04.11.2016 Aufrufe

Die Drehorgel in der Graphik

Die Drehorgel in der Graphik von Peter G. Schuhknecht

Die Drehorgel in der Graphik von Peter G. Schuhknecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Drehorgel</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graphik</strong><br />

<strong>Graphik</strong> als “Handelsware“ des Straßenmusikanten.<br />

<strong>Graphik</strong> mit <strong>der</strong> Darstellung von Straßenmusikanten.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Druckkunst<br />

1445: Das Kartenspiel wurde unter den Soldanten beliebt. Ursprünglich<br />

wurden handgemalte Karten verwendet. Und schon 1445 taten sich Spiel<br />

kartenneister künstlerisch hervor. Sie arbeiteten mit Holzstöcken und<br />

Kupferpiatten. Es entstand als echte Volkskunst <strong>der</strong> Kupferstich.<br />

<strong>Die</strong>ser wurde neist mit kle<strong>in</strong>en Schablonen koloriert. <strong>Die</strong>se Technik<br />

wurde aber auch für Heiligenbil<strong>der</strong>, viel später auch für die Darstellung<br />

des profanen Lebens verwendet. <strong>Die</strong> Kolorierung wird nach ihrem künstle<br />

rischen Gehalt sehr unterschiedlich beurteilt. 0bh1 e<strong>in</strong> großer Teil<br />

verschwunden ist, s<strong>in</strong>d auch heute irmer noch Kunstwerke<br />

im Handel, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Leben jener Tage geben.<br />

Lesen und Schreiben war Luxus. <strong>Die</strong>ser Luxus war mehr o<strong>der</strong> weniger den<br />

Mönchen vorbehalten. Das Volk kannte nur das Bild! Es gab we<strong>der</strong><br />

Zeitungen und - wie wir alle wissen - natürlich ke<strong>in</strong> Rundfunk, ke<strong>in</strong><br />

Fernsehen, ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o. <strong>Die</strong> “me<strong>der</strong>ne Publizistik“ jener Tage war <strong>der</strong><br />

Holz— und Kupferstich, das gemalte Bild.<br />

dieser Arbeiten<br />

Erst 1460 erschienen die ersten Illustrationen zur Bibel. Sie waren so<br />

teuer wie e<strong>in</strong> Rittergut, also wirklich nur den Gebildeten und damit<br />

Reichen vorbehalten. Erst Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts konnten Bücher <strong>in</strong><br />

Massen hergestellt werden, wanit nun auch die Wohlhabenden Zutritt zu<br />

dieser verschlossenen Welt erhielten.<br />

In dieser Zeit wurde das Volk aber schon mit Bil<strong>der</strong>n und Drucken durch<br />

die Troubadour und Straßensnger versorgt:. Des Lesens und Schreibens<br />

war es noch nicht kundig. Es lauschte daher den Erzühlungen, wie wir<br />

dieses heute noch <strong>in</strong> orientalischen Basaren erleben, und den Gesungen<br />

<strong>der</strong> Straßensänger und den Kunststücken <strong>der</strong> Gaukler. Sie verkaufen als<br />

Handelsware “Kupfer— und Holzstiche mit religiösen MDtiven“.<br />

In <strong>der</strong> Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts erleben ir e<strong>in</strong>e Wandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Graphik</strong>. Kupfer— und Holzstiche werden nicht nur als “Handelsware“ des<br />

Straßensängers verkauft, es entstehen auch <strong>Graphik</strong>en mit <strong>der</strong> Darstellung<br />

des täglichen Lebens, die nunmehr auch <strong>in</strong> stationären Geschäften feil<br />

ge1ten werden. So f<strong>in</strong>den wir die heute von Sair<strong>in</strong>lern, Historikern und<br />

Freunden <strong>der</strong> mechanischen Musik begehrten Stiche mit Darstellungen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satzbereiche des Straßenrrusikanten. ist war es die Kirchweih, das<br />

Jahresfest, auf dem die Schausteller ihre Darbietungen mit e<strong>in</strong>er Dreh<br />

orgel musikalisch untermalten. Seiltünzer, Schnitzfigurenhändler,<br />

Karusselldreher und Panoptika beten <strong>in</strong> die Aufrrerksaneit <strong>der</strong> Besucher.<br />

Im Journal Nr. 1 <strong>der</strong> Musikhistorischen Gesellschaft für selbstspielende<br />

Instrunonte f<strong>in</strong>den wir unter <strong>der</strong> Überschrift “Lechzend nach Tyrannenblut“<br />

e<strong>in</strong>e große Auswahl von Möglichkeiten für den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Drehorgel</strong>,<br />

des Ivbritatensngers und Straßenmusikanten. Aber auch im täglichen Leben<br />

bedienten sich manche Berufsstünde <strong>der</strong> Werbewirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Drehorgel</strong>.<br />

Ba<strong>der</strong> und Quacksalber, Rattenfnger und Kannerjäger, Seiltünzer und.<br />

Korbflechter werden oft mit <strong>Drehorgel</strong>spielern geme<strong>in</strong>sam abgebildet<br />

o<strong>der</strong> tragen selbst zu ihrem Handwerkszeug e<strong>in</strong>e <strong>Drehorgel</strong> auf dem Rücken<br />

o<strong>der</strong> auf dem Bauch. Vielleicht war <strong>der</strong> Rattenfnger von Hameln gar ke<strong>in</strong><br />

Flötenspieler, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> <strong>Drehorgel</strong>spieler?<br />

Selten werden diese Orgeln gefahren, son<strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>er Stelze abgestützt.<br />

<strong>Die</strong>ses hat <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie kaufmnnisch fiskalische Gründe, denn bei <strong>der</strong><br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!