Magazin klar Nr. 18 Stiftung Brändi

Maximale Selbstständigkeit
«Wir haben die gleiche Grundhaltung»
Als Mitarbeitende und Bewohner verschmelzen für viele Menschen mit Behinderungen
in der Stiftung Brändi Arbeit und Privates. Die beiden Geschäftsleitungsmitglieder
Martina Neumann, Leiterin des Bereiches Wohnen, und Thomas Menz, Leiter des Bereiches
Arbeit und berufliche Integration, sprechen über Verbindendes, warum es eine
niedrige Hecke braucht und wofür Liebe immer der Hauptgrund ist.
Interview von: Reto Bruseghini
Bild: Fotosolar
Die Stiftung Brändi bietet Menschen mit Behinderungen
sowohl berufliche Integration als auch Wohnmöglichkeiten.
Gibt es eine gemeinsame Philosophie der Bereiche
Wohnen und Arbeiten?
Thomas Menz: Ja, absolut. Die beiden Bereiche haben zwar
unterschiedliche Funktionen, doch wir haben in beiden
Bereichen die gleiche Grundhaltung: Wir fördern die maximale
Selbstständigkeit.
Martina Neumann: Wir haben das gleiche Ziel. Durch unsere
intensive Zusammenarbeit können wir eine ganzheitliche
Betrachtung von Menschen und Situationen möglich machen,
sie in Autonomie, Teilhabe und den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten
gezielt fördern.
Wie ist die Zusammenarbeit definiert?
M. N.: Wir verfügen in der Stiftung Brändi über ein umfassendes
Managementsystem, das unsere Kernpro zesse definiert.
Wir leben eine offene und konstruktive Zusammenarbeit über
den jeweiligen Bereich hinaus vor und fordern sie auch ein.
Auch führen wir für das Personal der beiden Bereiche gemeinsame
Weiterbildungen durch.
Grenzen Sie die beiden Bereiche auch gegeneinander ab?
T. M.: Neben einer optimalen Zusammenarbeit ist auch eine
Abgrenzung der beiden Bereiche wichtig. Zum einen, weil
nicht alle, die bei uns arbeiten, auch bei uns wohnen. Und zum
andern, weil wir uns in den beiden Bereichen in unterschiedlichen
Umfeldern bewegen. Bildlich gesprochen: Wir haben
eine Hecke, die die Bereiche trennt. Aber die Hecke ist so niedrig,
dass wir jeweils zum andern hinüberschauen und das
direkte Gespräch führen können.
M. N.: Agogisches Denken ist nicht immer mit dem wirtschaftlichen
Denken vereinbar. Die Mentalitäten in den beiden
Bereichen sind unterschiedlich. Aber ergänzen sich gut. Unsere
Mitarbeitenden agieren professionell und umsichtig.
Martina Neumann, Leiterin Bereich Wohnen, und Thomas Menz,
Leiter Bereich Arbeit und berufliche Integration.
T. M.: Bei der Arbeit leben wir im Spagat zwischen wirtschaftlichem
Druck und sozialem Engagement. Der Bereich Arbeit
ist klarer strukturiert.
M. N.: Der Wohnbereich ist vielschichtiger, noch individueller.
Hier verschmelzen Arbeit und Privates.
Trägt man auch in der Stiftung Brändi Probleme am
Arbeitsplatz nach Hause und private Probleme an den
Arbeitsplatz?
T. M.: Der Hauptgrund vieler Probleme ist oft die Liebe.
Das ist überall so. <
klar Herbst 201615