemerkenswert<br />

geändert. Mit zunehmender Industrialisierung<br />

und Verstädterung wurde die Versorgung mit Lebensmitteln<br />

stetig sichergestellt – außer in Kriegszeiten<br />

– und zunehmend mehr Lebensmittel standen und stehen<br />

für den Konsum bereit. Dabei werden die Lebensmittel<br />

immer energiedichter, enthalten immer weniger<br />

Ballaststoffe, dafür aber mehr Fette, Öle, Zucker und<br />

Zusätze, z. B. Geschmacksverstärker oder naturidentische<br />

Aromastoffe. Gleichzeitig wurden die Menschen<br />

bewegungsärmer, ihr Energieverbrauch ist gesunken und<br />

die Krankheitssymptomatiken (Herz-Kreislauf, Diabetes,<br />

Krebs), entstanden durch Übergewicht und krank hafte<br />

Fettsucht, haben dramatisch zugenommen. Die ökonomische<br />

Entwicklung einer Gesellschaft, zumindest in<br />

der westlichen Welt, ist gleichzeitig mit quantitativen<br />

und qualitativen Veränderungen im Nahrungsmittelangebot<br />

verbunden. Diese Veränderungen oder Über gangsformen<br />

bei Nahrungsmitteln mögen das Risiko einer energetischen<br />

Mangelversorgung vermindern, aber gleichzeitig<br />

verändern sich die Nahrungs mittel qualitativ, alleine<br />

schon in und durch industrielle (Massen-) Produktionsprozesse.<br />

Zudem wird die chemische Energie zur<br />

11


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Aufrechterhaltung der Zell­ und Körperfunktionen und<br />

des Wärmehaushalts aus mehr Fett, Ölen und Zucker<br />

gezogen. Während der letzten Jahre beobachtet man<br />

eine ähnliche Tendenz im Mittleren Osten, in Asien und<br />

selbst in Entwicklungs­ oder Schwellenländern Afrikas.<br />

Gerade in diesen Ländern kam die chemische Energie<br />

vor allem aus Pfl anzen und Früchten und nur zu einem<br />

geringen Anteil aus tierischen Produkten. Was sich in der<br />

westlichen Welt seit der industriellen Revolution umgekehrt<br />

hat, setzt sich nun, gleichermaßen abgebildet,<br />

auch in diesen Ländern fort. Alleine daraus kann man<br />

schon erahnen, welche Erkrankungen man aus der<br />

west lichen Form der „Ernährungswelt“ in jene Länder<br />

zu transportieren beginnt.<br />

Man muss eindeutig feststellen, dass die Hygiene, auch<br />

lebensmitteltechnisch, und der medizinisch­technische<br />

Fortschritt die Lebenserwartung steigen lässt, was aber<br />

nicht damit verwechselt werden darf, dass mit steigender<br />

Lebenserwartung auch vermehrt Gesundheit im<br />

Alter einhergeht; im Gegenteil, es gibt neue Studien, die<br />

zeigen, dass die Morbidität für viele Erkrankungen im<br />

Alter differenziert ansteigt. Studien an über Hundertjährigen<br />

zeigen, dass z. B. für die Krebserkrankung die<br />

Erkrankungsraten bei 85 bis 90­Jährigen ein Plateau<br />

bilden, ja selbst wieder fallen. Bei 65 bis 75­Jährigen<br />

haben wir, epidemiologisch gesehen, die höchsten Erkrankungsraten<br />

für Krebs, Diabetes und Herz­Kreislauf<br />

mit steigender Tendenz in das achte Jahrzehnt des<br />

(Er­)Lebens. Daraus errechnen sich immer wieder, je<br />

nach politischem Couleur, erschwindelte, aber auch<br />

Schwindel auslösende Zahlen zur künftigen Bezahlung<br />

eines menschenwürdigen Gesundheitssystems.<br />

Dazu noch ein Einschub, bis wir zur einzig möglichen<br />

Lösung kommen: Es konnte auch bei Studien mit über<br />

100­Jährigen festgestellt werden, dass deren Ernährung<br />

keineswegs „globalisiert“ war. Sie haben meist nur das<br />

verzehrt, was unmittelbar in und um ihre dörfl iche Gemeinschaft<br />

produziert wurde und somit zur Verfügung<br />

stand. Ein Vergleich mit urbanisierten Ernährungsgewohnheiten<br />

in der gleichen Region, oft nur einige 100<br />

Kilometer entfernt, zeigte, dass dort die Erwartung,<br />

eine vergleichbare Altersstruktur an 100­Jährigen zu fi n­<br />

den, dramatisch abnimmt.<br />

Aus all diesen Schilderungen und Überlegungen kann<br />

nur zwingend folgen: Das Gesundheitssystem muss<br />

sich auch auf Prävention, auf die Anstrengungen, Krankheiten<br />

so lange wie möglich zu verhindern, ausrichten.<br />

Niemand bestreitet, dass Krankheiten einen genetischen<br />

Hintergrund haben, aber epigenetische Faktoren<br />

wie eben Ernährung und Lebensstil spielen eine gleich<br />

wichtige Rolle in der Pathogenese (Entstehung von<br />

Krankheiten) wie in der Salutogenese (Aufrechterhaltung<br />

von Gesundheit).<br />

Nur wer ist an all diesen Überlegungen interessiert? Eigentlich<br />

immer alle, aber in der Umsetzung nur noch<br />

wenige. Jeder Bürger erfreut sich seiner Gesundheit<br />

eben so lange, solange eine Krankheit den Nachbarn<br />

trifft. Das Lamento beginnt dann, wenn der Krankheitsfall<br />

eintritt und der Vorwurf kommt, warum hat eine Aufklärung<br />

versagt, nämlich die, dass es gut begründete<br />

Möglichkeiten gibt, durch geeignete Ernährung und positiven<br />

Lebensstil Krankheiten zu vermeiden.<br />

Wer aber ist an einer Aufklärung interessiert? Eigentlich<br />

sollten in erster Linie die Politik, das öffentliche Gesundheitswesen<br />

und eine auf das unteilbare Recht „Gesundheit“<br />

rechtsprechende Justiz daran interessiert sein.<br />

Weit gefehlt, wenn man die tragikkomischen Diskussionen<br />

um das Rauchverbot, um das Präventionsgesetz<br />

oder die vielen einzelstaatlichen Urteile in Deutschland<br />

zur Abgrenzung von Arzneimitteln und Lebensmittel<br />

verfolgt.<br />

Hier beginnt die Spiegelfechterei<br />

Gerade haben wir in den Ausführungen gelernt, welch<br />

herausragender Wert den Lebensmitteln, der Ernährung<br />

für Krankheit und Gesundheit objektiv zuzuschreiben<br />

ist, es darf darüber nur sehr beschränkt, wenn<br />

überhaupt, für den Verbraucher informierend, auch im<br />

wissenschaftlich erarbeiteten Detail, gesprochen werden.<br />

Diese groteske, lobbyistische Absurdität kostet<br />

vielen Menschen Leid und Leben. Nun gibt es engagierte<br />

und mutige Wissenschaftler und Unternehmer, die<br />

aus den Erkenntnissen der Pfl anzenheilkunde, den Studien<br />

zur Ethnopharmakologie und den Ergebnissen zur<br />

Wirksamkeitsprüfung von Lebensmitteln diese technologisch<br />

so aufbereiten, dass deren gesundheitsbestimmendes<br />

Wirkprinzip einfach, nachvollziehbar und wohl<br />

dosiert für jedermann alltäglich zugänglich ist. Das al­<br />

12


Ernährung / Prävention<br />

les, um die täglich zubereiteten Speisen damit noch gezielter gesundheitsorientiert<br />

zu ergänzen, aber natürlich nicht zu ersetzen – diesen Sektor bezeichnet man als<br />

Nahrungsergänzungsmittel (NEM).Spätestens hier beginnt die Spiegelfechterei, die<br />

wenig zielführende Diskussion, der juristische Streit um Abgrenzungsfragen von Arzneimittel<br />

und Lebensmittel. Wenn man bedenkt, dass es ein Arzneimittelrecht im<br />

heutigen Sinn erst seit 1967, nach der unsäglichen Contergan­Affäre, gibt und dagegen<br />

setzt, wie lange Lebensmittel schon ihren wichtigen Gesundheitsbeitrag geliefert<br />

haben, dann muss man fragen, wo hier das ausgewogene Denken einer angeblich<br />

so hoch industrialisierten und differenzierten Gesellschaft hinsichtlich ihres<br />

wichtigsten Mittels, nämlich des Lebensmittels, bleibt. Was war eigentlich, bevor es<br />

ein Arzneimittelgesetz gab?<br />

Niemand will die Leistung wirksamer Arzneimittel (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika,<br />

Zytostatika usw.) von der Idee, über den Weg der grundlagenorientierten und translationalen<br />

biomedizinischen Forschung diese in die Apotheke zu bringen, schmälern<br />

oder gar klein reden, aber es muss die Pluralität (Vielfalt) an Lebensmitteln als Gesundheits­<br />

oder Heilmittel bis hin zur chemisch defi nierten Substanz als ein molekularbiologischer<br />

Regulator gestörter Zellabläufe mit pharmakologischer Wirkung<br />

(Arzneimittel) gewahrt bleiben. Es gibt, politisch gesprochen, leider keinen umfassenden<br />

Lobbyismus für Gesundheit, sondern nur für die Bekämpfung von ökonomisierten<br />

Krankheiten – aber Gesundheit und Krankheit gehören nicht in die Hände<br />

von Lobbyisten.<br />

Eine Industrienation sollte darauf stolz sein, Wissenschaft und ethisches Unternehmertum<br />

so verbinden zu können, dass für alle ihre Bürger eine Vielfalt von Nahrungsmitteln,<br />

in den verschiedensten Zubereitungen und Zusammensetzungen, von der<br />

stammtischgeschwängerten Schweinshaxe mit Semmelknödel bis zum mehrgängigen<br />

Gourmet­Menü hoch prämierter Köche, von der Schokolade mit hohem<br />

Kakaoanteil bis zur Vitaminkapsel oder lebensmitteltechnologisch raffi niert verarbeitetem<br />

Darreichungsformen von Pfl anzeninhaltsstoffen mit überprüften Gesundheitsoder,<br />

ergänzend zu Arzneimitteln, linderndem Krankheitswert zur Verfügung steht.<br />

Wenn es um Fragen der Prävention hinsichtlich des Erhalts von Gesundheit oder<br />

Linderung von Krankheit geht, darf es keinen Verdrängungswett bewerb zwischen<br />

Arzneimitteln und Lebensmitteln/NEM geben. Vielmehr muss auf die Pluralität, auf<br />

die Kreativität und auf die überprüfbare, wissenschaftlich und ethisch begründete<br />

Seriosität von Wissenschaftlern und Unternehmern und deren geprüften Produkte<br />

gesetzt werden. Nur aufgeklärte Bürger entscheiden in einer Informations­ und Kulturgesellschaft<br />

über ihre Lebensqualität mit Lebensmitteln – Ministerien und nachgeschaltete<br />

Behörden haben hier eine dienende, krankheitsverhindernde Sorgfalts­,<br />

aber keine innovationshemmende Bevormundungspfl icht.<br />

Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker<br />

Universitätsprofessor für Immonologie<br />

und Experimentelle<br />

Onko logiean der Universität Witten/<br />

Herdecke. Redner bei Medizinkongressen<br />

und Autor vieler Fach -<br />

bücher und Fachartikel<br />

Überprüfbarer Wahrheitsgehalt<br />

Es ist selbstverständlich, dass nur Lebensmittel/NE in den Verkehr gebracht werden<br />

dürfen, die augenscheinlich kein Krankheitsrisiko tragen und es ist selbstverständlich,<br />

dass dafür eine Kontrolle notwendig ist; es ist auch selbstverständlich, dass<br />

gesundheitsbezogene Aussagen – bei aller juristischen Problematik – einen hinreichend<br />

defi nierten und überprüfbaren Wahrheitsgehalt haben müssen. Es ist aber<br />

nicht hinzunehmen, dass all jene abgestraft werden, die sich bemühen, Gesundheit<br />

und Ernährung in den verschiedenen Formen, einschließlich NE, für den Verbraucher<br />

in Einklang zu bringen – denn dann müsste man fast alle Lebensmittelhersteller,<br />

einschließlich der Erzeuger alkoholischer Getränke, täglich abstrafen, da eben auch<br />

energiekondensierte Lebensmittel, wie sie jetzt vor allem auf dem Markt sind,<br />

bei „Überdosierung“, sprich unbotmäßigem Verzehr, Übergewicht und<br />

krankhafte Fettleibigkeit erzeugen – und wer möchte hier bestreiten,<br />

dass diese Faktoren nicht einen bedeutenden Krankheitswert haben?<br />

13


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Können Vitamine und Mineralstoffe<br />

über- oder unterdosiert werden?<br />

Holländische Wissenschaftler entwickeln eine bahnbrechende<br />

Nutzen­Risiko­Methode zur Festlegung<br />

optimaler Dosierungsbereiche<br />

Vitamine und Mineralstoffe – kann es des Guten zu viel sein? Oder leiden<br />

manche Menschen an einem Mangel an diesen lebenswichtigen Nährstoffen?<br />

Neue Forschungsergebnisse holländischer Wissenschaftler ermöglichen<br />

es uns nun, genau zu ermitteln, welche Mengen wir benötigen in Abhängigkeit von<br />

Lebensphase, Alter, Geschlecht und individuellem Bedarf.<br />

In den letzten Jahren gab es erhebliche Unsicherheiten und unterschiedliche Meinungen<br />

darüber, welche Mengen für welche Bevölkerungsgruppen als optimal anzusehen<br />

seien.<br />

Die neue Methode wurde kürzlich zur Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Critical<br />

Reviews in <strong>Nutrition</strong> and Food Science angenommen. Diese Methode bezieht alle<br />

verfügbaren wissenschaftlichen Daten mit ein in Bezug auf eventuelle Risiken, seien<br />

sie durch Mangel oder durch Überdosierung bedingt. Ebenso einbezogen wurde,<br />

welche Vorteile die jeweiligen Vitamine und Mineralstoffe für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

haben und in welchen optimalen Dosierungsbereichen.<br />

14


Ernährung / Prävention<br />

Lisette Krusl, Master of Science des Niederländischen<br />

Instituts für angewandte wissenschaftliche Forschung<br />

(TNO) und Leiterin der Forschungsarbeiten, sagt: „Unser<br />

Vorgehen beinhaltet eine sinnvolle Integration aller<br />

verfügbaren Daten. Dabei wurden die Risiken eines Mangels,<br />

ein erhöhter Bedarf und der Nutzen für bestimmte<br />

Bevölkerungsgruppen einbezogen unter gleichzeitiger<br />

Berücksichtigung eventueller Toxizität.“<br />

Diese wissenschaftliche Arbeit wird veröffentlicht zu<br />

einer Zeit, in der die Europäische Kommission dabei ist,<br />

verschiedene Möglichkeiten zu erwägen, europaweit<br />

Höchst­ und Mindestdosierungen für Vitamine und<br />

Mineralstoffe festzusetzen im Rahmen ihrer Nahrungsergänzungsmittel­Direktive.<br />

Es wird zunehmend erkannt und anerkannt, dass verschiedene<br />

Schätzungen der Verzehrmenge wie der<br />

geschätzte durchschnittliche Bedarf (EAR), Bezugswerte<br />

für Nährstoffe (NRVs) und empfohlene tägliche<br />

Verzehrmengen (RDAs) gemessen an neusten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen überholt sind und dass diese<br />

die Verzehrmengen, die für bestimmte Ernährungszwecke<br />

optimal sind, nur unzureichend widerspiegeln.<br />

Die neue Methode zur Bestimmung von optimalen<br />

Mengen der Mikronährstoffzufuhr stellt einen bedeutenden<br />

Fortschritt dar in Richtung auf individuell angemessene<br />

Ernährung.<br />

Die Untersuchungen, die in der jetzigen Veröffentlichung<br />

resultieren, erstreckten sich über einen Zeitraum<br />

von zwei Jahren; sie waren von der Alliance for<br />

Natural Health (ANH) in Auftrag gegeben worden,<br />

einer gemeinnützigen Allianz von Verbraucherinteressen<br />

und Interessenvertretern natürlicher und nachhaltiger<br />

Gesundheitsfürsorge.<br />

Dr. med. Gottfried Lange<br />

Arzt und wissen -<br />

schaftlicher Autor,<br />

Fachbeirat des NEM e.V.<br />

„Wir begrüssen die neue Herangehensweise, die von<br />

den TNO­Wissenschaftlern vorgeschlagen wurde“, sagte<br />

Dr. Verkerk und fügte hinzu: „Wären die anderen Methoden,<br />

die die Europäische Kommission in Betracht<br />

gezogen hat, Gesetz geworden, hätten sie verhindert,<br />

dass viele Menschen die Nährstoffmengen bekommen,<br />

die sie benötigen. Würde man diese Denkweise<br />

auf normale Nahrungsmittel anwenden, müsste man<br />

letztendlich alle Nahrungsmittel, die z. B. Weizen oder<br />

Milch produkte enthalten, verbieten, weil gluten­ oder<br />

lac tosesensible Personen auf diese Nahrungs mittel<br />

reagieren, wohingegen zahllose andere Personen vom<br />

Verzehr derselben Nahrungsmittel profi tieren können.“<br />

Der geschäftsführende Direktor der Allianz,<br />

Dr. Robert Verkerk, sagt dazu: „Die Methoden,<br />

die die Europäische Kommission bis­<br />

her zwecks Regulierung in Betracht gezogen<br />

hat, konzentrieren sich nur auf Risiken.<br />

Diese Methoden basieren lediglich darauf,<br />

sicherstellen zu wollen, dass ein Nährstoff<br />

auch auf die allersensibelste Person keinerlei<br />

nachteilige Wirkung hat, sei diese auch noch<br />

so leicht oder vorübergehend.“<br />

Die gesamte Arbeit „Quantifi able risk­benefi t assessment of micronutrients: from theory to practice“ („Quantifi zierbare Nutzen­<br />

Risiko­Bewertung von Mikronährstoffen ­ von der Theorie zur Praxis“) kann schon vor der Drucklegung elektronisch über folgenden<br />

Link heruntergeladen werden: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10408398.2016.1162765.<br />

<strong>Press</strong>emitteilung des ANH – Alliance for Natural Health vom 01. 06. 2016. Ins Deutsche übersetzt von Dr. Gottfried Lange,<br />

Arzt und wissenschaftlicher Autor, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />

15


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Mikroalgen: unerschöpfliches<br />

Potenzial für Gesundheit<br />

und Ernährung<br />

Was sind eigentlich Mikroalgen?<br />

Mikroalgen gelten als große Hoffnung im<br />

Zeitalter der immer schneller wachs ­<br />

en den Weltpopulation, der schwindenden fossilen En ergie<br />

quellen und dem Streben der Menschheit nach nachhaltigen<br />

Lebensmittel­ und Energieressourcen. Doch<br />

was versteht man eigentlich unter dem Begriff Mikroalgen?<br />

Sie sind aus der Sicht der Evolutionsbiologie eine<br />

Zusammenfassung von sehr heterogenen Gruppen mikroskopisch<br />

kleiner, meist einzelliger Organismen, die<br />

die Fähigkeit zur Photosynthese besitzen. Sie existieren<br />

mittlerweile seit 1,5 Mrd. Jahren auf der Erde und einige<br />

von ihnen gelten als Vorgänger der heutigen höheren<br />

Landpfl anzen. Umgangssprachlich werden oft auch die<br />

Cyanobakterien, wie die bekannte Spirulina (Arthrospira<br />

platensis) zu den Mikroalgen gezählt. Auf den ersten<br />

Blick bestehen viele Gemeinsamkeiten in der Lebensweise,<br />

des Vorkommens in verschiedenen Habitaten<br />

und der technologischen Nutzung von Mikroalgen und<br />

Cyanobakterien. Jedoch sind die beiden Gruppen z.B. in<br />

ihrer Zellphysiologie sehr unterschiedlich. Vertreter der<br />

Cyanobakterien gelten als Vorgänger der Mikroalgen.<br />

Sie sind evolutionär gesehen noch ältere Organismen.<br />

Der Einfachheit halber werden die Cyanobakterien in<br />

den folgenden Betrachtungen unter dem oft technisch/<br />

technologisch geprägten Begriff Mikroalgen mit eingegliedert.<br />

16


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Mikroalgen gelten als extrem anpassungs- und widerstandsfähig<br />

und besiedeln nahezu jedes auf der Erde<br />

vorkommende Habitat. Es wird geschätzt, dass zwischen<br />

200.000 und 10 Millionen verschiedene Arten von Mikro<br />

algen existieren, von denen bisher nur ein geringer<br />

Bruchteil genauer untersucht wurde. Noch kleiner ist die<br />

Anzahl der bisher technologisch genutzten Mikro algen.<br />

Bereits seit vielen Jahrzehnten sind Mikroalgen weltweit<br />

im Fokus der Forschung. Sie gelten als einfache Modellorganismen<br />

zum Verständnis der wesentlich komplexeren<br />

Landpflanzen. Durch vielfältige Untersuchungen<br />

konnte das Verständnis z. B. zur Zellteilung oder der<br />

Photosynthese wesentlich verbessert werden. Parallel<br />

dazu wurde von einigen Pionieren immer auch die technologische<br />

Nutzung von Algen angestrebt. Der Grund<br />

dafür sind einzigartige Eigenschaften, wie eine nachhaltige<br />

Anzucht mittels Sonnenlicht als Energiequelle und<br />

CO 2 als Rohstoffquelle für die Photosynthese, dem im<br />

Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Pflanzen extrem<br />

hohen Wachstumsraten, mit einer Vervielfachung<br />

der Biomasse um mehr als Faktor 10 pro 24 Stunden und<br />

unter optimalen Bedingungen (Sandmann et al., 2015),<br />

sowie die große Flexibilität des Stoffwechsels der Algen<br />

unter verschiedenen Umwelt bzw. Stress bedingungen<br />

(Jaeger et al., 2014). Darüber hinaus können sie in Suspensionen<br />

und in mineralstoffhaltigem Was ser kultiviert<br />

werden. Im Vergleich zu landwirtschaft lich genutzten<br />

Pflanzen benötigen sie jedoch insgesamt weit weniger<br />

Wasser. Zudem können sie ohne die Verwendung von<br />

Pestiziden und Herbiziden kultiviert werden.<br />

Durch Steuerung der Umweltbedingungen können die<br />

Algen zur gezielten Herstellung von Inhaltsstoffen genutzt<br />

werden (sog. Grüne und weiße Biotechnologie).<br />

Dies macht sie für die Zukunft zu nachhaltig und schnell<br />

wachsenden Zellfabriken, deren schier unendliches Potential<br />

von vielen Forschungsgruppen weltweit untersucht<br />

und optimiert wird.<br />

Analytische Fragestellungen<br />

Besonders interessant für die menschliche und tierische<br />

Ernährung sind spezielle Substanzklassen denen<br />

positive Wirkungen auf den Organismus nachgesagt<br />

werden. Aus Sicht der inhaltsstofflichen Analytik und<br />

der Erklärung von Wirkmechanismen sind viele Fragestellungen<br />

jedoch in den meisten Fällen noch nicht hinreichend<br />

geklärt. Ein Beispiel ist die Analytik von niedermolekularen<br />

(„kleinen“) organischen Molekülen<br />

(Metabolite) in Zellen. Sie spielen eine zentrale Rolle im<br />

Stoffwechsel der Zellen, sind aber vor allem auch bei<br />

besonderen Situationen, wie Stressreaktionen wichtig.<br />

Von den grob geschätzten mehreren Tausend verschiedenen<br />

Metabolite in Lebewesen kann man selbst in den<br />

führenden Laboren nur wenige 100 davon<br />

gleichzeitig nachweisen und quantifizieren.<br />

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Reduzierung der Ammonium- und<br />

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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Das Verständnis der Zellphysiologie in Biologie und Medizin basiert also immer noch<br />

nach vielen Jahrzehnten an intensiver Forschung auf begrenzten Datensätzen. Aus<br />

diesem Grund wurden verschiedene neue Wissenschaftsdisziplinen, wie die Systembiologie<br />

und die Systemmedizin und analytische Vorgehensweisen wie Metabolomics<br />

und Metabolic Profi ling geschaffen, um die zellulären Vorgänge im Ganzen zu verstehen.<br />

Algen und Omega-3 Fettsäuren<br />

Aus Studien über gesunde Lebensweise und Ernährung weiß man mittlerweile, dass<br />

eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse grundsätzlich<br />

sehr zu empfehlen ist. Viele der direkten Zusammenhänge zwischen den in<br />

der Nahrung enthaltenen Inhaltsstoffe und der Wirkung oder Funktion im Körper des<br />

Menschen sind aus den oben genannten analytischen Problemen im Moment jedoch<br />

nur bedingt erklärbar. Ein Gesamteindruck über positive Effekte entsteht auch zunehmend<br />

bei der Untersuchung der Algen und deren Einbeziehung in humane Diäten.<br />

Ihnen werden z.B. ausgeprägte antivirale und antibakterielle Effekte zugeschrieben<br />

(Bhadury und Wright, 2004). Einige Algenarten enthalten auch einen sehr hohen<br />

Anteil von 30 bis 50 % Omega­3 Fettsäuren (u.a. Eicosapentaensäure – EPA; und Docosahexaensäure<br />

– DHA) am Gesamtfettsäuregehalt. Diese speziellen Fettsäuren stehen<br />

im Fokus der medizinischen und ernährungsphysiologischen Forschung und sollen<br />

direkte protektive Effekte bei Krankheiten wie koronaren Herzkrankheiten, Arteriosklerose,<br />

Krebs und Typ­2­Diabetes ausüben (Doughman et al. 2007).<br />

Antioxidantien aus Algen<br />

Algen leben in ihren natürlichen Habitaten oft unter sehr harschen und wechselnden<br />

Umweltbedingungen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung und teilweisem Mineralstoffmangel.<br />

Unter diesen Stressbedingungen entstehen durch die ablaufende Photosynthese<br />

verschiedene freie Radikale, die schädlich auf Moleküle wie Proteine,<br />

Lipide und die DNA wirken. Das übermäßige Entstehen von Radikalen („oxidativer<br />

Stress“) in den Algenzellen muss unter allen Umständen vermieden werden, da ansonsten<br />

der Zelltod eintritt. Zum Schutz vor oxidativem Stress entwickelten Mikroalgen<br />

sehr effi ziente, endogene Abwehrsysteme. Zu diesen gehören enzymatische<br />

Mechanismen als auch die Produktion niedermolekularer Antioxidantien, wie Carotinoide,<br />

Vitamine und Polyphenole. Die protektiven Eigenschaften der Antioxidantien<br />

lassen sich auf die Wirkungen als Metallion­Chelatoren, Wasserstoff­Donatoren, freie<br />

Radikalfänger und Sauerstoff­Quenching zurückführen (Ikram et al., 2009).<br />

Da oxidativer Stress beim Menschen mit der Entwicklung von verschiedenen chronischen,<br />

degenerativen und neuronalen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />

Krebs und der Alzheimer­Krankheit in Verbindung gebracht wird (Bieger,<br />

2001; Wu et al., 2004), rücken die Mikroalgen auch immer mehr in den Fokus der Nahrungsmittel­<br />

und Futtermittelindustrie. Insgesamt ist aber auf diesem Gebiet noch<br />

viel Forschungs bedarf.<br />

18


Ernährung / Prävention<br />

Aktuelle Untersuchungen im Institut für Lebensmittelund<br />

Umweltforschung e. V. (ILU) in Potsdam-Rehbrücke<br />

beschäftigen sich mit der Anreicherung von ausgewählten<br />

Inhaltsstoffen in der Algenbiomasse. In den Untersuchungen<br />

werden die Algen gezielt Stresssituationen<br />

wie Nährstoffmangel, mechanischer Belastung oder<br />

Ener gie in Form von gepulsten elektrischen Feldern<br />

ausgesetzt und die Einflüsse auf die Zellphysiologie und<br />

die Inhaltsstoffe untersucht. Die ersten Ergebnisse aus<br />

einer ganzen Reihe von Versuchen sind bereits sehr<br />

vielversprechend. Es zeigen sich sowohl im Labormaßstab<br />

mit künstlicher Beleuchtung und auch im Pilotmaßstab<br />

in der Außenproduktion signifikante Ausbeutesteigerungen<br />

bis hin zur Vervielfachung der antioxidativen<br />

Kapazität und der Anreicherung von antioxidativen<br />

phenolischen Verbindungen in der Biomasse. Aus<br />

der optimierten Biomasse erfolgen Produktentwicklungen<br />

im Bereich Futter- und Lebensmittel (u. a. Einsatz<br />

in Back- und Teigwaren, Getränke), aber auch für die<br />

Kosmetikindustrie.<br />

Dr. Michael Sandmann<br />

Projektleiter des Instituts<br />

für Lebensmittel- und<br />

Um weltforschung (ILU) e. V.,<br />

Potsdam-Rehbrücke,<br />

Externer Habilitand an<br />

der Universität Hamburg<br />

Ausblick<br />

Viele Forscher sind überzeugt, dass Mikroalgen<br />

einen großen Beitrag für eine nachhaltige, biobasierte<br />

Wirtschaft leisten können, deshalb steigt die Zahl<br />

der Forschungsprojekte zu diesem Thema stetig an.<br />

Die flexible Nutzung der Mikroalgenbiomasse bildet<br />

das Fundament für zukünftige Forschung in den Bereichen<br />

Lebens- und Futtermittel. Man kann davon<br />

ausgehen, dass in naher Zukunft komplexe<br />

mikro algenbasierte Wertschöpfungsketten entstehen<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Sascha Rohn<br />

Institutsleiter des Instituts<br />

für Lebensmittel- und<br />

Umweltforschung (ILU) e. V.,<br />

Potsdam-Rehbrücke, Hochschulprofessor<br />

für Le bensmittel<br />

chemie an der<br />

Uni versität Hamburg<br />

Literatur<br />

• Bhadury, P., and Wright, P. (2004). Exploitation of marine algae: Biogenic compounds for potential antifouling applications.<br />

Planta, 219(4), 561-578.<br />

• Bieger, W. (2001), Oxidativer Stress und Alter. Der Urologe B, 41(4), 344-350.<br />

• Doughman Scott D., Srirama Krupanidhi and Carani B. Sanjeevi, (2007), Omega-3 Fatty Acids for <strong>Nutrition</strong> and Medicine:<br />

Considering Microalgae Oil as a Vegetarian Source of EPA and DHA, Current Diabetes Reviews, 3(3), 198-203.<br />

• Ikram, E., Eng, K., Jalil, A., Ismail, A., Idris, S., Azlan, A. et al., (2009), Antioxidant capacity and total phenolic content<br />

of Malaysian underutilized fruits. Journal of Food Composition and Analysis, 22(5), 388-393.<br />

• Jaeger, de L., R. EM. Verbeek, R. B. Draaisma, D. E Martens, J. Springer, G. Eggink and R. H. Wijffels, (2014), Superior<br />

triacylglycerol (TAG) accumulation in starchless mutants of Scenedesmus obliquus: (I) mutant generation and characterization,<br />

Biotechnology for Biofuels, 7(69).<br />

• Sandmann, M., A. Garz, R. Menzel (2016), Physiological response of two different Chlamydomonas reinhardtii strains<br />

to light-dark rhythms, Botany 94(1), 53 - 64.<br />

• Wu, X., Beecher, G., Holden, J., Haytowitz, D., Gebhardt, S. and Prior, R. (2004), Lipophilic and hydrophilic antioxidant<br />

capacities of common foods in the United States. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 52(12), 4026-4037.<br />

19


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Die Avocado – ein Superfood<br />

Die Avocado (Persea americana) gehört zur Familie der Lorbeergewächse<br />

(Lauraceae) und damit zur gleichen Pfl anzenfamilie<br />

wie die Gewürze Zimt und Lorbeer.<br />

Die Pfl anzengattung Persea umfasst etwa<br />

150 Arten, die hauptsächlich in den tropischen<br />

Regionen Mittel­ und Südamerikas heimisch<br />

sind. Die bekanntesten Arten sind die Avocado (Persea<br />

americana) und die indische Persea (Persea indica).<br />

Der indische Persea­Baum ist auch unter der Bezeichnung<br />

Kanarischer Mahagoni bekannt und von forstwirtschaftlichem<br />

Interesse.<br />

Früher wurde die Avocado wegen der Konsistenz des<br />

Fruchtfl eisches auch als Butterfrucht, Butterbirne oder<br />

aufgrund ihrer Form und der Beschaffenheit ihrer Schale<br />

als Alligatorbirne bezeichnet.<br />

Der Avocadobaum<br />

Lorbeergewächse sind überwiegend verholzende Pfl anzen<br />

und wachsen als Bäume oder Sträucher. So auch<br />

die Avocado. Der immergrüne und schnellwüchsige<br />

Avo cadobaum ist relativ anspruchslos. Er wächst in warmen,<br />

trockeneren Gebieten und kann bis zu 20 Meter<br />

hoch werden. Starken Wind und Staunässe verträgt der<br />

Baum nicht. Avocadobäume blühen mehrmals im Jahr.<br />

Die kleinen gelb­grünlichen Blüten werden von Insekten<br />

bestäubt. Es dauert mehrere Jahre bis der Baum Früchte<br />

trägt. Die Avocadofrüchte reifen nicht am Baum, sondern<br />

fallen unreif zu Boden. Die Reife erfolgt dann<br />

schnell. Die Frucht ist verzehrfertig, wenn die Schale<br />

mit dem Finger leicht eingedrückt werden kann. Avocado­Produzenten<br />

pfl ücken die Früchte daher, sobald sie<br />

eine marktfähige Größe erreicht haben.<br />

Die Avocadofrucht<br />

Die Avocadofrucht zählt botanisch zu den Beerenfrüchten<br />

und nicht zu den Steinfrüchten.<br />

Die ledrige Außenschale der Alligatorbirne ist mittel­ bis<br />

dunkelgrün. Das oxidationsempfi ndliche Fruchtfl eisch<br />

grüngelb bis goldgelb. Im Inneren befi ndet sich der etwa<br />

golfballgroße Avocadokern, der etwa 25 % der Frucht<br />

beansprucht.<br />

20


Ernährung / Prävention<br />

Alle heutigen Zuchtformen der Avocado stammen von<br />

der mexikanischen Wildart Persea americana und der<br />

guatemaltekischen Wildart Persea nubigena ab.<br />

Im deutschen Handel fi nden sich hauptsächlich die<br />

Sorten Fuerte und Hass.<br />

Die Sorte Fuerte dominiert den deutschen Handel. Sie<br />

zählt zu den guatemaltekisch­mexikanischen Hybrid­<br />

Sorten. Die Frucht ist birnenförmig und erreicht ein Gewicht<br />

von 250 g bis 450 g. Die grüne Außenhaut ist<br />

dünn. Das hellgelbe Fruchtfl eisch wird zum Rand hin<br />

grünlich. Fuerte ist relativ kältetolerant, kann aber dafür<br />

in den Tropen nur in höher liegenden Gegenden gezogen<br />

werden. Die Frucht lässt sich gut bei niedrigeren<br />

Temperaturen (4 – 6°C) lagern.<br />

In anderen Ländern, vorwiegend den USA und Frankreich,<br />

dominiert dagegen die Sorte Hass. Diese Sorte<br />

wird bei uns jedoch auch immer beliebter. Es handelt<br />

sich nicht um eine gezielte Züchtung, sondern um eine<br />

zufällige Mutation. Der Kalifornier Rudolph Hass fand<br />

den Baum in den 1930er Jahren in seinem Garten. Die<br />

Hass Avocado ist kleiner als die Fuerte, rundlich und<br />

besitzt eine dicke, warzige Schale. Die Reife, der zunächst<br />

grünen Frucht, erkennt man insbesondere an<br />

der dunkelvioletten Verfärbung der Schale. Die guatemaltekische<br />

Sorte Hass ist sehr ertragsreich und wiegt<br />

zwischen 140 g und 400 g.<br />

Inzwischen werden auch die Sorten Edranol, Ettinger,<br />

Pinkerton und Reed angeboten.<br />

Nord­ und Zentralamerika sind die führenden Avocado­<br />

Produzenten in der Welt. Da die Früchte aus unterschiedlichen<br />

Klimazonen importiert werden können,<br />

sind sie das ganze Jahr über verfügbar. Die meisten<br />

Avocados, die es in mitteleuropäischen Ländern zu kaufen<br />

gibt, stammen aus Südspanien und Israel (Oktober<br />

bis Mai), Mexiko (ganzjährig) oder auch aus Südafrika<br />

(März bis Oktober).<br />

Inhaltsstoffe der Avocado<br />

Die Avocado gilt als eine der nährstoffreichsten Früchte.<br />

Sie ist, neben der Olive, die Frucht mit dem höchsten<br />

Fettgehalt (15 – 30%). Es handelt sich hierbei primär<br />

um einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Das<br />

Verhältnis zwischen Omega­6 und Omega­3­Fettsäuren<br />

ist mit dem von Olivenöl vergleichbar. Die Fettsäuren<br />

der Avocado wirken sich günstig auf den Cholesterinspiegel<br />

und das Herz­Kreislauf­System aus. In Studien<br />

konnte trotz des hohen Fettgehalts keine Gewichtszunahme<br />

durch den regelmäßigen Verzehr von Avocados<br />

beobachtet werden. Das in der Avocado enthaltene<br />

Fett fördert außerdem die Absorption der enthaltenen<br />

fettlöslichen Vitamine A, E und K und die Aufnahme von<br />

Beta­Carotin, Lutein und Zeaxanthin.<br />

Verglichen mit anderen Früchten enthält die Avocado<br />

sehr wenig Zucker (0,3 g pro 100 g) und hat einen hohen<br />

Ballaststoffgehalt. Etwa 80 % der in der Avocado<br />

enthaltenen Kohlenhydrate sind Ballaststoffe (ca. 7 g<br />

Ballaststoffe pro 100 g; davon 70 % unlösliche Ballaststoffe,<br />

30 % lösliche Ballaststoffe). Die Avocado liefert<br />

daher einen Beitrag, den Richtwert der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ernährung (DGE) für die Zufuhr von Ballaststoffen<br />

zu erfüllen. Dieser liegt bei Erwachsenen bei<br />

einer Ballaststoffmenge von mindestens 30 g pro Tag.<br />

Die Avocado hat nach einer Studie von Wu et al. (2004)<br />

die höchste fettlösliche antioxidative Kapazität aller<br />

Obst­ und Gemüsesorten. Antioxidantien schützen die<br />

Zellen vor oxidativem Stress, der für zahlreiche Erkrankungen<br />

verantwortlich gemacht wird. Die Avocado ist<br />

21


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Nährwertangaben<br />

Avocado (Sorte Hass)<br />

pro 100 g<br />

Energie (kcal) 167<br />

Wasser (g) 72,3<br />

Fett gesamt (g) 15,4<br />

Gesättigte Fettsäuren (g) 2,13<br />

• Palmitinsäure (C16:0) (g) 2,08<br />

Einfach ungesättigte Fettsäuren (g) 9,8<br />

• Ölsäure (C18:1) (g) 9,07<br />

Mehrfach ungesättigte<br />

1,82<br />

Fettsäuren (g)<br />

• Linolsäure (C18:2)(g) 1,67<br />

• Alpha­Linolensäure (C18:3) (g) 0,13<br />

Kohlenhydrate gesamt (g) 8,64<br />

• Zucker (g) 0,3<br />

• Ballaststoffe (g) 6,8<br />

• Eiweiß gesamt (g) 1,96<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente:<br />

Calcium (mg) 13<br />

Eisen (mg) 0,61<br />

Magnesium (mg) 29<br />

Phosphor (mg) 54<br />

Kalium (mg) 507<br />

Natrium (mg) 8<br />

Zink (mg) 0,68<br />

Kupfer (mg) 0,17<br />

Mangan (mg) 0,15<br />

Selen (µg) 0,4<br />

Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe:<br />

Vitamin A (µg RAE)<br />

7<br />

Thiamin (mg) 0,08<br />

Ribofl avin (mg) 0,14<br />

Niacin (mg) 1,91<br />

Pantothensäure (mg) 1,46<br />

Pyridoxin (mg) 0,29<br />

Folsäure (µg) 89<br />

Vitamin C (mg) 8,8<br />

Vitamin E (Alpha­Tocopherol) (mg) 1,97<br />

Vitamin K1 (µg) 21<br />

Beta­Carotin (µg) 63<br />

Lutein und Zeaxanthin (µg) 271<br />

22<br />

Modifiziert nach Dreher ML und Davenport AJ, Critical Reviews in Food Science and<br />

<strong>Nutrition</strong> 53:738 – 750 (2013)


Ernährung / Prävention<br />

eines der wenigen Lebensmittel, das sowohl Vitamin E, als auch Vitamin C in nennenswerten<br />

Mengen beinhaltet. Vitamin C trägt zur Regeneration der reduzierten<br />

Form von Vitamin E bei. Außerdem enthalten sind die Xanthophylle Lutein und Zeaxanthin.<br />

Lutein und Zeaxanthin werden im Gelben Fleck des Auges angereichert.<br />

Zahlreiche Studien zeigen eine protektive Wirkung bei grauem Star, der altersabhängigen<br />

Makuladegeneration (AMD) und somit dem Erhalt der Sehkraft.<br />

Die Avocado zählt zu den kaliumreichen Lebensmitteln (500 mg pro 100 g). Kalium<br />

trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei, ist wichtig für das Nervensystem<br />

und die Muskelfunktion. Avocados sind außerdem ein guter Lieferant der<br />

Mineralstoffe Magnesium, Phosphor und Eisen und reich an B-Vitaminen.<br />

Links stehende Tabelle liefert einen Überblick über die Nährstoffe der Avocado. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass die Zusammensetzung naturbedingten Schwankungen,<br />

in Abhängigkeit von Sorte und Umweltbedingungen (Boden, Klima), aber auch von<br />

der Anbautechnik (Düngung, Pflanzenschutz) unterliegt.<br />

Verwendung<br />

Das Fruchtfleisch der Avocado hat einen leicht nussigen, cremigen Geschmack. Für<br />

den Verzehr wird die Avocado längs rundum mit einem Messer eingeschnitten. Die<br />

Frucht lässt sich dann mit einer Drehbewegung vom Kern trennen. Das Fruchtfleisch<br />

kann mithilfe eines Löffels entnommen werden. Alternativ können noch nicht zu weiche<br />

Avocados mit einem Sparschäler geschält werden.<br />

Avocado kann sowohl pur gegessen, als auch vielfältig zubereitet werden. Neben dem<br />

bekannten Dip Guacamole, kann die Avocado z.B. als Butterersatz verwendet werden.<br />

Ebenso können Salate, Suppen und Desserts aus der Avocado hergestellt werden.<br />

Die Avocado wird kalt gegessen, denn durch längeres Erhitzen wird die Avocado bitter.<br />

Die reifen Früchte des Avocadobaums dienen auch als Grundlage für die Ölherstellung.<br />

Das Avocadoöl findet insbesondere in der Kosmetikindustrie Verwendung,<br />

zur Behandlung trockener, spröder und rissiger Haut. Aber auch spröde Haare, sowie<br />

eine trockene, gereizte Kopfhaut können von dem Öl profitieren.<br />

Der Kern der Avocado<br />

In Lateinamerika ist der Avocadokern ein bewährtes Naturheilmittel, um Beschwerden<br />

zu lindern und Erkrankungen vorzubeugen. Bei uns wird meistens nur das<br />

Fruchtfleisch der Avocado verwendet, der Kern wird entsorgt. Dabei enthält der Avocadokern<br />

zahlreiche Nährstoffe. Dazu zählen neben Vitaminen und Mineralstoffen,<br />

Aminosäuren, Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren.<br />

Die Inhaltsstoffe des Avocadokerns unterstützen die Regulierung des Cholesterinspiegels<br />

wirken entzündungshemmend und stärken das Immunsystem. Sie beugen<br />

Magen-Darm-Erkrankungen vor, lindern Durchfall und schützen vor Viren oder<br />

Bakterien.<br />

70 % der Aminosäuren der Avocado befinden sich im Kern. Die enthaltenen essentiellen,<br />

verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin sind z. B. eine wichtige<br />

Energiequelle für die Muskulatur und fördern den Muskelaufbau.<br />

Der leicht bittere Avocadokern kann auf verschiedene Art verwendet werden:<br />

ge raspelt, getrocknet, gekocht oder pulverisiert. Müsli, Salate oder<br />

Smoothies können so angereichert werden. Der geraspelte Kern<br />

kann auch mit Wasser aufgegossen als Tee verzehrt werden.<br />

Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion<br />

des www.vitalstoffjournal.de<br />

23


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Grüner Kaffee<br />

macht fit und schlank<br />

Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken der Welt. Jeden Tag trinken<br />

wir meist morgens schon eine Tasse Kaffee, um mit Schwung<br />

in den Tag zu starten. Ob zum Frühstück, nach dem Essen oder am Nachmittag, der<br />

Genuss des warmen Getränks ist fest in unseren Alltag integriert. Jetzt bekommt die<br />

allseits bekannte, geröstete, braune Kaffeebohne Konkurrenz von ihrer grünen, ungerösteten<br />

Schwester. Denn diese enthält noch viele wertvolle, natürliche Inhaltsstoffe,<br />

die beim Rösten zum Teil verloren gehen. Zum Genuss kommt bei grünem<br />

Kaffee dadurch eine gesundheitsfördernde Funktion hinzu. Grüner Kaffee wird deshalb<br />

immer beliebter und erlebt zurzeit einen regelrechten Hype.<br />

Eine Bohne, die es in sich hat<br />

Grüner Kaffee enthält verschiedenste sekundäre Pfl anzenstoffe. Sie dienen den<br />

Pfl anzen als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde oder mikrobiellen Angriff und wirken<br />

darüber hinaus als Wachstumsregulatoren. Sie beeinfl ussen auch eine Vielzahl<br />

von menschlichen Stoffwechselprozessen. So werden ihnen verschiedene<br />

gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Der stärkste in grünem Kaffee<br />

enthaltene Stoff ist dabei die Chlorogensäure. Während sie in der gerösteten<br />

Bohne nur noch zu 2­3 % enthalten ist, macht sie in grünem Kaffee bis zum Fünffachen<br />

aus. Grüner Kaffee Extrakt enthält zwischen 45 % und 70 % Chlorogensäure.<br />

24


Anzeige /<br />

Sie sorgt im Darm dafür, dass weniger Zucker aus der<br />

Nahrung aufgenommen wird. Der Blutzuckerspiegel<br />

sinkt, der Körper muss seine Zuckerspeicher aufbrauchen,<br />

Fettreserven werden reduziert, das Körperfett<br />

wird abgebaut. Durch einen regulierten, gleichmäßigen<br />

Blutzuckerspiegel, ist der Körper zudem über den Tagesverlauf<br />

fitter und leistungsfähiger, die Konzentrationsfähigkeit<br />

wird verbessert. Chlorogensäure senkt<br />

außerdem die Fette im Blut, was die Gefahr von Stoffwechselerkrankungen<br />

mindert. Darüber hinaus enthält<br />

grüner Kaffee Koffein und erhält damit ebenso wie die<br />

gerösteten Kaffeebohnen eine anregende Wirkung. Außerdem<br />

besteht grüner Kaffee aus Aminosäuren, die für<br />

viele Prozesse im Körper essentiell sind, und Trigonellin,<br />

ein Alkaloid welches u. a. zur Förderung des Haarwuchses<br />

genutzt wird.<br />

Gut für Sport, Fasten & Co.<br />

Insbesondere durch den Fettverbrennungs-Effekt ist<br />

grüner Kaffee immer beliebter bei Menschen, die viel<br />

leisten und/oder ihr Gewicht reduzieren wollen. So berichtet<br />

André Weber, Heilpraktiker für Traditionelle Chinesische<br />

Medizin: „Meine Sport- und Fastenpatienten<br />

haben eines gemeinsam: Sie gehen in den Extrembereich.<br />

Die einen durch sportliche Höchstleistungen, die<br />

anderen durch wenig Nahrungsaufnahme. Trinken sie<br />

morgens eine Tasse grünen Kaffee, sorgt die darin enthaltene<br />

Chlorogensäure dafür, dass der Blutzuckerspiegel<br />

über den Tagesverlauf reguliert bleibt. Das ist einmal<br />

für meine Fastengäste interessant, die keinen neuen<br />

Zucker im Laufe des Tages aufnehmen können. Aber<br />

auch meine Leistungssportler, die durch vieles Training<br />

sehr viel Zucker verbrauchen und auf ihr Gewicht achten<br />

müssen, profitieren davon.“ Er betreut Patienten in<br />

zwei eigenen Praxen, ist Cheftherapeut einer Judo<br />

Bundesliga Mannschaft und unterstützt als freier Mitarbeiter<br />

einer Reha-Klinik Interessenten beim Heil- und<br />

Basenfasten. Grüner Kaffee erweist sich also als geeignetes<br />

Ergänzungsmittel für Menschen, die mit gesunder<br />

Ernährung und Fitness dauerhaft abnehmen und<br />

sich schneller die ersten Erfolgserlebnisse bescheren<br />

möchten.<br />

25


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Daniela Lipgens<br />

Geschäftsführerin<br />

hajoona GmbH<br />

US-Studie liefert Belege<br />

Bereits seit 2012 liefert der amerikanische Wissenschaftler Dr. Joe Vinson an der<br />

Scranton Universität, Pennsylvania, mit seinen Forschungsergebnissen Belege dafür,<br />

dass grüner Kaffee den Blutzuckerspiegel reguliert und Körperfett reduziert. So fand<br />

Vinson durch eine Studie heraus, dass übergewichtige oder fettleibige Menschen, die<br />

Extrakte aus grünen Kaffeebohnen zu sich nahmen, in 22 Wochen über 10 Prozent<br />

ihres Körpergewichts verloren. In einer weiteren Studie dokumentierte er die Auswirkungen<br />

von verschiedenen Dosen auf den Blutzuckerspiegel von 56 gesunden<br />

Männern und Frauen. Sie führten einen Glukose­Toleranz­Test durch, um zu sehen,<br />

wie ihr Körper auf Zucker reagiert. Dann nahmen sie über einen bestimmten Zeitraum<br />

100, 200, 300 oder 400 Milligramm (mg) des grünen Kaffee Extraktes zu sich.<br />

Die anschließenden Glukose­Toleranz­Tests zeigten signifi kante Wirkungen. Alle Dosen<br />

des grünen Kaffee Extraktes ließen eine bedeutende Blutzucker Reduktion im<br />

Vergleich erkennen. Der maximal gemessene Blutzuckerspiegel trat 30 Minuten nach<br />

Aufnahme des Zuckers auf und war 24 % niedriger als vor der Verabreichung des<br />

grünen Kaffee Extraktes (400 mg). Nach 120 Minuten war der Blutzuckerspiegel bei<br />

den Probanden bereits 31 % niedriger als im ersten Glukose­Toleranz­Test.<br />

Als Pille, Pulver oder Getränk<br />

Brüht man Kaffee aus grünen Kaffeebohnen, so erhält man ein Getränk, das bitterer<br />

ist als die bekannte braune Variante und über weniger Aroma verfügt. Deshalb bieten<br />

inzwischen viele Hersteller grünen Kaffee Extrakt als Kapseln mit unterschiedlichem<br />

Chlorogensäure­Gehalt an. In gemahlener Form lässt sich die tägliche Dosis grüner<br />

Kaffee über Speisen streuen oder als Zutat in Müslis, Shakes und Smoothies verwenden.<br />

Wer seinen täglichen Kaffee aber wie gewohnt, jedoch als grüne Variante, zu sich<br />

nehmen und die Einnahme dadurch ganz einfach in den täglichen Ablauf integrieren<br />

möchte, greift am besten auf eine Mischung aus grünem Kaffee und anderen gesundheitsfördernden<br />

natürlichen Zutaten zurück, die gleichzeitig den Geschmack des Getränkes<br />

aufwerten. Solche Zutaten können beispielsweise hochwertiger Kakao oder<br />

Kokosmilchpulver sein. Als Pulver in heißes Wasser eingerührt, lassen sich so Genuss<br />

und Funktion miteinander verbinden.<br />

26


Ernährung / Prävention<br />

Entschlackung,<br />

Entgiftung –<br />

oder neudeutsch<br />

Detox<br />

„Der schnellste Weg zur Gesundheit ist die Entgiftung!“<br />

Paracelsus (1493 – 1541)<br />

Der Begriff Entschlackung kommt ursprünglich<br />

aus der Feuerungstechnik und bezeichnet die<br />

Verbrennungsrückstände in Hochöfen, Kaminen oder Heizkesseln<br />

von Dampfl okomotiven. Für die Entschlackung des<br />

menschlichen Körpers wurde er erstmals vom deutschen<br />

Arzt Otto Buchinger (1878– 1966) verwendet. Er war der Ansicht,<br />

dass der menschliche Körper und besonders der Darm,<br />

von Schlackenstoffen befreit werden müssten. Entgiftung oder<br />

Detoxifi kation beschreibt also die Ausschleusung<br />

„unerwünschter“ Stoffe aus dem Körper,<br />

die über Nahrung, Schleimhäute oder sonstige Körperoberfl<br />

ächen aufgenommen oder bei Verstoffwechselung<br />

dieser gebildet wurden. 1 Dieser Prozess wird<br />

bei gesunden Menschen normalerweise von Leber,<br />

Niere und Galle übernommen. Aber wie ist es wenn<br />

der Körper durch Umweltfaktoren, falsche Ernährung,<br />

Stress, etc. nicht mehr nachkommt?<br />

27


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Folgen einer erhöhten Giftbelastung<br />

Auch wenn wir noch so gesund leben, nehmen wir täglich<br />

Schad­ und Giftstoffe auf. Sei es durch Luftverschmutzung,<br />

Rückstände in Lebensmitteln und Trinkwasser,<br />

Elektrosmog, Kleidung, Körperpfl egeprodukte<br />

oder Wohngifte aus Teppichen, Möbeln und anderen<br />

Einrichtungsgegenständen. Rauchen, Alkohol und<br />

Medikamente belasten den Körper noch zusätzlich. All<br />

diese Substanzen werden vom Körper da abgelagert,<br />

wo sie am wenigsten Schaden anrichten – im Bindeund<br />

Fettgewebe. Diese „Mülldeponie“ ist allerdings<br />

irgendwann voll, sodass der Stoffwechsel der Zellen gestört<br />

wird. Dadurch kann sich der Organismus nicht<br />

mehr selbst regulieren und es kann zu einer Vielzahl<br />

von Beschwerden und Krankheiten kommen. Auch<br />

wenn bisher ein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis<br />

fehlt, kann man davon ausgehen, dass viele der<br />

häufigen Zivilisationskrankheiten wie Arterienverkalkung,<br />

Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes<br />

mellitus, Allergien, Hauterkrankungen, neurologische<br />

Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer,<br />

Rheuma oder auch Depressionen Folge eines belasteten<br />

Zellmilieus sind. 2<br />

Wo kommen die Giftstoffe her?<br />

Tierische und pfl anzliche Gewebe enthalten Nährstoffe,<br />

die jedoch nicht immer ungiftig sind. Zur Abwehr von<br />

Feinden produzieren Pfl anzen giftige Stoffe und auch Tiere<br />

setzen Gifte zum Beutefang oder zur Vertei digung ein.<br />

Selbst Mikroorganismen produzieren Toxine (Schim mel ­<br />

bil dung). Ferner entlässt der Mensch durch seine industrielle<br />

Tätigkeit jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen synthetischer<br />

giftiger Verbindungen in die Umwelt. So werden<br />

derzeit in Industrieländern zwischen 500.000 und 600.000<br />

chemische Substanzen eingesetzt. 3<br />

Viele dieser Toxine gelangen unbeabsichtigt durch Unfälle<br />

oder diffuse Einträge in das Wasser, das wir trinken,<br />

die Luft die wir atmen und in die Nahrung, die wir<br />

essen. 4 Andere, wie Dünge­ oder Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

(Pestizide), werden dagegen absichtlich in<br />

Ökosysteme eingebracht. 5 Dadurch sind auch als gesund<br />

geltende Nahrungsmittel wie Fisch, Getreide und<br />

Gemüse häufi g stark belastet. So nehmen zum Beispiel<br />

Weizen, Ölsaaten, Spinat, Salat und verschiedene<br />

Wildpilze mehr Cadmium aus dem Boden auf als andere<br />

Pfl anzen. Diese Schwermetalle können sich im Körper<br />

anreichern und in der Nahrungskette weiter gegeben<br />

werden. Hierbei vervielfacht sich die Belastung von<br />

den Pfl anzen über die Herbivoren und anschließend<br />

über mehrere Stufen von Carnivoren. Das Pestizid kann<br />

somit an der Spitze der Nahrungskette tausendfach<br />

oder gar millionenfach konzentriert sein. Diese Bioakkumulation<br />

der Toxine kann zu hohen Tumorraten oder<br />

sinkender Fruchtbarkeit führen. 4<br />

Auch der Körper selbst produziert Stoffwechselgifte wie<br />

z. B. Darmgase oder die Stoffwechselsäure Ammonium,<br />

die nicht immer vollständig ausgeschieden wer den können.<br />

Ammonium wird durch den Abbau von Proteinen<br />

gebildet, so dass bei einer fl eischreichen Ernährung<br />

große Mengen davon entstehen, welche als Folge die<br />

Nieren belasten. In den Industrieländern gibt es kaum<br />

einen Menschen, der nicht eine Vielzahl dieser Alltagsund<br />

Umweltgifte im Körper gespeichert hat. 6<br />

28


Ernährung / Prävention<br />

Wie wird der Körper mit diesen Giftstoffen<br />

fertig?<br />

Körpereigene Entgiftung<br />

Die körpereigene Entgiftung ist ein ständig stattfi ndender<br />

Prozess. Viele Stoffe, die mit Nahrung, dem Trinkwasser<br />

oder der Luft aufgenommen werden, müssen<br />

vom Körper unschädlich gemacht und abtransportiert<br />

werden. Nur so kann verhindert werden, dass sich diese<br />

Substanzen im Körper ansammeln und stoffwechselbedrohende<br />

Mengen erreichen. 7 Die Verweildauer eines<br />

Toxins im Körper wird durch seine chemischen und physikalischen<br />

Eigenschaften bestimmt. Wasserlösliche<br />

Verbindungen können relativ schnell metabolisiert und<br />

über die Nieren oder den Darm ausgeschieden werden.<br />

Einige dieser wasserlöslichen Verbindungen können allerdings<br />

in körpereigenes Gewebe eingebaut werden<br />

und die normalen Körperfunktionen stören. So können<br />

beispielsweise Bleiverbindungen Eisen im Blut oder Calcium<br />

in den Knochen ersetzen. Fettlösliche Verbindungen<br />

werden in der Regel langsamer abgebaut und oft<br />

lange Zeit im Körper gespeichert. Da sie sich im Fettgewebe<br />

ablagern, können sie sich im Körper ansammeln<br />

und sehr hohe Konzentrationen erreichen. Von manchen<br />

Experten werden diese Gifteinlagerungen im Fettgewebe<br />

als Mitverursacher von Brustkrebs, Prostatakrebs<br />

oder Leukämie betrachtet, da alle diese Krebsarten<br />

ihren Ursprung in sehr fetthaltigem Gewebe haben. 8<br />

Die körpereigene Entgiftung, auch Biotransformation<br />

genannt, fi ndet hauptsächlich in der Leber, unserem<br />

größten Entgiftungsorgan, statt. Über die Pfortader gelangen<br />

alle im Körper eintreffenden oder dort entstehenden<br />

Gifte und Schadstoffe zur Leber. Der Entgiftungsprozess<br />

läuft in bis zu drei Phasen ab, abhängig<br />

davon, um welches Gift bzw. um welchen Stoff es sich<br />

handelt. Ziel dieser Biotransformation ist es, die Schadstoffe<br />

in ungefährliche, wasserlösliche Substanzen zu<br />

verwandeln, die daraufhin leicht über die Nieren mit<br />

dem Urin ausgeschieden werden können.<br />

In Phase II wird die Wasserlöslichkeit der Gifte noch<br />

weiter erhöht. Verschiedene Enzymwe, die UDP­Glucuronyltransferasen,<br />

sind für die Entgiftung und Ausleitung<br />

von Bilirubin, überschüssigen Vitaminen, überschüssigen<br />

Hormonen und von Medikamenten verantwortlich.<br />

Weitere Enzyme der Phase II sind die Glutathion­S­Transferasen.<br />

Sie entgiften z. B. Quecksilber,<br />

Pestizide, Antibiotika und andere Medikamente sowie<br />

Gifte, welche beim Rauchen entstehen. Des Weiteren<br />

gelten die Enzyme der Phase II als bedeutende Antioxidantien,<br />

die sich zusammen mit den Superoxiddismutasen,<br />

Spurenelementen und Vitaminen um den Zell schutz<br />

kümmern.<br />

In Phase III werden die nun wasserlöslichen Gifte mit<br />

Blut, Lymphe oder Gallenfl üssigkeit zu den Ausscheidungsorganen<br />

transportiert. Kleine Partikel können über<br />

die Nieren fi ltriert und mit dem Urin ausgeschieden<br />

werden. Größere Partikel werden von der Leber in die<br />

Gallensäureproduktion eingebaut. Über die Gallenwege<br />

gelangen diese in die Gallenblase und werden anschließend<br />

über den Darm mit dem Stuhlgang ausgeschieden.<br />

8<br />

In Phase I werden die Gifte in eine passende chemische<br />

Form umgewandelt, damit sie in Phase II weiter verarbeitet<br />

werden können. Zu den Entgiftungsenzymen der<br />

Phase I gehören z. B. die Cytochrom P450 Enzyme (CYP),<br />

welche erste Schritte einleiten um Gifte wasserlöslicher<br />

und ungefährlicher zu machen. Beim Menschen sind<br />

derzeit 39 dieser CYP­Enzyme bekannt. 9 Weitere Enzyme<br />

sind die Alkohol­ und Aldehyddehydrogenasen für<br />

die Entgiftung von Alkohol. Auch die Glutathion­Peroxidase,<br />

welche sich beispielsweise auf Wasserstoffperoxid<br />

und andere organische Peroxide, auf Gifte aus Tabakrauch<br />

und Abgasen sowie auf Schwermetalle und<br />

Pestizide stürzt, gehört zu den Enzymen der Phase I.<br />

29


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Aktive Entgiftung: Entlastung von Leber und Niere<br />

Die bei der Entgiftung beteiligten Enzyme sind bei jedem Menschen unterschiedlich<br />

aktiv. Ihre Aktivität hängt einerseits von der Giftbelastung und andererseits von der<br />

genetischen Disposition eines jeden Menschen ab. Ferner wird die Aktivität und Leistungsfähigkeit<br />

der Entgiftungsenzyme von der persönlichen Lebens­ und Ernährungsweise<br />

beeinfl usst. Durch Rauchen, übermäßigen Alkoholgenuss und eine geringe<br />

Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen können Menschen ihr Entgiftungssystem<br />

sehr schnell überlasten. Folge können chronische Erkrankungen wie Arteriosklerose,<br />

Alzheimer oder Rheuma sein. Das Entgiftungssystem kann allerdings durch<br />

eine gesunde Lebens­ und Ernährungsweise und mit Hilfe von regelmäßigen Detox­<br />

Kuren so weit entlastet werden, dass es mit den ankommenden Giften trotzdem zurechtkommt.<br />

8<br />

Ziel einer Detox­Kur ist somit speziell die Entlastung von Leber und Niere, damit diese<br />

neben der Ausscheidung von Giftstoffen ausreichend Kapazitäten für andere wichtige<br />

Funktionen haben. Ein weiteres wichtiges Organ ist der Darm, über den ein Großteil<br />

der Schadstoffe ausgeschieden wird. Damit der Darm den Körper besser entgiften<br />

kann, kann er durch unterschiedliche Trägerstoffe, die bei der Aufnahme und Ausscheidung<br />

von Giften helfen, unterstützt werden. Natürliche Mineralien aus der Süßwasseralge<br />

Chlorella, aus Moringa oder aus Mineralerden wirken im Darm wie ein<br />

Schwamm der Schadstoffe, Schwermetalle, Schimmelpilze und andere unerwünschte<br />

Stoffe aufsaugt und anschließend ausgeschieden werden kann. Eines der wenigen<br />

Mittel, das sowohl Säuren als auch Gifte im Körper direkt absorbiert und damit unschädlich<br />

macht, ist das uralte Vulkangestein Zeolith.<br />

Schwermetalle ausleiten mit Zeolith<br />

Zeolith ist ein rein natürliches Vulkangestein, welches sich über Jahrmillionen unter<br />

hohen Temperaturen und hohem Druck in vulkanasche Schichten gebildet hat. Natürliche<br />

Vorkommen fi ndet man in der Ukraine, in Australien, in China, auf Kuba und in<br />

den USA. Aber auch in Deutschland gibt es Vorkommen am Vogelsberg, in Franken<br />

und in der Steiermark. 10<br />

Das mikroporöse Tuffgestein besteht aus einer dreidimensionalen Kristallgitterstruktur<br />

von miteinander vernetzten Aluminium­ und Siliziumoxid­Tetraedern, welche<br />

durch Sauerstoffatome miteinander verbunden sind. Um sich von synthetischen Zeolithen<br />

zu unterscheiden wird Natur­Zeolith auch als Clinoptilolith bezeichnet. Bei der<br />

sogenannten Mikronisierung wird Clinoptilolith pulverisiert wodurch er seine sehr<br />

große spezifi sche Oberfl äche erhält. So besitzt beispielsweise ein Gramm Zeolith<br />

eine Oberfl äche von 43 m 2 . 10 Die Bindung von Giftstoffen erfolgt mittels Ionenaustausch<br />

in den Hohlräumen. Positiv geladene Teilchen wie zum Beispiel Calcium­, Natrium­<br />

oder Magnesium­Ionen werden gegen freie Radikale, Schwermetalle oder<br />

Schadstoffe ausgetauscht (Abbildung 1). 11<br />

Abbildung 1: Wirkungsweise von Zeolith<br />

(http://www.globalium-zeolith.de/wirkungsweise.1264.0.html)<br />

30


Ernährung / Prävention<br />

Zeolith kann vom Darm nicht resorbiert werden, absorbiert aber beim Durchlaufen<br />

des Verdauungstraktes Schwermetalle (z. B. Blei, Cadmium, Quecksilber), radioaktive<br />

Substanzen, Konservierungsmittel, Farbstoffe und giftige Medikamentenrückstände.<br />

Er wird demnach unverändert inklusive der Giftstoffe innerhalb<br />

von 24 Stunden wieder mit dem Stuhl ausgeschieden. Ein weiterer Vorteil einer<br />

Zeolith­Entgiftung ist, dass sie selbst ohne voll funktionsfähige Leber und Niere<br />

arbeitet. 10<br />

Sabrina Beerbalk<br />

Dipl. Biologin<br />

Produktmanagement<br />

Plantafood Medical GmbH<br />

Ist eine Detox-Kur nötig?<br />

Eine Entgiftungskur ist vermutlich für jeden Menschen sinnvoll. Folgende Ziele<br />

sollten dabei allerdings beachtet werden:<br />

1. Giftbelastung reduzieren<br />

Die Giftbelastung kann durch Verwendung von Bio­Lebensmitteln reduziert werden,<br />

da diese ohne Kunstdünger, Pestizide und ohne Klärschlamm (Cadmium)<br />

angebaut werden. Auch das Meiden von Tabakrauch (aktiv und passiv), die Verwendung<br />

von Naturkosmetik sowie Bio­Reinigungsmitteln reduziert die Giftbelastung.<br />

2. Giftaufnahme meiden<br />

Eine übermäßige Giftaufnahme kann durch eine gute Versorgung mit Mineralstoffen<br />

und Spurenelementen verhindert werden. So verhindern z. B. Eisen, Calcium<br />

und Zink die Cadmiumaufnahme aus dem Darm. Magnesium und Silicium verhindern<br />

die Aluminiumeinlagerung im Gewebe. Des Weiteren reduziert eine gesunde<br />

Darmfl ora z. B. durch Einnahme von Probiotika die Giftaufnahme aus dem Darm.<br />

Die Mineralien Bentonit, Zeolith oder Aktivkohle können Gifte im Verdauungssystem<br />

binden, welche anschließend mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden.<br />

3. Entgiftungsorgane unterstützen und körpereigene Entgiftungsfähigkeit<br />

stärken<br />

Einnahme von Spurenelementen wie z. B. Zink und Selen, welche zur Bildung der<br />

Entgiftungsenzyme nötig sind und Steigerung der Glutathioneigenproduktion<br />

durch z. B. Sulforaphan, Curcumin, Grünteeextrakt oder Pterostilbene.<br />

4. Schutz der Zellen vor giftbedingten Schäden<br />

Um die Schadwirkung vorhandener Gifte möglichst gering zu halten ist es nötig<br />

die freien Radikale durch Antioxidantien wie z. B. Astaxanthin, Grünteeextrakt,<br />

Resveratroloder Quercetin abzufangen. 8<br />

CADMIUM<br />

SELEN<br />

EISEN<br />

SILICIUM<br />

MAGNESIUM<br />

Quellen<br />

1 www.spektrum.de/lexikon/biologie/entgiftung/21517<br />

2 www.praxis­kakizaki.de/Detox­Kur­und­Entgiftung­mit­Zeolith­51.html<br />

3 Biesalski, Bischoff, Puchstein: Ernährungsmedizin, 4. Aufl age<br />

ZINK<br />

4 Purves, Biologie, 7. Aufl age, August 2006<br />

5 Fent, Karl Ökotoxikologie: Umweltchemie ­ Toxikologie – Ökologie, 4. Aufl age, Februar 2013<br />

6 www.dr­geissler.at/texte/entgiftungstherapie.htm<br />

7 www.dr­gumpert.de/html/entgiftung.html<br />

8 de.sott.net/article/21140­Detox­Entgiftung­des­Korpers­ist­heute­wichtiger­denn­je<br />

9 Martin, Michael, Fachinformation 67, Biochemie der Entgiftung, Ganzimmun Diagnostics AG<br />

10 www.aktiv­für­gesundheit.de/mineralien/zeolith­entgiften<br />

11 www. globalium­zeolith.de<br />

31


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Der Ayurveda kennt zahlreiche Anwendungsgebiete<br />

für Kräuter und nahezu ebenso viele Darreichungsformen.<br />

Doch obwohl die traditionelle Heilkunst bereits<br />

seit über 5.000 Jahren in Indien etabliert ist, tut sich<br />

die Gesetzgebung in Europa und insbesondere Deutschland<br />

schwer mit der Anerkennung. Dies betrifft vor allem<br />

Kräuter, die hier zulande in der Regel<br />

nicht als Medikamente verkauft werden<br />

dürfen. Doch auch die Klassifi zierung<br />

als Nah rungsergänzungsmittel ist<br />

nicht immer ganz einfach.<br />

Ayurvedische Kräuter<br />

und ihre Anerkennung in der EU<br />

Das westliche Verständnis von Medizin ist vor allem durch die einfache<br />

Unterscheidung in gesund vs. krank geprägt. Anders ausgedrückt, bedeutet<br />

Gesundheit oft lediglich die Abwesenheit von Krankheit. Die klassische Medizin<br />

hierzulande beginnt den Menschen erst dann zu analysieren, wenn er mit Krankheitssymptomen<br />

zum Arzt geht. Aus Sicht des Ayurveda ist das allerdings reichlich<br />

spät. Denn die altindische Gesundheitslehre kennt insgesamt sechs Stufen der<br />

Krankheitsentstehung. Die sichtbare bzw. deutlich fühlbare Manifestation einer Erkrankung<br />

(Vyakti) ist davon bereits die vorletzte.<br />

32


Anzeige /<br />

Der Ayurveda – wörtlich das Wissen vom langen und<br />

gesunden Leben – richtet seinen Fokus auf den gesunden<br />

Menschen, dessen Körper, Geist und Seele im Einklang<br />

sind und dessen Bioenergien (Doshas) im Ayurveda<br />

stets in ein Gleichgewicht gebracht werden sollen.<br />

Dabei betrachtet er den Menschen immer vor dem Hintergrund<br />

seiner individuellen Konstitution. Ayurveda ist<br />

also zugleich ganzheitlich und individuell.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, kennt die ayurvedische<br />

Lehre zahlreiche Methoden. Neben kurativen<br />

Behandlungen und sogar Operationstechniken, eröffnet<br />

sich dem Interessierten hier ein einmalig weites<br />

Feld der präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen.<br />

Meditation, Yoga und andere Bewegungsempfehlungen<br />

gehören ebenso dazu, wie Tipps für eine<br />

in dividuell zuträgliche Ernährung und dabei unterstützende<br />

Nahrungsergänzungen bzw. äußerlich anzuwendende<br />

Kräuter.<br />

Eine ayurvedische Behandlung durch einen Arzt oder<br />

Heilpraktiker beginnt stets mit einer gründlichen Anamnese,<br />

Puls­ und Zungendiagnose sowie körperlichen<br />

Untersuchungen. Auf dieser Einschätzung basierend,<br />

können geeignete Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel<br />

gewählt werden, um die individuelle Konstitution<br />

des Patienten zu unterstützen. Dabei geht es<br />

grundsätzlich nicht darum, mit einem bestimmten Arzneimittel<br />

ein bestimmtes Krankheitsbild zu „kurieren“.<br />

Stattdessen dient die Ernährung bzw. Einnahme von<br />

Nahrungsergänzungen dem Ausgleich der Doshas Vata,<br />

Pitta und Kapha.<br />

Da die ayurvedische Lehre – wie bereits erwähnt –<br />

nicht erst ansetzt, wenn der Mensch Krankheitssymptome<br />

aufweist, ist für eine individuell zuträgliche Ernährung<br />

auch ein leichterer Einstieg ohne Konsultation eines<br />

Arztes möglich. Mittels eines sogenannten Ayurveda­<br />

oder auch Konstitutionstests kann man durch die<br />

Beantwortung einiger Fragen selbst die eigene Konstitution<br />

– also das Verhältnis von Vata, Pitta und Kapha<br />

– sehr gut ermitteln. Wer erst einmal weiß, welcher Ayurveda­Typus<br />

er ist, fi ndet über Tees, Gewürze oder<br />

auch Öle einen einfachen Zugang zu dem, was ihn gesund,<br />

fi t und zufrieden macht.<br />

Den langjährig erprobten Ayurveda­Test<br />

der Autorin finden Sie online unter:<br />

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Innovative Produkte entwickeln – das machen<br />

wir seit 20 Jahren. Während dieser Zeit haben<br />

wir mehrere 1000 Produkte initiiert, die Produkte<br />

bis zur Markteinführung durch unsere<br />

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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Mit Ausnahme der unter 1 und 5 aufgeführten Zubereitungen,<br />

gelten alle aufgeführten Kräuterpräparate hierzulande<br />

als Lebensmittel. Sie können also frei verkauft<br />

werden, unterliegen aber einigen Bestimmungen. So muss<br />

z. B. eine Nährwerttabelle die sogenannten „Big 7“<br />

(Brennwert/Energiegehalt, Fett, gesättigte Fettsäuren,<br />

Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß, Salz) ausweisen.<br />

Auch die Kräuterpulver für abgekochte oder kalte Fermentierungen<br />

sind als Lebensmittel einzustufen, unabhängig<br />

von ihrer tatsächlichen Verwendung. Erfolgt die<br />

Anwendung als Einlauf durch medizinisch geschultes<br />

Personal, sind keinerlei Bedenken hinsichtlich Hygiene<br />

etc. angebracht.<br />

Ayurvedische Öle (siehe Punkt 1) enthalten ebenfalls<br />

Kräutermischungen und werden bei verschiedenen Anwendungen<br />

äußerlich aufgetragen bzw. in die Haut einmassiert.<br />

Diese Öle sind als Kosmetika deklariert und<br />

von daher relativ frei verkäufl ich.<br />

Kompliziert wird es jedoch bei den Golis bzw. presslingen, die hierzulande nur als Nahrungsergän­<br />

Kräuterzungsmittel<br />

vertrieben werden dürfen. Der Gesetzgeber<br />

verlangt dafür eine Anzeige von jedem Nahrungsergänzungsmittel<br />

beim Bundesamt für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit (BVL), bevor das NEM in<br />

den Verkehr gebracht wird. Die Bestätigung der Anzeige<br />

als Nahrungsergänzungsmittel bei der BVL bedeutet jedoch<br />

nicht, dass das jeweilige Produkt als verkehrsfähig<br />

gilt. Produzierende bzw. vertreibende Unternehmen<br />

können sich deshalb nie sicher sein, ob angezeigte Produkte<br />

auch in Zukunft noch auf dem Markt verkauft<br />

werden dürfen.<br />

Im Falle ayurvedischer Nahrungsergänzungen spielt<br />

eine weitere EU­Vorgabe eine ausschlaggebende Rolle.<br />

Denn falls die Inhaltsstoffe des Ayurveda­Produktes<br />

nicht vor dem Jahr 1997 auf dem europäischen Markt in<br />

größerer Menge gehandelt wurden, werden sie als „Novel­Food“<br />

bezeichnet und bedürfen einer besonderen<br />

Registrierung. Das macht es den Importeuren von Ayurveda­Produkten<br />

schwer, denn die meisten Kräuter –<br />

selbst Ingwer oder Kurkuma – sind im Herkunftsland<br />

zwar normale Lebensmittel, können aber in Deutschland,<br />

je nach Auslegung der jeweiligen Behörde als<br />

„Novel­Food“ bezeichnet werden.<br />

Kräuter-Zubereitungen im Ayurveda<br />

Im Ayurveda gibt es eine Vielzahl von Kräuter­Zubereitungen, die sich am besten nach dem Anwendungsbereich<br />

unterscheiden lassen:<br />

1. Öle, die innerlich und äußerlich angewendet werden;<br />

2. Butterschmalz mit Kräutern, das innerlich eingenommen wird;<br />

3. süße oder eher würzige Frucht­ und Kräutermuszubereitungen, die als Brotaufstrich oder auch pur<br />

gegessen werden;<br />

4. Churnas, also Kräuterpulver, die mit Wasser, Butterschmalz oder Honig eingenommen oder getrunken<br />

werden;<br />

5. Golis, das sind Kräuterpresslinge (Tabletten), die häufig aus verschiedenen Kräutern bestehen und<br />

über den Mund (per os) eingenommen werden;<br />

6. Abkochungen mit Kräutern, die sowohl nach mehrwöchiger Fermentation mit Wasser getrunken<br />

oder aber auch nach kurzer Abkochung direkt als Einlauf verwendet werden;<br />

7. kalt angesetzte Kräutermischungen, die nach mehrwöchiger Fermentationszeit<br />

innerlich mit Wasser eingenommen werden;<br />

8. Gewürzmischungen oder frische Kräuter beim Kochen, um die Zuträglichkeit<br />

von Speisen zu erhöhen, sowie<br />

9. Tees, das sind getrocknete Kräuter oder Pulver, die als Getränk gebrüht<br />

auf­<br />

werden.<br />

34


Ernährung / Prävention<br />

Quo vadis Ayurveda in Europa?<br />

Insgesamt bleibt das ernüchternde Fazit, dass ayurvedische<br />

Produkte nach wie vor kein klares „Zuhause“ in<br />

den deutschen bzw. europäischen Richtlinien gefunden<br />

haben. Denn auch wenn derzeit viele Präparate hierzulande<br />

als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden,<br />

so sind sie doch in ihrem Heimatland Indien eindeutig<br />

Arzneimittel.<br />

Ein Arzneimittel wiederum dient dazu, den Körper zu<br />

heilen oder Krankheiten zu verhüten. Maßgeblich sind<br />

hierzu der Funktionsansatz bzw. die Zweckbestimmung.<br />

So kann z. B. ein Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich<br />

ein Arzneimittel sein, wenn die enthaltenen<br />

Pfl anzen eine nachgewiesene Arzneimittelwirkung haben<br />

und selbiges auf dem Etikett durch (rechtlich zulässige)<br />

Heilaussagen deklariert wird.<br />

Ein Nahrungsergänzungsmittel soll hingegen „nur“ die<br />

normale Ernährung ergänzen und nicht heilen. Wie<br />

schwierig jedoch die Abgrenzung selbst beim gleichen<br />

Wirkstoff sein kann, zeigt das Beispiel der Mineralien<br />

und Vitamine: Normaler Weise handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel,<br />

bei hoher Dosierung können<br />

sie jedoch als Arzneimittel gelten.<br />

Für Produktion und Vertrieb von Ayurveda­Produkten<br />

gilt in Deutschland zunächst weiterhin, dass alle – in<br />

Indien seit Jahrtausenden bekannten und nachgewiesenen<br />

– Heilaussagen außen vor bleiben. Befriedigendere<br />

Lösungen gibt es derzeit in Belgien, Frankreich und Italien.<br />

Dort werden auch bei den sogenannten Botanicals<br />

bestimmte Health Claims erlaubt und sogar vom je weili<br />

gen Gesundheitsministerium gewünscht. Dadurch wiederum<br />

wird die Grauzone solcher Mittel geringgehalten.<br />

Im Sinne von größerer Konsumentensicherheit (Stichwort:<br />

privater Import von nicht eindeutig deklarierten<br />

Ayurveda­Produkten auf Reisen) bleibt zu hoffen, dass<br />

es bald auch in Deutschland eine bessere Lösung für<br />

Kräuterpräparate geben wird. Einen weiteren Meilenstein<br />

dafür versuchen wir auf einem Strategiemeeting<br />

mit hochrangigen indischen und EU­Politikern im Rahme<br />

des 2. European World Ayurveda Congress (EWAC#2)<br />

zu erreichen. Mehr Infos dazu unter:<br />

www.ayurvedacongress.eu.<br />

©Manfred Esser<br />

Dr. med. Harsha Gramminger<br />

Ärztin, Fortbildung zur Ayurveda-Ärztin;<br />

Leiterin der Euroved Klinik; Leiterin der<br />

ayurveda Ausbildung in der Euroved-<br />

Akademie; Autorin einer Trilogie zum<br />

New Age Ayurveda, bestehend aus<br />

einer Einführung, einem Handbuch und<br />

einem Kochbuch; Vorsitzende der EUAA<br />

– European Ayurveda Association<br />

(Kooperationspartner des NEM e.V.)<br />

• www.euroved.com<br />

Kapha<br />

Vata<br />

Pitta<br />

35


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Die sieben hauptsächlichsten<br />

Lügen der Ernährungsindustrie<br />

Der folgende Artikel ist höchst kontrovers zu sehen, weil er sich gegen<br />

alles richtet was dem Leser bisher von Diätassistentinnen oder medizinischen<br />

Beratern in Sachen Ernährung erzählt wurde. Der Artikel basiert jedoch auf<br />

mindestens 35 wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen und reflektiert somit<br />

nicht allein die eigenen Vorstellungen, sondern stellt die Essenz von Erkenntnissen<br />

dar. Diese sollen den Lesern dabei helfen, die Lügen, Mythen und falschen Vorstellungen<br />

zu umgehen, wenn es um die wahren Schuldigen geht. Der Artikel soll aber<br />

auch dem Leser helfen, die richtigen Entscheidungen im Rahmen der Ernährung zu<br />

treffen. Zusätzlich soll der Artikel auch Richtlinien aufzeigen, damit chronische Erkrankungen<br />

rechtzeitig vermieden werden können:<br />

Etablierte Ernährungslüge No 1:<br />

Eier sind gefährlich, weil sie den Cholesterinspiegel erhöhen.<br />

Obgleich Eier einen hohen Anteil an dem angeblichen so bösartigen Cholesterin aufweisen,<br />

so führen sie jedoch bei Verzehr nicht zu einer höheren Rate an Herzkreislauferkrankungen.<br />

Ein Irrtum der in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen untermauert<br />

werden konnte. Eier führen im Gegenteil zu einem Anstieg des guten Cholesterins<br />

(HDL) und einem Abfall des bösen Cholesterins (LDL) sowie der Triglyzeride,<br />

die Faktoren, welche am gefürchteten Herzinfarkt oder dem Schlaganfall maßgeblich<br />

beteiligt sind 1,2 . Und hier liegt die Wahrheit: das Ei ist eines der nährstoffdichtesten<br />

Nahrungsmittel, das leistungsstarke Antioxidantien (die der Gefäßverkalkung ent­<br />

36


Anzeige /<br />

gegenwirken) enthält 3 , wobei eine isolierte Eierdiät<br />

sogar zu einer schnelleren Gewichtsabnahme führt als<br />

alle sonstigen Abnehmkuren 4,5 . Vorzuziehen sind die<br />

Eier vom frei pickenden Huhn, das im Gegensatz zum<br />

Käfighuhn, mehr entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren<br />

aufweist.<br />

Etablierte Ernährungslüge No 2:<br />

Esse lieber wiederholt kleine Mahlzeiten, um den<br />

Stoffwechsel zu aktivieren und zu steigern.<br />

Dieser Ratschlag ist praktisch nutzlos und mag bei einem<br />

150 kg schweren Bodybuilder mit einem riesigen<br />

Anteil an Muskelmasse von Vorzug sein. Auch ist es<br />

richtig, dass mit jeder Essensaufnahme eine Ministeigerung<br />

im Stoffwechsel während der Verdauung ausgelöst<br />

wird. Es ist jedoch die Gesamtmenge an Essen<br />

auf dem Teller und nicht die einzelnen Mahlzeiten, die<br />

darüber entscheiden, ob der Stoffwechsel angetrieben<br />

wird oder nicht. Dieser Effekt ist in kontrollierten<br />

Studien wiederholt nachgewiesen worden, indem Studienteilnehmer<br />

mit kleinen Portionen über den Tag<br />

verteilt, im Gegensatz zu einer Gruppe mit weniger und<br />

größeren Mahlzeiten, keine großen Unterschiede in<br />

ihrem Stoffwechsel aufwiesen 6,7 .<br />

Etablierte Ernährungslüge No 3:<br />

Zu viel Eiweiß führt zu Osteoporose und Nierenerkrankungen.<br />

Zwar wurde nachgewiesen, dass höhere Proteinanteile<br />

kurzfristig zu einem vermehrten Verlust an Calcium, einem<br />

notwendigen Mineral der Knochen, führen 8 . Langzeitstudien<br />

zeigten jedoch das Gegenteil, indem festgestellt<br />

wurde, dass eine Protein-(Eiweiß)reiche Diät<br />

mit einer Knochengesundheit und einem niedrigeren<br />

Frakturrisiko einhergeht 9,10 . Und auch die Nierenerkrankungen<br />

ließen sich nicht mit einer eiweißreichen<br />

Diät in Verbindung bringen 11,12 . Denn der hauptsächlichste<br />

Verursacher für eine Nierenerkrankung ist der<br />

erhöhte Blutdruck, der sich unter einer Eiweißdiät sogar<br />

wieder normalisierte 13,14 . Eine Osteoporose lässt sich<br />

dagegen am besten durch die Einnahme von Vitamin<br />

D3 in Verbindung mit Vitamin K2 und Calcium sowie<br />

einer täg l ichen Belastung verhindern. Die alleinige<br />

Calziumeinnahme dagegen fördert die Einlagerung des<br />

Minerals in den Gefäßen.<br />

37


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Etablierte Ernährungslüge No 4:<br />

Gesättigte Fette führen zum gehäuften Auftreten von Gefäßerkrankungen.<br />

Diese Lüge wurde in der Zwischenzeit als völlig überholt nachgewiesen und entstammt<br />

einer Untersuchung aus den 50er Jahren, wo eine enge, aber gefälschte (!)<br />

Korrelation bei den Nationen mit hohem Fettverbrauch und dem Auftreten einer<br />

Herzerkrankung angeblich nachgewiesen werden konnte. Dagegen kommt z. B. eine<br />

im Jahre 2010 publizierte epidemiologische Metanalyse bei 34,747 Personen zu<br />

dem Schluss, dass der Konsum gesättigter Fette auf die Häufi gkeit einer Herzerkrankung<br />

absolut keine (!) Verbindung aufwies 15 . Dank dieser brillanten Untersuchung<br />

konnte die Fehleinschätzung endlich vom Tisch gefegt werden, so dass jeder jetzt<br />

wieder köstliche, körperfettreduzierende Gerichte mit Kokosnussfett, Lein­ oder guten<br />

Olivenöl, unter der Verwendung von Käse, Butter und Sahne ohne Bedenken zu<br />

sich nehmen kann. Wovon jedoch unbedingt Abstand genommen werden sollte, sind<br />

die künstlich gehärten, pfl anzlichen Öle (Sonnenblume, Distel und Raps) die erst<br />

durch den chemischen Prozess der Hydrierung eine lange Haltbarkeit aufweisen und<br />

in der Küche (z. B. in den Pommes frites) als Transfette zur Arteriosklerose führen.<br />

Fragen Sie doch spaßeshalber im Restaurant einmal nach, in welchem Fett die Pommes<br />

gebraten wurden. Sie werden staunen.<br />

Etablierte Ernährungslüge No 5:<br />

Körner und Körnerprodukte aus Weizen, Gerste oder Roggen hergestellt wirken<br />

großartig, weil sie nahrhaft und sättigend sind.<br />

Hier liegt das Problem nicht nur in der durch Bromidzusätze verlängerten Haltbarkeit<br />

der Mehle; vielmehr kommt es z. B. bei dem Verzehr von nur 2 Scheiben Vollkornbrot<br />

zu einem massiven Anstieg im Blutzuckerspiegel, der sofort den Gegenspieler Insulin<br />

auf den Plan ruft, dadurch den Blutzucker in die Fettzellen schiebt, um anschließend<br />

den Zuckerspiegel schlagartig nach unten zu treiben. Die Folgen: Zunahme an Fettzellen,<br />

nach 2 Stunden er neute Hungergefühle, mangelnde Konzentration verbunden<br />

mit Müdigkeit und einer eventuellen Zittrigkeit, so dass erneut zu einem zuckerhaltigen<br />

Produkt wie z. B. einem Riegel oder einem Kaffee mit viel Zucker gegriffen werden<br />

muss. Andererseits kann jedoch auch der Glutenanteil (das Klebereiweiss) in Weizen,<br />

Roggen und Gerste, auf den bis zu 70 % der Bevölkerung empfi ndlich regieren, die<br />

38


Ernährung / Prävention<br />

Darmauskleidung schädigen. Gluten kann heutzutage,<br />

weil gentechnisch verändert, nicht mehr richtig verdaut<br />

werden und wird im Darm – bei entsprechender Vorbelastung<br />

– lokale Entzündungen auslösen, die sich letztendlich<br />

– weil immer wieder glutenhaltige Produkte<br />

verzehrt werden – in eine über Jahre bis Jahrzehnte sich<br />

hinziehende Auto immunerkrankung niederschlagen<br />

(heutzutage Todesursache No. 3 nach Herzkreislauferkrankungen<br />

und Krebs) 17, 18, 19, 20, 21 . So z. B. ist eine Glutensensitivität<br />

auch in Verbindung mit Migräne, Depressionen,<br />

Konzentrationsschwäche, Gedankenfl ucht, und<br />

sogar mit der Ausbildung von Psoriasis, Parkinson, Alzheimer<br />

oder einer bi polaren Störung in Verbindung gebracht<br />

worden 22, 23 . Die Ursache liegt hier in einer fehlgeleiteten<br />

Ernährungsempfehlung, viel Kohlenhydrate<br />

statt der guten Fette zu sich zu nehmen. Das Gegenteil<br />

ist richtig: weniger (um bis zu 80 %) an Kohlenhydrate<br />

(auch in Pasta, Pizza und Spagetti sowie Brote und Kuchen<br />

enthalten), dafür aber mehr Fette bei gleichen<br />

Anteilen an Eiweiß und die chronischen Erkrankungen<br />

wie Diabetes Typ 2, Hochdruck und Herzinfarkt lassen<br />

nach. In die gleiche Richtung geht auch die etablierte<br />

Ernährungslüge No 6.<br />

Etablierte Ernährungslüge No 6:<br />

Der Verzehr niedriger Anteile an Kohlenhydrate ist<br />

gefährlich.<br />

Diese von sogenannten Ernährungsgurus und den<br />

Mainstreammedien verbreitete Unsitte ist wenig hilfreich,<br />

dafür aber gefährlich. Denn Studien haben eindeutig<br />

bewiesen, dass<br />

1. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung führen<br />

zu weniger Körperfett und dies trotz der Vorgabe,<br />

nach Wunsch so viel von einer kohlenhydratarmen<br />

Nahrung zu essen wie man will 24, 25 .<br />

2. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung führen,<br />

im Gegensatz zu einer fettarmen Diät, zur Korrektur<br />

des arteriellen Hochdrucks und eines Diabetes Typ<br />

2 ohne, dass Medikamente eingenommen werden<br />

mussten 28, 29, 30, 31 .<br />

3. Niedrige Kohlenhydratanteile führten zu einem<br />

Anstieg des guten Cholesterins HDL im Blut und<br />

zu einem Abfall des gefährlichen LDL und der Triglyzeride<br />

32,33 .<br />

4. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung sind<br />

zur Gewichtabnahme einfach durchzuführen, indem<br />

keine (!) komplizierten Berechnungen resp. eine Beschneidung<br />

der Gesamtkalorien vorgenommen werden<br />

müssen und der Abnehmeffekt auch konstanter<br />

bleibt 34 .<br />

Etablierte Ernährungslüge No 7:<br />

Eine fettreiche Diät macht fett.<br />

Diese Behauptung ist zwar nachvollziehbar, aber wegen<br />

der komplexen metabolischen Stoffwechselvorgänge<br />

im Körper völlig falsch. Und obgleich die Fette mehr<br />

Kalorien als Kohlenhydrate enthalten, machen diese<br />

Fette den Menschen nicht fett. Hierzu haben auch<br />

die Ernährungsforscher eine eindeutige Meinung: Diäten,<br />

die hohe Anteile an Fette und geringe Anteile an<br />

Kohlenhydraten hatten, führten zu einem höheren Verlust<br />

an Körperfett 35 . Es müssen eben nur die richtigen<br />

Fette (s. o.) sein!<br />

Zusammengefasst heißt das alles: Ihre Gesundheit<br />

ist in Ihren Händen folgt man der Macht biblischer Gesundheitsprinzipien<br />

die da lauten: Prävention ist das<br />

Motto und nicht die Therapie, wenn es schon zu einem<br />

Schaden gekommen ist. Das ist ganz leicht zu erreichen:<br />

1. Vorzugsweise reines, klares Wasser trinken<br />

2. Nur naturbelassene nicht mit Pestiziden geduschte<br />

Nahrungsmittel essen<br />

3. Jegliche prozessierten Nahrungsmittel vermeiden<br />

4. Die das Immunsystem stärkende Mikronährstoffe<br />

(z.B. Vit. D3) einnehmen<br />

5. Im täglichen Leben den Stress reduzieren<br />

6. Toxine wie in hormonverseuchtes, mit Antibiotika<br />

belastetes Fleisch vermeiden. Fleisch von von frei<br />

grasenden Rindern (!) ist vorzuziehen.<br />

7. Regelmäßige Entgiftung des Körpers durchführen<br />

wie z. B. (Infrarot­) Sauna mit Schwitzen, mehr Faserstoffe<br />

essen, viel trinken.<br />

8. Mindestens 7­8 Std Schlaf in einem frei von elektrischen<br />

Geräten abgedunkelten Schlafzimmer<br />

9. Regelmäßiges moderates körperliches Training; auch<br />

schnelles Spazierengehen für 30 min/Tag reichen<br />

schon aus.<br />

10. Erdverbunden leben, indem den Verlockungen der<br />

Unterhaltungsindustrie nicht nachgegeben wird.<br />

39


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Abb. 1: Die chronische Müdigkeit und Antriebslosigkeit-auch Zeichen unserer falschen Ernährung (Quelle: NaturalNews.com)<br />

11. Kritsch alle Entscheidungen unserer gewählten<br />

Volks vertreter hinterfragen (insbesondere die klammheimliche<br />

Anpassung an die EU) und beizeiten, wenn<br />

angebracht, sofort abwählen.<br />

12. Berücksichtigen, dass in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln<br />

Zucker sowie Farb­ und Konservierungsstoffe<br />

(= potentielle Krebsstoffe) versteckt sind. Auch<br />

die Zuckersatzstoffe Aspartam, Cyclamat, Ascesulfam­K<br />

unbedingt meiden; denn sie führen zu Gewichtszunahme,<br />

Diabetes Typ 2 und sind auch noch<br />

potentielle Krebsstoffe. N.B. hohe Insulinspiegel führen<br />

letztlich zur Fettsucht, Entzündungen an der Gefäßinnenwand<br />

(gefolgt von Arteriosklerose) und zur<br />

Insulinresistenz, die dann in einen Diabetes Typ 2<br />

mündet.<br />

13. Hochgradig verarbeitete Nahrungsmittel meiden,<br />

weil sie ähnlich süchtig machen wie Drogen.<br />

14. Chronische Erkrankung sind letztlich alle entzündlicher<br />

Natur, wozu auch die heutzutage kaum therapierbaren<br />

neurodegenerativen Erkrankungen wie der<br />

M. Alzheimer und der Parkinson, die eine Vorlaufzeit<br />

von 10 und mehr Jahren aufweisen, zählen.<br />

Alternative Ansätze in Form von einer Umstellung<br />

der gesamten Ernährung, der Einnahme von Antioxidantien,<br />

der totalen Eliminierung von Zucker, einem<br />

moderaten körperlichen Training sowie einer<br />

ketogenen Diät mit dem Hauptaugenmerk auf gute<br />

Fette, konnten hierbei schon die ersten Erfolge<br />

verzeichnen (36).<br />

Und wie begegne ich den Lügen der Ernährungsindustrie<br />

Indem klar wird, dass die Nahrungsmittelindustrie nicht<br />

nur mächtig ist, sondern dass sie ganz entscheidend<br />

in unser Leben eingreift. Ein Zustand der immer häufi ­<br />

ger zu unserem Nachteil geschieht: denn in dem uns<br />

immer mehr prozessierte, vorverarbeitete und angeblich<br />

„veredelte“ Nahrungsmittelprodukte und Auszüge<br />

angeboten werden, enthält diese verfeinerte Nahrung<br />

nicht mehr die nötigen Vitamine (z.B. Vit. C, D3, B12,<br />

B3), Mineralstoffe (z.B. Magnesium, Kalium), Spurenelemente<br />

(z.B. Eisen, Zink, Mangan, Calcium, Selen),<br />

sekundäre Pfl anzenstoffe (z. B. Flavonoide), essentielle<br />

Fettsäuren (z.B. Fischöle), alles Bestandteile die<br />

für eine Erneuerung, Reparatur und der Bildung von<br />

Organen und Zellen notwendig sind. Es ist wie bei dem<br />

Bau eines Hauses, wo die notwendigen Materialien,<br />

die Haus und Grund wetterfest machen, nicht vorhanden<br />

sind. Es wird mit minderwertigen Materialien<br />

gearbeitet, so dass früher oder später der Verfall vorprogrammiert<br />

ist. Und so ist auch mit den Baumaterialien<br />

in unserer Ernährung: Mangel an Vitalstoffen und<br />

leere Kalorien werden im Überfl uss angeboten die<br />

jedoch nicht verwertbar sind, resp.<br />

nicht zu einem sta bilen Bau führen.<br />

Ohne auf diese wichtigen Bauelemente<br />

des Lebens näher ein zugehen,<br />

die eine optimale tägliche<br />

Funktion gewährleisten, soll im<br />

Einzelnen kurz aufgeführt werden,<br />

was wirklich wichtig ist,<br />

damit z. B. nicht chronische Müdigkeit,<br />

früh zei tige Erschöpfung<br />

(Abb. 1), ein Übergewicht gepaart<br />

mit Bluthochdruck, ein Diabetes<br />

Typ 2 eine Arthrose, eine Herz insuffi<br />

zienz oder Verdauungsstörungen<br />

unser Leben bestimmen.<br />

40


Ernährung / Prävention<br />

Zu aller Erst sind es die vielen leeren Kalorien (leer, weil<br />

sie keine Vitamine und Mikronährstoffe enthalten),<br />

die wir täglich in uns in Form von Weißmehlen, Brötchen,<br />

Torten, Nudeln, Pasta, Pizza und Co hineinstopfen,<br />

die öfters auch noch, um den faden Geschmack zu<br />

verdecken, mit dem Geschmacksverstärker Glutamat<br />

„veredelt“ wurden (Abb. 2). Brote und insbesondere die<br />

gepriesenen Vollkornbrote sind meistens von minderwertiger<br />

Qualität bedenkt man, dass das Mehl von Körnern<br />

stammt, die zur Steigerung des Ertrags, z.B. mit<br />

dem Herbizid Glyphosat (laut WHO ein potentielles Karzinogen!)<br />

kurz vor der Ernte besprüht wurden und auf<br />

Grund der in den vergangenen 50 Jahren durch Kreuzung<br />

und Hybridisierung, eine Zunahme an dem Klebereiweiß<br />

Gluten um 50% aufweisen. Hierdurch wurde<br />

es jedoch immer schwerer, verdauliche Produkte zu<br />

bekommen, die, weil nicht in der heimischen Mühle gemahlen,<br />

oft mit Zusätzen wie Bromide haltbarer gemacht<br />

werden. Dazu kommt beim Backen der Zuckerzusatz,<br />

der zu einer braunen Verfärbung führt, damit<br />

man ihm dann das Prädikat Vollkornbrot verleihen kann.<br />

Wo und was also kaufen? Nur bei dem Bäcker meines<br />

Vertrauens und auf keinen Fall die Massenware in den<br />

Discountläden. Welche Körner stehen denn nun alternativ<br />

zur Verfügung? Eine echte Alternative zu Weizen,<br />

Roggen und Gerste sind die althergebrachten Körner<br />

wie Quinoa, Amaranth, Emmer, Hirse und Dinkel, wobei<br />

hierbei auf eine mögliche Kreuzkontamination mit Gluten<br />

geachtet werden sollte.<br />

Ähnlich schlecht bestellt ist es mit den Fleischprodukten,<br />

die in inhumanen Zuchtstätten, wo die Tiere unnatürlich<br />

mit sog. Kraftfutter bestehend aus Soja (ein<br />

GMO­Produkt unserer transatlantischen Freunde!),<br />

Körnern und Antibiotika gemästet, schnell zur Schlachtreife<br />

getrieben werden. Stattdessen ist hochwertiges<br />

Fleisch von mit Gras (und nicht Kraftfutter) aufgezogenen<br />

Rindern, Fleisch und Eiern von frei pickenden Hühnern<br />

und Steaks von frei umherlaufenden und nicht mit<br />

Körnern, dem der künstliche Süßstoff Cyclamat und<br />

Antibiotika gemästeten Schweinen vorzuziehen. Wie<br />

erreiche ich das? Indem ich nur das Fleisch kaufe, welches<br />

vom Bauern stammt (und hier sollte die lokale<br />

Wirtschaft unterstützt werden) und die artgerecht ihre<br />

Tiere aufziehen.<br />

mir besonders propagieren nativen Kokosfett, das Argan­<br />

(leider teuer), das kalt gepresste native Oliven­ (so<br />

nicht mit Maschinenöl gepanscht), das rote Palm­, das<br />

Hanf­, das Camelina/Leindotter­ sowie das kalt gepresste<br />

Leinöl und alle fettigen Fische wie Makrele, Sardine,<br />

Lachs und Co. sowie die Avocado und die gute<br />

alte Landbutter bestehen. Alle anderen Öle wie Sonnenblumen­,<br />

Distel­, Sojabohnen­, Maiskorn­, Erdnuss­,<br />

ins besondere jedoch das Rapsöl (konnte früher wegen<br />

der Bitterstoffe nur als Wagenschmiere eingesetzt werden)<br />

und alle Margarinesorten sind allesamt chemisch<br />

hydrogeniert, wodurch ihre Lagerfähigkeit enorm gesteigert<br />

wurde und sie jetzt als sog. Transfette der Arteriosklerose<br />

massivst Vorschub leisten.<br />

Die Ernährung, selbst in unserer schnelllebigen<br />

Zeit, sollte aus vollwertigen, nicht verfälschten und<br />

prozessierten Lebensmitteln bestehen, damit der<br />

Mensch dauerhaft gesund bleibt.<br />

Und wie steht es mit Früchten und Gemüse, die man<br />

laut Empfehlung mindestens 5 mal am Tag zu sich nehmen<br />

sollte? In der Tat sind es die nicht mit Pestiziden,<br />

Herbiziden oder Fungiziden „geduschten“ Naturprodukte,<br />

die die Grundpfeiler einer seit Jahrtausenden<br />

Ernährungsform darstellen und auf die sich unser Verdauungssystem<br />

auch eingerichtet hat. Denn unser Enzymsystem<br />

konnte sich bis dato nicht auf die durch<br />

Hybri disierung und Kreuzungen sowie genmodifi zierten,<br />

glyphosatresistenten und damit ertragreicheren<br />

Weizen­, Gerste­ oder Roggensorten anpassen, die neben<br />

dem Herbizid Glyphosat (siehe hierzu auch die angestoßene<br />

Diskussion über das Herbizid Roundup®<br />

in den Medien), neuartige Aminosäuren im Gluten (dem<br />

Klebereiweiß im Brot) enthält. Diese können jedoch<br />

im Verdauungstrakt dann nicht vollständig in ihre einzelnen<br />

Bausteine abgebaut werden, so dass bei 40 ­ 60 %<br />

der Bevölkerung chronischen Entzündungen auftreten,<br />

auf die der Patient mit Verdauungsstörungen (allgemein<br />

unter den Begriff „Reizdarm“ subsummiert) reagiert.<br />

Zum Thema Fette und Öle sind nur die als gesundheitlich<br />

unschädlich anzusehenden gesättigten und/oder<br />

ungesättigten Produkte aufzuführen, die aus dem von<br />

Unsere westliche Ernährungsweise<br />

mit den angeblich so vollwertigen Produkten, die jedoch<br />

ausnahmslos in irgendeiner Weise durch chemische<br />

Zusätze geschmacklich verändert, farblich attraktiver<br />

und haltbarer gemacht wurden, alles auf Kosten<br />

eines verminderten Vitamin- und Mineralstoffgehalts.<br />

41


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Und weil sich dann zusätzliche Essensunverträglichkeiten auf eine schon existente<br />

Glutenempfi ndlichkeit aufpfropfen, entstehen Nahrungsmittelkreuzallergien aber<br />

auch durch das Immunsystem ausgelöste Entzündungsreaktionen (sog. molekulare<br />

Mimikry) in den verschiedensten Organen, ein Problem das sich auch mit Medikamenten<br />

dauerhaft kaum beherrschen lässt.<br />

Es sind stattdessen sämtlichen Gemüse­ und Kohlsorten (gelb, grün, rot ­– die Regenbogenfarben),<br />

Chicoree, Lauch, Zwiebeln, und besonders Knoblauch sowie die<br />

in Früchten enthaltenen Kohlenhydrate zu empfehlen, die den Blutzuckerspiegel<br />

nur wenig beeinfl ussen und einen niedrigen Insulinspiegel zur Folge haben. Dieser<br />

Effekt gilt als wünschenswert, weil er mit verminderten Entzündungsreaktionen im<br />

Körper einhergeht.<br />

Zum Thema Kohlenhydrate dürfen und sollen die potentiellen Dickmacher, die von<br />

allen Zuckersorten ausgehen, nicht vergessen werden und die Frage sei erlaubt,<br />

wie denn die besonders gefährlichen, weil versteckten Zuckeranteile, erkannt werden<br />

können? Folgende Begriffe lassen auf „versteckten Zucker“ schließen: „Sirup“, „Süßungsmittel“<br />

und alles, was auf „­ose“ endet ist Zucker. Falls die Aufschrift „ohne<br />

Zuckerzusatz“ vorliegt, darf Folgendes nicht enthalten sein:<br />

Traubenzucker, fruktosehaltiger Sirup, Malzzucker, Sirup, Rohrzucker, Maltose,<br />

Zuckerrübensaft, Reissirup, Ahornsirup, Rohrzucker, Saccharose, Melasse, Dextrin,<br />

Hirsesirup, Dextrose, Rübensirup, Fruchtsaftkonzentrat, Invertzucker, Brauner Zucker,<br />

Fruchtkonzentrat, Laktose, Kandiszucker, Glukose, Maltodextrin, Xylose.<br />

Daran denken, dass sich der Körper nicht um den Namen kümmert, für ihn<br />

ist das alles „Zucker“!!!<br />

Es sind, und das ist eindeutig in mehreren Untersuchungen bestätigt worden, besonders<br />

die versteckt in allen nur erdenklichen Produkten lauernden Zuckeranteile,<br />

die unseren Zuckerspiegel hochtreiben, der als Entzündungsauslöser an der Gefäßinnenwand<br />

von z.B. Auge, Niere und Herzkranzgefäßen anzusehen ist. Und weil als<br />

Gegenreaktion der Organismus versucht, diesen vielen Zucker als Depot in den Fettzellen<br />

einzulagern, wird man übergewichtig. Alternativ kommen, was das Süßen<br />

betrifft, eigentlich nur einige wenige Stoffe wie das Xylit, der Honig vom Imker (ein<br />

Naturprodukt bestehend aus Glukose und Fruktose sowie angereichert mit Enzymen<br />

und Spurenelementen), die Palatinose, der Stevia und wer es exotisch mag Lo Han<br />

Gua, der süße Extrakt einer Frucht aus China, in Frage, die alle den Blutzucker ­ und<br />

besonders den Insulinspiegel nicht nennenswert beeinfl ussen. Zwischendurch,<br />

um den Blutzuckerspiegel stabil und niedrig zu halten, können Nüsse jeglicher Art<br />

(außer geröstet!), Trockenfrüchte (aber ohne Zuckerzusatz!), Samenkörner und Flohsamen<br />

in Joghurt eingerührt, mögliche auftretende Hungerperioden befriedigen.<br />

Wer jedoch diese unbeschreiblichen Gelüste auf etwas Süßes entwickelt (Zeichen<br />

einer Zuckerabhängigkeit), dem kann mit einer aus > 85 % Anteilen aus Kakao bestehenden<br />

Schokolade geholfen werden, solche Attacken erfolgreich zu überstehen und<br />

nicht rückfällig zu werden.<br />

42


Ernährung / Prävention<br />

Denn, dass was letztendlich die Entzündung in den<br />

Gefäßen, die Ursache der gefürchteten Arteriosklerose,<br />

ausmacht, ist der heutige hohe Konsum an Zucker,<br />

insbesondere der Fruktose, der neben einen<br />

erhöhten Insulinspiegel, Entzündungen mit mikroskopisch<br />

kleinsten Einrissen an der Gefäßinnenwand auslöst,<br />

die der Körper dann versucht mit Cholesterin wieder<br />

abzudichten 37 .<br />

Und zu guter Letzt eine Empfehlung an alle diejenigen,<br />

die ihr Körperfett abschmelzen wollen (denn auch das<br />

fördert die Entzündung), gleichzeitig jedoch aktiv und<br />

körperlich fit bei niedriger Entzündungsniveau ihres<br />

Köpers sein wollen: Die ketogene Diät. Hierbei wird<br />

der übliche Kohlenhydratanteil zu 70 % durch die guten<br />

Fette und den fetten Fisch ersetzt. Die Zeit des Umstiegs<br />

kann durch ein zeitliches Fastenfenster (täglich<br />

ab 18.00 Uhr bis zum nächsten Morgen 10.00 Uhr –<br />

das Abnehmen im Schlaf!) erleichtert werden. Das Prinzip<br />

liegt in der aus den Nahrungsfetten in der Leber<br />

ent stehenden sog. Ketonköpern (= beta-Hydroxybutyrat<br />

und Acetoacetat), die insbesondere von der Nervenund<br />

Muskelzelle zur Deckung des Energiebedarfs anstatt<br />

der Glukose herangezogen werden. Der Vorteil besteht<br />

in der bei einer üblichen Glukoseverstoffwechselung<br />

entstehenden Vermeidung von aggressiven Sauerstoffradikalen.<br />

Diese werden bei der Fettverwertung<br />

nicht produziert (!) und wegen der höheren Energiedichte<br />

der Fette tritt langfristig auch kein Hunger auf.<br />

Fazit: jegliche Lebensmittel, die in irgendeiner Form<br />

verfeinert, isoliert, vorbehandelt, haltbar oder durch<br />

Zusätze geschmacklich verändert wurden, sind zu<br />

meiden!<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

Arzt; Spezialgebiete<br />

Spezielle Schmerz t hera pie,<br />

Anästhe si o lo gie, Intensivmedizin<br />

und Suchttherapie,<br />

Nutra zeutika, Mikro nährstoffe,<br />

Zivilisations krankheiten,<br />

Rena turierung<br />

Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />

Quellen<br />

1 http://www.bmj.com/content/346/bmj.e8539<br />

2 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19369056<br />

3 http://ajcn.nutrition.org/content/70/2/247.short<br />

4 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16373948<br />

5 http://www.nature.com/ijo/journal/v32/n10/abs/<br />

ijo2008130a.html<br />

6 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9155494<br />

7 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19943985<br />

8 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20339363<br />

9 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21102327<br />

10 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1359/<br />

jbmr.2000.15.12.2504/full<br />

11 http://www.jissn.com/content/1/1/45<br />

12 http://www.nutritionandmetabolism.com/<br />

con´tent/2/1/25<br />

13 http://jama.jamanetwork.com/article.<br />

aspx?articleid=201882<br />

14 http://ajcn.nutrition.org/content/78/4/734.short<br />

15 http://ajcn.nutrition.org/content/early/2010/01/13/<br />

ajcn.2009.27725.abstract<br />

16 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1046/j.1365-<br />

2621.2002.00618.x/full<br />

17 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/<br />

PMC3292448/<br />

18 http://www.nature.com/ajg/journal/v107/n12/full/<br />

ajg2012236a.html<br />

19 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17206762<br />

20 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21224837<br />

21 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6111631<br />

22 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-<br />

0447.2005.00687.x/full<br />

23 http://brain.oxfordjournals.org/content/124/5/1013.<br />

full<br />

24 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17971178<br />

25 http://press.endocrine.org/doi/full/10.1210/<br />

jc.2002-021480<br />

26 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16409560<br />

27 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17341711<br />

28 http:///www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19099589<br />

29 http://www.nutritionandmetabolism.com/<br />

content/2/1/34<br />

30 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17447017<br />

31 http://www.nutritionandmetabolism.com/content/5/1/10<br />

32 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12761365<br />

33 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19082851<br />

34 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16129086<br />

35 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1467-<br />

789X.2012.01021.x/abstract<br />

36 Berdesen D.E. Reversal of cognitive decline: A novel<br />

therapeutic program, Aging, 6 2014, 707<br />

37 Vitek et al. Advanced glycation end products contribute<br />

to amyloidosis in Alzheimer disease. Proc Natl Acad Sci<br />

USA.<br />

43


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Der weite Weg<br />

Von einzelnen, frustrierenden Präventionsmaßnahmen<br />

hin zur hocheffi zienten, multimodalen<br />

und multifaktoriellen, adjuvanten Lebensstil<br />

Intervention (ALI­ve).<br />

Als sich vor rund zehn Jahren meine Laufbahn als leitender Arzt<br />

für Nuklearmedizin am städtischen Klinikum in Wiesbaden dem Ende<br />

zu neigte, stieß ich zufälligerweise auf einen Review Artikel in der renommierten,<br />

internationalen Zeitschrift „The Lancet“. Dort wurde unter dem Titel „The Gobal Burdan<br />

of Disease“ berichtet, dass sich weltweit im Jahr 2005 etwa 56 Millionen Todesfälle<br />

ereignen würden 1 . Zwei Drittel davon gingen auf das Konto von „Zivilisations erkrankungen“<br />

(Diabetes, Herz­Kreislauf­Erkrankungen, Krebs etc.) und die Hälftedieser<br />

Todesfälle könnte durch entsprechende Präventionsmaßnahmen vermieden<br />

werden. Diese beeindruckende Botschaft konnte ich kaum glauben: die Hälfte<br />

der Todesfälle vermeidbar durch Prävention! Also begann ich in den Datenbanken die<br />

Originalliteratur zu lesen (ich war ja nun Rentner und hatte Zeit). Und dort fand ich<br />

bestätigt, was der Review im Lancet berichtet hatte. Und nicht nur das: es fanden<br />

sich auch gleich die Studienergebnisse, was sich zum Beispiel mit einer vermehrten<br />

körperlichen Aktivität oder einer gesunden Ernährung alles erreichen lässt 2,3 .<br />

Von diesen Fakten und den sich daraus ergebenden Perspektiven war ich als „Hightech­Mediziner“<br />

so beeindruckt, dass ich mich spontan entschloss eine zweite<br />

Karriere in der Präventionsmedizin zu starten. Basierend auf den wissenschaftlichen<br />

Studien wurde umgehend ein tolles Präventionskonzept entwickelt („aus der Praxis<br />

für die Praxis“) und die niedergelassenen Kollegen zur Kooperation aufgerufen.<br />

Ich war mir des Erfolges sicher und sah das Problem der Zivilisationserkrankungen<br />

als gelöst an. Wie die Geschichte weitergeht, wird der geneigte Leser ahnen: Mein<br />

Erfolg blieb aus und die Zivilisationserkrankungen nahmen weiter zu. Welch ein Frust!<br />

Abb. 1: Weltweite Zunahme der Zahl übergewichtiger Personen in der Bevölkerung<br />

(Zeichnung P. Ruge, Copyright AMM, Prof. Spitz)<br />

44


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Zum Glück war seinerzeit das „Burn-out-Syndrom“<br />

noch nicht so weit verbreitet, sodass ich mich entschloss,<br />

anstelle depressiv zu werden nach den Ursachen<br />

des Misserfolgs zu fahnden. Dabei wurde ich<br />

gleich mehrfach fündig: die Mehrzahl der Präventionsmaßnahmen<br />

basiert auf der Verhaltensprävention. Dies<br />

bedeutet, dass eine einzelne Person sich anders verhalten<br />

soll, ihren schädlichen Lebensstil ändern soll,<br />

um auf diese Weise gesund zu bleiben. Wie sich jedoch<br />

aus dem damaligen Review im Lancet bereits ableiten<br />

ließ und zwischenzeitlich in zahlreichen Publikationen<br />

bestätigt wurde 4,5,6 , ist der schädliche Lebensstil jedoch<br />

nicht auf die falsche Entscheidung des einzelnen<br />

Menschen zurückzuführen, sondern auf die Veränderungen<br />

in der Gesellschaft insgesamt. Der einzelne<br />

schwimmt lediglich im mainstream mit. Fasst der einzelne<br />

Mensch nun den guten Vorsatz, seinen Lebensstil<br />

zu ändern, muss er gegen diesen mainstream anschwimmen.<br />

Und dass gelingt in aller Regel nicht oder<br />

zumindest nicht dauerhaft, weil ein solches Verhalten<br />

enorm kräftezehrend ist und nach kurzer Zeit aufgegeben<br />

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Als Konsequenz dieses Phänomens findet sich u. a. eine<br />

konstante Zunahme der Zahl übergewichtiger Menschen<br />

in Deutschland und weltweit (Abb. 1). Ein aktueller Artikel<br />

vom Juli 2016 in der schon zitierten Zeitschrift<br />

The Lancet kommt zu einer kläglichen Bestandsaufnahme<br />

der weltweiten Präventionsbemühungen 7 . Dort wird<br />

berichtet, dass in Bezug auf die Re duzierung der körperlichen<br />

Inaktivität selbst das bescheidene Ziel der<br />

Weltgesundheitsorganisation von -10 % bis zum Jahr<br />

2025 nicht erreicht werden wird, falls nicht wesentliche<br />

zusätzliche Anstrengungen geschehen. Andere „Millenium-Ziele“<br />

des Präventionskatalogs werden wohl ebenfalls<br />

nicht erreicht werden. Traurige Aussichten für unsere<br />

Gesundheit.<br />

45


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Doch auch außerhalb der Medizin wird in Sachen Prävention<br />

geforscht (8 Hurrelmann) und es gibt Ergebnisse,<br />

auf die wir zurückgreifen können. Dort fi nden sich zum<br />

Beispiel systematische Untersuchungen, in denen neben<br />

der Verhaltens prävention auch die Verhältnisprävention<br />

angeführt wird. Wie der Name deutlich sagt, steht hier<br />

nicht die Änderung des Verhaltens eines Menschen im<br />

Vordergrund der Bemühungen, sondern eine Änderung<br />

der Verhältnisse, in denen der Mensch lebt und arbeitet.<br />

So konnte zum Beispiel in der Arbeitsplatzsicherheit<br />

gezeigt werden, dass Verhältnis Prävention in der<br />

Regel zwar mit Kostenaufwand verbunden, jedoch auch<br />

hoch effektiv ist. Die deutlich rückläufi gen Zahlen für<br />

Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen belegen diesen<br />

Erfolg nachdrücklich.<br />

Abb. 2: Permanente epigenetische Modulation der Steuerung<br />

unseres Körpers durch Umweltfaktoren während<br />

des gesamten Lebenslaufs (nach Kanherkar 2014).<br />

Wenn man also auch im Gesundheitswesen präventiv<br />

etwas erreichen will, wird man sich auch dort wie andernorts<br />

der Verhältnisprävention bedienen müssen.<br />

Dies wird jedoch nur funktionieren, wenn man bereit<br />

sein wird, entsprechend auch fi nanziell zu investieren.<br />

Außer dieser bereits attraktiven Perspektive haben sich<br />

jedoch inzwischen noch zwei weitere, ganz wesentliche<br />

Aspekte ergeben. Sie lassen erwarten, dass wir zukünftig<br />

mit neuen Konzepten nicht nur in der Verhinderung,<br />

sondern sogar in der Therapie der Zivilisationskrankheiten<br />

erfolgreicher sein werden.<br />

Der erste Aspekt ergibt sich aus der Ursachenforschung,<br />

warum die Maßnahmen der Verhältnisprävention<br />

so effektiv sind. Einer der Gründe liegt in der besseren,<br />

sozusagen selbstverständlichen Verfügbarkeit. Wenn<br />

die Verhältnisse (Umwelt) mehr gesundheits för dernde<br />

Faktoren und weniger toxische Faktoren bieten, führt<br />

dies automatisch zu einem gesünderen Verhalten in einer<br />

gesünderen Umgebung. Die Erklärung für dieses<br />

Phänomen liefern die neuesten Forschungser ge bnisse der<br />

Genetik und Epigenetik. Sie zeigen, dass der Mensch<br />

wie alle Lebewesen in hohem Maße von seiner Umwelt<br />

abhängt. Und dies nicht nur, um zum Beispiel seinen<br />

Energiebedarf zu decken, sondern auch weil die unterschiedlichsten<br />

Umweltfaktoren direkt die epigenetische<br />

Steuerung unserer Erbsubstanz beeinfl ussen (Abb. 2 ).<br />

Dies reicht von der Schwerkraft (körperliche Aktivität)<br />

über die Sonne (Vitamin D) bis hin zu Nahrungsmittelbestandteilen<br />

(Mikronährstoffen) und Sozial verhalten<br />

(Stresssteuerung), um nur einige wenige zu nennen. Die<br />

Epigenetik stellt somit das Interface zwischen der Umwelt<br />

und unserer Erbsubstanz dar 9 .<br />

Der zweite Aspekt, der die Effi zienz von Präventionsmaßnahmen<br />

deutlich steigert, ist eine Bündelung von<br />

Einzelmaßnahmen. Unglücklicherweise wurden in der<br />

46


Ernährung / Prävention<br />

Vergangenheit die Untersuchungen zur Wirksamkeit von<br />

Präventionsmaßnahmen ähnlich reduktionistisch wie<br />

die Prüfung von Pharmazeutika mit Einzelfaktoren evaluiert.<br />

Diese Vorgehensweise entspricht jedoch in keiner<br />

Weise der realen, komplexen Situation unseres Körpers,<br />

der ein Mikrokosmos im Makrokosmos des Universums<br />

ist. Mit seinen Miliarden von Körperzellen und<br />

Billionen von Bakterien und Viren bildet er eine Genossenschaft,<br />

ein offenes selbst regulierendes System, das<br />

im ständigen Austausch mit seiner Umgebung steht.<br />

Anders als im Reagenzglas des Chemielabors läuft hier<br />

nicht eine einzelne Reaktion ab, sondern ein hochkomplexer<br />

Prozess, in den unzählige Faktoren einfl ießen.<br />

Erst wenn die Summe von Einzelfaktoren ein bestimmtes<br />

Gewicht erhält, reagiert das System auf diesen Einfl<br />

uss. Andernfalls wird er einfach kompensiert.<br />

Als Quintessenz aus dieser Erkenntnis ergibt sich die<br />

Forderung nach einer Bündelung von Präventionsmaßnahmen<br />

zur Erhöhung ihrer Effi zienz. Typisch für diese<br />

Situation sind zwei Zitate aus dem Volksmund: „Eine<br />

Schwalbe macht noch keinen Sommer“ und „Viele<br />

Hunde sind des Hasen Tod“. Dass diese Überlegungen<br />

nicht nur Wunschvorstellung eines „alternden Prä ventions<br />

mediziners“ sind, wurde inzwischen sowohl mit<br />

epidemiologischen als auch prospektiven Studien belegt<br />

10, 11, 12 .<br />

Diesen neuen Erkenntnissen Rechnung tragend (Verhältnis<br />

Prävention, epigenetischer Einfl uss der Umwelt<br />

und Bündelung der Maßnahmen) haben wir eine Initiative<br />

der Deutschen Stiftung für Gesundheitsinformation<br />

und Prävention in Kooperation mit der Akademie für<br />

Menschliche Medizin in dem Konzept „Regionales Gesundheitsmanagements<br />

Velio 5.0“ (RGM Velio 5.0) umgesetzt.<br />

Der Begriff „Velio“ stammt aus dem Gälischen<br />

und bedeutet „besser“. Das neuartige Konzept orientiert<br />

sich am betrieblichen Gesundheitsmanagement,<br />

das ja bereits zu einer Verbesserung der Arbeitswelt/<br />

Lebenswelt der Menschen führt, geht jedoch darüber<br />

hinaus, da alle Settings einer Region einbezogen werden<br />

(Abb. 3). Zusätzlich zur Verhältnis­ und Verhaltensprävention<br />

kommt dabei als drittes Modul die Verständnisprävention<br />

zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz<br />

in der Bevölkerung hinzu. Grundsätzlich entscheidet<br />

jeder einzelne Teilnehmer über den Umfang<br />

der persönlichen Maßnahmen, in Kenntnis der Effi zienz<br />

Bündelung multifaktorieller Maßnahmen, wird jedoch<br />

auf die Umsetzung eines möglichst umfangreichen Katalogs<br />

hingearbeitet.<br />

schließt sich die Koordinierung und Optimierung vorhandener<br />

sowie die Schaffung neuer, regionaler Ressourcen<br />

(adjuvante Lebensstil Interventionen, ALIve)<br />

für den Aufbau und die Gestaltung einer gesunden Region/Lebenswelt<br />

für alle Einwohner an. Alle Maßnahmen<br />

werden im Verlauf dokumentiert und evaluiert.<br />

Dies dient sowohl der Motivation der Teilnehmer als<br />

auch der Qualitätssicherung und Optimierung des Konzeptes.<br />

Einer der Grundsätze für die Umsetzung besagt, dass<br />

die zweitbeste, praktikable Lösung in der Regel zielführender<br />

als die ideale Lösung ist, von der alle nur träumen<br />

können. Bei diesen „zweitbesten, praktikablen Lösungen“<br />

handelt es sich häufi g um Ersatzmaßnahmen,<br />

da das Originalverhalten aus der Zeit der Jäger und<br />

Sammler im 21. Jahrhundert nicht mehr umsetzbar ist.<br />

Als Beispiele mögen das Fitnesscenter zur Kompensation<br />

der unzureichenden körperlichen Aktivität oder die<br />

Nahrungsergänzungsmittel zum Ausgleich der leeren<br />

Kalorien in der industriell hergestellten Nahrung dienen.<br />

Die aus Amerika stammende Paleo­Bewegung ist ein<br />

Beispiel für diese Bemühungen, mit gesunden „Elementen“<br />

aus der Steinzeit das Leben in der Neuzeit gesünder<br />

zu gestalten (13 Klement). Wie immer führen viele<br />

Wege nach Rom, man muss sich jedoch entschließen,<br />

einen auch zu gehen, sonst kommt man nicht in Rom an.<br />

Die Bezeichnung „Adjuvante Lebensstilinterventionen“<br />

verdeutlicht, dass bei diesem Konzept eben nicht mühsam<br />

der gesamte Lebensstil verändert werden muss,<br />

sondern mithilfe gezielter Maßnahmen dem Körper die<br />

Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, die er für<br />

die Steuerung seines hochkomplexen Systems benötigt<br />

(siehe Tabelle im Anhang).<br />

Abb. 3: Komplexe Wechselbeziehungen von Lebenswelt/<br />

Umwelt und Mensch als Ausgangsbasis für die „Adjuvanten<br />

Lebensstil Interventionen“ des Velio RGM 5.0 Konzeptes<br />

(Emde Grafik, Copyright AMM, Prof. Spitz).<br />

Die Basis für alle Maßnahmen im Rahmen dieses Erfolg<br />

versprechenden Konzeptes bildet die Erhebung, Messung<br />

und Dokumentation der individuellen Situation<br />

des einzelnen Menschen in seiner Lebenswelt. Daran<br />

47


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />

Spezialgebiet Präventionsmedizin,<br />

u. a Gründer<br />

der „Akademie für<br />

Menschliche Medizin und<br />

der Deutschen Stiftung<br />

für Gesundheit und<br />

Prävention“, Referent und<br />

Buchautor, Fachlicher<br />

Beirat des NEM e. V.<br />

Die zur Umsetzung des RGM Velio 5.0 Konzeptes angezeigten,<br />

vielfältigen Maßnahmen und Teilprojekte werden<br />

durch ein „Gesundheits­Cockpit“ gesteuert, in dem<br />

engagierte Mitglieder der unterschiedlichen Settings<br />

der Region vertreten sind. Als Initiator/Katalysator für<br />

das regionale Gesundheitsmanagement kann eine Einzelperson<br />

genauso wie jede beliebige Institution in der<br />

Region dienen, die sich in der Verantwortung für das<br />

Gemeinwohl sieht. Ideal ist natürlich in der Startphase<br />

das Engagement eines regionalen Unternehmens, das<br />

über deutlich mehr Ressourcen verfügt (fi nanziell und<br />

personell) als eine Einzelperson und im Gegenzug ganz<br />

wesentlich von den effektiven Maßnahmen eines regionalen<br />

Gesundheitsmanagements profi tiert. Derzeit befi<br />

nden sich zwei Pilotprojekte (eines in der Nähe von<br />

Wetzlar, das andere in Mittelfranken) im Aufbau. Nachahmer<br />

sind erwünscht, eine Kontaktaufnahme über die<br />

AMM jederzeit möglich.<br />

Seit meinen ersten Schritten in Sachen Prävention<br />

habe ich einen weiten Weg mit Höhen und Tiefen zurückgelegt.<br />

Sowohl die allgemeine Entwicklung (Demografi<br />

e, zunehmende Morbidität und die steigenden Kosten<br />

des Gesundheitssystems bei sinkender Lebensqualität<br />

in der Bevölkerung) als auch die Fortschritte in der<br />

Grundlagenforschung tragen dazu bei, dass sich aktuell<br />

im Jahr 2016 die Perspektiven für eine neue „Gesundheitsindustrie“,<br />

die diesen Namen auch verdient, deutlich<br />

verbessert haben. Wenn wir es verstehen, aus der<br />

beschriebenen Situation die Konsequenzen für ein gemeinsames<br />

Handeln zu ziehen, besteht eine gute Möglichkeit,<br />

unser Gesundheitssystem ausgehend von einer<br />

Graswurzelbewegung deutlich zu verbessern. Die damit<br />

verbundenen positiven Effekte auf die Gesundheit der<br />

Bevölkerung wird nicht nur für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen in Deutschland sorgen,<br />

sondern beinhalten auch die Chance, dieses erarbeitete<br />

Know­how zukünftig zu exportieren. Die bevölkerungsreichen<br />

Schwellenländer wie Indien und China<br />

folgen uns in der Entwicklung der Zivilisationskrankheiten<br />

auf den Fuß. Sie werden erfolgreiche Präventionskonzepte<br />

genauso importieren und „konsumieren“<br />

wie derzeit bereits die technischen Produkte der „zivilisierten<br />

westlichen Länder“.<br />

Maßnahmenkatalog adjuvanter Lebensstilinterventionen<br />

(ALive) im Rahmen des „RGM Velio<br />

5.0“ Konzeptes<br />

• Optimierung der Ernährung<br />

• Steigerung der körperlichen Aktivität<br />

• Angebote zur Entspannung/Stressbewältigung<br />

• Ausgleich eines bestehenden Vitamin D­Defi zites<br />

• Ausgleich bestehender Defi zite bei der Versorgung<br />

mit essenziellen Fettsäuren (Omega­3)<br />

• Ausgleich bestehender Defi zite bei der Versorgung<br />

mit Mikronährstoffen aus Gemüse und Obst<br />

• Reduzierung der Schadstoffexposition insbesondere<br />

Beendigung des Nikotinabusus und gezielte Schadstoffausleitung<br />

Die Auswahl und Umsetzung der Maßnahmen erfolgt<br />

entsprechend dem Minimax­Prinzip: minimaler Aufwand<br />

bei maximaler Effi zienz. Im Zentrum des ganzheitlichen<br />

Präventionsansatzes steht neben der Vermeidung<br />

von Schadstoffexpositionen die nachhaltige Verbesserung<br />

der Ernährung, begleitet von einem erweiterten<br />

Angebot von Bewegungsmaßnahmen und zusätzlichen,<br />

gezielten Interventionen zur Optimierung<br />

der für den einzelnen Mitarbeiter verfügbaren Ressourcen<br />

(Lebensquellen). Das erklärte Ziel des Konzeptes<br />

ist die Kombination aller gelisteten Maßnahmen zur<br />

Potenzierung der Effi zienz der Einzelmaßnahmen.<br />

48


Recht<br />

Neue Rechtsprechung<br />

zur Health Claims Verordnung<br />

1. Nach wie vor bestimmt die Health Claims Verordnung 1924/2006/EG und<br />

die zu ihr ergangene Rechtsprechung die Bewerbung von Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln<br />

und angereicherten Lebensmitteln.<br />

Grundsätzlich gilt, dass gemäß Art. 10 der VO 1924/2006/EG nur solche gesundheitsbezogenen<br />

Aussagen verwendet werden dürfen, die im Rahmen der Verordnung<br />

von der EFSA geprüft und von dem Europäischen Gesetzgeber zugelassen wurden.<br />

Als gesundheitsbezogene Angabe wird in Art. 2 Abs. 2 Ziff. 5 jede Angabe defi niert<br />

mit der erklärt, suggeriert oder auch nur mittelbar zum Ausdruck gebracht wird, dass<br />

ein Zusammenhang zwischen einer Lebensmittelkategorie, einem Lebensmittel oder<br />

einem seiner Bestandteile einerseits und der Gesundheit andererseits besteht.<br />

Umstritten war allerdings bisher, ob die Health Claims Verordnung 1924/2006/EG<br />

auch Anwendung auf die Bewerbung in den Fachkreisen fi ndet.<br />

49


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

In einigen Zivilprozessen haben z. B. das Kammergericht<br />

Berlin und das OLG Celle unterschiedslos die<br />

Health Claims Verordnung 1924/2006/EG auch für<br />

die Werbung gegenüber den Fachkreisen angewendet.<br />

In einem aktuellen Verfahren hat das Landgericht München<br />

allerdings die Frage zur Beurteilung dem Europäischen<br />

Gerichtshof vorgelegt, da es diese Auffassung für<br />

keinesfalls so klar hielt.<br />

§<br />

Denn die VO 1924/2006/EG nimmt stets nur auf den<br />

Verbraucher Bezug. So heißt es z. B. in Erwägungsgrund<br />

36, dass ein hohes Verbraucherschutzniveau<br />

erreicht werden soll. In Art. 1 ist von einem hohem<br />

Verbraucherschutzniveau die Rede und gemäß Art. 5<br />

Abs. 2 soll die Verwendung nährwert­ oder gesundheitsbezogene<br />

Angaben nur zulässig sein, wenn vom<br />

durchschnittlichen Verbraucher erwartet werden könne,<br />

dass er die positive Wirkung, wie sie in der Angabe<br />

dargestellt wird, versteht.<br />

Da die Verordnung somit an vielen Stellen auf den Endverbraucher<br />

abstellt, ist nicht einsichtig, weshalb auch<br />

die Kommunikation der Lebensmittelunternehmen mit<br />

den Fachkreisen hiervon erfasst sein sollen.<br />

Der EuGH sieht die Angelegenheit jedoch anders. In<br />

einem aktuellen Urteil vom 14. 07. 2016 hat der EuGH<br />

entschieden, dass grundsätzlich auch für die Werbung<br />

gegenüber den Fachkreisen die Health Claims Verordnung<br />

1924/2006/EG Anwendung fi ndet. Dies wird<br />

vom EuGH damit begründet, dass ebenso wie die End­<br />

verbraucher auch bei den Fachkreisen davon ausgegangen<br />

werden müsse, dass sie durch eine falsche<br />

Lebensmittelwerbung getäuscht werden können. Darüber<br />

hinaus würde oftmals die werbliche Kommunikation<br />

gegenüber den Fachkreisen lediglich von den Lebensmittelunternehmen<br />

genutzt werden, um die Fachkreise<br />

als Multiplikator zu verwenden, damit am Ende die entsprechende<br />

werbliche Kommunikation doch bei den<br />

Endverbrauchern platziert wird.<br />

Auch differenziere der Wortlaut der VO 1924/2006/EG<br />

nicht zwischen Fachkreisen und Endverbrauchern.<br />

50


Recht<br />

Gemäß Art. 1 Abs. 2 gelte die Verordnung vielmehr für<br />

alle nährwert­ und gesundheitsbezogenen Angaben,<br />

die in kommerziellen Mitteilungen bei der Kennzeichnung<br />

und Aufmachen von oder bei der Werbung für<br />

Lebensmittel gemacht werden, die als solche an den<br />

Endverbraucher abgegeben werden sollen.<br />

Der EuGH hat die Angelegenheit an das Landgericht<br />

München zurückverwiesen, das auf der Grundlage der<br />

Anmerkung des EuGH den konkreten Sachverhalt entscheiden<br />

muss.<br />

Zukünftig wird sich dann eher die Frage stellen, ob eine<br />

Publikation als kommerzielle Mitteilung im Sinne des<br />

Art. 1 Abs. 2 anzusehen ist. Denn handelt es sich nicht<br />

um kommerzielle Mitteilungen, gilt die VO 1924/2006/<br />

EG weder gegenüber den Fachkreisen, noch gegenüber<br />

den Endverbrauchern.<br />

Es wird dann zukünftig darauf ankommen, in der Kommunikation<br />

gegenüber den Fachkreisen tatsächlich<br />

eher einen wissenschaftlichen Austausch von Informationen<br />

zu kommunizieren, der nicht als Werbung für<br />

bestimmte Produkte qualifi ziert werden kann.<br />

spezi fi sch en zugelassenen gesundheitsbezogenen Angabe<br />

aus.<br />

Interessant ist an der Entscheidung des BGH auch,<br />

dass er die Verwendung einer unspezifi schen Angabe<br />

für den Saft akzeptiert, obwohl es spezifi sch zugelassene<br />

Claims lediglich für einzelne Zutaten des Saftes gibt.<br />

Bisher hat die Rechtsprechung stets die Auffassung<br />

vertreten, dass Claims einer jeweiligen Zutat zugeordnet<br />

werden müssen. Nun besteht die vom BGH eingeräumte<br />

Möglichkeit, dass die spezifi sch zugelassenen<br />

gesundheitsbezogenen Angaben einer bestimmten Zutat,<br />

unspezifi sche Verallgemeinerungen aber auf das<br />

Produkt insgesamt bezogen werden können. Dies eröffnet<br />

sicherlich eine Vielzahl von potentiellen Marketingmöglichkeiten<br />

für die Lebensmittelunternehmen.<br />

Darüber hinaus hat der BGH klargestellt, dass auch bei<br />

den spezifi sch zugelassenen gesundheitsbezogenen<br />

Angaben mehr Flexibilität für die Lebensmittelindustrie<br />

notwendig ist.<br />

Im Hinblick auf die unklare Formulierung des Art. 5<br />

Abs. 2 der VO 1924/2006/EG, wonach die Verwendung<br />

von gesundheitsbezogenen Angaben nur zulässig<br />

ist, wenn ein Durchschnittsverbraucher sie versteht,<br />

klärt der EuGH auf, dass diese Vorschriften<br />

nur bei der Werbung gegenüber<br />

den Endverbrauchern gelte. Bei<br />

der Werbung gegenüber den Fachkreisen<br />

gilt diese Einschränkung jedoch<br />

nicht.<br />

2. Positiv für die Lebensmittelindustrie ist<br />

dagegen eine aktuelle Entscheidung des<br />

BGH vom 10. 12. 2015, Az. I ZR 222/13 –<br />

lernstark. Der BGH hat hier entschieden, dass<br />

für einen Mehrfruchtsaft nicht nur die als<br />

Health Claim zugelassene Angabe „Eisen trägt<br />

zu einer normalen kognitiven Entwicklung von<br />

Kindern bei“ verwendet werden darf, sondern zusätzlich<br />

auch die Aussage „lernstark“ auf den<br />

Saft bezogen verwendet werden darf.<br />

Der BGH begründete dies damit, dass es sich<br />

bei der Angabe „lernstark“ um eine unspezifi sche<br />

gesundheitsbezogene Angabe handele gemäß Art.<br />

10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG.<br />

Die Aussage bezieht sich nicht auf ein konkretes Körperorgan,<br />

nicht auf einen konkreten Nährstoff und<br />

nicht auf einen konkreten Wirkungszusammenhang.<br />

Damit scheide die Möglichkeit der Beantragung einer<br />

51


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

§<br />

So hatte der BGH klargestellt, dass nicht nur die spezifi sch zugelassenen gesundheitsbezogenen<br />

Angaben in ihrem Wortlaut verwendet werden dürfen, sondern auch<br />

Variationen hiervon. Entscheidend sei, ob aus Sicht des aufmerksamen, verständigen<br />

Durchschnittsverbrauchers der gleiche Wirkungszusammenhang beschrieben werde.<br />

In diesem Zusammenhang könne auch von Relevanz sein, ob die zu Grunde liegenden<br />

EFSA­Gutachten zur wissenschaftlichen Absicherung die textliche Variation mit<br />

umfassen oder nicht.<br />

Auf dieser Grundlage hat der BGH es toleriert, dass statt der zugelassenen Angabe<br />

„Eisen trägt zur normalen kognitiven Entwicklung von Kindern bei“ auch formuliert<br />

werden kann „mit Eisen zur Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit.“<br />

Somit kann nicht nur die Formulierung „trägt dazu bei“ durch die Formulierung<br />

„unterstützt“ ersetzt werden, auch das Wort „normal“ muss aus Sicht des BGH nicht<br />

zwingend verwendet werden, was sicherlich die Marketingabteilung der Lebensmittelunternehmen<br />

freuen wird.<br />

3. Ebenfalls im Zusammenhang mit unspezifi schen gesundheitsbezogenen Angaben<br />

ist der aktuelle Beschluss des BGH vom 12. 03. 2015, Az. I ZR 29/13 von Interesse.<br />

Der BGH hat darin klargestellt, dass aus seiner Sicht die Bezeichnung „Rescue“ allenfalls<br />

als unspezifi sche gesundheitsbezogene Angabe angesehen werden kann.<br />

Zwar sehe Art. 10 Abs. 3 der Verordnung vor, dass solche unspezifi schen Verweise<br />

auf die Gesundheit nur zulässig seien, wenn ihnen spezifi sch zugelassene gesundheitsbezogene<br />

Angaben beigefügt sind. Der BGH bekräftigt jedoch seine bisherige<br />

Rechtsprechung, dass solange die Listen mit zugelassenen spezifi schen gesundheitsbezogenen<br />

Angaben nicht fertig gestellt sind, Art. 10 Abs. 3 der Verordnung<br />

noch eine Anwendung fi nde. Der BGH verweist in diesem Zusammenhang explizit auf<br />

unterinstanzliche Entscheidungen wie das OLG Hamm, die dieser Rechtsprechung<br />

des BGH nicht gefolgt sind. Da der BGH jedoch weiterhin bei seiner Rechtsprechung<br />

bleibt, können dies auch die Lebensmittelunternehmen als Maßstab für die Entwicklung<br />

ihrer Werbekonzepte zu Grunde legen.<br />

Von besonderer Bedeutung ist allerdings, dass der BGH ebenfalls klarstellt,<br />

dass bei solchen unspe zifi schen Vorteilen für die Gesundheit auch keine Wirksamkeitsnachweise<br />

im Sinne der Art. 5 und 6 der VO 1924/2006/EG verlangt werden<br />

können.<br />

52


Recht<br />

Art. 5 verlangt, dass anhand allgemein anerkannter<br />

wissenschaftlicher Nachweise nachgewiesen werden<br />

muss, dass die fraglichen Substanz eine positive ernährungsbezogene<br />

oder physiologische Wirkung hat,<br />

ohne entsprechende Angaben durch allgemein anerkannte<br />

wissenschaftliche Nachweise gestützt und<br />

abgesichert sein müssen.<br />

Der BGH verweist darauf, dass da die Aussagen ja<br />

völlig unspezifi sch seien, auch keine entsprechenden<br />

Wirksamkeitsnachweise erwartet werden können.<br />

Auch dies eröffnet natürlich eine Vielzahl von Marketingmöglichkeiten<br />

für die Lebensmittelindustrie. Denn<br />

gibt es keine Notwendigkeit von wissenschaftlichen<br />

Nachweisen mit entsprechender Beweislast der Lebensmittelunternehmen,<br />

dürfte dies die erfolgreiche<br />

Angreifbarkeit der Werbeaussagen vor den Gerichten<br />

we sentlich erschweren.<br />

Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Rechtsanwalt und<br />

lebensmittelrechtlicher<br />

Beirat des NEM e.V.<br />

In diesem Zusammenhang gibt es bereits einige<br />

Entscheidungen von Instanzge richten, wie z. B.<br />

des Landgerichts München, dass die Angabe<br />

„abwehrstark“ als un spezifi sch qualifi ziert hat<br />

bzw. als noch von dem zugelassenen Claim<br />

zum Immunsystem gedeckt oder des OLG<br />

Schleswig, das auch Aussagen wie Abwehrkraft<br />

oder Verdauung als unspezifi sch qualifi<br />

ziert hat.<br />

Insgesamt ist somit erfreulich, dass<br />

die aktuelle Rechtsprechung des­<br />

BGH zahl reiche Möglichkeiten<br />

der juristischen Argumentation<br />

bietet, um auch wieder phantasievollere<br />

Werbeaussagen<br />

der Lebensmittelindustrie erfolgreich<br />

zu verteidigen.<br />

§<br />

53


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Worte eines Unternehmers ...<br />

Auf der Suche nach dem<br />

„Anderen“ – drückt sich<br />

eine Gesellschaft<br />

vor der Verantwortung?<br />

Die Gesellschaft hat es sich bequem gemacht.<br />

Unsere Aktivitäten beschränken<br />

sich vielfach nur noch auf das Fordern von mehr Mitsprache<br />

und Rechten, aber von mehr Verantwortung<br />

oder gar Pfl ichten möchten wir nichts wissen. Die meisten<br />

Menschen mutieren zur Ideenschmiede, wenn es<br />

darum geht, was andere alles ändern müssten, damit<br />

das eigene Wohlbefi nden nicht beschnitten und die<br />

eigene Komfortzone möglichst noch erweitert werden<br />

kann. Wir investieren viel Zeit, um uns zu beschweren,<br />

aber wenig, um uns zu bedanken.<br />

Konzerne konstruieren immer neue Modelle, um sich<br />

ihren Verpfl ichtungen zum Wohle der Allgemeinheit zu<br />

entziehen. Unterstützt von bezahlten Lobbyisten diktieren<br />

sie den Regierenden die Rahmenbedingungen für<br />

ihren und unseren Alltag. Moral ist out, wenn es um den<br />

eigenen Vorteil geht. Abschreckende juristische Konsequenzen<br />

bleiben weitgehend aus. Sozial­ oder Versicherungsbetrug<br />

gilt allenfalls noch als Kavaliersdelikt.<br />

Die zunehmende Globalisierung bringt Menschen unterschiedlichster<br />

Religionen, mit teilweise für uns befremdlichen<br />

Wertevorstellungen und extremem sozialen<br />

Gefälle zusammen. Ein perfekter Nährboden für Menschen<br />

fänger, die mit populistischen Parolen Ängste<br />

schüren, aber keine Lösungen einbringen. Eine bequeme<br />

Gesellschaft wird dafür empfänglich und wählt<br />

lie ber Protest statt Programm. Die etablierten Parteien<br />

haben die Bedürfnisse der Wähler vielfach aus den<br />

Augen verloren und verschwenden ihre Zeit beim Gezerre<br />

um Posten und Macht. Es gilt verbindlich unverbindlich<br />

zu sein, denn besser ist nichts zu entscheiden<br />

als Fehler zu machen.<br />

Politischer Aktionismus suggeriert Engagement und<br />

inspiriert Politiker zu teilweise sinnfreien, praxisfernen<br />

Gesetzesvorlagen, bei denen Ertrag und Kosten in<br />

keinem verantwortbarem Verhältnis mehr stehen.<br />

Wahlbeteiligungen auf einem beschämend nie drigen<br />

Niveau unterstützen diese Entwicklung. Demokratie lebt<br />

vom Mitmachen nicht nur vom Fordern! Zur Wahl gehen<br />

ist auch ein Stück Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.<br />

Auch in der Medienlandschaft werden im Kampf<br />

um Aufl agen und Einschaltquoten Beiträge<br />

eher für die unkritische Masse aufbereitet,<br />

anstatt zum Nachdenken anzuregen.<br />

54


Ernährung / Prävention<br />

Ein Wirtschaftsmagazin thematisierte kürzlich Mahngebühren<br />

und rügte lediglich deren Höhe, ersparte sich<br />

aber jeglichen Kommentar zum Fehlverhalten der säumigen<br />

Verbraucher. Was sind das für Botschaften?<br />

Das Übermaß an Angebot, welches unsere Sinne täglich<br />

beflügelt, katapultiert uns in eine „Must-Have-Spirale“,<br />

aus der es scheinbar kein Entrinnen zu geben<br />

scheint. Industrie und Banken verkaufen Träume nach<br />

der Devise „No Limits“. Markenhype ist bereits in jungen<br />

Jahren allgegenwärtig. Eine gigantische Marketingindustrie<br />

ködert uns 24 Stunden am Tag, weil wir als<br />

Konsumenten dieser Industrie durch unser Verhalten<br />

die Daten liefern, die sie braucht, um uns ihre Produkte<br />

und Dienstleistungen schmackhaft zu machen. Das<br />

vernebelt die Sinne für kritische Gedanken und treibt<br />

uns zu skurrilen und fragwürdigen Verhaltensweisen.<br />

Zur Verwirklichung unserer privaten Lebensmodelle<br />

stehen Arbeitsplatzgarantien, großzügige Entlohnung<br />

sowie visionäre Arbeitszeitmodelle auf der Agenda ganz<br />

oben. Wir nehmen uns aber gleichzeitig für den eigenen<br />

Konsum und Vorteil die Freiheit, Produkte und Dienstleistungen<br />

aus Quellen zu beziehen, welche die Werte<br />

für Menschen, Tiere und Umwelt mit Füßen treten. Der<br />

Beratung beim Fachhändler folgt dann der Billigkauf<br />

beim Onlinehändler. Geiz ist geil!<br />

Wir möchten überall mitreden, aber nirgends Flagge<br />

zeigen. Wir brauchen Kinder, niemand will den Spielplatz<br />

an seinem Haus. Jeder will saubere Energie, aber<br />

keiner ein Windrad in seiner Nähe. Arbeitsplätze in<br />

Wohnortnähe, aber kein Industriegebiet. Bürgerinitiativen<br />

verhindern Industrieansiedlungen und demonstrieren<br />

gleichzeitig wenn eine Kita wegen fehlender Gewerbesteuereinnahmen<br />

schließen muss. Wir verkaufen<br />

Emissionen an andere Länder und machen uns glaubend,<br />

dass unsere Luft dadurch besser wird. Industrie<br />

und Gewerkschaften bevorzugen Streik statt Dialog.<br />

Schäden und Nachteile, die man Unbeteiligten da mit<br />

zumutet, werden billigend in Kauf genommen. Kompromissbereitschaft<br />

zeigt sich immer erst danach. Eine<br />

Gesellschaft, die nur noch Abiturienten „produziert“,<br />

darf sich nicht darüber wundern, dass bestimmte Berufe<br />

aussterben. Diverse Berufsgruppen sind Einzahlungsbefreit,<br />

aber später Leistungsempfänger. Die Sozialsysteme<br />

sind in Schieflage geraten und gehören<br />

dringend reformiert.<br />

Folgerichtig muss mit einer höheren Lebenserwartung,<br />

das Renteneintrittsalter steigen oder die Leistung geringer<br />

ausfallen. An Begründungen, die man zur Rechtfertigung<br />

der eigenen Position heranzieht, mangelt es<br />

niemandem. Der gesunde Menschenverstand sollte<br />

ausreichen, um zu erkennen, dass wir mit dieser Einstellung<br />

die Zukunft nicht erfolgreich und nachhaltig<br />

gestalten können.<br />

Es gilt zu lernen, dass Verzicht kein Zeichen von Schwäche<br />

ist, sondern Übernahme von Verantwortung bedeutet.<br />

Diese muss von allen gesellschaftlichen Schichten,<br />

je nach individueller Leistungsfähigkeit, getragen<br />

werden. Unser Wohlstand wird sich nur dann bewahren<br />

lassen, wenn wir selber die Bereitschaft zu mehr Verzicht<br />

und Leistung aufbringen, um das Vorhandene<br />

gerechter zu verteilen und das nicht nur von „Dem<br />

Anderen“ verlangen.<br />

Je schneller wir dieses begreifen, desto weniger schmerzhaft<br />

werden die Einschnitte sein. Denn wenn wir am<br />

Ende des Tages feststellen, dass es „Den Anderen“ gar<br />

nicht gibt, was dann?<br />

Das beeindruckende private Engagement und die enorme<br />

Hilfsbereitschaft bei der Bewältigung der Flüchtlingskriese<br />

und den vielen Unwetterkatastrophen hat<br />

gezeigt, dass wir auch anders können.<br />

Thomas Olbert<br />

Apeiron GmbH & Co. KG<br />

55


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Digitaler Nachlass: Wer erbt<br />

eigentlich mein Facebook?<br />

Was passiert nach dem Tod mit persönlichen Daten und E­Mails?<br />

Welche Rechte haben Erben? So planen Sie Ihr digitales Erbe.<br />

Wenn ein Internet­User stirbt, lebt sein Profi<br />

l weiter – bis sich jemand kümmert Wer<br />

nicht ewig weiter in den unendlichen Weiten des Netzes<br />

schweben möchte, kann leicht vorsorgen. Zum Beispiel<br />

mit einem Testament. Oder bald auch mit einer entsprech<br />

en den Einstellung im eigenen Facebook­Profi l.<br />

Wir sagen Ihnen, wie Sie Ihr digitales Erbe am besten<br />

ordnen.<br />

Neuerung bei Facebook: Der digitale Nachlassverwalter<br />

Neue Einstellung im Profil<br />

Facebook will seinen Nutzern das Verwalten ihres digitalen<br />

Nachlasses erleichtern: Künftig kann man in seinen<br />

Profi l­Einstellungen einen digitalen Nachlassverwalter<br />

ernennen, der das eigene Konto nach dem Tod<br />

56


ARAG<br />

weiterführt. Die so ernannten Verwalter können dann<br />

zum Beispiel den Tod des Nutzers auf dessen Facebook­Seite<br />

bekannt geben und Bilder posten. So kann<br />

eine Art Gedenkstätte im Netz entstehen.<br />

Konto einfrieren<br />

Ebenso können Konten im Todesfall aber auch gelöscht<br />

werden. So soll verhindert werden, dass Verstorbene<br />

nicht mehr bei den automatisch erzeugten Vorschlägen<br />

für neue Freundschaften auftauchen, was oftmals für<br />

Verstörung sorgte. Bisher galt, dass Facebook­Konten<br />

nach dem Tod eines Mitglieds eingefroren wurden, das<br />

Einloggen war so nicht mehr möglich.<br />

Vorerst nur in den USA<br />

Kleiner Wermutstropfen: Vorerst profi tieren die Facebook­Nutzer<br />

in den USA von dieser Neuerung. Laut Facebook<br />

soll die Funktion dann in weiteren Ländern ausgerollt<br />

werden.<br />

Digitaler Nachlass: Rechtzeitiges Kümmern entlastet<br />

Ihre Angehörigen<br />

Wer sich um sein digitales Erbe kümmert, hilft damit am<br />

meisten seinen Erben. Diese sind oftmals überfordert,<br />

weil sie nicht wissen, was sie mit den Daten tun sollen.<br />

Wenn Sie ein Testament schreiben, sollten Sie daher<br />

nicht nur Verfügungen über Geld, Wertgegenstände<br />

und Immobilien treffen, sondern am besten auch Ihren<br />

digitalen Nachlass ordnen.<br />

Erben handlungsfähig machen<br />

Dann erleben die Erben keine Überraschungen – beispielsweise<br />

mit Verträgen für Online­Dienste, die weiterlaufen<br />

und bezahlt werden müssen – und sind vor<br />

allem schnell handlungsfähig.<br />

Dabei wäre ein erster vernünftiger Schritt, eine oder<br />

mehrere Vertrauenspersonen zu benennen, die sich –<br />

analog zum Nachlassverwalter auf Facebook ­ kümmern<br />

sollen.<br />

Überlegen Sie, was mit Ihrem E­Mail­Postfach, dem Facebook­Profi<br />

l oder Ihrer digitalen Fotosammlung passieren<br />

soll. Alles löschen? Welche Verträge sollen weiterbestehen,<br />

welche gekündigt werden? Dafür müssen<br />

diese erst einmal gefunden werden. Daher befähigen<br />

Sie am besten die Ihnen vertrauten Menschen, in Ihrem<br />

Sinne zu handeln. Indem Sie besprechen, was zu tun ist<br />

und indem Sie ihnen Passwörter zugänglich machen.<br />

Oder zumindest mitteilen, wo Sie diese hinterlegt haben.<br />

Passwörter sinnvoll hinterlegen<br />

Passwörter in einem Safe oder Bankschließfach deponiert,<br />

lassen sich übrigens einfacher ändern, als wenn<br />

Sie bei einem Notar lagern. Denkbar wäre auch ein verschlüsselter<br />

USB­Stick oder ein Passwort­Manager, mit<br />

dem Sie Ihre Codewörter verwalten können.<br />

Vielleicht ist Ihnen wohler, einen Rechtsanwalt oder Notar<br />

insgesamt mit der Verwaltung Ihrer Daten zu bevollmächtigen,<br />

da diese zur Verschwiegenheit verpfl ichtet<br />

sind. Diese Tätigkeit ist allerdings gebührenpfl ichtig.<br />

Was passiert, wenn man beim digitalen Erbe nicht<br />

vorsorgt?<br />

Haben Ihre Angehörigen oder Erben keinerlei Informationen<br />

über Ihre digitalen Aktivitäten, bleibt ihnen nur<br />

eines übrig: suchen. Das kann aufwändig werden, denn<br />

woher sollen Ihre Erben wissen, wo Sie digital aktiv waren?<br />

Spezial-Anbieter können helfen<br />

Eine Lösung bieten da spezialisierte Unternehmen, die<br />

Ihre Spuren verfolgen und eventuell tilgen. Das ist nicht<br />

unproblematisch, wenn solche Firmen Einsicht in den<br />

Computer verlangen. Denn man sollte bedenken, dass<br />

die Mitarbeiter in diesem Moment auch Zugriff auf alles<br />

Private haben. Ein weiteres gutes Argument, das für geordnete<br />

Verhältnisse zu Lebzeiten spricht.<br />

Andere Anbieter verlangen lediglich Namen und Adresse<br />

des Verstorbenen, um in den Datenbanken der größten<br />

Internetfi rmen nach Nutzerkonten zu forschen.<br />

57


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Dann stellt sich schnell heraus, ob Sie bei einem Internetanbieter<br />

etwas bestellt haben, bei einer kostenpflichtigen<br />

Partnersuchagentur unter Vertrag stehen<br />

oder etwa ein Guthaben bei einem Bezahldienst haben.<br />

Alles Verträge, um die sich Erben kümmern müssen.<br />

Verfügung per Knopfdruck<br />

Der Vorteil ist, dass relativ schnell digitale Aktivitäten<br />

identifiziert werden können. Die Erben können dann<br />

per Knopfdruck verfügen, ob beispielsweise Verträge<br />

gekündigt werden sollen. Eine gute Methode, um fortlaufende<br />

Kosten zu beenden und Guthaben zu sichern.<br />

Kleine Checkliste: Die wichtigsten vier Schritte<br />

✔ Online-Kontos, Profile, Abos auflisten<br />

✔ Nutzernamen, Zugangsdaten und Passwörter<br />

zusammenstellen<br />

✔ Private Ablagen benennen, zum Sichern von<br />

Fotos und Adressen<br />

✔ Vertrauensperson einsetzen und instruieren<br />

Rechtliche Besonderheiten<br />

beim digitalen Erben und Vererben<br />

Mitgliedschaften und Konten<br />

Stirbt ein Mensch, gehen sämtliche Rechte und Pflichten<br />

des Verstorbenen auf die Erben über. Verträge laufen<br />

erst einmal weiter und Einkäufe müssen eventuell<br />

bezahlt werden. Das gilt natürlich auch für Online-Mitgliedschaften<br />

beispielsweise bei Partnervermittlungen<br />

oder die Bezahlung gebuchter Reisen. Im Gegenzug<br />

stehen Erben auch die Guthaben zum Beispiel aus Online-Bezahldiensten<br />

zu. Gut also, wenn man online abgeschlossene<br />

Verträge schnell identifizieren kann.<br />

Gespeicherte Daten<br />

Befinden sich Daten auf Datenträgern, Speicherkarten<br />

oder dem Computer, ist die Rechtslage beim digitalen<br />

Nachlass einfach: Die gespeicherten Daten gehen<br />

samt Speichermedium auf die Erben über. Sie haben<br />

das Recht, diese Daten zu lesen und dürfen entscheiden,<br />

was damit passiert. Mit einer Ausnahme: Es wurde<br />

eine Regelung im Testament getroffen.<br />

Kommunikation oder anderen nicht kommerziellen<br />

Zwecken. Kompliziert kann es bei privaten Mails im<br />

Firmen­ Account werden, vor allem, wenn es im Betrieb<br />

keine Regelung für diesen Fall gibt.<br />

E-Books und iTunes<br />

Spezialfall E-Books und iTunes-Sammlungen: Die Weitergabe<br />

widerspricht meist den Nutzungsbedingungen,<br />

wie bei Amazons Kindle oder Apples iTunes. Man hat<br />

nämlich nicht das Buch gekauft, sondern nur die Lizenz<br />

zum Lesen. Fürs Vererben gilt nichts anderes: Die Nutzungsbedingungen<br />

der Anbieter schließen auch dies<br />

aus. Der Zugriff ist für Erben also nur möglich, wenn<br />

sie die Zugangsdaten kennen und der Anbieter nichts<br />

vom Tod des „Käufers“ weiß.<br />

Fotos<br />

Bei Fotos, auf denen der Verstorbene abgebildet ist,<br />

geht das „Recht am eigenen Bild“ für zehn Jahre auf die<br />

Erben über. Vom Verstorbenen angefertigte Fotos können<br />

urheberrechtlich geschützt sein. Das Urheberrecht<br />

an diesen Bildern geht ebenfalls auf die Erben über. Es<br />

erlischt siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />

Wichtig!<br />

Treffen Sie für Ihr digitales Erbe eine testamentarische<br />

Regelung, muss sie auch die geltenden Anforderungen<br />

erfüllen, also eigenhändig geschrieben und unterschrieben<br />

oder notariell beurkundet sein.<br />

Manchmal nur mit Erbschein: die digitale Bestattung<br />

bei Facebook und Co<br />

Was den Umgang mit einem digitalen Erbe nicht<br />

ge rade einfach macht: Es gibt keine einheitliche<br />

Regelung. Und selbst wenn, sind Anleitungen zum<br />

Löschen von Accounts nur äußerst schwer<br />

zu finden. Manchmal hilft ein Blick in die<br />

AGBs oder ein Durchforsten der Hilfe-<br />

Seiten. Hier ein paar Beispiele, wie die<br />

digitale Bestattung funktioniert und<br />

welche Unterlagen man braucht.<br />

Domains und E-Mails<br />

Wem gehört eine Domain? Der Erbe des Domain-Inhabers<br />

übernimmt den Vertrag und kann als neuer Eigentümer<br />

über sie verfügen. Bei E-Mails kommt es darauf<br />

an, ob sie privat oder rein geschäftlich sind. Geschäftliche<br />

E-Mails sind vererblich, weil sie meist einen vermögensrechtlichen<br />

Bezug haben. Im Gegensatz dazu<br />

sind private E-Mails nicht vererblich. Sie dienen der<br />

58


ARAG<br />

Google<br />

Über den so genannten „Inactive Account Manager“<br />

erhalten vom User festgelegte Personen Zugriff, wenn<br />

man länger inaktiv ist, also nicht nur im Todesfall. Man<br />

kann beispielsweise voreinstellen, dass der Account<br />

dann komplett gelöscht werden soll.<br />

Twitter<br />

Familienmitglied oder Nachlassverwalter dürfen einen<br />

Todesfall melden. Dazu sind viele Unterlagen nötig:<br />

Kopien der Sterbeurkunde und ein Ausweis, der die<br />

Identität des Antragstellers bescheinigt, ein notariell<br />

beglaubigtes Dokument mit Name, E-Mail-Adresse,<br />

Kontaktdaten, der Beziehung zum Verstorbenen und die<br />

Todesanzeige. Der Account wird zunächst inaktiv geschaltet<br />

und nach 30 Tagen gelöscht.<br />

Yahoo.de<br />

Der Account wird nach einer gewissen Frist gelöscht.<br />

Erben erhalten keinen Einblick in die Daten. So sollen<br />

mit Hinweis auf das Telekommunikationsgeheimnis<br />

die Menschen geschützt werden, mit denen der Verstorbene<br />

gemailt hat.<br />

Xing<br />

Wird dem Netzwerk ein Todesfall gemeldet, stellt Xing<br />

das Profil auf unsichtbar und fragt beim Verstorbenen<br />

an, ob der Account nicht mehr gebraucht wird. Drei<br />

Monate später wird das Konto gelöscht.<br />

GMX.de, Web.de<br />

Die Erben können nach Vorlage eines Erbscheins auf<br />

das Postfach zugreifen, es aufrechterhalten oder löschen.<br />

Facebook<br />

Facebook-Nutzer haben inzwischen die Möglichkeit, im<br />

Voraus in den Einstellungen festzulegen, ob das Konto<br />

nach dem Tod im sogenannten Gedenkzustand weitergeführt<br />

oder gelöscht werden soll. Außerdem kann man<br />

einen Nachlasskontakt angeben, der das Konto im Gedenkzustand<br />

verwaltet. Legt der Nutzer im Vorfeld<br />

nichts fest, versetzt Facebook das Konto in den Gedenkzustand,<br />

wenn Freunde oder Verwandte den Tod<br />

des Nutzers „melden“. Ist das Konto einmal im Gedenkzustand,<br />

ist nach den Nutzungsbedingungen eine Anmeldung<br />

nicht mehr möglich, auch nicht für die Erben.<br />

Das Landgericht Berlin hat die Regelung zum Gedenkzustand<br />

aus diesem Grund jetzt für unwirksam<br />

erklärt. Die Erben des Nutzers müssten zumindest die<br />

Mög lichkeit haben, die Versetzung des Kontos in den<br />

Gedenkzustand rückgängig zu machen, um Inhalte<br />

des Accounts einsehen zu können. Das Urteil ist allerdings<br />

noch nicht rechtskräftig. Facebook hat im Februar<br />

2016 Berufung gegen das Urteil eingelegt.<br />

Die Erben des Nutzers können nach den Facebook-AGB<br />

aber auch jetzt schon alternativ das Konto löschen<br />

lassen. Dazu werden die Geburts- und Sterbeurkunde<br />

des Verstorbenen und ein „rechtsgültiger Nachweis,<br />

dass der Antragsteller ein Angehöriger ist“, verlangt.<br />

www.arag.de > Auf ins Leben > Internetrecht vom<br />

16. 02. 2016<br />

59


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Spitzenorganisationen<br />

der Sozialversicherung besorgt<br />

über Normung von Gesundheitsdienstleistungen<br />

Die Spitzenorganisationen der deutschen<br />

Sozialversicherung sind besorgt über<br />

Bestrebungen auf europäischer Ebene, Gesundheitsdienstleistungen<br />

zu normen. Medizinische Behandlungsleistungen,<br />

Leistungen in der Pfl ege und Rehabilitation<br />

müssten dann unter Umständen nach einem<br />

europäischen Standard erbracht werden. Daher appellieren<br />

die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

(DGUV), die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV<br />

Bund) und der GKV­Spitzenverband an Bundesgesundheitsminister<br />

Hermann Gröhe, eine Initiative der polnischen<br />

Regierung gegen die aktuellen Normungsaktivitäten<br />

auf europäischer Ebene zu unterstützen.<br />

Eine Standardisierung von Gesundheitsdienstleistungen<br />

ist nach Meinung der Spitzenorganisationen der<br />

Sozialversicherung nicht geeignet, mehr Patientensicherheit<br />

und Zugang zu einer hochwertigen Versorgung<br />

zu erreichen. Sie könnte sogar das Gegenteil bewirken.<br />

Als Beispiel verweisen die Spitzenverbände der drei Sozialversicherungen<br />

auf die Qualitätssicherung in<br />

der Pfl ege oder bei der medizinischen Versorgung<br />

und Rehabilitation. In diesen Be reichen gibt es in<br />

Deutschland etablierte Verfahren der Selbstverwaltung,<br />

die auf die spezifi schen Bedingungen der nationalen<br />

Versorgungssituation ausgerichtet sind. Durch eine<br />

europäische Normung könnten parallele oder gar konkurrierende<br />

Strukturen entstehen. Da sich die Gesundheits­<br />

und Sozialsysteme der EU­Mitgliedsstaaten erheblich<br />

unterscheiden, ist zu befürchten, dass eine gemeinsame<br />

Norm nur als Minimalkonsens erreicht werden<br />

kann. Es besteht die Gefahr, dass Qualitäts­ und<br />

Sicherheitsniveaus abgesenkt würden. Leidtragende<br />

wären die Versicherten. Hinzu kommt, dass die europäischen<br />

Verträge den Gesundheits­ und Sozialbereich<br />

ausdrücklich den Mitgliedsstaaten zu weisen.<br />

Normen beschreiben technische und qualitätsbezo gene<br />

Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen.<br />

Sie haben Empfehlungscharakter. Ihre Anwendung<br />

kann jedoch verbindlich vorgeschrieben sein, wenn<br />

rechtliche Vorgaben oder Verträge das festlegen.<br />

Bislang beschränkt sich die Normung<br />

im Gesundheitswesen auf Medizin produk<br />

te, die Produktsicherheit, persönliche<br />

Schutzausrüstungen und Kommunikationsprotokolle<br />

bei elektronisch<br />

en Gesundheitsdienstleistungen<br />

(e­health). Seit 2012 hat die Europäische<br />

Kommission jedoch die Möglichkeit,<br />

auch die Normung von Dienstleistungen<br />

in Auftrag zu geben. Seit kurzem gibt<br />

es entsprechende Akti vitäten des Europäischen<br />

Normungsinstituts (CEN), das sich<br />

bereits mit konkreten Normungsinitiativen<br />

befasst.<br />

Quelle: BG RCI<br />

60


SEITZ MEDIENGRUPPE<br />

GESCHÄFTSBEREICH<br />

UNTERNEHMENSBERATUNG<br />

Wir suchen im Auftrag eines solventen Mandanten eine Mehr- oder<br />

Minder heiten-Beteiligungsmöglichkeit an einem gut ausgestatteten Hersteller-Unternehmen<br />

in den D-A-CH Ländern oder EU-Nachbarländern:<br />

Nahrungsergänzung<br />

Pflegende Kosmetik<br />

mit eigener Entwicklung und Qualitätsmanagement Zertifizierung.<br />

Das Unternehmen sollte seit mehreren Jahren in der Lohnherstellung und<br />

Kon fektionierung tätig sein und über eigene innovative Produkte ver fügen.<br />

Derzeitiges Umsatzvolumen 2 bis 10 Mio. Euro p. a.<br />

Von Seiten des Investors ist es vorgesehen in das Unternehmen größere<br />

Auftragsvolumen einzubringen. Entsprechende Produktionskapazitäten/<br />

Erweiterungen müssen also möglich sein. Im Falle einer geplanten Nachfolgeregelung<br />

ist nach einer Übergangszeit die komplette Unternehmensübernahme<br />

möglich.<br />

>> Bitte nehmen Sie zunächst in Kurzform absolut vertraulich Kontakt<br />

zur Geschäftsführung der Seitz Mediengruppe – Geschäftsbereich<br />

Unternehmensberatung – auf: gf@seitz-mediengruppe.de oder<br />

Tel.: +49 (0)172 / 2 76 88 88.<br />

SEITZ mediengruppe.<br />

GESCHÄFTSBEREICH UNTERNEHMENSBERATUNG<br />

Fon: + 49 (0)70 31 / 744 - 111<br />

Fax: + 49 (0)70 31 / 744 -199<br />

Mobil: + 49 (0)172 / 726 88 88<br />

61<br />

Mail: gf@seitz-mediengruppe.de<br />

WWW.SEITZ-MEDIENGRUPPE.DE


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Marktplatz//<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Qualität – Made in Germany<br />

www.floramed.de<br />

www.plantavis.de<br />

www.plantafood.de<br />

62<br />

//


NEM- VERBAND LÄDT HERZLICH EIN:<br />

5.<br />

NEM- UND KOSMETIK-SEMINAR<br />

MIT DR. BÜTTNER<br />

Lebensmittelrecht und Kosmetikrecht: Aktuelles an<br />

Rechtsgrundlagen und Rechtsprechung.<br />

09. November 2016<br />

13:30 - 17:00 Uhr<br />

Das Lebensmittelrecht ist durch ständige Änderungen<br />

gekennzeichnet, sei es bei den Rechtsgrundlagen, sei<br />

es in der Rechtsprechung. Herr Dr. Büttner hält Sie hier<br />

auf dem aktuellen Stand für Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Spezial-Lebensmittel, bilanzierte Diäten oder Functional<br />

Food (Medizinprodukte).<br />

Es werden die Grundlagen der Verkehrsfähigkeit, der<br />

richtigen Kennzeichnung und Bewerbung vorgestellt.<br />

Besprochen wird die aktuelle Rechtsprechung<br />

zur Health Claims Verordnung, zu spezifischen und<br />

unspezifischen gesundheitsbezogenen Aussagen, zu<br />

Botanicals, Fachkreiswerbung.<br />

Neueste Entwicklungen der Rechtsprechung zu<br />

Melatonin, Monacolin, Vitamin D.<br />

Kosmetika stellen eine wichtige Ergänzung des<br />

Produktsortiments im Gesundheitsbereich dar.<br />

Ernährungsprodukte und Kosmetikprodukte zur<br />

Unterstützung von Haut, Haar und Schönheit ergänzen<br />

sich perfekt.<br />

Es werden die Grundlagen des Kosmetikrechts<br />

vorgestellt, Verkehrsfähigkeit, Kennzeichnung,<br />

Registrierung sowie aktuelle Rechtsprechung zu<br />

Abgrenzungsfragen und Werbung.<br />

Ferner werden Praxistipps für behördliche<br />

Beanstandungen, wettbewerbsrechtliche Abmahnungen<br />

und Strafverfahren vorgestellt.<br />

Anmelden bitte:<br />

· per FAX: +49 (0)6746 / 8029821<br />

· per E-Mail: info@nem-ev.de<br />

· oder per Post: NEM e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3 · D-56291 Laudert<br />

Dr. Büttner zeigt die neuesten Entwicklungen<br />

auf und gibt wertvolle Praxistipps.<br />

Dr. Thomas Büttner, LL.M., Rechtsanwalt der<br />

Kanzlei Forstmann & Büttner, lebensmittelrechtlicher<br />

Beirat des NEM e.V., Mitglied im<br />

Rechtsausschuss des BLL, spezialisiert auf<br />

Lebensmittel-, Kosmetik-, Arzneimittel- und<br />

Medizinprodukterecht.<br />

Er berät Unternehmen zur Verkehrsfähigkeit<br />

von Rezepturen, richtiger Kennzeichnung<br />

(z.B. LMIV) und Werbung (z.B. Health Claims)<br />

und vertritt Unternehmen<br />

in Wettbewerbsstreitigkeiten,<br />

behördlichen<br />

Beanstandungen<br />

und Strafsachen.<br />

Auch die Prüfung branchenrelevanter<br />

Verträge<br />

und Markenanmeldungen-<br />

und Markenverfahren<br />

gehört zu seiner<br />

Expertise. Allgemein bekannt sind z.B. seine<br />

Musterprozesse zu ergänzenden bilanzierten<br />

Diäten, zum Zusatzstoffrecht und zur Abgrenzung<br />

gegenüber Arzneimitteln bis vor den<br />

BGH, BVerwG und EuGH.<br />

Veranstaltungsort: Favorite Parkhotel<br />

Karl-Weiser- Strasse 1 · D-55131 Mainz


64

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