SUMMER of ENGINEERING 2016
SUMMER of ENGINEERING 2016
SUMMER of ENGINEERING 2016
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<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
>> TECHNIK-REDAKTEURE AUF <strong>SUMMER</strong> ROADSHOW<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
AUF HEISSER SPUR<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
MENSCHEN IDEEN TECHNOLOGIEN VISIONEN
CONTENT – MARKETING<br />
AT ITS BEST<br />
BE PART OF IT<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
>> DIE MULTIMEDIALE LIVE-ROADSHOW 2017<br />
>> INDUSTRIE 4.0 –<br />
BE PART OF IT!<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
Nehmen Sie schon heute<br />
Ihre Zielgruppe mit auf die Reise<br />
in die Technologische Zukunft<br />
der INDUSTRIE 4.0!<br />
Teilnehmer <strong>2016</strong>:<br />
CREATING 4.0
DER SOMMER<br />
WAR HEISS!<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Eis essen und baden gehen, aber bloß den Regenschirm nicht vergessen: Das war der Sommer <strong>2016</strong>. Das<br />
Wetter spielte jedenfalls verrückt: Erst Tropenhitze, dann Hochwasser und dann die Rolle wieder<br />
rückwärts. Aber all das hat unsere Innovations-Scouts nicht davon abgehalten, sich auf die Spuren von<br />
Industrie 4.0 zu begeben – und das quer durch Deutschland.<br />
Die Digitalisierung hält immer weiter Einzug in unsere Industrie. Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0<br />
verspricht eine optimierte und individualisierte Produktion. Industrielle Kommunikation, modulare<br />
Automation, IT- und ‚Funktionale Sicherheit‘ sind wesentliche Voraussetzungen zur Realisierung.<br />
Nur mit einer Durchdringung von Produktion und IT und einer intelligenten Vernetzung werden<br />
Unternehmen auch in Zukunft ihren Kunden einen möglichst großen Nutzen bieten können und den<br />
Industriestandort Deutschland sichern. Aber nicht nur Technologien und neue Produkte spielen dabei<br />
eine entscheidende Rolle, sondern vor allem auch der Mitarbeiter in der Arbeitswelt 4.0.<br />
Sind also Industrie 4.0 und Smart Production die Top-Themen im deutschen Maschinenbau?<br />
Welche sind die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?<br />
Was wird alles mit Industrie 4.0 möglich sein?<br />
Diese und weitere brennenden Fragen haben wir mit unserer multimedialen<br />
Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> unter die Lupe genommen.<br />
Die Aspekte von Industrie 4.0 und vernetzter, zukunftsfähiger Produktion,<br />
Entwicklung und Konstruktion aufzugreifen und selbst zu erfahren,<br />
vor welchen Aufgaben die Industrieunternehmen heute und in Zukunft<br />
stehen, war unser Ziel. Unsere Teams recherchierten dabei für ihre<br />
Reportagen, Portraits, Interviews und Videos nicht nur zu technischen<br />
Highlights, sondern die Faszination Technik und die Menschen und<br />
Unternehmen, die dahinter stehen, rückten in den Vordergrund.<br />
Die Ergebnisse und das Highlight von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
halten Sie nun mit diesem Kompendium in den Händen oder Sie lesen<br />
es auf Ihrem PC, Tablet oder Smartphone. Blättern Sie also rein und<br />
lassen sich die Ideen, Visionen und Umsetzungen in Sachen ‚Industrial<br />
Internet <strong>of</strong> Things‘ nicht entgehen. Die Themen sind noch heiß!<br />
Dirk Schaar<br />
Leitender Chefredakteur<br />
d.schaar@vfmz.de<br />
SIE WOLLEN NOCH MEHR ERFAHREN?<br />
Bloggen Sie uns!: www.summer-<strong>of</strong>-engineering.de<br />
Wir auf Facebook: facebook.com/summer<strong>of</strong>engineering<br />
Twittern Sie mit!: @summer<strong>of</strong>engine
INHALT<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
03 Editorial: Der Sommer war heiß!<br />
06 Mit diesen Fragen sind wir gestartet<br />
08 Aller Anfang ist schwer...!<br />
NACHGEFRAGT<br />
28 Welches Bild sehen Sie durch die Brille<br />
Ihres Unternehmens vor Augen, wenn Sie<br />
an Industrie 4.0 denken?<br />
44 Glauben Sie, dass Industrie 4.0 Ihr Unternehmen<br />
maßgeblich verändern wird?<br />
66 Was sehen Sie als größte Herausforderung auf<br />
Ihrem Weg zu Industrie 4.0?<br />
80 Welche Auswirkungen hat Industrie 4.0 auf<br />
die Arbeitswelt in Ihrem Unternehmen?<br />
EXPERTENSTIMMEN<br />
10 Was bringt Industrie 4.0 für Deutschland?<br />
36 Arbeit 4.0: Wie verändert die Digitalisierung<br />
unseren Arbeitsalltag?<br />
58 Forschung 4.0: Was bedeutet Industrie 4.0<br />
für den Forschungsstandort Deutschland?<br />
82 Illusion 4.0 – Deutschlands naiver Traum<br />
von der smarten Fabrik<br />
58<br />
10<br />
82<br />
36
ON TOUR<br />
12 Zu Gast bei der Hannover Messe:<br />
Industrie 4.0 bewegt die „Messe“ Welt<br />
16 Zu Gast bei Igus:<br />
Smart Plastics for longer life<br />
22 Zu Gast bei Lenze:<br />
Industrie 4.0 – Seit 1947<br />
30 Zu Gast bei der Ligna:<br />
Handwerk trifft Hightech<br />
38 Zu Gast bei Lobster:<br />
S<strong>of</strong>tware als Weichensteller für Industrie 4.0<br />
46 Zu Gast bei Optimeas:<br />
Einfach smart loggen<br />
52 Zu Gast bei Schneider Electric:<br />
Die Denkweise des Automatisierers ablegen<br />
60 Zu Gast bei Schulz Systemtechnik:<br />
Durchgängigkeit im Prozess<br />
68 Zu Gast bei SEW-Eurodrive:<br />
Fördertechnik 4.0 braucht mobile Systeme<br />
74 Zu Gast bei Sick:<br />
Die Sinne der Smart Factory<br />
84 Das war <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>:<br />
Einblicke und persönliche Momente<br />
12<br />
16 22<br />
30<br />
38<br />
46 52<br />
60<br />
68<br />
74
MIT DIESEN FRAGEN<br />
SIND WIR GESTARTET<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />
>> WIE WIRD<br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
INTEGRATED INDUSTRY<br />
DIE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />
VERÄNDERN?<br />
>> DAS INTERNET DER<br />
DINGE – POTENZIALE,<br />
CHANCEN UND LÖSUNGEN?<br />
>> WEITERBILDUNG 4.0 –<br />
WIE LERNEN MITARBEITER<br />
FÜR DIE<br />
DIGITALE ZUKUNFT?<br />
>> STANDARDISIERUNG:<br />
EINE WELTSPRACHE FÜR<br />
MASCHINEN?<br />
>> WELCHE AUSWIRKUNGEN<br />
HAT INDUSTRIE 4.0<br />
AUF DIE ARBEITSWELT<br />
DES MENSCHEN?<br />
>> WAS MACHT DIE<br />
FACTORY EIGENTLICH<br />
SO SMART?
WIRD DER TRAUM VON DER<br />
SOCIAL MACHINE<br />
WIRKLICHKEIT?<br />
>> RISIKEN UND<br />
VORTEILE VON<br />
INDUSTRIE 4.0 ?<br />
>> WAS IST IN ZUKUNFT<br />
MIT INDUSTRIE 4.0<br />
UND NEUEN TECHNOLOGIEN<br />
MÖGLICH?<br />
>> WANN VERSCHMELZEN<br />
REALE UND VIRTUELLE<br />
ENTWICKLUNG UND<br />
PRODUKTION?<br />
>> INDUSTRIE 4.0 –<br />
NOCH VISION<br />
ODER SCHON<br />
REALITÄT?<br />
>> BIG DATA ALS<br />
SCHLÜSSELTECHNOLOGIE<br />
FÜR DEN WANDEL?<br />
>> WIE KÖNNEN WIR<br />
DIE POTENZIALE<br />
DER DIGITALISIERUNG<br />
NUTZEN?<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 7
WILLKOMMEN<br />
AUF DEM WEG<br />
IN DIE ZUKUNFT!<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
Holger Seybold<br />
Das Internet der Dinge wird nicht nur unser privates Leben<br />
nachhaltig beeinflussen, sondern als Industrie 4.0 oder Industrial<br />
Internet <strong>of</strong> Things auch die Unternehmen kräftig umkrempeln.<br />
Wir stehen gerade erst am Anfang dieser weltumspannenden<br />
„Evolution“. Was steht uns noch bevor? Wohin geht die Reise?<br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
Vieles was vor 10 Jahren noch wie Zukunftsmusik klang ist<br />
heute schon Realität. So sind in einem modernen Smart<br />
Home viele Geräte im lokalen Netzwerk integriert und mit<br />
dem Internet verbunden. Die daraus entstehenden Möglichkeiten<br />
sind ebenso vielfältig wie die Phantasie der Programmierer<br />
der Steuerungs-Apps. Wie im Privaten so ist die Digitale Transformation<br />
auch im industriellen Bereich nicht aufzuhalten. Vertikale<br />
Vernetzung bis in den kleinsten Sensor im Gerätepark als auch horizontal<br />
entlang der kompletten Wertschöpfungskette – die Zukunft<br />
ist Volldigital.<br />
DINGE EROBERN DAS INTERNET<br />
Auslöser der technischen Veränderung ist das<br />
Internet <strong>of</strong> Things. Es sind also die „Dinge“ wie<br />
Sensoren, Aktuatoren, Steuerungen und Geräte,<br />
die das Internet erobern und sich untereinander vernetzen.<br />
Von aktuell 5 Mrd. soll sich Analysten zufolge die Zahl der<br />
Geräte in den kommenden 10 Jahren auf 25 Mrd. vervielfachen.<br />
Nicht mitgezählt sind dabei Devices wie Computer, Tablets oder<br />
Smartphones, die ohnehin schon allein durch Ihre Nutzungsbestimmung<br />
mit einem Internetanschluss ausgestattet sind.<br />
Analog zur Anzahl der vernetzten Geräte und deren wachsenden<br />
Fähigkeiten fallen auch entsprechend mehr Daten an. Die Herausforderung<br />
liegt nun darin, diese Datenflut „Big Data“ intelligent<br />
auszuwerten und nur die relevanten Informationen „Smart Data“<br />
daraus zu generieren – und das in Echtzeit.<br />
Auf diese Weise eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten, weil die<br />
Geräte in Echtzeit Informationen untereinander austauschen und<br />
interaktiv agieren können. Verbindet man etwa das Smart Home<br />
mit dem Internet, dann steht nicht nur die komplette Steuerung<br />
quasi an jedem Ort der Welt zur Verfügung, es könnten in Zukunft<br />
sogar alle Häuser miteinander vernetzt werden, wodurch wieder<br />
neue Funktionalitäten entstehen. Infolge der Vernetzung entstehen<br />
wahrscheinlich ganz neue Anwendungen, an die heute noch Niemand<br />
denkt.<br />
CYBER-PHYSIKALISCHE PRODUKTIONSSYSTEME<br />
Ebenso wie im privaten Bereich steht die Digitale Transformation<br />
in der Industrie vermutlich noch am Anfang. Dazugehörige Technologien<br />
existieren bereits und dringen sukzessive in alle Bereiche<br />
vor. Ist ein produzierendes Unternehmen auf Industrie 4.0-Niveau<br />
angekommen, dann ist der Weg frei für cyber-physikalische Produktionssysteme.<br />
Dabei wird z.B. ein „Rohling“ mit „Intelligenz“<br />
ausgestattet und wird so zu einem Cyber-physikalischen System.<br />
Dieser sucht sich daraufhin selbst seinen Weg durch die automatisierte<br />
Fabrik und fährt dabei alle Stationen an, die für seine Fertigstellung<br />
notwendig sind. Durch die Vernetzung der gesamten Produktion<br />
lässt sich der komplette Fertigungsprozess hocheffizient<br />
gestalten. Darüber hinaus lässt sich auf diese Weise auch die Fertigung<br />
in Losgröße 1 realisieren.<br />
Erweitern wir die Betrachtung über die Unternehmensgrenzen<br />
hinweg, dann müssen alle Prozesse der Versorgungskette sowie der<br />
Lieferkette digital eingebunden sein. Erst wenn alle Einzelprozesse<br />
digital abgebildet sind, kann eine durchgängige Prozesssteuerung<br />
erfolgen. Auf diese Weise ist das Gesamtsystem in der Lage auf Störung<br />
zu reagieren, und das weit über die eigenen Unternehmensgrenzen<br />
hinaus. Die Digitale Transformation ist also Grundvoraussetzung<br />
für eine komplett smarte Wertschöpfungskette.<br />
Laut einer aktuellen Umfrage beklagen sich Unternehmen, die<br />
bei der Realisierung von Industrie 4.0 weit voraus sind, vermehrt<br />
über „Blinde Flecken“ in ihrer Supply Chain, weil hier noch kein<br />
digitaler Datenaustausch erfolgt. Denn nur wenn alle entlang der<br />
Kette am gleichen Strang ziehen, wird die digitale Transformation<br />
durchgängig, transparent und trotzdem sicher gelingen.<br />
DATENSICHERHEIT IM BLICK<br />
Der Gedanke, dass sensible Daten überall auf der Welt zur Verfügung<br />
stehen, gibt Anlass zur Sorge. Die bestehenden Bedenken gegenüber<br />
einer globalen Vernetzung sind durchaus berechtigt, stehen<br />
doch der aussichtsreichen Effizienzsteigerung mögliche Schäden<br />
8 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
Foto: Deutsche Messe<br />
durch Cyberkriminalität entgegen. Bei all der gewünschten Funktionalität<br />
muss also auch an die Datensicherheit gedacht werden.<br />
Unternehmen sind immer noch verunsichert, wenn es darum<br />
geht, sensible Daten in der Cloud zu speichern bzw. bereitzustellen,<br />
weil sie dort ihrer Ansicht nach unzureichend geschützt und Angriffen<br />
oder Spionage ausgesetzt sind. Grundsätzlich nicht falsch<br />
gedacht, aber auch hier gibt es mittlerweile praktikable Lösungen<br />
mit durchgängiger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die eine geschützte<br />
Umgebung in der Cloud sicherstellen und darüber hinaus<br />
sogar weitere Vorteile gegenüber einer eigenen lokalen IT-Infrastruktur<br />
bieten. Bei Ransomware-Angriffen etwa, bei denen die<br />
Kriminellen alle Daten auf der Festplatte verschlüsseln und somit<br />
unbrauchbar machen, ist die Cloud-basierte Lösung von Vorteil.<br />
Anbieter solcher Lösungen sind überzeugt, dass sie mittlerweile<br />
sicherer seien als die klassische lokale Speicherung.<br />
Redundante Systeme, nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit und<br />
umfangreiche Servicedienste inkl. Datensicherung und -wiederherstellung<br />
sind weitere Argumente, die für einen cloudbasierten<br />
IT-Dienstleister sprechen. Im Geschäftsalltag wird es sich wahrscheinlich<br />
kaum bemerkbar machen, ob nun der Server im eigenen<br />
Firmengebäude steht, oder die Daten sich in der Obhut eines<br />
Datenwolkendienstleisters befinden.<br />
Letztendlich wird sich kein Unternehmen der<br />
globalen Vernetzung entziehen können, es ist<br />
lediglich eine Frage der intelligenten und<br />
praxistauglichen Umsetzung. Die Unternehmen<br />
sehen sich also einem digitalen<br />
Gruppenzwang ausgesetzt. Als<br />
Glied einer Supply Chain müssen<br />
sie sich den digitalen Strukturen<br />
und Organisationsformen von<br />
Zulieferer bis Kunde anpassen,<br />
damit sie nicht als schwächstes<br />
Glied der Kette außen vor bleiben.<br />
Andererseits warten auch<br />
einige Stolpersteine angesichts<br />
verschiedener Datenprotokolle, die der einfachen Umstellung im<br />
Wege stehen. Gerade in globaler Hinsicht sind hier noch Hausaufgaben<br />
zu erledigen und Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
DIE ARBEIT DER ZUKUNFT<br />
Im Zuge von Industrie 4.0 wird sich auch die Arbeitswelt nachhaltig<br />
verändern. Wird uns die vierte industrielle Revolution Arbeitsplätze<br />
kosten? Und wenn ja, wie viele Stellen sind wirklich in Gefahr? Die<br />
Meinungen der Experten gehen auseinander. Die eine Seite prognostiziert<br />
den Wegfall von Arbeitsplätzen durch einen weiter steigenden<br />
Automatisierungsgrad und kollaborative Robotik, andererseits<br />
muss die zusätzliche Technik auch konstruiert, produziert,<br />
programmiert und gewartet werden, was grundsätzlich für Beschäftigung<br />
sorgt.<br />
Fest steht in jedem Fall, dass sich die Arbeitsplätze verändern<br />
werden. Einfache Tätigkeiten in der Produktion werden weiter automatisiert<br />
und von Robotern übernommen, entsprechend höher<br />
ist der Anspruch an den übrigen Tätigkeiten. Um diesen Veränderungen<br />
Rechnung zu tragen, müssen die Mitarbeiter entsprechend<br />
qualifiziert werden. Vielleicht wird es in Zukunft sogar neue Berufe<br />
geben, die wir heute noch gar nicht kennen.<br />
Aber selbst wenn uns die Digitale Transformation<br />
unterm Strich Arbeitsplätze kostet, was wäre<br />
denn die Alternative dazu? Wenn Industrie<br />
4.0 die Zukunft des Standortes<br />
Deutschland sichert, indem wir auf<br />
den Weltmärkten wettbewerbsfähig<br />
bleiben, dann gibt es eigentlich<br />
DINGE EROBERN<br />
DAS INTERNET UND<br />
REVOLUTIONIEREN<br />
DIE INDUSTRIELLE WELT<br />
keine Alternative. Willkommen<br />
auf dem Weg in die Zukunft!
INDUSTRIE 4.0<br />
IST EIN LANGFRISTIGER<br />
PARADIGMENWECHSEL<br />
Was bedeutet Industrie 4.0 für den Standort Deutschland?<br />
Sie hat eine riesige Bedeutung. Industrie 4.0 ist ganz sicher ein<br />
langfristiger Paradigmenwechsel. Die Vernetzung der Wertschöpfung<br />
ist für alle produzierenden Unternehmen eine Revolution,<br />
die sie nicht verschlafen dürfen. Nun müssen wir aber rasch<br />
die Wertschöpfung und somit die Fabriken smart machen. Langfristig<br />
wird sich kein Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen<br />
in Deutschland dieser Veränderung entziehen können.<br />
Wie groß sehen Sie die Gefahr, dass Deutschland im Vergleich <br />
zu ausländischen Bemühungen in eine ähnliche Richtung (z.B.<br />
Industrial Internet Consortium; IIC) den Anschluss verliert?<br />
Die Produktionstechnik ist fest in den Händen der deutschen<br />
Maschinenbauer. Da sind wir an der Spitze. Aber die S<strong>of</strong>twaretechnologien<br />
und die Möglichkeiten des Internets spielen eine<br />
immer größere Rolle in der Produktion. Um hier den Anschluss<br />
nicht zu verlieren, sollte der Mittelstand unbedingt mit Hilfe der<br />
Vernetzung eine engere Kundenbindung schaffen und auf Basis<br />
von Datenanalysen neue digital veredelte Dienstleistungen anbieten.<br />
Die Unternehmen müssen mehr zusammenarbeiten und<br />
gemeinsam Technologien und Plattformen entwickeln.<br />
Wie gestaltet Ihr Institut Industrie 4.0 mit?<br />
Wir haben am Fraunh<strong>of</strong>er IPA das sogenannte „Applikationszentrum<br />
Industrie 4.0“ aufgebaut, in dem viele Entwicklungen unseres<br />
Hauses getestet und an die Anforderungen der Industrie<br />
angepasst werden. Das „Virtual Fort Knox“ etwa, eine Plattform<br />
zur Sicherung und Verarbeitung von Produktionsdaten in der<br />
Cloud, ging sehr rasch an den Markt. Mass Sustainability, ein<br />
weiterer Fokus am IPA, wird in der „Ultraeffizienzfabrik“ realisiert,<br />
einer urbanen Produktionsstätte ohne Emissionen und mit einem<br />
quasi geschlossenen Ressourcenkreislauf über den Lebenszyklus<br />
der Produkte hinweg. Auch hier entstehen völlig neue Technologien,<br />
die wir über Start-ups in enger Zusammenarbeit mit der<br />
Industrie in den nächsten Jahren in die Anwendung bringen.<br />
www.ipa.fraunh<strong>of</strong>er.de<br />
DIE UNTERNEHMEN<br />
MÜSSEN GEMEINSAM<br />
TECHNOLOGIEN<br />
UND PLATTFORMEN<br />
ENTWICKELN.<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
UNIV.-PROF. DR.-ING. THOMAS BAUERNHANSL<br />
Leiter des Fraunh<strong>of</strong>er-Institus für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung (IPA) sowie des Instituts für<br />
Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)<br />
Universität Stuttgart
WAS BRINGT INDUSTRIE 4.0 FÜR DEUTSCHLAND?<br />
WOLFGANG DORST<br />
Bereichsleiter Industrial Internet und 3D-Druck<br />
Bitkom, Berlin<br />
Deutschland war immer eine große Industrienation – aber nur mit<br />
Industrie 4.0 können wir diese Stellung künftig behaupten. Die<br />
Vernetzung von Menschen, Maschinen und Anlagen ist eine zentrale<br />
Voraussetzung, um weiterhin im internationalen Wettbewerb zu<br />
bestehen und um Arbeitsplätze zu sichern. Dieser Ansicht sind auch 75<br />
Prozent der Industrieunternehmen, wie eine Bitkom-Studie zeigt. Fast<br />
noch wichtiger: Industrie 4.0 bietet die Chance, neue Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln und damit neue Märkte zu erschließen. Hierfür braucht es<br />
Investitionen, Know-how – und vor allem den Mut, ausgetretene Pfade<br />
zu verlassen. Damit Deutschland eine große Industrienation bleibt.<br />
HARTMUT RAUEN<br />
stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />
VDMA, Frankfurt<br />
Wir produzieren unsere Zukunft: Mit Industrie 4.0 verschmelzen<br />
IT-Technologien mit Produktionstechnologien, um innovative<br />
Produkte und Lösungen zu schaffen sowie mehr Individualität und<br />
Effizienz zu erreichen. Industrie 4.0 ist damit eine entscheidende<br />
Quelle für zukünftigen Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland.<br />
Ziel muss es sein, dass Deutschland sich weltweit als Gravitationszentrum<br />
einer digitalisierten Industrie positioniert, dabei kommt dem<br />
Maschinen- und Anlagenbau eine Schlüsselrolle zu. Denn der Maschinenbau<br />
ist Anbieter und Anwender von 4.0-Technologien und er<br />
verbindet Big Data mit Big Thinking, also Korrelation mit Kausalität.<br />
GUNTHER KOSCHNICK<br />
Fachverbandsgeschäftsführer Automation<br />
ZVEI, Frankfurt<br />
Es geht um nichts Geringeres als um die Zukunftsfähigkeit des<br />
Standorts Deutschland. Die USA und China sind Wettbewerber auf<br />
Augenhöhe. Wir müssen uns im Klaren sein, dass es uns jede Menge<br />
an Anstrengung kosten wird, uns in diesem Markt zu behaupten.<br />
Unsere bisherige Arbeit ist allerdings exzellent und muss sich im<br />
internationalen Vergleich nicht verstecken. Mit dem im ZVEI<br />
entwickelten Referenzarchitekturmodell RAMI 4.0 führen wir die<br />
internationale Debatte um Industrie 4.0 an: Wer Industrie 4.0<br />
verstehen will, der kommt an Deutschland nicht mehr vorbei.<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 11
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
FÜR<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...DAS TOLLE, DASS INDUSTRIE 4.0<br />
AUF DER HANNOVER MESSE BEGONNEN<br />
HAT, MIT DER MESSE GEWACHSEN IST<br />
UND WIR IN ZUKUNFT NOCH VIELE<br />
INDUSTRIE 4.0-MESSEN SEHEN WERDEN.<br />
MARC SIEMERING, GESCHÄFTSBEREICHSLEITER HANNOVER MESSE<br />
DEUTSCHE MESSE AG, HANNOVER<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 13
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
INDUSTRIE 4.0<br />
BEWEGT DIE „MESSE“-WELT<br />
Integrated Industry ist seit ein<br />
paar Jahren jeweils das Motto<br />
der Hannover Messe. Wie geht<br />
diese Serie weiter?<br />
Im Jahr 2012 sind wir mit diesem Leitthema auf der Hannover Messe gestartet und in diesem Jahr<br />
hatten wir das Thema „Integrated Industry – Discover Solutions!“. Mit Unterstützung der Aussteller<br />
konnte der Besucher mehr als 400 Anwendungsbeispiele in Hannover sehen. Industrie 4.0<br />
ist also Realität geworden. Und das wollen und werden wir im kommenden Jahr fortsetzen.<br />
Wie werden Sie gezielt<br />
Industrie 4.0 auch in 2017<br />
ins Rampenlicht rücken?<br />
Das Leitthema 2017 heißt „Integrated Industry – Creating value!“. Dann werden wir vor allem<br />
die Wertschöpfung in den Fokus stellen, d.h. welche neuen Geschäftsmodelle entstehen aus<br />
Industrie 4.0 und was ist der Benefit für den Anwender, wenn er Industrie 4.0 einsetzt? Als<br />
wichtige Themen seien genannt: Predictive Maintenance, Additive Manufacturing, Robotics<br />
und viele andere, die unter das Dach von Industrie 4.0 fallen.<br />
Wie hoch ist denn der Anteil<br />
der Besucher, die sich bereits<br />
intensiv mit den Fragen rund<br />
um die Digitalisierung der<br />
Industrie auseinandersetzen?<br />
Industrie 4.0 bewegt die Welt. Das sehen wir an den vollen Hallen der „Digital Factory“ oder der<br />
„Industrial Automation“. <strong>2016</strong> kamen insgesamt 10% mehr Besucher auf die Hannover Messe,<br />
30% mehr internationale Besucher und alleine über 7 000 aus China. Sie kommen, um die<br />
neuesten Trends zu sehen und sich über Industrie 4.0 zu informieren.<br />
Industrie 4.0 interessiert<br />
nicht nur die klassischen<br />
Maschinenbauer, sondern<br />
auch Unternehmen aus der<br />
S<strong>of</strong>twarebranche. Wie sehen<br />
Sie diese Entwicklung auf<br />
der Hannover Messe?<br />
Mit der Leitmesse „Digital Factory“ geben wir der S<strong>of</strong>tware und dem IoT ein Zuhause – in<br />
direktem Zusammenhang mit der Automatisierungstechnik. Die klassischen Anbieter<br />
von Automatisierung erkennen die S<strong>of</strong>tware als Expertise und bauen diese im eigenen<br />
Unternehmen stark aus. Auf der anderen Seite stellen vermehrt klassische IT-Anbieter auf<br />
der Hannover Messe aus, um die Zielgruppe der Produzenten zu erreichen. Diese Synergie<br />
gelingt nur in Hannover. So wird die Menge der klassischen IT-Anbieter auf der Hannover<br />
Messe in den kommenden Jahren steigen.<br />
HANNOVER MESSE<br />
Ist das nicht ein Angriff<br />
auf die CeBIT?<br />
Nein, denn die Zielgruppen unterscheiden sich doch deutlich. Während zur CeBIT der IT-<br />
Experte kommt, um sein ganzes Unternehmen zu digitalisieren, ist es auf der Hannover Messe<br />
die intelligente Fabrik der Zukunft, die für Produktionsleiter im Fokus steht. Unternehmen, die<br />
auf beiden Messe ausstellen, signalisieren uns, dass sie mit beiden Messen alle Zielgruppen<br />
perfekt bedienen können.<br />
14 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
WIR GEBEN<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
UND IOT<br />
EIN ZUHAUSE<br />
MARC SIEMERING<br />
ist Geschäfts bereichsleiter<br />
der Hannover Messe<br />
Bildung und Weiterbildung ist<br />
sicherlich einer der Schlüssel<br />
für den Erfolg von Industrie 4.0<br />
– welchen Stellenwert hat<br />
dieser Aspekt auf der Messe?<br />
Das Thema Mitarbeiter unter Industrie 4.0 hat in den vergangenen Jahren rasant Fahrt aufgenommen.<br />
Entscheidend ist, die Mitarbeiter hierfür zu qualifizieren, sodass sie sich in der<br />
neuen Arbeitswelt zurecht finden. Themen wie Datenbrillen, Smartphones, Tablets – das sind<br />
Arbeitsmittel, die in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen werden. Diese greifen wir und die<br />
Aussteller auf, um den Mitarbeiter mitzunehmen und an Industrie 4.0 teilhaben zu lassen.<br />
Muss dann Industrie 4.0<br />
Chefsache sein?<br />
Industrie 4.0 kann ein gesamtes Unternehmen auf den Kopf stellen und die komplette<br />
Wertschöpfung verändern. Der Beginn gehört in die Chefetage. Hier müssen Visionen<br />
entwickelt und Strategien vorgegeben werden.<br />
Warum soll ein Besucher<br />
im April 2017 zur Hannover<br />
Messe kommen?<br />
Weil er im nächsten April wieder so viele Anwendungsbeispiele von Industrie 4.0 sehen<br />
wird, wie nirgendwo sonst auf der Welt. In diesem Jahr hatten wir 400, 2017 werden es noch<br />
viel mehr sein. Der Besucher findet auf der Hannover Messe alle Technologien rund um die<br />
Wertschöpfungskette innerhalb der industriellen Produktion – von der Energie, über die<br />
Automation bis hin zu Forschung und Entwicklung. Das gibt es nur in Hannover – im Fokus<br />
der industriellen Welt.<br />
www.hannovermesse.de<br />
VIDEO<br />
Das ganze Video-Interview können Sie<br />
sich unter folgendem Link ansehen:<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_Hannover_Messe<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 15
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
FÜR<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...DER SCHEIDEPUNKT, WERDE ICH<br />
SCHNELL ALT ODER OBSOLET ALS<br />
FÜHRUNGSPERSON, ODER BLEIBE<br />
ICH JUNG GENUG, UM INDUSTRIE 4.0<br />
MITZUMACHEN UND MITZUGESTALTEN.<br />
FRANK BLASE, GESCHÄFTSFÜHRER<br />
IGUS GMBH, KÖLN<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 17
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI IGUS<br />
SMART PLASTICS FOR LONGER LIFE<br />
IGUS<br />
Dirk Schaar<br />
Das Unternehmen Igus befasst sich seit über<br />
50 Jahren mit Kunstst<strong>of</strong>fen für die Bewegung in<br />
der Industrie. Was aber haben Kunstst<strong>of</strong>fe mit<br />
Industrie 4.0 zu tun? Das wollte ich bei meinem<br />
Besuch in Köln herausfinden. Eine spannende<br />
Reise durch die Welt der Kunstst<strong>of</strong>fe hat mich<br />
erwartet.<br />
Isch mööch zo Fooß noh Kölle gon – so formuliertes es einst der<br />
Liedermacher Willi Ostermann in seinem populären Mundartlied<br />
in kölschem Dialekt, das immer noch als in<strong>of</strong>fizielle Kölner<br />
Stadthymne gilt. Ich habe mich aber nicht zu Fuß nach Köln aufgemacht,<br />
sondern bin mit meinem Tretroller angetreten, um die<br />
großen Distanzen durch die Igus-Produktion heute schneller zu<br />
überbrücken. Denn hier auf meinem Weg möchte ich nicht nur<br />
mehr über die neuesten Kunstst<strong>of</strong>fprodukte erfahren, sondern vor<br />
allem mehr über die Philosophie von Igus, die man in Sachen<br />
Industrie 4.0 verfolgt. Wie kann man also Hochleistungs-Kunstst<strong>of</strong>fe<br />
durch integrierte Sensoren fit macht für die Fabrik der Zukunft?<br />
INTELLIGENZ IN DIE WIEGE LEGEN<br />
Motion Plastics sind Hochleistungskunstst<strong>of</strong>fe für die Bewegung.<br />
Sie sind seit vielen Jahre in den weltweit unterschiedlichsten Applikationen,<br />
Regen, Salz, extremen Temperaturen, sind resistent gegen<br />
Öl oder Chemikalien, sind leichter, dynamischer, energieeffizienter<br />
als vergleichbare Lösungen und dazu noch günstig. Reichten diese<br />
Fähigkeiten bisher in den meisten Anwendungsfällen aus, kommen<br />
im Zeitalter von Industrie 4.0 und vernetzter Produktion ganz neue<br />
Herausforderungen auf den Spezialisten Igus zu. Daher ist das Kölner<br />
Unternehmen nun den nächsten Schritt gegangen: intelligente<br />
Smart Plastics. Das Ziel ist klar: Die vorausschauende Wartung der<br />
Produkte soll noch einfacher werden und die Kosten in der Produktion<br />
der Zukunft sollen weiter gesenkt werden. Die Anforderungen<br />
des Kunden kennt auch Igus-Geschäftsführer Frank Blase: „Wir<br />
wollten dem Wunsch vieler Kunden nach verbesserter Aussagefähigkeit<br />
zu Wartungsintervallen oder Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
unserer Produkte nachkommen. Das haben wir mit unseren neuen<br />
Smart Plastics erreicht.“<br />
Basis für die neuen Entwicklungen sind dabei die umfangreichen<br />
Tests im 2 750 m² großen Testlabor hier in Köln. So sind die Entwickler<br />
bereits seit vielen Jahren in der Lage, genaue Aussagen über<br />
die Lebensdauer der Motion Plastics zu treffen. „Die notwendige<br />
Intelligenz ist ihnen ins<strong>of</strong>ern in die Wiege gelegt, als dass unser<br />
Labor die Geburtstätte unserer Produkte ist und sie die Intelligenz<br />
in Form von Testdaten erhalten. Diese Daten und alle, die im Leben<br />
des Produkts weiter dazu kommen, können den Produkten jetzt<br />
digital mitgegeben werden."<br />
DEN AUSFALL VORHERSAGEN<br />
Noch einen Tritt und ein paar Meter und ich bin am nächsten Ziel<br />
angekommen. Hier im Testlabor treffe ich Harald Nehring, Prokurist<br />
E-Kettensysteme bei Igus, der mir sicherlich genau sagen kann,<br />
was nun die Kunstst<strong>of</strong>fe mit Industrie 4.0 zu tun haben: „Jede Menge<br />
sogar. Auf der einen Seite kommen mittlerweile in der Produktion<br />
der Kunstst<strong>of</strong>fe, als auch bei deren Vertrieb, intelligente und ver-<br />
18 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
01 Chefredakteur<br />
Dirk Schaar im Gespräch<br />
mit igus-Geschäftsführer<br />
Frank Blase (rechts)<br />
netzte Automatisierungssysteme zum Einsatz. Auf der anderen Seite<br />
ist es unser Ansatz, die Intelligenz, die Industrie 4.0 mit sich<br />
bringt, direkt in unsere Produkte zu integrieren.“ Wie das geht?<br />
Ganz einfach: Die isense Produktfamilie umfasst unterschiedliche<br />
Sensoren und Überwachungsmodule. Sie erfassen im laufenden<br />
Betrieb den Verschleiß und geben Alarm, sobald eine Reparatur<br />
oder ein Austausch erforderlich ist. Werden Messwerte überschritten,<br />
weisen die intelligenten Produkte frühzeitig auf den notwendigen<br />
Austausch hin. Durch die Vernetzung mittels des Igus Communication<br />
Moduls icom erfolgt danach die direkte Integration z. B. in<br />
die jeweilige unternehmensweite Infrastruktur. „Ab da entscheidet<br />
der Kunde dann selbst, wie mit den Daten umgegangen werden<br />
soll, weiß Harald Nehring. Eine optionale Anbindung an das Igus<br />
Datacenter eröffnet zukünftig weitere Möglichkeiten: individuelle<br />
Lebensdauerberechnung und Optimierung der Geschäftsprozesse.<br />
Hierzu gehören z. B. Wartungsbeauftragung oder Ersatzteilbestellung.<br />
Durch permanente Zustandsmessungen und das Gegenrechnen<br />
mit den Parametern der Anlage sowie den tausenden Versuchsdaten<br />
aus dem Testlabor lässt sich so auch im Realbetrieb das reibungslose<br />
Funktionieren zuverlässig vorhersagen. Die Vorteile liegen<br />
für Harald Nehring jedenfalls auf der Hand: „Dank unserer<br />
Smart Plastics steigt die Anlagenverfügbarkeit und die Wartungskosten<br />
sinken. Verlängerte Lebensdauer, reduzierter Energieverbrauch<br />
und erhöhte Sicherheit sind die weiteren Vorteile.“<br />
VON KETTE BIS LEITUNG<br />
Im Rahmen von isense hat Igus bereits drei intelligente Produkte<br />
vorgestellt: Energieketten, Linearlager und Leitungen. Bei der intelligenten<br />
Energiekette wird der Abnutzungszustand laufend durch<br />
einen eingearbeiteten Sensor-Chip überwacht. Ist der Abrieb so<br />
weit fortgeschritten, dass sich die Lebensdauer der E-kette dem Ende<br />
zuneigt, meldet der Chip dieses. Eine rechtzeitige Reparatur bzw.<br />
ein Austausch lassen sich planen und Ausfallzeiten werden minimiert.<br />
Hierzu stehen in der isense-Familie Module zur Überwachung<br />
der Zug-/Schubkräfte von Energieketten und zur Bruchermittlung<br />
eines Kettenglieds durch Fremdkörper oder Vandalismus.<br />
Ein im Kunstst<strong>of</strong>f des Linearlagers integrierter, nachrüstbarer<br />
Sensor meldet mittels Funk-Technologie, wenn der Verschleiß den<br />
Ausfall einer Linearführung für wahrscheinlich werden lässt. Ein<br />
02 Harald Nehring (rechts) erklärt mir die Funktionsweise<br />
von isense<br />
03 Rainer Rössel: „Leitungen werden die zentrale Rolle<br />
bei Industrie 4.0 spielen.“<br />
VIDEO<br />
Mehr zu Smart Plastics und unsere Tour<br />
durch die igus-Fabrik erfahren Sie auch<br />
in unserem Video:<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_igus<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 19
04 Drei Produktreihen sind bereits<br />
mit isense erhältlich<br />
05 Auf der Messe Motek kann ich mir<br />
die Funktion von isense live anschauen<br />
04<br />
05<br />
IGUS<br />
rechtzeitiger Wechsel des Lagers verhindert unvorhergesehene<br />
Ausfälle und unnötige Kosten.<br />
Typische Anwendungsbereiche finden sich dort, wo vorausschauende<br />
Wartung gefordert wird, z. B. in Hafenanlagen, in Kranen oder<br />
in Automobilwerken. Erste Testanlagen laufen erfolgreich im eigenen<br />
Unternehmen und auch bei verschiedenen Kunden sind schon<br />
Systeme im Testeinsatz. „Überall dort, wo lange Verfahrwege, hohe<br />
Geschwindigkeiten und große Verfahrhäufigkeiten gegeben sind,<br />
erhöht sich das Ausfallrisiko. Somit sind diese Applikationen für uns<br />
von besonderer Relevanz und hier haben wir bisher nur positive<br />
Erfahrungen machen können“, erklärt mir Harald Nehring.<br />
MEHR ALS NUR GARANTIE<br />
Fehlen also noch die Leitungen. Hierzu muss ich mich allerdings<br />
auf den Weg nach Stuttgart zur Messe Motek begeben. Mit dem Roller<br />
fahre ich natürlich nicht die ganze Strecke, nehme ihn aber mit.<br />
Hier treffe ich Rainer Rössel, Leiter des Geschäftsbereichs Chainflex<br />
Leitungen: „Wir bieten in unserem Chainflex Programm schon<br />
heute 27 verschiedene Ethernet- und 29 verschiedene LWL-Leitungen<br />
für die Dauerbewegung ab Lager an. Diese große Vielfalt beruht<br />
dabei auf dem Bestreben, die unterschiedlichsten mechanischen<br />
Anforderungen im Markt zu erfüllen, ohne dabei die Kosten aus<br />
den Augen zu verlieren. Ganz nach unserem Motto „die günstigste<br />
Leitung, die sicher funktioniert, ist die richtige.“ So gibt es für fast<br />
alle denkbaren bewegten Anwendungen elektrisch gleiche aber<br />
mechanisch unterschiedliche Leitungen, die sich für verschiedene<br />
Fälle eignen: Für lineare oder Torsionsbewegungen, für besonders<br />
tiefe Temperaturen, für sehr enge Biegeradien, für hängende Anwendungen<br />
und so weiter. Da Igus Hersteller sämtlicher Komponenten<br />
eines Systems für die Energie- und Datenübertragung ist, ist<br />
es möglich, diese optimal aufeinander abzustimmen. Diese Komplettsysteme<br />
aus Ketten, Leitungen und weiteren Zubehör teilen<br />
werden ebenfalls im Labor getestet, wodurch die Sicherheit gewährleistet<br />
werden kann.<br />
"Hier bei Igus werden ausschließlich Leitungen konfektioniert,<br />
die bereits heute eine im Markt einzigartige Garantie von 36 Monaten<br />
bieten. Für Anlagen aber, die wesentlich länger, dynamischer<br />
und vollbeschäftigt laufen, wünschen sich viele Betreiber Bauteile,<br />
deren Lebensdauer sich nicht nur online berechnen lässt, sondern<br />
die zusätzlich auch im Realbetrieb permanent eine Rückmeldung<br />
zu ihrem Zustand geben. Für maximale Verfügbarkeit und Betriebssicherheit“,<br />
weiß Rainer Rössel. So gibt es für die mechanische<br />
Überwachung der Energieketten oder auch für die Überwachung<br />
der elektrischen Eigenschaften der Leitungen jeweils eigene isense<br />
Systeme. Diese in Kombination bieten eine komplett überwachte<br />
Energie- und Datenübertragung. Jede Chainflex Leitung kann dazu<br />
an das isense CF.Q angeschlossen werden. Dieses System misst verschiedene<br />
Parameter und vergleicht diese laufend mit den Testdaten<br />
aus vielen 100 Millionen elektrischen Messungen der vergangenen<br />
25 Jahre. Werden Grenzwerte überschritten, informiert die Leitung<br />
den Betreiber, der daraufhin den Austausch planen kann. Das isense-System<br />
für die intelligente Leitung ist mobil und kompakt, es wird<br />
durch neue Erkenntnisse aus dem Testlabor ständig aktualisiert.<br />
LEITUNGEN MIT SCHLÜSSELROLLE<br />
Wie aber passen die Leitungen und Energieketten von Igus und<br />
Industrie 4.0 eigentlich zusammen? Hierzu Rainer Rössel: „Wenn<br />
wir davon ausgehen, dass die Maschinen bei Industrie 4.0 viel mehr<br />
miteinander kommunizieren müssen, auch mit der Außenwelt, ist<br />
eine sichere und schnelle Datenübertragung der Key bei der Umsetzung.<br />
Die sichere Datenübertragung ist also das Maß der Dinge<br />
– und das noch bewegt in der Energiekette mit den richtig konzipierten<br />
Leitungen, dauerbewegt mit Funktion. Daher ist Industrie 4.0 für<br />
Igus das wesentliche Entwicklungspotenzial für die nächsten Jahre.“<br />
Die Anforderungen der Kunden, denen sich das Kölner Unternehmen<br />
stellen muss, stehen auf jeden Fall fest: Die sichere und<br />
schnelle Datenübertragung. Und zwar in verschiedener Hinsicht:<br />
Im Sinne von elektrischer Sicherheit, wo Leitungen einen hohen<br />
EMV-Schutz bieten, auch bei kontinuierlicher Bewegung. Und im<br />
Sinne von mechanischer Sicherheit, dass keine ungeplanten Ausfälle<br />
durch Ader- oder Mantelbrüche auftreten. „Leitungen werden<br />
also definitiv die zentrale Rolle bei Industrie 4.0 spielen, denn ohne<br />
sichere Datenübertragung wird die Smart Factory nicht funktionieren“,<br />
ist sich Rainer Rössel sicher.<br />
Ich bin am Ende meiner Reise durch die Igus-Welt angelangt und<br />
durfte jede Menge über die Aufgabenstellungen und Umsetzungen<br />
auf dem Weg zur digitalen Fabrik erfahren. Fasziniert hat mich, was<br />
in naher Zukunft möglich sein wird: „Online konfigurieren und<br />
online bestellen, anschließend innerhalb von 24 Stunden geliefert<br />
bekommen – vor dieser Aufgabe stehen wir in der Industrie. Hier ist<br />
es eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch unser Anspruch, als<br />
Lieferant eine Vorreiterrolle zu spielen“, so Frank Blase. Die Kunstst<strong>of</strong>fprodukte<br />
von Igus haben jedenfalls sehr viel mehr mit Industrie<br />
4.0 zu tun, als ich dachte – Sie spielen sogar eine Hauptrolle!<br />
www.igus.de<br />
20 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
WAS HABEN KUNSTSTOFFE<br />
AUS KÖLN EIGENTLICH MIT<br />
INDUSTRIE 4.0 ZU TUN?<br />
Herr Blase, welchen<br />
Stellenwert hat Industrie 4.0<br />
heute schon bei igus?<br />
Einen enorm hohen Stellenwert. Daher unternehmen wir gerade die mit Abstand größte<br />
IT-Investition unserer Firmengeschichte. Wir haben dabei festgestellt, dass wir alles anpacken<br />
müssen, um den Prozess vom Erstkontakt bis zum After Sales zu automatisieren. Für uns<br />
ergeben sich damit große Chancen für die Zukunft unseres Unternehmens.<br />
Sprechen wir noch von<br />
Visionen oder sind wir<br />
schon in der Realisierung<br />
angekommen?<br />
Die Entwicklungen werden deutlich schneller vorangetrieben, als ich mir das vorgestellt hatte.<br />
Nehmen wir nur als Beispiel die bereits 100 selbstfahrenden Taxen in Pittsburg – da hätten wir<br />
auch nicht gedacht, dass solch ein Projekt so rasant umgesetzt wird. Wir sind also mitten in der<br />
Realisierung. Für uns ist es die Aufgabe, unsere Millionen von Produktvarianten so aufzustellen,<br />
dass diese innerhalb kürzester Zeit lieferbar sind. Das gleiche gilt für die Entwicklung der Smart<br />
Products. Die Bereitschaft für die nächsten Schritte ist auf jeden Fall da.<br />
Welche Auswirkungen<br />
hat Industrie 4.0 und die<br />
vernetzte Produktion auf<br />
die Mitarbeiter bzw. auf die<br />
Führungsebene von igus?<br />
Wir stecken in einer starken Umbruchphase. Da wird die Frage kommen, ob wir als Führungskraft<br />
schnell alt oder obsolet werden, oder uns rasch auf die neuen Herausforderungen einstellen<br />
können. Auch die Mitarbeiter spüren den Umbruch und die Gefahr des Wegfalls von<br />
Arbeits-plätzen. Unser Ziel muss daher sein, die Menschen mit neuen Aufgaben zu beschäftigen.<br />
Das lässt sich nur über Wachstum kompensieren.<br />
Ist Industrie 4.0 also<br />
Chefsache?<br />
Alle wichtigen Entscheidungen, die ein Unternehmen in eine bestimmte Richtung lenken,<br />
müssen letztlich Chefsache sein. Wir müssen die Themen, wie Industrie 4.0, vorleben. Ich habe<br />
mich zum Beispiel heute morgen wieder zwei Stunden mit den Smart Plastics beschäftigt, denn<br />
es ist wichtig, den Weg gemeinsam mit unseren begeisterten Mitarbeitern zu gehen.<br />
Wie setzt igus Industrie 4.0 in<br />
der eigenen Produktion ein?<br />
Über die vergangenen 25 Jahre war unsere Produktion nur begrenzt digitalisiert. Die<br />
entscheidenden Schritte hin zu Industrie 4.0 kommen erst jetzt. Daran arbeiten wir fieberhaft.<br />
Denn man kann sagen, dass wir für uns selbst der beste Pilotkunde sind, weil unsere eigene<br />
Produk tion alle Voraussetzungen mitbringt und so gerade zum Schaufenster für Low-Cost-<br />
Automation heranwächst.<br />
Wo möchte igus in<br />
den nächsten fünf bis<br />
zehn Jahren stehen?<br />
In fünf Jahren soll jedes igus-Produkt, das älter als sechs Monate ist, komplett konfigurierbar,<br />
automatisiert hergestellt und in kürzester Zeit beim Kunden sein – und das weltweit. Weiterhin<br />
werden wir mit neuen smart plastics dem Kunden zusätzliche Mehrwerte bei der Wartung<br />
der Produkte bieten. Und noch viel wichtiger: Wir haben die Lösungen, die zeigen, was<br />
Kunstst<strong>of</strong>fe alles leisten können. Daher soll Igus auch die erste Adresse für Bewegungsverbesserungen<br />
aller Art sein. z<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 21
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
FÜR<br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...DAS GLÜCK, AUCH DIE NÄCHSTEN<br />
15 JAHRE LANG NOCH TECHNOLOGISCHE<br />
HERAUSFORDERUNGEN GESTALTEN<br />
UND BEWÄLTIGEN ZU DÜRFEN."<br />
FRANK MAIER, TECHNOLOGIE-VORSTAND<br />
LENZE SE, AERZEN<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 23
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
INDUSTRIE 4.0<br />
SEIT 1947<br />
01 Leitender Chefredakteur<br />
Dirk Schaar im Gespräch mit<br />
Lenze Technologie-Vorstand<br />
Frank Maier (links)<br />
Dirk Schaar<br />
Industrie 4.0. Seit 1947. – Mit diesem Claim<br />
trat der Spezialist für Motion Centric<br />
Automation Lenze auf der Hannover Messe<br />
<strong>2016</strong> an. Aber wie kann das sein, ist die<br />
vernetzte Produktion doch ein Kind unserer<br />
aktuellen Zeit? Ich habe mich auf den Weg<br />
nach Groß-Berkel gemacht und bin der Sache<br />
auf den Grund gegangen.<br />
Das Jahr 1947: Deutschland liegt noch in den Trümmern des<br />
2. Weltkriegs und der aufkommende "Kalte Krieg" trennt zunehmend<br />
die bisher vereinte Kriegskoalition der Alliierten.<br />
George C. Marshall wird neuer Außenminister der USA und<br />
Prinzessin Elisabeth heiratet in London Prinz Philip. Und im<br />
beschaulichen Hameln übernimmt Hans Lenze die Handelsgesellschaft<br />
Stahlkontor GmbH Weser. Damit war der Grundstein für die<br />
heutige Lenze-Gruppe gelegt. Seitdem bestimmen Produktivität,<br />
Zuverlässigkeit und das Thema Einfachheit das Denken und<br />
Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters. Aber war das auch der<br />
Grundstein für Industrie 4.0 und vor allem warum?<br />
Ich treffe Frank Maier am heutigen Firmensitz Groß-Berkel. Er ist<br />
im Vorstand von Lenze für Technologien verantwortlich und sollte<br />
es genau wissen: „Seit 1947 ist natürlich augenzwinkernd gemeint.<br />
Dennoch war 1947 im Kontext Industrie 4.0 ein bemerkenswertes<br />
Jahr. Zum einen wurde Lenze gegründet. Zum anderen wurde der<br />
Transistor erfunden.“ Der Transistor und später das Moore‘sche<br />
Gesetz führten zu einer Verdoppelung der Leistungs fähigkeit alle<br />
zwei Jahre. „Ich sage dazu immer, dass eine e-Funktion übermenschlich<br />
ist, denn der Mensch denkt linear. Das führt zu diesem<br />
Gefühl einer Revolution, damit müssen wir uns auseinandersetzen.<br />
In diesem Kontext ist Industrie 4.0 sicher kein alter Hut, sondern die<br />
Erneuerung der Suche nach Antworten zu unserer wichtigsten Fragestellung:<br />
Wie erhalten wir uns unsere Wettbewerbsfähigkeit?“<br />
LENZE<br />
VON KOMPLEX ZU EINFACH<br />
Seit dem Gründungsjahr hat sich im Maschinenbau sehr viel getan.<br />
Um individualisierte Produkte zu Konditionen einer industriellen<br />
Großserienfertigung herzustellen, müssen Maschinen heute<br />
24 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI LENZE<br />
02 Mit diesem Claim ist Lenze zur Hannover Messe <strong>2016</strong> angetreten<br />
hochflexibel, intelligent und vernetzt sein, ohne zu komplex in der<br />
Handhabung zu werden. Maschinenbauer müssen ebenfalls ihre<br />
flexiblen Maschinen möglichst schnell auf den Markt bringen.<br />
Wie das geht, weiß Frank Maier: „Die übermenschliche Welt der<br />
exponentiell wachsenden technologischen Komplexität muss<br />
wieder menschlich werden. Dafür muss man sie so vereinfachen,<br />
dass sie für einen Menschen wieder handhabbar wird.“ Das<br />
gelingt Lenze durch die Zerlegung der komplexen Bewegungsabläufe<br />
der Maschine in ihre funktionalen Einheiten. Diese Markenmessage<br />
nennt man bei Lenze „Easy Engineering“.<br />
„Die größte Herausforderung unserer Kunden ist die enorme<br />
Komplexität der Maschinen und gleichzeitig der Fachkräftemangel“,<br />
stellt auch Dr. Thomas Cord, Geschäftsführer Lenze Automation,<br />
klar. Daher muss der Antriebsspezialist neben Motoren, Invertern<br />
und Getrieben auch komplette Automatisierungssysteme<br />
sowie Engineering-Dienstleistungen und -Tools aus einer Hand<br />
anbieten. Wie aber sieht die konkrete Antwort aus, die den Anwender<br />
aus dieser Komplexitätsfalle raus holen soll, möchte ich<br />
wissen. „Der Weg kann nur die konsequente Modularisierung der<br />
Maschinen sein, d. h. die Zerlegung der Maschinen in standardisierte<br />
und wiederverwertbare Funktionseinheiten. Das hat auch<br />
das Marktforschungsunternehmen Quest in einer Studie herausgestellt“,<br />
erklärt Dr. Thomas Cord. Demnach setzt bereits gut die<br />
Hälfte der Maschinenbauer auf modulare Konzepte. Und diese<br />
werden in den nächsten Jahren doppelt so stark wachsen wie monolithische.<br />
In der Mechanik ist der Markt schon sehr weit fortgeschritten,<br />
aber die Elektrotechnik im Schaltschrank und die S<strong>of</strong>tware<br />
hinken meist noch hinterher. „Lenze hat aber eine Lösung<br />
dafür, die Ihnen unser Technologiemanager Motion, Detlef Storck,<br />
gerne erklären wird.“<br />
MEHR ZEIT FÜR BEGEISTERUNG<br />
„Im Zuge von Industrie 4.0 wird es immer wichtiger, die Bewegungen<br />
in immer flexibleren Maschinen so simpel wie nur möglich zu<br />
konzipieren", sagt Detlef Storck. Es muss also möglich sein, in wenigen<br />
Minuten z. B. eine mehrachsige Roboterapplikation einzurichten.<br />
„Das funktioniert tatsächlich – in dem Moment, in dem ein<br />
Roboter und seine Bewegungsabläufe in einen Maschinenprozess<br />
genauso einfach eingebunden sind, wie das Einschalten einer<br />
Glühlampe. Dass sich dahinter viel Mathematik und Mechanik verbirgt,<br />
muss der Anwender nicht wissen. Es geht letztlich darum, die<br />
Komplexität und Flexibilität, die ein programmierbares System hat,<br />
so zu verbergen, dass der eigentliche Auftrag mit wenigen Parametern<br />
ausgeführt ist.“ Und hier setzt die Lenze FAST Application<br />
S<strong>of</strong>tware Toolbox an. Dank standardisierter und modularisierter<br />
S<strong>of</strong>tware lassen sich vorgefertigte Bewegungsfunktionen ganz einfach<br />
in die Maschinensteuerung integrieren und wiederverwenden.<br />
Die FAST-Module können beliebig und leicht kombiniert und<br />
mit eigenen selbst erstellten Komponenten ergänzt werden. Die<br />
Basisaufgaben sind damit schnell erledigt und der Programmierer<br />
hat mehr Luft für die Entwicklung und den Test besonderer Maschinenfunktionen.<br />
„Da bleibt mehr Zeit für die Begeisterungsfaktoren<br />
der Maschine und Roboter können ganz einfach projektiert werden<br />
– ganz ohne Roboter-Know-how“, ist Detlef Storck überzeugt.<br />
KEIN SCHWEIZER MESSER<br />
Der neue Smart Motor ist ein solches Produkt, das sehr gut zur<br />
Engineering-Vereinfachung von Lenze passt. Er reduziert die Variantenvielfalt<br />
der Antriebe um bis zu 70%. Ohne Schütz und Starter,<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 25
03 04<br />
06<br />
LENZE<br />
mit frei einstellbaren Festdrehzahlen und vielen integrierten Funktionen<br />
für fördertechnische Anwendungen.<br />
Das schaue ich mir bei Lenze in Extertal an. Rune Friis-Knutzen,<br />
zuständig für die strategische Produkt- und Marktentwicklung Elektromechanik,<br />
berichtet: „Eine der wichtigsten Anforderungen<br />
unserer Kunden ist die Einfachheit der Antriebe. Ziel ist es, die<br />
Engineering-Zeit schon bei den einfachsten Anwendungen drastisch<br />
zu reduzieren.“ „Der Kunde braucht meist kein Schweizer<br />
Messer, das alles kann, sondern wie ein Koch nur ein richtiges Messer,<br />
das funktionieren muss. Daher schneiden wir unsere mechatronischen<br />
Lösungen genau auf die Kundenapplikation zu.“ Zudem erfüllt<br />
der Smart Motor höchste Anforderungen an die Energieeffizienz<br />
und kann ganz bequem per Smartphone bedient werden. Die<br />
Smart Motor App ermöglicht so die einfache Parametrierung. Nutzt<br />
der Anwender ein Auslegungswerkzeug wie den Drive Solution Designer<br />
von Lenze, ergibt sich eine weitere Ressourcenschonung.<br />
Denn in der Auslegungsberechnung wird das Zusammenspiel von<br />
Motor, Getriebe und Umrichter mit seinem physikalischen Verhalten<br />
in 16 000 möglichen Kombinationen exakt nachgebildet, um bei<br />
jeder Drehzahl die volle Leistung nutzen zu können. „Wir bei Lenze<br />
nennen das Antriebsgrenzkennlinien“, erklärt Rune Friis-Knutzen<br />
und zeigt mir eingehend das Zusammenspiel von Motor und App.<br />
INTELLIGENZ FÜR DIE INTRALOGISTIK<br />
Wie Lenze die Modularität und damit Industrie 4.0 bereits im<br />
Projekt itsowl-IASI umgesetzt hat, erfahre ich bei Pr<strong>of</strong>. Dr. Holger<br />
Borcherding, technischer Leiter der Abteilung Innovation: „Wir<br />
arbeiten an intelligenter Antriebs- und Steuerungstechnik für<br />
energieeffiziente Intralogistik, wie sie z. B. in Warenlagern zum<br />
Einsatz kommt.“ Ziel ist es, die Energieeffizienz von Antrieben in<br />
der Intralogistik deutlich zu verbessern. Es ist ein Baukasten mit<br />
verschiedenen Antriebslösungen entstanden, die in der Intralogistik<br />
statt der „normalen“ Asynchronantriebe eingesetzt werden<br />
können. Die Besonderheit ist, dass die Komponenten völlig kompatibel<br />
zu marktüblichen Lösungen sind, mechanisch, elektrisch<br />
und funktional. „Und das hat jede Menge mit Industrie 4.0 zu tun,<br />
denn die Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle“, erklärt<br />
Pr<strong>of</strong>. Borcherding. So liegt das Verbrauchsverhalten der Antriebssysteme<br />
bereits komplett in digitaler Form vor. Damit passt sich<br />
die Anwendung an die aktuellen Randbedingungen, wie Auslastung<br />
und Transportgewicht, automatisch und selbstoptimierend<br />
an und die energieoptimale Betriebsweise wird viel einfacher realisierbar.<br />
„Weiterhin ist die modellbasierte Regelung der Effizienzmotoren<br />
zu nennen. Auch hier ist S<strong>of</strong>tware von enormer Relevanz.<br />
Es gibt somit viele Einzelpunkte, die belegen, dass im Projekt<br />
itsowl-IASI Industrie 4.0-Antriebstechnologie entwickelt wurde“,<br />
so Pr<strong>of</strong>. Borcherding.<br />
TOOLS PASSEN SICH BEDÜRFNISSEN AN<br />
Über Easy Engineering habe ich heute schon viel erfahren. Lenze<br />
bietet aber noch mehr: So unterstützen die Engineering-Tools den<br />
kompletten Lebenszyklus einer Maschine. Das teilt sich auf in die<br />
Phasen Planung, Entwicklung und Betrieb. „Um hier optimal zu unterstützen<br />
sind unsere Tools an die unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />
und Bedürfnisse aufgeteilt und ausgerichtet. D. h. maßgeschneiderte<br />
Werkzeuge orientiert an den Aufgaben des mechatronischen<br />
Engineerings und an den typischen Anwendungen des<br />
Maschinenbaus“, erklärt Olaf Götz, Produktmanager für Engineering-Tools,<br />
die Vorteile. Arbeitet ein Planer z. B. mit dem Antriebsauslegungstool<br />
„Drive Solution Designer“ oder online mit dem<br />
26 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
05<br />
03 Die Auszubildenden werden bei Lenze schon frühzeitig<br />
auf Industrie 4.0 vorbereitet<br />
04 Der Jonglator zeigt das Lenze-Baukastensystem<br />
05 Olaf Götz (rechts) erklärt Dirk Schaar die Vorteile<br />
des Drive Solution Designers<br />
06 „Nur die konsequente Modularisierung der Maschinen<br />
führt zum Erfolg“ – das weiß Dr. Thomas Cord (rechts)<br />
07<br />
07 Durch den Einsatz der FAST Application S<strong>of</strong>tware Toolbox<br />
bleibt mehr Zeit für wesentliche Aufgaben<br />
elektronischen Katalog „EASY Product Finder“, steht ihm die SPS-<br />
Programmierumgebung „PLC Designer“ zur Verfügung, in der er<br />
z. B. auch die FAST-Technologiemodule parametrieren kann. Der<br />
Inbetriebnehmer oder Servicetechniker hingegen nutzt den „EASY<br />
Starter“ für den schnellen Zugang zu den Geräten, um Einstellungen<br />
vorzunehmen oder eine Diagnose zu machen. „Wichtig ist,<br />
dass Informationen zwischen allen beteiligten Domänen während<br />
des Engineerings ausgetauscht werden. Wir bereiten uns darauf vor,<br />
an dieser Stelle für mehr Effizienz zu sorgen“, sagt Olaf Götz. So ist<br />
z. B. mit dem Drive Solution Designer (DSD) eine schnelle und<br />
effiziente Antriebsauslegung möglich, die die Anforderungen von<br />
Industrie 4.0 nach Modularität, Flexibilität und Losgröße 1 erfüllt.<br />
FÜR INDUSTRIE 4.0 GERÜSTET<br />
Zurück in Groß-Berkel, möchte ich mich noch in der Ausbildungswerkstatt<br />
umsehen, um herauszufinden, ob Industrie 4.0 hier auch<br />
schon angekommen ist – und mache erstaunliche Entdeckungen:<br />
Zwei Auszubildende zeigen mir einen Roboter, der in wenigen<br />
Sekunden einen Zauberwürfel wieder in die korrekte, farbliche Reihenfolge<br />
bringen kann. Und auch ein Elektroauto gehört hier zum<br />
aktuellen Lernst<strong>of</strong>f. „Die jungen Leute wachsen in einer digitalisierten<br />
Welt auf. Die Nutzung von Smartphone, Internet und Mobile<br />
Devices in allen Lebenslagen ist für sie selbstverständlich. So bringen<br />
sie größtenteils sehr viel Medienkompetenz in die Ausbildung<br />
ein. Wir knüpfen daran mit Fachwissen und Handlungskompetenz<br />
an. So werden die zukünftigen Fachkräfte für Industrie 4.0 gerüstet“,<br />
erklärt mir Ausbildungsleiter Bernd Kirsch. In der Ausbildungswerkstatt<br />
werden also die Grundlagen für Industrie 4.0 geschaffen.<br />
Es geht um Digitalisierung, um Vernetzung und industrielle Kommunikation.<br />
Das Grundprinzip und die wichtigsten Punkte werden<br />
den jungen Menschen näher gebracht und vor allem die Chance,<br />
Industrie 4.0 nach und nach weiter zu entdecken. Das geschieht<br />
u. a. mit digitalen Lernsystemen oder in Projekten, in denen Lenze-<br />
Produkte zum Einsatz kommen. „Ein großer Teil der Fachkräfte und<br />
Ingenieure kommt aus der Lenze-Ausbildung. Sie werden das<br />
Unternehmen zukünftig erfolgreich tragen und weiterbringen“, ist<br />
Bernd Kirsch sicher.<br />
PIONIERE SEIT 70 JAHREN<br />
Ein spannender Tag bei Lenze geht für mich zu Ende und eine Reise<br />
von 1947 bis in die Zukunft der industriellen Automatisierung. Seit<br />
fast 70 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen aus Aerzen also<br />
mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Gedankens einer<br />
flexiblen, kosteneffizienten Produktion durch ein höheres Maß von<br />
Automatisierung – sehr früh sogar als einer der Pioniere auch mit<br />
elektronischen, digitalen Methoden. „In der Produktion von morgen<br />
sind nun intelligente, selbstlernende Automatisierungssysteme<br />
gefragt, die bei uns bereits als zukunftsweisende Modellbausteine<br />
und Funktionseinheiten vorhanden sind“, resümiert Frank Maier.<br />
Lenze ist also schon ready for Industrie 4.0 – und das seit 1947!<br />
www.lenze.de<br />
VIDEO<br />
Was Industrie 4.0 für Lenze bedeutet,<br />
haben wir vor Ort auch im Video<br />
festgehalten und „gecheckt“.<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_lenze<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 27
"Immer größere Datenmengen<br />
müssen verarbeitet werden<br />
und auf dieser Basis haben wir<br />
Optimeas gegründet. Deswegen ist<br />
Industrie 4.0 unser Kerngeschäft."<br />
Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />
optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />
WELCHES BILD SEHEN SIE<br />
DURCH DIE BRILLE IHRES UNTERNEHMENS<br />
VOR AUGEN, WENN SIE AN INDUSTRIE 4.0 DENKEN?<br />
"Unser technischer Leiter hat ein sehr schönes<br />
Bild entwickelt. Das Igus-Unternehmen sind<br />
drei Fabriken: Es ist eine Lego-Steine-Fabrik, eine<br />
Amazon-Fabrik, die die Teile kommissioniert, und es<br />
ist Toyota im besten Sinne des Montierens. Dieses Bild<br />
finde ich sehr gut und das haben wir im Kopf."<br />
Frank Blase, Geschäftsführer<br />
igus GmbH, Köln<br />
NACHGEFRAGT<br />
"Durch die Brille unseres Unternehmens sehe ich natürlich<br />
Sensoren, die Daten in eine übergeordnete Welt spielen, um<br />
dort einen Mehrwert zu erzeugen. Das ist so das Bild von<br />
Sick, warum Daten in der Industrie 4.0 unabdingbar sind."<br />
Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />
SICK AG, Waldkirch<br />
28 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
"Da denke ich natürlich an die Hannover Messe. Dort<br />
spielt Industrie 4.0 jetzt und in Zukunft eine große Rolle.<br />
Aber auch andere Veranstaltungen wie die Cebit oder<br />
die Ligna greifen dieses Thema auf und bieten<br />
entsprechendes Potenzial. Diese Schnittstellen<br />
können wir bei uns im Hause optimal verbinden."<br />
Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter Hannover Messe<br />
Deutsche Messe AG, Hannover<br />
"Für uns bedeutet Industrie 4.0 einen<br />
kreativen Spielraum zu haben und diese<br />
spannenden Aufgaben anzupacken."<br />
Stefan Hitz, Industrieautomation/Sales-Management<br />
Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />
"Ich sehe eine Fabrik in der Zukunft, in der Mensch<br />
und Technik intelligent miteinander kombiniert<br />
sind. D. h. Mensch und Technik sind so organisiert,<br />
dass exzellente Leistungsergebnisse aus der<br />
Wertschöpfungskette kommen."<br />
Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />
"Ich sehe hauptsächlich die Möglichkeit der Nutzung des<br />
Internets für alle möglichen Geschäftsprozesse. Wie<br />
können wir also unsere Produkte auf ganz andere Art und<br />
Weise mit dem Internet verbinden, um weitere Mehrwerte<br />
für die Kunden zu schaffen? Wie können wir aber auch<br />
unsere Prozesse so vernetzen, so dass die Prozesskosten<br />
aus Sicht des Kunden dramatisch sinken?"<br />
Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />
Lenze SE, Aerzen<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 29
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...<br />
FÜR
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...DASS DIE LIGNA NÄCHSTES JAHR<br />
WIEDER TEIL DER EVOLUTION SEIN<br />
WIRD, UND DAS THEMA, MASSGEBLICH<br />
DIE HOLZVER- UND BEARBEITUNG,<br />
VORAN BRINGT.<br />
CHRISTIAN PFEIFFER, GESCHÄFTSBEREICHSLEITER LIGNA<br />
DEUTSCHE MESSE AG, HANNOVER<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 31
HANDWERK<br />
TRIFFT<br />
HIGHTECH<br />
DEUTSCHE MESSE / LIGNA<br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI DER LIGNA<br />
Svenja Stenner<br />
Um aus dem Rohmaterial Holz<br />
hochwertige Produkte zu produzieren,<br />
ist die Forst- und Holzbranche heute<br />
mehr denn je gefordert. Wachsen doch<br />
die Anforderungen des Kunden an die<br />
Endprodukte. Die vernetzte Fertigung im<br />
Sinne von Industrie 4.0 wird daher die<br />
holzbearbeitende Industrie in<br />
Zukunft maßgeblich prägen. Grund<br />
genug für unsere Redaktion, sich mit der<br />
Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
auf die Spuren der Branche zu begeben.<br />
Das Expo-Holzdach, das als Wahrzeichen der Expo 2000<br />
errichtet wurde, ist das größte zusammenhängende seiner<br />
Art. Es ragt beeindruckend über den gleichnamigen<br />
Park des Messegeländes in Hannover – dort, wo im Turnus<br />
von zwei Jahren über 1 500 Aussteller ihre zukunftsweisenden<br />
Lösungen und Technologien sowie innovative Fertigungsanlagen<br />
präsentieren, wo rund 93 000 Besucher sich über<br />
die neuesten Trends und Entwicklungen der Branche informieren,<br />
wo unter dem Motto „Making more out <strong>of</strong> wood“ das Thema<br />
Nachhaltigkeit groß geschrieben wird. Die Ligna – Weltleitmesse für<br />
die Holzbe- und -verarbeitung – genießt einen guten Ruf und ist<br />
längst als zukunftsweisende Plattform etabliert. Auf dem Programm<br />
stehen Ausstellungsbereiche wie Werkzeuge, Maschinen und Anlagen<br />
für die Einzel- und Serienfertigung, Maschinenkomponenten<br />
und Automatisierungstechnik, Holzwerkst<strong>of</strong>fherstellung, Energiegewinnung<br />
aus Holz, Sägewerkstechnik sowie Forsttechnik. Als wir mit<br />
unserem Team vor Ort sind, lassen sich der Duft von frischem Holz<br />
und die Geräuschkulisse der be- und verarbeitenden Maschinen nur<br />
erahnen. Stattdessen regnet es in Hannover, was unsere Neugier und<br />
Vorfreude jedoch nicht trübt. Wir sind verabredet mit Christian Pfeiffer,<br />
Leiter der Ligna, von der Deutschen Messe. Während wir noch<br />
eben unser Equipment für unsere Reportage prüfen, sind wir auch<br />
schon im fünften Stock des Messeturms angekommen – dem Stockwerk<br />
des LignaTeams, wo wir freundlich empfangen werden.<br />
DIE GRÖSSTE IHRER ART<br />
Keine andere Messe der Branche ist weltweit so groß wie sie. Auf<br />
einer Netto fläche von über 120 000 m 2 veranstaltet die Deutsche<br />
Messe gemeinsam mit dem Fachverband Holzbearbeitungsmaschinen<br />
im VDMA e.V. die Ligna. Wir sind neugierig, was die<br />
Branche im kommenden Jahr erwartet. „Marktplätze sind Spiegel<br />
der Branche. Spiegel dessen, was sich neu entwickelt. Vor diesem<br />
Hintergrund ist jede Veranstaltung anders“, erklärt uns Pfeiffer. Und<br />
2017 wird definitiv anders. Die Ligna präsentiert sich mit neuem<br />
Layout. Nach Abstimmung mit dem Verband und den Ausstellern<br />
steht die Betriebsgröße der Besucherzielgruppe nicht mehr so sehr<br />
im Vordergrund, sondern die rein technologische Orientierung.<br />
Neben der neuen Flächenstruktur gibt es aber noch weitere Premi-<br />
32 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
01 Leiter der Ligna, Christian<br />
Pfeiffer, im Gespräch mit<br />
Redakteurin Svenja Stenner<br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
eren. Die Themen Automatisierung und Oberflächen erfreuen sich<br />
zudem solch großen Interesses, dass sie erstmalig mit eigenen Ausstellungsbereichen<br />
(Oberflächentechnik, Maschinenkomponenten<br />
und Automatisierungstechnik) präsent sein werden. Dabei dürfen<br />
sich die Besucher auf namhafte Aussteller wie Beckh<strong>of</strong>f, Igus, SEW<br />
und Siemens freuen. Auf die Frage der Schwerpunkte für die kommende<br />
Ligna kann uns Pfeiffer sogar gleich zwei Highlights nennen.<br />
Die vernetzte Fertigung ist für alle Bereiche von Relevanz, zudem<br />
spielt 2017 auch die Verarbeitung von Kunst- und Verbundwerkst<strong>of</strong>fen<br />
eine wichtige Rolle. Während Pfeiffer uns in die zu erwarteten<br />
Highlights einweiht, frage ich mich zugleich, welche Aufgaben es<br />
für einen Messeveranstalter zu erfüllen gilt, um die Bedürfnisse der<br />
Besucher und Aussteller zu befriedigen. Ganz einfach: Es gibt<br />
genau zwei. Zum einen schafft es die Ligna, einen vollständigen<br />
Weltmarktplatz der Holzbe- und -verarbeitung zusammenzustellen<br />
und zum anderen dies dann in die Öffentlichkeit zu kommunizieren.<br />
Alle wichtigen Anbieter der relevanten Technologien wie<br />
Anlagen, Maschinen und Werkzeuge sind alle zwei Jahre zentriert<br />
auf der Ligna vertreten und präsentieren ihre Produkte, Neuheiten<br />
und Dienstleistungen, klärt man mich auf. Dabei richten die<br />
Firmen ihre Innovationszyklen nach der Ligna aus.<br />
TRADITIONELLES HANDWERK VEREINT<br />
MIT MODERNER TECHNOLOGIE<br />
Die Ausbildung zum Tischler gilt als solides Handwerk. Bei dem Gedanken<br />
an eine alte Schreinerei kommen mir s<strong>of</strong>ort Assoziationen<br />
einer Werkbank, dem Duft von frischen Spänen und einer Holzplatte,<br />
die mithilfe eines Hobels bearbeitet wird, in den Sinn. Dass das Bild<br />
von „Meister Eder“ nur in meinem Kopf existiert, wird mir spätestens<br />
bei unserem Besuch in der Tischlerei Helmrichs in Isernhagen<br />
bewusst. Stattdessen stehe ich in einer modernen, gut ausgestatteten<br />
Produktionshalle. Der moderne Maschinenpark sowie die Montagefahrzeuge<br />
unterstützen die hohe handwerkliche Qualität des in<br />
zweiter Generation geführten Unternehmens. Rüdiger Helmrich<br />
klärt uns zusammen mit seinem Bruder Ralf, beide Mitgeschäftsführer,<br />
über das veränderte Berufsbild auf, als er uns stolz durch seine<br />
Produktionsstätte führt. Während sein Vater Robert in den 70erbzw.<br />
80er-Jahren noch Großaufträge von mindestens 1000 m laufen-<br />
der Schrankwand produzierte, werden solche Aufträge heutzutage<br />
von der Industrie abgedeckt. Der Wandel von der Serienfertigung in<br />
Tischlereien ging, getrieben durch die Anforderungen des Endkunden,<br />
hin zur individuellen Fertigung – hin zu Losgröße 1. Auch das<br />
Erbringen von Dienstleistungen gewinnt an Bedeutung, denn der<br />
Kunde sieht immer weniger ausschließlich das Produkt, sondern<br />
zunehmend das Gesamtkonzept. Das Geräusch einer Absaugung<br />
unterbricht unsere Unterhaltung. Konfigurierbar, leistungsstark und<br />
präzise sind die Worte, die das neue Bearbeitungszentrum – Biesse<br />
Rover B – beschreiben. Die Arbeitseinheit mit fünf Achsen, mit<br />
13 kW HSD-Elektrospindel und stufenloser Drehung um 360° auf<br />
den Vertikal- und Horizontalachsen ermöglicht laut Hersteller die<br />
Bearbeitung von Werkstücken von komplexen Formen. Das Electronic-<br />
Positioning-System (EPS) der CNC-Fräse macht deutlich, dass die<br />
digitale Revolution längst Einzug in die Welt der Möbelindustrie<br />
gehalten hat. Die große Maschine beeindruckt mich. Mir wird<br />
bewusst, dass der neue Prota gonist des klassischen Handwerks<br />
heutzutage eine Werkzeugmaschine ist, in der bis zu 91 Aggregate<br />
und Werkzeuge positioniert werden können. So ganz ohne den<br />
Menschen geht es dann aber doch nicht. Geschützt vom Maschinenlärm<br />
entwirft einer der 35 Helmrichs-Mitarbeiter im Nebenraum<br />
seine Konstruktion für den Arbeitsauftrag der Fräse am Bildschirm.<br />
Anschließend übermittelt er die Rohdaten des CAD-Programms<br />
online und legt das zu bearbeitende Werkstück auf. Auf meine Frage,<br />
wie es zu dem Kaufentscheid der Fräse kam, antwortet mir Helmrich:<br />
„Die Ligna war eine große Hilfestellung, denn dort treffe ich alle<br />
nennenswerten Anbieter. Ich habe die Möglichkeit, alle Objekte live<br />
vor Ort zu sehen, bevor wir als Tischlerei eine größere Investition tätigen.“<br />
„INDUSTRIE 4.0 IST EINE<br />
ZIELBILDFORMULIERUNG“<br />
Zurück im fünften Stock des Messeturms, draußen regnet es immer<br />
noch. <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> ENGINNERING hatte ich mir irgendwie anders<br />
vorgestellt, aber das informative Interview mit Christian Pfeiffer<br />
und seiner Kollegin Stephanie Wagner, Project Manager Ligna, gleichen<br />
das schlechte Wetter wieder aus. Nachdem mir die beiden<br />
Helmrich-Brüder verrieten, dass sie ihre neue CNC-Fräse auf der<br />
Ligna erleben konnten, bin ich neugierig. Neugierig auf das, was ich<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 33
Ausstellungsprogramm / Exhibition program<br />
Werkzeuge, Maschinen und Anlagen<br />
Eingang<br />
Entrance<br />
für die Einzel- und Serienfertigung<br />
Tools and Machinery for Custom and<br />
Informations-Centrum<br />
Information Center<br />
Mass Production<br />
Hallen / Halls 11 – 15, 27<br />
Convention Center<br />
Oberflächentechnik<br />
Surface Technology<br />
Halle / Hall 17<br />
Holzwerkst<strong>of</strong>fherstellung<br />
Wood Based Panel Production<br />
Halle / Hall 26<br />
Sägewerkstechnik<br />
Sawmill Technology<br />
WEST 2<br />
Halle / Hall 25<br />
Energie aus Holz<br />
Energy from Wood<br />
Halle / Hall 26<br />
Freigelände (FG) / Open-air site (FG)<br />
Pavillons / Pavilions 32 – 35<br />
Maschinenkomponenten<br />
und Automatisierungstechnik<br />
WEST 1<br />
Machine Components and<br />
Automation Technology<br />
Halle / Hall 16<br />
Forsttechnik<br />
Forestry Technology<br />
Freigelände (FG) / Open-air site (FG)<br />
Pavillons / Pavilions 32 – 35<br />
Haus der Nationen<br />
House <strong>of</strong> Nations<br />
Presse-Centrum<br />
Press Center<br />
Freigelände<br />
NORD 1<br />
Open-air site NORTH 1<br />
OST 3<br />
EAST 3<br />
lig 17 150708<br />
SÜD 1<br />
SOUTH 1<br />
07/2015 ▪ Änderungen vorbehalten / Modifications reserved ▪ 1507080<br />
03 04<br />
06<br />
07<br />
DEUTSCHE MESSE / LIGNA<br />
als Besucher live auf der Messe erleben kann. Sie bietet Schreinern,<br />
Tischlern, Zimmerern genau das, was sie brauchen, um erfolgreich<br />
als Unternehmer im Markt zu bestehen. Gesteuert durch die Nachfrage<br />
der Verbraucher muss ein Handwerksbetrieb heutzutage individuell<br />
aufgestellt sein, um weiterhin auf die Wünsche der Endanwender<br />
reagieren zu können. Der Einsatz moderner Technologien<br />
ist unumgänglich – sie lässt sich gut mit traditionellem Handwerk<br />
vereinen. Industrie 4.0 ist für die Holzverarbeitung längst kein<br />
Fremdwort mehr. Im Gegenteil, der Gedanke der komplett<br />
ver netzen Wertschöpfungskette scheint in greifbarer<br />
Nähe, was sich auf der Ligna deutlich widerspiegelt.<br />
Laut Pfeiffer handelt es sich bei Industrie 4.0<br />
um eine Zielbildformulierung, deren Entwicklungs-<br />
MULTIMEDIA CONTENT<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_ligna<br />
LIGNA ▪ 22 – 26 May 2017<br />
http://bit.ly/2aXXPKd<br />
Die Ligna ist als<br />
Informationsplattform<br />
für Vernetzung<br />
und Automatisierung<br />
etabliert.<br />
Alle Hallen- und<br />
Geländepläne des<br />
Ligna-Ausstellungsbereichs<br />
auf<br />
einen Blick zum<br />
Downloaden.<br />
potenzial ganz <strong>of</strong>fensichtlich ist. Anfang Mai veranstaltete<br />
die Deutsche Messe hierzu sogar eine<br />
internationale Konferenz mit dem Motto „Vernetzte<br />
Fertigung in der Holzbearbeitung – Die Branche auf dem<br />
Weg zu Industrie 4.0“. Bereits auf der letzten Ligna bildete<br />
die vernetzte Fertigung ein Highlight. „Die Ligna ist eine<br />
Präsentationsveranstaltung, auf der Maschinen laufen,<br />
wo es Aktionen zu sehen gibt und die Produktion unter Realbedingungen<br />
stattfindet“, berichtet Wagner von den Impressionen aus<br />
dem vergangenen Jahr. Währendessen kann ich mir bildlich vorstellen,<br />
wie Industrie 4.0 auf der Messe zum Leben erwachte. „Sogar<br />
eine Weltpremiere gab es zu sehen“, berichtet sie weiter. „In der<br />
Halle 26 war eine voll vernetzte Anlage der Homag Group aufgebaut,<br />
so dass die Besucher live die vernetzte Produktion eines<br />
Möbels mitverfolgen konnten. Das war einzigartig von Gesamtlänge<br />
und logistischem Aufwand.“ In den Absatzmärkten Möbel- und<br />
Bauelementefertigung bietet Homag aufeinander abgestimmte<br />
Lösungen von der Einzelmaschine bis zur kompletten Fertigungsstraße.<br />
Zahlreiche Dienstleistungen im Umfeld der produzierten<br />
Maschinen und Anlagen sowie die jeweils passende Steuerungss<strong>of</strong>tware<br />
können Besucher alle zwei Jahre live auf der Ligna erleben.<br />
HANDWERKLICHE SORGFALT UND<br />
ZUKUNFTSWEISENDES DESIGN<br />
Edle weißlackierte Fronten runden ihr modernes Design ab. Sie wirkt<br />
<strong>of</strong>fen und einladend – ich stelle mir vor, wie Horst Lichter in der<br />
P´7350 (Design by Studio F. A. Porsche) aus verschiedensten Zutaten<br />
ein leckeres Abendessen zaubert. Wer hätte nicht gerne diesen<br />
Küchentraum in seinen eigenen vier Wänden? Wir sind zu Gast bei<br />
der Firma Poggenpohl in Herford, die sich seit 1892 als älteste<br />
Küchenmarke der Welt global etabliert hat. Dass auch hier die<br />
Tendenz des Kunden stark in Richtung Individualisierung geht, wird<br />
34 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
05<br />
03 Der italienische Hersteller Biesse präsentiert alle zwei Jahre<br />
sein Portfolio an Holzbearbeitungsmaschinen auf der Ligna<br />
04 Die Brüder Ralf und Rüdiger Helmrich (von links) gestalten<br />
in ihrer modernen Tischlerei aus Tradition die Zukunft<br />
05 Volker Klocke, Christiane Danielsmeyer und Michael Pinz<br />
von Poggenpohl weihen uns in die moderne Küchenfertigung ein<br />
06 Die CNC-Fräse aus dem Hause Biesse wurde von akustischen<br />
Signalen speziell auf visuelle Signale umgestellt. Somit ist ihre<br />
Bedienung auch für gehörlose Mitarbeiter möglich<br />
07 Die Homag Group präsentiert auf über 5000 m 2 Ausstellungsfläche<br />
Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie<br />
unserem <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong>-Team schnell klar. Das mittelständische<br />
Unternehmen produziert keine Standardküchen, die vom<br />
Lager aus abkommissioniert werden, sondern tendiert zu Losgröße 1.<br />
Der Gedanke eines Küchenkonfigurators, der mich als Kunde durch<br />
die Planung begleitet, nach Fertigstellung des Entwurfs die Daten an<br />
die Produktion übermittelt und mir letztlich den Termin der Fertigstellung<br />
nennt, kommt auf. Michael Pinz, Director Product & Innovation,<br />
und Volker Klocke, Supply Chain Manager, sehen diesen Gedanken<br />
gegenwärtig als Szenario der Zukunft. Pinz erklärt mir, dass<br />
zwar aktuell die interne Abbildung der vernetzten Kommunikation<br />
möglich ist, aber die Komplexität der Sonderanfertigung das Szenario<br />
derzeit nur durch manuelle Tätigkeit umsetzen lässt. Es bedarf u. a.<br />
internationaler Bestellstandards und standardisierter Schnittstellen<br />
der unterschiedlichen Abwicklungssysteme, sowohl auf der IT- als<br />
auch auf der Fertigungsseite, um systemunabhängig kommunizieren<br />
zu können. „Je mehr Standards umgesetzt werden können, umso<br />
schneller verläuft auch der Prozess der Industrialisierung 4.0“, so<br />
Klocke. Laut den beiden Experten befindet sich die Küchenherstellung<br />
im Zeitalter von Industrie 4.0 noch am Anfang. Bei Poggenpohl selbst<br />
wird sich hinsichtlich dessen noch einiges ändern, vor allem im Hinblick<br />
auf die Lieferkette. Derzeitiger Stand ist eine teilweise Vernetzung<br />
zwischen IT-Systemen und Maschinen, die sich aber durch<br />
Investitionen in naher Zukunft beheben lassen. Dabei ist die Ligna eine<br />
gute Informationsquelle. „Sie ist für uns eine gute Plattform, um konzentriert<br />
die Partner in Augenschein zu nehmen und Innovationen<br />
kennenzulernen. Zudem können wir unsere eigenen Überlegungen<br />
mit einbinden“, schildert uns Klocke die Möglichkeiten der Weltleitmesse.<br />
„Für Poggenpohl bildet der Ausstellungsbereich Oberflächentechnik<br />
wichtige Themen ab, denn die Oberflächenbehandlung gilt<br />
als Differenzierungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern. Ich erh<strong>of</strong>fe<br />
mir viel von diesem Ausstellungs sektor, denn der richtige Umgang mit<br />
z.B. Lacken und Dekoren ist enorm wichtig geworden und birgt einige<br />
Herausforderungen“, freut sich Pinz auf die Ligna 2017.<br />
EIN MUSS FÜR JEDEN HOLZBEGEISTERTEN<br />
Während unser Team noch schnell ein paar Sequenzen für unsere<br />
Reportage auf dem Messegelände aufnehmen möchte, kommt<br />
auch schon der nächste Wolkenbruch. Da stehe ich nun im Regen<br />
und betrachte die faszinierende Konstruktion aus Holz, das Expo-<br />
Holzdach. Auch wenn das Wetter heute kein Erbarmen mit uns hat<br />
und so gar keine Sommerstimmung aufkommen möchte, bin ich<br />
mir sicher, dass im nächsten Jahr wieder tausende Technikbegeisterte<br />
vom 22. bis 26.05.2017 nach Hannover kommen werden,<br />
um sich die zukunftsweisende Plattform und Weltleitmesse für die<br />
holz be- und -verarbeitende Branche – die Ligna – nicht entgehen zu<br />
lassen. Wir dürfen gespannt sein und während sich der Himmel<br />
über mir ergießt, geht mir nur durch den Kopf „... wenn ich so daran<br />
denke, kann ich's eigentlich kaum erwarten.“<br />
Bilder: Aufmacher Deutsche Messe; 01-02 und 04-06 Dirk Schaar,<br />
Nicole Steinicke; 03 Biesse; 07 Homag Group<br />
www.ligna.de<br />
HANNOVER MESSE 2017<br />
Verpassen Sie zudem nicht, welche Auswirkungen<br />
die vernetzte Industrie auf den gesamten Industriesektor<br />
hat. Im Zeitraum vom 24. bis 28. April 2017 präsentieren<br />
sich mehr als 5200 Aussteller auf der Hannover Messe. Partnerland<br />
im kommenden Jahr ist Polen.<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 35
FIT FÜR DIE<br />
ARBEITSWELT VON MORGEN<br />
Wo bleibt der Mensch in der Vision<br />
der totalen Vernetzung?<br />
Der digitale Wandel stellt nicht nur die Gesellschaft, sondern<br />
auch den einzelnen Menschen vor neue Herausforderungen<br />
– nicht zuletzt am Arbeitsplatz. Das Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales hat deshalb im vergangenen<br />
Jahr den Dialogprozess Arbeiten 4.0 in Gang<br />
gesetzt. Die Digitalisierung, wenn sie richtig gestaltet<br />
wird, bringt große Chancen, und zwar sowohl im Hinblick<br />
auf die wirtschaftliche Entwicklung, als auch für<br />
gute Arbeit und die Souveränität der Beschäftigten.<br />
Wenn unsere Unternehmen weiterhin innovativ sein<br />
sollen, brauchen wir motivierte Arbeitskräfte. Um das zu<br />
erreichen, muss digitale Arbeit gute Arbeit sein. Und die<br />
Qualifikationen der Beschäftigten müssen beständig<br />
weiterentwickelt werden. Nur so bleibt jeder Beschäf tigte<br />
fit für die Arbeitswelt von morgen.<br />
Welche politischen Gestaltungsmöglichkeiten gibt es<br />
für die Arbeitswelt der Zukunft?<br />
Zunächst ist festzustellen, dass unser geltendes Arbeitsrecht viele Spielräume<br />
bietet, um auch aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.<br />
Bereits in der Vergangenheit war es <strong>of</strong>t so, dass neue Entwicklungen<br />
weniger gesetzgeberische Antworten verlangten, als innerbetriebliche<br />
Lernprozesse. Vor dem Hintergrund der bewährten Sozialpartnerschaft<br />
in Deutschland, ist hier mehr möglich, als mancher denken mag. Auch<br />
die Politik muss <strong>of</strong>fen sein für Räume des Experimentierens und des<br />
Lernens. Konkret lässt sich dies beispielsweise in der Arbeitszeitpolitik<br />
denken. Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer verändern sich, auch in verschiedenen<br />
Lebensphasen. Es gilt daher, neue Flexibilitätskompromisse<br />
zu verhandeln, die sowohl den Anforderungen der digitalen Arbeitswelt,<br />
wie auch den familiären und gesundheitlichen Bedürfnissen der Beschäftigten<br />
Rechnung tragen.<br />
www.bmas.de<br />
DIE QUALIFIKATIONEN<br />
DER BESCHÄFTIGTEN<br />
MÜSSEN BESTÄNDIG<br />
WEITERENTWICKELT<br />
WERDEN<br />
ARBEIT 4.0<br />
THORBEN ALBRECHT<br />
Staatssekretär im Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
Berlin
WIE VERÄNDERT DIE DIGITALISIERUNG<br />
UNSEREN ARBEITSALLTAG<br />
UND WELCHE CHANCE BIETET INDUSTRIE 4.0 ?<br />
PROF. DR. KERSTIN JÜRGENS<br />
Leitung des Fachgebiets Mikrosoziologie<br />
Universität Kassel<br />
Mit „Arbeit 4.0“ ist ein Wandel angesprochen, der die bisherigen<br />
Strukturen der Arbeitswelt in Bewegung setzt. Es kristallisieren sich<br />
globale Vernetzungen und Geschäftsmodelle heraus, die neue<br />
Tätigkeitsfelder und vielfältige Arbeitsrealitäten hervorbringen,<br />
zugleich aber auch Fragen nach der Gestaltung von Arbeit und Beschäftigung<br />
aufwerfen. Menschen knüpfen große Erwartungen an den<br />
technologischen Fortschritt, wie z.B. eine Reduktion überlastender<br />
Anforderungen oder eine bessere Balance der Lebensbereiche. Ließe<br />
„Arbeit 4.0“ solche H<strong>of</strong>fnungen außer Acht, würde sie ihr innovatives<br />
Potenzial schnell verspielen.<br />
Über Inhalt und Umfang der digitalen Transformation gibt es derzeit viele<br />
und teilweise dramatisierende Spekulationen. Vor diesem Hintergrund ist<br />
es angeraten, sich an aktuellen Studien zu orientieren, die aber nicht mit<br />
exakten Prognosen verwechselt werden sollten, denn dafür sind die<br />
bevorstehenden Veränderungen zu komplex. Die Mehrzahl der aktuellen<br />
Studien kommt übereinstimmend zu der Aussage, dass sich die Beschäftigtenstruktur<br />
verändern wird. Es wird weniger Tätigkeiten in den Fertigungsberufen,<br />
dafür mehr wissensintensive Tätigkeiten geben. Einfache,<br />
routinisierbare Tätigkeiten werden verdrängt, neue hochqualifizierte<br />
Tätigkeiten werden geschaffen. Unterschiedlich eingeschätzt wird die<br />
quantitative Beschäftigungsbilanz. Die meisten Studien gehen, im<br />
Gegensatz zu einigen reißerischen Medienmeldungen, von moderaten<br />
Veränderungen aus. Eine neuere Studie im Auftrag des BMAS kommt sogar<br />
zu der Einschätzung, dass es bei einer forcierten Förderung der Digitalisierung<br />
bis zum Jahr 2030 etwa 250.000 neue Beschäftigungsverhältnisse in<br />
Deutschland geben wird. Aber auch aus dieser Studie lässt sich eindeutig<br />
folgern, dass Maßnahmen einer gezielten Förderung der Aus- und Weiterbildung<br />
dringend notwendig sind. Besonders wichtig ist die Qualifizierung<br />
von Un- und Angelernten, denen andernfalls droht, von dem bevorstehenden<br />
technologischen Wandel abgehängt zu werden.<br />
DETLEF GERST<br />
beschäftigt im Ressort „Zukunft der Arbeit“<br />
beim IG Metall-Vorstand, Frankfurt<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 37
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...<br />
FÜR
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...DIE INNOVATIVE VERBINDUNG VON<br />
NEUEN DIGITALEN GESCHÄFTSMODELLEN<br />
MIT INTELLIGENTER INFORMATIONS-<br />
TECHNOLOGIE UND NEUEN ARBEITSWEISEN.<br />
JÜRGEN SCHMIEZEK, GESCHÄFTSFÜHRER VERTRIEB<br />
LOBSTER GMBH, PÖCKING<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 39
SOFTWARE ALS<br />
WEICHENSTELLER<br />
FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
Martina Laun<br />
Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer beim S<strong>of</strong>twarehersteller<br />
Lobster mit Sitz in Pöcking, sieht die<br />
digitale Vernetzung als größte Chance in der<br />
Unternehmensgeschichte der S<strong>of</strong>twareschmiede.<br />
Denn mit den S<strong>of</strong>twareprodukten aus dem Hause<br />
Lobster lassen sich bereits heute Maschinen-, Systemoder<br />
Sensorenanbindungen für die Umsetzung von<br />
Industrie 4.0- bzw. IoT-Geschäftsmodellen realisieren.<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST BEI<br />
LOBSTER<br />
Herr Schmiezek, Lobster<br />
bietet S<strong>of</strong>twarelösungen<br />
für ein reibungsloses Datenmanagement.<br />
Was genau<br />
verbirgt sich hinter Ihren drei<br />
Produkten Lobster_data,<br />
Lobster_scm und Lobster_pim?<br />
Welche Prozesse in den<br />
Unternehmen können Sie<br />
damit abbilden?<br />
Übergreifend steht hinter den drei Produkten die Abdeckung eines so genannten eFulfillment-<br />
Ansatzes. Das eFulfillment beschreibt die elektronische Abbildung aller Prozesse – von der<br />
Beschaffung bzw. Bestellung von Produkten und Waren über das Internet bis hin zur Auslieferung<br />
– durch entsprechende S<strong>of</strong>twarelösungen. Mit unseren drei Produkten können wir demnach<br />
unseren Kunden dabei helfen, ihre individuelle eFulfillment-Strategie umzusetzen: Mit<br />
Lobster_pim decken wir den Bereich eCommerce mit Produktinformationsmanagement und<br />
Webshop ab, über Lobster_scm die Abwicklung, Überwachung und Steuerung der gesamten,<br />
logistischen Prozesskette und das gesamte, überlagernde Datenmanagement wird durch<br />
Lobster_data durchgeführt bzw. sichergestellt.<br />
Können Ihre S<strong>of</strong>tware-Systeme<br />
einzeln zum Einsatz kommen<br />
bzw. greifen sie ineinander?<br />
Alle drei S<strong>of</strong>twareprodukte sind obgleich ihrer verbindenden Gesamtstrategie unabhängig<br />
voneinander einsetzbar. Aber natürlich greifen auch alle Lösungen nahtlos ineinander. Da<br />
Lobster_scm hauptsächlich für den Einsatz in sehr heterogenen Systemumgebungen konzipiert<br />
wurde, bei denen trotz der völlig unterschiedlichen Systeme, Partner und Datenanbindungen<br />
eine ganzheitliche Transparenz und übergreifende Automation gefordert sind, wurde hier eine<br />
abgewandelte, reduzierte Variante von Lobster_data direkt in die Architektur integriert. Und<br />
Lobster_data ist per Definition als smarte, leistungsstarke Datenintegrations- und -managementlösung<br />
schon dafür entwickelt worden, mit nahezu jedem System und jeder Anwendung<br />
naht- und mühelos zu kommunizieren.<br />
LOBSTER<br />
Wie hat sich die Welt mit<br />
Industrie 4.0 für Lobster<br />
verändert?<br />
Die digitale Vernetzung bedeutet für uns die größte Chance unserer Unternehmensgeschichte.<br />
Wir sind mit unserem Hauptprodukt Lobster_data technologisch dem Markt und der derzeitigen<br />
Entwicklung um einige Jahre voraus. Nicht nur, dass wir bereits heute Maschinen-, Systemoder<br />
Sensorenanbindungen für die Umsetzung von Industrie 4.0- bzw. IoT-Geschäftsmodellen<br />
40 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
zum Beispiel auf Basis des Industriestandards OPC UA realisieren können, wir entwickeln unsere<br />
benutzergeführte Integrationstechnologie noch immer weiter in Richtung höherer Ergonomie<br />
mit einfacher, selbsterklärender Bedienung. Damit werden wir im kommenden Zeitalter<br />
der digitalen Transformation quasi zum Herzstück einer Industrie 4.0-Strategie-Realisierung.<br />
Was können Sie mit Ihrer<br />
S<strong>of</strong>tware leisten im Hinblick<br />
auf Industrie 4.0?<br />
Zunächst einmal bieten wir mit Lobster_data eine universelle, flexible und sehr leistungsstarke<br />
Datenintegrations- und -managements<strong>of</strong>tware an. Ohne jeglichen Programmierungs- und<br />
Entwicklungsaufwand lassen sich dabei so genannte hybride Integrationen – also Daten-, Anwendungs-<br />
und Systemintegrationen über unterschiedliche Bereiche hinweg (Cloud, On-<br />
Premise, Mobile etc.) – innerhalb weniger Tage umsetzen, rein über Konfiguration und Parametrisierung<br />
in sechs geführten Schritten. Eine derartige Integrationstechnologie, die zudem als<br />
reine In-Memory-Anwendung selbst Sensordaten direkt extrahieren kann, ist unabdingbar für<br />
alle neuen, digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft. Gerade weil Integrationsprojekte aufgrund<br />
des Markt- bzw. Wettbewerbsdrucks nur noch wenige Tage bis maximal einige wenige Wochen<br />
dauern dürfen (und nicht mehr mehrere Monate) und es in Zukunft aus unserer Sicht notwendig<br />
wird, dass fast ausschließlich Prozessspezialisten mit IT-Know-how (aber ohne spezielles<br />
Programmier-/Entwicklungswissen) zusammen mit den Fachbereichen direkt die Umsetzung<br />
und Integration neuer Geschäftsmodelle gestalten werden, führt kein Weg an Lobster_data<br />
vorbei.<br />
Im Bereich der digitalen Logistikkette sehen wir ebenfalls ein enormes Potenzial für die Schaffung<br />
einer „End-to-End“-Transparenz. In Verbindung mit einer konfigurierbaren Regel- und<br />
Workflow-Automatisierung decken wir genau diesen Bedarf mit Lobster_scm ab.<br />
Zwar wächst der Markt für Cloud basierte Logistikanwendungen ebenfalls sehr stark, wir sehen<br />
jedoch einen erheblichen, technologischen Nachteil derartiger Lösungen, sobald die Integration<br />
vieler verschiedener Systeme und Logistikpartner, die alle ihre eigenen Lösungen haben<br />
(und nicht auf die eine Cloud-Anwendung wechseln wollen bzw. können), gefordert ist, um<br />
eine übergreifende Transparenz in Verbindung mit einer Geschäftsprozessautomatisierung von<br />
bis zu 80% der Standardabläufe zu realisieren, um damit die Mitarbeiter zu entlasten und wertschöpfender<br />
einzusetzen. Da derartige Anforderungen zwangsläufig in Zukunft sogar noch<br />
vermehrt auftreten werden, ist auch hier Lobster_scm strategisch sehr gut positioniert.<br />
Für Lobster_pim sehen wir ebenfalls noch sehr viel mehr Potenzial aufgrund der digitalen<br />
Transformation. Da sich nicht nur der eCommerce-Markt weiterentwickeln wird, sondern insbesondere<br />
neue, digitale Geschäftsmodelle – wie etwa im Bereich „Predictive Maintenance“ –<br />
entstehen, die die Anforderungen an ein zentrales Produktinformationsmanagement nochmals<br />
erweitern werden. Zumal nur ein Bruchteil der heutigen Unternehmen mit einem umfangreichen<br />
Produktsortiment überhaupt schon ein PIM-System im Einsatz hat.<br />
Sehen Sie sich als S<strong>of</strong>twareanbieter<br />
als Enabler/Weichensteller<br />
für Industrie 4.0 bei<br />
Ihren Kunden?<br />
Wir sehen uns bei Lobster definitiv als Enabler. Wie zuvor beschrieben, kommt unseren Lösungen<br />
eine teils sehr strategische Bedeutung zu, vor allem unserer Datenintegrations-S<strong>of</strong>tware<br />
Lobster_data. Denn Informationen sind die neue Währung des digitalen Zeitalters, die aus<br />
Daten von vielen, heterogenen Systemen gewonnen werden müssen. Die Weichen für eine<br />
digitale Transformation müssen in den Geschäftsführungen der Unternehmen gestellt werden.<br />
Lobster-Geschäftsführer Jürgen Schmiezek:<br />
„Informationen sind die neue Währung<br />
des digitalen Zeitalters“<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 41
Ist Ihre S<strong>of</strong>tware kompatibel<br />
mit bereits vorhandenen<br />
S<strong>of</strong>twarestrukturen bei Ihren<br />
Kunden (ERP, MES,..)?<br />
Selbstverständlich. Integration ist schließlich unsere Kernkompetenz.<br />
Welche Branchen adressieren Sie?<br />
Wir haben keinen speziellen Branchenschwerpunkt, sondern können über das hohe Maß an<br />
Konfiguration unserer Lösungen die unterschiedlichsten Industrien bedienen.<br />
Sehen Sie branchenspezifische<br />
Unterschiede in der Nachfrage<br />
nach Industrie 4.0-fähiger<br />
S<strong>of</strong>tware?<br />
Es wird sicherlich einige Branchen geben, die sich schneller diesem Thema annehmen werden,<br />
wie zum Beispiel der Maschinenbau oder die Konsumgüter. Hier stehen wir bereits heute mit<br />
unseren Kunden in enger Abstimmung für die ersten Pilotanwendungen. Einige andere Branchen<br />
benötigen aber vielleicht noch etwas mehr Zeit, um entsprechende digitale Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln, wie zum Beispiel die Pharma- oder Chemiebranche.<br />
Wie wichtig ist das Thema<br />
Industrie 4.0 für Ihre Kunden?<br />
Sprechen Ihre Kunden das Thema<br />
Industrie 4.0 direkt an oder ergibt<br />
sich das Thema erst während der<br />
S<strong>of</strong>tware-Implementierung?<br />
Oder eher gar nicht?<br />
Dies ist sehr unterschiedlich. Sicherlich gibt es heute kein Unternehmen mehr, das nicht über<br />
eine Digitalstrategie nachdenkt oder diese vielleicht schon hat. Aktuell werden wir zwar mehr<br />
und mehr von unseren Kunden angesprochen, aber meistens merken unsere Kunden erst nach<br />
der Implementierung, welches Potenzial sie für die Realisierung von Industrie 4.0-Geschäftsstrategien<br />
bereits im Haus haben bzw. mit Lobster_data gekauft haben. Da wir seitens Lobster<br />
jedoch keine Strategieberatung machen, sondern diesen Bereich über ein entsprechendes Partnernetzwerk<br />
abdecken, kommen inzwischen auch mehr Partner mit ihren Kunden auf uns zu.<br />
Schildern Sie doch bitte<br />
den Ablauf einer typischen<br />
Implementierung Ihrer S<strong>of</strong>tware<br />
bei einem Kunden aus dem<br />
Intralogistik- bzw. Maschinenbaubereich.<br />
Wie sind die<br />
Erwartungen der Kunden?<br />
Grundsätzlich unterscheiden sich die Implementierungen zunächst nicht nach der Branche<br />
oder dem Unternehmensbereich. Bei Lobster_data ist die Umsetzung in der Regel sehr einfach:<br />
ein halber Tag Installation, zwei Tage Schulung. Danach kann der Kunde die S<strong>of</strong>tware komplett<br />
eigenständig benutzen, um Integrationen umzusetzen. Nur bei größeren Migrationen von anderen<br />
Systemen auf Lobster_data brauchen wir einige Tage mehr, je nachdem wie umfangreich<br />
die Ablöse ist. Bei Lobster_scm und Lobster_pim handelt es sich um klassische Unternehmenss<strong>of</strong>tware,<br />
die in den üblichen drei Phasen – Konzept & Design, Umsetzung & Test, Rollout &<br />
Schulung – bei den Unternehmen implementiert werden.<br />
Da wir als reiner S<strong>of</strong>tware- und Technologieanbieter auftreten, erwarten unsere Kunden von<br />
uns eine fehlerfreie S<strong>of</strong>twareimplementierung in der entsprechenden Zeit und dem vorgegebenen<br />
Budget. Strategische Beratungen decken wir nur über Partnerunternehmen ab.<br />
Welche Rolle spielt Industrie 4.0<br />
bei der Entwicklung Ihrer<br />
S<strong>of</strong>twarelösungen?<br />
Eine sehr große. Da nahezu jede Maschine, jedes Endprodukt bzw. -gerät und (fast) jeder Sensor<br />
Bestandteil einer digitalen Geschäftsstrategie mit neuen Dienstleistungen usw. sein wird,<br />
muss überall eine entsprechende S<strong>of</strong>tware vorhanden sein. Da sich jedoch auf absehbare Zeit<br />
kein einziger Standard für die Integration etablieren wird, muss dies bei der weiteren Entwicklung<br />
berücksichtigt werden. Zudem ändern sich die Anforderungen an das Benutzerverhalten<br />
und das Skill Pr<strong>of</strong>ile der Anwender. Durch die zunehmende Komplexität in der IT muss die<br />
S<strong>of</strong>tware einen Ausgleich schaffen und nahezu selbstverständlich und mühelos ohne Schulung<br />
bedienbar sein.<br />
Wie gehen Sie mit den immer<br />
größeren Datenmengen um (Big<br />
Data)? Hat sich der Anspruch an<br />
die Datenverfügbarkeit geändert?<br />
Im Wesentlichen nicht. Es sind lediglich neue Technologien hinzugekommen, die Massendaten<br />
immer noch fast in Echtzeit auswertbar machen, wie zum Beispiel In-Memory- oder NoSQL-<br />
Datenbanken. Da Informationen aus Massendaten mittlerweile auch mobil immer und überall<br />
verfügbar sein müssen, steht hier vielmehr der Bereich ICT im Fokus. Lobster_data ist bereits<br />
heute in der Lage, Integrationen von Massendaten bzw. entsprechender Big-Data-Datenbanken<br />
bereitzustellen und in Echtzeit zu übertragen – vorausgesetzt die notwendige Infrastruktur<br />
ist vorhanden.<br />
LOBSTER<br />
Wie bekommen Sie die<br />
zunehmende Komplexität der<br />
S<strong>of</strong>tware für den Anwender<br />
in den Griff?<br />
Durch noch mehr Vereinfachung und noch intuitivere Bedienung. Wir werden noch mehr so<br />
genannte Smart Agents bzw. Wizards entwickeln, damit die Anwender noch einfacher und<br />
müheloser selbst komplexeste Integrationen realisieren können.<br />
42 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
Muss die S<strong>of</strong>tware noch<br />
„intelligenter“ werden?<br />
In gewisser Hinsicht ja. Wie ich bereits zuvor geschildert habe, muss die S<strong>of</strong>tware bis zu einem<br />
gewissen Grad den Benutzer automatisch unterstützen und Aufgaben abnehmen. Der Anwender<br />
soll und muss sich auf die grundsätzlichen Herausforderungen konzentrieren: den Prozess<br />
und die Daten.<br />
Thema Schnittstellen/<br />
Standards/Richtlinien/<br />
Normen: Wo liegen da heute<br />
noch die Probleme oder sind<br />
bereits alle gelöst?<br />
Es gibt Standards, die jedoch in aller Regel nicht einheitlich angewandt werden. Zudem ist<br />
aktuell nicht erkennbar, dass sich ein einziger Standard gerade für den massiv heterogenen<br />
Markt für Industrie 4.0-bzw. IoT-Anwendungen etablieren wird. Einige Hersteller implementieren<br />
sogar weiterhin eine proprietäre S<strong>of</strong>tware, um durch diese eine künstliche Markteintrittsbarriere<br />
für Mitbewerber zu schaffen und so ihre Geschäftsmodelle abzusichern. Für uns als<br />
Lobster ist dies jedoch ein Glücksfall, da wir von Beginn an nahezu jeden Industriestandard<br />
out-<strong>of</strong>-the-box unterstützen. Je mehr Heterogenität, umso besser für Lobster.<br />
Bieten Sie Ihren Kunden eine<br />
eigene Lobster-Cloud?<br />
Ja, wir haben die Möglichkeit, unsere Lösungen über Rechenzentrums-Partner als S<strong>of</strong>tware-asa-Service<br />
bereitzustellen.<br />
Thema Akzeptanz/Datensicherheit:<br />
Welche Erfahrungen<br />
haben Sie hier mit Ihren<br />
Kunden gemacht?<br />
Nur die besten. Da Sicherheit generell bei unserer Entwicklung an oberster Stelle steht, wissen<br />
unsere Kunden, dass sie unserer Technologie zu 100% vertrauen können. Regelmäßige Sicherheitstests<br />
belegen dieses hohe Sicherheitsmaß dann noch mal schwarz auf weiß.<br />
Zukunftsvision: Wie sieht<br />
Supply Chain Management<br />
im Jahr 2025 aus?<br />
Wir werden eine vollständig digitalisierte Logistikkette vorfinden, in der unterschiedliche Anwendungen<br />
(auch in Robotern usw.) zu 80% autark von einer menschlichen Interaktion mit<br />
einem ersten Anteil an künstlicher Intelligenz miteinander kommunizieren, Entscheidungen<br />
treffen und Aktionen vornehmen. Der Mensch wird nur noch in Spezialfällen bzw. Eskalationen<br />
eingebunden. Zudem wird die S<strong>of</strong>tware völlig intuitiv und per Gestensteuerung bedienbar sein.<br />
Bilder: Aufmacher Fotolia, sonstige Lobster<br />
www.lobster.de<br />
MIT LOBSTER INS DATENMANAGEMENT 4.0 EINTAUCHEN<br />
Erfahren Sie, wie Lobster Unternehmen<br />
bei der digitalen Transformation<br />
unterstützen kann.<br />
http://industrie-4-0.lobster.de/
"Ich h<strong>of</strong>fe nicht maßgeblich verändern, aber<br />
entscheidend verbessern. Ziel ist es, die Dinge,<br />
die wir heute schon anbieten, im Sinne des<br />
Kunden noch viel perfekter, schneller und<br />
kostengünstiger und zuverlässiger zu gestalten."<br />
Frank Blase, Geschäftsführer<br />
igus GmbH, Köln<br />
GLAUBEN SIE, DASS INDUSTRIE 4.0<br />
IHR UNTERNEHMEN<br />
MASSGEBLICH VERÄNDERN WIRD?<br />
"Ich glaube, dass sich unser Unternehmen maßgeblich<br />
ändern wird. Das ist ein kontinuierlicher Prozess,<br />
den wir immer hatten und auch immer haben<br />
werden. Und natürlich wird Industrie 4.0, wie andere<br />
elementare Bewegungen zuvor auch, das<br />
Unternehmen maßgeblich verändern."<br />
Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />
Lenze SE, Aerzen<br />
NACHGEFRAGT<br />
"Das wird es sicherlich, weil Industrie<br />
4.0 das Topthema vieler unserer<br />
Veranstaltungen ist und sicherlich<br />
noch viele Jahre bleiben wird."<br />
Marc Siemering<br />
Geschäftsbereichsleiter Hannover Messe<br />
Deutsche Messe AG, Hannover<br />
44 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
"Als bereits digitales Unternehmen wird uns die 4. Industrierevolution<br />
zwar nicht maßgeblich verändern, sie wird uns aber<br />
laufend weiterentwickeln. Wir erleben und fühlen permanent<br />
die neuen Entwicklungen und Veränderungen, auch in sozialer<br />
Hinsicht (Arbeitsweisen & -umfelder, Mitarbeiteranforderungen/<br />
-ausbildungen, demographische Entwicklungen etc.), um dann<br />
unseren Kunden entsprechend technologische Antworten auf die<br />
stetig wachsenden Herausforderungen an die Hand zu geben."<br />
Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer<br />
Lobster GmbH, Pöcking<br />
"Optimeas wurde mit der Idee gegründet,<br />
genauso etwas wie Industrie 4.0 zu machen,<br />
noch bevor es den Begriff gab."<br />
Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />
optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />
"Industrie 4.0 wird unser Unternehmen verändern.<br />
Die Abläufe in den Fabriken werden sich komplett<br />
verändern. D.h. mobile Assistenzsysteme unterstützen<br />
den Menschen tagtäglich bei der Leistungserbringung.<br />
Gemeinschaftlich schaffen sie, Mensch und Technik,<br />
ein exzellentes Arbeitsergebnis."<br />
Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />
"Das Thema Industrie 4.0 wird wahrscheinlich<br />
alle produzierenden Unternehmen verändern,<br />
so auch unser Unternehmen, sowohl in der<br />
Produktion, als auch in dem Angebot unserer<br />
Sensoren."<br />
Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />
SICK AG, Waldkirch<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 45
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...<br />
FÜR
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
...WACHSTUM UNSERES UNTERNEHMENS,<br />
FORTSCHRITT, BESSERE QUALITÄT UND<br />
WETTBEWERBSFÄHIGKEIT.<br />
BURKHARD SCHRANZ, GESCHÄFTSFÜHRER<br />
OPTIMEAS GMBH, FRIEDRICHSDORF<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 47
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI OPTIMEAS<br />
EINFACH<br />
SMART LOGGEN<br />
OPTIMEAS<br />
Katja Friedl<br />
Die Vernetzung verschiedenster Datenquellen<br />
bietet die Möglichkeit, durch erweiterte<br />
Diagnoseoptionen die Qualität der Produkte<br />
und die Abläufe in der Produktion deutlich zu<br />
verbessern. Ganz im Sinne von Industrie 4.0<br />
und dem Internet <strong>of</strong> Things lassen sich auf einer<br />
einheitlichen Plattform Anwendungen in den<br />
unterschiedlichsten Bereichen optimieren.<br />
Was haben ein aufgelassener Tagebau in der Lausitz,<br />
nor wegische Lawinen und mobile Betonpumpen gemeinsam?<br />
Dies sind nur einige der Anwendungen für die<br />
Datenlogger von Optimeas. Das im hessischen Friedrichsdorf<br />
ansässige Unternehmen wurde 2010 gegründet und setzt auf<br />
Teleservice- und Überwachungslösungen. Dabei reichen die<br />
Systeme von Blackboxen in der Fahrzeugentwicklung über<br />
Erschütterungsmessungen im Bergbau und der Bauwirtschaft,<br />
kontinuier liche Diagnose von Baumaschinen, tragbaren Systemen in<br />
der Medizin bis hin zu Überwachungssystemen in der Energiewirtschaft.<br />
Dienstleistungen in den Bereichen kundenspezifische Hardwareentwicklung,<br />
drahtlose Signalübertragung, Prüfstandautomatisierung,<br />
Messdatenerfassung und -management, Simulation,<br />
technische S<strong>of</strong>twareentwicklung und Datenanalyse runden das<br />
Angebot von Optimeas ab.<br />
„Bei mobilen Maschinen werden unsere intelligenten Diagnosesysteme<br />
smartPro-CAN oder smartMini-CAN immer dann<br />
eingesetzt, wenn man verborgene Fehler finden will“, erklärt Burkhard<br />
Schranz, Geschäftsführender Gesellschafter und einer der<br />
Gründer von Optimeas. „Es ermöglicht das Isolieren und Bewerten<br />
von Ereignissen ebenso wie eine kontinuierliche Langzeitdatenerfassung.<br />
Spora dische oder statische Probleme wie Messfehler,<br />
Kontaktprobleme oder Fehler in der Steuerge rätes<strong>of</strong>tware lassen<br />
sich auf ein fache Weise ermitteln.“<br />
Insbesondere bei der Verwendung als Blackbox-System soll der<br />
Einsatz so einfach wie möglich sein. Sobald der Datenlogger eingeschaltet<br />
wird, startet er eigenständig und beginnt zu messen. Die<br />
48 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Burkhard Schranz im Gespräch<br />
mit Chefredakteurin Eva Linder<br />
Parametrierung erfolgt über eine SD-Karte am PC, auf der sich<br />
auch die Messdaten speichern lassen.<br />
Zusätzlich zu dieser automatischen Speicherung der Daten auf<br />
der internen Speicherkarte ist das Messgerät in der Lage, die<br />
Daten vollständig oder selektiv ins Internet oder Intranet zu<br />
übertragen. „Über ein optionales Mobilfunkmodem können die<br />
hauseigenen Geräte der Smart-Serie direkt eine Verbindung in<br />
Netzwerke aufbauen“, erklärt Burkhard Schranz. Dies erfolgt<br />
entweder per Datenübertragung auf einen FTP-Server oder über<br />
den Cloud-Server von Optimeas. Die Anbindung des Datenloggers<br />
an den Cloud-Server erlaubt die Kommunikation mit<br />
den Geräten, das Abfragen von Daten, das Ändern von Geräteeinstellungen<br />
und bietet sogar die Möglichkeit eines vollständigen<br />
S<strong>of</strong>tware-Updates.<br />
MOBILE MASCHINEN ERFORDERN<br />
ROBUSTE FERNWARTUNG<br />
Die Sensoren und Datenlogger werden dabei in die Elektroniksysteme<br />
der zu überwachenden Maschinen eingebunden. Wie<br />
gut das funktioniert, testet der passionierte Motorradfahrer<br />
Burkhard Schranz gern persönlich: „Wir haben unser Firmen-<br />
Motorrad mit unserer Messtechnik ausgestattet, um die Datenlogger<br />
auch im praktischen Einsatz erproben zu können.“<br />
Für „reale“ Anwendungen besteht beispielsweise zwischen<br />
Optimeas und dem Baumaschinenhersteller Zoomlion Cifa<br />
Deutschland GmbH eine enge Zusammenarbeit. Wie die Daten-<br />
logger bei Betonpumpen eingesetzt werden, schildert Burkhard<br />
Schranz: „Um Aussagen über die Nutzung abhängig vom<br />
Einsatzort treffen zu können, bedarf es eines Messsystems, das<br />
sämtliche Werte genau erfasst. Bei den Betonpumpen sind<br />
Drücke, Dehnungen, Temperaturen oder die Viskosität des<br />
Betons die zu betrachtenden Einflüsse. Das integrierte LTE-<br />
Modem des SmartCanLog-Gerätes eignet sich hierbei hervorragend<br />
zur Ferndiagnose per Mobilfunk – insbesondere da sich<br />
der Einsatzradius der Maschinen zum Teil über große Flächen<br />
von einigen 100 km Umkreis erstreckt.“<br />
Sollte eine Betonpumpe Probleme verursachen, kann ein<br />
Serviceingenieur über das Internet auf die Maschine zugreifen<br />
und Steuergeräte- sowie Messdaten live beobachten. Dies führt<br />
beim Hersteller Zoomlion Cifa Deutschland GmbH zu einer<br />
Steigerung der Servicequalität, kurzen Reaktionszeiten und<br />
weltweiter Verfügbarkeit.<br />
GEFAHREN DURCH EROSION<br />
UND LAWINEN BEGRENZEN<br />
Neben Teleservice-Lösungen steht die Erschütterungsüberwachung<br />
im Fokus der Optimeas-Entwickler. „Die Überwachung<br />
aufgelassener Tagebauflächen ist ein großes Thema“, erklärt<br />
Burkhard Schranz. Die ehemaligen Braunkohle-Abbaugebiete in<br />
Ostdeutschland werden aufgeschüttet, um sie zu renaturieren.<br />
Durch Erosion kann es jedoch zu Abrutschungen kommen, die im<br />
schlimmsten Fall Menschenleben fordern, aber auch Straßen und<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 49
01<br />
01 Die Basisplatinen werden in der eigenen Werkstatt<br />
an die Kundenanforderungen angepasst<br />
02 03<br />
02 Gesellschafter Jens-Achim Kessel<br />
03 Erik Lins entwirft neue Baugruppen<br />
04 Standort- und Leistungsdaten werden per Mobilfunk<br />
über tragen und können komfortabel ausgewertet werden<br />
05 Internetgestützte Datenerfassung auf<br />
einer einheitlichen Plattform<br />
06 Burkhard Schranz testet den Datenlogger<br />
mit dem Firmen-Motorrad<br />
07 Vom Sensor bis zur Auswertung<br />
OPTIMEAS<br />
Häuser zerstören können. Schranz weiter: „Zur Übersichtsmessung<br />
von großen Flächen wie einem Bergbaugebiet werden<br />
seismische Ereignisse über verschiedene Erschütterungsmessstellen<br />
mit entsprechenden Sensoren ermittelt. Das Messsystem<br />
erfasst Bodenbewegungen, die anthropogene oder tektonische<br />
Ursachen haben können. Da sich diese Bewegungen oder<br />
Spannungszustände großflächig auswirken können, etwa auf<br />
naheliegende Gebäude und den Straßenverkehr, ist ein zuverlässiges<br />
Frühwarnsystem notwendig.“<br />
Bei einer Alarmmeldung werden entsprechende Sicherungsmaßnahmen<br />
eingeleitet. Langfristig könnten so seismische<br />
Ereignisse vorhergesagt werden. Gerade für schwer zugängliche<br />
Messstellen, wie in diesem Fall, erweist sich die mobile<br />
Datenüber tragung als prädestiniert. Die relevanten Daten werden<br />
bei Bedarf automatisch in die Cloud übertragen.<br />
Eine weitere Aufgabe ist die Erschütterungsüberwachung im<br />
Bausektor. Hier müssen Gebäude, Straßen, Brücken, Tunnel und<br />
Staudämme überwacht werden. Gemäß DIN 4150. Das SmartGeo-<br />
Log wird den spezifischen Anforderungen durch die Kombination<br />
einer leistungsfähigen, aber energiesparenden Hardware mit speziell<br />
angepasster S<strong>of</strong>tware gerecht. Mit K-Utec AG als Servicepartner<br />
fließt zudem jahrelange Erfahrung im Bereich Geophysik und Geomechanik<br />
mit ein.<br />
INDIVIDUELLE ANFORDERUNGEN ERFÜLLEN<br />
Dr. Jens-Achim Kessel, ebenfalls Gesellschafter und Gründer von<br />
Optimeas sowie verantwortlich für Automatisierung, Regelungstechnik<br />
und die Entwicklung der Standards<strong>of</strong>twareprodukte, sagt:<br />
„Es ist eine unserer Stärken, dass wir unsere Kunden auf ihrem<br />
Fachgebiet abholen und die Projekte entsprechend kompetent<br />
umsetzen können. Gerade wenn man sich in die Themengebiete<br />
einarbeiten muss, können wir unsere Stärken ausspielen.“<br />
Zu den eher „exotischen“ Projekten im geophysikalischen<br />
Bereich gehört auch die Lawinenüberwachung in Norwegen. Da<br />
das Land nur dünn besiedelt ist, werden Straßenabschnitte, die<br />
regelmäßig durch Lawinen verschüttet werden, per SmartGeoLog<br />
überwacht. „Unser System meldet den Lawinenabgang an die Leitwarte,<br />
die nun Räumfahrzeuge zur blockierten Straße schicken<br />
kann“, berichtet Burkhard Schranz.<br />
Ein weiterer großer Einsatzbereich für die Datenlogger ist die<br />
Anlagenüberwachung im Energiesektor. Damit lassen sich<br />
beispiels weise Umspannstationen, Wind- und Solaranlagen überwachen<br />
und fernwarten.<br />
Die Basiskomponenten für alle Systeme lässt Optimeas extern<br />
bestücken. Die Endmontage, Kalibrierung und Qualitätssicherung<br />
erfolgen im Haus. Die funktionellen Baugruppen werden von<br />
50 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
04 05<br />
06 07<br />
Dr. Erik Lins entworfen. Der Physiker erläutert: „Unsere Familie an<br />
Datenloggern basiert auf einer Plattform, die sich modular<br />
erweitern und an die individuellen Kundenanforderungen<br />
anpassen lässt.“ Das Besondere: Anders als herkömmliche Systeme<br />
– die typischerweise aus vielen Einzelkomponenten bestehen – ist<br />
bei den Optimeas-Geräten bereits alles eingebaut. Als Optionen<br />
stehen beispielsweise WLAN- und LTE-Anbindung, GPS oder<br />
Akkubetrieb zur Auswahl.<br />
DIE CLOUD STEHT IM ZENTRUM DER LÖSUNGEN<br />
Die Stärke der Optimeas-Systeme ist die Nutzung der Cloud zur<br />
Weitergabe und Analyse der Daten. Burkhard Schranz: „Optimeas<br />
wurde gegründet, bevor es die Begriffe Industrie 4.0 (I40) und Internet<br />
<strong>of</strong> Things (IoT) gab, doch das, was hinter diesen Schlagwörtern<br />
steckt, ist genau unsere Gründungsidee.“ Mit der Einführung des<br />
UMTS-Standards wurden die Datenmengen, die sich schnell per<br />
Mobilfunk übertragen lassen, immer größer. Und damit boten sich<br />
völlig neue Möglichkeiten, gesammelte Daten zu verarbeiten.<br />
„Unsere Aufgabe als Optimeas besteht vor allem darin, die Daten<br />
richtig zu kombinieren, um vernünftige Aussagen treffen zu können“,<br />
betont Schranz. „Das IoT wird sich stetig weiterentwickeln und<br />
derzeit findet der größte Ausbau im Bereich der Produktionsanlagen<br />
statt.“ Die Unternehmen hätten erkannt, dass ihnen Industrie 4.0 die<br />
Möglichkeit bietet, die Qualität ihrer Produkte zu erhöhen und<br />
reibungslosere Prozesse zu gewährleisten. „In den nächsten zehn<br />
Jahren wird I40 stark wachsen und ich bin gespannt, in welche<br />
Bereiche wir noch vordringen werden“, so Schranz.<br />
Bilder: Katja Friedl, Optimeas<br />
www.optimeas.de<br />
VIDEO<br />
Was ein Datenlogger mit Industrie 4.0 zu<br />
tun hat und wo die Firma Optimeas sonst<br />
noch überall auf 4.0-Niveau ist, sehen<br />
Sie hier.<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_optimeas<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 51
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...<br />
FÜR
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
...ABER IM WESENTLICHEN FÜR UNSERE<br />
KUNDEN, D. H. FÜR DIE MASCHINENBAUER<br />
UND DIE INDUSTRIELLEN ENDKUNDEN,<br />
DEN VORSPRUNG IM INTERNATIONALEN<br />
WETTBEWERB WEITER AUSZUBAUEN.<br />
JÜRGEN SIEFERT, VICE PRESIDENT OEM<br />
SCHNEIDER ELECTRIC GMBH, RATINGEN<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 53
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI SCHNEIDER ELECTRIC<br />
VIDEO<br />
Was Industrie 4.0 für Schneider<br />
Electric bedeutet, erfahren Sie<br />
auch in unserem Video:<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_schneider<br />
DIE DENKWEISE DES<br />
AUTOMATISIERERS ABLEGEN<br />
SCHNEIDER ELECTRIC<br />
Dirk Schaar<br />
Schneider Electric ist globaler Spezialist für<br />
Energiemanagement und Automation – und<br />
damit auch für Industrie 4.0? Das wollte ich<br />
herausfinden und bin nach Marktheidenfeld<br />
gefahren. Wie also kann das Unternehmen<br />
seine Kunden konkret bei der Planung<br />
industrieller Anlagen unterstützen und die<br />
vernetzte Produktion Realität werden lassen?<br />
Die Digitalisierung ist in vollem Gange und die Industrie<br />
macht sich mehr und mehr die Vernetzung von Maschinen<br />
zu Nutze. Intelligente Kommunikationsbausteine bieten<br />
heute bereits neue Möglichkeiten der Datenerfassung und<br />
-auswertung, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu sparen.<br />
Dies beinhaltet die gesamte Automatisierungstechnik, ebenso wie<br />
auch den digitalen Wandel in der Energieverteilung. Bei Schneider<br />
Electric kommt gleich beides zusammen, vereint man doch alle<br />
Disziplinen unter einem Dach.<br />
Marktheidenfeld, hier am Schneider Electric-Standort bin ich<br />
unterwegs auf den Spuren von Industrie 4.0. Denn auch hier<br />
verbindet sich in idealer Weise die Automatisierungstechnik mit<br />
den Themen aus der Energieverteilung, ist doch mitten im Spessart<br />
das internationale Headquarter für den Bereich Machine Solutions<br />
zuhause. Um herauszufinden, wie Industrie 4.0 schon im Unternehmen<br />
angekommen ist, treffe ich Jürgen Siefert, Vice President<br />
Industry OEM: „Wir haben schon im Jahr 1997 damit begonnen,<br />
erste Industrie 4.0-ready-Lösungen zu realisieren. So konnten wir<br />
damals mit dem Modbus TCP die Basis legen. Der <strong>of</strong>fene Standard<br />
hat sich bis heute zu dem weltweit am meisten genutzten Ethernet-<br />
Protokoll entwickelt.“ Zur Jahrtausendwende besaßen also die<br />
SPSen bereits die ersten Ethernet-Module, über die Anlageninformationen<br />
in relationalen Datenbanken erfasst wurden. So war man<br />
einer der ersten Hersteller, der seine Steuerungen mit integrierten<br />
Web-Servern versehen hat. 2013 konnte mit der Markteinführung<br />
der Steuerung Modicon M580 ePAC Embedded Ethernet sogar bis<br />
in die Backplane erweitert werden. Auch befasst sich Schneider<br />
Electric seit fast 20 Jahren mit intelligenten, vernetzten Schaltanlagen<br />
54 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
01 Jürgen Siefert: „Schon seit 1997 haben wir<br />
Industrie-4.0-ready-Produkte.“<br />
02 Antonin Guez: „Für uns ist die enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden wichtig.“<br />
03 Thomas Matschke: „Easy-to-use heißt die Zukunft.“ 04 Michael Kuhnert: „S<strong>of</strong>tware wird in Zukunft das wichtigste<br />
Industrie 4.0-Produkt sein.“<br />
und dem Energiemonitoring. „Für uns ist nur der Begriff Industrie 4.0<br />
neu. Und wenn man auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre<br />
schaut, dann ist dieser aktuelle Trend für uns keine Revolution,<br />
sondern eine Evolution, die uns noch viele Jahre beschäftigen wird“,<br />
erklärt Antonin Guez, Vice President Partner Projects & Buildings<br />
und Kollege von Jürgen Siefert.<br />
MEHRWERTE SCHAFFEN<br />
Neben den schon lange realisierten Ethernet-basierten Lösungen<br />
steht für Schneider Electric vor allem die Vernetzung von Modulen,<br />
Produkten und Anlagen im Fokus. So soll der Anwender die Möglichkeit<br />
bekommen, wesentlich effizienter zu produzieren, aber<br />
auch Störungen und Probleme in seinen Prozessen früher zu erkennen.<br />
„Ziel ist es, mit Industrie 4.0-Ansätzen für den Kunden einen<br />
Mehrwert zu schaffen und es ihm in Zukunft zu ermöglichen, Vorgänge<br />
auszuwerten, die ihm bisher verwehrt blieben“, erklärt Jürgen<br />
Siefert. Um das zu erreichen, muss es zu einem kompletten Umdenken<br />
in den Unternehmen kommen. Nur so lässt sich Industrie 4.0<br />
effizient machen und ein deutlicher Kostenvorteil erzielen. „Wir<br />
haben das bereits heute bei einigen Kunden realisiert. Ein gutes Beispiel<br />
stellt hier die Firma Mangelberger dar“, berichtet mir Michael<br />
Kuhnert, Director Sales & Marketing Industrie bei Schneider Electric.<br />
Die Mangelberger Elektrotechnik GmbH mit Sitz in Roth bei Nürnberg<br />
ist ein Lösungsanbieter für Gebäudeautomation mit Schwerpunkt<br />
in den Segmenten Retailer, Discounter und Fast-Food-Ketten.<br />
Eine Alleinstellung hat sich das Unternehmen insbesondere durch<br />
seine Dienstleistungen auf Basis selbst entwickelter Technologien<br />
für Internet-gestützte Fernwartung, Fernsteuerung, Energie-<br />
Management und Smartmetering erarbeitet. Der Elektro- und<br />
Schaltanlagenbau ist eine tragende Säule bei Mangelberger. Für das<br />
dezentrale Sammeln von Daten in einer Cloud und deren weitere<br />
Verwendung wird jede Schaltanlage mit einer in Eigenregie entwickelten<br />
Kommunikationstechnologie ausgestattet, welche die<br />
Verbrauchs-, Referenzierungs- und Zustandsdaten aus dem Schaltschrank<br />
im Feld im XML-Format an eine Cloud liefert. Von dort<br />
kann Mangelberger weltweit online z. B. Strom-Messwerte und<br />
andere Messgrößen für einzelne, in einem Objekt befindliche Verbraucher<br />
abrufen. Mehr als 5 000 mit der Technologie ausgerüstete<br />
Schaltanlagen-Systeme befinden sich bereits weltweit im Feld.<br />
„Zum Verteilen und Schalten von Energie kam nun Schneider Electric<br />
ins Spiel. In diesem Pilotprojekt möchten wir das Potenzial einer<br />
Industrie 4.0-Strategie in noch größerem Umfang ausschöpfen:<br />
Unser Ziel ist die automatisierte, robotergestützte Bestückung kompletter<br />
Schaltanlagen. Den Automatisierungs-Part übernehmen wir<br />
mit unserem umfassenden Programm für die Automatisierung<br />
kompletter Maschinen und Anlagen sowie mit unseren eigenen<br />
Engineering-Spezialisten“, berichtet Michael Kuhnert über das Projekt.<br />
Während bei Mangelberger eine Betrachtung der Gesamtstrategie<br />
von hoher Bedeutung ist, fangen viele Unternehmen an, zunächst<br />
nur in Teilbereichen ihrer Produktion zu optimieren. Auch das ist<br />
letztlich ein gangbarer Weg, denn eine fertige Industrie 4.0-Lösung<br />
erwartet heute noch kein Kunde vom Hersteller oder Zulieferer.<br />
Eher gehen die Erwartungen in die Richtung, dass beide Seiten die<br />
anstehenden Aufgaben gemeinsam im Angriff nehmen. Und so war<br />
es auch in Roth. „Bei Mangelberger hat man erkannt, dass Industrie<br />
4.0 kein Selbstzweck ist, sondern notwendig, um auch in<br />
Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben“, weiß Michael Kuhnert.<br />
ALLIANZEN BILDEN<br />
Betrachtet man eine Studie der KfW, so wird man feststellen, dass<br />
erst 30% der Unternehmen überhaupt in den Kinderschuhen von<br />
Industrie 4.0 angekommen sind. Daher steht es für Schneider<br />
Electric außer Frage, sich so früh wie möglich mit den zukünftigen<br />
Technologien auseinanderzusetzen und mit Kunden oder auch<br />
Hochschulen Allianzen zu schließen. „Die Schlagzahl der Innovationen<br />
nimmt aber exponentiell zu. Mit Start-ups und kreativen<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 55
Köpfen entstehen Innovationen, über die wir vor einem Jahr nicht<br />
mal nachgedacht haben. Daher müssen wir bei den technischen<br />
Innovationen dabei sein und in die notwendigen Kompetenzen<br />
investieren“, ist Jürgen Siefert überzeugt.<br />
An diesem Punkt gehen aber die Welten für Schneider Electric<br />
deutlich auseinander. Kann man sich im Bereich der OEMs auf die<br />
sogenannten Early-Adopters konzentrieren, also die Unternehmen,<br />
die bereits konkrete Vorstellungen von der Umsetzung der Industrie-4.0-Strategie<br />
haben, so sieht die Welt der Energieverteilung<br />
noch etwas anders aus. „Natürlich haben wir ähnliche Erfahrungen<br />
aus unserem Bereich, wenn wir große Kraftwerke oder Stahlwerke<br />
betrachten. Gerade in der Energieverteilung und im Gebäudemanagement<br />
gibt es aber viele Unternehmen, die noch keine<br />
Vorstellungen von Industrie 4.0 haben. Umso wichtiger ist es für<br />
uns, diese Unternehmen an die Thematik heranzuführen und<br />
gemeinsam über die Bedürfnisse der Branche und deren Kunden<br />
zu diskutieren, um letztlich mögliche Kosteneinsparungen zu realisieren“,<br />
ist sich Antonin Guez sicher.<br />
BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
Auch die moderne Energietechnik muss kommunikations- und<br />
zukunftsfähig durch Schnittstellen zum Internet der Dinge sein. Um<br />
diese Anforderungen erfolgreich umzusetzen und einen effizienten<br />
Betrieb sowie aussagekräftiges Energiemanagement in Gebäuden,<br />
Data Centern und Fertigungsstätten zu gewährleisten, braucht es<br />
Innovationen auf allen Ebenen: angefangen bei Smart Panels bis<br />
hin zu Leistungsschaltern. Schneider Electric hat dazu den Masterpact<br />
MTZ vorgestellt. „Mit der neuen Generation von Leistungsschaltern<br />
reagieren wir auf die Herausforderungen der Digitalisierung<br />
und Industrie 4.0. Der komplett kommunikationsfähige und<br />
vernetzte Leistungsschalter ist Schutz- und Messgerät in einem und<br />
sorgt als Lösungsbaustein für Betriebsanalyse, Wartungsmanagement<br />
und Fehlerdiagnose für eine hohe Anlagenverfügbarkeit“,<br />
erklärt mir Thomas Matschke, im Team von Antonin Guez, zuständig<br />
für das Projektmanagement Schaltanlagensysteme. Die im Masterpact<br />
MTZ integrierte Kommunikationsfunktion ermöglicht es, die<br />
Energieeffizienz, Produktivität und Flexibilität zu steigern. Der <strong>of</strong>fene<br />
Leistungsschalter kann an jedes Energie- oder Gebäudemanagementsystem<br />
angebunden werden und eignet sich so optimal zur<br />
Ergänzung von intelligenten Schaltanlagen. Eine integrierte Ethernet-<br />
Schnittstelle macht den Schalter netzwerk- und internetfähig. Auch<br />
besitzt er die Fähigkeit zur Selbstdiagnose in Echtzeit. „Der Masterpact<br />
MTZ ist auf jeden Fall bereit für Industrie 4.0, denn auch seine<br />
Bedienung lässt sich problemlos über ein Smartphone realisieren“,<br />
blickt Thomas Matsche stolz<br />
auf das neue Produkt. Und Antonin<br />
Guez fügt hinzu: „Wenn unsere<br />
Kunden heute in eine intelligente Anlage investieren, müssen sie sicher<br />
sein, dass die verwendeten Systeme auch den zukünftigen Anforderungen<br />
gerecht werden können. Mit dem Masterpact MTZ haben<br />
wir genau so ein Future-ready-Produkt entwickelt.“<br />
SOFTWARE IST DIE ZUKUNFT<br />
Wo aber liegt die wahre Zukunft von Industrie 4.0? Sind es dann<br />
noch die Produkte, die im Vordergrund stehen? Sind es die Lösungen?<br />
„Alle unsere Produkte sind bereits Industrie 4.0-ready. Nun machen<br />
wir uns Gedanken, wie wir die S<strong>of</strong>twarebausteine so optimieren<br />
können, dass der Kunde aus seinen vielen Daten die optimalen<br />
Schlüsse ziehen kann. Wichtigstes Industrie 4.0-Produkt wird also<br />
in Zukunft die S<strong>of</strong>tware sein“, ist sich Michael Kuhnert sicher. So<br />
beschäftigt Schneider Electric bereits heute sehr viele S<strong>of</strong>twareentwickler<br />
und Mathematiker in seinen Teams, die mit den Kunden<br />
Lösungen entwickeln. „Mit der Denkweise eines Automatisierers<br />
kommen wir jedenfalls nicht weiter! Wir müssen neue Ideen entwickeln.<br />
Wir müssen querdenken“, so auch die Meinung von<br />
Jürgen Siefert.<br />
S<strong>of</strong>tware und vor allem Apps werden auch für Thomas Matschke<br />
immer mehr zum Produkt. So wurde der Masterpact MTZ bereits<br />
als Plattform aufgebaut, die jede Menge S<strong>of</strong>tware bietet, die dem<br />
Anwender zu neuen Möglichkeiten verhilft. „Der Kunde kann so in<br />
seiner gewohnten Umgebung „Smartphone“ neue Dinge ausprobieren.<br />
App laden – loslegen. Easy-to-use heißt die Zukunft. So<br />
werden wir bei Schneider Electric immer mehr zum S<strong>of</strong>twareengineer<br />
und können behaupten, dass wir hier schon einer der<br />
Top-Player im Markt sind.“<br />
ENGE ZUSAMMENARBEIT<br />
Wie kann Schneider Electric seine Kunden konkret bei der Planung<br />
industrieller Anlagen unterstützen und die vernetzte Produktion<br />
Realität werden lassen? Das war meine Eingangsfrage heute hier in<br />
Marktheidenfeld. Ich durfte jede Menge über die Strategie des<br />
Unternehmens, das Zusammenspiel der verschiedenen Produktbereiche<br />
und über die ganzheitliche Betrachtung von Industrie 4.0<br />
erfahren. Bei Schneider Electric hat man große Pläne und Ziele,<br />
aber wie die Zukunft genau aussieht, weiß natürlich auch hier noch<br />
niemand genau, auch nicht Antonin Guez: „Für uns ist daher die<br />
enge Zusammenarbeit mit den Kunden wichtig. Nur gemeinsam<br />
können wir Produkte, S<strong>of</strong>tware und natürlich auch notwendige<br />
Datensicherheit vorantreiben. Wenn wir dann noch die eigenen<br />
S<strong>of</strong>twarekompetenzen erhöhen, die wegweisenden Technologien<br />
wie Cloud-Lösungen ausbauen und mit etablierten Partnern<br />
zusammenarbeiten, werden wir auch das Vertrauen<br />
beim Kunden genießen. Das ist unser Ziel!“<br />
www.schneider-electric.de<br />
SCHNEIDER ELECTRIC<br />
05 Servo-Drive steht für sicherheitsgerichtete<br />
Kommunikation<br />
06 Der Altivar Prozess ist der erste<br />
Frequenzumrichter mit Embedded Services<br />
07 Der Masterpact MTZ ist auf die<br />
Anforderungen von Industrie 4.0 vorbereiet<br />
56 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />
FÜR SCHNEIDER ELECTRIC?<br />
Wo steht Schneider Electric<br />
aktuell bei den Entwicklungen<br />
rund um Industrie 4.0?<br />
Guez: Heute haben wir bereits Innovationen auf allen Ebenen der Automatisierung, der<br />
Elektrotechnik, der Stromverteilung, dem Energiemanagement und der S<strong>of</strong>tware. Wir nennen<br />
das „Innovation@every level“. Das bedeutet, dass wir die relevanten Daten, zum richtigen<br />
Zeitpunkt, bei den richtigen Personen zur Verfügung stellen müssen. Es geht also um mehr<br />
als nur Big Data. Dazu müssen wir unsere Kunden in die Prozesse involvieren und sie<br />
motivieren, mit uns die notwendigen Schritte zu gehen.<br />
Was braucht man dazu,<br />
um Erfolg zu haben?<br />
Siefert: Industrie 4.0 heißt, die richtige Basis bei Hardware und S<strong>of</strong>tware zu liefern und diese<br />
gemeinsam mit dem Kunden in Lösungen umzusetzen. Um das zu schaffen brauchen wir die<br />
notwendigen Kompetenzen im eigenen Hause. Und die haben wir in der Automatisierung, als<br />
auch im Schaltanlagenbau. Wenn wir dann im Markt als ein Team auftreten, werden wir die<br />
Themen von Industrie 4.0 auch erfolgreich spielen können. Der Teamgeist beginnt dabei am<br />
Kopf des Unternehmens und zieht sich dann durch alle Abteilungen.<br />
Denkt denn ein Automatisierer<br />
heute schon so weit, dass er<br />
auch die Energieverteilung<br />
seiner Anlage im Blick hat?<br />
Guez: Leider noch viel zu wenig. Wir müssen ihm daher die Vorteile aufzeigen, die wir<br />
gemeinsam erreichen können. So ist es z. B. möglich, über die Analyse der Stromverbräuche<br />
einer Maschine zu identifizieren wann ein Maschinenbauteil ausfällt. Predictive Maintenance ist<br />
also ein guter Ansatz. Die Vernetzung der Disziplinen schafft auf jeden Fall eine Menge Potenzial.<br />
Ein Beispiel sehen wir heute in unserem Produkt Masterpact MTZ, in dem sich alles vereint.<br />
Verändert sich dann auch die<br />
Arbeitswelt mit Industrie 4.0?<br />
Siefert: Absolut! Industrie 4.0 ist ein Thema für alle. Dem sollten sich nicht nur Unternehmen<br />
annehmen, sondern auch jeder Arbeitnehmer. Die Herausforderung ist für jeden, sich<br />
weiter zubilden. Das fördern wir bei Schneider Electric, wir fordern das aber auch!<br />
08 Jürgen Siefert<br />
ist Vice President<br />
Industry OEM<br />
09 Antonin Guez ist<br />
Vice President Partner<br />
Projects & Buildings
TECHNISCHE SYSTEME<br />
BEHERRSCHBAR MACHEN<br />
Was muss die Forschung leisten, damit Deutschland Vorreiter<br />
in der Umsetzung von Industrie 4.0 wird?<br />
Die Forschung ist ein ganz wichtiger Treiber für die Umsetzung<br />
der Industrie 4.0. Da die Digitalisierung aber eine sozio-technische<br />
Entwicklung ist, müssen wir den Menschen in den Mittelpunkt<br />
der Aktivitäten stellen, wenn Industrie 4.0 ein Erfolg sein<br />
soll. Das geht nur durch eine frühe Einbindung der relevanten<br />
Akteure und Statusgruppen.<br />
Wie gestaltet Ihr Institut den Wandel zu Industrie 4.0 mit?<br />
Als einer der regionalen Kompetenzzentren im Spitzencluster<br />
„Intelligente Technische System OstwestfalenLippe it’s OWL“<br />
haben die Lemgoer Forschungseinrichtungen ihren Fokus auf<br />
einer „Human-Centered Automation“. Die kognitiven Fähigkeiten<br />
des Menschen steigen nicht in gleichem Maße wie die Komplexität<br />
künftiger technischer Systeme. Daher wollen wir vernetzte<br />
Assistenzsysteme entwickeln, die eine Teilintelligenz haben und<br />
Entscheidungen des Menschen unterstützen, in bestimmten Teil-<br />
bereichen auch selbst treffen können. Hiermit wollen wir die<br />
Komplexität für den Menschen in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen,<br />
wie beispielsweise der Entwicklung, der Inbetriebnahme<br />
und dem Betrieb von technischen Systemen beherrschbar<br />
machen.<br />
Wie sieht die Arbeitswelt in 10 Jahren aus, wenn Industrie 4.0<br />
voraussichtlich in vollem Umfang umgesetzt ist (Stichwort:<br />
menschenleere Fabriken)?<br />
Die Arbeitswelt in 10 Jahren wird in der Produktion durch eine<br />
viel stärkere Vernetzung von Mensch, Produkt und Maschine<br />
geprägt sein. Wenn wir alles richtig gemacht haben, dann wird<br />
künftig Arbeit stärker selbstbestimmt und weniger fremdgesteuert<br />
sein. Daran arbeiten wir gemeinsam mit Akteuren aus der<br />
Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft in der SmartFactoryOWL,<br />
einem gemeinsamen Demonstrations- und Transferzentrum der<br />
Fraunh<strong>of</strong>er-Gesellschaft und der Hochschule OWL.<br />
www.iosb-ina.fraunh<strong>of</strong>er.de<br />
WIR MÜSSEN<br />
DEN MENSCHEN<br />
IN DEN MITTELPUNKT<br />
DER AKTIVITÄTEN<br />
STELLEN<br />
FORSCHUNG 4.0<br />
PROF. DR.-ING. JÜRGEN JASPERNEITE<br />
Leiter der Forschungseinrichtungen<br />
Fraunh<strong>of</strong>er IOSB-INA und Institut für<br />
industrielle Informationstechnik<br />
Hochschule OWL, Lemgo
WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />
FÜR DEN STANDORT DEUTSCHLAND?<br />
PROF. DR.-ING. DR. H.C. DETLEF ZÜHLKE<br />
Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative<br />
SmartFactory KL e.V.<br />
Kaiserslautern<br />
Deutschland ist im internationalen Vergleich führend in der Forschung<br />
auf dem Gebiet der Produktionstechnologie. Zusammen mit der<br />
deutschen Industrie gilt es, diese Führung zu behaupten und dank der<br />
intensiven Forschung zukunftsweisende Themen mitzugestalten. Dies<br />
gilt übrigens auch für unsere Nachbarn Schweiz und Österreich.<br />
Während in vielen Ländern eine Entkopplung von Forschung und<br />
Industrie stattgefunden hat, ist die Forschung in der gesamten<br />
DACH-Region sehr industrienah aufgestellt. Dies ist ein<br />
Standortvorteil, den wir uns zu Nutze machen müssen.<br />
PROF. DR.-ING. R. ANDERL<br />
FG Datenverarbeitung in der Konstruktion<br />
TU Darmstadt<br />
Industrie 4.0 hat sehr große Auswirkungen auf den Forschungsstandort<br />
Deutschland. Der Grund dafür ist, dass von Industrie 4.0 einerseits<br />
mehrere Wissenschaftsdisziplinen (insbesondere Ingenieurwissenschaften<br />
und Informatik aber auch Sozialwissenschaften) betr<strong>of</strong>fen sind<br />
und andererseits das gesamte Spektrum an Forschungspr<strong>of</strong>ilen, von der<br />
Grundlagen- über die Anwendungs- bis hin zur Industrieforschung<br />
beteiligt ist. Interessant ist, dass nun auch internationale Forschungsverbünde<br />
entstehen, wie etwa die, die durch die Europäische Union<br />
gefördert werden. Inhaltlich liegen die Forschungsschwerpunkte auf<br />
den Themenfeldern, die in der Forschungsroadmap der Plattform<br />
Industrie 4.0 ausgewiesen wurden.<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 59
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...<br />
FÜR
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...EINEN KREATIVEN SPIELRAUM<br />
ZU HABEN, UM DIESE SPANNENDEN<br />
AUFGABEN ANZUPACKEN.<br />
RALF SOLTWEDEL, GESCHÄFTSFÜHRER<br />
SCHULZ SYSTEMTECHNIK GMBH, VISBEK<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 61
DURCHGÄNGIGKEIT<br />
IM PROZESS<br />
Nicole Steinicke<br />
Die Automatisierung von Produktionsabläufen gehört seit vielen Jahren<br />
zu den Kernkompetenzen der Schulz Systemtechnik. Vom firmeneigenen<br />
Prozessleitsystem über Steuerungstechnik bis hin zu Schaltanlagen<br />
und Energiemanagement bietet das Unternehmen ganzheitliche<br />
Lösungskonzepte für zahlreiche Branchen an. Die Digitalisierung spielt<br />
bei all dem eine wesentliche Rolle. Der Automatisierungsspezialist ist<br />
schon heute ganz vorne mit dabei und macht Sie fit für Industrie 4.0.<br />
SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />
Die Bedürfnisse der Kunden verstehen, technologische Herausforderungen<br />
meistern und die Technik beherrschen – dafür<br />
steht die Schulz Systemtechnik GmbH. Das Familienunternehmen<br />
mit Sitz in Visbek hat sich auf die Entwicklung individueller<br />
Automatisierungslösungen spezialisiert und betreut mit<br />
rund 1 000 Mitarbeitern Projekte unterschiedlichster Bereiche, die<br />
kaum vielseitiger sein können. Industrieauto mation, Sondermaschinen<br />
und Robotik, Automotive und Agrartechnik sind nur einige<br />
Beispiele aus dem umfangreichen Feld möglicher Applikationen.<br />
Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass für all die<br />
verschiedenen Themen das erforderliche Fachwissen rund um<br />
Mechanik, Elektronik und Informatik verfügbar ist. Und somit<br />
finden auch die neuen Anforderungen der Hightech-Strategie<br />
Industrie 4.0 bereits heute umfassend Berücksichtigung in den<br />
Lösungskonzepten des Unternehmens und sind Anspruch und<br />
Vision zugleich. Damit wird der Grundstein gelegt, um auch in<br />
Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
GEMEINSAM ENTWICKELTE LÖSUNGEN IM<br />
ZEITALTER VERNETZTER PRODUKTIONSPROZESSE<br />
Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 wandelt sich mehr und mehr von<br />
einer Strategie in konkrete technologische und praktische Aufgabenstellungen.<br />
Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung,<br />
den zunehmenden Grad der Digitalisierung und Vernetzung von<br />
Produkten und Wertschöpfungsketten abzubilden und beherrschbar<br />
zu machen. Aber genau das stellt für viele mittelständische Unternehmen<br />
eine schwer zu überwindende Hürde dar. Mit Lösungen<br />
für die Industrieautomation, beispielsweise mit durchgängigen<br />
Prozessleitsystemen sowie mit Konzepten aus dem Sondermaschinenbau<br />
und der Robotik, nimmt Schulz Systemtechnik seine Kunden<br />
an die Hand auf dem Weg in die vernetzte Welt. Wie das aussehen<br />
kann, haben wir uns vor Ort ansehen können und sind der digitalen<br />
Zukunft einen Schritt näher gekommen.<br />
DEN OPTIMIERUNGSBEDARF SINNVOLL<br />
ANALYSIEREN UND DEFINIEREN<br />
Um sich zukunftssicher für Industrie 4.0 zu rüsten, bietet Schulz<br />
einen sogenannten I4.0-Check an. Spezialisten analysieren beim<br />
Kunden vor Ort, was sich digitalisieren, vernetzen und automatisieren<br />
lässt. Nach der Bestandsaufnahme und Analyse der Fertigungsprozesse<br />
werden das Automatisierungspotenzial sowie mögliche<br />
Lösungswege aufgezeigt. Damit ist transparent, in welchen Bereichen<br />
das größte Potenzial liegt und wo gestartet werden sollte,<br />
um den schnellsten und größten Return on Investment zu erzielen.<br />
Und das Beste daran: Der Automatisierungsspezialist bietet die<br />
komplette Lösung aus einer Hand – Mechanik, Elektrotechnik und<br />
Informatik.<br />
Eines der Kernthemen bei Schulz ist das Product Lifecycle<br />
Manage ment (PLM) mit der Entwicklung des firmeneigenen MESund<br />
Prozessleitsystems Schulz productionstar. Es bietet u. a. Auswertung,<br />
Analyse und Verarbeitung vorhandener Daten, transparente<br />
und flexible Produktionsplanung und erlaubt die Bedienung durch<br />
mobile Endgeräte. „Durch die gezielte Analyse und Produktionsplanung<br />
lässt sich die Wertschöpfung um bis zu 10 % steigern“,<br />
bekräftigt der Geschäftsführer Ralf Soltwedel bei unserem Besuch<br />
in Bremen.<br />
VIDEO<br />
I4.0: Digitale Durchgängigkeit von der<br />
virtuellen Fabrik bis zum Prozess – warum<br />
dies so wichtig ist, erfahren Sie hier:<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_schulz<br />
62 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
01 Kann man Lösungen<br />
bauen? Aber ja! Wie, verrät<br />
Ralf Soltwedel im Gespräch mit<br />
Redakteurin Nicole Steinicke<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST BEI<br />
SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />
INDUSTRIE 4.0 WIRD ZUR TEAM-ARBEIT<br />
Industrie 4.0 bringt auch eine Veränderung der Arbeitswelt mit<br />
sich. Zum Beispiel in der Mensch-Roboter-Interaktion: Menschen<br />
und Roboter werden zu realen Kollegen und arbeiten Hand in<br />
Hand. Von der Montage bis zum Etikettieren, von Pick-and-Place<br />
bis zum Schweißen, vom Verpacken bis zum Polieren – es sind<br />
kaum noch Grenzen gesetzt. Und das lässt sich sogar ohne Schutzzäune<br />
realisieren. Auch hier setzt Schulz Maßstäbe und bietet mit<br />
einem eigenen Schulungszentrum praxisnahe Qualifizierungsmaßnahmen<br />
in Industrie- und Leichtbaurobotik an. Aber auch Firmenseminare<br />
sind möglich. Das Schulungsprogramm richtet sich an<br />
Anlagenbediener, Techniker und Programmierer, die in Theorie<br />
und Praxis u. a. den Umgang mit dem Leichtbauroboter erlernen<br />
möchten, den Aufbau des Robotersystems, wie man Applikationen<br />
starten und ablaufen lassen kann bis hin zur Programmierung.<br />
Der Automatisierungsspezialist präsentiert sich einmal mehr als<br />
Unternehmen mit Weitblick, Innovationsstärke, Vielseitigkeit und<br />
nahezu grenzenlosen Lösungskonzepten. Ja, es stimmt also: Schulz<br />
Systemtechnik kann Lösungen bauen!<br />
02 Das Schulz Schulungszentrum bietet eine<br />
ganzheitliche Qualifizierung in Industrie- und<br />
Leichtbaurobotik unter realen Bedingungen<br />
03 Die Schulungszelle vereint modernste<br />
Technologien – Sicherheitssysteme, Wechselund<br />
Greiferwerkzeuge sowie Visionsysteme<br />
04 Mithilfe einer Datenbrille<br />
können Mitarbeiter direkt im<br />
Prozess relevante Daten einsehen
DER ZEIT EINEN<br />
SCHRITT VORAUS:<br />
„CREATING 4.0“<br />
Sie erstellen ganzheitliche<br />
Automatisierungslösungen<br />
für unterschiedliche Branchen<br />
und Aufgaben. Was genau<br />
zeichnet die Kernkompetenz<br />
der Schulz Systemtechnik aus<br />
und wie decken Sie dieses<br />
umfassende Portfolio ab?<br />
Wir gehören heute zu den führenden Entwicklern von Automatisierungslösungen für verschiedenste<br />
Branchen. Diese reichen u. a. von der Automobilindustrie, der Prozessindustrie,<br />
dem Maschinen- und Anlagenbau bis zur Logistik. Was uns dabei auszeichnet, ist das<br />
Leistungsspektrum aller drei Disziplinen der Automatisierungstechnik – von der Mechanik<br />
über die Elektrotechnik bis zur Informatik. So können wir unseren Kunden die gesamte<br />
Wertschöpfungskette aus einer Hand bieten. Dabei ent wickeln wir speziell auf den jeweiligen<br />
Kundenwunsch zugeschnittene Lösungskonzepte für Unternehmen vom Mittelstand bis zur<br />
Großindustrie. Die umfangreichen Synergieeffekte innerhalb der Unternehmensgruppe und<br />
unser umfassendes Fachwissen und Know-how in den einzelnen Branchen und deren<br />
Techniken sind dabei wesentliche Vorteile.<br />
Die Hightech-Strategie<br />
Industrie 4.0 ist für Sie nicht<br />
nur eine Vision. Schon heute<br />
spiegelt sich die Verzahnung<br />
der industriellen Produktion<br />
mit Informations- und<br />
Kommunikationstechnik in<br />
Ihren Lösungen wider. Wie<br />
führen Sie Ihre Kunden in eine<br />
digitale Welt von morgen?<br />
Vielen ist der Ausdruck Industrie 4.0 zu schwammig oder die Erwartungen dahinter variieren<br />
stark. So stellen sich Unternehmen die Frage, wie sie sich hier positionieren sollen oder ob das<br />
Thema überhaupt für sie relevant ist. Dabei bietet Industrie 4.0 ein hohes Potenzial, besonders<br />
für den Mittelstand. Man muss es nur erkennen, bewerten und die richtigen Maßnahmen<br />
ergreifen. Dafür braucht es eine gute Beratung und vor allem eine Analyse aller Geschäftsprozesse<br />
im Unternehmen. Hierfür haben wir einen speziellen I4.0-Check. Mit ihm analysieren<br />
Teams vor Ort beim Kunden, was sich digitalisieren, vernetzen und automatisieren lässt.<br />
Dabei werden immer die Bereiche ausgewählt, die für den Kunden den schnellsten und<br />
größten Return on Investment haben.<br />
Sie bieten Konzepte, mit<br />
deren Hilfe Mensch und<br />
Maschine zusammenarbeiten<br />
können. Wie müssen wir uns<br />
eine derartige Lösung<br />
vorstellen?<br />
Ein realisiertes Beispiel ist der MRK-Roboter mit einem Pinsel als Werkzeug zum Verstreichen<br />
von PVC-Nähten. MRK steht für Mensch-Roboter-Kollaboration und damit für eine sichere<br />
Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ohne Schutzzaun. In unserem Beispiel wird<br />
so ein Kollaborationsroboter in einem Arbeitsbereich zusammen mit einem Menschen eingesetzt,<br />
der die gleiche Aufgabe hat. Dabei übernimmt der Roboter die Stellen,<br />
die für einen Menschen schwer zugänglich und erreichbar sind. Her-<br />
SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />
06 Roboter, die in der Mensch-Maschine-Kollaboration<br />
zum Einsatz kommen, erlauben auch manuelle Eingriffe,<br />
um Abläufe zu ändern<br />
05 Kollaborative Roboter übernehmen<br />
Handling- und Palettieraufgaben
kömmliche Roboter würden einen Sicherheitsbereich in Form einer Umhausung erfordern.<br />
Dies macht das gleichzeitige Arbeiten eines Menschen nicht möglich und erhöht damit den<br />
Platz bedarf an der Produktionslinie. Wechselt dagegen der MRK-Roboter das Werkzeug (Pinsel),<br />
kann einfach der Mensch kurzfristig die Aufgabe übernehmen. Muss der Mitarbeiter seinen<br />
Arbeitsplatz temporär verlassen, übernimmt der Roboter dessen Arbeit – also Hand in Hand.<br />
Industrie 4.0 ist mittlerweile<br />
auch zu einem gesellschaftlichen<br />
Thema geworden.<br />
Unsicherheiten darüber,<br />
wie sich die Arbeitswelt<br />
verändern wird, machen sich<br />
breit. Was denken Sie, wie<br />
sich Industrie 4.0 auf Mensch<br />
und Arbeit auswirken wird?<br />
Aufgrund der schnellen technischen Veränderungen im Automatisierungsbereich haben wir<br />
innerhalb unseres Unternehmens bereits in der Vergangenheit unsere Mitarbeiter fortlaufend<br />
weiterqualifiziert. Im Zuge unseres Slogans „Creating 4.0“ erweitern wir dies seit 2012 auf die<br />
Digitalisierung und Informationstechnologie. Unsere eigenen Mitarbeiter haben somit die<br />
Sicherheit, dass wir neben der Ausrichtung auf die Marktsituation auch ihre Befähigung und<br />
Qualifizierung begleiten und vorantreiben. Gleichzeitig können wir in unseren eigenen<br />
Schulungszentren auch Kundenmitarbeiter qualifizieren. Oftmals gehen solche Fortbildungsmaßnahmen<br />
mit einer Neuinvestition einher oder eilen dieser voraus.<br />
Wenn Unternehmen in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren, sind diese für den<br />
unaufhaltbaren technologischen Fortschritt gerüstet, sie können mit den neuen Technologien<br />
umgehen und akzeptieren diese auch. Damit wird nicht nur die Marktposition des Unternehmens<br />
gesichert und ausgebaut, sondern es werden auch zukunftssichere Arbeitsplätze<br />
mit qualifizierten Fachkräften geschaffen.<br />
Die Arbeit wird sich im Gegensatz zur Automatisierung im Sinne von Industrie 3.0 dahingehend<br />
ändern, dass der Mensch nicht nur Anlagen und Maschinen bedient oder wartet,<br />
sondern durch die Digitalisierung und Sensorik Mensch und Roboter direkt kollaborieren<br />
können. Noch fährt mein Auto nicht autonom. Aber durch sensorgeführte Assistenzsysteme<br />
hält es die Spur, den Abstand, unterstützt mich beim Einparken und bremst auch. So ist es<br />
auch bei vielen MRK-Lösungen, wo Mensch und Maschine echte Teamplayer sind.<br />
Wie wird sich Ihr Unternehmen<br />
im Umfeld zukünftiger<br />
Digitalisierung verändern und<br />
welche Vorteile ergeben sich<br />
dadurch für Ihre Kunden?<br />
Wir digitalisieren und vernetzen unseren kompletten Planungs-, Konstruktions- und<br />
Fertigungsprozess weiter. Der sogenannte digitale Zwilling ist dann über alle Phasen für<br />
das Kundenprodukt wie auch die Produktions- oder Fertigungsanlage vorhanden.<br />
Dadurch können wir komplette Abläufe virtuell nur anhand von digitalen Daten und Modellen<br />
simulieren und testen. Damit geht einher, dass Arbeitsabläufe, die klassisch nacheinander<br />
erfolgten, auf einmal simultan auf einer gemeinsamen Datenbasis umgesetzt werden, bei<br />
gleichzeitigen Optimierungsschleifen. Das beschleunigt die Umsetzungsphase bis zur<br />
Lieferung, aber insbesondere die Inbetriebnahme beim Kunden. Diese findet <strong>of</strong>tmals im<br />
bestehenden Produktionsumfeld statt und hat damit kürzere Unterbrechungen und ein<br />
schnelles Erreichen der Leistungsdaten zur Folge.<br />
Mit der digitalen Fabrikplanung optimieren wir bereits heute unsere Baustellenlogistik und<br />
können in größeren Modulgrößen unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten liefern.<br />
Der Kunde kann anhand dieser Daten bereits im Vorfeld seine Fabrik dreidimensional<br />
‚begehen‘, die technische Gebäudeausrüstung und Einrichtungsplanung integrieren und<br />
anpassen. Insbesondere logistische- und Taktzeitanalysen aus diesen Daten helfen uns und<br />
den Kunden, alle Abläufe und Schnittstellen im Blick zu behalten.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Soltwedel!<br />
www.schulz-gruppe.st<br />
07 Mit seiner über 60-jährigen Firmengeschichte zählt Schulz Systemtechnik<br />
heute zu einem der führenden Unternehmen im Bereich der Prozess- und<br />
Industrieautomatisierung; das Bild zeigt den Standort Bremen<br />
<strong>SUMMER</strong> Summer <strong>of</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> Engineering <strong>2016</strong> 65
"Für unseren Markt sind wir mit Lobster_data nicht nur<br />
bereit für Industrie 4.0 bzw. für das Internet der Dinge, wir<br />
sind diesem sogar schon etwas voraus. Auch der Umstand,<br />
dass es aktuell noch eine Menge von unterschiedlichen<br />
Datenstandards und -protokolle gibt, kommt unserer<br />
Lösung sehr zu Gute. Spannend für uns wird es zu sehen,<br />
welche völlig neuen Geschäftsmodelle und Dienst leistungen<br />
sich in Zukunft noch entwickeln werden und wie wir diese<br />
sinnvoll unterstützen können."<br />
Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer<br />
Lobster GmbH, Pöcking<br />
WAS SEHEN SIE ALS GRÖSSTE<br />
HERAUSFORDERUNG<br />
AUF IHREM WEG ZU INDUSTRIE 4.0?<br />
"Ich glaube, dass die größte Herausforderung nicht<br />
Technologie ist. Diese beherrschen wir ganz gut. Der<br />
größte Trend wird sein, dass die Wertschöpfung immer<br />
weiter über S<strong>of</strong>tware passiert. Wir müssen als Hardware<br />
orientiertes Unternehmen und Maschinenbauer lernen,<br />
S<strong>of</strong>tware als Produkt zu begreifen und zu vermarkten."<br />
Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />
Lenze SE, Aerzen<br />
NACHGEFRAGT<br />
"Industrie 4.0 ist ein riesiges Unterfangen mit vielen<br />
Komponenten und Bauteilen, die dazu gehören.<br />
Diese immer wieder in die gleiche Richtung zu bringen<br />
ist die Aufgabe, aber auch die Schwierigkeit. Umso<br />
größer dann die Freude, wenn es geklappt hat."<br />
Frank Blase, Geschäftsführer<br />
igus GmbH, Köln<br />
66 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
"Wir müssen immer größere Datenmengen<br />
speichern und verwalten. Um vernünftige Aussagen<br />
treffen zu können, müssen wir daher die Daten<br />
richtig kombinieren."<br />
Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />
Optimeas GmbH, Friedrichsdorf<br />
"Industrie 4.0 verlangt nach einer ganzheitlichen<br />
Betrachtung des gesamten Produktions- und<br />
Geschäftsumfelds. Ein lange vernachlässigter Aspekt<br />
ist die Einbeziehung der Energieverteilung."<br />
Antonin Guez, Vice President Projects & Buildings<br />
Schneider Electric GmbH, Ratingen<br />
"Die größten technologischen Herausforderungen sind, dass<br />
wir Technik neu definieren und neu einsetzen in den<br />
Abläufen. D.h. Automatisierung und IT muss sich neu<br />
erfinden und muss tagtäglich die Wertschöpfungskette bei<br />
der Leistungserbringung exzellent unterstützen."<br />
Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />
"Eine der größten Herausforderungen sehen wir in der Frage,<br />
wie weit muss ich mit der Digitalisierung gehen. Dazu bieten<br />
wir einen speziellen I4.0-Check, mit dem Teams vor Ort beim<br />
Kunden analysieren, was sich digitalisieren, vernetzen und<br />
automatisieren lässt. Dabei werden immer die Bereiche<br />
ausgewählt, die für den Kunden den schnellsten und größten<br />
Return on Investment haben."<br />
Ralf Soltwedel, Geschäftsführer<br />
Schulz Systemtechnik GmbH, Visbeck<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 67
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
FÜR<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...MUT ZUR VERÄNDERUNG. UND<br />
MENSCH UND TECHNIK INTELLIGENT<br />
MITEINANDER KOMBINIEREN.<br />
JOHANN SODER, GESCHÄFTSFÜHRER TECHNIK<br />
SEW-EURODRIVE GMBH & CO KG, BRUCHSAL<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 69
SEW-EURODRIVE<br />
„FÖRDERTECHNIK 4.0<br />
BRAUCHT MOBILE SYSTEME“<br />
Die Digitalisierung verändert unser Leben. Sie verändert auch die Industrie.<br />
Industrie 4.0 scheint in aller Munde – doch wie agieren in dieser neuen Welt?<br />
SEW-Eurodrive nutzt zur Beantwortung dieser Frage die Schaufensterfabrik<br />
zur Getriebemotoren-Fertigung. Was Industrie 4.0 für SEW bedeutet,<br />
und wie sich Arbeit, Produkte und Unternehmen verändern werden,<br />
darüber sprach Johann Soder, Geschäftsführer Technik bei<br />
SEW- Eurodrive mit Chefredakteur Dr. Michael Döppert.<br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI SEW
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />
FÜR SEW EURODRIVE?<br />
SEW-Eurodrive hat als einer<br />
der ersten das Thema<br />
Industrie 4.0 aufgegriffen.<br />
Was sind die Wurzeln von<br />
Industrie 4.0 bei SEW?<br />
Die Wurzeln für Industrie 4.0 liegen bei SEW-Eurodrive schon einige Jahre zurück. Wir hatten in<br />
den 80er Jahren in unserem großen Produktionswerk CIM umgesetzt und haben wie viele andere<br />
nach kurzer Zeit alles wieder zurückgebaut. Den konsequenten Weg weiter in Richtung Digitale<br />
Fabrik haben wir aber nie verlassen. Dabei sahen wir die modulare Fabrik als Zukunftsbild. Am<br />
Beispiel der Fördertechnik haben wir erkannt, dass starre Anlagenkonzepte durch kundenindividuelle<br />
Lösungen abgelöst werden müssen, die sich zudem einfach an neue Herausforderungen<br />
anpassen lassen. Wir haben erkannt, dass mobile Systeme, mobile Fördertechnik, in der<br />
Gestaltung der Automation in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden. So haben wir<br />
uns schon um die Jahrtausendwende mit neuen Technologien beschäftigt. Funk und Navigation,<br />
berührungslose Energieübertragung, aber auch neue Automatisierungssysteme, um eben<br />
wirtschaftlich und effizient neue mobile Anlagentypen realisieren zu können, waren damals<br />
schon auf unserer Agenda. Alle diese Technologien haben wir in einem Baukasten entwickelt.<br />
Heute sehen wir, dass Industrie 4.0 Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit von Produktionsfabriken<br />
fordert, und das kann man sehr gut mit solchen flexiblen mobilen Systemen erreichen.<br />
Eine Schlüsseltechnologie in<br />
der Industrie 4.0 ist für Sie<br />
also die Fördertechnik?<br />
Genau, eine flexible Fördertechnik kann eine grundlegende Voraussetzung für Fabriken sein, die<br />
nach Industrie 4.0-Prinzpien aufgebaut sein werden. Flexibilität, Mobilität, Wandlungsfähigkeit,<br />
Anpassungsfähigkeit ohne riesige Investitionen in die Hand zu nehmen – das ist eigentlich das Ziel,<br />
das wir mit unserem Industrie 4.0-Ansatz verfolgen. War in der starren Fördertechnik alles eng<br />
miteinander verkettet und vernetzt und damit schwer veränderbar, streben wir jetzt genau in die<br />
andere Richtung. Wir sagen Mobilität, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit sind die wichtigen Themen<br />
für die Zukunft. Genau damit verbinden wir eine hohe Wirtschaftlichkeit bei neuen Fabrikplanungen,<br />
bei neuen Gestaltungen von Automatisierungslösungen in allen Branchen der Industrie.<br />
Antriebs- und Automatisierungstechnik<br />
sind<br />
Kern-Know-how von SEW:<br />
Wie sehen Sie die<br />
Automatisierungstechnik in<br />
der Industrie 4.0?<br />
Die Automatisierung muss sich komplett neu erfinden! Automation Controller müssen jetzt in<br />
der Lage sein, sowohl die reale als auch die virtuelle Welt abzubilden. Deshalb haben wir eine<br />
neue Reihe PC-basierter Automation Controller entwickelt; ein wichtiger Baustein in unserem<br />
Produktportfolio, mit dem wir in der Lage sind, Systemlösungen für unsere Kunden zuerst in der<br />
virtuellen Welt abzubilden und hier den Leistungsnachweis zu erbringen und dann schnell in die<br />
reale Welt umzusetzen. So kommen wir zu sehr kurzen Inbetriebnahmezeiten und können auch<br />
später im rauen Produktionsalltag in der virtuellen Welt ein intelligentes Condition Montitoring<br />
realisieren. Wir können so die Anlagen beobachten, wir sehen letztendlich daran die Leistungsergebnisse,<br />
wir können daraus wieder Optimierungen ableiten und vielleicht auch mal schneller<br />
sein als der Fehler. Industrie 4.0 unterliegt selbst einer evolutionären Entwicklung.<br />
Muss nicht derjenige, der<br />
Industrie 4.0-fähige Produkte<br />
und Systeme anbietet, auch<br />
ständig noch weiter lernen?<br />
Ja, ich glaube das ist eine sehr wichtige Frage, die Sie hier stellen. Es gibt heute wenige Vorzeigebeispiele,<br />
wie Industrie 4.0 auch im Endziel aussehen kann. Man sieht viele Fragmente. Den<br />
entscheidenden Wettbewerbsvorteil schafft aber derjenige, der die gesamte Wertschöpfungskette<br />
vom Kunden bis zum Kunden nach den Ansätzen von Industrie 4.0 realisiert. Und wenn wir<br />
über Industrie 4.0 reden, dann ist das ein Teilbaustein der Digitalisierung. Hinzu kommt noch<br />
das Internet der Dinge und Dienste, dazu gehört Cloud Computing, dazu gehören auch neue<br />
Bedienansätze. Unter diesen gesamten Aspekten muss man seine gesamte Wertschöpfungskette<br />
gestalten um dann den großen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft zu schaffen. Genau dafür ist<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 71
es notwendig, dass jedes Unternehmen sich für sein Geschäft eine Vision erarbeitet. Wir sehen<br />
uns heute als SEW-Eurodrive auch als ein Berater unserer Kunden. Wir versuchen, mit ihm<br />
gemeinsam diese neuen Gedanken, diese Ansätze, diese Vision zu erarbeiten und leiten daraus<br />
die Abläufe in der Fabrik ab. Wir gestalten sie, wir simulieren, wir zeigen, was möglich ist und<br />
versuchen dann über ein Umsetzungskonzept in Schritten in die neue Welt zu gehen.<br />
Haben Sie diese Vorgehensweise<br />
auch in der eigenen<br />
Fertigung praktiziert?<br />
Ja, wir haben versucht, genau das zu realisieren. Wir haben uns dieses Bild vom Kunden/<br />
Subkunden gemacht und gefragt: Wie müsste SEW demensprechend aufgestellt werden? Wir<br />
haben dann in einer Schaufensterfabrik in Graben-Neudorf diese Prinzipien von Industrie 4.0<br />
auch miteinander realisiert. Wir hatten dort die vollautomatisierte Produktion bereits in der<br />
alten Welt und mussten jetzt in der Schaufesterfabrik die neue Industrie 4.0-Welt mit einbetten.<br />
Und genau das haben wir getan. Wir haben dort viel gelernt, zum Beispiel wie man Mensch und<br />
Technik miteinander intelligent kombiniert. Wir haben eine modulare Fabrik realisiert, die<br />
nicht mehr starr verkettet ist, sondern aus einzelnen Prozessmodulen besteht. Und diese<br />
einzelnen Module sind nach Lean in höchster Perfektion gestaltet. Sie werden mit einer<br />
intelligenten Automatisierung mit intelligenten mobilen Assistenzsystemen miteinander<br />
vernetzt und dadurch entsteht der Ansatz einer intelligenten Kombination von Mensch und<br />
Technik. Das heißt: In der Industrie 4.0 unterstützt die Technik den Menschen bei der Leistungserbringung.<br />
Und damit schaffen wir – das sehen wir sehr deutlich in der Schaufensterfabrik<br />
– einen Quantensprung zu mehr Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Wechseln wir den Blick<br />
Richtung Entwicklung und<br />
Konstruktion. Wie sehen Sie<br />
die Anforderungen, die durch<br />
Industrie 4.0 hier gestellt<br />
werden?<br />
Ich glaube, wir dürfen nicht mehr in diesen Funktionen denken, sondern wir müssen die gesamte<br />
Wertschöpfungskette nach diesen Ansätzen und Prinzipien von Industrie 4.0 mit einer durchgängigen<br />
Datenbasis gestalten. Das heißt vom Kunden zum Kunden – ohne sogenannte Systembrüche!<br />
Das ist eine Grundvoraussetzung für eine kurze Time-to-Market und ist ganz im Sinne einer<br />
Lean-Strategie. Zudem müssen in der Entwicklung Produkte definiert werden, die auf einem<br />
Baukastensystem aufbauen. So haben wir die Möglichkeit, letztendlich erst kurz vor der Auslieferung<br />
die kundenindividuelle Lösung zu realisieren. Wir brauchen dazu durchgängige Datenmodelle,<br />
um in der Wertschöpfungskette verzahnt und eng den Auftragsdurchlauf realisieren zu<br />
können. Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen zu haben, ist für alle Beteiligten in<br />
der Wertschöpfungskette essenziell. Und das bedeutet auch konsequent Veränderung im Umfeld<br />
der IT. Auch hier sage ich: Auch die IT muss sich neu erfinden! Wir müssen uns heute die Frage<br />
stellen: Wieviel ist noch zentral und wieviel ist dezentral zu organisieren? Und wir bei SEW sagen:<br />
Wir möchten hier mehr dezentrale Verantwortung haben – das heißt, kurze geschlossene<br />
Regelkreise. Wir wollen kleine Einheiten, die unternehmerisch agieren und handeln können. Und<br />
das erfordert eben eine neue Art von IT und natürlich auch eine neue Art von Automatisierung.<br />
Dieser dezentrale Ansatz<br />
würde sich dann bis auf die<br />
Produktebene herunterbrechen,<br />
um dann letzt <br />
endlich auch Komplexität<br />
beherrschen zu können?<br />
Ganz genau. Auch auf der Produktebene versuchen wir heute zum einen über intelligente<br />
Komponenten und zum anderen über intelligente Grundbaukästen Komplexität zu reduzieren<br />
und dann auch diese Grundbaukästen dezentral vor Ort in die Verantwortung zu geben. Damit<br />
reduzieren wir deutlich die Durchlaufzeiten bei der Entwicklung und Produktion neuer Produkte.<br />
SEW-EURODRIVE<br />
Der Industrie 4.0-Ansatz<br />
verändert also auch ihre<br />
Produkte. Wandelt sich denn<br />
grundsätzlich Ihr gesamtes<br />
Leistungsangebot?<br />
Heißt das, dass Dienstleistungen<br />
eine bedeutendere<br />
Rolle spielen?<br />
Ja. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. Wir waren klassischer Komponentenhersteller<br />
von Getrieben und Motoren. Dann haben wir gesagt: Das was wir antreiben,<br />
wollen wir auch steuern und regeln. So sind wir in Motion Control, in Steuerungstechnik<br />
eingestiegen. Und vor einigen Jahren haben wir uns entschlossen, unseren Kunden auch<br />
Systemlösungen anzubieten. Wir setzen unser Wissen ein, um unseren Kunden intelligente, auf<br />
Mehrwert ausgerichtete Antriebslösungen zu bieten. Das ist ein neues Geschäftsfeld im Hause<br />
SEW-Eurodrive. Wir beraten und planen hier, wir machen die Projektierung und die Umsetzung,<br />
und wir übernehmen auch ein Stück Verantwortung für das Leistungsergebnis.<br />
Ja, ganz deutlich. Ein Beispiel ist hier die Simulation. In der virtuellen Welt gestalten wir heute<br />
mit unseren Kunden komplette Abläufe. Wir zeigen ihnen hier, was erreicht werden kann und<br />
setzen dann erst diese Abläufe in die reale Welt um. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich<br />
Predictive Maintenance. Überall dort, wo wir dezentrale Intelligenz in unseren Produkten<br />
realisieren – sogenannte Smart Products – sind diese in der Lage, Informationen aufzunehmen,<br />
zu speichern und zu kommunizieren. So sind sie ganz leicht zu einem Cyber-Physical-System<br />
72 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
zu machen. Damit ermöglichen sie auch Dienstleistungen wie ein Condition Monitoring. Smart<br />
Products können mitteilen, wie sie sich gerade fühlen, wo sie sich gerade befinden. Das<br />
ermöglicht uns, gewisse Vorhersagen zu machen. Das sind neue Geschäftsfelder, das sind neue<br />
Dienstleistungen, die auch SEW konsequent geht.<br />
Sehen Sie in diesen neuen<br />
Geschäftsfeldern auch<br />
Ansätze für neue<br />
Geschäftsmodelle?<br />
Ja natürlich, denken sie an unsere mobile Fördertechnik, die Assistenzsysteme, die wir in unserer<br />
Schaufensterfabrik erproben – die haben wir hier auf unserer Agenda. Wir werden diese im<br />
Hause SEW produzieren und unseren Kunden anbieten. Diese neuen mobilen Systeme könnten<br />
in einem neuen Geschäftsmodell so vermarktet werden, dass sie nicht verkauft, sondern verleast<br />
werden; auch inklusive der notwendigen Infrastruktur, sei es ein berührungsloses Energie- und<br />
Lademanagement oder die Funk- und Navigationsausrüstung einer Fabrik. Wir können dann die<br />
Leistungsabrechnung von solchen mobilen Assistenzsystemen zum Beispiel über die transportierten<br />
Kilogramm pro gefahrenen Kilometer machen. Vieles ist hier denkbar. Wir könnten die<br />
Anlagen auch selbst betreiben, damit auch die ganze Maintenance-Verantwortung übernehmen.<br />
Sie verkaufen also in Zukunft<br />
nicht nur Produkte und<br />
Systeme sondern auch<br />
Verfügbarkeit?<br />
So ist es! Mit unserem Ansatz wäre im Fall der mobilen Assistenzsysteme sogar durchaus<br />
hundert Prozent Verfügbarkeit erreichbar. Solche mobilen Assistenzsysteme fahren wie<br />
Ameisen mit der Intelligenz des Schwarms durch die Fabrik. Wenn wir diese Intelligenz nutzen,<br />
dann kann ein Fahrzeug, das weiß, dass es bald ausfallen wird, sich abmelden und ein Fahrzeug<br />
aus dem Reservepool starten. So wird hundertprozentige Verfügbarkeit möglich. Das ist ein<br />
komplett neuer Ansatz, der, wenn man ihn im Sinne von Industrie 4.0 über die gesamte<br />
Wertschöpfungskette lebt, zum besten Leistungsergebnis führt.<br />
Wo sehen Sie denn jetzt auf<br />
dem Weg zur gelebten<br />
Industrie 4.0 die größten<br />
Herausforderungen?<br />
Wie sieht die Automatisierungspyramide der Zukunft aus? Das ist für mich die entscheidende<br />
Frage, die es zu beantworten gilt. Wie viele Ebenen hat die Pyramide noch? Wieviel ist zentral<br />
und wieviel ist dezentral? Wenn wir die Idee der mobilen Systeme, der modularen Fabrik<br />
realisieren wollen, dann brauchen wir eine gewisse dezentrale Lösung. Das heißt heute zentralisierte<br />
Systeme aufbrechen. Das ist Change-Management, das ist Veränderung – und diese<br />
Veränderung betrifft auch Organisation und Unternehmen.<br />
SEW war Pionier in der<br />
Getriebemotorentechnik und<br />
ist hier heute Weltmarktführer.<br />
SEW war Pionier mit<br />
dem Baukastenprinzip, das<br />
vielen als Vorbild diente.<br />
Sehen Sie sich auch als Pionier<br />
für Industrie 4.0?<br />
Ja, absolut! Wir haben uns zum Ziel gesetzt mit unserem Ansatz Systemlösungspartner unserer<br />
Kunden auf dem Weg zu Industrie 4.0 zu sein. SEW möchte mit einer hohen Beratungsleistung<br />
seinen Kunden helfen, diesen Weg in diese neue Arbeitswelt zu gehen. Industrie 4.0 ist für uns<br />
ein wichtiger Baustein auf unserem Weg in die Zukunft. Wir bauen deshalb zurzeit eine<br />
entsprechende Mannschaft auf, die Industrie 4.0 bei uns konsequent vorantreibt. Ganz klar:<br />
Wir wollen auch hier eine gewisse Pionierrolle übernehmen.<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
VIDEO: INDUSTRIE 4.0 – BEREITS REALITÄT<br />
Getriebemontage in der Industrie 4.0 – zu sehen<br />
am SEW-Fertigungsstandort Graben-Neudorf<br />
Tauchen Sie mit uns in die Produktion<br />
der nächsten Generation ein.<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_sew<br />
Bilder: Martina Heimerl<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 73
INDUSTRIE 4.0<br />
BEDEUTET<br />
FÜR<br />
MICH<br />
PERSÖNLICH...
<strong>SUMMER</strong><br />
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
...EINE ZUKUNFT IN DER PRODUKTION, DIE BESSERE<br />
PERFORMANCE BIETET, DIE AUCH IN ZUKUNFT<br />
DIE STANDORTVORTEILE FÜR DEUTSCHLAND,<br />
MÖGLICHERWEISE FÜR EUROPA, DANN GEGENÜBER<br />
ANDEREN STANDORTEN WIEDER HERSTELLT.<br />
BERNHARD MÜLLER, GESCHÄFTSLEITUNG INDUSTRIE 4.0<br />
SICK AG, WALDKIRCH<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 75
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
ZU GAST<br />
BEI SICK<br />
DIE SINNE DER SMART FACTORY<br />
SICK<br />
Sensor Intelligence. – der Claim der Firma Sick aus dem Jahr<br />
2004 ist heute aktueller denn je. Denn Intelligenz ist gefragt,<br />
in der Fabrik der Zukunft. Wer könnte uns also besser Auskunft<br />
geben zum Thema Sensorik 4.0 als das Familienunternehmen<br />
aus Waldkirch? Und wer könnte ein besserer Ansprechpartner<br />
sein, als jemand auf dessen Visitenkarte steht: Geschäftsleitung<br />
Industrie 4.0? Bernhard Müller ist unser Mann. Auf die Frage<br />
nach smarten Sensoren, erklärt er uns: „Die gibt es bei uns schon<br />
lange. Das sind Sensoren, die Funktionalitäten beinhalten, die über<br />
die normale Sensorikaufgabe hinaus gehen. Sie liefern Zusatzdaten<br />
wie Zeitstempel, Geschwindigkeiten, Abstände ... Daten, die Aufschluss<br />
darüber geben können, was in den Prozessen los ist oder<br />
wie es der Maschine geht.“<br />
INTELLIGENZ UND KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT<br />
Aber Intelligenz alleine reicht nicht aus. Für ein smartes System, eine<br />
Smart Factory, müssen die Informationen auch zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort zur Verfügung stehen. Und so wurde bei Sick der<br />
Grundstein für den Geschäftsbereich Industrie 4.0 gelegt, aus den<br />
Produkten heraus: „Vor etwa zwei Jahren hatten wir eine Produktlinie<br />
entwickelt, die intelligent ist und zudem noch Vernetzungsmöglichkeiten<br />
bietet, über die Ebene von Maschinensteuerungen hinaus, in<br />
die Ethernet-Welt“, erzählt Bernhard Müller. „Dann<br />
wurde auf einmal die passende Applikation dazu beschrieben<br />
– unter dem Namen Industrie 4.0." Seitdem treibt Bernhard<br />
Müller das Thema bei Sick sowohl außenwirksam als auch die innere<br />
Organisation betreffend voran.<br />
Heute haben alle neuen Sick-Sensoren diese Kommunikationsfähigkeit<br />
– und das Unternehmen arbeitet stetig weiter an dem Thema:<br />
„Es wird uns vor Herausforderungen stellen, die Kommunikations-<br />
Schnittstellen in der durchvernetzten Welt alle zu bedienen“, sagt<br />
Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement Vertical Integration Products<br />
bei Sick. „Da kristallisieren sich ja so langsam einige Standards<br />
heraus, im Sinne von Datenkommunikation, Stichwort OPC-UA,<br />
Stichwort MQTT, um einfach mal zwei zu nennen, oder die Schnittstelle<br />
HTTPS, um mit Cloud-Services zu sprechen. Das sind genau<br />
diese Themen, die wir hier angehen müssen.“ Datensicherheit ist in<br />
diesem Zusammenhang für den Produktmanager ein wichtiger<br />
Punkt: „Also da sehe ich noch eine Aufgabe, die wir als Industrie beantworten<br />
müssen: Wie bekommen wir diese ganzen Themen wie<br />
Cloud und kabellose Datenübertragung abgesichert, sodass die Menschen<br />
sich wohl fühlen, diese Technologien zu nutzen?“. Mehr zum<br />
Thema Sick und Datensicherheit lesen Sie im Infokasten auf Seite 79.<br />
Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit sind also gefragt. Aber<br />
was müssen die Sensoren noch können, um zukunftsfähig zu sein?<br />
76 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
01 Wer könnte zum Thema Sinne<br />
der Smart Factory ein besserer<br />
Gesprächspartner sein als<br />
Bernhard Müller, Geschäftsleitung<br />
Industrie 4.0 der Sick AG?<br />
Martina Heimerl<br />
Mit Industrie 4.0 zieht Intelligenz in die Fabriken ein. Basis dafür sind Informationen, sprich<br />
Daten. Im Prinzip beginnt also alles bei den Datenerfassern, den Sinnesorganen der Technik.<br />
Grund genug für uns, den Sensorspezialisten Sick in Waldkirch zu besuchen, um in die Welt<br />
der Sensorik 4.0 einzutauchen.<br />
„Flexibilisierung ist ein ganz großes Thema“, sagt Detlef Deuil und<br />
nennt das Stichwort „Losgröße 1“. „Die Anlagen, die Maschinen<br />
müssen flexibel auf das jeweilige einzelne Produkt reagieren<br />
können, also müssen wir auch Flexibilität in die Sensorik hineinbringen.“<br />
Und genau das macht der Sensorspezialist jetzt mit Sick<br />
KONSTRUKTEURE MÜSSEN GERÄTE<br />
KÜNFTIG NOCH BREITER UND NOCH<br />
LEISTUNGSFÄHIGER AUFSTELLEN<br />
AppSpace. „Was wir dort dem Markt, sprich OEMs und Integratoren,<br />
anbieten“, erklärt Detlef Deuil, „ist ein Freiraum innerhalb der<br />
Geräte, in dem Anwender ihre Sensorapplikation programmieren<br />
können. So können sie ihre Applikation flexibel umrüsten.“ Im Prinzip<br />
funktioniert das wie beim Smartphone – eine Hardware, die<br />
mithilfe von Apps verschiedenste Funktionen erfüllen kann.<br />
DIE SACHE MIT DER SOFTWARE<br />
Industrie 4.0 verlagert also auch für Sensorhersteller den Schwerpunkt:<br />
„Wir als Firma Sick werden natürlich damit auch ein Stück<br />
weit S<strong>of</strong>tware-Anbieter werden“, sagt Detlef Deuil. Aber es hat auch<br />
seine Grenzen. Bernhard Müller erklärt: „Analytik-S<strong>of</strong>tware, Sensor-S<strong>of</strong>tware,<br />
das ist unser Thema. Aber übergeordnete Industrie-<br />
S<strong>of</strong>tware, wo man ein ERP-System und ein Kunden/Lieferanten-<br />
System zusammenbringt, das ist nicht unser Business.“ Hier kooperiert<br />
der Sensorlieferant daher mit S<strong>of</strong>tware-Spezialisten, wie u. a.<br />
Axoom. Bernhard Müller erklärt: „Axoom hat vom Maschinenbauer<br />
Trumpf die Aufgabe bekommen, für den Anlagenbetreiber ein S<strong>of</strong>tware-Cockpit<br />
zu generieren, das ihm alle relevanten Daten derart<br />
mundgerecht darbietet, dass er s<strong>of</strong>ort sieht: Wie geht es meinem<br />
System? Sind meine Kosten im Griff? Ist der Materialfluss optimiert?<br />
Hat meine Maschine den Husten? Dieses Cockpit zu schaffen,<br />
diese Transparenz der Fabrik zu schaffen – das glaube ich ist<br />
der Inbegriff von Industrie 4.0“, sagt Bernhard Müller. Und Sick hat<br />
die Sensorik, die das ermöglicht. Im Rahmen der Kooperation<br />
schafft der Sensorspezialist bei seinen Produkten die Treiber für die<br />
Kundensysteme und hilft dabei, die Sensorik zu integrieren.<br />
NEUE GESCHÄFTSMODELLE<br />
Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, S<strong>of</strong>tware-<br />
Schwerpunkt – was verlangen die Veränderungen generell von Sensorherstellern<br />
und wie wird Sick dem gerecht? „Unsere Produkt-<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 77
03<br />
02 Ein Bild<br />
von Industrie 4.0, gemalt<br />
von Produktmanagern des Sensorspezialisten<br />
Sick – die ganze Geschichte erzählt<br />
Detlef Deuil im Video: http://bit.ly/SOE16_Sick02<br />
04<br />
SICK<br />
Erahnen, was sein wird – wie sieht wohl die industrielle Produktion<br />
der Zukunft aus? In Bernhard Müllers Augen gar nicht so anders als<br />
heute: „Es wird Maschinen geben. Es wird Menschen geben, die an<br />
den Maschinen arbeiten.“ Dass alles automatisch geht in einer<br />
menschenleeren Fabrik, glaubt der Industrie 4.0-Spezialist nicht. Er<br />
sieht aber eine intelligentere Produktion, in der solche Dinge wie<br />
Rohst<strong>of</strong>feffizienz optimiert sind: „Wann baue ich was? Dass man<br />
z. B. energieintensive Arbeiten dann durchführt, wenn die Sonne<br />
scheint und der Wind weht, solche Logiken und Vernetzungen werlebenszyklen<br />
müssen schneller werden, wir müssen deutlich agiler<br />
werden“, stellt Detlef Deuil fest. „Um dabei nah am Markt zu sein,<br />
werden wir einen sogenannten Developers Club gründen, in dem<br />
die User mitarbeiten und netzwerken.“ Ein zweiter Punkt ist es,<br />
Plattformen zu entwickeln und anzubieten. „Die Menschen wollen<br />
immer die gleiche Entwicklungsumgebung haben“, sagt der Leiter<br />
Produktmanagement, „einen möglichst hohen re-use-Grad. Und<br />
das bieten wir mit Sick AppSpace. Es wird ein Ecosystem sein, in<br />
dem die verschiedensten Sensortechnologien laufen, wie Kameras,<br />
2D-/3D-Laserscanner …“ Es werden sich also nicht nur die Produkte,<br />
sondern auch Geschäftsmodelle ändern. „Daten generieren heißt,<br />
Wissen generieren und auf Basis dieses Know-how dann die richtigen<br />
Schritte für die Zukunft abzuleiten. Das ist ein Weg, den wir<br />
gehen wollen“, sagt Detlef Deuil, „gemeinsam mit unseren Kunden,<br />
mit AppSpace, um schneller bessere Produkte auf den Markt zu<br />
bringen.“<br />
Der Kundennutzen steht naturgemäß im Zentrum der Entwick<br />
lung. Die Vorteile, die Anwender mit den Industrie 4.0-fähigen<br />
Sensoren erschließen können, reichen von Umrüstflexibilität über<br />
Materialeffizienz bis zur Vermeidung von Maschinenstillständen –<br />
Stichwort Predictive Maintenance. „Was im Fokus steht, hängt<br />
immer stark von der jeweiligen Applikation ab“, betont Bernhard<br />
Müller. Neben Hardware und S<strong>of</strong>tware denkt Sick künftig auch in<br />
Richtung Dienstleistungen. „Was kann man aus Sensordaten herausholen<br />
und wie kann man damit auch entsprechende Events<br />
anstoßen? Diese Themen werden wir unter dem Stichwort Smart<br />
Services dann auch bedienen“, verrät Detlef Deuil.<br />
IN DER EIGENEN PRODUKTION<br />
Das Produkt- und Service-Angebot ist die eine Sache. Wie aber sieht<br />
es mit der eigenen Produktion aus? Ist Sick auch Anwender von<br />
Industrie 4.0-Lösungen? Berhard Müller sagt: „Wir haben eine Produktion,<br />
die heute schon zu Teilen so funktioniert, wie Industrie 4.0<br />
funktionieren soll. Wir haben das schon an Inseln aufgebaut und<br />
sind jetzt dran, es in der gesamten Produktionsfläche zu installie-<br />
ren. Wir sind gerade dabei, eine neue Produktion aufzubauen, die<br />
als Leuchtturm-Produktion fungieren soll.“<br />
KONSTRUKTION 4.0<br />
Industrie 4.0 verändert Produktion und Produkte, Komponenten<br />
und Maschinen, Unternehmen und Geschäftsmodelle. Was aber bedeutet<br />
Industrie 4.0 für den Konstrukteur und seinen Arbeitsalltag?<br />
Detlef Deuil überlegt kurz: „Im Sinne der zunehmenden Verschmelzung<br />
müssen Spezialisten aus den Bereichen IT, Elektronik und<br />
mechanische Konstruktion sehr vernetzt miteinander arbeiten, um<br />
diese Sensorik der Zukunft sicherzustellen. Eine Herausforderung<br />
ist es auch, die Geräte vom Hardware-Design her, bezüglich Rechenleistung,<br />
Wärmeabfuhr, Leistungsaufnahme und auch optischer<br />
Eigenschaften breiter und noch leistungsfähiger aufzustellen. Das<br />
heißt am Ende des Tages, wir müssen mehr Performance in die<br />
Geräte reinbringen und das wird eine Herausforderung sein".<br />
Was im Kleinen gilt, für die Konstruktion von Sensoren, gilt auch<br />
für den Maschinenbau. „Das Require-Management wird ein großes<br />
Stichwort sein“, sagt Detlef Deuil voraus. Also die Frage: Was soll die<br />
Maschine im Rahmen des Lebenszyklus alles tun können? „Man<br />
wird viele Dinge erahnen müssen“, meint Detlef Deuil. „Und hier<br />
dann das Design richtig zu treffen, das ist die spannende Herausforderung.“<br />
DIE PRODUKTION DER ZUKUNFT<br />
78 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
03 Hier werden Appliaktionen<br />
lebendig: Im Logistic Technology<br />
Center testen Sick-Ingenieure die<br />
Kundenapplikationen in einer voll<br />
ausgerüsteten Testumgebung<br />
04 Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement<br />
Vertical Integration<br />
Products bei Sick in Waldkirch spricht<br />
mit der Redaktion über den Wandel<br />
in der Welt der Sensorik<br />
05<br />
05 Über die Sensor Integration<br />
Machine (Mitte) können im Rahmen<br />
von Sick AppSpace Daten von Sensoren<br />
und Kameras fusioniert, ausgewertet,<br />
archiviert und übertragen werden<br />
den entstehen. Das wird die Geschichte Industrialisierung nicht revolutionär<br />
völlig ändern, aber es wird anders aussehen als heute in<br />
der Fabrik. Es wird Maschinen geben, die sich irgendwie selbstständiger<br />
verhalten werden, die durch den Prozess gesteuert werden.“<br />
IDEEN, KREATIVITÄT UND SPIELFREUDE<br />
Die Sensorik ist also <strong>of</strong>fenbar heute schon bereit für die digitale Fabrik.<br />
„Uns geht es darum, dass unsere Sensoren dafür vorbereitet<br />
sind“, sagt Bernhard Müller. Und woran hängt es? Bernhard Müller<br />
sagt: „Es hängt ein bisschen an den fehlenden übergeordneten S<strong>of</strong>tware-Strukturen<br />
und es hängt ein bisschen an den Applikationsnotwendigkeiten.<br />
Viele Kunden in der mittelständischen Industrie sagen:<br />
‚Hab‘ ich doch alles, brauch' ich nicht.‘ Wenn ich so drangehe,<br />
wird es nichts werden.“ Nach Bernhard Müllers Eindruck fehlt es in<br />
den Köpfen der Industrie an Problembewusstsein, an Spielfreude,<br />
an der Idee „Was könnte ich denn Tolles aus dem System bauen?<br />
Wenn die Applikation da ist, dann sind auch irgendwelche S<strong>of</strong>twarefirmen<br />
da, die das umsetzen.“ Und genau hier setzt Sick mit seinem<br />
Sick AppSpace und verschiedenen Kooperationen an. „Wir<br />
wollen die Applikationen highlighten, ein Bewusstsein schaffen, zeigen,<br />
was geht“, erklärt Bernhard Müller. „Wir wollen quasi ein Türöffner<br />
sein, um den Kreativprozess bei den Kunden anzustoßen.“<br />
Bilder: Dr. Michael Döppert; Martina Heimerl; SICK AG<br />
www.sick.de<br />
VIDEO<br />
Was ist die große Herausforderung bei Industrie<br />
4.0 und wie kann Sensorik dabei helfen, Losgröße<br />
1 wirtschaftlich umzusetzen? Gehen Sie mit<br />
auf eine spannende Reise zu Sick nach Waldkirch.<br />
http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_sick<br />
Bernhard Müller,<br />
Geschäftsleitung Industrie 4.0,<br />
SICK AG, Waldkirch<br />
SECURITY UND DER<br />
WERT DER DATEN<br />
„Mit der Digitalisierung gibt es plötzlich eine neue Welt, in der<br />
wir uns bewegen. In der physischen Welt hat man ein Gefühl:<br />
was ist etwas wert, was nicht, was darf ich, was darf ich nicht.<br />
In der Datenwelt gibt es diese Werthaltigkeit im Moment im<br />
Kopf nicht. Meine Daten, deine Daten, unsere Daten, Eure<br />
Daten – es gibt Menschen, die sehen das so: Daten gehören<br />
allen. Aber in der Industrie ist das ein Todesurteil. Denn der<br />
Wert in der Industrie ist ihre Wissensbasis. Die Datensicherheit<br />
ist eine Frage der Einstellung, des Umgangs, aber auch der<br />
Möglichkeiten. Damit so ein System funktioniert, muss ich die<br />
passende Umgebung schaffen – und das ist für uns der<br />
Industrial Data Space. Wir von Sick wissen, dass wir uns mit<br />
unseren Sensoren so anpassen müssen, dass wir mit solchen<br />
Environments dann auch richtig umgehen. Denn Sicherheit<br />
kann man nicht mehr herstellen, wenn die Daten schon einmal<br />
irgendwo sind. Sicherheit beginnt ganz vorne."<br />
WIE BERNHARD MÜLLER PRIVAT MIT AUTOMATISIERUNG<br />
UND DATENSICHERHEIT UMGEHT, VERRÄT ER IM VIDEO AUF:<br />
http://bit.ly/SOE16_Sick03<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 79
"Die Arbeitswelt in Industrie 4.0 wird sich konsequent<br />
neu definieren und verändern. D.h. unsere Mitarbeiter<br />
übernehmen mehr dezentrale Verantwortung.<br />
Sie sind verantwortlich für die Abläufe in ihren<br />
Arbeitsprozessen, sie nutzen moderne, intelligente<br />
Systeme, um gute Leistungsergebnisse zu erzielen."<br />
Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT<br />
INDUSTRIE 4.0 AUF DIE<br />
ARBEITSWELT IN IHREM UNTERNEHMEN?<br />
"Von Beginn an war die Kombination von Jung und Alt, von<br />
Agilität und Erfahrung für uns der Königsweg nicht nur für<br />
den Unternehmenserfolg, sondern für ein wunderbares<br />
Arbeitsumfeld mit viel Freude und Zusammenhalt. Die<br />
Generation Y ist heute schon ein wichtiger Bestandteil des<br />
gesamten Teams. Auch in Zukunft wird uns die kommende<br />
Generation Z sicher sehr dabei helfen, neues Wissen, Arbeitsund<br />
Lebensweisen mit unserer langjährigen Erfahrung in<br />
jeglicher Hinsicht vorteilhaft zu kombinieren."<br />
Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer Vertrieb<br />
Lobster GmbH, Pöcking<br />
NACHGEFRAGT<br />
"Industrie 4.0 wird natürlich weitere Automatisierung nach<br />
sich führen, die wir schon deswegen brauchen, weil der<br />
demografische Wandel uns dazu zwingt. Es wird aber<br />
auch ein wesentlich höherer Grad an Zusammenarbeit<br />
zwischen Mensch und Maschine stattfinden."<br />
Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />
Lenze SE, Aerzen<br />
80 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
"Die Arbeitswelt wird sich entscheidend ändern. Es wird mehr<br />
Personen geben, die die Maschinen steuern, weniger, die die<br />
Maschinen bedienen. Also es geht darum, Personen zu haben,<br />
die dann des Prozesses mächtig sind, die dann helfen können,<br />
den Prozess zu optimieren. Es wird immer noch Leute geben,<br />
die auch diese normalen handwerklichen Tätigkeiten<br />
durchführen, aber es wird mehr Leute geben, die im<br />
prozessualen Denken oder in der prozessualen Welt tätig sind."<br />
Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />
SICK AG, Waldkirch<br />
"Aufgrund der schnellen technischen Veränderungen im<br />
Automatisierungsbereich haben wir innerhalb unseres<br />
Unternehmens bereits in der Vergangenheit unsere<br />
Mitarbeiter fortlaufend weiterqualifiziert und auf die<br />
neuen Herausforderungen hinsichtlich Digitalisierung<br />
und IT vorbereitet."<br />
Ralf Soltwedel, Geschäftsführer<br />
Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />
"Industrie 4.0 und Mensch sind ein Miteinander.<br />
Dadurch verändert sich unsere Gesellschaft. Viele<br />
Kommunikationswege sind möglich – ob das Sprache ist<br />
oder Text oder Messdaten. Das ist die Zukunft, in der<br />
unsere Kinder aufwachsen werden."<br />
Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />
optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />
"Im Moment bewegen mich die Beispiele um uns herum<br />
sehr stark, z. B. die selbstfahrenden Taxen in Pittsburgh.<br />
Wie sich das bei uns auswirken wird, wissen wir noch nicht.<br />
Sicher ist aber, dass die Arbeitswelt sich für uns alle ändern<br />
wird – angefangen bei uns Führungskräften."<br />
Frank Blase, Geschäftsführer<br />
igus GmbH, Köln<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 81
ILLUSION 4.0:<br />
DEUTSCHLANDS NAIVER TRAUM<br />
VON DER SMARTEN FABRIK<br />
Industrie 4.0 – die Idee der webbasiert vernetzten Fabrik – feierte in diesem Jahr ihren<br />
fünften Geburtstag. Das war der Anlass für die Treiber von Industrie 4.0, sich einmal<br />
mehr gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Völlig zu Unrecht, denn wir müssen auf<br />
fünf verlorene Jahre zurückblicken. Dabei ist nicht die technische Umsetzung der<br />
Vernetzung das Problem, sondern der Mangel an Mut und Phantasie unserer Industrie.<br />
DAS NARRENSCHIFF IST<br />
AUF DEM WEG –<br />
OHNE ZIEL<br />
UND OHNE KOMPASS<br />
PROF. DR. ANDREAS SYSKA<br />
Hochschule Niederrhein, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />
University <strong>of</strong> Applied Sciences,<br />
Faculty <strong>of</strong> Business Administration and Economics,<br />
Mönchengladbach<br />
KONTROVERS
Einst gestartet als Initiative für den produzierenden Mittelstand<br />
wird Industrie 4.0 derzeit vornehmlich von Fabrikausrüstern<br />
und der Forschung getrieben. Kein Wunder, denn sie<br />
pr<strong>of</strong>itieren hiervon als erste. Sie beglückwünschen sich gegenseitig<br />
für technische Lösungen, die aber <strong>of</strong>tmals gar nicht so<br />
innovativ sind, wie behauptet. Wer also ein reiches Angebot an<br />
altem Wein in neuen Schläuchen sehen will, der möge sich hier<br />
etwas umschauen. Unhaltbare Heilsversprechen, zahlreiche<br />
Trittbrettfahrer und eine enorme mediale Aufmerksamkeit –<br />
Industrie 4.0 erfüllt alle Kriterien für einen Hype. Zudem basiert<br />
Industrie 4.0 auf dem Denkfehler, dass ein nicht lineares und<br />
soziales System wie eine Fabrik mit Algorithmen steuerbar ist.<br />
Das hat noch nie funktioniert und dies wird auch dieses Mal<br />
so sein.<br />
Das Narrenschiff ist auf dem Weg – ohne Ziel und ohne Kompass.<br />
Und alle wollen mit. Alle? Nein, denn ausgerechnet diejenigen,<br />
um die es eigentlich geht, wollen partout nicht mit an Bord. So<br />
erklärt eine wachsende Zahl mittelständischer Produzenten <strong>of</strong>fen,<br />
dass sie sich an Industrie 4.0 nicht beteiligen will. Das liegt aber<br />
nicht an deren vermeintlicher Schläfrigkeit, wie von den Treibern<br />
von Industrie 4.0 gerne kolportiert wird, sondern an der lausigen<br />
Qualität des Angebotenen.<br />
Das ist auch das Ergebnis einer desaströsen Kommunikation.<br />
Denn wie bei jeder großen Veränderung braucht auch Industrie<br />
4.0 eine Vision und eine Antwort auf die Frage nach dem<br />
"Warum". Auf beides warten wir seit fünf Jahren vergebens. Stattdessen<br />
hören wir die pauschale Aussage, dass dies nun einmal<br />
die nicht aufzuhaltende Zukunft sei. Man fügt noch eine Prise<br />
Angst hinzu und behauptet, dass derjenige unweigerlich ins Hintertreffen<br />
gerät, wer hier nicht mitmacht.<br />
Der eigentliche Sinn der webbasierten Vernetzung besteht aber in<br />
datenbasierten Geschäftsmodellen, ihre Potenziale liegen außerhalb<br />
der Fabriken. Diese Potenziale findet man aber nicht, wenn<br />
der Denkhorizont nur bis ans eigene Werkstor reicht. Industrie 4.0<br />
zielt hierzulande einseitig auf Performance der Produktion und<br />
kommt gedanklich nicht aus dem kleinen Karo der Fabrik hinaus.<br />
Stattdessen betreibt man ebenso lustvoll wie selbstverliebt<br />
Nabelschau und löst mit Hingabe technische Probleme,<br />
vornehmlich die der Datenschnittstellen. Die Show<br />
hat auch einen Namen: Deutschland sucht den<br />
Super-Standard. Die Überlegung dahinter lautet,<br />
dass erst die Existenz eines technisch überzeugenden<br />
Informationsstandards spannende Anwendungen<br />
möglich macht. Umgekehrt ist es aber richtig: spannende Anwendungen<br />
bestimmen, welcher Standard sich durchsetzen wird.<br />
Und genau das haben die Amerikaner erkannt. So tüfteln die<br />
Deutschen an Schnittstellen, während die Amerikaner Geschäftsmodelle<br />
entwerfen. Die Deutschen fragen sich, wie das funktioniert<br />
– die Amerikaner fragen sich, welches Geld man damit verdienen<br />
kann. Die Rollenverteilung ist klar: Die Amerikaner stecken<br />
die digitalen Claims ab und schaffen neue Märkte, während sich<br />
die Deutschen widerstandslos den Platz in der zweiten Reihe<br />
haben zuweisen lassen – als austauschbare Hardwarelieferanten<br />
von Internet-Unternehmen. Und unsere Fabrikausrüster, die Industrie<br />
4.0 lediglich als Konjunkturprogramm begreifen und sich<br />
angesichts erwarteter Umsatzzuwächse derzeit freudig die Hände<br />
reiben, haben nicht verstanden, dass es genau diese Entwicklung<br />
ist, die sie selber hinwegfegen wird.<br />
Industrie 4.0 darf nicht länger dogmatisch daherkommen und ist<br />
auch kein Selbstzweck. Einigkeit besteht darüber, dass die Vernetzung<br />
des Digitalen die Welt verändern wird. Deshalb hat Industrie<br />
4.0 endlich die Technikecke zu verlassen und ist von der<br />
Gesellschaft und vom Markt her zu denken. Dies muss sich in<br />
neuen Geschäftsmodellen abbilden und bedarf der Bereitschaft,<br />
das eigene Geschäftsmodell unsentimental zu zerstören, statt es<br />
linear fortzuschreiben. Industrie 4.0 hat nur dann eine Chance auf<br />
Erfolg, wenn sie sich die Frage stellt, wie wir zukünftig wirtschaften,<br />
arbeiten und leben wollen und aus den Antworten die richtigen<br />
Schlüsse zieht.<br />
Fotos: Aufmacher: Fotolia, Pr<strong>of</strong>. Syska: Hochschule Niederrhein<br />
www.hs-niederrhein.de
"Wir bei Lenze glauben, dass Industrie 4.0 die große Welle der Innovationen ist, mit<br />
denen der deutsche Maschinenbau federführend an der Weltspitze bleibt. <strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> hat uns daher s<strong>of</strong>ort gefallen. Weil sich die Roadshow auf Industrie<br />
4.0 fokussiert und aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Sie trifft den Nerv der<br />
Zeit und macht das Top-Thema handhabbarer. Die Redakteure gehen zudem neue<br />
Wege in der Kommunikation und erreichen neue Zielgruppen. Es ist eine sehr schöne<br />
Aktion, die die Faszination Technik und die Menschen dahinter in den Fokus rückt.<br />
Das macht Spaß und wir freuen uns, dass wir als Erste mit dabei sein konnten."<br />
Dr. Tim Bendig, Leiter Strategisches Marketing und Corporate Communications<br />
Lenze, Aerzen<br />
"Das Angebotspaket von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong><br />
<strong>ENGINEERING</strong> hat uns in Bezug auf das<br />
Preis-Leistungsverhältnis s<strong>of</strong>ort überzeugt.<br />
Wir haben darin eine sehr gute<br />
Möglichkeit erkannt, das Thema Industrie<br />
4.0 konkret aus unserer Perspektive und<br />
mit unserem Leistungsangebot<br />
praxisorientiert zu vermitteln."<br />
Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer Vertrieb<br />
Lobster GmbH, Pöcking<br />
"Als die weltweit führende Innovationsplattform für die Holzbearbeitung, ist das<br />
Thema vernetzte Fertigung und Automatisierung zur Effizienzsteigerung von sehr<br />
hoher Wichtigkeit. Und da wir kreativen Formaten gegenüber immer aufgeschlossen<br />
sind, kam der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> gerade richtig, und hat diesen Aspekten voll<br />
und ganz Genüge getan. Insbesondere die Ganzheitlichkeit des Formates finde ich<br />
sehr spannend und bin gespannt auf die Entwicklung dieses Formates. Ein ‚Spring <strong>of</strong><br />
Woodworking‘, würde mit der Ligna 2017 sicherlich seinen Höhepunkt erreichen."<br />
Christian Pfeiffer, Leitung LIGNA<br />
Deutsche Messe AG, Hannover<br />
DARUM WAREN WIR DABEI<br />
"Einerseits ermöglicht uns die zunehmende Digitalisierung in der Industrie<br />
den Service und die Logistik in Richtung eines automatisierten Prozesses – von<br />
der Online-Konfiguration bis hin zur digital unterstützten Fertigung – weiter<br />
stark voranzutreiben. Andererseits hat sie auch direkten Einfluss auf die<br />
Produktentwicklung: bei den chainflex Ethernet Leitungen für die Vernetzung von<br />
Maschinen in der Smart Factory ebenso wie bei den smart plastics, die einen Beitrag<br />
zur vorausschauenden Wartung liefern. Immer mit dem Ziel, dem Kunden einfach,<br />
schnell und kostengünstig Kunstst<strong>of</strong>f-Lösungen anzubieten, die Stillstände<br />
vermeiden und gleichzeitig seine Kosten senken. Genau diese Vielfalt und Potenziale<br />
von Industrie 4.0 macht der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> eindrucksvoll auf seiner<br />
Plattform sichtbar."<br />
Frank Blase, Geschäftsführer<br />
igus GmbH, Köln<br />
84 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
"Wir waren gleich vom Konzept von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> überzeugt: Es war<br />
eine tolle Möglichkeit, einem breiten Zielpublikum über die verschiedenen<br />
Medienkanäle zu zeigen, was Industrie 4.0 bedeutet und wie diese in verschiedenen<br />
Anwendungsbereichen bereits umgesetzt ist. Wir konnten darstellen, was heute mit<br />
Sensorik schon möglich ist und wie die Sensorik Industrie 4.0 erst möglich macht.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Redaktion hat meinen Kollegen und mir sehr viel<br />
Spaß gemacht und hat auf beiden Seiten für so manche Erkenntnis im Bereich<br />
Industrie 4.0 gesorgt."<br />
Silvia Puckl, Public Relations Manager / Corporate Communication<br />
Sick AG, Waldkirch<br />
"Der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> greift ein aktuelles Thema auf, das für uns<br />
bei Schneider Electric einen hohen Stellenwert besitzt, und behandelt es aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln. Als weltweit tätiges Unternehmen spielt für uns neben<br />
dem "deutschen" Thema Industrie 4.0 natürlich auch das 'Industrial Internet <strong>of</strong><br />
Things (IIoT)' eine wichtige Rolle. Diese beiden Aspekte können wir beim <strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> ideal miteinander verbinden. So können wir auf dieser Plattform<br />
interessierten Fachleuten unsere Strategie 'Innovation at every Level' mit Fokus<br />
auf IIoT in einem interessanten Mix aus Online-Beiträgen, Social Media sowie<br />
Printmedien näher bringen."<br />
Thomas Hammermeister, PR-Manager<br />
Schneider Electric, Ratingen<br />
"<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> ist eine wertvolle Initiative zur Vernetzung von<br />
Gleichgesinnten mit dem Ziel, den digitalen Fortschritt mitzugestalten. Deshalb<br />
wollten auch wir von Optimeas gerne dabei sein, um uns und unseren Beitrag dazu<br />
vorzustellen. Die Umsetzung finden wir sehr gelungen. <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
gibt Einblick in die Unternehmen, die Menschen dahinter, technologische<br />
Innovationen und auch deren Herausforderungen. Dadurch ist ein rundes,<br />
umfassendes Bild darüber entstanden, was Alles Industrie 4.0 in<br />
Deutschland ausmacht und bewirkt."<br />
Burkhard Schranz, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />
"Industrie 4.0 ist nicht nur ein Schlagwort. Es ist viel mehr. Die vierte industrielle<br />
Revolution verändert Denkweisen, Prozesse und Abläufe an allen Punkten der<br />
Wertschöpfungskette. Von der Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung<br />
können alle Unternehmen pr<strong>of</strong>itieren. Wir möchten dabei helfen, dieses Potenzial<br />
zu erkennen - vor allem auch kleinen und mittelständischen Betrieben. Deshalb haben<br />
wir bei <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> mitgemacht. Reportagen, Fachartikel, Porträts,<br />
Interviews und Videos. Das Thema wurde umfassend und abwechslungsreich<br />
beleuchtet. Das hat uns sehr gut gefallen."<br />
Stefan Hitz, Abteilungsleiter Industrieautomation<br />
Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 85
THE MAKING OF…<br />
<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />
Unsere Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> war ein hartes Stück Arbeit, hat aber auch viel<br />
Spaß gemacht. Tausende Autobahnkilometer, viele Stunden Videomaterial, hunderte Fotos<br />
und viel Schweiß sind dabei zusammen gekommen. Vieles, was hinter den Kulissen passierte,<br />
ist im fertigen Artikel oder Video gar nicht zu sehen, etwa die amüsanten Outtakes vom<br />
Videodreh. Damit Sie einen kleinen Einblick von der Produktion bekommen, zeigen die<br />
Kollegen hier besondere Momente aus ihrem persönlichen <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong>.<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> rockt!<br />
Kleine Einlage am Rande<br />
der Dreharbeiten<br />
THE MAKING OF ...<br />
Läuft die Kamera?<br />
Was wäre <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
ohne eine Moderation am Strand?<br />
86 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
„Kannst Du bitte noch einmal von links nach rechts<br />
laufen?“ Die Kollegin musste ein ums andere Mal unter<br />
meinen Regieanweisungen leiden. Sorry, Martina!<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> hatte ich mir<br />
wettertechnisch irgendwie anders vorgestellt. Der<br />
stürmische Norden hatte kein Erbarmen mit uns<br />
Strahlender Sonnenschein auf der Dachterrasse –<br />
und kein Eiscafé in Sicht!<br />
„Kamera läuft – und Action!“<br />
Nicht nur das Wetter spielte mit – auch die gute<br />
Stimmung im Team sorgte für lebhafte Bilder<br />
Dass die Werkshallen auch immer so groß<br />
sein müssen – aber so geht’s einfacher
Es gab Perspektiven, die nicht nur dem Redakteur…<br />
…sondern auch der Redakteurin zu schaffen machten<br />
Technik live vor Ort zu erleben ist die perfekte<br />
Ergänzung zu meiner Arbeit am Schreibtisch<br />
THE MAKING OF ...<br />
Die Atmosphäre mit den Kunden war <strong>of</strong>fen, entspannt<br />
und manchmal sogar lustig – was hammer gelacht<br />
Den Azubis bei Lenze mal so richtig<br />
auf die Finger schauen…
Auf der Pirsch nach Footage-Material<br />
Die Begegnung mit Menschen hat mir<br />
unheimlich viel Freude bereitet<br />
Das will geübt sein. Nur dann löst die<br />
Panono-Kamera auch richtig aus<br />
Ob das alles wieder darein passt?<br />
Mit leichtem Gepäck auf Industrie-4.0-Erkundung<br />
– der Kavalier trägt etwas mehr<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 89
Dienstags, 11:00 Uhr, im Sensorwerk: Die Frisur sitzt!<br />
Geschafft! Der letzte Take ist gedreht!<br />
Die Begeisterung für Technik steht ihr<br />
ins Gesicht geschrieben<br />
THE MAKING OF ...<br />
Tierisches Treffen: Drei Industrie 4.0-Junkies<br />
bei den Bremer Stadtmusikanten<br />
Jetzt aber mit Vollspeed durch die Lenze-Ausbildung!<br />
90 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>
DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
DAS REDAKTIONSTEAM<br />
Peter Becker<br />
Redakteur<br />
Dr. Michael Döppert<br />
Chefredakteur<br />
Martina Heimerl<br />
Redakteurin<br />
Marie Krueger<br />
Redakteurin<br />
Martina Laun<br />
Redakteurin<br />
Eva Linder<br />
Chefredakteurin<br />
Michael Pfister<br />
Chefredakteur<br />
<strong>SUMMER</strong><br />
<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
Alexandra Pisek<br />
Redakteurin<br />
Dirk Schaar<br />
Leitender Chefredakteur<br />
Holger Seybold<br />
Redakteur<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH<br />
Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen<br />
Verlagsleiter: Dr. Michael Werner<br />
Nicole Steinicke<br />
Redakteurin<br />
www.engineering-news.net<br />
Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />
Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />
Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />
Svenja Stenner<br />
Redakteurin<br />
Redaktion<br />
Leitender Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Redakteure:<br />
Peter Becker B.A., Dr. Michael Döppert,<br />
Dipl.-Chem. Katja Friedl, Dipl.-Ing. (FH) Martina Heimerl,<br />
Dipl.-Medienwirtin (FH) Marie Krueger,<br />
Dipl.-Geogr. Martina Laun, Dipl.-Ing. (FH) Eva Linder,<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfister, Alexandra Pisek M.A.,<br />
Manfred Weber<br />
Redakteur<br />
Holger Seybold, Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke,<br />
Svenja Stenner, Dipl.-Ing. Manfred Weber<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Ulla Winter<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Gestaltung<br />
Anette Fröder, Cornelia Grothe<br />
REDAKTIONSTEAM / IMPRESSUM<br />
<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 91
FLUIDTECHNIK<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH,<br />
Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />
Postfach 100465, 55135 Mainz<br />
Ein Unternehmen der Cahensly-Medien<br />
www.cahensly-medien.de<br />
www.summer-<strong>of</strong>-engineering.de<br />
INDUSTRIAL AUTOMATION<br />
INTRALOGISTICS & DISTRIBUTION<br />
MOTION, DRIVES & AUTOMATION<br />
CREATING 4.0