Unternehmensfinanzierung in Wien - KMU-Forschung Austria
Unternehmensfinanzierung in Wien - KMU-Forschung Austria
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<strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA<br />
<strong>Austria</strong>n Institute for SME Research<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />
<strong>Wien</strong> 2011
<strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA<br />
<strong>Austria</strong>n Institute for SME Research<br />
Diese Studie wurde im Auftrag der Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> durchgeführt.<br />
Mitglied bei / Member of<br />
Verfasser/<strong>in</strong>nen des Berichts:<br />
Walter Bornett<br />
Herbert Masopust<br />
Anton Schmoll<br />
Layout:<br />
Susanne Fröhlich<br />
Die vorliegende Studie wurde nach allen Maßstäben der Sorgfalt erstellt.<br />
Die <strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA übernimmt jedoch ke<strong>in</strong>e Haftung für Schäden oder<br />
Folgeschäden, die auf diese Studie oder auf mögliche fehlerhafte Angaben zurückgehen.<br />
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Art von Nachdruck, Vervielfältigung,<br />
Verbreitung, Wiedergabe, Übersetzung oder E<strong>in</strong>speicherung und Verwendung <strong>in</strong> Datenverarbeitungssystemen,<br />
und sei es auch nur auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher<br />
Zustimmung der <strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA gestattet.
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> I<br />
1 E<strong>in</strong>leitung .......................................................................................................... 1<br />
1.1 F<strong>in</strong>anzierungssituation und Ertragslage.............................................................. 1<br />
1.2 Betriebswirtschaftliche Position der Betriebe ...................................................... 1<br />
2 Basel II/III und der Unternehmer ...................................................................... 3<br />
2.1 Historische Entwicklung ..................................................................................... 3<br />
2.2 Basel III .............................................................................................................. 3<br />
2.3 Auswirkungen auf die Banken ............................................................................ 4<br />
2.4 Das Rat<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>e Grundlagen ...................................................................... 5<br />
2.5 Die Auswirkungen auf den Unternehmer ............................................................ 6<br />
2.6 Die Konditionengestaltung.................................................................................. 7<br />
2.7 Die Kriterien der Konditionengestaltung ............................................................. 8<br />
3 Blick <strong>in</strong> die Zukunft: Planung Ihres Unternehmenserfolges ......................... 9<br />
3.1 Bus<strong>in</strong>essplan ...................................................................................................... 9<br />
3.2 Unternehmensplanung ..................................................................................... 10<br />
4 Aktives F<strong>in</strong>anz- und Liquiditätsmanagement ............................................... 11<br />
4.1 Die F<strong>in</strong>anzvorschau und Liquiditätsplanung ..................................................... 11<br />
4.2 Der Liquiditäts- und Risikocheck ...................................................................... 14<br />
4.3 Tipps zur Verbesserung Ihrer Liquidität ............................................................ 17<br />
5 F<strong>in</strong>anzierungsformen ..................................................................................... 19<br />
5.1 Die Kontoüberziehung ...................................................................................... 19<br />
5.2 Der Betriebsmittelkredit .................................................................................... 20<br />
5.3 Der Lieferantenkredit ........................................................................................ 20<br />
5.4 Der Investitionskredit ........................................................................................ 20<br />
5.5 Alternative F<strong>in</strong>anzierungsformen ...................................................................... 20<br />
6 Förderungen ................................................................................................... 22<br />
6.1 Allgeme<strong>in</strong>es ..................................................................................................... 22<br />
6.2 Institutionen ...................................................................................................... 22<br />
7 Kreditversicherung ........................................................................................ 26<br />
8 Die Rolle des Steuerberaters/Unternehmensberaters ................................. 27<br />
9 Literatur- und Quellennachweis .................................................................... 28
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
1.1 F<strong>in</strong>anzierungssituation und Ertragslage<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 1<br />
Im Durchschnitt s<strong>in</strong>d die <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> solide f<strong>in</strong>anziert und die Ertragskraft liegt über<br />
dem Österreichniveau.<br />
� Eigenkapitalquote: 30 %<br />
Im Durchschnitt haben die <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> rd. 30 % des Vermögens mit Eigenkapital f<strong>in</strong>anziert.<br />
Damit wird der (M<strong>in</strong>dest-)Richtwert für die Eigenkapitalquote von 20 % überschritten.<br />
Auf Spartenebene zeigt sich, dass die Betriebe aller Sparten den Richtwert<br />
im Durchschnitt erreichen können.<br />
75 % der <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> weisen e<strong>in</strong> positives Eigenkapital aus. Anders formuliert bedeutet<br />
dies jedoch, dass 25 % der Betriebe buchmäßig überschuldet s<strong>in</strong>d, d. h., der<br />
buchmäßige Wert des Betriebsvermögens ist ger<strong>in</strong>ger als das vorhandene Fremdkapital.<br />
� Fristenkongruente F<strong>in</strong>anzierung<br />
Im Gesamtdurchschnitt weisen die <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>e Anlagendeckung von 132 %<br />
auf. Das heißt, dass die Betriebe den F<strong>in</strong>anzierungsgrundsatz „langfristiges Vermögen<br />
muss langfristig f<strong>in</strong>anziert werden“, e<strong>in</strong>halten. Sektoral differenziert, liegen die<br />
Sparten Transport und Verkehr sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft unter dem<br />
Richtwert von 100 %.<br />
� Umsatzrentabilität: 3 %<br />
Die <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> erwirtschaften e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Höhe von 3 % der Betriebsleistung<br />
und liegen damit über dem Österreichniveau (2,4 %). Die Top Betriebe erreichen im<br />
Durchschnitt e<strong>in</strong>e deutlich höhere Rendite (17,1 %). Nach Sparten betrachtet, erzielen<br />
die Tourismusunternehmen die ger<strong>in</strong>gste und die Unternehmen des Bereiches<br />
Information und Consult<strong>in</strong>g die höchste Umsatzrentabilität.<br />
Im Gesamtdurchschnitt erreichen 65 % der <strong>Wien</strong>er Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebe e<strong>in</strong> positives<br />
Betriebsergebnis (Österreich: 59 %). Der Anteil der Unternehmen <strong>in</strong> der Gew<strong>in</strong>nzone<br />
steigt mit zunehmender Unternehmensgröße.<br />
Quelle: <strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA, Bilanzdatenbank; Durchschnittswerte aus Jahresabschlüssen mit<br />
Bilanzstichtag zwischen 1. 7. 2009 bis 30. 6. 2010 von 11.558 <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> der gewerblichen Wirtschaft<br />
(exkl. Sparte Bank und Versicherung)<br />
1.2 Betriebswirtschaftliche Position der Betriebe<br />
E<strong>in</strong> 5-Jahresvergleich zeigt, dass sich die betriebswirtschaftliche Position der <strong>Wien</strong>er<br />
<strong>KMU</strong> verbessert hat. Während der Anteil der Top-Unternehmen (mit e<strong>in</strong>er Eigenkapitalquote<br />
von über 20 % und e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>n vor Steuern von über 5 % der Betriebsleistung)<br />
um 6 %-Punkte gestiegen ist, hat sich der Anteil der überschuldeten<br />
Betriebe <strong>in</strong> der Verlustzone um 5 %-Punkte verr<strong>in</strong>gert.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 2<br />
Insgesamt zählen 24 % der <strong>Wien</strong>er Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebe zur (betriebswirtschaftlichen)<br />
Elite: sie haben mehr als 20 % des Betriebsvermögens mit Eigenkapital f<strong>in</strong>anziert<br />
und erwirtschaften betriebswirtschaftliche Gew<strong>in</strong>ne von mehr als 5 % der Betriebsleistung.<br />
Zentraler Erfolgsfaktor der Top-Betriebe ist die größere Attraktivität. Die Attraktivitätsmerkmale<br />
betreffen e<strong>in</strong> branchenspezifisch unterschiedliches, jedenfalls aber sehr<br />
breites Spektrum. Beispiele reichen vom guten Geschäftsstandort (i. S. von Standortlage<br />
und -größe, Erreichbarkeit, Parkplätze, etc.) und attraktiven Sortiment (i. S.<br />
der Sortimentsbreite und -tiefe), über e<strong>in</strong> attraktiveres (modernes, <strong>in</strong>novatives, etc.)<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild des gesamten Unternehmens, die bessere Qualifikation und Motivation<br />
der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere und professionellere Beratung<br />
und Betreuung der Kunden bis zur generell positiven, optimistischen Grundhaltung<br />
und E<strong>in</strong>stellung des gesamten Teams.<br />
Die größere Attraktivität ist der Motor e<strong>in</strong>er Erfolgsspirale. Sie führt zu höheren Umsätzen<br />
und Roherträgen; diese bedeuten mehr Gew<strong>in</strong>n; mehr Gew<strong>in</strong>n bedeutet mehr<br />
Eigenkapital; mehr Eigenkapital heißt ke<strong>in</strong>e oder weniger Liquiditäts- und F<strong>in</strong>anzierungsprobleme<br />
und damit die Möglichkeit, rechtzeitig und <strong>in</strong> adäquatem Ausmaß <strong>in</strong> die<br />
Sicherung oder den Ausbau des Attraktivitätsvorsprungs <strong>in</strong>vestieren zu können.<br />
12 % der <strong>KMU</strong> haben gute Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Positionierung im Spitzenfeld<br />
(Umsatzrendite über 2,5 %, Eigenkapitalquote über 10 %).<br />
29 % der <strong>KMU</strong> haben vor allem Ertragsprobleme; sie verfügen zwar über mehr als<br />
10 % Eigenkapital, machen aber zu wenig Gew<strong>in</strong>n (0 % bis 2,5 % der Betriebsleistung)<br />
bzw. arbeiten sogar mit Verlust. Die vorhandenen Ressourcen sollten zum Aufbau<br />
gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gender Attraktivitätsmerkmale genutzt werden.<br />
10 % der Betriebe erwirtschaften zwar ausreichende Gew<strong>in</strong>ne (über 2,5 % der Betriebsleistung),<br />
haben aber zu wenig Eigenkapital (bis 10 % des Gesamtkapitals) oder<br />
das Betriebsvermögen sogar zur Gänze mit Fremdkapital f<strong>in</strong>anziert. Zur Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit g<strong>in</strong>ge es bei dieser Gruppe vor allem darum, die Qualität<br />
der F<strong>in</strong>anzierung zu verbessern.<br />
Weitere 11 % der <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> haben sowohl F<strong>in</strong>anzierungs- als auch Ertragsprobleme.<br />
Gew<strong>in</strong>ne zwischen 0 % und 2,5 % bedeuten, dass real (nach Berücksichtigung<br />
der Ertragsteuern und der Geldentwertung) Substanz verloren geht. Die ohneh<strong>in</strong><br />
niedrige Eigenkapitalausstattung (0 % bis 10 %) verschlechtert sich bzw. die Überschuldung<br />
wird größer. Um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen, muss die Erhöhung<br />
der nicht entnommenen Gew<strong>in</strong>ne (z. B. durch Verbesserung der Auslastung,<br />
Überprüfung der Kalkulation und Preispolitik) oberste Priorität haben.<br />
14 % der Betriebe bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlich schlechten Situation:<br />
sie s<strong>in</strong>d überschuldet und können die Kosten nicht decken. In dieser Position s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
der Regel weitreichende Sanierungsmaßnahmen (Zuführung von Eigenkapital, Reduzierung<br />
der Fixkosten, strategische Neuausrichtung des Unternehmens etc.) erforderlich.<br />
Quelle: <strong>KMU</strong> FORSCHUNG AUSTRIA, Bilanzdatenbank; Durchschnittswerte aus Jahresabschlüssen mit<br />
Bilanzstichtag zwischen 1. 7. 2009 bis 30. 6. 2010 von 11.558 <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> der gewerblichen Wirtschaft<br />
(exkl. Sparte Bank und Versicherung)
2 Basel II/III und der Unternehmer<br />
Die neuen Eigenkapitalrichtl<strong>in</strong>ien für Banken<br />
2.1 Historische Entwicklung<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 3<br />
Die Siebziger-Jahre des vorigen Jahrhunderts waren geprägt von spektakulären Bankenzusammenbrüchen.<br />
Allen war geme<strong>in</strong>sam, dass die bei den Banken vorhandene<br />
Eigenkapitalausstattung nicht ausreichend war, um die aufgelaufenen Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />
nur annähernd zu decken. Um weiteren Pleiten vorzubeugen, entschlossen sich<br />
Bankenaufsichten und Zentralbanken der wichtigsten Industrieländer, strategische<br />
Richtl<strong>in</strong>ien und Standards für Geld<strong>in</strong>stitute auszuarbeiten. Angesiedelt wurde dieser<br />
Ausschuss <strong>in</strong> der seit 1930 bestehenden „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“<br />
<strong>in</strong> Basel.<br />
Die erste Eigenkapitalvere<strong>in</strong>barung aus 1988 („Basel I“) stellte e<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
der Bankenwelt dar. Erstmals waren <strong>in</strong>ternationale Vorschriften geschaffen worden,<br />
die <strong>in</strong> über 130 Staaten e<strong>in</strong>geführt wurden. Im Grunde mussten die Banken Ausleihungen<br />
mit pauschal 8 % ihres Eigenkapitals unterlegen. Damit wollte man e<strong>in</strong> kontrolliertes<br />
Wachstum der Aktivpositionen (Ausleihungen an Kunden, eigene Handelsgeschäfte<br />
etc.) erreichen.<br />
Es zeigte sich aber bald, dass aufgrund der rasanten Weiterentwicklung der Wirtschaft<br />
und vor allem des F<strong>in</strong>anzsektors die bisherigen Regeln und die bedungene<br />
M<strong>in</strong>destausstattung an Eigenkapital nicht ausreichten. Die darauf folgenden mehrjährigen<br />
Beratungen führten schlussendlich 2004 zu e<strong>in</strong>er umfassenden Neuregelung,<br />
bekannt geworden unter dem Begriff „Basel II“. Gedacht war, dass diese Bestimmungen<br />
nur von <strong>in</strong>ternational tätigen Banken umgesetzt werden. Im Gegensatz zu den<br />
USA wurden <strong>in</strong> der Europäischen Union jedoch alle Geld<strong>in</strong>stitute verpflichtet, diese<br />
Richtl<strong>in</strong>ien umzusetzen. Das sehr umfangreiche Regelwerk ist <strong>in</strong> Österreich mit 1.<br />
Jänner 2007 <strong>in</strong> Kraft getreten.<br />
2.2 Basel III<br />
Die im Jahre 2008 erfolgte Pleite des Investmenthauses Lehmann & Brother hat gezeigt,<br />
dass vor allem die Spezial- und Investmentbanken nicht ausreichend mit Eigenkapital<br />
versorgt waren. E<strong>in</strong>er der Gründe dafür war, dass <strong>in</strong> den USA unter H<strong>in</strong>weis<br />
auf „komplizierte Regelungen“ das Basel-II-Regelwerk bis heute nicht umgesetzt<br />
wurde. Durch die globale Vernetzung der Geld<strong>in</strong>stitute hat dann die US-Bankenkrise<br />
auch auf Europa übergegriffen.<br />
Basel II hat für die Banken die Notwendigkeit erbracht, für von Ihnen e<strong>in</strong>gegangene<br />
Risiken gewisse Prozentsätze des Eigenkapitals quasi dafür zu reservieren. Derzeit<br />
werden <strong>in</strong>sgesamt 8 % an Eigenkapital für „Unterlegungspflichtige Aktiva“ gefordert.<br />
Basel III ist nun als Ergänzung zu den bereits bestehenden Eigenkapitalvorschriften<br />
zu sehen. Vor allem der Begriff „Eigenkapital“ wurde neu def<strong>in</strong>iert.
2.3 Auswirkungen auf die Banken<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 4<br />
In H<strong>in</strong>kunft wird besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der „harten Kernkapitalquote“<br />
gelegt. Darunter versteht man z.B. bei Aktiengesellschaften das Aktienkapital<br />
und die e<strong>in</strong>behaltenen Gew<strong>in</strong>ne, bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
z.B. Haftungse<strong>in</strong>lagen bzw. Genossenschaftse<strong>in</strong>lagen. Nun sieht Basel III im Zuge<br />
der Neudef<strong>in</strong>ition des Eigenkapitals e<strong>in</strong>e deutliche Aufstockung dieser harten Kernkapitalquote<br />
vor. Insgesamt wird es den Banken ermöglicht, die neuen Vorgaben schrittweise<br />
bis 2019 umzusetzen. E<strong>in</strong>e Grafik soll die zukünftige Veränderung verdeutlichen.<br />
Quelle: BMF Deutschland<br />
BISHER<br />
4%<br />
Ergänzungskapital<br />
2%<br />
weiches Kernkapital<br />
2%<br />
hartes Kernkapital<br />
ZUKÜNFTIG<br />
2%<br />
Ergänzungskapital<br />
1,5%<br />
weiches Kernkapital<br />
4,5%<br />
hartes Kernkapital<br />
Aufgrund der derzeitigen Turbulenzen an den F<strong>in</strong>anzmärkten hat der Europäische<br />
Rat jedoch beschlossen, dass „Systemrelevante Banken <strong>in</strong> der Währungsunion“ bereits<br />
bis Ende Juni 2012 e<strong>in</strong>e erhöhte Eigenmittelausstattung <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt<br />
9 % auszuweisen haben. In Österreich s<strong>in</strong>d davon nur e<strong>in</strong>ige wenige Institute betroffen.<br />
Zur Erfüllung all dieser Forderungen stehen den Instituten mehrere Möglichkeiten zur<br />
Kapitalbeschaffung offen. Neben der Here<strong>in</strong>nahme von neuem Eigenkapital ist auch<br />
die Verbesserung des Ertrages e<strong>in</strong>e Möglichkeit, Eigenkapital zu generieren.<br />
Basel II hat bereits e<strong>in</strong>e verstärkte Differenzierung zwischen sichereren und riskanteren<br />
Krediten gebracht. Obwohl die Banken versichern, hier ke<strong>in</strong>e weiteren restriktiven<br />
Schritte zu setzen, s<strong>in</strong>d die Unternehmer gut beraten, den bisher e<strong>in</strong>geschlagenen<br />
Weg der eigenen wirtschaftlichen Konsolidierung weiter fort zu setzen. Denn so wie<br />
bisher treffen die Banken die E<strong>in</strong>schätzung des Kreditrisikos mit Hilfe des Rat<strong>in</strong>gs.
2.4 Das Rat<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>e Grundlagen<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 5<br />
Jeder Mensch wendet im Alltag <strong>in</strong> vielfältiger Weise e<strong>in</strong> „Rat<strong>in</strong>g“ an, <strong>in</strong>dem er Ereignisse,<br />
E<strong>in</strong>drücke oder Gesprächs<strong>in</strong>halte bewertet. D.h. er teilt se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke <strong>in</strong> verschiedene<br />
Kategorien e<strong>in</strong>, die ausdrücken wie zufrieden oder unzufrieden er damit ist.<br />
Denken Sie z.B. nur an die Bewertung von Ferienhotels <strong>in</strong> den Urlaubsprospekten.<br />
Die Bewertung der Kategorie erfolgt mit Symbolen – Sternen, Delf<strong>in</strong>en oder ähnlichem<br />
– und ermöglicht auf e<strong>in</strong>fache Art und Weise e<strong>in</strong>e leichte Vergleichbarkeit der<br />
Angebote.<br />
Das bank<strong>in</strong>terne Rat<strong>in</strong>g stützt sich sowohl auf Unterlagen der Unternehmung als auch<br />
auf externe und <strong>in</strong>terne Aufzeichnungen. Im Rat<strong>in</strong>gprozess unterscheidet man die so<br />
genannten Hard-Facts und die Soft-Facts.<br />
Anton Schmoll<br />
Aufbau des Rat<strong>in</strong>gs<br />
Hard facts Bilanz<br />
Qualitäts Soft facts<br />
Rat<strong>in</strong>g<br />
Gewichtung<br />
Rat<strong>in</strong>g<br />
Masch<strong>in</strong>elles Rat<strong>in</strong>g<br />
Frühwarnsignale<br />
Komb<strong>in</strong>iertes Rat<strong>in</strong>g<br />
Override<br />
Kundenrat<strong>in</strong>g<br />
Wesentlicher Bestandteil der Hard-Facts s<strong>in</strong>d die wirtschaftlichen Ziffern des Unternehmens,<br />
also die Jahresabschlüsse bzw. bei E<strong>in</strong>- und Ausgabenrechnern die Erfolgsrechnung,<br />
die aktuellen Saldenlisten und eventuell vorhandene Budget- und F<strong>in</strong>anzvorschauen.<br />
Daraus errechnen die Banken gewisse Kennziffern. Jedes Institut<br />
erarbeitet aus den so gewonnenen Daten gewisse „Benchmarks“ für e<strong>in</strong>zelne Branchen<br />
bzw. Branchengruppen. Innerhalb dieser Richtwerte sollte sich die ermittelte<br />
Kennziffer des geprüften Unternehmens bewegen.<br />
Parallel zur Jahresabschlussanalyse werden auch Daten aus e<strong>in</strong>er eventuell bereits<br />
bestehenden Kontoverb<strong>in</strong>dung analysiert.<br />
Im verstärkten Ausmaß kommt es auch zur Berücksichtigung externer Warnh<strong>in</strong>weise.<br />
Sowohl Meldungen über Exekutionsanträge, als auch Wechsel- oder Scheckproteste<br />
sowie e<strong>in</strong>e schleppende Zahlungsweise werden <strong>in</strong> die Beurteilung mit e<strong>in</strong>bezogen.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 6<br />
Um e<strong>in</strong> abgerundetes Gesamtbild zu erhalten werden hierfür die so genannten Soft-<br />
Facts herangezogen. Der Stellenwert dieser Informationen im Kundenrat<strong>in</strong>g ist von<br />
Bank zu Bank verschieden. In der Praxis werden verschiedene Beurteilungsschwerpunkte<br />
verwendet. Checklisten dazu f<strong>in</strong>den Sie im Hauptmenu unter „Planungshilfen“.<br />
Auch wenn die Banken den „Hard-Facts“ üblicher Weise mehr Stellenwert e<strong>in</strong>räumen,<br />
s<strong>in</strong>d die Check-Listen zu den „Soft-Facts“ wertvolle Anregungen für Ihre Unternehmensführung.<br />
Je größer e<strong>in</strong> Unternehmen ist, desto größer ist auch die Gewichtung der Hard-Facts<br />
im gesamten Rat<strong>in</strong>gprozess.<br />
Im Menüpunkt „BRANCHENVERGLEICHSDATEN“ f<strong>in</strong>den Sie für Ihr Unternehmen<br />
aktuelle Vergleichsziffern. In Verb<strong>in</strong>dung mit dem Menüpunkt „CHECKEN<br />
SIE IHR UNTERNEHMEN!“ können Sie selbst auf e<strong>in</strong>fache Art feststellen, wie<br />
Sie <strong>in</strong>nerhalb Ihrer Branche wirtschaftlich liegen.<br />
2.5 Die Auswirkungen auf den Unternehmer<br />
Jedes größere Institut bzw. Institutsgruppe <strong>in</strong> Österreich aber auch die AWS (<strong>Austria</strong><br />
Wirtschaftsservice GesmH) hat ihr eigenes Rat<strong>in</strong>gsystem entwickelt. Wichtig für den<br />
Unternehmer ist nur, welche Gewichtung die e<strong>in</strong>zelnen Rat<strong>in</strong>gkriterien zue<strong>in</strong>ander<br />
haben. Bei kle<strong>in</strong>en Firmen sollten daher die so genannten Soft-Facts zum<strong>in</strong>dest den<br />
gleichen Stellenwert haben wie die <strong>in</strong> den Hard-facts gesammelten Daten.<br />
E<strong>in</strong> wesentliches Kriterium ist auch, welchen Rat<strong>in</strong>gansatz die Bank für die Beurteilung<br />
des Kreditrisikos gewählt hat. Die Unterlegungspflicht der Banken, also das für<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Kredit quasi gesperrte Eigenkapital, richtet sich nach der errechneten<br />
Bonität und den vorhandenen Sicherheiten jedes e<strong>in</strong>zelnen Kreditnehmers. Je<br />
schlechter diese Kriterien s<strong>in</strong>d, desto höher ist das Ausfallsrisiko und desto höher ist<br />
auch die Unterlegungspflicht seitens der Bank.<br />
Generell stehen den Banken drei Rat<strong>in</strong>gansätze zur Verfügung. Die e<strong>in</strong>fachste Methode,<br />
der Standard-Ansatz ist faktisch e<strong>in</strong>e Modifikation des vor Inkrafttreten von<br />
Basel II bestandenen Systems. Nachteilig ist, dass nur gewisse Sicherheiten risikoverm<strong>in</strong>dernd<br />
angerechnet werden, der große Vorteil für die Mehrzahl der <strong>KMU</strong> liegt<br />
jedoch dar<strong>in</strong>, dass bei e<strong>in</strong>em bankmäßigen Gesamtobligo von unter Euro 1 Mio die<br />
Bank für die Ausleihung nur noch 6 % ihres Eigenkapitals sperren muss. In Österreich<br />
wird dieser Rat<strong>in</strong>gansatz <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von kle<strong>in</strong>eren Regional<strong>in</strong>stituten angewendet.<br />
Die Mehrzahl der Banken verwenden den IRB-Ansatz (Internal Rat<strong>in</strong>g Based Foundation<br />
Approach). International orientierte Institute können noch den so genannten<br />
Fortgeschrittenen IRB-Ansatz verwenden. Dabei werden <strong>in</strong> beiden Fällen die von den<br />
Banken vorgenommenen <strong>in</strong>ternen Rat<strong>in</strong>gs die ausschlaggebende Entscheidung für<br />
die Risikobeurteilung e<strong>in</strong>es Unternehmens darstellen.<br />
Egal, welchen Rat<strong>in</strong>gansatz das Kredit<strong>in</strong>stitut anwendet, es bedeutet grundsätzlich<br />
immer:<br />
Je schlechter die Rat<strong>in</strong>ge<strong>in</strong>stufung ausfällt, desto mehr Eigenkapital muss die Bank<br />
bei e<strong>in</strong>er Kreditvergabe unterlegen
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 7<br />
Das jeweilige Rat<strong>in</strong>gergebnis sollte jedoch <strong>in</strong> jedem Fall zwischen Kundenbetreuer<br />
und Unternehmer besprochen werden. Gerade für kle<strong>in</strong>ere Unternehmen, deren Controll<strong>in</strong>g<br />
schwach ausgeprägt ist, können die Rat<strong>in</strong>gergebnisse wertvolle Anregungen<br />
für betriebliche Verbesserungen enthalten.<br />
2.6 Die Konditionengestaltung<br />
Die Kreditkonditionen werden vor allem durch das Ergebnis des Rat<strong>in</strong>gprozesses und<br />
die damit verbundene E<strong>in</strong>ordung <strong>in</strong> die bank<strong>in</strong>terne Rat<strong>in</strong>gskala gestaltet. Generell<br />
gilt:<br />
Je schlechter e<strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>g ausfällt, umso mehr Eigenkapital der Bank wird gebunden<br />
und umso höher werden die Kreditz<strong>in</strong>sen<br />
In der Regel setzt sich die Konditionengestaltung der Banken aus mehreren Komponenten<br />
zusammen. Hier seien e<strong>in</strong>ige beispielshaft angeführt:<br />
� Ref<strong>in</strong>anzierungskosten<br />
� Stückkosten bzw. Betriebskosten<br />
� (Standard-)Risikokosten/-prämien<br />
� Eigenkapitalkosten<br />
Nachfolgende Darstellung soll dies noch e<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>fache Weise veranschaulichen.<br />
Kreditkosten<br />
Eigenkapitalkosten<br />
Risikokosten/-prämien<br />
Stück-/Betriebskosten<br />
Ref<strong>in</strong>anzierungskosten<br />
Quelle: Praxishandbuch - Erfolgreiches Rat<strong>in</strong>g für Unternehmen<br />
Vom Kunden durch Maßnahmen zur Rat<strong>in</strong>gverbesserung<br />
oder mehr Sicherheiten unmittelbar<br />
und <strong>in</strong>tensiv bee<strong>in</strong>flussbar<br />
Vom Kunden kaum oder nur mittelbar<br />
zu bee<strong>in</strong>flussen<br />
Vom Kunden so gut wie nicht bee<strong>in</strong>flussbar;<br />
hängt letztendlich von der Qualität der Bank ab
2.7 Die Kriterien der Konditionengestaltung<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 8<br />
Für den Unternehmer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Risikokosten und die Eigenmittelkosten<br />
maßgebend. Dieser Teil ist direkt vom Kundenrat<strong>in</strong>g und den vom Kunden gestellten<br />
Sicherheiten abhängig. Auch hier gilt:<br />
Je höher die gebundenen Eigenmittel durch Blankokreditanteile s<strong>in</strong>d und je schlechter<br />
die Bonität des Kreditnehmers bewertet wird, desto höher wird die Kreditverz<strong>in</strong>sung<br />
liegen.<br />
Unternehmen werden die Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Bonität nur eher<br />
mittel- bis langfristig anlegen können. In der Praxis wird daher der Stellung von Sicherheiten<br />
zur Verr<strong>in</strong>gerung der Risikokosten dementsprechende Bedeutung zugemessen.<br />
Die Bedeutung der Sicherheitenh<strong>in</strong>gabe rückt bei bonitätsschwachen Kreditnehmern<br />
sowie bei Firmenübernahmen bzw. -neugründungen <strong>in</strong> den Vordergrund.<br />
E<strong>in</strong>en möglichen Weg Sicherheiten zu generieren bieten Förderstellen. Vor allem bei<br />
Investitionsf<strong>in</strong>anzierungen sollten die Förderungen der <strong>Austria</strong> Wirtschaftsservice<br />
GesmbH (AWSG) sowie jene des <strong>Wien</strong>er Modells – hier s<strong>in</strong>d die <strong>Wien</strong>er KreditbürgschaftsgesmbH,<br />
die Kapitalbeteiligungs AG und die <strong>Wien</strong>er Risiko-Kapitalfonds<br />
GesmbH zusammengefasst – <strong>in</strong> Anspruch genommen werden. Diese Institute können<br />
Kapital zur Verfügung stellen, Beteiligungen e<strong>in</strong>gehen und auch gegenüber Kredit<strong>in</strong>stituten<br />
Haftungen übernehmen. Diese Haftungsübernahmen sollten sich – da der<br />
Bürge e<strong>in</strong>e erstklassige Bonität ausweist – dementsprechend positiv auf die Konditionengestaltung<br />
auswirken.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 9<br />
3 Blick <strong>in</strong> die Zukunft: Planung Ihres Unternehmenserfolges<br />
3.1 Bus<strong>in</strong>essplan<br />
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem anglikanischen Raum und beschreibt e<strong>in</strong>e<br />
Geschäftsidee mit dem Ziel, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen <strong>in</strong> die Praxis umzusetzen.<br />
Er soll klar und prägnant Auskunft über alle Aspekte e<strong>in</strong>es Unternehmens oder e<strong>in</strong>er<br />
Betriebsneugründung geben.<br />
Den Bus<strong>in</strong>essplan benötigen Sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für sich selbst. Durch die kritische<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Ihrer Geschäftsidee erhalten Sie rasch Auskunft wo die<br />
Stärken und Schwächen Ihres Konzeptes liegen und wie groß Ihre Erfolgsaussichten<br />
s<strong>in</strong>d. Aber er ist auch zw<strong>in</strong>gende Vorraussetzung für die Kapitalbeschaffung. Denn<br />
erst wenn die Bank oder die Förderstelle von Ihrem Konzept überzeugt ist, werden<br />
diese Institute e<strong>in</strong>e dementsprechende F<strong>in</strong>anzierungszusage geben.<br />
Letztendlich gibt Ihnen der Bus<strong>in</strong>essplan auch die Möglichkeit Ihrer persönlichen Erfolgskontrolle.<br />
Bei regelmäßiger Überprüfung ersehen Sie rasch, wo und <strong>in</strong> welcher<br />
Form positive oder negative Abweichungen zum ursprünglichen Konzept vorliegen<br />
und Sie können umgehend korrigierend e<strong>in</strong>greifen.<br />
Für die Erstellung des Bus<strong>in</strong>essplanes (auch „Geschäftsplan, Unternehmensplan etc.“<br />
genannt) gibt es zahlreiche Vorlagen. Sie sollten jedoch bedenken, dass der Bus<strong>in</strong>essplan<br />
<strong>in</strong>dividuell für Ihr persönliches Vorhaben verfasst wird. Dennoch sollten gewisse<br />
Grundregeln der Erstellung e<strong>in</strong>gehalten werden. In der Regel wird sich der Bus<strong>in</strong>essplan<br />
<strong>in</strong> zwei Teile gliedern, dem Textteil und dem F<strong>in</strong>anzteil. In jedem Fall sollte<br />
jedoch vor den Detailausführungen e<strong>in</strong>e Zusammenfassung („Executive Summary“)<br />
der wesentlichen Punkte erfolgen.<br />
Der Textteil kann zum Beispiel nachfolgende Punkte enthalten:<br />
� Persönliche Daten <strong>in</strong>klusive Ausbildungsweg<br />
� Geschäftsidee, Produkte, Dienstleistung<br />
� Marktumfeld, Kunden, Lieferanten<br />
� Market<strong>in</strong>gkonzept<br />
� Konkurrenten<br />
� F<strong>in</strong>anzplanung und F<strong>in</strong>anzierung<br />
� Anhang samt Lebensläufen und Tabelle<br />
� Unternehmensziel, Entwicklungspotential<br />
Der F<strong>in</strong>anzteil sollte m<strong>in</strong>destens enthalten:<br />
� F<strong>in</strong>anzplanung<br />
� Liquiditätsplanung<br />
� Darstellung der Eigenmittel<br />
� Investitionsplanung<br />
� F<strong>in</strong>anzierungserfordernisse
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 10<br />
Weitere Informationen und Muster für Bus<strong>in</strong>esspläne erhalten Sie unter den nachfolgenden<br />
Internet-Adressen:<br />
� www.gruenderservice.at/bus<strong>in</strong>essplan<br />
� www.dermikrokredit.at<br />
� www.i2b.at<br />
3.2 Unternehmensplanung<br />
Wirtschaftliche Probleme von Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetrieben resultieren sehr häufig aus<br />
fehlender Planung und Kontrolle: Fehlentwicklungen werden gar nicht oder zu spät<br />
erkannt und Maßnahmen zur Gegensteuerung nicht rechtzeitig <strong>in</strong> die Wege geleitet.<br />
Planung und daran anknüpfende Soll-/Ist-Vergleiche gewährleisten, dass Ihr Unternehmen<br />
„auf Sicht“ und nicht „im Bl<strong>in</strong>dflug“ geführt wird.<br />
Die strategische Planung bezieht sich auf das Unternehmen als Ganzes und skizziert<br />
den „roten Faden“ für die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Sie erstreckt<br />
sich <strong>in</strong> der Regel auf e<strong>in</strong>en Zeitraum von 5 Jahren oder mehr und legt z. B. die<br />
Vorstellungen der Unternehmensführung zu künftigen Erfolgs- und Risikopotenzialen,<br />
den zu bearbeitenden Zielmärkten und den Leistungsfeldern des Unternehmens fest<br />
(siehe dazu auch Kapitel 3.1. Bus<strong>in</strong>essplan).<br />
Im Rahmen der operativen Planung werden die Vorgaben der strategischen Planung<br />
konkretisiert und detaillierte Jahrespläne für Teilbereiche des Unternehmens<br />
erstellt (z. B.: E<strong>in</strong>kaufsplanung, Lagerplanung, Verkaufsplanung, Market<strong>in</strong>gplanung,<br />
Personalplanung, Investitionsplanung, F<strong>in</strong>anzplanung). Vielfach werden die detaillierten<br />
Jahresplanungen durch Grobplanungen für die nächsten zwei bis drei Jahre ergänzt.<br />
Zur Unterstützung Ihrer Führungsaufgabe f<strong>in</strong>den Sie im Menüpunkt „Planungshilfen“<br />
e<strong>in</strong>fache Rechenprogramme zu den wichtigsten Planungen für Kle<strong>in</strong>- und<br />
Mittelbetriebe:<br />
� Checkliste zu Erfolgsfaktoren<br />
� Programm zur Berechnung des M<strong>in</strong>destumsatzes<br />
� Planungssoftware „Zahlen im Griff“<br />
� Rechenprogramm zur Liquiditätsplanung<br />
� Rechenprogramm zur F<strong>in</strong>anzplanung
4 Aktives F<strong>in</strong>anz- und Liquiditätsmanagement<br />
4.1 Die F<strong>in</strong>anzvorschau und Liquiditätsplanung<br />
Wie viel Geld wird benötigt? - Die F<strong>in</strong>anzvorschau<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 11<br />
Die F<strong>in</strong>anzplanung ist e<strong>in</strong> wichtiger Teil Ihrer Unternehmenspläne. Jede unternehmerische<br />
Tätigkeit ist mit Ausgaben und E<strong>in</strong>nahmen verbunden. Das erfordert e<strong>in</strong>e realistische<br />
F<strong>in</strong>anzplanung, d.h. e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzvorschau über sämtliche zu erwartenden Ausgaben<br />
und Überlegungen, wie man diese f<strong>in</strong>anziell abdecken kann.<br />
Das Rat<strong>in</strong>ggespräch ist nun e<strong>in</strong> willkommener Anlass, Ihre Investitions- und F<strong>in</strong>anzierungsüberlegungen<br />
mit dem Betreuer <strong>in</strong> Ihrer Bank zu besprechen. Lassen Sie<br />
sich verschiedene F<strong>in</strong>anzierungsvarianten anbieten.<br />
E<strong>in</strong>e umfassende F<strong>in</strong>anzanalyse soll Ihnen helfen,<br />
� den F<strong>in</strong>anzbedarf für das Anlage- und Umlaufvermögen zu ermitteln<br />
� die geplanten Unternehmensaktivitäten und das Wachstum zu f<strong>in</strong>anzieren<br />
� e<strong>in</strong>e für das Unternehmen günstige Kapitalstruktur zu erreichen<br />
� F<strong>in</strong>anzüberschüsse optimal anzulegen<br />
� die ständige Aufrechterhaltung der Liquidität zu gewährleisten und f<strong>in</strong>anziell flexibel<br />
zu bleiben.<br />
Vere<strong>in</strong>facht formuliert geht es bei der F<strong>in</strong>anzvorschau um folgende Planungsschritte:<br />
� Ausgangspunkt der Überlegungen s<strong>in</strong>d Ihre Vorstellungen über die angepeilten<br />
Umsätze und betrieblichen Veränderungen im kommenden Jahr. Daran<br />
schließt sich die Frage, welche Konsequenzen sich daraus für den Investitions-,<br />
Personal- und Kostenbereich ergeben. Hier s<strong>in</strong>d beispielsweise Fragen<br />
nach Investitionsvorhaben (z.B. Umbauten, Ersatz<strong>in</strong>vestitionen) und der damit<br />
verbundene Kapitalbedarf im Anlagevermögen von Interesse.<br />
� Weiters ist die Frage nach der dafür vorgesehenen Selbstf<strong>in</strong>anzierung zu klären,<br />
wodurch sich schließlich der Bedarf an zusätzlichen Investitionsf<strong>in</strong>anzierungen<br />
ergibt. Investitionen haben aber meist auch e<strong>in</strong>en erhöhten Betriebsmittelbedarf<br />
zur Folge. Auch Umsatzerhöhungen ziehen gewöhnlich e<strong>in</strong>e<br />
erhöhte Vorratshaltung, e<strong>in</strong> Ansteigen der Kundenforderungen usw. nach sich,<br />
was ebenfalls Auswirkungen auf den Betriebsmittelbedarf zeitigt.<br />
Mit dieser Vorgangsweise sollen Sie <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, den zukünftigen<br />
Kreditbedarf nach der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens festzulegen.<br />
Außerdem ist im Planungszeitraum von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fristenkonforme F<strong>in</strong>anzierung<br />
gewährleistet. Für diese neuen (Investitions- und Betriebsmittel-)Kredite s<strong>in</strong>d nun die<br />
zusätzlichen Z<strong>in</strong>sen und Tilgungen zu berechnen. Die Summe aus Z<strong>in</strong>sen und Kapitaltilgungen<br />
für bestehende und neue Kredite ergibt den erforderlichen Kapitaldienst<br />
<strong>in</strong> der Planperiode.<br />
� Als nächster Schritt erfolgt e<strong>in</strong>e Prognose der Aufwandsentwicklung. Dabei<br />
sollten die Aufwendungen grob <strong>in</strong> ihre fixen und variablen Bestandteile (bezogen<br />
auf die Beschäftigung) zerlegt werden. Bei der Schätzung der wich-
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 12<br />
tigsten Aufwandsposten können Sie sich beispielsweise an den Durchschnittswerten<br />
der bisherigen Relation zur Betriebsleistung (z.B. Material-, Warene<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> Prozent der Betriebsleistung) orientieren. Daneben s<strong>in</strong>d die Erkenntnisse<br />
aus den vorangegangenen Überlegungen hier e<strong>in</strong>zuarbeiten: zum Beispiel<br />
Erhöhung des Personalaufwandes <strong>in</strong>folge geplanter Personalaufnahmen<br />
und /oder erwarteter Lohnerhöhungen. Schließlich s<strong>in</strong>d noch die erwarteten<br />
Steuern und die beabsichtigten Privatentnahmen zu eruieren.<br />
Damit ist nun die Berechnungsbasis für die Cash-flow-Prognose und die Ermittlung<br />
der Kapitaldienstgrenze gegeben. Bei der so genannten Kapitaldienstgrenze handelt<br />
es sich um den betrieblichen Netto-Cash-flow vor Z<strong>in</strong>sen. Es ist dies somit jener Betrag,<br />
der voraussichtlich für die Verz<strong>in</strong>sung und Tilgung von bestehenden und neuen<br />
Krediten aufgebracht werden kann. Die Gegenüberstellung von Kapitaldienst und<br />
Kapitaldienstgrenze zeigt Ihnen, ob Ihr Unternehmen <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> wird, bestehende<br />
und zusätzlich benötigte Kredite problemlos zu bedienen.<br />
Checkliste zu den wichtigsten Planungsschritten<br />
bei der F<strong>in</strong>anzplanung<br />
Welche Ziele/Vorhaben?<br />
� Umsatzziele?<br />
� Investitionen?<br />
Wie hoch ist der Kapitalbedarf?<br />
� Im Anlagevermögen?<br />
� Im Umlaufvermögen?<br />
� In den Aufwandspositionen?<br />
Welche F<strong>in</strong>anzierungsquellen?<br />
� Innenf<strong>in</strong>anzierung?<br />
� Außenf<strong>in</strong>anzierung?<br />
Welcher Kreditbedarf?<br />
� Investitionskredite?<br />
� Betriebsmittelkredite?<br />
� Haftungskredite?<br />
Welcher Kapitaldienst ist erforderlich?<br />
� Z<strong>in</strong>sendienst für bestehende und neue Kredite?<br />
� Tilgungen bei bestehenden und neuen Krediten?<br />
Wie sieht die zukünftige Kreditfähigkeit aus?<br />
� Cash-flow Prognose (Kapitaldienstgrenze)?<br />
� F<strong>in</strong>anzplanung?<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
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□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□<br />
□
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 13<br />
Die Aufrechterhaltung Ihrer Zahlungsfähigkeit - Die Liquiditätsplanung<br />
In wirtschaftlich turbulenten Zeiten ist es doppelt wichtig, e<strong>in</strong>en Überblick über die zukünftige<br />
f<strong>in</strong>anzielle Situation des Unternehmens zu bekommen. Versäumnisse bei der<br />
Liquiditätsplanung haben erfahrungsgemäß schwerwiegende Auswirkungen, die bis<br />
zur Existenzgefährdung führen können.<br />
Zentrales Anliegen e<strong>in</strong>es jeden Unternehmers ist daher die Aufrechterhaltung der<br />
Liquidität und die Vermeidung von Liquiditätsengpässen.<br />
Die Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit bedeutet, dass e<strong>in</strong> Unternehmen se<strong>in</strong>en<br />
Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt une<strong>in</strong>geschränkt nachkommen kann.<br />
Um e<strong>in</strong>e ausreichende Liquidität zu gewährleisten, bedarf es e<strong>in</strong>er umsichtigen Liquiditätsplanung,<br />
<strong>in</strong> die alle zukünftigen E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben des nächsten Monats<br />
e<strong>in</strong>fließen. Auch bei den Kontakten mit der Bank ist es e<strong>in</strong> Vorteil, den aktuellen Liquiditätsplan<br />
als Hilfestellung und zur Gesprächsunterstützung vorweisen zu können.<br />
Das e<strong>in</strong>fachste Instrument der Liquiditätsplanung ist der Kalender. Manche Steuerberater,<br />
aber auch Geld<strong>in</strong>stitute weisen <strong>in</strong> ihren Kalendern auf fixe Term<strong>in</strong>zahlungen<br />
wie z.B. F<strong>in</strong>anzamt, Krankenkasse, Geme<strong>in</strong>deabgaben etc. h<strong>in</strong>. Wenn man nun zu<br />
diesen Term<strong>in</strong>en jeweils die für die Bezahlung notwendigen Beträge dazu schreibt,<br />
bekommt man den ersten Überblick, welche Summen im Monat fällig s<strong>in</strong>d. Ergänzt<br />
man diese Liste um jene Fixkosten, die zusätzlich anfallen, wie z.B. Miete/Pacht,<br />
Löhne und Gehälter, Energiekosten etc., so erhält man e<strong>in</strong>e Summe jener Positionen,<br />
die unbed<strong>in</strong>gt zu bezahlen s<strong>in</strong>d. Dazu kommen noch Zahlungen an Lieferanten, etwaige<br />
Kreditrückzahlungen und sonstige Ausgaben.<br />
Stellt man nun dieser monatlich ermittelten F<strong>in</strong>anzbedarfsrechnung jene Beträge gegenüber,<br />
die bereits als Gelde<strong>in</strong>gänge avisiert s<strong>in</strong>d, so ersieht man als Differenz e<strong>in</strong>en<br />
geldmäßigen Überhang oder e<strong>in</strong> dementsprechendes Defizit.<br />
In letzterem Fall ist es erforderlich, geeignete Maßnahmen zur Schließung dieser Lücke<br />
e<strong>in</strong>zuleiten. Dies kann beispielsweise das Ansuchen um Gewährung e<strong>in</strong>er kurzfristigen<br />
Überziehung beim f<strong>in</strong>anzierenden Kredit<strong>in</strong>stitut se<strong>in</strong>. Aber es empfiehlt sich<br />
auch, den avisierten/geschätzten Gelde<strong>in</strong>gang zu verbessern.<br />
Weitere Tipps und praktische Anregungen für Ihr F<strong>in</strong>anz- und Liquiditätsmanagement<br />
f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> den Abschnitten 4.2 und 4.3
4.2 Der Liquiditäts- und Risikocheck<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 14<br />
Handlungsfelder Aktivität<br />
1. Wirtschaftslage<br />
� Wie ist Ihr Unternehmen von der aktuellen<br />
Wirtschaftslage betroffen?<br />
� Gab es im letzten halben Jahr besondere<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> Ihrem Geschäft/<strong>in</strong> Ihrer<br />
Branche?<br />
� Wie sehen Ihre geschäftlichen Erwartungen<br />
für das laufende Geschäftsjahr aus?<br />
� Wie ist die momentane Auftragslage<br />
(rechnen Sie mit Kunden- oder Lieferantenausfällen)?<br />
� Mit welchen Maßnahmen begegnen Sie<br />
e<strong>in</strong>em Konjunkturabschwung?<br />
� Planen Sie strategische Veränderungen<br />
bzw. ergibt sich daraus e<strong>in</strong> erhöhter Investitions-<br />
oder Betriebsmittelbedarf?<br />
� Wie ist Ihr Anlagevermögen f<strong>in</strong>anziert?<br />
� Wie wollen Sie geplante Investitionen f<strong>in</strong>anzieren?<br />
� Stehen Ersatz<strong>in</strong>vestitionen an?<br />
- Bestehendes Anlagevermögen<br />
- Grundstücke<br />
- Masch<strong>in</strong>en/Geschäftsausstattung<br />
- Fuhrpark<br />
- Leas<strong>in</strong>gverb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />
- Anlagendeckung<br />
2. Geschäftliche Erwartungen<br />
3. Strategische Planung<br />
4. Investitionen<br />
5. F<strong>in</strong>anzierung<br />
Welche Höhe und Fristigkeit hat Ihr bestehender<br />
Kreditrahmen bei den Banken?<br />
� Fristenkonforme F<strong>in</strong>anzierung<br />
� Vergleich Anlagevermögen zu Eigenkapital<br />
und langfristigem Fremdkapital<br />
� Umwandlung kurzfristige F<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong><br />
langfristige F<strong>in</strong>anzierung
Wie ist das Zahlungsverhalten Ihrer Kunden?<br />
� Forderung aus Lieferungen und Leistungen/Debitorenziel<br />
� Forderungsmanagement (Mahnwesen)<br />
� Adäquate F<strong>in</strong>anzierung des Umlaufvermögens<br />
6. Zahlungsverhalten der Kunden<br />
7. Eigenes Zahlungsverhalten<br />
Wie ist Ihr eigenes Zahlungsverhalten?<br />
� Verb<strong>in</strong>dlichkeiten aus Lieferungen und<br />
Leistungen/Kreditorenziel<br />
� Betriebsmittelkredit und Ausnützungsgrad<br />
� Teure Lieferantenkredite durch Betriebsmittelkredit<br />
ersetzen<br />
8. Gewährleistung & Haftung<br />
Spielen <strong>in</strong> Ihrer Geschäftstätigkeit Gewährleistungsansprüche<br />
Ihrer Kunden und Haftungsverpflichtungen<br />
e<strong>in</strong>e Rolle?<br />
� Erhaltene Anzahlung<br />
� Zahlungsusancen (Anzahlung/Abrechnung)<br />
� Gewährleistungsverpflichtungen<br />
Wie ist die aktuelle Preissituation auf dem Beschaffungsmarkt<br />
(Rohstoffe / Handelswaren)<br />
und die erwartete Preisentwicklung?<br />
� Rohstoffe<br />
� Sicherung günstiger E<strong>in</strong>kaufspreise am<br />
Rohstoffmarkt<br />
� Konjunkturbed<strong>in</strong>gte Preisvorteile nutzen<br />
Haben Sie grenzüberschreitende Geschäftsaktivitäten<br />
(<strong>in</strong> Euro oder <strong>in</strong> Fremdwährung)?<br />
� Fremdwährungsforderung<br />
� Absicherung von Währungs-, Z<strong>in</strong>s- und<br />
Marktrisiken<br />
� Nutzung von staatlichen Förderungen<br />
9. Preissituation<br />
10. Grenzüberschreitende Aktivitäten<br />
11. Technologische Entwicklungen<br />
Gibt es <strong>in</strong> Ihrer Branche grundlegende technologische<br />
Entwicklungen?<br />
� Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
durch Anpassung an Marktentwicklungen<br />
� Produktivitätsgew<strong>in</strong>ne<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 15
Welche Abfertigungsansprüche bestehen im<br />
Falle von Mitarbeiterkündigungen und wie haben<br />
Sie dafür vorgesorgt?<br />
� Überprüfung/Schließung e<strong>in</strong>er allfälligen<br />
Deckungslücke<br />
� Abfertigungsrückstellung<br />
� Wertpapier-Deckung<br />
� Abfertigungsversicherung<br />
Gibt es e<strong>in</strong> erhöhtes Gefahrenpotenzial aus der<br />
Geschäftstätigkeit?<br />
� Qualitätsmanagement<br />
� Rechtsschutzversicherung<br />
� Rückstellungen für Prozesskosten<br />
12. Abfertigungsansprüche<br />
13. Mögliche Gefahrenpotenziale<br />
14. Versicherung des Anlagevermögens<br />
S<strong>in</strong>d Betriebsgebäude, Lagerräume, Masch<strong>in</strong>en<br />
und Firmenfahrzeuge gegen Elementarrisiken<br />
versichert?<br />
� Anlagevermögen<br />
� Überprüfung der Versicherungsverträge<br />
15. Versicherung des Umlaufvermögens<br />
S<strong>in</strong>d die Rohstoffe, Halb- und Fertigerzeugnisse,<br />
Betriebs- und Hilfsstoffe bzw. Handelswaren<br />
versichert?<br />
� Umlaufvermögen<br />
� Überprüfung der Versicherungsverträge<br />
Wie haben Sie für den Fall des E<strong>in</strong>nahmenentgangs<br />
aufgrund e<strong>in</strong>er Betriebsunterbrechung<br />
(Masch<strong>in</strong>enbruch, Störung) vorgesorgt?<br />
� Versicherungsaufwand<br />
� Überprüfung der Versicherungsverträge<br />
� Versicherung<br />
� Vertretungsregelung<br />
16. Betriebsunterbrechung<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 16
4.3 Tipps zur Verbesserung Ihrer Liquidität<br />
1. Nützen Sie den Betriebsmittelkredit zur Skonto-Ausnutzung<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 17<br />
Häufig wird vom Lieferanten bei vorzeitiger Begleichung der Rechnung e<strong>in</strong> Skonto<br />
e<strong>in</strong>geräumt (z.B. 2 % Skonto <strong>in</strong>nerhalb von 10 Tagen, ohne Skonto zahlbar <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 30 Tagen – siehe Beispiel). Vergleichen Sie den Jahresz<strong>in</strong>ssatz des Lieferantenkredits<br />
(siehe Formel) mit der Verz<strong>in</strong>sung für den Betriebsmittelkredit. Liegt dieser<br />
über dem Z<strong>in</strong>ssatz für den Betriebsmittelkredit, zahlt sich die Skonto-Ausnutzung für<br />
Sie aus.<br />
Kosten des Lieferantenkredits <strong>in</strong> % p.a.:<br />
360<br />
= x Skontosatz<br />
(Zahlungsziel <strong>in</strong> Tagen - zulässige Skontotage)<br />
Beispiel:<br />
360<br />
= x 2% = 36%<br />
(30-10)<br />
2. Reduzieren Sie Ihre Außenstände<br />
Fakturieren Sie ohne Zeitverzug, vere<strong>in</strong>baren Sie klare Zahlungsziele und Zahlungskonditionen<br />
und drängen Sie auf deren E<strong>in</strong>haltung. Führen Sie e<strong>in</strong> freundliches, aber<br />
konsequentes Mahnwesen mit kurzen und fixen Mahnzyklen und verrechnen Sie<br />
Mahnspesen. Setzen Sie <strong>in</strong> jeder Mahnstufe e<strong>in</strong>e klare Frist, wann der fällige Betrag<br />
auf Ihrem Konto e<strong>in</strong>treffen soll. Erstreckt sich Ihre Leistung über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum,<br />
stellen Sie dem Kunden Anzahlungs- bzw. Teilrechnungen. Überprüfen Sie bei<br />
größeren Neuaufträgen die Bonität Ihres Kunden bzw. lassen Sie Ihre Kundenforderungen<br />
gegen Ausfall versichern.<br />
3. Überlegen Sie die Abtretung Ihrer Kundenforderungen<br />
Beziehen Sie Factor<strong>in</strong>g oder den Zessionskredit <strong>in</strong> Ihre Überlegungen mit e<strong>in</strong>. Bei<br />
Factor<strong>in</strong>g werden Ihre Forderungen (Jahresumsatz ab ca. 700.000 Euro) an e<strong>in</strong>e Factor<strong>in</strong>g<br />
Bank abgetreten, die noch am selben Tag 80 % der Bruttoforderung auf Ihr<br />
Unternehmenskonto überweist. Die verbleibenden 20 % der offenen Rechnung werden<br />
nach Zahlung durch den Kunden beglichen. E<strong>in</strong>e – im Detail anders ausgestaltete<br />
– Variante der F<strong>in</strong>anzierung Ihrer Forderungen bietet e<strong>in</strong> Zessionskredit Ihrer<br />
Hausbank. Durch die verfügbaren Mittel können Sie <strong>in</strong> beiden Fällen Ihre Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />
mit Skonto zahlen.<br />
4. Prüfen Sie die F<strong>in</strong>anzierung Ihrer Haft- und Deckungsrücklässe über Bankhaftungen<br />
oder Versicherungsmodelle<br />
Gegen Übermittlung e<strong>in</strong>er Bank- oder Versicherungsgarantie an Ihren Kunden erhalten<br />
Sie die ausständigen Restforderungen rasch auf Ihr Konto überwiesen und gew<strong>in</strong>nen<br />
sofortigen Liquiditätsspielraum.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 18<br />
5. Behalten Sie den Überblick über den F<strong>in</strong>anzmittelbedarf Ihres Unternehmens<br />
Nur was bekannt ist, kann man auch ändern. Legen Sie besonderes Augenmerk auf<br />
e<strong>in</strong>e möglichst exakte und nachvollziehbare Erfolgs- und Liquiditätsplanung. Führen<br />
Sie unterjährig regelmäßig Soll-Ist-Vergleiche durch, um e<strong>in</strong>en zusätzlichen Kapitalbedarf<br />
rechtzeitig zu erkennen. E<strong>in</strong>e aktuelle Monatsbuchhaltung, e<strong>in</strong> leistungsfähiges<br />
Rechnungswesen und Controll<strong>in</strong>g mit aussagekräftigen Auswertungen sorgen<br />
für e<strong>in</strong>en laufenden Überblick bei Ihren wirtschaftlichen Ergebnissen.<br />
6. Vermeiden Sie unproduktives Kapital<br />
Die günstigste Möglichkeit Liquidität zu schaffen ist, ungenütztes Kapital im eigenen<br />
Unternehmen zu verwenden.<br />
Beispiele: Reduzieren Sie mehrere Kassen auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige, halten Sie Ihr Lager<br />
möglichst kle<strong>in</strong> oder ziehen Sie bei günstiger Marktlage e<strong>in</strong>en Verkauf Ihres nicht betriebsnotwendigen<br />
Vermögens <strong>in</strong> Betracht.<br />
7. Senken Sie Ihre Kosten<br />
Jeder e<strong>in</strong>gesparte Euro stärkt die Liquidität und erhöht den Gew<strong>in</strong>n. Verhandeln Sie<br />
regelmäßig die Preise mit Ihren Lieferanten und holen Sie auch Konkurrenzangebote<br />
e<strong>in</strong>.<br />
8. Prüfen Sie Leas<strong>in</strong>g als F<strong>in</strong>anzierungsalternative<br />
Nicht das Eigentum an e<strong>in</strong>em Wirtschaftsgut br<strong>in</strong>gt die Erträge, sondern dessen Nutzung.<br />
Geleast werden kann fast alles – z.B. Kfz, Masch<strong>in</strong>en, die Geschäftsausstattung<br />
und Grundstücke. Der Investitionsbetrag muss nicht auf e<strong>in</strong>mal aufgebraucht<br />
werden, wodurch Ihr Kapital für andere Zwecke zur Verfügung steht.<br />
9. Nützen Sie Steuervorteile<br />
Erkundigen Sie sich rechtzeitig über aktuell gültige Steuerbegünstigungen (z. B. Abschreibungen,<br />
Absetz- und Freibeträge). Vor allem sollten Sie aber rechtzeitig für die<br />
vierteljährliche E<strong>in</strong>kommen- bzw. Körperschaftsteuervorauszahlungen e<strong>in</strong>e Herabsetzung<br />
beim F<strong>in</strong>anzamt beantragen, wenn Sie e<strong>in</strong>en Ergebnisrückgang erwarten.<br />
10. Achten Sie auf e<strong>in</strong>e fristenkonforme F<strong>in</strong>anzierung!<br />
Langfristig gebundenes Vermögen sollte langfristig f<strong>in</strong>anziert se<strong>in</strong> (z.B. durch e<strong>in</strong>en<br />
Investitionskredit) und kurzfristig gebundenes Vermögen kurzfristig (z.B. durch e<strong>in</strong>en<br />
Betriebsmittelkredit). Auch mehrere aus dem Kontokorrentrahmen bezahlte „Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>vestitionen“<br />
m<strong>in</strong>dern Ihren f<strong>in</strong>anziellen Spielraum. Die Kreditlaufzeit darf bei Investitionsf<strong>in</strong>anzierungen<br />
ke<strong>in</strong>esfalls die wirtschaftliche Lebensdauer des Anlageguts übersteigen.
5 F<strong>in</strong>anzierungsformen<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 19<br />
Obwohl <strong>in</strong> den letzten Jahren bereits deutliche Fortschritte gemacht wurden, leiden<br />
viele <strong>KMU</strong> noch immer unter e<strong>in</strong>er Eigenkapitalschwäche. Je kle<strong>in</strong>er das Unternehmen<br />
ist, desto ger<strong>in</strong>ger ist <strong>in</strong> den meisten Fällen das vorhandene Eigenkapital. Dementsprechend<br />
bedeutsam ist daher auch, welche Möglichkeiten der F<strong>in</strong>anzierung zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten der betrieblichen F<strong>in</strong>anzierung: die Innenf<strong>in</strong>anzierung<br />
und die Außenf<strong>in</strong>anzierung.<br />
In der Praxis wird die Innenf<strong>in</strong>anzierung, also die E<strong>in</strong>behaltung von Gew<strong>in</strong>nen bzw.<br />
Gew<strong>in</strong>nanteilen, kurzfristig eher schwierig umzusetzen se<strong>in</strong>. Die Gew<strong>in</strong>nsituation jedes<br />
e<strong>in</strong>zelnen Unternehmens unterliegt nicht nur konjunkturellen Schwankungen,<br />
sondern wird auch von der Höhe der Privatentnahmen und den jeweils geltenden<br />
steuerlichen Vorschriften geprägt. Weitere Möglichkeiten der Selbstf<strong>in</strong>anzierung ergeben<br />
sich durch Abschreibungen, Hebung stiller Reserven oder der Bildung von<br />
Rückstellungen. Dieser Weg der Innenf<strong>in</strong>anzierung bleibt jedoch meist nur den Großbetrieben<br />
vorbehalten.<br />
Es wird daher für die Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebe die Außenf<strong>in</strong>anzierung, und hier wieder<br />
die Fremdf<strong>in</strong>anzierung, e<strong>in</strong>e deutlich größere Rolle spielen, als jene der Eigenf<strong>in</strong>anzierung.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Funktion <strong>in</strong> der Fremdf<strong>in</strong>anzierung im <strong>KMU</strong>-Bereich haben<br />
seit Jahrzehnten die Banken übernommen. Basel II hat auch bei den Kredit<strong>in</strong>stituten<br />
zu e<strong>in</strong>em gewissen Umdenken <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzierung der <strong>KMU</strong> geführt. Es sollte daher<br />
jeder Unternehmer vor E<strong>in</strong>gehen e<strong>in</strong>er Fremdf<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>en Kostenvergleich verschiedener<br />
Anbieter anstellen.<br />
Durch die F<strong>in</strong>anzplanung und Liquiditätsvorschau (siehe Kapitel 4) ist bekannt, wann<br />
und für welchen Zweck Kreditl<strong>in</strong>ien benötigt werden. Für die Stärkung der Liquidität<br />
und für die Investitionsf<strong>in</strong>anzierung können neben den unter Punkt 4.3 angeführten<br />
Möglichkeiten noch weitere F<strong>in</strong>anzierungsformen <strong>in</strong> Betracht gezogen werden<br />
5.1 Die Kontoüberziehung<br />
Zum Ausgleich kurzfristiger Liquiditätsengen oder für die Vorf<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>es größeren<br />
Auftrages wird vielfach diese Art der Fremdf<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />
Hier steht vor allem die Kosten-Nutzen-Relation im Vordergrund. Die Kontoüberziehung<br />
ist zwar e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>faches, dafür aber teures F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strument, denn<br />
die Überziehungsz<strong>in</strong>sen liegen zumeist deutlich über jenen e<strong>in</strong>er Kreditf<strong>in</strong>anzierung.<br />
Um e<strong>in</strong>e rasche Erledigung se<strong>in</strong>es Überziehungswunsches zu erhalten, ist es seitens<br />
des Unternehmens erforderlich, der Bank regelmäßig aktuelle Unterlagen über die<br />
wirtschaftliche Situation zukommen zu lassen. Diese Vorraussetzung gilt auch für<br />
den Betriebsmittelkredit
5.2 Der Betriebsmittelkredit<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 20<br />
In der Betriebswirtschaftslehre wird der Betriebsmittelkredit als kurzfristige F<strong>in</strong>anzierungsform<br />
bezeichnet. Tatsächlich jedoch hat er bei sehr vielen Unternehmen aufgrund<br />
der langjährigen Inanspruchnahme fast schon langfristigen Charakter. Der Betriebsmittelkredit<br />
wird zumeist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Rahmenkredites auf e<strong>in</strong>em Girokonto zur<br />
Verfügung gestellt. Er kann während der vere<strong>in</strong>barten Laufzeit revolvierend (d.h. jeder<br />
E<strong>in</strong>gang am Kreditkonto reduziert die Schuld, jede Ausnützung erhöht sie wieder) <strong>in</strong><br />
Anspruch genommen werden. Die vere<strong>in</strong>barte Kreditkondition setzt sich meist aus<br />
zum<strong>in</strong>dest zwei Komponenten zusammen: Für den <strong>in</strong> Anspruch genommenen Kreditteil<br />
werden die vere<strong>in</strong>barten Z<strong>in</strong>sen berechnet, für den nicht <strong>in</strong> Anspruch genommenen<br />
Kredit (Kreditrahmen) wird an Stelle der Kreditz<strong>in</strong>sen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Provision zur<br />
Anrechnung gebracht.<br />
Verwendet wird der Betriebsmittelkredit zum überwiegenden Teil für die F<strong>in</strong>anzierung<br />
des Umlaufvermögens. Er kann z.B. zum Ankauf von Waren, für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe,<br />
zur Vorf<strong>in</strong>anzierung von Kundenzahlungszielen und für die Ausnützung<br />
von Skonti e<strong>in</strong>gesetzt werden. Zur F<strong>in</strong>anzierung langfristiger Anlagegüter ist er nicht<br />
geeignet.<br />
5.3 Der Lieferantenkredit<br />
Beim Lieferantenkredit handelt es sich um e<strong>in</strong> kurzfristiges, durch den jeweiligen Lieferanten<br />
e<strong>in</strong>geräumtes Zahlungsziel. Je nach Vere<strong>in</strong>barung kann diese „Valutafrist“ <strong>in</strong><br />
der Regel über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 30 bis 90 Tagen vere<strong>in</strong>bart werden. Bevor jedoch<br />
diese F<strong>in</strong>anzierungsform beansprucht wird, sollte jeder Unternehmer die ihm vom<br />
Lieferanten angebotene Skontokondition prüfen und den errechneten Prozentsatz mit<br />
se<strong>in</strong>er Kondition des Betriebsmittelkredites vergleichen.<br />
Details hiezu und die Formel zur Berechnung des Z<strong>in</strong>ssatzes für den Lieferantenkredit<br />
ersehen Sie im Kapitel 4.3<br />
5.4 Der Investitionskredit<br />
Im Gegensatz zum Betriebsmittelkredit deckt der Investitionskredit den langfristigen<br />
Kapitalbedarf des Unternehmens. Er wird zur F<strong>in</strong>anzierung des Anlagevermögens,<br />
also für den Ankauf von Grundstücken, der Errichtung von Gebäuden, den Ankauf<br />
von Masch<strong>in</strong>en und Werkzeugen etc. herangezogen. Die Laufzeit des Kredites orientiert<br />
sich grundsätzlich an der Nutzungsdauer des Investitionsgutes. Die Rückzahlung<br />
sollte <strong>in</strong> regelmäßigen Raten erfolgen, e<strong>in</strong>e Wiederausnützung e<strong>in</strong>bezahlter Beträge<br />
wird <strong>in</strong> der Regel nicht gestattet se<strong>in</strong>.<br />
5.5 Alternative F<strong>in</strong>anzierungsformen<br />
Die Kreditf<strong>in</strong>anzierung wird auch weiterh<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>e der Hauptf<strong>in</strong>anzierungsformen<br />
der österreichischen <strong>KMU</strong> bleiben. Trotzdem sollte man die Möglichkeiten anderer<br />
F<strong>in</strong>anzierungsformen <strong>in</strong> Betracht ziehen.
Leas<strong>in</strong>g<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 21<br />
Die Leas<strong>in</strong>gf<strong>in</strong>anzierung ist wohl die bekannteste aller alternativen F<strong>in</strong>anzierungen.<br />
Sie wird nicht nur von Unternehmen sondern auch von Privaten stark genutzt. Leas<strong>in</strong>g<br />
ist vor allem durch die Kfz-F<strong>in</strong>anzierungen bekannt geworden. Aber auch für die<br />
F<strong>in</strong>anzierung von beweglichen Wirtschaftsgütern sollten sich gerade die <strong>KMU</strong> unter<br />
gewissen Voraussetzungen des Leas<strong>in</strong>gs bedienen. Der Vorteil des Leas<strong>in</strong>gs liegt<br />
dar<strong>in</strong>, dass die vere<strong>in</strong>barten Raten als Aufwand voll <strong>in</strong> die Erfolgsrechnung e<strong>in</strong>gehen,<br />
das Anlagevermögen durch die vorgenommene Investition jedoch nicht erhöht wird.<br />
Für die F<strong>in</strong>anzierung neuer Standorte oder das Heben stiller Reserven des Anlagevermögens<br />
bietet sich das Immobilien-Leas<strong>in</strong>g an. Bei Grundstücken und Gebäuden<br />
liegt der Buchwert meist deutlich unter dem des Verkehrswertes. Durch den Verkauf<br />
an die Leas<strong>in</strong>gfirma wird der Verkehrswert meist voll realisiert, der Mehrertrag (Differenz<br />
aus Buchwert und erzieltem Verkaufserlös) kann das Unternehmen dann als<br />
Liquiditätshilfe e<strong>in</strong>setzen.<br />
In jedem Fall sollten jedoch vor E<strong>in</strong>gehen von Leas<strong>in</strong>gverpflichtungen die steuerlichen<br />
Aspekte genau abgeklärt werden. Diese Art der F<strong>in</strong>anzierung setzt voraus, dass das<br />
Unternehmen laufend entsprechende Gew<strong>in</strong>ne lukriert.<br />
Factor<strong>in</strong>g<br />
Das Factor<strong>in</strong>g, oder Forderungsverkauf, wird <strong>in</strong> den anglikanischen Ländern schon<br />
seit Jahrzehnten durchgeführt. Im Gegensatz zur Zession wird beim Factor<strong>in</strong>g die<br />
offene Forderung <strong>in</strong> Bausch und Bogen an e<strong>in</strong>en außenstehenden Dritten, die Factorbank,<br />
verkauft.<br />
Weitere Details siehe Kapitel 4.
6 Förderungen<br />
6.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 22<br />
Die Förderlandschaft für die österreichischen Unternehmen ist sehr breit gestreut.<br />
Neben den Bundesförderungen gewährt sowohl die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> als<br />
auch die Stadt <strong>Wien</strong> (über die „Wirtschaftsagentur <strong>Wien</strong>. E<strong>in</strong> Fonds der Stadt <strong>Wien</strong>“)<br />
Hilfestellung. Die Möglichkeiten der Förderung s<strong>in</strong>d vielfältig. Meist ist dem Unternehmer<br />
nur die Investitionsförderung bekannt. Aber auch e<strong>in</strong>e zusätzliche Betriebsmittelf<strong>in</strong>anzierung<br />
sowie Förderungen bei Neugründungen oder Betriebsübernahmen<br />
können angesprochen werden. In jedem Fall ist es ratsam, vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Investition<br />
oder wenn sich e<strong>in</strong>e Verknappung der Geldmittel abzeichnet, sich die Unterstützung<br />
von Spezialisten zu sichern.<br />
Durch die Inanspruchnahme von Förderungen kann sich auch e<strong>in</strong>e positive<br />
Veränderung des eigenen Rat<strong>in</strong>gs, und damit verbunden e<strong>in</strong>e mögliche Verbesserung<br />
der Kreditkondition ergeben.<br />
<strong>KMU</strong>-Def<strong>in</strong>ition<br />
Zahlreiche Förderaktionen richten sich ausschließlich an <strong>KMU</strong>. Die nachfolgende<br />
<strong>KMU</strong>-Def<strong>in</strong>ition der Europäischen Kommission ist seit 1.1.2005 <strong>in</strong> Kraft.<br />
Die E<strong>in</strong>stufung f<strong>in</strong>det nach den so genannten „Schwellenwerten“ statt. Die wesentlichen<br />
Kriterien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen:<br />
Beschäftigte Umsatz oder Bilanzsumme<br />
Kle<strong>in</strong>stunternehmen unter 10 Personen max. € 2 Mio<br />
Kle<strong>in</strong>e Unternehmen unter 50 Personen max. € 10 Mio<br />
Mittlere Unternehmen unter 250 Personen max. € 50 Mio max. € 43 Mio<br />
6.2 Institutionen<br />
Die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong><br />
Die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> ist Sprachrohr und Interessenvertreter aller <strong>Wien</strong>er Unternehmen<br />
gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Sie artikuliert die speziellen<br />
Anliegen e<strong>in</strong>zelner Gruppen und Branchen ebenso, wie die geme<strong>in</strong>samen Interessen<br />
der gesamten Wirtschaft. Ihre Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen und ihr<br />
Mitwirken <strong>in</strong> Kommissionen stellen sicher, dass bei allen Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> die<br />
Anforderungen der Wirtschaft berücksichtigt werden.<br />
Die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> berät und unterstützt die <strong>Wien</strong>er Unternehmen <strong>in</strong> allen<br />
für die Wirtschaft wichtigen Themenbereichen. Die Serviceleistungen reichen von<br />
telefonischen Auskünften und Zusendungen von Rechtsservicedokumenten über persönliche<br />
Expertenberatung bis h<strong>in</strong> zur Möglichkeit der arbeits- und sozialrechtlichen<br />
Vertretung.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 23<br />
Die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> bietet mit ihren Bildungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> breitgefächertes<br />
Aus- und Weiterbildungsangebot; sie unterstützt Kooperationen und Netzwerke<br />
für den Informationsaustausch, die Geschäftsvermittlung, die Zusammenarbeit und<br />
die Geme<strong>in</strong>schaftswerbung von <strong>Wien</strong>s Unternehmen; die Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong><br />
bietet mit Zeitungen und elektronischen Newslettern, Information zu aktuellen wirtschaftsrelevanten<br />
Entwicklungen. Im Internet stehen Informationsblätter, Broschüren<br />
und Datenbanken rund um die Uhr zur Verfügung; die sieben Sparten mit ihren Fachgruppen,<br />
Gremien und Innungen vertreten die Interessen der jeweiligen Branche,<br />
sorgen für fachspezifische Aus- und Weiterbildungen und runden mit branchenspezifischer<br />
Beratung und Information das Angebot ab.<br />
Die im November 2008 e<strong>in</strong>gerichtete Ombudsstelle für <strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong><br />
unterstützt Gewerbetreibende und GründerInnnen durch Beratung zur Vorbereitung<br />
e<strong>in</strong>es Bankgesprächs, mit Kontakt zu Vertrauenspersonen <strong>in</strong> den jeweiligen Bank<strong>in</strong>stituten,<br />
durch Broschüren und Informationsmaterial sowie durch die geförderte Unternehmensberatung<br />
im Rahmen des WIFI und durch Kooperation mit Förderstellen.<br />
Bei Ablehnung von Kreditwünschen ist die Ombudsstelle behilflich, die Gründe für<br />
diese Entscheidung zu analysieren; sie gibt Hilfestellung bei der Nachreichung fehlender<br />
Unterlagen und Planungsrechnungen.<br />
Die <strong>Austria</strong> Wirtschaftsservice GesmbH (aws)<br />
Die <strong>Austria</strong> Wirtschaftsservice GesmbH als Spezialbank des Bundes für unternehmensbezogene<br />
Wirtschaftsförderung bietet den <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong> breites Spektrum an Fördermöglichkeiten<br />
an. Zahlreiche Leistungen der aws werden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
Banken, Landesförderorganisationen, Förderberatern, Wirtschaftstreuhändern, Beratern,<br />
Kammern, und vielen weiteren "Professionals" im Bereich Förderungen abgewickelt.<br />
Derzeit stehen der österreichischen Wirtschaft mehr als 20 Förderungsarten zur<br />
Verfügung. Die Förderungen werden <strong>in</strong> Form von Zuschüssen, Haftungen, und Kreditvergaben,<br />
aber auch als Beratung & Service zur Verfügung gestellt.<br />
Beim Unternehmensstart s<strong>in</strong>d oftmals Investitionen <strong>in</strong> Betriebs- und Geschäftsausstattung<br />
oder Masch<strong>in</strong>en notwendig. Die F<strong>in</strong>anzierung solcher Investitionen erfolgt <strong>in</strong><br />
der Regel über Bankkredite, für die e<strong>in</strong>e Besicherung Voraussetzung ist. Fehlende<br />
Sicherheiten kann die aws durch die Übernahme e<strong>in</strong>er Haftung bereitstellen. Junge<br />
Unternehmen erhalten dadurch Zugang zu attraktiven Krediten mit günstigen Konditionen.<br />
In der Regel wird von Seiten der aws e<strong>in</strong>e 80 %-ige Bürgschaft übernommen.<br />
Zusätzlich kann sowohl von der aws als auch von den Bundesländern e<strong>in</strong> Zuschuss<br />
gewährt werden, der im Schnitt 10 % der Investitionssumme betragen kann. Auch für<br />
Betriebsmittelkredite kann die aws fehlende Sicherheiten durch Haftungsübernahmen<br />
ersetzen.<br />
Die Wirtschaftsagentur <strong>Wien</strong>. E<strong>in</strong> Fonds der Stadt <strong>Wien</strong><br />
(ehemals <strong>Wien</strong>er Wirtschaftsförderungsfonds )<br />
Die Wirtschaftsagentur <strong>Wien</strong>. E<strong>in</strong> Fonds der Stadt <strong>Wien</strong> ist das zentrale wirtschaftspolitische<br />
Instrument der Stadt <strong>Wien</strong>. Ziel des Fonds ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der <strong>Wien</strong>er Unternehmen und deren Innovationskraft, die nachhaltige<br />
Modernisierung des Wirtschaftsstandortes sowie die Belebung des Arbeitsmarktes.<br />
Schwerpunkte s<strong>in</strong>d die Bereiche Information und Beratung, Immobilien- und Standortentwicklung<br />
sowie monetäre Wirtschaftsförderung und F<strong>in</strong>anzierung. Der Fonds bietet<br />
im Auftrag der Stadt <strong>Wien</strong> zur Verbesserung der <strong>Wien</strong>er Wirtschaftsstruktur e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Förderungen für <strong>Wien</strong>er Unternehmen an. Das Leistungsangebot erstreckt<br />
sich von Beratung über Vergabe von Förderungen, Bereitstellung und Erschließung<br />
von Grundstücken bis h<strong>in</strong> zu weltweitem Standortmarket<strong>in</strong>g.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 24<br />
E<strong>in</strong>e spezielle Unterstützung erhalten die <strong>Wien</strong>er <strong>KMU</strong> durch das Regionale Wirtschafts-Service<br />
(RWS). Es ist e<strong>in</strong>e auf die Bedürfnisse der <strong>Wien</strong>er Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetriebe<br />
zugeschnittene Service-Institution, die im Wesentlichen aus elf RegionabetreuerInnen<br />
besteht. Sie besuchen im gesamten Stadtgebiet die Betriebe und erkundigen<br />
sich nach den Plänen, Wünschen und Anliegen der UnternehmerInnen. Die<br />
zahlreichen Unterstützungsleistungen, die den UnternehmerInnen geboten werden,<br />
setzen sich nicht nur aus der gesamten Service- und Förderpalette der Wirtschaftsagentur<br />
<strong>Wien</strong> zusammen, sondern umfassen darüber h<strong>in</strong>aus Hilfestellungen bei Kontakten<br />
zu Dienststellen der Stadt <strong>Wien</strong> sowie anderen öffentlichen Institutionen und<br />
Organisationen. Das RWS hilft rasch und unbürokratisch, etwa wenn e<strong>in</strong> Betrieb erweitern,<br />
se<strong>in</strong> Geschäftslokal modernisieren, se<strong>in</strong>e MitarbeiterInnen schulen oder se<strong>in</strong>en<br />
Standort wechseln will. Die RWS-BetreuerInnen <strong>in</strong>formieren und unterstützen bei<br />
Investitions-, Förderungs- und F<strong>in</strong>anzierungsfragen, Neuansiedlungen sowie Behördenangelegenheiten.<br />
Das <strong>Wien</strong>er Modell<br />
<strong>Wien</strong>er Kreditbürgschaftsgesellschaft m.b.H (WKBG)<br />
Kapitalbeteiligungs AG (KABAG)<br />
<strong>Wien</strong>er Risikokapitalfonds GesmbH (WRKF)<br />
Die WKBG unterstützt die gewerbliche Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> dadurch, dass sie je nach<br />
Bedarf und Anlass für Kunden die benötigte Banksicherheit <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Kreditbürgschaft<br />
übernimmt und/oder Beteiligungskapital zur Verfügung stellt.<br />
Im Bereich der Eigenkapitalf<strong>in</strong>anzierung verbleiben vorhandene Sicherheiten dem<br />
Unternehmen für zusätzliche F<strong>in</strong>anzierungsquellen erhalten. Die Beteiligung der<br />
WKBG bietet Risikokapital ohne die Nachteile e<strong>in</strong>er klassischen Direktbeteiligung:<br />
� ke<strong>in</strong>e Abgabe von Anteilen und Stimmrechten,<br />
� ke<strong>in</strong>e Unternehmensbewertung nötig,<br />
� ke<strong>in</strong> Verkauf der Beteiligung,<br />
� ke<strong>in</strong>e Präsenz <strong>in</strong> Aufsichtsrat oder dergleichen und<br />
� ke<strong>in</strong> kompliziertes Vertragswerk.<br />
Die Beteiligung erfolgt als echte stille Gesellschaftere<strong>in</strong>lage ohne Substanzbeteiligung.<br />
Im Vordergrund stehen das Kundenbedürfnis und die s<strong>in</strong>nhafteste Form der<br />
F<strong>in</strong>anzierung. Die Geschäftsführung verbleibt im ausschließlichen Kompetenzbereich<br />
des Unternehmens.<br />
Als F<strong>in</strong>anzierungsanlässe kommen für die WKBG - bis auf Sanierungen und Umschuldungen<br />
- alle Möglichkeiten <strong>in</strong> Betracht, die sich im Laufe e<strong>in</strong>es Unternehmenslebens<br />
ergeben können: Unternehmensgründung, Unternehmensübernahme bzw. –<br />
nachfolge, Investitionen, Wachstumsf<strong>in</strong>anzierung, Internationalisierung, Betriebsmittelf<strong>in</strong>anzierungen,<br />
Anzahlungs- oder Bietgarantien, etc.<br />
Die WKBG verbürgt Kredite bis € 560.000 und beteiligt sich mit e<strong>in</strong>em Volumen zwischen<br />
€ 100.000 und € 500.000.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 25<br />
Die Gesellschafter der WKBG s<strong>in</strong>d Stadt <strong>Wien</strong>, Wirtschaftskammer <strong>Wien</strong> und <strong>Wien</strong>er<br />
Banken. Die WKBG ist seit 1970 mit der <strong>Wien</strong>er Kreditbürgschaftsgesellschaft zur<br />
Unterstützung der <strong>Wien</strong>er Wirtschaft tätig. 1978 wurde die Kapital-Beteiligungs AG für<br />
Eigenkapitalf<strong>in</strong>anzierungen gegründet und 1997 kam die <strong>Wien</strong>er Risikokapitalfonds<br />
Ges.m.b.H. h<strong>in</strong>zu. Die WKBG besteht aus dem Verbund dieser drei Gesellschaften<br />
mit identer Geschäftsführung und Mitarbeitern.<br />
Die Experten der WKBG stehen selbstverständlich für entsprechende Beratung zur<br />
Verfügung.<br />
Adressen und Telefonnummern zu den obigen Institutionen f<strong>in</strong>den Sie im<br />
Hauptkapitel „NÜTZLICHE ADRESSEN“
7 Kreditversicherung<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 26<br />
In vielen Branchen ist der Wert des Umlaufvermögens höher als der des Anlagevermögens.<br />
Kurzfristige Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stellen bei<br />
Österreichs <strong>KMU</strong> durchschnittlich bis zu 35 % der Vermögenspositionen dar. Die Versicherung<br />
der kurzfristigen Forderungen (Außenstände) durch e<strong>in</strong>e Kreditversicherung<br />
ist somit e<strong>in</strong> wesentliches Instrument, um e<strong>in</strong>en guten Teil der Vermögenswerte<br />
zu schützen.<br />
Zahlungsanstände bee<strong>in</strong>flussen sehr schnell die eigene Liquidität. Der Totalausfall im<br />
Falle e<strong>in</strong>er Kunden<strong>in</strong>solvenz wirkt sich nicht nur unmittelbar auf die Liquidität sondern<br />
auch auf die Ertragslage aus. Vorwiegend Stammkunden zu haben, schützt vor Ausfällen<br />
nicht, stammen doch nach wie vor ca. 80 % der Zahlungsanstände aus diesem<br />
Bereich. Kunden zu lange zu vertrauen und somit lange auf se<strong>in</strong> Geld warten zu<br />
müssen oder den Totalausfall zu erleiden, s<strong>in</strong>d vermeidbare Risiken.<br />
E<strong>in</strong>e Kreditversicherung ist e<strong>in</strong> wesentliches Instrument, um sich vor den Schäden<br />
des Zahlungsausfalles zu schützen. Durch die Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>er Kreditversicherung<br />
erwirbt man nicht nur den Versicherungsschutz im Ernstfall sondern hat<br />
gleichzeitig e<strong>in</strong>en Partner, der im Rahmen der laufenden Zusammenarbeit die Bonität<br />
der Abnehmer prüft und zeitgerecht über Veränderungen <strong>in</strong>formiert. Die Kundenstruktur<br />
der Abnehmer bei kreditversicherten Unternehmen verbessert sich nachweislich.<br />
Kreditversicherungen bieten heute standardmäßig die Mitversicherung des Zahlungsverzuges<br />
(Protracted Default) an. Konkret bedeutet das, sollte e<strong>in</strong> Abnehmer nicht<br />
fristgerecht die offene Forderung begleichen, erfolgt e<strong>in</strong>e vorläufige Entschädigung<br />
durch die Kreditversicherung und gleichzeitig wird von der Versicherung die aktive<br />
Betreibung des Falles übernommen.<br />
E<strong>in</strong> wesentliches Merkmal der Kreditversicherung ist, dass e<strong>in</strong> Mantelvertrag abgeschlossen<br />
wird; für jeden Abnehmer muss aber, um tatsächlich Deckungsschutz zu<br />
erlangen, e<strong>in</strong> eigenes Versicherungslimit beantragt werden. Die Bonität des angefragten<br />
Unternehmens wird von den Risikoexperten geprüft und die Höhe der möglichen<br />
Versicherungssumme schriftlich mitgeteilt. Kann aufgrund schwacher Bonität<br />
e<strong>in</strong> Abnehmer nicht versichert werden, haben Sie noch vor Lieferung Zeit, andere<br />
Liefer- und Zahlungskonditionen (z.B. Vorauskassa) zu vere<strong>in</strong>baren. Alle versicherten<br />
Kunden unterliegen automatisch dem Monitor<strong>in</strong>g-Prozess der Kreditversicherung.<br />
Kreditversicherung wirkt nicht nur unmittelbar im Schadensfall sondern ist auch e<strong>in</strong><br />
geeignetes Instrument um die Hard Facts zur eigenen Bonitätsbeurteilung bei den<br />
f<strong>in</strong>anzierenden Banken (Basel II) zu stärken. Konkret bedeutet dies, dass durch Forderungszessionen<br />
besicherte F<strong>in</strong>anzkredite, falls die Forderung mittels e<strong>in</strong>er Kreditversicherung<br />
geschützt s<strong>in</strong>d, verbesserte Konditionen zeigen können. Durch die Kreditversicherung<br />
erhöht sich die Bonität der Forderungen und fließt somit direkt <strong>in</strong> die<br />
Rat<strong>in</strong>gbeurteilung für F<strong>in</strong>anzkredite e<strong>in</strong>.
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 27<br />
8 Die Rolle des Steuerberaters/Unternehmensberaters<br />
Im Kapitel „Planung Ihres Unternehmenserfolges“ wird speziell auf die strategische<br />
und operative Planung h<strong>in</strong>gewiesen. Die meisten der dort aufgeworfenen Fragen<br />
kann jeder Unternehmer sofort „aus dem Bauch heraus“ beantworten. Die schriftliche<br />
Darstellung bedeutet e<strong>in</strong>en zusätzlichen Mehraufwand, vor allem für die Kle<strong>in</strong>- und<br />
Kle<strong>in</strong>stunternehmen. Es ist daher s<strong>in</strong>nvoll, sich e<strong>in</strong>es externen Beraters zu bedienen.<br />
Es wird se<strong>in</strong>e Aufgabe se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e dementsprechende Hilfestellung zu geben um die<br />
beim Unternehmer im Kopf vorhandenen Strategien, Ideen usw. durch Moderation die<br />
Fachsprache der Banken zu übersetzen. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es noch weitere Punkte,<br />
wo es erforderlich se<strong>in</strong> kann, sich e<strong>in</strong>es externen Beraters zu bedienen:<br />
� Organisation, eventuell Neuaufbau e<strong>in</strong>es der jeweiligen Betriebsgröße entsprechenden<br />
Rechnungs-, Informations- und Report<strong>in</strong>gwesens<br />
� Vorbereitung des Bankengespräches<br />
� Mithilfe bei der Erstellung der Jahresplanung<br />
� E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Unternehmers (oder e<strong>in</strong>es dafür geeigneten Mitarbeiters) <strong>in</strong><br />
die laufende Überwachung der F<strong>in</strong>anzierungsgestaltung des Unternehmers<br />
Wichtig ist jedoch <strong>in</strong> jedem Fall, dass die erarbeitete Unternehmensstrategie und der<br />
darauf aufbauende Bus<strong>in</strong>essplan vom Unternehmen nicht nur erstellt, sondern auch<br />
gelebt wird. Nur so kann die Identifikation durch Mitarbeiter und Unternehmer erreicht<br />
werden.<br />
Aktuelle, umfassende und professionell aufbereitete Unterlagen über das Unternehmen,<br />
Geschäftsfeld und die Unternehmenszukunft (Jahresabschluss, authentische<br />
und aktuelle Information über den Geschäftsverlauf seither, Bus<strong>in</strong>ess-Plan, Risikoanalyse)<br />
s<strong>in</strong>d besonders für Kle<strong>in</strong>- und Kle<strong>in</strong>stunternehmer e<strong>in</strong>e Herausforderung.<br />
Diese ist mit Hilfe e<strong>in</strong>es Steuerberaters/Unternehmensberaters leichter als im Alle<strong>in</strong>gang<br />
zu meistern. Schon im Vorfeld kann der Steuerberater den Unternehmer bei der<br />
optimalen Gestaltung der Bonität unter Berücksichtigung aller steuerlichen Aspekte<br />
unterstützen.<br />
Aus Sicht der Bank gehört heute e<strong>in</strong>e über die Verbesserung des Rechenwerks h<strong>in</strong>aus<br />
gehende E<strong>in</strong>beziehung strategischer Ziele und Umsetzungsschritte <strong>in</strong> die Investitions-<br />
und F<strong>in</strong>anzierungsplanung zu den „Hausaufgaben“ des Unternehmers. Bei<br />
der Erfüllung der höheren Anforderungen an Transparenz und Professionalität der<br />
Unternehmensrechnung kann Ihnen jedenfalls der Steuerberater/Unternehmensberater<br />
helfen! Selbstverständlich begleitet Sie der externe Berater auch zum Bankgespräch.
9 Literatur- und Quellennachweis<br />
<strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> 28<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Mittelstand – Basel III: <strong>Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung</strong> im Mittelstand<br />
sichern, Nov. 2011<br />
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Benigni, Höllerer, Pangl, Strau: Praxishandbuch Basel II; Raiffeisen & Manz 2006<br />
Bruckner, Masopust, Schmoll: Unternehmen – F<strong>in</strong>anzierung – Rat<strong>in</strong>g, Handbuch zur<br />
erfolgreichen Rat<strong>in</strong>gvorbereitung, WKÖ & Manz 2004<br />
Bruckner, Masopust, Schmoll: Basel II, Wie Sie Ihr Unternehmen auf e<strong>in</strong> erfolgreiches<br />
Rat<strong>in</strong>g vorbereiten; KSV v. 1870 & Manz 2003<br />
Bornett, Bruckner, Hammerschmied, Masopust: Rat<strong>in</strong>g-Kennzahlen, 24 Branchen im<br />
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Deutsche Bundesbank, Basel III - 2010<br />
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für Banken und Wertpapierfirmen; Juli 2004<br />
Europäische Kommission (2004b); Anhang zum Vorschlag für neue Eigenkapitalrahmenanforderungen<br />
für Banken und Wertpapierfirmen; Juli 2004<br />
Europäische Kommission (2005); Results from the survey of European banks; Mai<br />
2005<br />
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Friedrich Ebert-Stiftung – Basel III und Mittelstandsf<strong>in</strong>anzierung, Oktober 2011<br />
Gerhard Thomas: Vorbereitung auf das Bankengespräch – WIFI Unternehmensservice<br />
der WKÖ, April 2009<br />
Haude, Kraus: Handbuch Plan4You Easy, 1. Auflage (2007), Gründerservice/Junge<br />
Wirtschaft/Frau <strong>in</strong> der Wirtschaft WKÖ<br />
Huber Barbara: So starten Sie Ihr Unternehmen erfolgreich, Manz 2010<br />
Institut für Höhere Studien – Mögliche Auswirkungen von Basel III auf Kreditvolum<strong>in</strong>a<br />
und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen <strong>in</strong> Österreich, Juni 2011<br />
Leimüller Gertraud: Ke<strong>in</strong>e Angst vor dem Bus<strong>in</strong>essplan, Ausgabe 2010, i2b – ideas to<br />
bus<strong>in</strong>ess, Initiative zur Erstellung e<strong>in</strong>es Unternehmenskonzeptes,<br />
Leitfaden zum Erkennen von Unternehmenskrisen – Kammer der Wirtschaftstreuhänder<br />
2010<br />
Österreichische Nationalbank; Basel II – Veröffentlichungen zu Basel II<br />
Österreichische Nationalbank; Der Weg zu Basel III<br />
Handbuch Plan4You Easy, 1. Auflage, Junge Wirtschaft|Gründer-ServiceIFrau <strong>in</strong> der<br />
Wirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich April 2007,<br />
Österreichische F<strong>in</strong>anzmarktaufsicht; Grundlagen Basel II