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Die Drehorgel in der Graphik

Die Drehorgel in der Graphik von Peter G. Schuhknecht

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ke<strong>in</strong>e Buden und Zelte aufgebaut werden konnten. 1866 standen die schwä<br />

bischen Regimanter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlacht bei Tauberbischofsheim, so daß verständ<br />

licherweise ke<strong>in</strong> Volksfest stattf<strong>in</strong>den konnte, ebenso wie 1871, als die<br />

w(irttembergische Feiddivision nach den Kämpfen bei Wörth ihren Marsch auf<br />

Paris antrat. 1873 und 1892 verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te die Gefahr e<strong>in</strong>er Epidemie wegen<br />

<strong>der</strong> Cholerafälle <strong>in</strong> Heilbronn bzw. Hamburg die Abhaltung des Festes, wäh<br />

rend es 1896 wegen e<strong>in</strong>er großen landwirtschaftlichen Ausstellung ausfiel.<br />

E<strong>in</strong>en tiefen E<strong>in</strong>schnitt bildeten die beiden Weltkriege: von 1914 bis 1923<br />

sowie von 1939 bis 1949 konnte man nicht an die Ibhaltung des größten<br />

schwäbischen Festes denken, wenn auch <strong>in</strong> den schweren Nachkriegsjahren von<br />

1946 bis 1949 wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> “Herbstwasen“ <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem Rahrten stattfand, <strong>der</strong><br />

allerd<strong>in</strong>gs se<strong>in</strong> Vorbild bei weitem nicht erreichte.<br />

Dreimal kaiserlicher Wasenbesuch<br />

In <strong>der</strong> langen Volksfestchronik darf e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf das Jahr 1857 nicht<br />

fehlen, als das bis heute glänzendste und denkwürdigste Fest gefeiert wurde.<br />

Anlaß dazu war die Anwesenheit <strong>der</strong> beiden damals mächtigsten MDnarchen, des<br />

Kaisers von Frankreich und des Zaren von Rußland, die kurz vorher noch im<br />

Kr<strong>in</strong>krieg als Fe<strong>in</strong>de gegenübergestanden hatten und nun mit an<strong>der</strong>en Fürsten<br />

zum Geburtstag des württembergischen Herrschers nach Stauttgart gekonnn<br />

waren. Mahr als 100 000 Volksfestbesucher sollen damals auf dem Wasen zu<br />

sa1nTngekormen se<strong>in</strong>, um den Zug <strong>der</strong> hohen Gäste zu umjubeln, den König<br />

Wilhelm 1. mit Zar Alexan<strong>der</strong> II. und Kaiser Napoleon III. zu Pferd an<br />

führte. In vierspännigen Wagen folgten die König<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Zar<strong>in</strong>, die Köni<br />

g<strong>in</strong> von Holland (König Wilhelms Tochter) und die griechische König<strong>in</strong>, denen<br />

sich rund 200 Generale, Diplomaten und Würdenträger, alle beritten, anschlossen.<br />

Auch die Jahre 1876 und 1881 brachten noch e<strong>in</strong>mal kaiserlichen<br />

Besuch, als <strong>der</strong> greise deutsche Kaiser Wilhelm 1. Ehrengast beim Cannstatter<br />

Volksfest war.<br />

1905 erstes “Groß-Stuttgarter“ Volksfest<br />

1905 wurde Cannstatt nach Stuttgart e<strong>in</strong>gema<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong> Grund, das erste<br />

“Groß-Stuttgarter“ Volksfest beson<strong>der</strong>s ausgiebig - und erstmals länger als<br />

bisher - zu feiern: bis 9 Uhr abends (heute schließt <strong>der</strong> Festbetrieb jeweils<br />

um 23 Uhr). Damals waren aus dem e<strong>in</strong>en Volksfesttag des Jahres 1818 schon<br />

längst vier Tage gerden; beim 100. Cannstatter Volksfest im Jahre 1934<br />

wurde dann die Dauer des Festes auf zehn Tage verlängert, während sich <strong>der</strong><br />

Wasentrubel heute über sechzehn Tage erstreckt.<br />

“E<strong>in</strong> Stück schwäbischen Volkslebens“<br />

<strong>Die</strong>se ständige zeitliche (und auch räumliche) Erweiterung des Cannstatter<br />

Volksfestes im Laufe von mahr als e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrhun<strong>der</strong>ten beweist, daß die<br />

Anziehungskraft <strong>der</strong> “schwäbischen Saturnalien“ gerade <strong>in</strong> unserer schnellebi<br />

gen Zeit ke<strong>in</strong>esfalls nachgelassen, son<strong>der</strong>n sich eher noch gesteigert hat.<br />

August Länimle hatte schon recht, als er e<strong>in</strong>mal schrieb: “Das Fest ist e<strong>in</strong><br />

Stück schwäbischer Geschichte und schwäbischen Volkslebens geworden.“<br />

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