s'Magazin usm Ländle, 30. Oktober 2016
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ORIGINALE<br />
Es war dann auch der allzu frühe Tod des<br />
Gatten sowie eine langwierige Krebserkrankung,<br />
die Anna Gruber vom Bühnen-<br />
Klamauk hin zu ernsteren Themen, verletzlich-verletzten<br />
Gedankenspielen und<br />
vielschichten Reimen führte. „Überleabat“<br />
war 1996 der programmatische Titel<br />
ihrer ersten Buchveröffentlichung.<br />
KarlValentin und Avantgarde<br />
„Damals war Schreiben die beste Therapie<br />
für mich“, erinnert sich die dem<br />
Tod von der Schippe gesprungene Kämpferin,<br />
die noch einen weiteren radikalen<br />
Schritt wagte. Sie zog für zwei Jahre<br />
nach Wien zu ihrem Sohn Martin, damals<br />
schon ein anerkannter Regisseur.<br />
„Ich arbeitete als Bühnenbildnerin für<br />
das Aktionstheater und bekam jede Probe<br />
mit. Ich finde das schräge Ensemble<br />
wunderbar und schaue mir jedes Stück<br />
an“, streut sie ihrem Sohn, der mit seinen<br />
radikalen Aufführungen stets zu schockieren<br />
weiß, Rosen. Auch künstlerisch<br />
fanden die Generationen zueinander.<br />
Martin inszenierte ihre „Valentinade“,<br />
bei der Anna Texte des Münchner Genies<br />
in Mundart übersetzte, selbst mitspielte<br />
und am Steuer eines Theaterbusses<br />
durchs <strong>Ländle</strong> tingelte. Die Mutter<br />
revanchierte sich mit Auftritten beim<br />
„Salon d’Amour“, der Star-gespickten<br />
Revue ihres Sohnes. „Viel nervöser bin<br />
ich aber, wenn ich alleine lese“, so die<br />
Verfasserin von ihrer Schätzung nach etwa<br />
3000 Gedichten. Und das nach zahlreichen<br />
Auftritten, die sie bis ins Elsass<br />
und in die renommierte Alte Schmiede<br />
nach Wien führten.<br />
Nachdem sie vor vier Jahren ein von<br />
Tone Funk illustriertes zweites Buch veröffentlichte,<br />
will sie punkto Lesungen<br />
nun zwar kürzertreten, das Schreiben<br />
aber nicht aufgeben. „Ich habe noch<br />
manches zu sagen“, blickt sie in eine weiterhin<br />
kreative Zukunft. Wir werden’s<br />
gerne lesen.<br />
Raimund Jäger<br />
Foto: lisamathis.at<br />
s’Magazin 15