18.10.2016 Aufrufe

WIRTSCHAFT+MARKT 6/2016

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

27. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

ZUKUNFT OST<br />

WELCHE PERSPEKTIVEN UNSERE ELITE<br />

FÜR DIE NEUEN LÄNDER ENTWICKELT<br />

BEILAGE<br />

Thüringen<br />

LÄNDERREPORT<br />

Küstenautobahn<br />

taktet den Norden<br />

RATGEBER<br />

Die Insolvenz<br />

professionell planen<br />

So gelingt die<br />

Online-Präsentation<br />

INTERVIEW<br />

Warum Thüringens linker<br />

Ministerpräsident Bodo<br />

Ramelow Fürst Albert II.<br />

und Papst Franziskus trifft


Die Kieselalge. Ihr Panzer aus<br />

Kieselsäure hält extremen<br />

Belastungen stand.<br />

Verlässliche Leistung.<br />

Solide aufgestellt in allen<br />

Geschäftsfeldern.<br />

Mit einer Qualität, die genau den Erwartungen unserer Kunden<br />

entspricht, will die Landesbank Baden-Württemberg zum Maßstab<br />

für gutes Banking werden. Wir bieten Ihnen ganzheitliche<br />

Finanzlösungen – unabhängig davon, wie komplex die Aufgabe<br />

ist. Als ein Unternehmen der LBBW-Gruppe stellen wir speziell<br />

dem Mittelstand in der Region das umfassende Leistungsspektrum<br />

eines erfahrenen, fexiblen Finanzdienstleisters zur<br />

Verfügung. Wir pfegen langfristige Kundenbeziehungen und<br />

beraten Kunden transparent und ehrlich.<br />

www.sachsenbank.de<br />

Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe


Ein „Weiter so“<br />

kann es nicht geben<br />

EDITORIAL | 3<br />

Mit dem Herzen dabei.<br />

Foto: Privat<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@WundM.info<br />

Die „Wahlsaison <strong>2016</strong>“ mit Landtagswahlen<br />

in fünf deutschen<br />

Bundesländern ging mit dem Urnengang<br />

für das Berliner Abgeordnetenhaus<br />

am 18. September zu Ende. Jetzt<br />

gibt es eine kurze Atempause bis zum<br />

Frühjahr. Dann startet das Superwahljahr<br />

2017. Im Saarland sowie in Schleswig-Holstein<br />

und Nordrhein-Westfalen<br />

stehen Wahlen zu den Landesparlamenten<br />

an, ehe die Bevölkerung im Herbst<br />

über die Zusammensetzung des nächsten<br />

Bundestages entscheidet.<br />

Die Atempause zwischen den Wahlterminen<br />

sollten vor allem die etablierten<br />

Parteien, die sich nach wie vor gern<br />

Volksparteien nennen, nutzen, um ihre<br />

Kommunikation mit den Bürgern gründlich<br />

auf den Prüfstand zu stellen. Denn<br />

ein „Weiter so“ kann es sicher nicht geben.<br />

Nicht nach den zum Teil erdrutschartigen<br />

Verlusten, die CDU, SPD und<br />

Grüne hinnehmen mussten. Und nicht<br />

nach dem offenkundigen Protest unzähliger<br />

Wähler, die aus Frust über das etablierte<br />

Parteiensystem mit ihren Stimmen<br />

die Alternative für Deutschland<br />

(AfD) in diesem Jahr stark gemacht haben.<br />

Bei allen fünf Wahlen erzielte die<br />

Partei zweistellige Ergebnisse.<br />

Auf den ersten Blick mutet die massive<br />

Wählerschelte paradox an. Schließlich<br />

hat sich speziell in den zurückliegenden<br />

fünf Jahren in Deutschland vieles<br />

zum Besseren gewendet: Die Zahl der<br />

Menschen, die Arbeit haben, ist deutlich<br />

gestiegen, auch Löhne und Renten<br />

legten spürbar zu. Es gibt wieder ausreichend<br />

Ausbildungsplätze und vielerorts<br />

wurde in die Infrastruktur investiert. Alles<br />

in allem brummt der deutsche Wirtschaftsmotor.<br />

Doch von den Bürgern werden diese Erfolge<br />

kaum wahrgenommen. Der Politik<br />

gelingt es offenkundig nicht, mit positiven<br />

Nachrichten bei den Menschen<br />

durchzudringen. Warum? Weil viele<br />

Menschen nach wie vor unter dem Eindruck<br />

der Flüchtlingskrise stehen, die<br />

Deutschland 2014 ereilte und die bis<br />

heute nicht ansatzweise bewältigt ist. Sicher,<br />

inzwischen sind alle Flüchtlinge untergebracht<br />

und werden versorgt. Aber<br />

die Entscheidungen darüber, wer Anrecht<br />

auf Asyl hat und wer nicht bleiben<br />

darf, dauern zu lange. Von tatsächlicher<br />

Integration kann bisher nicht gesprochen<br />

werden. Damit einhergehend wachsen<br />

die Bedenken und Sorgen beim „Normalbürger“.<br />

Er fürchtet Überfremdung<br />

und Vernachlässigung der Schwachen<br />

durch den Staat. Egal, ob diese Ängste<br />

begründet sind oder auch nicht: Die Politik<br />

hat es bis heute nicht geschafft, ein<br />

überzeugendes Konzept für die Lösung<br />

der Flüchtlingsproblematik vorzulegen.<br />

Man darf gespannt sein, ob der nach den<br />

Wahlschlappen eingeleitete Kurswechsel<br />

von Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

dazu führt, die von den „großen“ Parteien<br />

ausgelöste Vertrauenskrise gegenüber<br />

dem Wahlvolk zu beenden. In jedem<br />

Fall sollten Union und SPD die Zeit<br />

bis zu den nächsten Wahlen nutzen, um<br />

wenigstens zwei Lehren der jüngsten<br />

Urnengänge zu verinnerlichen: Das permanente<br />

Schlechtreden von demokratischen<br />

Wettbewerbern oder Partnern<br />

verstärkt die Politikverdrossenheit. Und:<br />

Bürgernahe Basisarbeit muss dauerhaft<br />

erfolgen und nicht erst sechs Wochen<br />

vor der Wahl.<br />

W+M<br />

Wünsche erfüllen<br />

– ganz einfach<br />

Gemischtes<br />

Trio<br />

Vertrauen Sie uns Ihre Weihnachtsaktion<br />

an – wir freuen uns auf Sie!<br />

PER TELEFON:<br />

0911 / 89 66 430<br />

PER FAX:<br />

0911 / 89 20 844<br />

www.WundM.info<br />

PER INTERNET:<br />

www.lebkuchen-schmidt.com<br />

E-Mail: info@lebkuchen-schmidt.com


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Zukunft Ost – Welche Ideen und<br />

Perspektiven unsere Elite für die<br />

neuen Bundesländer entwickelt.......30<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten............................................................... 8<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Ostdeutschland: Lehrlingsmisere<br />

ist auch hausgemacht..............................................12<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Die Wikinger kommen.............................................14<br />

Ostdeutschland: Pflege in Not ................................16<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Küstenautobahn taktet den Norden.........................18<br />

Titelthema<br />

Ostdeutschlands Elite plant die Zukunft<br />

30<br />

W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />

Report: „Der Aufbau Ost ist gelungen“................. 20<br />

Cluster: Stark vernetzt in Deutschlands Mitte........ 21<br />

Im Interview: Thüringens Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow ....................................................... 24<br />

Die Botschafterin: Kati Wilhelm.............................. 28<br />

W+M TITELTHEMA ZUKUNFT OST<br />

Report: Welche Ideen und Perspektiven unsere<br />

Elite für die neuen Bundesländer entwickelt.......... 30<br />

Iris Gleicke: Auch Bewährtes<br />

bedarf der Erneuerung ........................................... 33<br />

Christoph Meinel: Breitbandausbau<br />

nicht verschleppen ................................................ 34<br />

Johanna Wanka: Wie wir den Mittelstand an<br />

Forschung und Entwicklung teilhaben lassen ........ 35<br />

Heinrich von Nathusius:<br />

Wie wird das Fahrrad sicher? ................................. 36<br />

Reiner Haseloff: Forschungsexzellenz<br />

als Wirtschaftsfaktor ...............................................37<br />

24<br />

Im Interview<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 6/<strong>2016</strong><br />

Redaktionsschluss: 05.10.<strong>2016</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-27<br />

Fax: 030 479071-22<br />

www.WundM.info<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 479071-11<br />

FN@WundM.info<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-21, KH@WundM.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 479071-21,<br />

JP@WundM.info, Moritz John, Tel.: 030 479071-24,<br />

MJ@WundM.info<br />

Autoren: Hans-Ulrich Conrad, Harald Lachmann,<br />

Rudolf Miethig, Matthias Salm, Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />

Tel.: 030 479071-27, KB@WundM.info<br />

Marketing/Vertrieb: Kerstin Will, Tel.: 030 479071-24<br />

KW@WundM.info<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Branden-burgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 5 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional,<br />

W+M Exklusiv, W+M Berlin.Friedrichstraße und dem<br />

Online-Magazin W+M Kompakt) 60 € inkl. MwSt. und<br />

Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH,<br />

ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: A-ROSA-Resort (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


W+M INHALT | 5<br />

28<br />

Botschafterin aus Thüringen<br />

Biathlon-Champion Kati Wilhelm<br />

Manfred Schmitz:<br />

Worauf Energiemanagement setzt......................... 38<br />

Erwin Sellering: Auf dem Weg<br />

ins nächste Jahrzehnt............................................. 39<br />

Ralph Beckmann:<br />

Nachfolgeregelungen brauchen Bankiers .............. 40<br />

Michael Müller: Start-up-Hauptstadt ......................41<br />

Jörg K. Ritter: Familienunternehmen<br />

am Scheidepunkt ....................................................42<br />

Martin Dulig: Warum<br />

Unternehmergeist Berge versetzt ......................... 43<br />

Nora Heer: Wieso der War for Talents unser<br />

Denken verändern muss......................................... 44<br />

Dietmar Woidke: Energie-Mix mit Zukunft............. 45<br />

Veronika Hammond: Neue Verkäufer<br />

für neue Erlebniswelten.......................................... 46<br />

Holger Werner: Damit der Mittelstand<br />

auf Wachstumskurs bleibt ..................................... 47<br />

Alexander Winter:<br />

Wie eine gelungene Nachfolge motiviert............... 48<br />

Joachim Ragnitz: Wir brauchen eine<br />

wachstumspolitische Agenda................................. 49<br />

Fotos: Ingo Peters (oben), alphaspirit/fotolia.com (Mitte), Thomas Schwandt (unten)<br />

57<br />

Ratgeber<br />

Insolvenz professionell planen<br />

18<br />

Länderreport Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die A20 taktet den Norden<br />

W+M POLITIK<br />

Pro und Contra: Sollten alle Parteispenden<br />

offengelegt werden?............................................... 50<br />

W+M RATGEBER<br />

Lifestyle: Hochwertige Präsente für Weihnachten... 51<br />

Management: So übergeben Sie<br />

Ihr Unternehmen erfolgreich ...................................52<br />

Finanzen: Förderprogramm für<br />

energieeffizientes Bauen und Sanieren.................. 54<br />

Steuern: Wenn der Chef die Kiste Bier bezahlt...... 56<br />

Management: Insolvenz professionell planen........ 57<br />

Büro: Gelungene Online-Präsentationen ............... 58<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 59<br />

W+M NETZWERK<br />

Leipzig: 5. Ostdeutsches Energieforum ................. 60<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein ........................... 62<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 4<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt die Regionalausgabe<br />

W+M Thüringen bei. Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


6 | W+M AKTUELLES<br />

<br />

Marion Schöbel (52)<br />

Thüringer Windmühlenbesitzerin<br />

Der Denkmalexpertin traut mancher<br />

nicht auf Anhieb die Beharrlichkeit zu,<br />

mit der sie seit Jahren den Denkmalhof<br />

Gernewitz bei Stadtroda führt und trotz<br />

finanzieller Engpässe sowie schwieriger<br />

kommunaler Unterstützung immer<br />

weiter voranbringt. Die Thüringerin, die<br />

nach der Wende mit ihrem Mann eine<br />

alte Windmühle restauriert und so zu<br />

ihrer privaten Heimstatt ausgebaut hat,<br />

will mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für<br />

historische Bauwerke und deren Erhaltung<br />

wecken und fördern. Hierzu organisiert<br />

sie beispielsweise Kinder- und Jugendprojekte,<br />

Schnuppertage, Fortbildungsseminare<br />

für Erwachsene, Handwerkssommer<br />

samt Hoffesten sowie<br />

kompetente kostenlose Erstberatungen<br />

für Denkmalbesitzer und angehende<br />

Bauherren. Daneben baute sie mit<br />

ihrem Team ein Bauteil-Archiv auf, um<br />

historische Baumaterialien und Architekturdetails<br />

zu sammeln, deren Existenz<br />

ansonsten gefährdet und deren Erhalt<br />

nicht gesichert wäre.<br />

Volker Bremer (53)<br />

Leipzigs Hotelbetten-Füller<br />

Dass Leipzig seit Jahren einen Gästerekord<br />

nach dem anderen einfährt, als Besuchsdestination<br />

vor allem für Ausländer<br />

immer populärer wird und so ständig<br />

auch Nachfrage nach neuen Hotels<br />

hat, ist ganz maßgeblich der Verdienst<br />

des gebürtigen Niedersachsen. Seit<br />

2006 – und damit seit deren Gründung –<br />

führt der studierte Marketingmanager<br />

und vormalige selbstständige Unternehmensberater<br />

die Geschäfte der Leipziger<br />

Tourismus und Marketing GmbH.<br />

So stieg allein im ersten Halbjahr die<br />

Zahl der registrierten Übernachtungen<br />

um weitere 5,1 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahreszeitraum – während Dresden<br />

und Chemnitz Besucher einbüßten. Nun<br />

gibt er sich optimistisch, bis Jahresende<br />

erstmals die Marke von drei Millionen<br />

Übernachtungen knacken zu können. Inzwischen<br />

bietet Leipzig 122 Hotels und<br />

Beherbergungsbetriebe mit zusammen<br />

über 15.000 Betten. Zu Hause ist Bremer<br />

übrigens nicht in Leipzig, sondern<br />

im nordsächsischen Delitzsch.<br />

Emil Berthold (67)<br />

Hopfenzüchter aus Thüringen<br />

Dem gebürtigen Schwaben muss man<br />

doppelt dafür danken, dass es wieder<br />

aufwärts geht mit dem Hopfenanbau in<br />

Ostdeutschland. Zum einen engagiert er<br />

sich seit vielen Jahren als Vorstandschef<br />

des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale<br />

e. V. – dieser umfasst Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen und erstreckt<br />

sich damit über das zweitgrößte Anbaugebiet<br />

Deutschlands. Maßgeblich ist es<br />

etwa auch Bertholds Wirken zu verdanken,<br />

dass die Aufkaufpreise für Hopfen<br />

nun langsam wieder steigen, was auch<br />

zur Vergrößerung der Anbaufläche führt,<br />

und dass zugleich das Sortenspektrum<br />

vielfältiger wird. Zum anderen testet er<br />

gewissermaßen geheim in seinem eigenen<br />

Hopfenanbaubetrieb in Monstab<br />

bei Altenburg – den führt er inzwischen<br />

zusammen mit Sohn Christian – neue<br />

Aromasorten mit einer etwas geringeren<br />

Bitternote. Sie sollen die Attraktivität<br />

regionaler Hopfensorten unter den vielen<br />

kleinen Regional- und Privatbrauereien<br />

in Ostdeutschland weiter erhöhen.<br />

Johannes Roßrucker (52)<br />

Schloss-Erbauer aus Pirna<br />

Dass die traditionsreiche Sächsische<br />

Sandsteinwerke GmbH aus Pirna heute<br />

zu den wichtigsten Erbauern des Berliner<br />

Schlosses gehört – unter anderem<br />

rekonstruiert man alle 3.200 Einzelteile<br />

für das spektakuläre Eosanderportal<br />

– ist ganz maßgeblich das persönliche<br />

Verdienst des Geschäftsführers. Dabei<br />

war der studierte Jurist als Seiteneinsteiger<br />

in das anspruchsvolle Metier<br />

gelangt. Seit 2011 führt er das Traditionsunternehmen,<br />

das vor allem auf anspruchsvolle<br />

Denkmalrestaurierung spezialisiert<br />

ist, jedoch war er schon bald<br />

auch in seinem ursprünglichen Fach voll<br />

gefordert. Denn im Zusammenhang mit<br />

dem Potsdamer Stadtschloss schlitterte<br />

man 2012 unverschuldet in die Zahlungsunfähigkeit.<br />

Doch diese Insolvenz<br />

führte Roßrucker mit Partnern in Eigen-<br />

Fotos: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


W+M AKTUELLES | 7<br />

verwaltung durch, so war man schon<br />

ein Jahr später wieder liquide. Seither<br />

investierte der Betrieb mehrere Millionen<br />

in neue Technik sowie die Zusammenführung<br />

der zuvor verstreut gelegenen<br />

Firmenstandorte – und feierte vor<br />

kurzem 120-jähriges Bestehen.<br />

Alexander Montebaur (48)<br />

Energie-Vorstand aus Fürstenwalde<br />

Der Weg von Alexander Montebaur in<br />

die Energiebranche war schon früh vorgezeichnet.<br />

Studierte der zweifache Familienvater<br />

zunächst an der Rheinisch-<br />

Westfälischen Technischen Hochschule<br />

in Aachen Elektrotechnik, promovierte er<br />

dort im Jahr 1996 zum Dr.-Ing. auf dem<br />

Gebiet der Energietechnik. Mit dem nötigen<br />

Rüstzeug ausgestattet, bekleidete<br />

er in den folgenden Jahren Managementpositionen<br />

in verschiedenen Elektrizitätswerken<br />

Deutschlands – so in Hameln,<br />

Braunschweig und Wolfsburg. Schon länger<br />

sitzt Montebaur im Aufsichtsrat des<br />

Energienetzbetreibers E.DIS AG. Nun hat<br />

er seinen beruflichen Mittelpunkt komplett<br />

in die Firmenzentrale nach Fürstenwalde/Spree<br />

verlegt. Der 48-Jährige trat<br />

zum 1. Oktober <strong>2016</strong> als Vorstand Technik<br />

in die operative Leitung des Unternehmens<br />

ein. Zum 1. Januar 2017 wird<br />

er dann auch den Vorstandsvorsitz übernehmen<br />

und damit Bernd Dubberstein<br />

ablösen, welcher sich in den Ruhestand<br />

verabschiedet.<br />

Fotos: VNG (links), E.DIS AG (rechts)<br />

Ulf Heitmüller (51)<br />

Erdgas-Konzernchef aus Leipzig<br />

Vom Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

auf den Drehstuhl des Konzernchefs<br />

im umsatzstärksten ostdeutschen<br />

Unternehmen wechselte Anfang Oktober<br />

der diplomierte Ingenieur für Elektrotechnik.<br />

Vor dem Wechsel zur Leipziger<br />

Verbundnetz Erdgas AG (VNG) hatte<br />

Heitmüller verschiedene Fach- und<br />

Führungspositionen in der deutschen<br />

und europäischen Gaswirtschaft inne.<br />

Zuletzt arbeitete er in geschäftsführender<br />

und leitender Verantwortung – so<br />

als Executive Director Trading & Supply<br />

– für die Energie Baden-Württemberg<br />

(EnBW), die seit Oktober mit 74,2<br />

Prozent klarer Mehrheitseigentümer der<br />

VNG ist. In diesem Zusammenhang hatte<br />

er zunächst das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

übernommen. Heitmüller<br />

löst an der Konzernspitze Karsten<br />

Heuchert ab. Seine Aufgabe wird nun<br />

darin bestehen, den Großimporteur aus<br />

den roten Zahlen herauszuholen, in die<br />

dieser hauptsächlich wegen der niedrigen<br />

Erdgaspreise gerutscht war.<br />

Revitalisierung<br />

Sie kennen uns als Neubauspezialisten!<br />

Wussten Sie schon von unserer Revitalisierungskompetenz?<br />

GOLDBECK Nordost GmbH<br />

Bauen im Bestand Nordost<br />

Hauptstraße 103<br />

04416 Markkleeberg<br />

Tel. 0341 35602-500<br />

www.goldbeck.de<br />

1977 2015<br />

konzipieren • bauen • betreuen


8 | W+M AKTUELLES<br />

INDUSTRIE GEGEN EMBARGO<br />

Dresden. Für Jörg Brückner, geschäftsführender<br />

Gesellschafter des Kupplungswerks<br />

Dresden und seit Jahresbeginn<br />

Präsident der Vereinigung der Sächsischen<br />

Wirtschaft (VSW), muss die momentane<br />

Sanktionspolitik der Bundesregierung<br />

gegen Russland schnellstens aufgehoben<br />

werden. Es stünden viele Arbeitsplätze<br />

im Freistaat auf dem Spiel. So<br />

wie sein eigenes Unternehmen seien vor<br />

dem Embargo viele sächsische Firmen<br />

„in Russland die Platzhirsche“ gewesen.<br />

„Das wird jetzt verspielt, zumal dort versucht<br />

wird, verstärkt eine eigene Industrie<br />

aufzubauen“, mahnt Brückner. Finanzstarken<br />

Großunternehmen möge es<br />

gelingen, auch in solch einer Phase diesen<br />

Markt zu erhalten, doch dem Mittelstand<br />

gelinge das nicht. So fordert der Arbeitgeberpräsident,<br />

„schnellstmöglich zu<br />

geordneten Verhältnissen zurückzukehren“.<br />

Denn Russland werde auch künftig<br />

eine wichtige Rolle in der Weltgemeinschaft<br />

einnehmen, während sich zugleich<br />

zeige, dass sich über Handelsbeschränkungen<br />

keine politischen Konflikte lösen<br />

ließen.<br />

IMMER WENIGER AZUBIS<br />

Frankfurt/Main. Die Zahl der Auszubildenden<br />

in Deutschland sinkt weiter und<br />

liegt aktuell bei 1,34 Millionen. Mit nur<br />

noch 516.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen<br />

wurde im Jahr 2015 ein<br />

Negativrekord erzielt, so das Ergebnis des<br />

Mittelstandspanels der KfW Bankengruppe.<br />

Die Gründe für den Rückgang liegen im<br />

demografischen Wandel und einer wachsenden<br />

Zahl von Studierenden. Wie eine<br />

Sonderauswertung des repräsentativen<br />

KfW-Mittelstandspanels zeigt, gelingt es<br />

den kleinen und mittleren Unternehmen<br />

derzeit noch, dem negativen Trend entgegenzuwirken:<br />

Sie halten die Anzahl ihrer<br />

Auszubildenden seit fünf Jahren nahezu<br />

konstant bei 1,2 Millionen. „Die Ausbildungstätigkeit<br />

verlagert sich immer weiter<br />

in den Mittelstand”, lautet das Fazit von Dr.<br />

Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.<br />

„Dort arbeiten gut zwei Drittel<br />

der Beschäftigten bundesweit, mittlerweile<br />

aber fast 90 Prozent der Auszubildenden.<br />

Robert J. Stokes, CEO der Nielsen Tele Medical GmbH (l.), stellt Bundeskanzlerin Dr. Angela<br />

Merkel und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (2. v. r.) das drahtlose<br />

EEG-Headset vor.<br />

DRAHTLOSES EEG-HEADSET<br />

MASCHINENBAU OPTIMISTISCH<br />

Leipzig. Sieben von zehn Mitgliedsunternehmen<br />

des VDMA Ost bewerteten bis<br />

Mitte des Jahres ihre momentane Gesamtsituation<br />

als gut oder sehr gut. Fast<br />

drei Viertel der 350 Maschinenbauer in<br />

Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen registrierten laut Geschäftsführer<br />

Reinhard Pätz einen besseren oder<br />

gleich hohen Auftragsbestand. Das sind<br />

elf Prozent mehr als zu Jahresbeginn<br />

<strong>2016</strong>. Zum dritten Mal in Folge stieg damit<br />

die Zahl der Betriebe, die mehr Aufträge<br />

verbuchten. Allein die Auslastung<br />

der vorhandenen Produktionskapazitäten<br />

erhöhte sich vom ersten zum zweiten<br />

Quartal <strong>2016</strong> um 1,5 auf 87 Prozent.<br />

Stabil zeigt sich zudem das Auftragspolster<br />

der Unternehmen. Der aktuelle Auftragsbestand<br />

reicht momentan im Branchendurchschnitt<br />

für 4,2 Produktionsmonate.<br />

Damit sei der Blick trotz der Einbrüche<br />

auf dem wichtigen russischen Markt<br />

wieder optimistischer, so Pätz.<br />

NEUE WEIZENSTÄRKEANLAGE<br />

Zeitz. Die Südzucker AG hat in Zeitz eine<br />

neue Weizenstärkeanlage in Betrieb genommen<br />

und dafür 125 Millionen Euro<br />

Magdeburg. Die amerikanische Nielsen<br />

Tele Medical GmbH hat ihren Standort<br />

in Magdeburg eröffnet. Hier wird sie<br />

das gemeinsam mit Medizinern der Otto-von-Guericke-Universität<br />

entwickelte<br />

drahtlose EEG-Headset produzieren.<br />

Dieses erlaubt die Beobachtung neurologischer<br />

Risikopatienten zu Hause, der<br />

Arzt kann per Ferndiagnose über therapeutische<br />

Eingriffe entscheiden.<br />

investiert. Insgesamt sind am Standort<br />

jetzt 400 Arbeitskräfte für Südzucker tätig.<br />

Die Ernährungswirtschaft leistet einen<br />

nicht zu unterschätzenden Beitrag zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung der Region.<br />

BOOM AM WOHNUNGSMARKT<br />

Dresden. Der Wohnungsbau in den mitteldeutschen<br />

Ländern steuert auf ein Rekordjahr<br />

zu. Im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> war<br />

allein in Thüringen die Zahl der Baugenehmigungen<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

mit 4.282 Einheiten um 43 Prozent<br />

gestiegen. In Sachsen verzeichnete<br />

die Immobilienwirtschaft ein Plus von<br />

gut einem Viertel auf 6.702 neu genehmigte<br />

Wohnungen. Geringer fiel dagegen<br />

mit 17 Prozent der Zuwachs in Sachsen-Anhalt<br />

aus: Hier wurden 2.368 Bauvorhaben<br />

zugelassen. Das letzte Mal waren<br />

in der Dreiländerregion im Jahr 2000<br />

so viele Wohnungsbauten bewilligt worden.<br />

Indes rührt diese Konjunktur maßgeblich<br />

auch aus dem wachsenden Bedarf<br />

an Flüchtlingsunterkünften. Allein in<br />

Thüringen entfiel auf diesen ein Drittel<br />

der genehmigten Wohnungen. Genehmigt<br />

heiße aber noch nicht gebaut, heißt<br />

es beim Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften<br />

unter kritischem Verweis<br />

auf derzeit ebenfalls spürbar zule-<br />

Foto: Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt/Franziska Krüger<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


W+M AKTUELLES | 9<br />

gende Baulandpreise sowie „ausufernde<br />

Bauvorschriften“, die die Planungskosten<br />

in die Höhe trieben.<br />

Trotz sinkender Zahl der Unternehmens gründungen<br />

bleibt Berlin Deutschlands Start-up-Metropole.<br />

ERSTE TÜRKISCHE INVESTITION<br />

Sassnitz. Mukran Port, der ehemalige Fährhafen<br />

Sassnitz, hat die erste türkische Industrieansiedlung<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

realisiert: Die Deutsche BOGENN<br />

GmbH, Tochterfirma der MIR Holding mit<br />

Sitz in Istanbul, wird hier Kunststoffrohre<br />

und Verbindungselemente für Trinkwasser,<br />

Abwasser, Heizung und die Bewässerung<br />

landwirtschaftlicher Flächen herstellen. Ziel<br />

ist überwiegend der deutsche Markt.<br />

GRÜNDERHAUPTSTADT BERLIN<br />

Berlin. Die Hauptstadt bleibt Deutschlands<br />

Start-up-Metropole. Dies belegt<br />

der aktuelle Gründerindex der BBB Bürgschaftsbank<br />

zu Berlin-Brandenburg. Allerdings<br />

zeigt sich ein rückläufiger Trend<br />

beim Gründungsgeschehen – in Berlin<br />

ebenso wie bundesweit. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr sank 2015 die Zahl der Gründungen<br />

in Berlin um 5,4 Prozent. Verantwortlich<br />

hierfür war eine negative Entwicklung<br />

bei kleingewerblichen Gründungen.<br />

Die Hauptstädter machen sich<br />

vor allem im Dienstleistungssektor selbstständig.<br />

Hier stechen wissens- und forschungsgetriebene<br />

Gründungen heraus.<br />

Hingegen mangelt es an Berliner Unternehmen,<br />

die Neuentwicklungen von Gründern<br />

zur Produktreife bringen und produzieren.<br />

Die Produktion erfolge deshalb oft<br />

bei Vertragspartnern außerhalb Berlins, so<br />

die Autoren des BBB-Gründerindex <strong>2016</strong>.<br />

Foto: CCA Projekt GmbH (unten)<br />

15 JAHRE BERLIN CAPITAL CLUB<br />

Das Präsidium des Berlin Capital Club: Nils Busch-Petersen, Claus R. Mayer, Jörg Woltmann,<br />

Dr.-Ing. E. h. Heinz Dürr und Dieter R. Klostermann (v. l.).<br />

Berlin. Am 6. November <strong>2016</strong> feiert der<br />

Berlin Capital Club sein 15-jähriges Bestehen<br />

und blickt auf außerordentlich erfolgreiche<br />

Jahre zurück. Gegründet im<br />

Jahr 2001 von Dieter R. Klostermann und<br />

Dr.-Ing. E. h. Heinz Dürr entwickelte sich<br />

der Club zum führenden Business-Club<br />

in Deutschland.<br />

„Dieses Jubiläum erfüllt uns mit Freude<br />

und Stolz. Hinter dem Erfolg stehen unter<br />

anderem exzellente Veranstaltungsreihen,<br />

das hohe Dienstleistungsniveau und das<br />

Streben, uns immer weiterzuentwickeln<br />

– orientiert an den hohen Ansprüchen unserer<br />

Mitglieder“, so Jörg Woltmann, Präsident<br />

vom Berlin Capital Club. Auf den<br />

Club-Geburtstag wird am 4. November<br />

<strong>2016</strong> im Rahmen der Herbstparty „15 Jahre<br />

Berlin Capital Club“ angestoßen.<br />

Der Cluberfolg basiert nicht zuletzt auf<br />

der Kontinuität der Mitglieder und Mitgliederveranstaltungen.<br />

So sind 60 Prozent<br />

der Gründungsmitglieder seit 2001<br />

noch heute Mitglieder. Dem ersten Gastsprecherlunch<br />

des Clubs mit S. E. Daniel<br />

R. Coats, damals Botschafter der USA<br />

in Deutschland, folgte seitdem eine Reihe<br />

von Events mit renommierten Persönlichkeiten.<br />

Auch große Namen wie Michail<br />

Gorbatschow oder Google-Deutschland-<br />

Chef Phillip Justus wählten und wählen<br />

den Club als Rahmen für Hintergrundgespräche.<br />

Der Berlin Capital Club wird von der CCA-<br />

Gruppe betrieben. Als Mitglied des Berlin<br />

Capital Club genießt man gleichzeitig<br />

alle Mitgliederprivilegien und Annehmlichkeiten<br />

des International Associate Clubs<br />

Netzwerkes, dem weltweit fast 250 Clubs<br />

angehören. www.berlincapitalclub.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


10 | W+M AKTUELLES<br />

GRÜNE ENERGIE FÜR EBERSWALDE<br />

Eberswalde. Im brandenburgischen Eberswalde<br />

wird seit einigen Wochen mit klimaschonender<br />

Wärme geheizt. Der regionale<br />

Energiedienstleister EWE versorgt zwei<br />

Stadteile, das Nordend und das Leibnitzviertel,<br />

mit CO ²<br />

-armem Strom beziehungsweise<br />

Wärme. Möglich macht dies das neue<br />

Blockheizkraftwerk des Unternehmens, in<br />

dem nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-<br />

Kopplung aus Erdgas gleichzeitig Strom<br />

und Wärme gewonnen werden kann. Rund<br />

Das Blockheizkraftwerk in Eberswalde wandelt<br />

CO ²<br />

-armes Erdgas in Strom und Wärme um.<br />

2.000 Wohnungen, ein Krankenhaus und<br />

mehrere öffentliche Einrichtungen profitieren<br />

von dieser sauberen Energieproduktion.<br />

Bis zu 69 Prozent Kohlenstoffdioxid (CO ²<br />

)<br />

spart das Blockheizkraftwerk im Vergleich<br />

zum herkömmlichen deutschen Strom-Mix<br />

ein. „Wir nehmen das Thema Klimaschutz<br />

sehr ernst und tun im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />

aktiv etwas dafür“, betont der Leiter<br />

der EWE-Geschäftsregion Brandenburg/<br />

Rügen Dr. Ulrich Müller die unternehmerische<br />

Verantwortung für den Umweltschutz.<br />

SPARKASSEN MIT KREDITREKORD<br />

Berlin. Die 45 Mitgliedssparkassen des<br />

Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV)<br />

bewilligten im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> neue<br />

Kredite in Höhe von 2,4 Milliarden Euro.<br />

Damit hat die Kreditvergabe der OSV-Sparkassen<br />

an Unternehmen und Selbstständige<br />

einen neuen Höchststand erreicht.<br />

Auch die Kreditvergabe an Privatpersonen<br />

verzeichnete mit 2,13 Milliarden Euro<br />

einen Spitzenwert. Im ersten Halbjahr lag<br />

der Kreditzuwachs in beiden Marktsegmenten<br />

deutlich über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Insgesamt bewertete der OSV die<br />

Geschäftsergebnisse der Sparkassen in<br />

Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt als „noch zufriedenstellend“.<br />

Bei der Präsentation der<br />

Halbjahreszahlen kritisierte der Geschäftsführende<br />

Präsident des OSV Dr. Michael<br />

Ermrich zugleich die zunehmende Regulierung<br />

im Bankensektor. Als Paradebeispiel<br />

für Überregulierung nannte Ermrich<br />

die Umsetzung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie,<br />

welche die Kreditvergabe<br />

im Wohnimmobilienbereich für junge Paare,<br />

ältere Menschen oder Selbstständige<br />

erheblich erschwere.<br />

Insgesamt berichteten die ostdeutschen Befragungsteilnehmer<br />

im Verarbeitenden Gewerbe, im Bauhauptgewerbe und<br />

im Einzelhandel von deutlich besseren Geschäften als im Vormonat.<br />

Im Bauhauptgewerbe erreichte die Lageeinschätzung<br />

sogar einen neuen Höchststand. Zusätzlich hellten sich in allen<br />

drei Bereichen auch die Geschäftsaussichten auf. Im ostifo<br />

Geschäftsklima Ostdeutschland im September <strong>2016</strong><br />

OSTDEUTSCHE BAUWIRTSCHAFT AUF ZU NEUEN HÖHEN<br />

Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft*<br />

der ostdeutschen Bundesländer zog im September<br />

kräftig an und wetzte damit seine Delle aus dem Vormonat<br />

aus. Die Geschäfte liefen sehr viel besser als im August<br />

und die Geschäftserwartungen drehten wieder, wenn auch nur<br />

geringfügig, ins Positive.<br />

Das ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft<br />

Ostdeutschlands konnte indessen nur geringfügig zulegen. Während<br />

die ostdeutschen Einzelhändler und Bauunternehmer verstärkt<br />

Personal aufbauen wollen, trübten sich die Beschäftigungserwartungen<br />

unter den hiesigen Industriefirmen und Großhändlern<br />

geringfügig ein.<br />

deutschen Großhandel drückten hingegen schlechter laufende<br />

Geschäfte und weniger optimistische Geschäftserwartungen<br />

auf die Stimmung.<br />

ifo Geschäftsklima<br />

VORMONAT 5,7 SEPTEMBER 10,4<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

VORMONAT 7,8 SEPTEMBER 12,4<br />

Bauhauptgewerbe<br />

VORMONAT 3,5 SEPTEMBER 7,9<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Michael Weber und Prof. Joachim Ragnitz<br />

VORMONAT 1,4 SEPTEMBER 2,3<br />

VORMONAT 2,6 SEPTEMBER 8,2<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: Eberswalde Technik<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


Mitarbeitersuche<br />

BMW<br />

Ostdeutschland<br />

Freude am Fahren<br />

MIT NEUEN KRÄFTEN.<br />

MIT EINEM STARKEN HÄNDLERNETZ IN DIE ZUKUNFT<br />

IN DER BMW VERTRIEBSREGION OST.<br />

Seit 25 Jahren engagieren wir uns leidenschaftlich in Ostdeutschland. Schaffen neue<br />

Arbeitsplätze, bieten innovative Technik und eine einzigartige Produktpalette für anspruchsvolle<br />

Fahrer. Engagieren Sie sich mit! Verstärken Sie unsere Händler in der Region Ost als<br />

– motivierte Automobilverkäufer (m/w),<br />

– begeisternde Product Genius (m/w),<br />

– kompetenter Mitarbeiter im Service (m/w)<br />

– kreative Marketingverantwortliche (m/w).<br />

Leidenschaft entfacht?<br />

Erfahren Sie mehr bei der von uns beauftragten Agentur (IMB Gruppe, Nancy Zabel)<br />

unter Tel. 03322 501955 oder unter nancy.zabel@imb-gruppe.de.<br />

Ihre BMW Partner in Ostdeutschland.


12 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Ähnlich in Sachsen, wo noch Anfang<br />

September 5.400 freie Stellen auf<br />

knapp 3.400 unentschlossene Jugendliche<br />

warteten. Laut Landesarbeitsagentur<br />

in Chemnitz stehen in vielen Berufen<br />

– etwa Werkzeugmechaniker, Fleischer<br />

oder Klimatechniker – jedem potenziellen<br />

Bewerber gut zehn Lehrstellen gegenüber.<br />

Doch selbst mancher Jugendliche,<br />

der dann anfrage, bestehe nicht den<br />

„Realitätstest“, beobachtet Ausbildungsexperte<br />

Volker Becherer von der Handwerkskammer<br />

in Halle: Sie kämen halt<br />

„mit falschen Vorstellungen“.<br />

Angehende Steinmetze und Bildhauer bei der historisch angehauchten Freisprechung auf dem<br />

Leipziger Augustusplatz.<br />

Lehrlingsmisere<br />

ist auch hausgemacht<br />

Die ostdeutsche Wirtschaft kann in diesem Herbst tausende<br />

Ausbildungsplätze nicht besetzen. Besonders schlimm sieht<br />

es im Handwerk aus. So erinnert man sich inzwischen auch<br />

an Jugendliche, etwa mit Hauptabschluss, die bisher als<br />

schwer vermittelbar galten. Bei der Gewerkschaft moniert man<br />

zudem unattraktive Ausbildungen und teils deutlich zu niedrige<br />

Lehrlingsentgelte. Von Harald Lachmann<br />

Die Lage hat sich ins Gegenteil verkehrt:<br />

Suchten noch vor wenigen<br />

Jahren tausende Schulabgänger<br />

eine Lehrstelle, sind es heute die Unternehmen,<br />

die an einem schweren Engpass<br />

laborieren. Jeder dritte deutsche Betrieb<br />

kann nicht mehr alle Ausbildungsplätze<br />

besetzen. Noch kurz vor Lehrjahresbeginn<br />

vermeldete die Bundesarbeitsagentur<br />

172.200 unbesetzte Lehrstellen – bei<br />

nur 148.000 noch suchenden Bewerbern.<br />

Und im Osten, wo nun der Geburtenknick<br />

zuschlägt, ist die Situation besonders dramatisch.<br />

Hier bleiben in diesem Herbst 45<br />

Prozent der Stellen frei.<br />

Schwer haben es klassische Handwerksberufe<br />

– vom Bäcker über den Schmied<br />

bis zum Steinmetz. Ihnen wird offenbar<br />

kein goldener Boden mehr beigemessen.<br />

Junge Leute zieht es eher in Bereiche,<br />

in denen man nicht zu zeitig aufstehen<br />

muss oder sich bei körperlich fordernder<br />

Arbeit die Hände schmutzig macht. Eben<br />

das konterkariert auch jenen Boom, den<br />

gerade das Handwerk Ost erfährt – so in<br />

Thüringen, wo der Zweig 150.000 Menschen<br />

beschäftigt, von denen aber bald<br />

viele in Rente gehen. Jeder fünfte der<br />

31.000 Handwerksbetriebe sucht denn<br />

Nachwuchs.<br />

Tausende freie Plätze vermeldeten denn<br />

zu Lehrjahresbeginn auch die Handwerkskammern<br />

in Sachsen-Anhalt, Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Der langsam vergreisende Nordosten bekommt<br />

im aktuellen „Ländermonitor berufliche<br />

Bildung“ der Bertelsmann Stiftung<br />

sogar den bundesweit schlechtesten<br />

Auftritt attestiert. So bilden hier nur<br />

noch 13 Prozent der Betriebe aus, aber<br />

auch die Zahl der Bewerber schrumpfte<br />

auf ein Drittel des Standes von 2008. Die<br />

Unternehmervereinigung VUMV spricht<br />

diesbezüglich von einer „erheblichen Herausforderung“.<br />

Aber auch in Halle ist es nicht viel anders.<br />

Sei hier 2013 nur jede zehnte Lehrstelle<br />

freigeblieben, wäre es nun schon<br />

jede vierte, so Becherer. Und selbst, wo<br />

ein Lehrvertrag unterschrieben wurde,<br />

ziehe sich der Bewerber zuweilen noch<br />

kurzfristig zurück. Zeit zum Handeln also<br />

für Betriebe wie Kammern. Wer es sich<br />

als Handwerksmeister leisten kann, lockt<br />

Lehrlinge mit „Bonbons“: ein Zuschuss<br />

zum Führerschein oder kostenlose Informatikkurse.<br />

Im Kammerbezirk Cottbus<br />

geht mancher Chef noch weiter: Azubis<br />

trainieren im hauseigenen Fitnessstudio,<br />

bekommen Tankgutscheine oder einen<br />

Auslandsaufenthalt finanziert.<br />

In Sachsen werden zudem durch die<br />

Kammern verstärkt ausländische Lehrlinge<br />

geworben – mit Erfolg. Denn so gibt<br />

es hier erstmals seit fünf Jahren wieder<br />

steigende Azubi-Zahlen: Man gewann<br />

junge Vietnamesen für Pflegeberufe sowie<br />

Bewerber aus Spanien und der Ukra-<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 13<br />

ine für Metallbetriebe und Handwerk.<br />

Überdies erinnern sich Kammern und<br />

Behörden in den ostdeutschen Ländern<br />

plötzlich auch jener Schulabgänger, die<br />

vor Jahren noch als schwer vermittelbar<br />

galten, etwa Abgänger mit Hauptschulabschluss.<br />

Inzwischen gibt es für etwa<br />

1.000 junge Leute mit Lernbeeinträchtigung<br />

oder Verhaltensauffälligkeiten in<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

einen speziellen Förderunterricht. Auch<br />

Sozialpädagogen werden ihnen zur Seite<br />

gestellt. Adressiert ist diese Initiative<br />

„Zukunftschance assistierte Ausbildung“,<br />

die von Bund und EU kofinanziert<br />

wird, auch an alleinerziehende junge Mütter,<br />

Bewerber mit pflegebedürftigen Angehörigen<br />

und jene, die schon mehrere<br />

Ausbildungen abbrachen.<br />

Auf den Prüfstand gehören für den Soziologen<br />

Martin Baethge von der Uni Göttingen<br />

auch andere Aspekte, etwa freizeitfeindliche<br />

Arbeitszeiten oder unattraktive Ausbildungsinhalte.<br />

So sei jeder zweite junge<br />

Koch oder Bäckergeselle im Land inzwischen<br />

„nicht ausbildungsadäquat beschäftigt“.<br />

Hierbei spielt auch die Bezahlung eine<br />

wesentliche Rolle – und zwar meist schon<br />

während der Lehre, wo sich zwischen Ost<br />

und West sowie den Branchen teils große<br />

Unterschiede auftun. Als Extrembeispiele<br />

gelten hierbei der Maurerlehrling am Rhein,<br />

der knapp 1.400 Euro im Monat erhält, und<br />

der Florist (475 Euro) oder die Friseurin<br />

(269 Euro) im Osten. Für Reinhard Bispinck<br />

von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung<br />

steht fest: „Branchen, die keine<br />

Azubis finden, zahlen oft schlecht.“<br />

<br />

W+M<br />

Foto: HWK Gera<br />

Schmiede-Azubis beim alljährlichen Tag des Handwerks in Jena.<br />

GROSSARTIGER KAFFEE,<br />

OHNE GROSSEN AUFWAND.<br />

Genießen Sie unendliche Kaffeevielfalt.<br />

Erleben Sie die innovative Kaffeetechnologie.<br />

Und entdecken Sie das mit dem begehrten Red Dot<br />

Award „Best of the Best <strong>2016</strong>“ ausgezeichnete<br />

Design. Das Kaffeesystem für alle Unternehmen,<br />

die bei Kaffee keine Kompromisse machen.<br />

JETZT<br />

KOSTENLOS<br />

TESTEN!<br />

Live in Ihrem Unternehmen. Kostenlos und unverbindlich!<br />

www.promesso-erleben.de


14 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Der Holländische Schwimmkran „Taklift 4” transportiert Bauteile zum geplanten<br />

Offshore-Wind-Projekt „Wikinger“ von Iberdrola. Diese werden dann auf das<br />

35 Kilometer nordöstlich vor der Insel Rügen gelegene Baufeld geschleppt.<br />

Offshore-Energieregion Vorpommern<br />

Die Wikinger kommen –<br />

direkt aus der Ostsee<br />

Als mitten in der Hochsaison zahlreiche<br />

Urlaubsgäste und Einheimische<br />

die Aktivitäten im Mukran<br />

Port bei Sassnitz beobachteten, konnten<br />

sie die bis 65 Meter hohen und 650 Tonnen<br />

schweren Metallkonstruktionen nicht<br />

übersehen. So genannte „Jackets“, Fundamente<br />

für Offshore-Windenergieanlagen,<br />

bildeten eine eindrucksvolle Kulisse<br />

an der Ostküste Rügens.<br />

Derzeit entsteht 35 Kilometer nordöstlich<br />

vor Deutschlands größter Insel mit „Wikinger“<br />

der dritte Offshore-Windpark in<br />

der Ostsee vor der Küste Vorpommerns.<br />

Das Unternehmen Iberdrola errichtet dort<br />

70 Fünf-Megawatt-Anlagen, die nach der<br />

Fertigstellung Ende 2018 Strom für circa<br />

350.000 Haushalte produzieren werden.<br />

Insgesamt hat das Projekt ein Investitionsvolumen<br />

von 1,4 Milliarden Euro.<br />

Der Hafen in Sassnitz-Mukran dient als<br />

Ausgangspunkt für die Installation der<br />

Windparks, profitiert aber auch langfristig<br />

von den Entwicklungen. Harm Sievers,<br />

Geschäftsführer der Fährhafen Sassnitz<br />

GmbH, betont die Bedeutung des Baus:<br />

„Iberdrola ist das erste Unternehmen, das<br />

seinen Stützpunkt für Betrieb und Wartung<br />

am Standort errichtet – weitere werden<br />

folgen. Das sind langfristige Ansiedlungen<br />

und damit verbundene Arbeitsplätze.“<br />

Im Rahmen des Richtfestes für das<br />

neue Betriebsgebäude teilte Jürgen Blume,<br />

Geschäftsführer der Iberdrola Renovables<br />

Offshore Deutschland Zwei GmbH,<br />

mit, dass der Sitz der Gesellschaft von Berlin<br />

nach Sassnitz verlegt werden wird.<br />

Die Geschäftstätigkeiten am Mukraner<br />

Offshore-Terminal werden nach Fertigstellung<br />

von „Wikinger“ andauern. Auch das<br />

deutsche Unternehmen E.ON baut einen<br />

Windpark vor Rügen. Unter dem Namen<br />

„Arkona” soll er in drei Jahren ans Netz<br />

gehen und ebenfalls von Sassnitz-Mukran<br />

aus gesteuert werden. Begonnen wird hier<br />

mit dem Bau eines Betriebs- und Servicegebäudes.<br />

Bei jedem Windpark entstehen<br />

auf der Insel Rügen dauerhaft rund 50 Arbeitsplätze.<br />

Trotz der positiven Entwicklungen in Sassnitz-Mukran<br />

schaut die Branche nicht mit<br />

vollem Optimismus in die Zukunft. Die<br />

in der EEG-Novelle vorgesehene Reduzierung<br />

des jährlichen Ausbaus der Offshore-Windenergie<br />

nach 2020 gefährdet<br />

die Wertschöpfung und Beschäftigung in<br />

der Offshore-Windbranche. Um Mecklenburg-Vorpommern<br />

als führende Region<br />

mit Windenergie-Kompetenz weiterzuentwickeln,<br />

hat sich bereits 2005 der<br />

Foto: Fabian Hoppe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 15<br />

Verein WindEnergy Network e. V. (WEN)<br />

gegründet. Mit derzeit 132 Unternehmen<br />

setzt er sich durch aktive Lobbyarbeit,<br />

Vernetzung, Bündelung von Informationen<br />

und Know-how für deren Stärkung<br />

ein. Beispielhaft sind dabei die Zuliefertage,<br />

die das WEN mit Iberdrola für den<br />

„Wikinger“-Windpark und in diesem Jahr<br />

mit E.ON für den Windpark „Arkona“ organisiert<br />

hat. Diese Tage nutzten mehr als<br />

170 regionale Unternehmen, um sich mit<br />

dem Betreiber und seinen Hauptauftragnehmern<br />

zu vernetzen.<br />

Foto: Formstaal GmbH & Co. KG<br />

Ein solches regionales Unternehmen ist<br />

die Formstaal GmbH & Co. KG aus Stralsund.<br />

Es konstruiert und fertigt unter anderem<br />

Sonderlösungen für die Herstellung<br />

von Komponenten im Bereich der regenerativen<br />

Energie. „Unser Motto ist ‚Shape<br />

the future‘, die Zukunft gestalten“, betont<br />

Geschäftsführer Uwe Husmann. „Dabei<br />

wird in der Umsetzung auf höchste Präzision<br />

geachtet, um Wasser und Luft beste<br />

Strömungseigenschaften zu ermöglichen.“<br />

Beispielhaft seien hier die 3Dgeformten<br />

Ein- und Auslassstrecken für<br />

Wasserkraftwerke, die mehrdimensional<br />

verformten Flächen aus Stahl und Aluminium<br />

für Rotorblätter von Windkraftanlagen,<br />

nicht symmetrische Rohrelemente für Biomassekraftwerke<br />

sowie Rotorschaufeln<br />

Fertigung von passgenauen Bausätzen aus zugeschnittenem und dreidimensional geformtem<br />

Metallblech bei Formstaal.<br />

für Turbinen und Bauteile für Konverterplattformen<br />

genannt.<br />

Diese positive Entwicklung rund um die Erneuerbaren<br />

Energien und speziell die Offshore-Windenergie<br />

ist nicht zufällig. Natürlich<br />

profitiert die Region von ihrer Lage am<br />

Meer. „Vorpommern bietet aber auch eine<br />

sehr gute Infrastruktur für den Ausbau der<br />

Offshore-Windindustrie. Voll erschlossene<br />

Gewerbe- und Industriegebiete – teils direkt<br />

an der Hafenkante – bieten beste Voraussetzungen<br />

für die Etablierung von Produktion<br />

und Logistik in dieser Branche“,<br />

summiert Rolf Kammann, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern<br />

mbH.<br />

Karl Kuba<br />

Wind & Sonne, Energie & Meer<br />

auf Deutschlands Sonnendeck<br />

Fotos: TClemens Menzel · fotolia.com/zentilia | made by WERK3.de<br />

Energiewirtschaft<br />

Klimaneutrale Produktionsmöglichkeiten dank Wind, Wärme, Sonne<br />

Stabile Grundlastfähigkeit bei Strom, Gas und Wärmeenergie<br />

Aussichtsreiche Standorte für energieintensive Vorhaben<br />

Attraktive Förderkulisse für Investitionen<br />

Lebensqualität eines beliebten Urlaubslandes<br />

www.invest-in-vorpommern.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


16 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Pflege in Not<br />

Zwischen Fachkräftemangel in den Pflegeeinrichtungen und<br />

steigenden Zahlen Pflegebedürftiger entwickelt sich in den neuen<br />

Ländern ein ernsthaftes Problem. Die Branche entfaltet viele<br />

Aktivitäten, auch die Politik ist gefragt. Von Dr. Ulrich Conrad<br />

immerhin 400 Euro, wobei die Unterschiede<br />

je nach Berufserfahrung und Finanzkraft<br />

der Arbeitgeber oft viel drastischer<br />

ausfallen. Kein Wunder, dass viele Altenpfleger<br />

in die Hauptstadt zur Arbeit fahren.<br />

Arbeitslose aus Spanien lernen<br />

Deutsch und arbeiten in der Altenpflege<br />

– eine Zeitlang schienen die<br />

krisengeschüttelten europäischen Südländer<br />

die perfekte Lösung für das akute<br />

Fachkräfteproblem in Pflegeheimen und<br />

bei ambulanten Pflegediensten hierzulande<br />

zu sein. Unterstützt durch EU-Fördermittel<br />

erfolgten Anwerbung und Vorbereitung,<br />

in den Regionalzeitungen lobten<br />

Heimbewohner ihre neuen Pfleger<br />

als umsichtig und motiviert – und die ließen<br />

sich das Heimweh auch im grauen<br />

Herbst selten anmerken. Trotzdem erwiesen<br />

sich manche Hoffnungen auf massenhafte<br />

Arbeitsmigration als überzogen, zudem<br />

sinken in Spanien und Portugal die<br />

Arbeitslosenzahlen. Ähnlich wie schon<br />

zuvor osteuropäische Arbeitskräfte wägen<br />

auch die Südeuropäer die Vor- und<br />

Nachteile der deutschen Pflegebranche<br />

genau ab. Wenn sich in anderen Regionen<br />

besser bezahlte Jobs finden, fällt ihnen<br />

der Wechsel nicht schwer. Ein Problem,<br />

das die neuen Länder ganz besonders<br />

hart trifft. Ausgebildete Altenpfleger<br />

verdienen hier nach Angaben einschlägiger<br />

Job-Portale im Durchschnitt zwischen<br />

1.800 (Sachsen-Anhalt) und knapp 2.000<br />

Euro (Brandenburg) im Monat brutto. In<br />

Baden-Württemberg und Bayern sind es<br />

2.700 Euro. Ursache sind die Pflegeentgelte,<br />

die in den Ost-Ländern sehr viel<br />

niedriger liegen. Zwischen dem Pendler-<br />

Land Brandenburg und Berlin beträgt die<br />

Differenz beim Bruttomonatseinkommen<br />

Für Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

im sogenannten Berliner<br />

Speckgürtel hat sich das Gefälle zu einem<br />

viel ernsteren Problem entwickelt als die<br />

Einführung des Mindestlohns. Die Volkssolidarität<br />

Brandenburg, die zu den großen<br />

Akteuren im Sozialbereich gehört,<br />

beklagt mangelndes Interesse der Politik:<br />

Inzwischen müssten Pflegedienste und<br />

Sozialstationen bereits Patienten ablehnen,<br />

weil Pflegekräfte fehlen, so die Brandenburger<br />

Vorstandsvorsitzende Roswitha<br />

Orban. Zwar werden Ausbildung<br />

und Umschulung für Pflegeberufe gefordert<br />

und gefördert, ein Viertel der Altenpfleger<br />

haben ihren Beruf dank einer<br />

durch die Arbeitsagentur geförderten<br />

Umschulung erlernt. Doch die anschließende<br />

Verweildauer ist zu gering. Nicht<br />

nur die Bezahlung spielt hier eine Rolle,<br />

sondern auch die körperliche und psy-<br />

Foto: Robert Kneschke/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 17<br />

Fotos: advita (oben), Rölleke (unten)<br />

chische Belastung, denen ältere Pflegekräfte<br />

irgendwann nicht mehr gewachsen<br />

sind. Dass der Beruf bei den – immer weniger<br />

werdenden – Schulabgängern keineswegs<br />

erste oder zweite Wahl ist, verwundert<br />

da nicht.<br />

Problem demografischer Wandel<br />

Zugleich verläuft der demografische Wandel<br />

in den neuen Ländern deutlich schneller<br />

als westlich von Werra und Elbe. Man<br />

muss gar nicht bis ins Jahr 2030 vorausschauen,<br />

in dem zum Beispiel im Land<br />

Brandenburg 845.000 Menschen älter als<br />

65 Jahre sein werden. Das sind 40 Prozent<br />

der derzeitigen Bevölkerung. Schon<br />

jetzt sind in Brandenburg 103.000 Menschen<br />

pflegebedürftig, das bedeutet einen<br />

Anteil von 4,2 Prozent an der Bevölkerung<br />

– der Bundesdurchschnitt liegt bei<br />

3,3 Prozent. Zudem gehen in den kommenden<br />

Jahren die geburtenstarken Jahrgänge<br />

in den Ruhestand, was die Pflegebranche<br />

direkt und indirekt betrifft. Deutlich<br />

mehr Pflegekräfte werden somit nicht<br />

erst in ferner Zukunft benötigt. Sehr viel<br />

mehr Pflegebedürftige bei sehr viel weniger<br />

Berufstätigen – diese Kombination<br />

birgt arbeitsmarktpolitischen Zündstoff.<br />

Laut einer Fachstudie aus dem<br />

Jahr 2014 steigt ab dem 75.<br />

Lebensjahr der Pflegebedarf<br />

stark an, bei den 85-<br />

bis 90-Jährigen haben<br />

53 Prozent eine Pflegestufe.<br />

Das brandenburgische<br />

Sozialministerium<br />

versucht, dem<br />

mit einer „Pflegeoffensive<br />

für eine verantwortungsvolle<br />

pflegerische<br />

Versorgung<br />

im Land Brandenburg<br />

auch in Zukunft“ gegenzusteuern.<br />

Die Volkssolidarität gehört zu den großen Akteuren in der Pflege.<br />

Überstunden an der Tagesordnung<br />

In allen Ost-Ländern schlagen inzwischen<br />

sowohl die Verbände der Pflegeanbieter<br />

als auch Interessenvertreter<br />

der Pflegebedürftigen Alarm. Dr. Matthias<br />

Faensen, Landesvorsitzender für<br />

Sachsen im Bundesverband<br />

privater Anbieter sozialer<br />

Dienste (bpa), sieht<br />

einen Pflegenotstand heraufziehen:<br />

„Nur durch<br />

hohe Arbeitsintensität<br />

und Überstunden halten<br />

die vorhandenen Pflegekräfte<br />

die Versorgung aufrecht“,<br />

sagte er der Leipziger<br />

Volkszeitung. Als<br />

Geschäftsführer der advita<br />

Pflegedienst GmbH,<br />

eines seit 1994 überregional<br />

tätigen Pflegedienstes<br />

mit 24 Niederlassungen<br />

in Berlin, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

und rund 1.600<br />

Mitarbeitern, dürfte er<br />

wissen, wovon er spricht.<br />

Auch die Gewerkschaft<br />

Verdi beklagt die exorbitant<br />

hohen Überstunden<br />

bei Beschäftigten<br />

in Krankenhäusern und<br />

Pflegeheimen in Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen.<br />

Dr. Matthias Faensen, Landesvorsitzender<br />

für Sachsen im Bundesverband privater<br />

Anbieter sozialer Dienste (bpa).<br />

Die Unternehmen jedenfalls rühren weiter<br />

unablässig die Werbetrommel für den<br />

Pflegeberuf, dabei auch unterstützt<br />

durch die Politik. Nach Spanien<br />

und Griechenland haben<br />

Personalverantwortliche<br />

asiatische<br />

Länder wie Vietnam<br />

oder die Philippinen<br />

im Visier.<br />

Wohl wissend,<br />

dass Gastarbeiter<br />

zunächst einmal<br />

die Sprache lernen<br />

müssen und in der<br />

Regel bei den medizinischen<br />

Kenntnissen<br />

erheblichen<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

haben. Naheliegender<br />

erscheint es, unter Flüchtlingen<br />

vor Ort nach interessierten und geeigneten<br />

Bewerbern für Medizin- und Pflegeberufe<br />

zu suchen und diesen eine Integrationsperspektive<br />

zu bieten. Wie das gelingen<br />

kann, diskutierten unlängst Mitglieder<br />

der Initiative Gesundheitswirtschaft<br />

Brandenburg. Kai-Uwe Michels, Chef der<br />

Brandenburg-Klinik in Bernau, hat sich bei<br />

Asylbewerbern in Wandlitz vorgestellt und<br />

mit Interessierten Praktika vereinbart. Von<br />

acht Bewerbern blieb letztlich einer übrig.<br />

Im Klinikum Niederlausitz mit Standorten<br />

in Senftenberg und Lauchhammer läuft<br />

ein Projekt, um geeignete Personen für<br />

Gesundheitsberufe zu identifizieren und<br />

ihnen Qualifizierung für diese Jobs anzubieten.<br />

Die Arbeitsagentur unterstützt,<br />

das Beratungsunternehmen ADLER Management<br />

ist Partner. Können große Pflegeeinrichtungen<br />

von solchen Erfahrungen<br />

profitieren? Der Aufwand ist hoch, Integration<br />

erweist sich in der Praxis als eine<br />

komplizierte und langwierige Angelegenheit.<br />

Doch schnelle und einfache Lösungen<br />

sind eben nicht in Sicht. Andreas<br />

Kaczynski, Vorstandsvorsitzender des<br />

Landespflegeverbandes Brandenburg,<br />

bringt es auf den Punkt: „Die langfristige<br />

Sicherung einer menschenwürdigen Pflege<br />

ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

– und sie ist nicht zum Nulltarif zu<br />

haben.“ An einem höheren gesellschaftlichen<br />

Stellenwert mit leistungsgerechter<br />

Bezahlung führe kein Weg vorbei. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


18 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Reger Fahrzeugverkehr auf der A20 bei Rostock.<br />

Küstenautobahn taktet den Norden<br />

Die mehr als 300 Kilometer lange Autobahn A20 in Norddeutschland<br />

ist das am heftigsten umstrittene, am dringendsten<br />

benötigte und am schnellsten realisierte Straßenbau-<br />

Großprojekt der letzten 25 Jahre. Für die Wirtschaft in<br />

Mecklenburg-Vorpommern wurde die West-Ost-Trasse zur<br />

Lebensader und zum Impulsgeber. Von Thomas Schwandt<br />

Die Freigabe der Bundesautobahn<br />

20 am 7. Dezember 2005 war ein<br />

Lückenfüller. In doppelter Hinsicht.<br />

Kurze Zeit vor diesem Tag waren bei Grimmen,<br />

Greifswald und Neubrandenburg die<br />

letzten drei, jeweils rund 17 Kilometer langen<br />

Teilstücke der A20 fertiggestellt worden.<br />

Vordem rollte der Verkehr bereits auf<br />

85 Prozent der primär geplanten 324 Kilometer<br />

Betontrasse zwischen Ost und<br />

West. In seiner Gänze schloss das Bauwerk<br />

im Nordosten eine Lücke im deutschen<br />

Autobahnnetz. Der zur damaligen<br />

Zeit amtierende Bundesverkehrsminister<br />

Manfred Stolpe prognostizierte: „Die A20<br />

wird künftig eine wichtige Verbindung zwischen<br />

den alten und neuen Ländern, aber<br />

auch zwischen West- und Osteuropa herstellen<br />

und besitzt damit europaweite Bedeutung“.<br />

Doch bevor die neue Verkehrsader quer<br />

durch Mecklenburg-Vorpommern diesem<br />

hehren Anspruch gerecht werden konnte,<br />

gingen eineinhalb Jahrzehnte ins Land,<br />

die zum einem geprägt waren von einem<br />

enormen bauplanerischen Aufwand. Die<br />

324 Kilometer A20 bedeuteten das längste<br />

in einem Stück geplante Autobahnprojekt<br />

in Deutschland. Auf den vielen Teilabschnitten<br />

wurden die Streckenverläufe<br />

zigmal geprüft, verworfen und neu erkundet.<br />

Zudem waren 105 Brücken, vier<br />

Autobahnkreuze und 35 Anschlussstellen<br />

zu errichten. Die ersten Planungen starteten<br />

1991. Der A20-Bau war von der Bundesregierung<br />

als Projekt Nr. 10 der insgesamt<br />

17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit<br />

beschlossen worden. Für die rasche<br />

Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in<br />

Ostdeutschland wurden Milliarden-Investitionen<br />

ausgelöst, doch vor allem duldete<br />

das politische Mammutvorhaben keinen<br />

Zeitaufschub. Wie er in jenen Jahren<br />

bei weitaus kleineren Verkehrsbau-Projekten<br />

in den alten Ländern durch zerrende<br />

Planungs- und Einspruchsverfahren üblich<br />

geworden war und sich bis zu zwei Jahrzehnte<br />

ausdehnte. Nachwende-Bundesverkehrsminister<br />

Günther Krause erkannte<br />

frühzeitig dieses Hemmnis und brachte<br />

das „Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz“<br />

auf den Weg, das zunächst<br />

nur für Ostdeutschland galt. So wurde es<br />

möglich, dass zwischen dem ersten offiziellen<br />

Spatenstich 1995 und der Freigabe<br />

der A20 lediglich zehn Jahre ins Land gingen.<br />

Danach wurde die beschleunigte Planung<br />

für das gesamte Bundesgebiet gesetzlich<br />

zementiert.<br />

Zum anderen waren Planung und Bau der<br />

Küstenautobahn von harscher Kritik und<br />

heftigem Widerstand begleitet. Das Zubetonieren<br />

von Landschaftsräumen hatte<br />

im Westen bei den Bürgern das Maß des<br />

Tolerierens und Erträglichen überschritten.<br />

So entzündete sich an dem Autobahnprojekt<br />

im Osten ein Ost-West-Konflikt. In<br />

einem Beitrag der „Zeit“ von 1994 wurde<br />

die Zustimmung zur A20 bei den Men-<br />

Foto: Thomas Schwandt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 19<br />

schen in Mecklenburg-Vorpommern mit<br />

90 Prozent beziffert. Ausschlaggebend<br />

hier waren wirtschaftliche Gründe. Zwischen<br />

1991 bis 1993 verlor beispielsweise<br />

die Hansestadt Wismar mindestens<br />

20 potenzielle Investoren, weil es an leistungsfähigen<br />

Transportwegen mangelte.<br />

Wider die neue Betonpiste stritten allein<br />

in Lübeck 18 verschiedene Bürgerinitiativen.<br />

Diese sorgten sich vor allem um die<br />

schützenswerte Landschaft der Wakenitz-<br />

Niederung an der Landesgrenze zwischen<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.<br />

Im Westen wurde die A20<br />

am Kreuz Lübeck mit der A1 verbunden.<br />

Das Bürgerbegehren führte zwischenzeitlich<br />

zu einem Baustopp, der 1998 in<br />

letzter Instanz vom Bundesverfassungsgericht<br />

aufgehoben wurde. Fakt bleibt,<br />

die A20 wurde unter den strengen Auflagen<br />

der europäischen Vogelschutzrichtlinie<br />

und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />

(FFH) gebaut.<br />

So beschleunigt die Autobahn entstanden<br />

war, so zähflüssig entwickelte sich der Verkehr,<br />

so schleppend entfaltete die Trasse<br />

wirtschaftliche Anziehungskraft. Für den<br />

Großraum Rostock wurden einst 65.000<br />

Fahrzeuge pro 24 Stunden prognostiziert.<br />

Die jüngste Verkehrszählung der Bundesanstalt<br />

für Straßenwesen (BASt) erbrachte<br />

auf dem westlichen Teilstück zwischen<br />

Schönberg und Rostock einen Wert von<br />

bis zu 30.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden.<br />

Im weiteren Verlauf gen Osten sinkt die<br />

Zahl auf bis zu 12.000 ab.<br />

Von Anfang an haben vor allem die Häfen<br />

an der Ostseeküste von der A20 profitiert.<br />

Von der Autobahn führt ein Zubringer direkt<br />

in den Seehafen Wismar, wo vor allem<br />

Kali und Salze sowie Forst- und Holzprodukte<br />

über die Kaikante gehen. Auch die<br />

Entwicklung des Holz-Clusters Wismar in<br />

Hafennähe mit mehreren holzverarbeitenden<br />

Betrieben ist der guten Verkehrsanbindung<br />

zuzuschreiben.<br />

Deutschlands größer Ostseehafen Rostock<br />

ist über das Autobahnkreuz A19/A20<br />

an das Hinterland in alle Richtungen ideal<br />

angebunden. Rund 60 Prozent des jährlichen<br />

Umschlags von 25 Millionen Tonnen<br />

Gütern entfallen im Fähr- und RoRo-<br />

Verkehr auf rollende Ladung. Mittelständische<br />

Logistikfirmen wie Homtrans und<br />

Zippel Logistik haben sich nahe des Autobahn-Knotenpunktes<br />

niedergelassen und<br />

verbringen Waren und Güter in alle Himmelsrichtungen.<br />

Auch die vorpommerschen<br />

Häfen Mukran Port, Stralsund, Vierow<br />

und Wolgast sind über die A20 schnell<br />

zu erreichen.<br />

Der Seehafen Rostock hat über die A19, die<br />

aus dem Hafen zum Autobahnkreuz Rostock<br />

führt, direkten Anschluss zur A20.<br />

Anders als unweit des westmecklenburgischen<br />

Teils der Autobahn A24, die Berlin<br />

und Hamburg verbindet und wo vor allem<br />

renommierte Unternehmen aus der Ernährungsbranche<br />

wie Nestlé, Dr. Oetker<br />

und Sweet Tec neue Produktionswerke errichtet<br />

haben, sind die Ansiedlungserfolge<br />

entlang der A20 noch sehr übersichtlich.<br />

Markantes Beispiel ist das Gewerbegebiet<br />

Pommerndreieck. Jahrelang lag das Areal<br />

bei Grimmen brach. Bis es 2013 das ersehnte<br />

Initial gab. Die biosanica Manufaktur<br />

GmbH, Hersteller von Bio-Trockenfrüchten,<br />

siedelte sich in Sichtweite zur A20 an.<br />

Aktuell hat sich die Hamburger AkkuSys<br />

Akkumulator und Batterietechnik Nord<br />

GmbH für das Pommerndreieck entschieden.<br />

Geschäftsführer Björn Nowosadtko:<br />

„Die Produktion an der A20 ermöglicht es,<br />

innerhalb von 48 Stunden die gängigsten<br />

Gabelstaplerbatterien an Kunden in ganz<br />

Deutschland auszuliefern.“ W+M<br />

Foto: Thomas Schwandt, Quelle Schaubild: GeoBasis - DE / BKG 2015<br />

BUNDESAUTOBAHN A20<br />

Die auch als „Küstenautobahn“ bezeichnete<br />

A20 erstreckt sich in ihrer ursprünglich<br />

geplanten Länge von 324 Kilometern<br />

zwischen dem Autobahnkreuz<br />

(AK) Lübeck (A1) in Schleswig-Holstein<br />

und dem AK Uckermark (A11) in Brandenburg.<br />

Auf 280 Kilometern quert<br />

sie auf der West-Ost-Achse komplett<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Der Neubau<br />

kostete rund zwei Milliarden Euro.<br />

Die A20 zählt zu den 17 Verkehrsprojekten<br />

Deutsche Einheit. Der Bau ist noch<br />

nicht abgeschlossen. Die Autobahn<br />

führt inzwischen rund 20 Kilometer<br />

über das Kreuz Lübeck hinaus und soll<br />

nördlich von Hamburg weiter in Richtung<br />

Westen bis nach Niedersachsen<br />

hinein verlängert werden.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


TLÄNDERSCHWERPUNK<br />

20 | W+M SCHWERPUNKT<br />

THÜRINGEN<br />

„Der Aufbau Ost<br />

ist gelungen“<br />

Optik-Fertigung bei ZEISS in Jena.<br />

In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich Thüringens Wirtschaft<br />

solide und leicht wachsend entwickelt. Vor allem die Industrie<br />

konnte ihre Umsätze weiter ausbauen. Der kontinuierliche<br />

Aufschwung sorgte für einen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen<br />

um zwei Prozent auf aktuell 786.000 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte. Von Karsten Hintzmann<br />

Einer der großen Leuchttürme der<br />

Thüringer Wirtschaft ist zweifellos<br />

die optische Industrie rund um<br />

Jena. Doch längst haben sich weitere<br />

Wirtschaftszentren im gesamten Freistaat<br />

etabliert. Folgt man einer Studie der in Erfurt<br />

ansässigen Landesentwicklungsgesellschaft,<br />

gelten heute 94 Thüringer Unternehmen<br />

als Markt- und Technologieführer,<br />

darunter 32 Weltmarktführer und 62<br />

Marktführer in Europa.<br />

Aufgrund dieser nachweislich positiven<br />

Entwicklung wünscht sich Thüringens<br />

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee<br />

(SPD) endlich eine differenziertere und faire<br />

Debatte über den seit 26 Jahren andauernden<br />

Aufholprozess seines Landes: „Ich<br />

nehme immer wieder Studien von Wirtschaftsforschungsinstituten<br />

zur Kenntnis,<br />

die sich mit dem Aufhol- und Angleichungsprozess<br />

der ostdeutschen Wirtschaft befassen.<br />

Man zieht dort nahezu ausschließlich<br />

das Bruttoinlandsprodukt heran, vergleicht<br />

Ostdeutschland mit Westdeutschland<br />

und kommt zum Schluss, dass es nach<br />

wie vor eine große Differenz gibt und der<br />

Angleichungsprozess stagniert, die Lücke<br />

zwischen Ost und West schließt sich<br />

nicht.“ Daraus werde dann mitunter geschlussfolgert,<br />

so Tiefensee kopfschüttelnd,<br />

dass es wenig Sinn mache, weiteres<br />

Geld für den Aufbau Ost auszugeben,<br />

da sich ja nichts bewege. Wolfgang<br />

Tiefensee: „Bei diesen Einschätzungen<br />

wird außer Acht gelassen, dass wir ein<br />

bewegliches Ziel erreichen wollen. Westdeutschland<br />

bleibt nicht im Marathonlauf<br />

an der Ecke stehen und wartet auf uns.<br />

Nein, Westdeutschland bewegt sich und<br />

hat hohe Wirtschaftssteigerungsraten –<br />

ähnlich wie der Osten. Daher ist es schon<br />

ein gutes Zeichen, wenn der Abstand zwischen<br />

Ost und West nicht größer wird.“<br />

Der Wirtschaftsminister hält daher<br />

den allgemein üblichen<br />

Ost-West-Vergleich für<br />

untauglich. Tiefensee:<br />

„Wir sollten stattdessen<br />

feststellen, wo<br />

Thüringen im Ranking<br />

aller Bundesländer<br />

steht. Was den<br />

Industriearbeitsplatzbesatz<br />

betrifft, ist Thüringen<br />

das stärkste ostdeutsche<br />

Bundesland und<br />

hat mittlerweile selbst Nordrhein-Westfalen,<br />

Niedersachsen und Hessen überholt.<br />

Hinsichtlich der Arbeitslosenquote stehen<br />

wir auf Platz sechs der Bundesländer, weit<br />

vor den anderen ostdeutschen Bundesländern.<br />

Bei den Lohnsteigerungen kommen<br />

wir auf knapp neun Prozent. Das ist die<br />

höchste Rate in Deutschland, auch wenn<br />

Thüringen zugegebenermaßen ein geringeres<br />

Lohnniveau als andere Länder hat. Oder<br />

kommen wir zu den Patentanmeldungen.<br />

Hier setze ich den Fokus noch enger – auf<br />

Jena. Wenn in Deutschland im Jahr 2014<br />

durchschnittlich 59 Patente auf 100.000<br />

Einwohner kommen, dann sind es in Jena<br />

195 Patente. Ein Spitzenwert!“ Wenn man<br />

auf all diese Kriterien schaue, so Tiefensee,<br />

müsse man konstatieren, dass der Aufbau<br />

Ost gelungen sei. „Wir können mit Fug und<br />

Recht sagen: Die Anstrengungen haben<br />

sich gelohnt und das eingesetzte Geld ist<br />

überwiegend gut angelegt worden und hat<br />

seine angestrebte Wirkung entfaltet. Und<br />

dennoch stehen wir auch weiter vor enormen<br />

Herausforderungen, um den Wachstumsprozess<br />

fortzusetzen. Daher<br />

ist eine zielgenaue und kraftvolle<br />

Unterstützung der<br />

strukturschwachen Gebiete,<br />

übrigens in Ost<br />

und West, dringend<br />

geboten.“ W+M<br />

Thüringens<br />

Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee.<br />

Fotos: Carl Zeiss AG (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


THÜRINGEN | 21<br />

Der Kleinwagen ADAM wird<br />

bei Opel in Eisenach gefertigt.<br />

Foto: Opel<br />

Stark vernetzt in<br />

Deutschlands Mitte<br />

Oft sind es kleine und wenig bekannte Mittelständler, die Thüringen<br />

heute zu einem der innovativsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands<br />

machen. So etablierten sich inzwischen quer durch alle Branchen<br />

um die 20 Kompetenznetzwerke und dutzende Weltmarktführer. Als<br />

umsatzstärkster Industriezweig glänzt dabei der Bereich Automotive.<br />

International für Aufsehen sorgen auch die Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (IKT) sowie die Life Sciences.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Automotive:<br />

Breite technologische Palette<br />

Schon über hundert Jahre werden in Thüringen<br />

Autos gebaut. Heute sorgen neben<br />

einigen Großbetrieben vor allem flexible<br />

Mittelständler für das Wachstum in<br />

dieser Branche. Sie verkörpern zugleich<br />

eine breite Palette an technologischen<br />

Kompetenzen. Auch die Forschungslandschaft<br />

des Landes spiegelt das wider,<br />

so dass die Firmen zugleich auf Spitzen-<br />

Know-how zurückgreifen können. Mehrere<br />

Hochschulen bieten Ingenieur-Studiengänge<br />

mit direktem Bezug zur Branche<br />

Automotive, allen voran die Technische<br />

Universität (TU) Ilmenau mit dem<br />

Fachgebiet Kraftfahrzeugtechnik und die<br />

Hochschule (HS) Schmalkalden.<br />

Mehrere Hochschulen engagieren sich<br />

auch im Branchenverein automotive thüringen<br />

e. V. (at), so die HS Nordhausen.<br />

Dieser Cluster wurde im Jahr 2000 von<br />

neun Automobilzulieferern gegründet<br />

und zählt inzwischen 99 Mitglieder mit<br />

30.000 Mitarbeitern. Mit einem Gesamtumsatz<br />

von 4,19 Milliarden Euro bestimmen<br />

sie ebenfalls klar die Spitze der wichtigsten<br />

Cluster im Freistaat. Flagge zeigte<br />

eine Reihe at-Betriebe Ende September<br />

zur 66. Internationalen Nutzfahrzeug-<br />

Ausstellung in Hannover. Ihren Gemeinschaftsstand<br />

unterstützte auch die Landesentwicklungsgesellschaft<br />

Thüringen.<br />

Durch ein enges Miteinander von Wirtschaft<br />

und Wissenschaft setzt Thüringen<br />

inzwischen auch bundes- und sogar europaweit<br />

Akzente beim Wandel zu mehr<br />

nachhaltiger Mobilität. Das Land unterstützt<br />

dies mit Förderprogrammen. Als<br />

Herzstück einer Green-Mobility-Initiative<br />

der Erfurter Regierung agiert dabei das<br />

Thüringer Innovationszentrum Mobilität<br />

(ThIMo) an der TU Ilmenau. Industriefirmen<br />

entwickeln hier gemeinsam mit Wissenschaftlern<br />

Technologien für umweltund<br />

ressourcenschonende, schadstoffarme<br />

und effizientere Verkehrsstrukturen.<br />

Thüringen liegt verkehrsgünstig in der<br />

geografischen Mitte Deutschlands. Fünf<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


22 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Autobahnen verbinden den Freistaat mit<br />

allen deutschen Metropolen sowie den<br />

Fertigungsstätten der großen Automobilhersteller.<br />

Das lockte auch Global Player<br />

an, etwa General Motors (Opel Eisenach),<br />

Magna (Heiligenstadt), Bosch (Eisenach),<br />

BMW (Krauthausen), Daimler<br />

(Kölleda) sowie die beiden Zulieferer für<br />

Turboladersysteme IHI (Ichtershausen)<br />

und BorgWarner (Arnstadt).<br />

Selbst ein weltweit tätiger Baumaschinenhersteller<br />

wurde inzwischen in Eisenach<br />

heimisch: Die Bell Equipment Ltd.<br />

aus Südafrika produziert hier Muldenkipper<br />

und gehört damit zu den deutschen<br />

Marktführern. Weitere wichtige Unternehmen<br />

der Branche sind, um nur einige<br />

wenige zu nennen, Multicar (Waltershausen),<br />

MITEC (Eisenach), Automotive<br />

Lighting (Brotterode), Eaton (Nordhausen),<br />

das Gelenkwellenwerk Stadtilm<br />

sowie Muhr und Bender (Weißensee).<br />

IKT-Bereiche:<br />

Enge Kooperation mit Forschung<br />

Viele Start-ups wie auch eine Reihe etablierter,<br />

börsennotierter Unternehmen<br />

prägen heute die Thüringer IKT-Szene.<br />

Sie umfasst 1.100 Firmen mit zusammen<br />

21.000 Mitarbeitern. Hinzu kommen 14<br />

Ihre Schwerpunkte hat die Thüringer IKT-<br />

Branche bei Hardwaresystemen in der<br />

Entwicklung und Fertigung von Nachrichtentechnik,<br />

Medientechnik, bei Personalcomputern<br />

sowie Telematik-Komponenten.<br />

Im Bereich Software fokussieren<br />

sich die Firmen auf Webtechnologien,<br />

eCommerce, Business- beziehungsweise<br />

Sicherheitssoftware, eGovernment-<br />

Anwendungen, Telekommunikation, Bildund<br />

Signalverarbeitung, Leistungselektronik,<br />

Mikrooptik, -sensorik und -elektronik,<br />

Lasertechnik, Mikrosystemtechnik<br />

sowie Nanotechnologien. Einen hohen<br />

Stellenwert nimmt zudem die Entwicklung<br />

von Embedded Systems ein, also<br />

von Softwarearchitektur, bei denen Rechner<br />

für Überwachungs-, Steuer- oder Regelfunktionen<br />

in einen technischen Kontext<br />

eingebunden werden. So forschen in<br />

Ilmenau das Institut für Mikroelektronikund<br />

Mechatronik-Systeme an Lösungen<br />

für integrierte Schalt- und Systemtechnik<br />

und das Fraunhofer-Institut für Digitale<br />

Medientechnologie IDMT an Schlüsseltechnologien<br />

für neue digitale Medienwelten,<br />

die inzwischen weltweit Interesse<br />

finden.<br />

Weltweit gefragt: Das von der Jena Med Tech GmbH entwickelte System LithoSpace®.<br />

Bei Opel in Eisenach werden auf modernsten<br />

Fertigungsanlagen alle Modellvarianten<br />

des dreitürigen Corsa sowie<br />

inzwischen auch das neue Modell<br />

Adam gefertigt. Mit rund 1.600 Mitarbeitern<br />

ist das Werk einer der größten Arbeitgeber<br />

im Freistaat. Im Motorenwerk<br />

MDC Power GmbH montieren die Teams<br />

an den Fertigungsstraßen Aggregate zwischen<br />

54 und 204 PS für eine breite Fahrzeugpalette:<br />

vom Cityflitzer smart bis zur<br />

Oberklassenlimousine.<br />

Forschungseinrichtungen und Entwicklungsinstitute,<br />

zwei Applikations- sowie<br />

sieben Gründerzentren und acht Universitäten<br />

und Hochschulen. Auch dank dieses<br />

gut ausgebildeten Fachkräftepotenzials<br />

sind in Thüringen allein bei Informations-<br />

und Kommunikationsprodukten 24<br />

weltweite Markt- und Technologieführer<br />

zu Hause. Hierzu zählen etwa IBYKUS<br />

(Erfurt), Funkwerk (Kölleda), Intershop<br />

(Jena), bluechip Computer (Meuselwitz),<br />

EPSa Saalfeld und Hyrican (Kindelbrück).<br />

Einige der in IKT-Branchen tätigen Thüringer<br />

Kompetenznetze sind zugleich<br />

eng mit den Lebenswissenschaften (Life<br />

Sciences) verbundenen, so etwa Opto-<br />

Net und SpectroNet. Eine führende Rolle<br />

spielt in diesem Zukunftsmetier aber<br />

auch der Branchenverband für Medizintechnik<br />

und Biotechnologie medways<br />

e. V. Die hierin zusammengeschlossenen<br />

Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen<br />

führen eine lange<br />

und erfolgreiche Tradition weiter. Denn<br />

aus Thüringen kommen Erfindungen wie<br />

das quecksilberfreie Thermometer, die<br />

Röntgenröhre oder das Mikroskop. Jenaer<br />

Wissenschaftler waren zudem an der<br />

Entschlüsselung der menschlichen Chromosomen<br />

8, 21 und X beteiligt.<br />

Life Sciences:<br />

Weltweit führende Produkte<br />

Gegenwärtig umfasst der Wirtschaftszweig<br />

Life Sciences in Thüringen 420<br />

Unternehmen mit 17.000 Beschäftigten.<br />

Ihre Kernkompetenzen haben sie in<br />

der Biotechnologie bei der funktionellen<br />

Genomforschung, bei Diagnostika, in der<br />

Lebensmitteltechnologie sowie bei miniaturisierten<br />

und hochparallelisierten Ana-<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


THÜRINGEN | 23<br />

(ILS) aus Stützerbach bei Ilmenau. Denn<br />

die Mikroliterspritzen und hochwertigen<br />

Glasspritzen für anspruchsvolle Medizinanwendungen,<br />

die die 30 Mitarbeiter herstellen,<br />

sind auf dem Globus weitestgehend<br />

ohne Konkurrenz. So sieht man in<br />

Denver mit der Übernahme der Thüringer<br />

eine „große Chance, die eigene globale<br />

Präsenz zu erweitern“ und in Kombination<br />

mit „der treibenden Innovationskultur<br />

von ILS den Kunden einen einzigartigen<br />

Mehrwert anbieten“ zu können.<br />

Foto: Intershop<br />

Die Thüringer Intershop Communications AG liefert Software für den Internethandel.<br />

lysesystemen. In der Medizintechnik konzentrieren<br />

sich die Unternehmen – oft gemeinsam<br />

mit Forschungseinrichtungen<br />

– auf minimalinvasive Techniken, Laseranwendungen,<br />

Implantate, Biomaterialien,<br />

Messtechnik und Sensorik. Und in<br />

der Pharmazie liegen die Schwerpunkte<br />

auf der Entwicklung und Herstellung innovativer<br />

Therapeutika und Verbandmaterialien<br />

sowie in der Produktion steriler,<br />

fester wie auch flüssiger Arzneiformen.<br />

Oft sind es auch bei den Life Sciences<br />

kleinere Unternehmen, die in ihren Segmenten<br />

inzwischen den Weltmarkt anführen.<br />

So übernahm erst im September<br />

der US-Konzern Gardner Denver Medical<br />

die Firma Innovative Labor Systeme<br />

Weitere weltweit führende Thüringer<br />

Anbieter in diesem Wachstumssegment<br />

sind unter anderem die Aeropharm<br />

GmbH aus Rudolstadt, die pharmazeutische<br />

Aerosolen und Liquida entwickelt,<br />

die auf in-vitro-Diagnostika spezialisierte<br />

Alere Technologies GmbH aus Jena,<br />

die ebenfalls in Jena beheimatete Analytik<br />

Jena – ein weltweiter Systemanbieter<br />

für analytische und bio-analytische Instrumente<br />

– und die Carl Zeiss Meditec AG<br />

mit ihren Systemlösungen für die Augenheilkunde.<br />

W+M<br />

Auf in neue Märkte!<br />

9000 Seemeilen.<br />

20 Tage.<br />

Ihr Export.<br />

Lassen Sie Ihr Know-how die Welt sehen.<br />

Wir helfen Ihnen dabei.<br />

Egal, ob in Übersee oder Europa – wir unterstützen mittel ständische<br />

Unternehmen dabei, mit ihren Produkten oder Dienstleistungen neue<br />

Märkte zu erschließen. Das Förderangebot unserer Exportinitiativen ist<br />

jetzt gebündelt und noch besser auf Ihre Anforderungen zugeschnitten.<br />

Informieren Sie sich auf: www.bmwi.de/mittelstandglobal


24 | W+M SCHWERPUNKT<br />

„Ich halte Papst Franziskus für<br />

eine faszinierende Persönlichkeit“<br />

W+M-Interview mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke)<br />

W+M: Herr Ministerpräsident, Sie führen<br />

den Freistaat Thüringen nun seit<br />

fast zwei Jahren als Ministerpräsident<br />

und stützen sich dabei auf eine denkbar<br />

knappe rot-rot-grüne Mehrheit im Landtag.<br />

Macht das Regieren noch Spaß, obwohl<br />

Sie vermutlich ständig nach Kompromissen<br />

suchen müssen?<br />

Bodo Ramelow: Ich empfinde die knappe<br />

Mehrheit nicht als Last. Ich wollte<br />

eine rot-rot-grüne Regierung und habe<br />

viele Jahre darauf hingearbeitet. Im Unterschied<br />

zu den heutigen Drei-Parteien-<br />

Konstellationen, die nach uns kamen und<br />

im Grunde alle nur eine Reaktion auf die<br />

durch die Wahlerfolge der AfD entstandenen<br />

schwierigen Konstellationen waren,<br />

sind wir hier in Thüringen die einzige<br />

Dreier-Konstellation, die sich aus freien<br />

Stücken gebildet hat. Das Besondere<br />

daran ist, dass alle drei Partner auf Augenhöhe<br />

miteinander umgehen. Die eine<br />

Stimme Mehrheit haben wir bisher nur<br />

ein einziges Mal benötigt und zwar bei<br />

meiner Wahl zum Ministerpräsidenten.<br />

Seitdem achte ich darauf, dass wir sie<br />

möglichst nicht brauchen.<br />

Bodo Ramelow: Es gab damals<br />

nicht nur Freude im Land,<br />

als wir an die Regierung kamen.<br />

Aber die Vertreter der<br />

Wirtschaft in Thüringen kennen<br />

mich seit 26 Jahren. Sie wussten<br />

aus meinem bisherigen Wirken, dass<br />

der Ramelow ein pragmatisch denkender<br />

Mensch ist, der an verlässlichen Absprachen<br />

über die nächsten Etappen der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Freistaates<br />

interessiert ist. Daher würde ich auch<br />

nicht behaupten, es gibt einzig und allein<br />

die Wirtschaftspolitik der rot-rot-grünen<br />

Landesregierung. Vieles von<br />

dem, was wir machen,<br />

ist die Fortsetzung<br />

oder auch Verstärkung<br />

von Maßnahmen<br />

die von den<br />

Vorgänger-Regierungen<br />

auf die<br />

Schiene gesetzt<br />

wurden.<br />

Es wäre also<br />

falsch zu behaupten,<br />

wir<br />

hätten in<br />

zwei<br />

Jahren alles neu erfunden. Wir haben<br />

heute die höchste Industriearbeitsplatzdichte<br />

Deutschlands. Das sage ich auch<br />

mit Stolz. Aber das ist nicht erst jetzt entstanden,<br />

sondern Ergebnis von Entwicklungen,<br />

die mit den Umbrüchen vor 26<br />

Jahren ihren Anfang nahmen.<br />

Natürlich werbe ich auf allen Reisen, die<br />

ich als Ministerpräsident absolviere, für<br />

unsere Wirtschaft. Ich fahre in Kürze<br />

zum Beispiel nach Südtirol.<br />

Wir haben drei starke Südtiroler<br />

Firmen mit Niederlassungen<br />

in Thüringen.<br />

Die hatten mich schon<br />

auf der EXPO in Mailand<br />

eingeladen. Ich möchte in<br />

W+M: Welche zählbaren Resultate<br />

hat Ihre Regierung in den<br />

letzten zwölf Monaten für den<br />

Wirtschaftsstandort Thüringen<br />

eingefahren? Gab es beispielsweise<br />

wichtige Ansiedlungserfolge?<br />

Foto: W+M<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow mit<br />

einer Lithium-Batterie aus Nordhausen.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


THÜRINGEN | 25<br />

Südtirol Werbung mit diesen Firmen für<br />

den Standort Thüringen machen und ich<br />

möchte dort auch die Gastronomie einladen,<br />

uns im Tourismus zu helfen.<br />

W+M: Als wir uns vor Jahresfrist zu unserem<br />

letzten Interview trafen, sagten Sie,<br />

die mittelständischen Betriebe seien die<br />

Thüringer Konzernzentralen der Zukunft.<br />

Gibt es aus Ihrer Sicht Unternehmen, die<br />

tatsächlich das Zeug dazu haben, in die<br />

Konzern-Liga aufzusteigen?<br />

Foto: W+M<br />

Bodo Ramelow: Wir haben 60 Weltmarktführer.<br />

Das deutet die Richtung an,<br />

in die die Entwicklung geht. Ich beobachte<br />

sehr aufmerksam, was im Bereich Elektromobilität<br />

vor sich geht. Auf meinem<br />

Schreibtisch liegt eine Lithium-Batterie<br />

– hergestellt in Nordhausen. Mit diesem<br />

Teil werden russische Proton-Raketen in<br />

den Orbit geschickt. Es gibt das Solarschiff<br />

„Race to Water“, das die Welt umrundet<br />

hat – auch dank der Lithium-Batterien<br />

aus Nordhausen. Wenn dieser Teil<br />

der Technologie industriereif ist, wird sich<br />

der Bereich der Automobilzulieferer dramatisch<br />

verändern, insbesondere was die<br />

Motoren und Antriebe betrifft. Wir stehen<br />

vor riesigen technologischen Veränderungen.<br />

Und die Herausforderung besteht<br />

darin, Thüringen für diese Zukunft<br />

fit zu machen. Wir sind in einem kontinuierlichen<br />

Austausch mit Forschungsinstituten<br />

und Universitäten und schauen, ob<br />

und wie wir Veränderungsketten für unsere<br />

kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

hinbekommen.<br />

Lassen Sie mich hier noch eine Geschichte<br />

erzählen, die schier unglaublich ist: In<br />

New York sitzt ein junger Mann und grübelt,<br />

wie man mit Internethandel einen<br />

neuen Markt aufrollen kann. Er glaubt,<br />

dass Nassrasierer eine gute Option sind.<br />

Aber er stellt fest, dass er keine Rasierklingen<br />

auf dem Markt bekommt, der –<br />

fest in der Hand von Gillette und Wilkinson<br />

– ein Oligopol ist. Aber er gibt nicht<br />

auf und wird bei seiner Suche tatsächlich<br />

fündig. Und wo? In Eisfeld, in Thüringen.<br />

Ein ehemaliger DDR-Betrieb, der überlebt<br />

hat. Dort fragt er an, ob er für seine<br />

Firma Henrys Rasierklingen bekommen<br />

kann. Er bekommt sie. Über Crowdfunding<br />

sammelt er 150 Millionen Euro ein,<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow empfing W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und<br />

Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.) in der Erfurter Staatskanzlei zum Interview.<br />

kauft das Thüringer Unternehmen und<br />

greift jetzt die Weltmarktführer an. Alle<br />

Einwegrasierer, die es bei Lidl und dm<br />

gibt, kommen aus Eisfeld.<br />

All diese Geschichten zeigen die großen<br />

Potenziale, die in unserem Land stecken.<br />

Hier geht wirklich die Post ab.<br />

W+M: Der demografische Wandel stellt<br />

auch Ihr Bundesland vor große Herausforderungen.<br />

In den nächsten zehn Jahren<br />

fehlen in Thüringen rund 280.000 Facharbeiter.<br />

Welche Maßnahmen treffen Sie,<br />

um den drohenden Fachkräftemangel abzuwenden?<br />

Bodo Ramelow: Wir müssen auf der<br />

politischen Ebene die Zuwanderungsdebatte<br />

gestalten und sollten sie ohne rassistische<br />

Untertöne führen. Deutschland<br />

braucht Zuwanderung. Dieses Land ist<br />

seit jeher durch Zuwanderung stark geworden.<br />

Nehmen wir nur Thüringen: In<br />

den vergangenen 25 Jahren haben wir<br />

hier netto 450.000 Menschen verloren.<br />

In derselben Zeit ist Bayern um 1,5 Millionen<br />

Menschen größer und stärker geworden.<br />

Ich will da gegensteuern und plädiere<br />

für eine soziale Zuwanderungsgesellschaft.<br />

Das schließt selbstverständlich<br />

ein, dass wir unsere Langzeitarbeitslosen<br />

nicht vergessen, sondern sie in den Arbeitsmarkt<br />

zurückholen und integrieren.<br />

Wir werben heute schon an. Kurz vor unserem<br />

Gespräch hier habe ich mit dem<br />

griechischen Botschafter telefoniert. Wir<br />

können hier jungen Leuten aus Griechenland<br />

eine vernünftige Ausbildung bieten.<br />

Wir haben etwa das Erfurter Berufsbildungszentrum,<br />

eine exzellente Einrichtung.<br />

Gute Ausbildungsstätten helfen<br />

bei der Ansiedlung. Als Rolls-Royce entschieden<br />

hat, sein Flugzeugmotorenwerk<br />

in Ostdeutschland anzusiedeln,<br />

hatte Brandenburg eigentlich die besseren<br />

Chancen, denn dort saß Rolls-Royce<br />

schon. Aber Erfurt hat die Ansiedlung<br />

bekommen. Entscheidend dafür war:<br />

Wir konnten über das Erfurter Berufsbildungszentrum<br />

die komplette Ausbildung<br />

des erforderlichen Fachpersonals sicherstellen,<br />

obwohl es bei uns gar keine Flugzeugbautradition<br />

gab.<br />

Der Faktor Bildung ist unglaublich wichtig,<br />

besonders die duale Bildung. Und die<br />

wird bereichert und komplettiert durch<br />

die duale Hochschule – etwa in Eisenach<br />

und Gera. Alle dualen Studiengänge werden<br />

gemeinsam mit der Wirtschaft konzipiert.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


26 | W+M SCHWERPUNKT<br />

W+M: Könnten die Flüchtlinge das Fachkräfteproblem<br />

perspektivisch lösen?<br />

Bodo Ramelow: Für mich ist die Unterbringung<br />

und Integration der Flüchtlinge<br />

ein relativ kleines Teilprojekt der eigentlichen<br />

Debatte. Wir brauchen eine organisierte<br />

und offensive Zuwanderungsdebatte<br />

in Deutschland. Und nicht eine<br />

Obergrenzen-Flüchtlingsdebatte. Wir<br />

haben in Thüringen 2,16 Millionen Einwohner<br />

und einen Bedarf an weit über<br />

200.000 Facharbeitern. Da muss es im<br />

Interesse des Landes möglich sein, die<br />

Integration von 21.000 Flüchtlingen hinzubekommen.<br />

W+M: Für einen Linken-Politiker gehen<br />

Sie mitunter ungewöhnliche Wege – Sie<br />

erhalten eine Audienz beim Papst und<br />

pflegen besondere Kontakte zum Fürstentum<br />

Monaco. Was bedeutet dem Protestanten<br />

und Sozialisten Ramelow eine<br />

Audienz beim Papst?<br />

Bodo Ramelow: Am Tag, als ich gewählt<br />

wurde, fragte mich eine Journalistin, was<br />

mein größter Wunsch wäre. Und spontane<br />

Antwort war: Eine Audienz beim Papst.<br />

Ich halte Franziskus für eine faszinierende<br />

Persönlichkeit. Ich war ja bereits als<br />

Bundestagsabgeordneter bei Papst Benedikt<br />

und fand es seinerzeit beeindruckend,<br />

als Protestant hinter die Kulissen des Vatikans<br />

schauen zu können. Das hat mir eine<br />

Menge Einblicke in die Weltkirche gegeben<br />

und mich an vielen Stellen auch zum<br />

Nachdenken über Sichten bewogen.<br />

Ich habe mich durchaus geehrt gefühlt,<br />

dass ich relativ schnell eine Audienz bei<br />

Franziskus bekam. Wobei ich hinzufügen<br />

möchte, dass ich als Ministerpräsident<br />

des Landes Thüringen auch staatsrechtlichen<br />

Anspruch auf eine Audienz habe,<br />

da wir mehrere Staatsverträge mit dem<br />

Heiligen Stuhl abgeschlossen haben und<br />

somit Vertragspartner des Vatikans sind.<br />

Mein Parteifreund Gregor Gysi hatte mir<br />

geschrieben, er wolle unbedingt auch<br />

eine Audienz haben und ich sollte in dieser<br />

Angelegenheit mal vorfühlen. Da wurde<br />

mir aber klargemacht, nein, Gysi hat<br />

keinen Staatsvertrag und könne höchstens<br />

als meine Begleitung mitreisen.<br />

Dazu ist es aber dann nicht gekommen.<br />

W+M: Vor einigen Wochen haben Sie<br />

Fürst Albert II. von Monaco durch Gotha<br />

geführt. Dort liegen die familiären Wurzeln<br />

des Fürstenhauses. Wie kann Thüringen<br />

von der Intensivierung der Kontakte<br />

zu Monaco profitieren?<br />

Bodo Ramelow: Das Thüringer Wappen<br />

hat acht Sterne. Davon stehen sieben<br />

Sterne für die ernestinischen Residenzen<br />

und der achte Stern steht für<br />

das preußische Erfurt und das Eichsfeld.<br />

Sowohl das monegassische Fürstenhaus<br />

als auch das englische Königshaus<br />

haben ihre Wurzeln in Thüringen,<br />

konkret im ehemaligen Königshaus von<br />

Sachsen, Gotha und Coburg. Die Ernestiner<br />

sind das Fundament Europas. Und<br />

warum sollte ich das nicht im Blick haben,<br />

wenn ich daraus Kontakte entwickeln<br />

oder auch vertiefen kann. Im Übrigen:<br />

Fürst Albert hat sich hochinteressiert<br />

gezeigt an den bereits erwähnten<br />

Lithium-Batterien aus Nordhausen, weil<br />

Elektroantriebe und Dekarbonisierung für<br />

ihn wichtige Themen sind.<br />

W+M: Im Gegensatz zu den meisten Ministerpräsidenten<br />

ist bei Ihnen die Diskussion<br />

über eine Neuordnung der Bundesländer<br />

kein Tabuthema. Brauchen wir<br />

eine Neuordnung der Bundesländer?<br />

Bodo Ramelow: Wir sind gerade dabei,<br />

die Zukunftsfestigkeit unseres Bundeslandes<br />

herzustellen. Wir befinden uns<br />

mitten in einer großen und durchaus<br />

kontroversen Debatte über eine Verwaltungs-,<br />

Funktional-, und Gebietsreform.<br />

Das ist nie ein Gewinnerthema. Aber alle<br />

betriebs- und volkswirtschaftlichen Kennziffern<br />

sagen uns, dass wir so nicht weitermachen<br />

können. Wir haben eine Verwaltung,<br />

die könnte eine Million Menschen<br />

mehr verwalten. Wir haben Überkapazitäten,<br />

müssen circa 8.000 Stellen<br />

ZUR PERSON<br />

Bodo Ramelow wurde am 16. Februar<br />

1956 in Osterholz-Scharmbeck geboren.<br />

Nach dem Hauptschulabschluss<br />

erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmanns.<br />

Von 1981 bis 1990<br />

war er Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen,<br />

von 1990 bis 1999 Landesvorsitzender<br />

der Gewerkschaft HBV in<br />

Thüringen. 1999 trat er der PDS bei und<br />

zog im selben Jahr erstmals in den Thüringer<br />

Landtag ein. 2004 und 2009 nominierte<br />

ihn seine Partei zum Spitzenkandidaten<br />

in Thüringen. Seit Dezember<br />

2014 steht Ramelow als Ministerpräsident<br />

an der Spitze der rot-rot-grünen<br />

Landesregierung im Freistaat. Er ist in<br />

dritter Ehe verheiratet und Vater zweier<br />

Söhne.<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


THÜRINGEN | 27<br />

abbauen. Wir bekommen das ohne Entlassungen<br />

hin, durch natürliche Fluktuation<br />

wie Verrentung. Gleichwohl gibt es<br />

Diskussionen, und da wird die Frage, ob<br />

nicht eine Länderfusion besser wäre, immer<br />

wieder gern als Ablenkung genommen.<br />

Ich tabuisiere solche Fragestellungen<br />

nicht, aber ich weiß, auch in einem<br />

fusionierten neuen Staatsgebilde müssten<br />

die Hausaufgaben gemacht werden.<br />

W+M: In knapp einem Jahr finden Bundestagswahlen<br />

statt. Vor dem Hintergrund<br />

aktueller Umfragen wird immer<br />

öfter über ein rot-rot-grünes Bündnis<br />

spekuliert. Was fehlt Ihrer Partei auf<br />

Bundesebene noch, um tatsächlich regierungsfähig<br />

zu werden?<br />

Foto: W+M<br />

Bodo Ramelow: Ich finde, wir – wie<br />

auch die möglichen Koalitionspartner –<br />

sollten den Mut haben auszuhalten, dass<br />

es neben vielen Gemeinsamkeiten auch<br />

Trennendes zwischen uns gibt. Auch darüber<br />

kann und soll man reden, aber bitte<br />

nicht in der Form wechselseitig formulierter<br />

Ausschlusskriterien. Aber es wäre<br />

gut, wenn wir das Trennende einfach akzeptieren.<br />

Dann müsste die SPD uns so<br />

annehmen wie wir sind, umgekehrt wir<br />

aber auch die SPD in ihrer Eigenständigkeit.<br />

Das ist ein Punkt, der mir manchmal<br />

an meiner Partei nicht gefällt: Dass sie<br />

immer denkt, die anderen müssten sich<br />

erst so entwickeln, wie wir schon sind.<br />

Aber dann wären sie ja Mitglied bei uns.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

Wir sind die Gestalter<br />

der Energiezukunft.<br />

Dezentral, erneuerbar, vernetzt, effizient: So wünschen sich unsere<br />

Kunden aus Industrie, Gewerbe und Kommunen ihre Energie. Wir<br />

setzen diese Wünsche in die Tat um und gestalten bereits heute<br />

die Zukunft der Energie – dabei greifen Infrastruktur, Technik und<br />

Dienstleistungen ineinander. Energieeffizienz ist für uns der Schlüssel,<br />

um wirtschaftlich zu handeln und Ressourcen zu schonen.<br />

Aktiv in allen Bereichen, die für eine nachhaltige Energiezukunft<br />

relevant sind: Das ist ENGIE.<br />

Energien optimal einsetzen.<br />

engie-deutschland.de


28 | W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />

Die Botschafterin<br />

Kati Wilhelm gehört<br />

weltweit zu den<br />

erfolgreichsten<br />

Biathleten.<br />

Kati Wilhelm ist ein echtes Thüringer<br />

Aushängeschild. Die heute 40-Jährige<br />

hat bereits in vielen Ländern Sympathien<br />

für den kleinen Freistaat in der Mitte<br />

Deutschlands gewonnen. Mit insgesamt<br />

20 Medaillen bei Olympischen Spielen<br />

und Weltmeisterschaften gehört sie<br />

zu den erfolgreichsten Biathleten<br />

weltweit. Jetzt, nach ihrer aktiven<br />

Laufbahn, ist sie Unternehmerin, ARD-<br />

Expertin, hält Vorträge und leistet<br />

wichtige Aufklärungsarbeit für frühzeitige<br />

Altersvorsorge. Von Karsten Hintzmann<br />

Ihrem Markenzeichen ist Kati Wilhelm<br />

treu geblieben – sie trägt ihr Haar fast<br />

signalrot und empfängt Gesprächspartner<br />

stets mit einem strahlenden Lächeln.<br />

Dass sie heute als Multifunktionsträgerin<br />

in einen fast militärisch engen Terminkalender<br />

gepresst ist, sieht man ihr nicht an. Die<br />

zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in<br />

Steinbach-Hallenberg lebt, sprüht einfach<br />

vor Energie und Tatendrang.<br />

Anders als andere frühere Spitzensportler<br />

schaffte Kati Wilhelm problemlos den Ausstieg<br />

aus der Loipe. Mit Bronze in der Staffel<br />

bei der Olympiade 2010 in Vancouver<br />

trat sie von der großen Bühne ab. Nur we-<br />

Kati Wilhelm (r.) und BVUK-Geschäftsführer<br />

Michael Reizel.<br />

nige Monate später tauchte sie schon wieder<br />

auf den Bildschirmen auf – als ARD-Biathlonexpertin<br />

erläutert sie seither die Rennen<br />

ihrer Nachfolger. Parallel dazu kümmert<br />

sie sich um junge Sportler und veranstaltet<br />

jedes Jahr das „Kati Nachwuchs Camp“.<br />

Einen „ordentlichen“ Berufsabschluss hat<br />

sie auch in der Tasche, sie absolvierte an<br />

der Fachhochschule Ansbach erfolgreich<br />

ein Studium in der Fachrichtung „Internationales<br />

Management“. 2014 erfüllte sie<br />

sich einen langgehegten Traum: Sie eröffnete<br />

in ihrem Heimatort ein eigenes Lokal<br />

– „Heimatlon“.<br />

In diesem Sommer nun hat Kati Wilhelm<br />

eine weitere Aufgabe übernommen, für die<br />

sie sich mit voller Überzeugung einsetzt. Sie<br />

ist neue Botschafterin der auf Altersvorsorgesysteme<br />

spezialisierten BVUK.Gruppe,<br />

die ihren Hauptsitz in Würzburg hat. In dieser<br />

Funktion leistet sie Aufklärungsarbeit<br />

für die frühzeitige Altersvorsorge und die<br />

vorausschauende Absicherung gegen Berufsunfähigkeit.<br />

BVUK-Geschäftsführer Michael Reizel freut<br />

sich, mit Kati Wilhelm eine Persönlichkeit<br />

gefunden zu haben, die international einen<br />

exzellenten Ruf genießt und die bereit ist,<br />

das große Thema Altersvorsorge voran zu<br />

bringen: „Kati Wilhelm ist nicht nur eine<br />

ideale Repräsentantin für unser Unternehmen,<br />

sondern darüber hinaus eine überaus<br />

glaubwürdige Botschafterin für die so wichtige<br />

Idee der rechtzeitigen individuellen Altersvorsorge.<br />

Sie ist einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt und als untadelige Sportlerin<br />

ein echtes Vorbild. Angesichts des<br />

maroden staatlichen Rentensystems und<br />

der daraus resultierenden Notwendigkeit,<br />

dass jeder Bürger in unserem Land zusätzlich<br />

vorsorgen muss, um im Alter seinen bisherigen<br />

Lebensstandard halten zu können,<br />

bin ich fest davon überzeugt, dass Kati Wilhelm<br />

das Thema mit ihrer Art frisch, unverstaubt<br />

und für die breite Öffentlichkeit gut<br />

verständlich angehen wird.“<br />

Kati Wilhelm freut sich auf die neue Herausforderung:<br />

„Ich halte das Thema Altersabsicherung<br />

für extrem wichtig. Auch aus Arbeitgebersicht.<br />

Immerhin bin ich inzwischen<br />

selbst Arbeitgeberin und mache mir Gedanken<br />

darüber, wie mein Unternehmen attraktiv<br />

für meine jetzigen und künftigen Mitarbeiter<br />

ist und wird. Vielfach unterschätzt<br />

wird aktuell das Thema Berufsunfähigkeit.<br />

Solch ein Schicksalsschlag kann Menschen<br />

mitunter von einem auf den anderen Tag aus<br />

dem Arbeitsleben reißen. Hier muss man<br />

einfach vorsorgen.“<br />

W+M<br />

Fotos: Ingo Peters (oben), BVUK.Gruppe (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


UND WOVON TRÄUMEN SIE?<br />

NEUGIER LIEGT DEN SACHSEN IM BLUT. So werden aus Träumen<br />

und Ideen echte Innovationen, die die Welt bereichern. Sachsen ist das<br />

Land der Erfinder, vom Audi bis zur Zeitung. Durch unsere exzellenten<br />

Wissenschaftsstandorte und eine lebendige Start-up-Szene werden wir<br />

diesem Ruf auch in Zukunft gerecht. Wie vielfältig Ihre Träume in Sachsen<br />

erfüllt werden, erfahren Sie auf:<br />

www.so-geht-sächsisch.de


30 | W+M TITEL<br />

Zukunft Ost<br />

Welche Ideen und Perspektiven unsere Elite für die<br />

Wirtschaft in den neuen Bundesländern entwickelt<br />

Ostdeutschland verfügt heute über<br />

einen zwar kleinteiligen, aber dennoch<br />

robusten, innovativen und<br />

selbstbewussten Mittelstand. Ein Unternehmertum,<br />

dem es zunehmend gelingt,<br />

auch ohne eigene Forschungsabteilungen<br />

Spitzenprodukte für den Weltmarkt<br />

zu produzieren und gegen Wettbewerber<br />

aus Fernost und Amerika zu<br />

bestehen. Das ist ein durchaus positives<br />

Zwischenfazit. Aber welche Rahmenbedingungen<br />

braucht die ostdeutsche Wirtschaft,<br />

um sich weiterzuentwickeln, um<br />

in den nächsten zehn, 20 und 30 Jahren<br />

weiter wachsen und konkurrenzfähig sein<br />

zu können? Elementare Zukunftsfragen,<br />

mit denen sich die in den neuen Bundesländern<br />

entstandene und gewachse-<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel Sigmar Gabriel Heinrich von Nathusius<br />

Dr. Dietmar Woidke Prof. Dr. Jörg K. Ritter Dr. Reiner Haseloff<br />

Holger Werner<br />

Erwin Sellering<br />

Nora Heer<br />

Christian Pegel Dr. Ralph Beckmann Iris Gleicke<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka Manfred Schmitz<br />

Veronika Hammond<br />

Bodo Ramelow<br />

Michael Müller<br />

Alexander Winter<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

Martin Dulig<br />

Fotos: BMWi_Maurice Weiss (1. Reihe 2. v. l.), W+M (2. Reihe 1. v. r.), EM.MV-Regierung (4. Reihe 1. v. l.), restliche Bildnachweise siehe Folgeseiten<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


owf<strong>2016</strong>.de<br />

W+M | 31<br />

20. – 21 . OKTOBER <strong>2016</strong>A-ROSA<br />

BAD SAAROW<br />

ne Elite befassen muss und zunehmend<br />

auch befasst. Beste Gelegenheit dazu<br />

bietet ein Gipfeltreffen, das im Oktober<br />

erstmals in Bad Saarow stattfindet.<br />

Im idyllischen Bad Saarow vor den Toren<br />

Berlins treffen sich am 20. und 21. Oktober<br />

<strong>2016</strong> Spitzenpolitiker, Familienunternehmer<br />

und führende Wissenschaftler,<br />

um über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland zu beraten.<br />

Im 26. Jahr der Deutschen Einheit findet<br />

das erste Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

(OWF) statt.<br />

Das „Davos des Ostens“ bietet den Entscheidungsträgern<br />

zwischen Rügen und<br />

dem Erzgebirge eine einzigartige überregionale<br />

Debattenplattform. In Bad Saarow<br />

sollen – über Parteigrenzen hinweg<br />

und ohne Rücksichtnahme auf Wahlzyklen<br />

– Visionen und Perspektiven für<br />

die stark mittelständisch geprägte Wirtschaft<br />

in den neuen Bundesländern entwickelt<br />

werden.<br />

Die Idee für das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

wurde vor rund zwei Jahren in der<br />

Berliner Zimmerstraße geboren, in den<br />

Redaktionsräumen des<br />

Magazins <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>.<br />

Herausgeber Frank Nehring erinnert sich:<br />

„Im Jahr 2014 bereiteten wir einen groß<br />

angelegten Rückblick auf 25 Jahre Aufbau<br />

Ost vor. Diese Zwischenbilanz lag<br />

uns sehr am Herzen. Schließlich waren<br />

die zweieinhalb Jahrzehnte seit 1990 ein<br />

Aufholprozess, der mit einem massiven<br />

und teilweise schmerzhaften Strukturwandel<br />

einher ging. Schon während der<br />

Planungen unserer Jubiläumsberichterstattung<br />

sagten wir uns: Der Blick zurück<br />

ist wichtig, aber der strukturierte Blick<br />

Neue Netze für neue Energie<br />

Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel<br />

zu mehr erneuerbarer Energie.<br />

Wir bei 50Hertz sind Vorreiter bei der sicheren<br />

Integration der erneuerbaren Energie ins Netz.<br />

Wir betreiben das Höchstspannungsnetz für<br />

rund 18 Millionen Menschen im Norden und<br />

Osten Deutschlands. Wir meinen es ernst mit<br />

unserer gesellschaftlichen Verantwortung,<br />

Stromautobahnen gemäß den Klimazielen<br />

Deutschlands und Europas zu entwickeln.<br />

Mit zahlreichen Projekten zur Verstärkung und<br />

zum Ausbau des Stromnetzes leisten wir hierzu<br />

einen wichtigen Beitrag.<br />

Mehr unter www.50 hertz.com


32 | W+M<br />

Die Linke) und Berlins<br />

Regierender Bürgermeister<br />

Michael Müller<br />

(SPD) ihre Teilnahme<br />

angekündigt, dazu<br />

die Ostbeauftragte<br />

der Bundesregierung<br />

und Staatssekretärin<br />

Iris Gleicke sowie einzelne<br />

Minister aus den<br />

neuen Ländern. Nicht<br />

zu vergessen die vielen<br />

namhaften Vertreter<br />

aus Wissenschaft<br />

und Wirtschaft.<br />

Das A-ROSA Scharmützelsee: Fünf-Sterne-Ambiente in grüner Idylle.<br />

nach vorn ist noch wichtiger. Unser Ziel<br />

war es, ein hochkarätiges Veranstaltungsformat<br />

zu entwickeln, mit dem es uns gelingt,<br />

die Spitzen aus Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Gesellschaft an einen<br />

Tisch holen und eine Diskussion über die<br />

zen-tralen Zukunftsthemen Ostdeutschlands<br />

zu führen.“<br />

Die Resonanz auf die Premiere des OWF<br />

war schon im Vorfeld absolut positiv. Davon<br />

zeugen die vielen Zusagen aus den<br />

Lagern von Politik und Wirtschaft. Neben<br />

Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel (SPD) und Bundesforschungsministerin<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU)<br />

haben die Ministerpräsidenten Dr. Dietmar<br />

Woidke (Brandenburg, SPD), Erwin<br />

Sellering (Mecklenburg-Vorpommern,<br />

SPD), Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt,<br />

CDU), Bodo Ramelow (Thüringen,<br />

Etliche Vertreter der<br />

ostdeutschen Elite, die<br />

in Bad Saarow referieren<br />

oder sich an den<br />

diversen Podiumsdiskussionen<br />

beteiligen<br />

werden, haben zentrale<br />

Thesen zur Zukunft<br />

Ost in Namensbeiträgen<br />

niedergeschrieben, die wir auf den<br />

nachfolgenden Seiten veröffentlichen. Lesen<br />

Sie bitte diese interessante Dokumentation<br />

von Positionen, die erste Antworten<br />

auf die grundsätzliche Frage geben:<br />

Wie ist es um die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland bestellt?<br />

<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

In den zurückliegenden Monaten liefen<br />

die Vorbereitungen für das OWF auf<br />

Hochtouren. Es wurde begonnen, das<br />

Fundament für eine ostdeutsche Denkfabrik<br />

zu legen. Dazu kamen erste Partner<br />

an Bord, das ifo-Institut Dresden, Germany<br />

Trade and Invest – Gesellschaft<br />

für Außenwirtschaft und Standortmarketing<br />

der Bundesrepublik Deutschland,<br />

die Organisations- und Personalberatung<br />

Egon Zehnder sowie die Interessengemeinschaft<br />

der ostdeutschen Unternehmerverbände.<br />

Ziel ist es, diese Denkfabrik<br />

weiter aus- und aufzubauen und das<br />

Ostdeutsche Wirtschaftsforum künftig<br />

jährlich durchzuführen.<br />

Im A-ROSA Forum in Bad Saarow findet das Ostdeutsche Wirtschaftsforum statt.<br />

Fotos: A-ROSA (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 33<br />

Auch Bewährtes<br />

bedarf der Erneuerung<br />

Von Iris Gleicke, Parlamentarische<br />

Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium<br />

und Bundesbeauftragte für<br />

die neuen Bundesländer<br />

Ostdeutschland<br />

In der Welt zu Hause<br />

Fotos: Möller Medienagentur (oben), Büro Gleicke/Sandra Ludewig (unten)<br />

Das wichtigste und prägende Merkmal<br />

der ostdeutschen Wirtschaft<br />

ist zweifellos ihre Kleinteiligkeit.<br />

Es fehlt im Osten an großen Unternehmen,<br />

die regional für hohe Wertschöpfung<br />

und damit Einkommen sorgen und<br />

zahlreiche mittelständische Zulieferer mitziehen<br />

könnten. Wir sollten besser nicht<br />

darauf bauen, dass demnächst irgendwelche<br />

Konzerne oder Großunternehmen<br />

ihre Zentralen in die ostdeutschen Länder<br />

verlegen – dieser Traum ist 26 Jahre nach<br />

der Einheit ausgeträumt. Sowohl aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht als auch aus<br />

der Perspektive der kleinen und mittleren<br />

Unternehmen ist es viel sinnvoller, sich<br />

auf die eigenen Stärken zu besinnen und<br />

die vorhandenen Wachstumsperspektiven<br />

konsequent zu nutzen, um im nationalen<br />

und internationalen Wettbewerb<br />

bestehen zu können.<br />

ZUR PERSON<br />

Die 1964 in Schleusingen (Thüringen)<br />

geborene, studierte Hochbauingenieurin<br />

Iris Gleicke sitzt seit 1990 für die<br />

SPD im Bundestag. Hier war sie von<br />

2005 bis 2013 Fraktionsgeschäftsführerin.<br />

Seit 2013 ist sie Parlamentarische<br />

Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister,<br />

seit 2014 Bundesbeauftragte<br />

für die neuen Bundesländer,<br />

Mittelstand und Tourismus.<br />

Technologischer Fortschritt und Innovationen<br />

sorgen weltweit für Wachstum<br />

und beschleunigen zugleich den Strukturwandel.<br />

Die ostdeutschen Mittelständler<br />

müssen hier ganz vorne mit dabei<br />

sein. Für manch einen, der bis jetzt<br />

erfolgreich eine Marktnische besetzt,<br />

könnte es sonst über kurz oder lang ein<br />

böses Erwachen geben. Es gibt schlicht<br />

und ergreifend keine Garantie dafür, dass<br />

sich die profitable Nische von heute nicht<br />

schon bald unversehens in eine böse Falle<br />

verwandelt. Auch das Bewährte bedarf<br />

in aller Regel der beständigen Verbesserung<br />

und Erneuerung. Die in Ostdeutschland<br />

hervorragend ausgebaute<br />

Forschungsinfrastruktur aus Hochschulen,<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

und den gemeinnützigen Forschungsunternehmen<br />

bietet die besten<br />

Voraussetzungen dafür, die eigenen Kompetenzen<br />

im Bereich Forschung<br />

& Entwicklung (FuE) weiterzuentwickeln,<br />

um mit innovativen<br />

Produkten<br />

und Verfahren neue<br />

Märkte zu erschließen<br />

und neue Kunden<br />

zu gewinnen.<br />

Iris Gleicke.<br />

Um dauerhaft erfolgreich<br />

zu sein und<br />

sich die Vorteile großer<br />

Strukturen zu<br />

erschließen, müssen<br />

die mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

intensiv Netzwerke bilden und nutzen.<br />

Denn nicht nur bei FuE-Projekten,<br />

sondern auch bei der Digitalisierung oder<br />

angesichts des Fachkräftemangels können<br />

Netzwerke zu klugen gemeinsamen<br />

Lösungen verhelfen. Wenn es um die Sicherung<br />

der unternehmerischen Zukunft<br />

geht, sind neben dem technischen Knowhow<br />

Kompetenzen beim Management<br />

gefragt. Diese werden auch angesichts<br />

der zunehmenden Internationalisierung<br />

der Märkte immer wichtiger. Allerdings<br />

eröffnen die neuen Märkte im Ausland<br />

nur den international tätigen Unternehmen<br />

die Chance, wettbewerbsfähiger zu<br />

werden, und dass auch die Heimatmärkte<br />

einem zunehmend Wettbewerb aus dem<br />

Ausland ausgesetzt sind, gehört nun einmal<br />

zur Globalisierung dazu.<br />

Die Herausforderung besteht darin, in<br />

Ostdeutschland Impulse für<br />

stabiles Wachstum zu setzen.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

habe ich den Dialog<br />

„Unternehmen<br />

:wachsen“ ins Leben<br />

gerufen. Hier<br />

können sich Unternehmerinnen<br />

und<br />

Unternehmer mit<br />

ihren Erfahrungen<br />

und Vorstellungen<br />

austauschen. Am 9.<br />

November <strong>2016</strong> wollen<br />

wir die Ideen und<br />

Vorschläge auf einer<br />

großen Veranstaltung diskutieren und sie<br />

im nächsten Jahr thematisch fokussiert<br />

vertiefen. Dass dieser Termin ausgerechnet<br />

auf das Datum fällt, an dem die Ostdeutschen<br />

vor 27 Jahren die Mauer niedergerissen<br />

und Neuland betreten haben,<br />

ist dabei ein purer, aber aus meiner Sicht<br />

überhaupt kein dummer Zufall. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


34 | W+M<br />

Breitbandausbau<br />

nicht verschleppen<br />

Von Prof. Dr. Christoph Meinel, wissenschaftlicher Institutsdirektor und CEO<br />

des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) an der Universität Potsdam<br />

Nur 25 Jahre nach dem letzten ökonomischen<br />

Paradigmenwechsel<br />

steht eine weitere Wende gleichen<br />

Ausmaßes bevor. Die Digitalisierung<br />

schreitet unaufhörlich voran und<br />

durchdringt bereits weite Teile des globalen<br />

wirtschaftlichen Geschehens. Inzwischen<br />

gehören IT-Unternehmen zur Spitze<br />

der profitabelsten Unternehmen der Welt<br />

und Firmen, die die digitale Wende verschlafen,<br />

verschwinden vom Markt.<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel.<br />

Mit den neusten Entwicklungen der Informationstechnologie<br />

können Produktionsabläufe<br />

und Lieferketten sekundengenau<br />

getaktet, miteinander<br />

verwoben und<br />

überwacht werden.<br />

Die dadurch erzielbaren<br />

Effizienzsteigerungen<br />

sind für die<br />

zukünftige Wettbewerbsfähigkeit<br />

von<br />

entscheidender Bedeutung.<br />

Durch die<br />

verstärkte Nutzung<br />

von mobilen Geräten<br />

und sozialen<br />

Netzwerken werden<br />

Unmengen von personenspezifischen<br />

Daten produziert, die<br />

wiederum in die Entwicklung maßgeschneiderter<br />

und neuer Produkte münden<br />

können. Hier am Puls der Zeit zu bleiben,<br />

ist Voraussetzung, um neue Geschäftsmodelle<br />

zu entwickeln, und Grundlage für<br />

die notwendige Wandlungsfähigkeit der<br />

Unternehmen im digitalen Zeitalter. Auch<br />

das Verhältnis zwischen Produzent und<br />

Konsument verändert sich fundamental.<br />

Massenwaren werden zukünftig an Bedeutung<br />

verlieren. Produkte müssen verstärkt<br />

individualisiert und lernfähig sein.<br />

Verschiedene aktuelle Studien kommen zu<br />

dem alarmierenden Ergebnis, dass gerade<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

die Potenziale, die die Digitalisierung bietet,<br />

wenig nutzen, was nicht zuletzt an fehlender<br />

Weitsicht, eingeschränktem Knowhow<br />

und mangelndem finanziellen Spielraum<br />

liegt. Dabei ist die Rechnung sehr<br />

einfach: Auch wenn aktuell die Auftragsbücher<br />

im analogen Geschäft noch gut gefüllt<br />

sind, die Digitalisierung wird alte Geschäftsmodelle<br />

immer rasanter<br />

hinwegfegen und transformieren.<br />

Um hier nicht unterzugehen,<br />

kommt es<br />

darauf an, von Anfang<br />

dabei zu sein.<br />

Das kann gelingen,<br />

wenn man die Arbeitsverhältnisse<br />

an<br />

die Bedingungen der<br />

Digitalisierung anpasst.<br />

Starre Arbeitszeit-<br />

und Präsenzmodelle<br />

sind nicht zukunftsfähig.<br />

Gerade<br />

für finanzschwächere kleine und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) wird es<br />

entscheidend sein, Gehaltsdifferenzen<br />

durch moderne Arbeitsstrukturen auszugleichen,<br />

um qualifiziertes und mobiles<br />

Personal zu gewinnen und zu binden. Mit<br />

den heutigen Mitteln der Kommunikation<br />

sind solche Umstellungen weniger problematisch<br />

als zu früheren Zeiten. Oftmals<br />

reicht in kleinen Unternehmen bereits ein<br />

IT-versierter und international gewandter<br />

ZUR PERSON<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel ist ordentlicher<br />

Professor für Informatik am HPI<br />

und der Universität Potsdam und hat den<br />

Lehrstuhl für „Internet-Technologien und<br />

-Systeme“ inne. Seine besonderen Forschungsinteressen<br />

liegen in den Bereichen<br />

Security Engineering, Knowledge<br />

Engineering und Web 3.0 – Semantic,<br />

Social, Service Web. Christoph Meinel<br />

ist Autor und Co-Autor von 18 Büchern,<br />

Anthologien sowie zahlreicher Tagungsbände.<br />

Mitarbeiter aus, um die Firma in die richtige<br />

Richtung zu lenken.<br />

Gerade ostdeutsche Unternehmen haben<br />

schmerzliche Erfahrung damit gemacht,<br />

wie mühsam es ist, einer Entwicklung<br />

hinterher zu laufen. Heute bietet sich die<br />

Chance, zum Vorreiter in einer globalen<br />

Entwicklung zu werden. Wie bereits erwähnt,<br />

trägt die Digitalisierung dazu bei,<br />

regionale Strukturhindernisse, die in Ostdeutschland<br />

immer als Wachstumsbremse<br />

identifiziert werden, zu überwinden.<br />

Wenn man Geschäfte in der ganzen Welt<br />

tätigt, ist es gleichgültig, ob der Firmensitz<br />

in München oder Cottbus liegt.<br />

Hier ist auch der Platz für die klare Botschaft<br />

an die Politik, den Breitbandausbau nicht<br />

zu verschleppen. Eine schnelle und sichere<br />

Datenverbindung ist die absolute Voraussetzung<br />

für digitales Wirtschaften. Sowohl<br />

die physische Infrastruktur als auch regulatorische<br />

Gründungshindernisse müssen beseitigt<br />

werden, damit sich der ostdeutsche<br />

Wirtschaftsraum den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung stellen kann. W+M<br />

Foto: HPI/Kay Herschelmann (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 35<br />

Wie wir den Mittelstand<br />

stärker an Forschung<br />

und Entwicklung<br />

teilhaben lassen<br />

Von Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für<br />

Bildung und Forschung<br />

Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Steffen Kugler<br />

Die Innovationskraft kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen (KMU) wird<br />

auch in Zukunft für unseren Wohlstand<br />

und die Beschäftigung unverzichtbar<br />

sein, ganz besonders in Ostdeutschland.<br />

Eigene Forschung<br />

und Entwicklung,<br />

aber auch die Nutzung<br />

der Ergebnisse unserer<br />

starken öffentlichen<br />

Wissenschaftsund<br />

Forschungslandschaft<br />

sind dafür die<br />

Basis. Unter dem<br />

Dach der „Neuen<br />

Hightech-Strategie“<br />

der Bundesregierung<br />

setzt das Bundesforschungsministerium<br />

daher auf einen intelligenten<br />

Mix verschiedener Instrumente<br />

für die Förderung von der Grundlagen- bis<br />

zur anwendungsorientierten Forschung.<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />

„Unternehmen Region“ ist die Innovationsinitiative<br />

des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung für die neuen Länder.<br />

Seit mehr als 15 Jahren und mit bisher<br />

fast 1,7 Milliarden Euro investiert sie<br />

in Stärken und Chancen in den ostdeutschen<br />

Regionen. Die Initiative setzt auf die<br />

Verbindung von Spitzenforschung mit unternehmerischem<br />

Handeln in anspruchsvollen<br />

Innovationsbündnissen. Allein 52<br />

sogenannte Innovative regionale Wachstumskerne<br />

– dahinter steht eins von acht<br />

Förderprogrammen – verbessern die Innovations-<br />

und Wettbewerbsfähigkeit an ihren<br />

Standorten nachhaltig. Gut zwei Drittel<br />

der Partner sind KMU. Auch zukünftig<br />

werden viele Regionen eine besondere<br />

Förderung für die Entwicklung ihrer<br />

Potenziale benötigen – in Ost- und Westdeutschland.<br />

Daher werden wir auf unsere<br />

Erfahrungen aufbauen und ein<br />

bundesweites Innovationsförderkonzept<br />

für Regionen<br />

im Strukturwandel<br />

entwickeln.<br />

Das Ziel des neuen<br />

Zehn-Punkte-Programms<br />

„Vorfahrt<br />

für den Mittelstand“<br />

ist es, die Hebelwirkung<br />

für Innovation<br />

durch mehr Beteiligung<br />

von KMU an<br />

Forschung und Entwicklung<br />

zu erhöhen,<br />

insbesondere in den dynamischen Schlüsselbereichen<br />

„digitale Wirtschaft“, „gesundes<br />

Leben“ und „nachhaltige Wirtschaft“.<br />

Dazu wird die Fördermaßnahme<br />

„KMU-innovativ“, an der sich bisher schon<br />

gut 2.300 KMU beteiligt haben, weiter<br />

ausgebaut und um ein Einstiegsmodul für<br />

ZUR PERSON<br />

1951 in Rosenfeld (Sachsen) geboren,<br />

studierte Johanna Wanka Mathematik in<br />

Leipzig, promovierte 1980 in Merseburg<br />

und erhielt dort 1993 einen Ruf als Professorin<br />

für Mathematik. Die CDU-Politikerin<br />

war von 2000 bis 2013 Wissenschaftsministerin<br />

in den Ländern Brandenburg<br />

(bis 2009) und Niedersachsen.<br />

Seit 2013 ist sie Bundesministerin für<br />

Bildung und Forschung.<br />

Machbarkeitsstudien<br />

im Vorfeld eines FuE-<br />

Projekts ergänzt. Auch<br />

bisher weniger förder- und<br />

forschungserfahrene KMU wollen wir motivieren,<br />

sich für Forschung und Innovation<br />

zu engagieren.<br />

Neue Technologien integrieren und dabei<br />

alte Grenzen überschreiten, neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln und Zukunftsmärkte<br />

entdecken, alldem liegen interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit und strategische<br />

Kooperationen über Branchengrenzen hinweg<br />

zugrunde. Das Programm „Innovationsforen<br />

Mittelstand“ schafft hierfür ideale<br />

Startbedingungen. Mit der neuen Maßnahme<br />

„KMU-NetC“ setzen wir ebenfalls<br />

auf den Erfolgsfaktor Netzwerken. Wir fördern<br />

auf dem Nährboden der gut ausgebauten<br />

deutschen Netzwerk- und Clusterlandschaft<br />

das schnelle Aufgreifen neuer<br />

Technologien und Geschäftsideen durch<br />

den Mittelstand in gemeinsamen strategischen<br />

Projekten mit Forschungseinrichtungen<br />

und anderen Partnern.<br />

Innovation braucht qualifiziertes Personal,<br />

die digitalisierte Arbeit von morgen stellt<br />

neue Anforderungen und der demografische<br />

Wandel macht es – das kann man<br />

gerade in Ostdeutschland sehen – besonders<br />

dem Mittelstand zunehmend schwerer,<br />

seinen Fachkräftebedarf zu stillen.<br />

Deshalb greifen wir auch dieses Handlungsfeld<br />

im Zehn-Punkte-Programm auf<br />

und haben unter anderem ein Sonderprogramm<br />

für die Digitalisierung in überbetrieblichen<br />

Berufsbildungsstätten (ÜBS)<br />

und Kompetenzzentren gestartet. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


36 | W+M<br />

Das E-Bike<br />

GRACE MXII<br />

Urban aus dem<br />

Hause MIFA.<br />

Wie wird das Fahrrad<br />

nach 200 Jahren zu<br />

einem sicheren<br />

Verkehrsmittel?<br />

Von Heinrich von Nathusius,<br />

Geschäftsführer der MIFA-Bike GmbH<br />

Die Erfindung des Rades vor 5.000<br />

Jahren in Mesopotamien hat die<br />

Welt revolutioniert – die Erfindung<br />

des Zweirades vor 250 Jahren von Michael<br />

Kaßler im heutigen Sachsen-Anhalt oder<br />

dem bekannteren Carl Draiß in<br />

Baden vor 200 Jahren hat<br />

zwar keine industrielle<br />

Revolution ausgelöst,<br />

aber immerhin mit<br />

der Erfindung des<br />

Laufrads die Mobilität<br />

vom Pferderücken<br />

auf die Straße<br />

gebracht. Vor der<br />

Erfindung von Auto<br />

und Bahn war das<br />

Fahrrad das Fortbewegungsmittel<br />

im<br />

Nahbereich für jedermann.<br />

Auch heute<br />

noch ist das Fahrrad in vielen Regionen<br />

der Welt der einzige bezahlbare Verkehrsträger,<br />

um Wege zur Schule oder zur Arbeit<br />

zu überbrücken.<br />

Das Fahrrad erfüllt positive Ziele und Wünsche,<br />

von der Fortbewegung über die<br />

Sportlichkeit zur Attraktivität – und jetzt<br />

kommt ein neues Ziel, eine neue Herausforderung<br />

dazu: das Fahrrad als sicheres<br />

Verkehrsmittel.<br />

Heinrich von Nathusius.<br />

Als Verkehrsmittel kann nur das Fahrrad<br />

die hohe, individuelle und kostenbewusste<br />

Flexibilität erfüllen, und das verbunden<br />

mit Sportlichkeit und Umweltbewusstsein.<br />

Aber alleine kann das Fahrrad die wachsenden<br />

Ansprüche an den Verkehr nicht leisten.<br />

Das Fahrrad muss Partner der anderen<br />

Verkehrsträger werden – wie dem Auto,<br />

Bus oder Zug. Diese Partnerschaft besteht<br />

heute schon, wenn auch etwas mühsam.<br />

Das normale Rad ist nur schwer im oder am<br />

Auto zu transportieren; im Bus oder<br />

der Bahn gibt es selten günstige<br />

und ausreichende „Mitfahrgelegenheiten“.<br />

Also<br />

muss sich das Fahrrad<br />

ändern und den Anforderungen<br />

anpassen.<br />

Das Fahrrad als<br />

Partner im Stadtverkehr<br />

muss leicht gebaut<br />

und klein gefaltet<br />

sein und trotzdem die<br />

guten Eigenschaften<br />

und das sichere Fahrverhalten<br />

eines normalen<br />

Fahrrads behalten.<br />

Das Rad muss einen Stammplatz im Kofferraum<br />

auch eines Kleinwagens erhalten,<br />

natürlich neben Koffern und anderen Gegenständen,<br />

und der tägliche Begleiter auf<br />

dem Weg in die Stadt oder ins Büro sein.<br />

Und die Städte dieser Welt, egal auf welchen<br />

Kontinenten, wachsen, und mit ihnen<br />

wachsen die Verkehrsprobleme. Fahrradstraßen<br />

werden kommen, können aber nur<br />

Teillösungen bieten. Wir brauchen die Partnerschaft<br />

aller Verkehrsträger und bieten<br />

damit dem Fahrradfahrer die größte Flexibilität<br />

– er startet von zu Hause individuell<br />

mit seinem Auto (und zum Beispiel<br />

mit dem E-Faltrad von MIFA im Kofferraum),<br />

fährt am Stadtrand auf den „Park<br />

and Bike“-Platz, wo er sich entscheiden<br />

kann, ob er mit seinem E-Bike direkt oder<br />

per Bus oder Bahn und dem Faltrad neben<br />

sich zu seinem Ziel weiterfährt. In jedem<br />

Fall kommt er trocken und erholt an seinem<br />

Ziel an – und abends „nach getaner<br />

Arbeit“ wieder zurück. Der „Kombi-Fahrer“<br />

mit Rad und öffentlichem Nahverkehr<br />

ist stolz und befriedigt, hat seiner Gesundheit<br />

gedient und die Umwelt und den Straßenverkehr<br />

entlastet.<br />

Jetzt fehlt nur noch die objektive Sicherheit<br />

des Fahrradfahrers. Zum einen ist dafür<br />

der Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer<br />

eigenverantwortlich, zum anderen<br />

aber auch die übrigen Verkehrsteilnehmer<br />

auf der Straße. Unsere Vorstellung ist, dass<br />

im Rahmen der Digitalisierung von Kraftfahrzeugen<br />

auch der Radfahrer, zumindest<br />

die E-Biker, einbezogen werden. Darüber<br />

hinaus können zur Früherkennung von Hindernissen<br />

Seitenkameras oder Radarerkennung<br />

bei Kraftfahrzeugen und bei Fahrrädern<br />

installiert werden. Wir arbeiten daran.<br />

<br />

W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Heinrich von Nathusius begann als Assistent<br />

der Geschäftsführung bei Thyssen.<br />

Anschließend arbeitete er für verschiedene<br />

große Stahlhandelsgesellschaften<br />

in leitenden Funktionen. 1992 erwarb er<br />

von der Treuhandanstalt das IFA-Gelenkwellenwerk<br />

Haldensleben und baute es<br />

zu einer Zulieferfirmengruppe für die Automobilbranche<br />

um. 2014 übernahm er<br />

den insolventen Fahrradhersteller MIFA.<br />

Fotos: MIFA (oben), Inga Haar (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 37<br />

An der Magdeburger Otto-von-Guericke-<br />

Universität werden kluge Köpfe geformt.<br />

Forschungsexzellenz als<br />

Wirtschaftsfaktor in Sachsen-Anhalt<br />

Von Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt<br />

Fotos: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (oben), Staatskanzlei Sachsen-Anhalt (unten)<br />

Erfindungsgeist, technisches Verständnis,<br />

Forscherdrang und Veränderungswille<br />

der Menschen sind die Potenziale<br />

unseres Landes und sie spielen natürlich<br />

auch für Wirtschaft und Wissenschaft eine<br />

Hauptrolle. In ihrem Spannungsfeld entwickelt<br />

sich die Innovationskraft Sachsen-Anhalts<br />

und nur, wenn diese stetig wächst,<br />

haben wir eine Chance, im Wettbewerb<br />

dauerhaft zu bestehen. Die Landesregierung<br />

unternimmt alles, um für diesen Prozess<br />

möglichst gute Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.<br />

Alle entwickelten Volkswirtschaften gewinnen<br />

Wachstum verstärkt durch den Ausbau<br />

der Wertschöpfung, die von Bildung, Wissenschaft<br />

und industrieller Forschung bestimmt<br />

ist. Dies gilt auch für Sachsen-Anhalt.<br />

Infolge der Kleinteiligkeit unserer Wirtschaftsstruktur<br />

– 95 Prozent der Wirtschaftsunternehmen<br />

haben weniger als 20<br />

Mitarbeiter – ist das Industrieforschungspotenzial<br />

noch relativ gering. Dieses Defizit<br />

gleichen wir durch die Forschung in den<br />

Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen<br />

aus. Das hilft auch der regionalen<br />

Wirtschaft. Dazu ist aber ein reibungsloser<br />

Wissensaustausch notwendig. Aus<br />

diesem Grund ist die Brückenfunktion der<br />

Transferinstitutionen so entscheidend. Die<br />

Transferstrukturen der Hochschulen und die<br />

unternehmensbezogenen Netzwerke müssen<br />

stetig ausgebaut werden.<br />

Das Land hat sich in seiner Regionalen Innovationsstrategie<br />

hierzu klar bekannt. Die<br />

marktorientierte Forschungs- und Entwicklungsförderung<br />

soll verstärkt und die Förderung<br />

auf identifizierte wissenschaftliche<br />

und wirtschaftliche<br />

Schwerpunkte in Leitmärkten<br />

konzentriert werden.<br />

Darüber hinaus müssen<br />

die Aktivitäten<br />

zur Ansiedlung von<br />

Unternehmen mit eigenen<br />

Forschungskapazitäten<br />

verbessert<br />

werden.<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Reiner Haseloff ist 1954 im Landkreis<br />

Wittenberg geboren und studierte<br />

in Dresden und Berlin Physik (Promotion<br />

1991). Zwischen 1992 und 2002 führte<br />

er das Arbeitsamt Wittenberg. Der<br />

CDU-Politiker war von 2006 bis 2011<br />

Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt<br />

und ist seit 2011 Ministerpräsident des<br />

Landes. Seit 2008 sitzt er im Bundesvorstand<br />

der CDU.<br />

Dr. Reiner Haseloff.<br />

Unsere Politik zielt<br />

auf den weiteren<br />

Ausbau der Grundlagenforschung,<br />

die<br />

systematische Generierung von guten Ideen<br />

und natürlich auf die Gewinnung kluger<br />

Köpfe für unser Land. Dazu müssen wir nationale<br />

und internationale Forschungstrends<br />

aufmerksam im Blick behalten.<br />

Gute Beispiele dafür, dass die Strategie aufgeht,<br />

sind die Neurowissenschaften<br />

in Magdeburg, die Biowissenschaften<br />

und die Materialwissenschaften<br />

in Halle<br />

und das Kompetenzzentrum<br />

für angewandte<br />

und transferorientierte<br />

Forschung der Fachhochschulen,<br />

um nur<br />

eine Auswahl zu nennen.<br />

So gelingt es auch<br />

zunehmend, international<br />

ausgewiesene<br />

Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler nach Sachsen-<br />

Anhalt zu ziehen.<br />

Ich sehe daher auch gute Voraussetzungen<br />

für erfolgreiche Anträge im Rahmen<br />

der Bund-Länder-Exzellenzinitiative sowie<br />

im Programm „Innovative Hochschule“.<br />

Es ist ganz klar, dass wir bei unseren Anstrengungen<br />

zur Forschungsförderung nicht<br />

nachlassen werden. Wir gestalten damit ein<br />

Land, das für qualifizierte Menschen attraktiv<br />

ist, das Erfinder- und Unternehmergeist<br />

hervorbringt und fördert und das darum die<br />

Herausforderungen der Zukunft bestehen<br />

wird.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


38 | W+M<br />

Energiemanagement setzt auf<br />

effizienten Umgang mit Ressourcen<br />

Von Manfred Schmitz, CEO der ENGIE Deutschland GmbH<br />

Die Wirtschaft steht mitten in einem<br />

gesellschaftlichen Wandel.<br />

Er ist getragen von einer tiefgreifenden<br />

Veränderung unseres Bewusstseins<br />

für den Umgang mit Ressourcen.<br />

Speziell die Energiewirtschaft wird ihr<br />

Handeln zukünftig an vier sogenannten<br />

Megatrends ausrichten müssen: Dekarbonisierung,<br />

Dezentralisierung, Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs und Digitalisierung.<br />

Konkret heißt das: Wir brauchen<br />

dezentrale Lösungen, grüne Energieformen,<br />

mehr Transparenz und Information<br />

sowie einen effizienten Umgang mit den<br />

vorhandenen Ressourcen.<br />

Bei der Entwicklung dieser Lösungen<br />

müssen folgende Fragen immer im Vordergrund<br />

stehen: Welche Bedürfnisse<br />

haben unsere Kunden? Sind wir als reiner<br />

Energielieferant tatsächlich der richtige<br />

Partner für die Energiewelt von morgen<br />

– die dezentral, effizient, vernetzt<br />

und erneuerbar ist? Ich<br />

denke, nein! Der erfolgreiche<br />

Energiedienstleister<br />

von morgen<br />

ist meines Erachtens<br />

derjenige, der<br />

die Schnittstelle zwischen<br />

dem Kunden<br />

und dessen Gebäuden,<br />

Liegenschaften<br />

und technischen<br />

Anlagen bildet. Die<br />

Zukunft öffnet die<br />

Grenzen zwischen<br />

Energieversorgung<br />

und Energiemanagement, Facility Management<br />

und Anlagentechnik: Hier liegt<br />

Manfred Schmitz.<br />

in vielen Fällen noch ein großes Einsparpotenzial<br />

und die Chance, partnerschaftlich<br />

mit dem Kunden eine optimale Energielösung<br />

zu entwickeln. Eine Lösung, die<br />

dem gewünschten Grad an unabhängiger,<br />

dezentraler Energieerzeugung entspricht,<br />

den unternehmerischen Nachhaltigkeitsund<br />

Energieeffizienzzielen, den Produktionsanforderungen<br />

und nicht zuletzt dem<br />

Komfortanspruch in Büro- und Gewerbeimmobilien.<br />

Wie aber können innovative Lösungen im<br />

Bereich Energiemanagement aussehen?<br />

Bereits heute gibt es Möglichkeiten, bei<br />

denen Anlagen so gesteuert werden, dass<br />

sie immer dann laufen, wenn der Strom<br />

am günstigsten ist. Auch die Energie-Flatrate<br />

ist heute schon Realität: Der Energielieferant<br />

liefert Energie zum Festpreis<br />

und sorgt so für Planungssicherheit beim<br />

Kunden. Für eine solche sorgen auch sogenannte<br />

Contracting-Modelle: In<br />

enger Abstimmung mit dem<br />

Kunden entwickelt ein externer<br />

Dienstleister als<br />

Contractor individuelle<br />

Lösungen für moderne<br />

und energieeffiziente<br />

Versorgungsanlagen<br />

und setzt diese<br />

um. Er trägt dabei<br />

die gesamte Investitionssumme,<br />

die der<br />

Kunde als Contracting-Nehmer<br />

nach<br />

und nach über die<br />

Kosten für den Energieverbrauch<br />

zurückzahlt. Dieses Vertragsprinzip<br />

ermöglicht es dem Kunden,<br />

ZUR PERSON<br />

Manfred Schmitz (54) absolvierte ein<br />

Studium zum Diplom-Ingenieur (FH) im<br />

Bereich Versorgungstechnik an der Fachhochschule<br />

Köln. Seit 2002 verantwortet<br />

er als Geschäftsführer die Aktivitäten<br />

der ENGIE Deutschland GmbH (vormals<br />

Cofely). Das Unternehmen entwickelte<br />

sich unter seiner Leitung zum multitechnischen<br />

Dienstleister mit Fokus auf<br />

Energieeffizienz-Lösungen.<br />

Energieverbrauch und Kosten zu senken<br />

und ressourcenschonende Technologien<br />

einzusetzen.<br />

Auch die Digitalisierung eröffnet neue<br />

Chancen für die Bewirtschaftung einer<br />

Immobilie – zum Beispiel in Sachen Energieeffizienz.<br />

Heutzutage kommen etwa<br />

immer mehr Sensoren zum Einsatz. So<br />

können beispielsweise in großen Bürokomplexen<br />

Beleuchtung, Belüftung oder<br />

Blendschutz automatisch gesteuert und<br />

so viel Energie gespart werden. Die Sensoren<br />

werden dabei zudem in Netzwerke<br />

eingebunden. Die so miteinander verbundenen,<br />

intelligenten Systeme bilden dann<br />

einen Teil des sogenannten „Internet of<br />

Things“, sie regeln Prozesse automatisch<br />

und liefern eine Fülle an Daten, mit denen<br />

sich zum Beispiel der Energie- und Wartungsbedarf<br />

optimieren lässt.<br />

Für Energiedienstleister wird es also immer<br />

wichtiger, ihr Angebot auf digitale und<br />

vernetzte Lösungen rund um die Gebäude<br />

und Anlagen ihrer Kunden auszurichten.<br />

W+M<br />

Fotos: smuki/fotolia.com (oben), ENGIE Deutschland GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 39<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern auf<br />

dem Weg ins<br />

nächste Jahrzehnt<br />

Ein wichtiges Tor zur Welt:<br />

der Hafen in Rostock.<br />

Von Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

Foto: Andrè Hamann (unten)<br />

Mecklenburg-Vorpommern ist in den<br />

letzten Jahren wirtschaftlich wirklich<br />

gut vorangekommen. Die Zahl<br />

der Arbeitslosen hat sich in den letzten zehn<br />

Jahren halbiert, gleichzeitig ist die Zahl der<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

um mehr als 50.000 gestiegen. Wir haben<br />

an Wirtschaftskraft gewonnen. In traditionellen<br />

Branchen wie der Ernährungswirtschaft<br />

und dem Tourismus und<br />

in Zukunftsbranchen wie der<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

und den Erneuerbaren<br />

Energien.<br />

Dabei ist Mecklenburg-Vorpommern<br />

nicht das Land der<br />

großen Industriebetriebe.<br />

Unsere Stärke<br />

ist der Mittelstand,<br />

die kleinen und mittleren<br />

Betriebe. Darauf<br />

setzen wir weiter<br />

und darauf richten<br />

wir unsere besondere Unterstützung. Wir<br />

wollen Mecklenburg-Vorpommern in den<br />

kommenden Jahren wirtschaftlich weiter<br />

voranbringen, damit Arbeitsplätze entstehen<br />

und gesichert werden. Bei der weiteren<br />

Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

gibt es für mich drei klare Schwerpunkte:<br />

Erwin Sellering.<br />

1. Der Breitbandausbau als modernste<br />

Form der Infrastruktur muss mit Kraft vorangetrieben<br />

werden. Dazu haben wir die<br />

Weichen gestellt. Wir haben die Chancen<br />

eines entsprechenden Bundesprogramms<br />

früh erkannt und erfolgreich Förderanträge<br />

gestellt. Eine Kofinanzierung des Landes<br />

in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro ist<br />

gewährleistet. Insgesamt sollen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

bis zu 1,4 Milliarden<br />

Euro in den Breitbandausbau investiert werden.<br />

Das ist ein großer Kraftakt<br />

für eine gute Sache und gleichermaßen<br />

wichtig für die<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

wie auch für die Wirtschaft<br />

des Landes.<br />

2. Hochklassige und<br />

nachhaltige Innovationstreiber<br />

sind unsere<br />

Hochschulen.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

mit der Wirtschaft<br />

ist sehr gut. Viele bemerkenswerte<br />

Erfolgsgeschichten<br />

erklären<br />

sich nur aus der guten Kooperation<br />

zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, aus<br />

dem großen persönlichen Einsatz in beiden<br />

Bereichen. Diese Erfolge machen unsere<br />

Hochschulen noch einmal attraktiver,<br />

auch für Studentinnen und Studenten von<br />

außerhalb. Und diese erfolgreiche Sogwirkung<br />

stärkt unser Land insgesamt. Wir haben<br />

deshalb noch einmal viel Kraft in unsere<br />

Hochschulen gesteckt und wir werden uns<br />

auch in Zukunft von der Überzeugung leiten<br />

lassen, dass die gute Entwicklung unseres<br />

Landes in hohem Maße von der Leistungsfähigkeit<br />

unserer Hochschulen abhängt.<br />

3. Immer deutlicher zeigt sich die hohe wirtschaftliche<br />

Bedeutung unserer Häfen. Als<br />

Umschlagsplatz, aber vor allem auch als Industriestandort<br />

für Unternehmen direkt an<br />

der Kaikante. Die Stärkung der Häfen ist<br />

deshalb für uns ein wichtiger politischer<br />

Schwerpunkt.<br />

Diese drei Rahmenbedingungen werden wir<br />

weiter verbessern, damit unser Land beste<br />

Bedingungen bietet für kluge Köpfe, für<br />

innovative Gründer, für engagierte Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer. Ich lade Sie<br />

ein: Lernen Sie Mecklenburg-Vorpommern<br />

kennen, ein Land zum Leben, also auch ein<br />

Land zum Arbeiten oder Investieren. Wir<br />

freuen uns auf Sie!<br />

W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Erwin Sellering ist 1949 in Sprockhövel<br />

(Nordrhein-Westfalen) geboren und studierte<br />

bis 1978 in Heidelberg, Bochum<br />

und Münster Jura. Anschließend arbeitete<br />

er als Richter, unter anderem in<br />

Greifswald. Sellering war von 2000 bis<br />

2006 Justizminister und anschließend<br />

bis 2008 Sozialminister in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Seit 2008 ist er Ministerpräsident<br />

des Landes.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


40 | W+M<br />

Weshalb Nachfolgeregelungen<br />

auch<br />

in Ostdeutschland<br />

Bankiers brauchen<br />

Von Dr. Ralph Beckmann, Leiter der<br />

Nachfolgeberatung bei der Commerzbank AG<br />

Der Titel legt nahe, dass es bei Unternehmensnachfolgen<br />

Unterschiede<br />

zum einen zwischen Ost- und<br />

Westdeutschland und zum anderen zwischen<br />

einem Banker und einem Bankier<br />

gibt. Beides ist der Fall.<br />

Dr. Ralph Beckmann.<br />

Die Commerzbank-Zentrale in<br />

Frankfurt am Main.<br />

Nachfolgen sind dann schwierig, wenn das<br />

Unternehmen natürliche Personen als Gesellschafter<br />

hat, die im Alter das Unternehmen<br />

nicht mehr führen<br />

können und deren Tod das<br />

Unternehmen bedroht.<br />

Das betrifft Familienunternehmen,<br />

die<br />

wegen ihrer stabilen<br />

Verfassung den deutschen<br />

Mittelstand<br />

ausmachen. Während<br />

diese in weiten<br />

Teilen Deutschlands<br />

zu allen Zeiten gegründet<br />

wurden und<br />

immer wieder Gegenstand<br />

von Nachfolgen<br />

waren, sind die ostdeutschen Unternehmen<br />

alle nach der Wende privatisiert oder<br />

gegründet worden. In beiden Fällen bekamen<br />

sie Gesellschafter, die mehr oder weniger<br />

einer Generation angehören. Das bedeutet,<br />

dass die Nachfolgen in Ostdeutschland<br />

heute geballt zu bewältigen sind und<br />

dass es sich dabei in der Regel um kleinere<br />

Firmen als im Westen handelt, weil<br />

die Entwicklung erst 25 Jahre möglich war.<br />

Ein „Banker“ ist umgangssprachlich ein<br />

Angestellter einer Bank. Der Ausdruck<br />

„Bankier“ geht darüber hinaus und<br />

kennzeichnet jemanden, der<br />

für seine Bank die Rechtsform<br />

einer OHG oder<br />

einer KG gewählt hat<br />

und folglich für seine<br />

Geschäfte persönlich<br />

haftet oder der Vorstand<br />

einer Aktienbank<br />

ist. Man nimmt<br />

daher an, dass der<br />

Bankier entweder<br />

wegen seiner Haftung<br />

oder aufgrund<br />

seiner Verantwortung<br />

für die Gesamtbank<br />

strategisch weitsichtiger handelt als<br />

ein angestellter Banker. Zudem begegnet<br />

er aufgrund seiner Position dem Unternehmer<br />

auf Augenhöhe.<br />

Was haben diese Begriffe mit der Nachfolge<br />

zu tun? Die Unternehmensnachfolge<br />

ist ein hochkomplexer Vorgang. Das ist<br />

so, weil weit mehr als die Hälfte aller Familienunternehmen<br />

familienintern weitergegeben<br />

werden. Somit macht die Kombination<br />

aus unternehmerischen Erfordernissen<br />

und den Wünschen und Zielen der<br />

Eigentümerfamilie diese Komplexität aus.<br />

Es ist nicht nur die Kontinuität als Mittelständler<br />

zu bewerkstelligen und eine operative<br />

Nachfolge zu finden, sondern es sind<br />

auch die Altersabsicherung der ausscheidenden<br />

Gesellschafter, die Gerechtigkeit<br />

in der Familie und eine steueroptimale Gestaltung<br />

zu bewältigen. Deshalb geht es<br />

bei der Gestaltung einer Unternehmensnachfolge<br />

zunächst einmal darum, nach<br />

den Wünschen und Zielen der einzelnen<br />

Familienmitglieder den künftigen Gesellschafterkreis<br />

zu erarbeiten. Erst dann können<br />

rechtliche und steuerliche Gestaltungen<br />

eingesetzt werden, um die Zielstruktur<br />

zu erreichen. Dafür bedarf es vieler Gespräche,<br />

einer guten Branchenkenntnis und einem<br />

strategischen Weitblick. Allerdings<br />

braucht man dafür auch Bankprodukte wie<br />

Mergers&Acquisitions-Beratung, Finanzierung<br />

und Vermögensverwaltung.<br />

Kommt es für die Bewältigung einer Unternehmensnachfolge<br />

auf die Unterschiede<br />

zwischen Ost- und Westdeutschland an?<br />

Nein. Den aufgezeigten Aspekten muss<br />

man bei jedem Familienunternehmen gerecht<br />

werden. Kommt es bei den Beratern<br />

auf den Unterschied zwischen Bankern und<br />

Bankiers an? Ja. Wenn es nicht nur darum<br />

geht, eine feststehende Nachfolge umzusetzen,<br />

sondern eine solche zu gestalten,<br />

leistet ein Berater mit den Qualitäten eines<br />

Bankiers wertvolle Dienste. W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. Ralph Beckmann ist Bankkaufmann<br />

und Jurist und hat Erfahrungen bei verschiedenen<br />

Banken gesammelt. Er ist<br />

Verfasser vieler Zeitungsbeiträge und<br />

Fachaufsätze und Herausgeber des Buches<br />

„Unternehmensnachfolge im Mittelstand“.<br />

Seit langem leitet er die Nachfolgeberatung<br />

bei der Commerzbank AG,<br />

eine Abteilung speziell für Familienunternehmen.<br />

Fotos: Commerzbank AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 41<br />

Fotos: WISTA-MANAGEMENT GMBH (oben), Susie Knoll (unten)<br />

Start-up-Hauptstadt<br />

und Digital Hub<br />

Von Michael Müller,<br />

Regierender Bürgermeister von Berlin<br />

Die Welt entwickelt sich in einem<br />

rasanten Tempo. Die Digitalisierung<br />

ist die erste Revolution des<br />

21. Jahrhunderts. Die Produktionsprozesse<br />

in der Industrie, der Dienstleistungssektor<br />

und damit auch<br />

die Arbeitswelt der Beschäftigten:<br />

Alles verändert<br />

sich. Der Wandel<br />

ist eine große Herausforderung<br />

für alle<br />

Beteiligten. Aber er<br />

ist vor allem eine<br />

Chance. Und die<br />

wollen wir als Stadt<br />

Berlin entschlossen<br />

nutzen.<br />

Schon heute sehen<br />

wir an vielen Stellen,<br />

wie uns digitale Technologien Möglichkeiten<br />

eröffnen, Ressourcen effizienter<br />

zu nutzen. Viele Lösungen helfen dabei,<br />

die Stadt für ihre Einwohner lebenswerter<br />

und lebenspraktischer zu gestalten.<br />

Unser Ziel ist es, Berlin als Hauptstadt<br />

der größten Volkswirtschaft Europas zur<br />

digitalen Metropole weiterzuentwickeln.<br />

Wir wollen als führende Smart City beispielhafte<br />

Lösungen für urbane Technologien<br />

entwickeln. Und wir wollen als Europas<br />

Gründermetropole Nummer eins<br />

die Stadt sein, in der Start-ups und etablierte<br />

Wirtschaft gemeinsam den Sprung<br />

ins nächste technologische Zeitalter machen.<br />

Eine aktuelle Studie sagt: Bis 2030<br />

können allein in der Digitalen Wirtschaft<br />

rund 270.000 neue Arbeitsplätze in Berlin<br />

entstehen.<br />

Michael Müller.<br />

Berlin gilt weltweit als „Sehnsuchtsort“.<br />

Jährlich wächst Berlin um über 40.000<br />

Menschen mit den unterschiedlichsten Talenten<br />

aus aller Welt, die vieles mitbringen<br />

in die Stadt: Offenheit, Ideen, ihren Anteil<br />

am Lebensgefühl. Sie treffen in Berlin auf<br />

eine exzellente Wissenschaftslandschaft,<br />

ein einzigartiges kreatives und kulturelles<br />

Umfeld sowie auf ein äußerst<br />

dynamisches Startup-Ecosystem.<br />

Zalando,<br />

Researchgate, Soundcloud<br />

oder Wooga<br />

sind längst über Berlin<br />

hinaus ein Begriff.<br />

Investoren und etablierte<br />

Konzerne wie<br />

Bayer oder Cisco suchen<br />

verstärkt den<br />

Anschluss an dieses<br />

innovative und<br />

kreative Potenzial<br />

und geben dem Standort über neue Kooperationen<br />

und Acceleratoren zusätzliche<br />

Impulse.<br />

Berlin hat im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Metropolen noch immer Flächen, auf<br />

denen neues Gewerbe Platz finden kann.<br />

Wir investieren jährlich Milliarden in das<br />

Wachstum Berlins und die Modernisierung<br />

unserer Infrastruktur. Ich sehe eine<br />

große Chance darin, das vielfältige Knowhow<br />

in der Stadt zu nutzen, um den Weg<br />

Berlins zu einer führenden Smart City in<br />

Europa zu bereiten. Nur einige Beispiele:<br />

Wir haben Finanzierungszusagen für 50<br />

neue IT-Professuren, die Fördermöglichkeiten<br />

für digitale Innovationen wurden<br />

mit dem Programm Mittelstand 4.0 der<br />

Investitionsbank deutlich verbessert, Berlin<br />

soll zur Modellregion für die Entwicklung<br />

von 5G-Technologien werden.<br />

Das alles ist das Ergebnis einer intensiven<br />

Zusammenarbeit zwischen Politik,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft. Im vergangenen<br />

Jahr hat Berlin seine Smart-<br />

City-Strategie verabschiedet und erarbeitet<br />

derzeit ein Umsetzungskonzept. Im<br />

Smart-City-Netzwerk aus über 100 Partnern<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Verwaltung, um Zukunftsprojekte für die<br />

Stadt von morgen zu entwickeln.<br />

Wir haben gemeinsam viel auf den Weg<br />

gebracht, um Berlins digitale Erfolgsgeschichte<br />

fortzuschreiben. Die Gelegenheit<br />

dazu ist sehr günstig. Die gute Wirtschaftslage<br />

Berlins sorgt für den nötigen<br />

Rückenwind, um die Entwicklung Berlins<br />

nachhaltig voranzutreiben. W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Der 1964 in Berlin geborene Michael<br />

Müller schloss 1986 eine kaufmännische<br />

Lehre ab und ist seitdem selbstständiger<br />

Drucker. Nachdem er 1981 in<br />

die SPD eintrat, zog er 1996 in das Abgeordnetenhaus<br />

von Berlin. Von 2011<br />

bis 2014 war er Senator für Stadtentwicklung,<br />

bis er 2014 Klaus Wowereit<br />

als Regierenden Bürgermeister von<br />

Berlin ablöste.<br />

Das Zentrum für IT und Medientechnologie<br />

des WISTA-Technologiezentrums in Adlershof.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


42 | W+M<br />

lange hinauszögert. Ein Bumerang – für<br />

die Unternehmerfamilie, das Unternehmen<br />

sowie die Beschäftigen und weitere<br />

Stakeholder.<br />

Familienunternehmen<br />

durch Nachfolgesuche<br />

am Scheidepunkt<br />

Von Prof. Dr. Jörg K. Ritter, Partner und Berater<br />

bei Egon Zehnder International<br />

Die Tradition der erfolgreichen Familienunternehmen<br />

in Ostdeutschland<br />

ist lang. Schott oder Carl Zeiss<br />

haben ihren Ursprung in Jena, BMW<br />

stammt aus Chemnitz. Jedoch sind deren<br />

Headquarter nunmehr in Westdeutschland.<br />

Das größte industrielle Familienunternehmen<br />

in den neuen Bundesländern<br />

ist die IFA Rotorion aus Haldensleben.<br />

Der Erfolg dieser Unternehmen spricht<br />

für sich, jedoch sind die Herausforderungen<br />

gerade in Ostdeutschland groß:<br />

Nachfolge, Digitalisierung, Führungskultur<br />

sowie das Gewinnen junger Mitarbeiter<br />

und Fachkräfte sind nur einige wichtige<br />

Aufgaben, denen sich Unternehmer<br />

aktiv stellen müssen. Um die Hintergründe<br />

besser zu verstehen, lohnt sich ein<br />

Blick auf die Unterschiede: So beträgt<br />

ZUR PERSON<br />

Prof. Dr. Jörg K. Ritter ist Berater und<br />

Global Co-Leader „Family Business Advisory“<br />

bei Egon Zehnder. Er arbeitet<br />

insbesondere auf dem Gebiet der Konzipierung,<br />

Evaluierung und Besetzung von<br />

Governance-Gremien für Unternehmerfamilien<br />

und Familienunternehmen. Seit<br />

Mai 2014 leitet er zudem den MBA-Studiengang<br />

„Leadership & Human Resources“<br />

an der Quadriga Hochschule Berlin.<br />

der Anteil neu entwickelter Produkte aus<br />

Ostdeutschland durchschnittlich 15 Prozent<br />

– und fällt damit deutlich geringer<br />

aus als im Westen. Zwar verschwinden in<br />

den neuen Ländern weniger Unternehmen<br />

vom Markt, doch gleichzeitig<br />

ist die Zahl von Neugründungen<br />

stark rückläufig.<br />

Die Nachfolge in<br />

den Familienunternehmen<br />

steht vor<br />

einem historischen<br />

Wendepunkt. Circa<br />

15.000 ostdeutsche<br />

Unternehmen müssen<br />

sich in den kommenden<br />

fünf Jahren<br />

auf die Suche nach<br />

einem Nachfolger machen. Ein oftmals<br />

existenzielles, in jedem Fall ein emotionales<br />

Thema. Nur selten stehen die eigenen<br />

Söhne und Töchter bereit. Etwa die<br />

Hälfte der Nachfolger stammt laut Institut<br />

für Mittelstandsforschung aus dem<br />

Kreis der Mitarbeiter – das sind etwa<br />

doppelt so viele wie in Westdeutschland.<br />

Jede Nachfolge ist komplex und<br />

zeitintensiv. Wir bei Egon Zehnder stellen<br />

jedoch oft fest, dass die Unternehmensführung<br />

diesen Prozess meist zu<br />

Prof. Dr. Jörg K. Ritter.<br />

Die Digitalisierung forciert den Wandel<br />

und verändert die bisherige Wertschöpfung<br />

grundlegend. Arbeitsprozesse, Organisations-<br />

und Entscheidungsstrukturen<br />

sowie die Unternehmenskultur stehen<br />

auf dem Prüfstand. Komplexe Veränderungen<br />

und Innovationen unter<br />

erhöhter Geschwindigkeit zu managen,<br />

stellen neue Anforderungen an die Führung.<br />

Dabei steigt die Bedeutung neuer,<br />

agiler Managementmethoden. Die Führung<br />

muss die entsprechenden Gestaltungsfreiräume<br />

schaffen, innovatives<br />

Denken und Kreativität fördern. Weniger<br />

autoritäre Kontrolle, sondern gemeinsame<br />

Ideengenerierung und Interaktion<br />

kennzeichnen einen neuen Führungsstil,<br />

der vielerorts noch Einzug finden muss.<br />

Die richtigen und motivierten Mitarbeiter<br />

zu gewinnen – und zu halten –, entscheidet<br />

maßgeblich über die Zukunft<br />

jedes Unternehmens. Das trifft ostdeutsche<br />

Firmen in besonderem<br />

Maße. Der Fachkräftemangel<br />

bedroht den<br />

Mittelstand hier existenziell.<br />

Die jüngere<br />

Generation bewertet<br />

Unternehmen heute<br />

nach anderen Prioritäten<br />

als bisher. Vor<br />

allem die Sinnhaftigkeit<br />

des eigenen beruflichen<br />

Tuns steht<br />

bei ihnen im Vordergrund.<br />

Die eigentümergeführten<br />

patriarchischen<br />

Familienunternehmen haben<br />

bei ihnen an Attraktivität verloren.<br />

Anspruch jedes Unternehmers muss es<br />

jetzt sein, sich kritisch zu reflektieren und<br />

seine eigene Führungs- und Unternehmenskultur<br />

zu hinterfragen. Das Unternehmen<br />

fit für die nächste Generation zu<br />

machen, ist Teil unternehmerischer Verantwortung.<br />

Nur wer sich heute professionell<br />

dieser Aufgabe stellt, wird morgen<br />

im Wettbewerb bestehen. W+M<br />

Fotos: IFA Rotorion (oben), Egon Zehnder (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 43<br />

Warum der traditionsreiche<br />

Unternehmergeist in<br />

Sachsen auch in Zukunft<br />

Berge versetzen wird<br />

Von Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />

Fotos: Infineon/Peter Loesel (oben), Harald Lachmann (unten)<br />

Wer die Zukunft gestalten will,<br />

muss Schwerpunkte setzen und<br />

Ziele definieren. Bildungsqualität,<br />

Wirtschaftskraft und Generationengerechtigkeit<br />

sind die zentralen Leitlinien der<br />

Sächsischen Staatsregierung. Erstklassige<br />

Bildung ist der Grundpfeiler für ein zukunftsstarkes<br />

Sachsen. Wettbewerbsfähige<br />

Arbeitsplätze und Löhne, von denen die<br />

Menschen vernünftig leben können, sind<br />

grundlegend für Vertrauen in die Zukunft.<br />

Und das Miteinander der Menschen heute<br />

bestimmt das Leben der Generationen<br />

von morgen.<br />

Seit Jahrhunderten sind die Sachsen für ihren<br />

Erfindungsreichtum, ihre Handwerkskunst<br />

und Industriekultur in Europa und der<br />

Welt bekannt. Eine Stärke Sachsens ist der<br />

hohe Industrieanteil. Die Industrie stellt das<br />

Rückgrat der deutschen Wirtschaft und die<br />

Grundlage für ihren Exporterfolg dar. Dies<br />

gilt auch in Sachsen. Unser Ansporn ist daher,<br />

bei der Entwicklung neuer Produkte<br />

und bei der effizienteren Gestaltung von<br />

Produktionsverfahren einen Schritt voraus<br />

zu sein.<br />

Was sind unsere Grundlagen dafür? Sachsen<br />

besitzt eine kleinteilige und mittelständisch<br />

geprägte, aber auch flexible und innovative<br />

Wirtschaft. Im Freistaat hat sich<br />

eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft<br />

in einer bemerkenswerten Dichte<br />

etabliert. Diese ist vor allem ingenieurtechnisch<br />

ausgerichtet, verfügt über eines<br />

der engsten Netze außeruniversitärer Forschungsinstitute<br />

in Deutschland und wird<br />

durch zahlreiche Landes- und Industrieforschungseinrichtungen<br />

ergänzt.<br />

Sachsen gehört bereits heute zu den innovativsten<br />

Regionen Europas, wir wollen zukünftig<br />

auch zu den wirtschaftlich stärksten<br />

gehören. Der Industrie kommt dabei<br />

eine Schlüsselrolle zu. Sachsen verfügt<br />

über einen guten Branchenmix. Hervorzuheben<br />

sind der Maschinen- und Anlagenbau,<br />

die Automobilindustrie und im Hightech-Bereich<br />

die Mikro- und Nanoelektronik.<br />

Sachsen ist der<br />

Mikroelektronikstandort<br />

Nummer eins in Europa.<br />

Jeder zweite europäische<br />

Chip kommt aus<br />

Dresden, jedes zehnte<br />

in Deutschland<br />

produzierte Auto<br />

kommt aus Sachsen.<br />

Was erwartet uns?<br />

Die Zukunft wird globaler<br />

sein. Der Produktlebenszyklus<br />

wird sich – auch im<br />

Umfeld zunehmender Digitalisierung – weiter<br />

verkürzen, die kundenspezifischen Anforderungen<br />

steigen. Hierauf werden sich<br />

ZUR PERSON<br />

Der 1974 in Plauen geborene, gelernte<br />

Maurer Martin Dulig studierte von 1998<br />

bis 2004 Erziehungswissenschaften in<br />

Dresden. Seit 2004 sitzt er im Sächsischen<br />

Landtag und ist seit 2009 SPD-<br />

Landesvorsitzender. Nachdem er 2014<br />

als Spitzenkandidat für die SPD antrat,<br />

wurde er in der Großen Koalition zum<br />

sächsischen Wirtschaftsminister ernannt.<br />

Martin Dulig.<br />

Reinraum für die Chipfertigung<br />

bei Infineon in Dresden.<br />

die sächsischen Industrieunternehmen weiter<br />

einstellen. Dazu gehören die richtigen<br />

Mitarbeiter mit der entsprechenden<br />

Qualifikation und mit der Offenheit<br />

für das Neue.<br />

Die Zukunft Sachsens<br />

hängt davon ab, ob<br />

und wie es uns gelingt,<br />

die eigenen wirtschaftlichen,<br />

sozialen<br />

und kulturellen Potenziale<br />

zu stärken, noch<br />

besser zu vernetzen<br />

und für die Entwicklung<br />

des gesamten<br />

Freistaates nutzbar zu<br />

machen. Wirtschaft<br />

und Wissenschaft sind potenzielle Kooperationspartner<br />

im Innovationsprozess. Es<br />

gilt, Wege zu finden, die mittelständisch geprägte<br />

Wirtschaft noch enger mit der Wissenschaftslandschaft<br />

in Sachsen zu verzahnen,<br />

um – ausgerichtet an der gesamten<br />

Wertschöpfungskette – den Technologietransferprozess<br />

zu beschleunigen.<br />

Mit der Konzentration auf unsere Stärken,<br />

mit Flexibilität und Neugier und mit einer<br />

breiten und gesunden Basis an technologieoffenen<br />

Branchen werden die sächsischen<br />

Unternehmen und die Sachsen die<br />

Herausforderungen von morgen meistern.<br />

Davon bin ich überzeugt! W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


44 | W+M<br />

Wieso der War<br />

for Talents<br />

unser Denken<br />

verändern muss<br />

Von Nora Heer, Gründerin und<br />

Geschäftsführerin der Loopline<br />

Systems Internet GmbH<br />

In Ostdeutschland herrscht eine große<br />

Diskrepanz zwischen Fachkräfteangebot<br />

und -nachfrage. Die Fachkräftenachfrage<br />

ist von 2013 bis 2015 um durchschnittlich<br />

23 Prozent gestiegen. Gleichzeitig<br />

werden die ostdeutschen Bundesländer<br />

im innerdeutschen Vergleich aber<br />

als am unattraktivsten bewertet. Hinzu<br />

kommt, dass nur 56 Prozent der Fachkräfte<br />

für eine Stelle umziehen würden. Man<br />

kann also in Ostdeutschland wirklich von<br />

einem Krieg um Talente sprechen.<br />

Eine weitere Schwierigkeit stellt die Fluktuation<br />

dar, die in Deutschland aktuell bei<br />

14 Prozent liegt (Destatis <strong>2016</strong>). Eine abgehende<br />

Fachkraft durch einen geeigneten<br />

Bewerber zu ersetzen, kostet durchschnittlich<br />

8,4 Monatsgehälter (Retaining Talent,<br />

SHRM Foundation, 2008). Bei einem ostdeutschen<br />

Unternehmen mit 500 Mitarbeitern<br />

resultieren daraus Fluktuationskosten<br />

pro Jahr von circa zwei Millionen Euro<br />

(Fachkräfteatlas, Stepstone, 2015). Der Fokus<br />

von Management und Human Resources<br />

muss sich daher vom Recruiting zur<br />

Mitarbeiterbindung verschieben.<br />

Nur zwei von zehn Fachkräften erwarten,<br />

in fünf Jahren noch beim derzeitigen Arbeitgeber<br />

beschäftigt zu sein (Trendstudie,<br />

Stepstone, <strong>2016</strong>). Dies lässt sich durch<br />

das verschobene Verhältnis von Fachkräftenachfrage<br />

und -angebot sowie das höhere<br />

Selbstbewusstsein von Arbeitnehmern<br />

erklären. Laut der Trendstudie glauben 84<br />

Prozent der Befragten, dass sie einen wichtigen<br />

Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens<br />

leisten. Es handelt sich hierbei also<br />

nicht nur um die selbstwusste Generation<br />

Y, sondern um einen gesamtgesellschaftlichen<br />

Einstellungswandel. In Kombination<br />

mit der Gewissheit<br />

bei einem anderen Unternehmen<br />

schnell einen<br />

neuen Job zu finden<br />

(69 Prozent glauben,<br />

dass das weniger als<br />

sechs Monate dauert),<br />

führt dies zu geringerer<br />

Loyalität.<br />

Für 86 Prozent der in<br />

der Trendstudie Befragten<br />

ist ein kooperatives<br />

Zusammenarbeiten<br />

mit Führungskräften<br />

wichtig. Sie fordern, dass diese ihren<br />

Mitarbeitern Feedback geben und sie<br />

unterstützen. Laut einer Studie der Robert<br />

Half GmbH (Human Resources Insights,<br />

2014) legen Mitarbeiter außerdem großen<br />

ZUR PERSON<br />

Nora Heer ist Geschäftsführerin und<br />

Gründerin von Loopline Systems. Bis<br />

zur Gründung 2014 war sie Personalleiterin<br />

bei dem Berliner Frühphaseninvestor<br />

Project A Ventures. Sie hat mehr als<br />

zehn Jahre Erfahrung im Aufbau von Organisationen<br />

und in der Entwicklung von<br />

Hochleistungsteams. Sie ist Expertin für<br />

Führung und systemischer Coach.<br />

Nora Heer.<br />

Wert auf klare Kommunikation (95 Prozent)<br />

sowie Anerkennung für gute Leistungen<br />

(91 Prozent). Anhand eines Kundenbeispiels<br />

aus der Digitalbranche lässt sich aufzeigen,<br />

wie wichtig ein Wandel der<br />

Führungskultur ist. Das Unternehmen<br />

hat in Zusammenarbeit<br />

mit Loopline<br />

Systems einen Feedback-<br />

und Führungsprozess<br />

eingeführt,<br />

der durch einen Umgang<br />

auf Augenhöhe,<br />

eine wertschätzende<br />

Grundhaltung und einen<br />

klaren Fokus auf<br />

die berufliche sowie<br />

persönliche Weiterentwicklung<br />

der Mitarbeiter<br />

gekennzeichnet<br />

ist. Auf diese Weise konnte die Fluktuation<br />

im ersten Jahr um circa 15 Prozent gesenkt<br />

und die Produktivität um etwa zehn<br />

Prozent gesteigert werden.<br />

Das Unternehmen hat sich erstens eine<br />

starke Arbeitgebermarke aufgebaut, die<br />

das Recruiting von Talenten vereinfacht.<br />

Zweitens wurde die Organisationskultur<br />

so umgestaltet, dass die Zufriedenheit<br />

und Produktivität der Mitarbeiter gesichert<br />

ist. Und drittens wurden gezielte Entwicklungsprogramme<br />

aufgesetzt, um allen Mitarbeitern<br />

eine klare Perspektive im Unternehmen<br />

zu bieten, sie langfristig zu binden<br />

und sie bei ihrer Weiterentwicklung zu fördern.<br />

W+M<br />

Fotos: mast3r/fotolia.com (oben), Hoffotografen (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 45<br />

Warum wir in naher Zukunft sowohl<br />

auf die Braunkohle als auch<br />

auf Erneuerbare Energien setzen<br />

Braunkohletagebau in Jänschwalde.<br />

Von Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg<br />

Fotos: A. Gutwein (oben), Oliver Lang/SPD Brandenburg (unten)<br />

Der Industriestandort Deutschland<br />

kann mittelfristig nicht auf die<br />

Braunkohleverstromung verzichten.<br />

Nur so kann die Versorgung mit bezahlbarer<br />

und zuverlässiger Energie für<br />

die Bevölkerung, für die Industrie und für<br />

den Mittelstand gesichert werden. Unternehmen<br />

wie Arcelor, BASF, PCK oder<br />

Riva stehen im internationalen Wettbewerb.<br />

Die Industrie sichert hunderttausende<br />

gute Arbeitsplätze in Deutschland<br />

und ist damit Grundlage für Wohlstand<br />

und soziale Sicherheit. Und diese<br />

Industrie ist auf eine bezahlbare<br />

und verlässliche<br />

Stromversorgung<br />

angewiesen. Brandenburg<br />

trägt hier<br />

also Verantwortung<br />

weit über unsere<br />

unmittelbaren Landesgrenzen<br />

hinaus.<br />

Auf die Frage, wann<br />

die Brücke der Braunkohle<br />

endet, gibt es<br />

daher nur eine Antwort:<br />

wenn die Erneuerbaren<br />

Energien eine zuverlässige, stabile<br />

und bezahlbare Stromversorgung gewährleisten<br />

können. Das heißt: Allein der technologische<br />

Fortschritt darf hier der Maßstab<br />

sein und keine willkürliche Jahreszahl.<br />

Dr. Dietmar Woidke<br />

Eine politisch „verordnete“ schnelle Beendigung<br />

der Braunkohleverstromung gefährdet:<br />

• den Erfolg der Energiewende in ganz<br />

Deutschland (zu jeder Zeit sichere Versorgung)<br />

• die Strukturentwicklung und den sozialen<br />

Frieden in der Lausitz (und den anderen<br />

Braunkohlerevieren)<br />

• den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

(Strompreise, Versorgungssicherheit)<br />

und<br />

• hilft dem Klima in keiner Weise<br />

(Produktionsverlagerungen, erhöhte<br />

Energieimporte).<br />

Brandenburg fordert deshalb gemeinsam<br />

mit den anderen Braunkohleländern von der<br />

Bundesregierung, die weitere Braunkohlenutzung<br />

nicht den sehr ambitionierten<br />

nationalen Klimaschutzzielen<br />

zu opfern sowie<br />

die Lausitz und die<br />

anderen Braunkohleregionen<br />

auf ihrem<br />

schwierigen Weg als<br />

zuverlässigen Partner<br />

zu unterstützen.<br />

Das heißt aber nicht,<br />

dass wir uns den Erneuerbaren<br />

Energien<br />

verschließen und<br />

den Zug der Zeit verpassen<br />

würden. Im<br />

Gegenteil! Wir in Brandenburg sind in diesem<br />

Bereich bundesweit Vorreiter. Das<br />

Land Brandenburg leistet einen wesentlichen<br />

Beitrag zur bundesweiten Stromerzeugung<br />

aus Erneuerbaren Energien: Rund<br />

66 Prozent des Bruttostromverbrauchs werden<br />

in Brandenburg bereits aus Erneuerbaren<br />

Energien erzeugt. Damit wird die Zielsetzung<br />

der Bundesregierung für das Jahr<br />

2035 (55 bis 60 Prozent) schon jetzt übertroffen.<br />

Bei der Windkraft hatten wir den<br />

Zielwert des Bundes für 2030 bereits 2014<br />

zur Hälfte erreicht. Brandenburg ist damit<br />

das Bundesland mit dem größten Anteil an<br />

der insgesamt installierten Windkraft-Leistung<br />

in Deutschland. Bei der Photovoltaik<br />

haben wir den Zielwert für 2030 sogar<br />

schon zu über 80 Prozent erreicht!<br />

Wie man sieht, fährt Brandenburg energiepolitisch<br />

zweigleisig. Und das ist vernünftig<br />

und vorausschauend.<br />

Wenn die Energiewende gelingen soll,<br />

müssen die Kostenfrage für die Verbraucher<br />

sowie die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Wirtschaft stärker im Fokus stehen. Bei<br />

der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) ist es deshalb zu Recht Konsens,<br />

dass mehr Steuerung bei der Energiewende<br />

notwendig ist. Mit dem nun beschlossenen<br />

EEG 2017 wird deshalb das<br />

Ausbautempo der Erneuerbaren Energien<br />

an die Fortschritte beim Stromleitungsbau<br />

angepasst. Bei der Entwicklung der<br />

Speichertechnologien hat die EEG-Novelle<br />

leider keine großen Fortschritte gebracht.<br />

Hier müssen wir dringend vorankommen.<br />

Es bleibt also energiepolitisch noch viel zu<br />

tun. Brandenburg ist darauf gut vorbereitet.<br />

<br />

W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Der 1961 in der Niederlausitz geborene<br />

Dietmar Woidke studierte bis 1987 Landwirtschaft<br />

in Berlin (Promotion 1993).<br />

1994 wurde der SPD-Politiker in den<br />

brandenburgischen Landtag gewählt und<br />

war zwischen 2004 und 2009 Minister<br />

für Ländliche Entwicklung sowie von<br />

2010 bis 2013 Innenminister. Seit 2013<br />

ist er Ministerpräsident des Landes.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


46 | W+M<br />

Neue Verkäufer<br />

für neue<br />

Erlebniswelten<br />

Von Veronika Hammond,<br />

Leiterin der Vertriebsregion Ost<br />

bei der BMW AG<br />

Blick in ein modernes BMW-Autohaus.<br />

Die Digitalisierung verändert den Handel:<br />

Neue Verkaufsprozesse und Jobprofile<br />

der Mitarbeiter sind nicht nur<br />

im Onlinehandel gefragt, sondern zunehmend<br />

auch stationär. Die BMW-Autohäuser<br />

haben diesen Trend erkannt und werden<br />

nun selbst zum Trendsetter. Für den<br />

Kunden werden attraktive neue Erlebniswelten<br />

geschaffen.<br />

Die Chancen, die sich durch die Digitalisierung<br />

ergeben, erfordern neue Wege im stationären<br />

Handel. Für die Autohäuser bringt<br />

das vielfältige Herausforderungen mit sich,<br />

aber auch neue spannende Verkaufs- und<br />

Präsentationsmöglichkeiten, die den Besuch<br />

in der Filiale zu einem Erlebnis machen.<br />

Der Kunde soll sich wohlfühlen, Antworten<br />

auf alle seine Fragen bekommen<br />

und vor allem die Begeisterung für das Produkt<br />

noch authentischer erleben.<br />

ZUR PERSON<br />

Veronika Hammond ist 1974 in Erding<br />

geboren und studierte in Frankreich Sozialwissenschaften.<br />

Seit 1997 arbeitet<br />

sie für die BMW Group in verschiedenen<br />

Positionen des Vertriebs. Nach Stationen<br />

in mehreren BMW-Niederlassungen<br />

rund um Berlin war sie Gebietsleiterin für<br />

Verkauf, Marketing und Vertrieb Ost und<br />

später West. Seit Oktober <strong>2016</strong> ist sie<br />

Regionalleiterin Vertrieb Ost bei BMW.<br />

Das hat BMW als Vorreiter in der Automobilbranche<br />

erkannt und in den Autohäusern<br />

unter anderem einen vollständig neuen<br />

Verkäufertyp für die modernen Bedürfnisse<br />

des Kunden eingeführt: den Product<br />

Genius. Dieser ist bestens über die verschiedenen<br />

Automodelle informiert und<br />

hat mit seinem iPad alle relevanten Informationen<br />

abrufbereit. Er konfiguriert dem<br />

Kunden ein individuell zusammengestelltes<br />

Auto und setzt dieses auf einem Großbildschirm<br />

wirkungsvoll in Szene. Zudem organisiert<br />

er Probefahrten. Als klassischer<br />

Verkäufer versteht sich der Product Genius<br />

dabei nicht, sondern als Experte, der<br />

die Kunden für ein hochwertiges<br />

Auto begeistert. Er nimmt<br />

sich Zeit und wird auch<br />

nicht an Verkaufszahlen<br />

gemessen, sondern<br />

an der Zufriedenheit<br />

der Kunden.<br />

Damit macht sich<br />

BMW die neuen<br />

Möglichkeiten der<br />

Digitalisierung zum<br />

Vorteil und reagiert<br />

gleichzeitig auf die<br />

geänderten Erwartungen<br />

der Kunden,<br />

die sich bereits vor ihrem Besuch im Autohaus<br />

umfassend im Internet informiert<br />

haben. Der Verkäufer ist in der Lage, ihre<br />

oftmals detaillierten Fragen zu beantworten<br />

und entsprechende Informationen während<br />

des Verkaufsgesprächs abzurufen –<br />

so wie der Product Genius mit dem iPad.<br />

Dennoch ist es allein mit der Einführung eines<br />

neuen Jobprofils nicht getan, die Mitarbeiter<br />

müssen auch entsprechend geschult<br />

werden. Zudem gilt es, die neue Position<br />

Veronika Hammond.<br />

vor Ort in den Autohäusern einzuführen,<br />

unter anderem um sicherzustellen, dass die<br />

Schnittstellen zu den bisherigen Abläufen<br />

auch weiter funktionieren.<br />

Um den notwendigen Wandel zu bewältigen,<br />

brauchen die Autohäuser die geeigneten<br />

Mitarbeiter. Diese müssen auch<br />

im Zeitalter der Digitalisierung vor allem<br />

Spaß am Umgang mit Menschen und ein<br />

offenes Ohr für die Bedürfnisse der Kunden<br />

haben. Sinnvoll kann es deshalb<br />

sein, auch in anderen Branchen<br />

mit hohem Servicegedanken<br />

wie der Gastronomie<br />

oder dem Hotelgewerbe<br />

nach neuen Mitarbeitern<br />

zu suchen.<br />

Um die entsprechenden<br />

Mitarbeiter für<br />

sich zu gewinnen und<br />

zu halten, legen die Autohäuser<br />

großen Wert<br />

auf eine Firmenkultur,<br />

in der sich engagierte<br />

Mitarbeiter wohlfühlen<br />

und sie ihre Arbeitszeiten mit ihrer Familiensituation<br />

vereinbaren können. Gerade<br />

auch die jungen Mitarbeiter sollen ihre<br />

Ideen und Vorschläge einbringen – bei<br />

den notwendigen Veränderungsprozessen<br />

ebenso wie im Tagesgeschäft. Schließlich<br />

profitiert das Autohaus davon gleich doppelt:<br />

Die Mitarbeiter sind engagiert und<br />

motiviert und sie bringen als Digital Natives<br />

wichtiges Wissen über die neue Technik,<br />

aber auch künftige Käufergruppen ein.<br />

<br />

W+M<br />

Fotos: BMW AG (oben), Privat (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 47<br />

Damit der Mittelstand auf<br />

Wachstumskurs bleibt<br />

Von Holger Werner, Bereichsvorstand der Mittelstandsbank Ost<br />

der Commerzbank AG<br />

In den nächsten 60 Sekunden werden<br />

über 1.800 Transaktionen per Smartphones<br />

getätigt, mehr als 20 Millionen Fotos<br />

im Netz angeschaut, über 100 neue Linked-<br />

In-Accounts angelegt und 47.000<br />

Apps heruntergeladen. Diese<br />

Zahlen zeigen, welche Dynamik<br />

das Internet gewonnen<br />

hat, wie rasend<br />

schnell uns die<br />

Digitalisierung in ihren<br />

Bann zieht und<br />

unser tägliches Leben<br />

beeinflusst.<br />

Die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit<br />

und Komplexität haben massive<br />

Auswirkungen auf unsere Kunden: die<br />

Digitalisierung der Produktion, die zunehmende<br />

Internationalisierung, neue Wettbewerber<br />

wie Start-ups und die Änderung<br />

der Geschäftsmodelle zu Plattform- und<br />

Servicemodellen. Wir als Bank müssen<br />

hier Lösungen für die neuen Anforderungen<br />

und Veränderungsprozesse<br />

bieten, weil der Kunde, das<br />

mittelständische Unternehmen,<br />

zu Recht von<br />

uns moderne Kommunikationswege<br />

sowie<br />

Produkte und Lösungen<br />

für eine veränderte<br />

Geschäftswirklichkeit<br />

erwartet.<br />

ZUR PERSON<br />

Holger Werners Berufslaufbahn startete<br />

als Wirtschaftsprüfer bei Ernst &<br />

Young. Nach Stationen bei der eJay AG,<br />

Hypovereinsbank und Dresdner Bank<br />

bekleidete er bis 2010 verschiedene<br />

leitende Positionen bei der Commerzbank.<br />

Zwischen 2010 und 2012 war er<br />

Head of Group Shared Service bei der<br />

Allianz. Seit 2012 verantwortet er als<br />

Bereichsvorstand das Corporate Banking<br />

und den Bereich Mittelstandsbank<br />

für die Commerzbank.<br />

Fotos: Daniel Berkmann/fotolia.com (oben), Commerzbank AG (unten)<br />

Das geht natürlich<br />

nicht an den Banken<br />

und dem Mittelstand<br />

vorbei. Insbesondere<br />

in Deutschland<br />

schreitet die digitale Transformation<br />

immer schneller voran. Die Mehrheit der<br />

mittelständischen Unternehmen möchte<br />

neue Technologien konsequent nutzen<br />

und sieht Anpassungsbedarf für ihr Geschäftsmodell.<br />

Mit dem digitalen Wandel<br />

verbindet sich für immer mehr Unternehmen<br />

auch ein kultureller Wandel – hin zu<br />

einer Start-up-Mentalität und einem veränderten<br />

Verständnis von Arbeit, Karriere<br />

und Leben.<br />

Holger Werner.<br />

Unser Ziel als Mittelstandsbank<br />

ist, den<br />

Herausforderungen<br />

der Digitalisierung<br />

gemeinsam mit dem<br />

gesamten Mittelstand zu begegnen. Neben<br />

innovativen Produktlösungen im Onlinebanking,<br />

Zahlungsverkehr oder bei Devisengeschäften<br />

fällt uns als Bank eine<br />

weitere fundamental wichtige Funktion zu:<br />

die Bereitstellung von Netzwerken zu einzelnen<br />

Unternehmen. Der Grund: Die Unternehmen<br />

müssen sich mit ihresgleichen<br />

vernetzen, die angrenzende oder gleichartige<br />

Geschäftsmodelle haben. Den richtigen<br />

Partner zu finden, ist schwierig. Banken<br />

traut man die Funktion des erfolgreichen<br />

Brückenbauers jedoch zu, da sich in<br />

ihrem Kundenportefeuille die unterschiedlichsten<br />

Unternehmen befinden und sie<br />

diese Unternehmen bestens kennen. Das<br />

ist für uns Banker durchaus interessant,<br />

weil sich daraus – bei angemessener Honorierung<br />

– ein Geschäftsmodell entwickeln<br />

lässt.<br />

Und genau hier setzen wir auch an, in dem<br />

wir uns als Begleiter der Digitalen Transformation<br />

positionieren wollen. Den traditionellen<br />

Mittelstand begleiten wir bei<br />

der Digitalisierung – von Finanzierungsund<br />

Beratungsangeboten bis hin zu neuen<br />

Produkten und Services. Den jungen digitalen<br />

Mittelstand möchten wir gerade in<br />

seiner Wachstumsphase und den entsprechend<br />

ambitionierten Zielen über bestehende<br />

und angepasste Bankangebote hinaus<br />

durch Bereitstellung von Netzwerken,<br />

Inkubatoren und FinTechs unterstützen.<br />

Die Welt verändert sich. Und so auch die<br />

Commerzbank – für den gemeinsamen<br />

Weg in die Digitale Transformation mit<br />

dem deutschen Mittelstand. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


48 | W+M<br />

Wie eine gelungene<br />

Nachfolge motiviert<br />

Von Alexander Winter, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von arcona/A-ROSA<br />

ein neues Leitbild für das junge Unternehmen<br />

präsentiert und die Phase der Implementation<br />

gestartet werden konnte.<br />

nigen Monaten wurde die Marke arcona<br />

HOTELS & RESORTS gelauncht und somit<br />

der Grundstein für die neuen Hotels gelegt.<br />

Über eine Unternehmensnachfolge<br />

habe ich mir ehrlich gesagt, auch<br />

wenn ich erst seit acht Jahren selbstständig<br />

bin, schon häufig Gedanken machen<br />

müssen. Sei es innerhalb der Familie, als es<br />

darum ging, wer den Gastronomiebetrieb<br />

im Münsterland meiner Schwiegereltern<br />

übernimmt oder eben der eigene Management-Buy-Out<br />

und damit die Übernahme<br />

der Stadthotellerie aus dem Traditionsunternehmen<br />

der Deutschen Seereederei (DSR).<br />

Wir starteten 2008 mit rund 250 Mitarbeitern<br />

in acht Hotels und es galt, aus einem<br />

bestehenden Unternehmen mit einem konzernweiten<br />

Leitbild eine eigene Identität zu<br />

schaffen. Dabei half natürlich die Verbundenheit<br />

der langjährigen Mitarbeiter und<br />

das eigene Wissen und die Motivation, aus<br />

dem Bestehenden eine innovative Weiterentwicklung<br />

zu schaffen. Im Führungsteam<br />

entschieden wir uns, gemeinsam mit einem<br />

Team, das aus einem Querschnitt von Mitarbeitern<br />

aus den Hotels und der Firmenzentrale<br />

bestand, ein neues Leitbild und Unternehmenswerte<br />

zu formulieren.<br />

Alexander Winter.<br />

Dieser Prozess war wichtig für die Neupositionierung<br />

des Unternehmens, sowohl<br />

intern als auch extern, denn so haben wir<br />

Identität und Authentizität geschaffen, die<br />

es nun galt, erlebbar zu machen. Die „Leitplanken“<br />

für das alltägliche Tun waren geschaffen<br />

und im nächsten Schritt musste<br />

dies alles umgesetzt werden in eine Marke<br />

mit Außenwahrnehmung. Das war die<br />

nächste Herausforderung. Wir waren uns einig,<br />

ein Teil der arcona-Kranichcrew zu sein<br />

und nun sollten auch die Gäste diesen Spirit<br />

miterleben.<br />

Durch Nähe und Beständigkeit ist es gelungen,<br />

alle Mitarbeiter für ein neues, junges<br />

Unternehmen mit Zukunftsvisionen zu begeistern,<br />

was natürlich auch motiviert, die<br />

Unternehmensziele kontinuierlich weiter zu<br />

verfolgen. So gelang es uns gemeinsam, in<br />

den vergangenen acht Jahren die Hotels zu<br />

verdoppeln, so dass wir heute auf 16 Hotels<br />

blicken und sich bereits ein 17. Haus in<br />

Bau befindet.<br />

Da Tradition verbindet, ist auch die Idee<br />

und Gründung des Joint Venture mit der<br />

DSR Hotel Holding Mitte 2015 ein weiterer<br />

Schritt in Richtung Unternehmenssicherung.<br />

Die dort angenommene Position als<br />

CEO ist eher als Führungswechsel denn als<br />

Unternehmensnachfolge zu sehen, da es<br />

vor allem um die Sicherung des Unternehmens,<br />

die Verantwortung gegenüber den<br />

Mitarbeitern und der Eigentümerfamilie als<br />

auch die geschaffenen Innovationen innerhalb<br />

des Tourismus in guten Händen zu wissen<br />

geht. Für mich selbstverständlich eine<br />

große Herausforderung.<br />

W+M<br />

ZUR PERSON<br />

Der gelernte Hotelkaufmann Alexander<br />

Winter war bis 1998 im Hotel Louis C.<br />

Jacob beschäftigt und ging dann zur<br />

Arkona-Hotelgruppe nach Rostock. Zuletzt<br />

war er dort von 2001 bis 2008 CFO<br />

und Vorstandsmitglied der Arkona AG.<br />

Durch ein Management-Buy-Out der arcona<br />

Stadthotellerie machte er sich 2008<br />

selbstständig und kehrte im Juni 2015<br />

als CEO zur DSR Hotel Holding zurück.<br />

Mit professioneller Unterstützung und einem<br />

hochmotivierten Team haben wir es<br />

in mehreren Workshops geschafft, aus Tradition<br />

und Verbundenheit, ein stabiles Fundament<br />

für die Zukunft zu gießen. Altbewährtes<br />

wurde übersetzt, neu interpretiert<br />

und definiert, Ideen wurden hinzugefügt, so<br />

dass nach einem mehrmonatigen Prozess<br />

Es galt, aus der bisherigen Marke<br />

ARKONA, die sehr mit der touristischen<br />

Schifffahrt verbunden war, eine Publikumsmarke<br />

zu schaffen, die erklärt, dass<br />

es sich um „Hotels an Land“ handelt. Auch<br />

hier wurde ein professioneller Prozess eingeleitet,<br />

der sich ebenfalls an den Unternehmenswerten<br />

orientierte. Nach nur we-<br />

Foto: Arcona Hotels (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


ZUKUNFT OST<br />

W+M | 49<br />

Ostdeutsche Länder brauchen eine<br />

wachstumspolitische Agenda<br />

Von Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Stellvertretender Leiter des ifo Instituts<br />

Niederlassung Dresden<br />

Foto: ifo Dresden (unten)<br />

Die Wirtschaftspolitik steht derzeit<br />

in keinem der ostdeutschen Länder<br />

im Mittelpunkt des politischen<br />

Handelns. Vielmehr hat es den Anschein,<br />

dass man sich mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />

Situation weitgehend arrangiert<br />

hat – obwohl der Osten<br />

immer noch eine strukturschwache<br />

Region ist<br />

und auch die Perspektiven<br />

für die Zukunft<br />

keineswegs überall<br />

rosig erscheinen.<br />

Die Gründe hierfür<br />

liegen vor allem in<br />

strukturellen Defiziten,<br />

insbesondere<br />

im Fehlen strukturbestimmender<br />

größerer Unternehmen,<br />

und in<br />

der ungünstigen demografischen Entwicklung.<br />

Beides entzieht sich dem unmittelbaren<br />

Einfluss politischer Gestaltung; Ansatzpunkte<br />

für eine stärker wachstumsorientierte<br />

Wirtschaftspolitik gibt es dennoch viele.<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz.<br />

Im Bereich der Wirtschaftsförderung sollte<br />

künftig nicht mehr die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

im Mittelpunkt stehen, sondern<br />

die Verbesserung der technologischen<br />

Leistungsfähigkeit insbesondere von<br />

kleinen und mittleren Unternehmen. Dabei<br />

geht es auch um Forschung und Entwicklung,<br />

insbesondere aber um die Verbesserung<br />

des Innovationsmanagements und die<br />

Unterstützung des Technologietransfers.<br />

Wichtig scheint es darüber hinaus, gerade<br />

jene Branchen und Unternehmen zu stärken,<br />

die gute Zukunftspotenziale aufweisen<br />

– ein Plädoyer für eine stärkere Selektivität<br />

von Förderung.<br />

Wirtschaftspolitik ist aber weit mehr<br />

als nur Förderpolitik – relevant<br />

sind auch die wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen,<br />

unter denen die Unternehmen<br />

agieren. Was<br />

diese in wohlhabenden<br />

westdeutschen Regionen<br />

leicht verkraften<br />

können, mag die häufig<br />

immer noch nicht ausreichend<br />

gefestigten<br />

Unternehmen in Ostdeutschland<br />

überfordern.<br />

Man sollte deshalb<br />

nochmals prüfen,<br />

wo regionale Ausnahmeregeln von ansonsten<br />

gesamtdeutsch festgelegten Standards<br />

und Regulierungen möglich sind.<br />

Nachholbedarfe gibt es auch bei den öffentlichen<br />

Investitionen – im Verkehrsbereich<br />

zum Beispiel bei der Sanierung von<br />

Brückenbauwerken und bei der Ertüchtigung<br />

von Schienenverkehrswegen, darüber<br />

hinaus ganz besonders beim Breitbandausbau<br />

als wesentliche Voraussetzung<br />

für eine stärkere Digitalisierung der<br />

Wirtschaft. Hier ist insbesondere zu prüfen,<br />

wie eine stärkere Beteiligung privater<br />

Investoren in diesen Kernbereichen öffentlicher<br />

Daseinsvorsorge möglich ist.<br />

ZUR PERSON<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz ist seit dem<br />

Jahr 2007 stellvertretender Geschäftsführer<br />

der Niederlassung Dresden des<br />

ifo Instituts und Honorarprofessor an der<br />

Technischen Universität Dresden. Zuvor<br />

war er von 1994 bis 2007 Abteilungsleiter<br />

am Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Halle und als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

beim Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />

der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung in Wiesbaden tätig.<br />

Zu den entscheidenden Wachstumsdeterminanten<br />

in einer Region gehört schließlich<br />

der Bestand an „Humankapital“, also<br />

die Zahl der gut ausgebildeten Arbeitskräfte.<br />

Da auf qualifizierte Zuwanderung<br />

in ausreichendem Umfang wohl nicht gezählt<br />

werden kann, müssen die ostdeutschen<br />

Länder ihre Bildungsinvestitionen<br />

in allen Bereichen ausweiten – angefangen<br />

bei der frühkindlichen Bildung über<br />

die Schulen bis hin zu den Hochschulen.<br />

Mittelfristig kann dies dann auch dazu beitragen,<br />

den noch bestehenden Produktivitätsrückstand<br />

in der ostdeutschen Wirtschaft<br />

abzubauen.<br />

Auch eine Umsetzung all dieser Maßnahmen<br />

wird wohl nicht zu einer baldigen<br />

Angleichung der Wirtschaftskraft an<br />

das westdeutsche Niveau führen. Aber:<br />

Gar nichts zu tun, würde den strukturellen<br />

Rückstand der ostdeutschen Länder<br />

auf Dauer verfestigen. Noch ist es nicht<br />

zu spät, das zu verhindern. W+M


50 | W+M POLITIK<br />

„Sollten alle Parteispenden<br />

offengelegt werden?“<br />

Prof. Edda Müller, Vorstandsvorsitzende von<br />

Transparency International Deutschland e. V.<br />

Dr. Hermann Otto Solms,<br />

Bundesschatzmeister der FDP<br />

„Ja”<br />

Demokratie braucht politische<br />

Parteien. Sie geben<br />

weniger Großspenden.<br />

„Nein”<br />

Parteien erhalten immer<br />

politischem Handeln ein Programm,<br />

bündeln den Wählerwillen und dienen<br />

nehmen etwa machen heute nur noch einen<br />

Spenden von Unter-<br />

der Rekrutierung des „politischen Personals“.<br />

geringen Anteil der Parteifinanzierung aus. Viel<br />

Dafür brauchen sie Geld. Sie brauchen aber vor<br />

entscheidender sind die Beiträge der Parteimitglieder,<br />

vor allem aber die staatlichen Zuschüs-<br />

allem Glaubwürdigkeit und Vertrauen der Bürger<br />

in ihre Unabhängigkeit von Einzelinteressen. Gut se. Während Großspenden zurückgehen, gibt<br />

wäre eine vollständige Finanzierung durch Mitgliederbeiträge<br />

und staatliche Parteienfinanzierung. den die alle und in jeder Höhe offen gelegt wer-<br />

es dagegen viele tausende Kleinspenden. Wür-<br />

Solange dieser Weg nicht machbar ist, müssen den, gäbe es eine wahre Datenflut. Diese Masse<br />

an Informationen würde dazu führen, dass<br />

Spenden vollständig transparent sein. Dies bedeutet<br />

ein generelles Verbot anonymer Spenden und wichtige Informationen verloren gehen. Denn<br />

die Absenkung der Publizitätsgrenze von 10.000 wer hat schon Lust, hunderte Seiten an Spendenbescheinigungen<br />

zur Kenntnis zu nehmen?<br />

Euro auf 2.000 Euro sowie die Senkung der Grenze<br />

für die sofortige Veröffentlichung von Großspenden Daher hat der Gesetzgeber eine relevante Spendenhöhe<br />

für die Offenlegung von Parteispenden<br />

von 50.000 Euro auf 10.000 Euro. Außerdem ist<br />

eine Offenlegung der Sachleistungen durch Sponsoren<br />

in den Rechenschaftsberichten überfällig. Für die Freien Demokraten bedeutet das, dass<br />

bestimmt. Diese liegt aktuell bei 10.000 Euro.<br />

Diese werden derzeit unter sonstigen Einnahmen wir in unseren Rechenschaftsberichten weniger<br />

als 100 Namen von Spendern nennen. Ein<br />

versteckt. Obwohl meistens die „Nicht-Käuflichkeit“<br />

beschworen wird, lehrt die Lebenswirklichkeit<br />

etwas anderes. Kleine Geschenke erhalten die onen nutzen können. Die Größenordnung von<br />

Umfang, den alle Interessierten für Informati-<br />

Freundschaft – sagt der Volksmund. Vom begnadeten<br />

Lobbyisten Carsten Maschmeyer können dieser Regelung wird eine ausreichende Trans-<br />

10.000 Euro hat sich in der Praxis bewährt. Mit<br />

die Parteien lernen. Er erklärt, wie man politische parenz geschaffen, um sicherzustellen, dass es<br />

Akteure für seine Sache einspannt. Networking keine einseitige Einflussnahme auf Entscheidungen<br />

von Parteien gibt. Das wird auch dadurch er-<br />

sei ein Sparkonto, auf das man zunächst einzahlen<br />

müsse, um später abheben zu können. Den<br />

reicht, dass Einzelspenden über 50.000 Euro unverzüglich<br />

nach Eingang veröffentlicht werden<br />

Parteien kann man nur raten: Habt keine Angst<br />

vor zu viel Transparenz, sorgt Euch vielmehr um<br />

müssen. Die Verpflichtung zur Meldung von tausenden<br />

von Kleinspenden würde dagegen deren<br />

das Vertrauen der Bürger. Tut dies nicht nur des<br />

Erfolgs Eurer Partei willen, sondern vor allem<br />

Informationsgehalt eher verschlechtern als verbessern.<br />

auch für die Demokratie.<br />

Fotos: Danetzki (links), Herrmann Otto Solms (rechts)


RATGEBER LIFESTYLE | 51<br />

Tipps für besondere Geschenke aus der Region<br />

Weihnachten steht vor der Tür. Es ist Zeit, sich Gedanken zu machen,<br />

wie wir Geschäftspartnern, Kunden, Familie und Freunden mit einer<br />

besonderen Aufmerksamkeit eine Freude machen können.<br />

W+M hat sich für Sie auf die Suche gemacht und musste dafür nicht mal in<br />

die Ferne schweifen. Exklusive Geschenkideen gibt es auch in Ihrer Region.<br />

Chronometer aus Berlin<br />

Das Modell TEGEL aus<br />

dem Hause ASKANIA ist<br />

eine Liebeserklärung an den<br />

Berliner Flughafen, der aus<br />

allen Nähten platzt, sich<br />

aber dennoch tapfer und<br />

professionell schlägt.<br />

Kaliber ASKANIA 2062,<br />

Automatik, 21 Rubine,<br />

40 Stunden Gangreserve,<br />

Gehäuse aus poliertem Edelstahl,<br />

Mineral-Hesalit-Glas,<br />

hochwertiges Lederband.<br />

Preis: 995 €, www.askania.berlin<br />

Fotos: ASKANIA, MÜHLE, Schloss Wackerbarth, KAHLA, Confiserie Felicitas, 1. Mecklenburger Obstbrand Gut Schwechow GmbH<br />

Thüringer Porzellan<br />

Die Magic-Grip-Kollektion von KAHLA minimiert<br />

dank des Silikonfußes störendes Klappern von<br />

Tellern und Tassen. Die „Line of Gold“ feiert<br />

ihr Comeback und wechselt raffiniert zwischen<br />

innen und außen. Das elegante Service besteht<br />

aus jeweils sechs Ess- und Suppentellern<br />

sowie je zwei Schüsseln, Schalen und Platten.<br />

Preis: 350 €, www.kahlaporzellan.com<br />

Porzellan-Service „Line of Gold“ aus der<br />

Magic-Grip-Kollektion von KAHLA.<br />

Rasurkultur aus dem Erzgebirge<br />

Die Manufaktur MÜHLE hat mit<br />

Designer Mark Braun eine besondere<br />

Vintage-Edition kreiert. Das Set aus<br />

Rasierhobel, -pinsel und -halter besticht<br />

mit sechseckigen Griffen und minimalem<br />

Design. Erhältlich in Grün, Bronze und<br />

Graphit – inspiriert vom Erzgebirge. Ein<br />

Hingucker: die Geodaten-Gravur des<br />

Firmenstandorts. Ab 01.11. verfügbar.<br />

Preis: ab 137 €, www.muehle-shaving.com<br />

Das Modell<br />

„Hexagon“ von<br />

MÜHLE Rasurkultur.<br />

Sekt aus Sachsen<br />

Anlässlich des Gründungsjahres der ersten<br />

Sektmanufaktur in Sachsen komponierten<br />

die Kellermeister des Sächsischen Staatsweingutes<br />

Schloss Wackerbarth die limitierte<br />

Sekt-Jubiläumsedition „Hommage 1836“.<br />

Diese besteht aus jeweils einem Sekt in<br />

Weiß und Rosé, zusammengestellt in einer<br />

hochwertigen Geschenkverpackung.<br />

Preis: 34,50 €, www.schloss-wackerbarth.de<br />

Pralinen aus der Lausitz<br />

Schokoladiges Geschenkset der Brandenburger<br />

Confiserie Felicitas mit einer Glückwunschkarte<br />

aus feinster Schokolade, hergestellt in Handarbeit,<br />

und einer Auswahl zarter Pralinen, in<br />

einer klassisch-edlen Geschenkverpackung.<br />

Schokoladensorte, Beschriftung und Motiv<br />

sind individuell wählbar. 255 bis 265 Gramm.<br />

Preis: 20,60 €, www.confiserie-felicitas.de<br />

Jubiläumssekt<br />

„Hommage 1836“<br />

von Schloss<br />

Wackerbarth.<br />

Das Modell TEGEL TEG-9703<br />

Automatik von ASKANIA.<br />

Geschenkset mit<br />

Schokoladenkarte und Pralinen<br />

der Confiserie Felicitas.<br />

Mecklenburger<br />

Obstbrand<br />

Der „Schwechower Platinum“<br />

in seiner markanten<br />

Drei-Flächen-Glaskaraffe<br />

aus der Exklusivserie<br />

der Mecklenburger Obstbrennerei<br />

Gut Schwechow ist<br />

ein einzigartiger, edler Obstbrand<br />

aus ganz besonderen<br />

Früchten: Hagebutte, Vogelbeere,<br />

Speierling oder Wildkirsche.<br />

Jede Flasche ist ein<br />

mundgeblasenes Unikat.<br />

Preis: 98 €, www.schwechower.de<br />

Der „Platinum“ aus Schwechow.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


52 | W+M RATGEBER<br />

So übergeben Sie Ihr<br />

Unternehmen<br />

erfolgreich<br />

Das Finden eines geeigneten Nachfolgers<br />

stellt viele Unternehmer vor<br />

Probleme, aber auch die Durchführung<br />

dieses besonderen Geschäfts hält<br />

viele Fragen und Fallstricke bereit.<br />

In dieser zweiten Folge möchte ich<br />

einen Überblick über den generellen<br />

Ablauf der eigentlichen Transaktion<br />

geben. Von Holger Wassermann<br />

Welchen Weg der Unternehmer<br />

für seine Nachfolge einschlägt,<br />

hat er idealerweise bereits in<br />

der Vorbereitungsphase geklärt und vielleicht<br />

sogar schon den Nachfolger entsprechend<br />

darauf vorbereitet. Oftmals<br />

schließen die Rahmenbedingungen den<br />

einen oder den anderen Weg aus, es bestehen<br />

aber auch viele Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Familie, Mitarbeiter, Dritter?<br />

Die Frage, von der meist alles andere abhängt,<br />

ist die nach dem Nachfolger. Stammt<br />

er aus der Familie, ist es ein Mitarbeiter<br />

oder muss ein externer Käufer gesucht werden?<br />

Da leider nach wie vor die Nachfolge<br />

durch eine Tochter oft nicht ernsthaft in Erwägung<br />

gezogen wird, spreche ich hier aus<br />

Vereinfachungsgründen von DEM Nachfolger,<br />

meine aber beide Geschlechter.<br />

Der große Vorteil einer Nachfolge durch einen<br />

Familienangehörigen oder einen Mitarbeiter<br />

ist der Wegfall einer langen und<br />

eventuell erfolglosen Nachfolgersuche.<br />

Das bloße Vorhandensein reicht aber natürlich<br />

nicht aus, der Kandidat muss auch<br />

wollen und können. Beides sollte geprüft<br />

werden, was Unternehmern erfahrungsgemäß<br />

gerade bei den eigenen Kindern<br />

besonders schwer fällt.<br />

Wird als Weg die Übergabe an einen Dritten<br />

gewählt, kann es sich um einen „privaten“<br />

Käufer handeln, der selbst zukünftig in<br />

die Rolle des Unternehmers schlüpft, oder<br />

um eine andere Unternehmung, welche die<br />

Firma kauft, also beispielsweise ein bisheriger<br />

Lieferant, Kunde, Wettbewerber oder<br />

DER UNTERNEHMENSVERKAUF<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Verkaufsstrategie festlegen<br />

Unternehmensbewertung<br />

Unternehmensprofil erstellen<br />

Käufer suchen<br />

Umfassende Prüfung durch den<br />

Interessenten<br />

Verhandlung und Vertragsabschluss<br />

Zahlung und Übergabe<br />

Branchenkollege aus einer anderen Region.<br />

Externe Käufer müssen gesucht und gefunden<br />

werden, und auch hier bleibt eine<br />

Prüfung bezüglich des Könnens nicht aus.<br />

Mit der Herkunft des Nachfolgers steht<br />

häufig die Form der Gegenleistung für die<br />

Übergabe des Betriebs in engem Zusammenhang.<br />

Bei familieninternen Nachfolgen<br />

findet sich oft eine unentgeltliche Übertragung<br />

in Form der Schenkung oder der<br />

Vererbung, während bei den Nachfolgen<br />

durch Mitarbeiter oder Unternehmensexterne<br />

die entgeltliche Übertragung das<br />

Gros ausmacht. Der Betrieb kann aber<br />

auch verpachtet oder im Falle eines Verkaufs<br />

der Kaufpreis mit einer Einmalzahlung<br />

abgegolten, in Raten bezahlt oder<br />

eine Rentenzahlung vereinbart werden.<br />

Grundsätzlich gilt hierbei: Je schneller der<br />

Unternehmer sein Geld bekommt, desto<br />

sicherer ist es für ihn. Geht die Firma<br />

ein oder zwei Jahre nach dem Verkauf in<br />

die Insolvenz, was leider auch nicht selten<br />

vorkommt, so sind für den Unternehmer<br />

sowohl Firma als auch die ausstehenden<br />

Raten- oder Rentenzahlungen verloren.<br />

Zeitversetzte Zahlungen sollten daher<br />

nur vereinbart werden, wenn ansonsten die<br />

Foto: Ogerepus/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


NACHFOLGE | 53<br />

Foto: Intagus<br />

Nachfolge an der Finanzierung des Kaufpreises<br />

scheitern würde. Neben der Vereinbarung<br />

von fixen Kaufpreisen können auch<br />

erfolgsabhängige Vergütungen ein Weg<br />

sein, wie sich die Parteien einigen können.<br />

Die familieninterne Nachfolge<br />

Stammt der Nachfolger aus der Familie,<br />

so beherrschen psychologische Aspekte<br />

die Nachfolge. Im Spannungsfeld zwischen<br />

Eltern/Kind, Familie/Unternehmen<br />

und Geschwistern untereinander fördert<br />

eine Nachfolge oft jahrzehntelang unterschwellig<br />

vorhandene Konflikte zu Tage.<br />

Eine familieninterne Nachfolge ist nur dann<br />

erfolgreich, wenn nach der Übergabe die<br />

Firma noch immer besteht und die Familie<br />

weiterhin gern gemeinsam Weihnachten<br />

und Geburtstage feiert.<br />

Aufgrund der persönlichen Verbindung<br />

zwischen Unternehmer und Nachfolger<br />

schlagen sachlich zu führende, geschäftliche<br />

Gespräche schnell in emotional geführte<br />

Debatten um. Das ist schlecht für<br />

das Unternehmen, für die Familie und damit<br />

letztendlich auch für das Nachfolgevorhaben.<br />

Es ist ein Zeichen von Führungsstärke,<br />

sich hier professionelle Unterstützung<br />

durch einen Berater, Coach oder Mediator<br />

zu holen. Dies<br />

sollte ebenso selbstverständlich<br />

sein wie<br />

der Gang zum Steuerberater,<br />

der bei einer<br />

familieninternen<br />

Nachfolge zwingend<br />

einzuschalten ist. Die verschiedenen Gestaltungsformen<br />

der Schenkung, Vererbung<br />

oder Verrentung haben sehr unterschiedliche<br />

Bedingungen und steuerliche<br />

Konsequenzen.<br />

Der Verkaufsprozess<br />

Soll das Unternehmen im Zuge der Nachfolge<br />

verkauft werden, wird in der Regel zunächst<br />

ermittelt, wie hoch der Wert des Unternehmens<br />

ist, um eine Basis für die bevorstehenden<br />

Kaufpreisverhandlungen zu haben.<br />

Wert und Preis sind nicht das Gleiche.<br />

Der Wert ergibt sich aus den Möglichkeiten,<br />

was jemand mit dem Unternehmen anfangen<br />

kann – der Preis einzig und allein aus<br />

der Verhandlung. Für die Unternehmensbewertung<br />

gibt es verschiedene Methoden,<br />

„Der beste Zeitpunkt, mit<br />

der Nachfolgeplanung zu<br />

beginnen, war vor zehn<br />

Jahren. Der zweitbeste<br />

Zeitpunkt ist jetzt.“<br />

die zusammen angewendet werden sollten,<br />

um eine plausible Einschätzung des Wertes<br />

zu gewinnen. Sie sollte professionell ausgeführt<br />

werden, denn nur allzu oft scheitern<br />

Nachfolgen an überzogenen Kaufpreisvorstellungen<br />

der Unternehmer<br />

aufgrund schlechter Unternehmensbewertungen<br />

bereits im Vorfeld der<br />

eigentlichen Verhandlungen.<br />

Sofern der Käufer<br />

noch nicht bekannt<br />

ist, wird ein Suchprofil<br />

für den Nachfolger<br />

entwickelt und<br />

die Suche beginnt.<br />

Das Einstellen eines<br />

Unternehmensexposés<br />

in Börsen wie<br />

der NEXXT CHANGE<br />

kann man als passive<br />

Suche verstehen. Dabei<br />

verlässt man sich<br />

darauf, dass sich ein<br />

potenzieller Nachfolger aktiv auf die Suche<br />

macht, das eigene Angebot findet und es<br />

für so attraktiv hält, dass er von sich aus<br />

Kontakt aufnimmt. In Zeiten eines Nachfolgermangels<br />

sollte<br />

sich ein Unternehmer<br />

auf eine solche Reihe<br />

von Zufällen wohl<br />

eher nicht verlassen.<br />

Die Suche ist im Verkaufsprozess<br />

die Phase, deren Dauer am<br />

schwierigsten vorhergesagt werden kann.<br />

Es kann bereits im ersten Monat ein passender<br />

Interessent gefunden werden, genauso<br />

gut kann die Suche aber zwei oder<br />

noch mehr Jahre dauern. Das Ergebnis einer<br />

aktiven Suche sind zunächst eine lange<br />

Liste potenzieller Käufer (long list) und<br />

die durch Selektion nach weiteren wichtigen<br />

Kriterien die daraus entstehende kurze<br />

Liste (short list) der Kandidaten, mit denen<br />

Gespräche aufgenommen werden.<br />

Professor Dr. Holger Wassermann ist<br />

Wissenschaftlicher Leiter des KCE<br />

KompetenzCentrum für Entrepreneurship<br />

& Mittelstand der FOM-Hochschule<br />

und Geschäftsführer der Intagus GmbH<br />

Unternehmensberatung für Mittelstand<br />

und Nachfolge.<br />

Zeigt sich der potenzielle Nachfolger nach<br />

der Präsentation eines anonymisierten Unternehmensprofils<br />

interessiert, wird von<br />

ihm eine Vertraulichkeitserklärung (Non-<br />

Disclosure Agreement, NDA) unterzeichnet<br />

und der Kontakt zum Unternehmer hergestellt.<br />

Stimmt die Chemie zwischen den<br />

beiden Parteien und wird die Verhandlung<br />

fortgesetzt, kommt es zur Unterzeichnung<br />

einer Absichtserklärung (Letter of Intent,<br />

LoI) durch den potenziellen<br />

Käufer, der daraufhin<br />

eine eingehende Prüfung<br />

(Due Diligence) aller<br />

wichtigen Faktoren<br />

des Unternehmens<br />

vornimmt und dafür<br />

Einblick in alle Unterlagen<br />

erhält. Auf Basis<br />

der Informationen<br />

aus der Prüfung kann<br />

der Nachfolger in spe<br />

die Unternehmung<br />

aus seiner Sicht bewerten<br />

und so den<br />

für ihn maximal akzeptablen<br />

Kaufpreis<br />

ermitteln.<br />

Daraufhin<br />

werden<br />

im Idealfall die Verhandlungen<br />

um Kaufpreis und Konditionen<br />

fortgeführt. Hierbei sollten unbedingt<br />

Steuerberater und Rechtsanwalt oder Notar<br />

hinzugezogen werden, um das Risiko<br />

schwerwiegender Fehler weitestgehend<br />

zu vermeiden. Bei dem Verkauf von GmbH<br />

und anderen Kapitalgesellschaften ist die<br />

Einbeziehung eines Notars ohnehin Pflicht.<br />

Haben sich die Parteien geeinigt, folgt die<br />

Unterschrift und die Erfüllung der gegenseitigen<br />

Verpflichtungen, also die Zahlung<br />

des Kaufpreises durch den Erwerber – in<br />

der Regel durch Überweisung durch die finanzierende<br />

Bank – und erst daraufhin die<br />

Übertragung der Anteile beziehungsweise<br />

des Vermögens.<br />

Der gesamte Transaktionsprozess, begonnen<br />

bei der Bewertung über die Suche und<br />

Ansprache bis hin zur Begleitung der Verhandlungen<br />

ist sehr komplex, erfordert viel<br />

Spezialwissen und ist durch einen sehr hohen<br />

Zeiteinsatz für Kommunikation geprägt.<br />

Um den operativen Betrieb des Unternehmens<br />

in dieser Phase nicht zu gefährden,<br />

ist die professionelle Unterstützung durch<br />

einen auf Nachfolge spezialisierten Berater<br />

zu empfehlen.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Frischer Wind<br />

in alten Mauern<br />

Der sächsische Diplom-Ingenieur Thomas Zimmermann sanierte<br />

ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Domstadt Wurzen<br />

und baute es zum Firmensitz um. Seither beherbergt es die<br />

Büroräume des Ingenieurbüros Zimmermann. Zur Finanzierung<br />

nutzte der Freiberufler einen KfW-Förderkredit aus dem Programm<br />

„Energieeffizient Bauen und Sanieren“. Von Matthias Salm<br />

Rund 20 Jahre lang war das Wohnhaus<br />

in der Wurzener Karl-Liebknecht-Straße<br />

dem Verfall preisgegeben,<br />

bevor Thomas Zimmermann<br />

es neu zum Leben erweckte. Eine reizvolle,<br />

jedoch auch anspruchsvolle Aufgabe:<br />

Nicht nur galt es, die Schäden des<br />

jahrelangen Leerstands zu beseitigen,<br />

auch den Anforderungen des Denkmalschutzes<br />

musste Zimmermann Genüge<br />

leisten. Schließlich entstanden die Straßenzüge<br />

unweit der historischen Altstadt<br />

Wurzens bereits im Zuge der Industrialisierung<br />

Ende des 19. Jahrhunderts –<br />

das Zimmermannsche Sanierungsobjekt<br />

selbst wurde 1889 errichtet.<br />

Dennoch ließ sich der Freiberufler, dessen<br />

Ingenieurbüro seit 1996 vornehmlich<br />

im Straßen-, Wasser- und Tiefbau der Region<br />

tätig ist, nicht abschrecken – obwohl<br />

sein vorheriges Firmendomizil an der viel<br />

befahrenen Bundesstraße B6 gerade<br />

einmal drei Straßen entfernt lag. „Unsere<br />

bisherigen Büros waren nur angemietet,<br />

vor allem war es dort aber einfach zu<br />

laut“, litt der Diplom-Ingenieur unter der<br />

zunehmenden Lärmbelastung. Zimmermann<br />

zog einen Schlussstrich: „Ich wollte<br />

eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

sowohl für mich als auch für meine<br />

Mitarbeiter erzielen.“<br />

Weil der Firmengründer auch privat<br />

ein Faible für die Sanierung denkmalgeschützter<br />

Gebäude pflegt – er unterstützt<br />

beispielsweise die Deutsche Stiftung<br />

Denkmalschutz –, fiel seine Wahl auf<br />

das leer stehende mehrstöckige Gebäude<br />

in der Karl-Liebknecht-Straße. So erwarb<br />

Zimmermann die Immobilie mit rund 345<br />

Quadratmetern Nutzfläche von der kommunalen<br />

Wohnungsbaugesellschaft.<br />

Rund neun Monate dauerte das Sanierungsvorhaben.<br />

Zu den größten Herausforderungen<br />

zählte die Wiederherstellung<br />

des Treppenhauses sowie der denkmalgeschützten<br />

Straßenfassade mit ihren<br />

Schmuckelementen. Innen wurden in<br />

enger Abstimmung mit dem zuständigen<br />

Denkmalpfleger Fenster und Türen nach<br />

historischem Vorbild erneuert. Das marode<br />

Dachgeschoß baute Zimmermann<br />

zum Atelier um. Nach der Fertigstellung<br />

ermöglichen die sanierten Räumlichkeiten<br />

dem Freiberufler und seinen vier Festangestellten<br />

nun ein ruhiges und komfortables<br />

Arbeiten.<br />

Vorher: Leerstehendes Wohngebäude in der Wurzener Ostvorstadt.<br />

Das Modernisierungsvorhaben diente zugleich<br />

dem Ziel der Energieeinsparung. In<br />

gemeinsamer Planung mit einem Sachverständigen<br />

erstellte der Sachse das<br />

Konzept für eine energetische Sanierung<br />

des neuen Bürohauses. „Wir haben die<br />

Beleuchtung auf LED-Lampen umgestellt<br />

und an der nicht denkmalgeschützten<br />

Rückseite der Immobilie einen Vollwärmeschutz<br />

installiert“, listet Zimmermann<br />

zwei der wichtigsten Maßnahmen<br />

auf. Zusätzlich wurde das Dachgeschoß<br />

gedämmt. Das vorhandene Heizungssystem<br />

tauschte der Diplom-Ingenieur<br />

gegen eine Gasbrennwerttherme aus.<br />

Foto: Thomas Zimmermann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


FINANZEN | 55<br />

Nachher: Das aufwendig sanierte Gebäude.<br />

„Durch die energetische<br />

Sanierung erreichen<br />

wir jetzt einen<br />

Verbrauch von<br />

109 Kilowattstunden<br />

pro Quadratmeter<br />

im Jahr und liegen<br />

damit unter den<br />

Anforderungen der<br />

Energieeinsparverordnung<br />

für modernisierte<br />

Altbauten“,<br />

erläutert Zimmermann.<br />

Zur Finanzierung<br />

nahm der Freiberufler<br />

einen KfW-Kredit<br />

aus dem Programm<br />

„KfW-Energieeffizienzprogramm<br />

–<br />

Energieeffizient Bauen<br />

und Sanieren“ in<br />

Anspruch. Mit diesem<br />

Programm fördert<br />

die KfW den<br />

Neubau, den Ersterwerb oder die Sanierung<br />

gewerblich genutzter Gebäude einschließlich<br />

der Umsetzung von Einzelmaßnahmen<br />

mit dem Ziel der Energieeinsparung<br />

und Minderung der CO 2<br />

-Emmissionen<br />

(siehe Infokasten). Förderfähig ist<br />

unter anderem die Sanierung zum KfW-<br />

Effizienzhaus Denkmal. „Der entsprechende<br />

Tipp kam von unserer Hausbank“,<br />

so Zimmermann. Zu den Sanierungskosten,<br />

die rund 1.200 Euro pro Quadratmeter<br />

betrugen, steuerte das Unternehmen<br />

einen Eigenanteil von 100.000 Euro bei –<br />

den restlichen Betrag finanzierte das Ingenieurbüro<br />

über das KfW-Programm.<br />

Die Entscheidung, das ehemalige Wohnhaus<br />

zum Firmensitz umzubauen, hat der<br />

sächsische Sanierungsspezialist bisher<br />

nicht bereut: „Wir haben nun eine weitaus<br />

angenehmere Arbeitsatmosphäre<br />

und sparen zudem Energiekosten“, sagt<br />

Zimmermann nicht ohne Stolz, den historischen<br />

Gebäudebestand in der Wurzener<br />

Ostvorstadt vor dem Verfall gerettet zu<br />

haben.<br />

W+M<br />

„KfW-Energieeffizienzprogramm – Energieeffizient Bauen und Sanieren“<br />

Foto: Thomas Zimmermann<br />

Das KfW-Programm finanziert die Errichtung,<br />

den Ersterwerb und die Sanierung<br />

von gewerblich genutzten Gebäuden<br />

einschließlich der Umsetzung von Einzelmaßnahmen,<br />

um eine deutliche Energieeinsparung<br />

und eine Reduzierung der<br />

CO 2<br />

-Emissionen zu erreichen. Die Darlehen<br />

sind über die Hausbank zu beantragen.<br />

Geförderte Investitionsmaßnahmen<br />

Energetische Sanierungen, die das Niveau<br />

eines KfW-Effizienzhauses erreichen.<br />

Gefördert werden die Standards:<br />

• KfW-Effizienzhaus 70,<br />

• KfW-Effizienzhaus 100 und<br />

• KfW-Effizienzhaus Denkmal.<br />

Des Weiteren werden Einzelmaßnahmen<br />

finanziell unterstützt, zum Beispiel<br />

• Dämmung von Wänden, Dachflächen,<br />

Geschossdecken und Bodenflächen<br />

• Erneuerung und Aufbereitung von<br />

Fenstern, Vorhangfassaden, Außentüren<br />

und Toren (inkl. Ladestellen)<br />

• Einbau, Austausch oder Optimierung<br />

raumluft- und klimatechnischer Anlagen<br />

inkl. Wärme-/Kälterückgewinnung<br />

und Abwärmenutzung<br />

• Austausch und/oder Optimierung der<br />

Beleuchtung sowie<br />

• Einbau oder Optimierung der Mess-,<br />

Steuer- und Regelungstechnik sowie<br />

der Gebäudeautomation.<br />

Bei der Errichtung energieeffizienter gewerblich<br />

genutzter Gebäude werden die<br />

Standards KfW-Effizienzhaus 55 und 70<br />

gefördert.<br />

Die energetischen Sanierungsziele sind<br />

von einem Sachverständigen bei Antragstellung<br />

und nach Umsetzung des Vorhabens<br />

zu bestätigen.<br />

Höchstbetrag<br />

Der Kreditbetrag beläuft sich in der Regel<br />

auf bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben.<br />

Konditionen<br />

Bei Laufzeiten der Darlehen von bis zu<br />

zwanzig Jahren wird die Zinsbindung bis<br />

zu zehn Jahre festgeschrieben. Hinzu<br />

kommen je nach erreichtem KfW-Effizienzhaus-Niveau<br />

attraktive Tilgungszuschüsse<br />

von bis zu 17,5 Prozent des Zusagebetrags.<br />

Im Falle einer Sanierung<br />

zum KfW-Effizienzhaus Denkmal beträgt<br />

der Tilgungszuschuss beispielsweise<br />

7,5 Prozent der Kreditsumme mit maximal<br />

75 Euro pro Quadratmeter. Der<br />

Tilgungszuschuss wird aus Mitteln des<br />

Bundeswirtschaftsministeriums bereitgestellt.<br />

Weitere Infos: www.kfw.de/276<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


56 | W+M RATGEBER STEUERN<br />

Wenn der Chef die<br />

Kiste Bier bezahlt<br />

Zweite Lohntüte: Legale Methoden, um Steuern<br />

und Sozialversicherung zu sparen<br />

5. Personalrabatte<br />

Produkte, die der Arbeitgeber selbst herstellt<br />

oder vertreibt, kann dieser an den<br />

Arbeitnehmer mit vier Prozent Rabatt von<br />

normalen Abgabepreisen weitergeben.<br />

Diese Rabatte dürfen im Jahr den Wert<br />

von 1.080 Euro nicht übersteigen.<br />

6. Kita-Zuschuss<br />

Übernimmt der Arbeitgeber die tatsächlichen<br />

Kosten der Einrichtung ohne Verpflegung<br />

für die Unterbringung in einer Kindertagesstätte,<br />

sind diese Zuschüsse ebenfalls<br />

befreit (keine Pauschalierung). Die<br />

Höhe der Beträge ist unbegrenzt.<br />

7. Erholungsbeihilfe<br />

Der Arbeitgeber kann unter 25-prozentiger<br />

Pauschalversteuerung an den Arbeitnehmer<br />

Erholungsbeihilfen zahlen. Die Erholungsbeihilfe<br />

beträgt für den Arbeitnehmer<br />

selbst 156 Euro, für dessen Ehegatten 104<br />

Euro und für jedes Kind 52 Euro und kann<br />

einmal im Jahr gezahlt werden.<br />

Gern würde der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />

den Lohn beziehungsweise<br />

das Gehalt aufstocken. Leider<br />

kommt davon beim Arbeitnehmer jedoch<br />

nur ein geringer Teil an. Ein Beispiel: Ein<br />

Arbeitgeber erhöht das Gehalt seines Mitarbeiters<br />

in Höhe von 2.000 Euro um 200<br />

Euro. Beim Arbeitnehmer kommen davon<br />

aber nur etwa 107 Euro an und der Arbeitgeber<br />

muss zusätzlich den Arbeitgeberanteil<br />

zur Sozialversicherung zahlen. Effektiv<br />

kommen also von den vom Arbeitgeber<br />

zu tragenden rund 242 Euro nur etwa<br />

44 Prozent beim Mitarbeiter an, weniger<br />

als die Hälfte.<br />

Im Folgenden will ich Ihnen einige Elemente<br />

der sogenannten zweiten Lohntüte vorstellen,<br />

welche in jedem Unternehmen auf<br />

den Prüfstand gestellt werden sollte, um zumindest<br />

partiell die Abgaben zur Sozialversicherung<br />

und Lohnsteuer zu verringern oder<br />

eine Pauschalversteuerung herbeizuführen.<br />

1. Sachbezüge<br />

Monatlich kann der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />

Sachbezüge bis zu 44 Euro zukommen<br />

lassen. Die Sachbezüge dürfen<br />

nicht in Geld hingegeben werden. Typische<br />

Beispiele: Tankgutscheine, Jobtickets, auch<br />

Sachgeschenke wie zum Beispiel eine Bierkiste<br />

oder ähnliches wären möglich.<br />

2. Firmentechnik<br />

Die Nutzungsüberlassung von firmeneigenen<br />

Handys, Computern oder Tablets ist<br />

nicht steuerpflichtig. Die Geräte müssen<br />

jedoch im Eigentum der Firma verbleiben,<br />

es handelt sich um eine reine Nutzungsüberlassung.<br />

3. Fahrtkostenzuschüsse<br />

Der Arbeitgeber kann dem Arbeitnehmer<br />

die Fahrtkosten zwischen Wohnung und<br />

Arbeitsstätte mit pauschal 30 Cent pro Entfernungskilometer<br />

für 15 Tage im Monat<br />

sozialversicherungsfrei und mit 15 Prozent<br />

Lohnsteuer pauschaliert erstatten.<br />

4. Essenschecks<br />

Der Arbeitgeber kann dem<br />

Arbeitnehmer arbeitstäglich<br />

Verpflegung im<br />

Wert bis zu 6,10 Euro<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Dabei muss der Arbeitgeber<br />

jedoch einen Sachbezugswert<br />

von zurzeit<br />

drei Euro mit 25 Prozent<br />

pauschal versteuern.<br />

8. Betriebliche Altersvorsorge<br />

Eine probates Mittel auch bezüglich der<br />

langfristigen Mitarbeiterbindung ist die betriebliche<br />

Altersvorsorge in Form von steuerfreien<br />

Beitragsleistungen in Direktversicherungen<br />

oder ähnliches von zurzeit maximal<br />

248 Euro pro Monat. Die Besteuerung<br />

dieser Leistungen wird nachgelagert<br />

in Form der Steuerpflicht der Leistungen<br />

durch die Versicherung vorgenommen.<br />

Die oben aufgeführten Beispiele sind nicht<br />

abschließend, sollen aber den Rahmen für<br />

die möglichen Lohnerhöhungen darstellen.<br />

Wichtig ist es, dem Arbeitnehmer zu verdeutlichen,<br />

welchen Bruttovorteil er aus<br />

den genannten Leistungen erhält. Oftmals<br />

werden solche Komponenten bei<br />

der Aufrechnung von Gehältern<br />

vom Arbeitnehmer außer<br />

Acht gelassen.<br />

Ralf Zauft<br />

Ralf Zauft ist Wirtschaftsprüfer,<br />

Steuerberater und<br />

CEO der AUDITA Dr. Feske<br />

Zauft & Wisch GmbH Wirtschaft<br />

sprüfungs- und Steuerberatungs<br />

gesellschaft in Berlin.<br />

Fotos: aeaechan/fotolia.com (oben), Boddin (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


RATGEBER MANAGEMENT | 57<br />

Die Insolvenz<br />

professionell<br />

planen<br />

Fotos: alphaspirit/fotolia.com (oben), Stapper (unten)<br />

Die Insolvenz ist häufig nicht das Ende, sondern der Beginn einer<br />

neuen – von Schulden befreiten – wirtschaftlichen Tätigkeit. Der<br />

Neustart ist umso erfolgreicher, je besser er geplant wird. Das<br />

Entscheidende in der Insolvenz ist der Insolvenzverwalter. Mit<br />

seinem Können und Geschick steht und fällt die Sanierungslösung<br />

und damit die Rettung aus der Insolvenz. Von Florian Stapper<br />

Bis vor einigen Jahren war es kaum<br />

möglich, Einfluss auf die Person<br />

des Insolvenzverwalters zu nehmen.<br />

Es galt der Grundsatz „genannt/verbrannt“.<br />

Inzwischen hat sich das Recht geändert.<br />

Der Insolvenzverwalter kann von<br />

einem Gläubiger und sogar vom Insolventen<br />

selbst vorgeschlagen werden. Insofern<br />

ist es in der Krise sinnvoll, rechtzeitig zu<br />

überlegen, wer ein geeigneter Insolvenzverwalter<br />

sein könnte und auch ein Gespräch<br />

mit dem potenziellen Insolvenzverwalter<br />

zu führen, bevor man die Insolvenz<br />

beim zuständigen Amtsgericht beantragt.<br />

Ein guter Insolvenzverwalter berät in allgemeiner<br />

Form über den Ablauf eines Insolvenzverfahrens<br />

und entwickelt eine mögliche<br />

Perspektive. Sofern es schon einen<br />

Übernahmeinteressenten für eine übertragende<br />

Sanierung oder einen anderen Dritten<br />

gibt, der sich im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens<br />

an der insolventen Gesellschaft<br />

beteiligen möchte, kann so auch<br />

festgestellt werden, ob der vorgesehene<br />

Insolvenzverwalter eine solche Lösung<br />

grundsätzlich mittragen würde und ob er<br />

dazu fachlich und persönlich auch in der<br />

Lage ist. Sollte das nicht der Fall sein, wäre<br />

es auch möglich, einen anderen potenziellen<br />

Insolvenzverwalter anzusprechen.<br />

Ein vorläufiger Gläubigerausschuss kann<br />

dann auch ganz konkret bestimmen, wer<br />

als Insolvenzverwalter eingesetzt werden<br />

soll. Die Insolvenz kann danach<br />

strukturiert eingeleitet und professionell<br />

und zügig durch Insolvenzplan<br />

oder übertragende<br />

Sanierung wieder beendet<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Florian Stapper,<br />

Fachanwalt für Insolvenzund<br />

Steuerrecht und Inhaber<br />

der STAPPER Insolvenz- und<br />

Zwangsverwaltung.<br />

Häufig gibt auch der Berater (Rechtsanwalt,<br />

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater<br />

und/oder Unternehmensberater) oder die<br />

Bank den berechtigten Hinweis, die Insolvenz<br />

sorgfältig zu planen, um den Schaden<br />

möglichst gering zu halten und eine<br />

neue Perspektive für den Insolventen zu<br />

entwickeln. Das führt in der Regel auch<br />

dazu, dass der Berater während der Insolvenz<br />

auch vom Insolvenzverwalter beauftragt<br />

wird. Der Berater rettet so nicht<br />

nur seinen Mandanten, sondern auch<br />

das Mandat. Insofern sind Berater pfiffig,<br />

wenn sie bei der Insolvenz ihres Mandanten<br />

nicht die Tätigkeit einstellen, sondern<br />

gezielt einen guten Insolvenzverwalter<br />

auswählen.<br />

Die Insolvenz sollte man auch dafür nutzen,<br />

überflüssigen Ballast<br />

über Bord zu werfen<br />

und das Unternehmen<br />

effektiv und<br />

sinnvoll neu zu<br />

strukturieren.<br />

Insofern stehen<br />

der Unternehmer<br />

und das Unternehmen<br />

nach<br />

der Insolvenz häufig<br />

deutlich besser<br />

da als vorher. W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


58 | W+M RATGEBER BÜRO<br />

Die zehn Gebote<br />

für gelungene<br />

Online-Präsentationen<br />

Online-Präsentationen haben den Vorteil, dass niemand<br />

das Büro oder das Home-Office verlassen muss.<br />

oder Corporate-Verschönerungen erschweren<br />

die Konzentration auf den Inhalt, da Aufmerksamkeitsenergie<br />

geraubt und das Zuhören<br />

erschwert wird.<br />

Regel 6<br />

Verwenden Sie starke Bilder mit klaren<br />

Funktionen. Bilder laufen über den visuellen<br />

Kanal und sorgen dafür, dass Botschaften<br />

besser ankommen. Sie sind Aufmerksamkeitsmagneten,<br />

Erinnerungsanker und<br />

Wissensaktivierer – Verschönerungsbilder<br />

ohne klare Funktion allerdings sind Aufmerksamkeitsräuber.<br />

Für Online-Präsentationen muss niemand das Büro oder das Home-<br />

Office verlassen oder an einen anderen Tagungsort fahren – mit<br />

Internetanschluss und PC oder Mobile Device kann jeder teilnehmen,<br />

von wo er will. Aber man sollte nicht einfach seinen letzten Vor-Ort-<br />

Vortrag für Online-Präsentationen wiederverwerten, da bei letzteren<br />

nonverbale Kommunikationskanäle wie Mimik und Gestik fehlen.<br />

Deshalb haben Gestaltung und Einsatz von Folien eine viel größere<br />

Bedeutung. Lesen Sie zehn Ratschläge von Webmoderatorin Katja<br />

Königstein.<br />

Regel 1<br />

Eine gute Folie enthält immer Text und<br />

Bild. Aber nur so viel Text, wie der Zuhörer<br />

in etwa zwei Sekunden lesen kann. Denn<br />

da sowohl Schrift als auch Sprache über<br />

den verbalen Kanal laufen, wird dieser<br />

doppelt bedient – zu viel Text auf der Folie<br />

verringert daher die Aufmerksamkeit.<br />

Regel 2<br />

Senden Sie pro Folie genau eine Kernbotschaft.<br />

So lässt sich die Aufmerksamkeit<br />

der Zuhörer genau auf das lenken, was<br />

wichtig ist. Vergleichbar ist<br />

das mit einer Packung<br />

Studentenfutter. Jeder<br />

pickt sich das<br />

Die Webmoderatorin<br />

Katja Königstein<br />

coacht ihre Kunden<br />

rund um Webinare,<br />

Online-Trainings und<br />

Web-Meetings.<br />

heraus, was er am liebsten mag: Übrig bleiben<br />

meist die Haselnusskerne. Aber was,<br />

wenn Ihre Botschaft ausgerechnet in den<br />

Haselnusskernen steckt? Dann bieten Sie<br />

besser nur Haselnusskerne an!<br />

Regel 3<br />

Schreiben Sie in ganzen Sätzen – das macht<br />

Ihre Botschaft kraftvoll. Schlagworte haben<br />

keine Aussagekraft, und Substantivierungen<br />

schaffen beim Leser Distanz. Benutzen<br />

Sie nach Möglichkeit kurze Wörter, weil<br />

diese sich schneller lesen lassen.<br />

Regel 4<br />

Setzen Sie Animationen sparsam<br />

ein. Denn je nach Internetverbindung<br />

werden sie verzögert<br />

angezeigt. Sie wissen<br />

also nie so ganz genau, ob<br />

das Bild schon bei allen aufgebaut<br />

ist.<br />

Regel 5<br />

Verbannen Sie Aufmerksamkeitsräuber.<br />

Logos, Vortragstitel<br />

Regel 7<br />

Planen Sie pro Minute Redezeit eine Folie.<br />

Für die Zuhörer ist es einfacher, konzentriert<br />

bei der Sache zu bleiben, wenn<br />

Informationen in kleinen, gut verdaubaren<br />

Häppchen serviert werden.<br />

Regel 8<br />

Lassen Sie auch das Publikum zu Wort kommen.<br />

Aktives Einbeziehen der Zuhörer erhöht<br />

die Aufmerksamkeit. Zum Aufwärmen<br />

eignen sich ein Small Talk im Chat oder inhaltliche<br />

Kurzumfragen. Während der Präsentation<br />

lässt etwa ein Quiz zum Einstieg in<br />

ein neues Kapitel alle wieder ganz Ohr sein.<br />

Regel 9<br />

Steuern Sie die Aufmerksamkeit mit hierarchischen<br />

Folienlayouts. Eine gute Präsentation<br />

ist klar gegliedert, Überschriftenebenen<br />

unterscheiden sich über Schriftgröße<br />

und -farbe. Für Hierarchien können<br />

Sie etwa je nach Gliederungsebene die Farbe<br />

des Hintergrunds ändern. Das schafft<br />

Abwechslung und gibt Orientierung.<br />

Regel 10<br />

Verstärken Sie Ihre Botschaften mit Folien,<br />

statt sie zu wiederholen. Die Foliengestaltung<br />

ist ein bedeutender Erfolgsfaktor spannender<br />

Präsentationen. Aber wichtig ist vor<br />

allem das, was Sie sagen. Wie bei klassischen<br />

Präsentationen haben auch online Folien<br />

nur die Aufgabe, Ihre Botschaften zu<br />

verstärken. Sie dienen weder als Handout<br />

für die Zuhörer noch als Gedankenstütze für<br />

den Referenten.<br />

In Kooperation mit<br />

dem Magazin Das Büro.<br />

Foto: Katja Königstein (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


RATGEBER LITERATUR | 59<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6<br />

7<br />

5<br />

8<br />

4<br />

9<br />

10<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen großer<br />

Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen<br />

und Thüringen erstellt.<br />

Beteiligt haben sich:<br />

• Hugendubel Cottbus,<br />

Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />

• Hugendubel Erfurt,<br />

Anger 62, 99084 Erfurt<br />

• Hugendubel Greifswald,<br />

Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />

• Hugendubel Leipzig,<br />

Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

• Hugendubel Potsdam,<br />

Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />

• Hugendubel Schwerin,<br />

Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />

• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,<br />

Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei<br />

Interesse eine E-Mail an JP@WundM.info.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


60 | W+M NETZWERK<br />

Zum fünften<br />

Ostdeutschen<br />

Energieforum trafen<br />

sich namhafte<br />

Vertreter aus Politik<br />

und Wirtschaft.<br />

In Erwartung des<br />

nächsten Vortrags:<br />

der Sächsische<br />

Staatsminister für<br />

Umwelt Thomas<br />

Schmidt mit den<br />

Ministerpräsidenten<br />

Bodo Ramelow und<br />

Dr. Dietmar Woidke<br />

(v. l.).<br />

5. Ostdeutsches Energieforum<br />

Wie geht Ostdeutschland<br />

mit der Energiewende um?<br />

Hochrangige Vertreter aus dem ostdeutschen<br />

Mittelstand, der Politik und der Energiebranche<br />

trafen sich am 30. und 31. August<br />

<strong>2016</strong> in Leipzig zum 5. Ostdeutschen<br />

Energieforum (OEF). Die Teilnehmer erwartete<br />

neben interessanten Vorträgen und einer<br />

Reihe spannender Podiumsdiskussionen<br />

ein geselliger Abendempfang der gastgebenden<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

zu Leipzig. Zentrales Thema des Forums<br />

war die Energiewende und die Rolle der<br />

neuen Länder bei ihrer Gestaltung. W+M<br />

Mike Klaus Barke, Kristian Kirpal, Dr.<br />

Reiner Haseloff und Hartmut Bunsen (v. l.). Rund 300 Gäste nahmen am Ostdeutschen Energieforum teil.<br />

Fotos: A. Koslowski/PIXAPOOL<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


GESELLSCHAFT | 61<br />

KRISTIAN KIRPAL, PRÄSIDENT DER<br />

INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER<br />

(IHK) ZU LEIPZIG:<br />

Fotos: A. Koslowski/PIXAPOOL , IHK zu Leipzig (oben links), Claudia Koslowski (unten rechts)<br />

Spätestens nach dieser fünften<br />

Ausgabe des Ostdeutschen<br />

Energieforums<br />

kann festgehalten werden,<br />

dass einer der<br />

wichtigsten energiepolitischen<br />

Kongresse<br />

Deutschlands in Leipzig<br />

fest verankert ist. Das<br />

zeigt die erneut gute Resonanz<br />

und die angeregten<br />

Diskussionen auf den Podien<br />

sowie nicht zuletzt die politisch<br />

hochkarätige Besetzung. Über Parteigrenzen<br />

hinweg übten die teilnehmenden<br />

ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />

und Minister den energiepolitischen<br />

Schulterschluss. Das Forum trägt dazu<br />

bei, Gemeinsamkeiten der ostdeutschen<br />

Bundesländer in energiepolitischen<br />

Fragen zu finden und zu formulieren.<br />

Positiv ist auch, dass mit der Frage der<br />

Digitalisierung verstärkt betriebliche<br />

Anwendungsthemen diskutiert wurden<br />

und so der Dialog zwischen Versorgern<br />

und Verbrauchern aus der Wirtschaft intensiviert<br />

wurde.<br />

Die Teilnehmer nutzten die Chance, in den Diskussionen ihre<br />

Fragen zu stellen.<br />

Tim Hartmann, Bodo Rodestock, Thomas Schmidt und Dr. Dietmar<br />

Woidke (v. l.).<br />

Ministerpräsidentenrunde<br />

beim OEF: Dr.<br />

Reiner Haseloff<br />

(l.), Dr. Dietmar<br />

Woidke (M.) und<br />

Bodo Ramelow.<br />

Rommy Arndt von<br />

n-tv moderierte<br />

ein Forum<br />

zum Thema<br />

Digitalisierung.<br />

HARTMUT BUNSEN, PRÄSIDENT DES<br />

UNTERNEHMERVERBANDS SACHSEN:<br />

Wir haben das 5. Ostdeutsche Energieforum<br />

(OEF) initialisiert, um auf hohe<br />

Energiepreise in den neuen Bundesländern<br />

hinzuweisen und zu versuchen,<br />

im Dialog von Energiewirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik die ostdeutsche<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />

Wir wollen erreichen, dass der Osten<br />

dabei mit einer Stimme redet. Die Teilnahme<br />

von drei Ministerpräsidenten<br />

aus drei verschiedenen Parteien unterstreicht<br />

das.<br />

Aber wie steht es insgesamt um die<br />

Energiewende? Hier ist klar: Wir müssen<br />

Wege finden, alternativen Strom<br />

ökonomisch zu speichern und gleichzeitig<br />

die Digitalisierung und dezentrale<br />

Lösungen von Energiethemen vorantreiben.<br />

Trotzdem bleiben Braunkohle<br />

und Gas gerade für unsere mittelständische<br />

Wirtschaft wichtige<br />

Brückenenergieträger.<br />

Bleiben wir mit dem OEF dran,<br />

denn ohne Druck gibt es keine<br />

Lösung.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

Von FEUER Powertrain gefertigte 4-Zylinder-Kurbelwellen<br />

für den Bau- und Landmaschinenhersteller JCB.<br />

Bewegte Industriegeschichte<br />

mit Spitzenleistungen<br />

Das bekannteste Nordhäuser Produkt ist wohl der Kornbrand. Von<br />

der V2-Raketenproduktion hat man vielleicht auch schon gehört.<br />

Aber im Zeitraum 1965 bis 1990 waren die Dieselmotoren das<br />

eigentliche Hauptprodukt Nordhausens. In dem neuen, 2011<br />

eröffneten IFA-Museum wird die Geschichte des Maschinenbaus<br />

in Nordhausen dokumentiert. Von Rudolf Miethig<br />

Nordhausen. In der Freiherr-vom-Stein-<br />

Straße produzierten die IFA-Motorenwerke<br />

Nordhausen Dieselmotoren für Lkw,<br />

Traktoren und Landmaschinen. 1997<br />

musste das Unternehmen schließen, da<br />

die Finalerzeugnisse nicht mehr produziert<br />

wurden, für welche die Dieselmotoren<br />

einst entwickelt worden waren. Zuvor<br />

waren an diesem Standort unter wechselnden<br />

Firmierungen Rohölmotoren,<br />

Bergbaugeräte, Lokomotiven und Traktoren<br />

wie die bekannte Brockenhexe gefertigt<br />

worden, bis 1965 die Neuprofilierung<br />

zum Dieselmotorenwerk erfolgte.<br />

Weltweit erster Common-Rail-Dieselmotor,<br />

der auf der Straße erprobt wurde.<br />

Dem IFA-Museum Nordhausen gelang<br />

es vorbildlich, die 90-jährige Geschichte<br />

des Maschinenbaus in Nordhausen zu dokumentieren.<br />

Der Besucher erfährt unter<br />

anderem auch, dass das Wissenschaftlich-Technische<br />

Zentrum Automobilbau<br />

mit den IFA-Motorenwerken eine elektronische<br />

Speichereinspritzung mit einem<br />

ständig unter Druck stehenden gemeinsamen<br />

Speicherrohr für alle Zylinder, heute<br />

Common Rail oder CR genannt, entwickelte.<br />

Und das lange bevor die Common<br />

Rail Stand der Technik wurde. 1985 folgte<br />

der Einbau eines damit ausgerüsteten<br />

6-Zylinder-Motors in einen Lkw W50 und<br />

die weltweit erste Straßenerprobung eines<br />

CR-Motors. 17.000 Kilometer absolvierte<br />

er zur Zufriedenheit der Ingenieure.<br />

Leider hatte das Wirtschaftssystem<br />

der DDR nicht die Kraft, die für eine Serienproduktion<br />

des Einspritzsystems erforderlichen<br />

Investitionen aufzubringen.<br />

Möglicherweise war auch das Potenzial<br />

der Speichereinspritzung nicht erkannt<br />

worden. Dem Museumsbesucher wird<br />

dadurch deutlich, wie eine hervorragende<br />

Ingenieurleistung nutzlos verpuffte.<br />

Zurück zur eingestellten Motorenproduktion:<br />

Abseits des Industrieparks wurde<br />

2002 die FEUER powertrain GmbH & Co.<br />

KG gegründet. Das Unternehmen hat sich<br />

zum größten konzernunabhängigen Hersteller<br />

hochqualitativer einbaufertiger<br />

Kurbelwellen in Europa entwickelt. Die<br />

Erfolgsgeschichte begann mit der Bestellung<br />

von Zehnzylinder-Kurbelwellen<br />

für die Spitzenmodelle von Phaeton und<br />

Touareg. So lebt die Tradition des Motorenbaus<br />

in der Stadt fort.<br />

Zurzeit ist das Museum dabei, Konstruktion<br />

und Bau der in Nordhausen gebauten<br />

Raketen A-4 (Nazi-Terminologie: V2) zu<br />

erforschen. Die unmenschliche Zwangsarbeit<br />

bei deren Produktion steht bereits<br />

in der nahegelegenen KZ-Gedenkstätte<br />

Mittelbau-Dora im Fokus. Das Museum<br />

will sich den technischen Problemen dieser<br />

ersten ballistischen Rakete widmen.<br />

Es stellt bereits Fragmente des Raketentriebwerks<br />

aus und bemüht sich um Originalteile<br />

der Rakete. Nach dem Krieg<br />

nahmen die Amerikaner über 100 fertige<br />

Raketen, Konstruktionsunterlagen und<br />

Raketentechniker mit in die Staaten. Die<br />

Sowjets fanden anschließend nur noch<br />

Bruchstücke und Einzelteile vor. Bis 1947<br />

beschäftigten sie in Bleicherode, Nordhausen,<br />

Sömmerda und Sondershausen<br />

schätzungsweise 5.000 deutsche Ingenieure<br />

und Facharbeiter mit der Erstellung<br />

der Konstruktionsunterlagen und<br />

dem Bau von A-4-Raketen, bis schließlich<br />

Menschen und Material in die Sowjetunion<br />

gebracht wurden. Zehn Jahre später<br />

meldete sich Sputnik 1 aus dem Weltall.<br />

<br />

W+M<br />

Fotos: FEUER powertrain (oben), Rudolf Miethig (VBIW) (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


VBIW | 63<br />

Nachbau des<br />

Aggregats 2 (Max).<br />

Geburtsort der Raketen<br />

Am Mellensee. Kummersdorf-Gut gehört<br />

zur Gemeinde Am Mellensee und hieß bis<br />

1945 Kummersdorf-Schießplatz. Der Ort<br />

wird in der internationalen Literatur und im<br />

Folgenden nur als Kummersdorf bezeichnet.<br />

Die Entwicklung der Raketen auf Basis<br />

von flüssigem Alkohol und flüssigem Sauerstoff<br />

durch Wernher von Braun begann hier.<br />

Der VBIW entdeckte das Areal im Rahmen<br />

der Arbeiten an seinem Projekt „Brandenburger<br />

Erfinder und Technikpioniere“. Im<br />

Kiefernwald verstreut fand er die Mauerreste<br />

der Brennkammer-Prüfstände. Weitere<br />

Informationen bezog er aus dem hier<br />

betriebenen Historisch-Technischen Museum<br />

und der angebotenen Literatur.<br />

1934 wurde in Kummersdorf das Aggregat<br />

2 (A-2) entwickelt. Zwei Prototypen, genannt<br />

Max und Moritz, wurden hier gebaut,<br />

auf dem Prüfstand erprobt und anschließend<br />

erfolgreich auf der Insel Borkum verschossen.<br />

Max erreichte eine Höhe von 2,3<br />

Kilometern, kam ins Trudeln und stürzte ab.<br />

Moritz erreichte 2,2 Kilometer, flog stabil<br />

und wurde später im Watt wiedergefunden.<br />

Es folgten die Raketen A-3 und dann zunächst<br />

A-5, bevor die größere A-4 gebaut<br />

wurde. Etwa 70 Stück der A-5 wurden in<br />

Kummersdorf gebaut und ab 1938 von der<br />

Greifswalder Oie aus erfolgreich gestartet.<br />

Dank eines Fallschirms konnten viele<br />

Raketen aus dem Schlick geborgen und<br />

erneut gestartet werden. Die A-4 wurde<br />

von Peenemünde aus gestartet. Dorthin<br />

war die Entwicklungsstelle ab 1937 verlagert<br />

worden.<br />

Der VBIW hat dem IFA-Museum Nordhausen<br />

Unterstützung bei der Darstellung der<br />

frühen Entwicklungsetappe der Raketen<br />

zugesagt. Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Moderne trifft auf Gründerzeit<br />

Fotos: Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). 2012<br />

war in Ludwigsfelde die neue Museumshalle<br />

am Bahnhof eingeweiht worden,<br />

nachdem das bisherige Museum im alten<br />

Bahnhofsgebäude zu klein wurde. Jetzt<br />

konnten größere Exponate präsentiert<br />

werden. Brandenburgs Infrastrukturminister<br />

Jörg Vogelsänger hatte bei der Eröffnung<br />

darauf verwiesen, was das Ludwigsfelder<br />

Museum mit vielen anderen Museen<br />

gemein hat: Fördervereine, deren Mitglieder<br />

sich ehrenamtlich für Herstellung<br />

und Pflege von Exponaten engagieren.<br />

Zu den Exponaten zählen ein Daimler-<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

Flugzeugmotor aus dem Zweiten Weltkrieg,<br />

Motorroller, der geländegängige<br />

Pkw P3, der Lkw W50, der Nachfolger<br />

L60, der Pkw Vaneo und ein Turboprop-<br />

Triebwerk TP400 mit 11.000 PS.<br />

Der Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW<br />

veranstaltete seine Jahrestagung in dem<br />

neuen Museum und lud den Zeitzeugen<br />

Dr. Bernd Franke ein, die Geschichte<br />

von der Wiederauffindung<br />

des letzten verbliebenen<br />

Prototyps des L60 in der<br />

ursprünglich entwickelten<br />

Form zu erzählen. Der Prototyp<br />

war nach der Wende verschollen,<br />

wurde 15 Jahre später<br />

auf einer russischen Internetseite<br />

angeboten und 2008<br />

nach Ludwigsfelde geholt und<br />

restauriert. Der Prototyp besitzt<br />

das neue eigenständige<br />

Fahrerhaus, welches wegen<br />

wirtschaftlicher Zwänge aber<br />

nicht in die Serienproduktion<br />

überführt werden durfte – produziert<br />

wurde der L60 bekanntlich mit einem<br />

modifizierten W50-Fahrerhaus.<br />

Auch heute noch werden in Ludwigsfelde<br />

Lkw montiert und Triebwerke getestet und<br />

instandgesetzt. Die Stadt ist nach wie vor<br />

ein bedeutender Industriestandort.<br />

<br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Das Museum dokumentiert die Industriegeschichte<br />

Ludwigsfeldes.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


64 | W+M NETZWERK<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

UNTERNEHMER VON MORGEN UND ÜBERMORGEN<br />

Der Regionalleiter Nordwestmecklenburg des UV Schwerin Dirk Dönges bedankt sich bei den<br />

beteiligten Unternehmen, Lehrern und Schülern.<br />

Schönberg. Große Ehre für den Unternehmernachwuchs<br />

im Norden: Im Ernst-Barlach-Gymnasium<br />

zeichneten im Juni die<br />

Geschäftsführerin des UV Schwerin Pamela<br />

Buggenhagen und der Regionalleiter<br />

Nordwestmecklenburg Dirk Dönges gemeinsam<br />

mit Schulleiter Frank Becker 23<br />

Schüler des Wahlpflichtkurses „Jungunternehmerschule“<br />

in einer feierlichen Abschlussveranstaltung<br />

aus. Die überreichten<br />

Zertifikate bescheinigen den Unternehmern<br />

von übermorgen die erfolgreiche Teilnahme<br />

an insgesamt 32 Doppelstunden. Bestandteil<br />

dieses besonderen Unterrichts waren<br />

auch sechs Exkursionen im Rahmen der Unternehmenspraxis<br />

in Firmen verschiedener<br />

Branchen der Region, darunter zur Weißen<br />

Wiek nach Boltenhagen oder in die IAG Ihlenberger<br />

Abfallentsorgungsgesellschaft<br />

mbH. Auch Landrätin Kerstin Weiss und<br />

Bürgermeister Hans Götze unterstrichen<br />

die Bedeutung der Veranstaltung und brachten<br />

ihre hohe Wertschätzung für die Jungunternehmerschule<br />

zum Ausdruck. Sie ermunterten<br />

die Schüler nach der Ausbildung<br />

oder dem Studium, in der Region Nordwestmecklenburg<br />

zu bleiben, da es hier viele attraktive<br />

Unternehmen und hervorragende<br />

Lebensbedingungen gebe.<br />

WEITERBILDUNG IM ARBEITSRECHT<br />

Parchim. Die ASKLEPIOS Klinik Parchim<br />

war Mitte Juli Austragungsort des<br />

Arbeitskreises Personalwesen des UV<br />

Schwerin in der Region Ludwigslust-<br />

Parchim. Margret Krause, Personalleiterin<br />

der ASKLEPIOS Klinik, stellte zu Beginn<br />

das Krankenhaus vor. Bei der Veranstaltung<br />

mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht<br />

ging es dann um die Themen<br />

Leistung und Vergütung von Überstunden<br />

und Wochenendarbeit sowie Übertragung<br />

von Urlaubsansprüchen und Urlaubsabgeltung.<br />

Nachdem diese Themen<br />

schon zuvor auf einer ähnlichen Veranstaltung<br />

im Trockenwerk Eldena viele<br />

Fragen aufwarfen, stellte sich das große<br />

Interesse bei der jetzigen Veranstaltung<br />

ähnlich dar. Als Referent führte Rechtsanwalt<br />

Frank Hein vom Mitgliedsunternehmen<br />

Anwaltshaus Parchim thematisch<br />

durch die Veranstaltung. Dabei ging er in<br />

seinem Vortrag auch auf praktische Fallkonstellationen<br />

ein und konnte das Thema<br />

somit anschaulich darstellen.<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

GRENZÜBERSCHREITENDE KOOPERATION<br />

Cottbus. Der polnische Arbeitgeberverband<br />

Lebus und der Unternehmerverband<br />

Brandenburg (UVBB) haben am 15.<br />

Juli in einem "Letter of Intent" die grenzüberscheitende<br />

regionale Zusammenarbeit<br />

zwischen Polen und Brandenburg vereinbart.<br />

Dafür soll in den nächsten zwölf Monaten<br />

ein Projekt durchgeführt werden, das<br />

dem Austausch zwischen Unternehmen<br />

und Verbänden dient und die Wirtschaftskraft<br />

der deutsch-polnischen Grenzregion<br />

stärkt. Titel des Vorhabens: „Gelebte Nachbarschaft<br />

– wirtschaftliche, politische und<br />

soziale Aspekte im deutsch-polnischen<br />

Grenzgebiet der Euroregion Spree-Neiße-<br />

Bober“. Das Vorhaben vereinbarten der<br />

UV-Vizepräsident Reinhard Schulze und<br />

der Büroleiter vom Arbeitgeberverband<br />

Lebus Jaroslaw Nieradka. Es ist das erste<br />

Mal, dass der UVBB ein solches Projekt<br />

mit einem polnischen Partner startet.<br />

Dabei sehen die Brandenburger und der<br />

ebenfalls regional tätige polnische Verband<br />

die Notwendigkeit, die schon heute bestehende<br />

enge wirtschaftliche Verflechtung<br />

zwischen beiden Grenzregionen durch<br />

den Aufbau institutionalisierter Netzwerke<br />

weiter voranzutreiben. Durch regelmäßige<br />

Treffen, gemeinsame Debatten und<br />

Diskussionen sollen Ressourcen und Kompetenzen<br />

gebündelt werden und mittelfristig<br />

ein „Deutsch-Polnisches Forum der Euroregion<br />

Spree-Neiße-Bober“ entstehen.<br />

Foto: Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />

Fotos: Claudia Koslowski (oben), Lutz Zimmermann (unten)<br />

UV Sachsen<br />

NETZWERKEN BEIM TENNIS<br />

Björn Duphorn, Dr. Reinhard Roßberg, Lars Schaller und Robby Kertzscher (v. l.).<br />

NEUES EHRENMITGLIED<br />

Leipzig. Das internationale Tennisturnier<br />

„Leipzig Open“ bot Mitte August Wirtschaftsvertretern<br />

aus der Region die<br />

Gelegenheit zu einem geselligen Netzwerkabend.<br />

Der Unternehmerverband<br />

Sachsen und der Verein SACHSEN Sail<br />

luden nach dem Spiel des Tages als Gastgeber<br />

in den VIP-Bereich des hochkarätigen<br />

Tennisturniers. In entspannter Atmosphäre<br />

konnten interessante Gespräche<br />

geführt und so manch neuer Kontakt geknüpft<br />

werden. Die beiden Vertreter der<br />

Steuerberatungsgesellschaft „Dr. Lauer<br />

und Koy“ Steffen Matysek und Michael<br />

Koy sorgten mit ihrem Sponsoring für das<br />

leibliche Wohl der Gäste.<br />

Lars Schaller (l.) und Mike Klaus Barke mit dem neuen Ehrenmitglied Wolfgang Topf (M.).<br />

Leipzig. Der langjährige Präsident der<br />

IHK zu Leipzig (2001-<strong>2016</strong>) und ehemalige<br />

Präsident des UV Sachsen (1999-2001)<br />

Wolfgang Topf wurde am 30. Juli feierlich<br />

aus seinem Amt verabschiedet. Über 200<br />

Gäste fanden sich in der Handelsbörse zu<br />

Leipzig ein, um Wolfgang Topf in den verdienten<br />

"ehrenamtlichen Ruhestand" zu<br />

verabschieden und ihm für sein großes<br />

Engagement für den Mittelstand in der<br />

Region Leipzig zu danken. Zu den Gratulanten<br />

gehörten neben zahlreichen Gästen<br />

aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

UV-Vizepräsident Mike Klaus Barke<br />

sowie UV-Geschäftsführer Lars Schaller.<br />

Sie durften dem scheidenden Präsidenten<br />

der Leipziger Kammer eine besondere<br />

Auszeichnung des UV Sachsen überreichen:<br />

Wolfgang Topf wurde zum Ehrenmitglied<br />

des UV Sachsen erklärt. Damit<br />

ist er erst das vierte Mitglied, das in diesen<br />

ehrbaren Kreis aufgenommen wurde.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Wir sind Weltmeister<br />

Keine Angst, wir wechseln nicht das<br />

Metier und werden zum Fußball-<br />

Journal, das den nächsten Weltmeistertitel<br />

für die deutsche Nationalmannschaft<br />

im Jahr 2018 voraussagt. In der Titelgeschichte<br />

der letzten Ausgabe dieses<br />

Jahres reflektieren wir vielmehr Spitzenleistungen<br />

des ostdeutschen Mittelstandes.<br />

In etlichen Branchen und auf zahlreichen<br />

(Nischen-)Märkten sind Unternehmen<br />

aus den neuen Bundesländern heute<br />

international führend mit ihren Produkten.<br />

Wir stellen Beispiele vor und erläutern, wie<br />

es kleine und mittelständische Unternehmen<br />

auch ohne firmeneigene Forschungsabteilungen<br />

schaffen, mit innovativen Produktlinien<br />

der Konkurrenz aus Europa, Asien<br />

und Amerika den Rang abzulaufen.<br />

Im finalen Teil unserer Serie über<br />

die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland berichten<br />

wir in dieser Ausgabe über<br />

Berlin. Dort haben wir speziell die<br />

Bereiche Gesundheitswirtschaft,<br />

GreenTech/CleanTech und Tourismus<br />

ausgewählt, die sich besonders dynamisch<br />

entwickeln. Der bisherige und<br />

wohl auch künftige Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) stellt sich<br />

den Fragen von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

und spricht über Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik<br />

in seiner zweiten Amtszeit<br />

sowie das Potenzial Berlins als Start-up-<br />

Hauptstadt in Deutschland.<br />

Darüber hinaus finden Sie wie gewohnt<br />

aktuelle Nachrichten und Reportagen aus<br />

1<br />

den neuen Bundesländern sowie einen<br />

informativen Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

am 15. Dezember <strong>2016</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Ancelotti, Carlo 59<br />

Arndt, Rommy 61<br />

Baethge, Martin 13<br />

Barke, Mike Klaus 60, 65<br />

Baumeister, Roy 59<br />

Becherer, Volker 12<br />

Becker, Frank 64<br />

Beckmann, Ralph 30, 40<br />

Berthold, Emil 6<br />

Bispinck, Reinhard 13<br />

Blume, Jürgen 14<br />

Braun, Mark 51<br />

Bremer, Volker 6<br />

Brückner, Jörg 8<br />

Buggenhagen, Pamela 64<br />

Bunsen, Hartmut 60/61<br />

Busch-Petersen, Nils 9<br />

Coats, Daniel R. 9<br />

Dönges, Dirk 64<br />

Dubberstein, Bernd 7<br />

Dulig, Martin 30, 43<br />

Duphorn, Björn 65<br />

Dürr, Heinz 9<br />

Ermrich, Michael 10<br />

Faensen, Matthias 17<br />

Ferriss, Timothy 59<br />

Franke, Bernd 63<br />

Fürst Albert II. von Monaco 26<br />

Gabriel, Sigmar 30, 32<br />

Gleicke, Iris 30, 32, 33<br />

Gorbatschow, Michail 9<br />

Götze, Hans 64<br />

Gysi, Gregor 26<br />

Hahne, Peter 59<br />

Hammond, Veronika 30, 46<br />

Hartmann, Tim 61<br />

Haseloff, Reiner 8, 30, 32, 37, 60/61<br />

Heer, Nora 30, 44<br />

Hein, Frank 64<br />

Heitmüller, Ulf 7<br />

Herrmann, Ulrike 59<br />

Hesse, Jürgen 59<br />

Heuchert, Karsten 7<br />

Husmann, Uwe 15<br />

Justus, Phillip 9<br />

Kaczynski, Andreas 17<br />

Kahnemann, Daniel 59<br />

Kammann, Rolf 15<br />

Kertzscher, Robby 65<br />

Kirpal, Kristian 60/61<br />

Kiyosaki, Robert T. 59<br />

Klostermann, Dieter R. 9<br />

Königstein, Katja 58<br />

Koy, Michael 65<br />

Krause, Günther 18<br />

Krause, Margret 64<br />

Maschmeyer, Carsten 50<br />

Matysek, Steffen 65<br />

Mayer, Claus R. 9<br />

Meinel, Christoph 30, 34<br />

Merkel, Angela 3, 8<br />

Michels, Kai-Uwe 17<br />

Montebaur, Alexander 7<br />

Müller, Edda 50<br />

Müller, Michael 30, 32, 41, 66<br />

Müller, Ulrich 10<br />

Nieradka, Jaroslaw 64<br />

Nowosadtko, Björn 19<br />

Orban, Roswitha 16<br />

Papst Benedikt 26<br />

Papst Franziskus 24, 26<br />

Pätz, Reinhard 8<br />

Pegel, Christian 30<br />

Ragnitz, Joachim 10, 30, 49<br />

Ramelow, Bodo 24-27, 30, 32, 60/61<br />

Reizel, Michael 28<br />

Ritter, Jörg K. 30, 42<br />

Rodestock, Bodo 61<br />

Roßberg, Reinhard 65<br />

Roßrucker, Johannes 6<br />

Schaller, Lars 65<br />

Schmidt, Thomas 60/61<br />

Schmitz, Manfred 30, 38<br />

Schöbel, Marion 6<br />

Schrader, Hans Christian 59<br />

Schulze, Reinhard 64<br />

Sellering, Erwin 30, 32, 39<br />

Sievers, Harm 14<br />

Solms, Hermann Otto 50<br />

Stapper, Florian 57<br />

Stokes, Robert J. 8<br />

Stolpe, Manfred 18<br />

Tiefensee, Wolfgang 20<br />

Tierney, John 59<br />

Topf, Wolfgang 65<br />

Vance, Ashlee 59<br />

Vogelsänger, Jörg 63<br />

von Nathusius, Heinrich 30, 36<br />

Wanka, Johanna 30, 32, 35<br />

Wassermann, Holger 52/53<br />

Weber, Michael 10<br />

Weiss, Kerstin 64<br />

Werner, Holger 30, 47<br />

Wilhelm, Kati 28<br />

Winter, Alexander 30, 48<br />

Woidke, Dietmar 30, 32, 45, 60/61<br />

Woltmann, Jörg 9<br />

Wowereit, Klaus 41<br />

Zauft, Ralf 56<br />

Zeuner, Jörg 8<br />

Zimmermann, Thomas 54/55<br />

Foto: JiSign/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>


Titel_WuM_0415.indd 1<br />

18.06.15 13:16 Uhr<br />

Titelentwuerfe_WuM_0416.indd 1 15.06.16 13:51<br />

Titel_WuM_0515.indd 1 18.08.15 22:27<br />

Titel_WuM_0615.indd 1<br />

21.10.15 11:32 Uhr<br />

001_Titelentwürfe_WuM_0316 1 22.04.<strong>2016</strong> 09:00:36<br />

Titelentwürfe_WuM_0616.indd 1 06.10.16 11:54<br />

W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. | Jahrgang Heft 6 | November/Dezember | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRANDENBURG<br />

ENERGIE<br />

ELEKTRISIERT<br />

DIE<br />

WIRTSCHAFT<br />

GRÜNT<br />

THÜRINGEN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

IM INTERVIEW<br />

Bodo Ramelow<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

SACHSEN<br />

REPORT<br />

Rivalität auf<br />

der Ostsee<br />

Mittelstand im<br />

digitalen Wandel<br />

UMFRAGE<br />

Welches Auto<br />

passt zu Ihnen?<br />

Kraftakt<br />

Firmenübergabe<br />

EXKLUSIVE INTERVIEWS<br />

Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel<br />

Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich<br />

RATGEBER<br />

Betriebliche<br />

Altersvorsorge<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft | Heft 1 | Januar/Februar 4 | Juli/August <strong>2016</strong> 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

Beilage<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

BERLIN<br />

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT<br />

EIN GESCHÄFT<br />

FÜR VIELE<br />

BRANCHEN<br />

OSTPRODUKTE<br />

DIE UNHEIMLICHE<br />

RENAISSANCE<br />

Motorenwerk Kölleda:<br />

Herz einer Region<br />

WindNODE:<br />

Energie aus dem Norden<br />

W+M<br />

mit<br />

Sachsen-Anhalt<br />

FERIEN DAHEIM<br />

TOURISMUS<br />

Wie der neue Trend<br />

den Osten stärkt<br />

LÄNDERREPORTS<br />

100 Jahre Leuna<br />

Profisport im Osten<br />

IM INTERVIEW<br />

Berlins Regierender<br />

Michael Müller<br />

Bilanz vor der Wahl:<br />

Reiner Haseloff<br />

Davos in Bad Saarow:<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />

RATGEBER<br />

Investieren im Iran<br />

Gesundes Arbeiten im Büro<br />

Mutig in der Insolvenz<br />

REPORT<br />

Eberswalder<br />

Metall-Gen<br />

Management:<br />

Der Honecker-Effekt<br />

Travel:<br />

Tipps für Geschäftsreisen<br />

LIFESTYLE<br />

Edle Uhren-Neuheiten<br />

Logieren in Schlosshotels<br />

RATGEBER<br />

Gutschein<br />

statt Geld<br />

INTERVIEWS<br />

Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,<br />

Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRÜSSELER SEGEN<br />

WIE DER OSTEN VON<br />

EU-GELDERN PROFITIERT<br />

LÄNDERREPORT<br />

Schwerin dockt an<br />

Hamburg an<br />

BEILAGE<br />

Sachsen<br />

ZUKUNFT OST<br />

WELCHE PERSPEKTIVEN UNSERE ELITE<br />

FÜR DIE NEUEN LÄNDER ENTWICKELT<br />

Flughäfen am Tropf<br />

der öffentlichen Hand<br />

BEIL AGE<br />

Brandenburg<br />

RATGEBER<br />

So gelingt die<br />

Unternehmensnachfolge<br />

Kassenführung im<br />

Visier der Finanzämter<br />

TILLICH & WOIDKE IM INTERVIEW<br />

Zwei Lausitzer, zwei Landesväter,<br />

zwei Parteien, zwei Freunde<br />

BEILAGE<br />

Thüringen<br />

LÄNDERREPORT<br />

Küstenautobahn<br />

taktet den Norden<br />

RATGEBER<br />

Die Insolvenz<br />

professionell planen<br />

So gelingt die<br />

Online-Präsentation<br />

INTERVIEW<br />

Warum Thüringens linker<br />

Ministerpräsident Bodo<br />

Ramelow Fürst Albert II.<br />

und Papst Franziskus trifft<br />

Sichern Sie sich Ihr Abo! www.WundM.info

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!