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SUMMER of ENGINEERING 2016

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<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

>> TECHNIK-REDAKTEURE AUF <strong>SUMMER</strong> ROADSHOW<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

AUF HEISSER SPUR<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

MENSCHEN IDEEN TECHNOLOGIEN VISIONEN


CONTENT – MARKETING<br />

AT ITS BEST<br />

BE PART OF IT<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

>> DIE MULTIMEDIALE LIVE-ROADSHOW 2017<br />

>> INDUSTRIE 4.0 –<br />

BE PART OF IT!<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

Nehmen Sie schon heute<br />

Ihre Zielgruppe mit auf die Reise<br />

in die Technologische Zukunft<br />

der INDUSTRIE 4.0!<br />

Teilnehmer <strong>2016</strong>:<br />

CREATING 4.0


DER SOMMER<br />

WAR HEISS!<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Eis essen und baden gehen, aber bloß den Regenschirm nicht vergessen: Das war der Sommer <strong>2016</strong>. Das<br />

Wetter spielte jedenfalls verrückt: Erst Tropenhitze, dann Hochwasser und dann die Rolle wieder<br />

rückwärts. Aber all das hat unsere Innovations-Scouts nicht davon abgehalten, sich auf die Spuren von<br />

Industrie 4.0 zu begeben – und das quer durch Deutschland.<br />

Die Digitalisierung hält immer weiter Einzug in unsere Industrie. Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0<br />

verspricht eine optimierte und individualisierte Produktion. Industrielle Kommunikation, modulare<br />

Automation, IT- und ‚Funktionale Sicherheit‘ sind wesentliche Voraussetzungen zur Realisierung.<br />

Nur mit einer Durchdringung von Produktion und IT und einer intelligenten Vernetzung werden<br />

Unternehmen auch in Zukunft ihren Kunden einen möglichst großen Nutzen bieten können und den<br />

Industriestandort Deutschland sichern. Aber nicht nur Technologien und neue Produkte spielen dabei<br />

eine entscheidende Rolle, sondern vor allem auch der Mitarbeiter in der Arbeitswelt 4.0.<br />

Sind also Industrie 4.0 und Smart Production die Top-Themen im deutschen Maschinenbau?<br />

Welche sind die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?<br />

Was wird alles mit Industrie 4.0 möglich sein?<br />

Diese und weitere brennenden Fragen haben wir mit unserer multimedialen<br />

Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> unter die Lupe genommen.<br />

Die Aspekte von Industrie 4.0 und vernetzter, zukunftsfähiger Produktion,<br />

Entwicklung und Konstruktion aufzugreifen und selbst zu erfahren,<br />

vor welchen Aufgaben die Industrieunternehmen heute und in Zukunft<br />

stehen, war unser Ziel. Unsere Teams recherchierten dabei für ihre<br />

Reportagen, Portraits, Interviews und Videos nicht nur zu technischen<br />

Highlights, sondern die Faszination Technik und die Menschen und<br />

Unternehmen, die dahinter stehen, rückten in den Vordergrund.<br />

Die Ergebnisse und das Highlight von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

halten Sie nun mit diesem Kompendium in den Händen oder Sie lesen<br />

es auf Ihrem PC, Tablet oder Smartphone. Blättern Sie also rein und<br />

lassen sich die Ideen, Visionen und Umsetzungen in Sachen ‚Industrial<br />

Internet <strong>of</strong> Things‘ nicht entgehen. Die Themen sind noch heiß!<br />

Dirk Schaar<br />

Leitender Chefredakteur<br />

d.schaar@vfmz.de<br />

SIE WOLLEN NOCH MEHR ERFAHREN?<br />

Bloggen Sie uns!: www.summer-<strong>of</strong>-engineering.de<br />

Wir auf Facebook: facebook.com/summer<strong>of</strong>engineering<br />

Twittern Sie mit!: @summer<strong>of</strong>engine


INHALT<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

03 Editorial: Der Sommer war heiß!<br />

06 Mit diesen Fragen sind wir gestartet<br />

08 Aller Anfang ist schwer...!<br />

NACHGEFRAGT<br />

28 Welches Bild sehen Sie durch die Brille<br />

Ihres Unternehmens vor Augen, wenn Sie<br />

an Industrie 4.0 denken?<br />

44 Glauben Sie, dass Industrie 4.0 Ihr Unternehmen<br />

maßgeblich verändern wird?<br />

66 Was sehen Sie als größte Herausforderung auf<br />

Ihrem Weg zu Industrie 4.0?<br />

80 Welche Auswirkungen hat Industrie 4.0 auf<br />

die Arbeitswelt in Ihrem Unternehmen?<br />

EXPERTENSTIMMEN<br />

10 Was bringt Industrie 4.0 für Deutschland?<br />

36 Arbeit 4.0: Wie verändert die Digitalisierung<br />

unseren Arbeitsalltag?<br />

58 Forschung 4.0: Was bedeutet Industrie 4.0<br />

für den Forschungsstandort Deutschland?<br />

82 Illusion 4.0 – Deutschlands naiver Traum<br />

von der smarten Fabrik<br />

58<br />

10<br />

82<br />

36


ON TOUR<br />

12 Zu Gast bei der Hannover Messe:<br />

Industrie 4.0 bewegt die „Messe“ Welt<br />

16 Zu Gast bei Igus:<br />

Smart Plastics for longer life<br />

22 Zu Gast bei Lenze:<br />

Industrie 4.0 – Seit 1947<br />

30 Zu Gast bei der Ligna:<br />

Handwerk trifft Hightech<br />

38 Zu Gast bei Lobster:<br />

S<strong>of</strong>tware als Weichensteller für Industrie 4.0<br />

46 Zu Gast bei Optimeas:<br />

Einfach smart loggen<br />

52 Zu Gast bei Schneider Electric:<br />

Die Denkweise des Automatisierers ablegen<br />

60 Zu Gast bei Schulz Systemtechnik:<br />

Durchgängigkeit im Prozess<br />

68 Zu Gast bei SEW-Eurodrive:<br />

Fördertechnik 4.0 braucht mobile Systeme<br />

74 Zu Gast bei Sick:<br />

Die Sinne der Smart Factory<br />

84 Das war <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>:<br />

Einblicke und persönliche Momente<br />

12<br />

16 22<br />

30<br />

38<br />

46 52<br />

60<br />

68<br />

74


MIT DIESEN FRAGEN<br />

SIND WIR GESTARTET<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> 2017<br />

>> WIE WIRD<br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

INTEGRATED INDUSTRY<br />

DIE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />

VERÄNDERN?<br />

>> DAS INTERNET DER<br />

DINGE – POTENZIALE,<br />

CHANCEN UND LÖSUNGEN?<br />

>> WEITERBILDUNG 4.0 –<br />

WIE LERNEN MITARBEITER<br />

FÜR DIE<br />

DIGITALE ZUKUNFT?<br />

>> STANDARDISIERUNG:<br />

EINE WELTSPRACHE FÜR<br />

MASCHINEN?<br />

>> WELCHE AUSWIRKUNGEN<br />

HAT INDUSTRIE 4.0<br />

AUF DIE ARBEITSWELT<br />

DES MENSCHEN?<br />

>> WAS MACHT DIE<br />

FACTORY EIGENTLICH<br />

SO SMART?


WIRD DER TRAUM VON DER<br />

SOCIAL MACHINE<br />

WIRKLICHKEIT?<br />

>> RISIKEN UND<br />

VORTEILE VON<br />

INDUSTRIE 4.0 ?<br />

>> WAS IST IN ZUKUNFT<br />

MIT INDUSTRIE 4.0<br />

UND NEUEN TECHNOLOGIEN<br />

MÖGLICH?<br />

>> WANN VERSCHMELZEN<br />

REALE UND VIRTUELLE<br />

ENTWICKLUNG UND<br />

PRODUKTION?<br />

>> INDUSTRIE 4.0 –<br />

NOCH VISION<br />

ODER SCHON<br />

REALITÄT?<br />

>> BIG DATA ALS<br />

SCHLÜSSELTECHNOLOGIE<br />

FÜR DEN WANDEL?<br />

>> WIE KÖNNEN WIR<br />

DIE POTENZIALE<br />

DER DIGITALISIERUNG<br />

NUTZEN?<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 7


WILLKOMMEN<br />

AUF DEM WEG<br />

IN DIE ZUKUNFT!<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

Holger Seybold<br />

Das Internet der Dinge wird nicht nur unser privates Leben<br />

nachhaltig beeinflussen, sondern als Industrie 4.0 oder Industrial<br />

Internet <strong>of</strong> Things auch die Unternehmen kräftig umkrempeln.<br />

Wir stehen gerade erst am Anfang dieser weltumspannenden<br />

„Evolution“. Was steht uns noch bevor? Wohin geht die Reise?<br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

Vieles was vor 10 Jahren noch wie Zukunftsmusik klang ist<br />

heute schon Realität. So sind in einem modernen Smart<br />

Home viele Geräte im lokalen Netzwerk integriert und mit<br />

dem Internet verbunden. Die daraus entstehenden Möglichkeiten<br />

sind ebenso vielfältig wie die Phantasie der Programmierer<br />

der Steuerungs-Apps. Wie im Privaten so ist die Digitale Transformation<br />

auch im industriellen Bereich nicht aufzuhalten. Vertikale<br />

Vernetzung bis in den kleinsten Sensor im Gerätepark als auch horizontal<br />

entlang der kompletten Wertschöpfungskette – die Zukunft<br />

ist Volldigital.<br />

DINGE EROBERN DAS INTERNET<br />

Auslöser der technischen Veränderung ist das<br />

Internet <strong>of</strong> Things. Es sind also die „Dinge“ wie<br />

Sensoren, Aktuatoren, Steuerungen und Geräte,<br />

die das Internet erobern und sich untereinander vernetzen.<br />

Von aktuell 5 Mrd. soll sich Analysten zufolge die Zahl der<br />

Geräte in den kommenden 10 Jahren auf 25 Mrd. vervielfachen.<br />

Nicht mitgezählt sind dabei Devices wie Computer, Tablets oder<br />

Smartphones, die ohnehin schon allein durch Ihre Nutzungsbestimmung<br />

mit einem Internetanschluss ausgestattet sind.<br />

Analog zur Anzahl der vernetzten Geräte und deren wachsenden<br />

Fähigkeiten fallen auch entsprechend mehr Daten an. Die Herausforderung<br />

liegt nun darin, diese Datenflut „Big Data“ intelligent<br />

auszuwerten und nur die relevanten Informationen „Smart Data“<br />

daraus zu generieren – und das in Echtzeit.<br />

Auf diese Weise eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten, weil die<br />

Geräte in Echtzeit Informationen untereinander austauschen und<br />

interaktiv agieren können. Verbindet man etwa das Smart Home<br />

mit dem Internet, dann steht nicht nur die komplette Steuerung<br />

quasi an jedem Ort der Welt zur Verfügung, es könnten in Zukunft<br />

sogar alle Häuser miteinander vernetzt werden, wodurch wieder<br />

neue Funktionalitäten entstehen. Infolge der Vernetzung entstehen<br />

wahrscheinlich ganz neue Anwendungen, an die heute noch Niemand<br />

denkt.<br />

CYBER-PHYSIKALISCHE PRODUKTIONSSYSTEME<br />

Ebenso wie im privaten Bereich steht die Digitale Transformation<br />

in der Industrie vermutlich noch am Anfang. Dazugehörige Technologien<br />

existieren bereits und dringen sukzessive in alle Bereiche<br />

vor. Ist ein produzierendes Unternehmen auf Industrie 4.0-Niveau<br />

angekommen, dann ist der Weg frei für cyber-physikalische Produktionssysteme.<br />

Dabei wird z.B. ein „Rohling“ mit „Intelligenz“<br />

ausgestattet und wird so zu einem Cyber-physikalischen System.<br />

Dieser sucht sich daraufhin selbst seinen Weg durch die automatisierte<br />

Fabrik und fährt dabei alle Stationen an, die für seine Fertigstellung<br />

notwendig sind. Durch die Vernetzung der gesamten Produktion<br />

lässt sich der komplette Fertigungsprozess hocheffizient<br />

gestalten. Darüber hinaus lässt sich auf diese Weise auch die Fertigung<br />

in Losgröße 1 realisieren.<br />

Erweitern wir die Betrachtung über die Unternehmensgrenzen<br />

hinweg, dann müssen alle Prozesse der Versorgungskette sowie der<br />

Lieferkette digital eingebunden sein. Erst wenn alle Einzelprozesse<br />

digital abgebildet sind, kann eine durchgängige Prozesssteuerung<br />

erfolgen. Auf diese Weise ist das Gesamtsystem in der Lage auf Störung<br />

zu reagieren, und das weit über die eigenen Unternehmensgrenzen<br />

hinaus. Die Digitale Transformation ist also Grundvoraussetzung<br />

für eine komplett smarte Wertschöpfungskette.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage beklagen sich Unternehmen, die<br />

bei der Realisierung von Industrie 4.0 weit voraus sind, vermehrt<br />

über „Blinde Flecken“ in ihrer Supply Chain, weil hier noch kein<br />

digitaler Datenaustausch erfolgt. Denn nur wenn alle entlang der<br />

Kette am gleichen Strang ziehen, wird die digitale Transformation<br />

durchgängig, transparent und trotzdem sicher gelingen.<br />

DATENSICHERHEIT IM BLICK<br />

Der Gedanke, dass sensible Daten überall auf der Welt zur Verfügung<br />

stehen, gibt Anlass zur Sorge. Die bestehenden Bedenken gegenüber<br />

einer globalen Vernetzung sind durchaus berechtigt, stehen<br />

doch der aussichtsreichen Effizienzsteigerung mögliche Schäden<br />

8 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


Foto: Deutsche Messe<br />

durch Cyberkriminalität entgegen. Bei all der gewünschten Funktionalität<br />

muss also auch an die Datensicherheit gedacht werden.<br />

Unternehmen sind immer noch verunsichert, wenn es darum<br />

geht, sensible Daten in der Cloud zu speichern bzw. bereitzustellen,<br />

weil sie dort ihrer Ansicht nach unzureichend geschützt und Angriffen<br />

oder Spionage ausgesetzt sind. Grundsätzlich nicht falsch<br />

gedacht, aber auch hier gibt es mittlerweile praktikable Lösungen<br />

mit durchgängiger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die eine geschützte<br />

Umgebung in der Cloud sicherstellen und darüber hinaus<br />

sogar weitere Vorteile gegenüber einer eigenen lokalen IT-Infrastruktur<br />

bieten. Bei Ransomware-Angriffen etwa, bei denen die<br />

Kriminellen alle Daten auf der Festplatte verschlüsseln und somit<br />

unbrauchbar machen, ist die Cloud-basierte Lösung von Vorteil.<br />

Anbieter solcher Lösungen sind überzeugt, dass sie mittlerweile<br />

sicherer seien als die klassische lokale Speicherung.<br />

Redundante Systeme, nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit und<br />

umfangreiche Servicedienste inkl. Datensicherung und -wiederherstellung<br />

sind weitere Argumente, die für einen cloudbasierten<br />

IT-Dienstleister sprechen. Im Geschäftsalltag wird es sich wahrscheinlich<br />

kaum bemerkbar machen, ob nun der Server im eigenen<br />

Firmengebäude steht, oder die Daten sich in der Obhut eines<br />

Datenwolkendienstleisters befinden.<br />

Letztendlich wird sich kein Unternehmen der<br />

globalen Vernetzung entziehen können, es ist<br />

lediglich eine Frage der intelligenten und<br />

praxistauglichen Umsetzung. Die Unternehmen<br />

sehen sich also einem digitalen<br />

Gruppenzwang ausgesetzt. Als<br />

Glied einer Supply Chain müssen<br />

sie sich den digitalen Strukturen<br />

und Organisationsformen von<br />

Zulieferer bis Kunde anpassen,<br />

damit sie nicht als schwächstes<br />

Glied der Kette außen vor bleiben.<br />

Andererseits warten auch<br />

einige Stolpersteine angesichts<br />

verschiedener Datenprotokolle, die der einfachen Umstellung im<br />

Wege stehen. Gerade in globaler Hinsicht sind hier noch Hausaufgaben<br />

zu erledigen und Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

DIE ARBEIT DER ZUKUNFT<br />

Im Zuge von Industrie 4.0 wird sich auch die Arbeitswelt nachhaltig<br />

verändern. Wird uns die vierte industrielle Revolution Arbeitsplätze<br />

kosten? Und wenn ja, wie viele Stellen sind wirklich in Gefahr? Die<br />

Meinungen der Experten gehen auseinander. Die eine Seite prognostiziert<br />

den Wegfall von Arbeitsplätzen durch einen weiter steigenden<br />

Automatisierungsgrad und kollaborative Robotik, andererseits<br />

muss die zusätzliche Technik auch konstruiert, produziert,<br />

programmiert und gewartet werden, was grundsätzlich für Beschäftigung<br />

sorgt.<br />

Fest steht in jedem Fall, dass sich die Arbeitsplätze verändern<br />

werden. Einfache Tätigkeiten in der Produktion werden weiter automatisiert<br />

und von Robotern übernommen, entsprechend höher<br />

ist der Anspruch an den übrigen Tätigkeiten. Um diesen Veränderungen<br />

Rechnung zu tragen, müssen die Mitarbeiter entsprechend<br />

qualifiziert werden. Vielleicht wird es in Zukunft sogar neue Berufe<br />

geben, die wir heute noch gar nicht kennen.<br />

Aber selbst wenn uns die Digitale Transformation<br />

unterm Strich Arbeitsplätze kostet, was wäre<br />

denn die Alternative dazu? Wenn Industrie<br />

4.0 die Zukunft des Standortes<br />

Deutschland sichert, indem wir auf<br />

den Weltmärkten wettbewerbsfähig<br />

bleiben, dann gibt es eigentlich<br />

DINGE EROBERN<br />

DAS INTERNET UND<br />

REVOLUTIONIEREN<br />

DIE INDUSTRIELLE WELT<br />

keine Alternative. Willkommen<br />

auf dem Weg in die Zukunft!


INDUSTRIE 4.0<br />

IST EIN LANGFRISTIGER<br />

PARADIGMENWECHSEL<br />

Was bedeutet Industrie 4.0 für den Standort Deutschland?<br />

Sie hat eine riesige Bedeutung. Industrie 4.0 ist ganz sicher ein<br />

langfristiger Paradigmenwechsel. Die Vernetzung der Wertschöpfung<br />

ist für alle produzierenden Unternehmen eine Revolution,<br />

die sie nicht verschlafen dürfen. Nun müssen wir aber rasch<br />

die Wertschöpfung und somit die Fabriken smart machen. Langfristig<br />

wird sich kein Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen<br />

in Deutschland dieser Veränderung entziehen können.<br />

Wie groß sehen Sie die Gefahr, dass Deutschland im Vergleich ​<br />

zu ausländischen Bemühungen in eine ähnliche Richtung (z.B.<br />

Industrial Internet Consortium; IIC) den Anschluss verliert?<br />

Die Produktionstechnik ist fest in den Händen der deutschen<br />

Maschinenbauer. Da sind wir an der Spitze. Aber die S<strong>of</strong>twaretechnologien<br />

und die Möglichkeiten des Internets spielen eine<br />

immer größere Rolle in der Produktion. Um hier den Anschluss<br />

nicht zu verlieren, sollte der Mittelstand unbedingt mit Hilfe der<br />

Vernetzung eine engere Kundenbindung schaffen und auf Basis<br />

von Datenanalysen neue digital veredelte Dienstleistungen anbieten.<br />

Die Unternehmen müssen mehr zusammenarbeiten und<br />

gemeinsam Technologien und Plattformen entwickeln.<br />

Wie gestaltet Ihr Institut Industrie 4.0 mit?<br />

Wir haben am Fraunh<strong>of</strong>er IPA das sogenannte „Applikationszentrum<br />

Industrie 4.0“ aufgebaut, in dem viele Entwicklungen unseres<br />

Hauses getestet und an die Anforderungen der Industrie<br />

angepasst werden. Das „Virtual Fort Knox“ etwa, eine Plattform<br />

zur Sicherung und Verarbeitung von Produktionsdaten in der<br />

Cloud, ging sehr rasch an den Markt. Mass Sustainability, ein<br />

weiterer Fokus am IPA, wird in der „Ultraeffizienzfabrik“ realisiert,<br />

einer urbanen Produktionsstätte ohne Emissionen und mit einem<br />

quasi geschlossenen Ressourcenkreislauf über den Lebenszyklus<br />

der Produkte hinweg. Auch hier entstehen völlig neue Technologien,<br />

die wir über Start-ups in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Industrie in den nächsten Jahren in die Anwendung bringen.<br />

www.ipa.fraunh<strong>of</strong>er.de<br />

DIE UNTERNEHMEN<br />

MÜSSEN GEMEINSAM<br />

TECHNOLOGIEN<br />

UND PLATTFORMEN<br />

ENTWICKELN.<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

UNIV.-PROF. DR.-ING. THOMAS BAUERNHANSL<br />

Leiter des Fraunh<strong>of</strong>er-Institus für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung (IPA) sowie des Instituts für<br />

Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)<br />

Universität Stuttgart


WAS BRINGT INDUSTRIE 4.0 FÜR DEUTSCHLAND?<br />

WOLFGANG DORST<br />

Bereichsleiter Industrial Internet und 3D-Druck<br />

Bitkom, Berlin<br />

Deutschland war immer eine große Industrienation – aber nur mit<br />

Industrie 4.0 können wir diese Stellung künftig behaupten. Die<br />

Vernetzung von Menschen, Maschinen und Anlagen ist eine zentrale<br />

Voraussetzung, um weiterhin im internationalen Wettbewerb zu<br />

bestehen und um Arbeitsplätze zu sichern. Dieser Ansicht sind auch 75<br />

Prozent der Industrieunternehmen, wie eine Bitkom-Studie zeigt. Fast<br />

noch wichtiger: Industrie 4.0 bietet die Chance, neue Geschäftsmodelle<br />

zu entwickeln und damit neue Märkte zu erschließen. Hierfür braucht es<br />

Investitionen, Know-how – und vor allem den Mut, ausgetretene Pfade<br />

zu verlassen. Damit Deutschland eine große Industrienation bleibt.<br />

HARTMUT RAUEN<br />

stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />

VDMA, Frankfurt<br />

Wir produzieren unsere Zukunft: Mit Industrie 4.0 verschmelzen<br />

IT-Technologien mit Produktionstechnologien, um innovative<br />

Produkte und Lösungen zu schaffen sowie mehr Individualität und<br />

Effizienz zu erreichen. Industrie 4.0 ist damit eine entscheidende<br />

Quelle für zukünftigen Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland.<br />

Ziel muss es sein, dass Deutschland sich weltweit als Gravitationszentrum<br />

einer digitalisierten Industrie positioniert, dabei kommt dem<br />

Maschinen- und Anlagenbau eine Schlüsselrolle zu. Denn der Maschinenbau<br />

ist Anbieter und Anwender von 4.0-Technologien und er<br />

verbindet Big Data mit Big Thinking, also Korrelation mit Kausalität.<br />

GUNTHER KOSCHNICK<br />

Fachverbandsgeschäftsführer Automation<br />

ZVEI, Frankfurt<br />

Es geht um nichts Geringeres als um die Zukunftsfähigkeit des<br />

Standorts Deutschland. Die USA und China sind Wettbewerber auf<br />

Augenhöhe. Wir müssen uns im Klaren sein, dass es uns jede Menge<br />

an Anstrengung kosten wird, uns in diesem Markt zu behaupten.<br />

Unsere bisherige Arbeit ist allerdings exzellent und muss sich im<br />

internationalen Vergleich nicht verstecken. Mit dem im ZVEI<br />

entwickelten Referenzarchitekturmodell RAMI 4.0 führen wir die<br />

internationale Debatte um Industrie 4.0 an: Wer Industrie 4.0<br />

verstehen will, der kommt an Deutschland nicht mehr vorbei.<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 11


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

FÜR<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...DAS TOLLE, DASS INDUSTRIE 4.0<br />

AUF DER HANNOVER MESSE BEGONNEN<br />

HAT, MIT DER MESSE GEWACHSEN IST<br />

UND WIR IN ZUKUNFT NOCH VIELE<br />

INDUSTRIE 4.0-MESSEN SEHEN WERDEN.<br />

MARC SIEMERING, GESCHÄFTSBEREICHSLEITER HANNOVER MESSE<br />

DEUTSCHE MESSE AG, HANNOVER<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 13


<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

INDUSTRIE 4.0<br />

BEWEGT DIE „MESSE“-WELT<br />

Integrated Industry ist seit ein<br />

paar Jahren jeweils das Motto<br />

der Hannover Messe. Wie geht<br />

diese Serie weiter?<br />

Im Jahr 2012 sind wir mit diesem Leitthema auf der Hannover Messe gestartet und in diesem Jahr<br />

hatten wir das Thema „Integrated Industry – Discover Solutions!“. Mit Unterstützung der Aussteller<br />

konnte der Besucher mehr als 400 Anwendungsbeispiele in Hannover sehen. Industrie 4.0<br />

ist also Realität geworden. Und das wollen und werden wir im kommenden Jahr fortsetzen.<br />

Wie werden Sie gezielt<br />

Industrie 4.0 auch in 2017<br />

ins Rampenlicht rücken?<br />

Das Leitthema 2017 heißt „Integrated Industry – Creating value!“. Dann werden wir vor allem<br />

die Wertschöpfung in den Fokus stellen, d.h. welche neuen Geschäftsmodelle entstehen aus<br />

Industrie 4.0 und was ist der Benefit für den Anwender, wenn er Industrie 4.0 einsetzt? Als<br />

wichtige Themen seien genannt: Predictive Maintenance, Additive Manufacturing, Robotics<br />

und viele andere, die unter das Dach von Industrie 4.0 fallen.<br />

Wie hoch ist denn der Anteil<br />

der Besucher, die sich bereits<br />

intensiv mit den Fragen rund<br />

um die Digitalisierung der<br />

Industrie auseinandersetzen?<br />

Industrie 4.0 bewegt die Welt. Das sehen wir an den vollen Hallen der „Digital Factory“ oder der<br />

„Industrial Automation“. <strong>2016</strong> kamen insgesamt 10% mehr Besucher auf die Hannover Messe,<br />

30% mehr internationale Besucher und alleine über 7 000 aus China. Sie kommen, um die<br />

neuesten Trends zu sehen und sich über Industrie 4.0 zu informieren.<br />

Industrie 4.0 interessiert<br />

nicht nur die klassischen<br />

Maschinenbauer, sondern<br />

auch Unternehmen aus der<br />

S<strong>of</strong>twarebranche. Wie sehen<br />

Sie diese Entwicklung auf<br />

der Hannover Messe?<br />

Mit der Leitmesse „Digital Factory“ geben wir der S<strong>of</strong>tware und dem IoT ein Zuhause – in<br />

direktem Zusammenhang mit der Automatisierungstechnik. Die klassischen Anbieter<br />

von Automatisierung erkennen die S<strong>of</strong>tware als Expertise und bauen diese im eigenen<br />

Unternehmen stark aus. Auf der anderen Seite stellen vermehrt klassische IT-Anbieter auf<br />

der Hannover Messe aus, um die Zielgruppe der Produzenten zu erreichen. Diese Synergie<br />

gelingt nur in Hannover. So wird die Menge der klassischen IT-Anbieter auf der Hannover<br />

Messe in den kommenden Jahren steigen.<br />

HANNOVER MESSE<br />

Ist das nicht ein Angriff<br />

auf die CeBIT?<br />

Nein, denn die Zielgruppen unterscheiden sich doch deutlich. Während zur CeBIT der IT-<br />

Experte kommt, um sein ganzes Unternehmen zu digitalisieren, ist es auf der Hannover Messe<br />

die intelligente Fabrik der Zukunft, die für Produktionsleiter im Fokus steht. Unternehmen, die<br />

auf beiden Messe ausstellen, signalisieren uns, dass sie mit beiden Messen alle Zielgruppen<br />

perfekt bedienen können.<br />

14 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


WIR GEBEN<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

UND IOT<br />

EIN ZUHAUSE<br />

MARC SIEMERING<br />

ist Geschäfts bereichsleiter<br />

der Hannover Messe<br />

Bildung und Weiterbildung ist<br />

sicherlich einer der Schlüssel<br />

für den Erfolg von Industrie 4.0<br />

– welchen Stellenwert hat<br />

dieser Aspekt auf der Messe?<br />

Das Thema Mitarbeiter unter Industrie 4.0 hat in den vergangenen Jahren rasant Fahrt aufgenommen.<br />

Entscheidend ist, die Mitarbeiter hierfür zu qualifizieren, sodass sie sich in der<br />

neuen Arbeitswelt zurecht finden. Themen wie Datenbrillen, Smartphones, Tablets – das sind<br />

Arbeitsmittel, die in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen werden. Diese greifen wir und die<br />

Aussteller auf, um den Mitarbeiter mitzunehmen und an Industrie 4.0 teilhaben zu lassen.<br />

Muss dann Industrie 4.0<br />

Chefsache sein?<br />

Industrie 4.0 kann ein gesamtes Unternehmen auf den Kopf stellen und die komplette<br />

Wertschöpfung verändern. Der Beginn gehört in die Chefetage. Hier müssen Visionen<br />

entwickelt und Strategien vorgegeben werden.<br />

Warum soll ein Besucher<br />

im April 2017 zur Hannover<br />

Messe kommen?<br />

Weil er im nächsten April wieder so viele Anwendungsbeispiele von Industrie 4.0 sehen<br />

wird, wie nirgendwo sonst auf der Welt. In diesem Jahr hatten wir 400, 2017 werden es noch<br />

viel mehr sein. Der Besucher findet auf der Hannover Messe alle Technologien rund um die<br />

Wertschöpfungskette innerhalb der industriellen Produktion – von der Energie, über die<br />

Automation bis hin zu Forschung und Entwicklung. Das gibt es nur in Hannover – im Fokus<br />

der industriellen Welt.<br />

www.hannovermesse.de<br />

VIDEO<br />

Das ganze Video-Interview können Sie<br />

sich unter folgendem Link ansehen:<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_Hannover_Messe<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 15


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

FÜR<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...DER SCHEIDEPUNKT, WERDE ICH<br />

SCHNELL ALT ODER OBSOLET ALS<br />

FÜHRUNGSPERSON, ODER BLEIBE<br />

ICH JUNG GENUG, UM INDUSTRIE 4.0<br />

MITZUMACHEN UND MITZUGESTALTEN.<br />

FRANK BLASE, GESCHÄFTSFÜHRER<br />

IGUS GMBH, KÖLN<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 17


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI IGUS<br />

SMART PLASTICS FOR LONGER LIFE<br />

IGUS<br />

Dirk Schaar<br />

Das Unternehmen Igus befasst sich seit über<br />

50 Jahren mit Kunstst<strong>of</strong>fen für die Bewegung in<br />

der Industrie. Was aber haben Kunstst<strong>of</strong>fe mit<br />

Industrie 4.0 zu tun? Das wollte ich bei meinem<br />

Besuch in Köln herausfinden. Eine spannende<br />

Reise durch die Welt der Kunstst<strong>of</strong>fe hat mich<br />

erwartet.<br />

Isch mööch zo Fooß noh Kölle gon – so formuliertes es einst der<br />

Liedermacher Willi Ostermann in seinem populären Mundartlied<br />

in kölschem Dialekt, das immer noch als in<strong>of</strong>fizielle Kölner<br />

Stadthymne gilt. Ich habe mich aber nicht zu Fuß nach Köln aufgemacht,<br />

sondern bin mit meinem Tretroller angetreten, um die<br />

großen Distanzen durch die Igus-Produktion heute schneller zu<br />

überbrücken. Denn hier auf meinem Weg möchte ich nicht nur<br />

mehr über die neuesten Kunstst<strong>of</strong>fprodukte erfahren, sondern vor<br />

allem mehr über die Philosophie von Igus, die man in Sachen<br />

Industrie 4.0 verfolgt. Wie kann man also Hochleistungs-Kunstst<strong>of</strong>fe<br />

durch integrierte Sensoren fit macht für die Fabrik der Zukunft?<br />

INTELLIGENZ IN DIE WIEGE LEGEN<br />

Motion Plastics sind Hochleistungskunstst<strong>of</strong>fe für die Bewegung.<br />

Sie sind seit vielen Jahre in den weltweit unterschiedlichsten Applikationen,<br />

Regen, Salz, extremen Temperaturen, sind resistent gegen<br />

Öl oder Chemikalien, sind leichter, dynamischer, energieeffizienter<br />

als vergleichbare Lösungen und dazu noch günstig. Reichten diese<br />

Fähigkeiten bisher in den meisten Anwendungsfällen aus, kommen<br />

im Zeitalter von Industrie 4.0 und vernetzter Produktion ganz neue<br />

Herausforderungen auf den Spezialisten Igus zu. Daher ist das Kölner<br />

Unternehmen nun den nächsten Schritt gegangen: intelligente<br />

Smart Plastics. Das Ziel ist klar: Die vorausschauende Wartung der<br />

Produkte soll noch einfacher werden und die Kosten in der Produktion<br />

der Zukunft sollen weiter gesenkt werden. Die Anforderungen<br />

des Kunden kennt auch Igus-Geschäftsführer Frank Blase: „Wir<br />

wollten dem Wunsch vieler Kunden nach verbesserter Aussagefähigkeit<br />

zu Wartungsintervallen oder Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

unserer Produkte nachkommen. Das haben wir mit unseren neuen<br />

Smart Plastics erreicht.“<br />

Basis für die neuen Entwicklungen sind dabei die umfangreichen<br />

Tests im 2 750 m² großen Testlabor hier in Köln. So sind die Entwickler<br />

bereits seit vielen Jahren in der Lage, genaue Aussagen über<br />

die Lebensdauer der Motion Plastics zu treffen. „Die notwendige<br />

Intelligenz ist ihnen ins<strong>of</strong>ern in die Wiege gelegt, als dass unser<br />

Labor die Geburtstätte unserer Produkte ist und sie die Intelligenz<br />

in Form von Testdaten erhalten. Diese Daten und alle, die im Leben<br />

des Produkts weiter dazu kommen, können den Produkten jetzt<br />

digital mitgegeben werden."<br />

DEN AUSFALL VORHERSAGEN<br />

Noch einen Tritt und ein paar Meter und ich bin am nächsten Ziel<br />

angekommen. Hier im Testlabor treffe ich Harald Nehring, Prokurist<br />

E-Kettensysteme bei Igus, der mir sicherlich genau sagen kann,<br />

was nun die Kunstst<strong>of</strong>fe mit Industrie 4.0 zu tun haben: „Jede Menge<br />

sogar. Auf der einen Seite kommen mittlerweile in der Produktion<br />

der Kunstst<strong>of</strong>fe, als auch bei deren Vertrieb, intelligente und ver-<br />

18 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


01 Chefredakteur<br />

Dirk Schaar im Gespräch<br />

mit igus-Geschäftsführer<br />

Frank Blase (rechts)<br />

netzte Automatisierungssysteme zum Einsatz. Auf der anderen Seite<br />

ist es unser Ansatz, die Intelligenz, die Industrie 4.0 mit sich<br />

bringt, direkt in unsere Produkte zu integrieren.“ Wie das geht?<br />

Ganz einfach: Die isense Produktfamilie umfasst unterschiedliche<br />

Sensoren und Überwachungsmodule. Sie erfassen im laufenden<br />

Betrieb den Verschleiß und geben Alarm, sobald eine Reparatur<br />

oder ein Austausch erforderlich ist. Werden Messwerte überschritten,<br />

weisen die intelligenten Produkte frühzeitig auf den notwendigen<br />

Austausch hin. Durch die Vernetzung mittels des Igus Communication<br />

Moduls icom erfolgt danach die direkte Integration z. B. in<br />

die jeweilige unternehmensweite Infrastruktur. „Ab da entscheidet<br />

der Kunde dann selbst, wie mit den Daten umgegangen werden<br />

soll, weiß Harald Nehring. Eine optionale Anbindung an das Igus<br />

Datacenter eröffnet zukünftig weitere Möglichkeiten: individuelle<br />

Lebensdauerberechnung und Optimierung der Geschäftsprozesse.<br />

Hierzu gehören z. B. Wartungsbeauftragung oder Ersatzteilbestellung.<br />

Durch permanente Zustandsmessungen und das Gegenrechnen<br />

mit den Parametern der Anlage sowie den tausenden Versuchsdaten<br />

aus dem Testlabor lässt sich so auch im Realbetrieb das reibungslose<br />

Funktionieren zuverlässig vorhersagen. Die Vorteile liegen<br />

für Harald Nehring jedenfalls auf der Hand: „Dank unserer<br />

Smart Plastics steigt die Anlagenverfügbarkeit und die Wartungskosten<br />

sinken. Verlängerte Lebensdauer, reduzierter Energieverbrauch<br />

und erhöhte Sicherheit sind die weiteren Vorteile.“<br />

VON KETTE BIS LEITUNG<br />

Im Rahmen von isense hat Igus bereits drei intelligente Produkte<br />

vorgestellt: Energieketten, Linearlager und Leitungen. Bei der intelligenten<br />

Energiekette wird der Abnutzungszustand laufend durch<br />

einen eingearbeiteten Sensor-Chip überwacht. Ist der Abrieb so<br />

weit fortgeschritten, dass sich die Lebensdauer der E-kette dem Ende<br />

zuneigt, meldet der Chip dieses. Eine rechtzeitige Reparatur bzw.<br />

ein Austausch lassen sich planen und Ausfallzeiten werden minimiert.<br />

Hierzu stehen in der isense-Familie Module zur Überwachung<br />

der Zug-/Schubkräfte von Energieketten und zur Bruchermittlung<br />

eines Kettenglieds durch Fremdkörper oder Vandalismus.<br />

Ein im Kunstst<strong>of</strong>f des Linearlagers integrierter, nachrüstbarer<br />

Sensor meldet mittels Funk-Technologie, wenn der Verschleiß den<br />

Ausfall einer Linearführung für wahrscheinlich werden lässt. Ein<br />

02 Harald Nehring (rechts) erklärt mir die Funktionsweise<br />

von isense<br />

03 Rainer Rössel: „Leitungen werden die zentrale Rolle<br />

bei Industrie 4.0 spielen.“<br />

VIDEO<br />

Mehr zu Smart Plastics und unsere Tour<br />

durch die igus-Fabrik erfahren Sie auch<br />

in unserem Video:<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_igus<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 19


04 Drei Produktreihen sind bereits<br />

mit isense erhältlich<br />

05 Auf der Messe Motek kann ich mir<br />

die Funktion von isense live anschauen<br />

04<br />

05<br />

IGUS<br />

rechtzeitiger Wechsel des Lagers verhindert unvorhergesehene<br />

Ausfälle und unnötige Kosten.<br />

Typische Anwendungsbereiche finden sich dort, wo vorausschauende<br />

Wartung gefordert wird, z. B. in Hafenanlagen, in Kranen oder<br />

in Automobilwerken. Erste Testanlagen laufen erfolgreich im eigenen<br />

Unternehmen und auch bei verschiedenen Kunden sind schon<br />

Systeme im Testeinsatz. „Überall dort, wo lange Verfahrwege, hohe<br />

Geschwindigkeiten und große Verfahrhäufigkeiten gegeben sind,<br />

erhöht sich das Ausfallrisiko. Somit sind diese Applikationen für uns<br />

von besonderer Relevanz und hier haben wir bisher nur positive<br />

Erfahrungen machen können“, erklärt mir Harald Nehring.<br />

MEHR ALS NUR GARANTIE<br />

Fehlen also noch die Leitungen. Hierzu muss ich mich allerdings<br />

auf den Weg nach Stuttgart zur Messe Motek begeben. Mit dem Roller<br />

fahre ich natürlich nicht die ganze Strecke, nehme ihn aber mit.<br />

Hier treffe ich Rainer Rössel, Leiter des Geschäftsbereichs Chainflex<br />

Leitungen: „Wir bieten in unserem Chainflex Programm schon<br />

heute 27 verschiedene Ethernet- und 29 verschiedene LWL-Leitungen<br />

für die Dauerbewegung ab Lager an. Diese große Vielfalt beruht<br />

dabei auf dem Bestreben, die unterschiedlichsten mechanischen<br />

Anforderungen im Markt zu erfüllen, ohne dabei die Kosten aus<br />

den Augen zu verlieren. Ganz nach unserem Motto „die günstigste<br />

Leitung, die sicher funktioniert, ist die richtige.“ So gibt es für fast<br />

alle denkbaren bewegten Anwendungen elektrisch gleiche aber<br />

mechanisch unterschiedliche Leitungen, die sich für verschiedene<br />

Fälle eignen: Für lineare oder Torsionsbewegungen, für besonders<br />

tiefe Temperaturen, für sehr enge Biegeradien, für hängende Anwendungen<br />

und so weiter. Da Igus Hersteller sämtlicher Komponenten<br />

eines Systems für die Energie- und Datenübertragung ist, ist<br />

es möglich, diese optimal aufeinander abzustimmen. Diese Komplettsysteme<br />

aus Ketten, Leitungen und weiteren Zubehör teilen<br />

werden ebenfalls im Labor getestet, wodurch die Sicherheit gewährleistet<br />

werden kann.<br />

"Hier bei Igus werden ausschließlich Leitungen konfektioniert,<br />

die bereits heute eine im Markt einzigartige Garantie von 36 Monaten<br />

bieten. Für Anlagen aber, die wesentlich länger, dynamischer<br />

und vollbeschäftigt laufen, wünschen sich viele Betreiber Bauteile,<br />

deren Lebensdauer sich nicht nur online berechnen lässt, sondern<br />

die zusätzlich auch im Realbetrieb permanent eine Rückmeldung<br />

zu ihrem Zustand geben. Für maximale Verfügbarkeit und Betriebssicherheit“,<br />

weiß Rainer Rössel. So gibt es für die mechanische<br />

Überwachung der Energieketten oder auch für die Überwachung<br />

der elektrischen Eigenschaften der Leitungen jeweils eigene isense<br />

Systeme. Diese in Kombination bieten eine komplett überwachte<br />

Energie- und Datenübertragung. Jede Chainflex Leitung kann dazu<br />

an das isense CF.Q angeschlossen werden. Dieses System misst verschiedene<br />

Parameter und vergleicht diese laufend mit den Testdaten<br />

aus vielen 100 Millionen elektrischen Messungen der vergangenen<br />

25 Jahre. Werden Grenzwerte überschritten, informiert die Leitung<br />

den Betreiber, der daraufhin den Austausch planen kann. Das isense-System<br />

für die intelligente Leitung ist mobil und kompakt, es wird<br />

durch neue Erkenntnisse aus dem Testlabor ständig aktualisiert.<br />

LEITUNGEN MIT SCHLÜSSELROLLE<br />

Wie aber passen die Leitungen und Energieketten von Igus und<br />

Industrie 4.0 eigentlich zusammen? Hierzu Rainer Rössel: „Wenn<br />

wir davon ausgehen, dass die Maschinen bei Industrie 4.0 viel mehr<br />

miteinander kommunizieren müssen, auch mit der Außenwelt, ist<br />

eine sichere und schnelle Datenübertragung der Key bei der Umsetzung.<br />

Die sichere Datenübertragung ist also das Maß der Dinge<br />

– und das noch bewegt in der Energiekette mit den richtig konzipierten<br />

Leitungen, dauerbewegt mit Funktion. Daher ist Industrie 4.0 für<br />

Igus das wesentliche Entwicklungspotenzial für die nächsten Jahre.“<br />

Die Anforderungen der Kunden, denen sich das Kölner Unternehmen<br />

stellen muss, stehen auf jeden Fall fest: Die sichere und<br />

schnelle Datenübertragung. Und zwar in verschiedener Hinsicht:<br />

Im Sinne von elektrischer Sicherheit, wo Leitungen einen hohen<br />

EMV-Schutz bieten, auch bei kontinuierlicher Bewegung. Und im<br />

Sinne von mechanischer Sicherheit, dass keine ungeplanten Ausfälle<br />

durch Ader- oder Mantelbrüche auftreten. „Leitungen werden<br />

also definitiv die zentrale Rolle bei Industrie 4.0 spielen, denn ohne<br />

sichere Datenübertragung wird die Smart Factory nicht funktionieren“,<br />

ist sich Rainer Rössel sicher.<br />

Ich bin am Ende meiner Reise durch die Igus-Welt angelangt und<br />

durfte jede Menge über die Aufgabenstellungen und Umsetzungen<br />

auf dem Weg zur digitalen Fabrik erfahren. Fasziniert hat mich, was<br />

in naher Zukunft möglich sein wird: „Online konfigurieren und<br />

online bestellen, anschließend innerhalb von 24 Stunden geliefert<br />

bekommen – vor dieser Aufgabe stehen wir in der Industrie. Hier ist<br />

es eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch unser Anspruch, als<br />

Lieferant eine Vorreiterrolle zu spielen“, so Frank Blase. Die Kunstst<strong>of</strong>fprodukte<br />

von Igus haben jedenfalls sehr viel mehr mit Industrie<br />

4.0 zu tun, als ich dachte – Sie spielen sogar eine Hauptrolle!<br />

www.igus.de<br />

20 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


WAS HABEN KUNSTSTOFFE<br />

AUS KÖLN EIGENTLICH MIT<br />

INDUSTRIE 4.0 ZU TUN?<br />

Herr Blase, welchen<br />

Stellenwert hat Industrie 4.0<br />

heute schon bei igus?<br />

Einen enorm hohen Stellenwert. Daher unternehmen wir gerade die mit Abstand größte<br />

IT-Investition unserer Firmengeschichte. Wir haben dabei festgestellt, dass wir alles anpacken<br />

müssen, um den Prozess vom Erstkontakt bis zum After Sales zu automatisieren. Für uns<br />

ergeben sich damit große Chancen für die Zukunft unseres Unternehmens.<br />

Sprechen wir noch von<br />

Visionen oder sind wir<br />

schon in der Realisierung<br />

angekommen?<br />

Die Entwicklungen werden deutlich schneller vorangetrieben, als ich mir das vorgestellt hatte.<br />

Nehmen wir nur als Beispiel die bereits 100 selbstfahrenden Taxen in Pittsburg – da hätten wir<br />

auch nicht gedacht, dass solch ein Projekt so rasant umgesetzt wird. Wir sind also mitten in der<br />

Realisierung. Für uns ist es die Aufgabe, unsere Millionen von Produktvarianten so aufzustellen,<br />

dass diese innerhalb kürzester Zeit lieferbar sind. Das gleiche gilt für die Entwicklung der Smart<br />

Products. Die Bereitschaft für die nächsten Schritte ist auf jeden Fall da.<br />

Welche Auswirkungen<br />

hat Industrie 4.0 und die<br />

vernetzte Produktion auf<br />

die Mitarbeiter bzw. auf die<br />

Führungsebene von igus?<br />

Wir stecken in einer starken Umbruchphase. Da wird die Frage kommen, ob wir als Führungskraft<br />

schnell alt oder obsolet werden, oder uns rasch auf die neuen Herausforderungen einstellen<br />

können. Auch die Mitarbeiter spüren den Umbruch und die Gefahr des Wegfalls von<br />

Arbeits-plätzen. Unser Ziel muss daher sein, die Menschen mit neuen Aufgaben zu beschäftigen.<br />

Das lässt sich nur über Wachstum kompensieren.<br />

Ist Industrie 4.0 also<br />

Chefsache?<br />

Alle wichtigen Entscheidungen, die ein Unternehmen in eine bestimmte Richtung lenken,<br />

müssen letztlich Chefsache sein. Wir müssen die Themen, wie Industrie 4.0, vorleben. Ich habe<br />

mich zum Beispiel heute morgen wieder zwei Stunden mit den Smart Plastics beschäftigt, denn<br />

es ist wichtig, den Weg gemeinsam mit unseren begeisterten Mitarbeitern zu gehen.<br />

Wie setzt igus Industrie 4.0 in<br />

der eigenen Produktion ein?<br />

Über die vergangenen 25 Jahre war unsere Produktion nur begrenzt digitalisiert. Die<br />

entscheidenden Schritte hin zu Industrie 4.0 kommen erst jetzt. Daran arbeiten wir fieberhaft.<br />

Denn man kann sagen, dass wir für uns selbst der beste Pilotkunde sind, weil unsere eigene<br />

Produk tion alle Voraussetzungen mitbringt und so gerade zum Schaufenster für Low-Cost-<br />

Automation heranwächst.<br />

Wo möchte igus in<br />

den nächsten fünf bis<br />

zehn Jahren stehen?<br />

In fünf Jahren soll jedes igus-Produkt, das älter als sechs Monate ist, komplett konfigurierbar,<br />

automatisiert hergestellt und in kürzester Zeit beim Kunden sein – und das weltweit. Weiterhin<br />

werden wir mit neuen smart plastics dem Kunden zusätzliche Mehrwerte bei der Wartung<br />

der Produkte bieten. Und noch viel wichtiger: Wir haben die Lösungen, die zeigen, was<br />

Kunstst<strong>of</strong>fe alles leisten können. Daher soll Igus auch die erste Adresse für Bewegungsverbesserungen<br />

aller Art sein. z<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 21


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

FÜR<br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...DAS GLÜCK, AUCH DIE NÄCHSTEN<br />

15 JAHRE LANG NOCH TECHNOLOGISCHE<br />

HERAUSFORDERUNGEN GESTALTEN<br />

UND BEWÄLTIGEN ZU DÜRFEN."<br />

FRANK MAIER, TECHNOLOGIE-VORSTAND<br />

LENZE SE, AERZEN<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 23


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

INDUSTRIE 4.0<br />

SEIT 1947<br />

01 Leitender Chefredakteur<br />

Dirk Schaar im Gespräch mit<br />

Lenze Technologie-Vorstand<br />

Frank Maier (links)<br />

Dirk Schaar<br />

Industrie 4.0. Seit 1947. – Mit diesem Claim<br />

trat der Spezialist für Motion Centric<br />

Automation Lenze auf der Hannover Messe<br />

<strong>2016</strong> an. Aber wie kann das sein, ist die<br />

vernetzte Produktion doch ein Kind unserer<br />

aktuellen Zeit? Ich habe mich auf den Weg<br />

nach Groß-Berkel gemacht und bin der Sache<br />

auf den Grund gegangen.<br />

Das Jahr 1947: Deutschland liegt noch in den Trümmern des<br />

2. Weltkriegs und der aufkommende "Kalte Krieg" trennt zunehmend<br />

die bisher vereinte Kriegskoalition der Alliierten.<br />

George C. Marshall wird neuer Außenminister der USA und<br />

Prinzessin Elisabeth heiratet in London Prinz Philip. Und im<br />

beschaulichen Hameln übernimmt Hans Lenze die Handelsgesellschaft<br />

Stahlkontor GmbH Weser. Damit war der Grundstein für die<br />

heutige Lenze-Gruppe gelegt. Seitdem bestimmen Produktivität,<br />

Zuverlässigkeit und das Thema Einfachheit das Denken und<br />

Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters. Aber war das auch der<br />

Grundstein für Industrie 4.0 und vor allem warum?<br />

Ich treffe Frank Maier am heutigen Firmensitz Groß-Berkel. Er ist<br />

im Vorstand von Lenze für Technologien verantwortlich und sollte<br />

es genau wissen: „Seit 1947 ist natürlich augenzwinkernd gemeint.<br />

Dennoch war 1947 im Kontext Industrie 4.0 ein bemerkenswertes<br />

Jahr. Zum einen wurde Lenze gegründet. Zum anderen wurde der<br />

Transistor erfunden.“ Der Transistor und später das Moore‘sche<br />

Gesetz führten zu einer Verdoppelung der Leistungs fähigkeit alle<br />

zwei Jahre. „Ich sage dazu immer, dass eine e-Funktion übermenschlich<br />

ist, denn der Mensch denkt linear. Das führt zu diesem<br />

Gefühl einer Revolution, damit müssen wir uns auseinandersetzen.<br />

In diesem Kontext ist Industrie 4.0 sicher kein alter Hut, sondern die<br />

Erneuerung der Suche nach Antworten zu unserer wichtigsten Fragestellung:<br />

Wie erhalten wir uns unsere Wettbewerbsfähigkeit?“<br />

LENZE<br />

VON KOMPLEX ZU EINFACH<br />

Seit dem Gründungsjahr hat sich im Maschinenbau sehr viel getan.<br />

Um individualisierte Produkte zu Konditionen einer industriellen<br />

Großserienfertigung herzustellen, müssen Maschinen heute<br />

24 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI LENZE<br />

02 Mit diesem Claim ist Lenze zur Hannover Messe <strong>2016</strong> angetreten<br />

hochflexibel, intelligent und vernetzt sein, ohne zu komplex in der<br />

Handhabung zu werden. Maschinenbauer müssen ebenfalls ihre<br />

flexiblen Maschinen möglichst schnell auf den Markt bringen.<br />

Wie das geht, weiß Frank Maier: „Die übermenschliche Welt der<br />

exponentiell wachsenden technologischen Komplexität muss<br />

wieder menschlich werden. Dafür muss man sie so vereinfachen,<br />

dass sie für einen Menschen wieder handhabbar wird.“ Das<br />

gelingt Lenze durch die Zerlegung der komplexen Bewegungsabläufe<br />

der Maschine in ihre funktionalen Einheiten. Diese Markenmessage<br />

nennt man bei Lenze „Easy Engineering“.<br />

„Die größte Herausforderung unserer Kunden ist die enorme<br />

Komplexität der Maschinen und gleichzeitig der Fachkräftemangel“,<br />

stellt auch Dr. Thomas Cord, Geschäftsführer Lenze Automation,<br />

klar. Daher muss der Antriebsspezialist neben Motoren, Invertern<br />

und Getrieben auch komplette Automatisierungssysteme<br />

sowie Engineering-Dienstleistungen und -Tools aus einer Hand<br />

anbieten. Wie aber sieht die konkrete Antwort aus, die den Anwender<br />

aus dieser Komplexitätsfalle raus holen soll, möchte ich<br />

wissen. „Der Weg kann nur die konsequente Modularisierung der<br />

Maschinen sein, d. h. die Zerlegung der Maschinen in standardisierte<br />

und wiederverwertbare Funktionseinheiten. Das hat auch<br />

das Marktforschungsunternehmen Quest in einer Studie herausgestellt“,<br />

erklärt Dr. Thomas Cord. Demnach setzt bereits gut die<br />

Hälfte der Maschinenbauer auf modulare Konzepte. Und diese<br />

werden in den nächsten Jahren doppelt so stark wachsen wie monolithische.<br />

In der Mechanik ist der Markt schon sehr weit fortgeschritten,<br />

aber die Elektrotechnik im Schaltschrank und die S<strong>of</strong>tware<br />

hinken meist noch hinterher. „Lenze hat aber eine Lösung<br />

dafür, die Ihnen unser Technologiemanager Motion, Detlef Storck,<br />

gerne erklären wird.“<br />

MEHR ZEIT FÜR BEGEISTERUNG<br />

„Im Zuge von Industrie 4.0 wird es immer wichtiger, die Bewegungen<br />

in immer flexibleren Maschinen so simpel wie nur möglich zu<br />

konzipieren", sagt Detlef Storck. Es muss also möglich sein, in wenigen<br />

Minuten z. B. eine mehrachsige Roboterapplikation einzurichten.<br />

„Das funktioniert tatsächlich – in dem Moment, in dem ein<br />

Roboter und seine Bewegungsabläufe in einen Maschinenprozess<br />

genauso einfach eingebunden sind, wie das Einschalten einer<br />

Glühlampe. Dass sich dahinter viel Mathematik und Mechanik verbirgt,<br />

muss der Anwender nicht wissen. Es geht letztlich darum, die<br />

Komplexität und Flexibilität, die ein programmierbares System hat,<br />

so zu verbergen, dass der eigentliche Auftrag mit wenigen Parametern<br />

ausgeführt ist.“ Und hier setzt die Lenze FAST Application<br />

S<strong>of</strong>tware Toolbox an. Dank standardisierter und modularisierter<br />

S<strong>of</strong>tware lassen sich vorgefertigte Bewegungsfunktionen ganz einfach<br />

in die Maschinensteuerung integrieren und wiederverwenden.<br />

Die FAST-Module können beliebig und leicht kombiniert und<br />

mit eigenen selbst erstellten Komponenten ergänzt werden. Die<br />

Basisaufgaben sind damit schnell erledigt und der Programmierer<br />

hat mehr Luft für die Entwicklung und den Test besonderer Maschinenfunktionen.<br />

„Da bleibt mehr Zeit für die Begeisterungsfaktoren<br />

der Maschine und Roboter können ganz einfach projektiert werden<br />

– ganz ohne Roboter-Know-how“, ist Detlef Storck überzeugt.<br />

KEIN SCHWEIZER MESSER<br />

Der neue Smart Motor ist ein solches Produkt, das sehr gut zur<br />

Engineering-Vereinfachung von Lenze passt. Er reduziert die Variantenvielfalt<br />

der Antriebe um bis zu 70%. Ohne Schütz und Starter,<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 25


03 04<br />

06<br />

LENZE<br />

mit frei einstellbaren Festdrehzahlen und vielen integrierten Funktionen<br />

für fördertechnische Anwendungen.<br />

Das schaue ich mir bei Lenze in Extertal an. Rune Friis-Knutzen,<br />

zuständig für die strategische Produkt- und Marktentwicklung Elektromechanik,<br />

berichtet: „Eine der wichtigsten Anforderungen<br />

unserer Kunden ist die Einfachheit der Antriebe. Ziel ist es, die<br />

Engineering-Zeit schon bei den einfachsten Anwendungen drastisch<br />

zu reduzieren.“ „Der Kunde braucht meist kein Schweizer<br />

Messer, das alles kann, sondern wie ein Koch nur ein richtiges Messer,<br />

das funktionieren muss. Daher schneiden wir unsere mechatronischen<br />

Lösungen genau auf die Kundenapplikation zu.“ Zudem erfüllt<br />

der Smart Motor höchste Anforderungen an die Energieeffizienz<br />

und kann ganz bequem per Smartphone bedient werden. Die<br />

Smart Motor App ermöglicht so die einfache Parametrierung. Nutzt<br />

der Anwender ein Auslegungswerkzeug wie den Drive Solution Designer<br />

von Lenze, ergibt sich eine weitere Ressourcenschonung.<br />

Denn in der Auslegungsberechnung wird das Zusammenspiel von<br />

Motor, Getriebe und Umrichter mit seinem physikalischen Verhalten<br />

in 16 000 möglichen Kombinationen exakt nachgebildet, um bei<br />

jeder Drehzahl die volle Leistung nutzen zu können. „Wir bei Lenze<br />

nennen das Antriebsgrenzkennlinien“, erklärt Rune Friis-Knutzen<br />

und zeigt mir eingehend das Zusammenspiel von Motor und App.<br />

INTELLIGENZ FÜR DIE INTRALOGISTIK<br />

Wie Lenze die Modularität und damit Industrie 4.0 bereits im<br />

Projekt itsowl-IASI umgesetzt hat, erfahre ich bei Pr<strong>of</strong>. Dr. Holger<br />

Borcherding, technischer Leiter der Abteilung Innovation: „Wir<br />

arbeiten an intelligenter Antriebs- und Steuerungstechnik für<br />

energieeffiziente Intralogistik, wie sie z. B. in Warenlagern zum<br />

Einsatz kommt.“ Ziel ist es, die Energieeffizienz von Antrieben in<br />

der Intralogistik deutlich zu verbessern. Es ist ein Baukasten mit<br />

verschiedenen Antriebslösungen entstanden, die in der Intralogistik<br />

statt der „normalen“ Asynchronantriebe eingesetzt werden<br />

können. Die Besonderheit ist, dass die Komponenten völlig kompatibel<br />

zu marktüblichen Lösungen sind, mechanisch, elektrisch<br />

und funktional. „Und das hat jede Menge mit Industrie 4.0 zu tun,<br />

denn die Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle“, erklärt<br />

Pr<strong>of</strong>. Borcherding. So liegt das Verbrauchsverhalten der Antriebssysteme<br />

bereits komplett in digitaler Form vor. Damit passt sich<br />

die Anwendung an die aktuellen Randbedingungen, wie Auslastung<br />

und Transportgewicht, automatisch und selbstoptimierend<br />

an und die energieoptimale Betriebsweise wird viel einfacher realisierbar.<br />

„Weiterhin ist die modellbasierte Regelung der Effizienzmotoren<br />

zu nennen. Auch hier ist S<strong>of</strong>tware von enormer Relevanz.<br />

Es gibt somit viele Einzelpunkte, die belegen, dass im Projekt<br />

itsowl-IASI Industrie 4.0-Antriebstechnologie entwickelt wurde“,<br />

so Pr<strong>of</strong>. Borcherding.<br />

TOOLS PASSEN SICH BEDÜRFNISSEN AN<br />

Über Easy Engineering habe ich heute schon viel erfahren. Lenze<br />

bietet aber noch mehr: So unterstützen die Engineering-Tools den<br />

kompletten Lebenszyklus einer Maschine. Das teilt sich auf in die<br />

Phasen Planung, Entwicklung und Betrieb. „Um hier optimal zu unterstützen<br />

sind unsere Tools an die unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />

und Bedürfnisse aufgeteilt und ausgerichtet. D. h. maßgeschneiderte<br />

Werkzeuge orientiert an den Aufgaben des mechatronischen<br />

Engineerings und an den typischen Anwendungen des<br />

Maschinenbaus“, erklärt Olaf Götz, Produktmanager für Engineering-Tools,<br />

die Vorteile. Arbeitet ein Planer z. B. mit dem Antriebsauslegungstool<br />

„Drive Solution Designer“ oder online mit dem<br />

26 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


05<br />

03 Die Auszubildenden werden bei Lenze schon frühzeitig<br />

auf Industrie 4.0 vorbereitet<br />

04 Der Jonglator zeigt das Lenze-Baukastensystem<br />

05 Olaf Götz (rechts) erklärt Dirk Schaar die Vorteile<br />

des Drive Solution Designers<br />

06 „Nur die konsequente Modularisierung der Maschinen<br />

führt zum Erfolg“ – das weiß Dr. Thomas Cord (rechts)<br />

07<br />

07 Durch den Einsatz der FAST Application S<strong>of</strong>tware Toolbox<br />

bleibt mehr Zeit für wesentliche Aufgaben<br />

elektronischen Katalog „EASY Product Finder“, steht ihm die SPS-<br />

Programmierumgebung „PLC Designer“ zur Verfügung, in der er<br />

z. B. auch die FAST-Technologiemodule parametrieren kann. Der<br />

Inbetriebnehmer oder Servicetechniker hingegen nutzt den „EASY<br />

Starter“ für den schnellen Zugang zu den Geräten, um Einstellungen<br />

vorzunehmen oder eine Diagnose zu machen. „Wichtig ist,<br />

dass Informationen zwischen allen beteiligten Domänen während<br />

des Engineerings ausgetauscht werden. Wir bereiten uns darauf vor,<br />

an dieser Stelle für mehr Effizienz zu sorgen“, sagt Olaf Götz. So ist<br />

z. B. mit dem Drive Solution Designer (DSD) eine schnelle und<br />

effiziente Antriebsauslegung möglich, die die Anforderungen von<br />

Industrie 4.0 nach Modularität, Flexibilität und Losgröße 1 erfüllt.<br />

FÜR INDUSTRIE 4.0 GERÜSTET<br />

Zurück in Groß-Berkel, möchte ich mich noch in der Ausbildungswerkstatt<br />

umsehen, um herauszufinden, ob Industrie 4.0 hier auch<br />

schon angekommen ist – und mache erstaunliche Entdeckungen:<br />

Zwei Auszubildende zeigen mir einen Roboter, der in wenigen<br />

Sekunden einen Zauberwürfel wieder in die korrekte, farbliche Reihenfolge<br />

bringen kann. Und auch ein Elektroauto gehört hier zum<br />

aktuellen Lernst<strong>of</strong>f. „Die jungen Leute wachsen in einer digitalisierten<br />

Welt auf. Die Nutzung von Smartphone, Internet und Mobile<br />

Devices in allen Lebenslagen ist für sie selbstverständlich. So bringen<br />

sie größtenteils sehr viel Medienkompetenz in die Ausbildung<br />

ein. Wir knüpfen daran mit Fachwissen und Handlungskompetenz<br />

an. So werden die zukünftigen Fachkräfte für Industrie 4.0 gerüstet“,<br />

erklärt mir Ausbildungsleiter Bernd Kirsch. In der Ausbildungswerkstatt<br />

werden also die Grundlagen für Industrie 4.0 geschaffen.<br />

Es geht um Digitalisierung, um Vernetzung und industrielle Kommunikation.<br />

Das Grundprinzip und die wichtigsten Punkte werden<br />

den jungen Menschen näher gebracht und vor allem die Chance,<br />

Industrie 4.0 nach und nach weiter zu entdecken. Das geschieht<br />

u. a. mit digitalen Lernsystemen oder in Projekten, in denen Lenze-<br />

Produkte zum Einsatz kommen. „Ein großer Teil der Fachkräfte und<br />

Ingenieure kommt aus der Lenze-Ausbildung. Sie werden das<br />

Unternehmen zukünftig erfolgreich tragen und weiterbringen“, ist<br />

Bernd Kirsch sicher.<br />

PIONIERE SEIT 70 JAHREN<br />

Ein spannender Tag bei Lenze geht für mich zu Ende und eine Reise<br />

von 1947 bis in die Zukunft der industriellen Automatisierung. Seit<br />

fast 70 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen aus Aerzen also<br />

mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Gedankens einer<br />

flexiblen, kosteneffizienten Produktion durch ein höheres Maß von<br />

Automatisierung – sehr früh sogar als einer der Pioniere auch mit<br />

elektronischen, digitalen Methoden. „In der Produktion von morgen<br />

sind nun intelligente, selbstlernende Automatisierungssysteme<br />

gefragt, die bei uns bereits als zukunftsweisende Modellbausteine<br />

und Funktionseinheiten vorhanden sind“, resümiert Frank Maier.<br />

Lenze ist also schon ready for Industrie 4.0 – und das seit 1947!<br />

www.lenze.de<br />

VIDEO<br />

Was Industrie 4.0 für Lenze bedeutet,<br />

haben wir vor Ort auch im Video<br />

festgehalten und „gecheckt“.<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_lenze<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 27


"Immer größere Datenmengen<br />

müssen verarbeitet werden<br />

und auf dieser Basis haben wir<br />

Optimeas gegründet. Deswegen ist<br />

Industrie 4.0 unser Kerngeschäft."<br />

Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />

optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />

WELCHES BILD SEHEN SIE<br />

DURCH DIE BRILLE IHRES UNTERNEHMENS<br />

VOR AUGEN, WENN SIE AN INDUSTRIE 4.0 DENKEN?<br />

"Unser technischer Leiter hat ein sehr schönes<br />

Bild entwickelt. Das Igus-Unternehmen sind<br />

drei Fabriken: Es ist eine Lego-Steine-Fabrik, eine<br />

Amazon-Fabrik, die die Teile kommissioniert, und es<br />

ist Toyota im besten Sinne des Montierens. Dieses Bild<br />

finde ich sehr gut und das haben wir im Kopf."<br />

Frank Blase, Geschäftsführer<br />

igus GmbH, Köln<br />

NACHGEFRAGT<br />

"Durch die Brille unseres Unternehmens sehe ich natürlich<br />

Sensoren, die Daten in eine übergeordnete Welt spielen, um<br />

dort einen Mehrwert zu erzeugen. Das ist so das Bild von<br />

Sick, warum Daten in der Industrie 4.0 unabdingbar sind."<br />

Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />

SICK AG, Waldkirch<br />

28 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


"Da denke ich natürlich an die Hannover Messe. Dort<br />

spielt Industrie 4.0 jetzt und in Zukunft eine große Rolle.<br />

Aber auch andere Veranstaltungen wie die Cebit oder<br />

die Ligna greifen dieses Thema auf und bieten<br />

entsprechendes Potenzial. Diese Schnittstellen<br />

können wir bei uns im Hause optimal verbinden."<br />

Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter Hannover Messe<br />

Deutsche Messe AG, Hannover<br />

"Für uns bedeutet Industrie 4.0 einen<br />

kreativen Spielraum zu haben und diese<br />

spannenden Aufgaben anzupacken."<br />

Stefan Hitz, Industrieautomation/Sales-Management<br />

Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />

"Ich sehe eine Fabrik in der Zukunft, in der Mensch<br />

und Technik intelligent miteinander kombiniert<br />

sind. D. h. Mensch und Technik sind so organisiert,<br />

dass exzellente Leistungsergebnisse aus der<br />

Wertschöpfungskette kommen."<br />

Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />

"Ich sehe hauptsächlich die Möglichkeit der Nutzung des<br />

Internets für alle möglichen Geschäftsprozesse. Wie<br />

können wir also unsere Produkte auf ganz andere Art und<br />

Weise mit dem Internet verbinden, um weitere Mehrwerte<br />

für die Kunden zu schaffen? Wie können wir aber auch<br />

unsere Prozesse so vernetzen, so dass die Prozesskosten<br />

aus Sicht des Kunden dramatisch sinken?"<br />

Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />

Lenze SE, Aerzen<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 29


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...<br />

FÜR


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...DASS DIE LIGNA NÄCHSTES JAHR<br />

WIEDER TEIL DER EVOLUTION SEIN<br />

WIRD, UND DAS THEMA, MASSGEBLICH<br />

DIE HOLZVER- UND BEARBEITUNG,<br />

VORAN BRINGT.<br />

CHRISTIAN PFEIFFER, GESCHÄFTSBEREICHSLEITER LIGNA<br />

DEUTSCHE MESSE AG, HANNOVER<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 31


HANDWERK<br />

TRIFFT<br />

HIGHTECH<br />

DEUTSCHE MESSE / LIGNA<br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI DER LIGNA<br />

Svenja Stenner<br />

Um aus dem Rohmaterial Holz<br />

hochwertige Produkte zu produzieren,<br />

ist die Forst- und Holzbranche heute<br />

mehr denn je gefordert. Wachsen doch<br />

die Anforderungen des Kunden an die<br />

Endprodukte. Die vernetzte Fertigung im<br />

Sinne von Industrie 4.0 wird daher die<br />

holzbearbeitende Industrie in<br />

Zukunft maßgeblich prägen. Grund<br />

genug für unsere Redaktion, sich mit der<br />

Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

auf die Spuren der Branche zu begeben.<br />

Das Expo-Holzdach, das als Wahrzeichen der Expo 2000<br />

errichtet wurde, ist das größte zusammenhängende seiner<br />

Art. Es ragt beeindruckend über den gleichnamigen<br />

Park des Messegeländes in Hannover – dort, wo im Turnus<br />

von zwei Jahren über 1 500 Aussteller ihre zukunftsweisenden<br />

Lösungen und Technologien sowie innovative Fertigungsanlagen<br />

präsentieren, wo rund 93 000 Besucher sich über<br />

die neuesten Trends und Entwicklungen der Branche informieren,<br />

wo unter dem Motto „Making more out <strong>of</strong> wood“ das Thema<br />

Nachhaltigkeit groß geschrieben wird. Die Ligna – Weltleitmesse für<br />

die Holzbe- und -verarbeitung – genießt einen guten Ruf und ist<br />

längst als zukunftsweisende Plattform etabliert. Auf dem Programm<br />

stehen Ausstellungsbereiche wie Werkzeuge, Maschinen und Anlagen<br />

für die Einzel- und Serienfertigung, Maschinenkomponenten<br />

und Automatisierungstechnik, Holzwerkst<strong>of</strong>fherstellung, Energiegewinnung<br />

aus Holz, Sägewerkstechnik sowie Forsttechnik. Als wir mit<br />

unserem Team vor Ort sind, lassen sich der Duft von frischem Holz<br />

und die Geräuschkulisse der be- und verarbeitenden Maschinen nur<br />

erahnen. Stattdessen regnet es in Hannover, was unsere Neugier und<br />

Vorfreude jedoch nicht trübt. Wir sind verabredet mit Christian Pfeiffer,<br />

Leiter der Ligna, von der Deutschen Messe. Während wir noch<br />

eben unser Equipment für unsere Reportage prüfen, sind wir auch<br />

schon im fünften Stock des Messeturms angekommen – dem Stockwerk<br />

des LignaTeams, wo wir freundlich empfangen werden.<br />

DIE GRÖSSTE IHRER ART<br />

Keine andere Messe der Branche ist weltweit so groß wie sie. Auf<br />

einer Netto fläche von über 120 000 m 2 veranstaltet die Deutsche<br />

Messe gemeinsam mit dem Fachverband Holzbearbeitungsmaschinen<br />

im VDMA e.V. die Ligna. Wir sind neugierig, was die<br />

Branche im kommenden Jahr erwartet. „Marktplätze sind Spiegel<br />

der Branche. Spiegel dessen, was sich neu entwickelt. Vor diesem<br />

Hintergrund ist jede Veranstaltung anders“, erklärt uns Pfeiffer. Und<br />

2017 wird definitiv anders. Die Ligna präsentiert sich mit neuem<br />

Layout. Nach Abstimmung mit dem Verband und den Ausstellern<br />

steht die Betriebsgröße der Besucherzielgruppe nicht mehr so sehr<br />

im Vordergrund, sondern die rein technologische Orientierung.<br />

Neben der neuen Flächenstruktur gibt es aber noch weitere Premi-<br />

32 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


01 Leiter der Ligna, Christian<br />

Pfeiffer, im Gespräch mit<br />

Redakteurin Svenja Stenner<br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

eren. Die Themen Automatisierung und Oberflächen erfreuen sich<br />

zudem solch großen Interesses, dass sie erstmalig mit eigenen Ausstellungsbereichen<br />

(Oberflächentechnik, Maschinenkomponenten<br />

und Automatisierungstechnik) präsent sein werden. Dabei dürfen<br />

sich die Besucher auf namhafte Aussteller wie Beckh<strong>of</strong>f, Igus, SEW<br />

und Siemens freuen. Auf die Frage der Schwerpunkte für die kommende<br />

Ligna kann uns Pfeiffer sogar gleich zwei Highlights nennen.<br />

Die vernetzte Fertigung ist für alle Bereiche von Relevanz, zudem<br />

spielt 2017 auch die Verarbeitung von Kunst- und Verbundwerkst<strong>of</strong>fen<br />

eine wichtige Rolle. Während Pfeiffer uns in die zu erwarteten<br />

Highlights einweiht, frage ich mich zugleich, welche Aufgaben es<br />

für einen Messeveranstalter zu erfüllen gilt, um die Bedürfnisse der<br />

Besucher und Aussteller zu befriedigen. Ganz einfach: Es gibt<br />

genau zwei. Zum einen schafft es die Ligna, einen vollständigen<br />

Weltmarktplatz der Holzbe- und -verarbeitung zusammenzustellen<br />

und zum anderen dies dann in die Öffentlichkeit zu kommunizieren.<br />

Alle wichtigen Anbieter der relevanten Technologien wie<br />

Anlagen, Maschinen und Werkzeuge sind alle zwei Jahre zentriert<br />

auf der Ligna vertreten und präsentieren ihre Produkte, Neuheiten<br />

und Dienstleistungen, klärt man mich auf. Dabei richten die<br />

Firmen ihre Innovationszyklen nach der Ligna aus.<br />

TRADITIONELLES HANDWERK VEREINT<br />

MIT MODERNER TECHNOLOGIE<br />

Die Ausbildung zum Tischler gilt als solides Handwerk. Bei dem Gedanken<br />

an eine alte Schreinerei kommen mir s<strong>of</strong>ort Assoziationen<br />

einer Werkbank, dem Duft von frischen Spänen und einer Holzplatte,<br />

die mithilfe eines Hobels bearbeitet wird, in den Sinn. Dass das Bild<br />

von „Meister Eder“ nur in meinem Kopf existiert, wird mir spätestens<br />

bei unserem Besuch in der Tischlerei Helmrichs in Isernhagen<br />

bewusst. Stattdessen stehe ich in einer modernen, gut ausgestatteten<br />

Produktionshalle. Der moderne Maschinenpark sowie die Montagefahrzeuge<br />

unterstützen die hohe handwerkliche Qualität des in<br />

zweiter Generation geführten Unternehmens. Rüdiger Helmrich<br />

klärt uns zusammen mit seinem Bruder Ralf, beide Mitgeschäftsführer,<br />

über das veränderte Berufsbild auf, als er uns stolz durch seine<br />

Produktionsstätte führt. Während sein Vater Robert in den 70erbzw.<br />

80er-Jahren noch Großaufträge von mindestens 1000 m laufen-<br />

der Schrankwand produzierte, werden solche Aufträge heutzutage<br />

von der Industrie abgedeckt. Der Wandel von der Serienfertigung in<br />

Tischlereien ging, getrieben durch die Anforderungen des Endkunden,<br />

hin zur individuellen Fertigung – hin zu Losgröße 1. Auch das<br />

Erbringen von Dienstleistungen gewinnt an Bedeutung, denn der<br />

Kunde sieht immer weniger ausschließlich das Produkt, sondern<br />

zunehmend das Gesamtkonzept. Das Geräusch einer Absaugung<br />

unterbricht unsere Unterhaltung. Konfigurierbar, leistungsstark und<br />

präzise sind die Worte, die das neue Bearbeitungszentrum – Biesse<br />

Rover B – beschreiben. Die Arbeitseinheit mit fünf Achsen, mit<br />

13 kW HSD-Elektrospindel und stufenloser Drehung um 360° auf<br />

den Vertikal- und Horizontalachsen ermöglicht laut Hersteller die<br />

Bearbeitung von Werkstücken von komplexen Formen. Das Electronic-<br />

Positioning-System (EPS) der CNC-Fräse macht deutlich, dass die<br />

digitale Revolution längst Einzug in die Welt der Möbelindustrie<br />

gehalten hat. Die große Maschine beeindruckt mich. Mir wird<br />

bewusst, dass der neue Prota gonist des klassischen Handwerks<br />

heutzutage eine Werkzeugmaschine ist, in der bis zu 91 Aggregate<br />

und Werkzeuge positioniert werden können. So ganz ohne den<br />

Menschen geht es dann aber doch nicht. Geschützt vom Maschinenlärm<br />

entwirft einer der 35 Helmrichs-Mitarbeiter im Nebenraum<br />

seine Konstruktion für den Arbeitsauftrag der Fräse am Bildschirm.<br />

Anschließend übermittelt er die Rohdaten des CAD-Programms<br />

online und legt das zu bearbeitende Werkstück auf. Auf meine Frage,<br />

wie es zu dem Kaufentscheid der Fräse kam, antwortet mir Helmrich:<br />

„Die Ligna war eine große Hilfestellung, denn dort treffe ich alle<br />

nennenswerten Anbieter. Ich habe die Möglichkeit, alle Objekte live<br />

vor Ort zu sehen, bevor wir als Tischlerei eine größere Investition tätigen.“<br />

„INDUSTRIE 4.0 IST EINE<br />

ZIELBILDFORMULIERUNG“<br />

Zurück im fünften Stock des Messeturms, draußen regnet es immer<br />

noch. <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> ENGINNERING hatte ich mir irgendwie anders<br />

vorgestellt, aber das informative Interview mit Christian Pfeiffer<br />

und seiner Kollegin Stephanie Wagner, Project Manager Ligna, gleichen<br />

das schlechte Wetter wieder aus. Nachdem mir die beiden<br />

Helmrich-Brüder verrieten, dass sie ihre neue CNC-Fräse auf der<br />

Ligna erleben konnten, bin ich neugierig. Neugierig auf das, was ich<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 33


Ausstellungsprogramm / Exhibition program<br />

Werkzeuge, Maschinen und Anlagen<br />

Eingang<br />

Entrance<br />

für die Einzel- und Serienfertigung<br />

Tools and Machinery for Custom and<br />

Informations-Centrum<br />

Information Center<br />

Mass Production<br />

Hallen / Halls 11 – 15, 27<br />

Convention Center<br />

Oberflächentechnik<br />

Surface Technology<br />

Halle / Hall 17<br />

Holzwerkst<strong>of</strong>fherstellung<br />

Wood Based Panel Production<br />

Halle / Hall 26<br />

Sägewerkstechnik<br />

Sawmill Technology<br />

WEST 2<br />

Halle / Hall 25<br />

Energie aus Holz<br />

Energy from Wood<br />

Halle / Hall 26<br />

Freigelände (FG) / Open-air site (FG)<br />

Pavillons / Pavilions 32 – 35<br />

Maschinenkomponenten<br />

und Automatisierungstechnik<br />

WEST 1<br />

Machine Components and<br />

Automation Technology<br />

Halle / Hall 16<br />

Forsttechnik<br />

Forestry Technology<br />

Freigelände (FG) / Open-air site (FG)<br />

Pavillons / Pavilions 32 – 35<br />

Haus der Nationen<br />

House <strong>of</strong> Nations<br />

Presse-Centrum<br />

Press Center<br />

Freigelände<br />

NORD 1<br />

Open-air site NORTH 1<br />

OST 3<br />

EAST 3<br />

lig 17 150708<br />

SÜD 1<br />

SOUTH 1<br />

07/2015 ▪ Änderungen vorbehalten / Modifications reserved ▪ 1507080<br />

03 04<br />

06<br />

07<br />

DEUTSCHE MESSE / LIGNA<br />

als Besucher live auf der Messe erleben kann. Sie bietet Schreinern,<br />

Tischlern, Zimmerern genau das, was sie brauchen, um erfolgreich<br />

als Unternehmer im Markt zu bestehen. Gesteuert durch die Nachfrage<br />

der Verbraucher muss ein Handwerksbetrieb heutzutage individuell<br />

aufgestellt sein, um weiterhin auf die Wünsche der Endanwender<br />

reagieren zu können. Der Einsatz moderner Technologien<br />

ist unumgänglich – sie lässt sich gut mit traditionellem Handwerk<br />

vereinen. Industrie 4.0 ist für die Holzverarbeitung längst kein<br />

Fremdwort mehr. Im Gegenteil, der Gedanke der komplett<br />

ver netzen Wertschöpfungskette scheint in greifbarer<br />

Nähe, was sich auf der Ligna deutlich widerspiegelt.<br />

Laut Pfeiffer handelt es sich bei Industrie 4.0<br />

um eine Zielbildformulierung, deren Entwicklungs-<br />

MULTIMEDIA CONTENT<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_ligna<br />

LIGNA ▪ 22 – 26 May 2017<br />

http://bit.ly/2aXXPKd<br />

Die Ligna ist als<br />

Informationsplattform<br />

für Vernetzung<br />

und Automatisierung<br />

etabliert.<br />

Alle Hallen- und<br />

Geländepläne des<br />

Ligna-Ausstellungsbereichs<br />

auf<br />

einen Blick zum<br />

Downloaden.<br />

potenzial ganz <strong>of</strong>fensichtlich ist. Anfang Mai veranstaltete<br />

die Deutsche Messe hierzu sogar eine<br />

internationale Konferenz mit dem Motto „Vernetzte<br />

Fertigung in der Holzbearbeitung – Die Branche auf dem<br />

Weg zu Industrie 4.0“. Bereits auf der letzten Ligna bildete<br />

die vernetzte Fertigung ein Highlight. „Die Ligna ist eine<br />

Präsentationsveranstaltung, auf der Maschinen laufen,<br />

wo es Aktionen zu sehen gibt und die Produktion unter Realbedingungen<br />

stattfindet“, berichtet Wagner von den Impressionen aus<br />

dem vergangenen Jahr. Währendessen kann ich mir bildlich vorstellen,<br />

wie Industrie 4.0 auf der Messe zum Leben erwachte. „Sogar<br />

eine Weltpremiere gab es zu sehen“, berichtet sie weiter. „In der<br />

Halle 26 war eine voll vernetzte Anlage der Homag Group aufgebaut,<br />

so dass die Besucher live die vernetzte Produktion eines<br />

Möbels mitverfolgen konnten. Das war einzigartig von Gesamtlänge<br />

und logistischem Aufwand.“ In den Absatzmärkten Möbel- und<br />

Bauelementefertigung bietet Homag aufeinander abgestimmte<br />

Lösungen von der Einzelmaschine bis zur kompletten Fertigungsstraße.<br />

Zahlreiche Dienstleistungen im Umfeld der produzierten<br />

Maschinen und Anlagen sowie die jeweils passende Steuerungss<strong>of</strong>tware<br />

können Besucher alle zwei Jahre live auf der Ligna erleben.<br />

HANDWERKLICHE SORGFALT UND<br />

ZUKUNFTSWEISENDES DESIGN<br />

Edle weißlackierte Fronten runden ihr modernes Design ab. Sie wirkt<br />

<strong>of</strong>fen und einladend – ich stelle mir vor, wie Horst Lichter in der<br />

P´7350 (Design by Studio F. A. Porsche) aus verschiedensten Zutaten<br />

ein leckeres Abendessen zaubert. Wer hätte nicht gerne diesen<br />

Küchentraum in seinen eigenen vier Wänden? Wir sind zu Gast bei<br />

der Firma Poggenpohl in Herford, die sich seit 1892 als älteste<br />

Küchenmarke der Welt global etabliert hat. Dass auch hier die<br />

Tendenz des Kunden stark in Richtung Individualisierung geht, wird<br />

34 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


05<br />

03 Der italienische Hersteller Biesse präsentiert alle zwei Jahre<br />

sein Portfolio an Holzbearbeitungsmaschinen auf der Ligna<br />

04 Die Brüder Ralf und Rüdiger Helmrich (von links) gestalten<br />

in ihrer modernen Tischlerei aus Tradition die Zukunft<br />

05 Volker Klocke, Christiane Danielsmeyer und Michael Pinz<br />

von Poggenpohl weihen uns in die moderne Küchenfertigung ein<br />

06 Die CNC-Fräse aus dem Hause Biesse wurde von akustischen<br />

Signalen speziell auf visuelle Signale umgestellt. Somit ist ihre<br />

Bedienung auch für gehörlose Mitarbeiter möglich<br />

07 Die Homag Group präsentiert auf über 5000 m 2 Ausstellungsfläche<br />

Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie<br />

unserem <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong>-Team schnell klar. Das mittelständische<br />

Unternehmen produziert keine Standardküchen, die vom<br />

Lager aus abkommissioniert werden, sondern tendiert zu Losgröße 1.<br />

Der Gedanke eines Küchenkonfigurators, der mich als Kunde durch<br />

die Planung begleitet, nach Fertigstellung des Entwurfs die Daten an<br />

die Produktion übermittelt und mir letztlich den Termin der Fertigstellung<br />

nennt, kommt auf. Michael Pinz, Director Product & Innovation,<br />

und Volker Klocke, Supply Chain Manager, sehen diesen Gedanken<br />

gegenwärtig als Szenario der Zukunft. Pinz erklärt mir, dass<br />

zwar aktuell die interne Abbildung der vernetzten Kommunikation<br />

möglich ist, aber die Komplexität der Sonderanfertigung das Szenario<br />

derzeit nur durch manuelle Tätigkeit umsetzen lässt. Es bedarf u. a.<br />

internationaler Bestellstandards und standardisierter Schnittstellen<br />

der unterschiedlichen Abwicklungssysteme, sowohl auf der IT- als<br />

auch auf der Fertigungsseite, um systemunabhängig kommunizieren<br />

zu können. „Je mehr Standards umgesetzt werden können, umso<br />

schneller verläuft auch der Prozess der Industrialisierung 4.0“, so<br />

Klocke. Laut den beiden Experten befindet sich die Küchenherstellung<br />

im Zeitalter von Industrie 4.0 noch am Anfang. Bei Poggenpohl selbst<br />

wird sich hinsichtlich dessen noch einiges ändern, vor allem im Hinblick<br />

auf die Lieferkette. Derzeitiger Stand ist eine teilweise Vernetzung<br />

zwischen IT-Systemen und Maschinen, die sich aber durch<br />

Investitionen in naher Zukunft beheben lassen. Dabei ist die Ligna eine<br />

gute Informationsquelle. „Sie ist für uns eine gute Plattform, um konzentriert<br />

die Partner in Augenschein zu nehmen und Innovationen<br />

kennenzulernen. Zudem können wir unsere eigenen Überlegungen<br />

mit einbinden“, schildert uns Klocke die Möglichkeiten der Weltleitmesse.<br />

„Für Poggenpohl bildet der Ausstellungsbereich Oberflächentechnik<br />

wichtige Themen ab, denn die Oberflächenbehandlung gilt<br />

als Differenzierungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern. Ich erh<strong>of</strong>fe<br />

mir viel von diesem Ausstellungs sektor, denn der richtige Umgang mit<br />

z.B. Lacken und Dekoren ist enorm wichtig geworden und birgt einige<br />

Herausforderungen“, freut sich Pinz auf die Ligna 2017.<br />

EIN MUSS FÜR JEDEN HOLZBEGEISTERTEN<br />

Während unser Team noch schnell ein paar Sequenzen für unsere<br />

Reportage auf dem Messegelände aufnehmen möchte, kommt<br />

auch schon der nächste Wolkenbruch. Da stehe ich nun im Regen<br />

und betrachte die faszinierende Konstruktion aus Holz, das Expo-<br />

Holzdach. Auch wenn das Wetter heute kein Erbarmen mit uns hat<br />

und so gar keine Sommerstimmung aufkommen möchte, bin ich<br />

mir sicher, dass im nächsten Jahr wieder tausende Technikbegeisterte<br />

vom 22. bis 26.05.2017 nach Hannover kommen werden,<br />

um sich die zukunftsweisende Plattform und Weltleitmesse für die<br />

holz be- und -verarbeitende Branche – die Ligna – nicht entgehen zu<br />

lassen. Wir dürfen gespannt sein und während sich der Himmel<br />

über mir ergießt, geht mir nur durch den Kopf „... wenn ich so daran<br />

denke, kann ich's eigentlich kaum erwarten.“<br />

Bilder: Aufmacher Deutsche Messe; 01-02 und 04-06 Dirk Schaar,<br />

Nicole Steinicke; 03 Biesse; 07 Homag Group<br />

www.ligna.de<br />

HANNOVER MESSE 2017<br />

Verpassen Sie zudem nicht, welche Auswirkungen<br />

die vernetzte Industrie auf den gesamten Industriesektor<br />

hat. Im Zeitraum vom 24. bis 28. April 2017 präsentieren<br />

sich mehr als 5200 Aussteller auf der Hannover Messe. Partnerland<br />

im kommenden Jahr ist Polen.<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 35


FIT FÜR DIE<br />

ARBEITSWELT VON MORGEN<br />

Wo bleibt der Mensch in der Vision<br />

der totalen Vernetzung?<br />

Der digitale Wandel stellt nicht nur die Gesellschaft, sondern<br />

auch den einzelnen Menschen vor neue Herausforderungen<br />

– nicht zuletzt am Arbeitsplatz. Das Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales hat deshalb im vergangenen<br />

Jahr den Dialogprozess Arbeiten 4.0 in Gang<br />

gesetzt. Die Digitalisierung, wenn sie richtig gestaltet<br />

wird, bringt große Chancen, und zwar sowohl im Hinblick<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung, als auch für<br />

gute Arbeit und die Souveränität der Beschäftigten.<br />

Wenn unsere Unternehmen weiterhin innovativ sein<br />

sollen, brauchen wir motivierte Arbeitskräfte. Um das zu<br />

erreichen, muss digitale Arbeit gute Arbeit sein. Und die<br />

Qualifikationen der Beschäftigten müssen beständig<br />

weiterentwickelt werden. Nur so bleibt jeder Beschäf tigte<br />

fit für die Arbeitswelt von morgen.<br />

Welche politischen Gestaltungsmöglichkeiten gibt es<br />

für die Arbeitswelt der Zukunft?<br />

Zunächst ist festzustellen, dass unser geltendes Arbeitsrecht viele Spielräume<br />

bietet, um auch aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.<br />

Bereits in der Vergangenheit war es <strong>of</strong>t so, dass neue Entwicklungen<br />

weniger gesetzgeberische Antworten verlangten, als innerbetriebliche<br />

Lernprozesse. Vor dem Hintergrund der bewährten Sozialpartnerschaft<br />

in Deutschland, ist hier mehr möglich, als mancher denken mag. Auch<br />

die Politik muss <strong>of</strong>fen sein für Räume des Experimentierens und des<br />

Lernens. Konkret lässt sich dies beispielsweise in der Arbeitszeitpolitik<br />

denken. Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer verändern sich, auch in verschiedenen<br />

Lebensphasen. Es gilt daher, neue Flexibilitätskompromisse<br />

zu verhandeln, die sowohl den Anforderungen der digitalen Arbeitswelt,<br />

wie auch den familiären und gesundheitlichen Bedürfnissen der Beschäftigten<br />

Rechnung tragen.<br />

www.bmas.de<br />

DIE QUALIFIKATIONEN<br />

DER BESCHÄFTIGTEN<br />

MÜSSEN BESTÄNDIG<br />

WEITERENTWICKELT<br />

WERDEN<br />

ARBEIT 4.0<br />

THORBEN ALBRECHT<br />

Staatssekretär im Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

Berlin


WIE VERÄNDERT DIE DIGITALISIERUNG<br />

UNSEREN ARBEITSALLTAG<br />

UND WELCHE CHANCE BIETET INDUSTRIE 4.0 ?<br />

PROF. DR. KERSTIN JÜRGENS<br />

Leitung des Fachgebiets Mikrosoziologie<br />

Universität Kassel<br />

Mit „Arbeit 4.0“ ist ein Wandel angesprochen, der die bisherigen<br />

Strukturen der Arbeitswelt in Bewegung setzt. Es kristallisieren sich<br />

globale Vernetzungen und Geschäftsmodelle heraus, die neue<br />

Tätigkeitsfelder und vielfältige Arbeitsrealitäten hervorbringen,<br />

zugleich aber auch Fragen nach der Gestaltung von Arbeit und Beschäftigung<br />

aufwerfen. Menschen knüpfen große Erwartungen an den<br />

technologischen Fortschritt, wie z.B. eine Reduktion überlastender<br />

Anforderungen oder eine bessere Balance der Lebensbereiche. Ließe<br />

„Arbeit 4.0“ solche H<strong>of</strong>fnungen außer Acht, würde sie ihr innovatives<br />

Potenzial schnell verspielen.<br />

Über Inhalt und Umfang der digitalen Transformation gibt es derzeit viele<br />

und teilweise dramatisierende Spekulationen. Vor diesem Hintergrund ist<br />

es angeraten, sich an aktuellen Studien zu orientieren, die aber nicht mit<br />

exakten Prognosen verwechselt werden sollten, denn dafür sind die<br />

bevorstehenden Veränderungen zu komplex. Die Mehrzahl der aktuellen<br />

Studien kommt übereinstimmend zu der Aussage, dass sich die Beschäftigtenstruktur<br />

verändern wird. Es wird weniger Tätigkeiten in den Fertigungsberufen,<br />

dafür mehr wissensintensive Tätigkeiten geben. Einfache,<br />

routinisierbare Tätigkeiten werden verdrängt, neue hochqualifizierte<br />

Tätigkeiten werden geschaffen. Unterschiedlich eingeschätzt wird die<br />

quantitative Beschäftigungsbilanz. Die meisten Studien gehen, im<br />

Gegensatz zu einigen reißerischen Medienmeldungen, von moderaten<br />

Veränderungen aus. Eine neuere Studie im Auftrag des BMAS kommt sogar<br />

zu der Einschätzung, dass es bei einer forcierten Förderung der Digitalisierung<br />

bis zum Jahr 2030 etwa 250.000 neue Beschäftigungsverhältnisse in<br />

Deutschland geben wird. Aber auch aus dieser Studie lässt sich eindeutig<br />

folgern, dass Maßnahmen einer gezielten Förderung der Aus- und Weiterbildung<br />

dringend notwendig sind. Besonders wichtig ist die Qualifizierung<br />

von Un- und Angelernten, denen andernfalls droht, von dem bevorstehenden<br />

technologischen Wandel abgehängt zu werden.<br />

DETLEF GERST<br />

beschäftigt im Ressort „Zukunft der Arbeit“<br />

beim IG Metall-Vorstand, Frankfurt<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 37


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...<br />

FÜR


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...DIE INNOVATIVE VERBINDUNG VON<br />

NEUEN DIGITALEN GESCHÄFTSMODELLEN<br />

MIT INTELLIGENTER INFORMATIONS-<br />

TECHNOLOGIE UND NEUEN ARBEITSWEISEN.<br />

JÜRGEN SCHMIEZEK, GESCHÄFTSFÜHRER VERTRIEB<br />

LOBSTER GMBH, PÖCKING<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 39


SOFTWARE ALS<br />

WEICHENSTELLER<br />

FÜR INDUSTRIE 4.0<br />

Martina Laun<br />

Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer beim S<strong>of</strong>twarehersteller<br />

Lobster mit Sitz in Pöcking, sieht die<br />

digitale Vernetzung als größte Chance in der<br />

Unternehmensgeschichte der S<strong>of</strong>twareschmiede.<br />

Denn mit den S<strong>of</strong>twareprodukten aus dem Hause<br />

Lobster lassen sich bereits heute Maschinen-, Systemoder<br />

Sensorenanbindungen für die Umsetzung von<br />

Industrie 4.0- bzw. IoT-Geschäftsmodellen realisieren.<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST BEI<br />

LOBSTER<br />

Herr Schmiezek, Lobster<br />

bietet S<strong>of</strong>twarelösungen<br />

für ein reibungsloses Datenmanagement.<br />

Was genau<br />

verbirgt sich hinter Ihren drei<br />

Produkten Lobster_data,<br />

Lobster_scm und Lobster_pim?<br />

Welche Prozesse in den<br />

Unternehmen können Sie<br />

damit abbilden?<br />

Übergreifend steht hinter den drei Produkten die Abdeckung eines so genannten eFulfillment-<br />

Ansatzes. Das eFulfillment beschreibt die elektronische Abbildung aller Prozesse – von der<br />

Beschaffung bzw. Bestellung von Produkten und Waren über das Internet bis hin zur Auslieferung<br />

– durch entsprechende S<strong>of</strong>twarelösungen. Mit unseren drei Produkten können wir demnach<br />

unseren Kunden dabei helfen, ihre individuelle eFulfillment-Strategie umzusetzen: Mit<br />

Lobster_pim decken wir den Bereich eCommerce mit Produktinformationsmanagement und<br />

Webshop ab, über Lobster_scm die Abwicklung, Überwachung und Steuerung der gesamten,<br />

logistischen Prozesskette und das gesamte, überlagernde Datenmanagement wird durch<br />

Lobster_data durchgeführt bzw. sichergestellt.<br />

Können Ihre S<strong>of</strong>tware-Systeme<br />

einzeln zum Einsatz kommen<br />

bzw. greifen sie ineinander?<br />

Alle drei S<strong>of</strong>twareprodukte sind obgleich ihrer verbindenden Gesamtstrategie unabhängig<br />

voneinander einsetzbar. Aber natürlich greifen auch alle Lösungen nahtlos ineinander. Da<br />

Lobster_scm hauptsächlich für den Einsatz in sehr heterogenen Systemumgebungen konzipiert<br />

wurde, bei denen trotz der völlig unterschiedlichen Systeme, Partner und Datenanbindungen<br />

eine ganzheitliche Transparenz und übergreifende Automation gefordert sind, wurde hier eine<br />

abgewandelte, reduzierte Variante von Lobster_data direkt in die Architektur integriert. Und<br />

Lobster_data ist per Definition als smarte, leistungsstarke Datenintegrations- und -managementlösung<br />

schon dafür entwickelt worden, mit nahezu jedem System und jeder Anwendung<br />

naht- und mühelos zu kommunizieren.<br />

LOBSTER<br />

Wie hat sich die Welt mit<br />

Industrie 4.0 für Lobster<br />

verändert?<br />

Die digitale Vernetzung bedeutet für uns die größte Chance unserer Unternehmensgeschichte.<br />

Wir sind mit unserem Hauptprodukt Lobster_data technologisch dem Markt und der derzeitigen<br />

Entwicklung um einige Jahre voraus. Nicht nur, dass wir bereits heute Maschinen-, Systemoder<br />

Sensorenanbindungen für die Umsetzung von Industrie 4.0- bzw. IoT-Geschäftsmodellen<br />

40 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


zum Beispiel auf Basis des Industriestandards OPC UA realisieren können, wir entwickeln unsere<br />

benutzergeführte Integrationstechnologie noch immer weiter in Richtung höherer Ergonomie<br />

mit einfacher, selbsterklärender Bedienung. Damit werden wir im kommenden Zeitalter<br />

der digitalen Transformation quasi zum Herzstück einer Industrie 4.0-Strategie-Realisierung.<br />

Was können Sie mit Ihrer<br />

S<strong>of</strong>tware leisten im Hinblick<br />

auf Industrie 4.0?<br />

Zunächst einmal bieten wir mit Lobster_data eine universelle, flexible und sehr leistungsstarke<br />

Datenintegrations- und -managements<strong>of</strong>tware an. Ohne jeglichen Programmierungs- und<br />

Entwicklungsaufwand lassen sich dabei so genannte hybride Integrationen – also Daten-, Anwendungs-<br />

und Systemintegrationen über unterschiedliche Bereiche hinweg (Cloud, On-<br />

Premise, Mobile etc.) – innerhalb weniger Tage umsetzen, rein über Konfiguration und Parametrisierung<br />

in sechs geführten Schritten. Eine derartige Integrationstechnologie, die zudem als<br />

reine In-Memory-Anwendung selbst Sensordaten direkt extrahieren kann, ist unabdingbar für<br />

alle neuen, digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft. Gerade weil Integrationsprojekte aufgrund<br />

des Markt- bzw. Wettbewerbsdrucks nur noch wenige Tage bis maximal einige wenige Wochen<br />

dauern dürfen (und nicht mehr mehrere Monate) und es in Zukunft aus unserer Sicht notwendig<br />

wird, dass fast ausschließlich Prozessspezialisten mit IT-Know-how (aber ohne spezielles<br />

Programmier-/Entwicklungswissen) zusammen mit den Fachbereichen direkt die Umsetzung<br />

und Integration neuer Geschäftsmodelle gestalten werden, führt kein Weg an Lobster_data<br />

vorbei.<br />

Im Bereich der digitalen Logistikkette sehen wir ebenfalls ein enormes Potenzial für die Schaffung<br />

einer „End-to-End“-Transparenz. In Verbindung mit einer konfigurierbaren Regel- und<br />

Workflow-Automatisierung decken wir genau diesen Bedarf mit Lobster_scm ab.<br />

Zwar wächst der Markt für Cloud basierte Logistikanwendungen ebenfalls sehr stark, wir sehen<br />

jedoch einen erheblichen, technologischen Nachteil derartiger Lösungen, sobald die Integration<br />

vieler verschiedener Systeme und Logistikpartner, die alle ihre eigenen Lösungen haben<br />

(und nicht auf die eine Cloud-Anwendung wechseln wollen bzw. können), gefordert ist, um<br />

eine übergreifende Transparenz in Verbindung mit einer Geschäftsprozessautomatisierung von<br />

bis zu 80% der Standardabläufe zu realisieren, um damit die Mitarbeiter zu entlasten und wertschöpfender<br />

einzusetzen. Da derartige Anforderungen zwangsläufig in Zukunft sogar noch<br />

vermehrt auftreten werden, ist auch hier Lobster_scm strategisch sehr gut positioniert.<br />

Für Lobster_pim sehen wir ebenfalls noch sehr viel mehr Potenzial aufgrund der digitalen<br />

Transformation. Da sich nicht nur der eCommerce-Markt weiterentwickeln wird, sondern insbesondere<br />

neue, digitale Geschäftsmodelle – wie etwa im Bereich „Predictive Maintenance“ –<br />

entstehen, die die Anforderungen an ein zentrales Produktinformationsmanagement nochmals<br />

erweitern werden. Zumal nur ein Bruchteil der heutigen Unternehmen mit einem umfangreichen<br />

Produktsortiment überhaupt schon ein PIM-System im Einsatz hat.<br />

Sehen Sie sich als S<strong>of</strong>twareanbieter<br />

als Enabler/Weichensteller<br />

für Industrie 4.0 bei<br />

Ihren Kunden?<br />

Wir sehen uns bei Lobster definitiv als Enabler. Wie zuvor beschrieben, kommt unseren Lösungen<br />

eine teils sehr strategische Bedeutung zu, vor allem unserer Datenintegrations-S<strong>of</strong>tware<br />

Lobster_data. Denn Informationen sind die neue Währung des digitalen Zeitalters, die aus<br />

Daten von vielen, heterogenen Systemen gewonnen werden müssen. Die Weichen für eine<br />

digitale Transformation müssen in den Geschäftsführungen der Unternehmen gestellt werden.<br />

Lobster-Geschäftsführer Jürgen Schmiezek:<br />

„Informationen sind die neue Währung<br />

des digitalen Zeitalters“<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 41


Ist Ihre S<strong>of</strong>tware kompatibel<br />

mit bereits vorhandenen<br />

S<strong>of</strong>twarestrukturen bei Ihren<br />

Kunden (ERP, MES,..)?<br />

Selbstverständlich. Integration ist schließlich unsere Kernkompetenz.<br />

Welche Branchen adressieren Sie?<br />

Wir haben keinen speziellen Branchenschwerpunkt, sondern können über das hohe Maß an<br />

Konfiguration unserer Lösungen die unterschiedlichsten Industrien bedienen.<br />

Sehen Sie branchenspezifische<br />

Unterschiede in der Nachfrage<br />

nach Industrie 4.0-fähiger<br />

S<strong>of</strong>tware?<br />

Es wird sicherlich einige Branchen geben, die sich schneller diesem Thema annehmen werden,<br />

wie zum Beispiel der Maschinenbau oder die Konsumgüter. Hier stehen wir bereits heute mit<br />

unseren Kunden in enger Abstimmung für die ersten Pilotanwendungen. Einige andere Branchen<br />

benötigen aber vielleicht noch etwas mehr Zeit, um entsprechende digitale Geschäftsmodelle<br />

zu entwickeln, wie zum Beispiel die Pharma- oder Chemiebranche.<br />

Wie wichtig ist das Thema<br />

Industrie 4.0 für Ihre Kunden?<br />

Sprechen Ihre Kunden das Thema<br />

Industrie 4.0 direkt an oder ergibt<br />

sich das Thema erst während der<br />

S<strong>of</strong>tware-Implementierung?<br />

Oder eher gar nicht?<br />

Dies ist sehr unterschiedlich. Sicherlich gibt es heute kein Unternehmen mehr, das nicht über<br />

eine Digitalstrategie nachdenkt oder diese vielleicht schon hat. Aktuell werden wir zwar mehr<br />

und mehr von unseren Kunden angesprochen, aber meistens merken unsere Kunden erst nach<br />

der Implementierung, welches Potenzial sie für die Realisierung von Industrie 4.0-Geschäftsstrategien<br />

bereits im Haus haben bzw. mit Lobster_data gekauft haben. Da wir seitens Lobster<br />

jedoch keine Strategieberatung machen, sondern diesen Bereich über ein entsprechendes Partnernetzwerk<br />

abdecken, kommen inzwischen auch mehr Partner mit ihren Kunden auf uns zu.<br />

Schildern Sie doch bitte<br />

den Ablauf einer typischen<br />

Implementierung Ihrer S<strong>of</strong>tware<br />

bei einem Kunden aus dem<br />

Intralogistik- bzw. Maschinenbaubereich.<br />

Wie sind die<br />

Erwartungen der Kunden?<br />

Grundsätzlich unterscheiden sich die Implementierungen zunächst nicht nach der Branche<br />

oder dem Unternehmensbereich. Bei Lobster_data ist die Umsetzung in der Regel sehr einfach:<br />

ein halber Tag Installation, zwei Tage Schulung. Danach kann der Kunde die S<strong>of</strong>tware komplett<br />

eigenständig benutzen, um Integrationen umzusetzen. Nur bei größeren Migrationen von anderen<br />

Systemen auf Lobster_data brauchen wir einige Tage mehr, je nachdem wie umfangreich<br />

die Ablöse ist. Bei Lobster_scm und Lobster_pim handelt es sich um klassische Unternehmenss<strong>of</strong>tware,<br />

die in den üblichen drei Phasen – Konzept & Design, Umsetzung & Test, Rollout &<br />

Schulung – bei den Unternehmen implementiert werden.<br />

Da wir als reiner S<strong>of</strong>tware- und Technologieanbieter auftreten, erwarten unsere Kunden von<br />

uns eine fehlerfreie S<strong>of</strong>twareimplementierung in der entsprechenden Zeit und dem vorgegebenen<br />

Budget. Strategische Beratungen decken wir nur über Partnerunternehmen ab.<br />

Welche Rolle spielt Industrie 4.0<br />

bei der Entwicklung Ihrer<br />

S<strong>of</strong>twarelösungen?<br />

Eine sehr große. Da nahezu jede Maschine, jedes Endprodukt bzw. -gerät und (fast) jeder Sensor<br />

Bestandteil einer digitalen Geschäftsstrategie mit neuen Dienstleistungen usw. sein wird,<br />

muss überall eine entsprechende S<strong>of</strong>tware vorhanden sein. Da sich jedoch auf absehbare Zeit<br />

kein einziger Standard für die Integration etablieren wird, muss dies bei der weiteren Entwicklung<br />

berücksichtigt werden. Zudem ändern sich die Anforderungen an das Benutzerverhalten<br />

und das Skill Pr<strong>of</strong>ile der Anwender. Durch die zunehmende Komplexität in der IT muss die<br />

S<strong>of</strong>tware einen Ausgleich schaffen und nahezu selbstverständlich und mühelos ohne Schulung<br />

bedienbar sein.<br />

Wie gehen Sie mit den immer<br />

größeren Datenmengen um (Big<br />

Data)? Hat sich der Anspruch an<br />

die Datenverfügbarkeit geändert?<br />

Im Wesentlichen nicht. Es sind lediglich neue Technologien hinzugekommen, die Massendaten<br />

immer noch fast in Echtzeit auswertbar machen, wie zum Beispiel In-Memory- oder NoSQL-<br />

Datenbanken. Da Informationen aus Massendaten mittlerweile auch mobil immer und überall<br />

verfügbar sein müssen, steht hier vielmehr der Bereich ICT im Fokus. Lobster_data ist bereits<br />

heute in der Lage, Integrationen von Massendaten bzw. entsprechender Big-Data-Datenbanken<br />

bereitzustellen und in Echtzeit zu übertragen – vorausgesetzt die notwendige Infrastruktur<br />

ist vorhanden.<br />

LOBSTER<br />

Wie bekommen Sie die<br />

zunehmende Komplexität der<br />

S<strong>of</strong>tware für den Anwender<br />

in den Griff?<br />

Durch noch mehr Vereinfachung und noch intuitivere Bedienung. Wir werden noch mehr so<br />

genannte Smart Agents bzw. Wizards entwickeln, damit die Anwender noch einfacher und<br />

müheloser selbst komplexeste Integrationen realisieren können.<br />

42 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


Muss die S<strong>of</strong>tware noch<br />

„intelligenter“ werden?<br />

In gewisser Hinsicht ja. Wie ich bereits zuvor geschildert habe, muss die S<strong>of</strong>tware bis zu einem<br />

gewissen Grad den Benutzer automatisch unterstützen und Aufgaben abnehmen. Der Anwender<br />

soll und muss sich auf die grundsätzlichen Herausforderungen konzentrieren: den Prozess<br />

und die Daten.<br />

Thema Schnittstellen/<br />

Standards/Richtlinien/<br />

Normen: Wo liegen da heute<br />

noch die Probleme oder sind<br />

bereits alle gelöst?<br />

Es gibt Standards, die jedoch in aller Regel nicht einheitlich angewandt werden. Zudem ist<br />

aktuell nicht erkennbar, dass sich ein einziger Standard gerade für den massiv heterogenen<br />

Markt für Industrie 4.0-bzw. IoT-Anwendungen etablieren wird. Einige Hersteller implementieren<br />

sogar weiterhin eine proprietäre S<strong>of</strong>tware, um durch diese eine künstliche Markteintrittsbarriere<br />

für Mitbewerber zu schaffen und so ihre Geschäftsmodelle abzusichern. Für uns als<br />

Lobster ist dies jedoch ein Glücksfall, da wir von Beginn an nahezu jeden Industriestandard<br />

out-<strong>of</strong>-the-box unterstützen. Je mehr Heterogenität, umso besser für Lobster.<br />

Bieten Sie Ihren Kunden eine<br />

eigene Lobster-Cloud?<br />

Ja, wir haben die Möglichkeit, unsere Lösungen über Rechenzentrums-Partner als S<strong>of</strong>tware-asa-Service<br />

bereitzustellen.<br />

Thema Akzeptanz/Datensicherheit:<br />

Welche Erfahrungen<br />

haben Sie hier mit Ihren<br />

Kunden gemacht?<br />

Nur die besten. Da Sicherheit generell bei unserer Entwicklung an oberster Stelle steht, wissen<br />

unsere Kunden, dass sie unserer Technologie zu 100% vertrauen können. Regelmäßige Sicherheitstests<br />

belegen dieses hohe Sicherheitsmaß dann noch mal schwarz auf weiß.<br />

Zukunftsvision: Wie sieht<br />

Supply Chain Management<br />

im Jahr 2025 aus?<br />

Wir werden eine vollständig digitalisierte Logistikkette vorfinden, in der unterschiedliche Anwendungen<br />

(auch in Robotern usw.) zu 80% autark von einer menschlichen Interaktion mit<br />

einem ersten Anteil an künstlicher Intelligenz miteinander kommunizieren, Entscheidungen<br />

treffen und Aktionen vornehmen. Der Mensch wird nur noch in Spezialfällen bzw. Eskalationen<br />

eingebunden. Zudem wird die S<strong>of</strong>tware völlig intuitiv und per Gestensteuerung bedienbar sein.<br />

Bilder: Aufmacher Fotolia, sonstige Lobster<br />

www.lobster.de<br />

MIT LOBSTER INS DATENMANAGEMENT 4.0 EINTAUCHEN<br />

Erfahren Sie, wie Lobster Unternehmen<br />

bei der digitalen Transformation<br />

unterstützen kann.<br />

http://industrie-4-0.lobster.de/


"Ich h<strong>of</strong>fe nicht maßgeblich verändern, aber<br />

entscheidend verbessern. Ziel ist es, die Dinge,<br />

die wir heute schon anbieten, im Sinne des<br />

Kunden noch viel perfekter, schneller und<br />

kostengünstiger und zuverlässiger zu gestalten."<br />

Frank Blase, Geschäftsführer<br />

igus GmbH, Köln<br />

GLAUBEN SIE, DASS INDUSTRIE 4.0<br />

IHR UNTERNEHMEN<br />

MASSGEBLICH VERÄNDERN WIRD?<br />

"Ich glaube, dass sich unser Unternehmen maßgeblich<br />

ändern wird. Das ist ein kontinuierlicher Prozess,<br />

den wir immer hatten und auch immer haben<br />

werden. Und natürlich wird Industrie 4.0, wie andere<br />

elementare Bewegungen zuvor auch, das<br />

Unternehmen maßgeblich verändern."<br />

Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />

Lenze SE, Aerzen<br />

NACHGEFRAGT<br />

"Das wird es sicherlich, weil Industrie<br />

4.0 das Topthema vieler unserer<br />

Veranstaltungen ist und sicherlich<br />

noch viele Jahre bleiben wird."<br />

Marc Siemering<br />

Geschäftsbereichsleiter Hannover Messe<br />

Deutsche Messe AG, Hannover<br />

44 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


"Als bereits digitales Unternehmen wird uns die 4. Industrierevolution<br />

zwar nicht maßgeblich verändern, sie wird uns aber<br />

laufend weiterentwickeln. Wir erleben und fühlen permanent<br />

die neuen Entwicklungen und Veränderungen, auch in sozialer<br />

Hinsicht (Arbeitsweisen & -umfelder, Mitarbeiteranforderungen/<br />

-ausbildungen, demographische Entwicklungen etc.), um dann<br />

unseren Kunden entsprechend technologische Antworten auf die<br />

stetig wachsenden Herausforderungen an die Hand zu geben."<br />

Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer<br />

Lobster GmbH, Pöcking<br />

"Optimeas wurde mit der Idee gegründet,<br />

genauso etwas wie Industrie 4.0 zu machen,<br />

noch bevor es den Begriff gab."<br />

Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />

optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />

"Industrie 4.0 wird unser Unternehmen verändern.<br />

Die Abläufe in den Fabriken werden sich komplett<br />

verändern. D.h. mobile Assistenzsysteme unterstützen<br />

den Menschen tagtäglich bei der Leistungserbringung.<br />

Gemeinschaftlich schaffen sie, Mensch und Technik,<br />

ein exzellentes Arbeitsergebnis."<br />

Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />

"Das Thema Industrie 4.0 wird wahrscheinlich<br />

alle produzierenden Unternehmen verändern,<br />

so auch unser Unternehmen, sowohl in der<br />

Produktion, als auch in dem Angebot unserer<br />

Sensoren."<br />

Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />

SICK AG, Waldkirch<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 45


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...<br />

FÜR


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

...WACHSTUM UNSERES UNTERNEHMENS,<br />

FORTSCHRITT, BESSERE QUALITÄT UND<br />

WETTBEWERBSFÄHIGKEIT.<br />

BURKHARD SCHRANZ, GESCHÄFTSFÜHRER<br />

OPTIMEAS GMBH, FRIEDRICHSDORF<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 47


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI OPTIMEAS<br />

EINFACH<br />

SMART LOGGEN<br />

OPTIMEAS<br />

Katja Friedl<br />

Die Vernetzung verschiedenster Datenquellen<br />

bietet die Möglichkeit, durch erweiterte<br />

Diagnoseoptionen die Qualität der Produkte<br />

und die Abläufe in der Produktion deutlich zu<br />

verbessern. Ganz im Sinne von Industrie 4.0<br />

und dem Internet <strong>of</strong> Things lassen sich auf einer<br />

einheitlichen Plattform Anwendungen in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen optimieren.<br />

Was haben ein aufgelassener Tagebau in der Lausitz,<br />

nor wegische Lawinen und mobile Betonpumpen gemeinsam?<br />

Dies sind nur einige der Anwendungen für die<br />

Datenlogger von Optimeas. Das im hessischen Friedrichsdorf<br />

ansässige Unternehmen wurde 2010 gegründet und setzt auf<br />

Teleservice- und Überwachungslösungen. Dabei reichen die<br />

Systeme von Blackboxen in der Fahrzeugentwicklung über<br />

Erschütterungsmessungen im Bergbau und der Bauwirtschaft,<br />

kontinuier liche Diagnose von Baumaschinen, tragbaren Systemen in<br />

der Medizin bis hin zu Überwachungssystemen in der Energiewirtschaft.<br />

Dienstleistungen in den Bereichen kundenspezifische Hardwareentwicklung,<br />

drahtlose Signalübertragung, Prüfstandautomatisierung,<br />

Messdatenerfassung und -management, Simulation,<br />

technische S<strong>of</strong>twareentwicklung und Datenanalyse runden das<br />

Angebot von Optimeas ab.<br />

„Bei mobilen Maschinen werden unsere intelligenten Diagnosesysteme<br />

smartPro-CAN oder smartMini-CAN immer dann<br />

eingesetzt, wenn man verborgene Fehler finden will“, erklärt Burkhard<br />

Schranz, Geschäftsführender Gesellschafter und einer der<br />

Gründer von Optimeas. „Es ermöglicht das Isolieren und Bewerten<br />

von Ereignissen ebenso wie eine kontinuierliche Langzeitdatenerfassung.<br />

Spora dische oder statische Probleme wie Messfehler,<br />

Kontaktprobleme oder Fehler in der Steuerge rätes<strong>of</strong>tware lassen<br />

sich auf ein fache Weise ermitteln.“<br />

Insbesondere bei der Verwendung als Blackbox-System soll der<br />

Einsatz so einfach wie möglich sein. Sobald der Datenlogger eingeschaltet<br />

wird, startet er eigenständig und beginnt zu messen. Die<br />

48 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Burkhard Schranz im Gespräch<br />

mit Chefredakteurin Eva Linder<br />

Parametrierung erfolgt über eine SD-Karte am PC, auf der sich<br />

auch die Messdaten speichern lassen.<br />

Zusätzlich zu dieser automatischen Speicherung der Daten auf<br />

der internen Speicherkarte ist das Messgerät in der Lage, die<br />

Daten vollständig oder selektiv ins Internet oder Intranet zu<br />

übertragen. „Über ein optionales Mobilfunkmodem können die<br />

hauseigenen Geräte der Smart-Serie direkt eine Verbindung in<br />

Netzwerke aufbauen“, erklärt Burkhard Schranz. Dies erfolgt<br />

entweder per Datenübertragung auf einen FTP-Server oder über<br />

den Cloud-Server von Optimeas. Die Anbindung des Datenloggers<br />

an den Cloud-Server erlaubt die Kommunikation mit<br />

den Geräten, das Abfragen von Daten, das Ändern von Geräteeinstellungen<br />

und bietet sogar die Möglichkeit eines vollständigen<br />

S<strong>of</strong>tware-Updates.<br />

MOBILE MASCHINEN ERFORDERN<br />

ROBUSTE FERNWARTUNG<br />

Die Sensoren und Datenlogger werden dabei in die Elektroniksysteme<br />

der zu überwachenden Maschinen eingebunden. Wie<br />

gut das funktioniert, testet der passionierte Motorradfahrer<br />

Burkhard Schranz gern persönlich: „Wir haben unser Firmen-<br />

Motorrad mit unserer Messtechnik ausgestattet, um die Datenlogger<br />

auch im praktischen Einsatz erproben zu können.“<br />

Für „reale“ Anwendungen besteht beispielsweise zwischen<br />

Optimeas und dem Baumaschinenhersteller Zoomlion Cifa<br />

Deutschland GmbH eine enge Zusammenarbeit. Wie die Daten-<br />

logger bei Betonpumpen eingesetzt werden, schildert Burkhard<br />

Schranz: „Um Aussagen über die Nutzung abhängig vom<br />

Einsatzort treffen zu können, bedarf es eines Messsystems, das<br />

sämtliche Werte genau erfasst. Bei den Betonpumpen sind<br />

Drücke, Dehnungen, Temperaturen oder die Viskosität des<br />

Betons die zu betrachtenden Einflüsse. Das integrierte LTE-<br />

Modem des SmartCanLog-Gerätes eignet sich hierbei hervorragend<br />

zur Ferndiagnose per Mobilfunk – insbesondere da sich<br />

der Einsatzradius der Maschinen zum Teil über große Flächen<br />

von einigen 100 km Umkreis erstreckt.“<br />

Sollte eine Betonpumpe Probleme verursachen, kann ein<br />

Serviceingenieur über das Internet auf die Maschine zugreifen<br />

und Steuergeräte- sowie Messdaten live beobachten. Dies führt<br />

beim Hersteller Zoomlion Cifa Deutschland GmbH zu einer<br />

Steigerung der Servicequalität, kurzen Reaktionszeiten und<br />

weltweiter Verfügbarkeit.<br />

GEFAHREN DURCH EROSION<br />

UND LAWINEN BEGRENZEN<br />

Neben Teleservice-Lösungen steht die Erschütterungsüberwachung<br />

im Fokus der Optimeas-Entwickler. „Die Überwachung<br />

aufgelassener Tagebauflächen ist ein großes Thema“, erklärt<br />

Burkhard Schranz. Die ehemaligen Braunkohle-Abbaugebiete in<br />

Ostdeutschland werden aufgeschüttet, um sie zu renaturieren.<br />

Durch Erosion kann es jedoch zu Abrutschungen kommen, die im<br />

schlimmsten Fall Menschenleben fordern, aber auch Straßen und<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 49


01<br />

01 Die Basisplatinen werden in der eigenen Werkstatt<br />

an die Kundenanforderungen angepasst<br />

02 03<br />

02 Gesellschafter Jens-Achim Kessel<br />

03 Erik Lins entwirft neue Baugruppen<br />

04 Standort- und Leistungsdaten werden per Mobilfunk<br />

über tragen und können komfortabel ausgewertet werden<br />

05 Internetgestützte Datenerfassung auf<br />

einer einheitlichen Plattform<br />

06 Burkhard Schranz testet den Datenlogger<br />

mit dem Firmen-Motorrad<br />

07 Vom Sensor bis zur Auswertung<br />

OPTIMEAS<br />

Häuser zerstören können. Schranz weiter: „Zur Übersichtsmessung<br />

von großen Flächen wie einem Bergbaugebiet werden<br />

seismische Ereignisse über verschiedene Erschütterungsmessstellen<br />

mit entsprechenden Sensoren ermittelt. Das Messsystem<br />

erfasst Bodenbewegungen, die anthropogene oder tektonische<br />

Ursachen haben können. Da sich diese Bewegungen oder<br />

Spannungszustände großflächig auswirken können, etwa auf<br />

naheliegende Gebäude und den Straßenverkehr, ist ein zuverlässiges<br />

Frühwarnsystem notwendig.“<br />

Bei einer Alarmmeldung werden entsprechende Sicherungsmaßnahmen<br />

eingeleitet. Langfristig könnten so seismische<br />

Ereignisse vorhergesagt werden. Gerade für schwer zugängliche<br />

Messstellen, wie in diesem Fall, erweist sich die mobile<br />

Datenüber tragung als prädestiniert. Die relevanten Daten werden<br />

bei Bedarf automatisch in die Cloud übertragen.<br />

Eine weitere Aufgabe ist die Erschütterungsüberwachung im<br />

Bausektor. Hier müssen Gebäude, Straßen, Brücken, Tunnel und<br />

Staudämme überwacht werden. Gemäß DIN 4150. Das SmartGeo-<br />

Log wird den spezifischen Anforderungen durch die Kombination<br />

einer leistungsfähigen, aber energiesparenden Hardware mit speziell<br />

angepasster S<strong>of</strong>tware gerecht. Mit K-Utec AG als Servicepartner<br />

fließt zudem jahrelange Erfahrung im Bereich Geophysik und Geomechanik<br />

mit ein.<br />

INDIVIDUELLE ANFORDERUNGEN ERFÜLLEN<br />

Dr. Jens-Achim Kessel, ebenfalls Gesellschafter und Gründer von<br />

Optimeas sowie verantwortlich für Automatisierung, Regelungstechnik<br />

und die Entwicklung der Standards<strong>of</strong>twareprodukte, sagt:<br />

„Es ist eine unserer Stärken, dass wir unsere Kunden auf ihrem<br />

Fachgebiet abholen und die Projekte entsprechend kompetent<br />

umsetzen können. Gerade wenn man sich in die Themengebiete<br />

einarbeiten muss, können wir unsere Stärken ausspielen.“<br />

Zu den eher „exotischen“ Projekten im geophysikalischen<br />

Bereich gehört auch die Lawinenüberwachung in Norwegen. Da<br />

das Land nur dünn besiedelt ist, werden Straßenabschnitte, die<br />

regelmäßig durch Lawinen verschüttet werden, per SmartGeoLog<br />

überwacht. „Unser System meldet den Lawinenabgang an die Leitwarte,<br />

die nun Räumfahrzeuge zur blockierten Straße schicken<br />

kann“, berichtet Burkhard Schranz.<br />

Ein weiterer großer Einsatzbereich für die Datenlogger ist die<br />

Anlagenüberwachung im Energiesektor. Damit lassen sich<br />

beispiels weise Umspannstationen, Wind- und Solaranlagen überwachen<br />

und fernwarten.<br />

Die Basiskomponenten für alle Systeme lässt Optimeas extern<br />

bestücken. Die Endmontage, Kalibrierung und Qualitätssicherung<br />

erfolgen im Haus. Die funktionellen Baugruppen werden von<br />

50 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


04 05<br />

06 07<br />

Dr. Erik Lins entworfen. Der Physiker erläutert: „Unsere Familie an<br />

Datenloggern basiert auf einer Plattform, die sich modular<br />

erweitern und an die individuellen Kundenanforderungen<br />

anpassen lässt.“ Das Besondere: Anders als herkömmliche Systeme<br />

– die typischerweise aus vielen Einzelkomponenten bestehen – ist<br />

bei den Optimeas-Geräten bereits alles eingebaut. Als Optionen<br />

stehen beispielsweise WLAN- und LTE-Anbindung, GPS oder<br />

Akkubetrieb zur Auswahl.<br />

DIE CLOUD STEHT IM ZENTRUM DER LÖSUNGEN<br />

Die Stärke der Optimeas-Systeme ist die Nutzung der Cloud zur<br />

Weitergabe und Analyse der Daten. Burkhard Schranz: „Optimeas<br />

wurde gegründet, bevor es die Begriffe Industrie 4.0 (I40) und Internet<br />

<strong>of</strong> Things (IoT) gab, doch das, was hinter diesen Schlagwörtern<br />

steckt, ist genau unsere Gründungsidee.“ Mit der Einführung des<br />

UMTS-Standards wurden die Datenmengen, die sich schnell per<br />

Mobilfunk übertragen lassen, immer größer. Und damit boten sich<br />

völlig neue Möglichkeiten, gesammelte Daten zu verarbeiten.<br />

„Unsere Aufgabe als Optimeas besteht vor allem darin, die Daten<br />

richtig zu kombinieren, um vernünftige Aussagen treffen zu können“,<br />

betont Schranz. „Das IoT wird sich stetig weiterentwickeln und<br />

derzeit findet der größte Ausbau im Bereich der Produktionsanlagen<br />

statt.“ Die Unternehmen hätten erkannt, dass ihnen Industrie 4.0 die<br />

Möglichkeit bietet, die Qualität ihrer Produkte zu erhöhen und<br />

reibungslosere Prozesse zu gewährleisten. „In den nächsten zehn<br />

Jahren wird I40 stark wachsen und ich bin gespannt, in welche<br />

Bereiche wir noch vordringen werden“, so Schranz.<br />

Bilder: Katja Friedl, Optimeas<br />

www.optimeas.de<br />

VIDEO<br />

Was ein Datenlogger mit Industrie 4.0 zu<br />

tun hat und wo die Firma Optimeas sonst<br />

noch überall auf 4.0-Niveau ist, sehen<br />

Sie hier.<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_optimeas<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 51


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...<br />

FÜR


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

...ABER IM WESENTLICHEN FÜR UNSERE<br />

KUNDEN, D. H. FÜR DIE MASCHINENBAUER<br />

UND DIE INDUSTRIELLEN ENDKUNDEN,<br />

DEN VORSPRUNG IM INTERNATIONALEN<br />

WETTBEWERB WEITER AUSZUBAUEN.<br />

JÜRGEN SIEFERT, VICE PRESIDENT OEM<br />

SCHNEIDER ELECTRIC GMBH, RATINGEN<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 53


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><strong>of</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI SCHNEIDER ELECTRIC<br />

VIDEO<br />

Was Industrie 4.0 für Schneider<br />

Electric bedeutet, erfahren Sie<br />

auch in unserem Video:<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_schneider<br />

DIE DENKWEISE DES<br />

AUTOMATISIERERS ABLEGEN<br />

SCHNEIDER ELECTRIC<br />

Dirk Schaar<br />

Schneider Electric ist globaler Spezialist für<br />

Energiemanagement und Automation – und<br />

damit auch für Industrie 4.0? Das wollte ich<br />

herausfinden und bin nach Marktheidenfeld<br />

gefahren. Wie also kann das Unternehmen<br />

seine Kunden konkret bei der Planung<br />

industrieller Anlagen unterstützen und die<br />

vernetzte Produktion Realität werden lassen?<br />

Die Digitalisierung ist in vollem Gange und die Industrie<br />

macht sich mehr und mehr die Vernetzung von Maschinen<br />

zu Nutze. Intelligente Kommunikationsbausteine bieten<br />

heute bereits neue Möglichkeiten der Datenerfassung und<br />

-auswertung, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu sparen.<br />

Dies beinhaltet die gesamte Automatisierungstechnik, ebenso wie<br />

auch den digitalen Wandel in der Energieverteilung. Bei Schneider<br />

Electric kommt gleich beides zusammen, vereint man doch alle<br />

Disziplinen unter einem Dach.<br />

Marktheidenfeld, hier am Schneider Electric-Standort bin ich<br />

unterwegs auf den Spuren von Industrie 4.0. Denn auch hier<br />

verbindet sich in idealer Weise die Automatisierungstechnik mit<br />

den Themen aus der Energieverteilung, ist doch mitten im Spessart<br />

das internationale Headquarter für den Bereich Machine Solutions<br />

zuhause. Um herauszufinden, wie Industrie 4.0 schon im Unternehmen<br />

angekommen ist, treffe ich Jürgen Siefert, Vice President<br />

Industry OEM: „Wir haben schon im Jahr 1997 damit begonnen,<br />

erste Industrie 4.0-ready-Lösungen zu realisieren. So konnten wir<br />

damals mit dem Modbus TCP die Basis legen. Der <strong>of</strong>fene Standard<br />

hat sich bis heute zu dem weltweit am meisten genutzten Ethernet-<br />

Protokoll entwickelt.“ Zur Jahrtausendwende besaßen also die<br />

SPSen bereits die ersten Ethernet-Module, über die Anlageninformationen<br />

in relationalen Datenbanken erfasst wurden. So war man<br />

einer der ersten Hersteller, der seine Steuerungen mit integrierten<br />

Web-Servern versehen hat. 2013 konnte mit der Markteinführung<br />

der Steuerung Modicon M580 ePAC Embedded Ethernet sogar bis<br />

in die Backplane erweitert werden. Auch befasst sich Schneider<br />

Electric seit fast 20 Jahren mit intelligenten, vernetzten Schaltanlagen<br />

54 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


01 Jürgen Siefert: „Schon seit 1997 haben wir<br />

Industrie-4.0-ready-Produkte.“<br />

02 Antonin Guez: „Für uns ist die enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden wichtig.“<br />

03 Thomas Matschke: „Easy-to-use heißt die Zukunft.“ 04 Michael Kuhnert: „S<strong>of</strong>tware wird in Zukunft das wichtigste<br />

Industrie 4.0-Produkt sein.“<br />

und dem Energiemonitoring. „Für uns ist nur der Begriff Industrie 4.0<br />

neu. Und wenn man auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre<br />

schaut, dann ist dieser aktuelle Trend für uns keine Revolution,<br />

sondern eine Evolution, die uns noch viele Jahre beschäftigen wird“,<br />

erklärt Antonin Guez, Vice President Partner Projects & Buildings<br />

und Kollege von Jürgen Siefert.<br />

MEHRWERTE SCHAFFEN<br />

Neben den schon lange realisierten Ethernet-basierten Lösungen<br />

steht für Schneider Electric vor allem die Vernetzung von Modulen,<br />

Produkten und Anlagen im Fokus. So soll der Anwender die Möglichkeit<br />

bekommen, wesentlich effizienter zu produzieren, aber<br />

auch Störungen und Probleme in seinen Prozessen früher zu erkennen.<br />

„Ziel ist es, mit Industrie 4.0-Ansätzen für den Kunden einen<br />

Mehrwert zu schaffen und es ihm in Zukunft zu ermöglichen, Vorgänge<br />

auszuwerten, die ihm bisher verwehrt blieben“, erklärt Jürgen<br />

Siefert. Um das zu erreichen, muss es zu einem kompletten Umdenken<br />

in den Unternehmen kommen. Nur so lässt sich Industrie 4.0<br />

effizient machen und ein deutlicher Kostenvorteil erzielen. „Wir<br />

haben das bereits heute bei einigen Kunden realisiert. Ein gutes Beispiel<br />

stellt hier die Firma Mangelberger dar“, berichtet mir Michael<br />

Kuhnert, Director Sales & Marketing Industrie bei Schneider Electric.<br />

Die Mangelberger Elektrotechnik GmbH mit Sitz in Roth bei Nürnberg<br />

ist ein Lösungsanbieter für Gebäudeautomation mit Schwerpunkt<br />

in den Segmenten Retailer, Discounter und Fast-Food-Ketten.<br />

Eine Alleinstellung hat sich das Unternehmen insbesondere durch<br />

seine Dienstleistungen auf Basis selbst entwickelter Technologien<br />

für Internet-gestützte Fernwartung, Fernsteuerung, Energie-<br />

Management und Smartmetering erarbeitet. Der Elektro- und<br />

Schaltanlagenbau ist eine tragende Säule bei Mangelberger. Für das<br />

dezentrale Sammeln von Daten in einer Cloud und deren weitere<br />

Verwendung wird jede Schaltanlage mit einer in Eigenregie entwickelten<br />

Kommunikationstechnologie ausgestattet, welche die<br />

Verbrauchs-, Referenzierungs- und Zustandsdaten aus dem Schaltschrank<br />

im Feld im XML-Format an eine Cloud liefert. Von dort<br />

kann Mangelberger weltweit online z. B. Strom-Messwerte und<br />

andere Messgrößen für einzelne, in einem Objekt befindliche Verbraucher<br />

abrufen. Mehr als 5 000 mit der Technologie ausgerüstete<br />

Schaltanlagen-Systeme befinden sich bereits weltweit im Feld.<br />

„Zum Verteilen und Schalten von Energie kam nun Schneider Electric<br />

ins Spiel. In diesem Pilotprojekt möchten wir das Potenzial einer<br />

Industrie 4.0-Strategie in noch größerem Umfang ausschöpfen:<br />

Unser Ziel ist die automatisierte, robotergestützte Bestückung kompletter<br />

Schaltanlagen. Den Automatisierungs-Part übernehmen wir<br />

mit unserem umfassenden Programm für die Automatisierung<br />

kompletter Maschinen und Anlagen sowie mit unseren eigenen<br />

Engineering-Spezialisten“, berichtet Michael Kuhnert über das Projekt.<br />

Während bei Mangelberger eine Betrachtung der Gesamtstrategie<br />

von hoher Bedeutung ist, fangen viele Unternehmen an, zunächst<br />

nur in Teilbereichen ihrer Produktion zu optimieren. Auch das ist<br />

letztlich ein gangbarer Weg, denn eine fertige Industrie 4.0-Lösung<br />

erwartet heute noch kein Kunde vom Hersteller oder Zulieferer.<br />

Eher gehen die Erwartungen in die Richtung, dass beide Seiten die<br />

anstehenden Aufgaben gemeinsam im Angriff nehmen. Und so war<br />

es auch in Roth. „Bei Mangelberger hat man erkannt, dass Industrie<br />

4.0 kein Selbstzweck ist, sondern notwendig, um auch in<br />

Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben“, weiß Michael Kuhnert.<br />

ALLIANZEN BILDEN<br />

Betrachtet man eine Studie der KfW, so wird man feststellen, dass<br />

erst 30% der Unternehmen überhaupt in den Kinderschuhen von<br />

Industrie 4.0 angekommen sind. Daher steht es für Schneider<br />

Electric außer Frage, sich so früh wie möglich mit den zukünftigen<br />

Technologien auseinanderzusetzen und mit Kunden oder auch<br />

Hochschulen Allianzen zu schließen. „Die Schlagzahl der Innovationen<br />

nimmt aber exponentiell zu. Mit Start-ups und kreativen<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 55


Köpfen entstehen Innovationen, über die wir vor einem Jahr nicht<br />

mal nachgedacht haben. Daher müssen wir bei den technischen<br />

Innovationen dabei sein und in die notwendigen Kompetenzen<br />

investieren“, ist Jürgen Siefert überzeugt.<br />

An diesem Punkt gehen aber die Welten für Schneider Electric<br />

deutlich auseinander. Kann man sich im Bereich der OEMs auf die<br />

sogenannten Early-Adopters konzentrieren, also die Unternehmen,<br />

die bereits konkrete Vorstellungen von der Umsetzung der Industrie-4.0-Strategie<br />

haben, so sieht die Welt der Energieverteilung<br />

noch etwas anders aus. „Natürlich haben wir ähnliche Erfahrungen<br />

aus unserem Bereich, wenn wir große Kraftwerke oder Stahlwerke<br />

betrachten. Gerade in der Energieverteilung und im Gebäudemanagement<br />

gibt es aber viele Unternehmen, die noch keine<br />

Vorstellungen von Industrie 4.0 haben. Umso wichtiger ist es für<br />

uns, diese Unternehmen an die Thematik heranzuführen und<br />

gemeinsam über die Bedürfnisse der Branche und deren Kunden<br />

zu diskutieren, um letztlich mögliche Kosteneinsparungen zu realisieren“,<br />

ist sich Antonin Guez sicher.<br />

BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />

Auch die moderne Energietechnik muss kommunikations- und<br />

zukunftsfähig durch Schnittstellen zum Internet der Dinge sein. Um<br />

diese Anforderungen erfolgreich umzusetzen und einen effizienten<br />

Betrieb sowie aussagekräftiges Energiemanagement in Gebäuden,<br />

Data Centern und Fertigungsstätten zu gewährleisten, braucht es<br />

Innovationen auf allen Ebenen: angefangen bei Smart Panels bis<br />

hin zu Leistungsschaltern. Schneider Electric hat dazu den Masterpact<br />

MTZ vorgestellt. „Mit der neuen Generation von Leistungsschaltern<br />

reagieren wir auf die Herausforderungen der Digitalisierung<br />

und Industrie 4.0. Der komplett kommunikationsfähige und<br />

vernetzte Leistungsschalter ist Schutz- und Messgerät in einem und<br />

sorgt als Lösungsbaustein für Betriebsanalyse, Wartungsmanagement<br />

und Fehlerdiagnose für eine hohe Anlagenverfügbarkeit“,<br />

erklärt mir Thomas Matschke, im Team von Antonin Guez, zuständig<br />

für das Projektmanagement Schaltanlagensysteme. Die im Masterpact<br />

MTZ integrierte Kommunikationsfunktion ermöglicht es, die<br />

Energieeffizienz, Produktivität und Flexibilität zu steigern. Der <strong>of</strong>fene<br />

Leistungsschalter kann an jedes Energie- oder Gebäudemanagementsystem<br />

angebunden werden und eignet sich so optimal zur<br />

Ergänzung von intelligenten Schaltanlagen. Eine integrierte Ethernet-<br />

Schnittstelle macht den Schalter netzwerk- und internetfähig. Auch<br />

besitzt er die Fähigkeit zur Selbstdiagnose in Echtzeit. „Der Masterpact<br />

MTZ ist auf jeden Fall bereit für Industrie 4.0, denn auch seine<br />

Bedienung lässt sich problemlos über ein Smartphone realisieren“,<br />

blickt Thomas Matsche stolz<br />

auf das neue Produkt. Und Antonin<br />

Guez fügt hinzu: „Wenn unsere<br />

Kunden heute in eine intelligente Anlage investieren, müssen sie sicher<br />

sein, dass die verwendeten Systeme auch den zukünftigen Anforderungen<br />

gerecht werden können. Mit dem Masterpact MTZ haben<br />

wir genau so ein Future-ready-Produkt entwickelt.“<br />

SOFTWARE IST DIE ZUKUNFT<br />

Wo aber liegt die wahre Zukunft von Industrie 4.0? Sind es dann<br />

noch die Produkte, die im Vordergrund stehen? Sind es die Lösungen?<br />

„Alle unsere Produkte sind bereits Industrie 4.0-ready. Nun machen<br />

wir uns Gedanken, wie wir die S<strong>of</strong>twarebausteine so optimieren<br />

können, dass der Kunde aus seinen vielen Daten die optimalen<br />

Schlüsse ziehen kann. Wichtigstes Industrie 4.0-Produkt wird also<br />

in Zukunft die S<strong>of</strong>tware sein“, ist sich Michael Kuhnert sicher. So<br />

beschäftigt Schneider Electric bereits heute sehr viele S<strong>of</strong>twareentwickler<br />

und Mathematiker in seinen Teams, die mit den Kunden<br />

Lösungen entwickeln. „Mit der Denkweise eines Automatisierers<br />

kommen wir jedenfalls nicht weiter! Wir müssen neue Ideen entwickeln.<br />

Wir müssen querdenken“, so auch die Meinung von<br />

Jürgen Siefert.<br />

S<strong>of</strong>tware und vor allem Apps werden auch für Thomas Matschke<br />

immer mehr zum Produkt. So wurde der Masterpact MTZ bereits<br />

als Plattform aufgebaut, die jede Menge S<strong>of</strong>tware bietet, die dem<br />

Anwender zu neuen Möglichkeiten verhilft. „Der Kunde kann so in<br />

seiner gewohnten Umgebung „Smartphone“ neue Dinge ausprobieren.<br />

App laden – loslegen. Easy-to-use heißt die Zukunft. So<br />

werden wir bei Schneider Electric immer mehr zum S<strong>of</strong>twareengineer<br />

und können behaupten, dass wir hier schon einer der<br />

Top-Player im Markt sind.“<br />

ENGE ZUSAMMENARBEIT<br />

Wie kann Schneider Electric seine Kunden konkret bei der Planung<br />

industrieller Anlagen unterstützen und die vernetzte Produktion<br />

Realität werden lassen? Das war meine Eingangsfrage heute hier in<br />

Marktheidenfeld. Ich durfte jede Menge über die Strategie des<br />

Unternehmens, das Zusammenspiel der verschiedenen Produktbereiche<br />

und über die ganzheitliche Betrachtung von Industrie 4.0<br />

erfahren. Bei Schneider Electric hat man große Pläne und Ziele,<br />

aber wie die Zukunft genau aussieht, weiß natürlich auch hier noch<br />

niemand genau, auch nicht Antonin Guez: „Für uns ist daher die<br />

enge Zusammenarbeit mit den Kunden wichtig. Nur gemeinsam<br />

können wir Produkte, S<strong>of</strong>tware und natürlich auch notwendige<br />

Datensicherheit vorantreiben. Wenn wir dann noch die eigenen<br />

S<strong>of</strong>twarekompetenzen erhöhen, die wegweisenden Technologien<br />

wie Cloud-Lösungen ausbauen und mit etablierten Partnern<br />

zusammenarbeiten, werden wir auch das Vertrauen<br />

beim Kunden genießen. Das ist unser Ziel!“<br />

www.schneider-electric.de<br />

SCHNEIDER ELECTRIC<br />

05 Servo-Drive steht für sicherheitsgerichtete<br />

Kommunikation<br />

06 Der Altivar Prozess ist der erste<br />

Frequenzumrichter mit Embedded Services<br />

07 Der Masterpact MTZ ist auf die<br />

Anforderungen von Industrie 4.0 vorbereiet<br />

56 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />

FÜR SCHNEIDER ELECTRIC?<br />

Wo steht Schneider Electric<br />

aktuell bei den Entwicklungen<br />

rund um Industrie 4.0?<br />

Guez: Heute haben wir bereits Innovationen auf allen Ebenen der Automatisierung, der<br />

Elektrotechnik, der Stromverteilung, dem Energiemanagement und der S<strong>of</strong>tware. Wir nennen<br />

das „Innovation@every level“. Das bedeutet, dass wir die relevanten Daten, zum richtigen<br />

Zeitpunkt, bei den richtigen Personen zur Verfügung stellen müssen. Es geht also um mehr<br />

als nur Big Data. Dazu müssen wir unsere Kunden in die Prozesse involvieren und sie<br />

motivieren, mit uns die notwendigen Schritte zu gehen.<br />

Was braucht man dazu,<br />

um Erfolg zu haben?<br />

Siefert: Industrie 4.0 heißt, die richtige Basis bei Hardware und S<strong>of</strong>tware zu liefern und diese<br />

gemeinsam mit dem Kunden in Lösungen umzusetzen. Um das zu schaffen brauchen wir die<br />

notwendigen Kompetenzen im eigenen Hause. Und die haben wir in der Automatisierung, als<br />

auch im Schaltanlagenbau. Wenn wir dann im Markt als ein Team auftreten, werden wir die<br />

Themen von Industrie 4.0 auch erfolgreich spielen können. Der Teamgeist beginnt dabei am<br />

Kopf des Unternehmens und zieht sich dann durch alle Abteilungen.<br />

Denkt denn ein Automatisierer<br />

heute schon so weit, dass er<br />

auch die Energieverteilung<br />

seiner Anlage im Blick hat?<br />

Guez: Leider noch viel zu wenig. Wir müssen ihm daher die Vorteile aufzeigen, die wir<br />

gemeinsam erreichen können. So ist es z. B. möglich, über die Analyse der Stromverbräuche<br />

einer Maschine zu identifizieren wann ein Maschinenbauteil ausfällt. Predictive Maintenance ist<br />

also ein guter Ansatz. Die Vernetzung der Disziplinen schafft auf jeden Fall eine Menge Potenzial.<br />

Ein Beispiel sehen wir heute in unserem Produkt Masterpact MTZ, in dem sich alles vereint.<br />

Verändert sich dann auch die<br />

Arbeitswelt mit Industrie 4.0?<br />

Siefert: Absolut! Industrie 4.0 ist ein Thema für alle. Dem sollten sich nicht nur Unternehmen<br />

annehmen, sondern auch jeder Arbeitnehmer. Die Herausforderung ist für jeden, sich<br />

weiter zubilden. Das fördern wir bei Schneider Electric, wir fordern das aber auch!<br />

08 Jürgen Siefert<br />

ist Vice President<br />

Industry OEM<br />

09 Antonin Guez ist<br />

Vice President Partner<br />

Projects & Buildings


TECHNISCHE SYSTEME<br />

BEHERRSCHBAR MACHEN<br />

Was muss die Forschung leisten, damit Deutschland Vorreiter<br />

in der Umsetzung von Industrie 4.0 wird?<br />

Die Forschung ist ein ganz wichtiger Treiber für die Umsetzung<br />

der Industrie 4.0. Da die Digitalisierung aber eine sozio-technische<br />

Entwicklung ist, müssen wir den Menschen in den Mittelpunkt<br />

der Aktivitäten stellen, wenn Industrie 4.0 ein Erfolg sein<br />

soll. Das geht nur durch eine frühe Einbindung der relevanten<br />

Akteure und Statusgruppen.<br />

Wie gestaltet Ihr Institut den Wandel zu Industrie 4.0 mit?<br />

Als einer der regionalen Kompetenzzentren im Spitzencluster<br />

„Intelligente Technische System OstwestfalenLippe it’s OWL“<br />

haben die Lemgoer Forschungseinrichtungen ihren Fokus auf<br />

einer „Human-Centered Automation“. Die kognitiven Fähigkeiten<br />

des Menschen steigen nicht in gleichem Maße wie die Komplexität<br />

künftiger technischer Systeme. Daher wollen wir vernetzte<br />

Assistenzsysteme entwickeln, die eine Teilintelligenz haben und<br />

Entscheidungen des Menschen unterstützen, in bestimmten Teil-<br />

bereichen auch selbst treffen können. Hiermit wollen wir die<br />

Komplexität für den Menschen in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen,<br />

wie beispielsweise der Entwicklung, der Inbetriebnahme<br />

und dem Betrieb von technischen Systemen beherrschbar<br />

machen.<br />

Wie sieht die Arbeitswelt in 10 Jahren aus, wenn Industrie 4.0<br />

voraussichtlich in vollem Umfang umgesetzt ist (Stichwort:<br />

menschenleere Fabriken)?<br />

Die Arbeitswelt in 10 Jahren wird in der Produktion durch eine<br />

viel stärkere Vernetzung von Mensch, Produkt und Maschine<br />

geprägt sein. Wenn wir alles richtig gemacht haben, dann wird<br />

künftig Arbeit stärker selbstbestimmt und weniger fremdgesteuert<br />

sein. Daran arbeiten wir gemeinsam mit Akteuren aus der<br />

Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft in der SmartFactoryOWL,<br />

einem gemeinsamen Demonstrations- und Transferzentrum der<br />

Fraunh<strong>of</strong>er-Gesellschaft und der Hochschule OWL.<br />

www.iosb-ina.fraunh<strong>of</strong>er.de<br />

WIR MÜSSEN<br />

DEN MENSCHEN<br />

IN DEN MITTELPUNKT<br />

DER AKTIVITÄTEN<br />

STELLEN<br />

FORSCHUNG 4.0<br />

PROF. DR.-ING. JÜRGEN JASPERNEITE<br />

Leiter der Forschungseinrichtungen<br />

Fraunh<strong>of</strong>er IOSB-INA und Institut für<br />

industrielle Informationstechnik<br />

Hochschule OWL, Lemgo


WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />

FÜR DEN STANDORT DEUTSCHLAND?<br />

PROF. DR.-ING. DR. H.C. DETLEF ZÜHLKE<br />

Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative<br />

SmartFactory KL e.V.<br />

Kaiserslautern<br />

Deutschland ist im internationalen Vergleich führend in der Forschung<br />

auf dem Gebiet der Produktionstechnologie. Zusammen mit der<br />

deutschen Industrie gilt es, diese Führung zu behaupten und dank der<br />

intensiven Forschung zukunftsweisende Themen mitzugestalten. Dies<br />

gilt übrigens auch für unsere Nachbarn Schweiz und Österreich.<br />

Während in vielen Ländern eine Entkopplung von Forschung und<br />

Industrie stattgefunden hat, ist die Forschung in der gesamten<br />

DACH-Region sehr industrienah aufgestellt. Dies ist ein<br />

Standortvorteil, den wir uns zu Nutze machen müssen.<br />

PROF. DR.-ING. R. ANDERL<br />

FG Datenverarbeitung in der Konstruktion<br />

TU Darmstadt<br />

Industrie 4.0 hat sehr große Auswirkungen auf den Forschungsstandort<br />

Deutschland. Der Grund dafür ist, dass von Industrie 4.0 einerseits<br />

mehrere Wissenschaftsdisziplinen (insbesondere Ingenieurwissenschaften<br />

und Informatik aber auch Sozialwissenschaften) betr<strong>of</strong>fen sind<br />

und andererseits das gesamte Spektrum an Forschungspr<strong>of</strong>ilen, von der<br />

Grundlagen- über die Anwendungs- bis hin zur Industrieforschung<br />

beteiligt ist. Interessant ist, dass nun auch internationale Forschungsverbünde<br />

entstehen, wie etwa die, die durch die Europäische Union<br />

gefördert werden. Inhaltlich liegen die Forschungsschwerpunkte auf<br />

den Themenfeldern, die in der Forschungsroadmap der Plattform<br />

Industrie 4.0 ausgewiesen wurden.<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 59


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...<br />

FÜR


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...EINEN KREATIVEN SPIELRAUM<br />

ZU HABEN, UM DIESE SPANNENDEN<br />

AUFGABEN ANZUPACKEN.<br />

RALF SOLTWEDEL, GESCHÄFTSFÜHRER<br />

SCHULZ SYSTEMTECHNIK GMBH, VISBEK<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 61


DURCHGÄNGIGKEIT<br />

IM PROZESS<br />

Nicole Steinicke<br />

Die Automatisierung von Produktionsabläufen gehört seit vielen Jahren<br />

zu den Kernkompetenzen der Schulz Systemtechnik. Vom firmeneigenen<br />

Prozessleitsystem über Steuerungstechnik bis hin zu Schaltanlagen<br />

und Energiemanagement bietet das Unternehmen ganzheitliche<br />

Lösungskonzepte für zahlreiche Branchen an. Die Digitalisierung spielt<br />

bei all dem eine wesentliche Rolle. Der Automatisierungsspezialist ist<br />

schon heute ganz vorne mit dabei und macht Sie fit für Industrie 4.0.<br />

SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />

Die Bedürfnisse der Kunden verstehen, technologische Herausforderungen<br />

meistern und die Technik beherrschen – dafür<br />

steht die Schulz Systemtechnik GmbH. Das Familienunternehmen<br />

mit Sitz in Visbek hat sich auf die Entwicklung individueller<br />

Automatisierungslösungen spezialisiert und betreut mit<br />

rund 1 000 Mitarbeitern Projekte unterschiedlichster Bereiche, die<br />

kaum vielseitiger sein können. Industrieauto mation, Sondermaschinen<br />

und Robotik, Automotive und Agrartechnik sind nur einige<br />

Beispiele aus dem umfangreichen Feld möglicher Applikationen.<br />

Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass für all die<br />

verschiedenen Themen das erforderliche Fachwissen rund um<br />

Mechanik, Elektronik und Informatik verfügbar ist. Und somit<br />

finden auch die neuen Anforderungen der Hightech-Strategie<br />

Industrie 4.0 bereits heute umfassend Berücksichtigung in den<br />

Lösungskonzepten des Unternehmens und sind Anspruch und<br />

Vision zugleich. Damit wird der Grundstein gelegt, um auch in<br />

Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

GEMEINSAM ENTWICKELTE LÖSUNGEN IM<br />

ZEITALTER VERNETZTER PRODUKTIONSPROZESSE<br />

Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 wandelt sich mehr und mehr von<br />

einer Strategie in konkrete technologische und praktische Aufgabenstellungen.<br />

Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung,<br />

den zunehmenden Grad der Digitalisierung und Vernetzung von<br />

Produkten und Wertschöpfungsketten abzubilden und beherrschbar<br />

zu machen. Aber genau das stellt für viele mittelständische Unternehmen<br />

eine schwer zu überwindende Hürde dar. Mit Lösungen<br />

für die Industrieautomation, beispielsweise mit durchgängigen<br />

Prozessleitsystemen sowie mit Konzepten aus dem Sondermaschinenbau<br />

und der Robotik, nimmt Schulz Systemtechnik seine Kunden<br />

an die Hand auf dem Weg in die vernetzte Welt. Wie das aussehen<br />

kann, haben wir uns vor Ort ansehen können und sind der digitalen<br />

Zukunft einen Schritt näher gekommen.<br />

DEN OPTIMIERUNGSBEDARF SINNVOLL<br />

ANALYSIEREN UND DEFINIEREN<br />

Um sich zukunftssicher für Industrie 4.0 zu rüsten, bietet Schulz<br />

einen sogenannten I4.0-Check an. Spezialisten analysieren beim<br />

Kunden vor Ort, was sich digitalisieren, vernetzen und automatisieren<br />

lässt. Nach der Bestandsaufnahme und Analyse der Fertigungsprozesse<br />

werden das Automatisierungspotenzial sowie mögliche<br />

Lösungswege aufgezeigt. Damit ist transparent, in welchen Bereichen<br />

das größte Potenzial liegt und wo gestartet werden sollte,<br />

um den schnellsten und größten Return on Investment zu erzielen.<br />

Und das Beste daran: Der Automatisierungsspezialist bietet die<br />

komplette Lösung aus einer Hand – Mechanik, Elektrotechnik und<br />

Informatik.<br />

Eines der Kernthemen bei Schulz ist das Product Lifecycle<br />

Manage ment (PLM) mit der Entwicklung des firmeneigenen MESund<br />

Prozessleitsystems Schulz productionstar. Es bietet u. a. Auswertung,<br />

Analyse und Verarbeitung vorhandener Daten, transparente<br />

und flexible Produktionsplanung und erlaubt die Bedienung durch<br />

mobile Endgeräte. „Durch die gezielte Analyse und Produktionsplanung<br />

lässt sich die Wertschöpfung um bis zu 10 % steigern“,<br />

bekräftigt der Geschäftsführer Ralf Soltwedel bei unserem Besuch<br />

in Bremen.<br />

VIDEO<br />

I4.0: Digitale Durchgängigkeit von der<br />

virtuellen Fabrik bis zum Prozess – warum<br />

dies so wichtig ist, erfahren Sie hier:<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_schulz<br />

62 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


01 Kann man Lösungen<br />

bauen? Aber ja! Wie, verrät<br />

Ralf Soltwedel im Gespräch mit<br />

Redakteurin Nicole Steinicke<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST BEI<br />

SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />

INDUSTRIE 4.0 WIRD ZUR TEAM-ARBEIT<br />

Industrie 4.0 bringt auch eine Veränderung der Arbeitswelt mit<br />

sich. Zum Beispiel in der Mensch-Roboter-Interaktion: Menschen<br />

und Roboter werden zu realen Kollegen und arbeiten Hand in<br />

Hand. Von der Montage bis zum Etikettieren, von Pick-and-Place<br />

bis zum Schweißen, vom Verpacken bis zum Polieren – es sind<br />

kaum noch Grenzen gesetzt. Und das lässt sich sogar ohne Schutzzäune<br />

realisieren. Auch hier setzt Schulz Maßstäbe und bietet mit<br />

einem eigenen Schulungszentrum praxisnahe Qualifizierungsmaßnahmen<br />

in Industrie- und Leichtbaurobotik an. Aber auch Firmenseminare<br />

sind möglich. Das Schulungsprogramm richtet sich an<br />

Anlagenbediener, Techniker und Programmierer, die in Theorie<br />

und Praxis u. a. den Umgang mit dem Leichtbauroboter erlernen<br />

möchten, den Aufbau des Robotersystems, wie man Applikationen<br />

starten und ablaufen lassen kann bis hin zur Programmierung.<br />

Der Automatisierungsspezialist präsentiert sich einmal mehr als<br />

Unternehmen mit Weitblick, Innovationsstärke, Vielseitigkeit und<br />

nahezu grenzenlosen Lösungskonzepten. Ja, es stimmt also: Schulz<br />

Systemtechnik kann Lösungen bauen!<br />

02 Das Schulz Schulungszentrum bietet eine<br />

ganzheitliche Qualifizierung in Industrie- und<br />

Leichtbaurobotik unter realen Bedingungen<br />

03 Die Schulungszelle vereint modernste<br />

Technologien – Sicherheitssysteme, Wechselund<br />

Greiferwerkzeuge sowie Visionsysteme<br />

04 Mithilfe einer Datenbrille<br />

können Mitarbeiter direkt im<br />

Prozess relevante Daten einsehen


DER ZEIT EINEN<br />

SCHRITT VORAUS:<br />

„CREATING 4.0“<br />

Sie erstellen ganzheitliche<br />

Automatisierungslösungen<br />

für unterschiedliche Branchen<br />

und Aufgaben. Was genau<br />

zeichnet die Kernkompetenz<br />

der Schulz Systemtechnik aus<br />

und wie decken Sie dieses<br />

umfassende Portfolio ab?<br />

Wir gehören heute zu den führenden Entwicklern von Automatisierungslösungen für verschiedenste<br />

Branchen. Diese reichen u. a. von der Automobilindustrie, der Prozessindustrie,<br />

dem Maschinen- und Anlagenbau bis zur Logistik. Was uns dabei auszeichnet, ist das<br />

Leistungsspektrum aller drei Disziplinen der Automatisierungstechnik – von der Mechanik<br />

über die Elektrotechnik bis zur Informatik. So können wir unseren Kunden die gesamte<br />

Wertschöpfungskette aus einer Hand bieten. Dabei ent wickeln wir speziell auf den jeweiligen<br />

Kundenwunsch zugeschnittene Lösungskonzepte für Unternehmen vom Mittelstand bis zur<br />

Großindustrie. Die umfangreichen Synergieeffekte innerhalb der Unternehmensgruppe und<br />

unser umfassendes Fachwissen und Know-how in den einzelnen Branchen und deren<br />

Techniken sind dabei wesentliche Vorteile.<br />

Die Hightech-Strategie<br />

Industrie 4.0 ist für Sie nicht<br />

nur eine Vision. Schon heute<br />

spiegelt sich die Verzahnung<br />

der industriellen Produktion<br />

mit Informations- und<br />

Kommunikationstechnik in<br />

Ihren Lösungen wider. Wie<br />

führen Sie Ihre Kunden in eine<br />

digitale Welt von morgen?<br />

Vielen ist der Ausdruck Industrie 4.0 zu schwammig oder die Erwartungen dahinter variieren<br />

stark. So stellen sich Unternehmen die Frage, wie sie sich hier positionieren sollen oder ob das<br />

Thema überhaupt für sie relevant ist. Dabei bietet Industrie 4.0 ein hohes Potenzial, besonders<br />

für den Mittelstand. Man muss es nur erkennen, bewerten und die richtigen Maßnahmen<br />

ergreifen. Dafür braucht es eine gute Beratung und vor allem eine Analyse aller Geschäftsprozesse<br />

im Unternehmen. Hierfür haben wir einen speziellen I4.0-Check. Mit ihm analysieren<br />

Teams vor Ort beim Kunden, was sich digitalisieren, vernetzen und automatisieren lässt.<br />

Dabei werden immer die Bereiche ausgewählt, die für den Kunden den schnellsten und<br />

größten Return on Investment haben.<br />

Sie bieten Konzepte, mit<br />

deren Hilfe Mensch und<br />

Maschine zusammenarbeiten<br />

können. Wie müssen wir uns<br />

eine derartige Lösung<br />

vorstellen?<br />

Ein realisiertes Beispiel ist der MRK-Roboter mit einem Pinsel als Werkzeug zum Verstreichen<br />

von PVC-Nähten. MRK steht für Mensch-Roboter-Kollaboration und damit für eine sichere<br />

Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ohne Schutzzaun. In unserem Beispiel wird<br />

so ein Kollaborationsroboter in einem Arbeitsbereich zusammen mit einem Menschen eingesetzt,<br />

der die gleiche Aufgabe hat. Dabei übernimmt der Roboter die Stellen,<br />

die für einen Menschen schwer zugänglich und erreichbar sind. Her-<br />

SCHULZ SYSTEMTECHNIK<br />

06 Roboter, die in der Mensch-Maschine-Kollaboration<br />

zum Einsatz kommen, erlauben auch manuelle Eingriffe,<br />

um Abläufe zu ändern<br />

05 Kollaborative Roboter übernehmen<br />

Handling- und Palettieraufgaben


kömmliche Roboter würden einen Sicherheitsbereich in Form einer Umhausung erfordern.<br />

Dies macht das gleichzeitige Arbeiten eines Menschen nicht möglich und erhöht damit den<br />

Platz bedarf an der Produktionslinie. Wechselt dagegen der MRK-Roboter das Werkzeug (Pinsel),<br />

kann einfach der Mensch kurzfristig die Aufgabe übernehmen. Muss der Mitarbeiter seinen<br />

Arbeitsplatz temporär verlassen, übernimmt der Roboter dessen Arbeit – also Hand in Hand.<br />

Industrie 4.0 ist mittlerweile<br />

auch zu einem gesellschaftlichen<br />

Thema geworden.<br />

Unsicherheiten darüber,<br />

wie sich die Arbeitswelt<br />

verändern wird, machen sich<br />

breit. Was denken Sie, wie<br />

sich Industrie 4.0 auf Mensch<br />

und Arbeit auswirken wird?<br />

Aufgrund der schnellen technischen Veränderungen im Automatisierungsbereich haben wir<br />

innerhalb unseres Unternehmens bereits in der Vergangenheit unsere Mitarbeiter fortlaufend<br />

weiterqualifiziert. Im Zuge unseres Slogans „Creating 4.0“ erweitern wir dies seit 2012 auf die<br />

Digitalisierung und Informationstechnologie. Unsere eigenen Mitarbeiter haben somit die<br />

Sicherheit, dass wir neben der Ausrichtung auf die Marktsituation auch ihre Befähigung und<br />

Qualifizierung begleiten und vorantreiben. Gleichzeitig können wir in unseren eigenen<br />

Schulungszentren auch Kundenmitarbeiter qualifizieren. Oftmals gehen solche Fortbildungsmaßnahmen<br />

mit einer Neuinvestition einher oder eilen dieser voraus.<br />

Wenn Unternehmen in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren, sind diese für den<br />

unaufhaltbaren technologischen Fortschritt gerüstet, sie können mit den neuen Technologien<br />

umgehen und akzeptieren diese auch. Damit wird nicht nur die Marktposition des Unternehmens<br />

gesichert und ausgebaut, sondern es werden auch zukunftssichere Arbeitsplätze<br />

mit qualifizierten Fachkräften geschaffen.<br />

Die Arbeit wird sich im Gegensatz zur Automatisierung im Sinne von Industrie 3.0 dahingehend<br />

ändern, dass der Mensch nicht nur Anlagen und Maschinen bedient oder wartet,<br />

sondern durch die Digitalisierung und Sensorik Mensch und Roboter direkt kollaborieren<br />

können. Noch fährt mein Auto nicht autonom. Aber durch sensorgeführte Assistenzsysteme<br />

hält es die Spur, den Abstand, unterstützt mich beim Einparken und bremst auch. So ist es<br />

auch bei vielen MRK-Lösungen, wo Mensch und Maschine echte Teamplayer sind.<br />

Wie wird sich Ihr Unternehmen<br />

im Umfeld zukünftiger<br />

Digitalisierung verändern und<br />

welche Vorteile ergeben sich<br />

dadurch für Ihre Kunden?<br />

Wir digitalisieren und vernetzen unseren kompletten Planungs-, Konstruktions- und<br />

Fertigungsprozess weiter. Der sogenannte digitale Zwilling ist dann über alle Phasen für<br />

das Kundenprodukt wie auch die Produktions- oder Fertigungsanlage vorhanden.<br />

Dadurch können wir komplette Abläufe virtuell nur anhand von digitalen Daten und Modellen<br />

simulieren und testen. Damit geht einher, dass Arbeitsabläufe, die klassisch nacheinander<br />

erfolgten, auf einmal simultan auf einer gemeinsamen Datenbasis umgesetzt werden, bei<br />

gleichzeitigen Optimierungsschleifen. Das beschleunigt die Umsetzungsphase bis zur<br />

Lieferung, aber insbesondere die Inbetriebnahme beim Kunden. Diese findet <strong>of</strong>tmals im<br />

bestehenden Produktionsumfeld statt und hat damit kürzere Unterbrechungen und ein<br />

schnelles Erreichen der Leistungsdaten zur Folge.<br />

Mit der digitalen Fabrikplanung optimieren wir bereits heute unsere Baustellenlogistik und<br />

können in größeren Modulgrößen unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten liefern.<br />

Der Kunde kann anhand dieser Daten bereits im Vorfeld seine Fabrik dreidimensional<br />

‚begehen‘, die technische Gebäudeausrüstung und Einrichtungsplanung integrieren und<br />

anpassen. Insbesondere logistische- und Taktzeitanalysen aus diesen Daten helfen uns und<br />

den Kunden, alle Abläufe und Schnittstellen im Blick zu behalten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Soltwedel!<br />

www.schulz-gruppe.st<br />

07 Mit seiner über 60-jährigen Firmengeschichte zählt Schulz Systemtechnik<br />

heute zu einem der führenden Unternehmen im Bereich der Prozess- und<br />

Industrieautomatisierung; das Bild zeigt den Standort Bremen<br />

<strong>SUMMER</strong> Summer <strong>of</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> Engineering <strong>2016</strong> 65


"Für unseren Markt sind wir mit Lobster_data nicht nur<br />

bereit für Industrie 4.0 bzw. für das Internet der Dinge, wir<br />

sind diesem sogar schon etwas voraus. Auch der Umstand,<br />

dass es aktuell noch eine Menge von unterschiedlichen<br />

Datenstandards und -protokolle gibt, kommt unserer<br />

Lösung sehr zu Gute. Spannend für uns wird es zu sehen,<br />

welche völlig neuen Geschäftsmodelle und Dienst leistungen<br />

sich in Zukunft noch entwickeln werden und wie wir diese<br />

sinnvoll unterstützen können."<br />

Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer<br />

Lobster GmbH, Pöcking<br />

WAS SEHEN SIE ALS GRÖSSTE<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

AUF IHREM WEG ZU INDUSTRIE 4.0?<br />

"Ich glaube, dass die größte Herausforderung nicht<br />

Technologie ist. Diese beherrschen wir ganz gut. Der<br />

größte Trend wird sein, dass die Wertschöpfung immer<br />

weiter über S<strong>of</strong>tware passiert. Wir müssen als Hardware<br />

orientiertes Unternehmen und Maschinenbauer lernen,<br />

S<strong>of</strong>tware als Produkt zu begreifen und zu vermarkten."<br />

Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />

Lenze SE, Aerzen<br />

NACHGEFRAGT<br />

"Industrie 4.0 ist ein riesiges Unterfangen mit vielen<br />

Komponenten und Bauteilen, die dazu gehören.<br />

Diese immer wieder in die gleiche Richtung zu bringen<br />

ist die Aufgabe, aber auch die Schwierigkeit. Umso<br />

größer dann die Freude, wenn es geklappt hat."<br />

Frank Blase, Geschäftsführer<br />

igus GmbH, Köln<br />

66 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


"Wir müssen immer größere Datenmengen<br />

speichern und verwalten. Um vernünftige Aussagen<br />

treffen zu können, müssen wir daher die Daten<br />

richtig kombinieren."<br />

Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />

Optimeas GmbH, Friedrichsdorf<br />

"Industrie 4.0 verlangt nach einer ganzheitlichen<br />

Betrachtung des gesamten Produktions- und<br />

Geschäftsumfelds. Ein lange vernachlässigter Aspekt<br />

ist die Einbeziehung der Energieverteilung."<br />

Antonin Guez, Vice President Projects & Buildings<br />

Schneider Electric GmbH, Ratingen<br />

"Die größten technologischen Herausforderungen sind, dass<br />

wir Technik neu definieren und neu einsetzen in den<br />

Abläufen. D.h. Automatisierung und IT muss sich neu<br />

erfinden und muss tagtäglich die Wertschöpfungskette bei<br />

der Leistungserbringung exzellent unterstützen."<br />

Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />

"Eine der größten Herausforderungen sehen wir in der Frage,<br />

wie weit muss ich mit der Digitalisierung gehen. Dazu bieten<br />

wir einen speziellen I4.0-Check, mit dem Teams vor Ort beim<br />

Kunden analysieren, was sich digitalisieren, vernetzen und<br />

automatisieren lässt. Dabei werden immer die Bereiche<br />

ausgewählt, die für den Kunden den schnellsten und größten<br />

Return on Investment haben."<br />

Ralf Soltwedel, Geschäftsführer<br />

Schulz Systemtechnik GmbH, Visbeck<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 67


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

FÜR<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...MUT ZUR VERÄNDERUNG. UND<br />

MENSCH UND TECHNIK INTELLIGENT<br />

MITEINANDER KOMBINIEREN.<br />

JOHANN SODER, GESCHÄFTSFÜHRER TECHNIK<br />

SEW-EURODRIVE GMBH & CO KG, BRUCHSAL<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 69


SEW-EURODRIVE<br />

„FÖRDERTECHNIK 4.0<br />

BRAUCHT MOBILE SYSTEME“<br />

Die Digitalisierung verändert unser Leben. Sie verändert auch die Industrie.<br />

Industrie 4.0 scheint in aller Munde – doch wie agieren in dieser neuen Welt?<br />

SEW-Eurodrive nutzt zur Beantwortung dieser Frage die Schaufensterfabrik<br />

zur Getriebemotoren-Fertigung. Was Industrie 4.0 für SEW bedeutet,<br />

und wie sich Arbeit, Produkte und Unternehmen verändern werden,<br />

darüber sprach Johann Soder, Geschäftsführer Technik bei<br />

SEW- Eurodrive mit Chefredakteur Dr. Michael Döppert.<br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI SEW


<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0<br />

FÜR SEW EURODRIVE?<br />

SEW-Eurodrive hat als einer<br />

der ersten das Thema<br />

Industrie 4.0 aufgegriffen.<br />

Was sind die Wurzeln von<br />

Industrie 4.0 bei SEW?<br />

Die Wurzeln für Industrie 4.0 liegen bei SEW-Eurodrive schon einige Jahre zurück. Wir hatten in<br />

den 80er Jahren in unserem großen Produktionswerk CIM umgesetzt und haben wie viele andere<br />

nach kurzer Zeit alles wieder zurückgebaut. Den konsequenten Weg weiter in Richtung Digitale<br />

Fabrik haben wir aber nie verlassen. Dabei sahen wir die modulare Fabrik als Zukunftsbild. Am<br />

Beispiel der Fördertechnik haben wir erkannt, dass starre Anlagenkonzepte durch kundenindividuelle<br />

Lösungen abgelöst werden müssen, die sich zudem einfach an neue Herausforderungen<br />

anpassen lassen. Wir haben erkannt, dass mobile Systeme, mobile Fördertechnik, in der<br />

Gestaltung der Automation in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden. So haben wir<br />

uns schon um die Jahrtausendwende mit neuen Technologien beschäftigt. Funk und Navigation,<br />

berührungslose Energieübertragung, aber auch neue Automatisierungssysteme, um eben<br />

wirtschaftlich und effizient neue mobile Anlagentypen realisieren zu können, waren damals<br />

schon auf unserer Agenda. Alle diese Technologien haben wir in einem Baukasten entwickelt.<br />

Heute sehen wir, dass Industrie 4.0 Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit von Produktionsfabriken<br />

fordert, und das kann man sehr gut mit solchen flexiblen mobilen Systemen erreichen.<br />

Eine Schlüsseltechnologie in<br />

der Industrie 4.0 ist für Sie<br />

also die Fördertechnik?<br />

Genau, eine flexible Fördertechnik kann eine grundlegende Voraussetzung für Fabriken sein, die<br />

nach Industrie 4.0-Prinzpien aufgebaut sein werden. Flexibilität, Mobilität, Wandlungsfähigkeit,<br />

Anpassungsfähigkeit ohne riesige Investitionen in die Hand zu nehmen – das ist eigentlich das Ziel,<br />

das wir mit unserem Industrie 4.0-Ansatz verfolgen. War in der starren Fördertechnik alles eng<br />

miteinander verkettet und vernetzt und damit schwer veränderbar, streben wir jetzt genau in die<br />

andere Richtung. Wir sagen Mobilität, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit sind die wichtigen Themen<br />

für die Zukunft. Genau damit verbinden wir eine hohe Wirtschaftlichkeit bei neuen Fabrikplanungen,<br />

bei neuen Gestaltungen von Automatisierungslösungen in allen Branchen der Industrie.<br />

Antriebs- und Automatisierungstechnik<br />

sind<br />

Kern-Know-how von SEW:<br />

Wie sehen Sie die<br />

Automatisierungstechnik in<br />

der Industrie 4.0?<br />

Die Automatisierung muss sich komplett neu erfinden! Automation Controller müssen jetzt in<br />

der Lage sein, sowohl die reale als auch die virtuelle Welt abzubilden. Deshalb haben wir eine<br />

neue Reihe PC-basierter Automation Controller entwickelt; ein wichtiger Baustein in unserem<br />

Produktportfolio, mit dem wir in der Lage sind, Systemlösungen für unsere Kunden zuerst in der<br />

virtuellen Welt abzubilden und hier den Leistungsnachweis zu erbringen und dann schnell in die<br />

reale Welt umzusetzen. So kommen wir zu sehr kurzen Inbetriebnahmezeiten und können auch<br />

später im rauen Produktionsalltag in der virtuellen Welt ein intelligentes Condition Montitoring<br />

realisieren. Wir können so die Anlagen beobachten, wir sehen letztendlich daran die Leistungsergebnisse,<br />

wir können daraus wieder Optimierungen ableiten und vielleicht auch mal schneller<br />

sein als der Fehler. Industrie 4.0 unterliegt selbst einer evolutionären Entwicklung.<br />

Muss nicht derjenige, der<br />

Industrie 4.0-fähige Produkte<br />

und Systeme anbietet, auch<br />

ständig noch weiter lernen?<br />

Ja, ich glaube das ist eine sehr wichtige Frage, die Sie hier stellen. Es gibt heute wenige Vorzeigebeispiele,<br />

wie Industrie 4.0 auch im Endziel aussehen kann. Man sieht viele Fragmente. Den<br />

entscheidenden Wettbewerbsvorteil schafft aber derjenige, der die gesamte Wertschöpfungskette<br />

vom Kunden bis zum Kunden nach den Ansätzen von Industrie 4.0 realisiert. Und wenn wir<br />

über Industrie 4.0 reden, dann ist das ein Teilbaustein der Digitalisierung. Hinzu kommt noch<br />

das Internet der Dinge und Dienste, dazu gehört Cloud Computing, dazu gehören auch neue<br />

Bedienansätze. Unter diesen gesamten Aspekten muss man seine gesamte Wertschöpfungskette<br />

gestalten um dann den großen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft zu schaffen. Genau dafür ist<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 71


es notwendig, dass jedes Unternehmen sich für sein Geschäft eine Vision erarbeitet. Wir sehen<br />

uns heute als SEW-Eurodrive auch als ein Berater unserer Kunden. Wir versuchen, mit ihm<br />

gemeinsam diese neuen Gedanken, diese Ansätze, diese Vision zu erarbeiten und leiten daraus<br />

die Abläufe in der Fabrik ab. Wir gestalten sie, wir simulieren, wir zeigen, was möglich ist und<br />

versuchen dann über ein Umsetzungskonzept in Schritten in die neue Welt zu gehen.<br />

Haben Sie diese Vorgehensweise<br />

auch in der eigenen<br />

Fertigung praktiziert?<br />

Ja, wir haben versucht, genau das zu realisieren. Wir haben uns dieses Bild vom Kunden/<br />

Subkunden gemacht und gefragt: Wie müsste SEW demensprechend aufgestellt werden? Wir<br />

haben dann in einer Schaufensterfabrik in Graben-Neudorf diese Prinzipien von Industrie 4.0<br />

auch miteinander realisiert. Wir hatten dort die vollautomatisierte Produktion bereits in der<br />

alten Welt und mussten jetzt in der Schaufesterfabrik die neue Industrie 4.0-Welt mit einbetten.<br />

Und genau das haben wir getan. Wir haben dort viel gelernt, zum Beispiel wie man Mensch und<br />

Technik miteinander intelligent kombiniert. Wir haben eine modulare Fabrik realisiert, die<br />

nicht mehr starr verkettet ist, sondern aus einzelnen Prozessmodulen besteht. Und diese<br />

einzelnen Module sind nach Lean in höchster Perfektion gestaltet. Sie werden mit einer<br />

intelligenten Automatisierung mit intelligenten mobilen Assistenzsystemen miteinander<br />

vernetzt und dadurch entsteht der Ansatz einer intelligenten Kombination von Mensch und<br />

Technik. Das heißt: In der Industrie 4.0 unterstützt die Technik den Menschen bei der Leistungserbringung.<br />

Und damit schaffen wir – das sehen wir sehr deutlich in der Schaufensterfabrik<br />

– einen Quantensprung zu mehr Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Wechseln wir den Blick<br />

Richtung Entwicklung und<br />

Konstruktion. Wie sehen Sie<br />

die Anforderungen, die durch<br />

Industrie 4.0 hier gestellt<br />

werden?<br />

Ich glaube, wir dürfen nicht mehr in diesen Funktionen denken, sondern wir müssen die gesamte<br />

Wertschöpfungskette nach diesen Ansätzen und Prinzipien von Industrie 4.0 mit einer durchgängigen<br />

Datenbasis gestalten. Das heißt vom Kunden zum Kunden – ohne sogenannte Systembrüche!<br />

Das ist eine Grundvoraussetzung für eine kurze Time-to-Market und ist ganz im Sinne einer<br />

Lean-Strategie. Zudem müssen in der Entwicklung Produkte definiert werden, die auf einem<br />

Baukastensystem aufbauen. So haben wir die Möglichkeit, letztendlich erst kurz vor der Auslieferung<br />

die kundenindividuelle Lösung zu realisieren. Wir brauchen dazu durchgängige Datenmodelle,<br />

um in der Wertschöpfungskette verzahnt und eng den Auftragsdurchlauf realisieren zu<br />

können. Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen zu haben, ist für alle Beteiligten in<br />

der Wertschöpfungskette essenziell. Und das bedeutet auch konsequent Veränderung im Umfeld<br />

der IT. Auch hier sage ich: Auch die IT muss sich neu erfinden! Wir müssen uns heute die Frage<br />

stellen: Wieviel ist noch zentral und wieviel ist dezentral zu organisieren? Und wir bei SEW sagen:<br />

Wir möchten hier mehr dezentrale Verantwortung haben – das heißt, kurze geschlossene<br />

Regelkreise. Wir wollen kleine Einheiten, die unternehmerisch agieren und handeln können. Und<br />

das erfordert eben eine neue Art von IT und natürlich auch eine neue Art von Automatisierung.<br />

Dieser dezentrale Ansatz<br />

würde sich dann bis auf die<br />

Produktebene herunterbrechen,<br />

um dann letzt ­<br />

endlich auch Komplexität<br />

beherrschen zu können?<br />

Ganz genau. Auch auf der Produktebene versuchen wir heute zum einen über intelligente<br />

Komponenten und zum anderen über intelligente Grundbaukästen Komplexität zu reduzieren<br />

und dann auch diese Grundbaukästen dezentral vor Ort in die Verantwortung zu geben. Damit<br />

reduzieren wir deutlich die Durchlaufzeiten bei der Entwicklung und Produktion neuer Produkte.<br />

SEW-EURODRIVE<br />

Der Industrie 4.0-Ansatz<br />

verändert also auch ihre<br />

Produkte. Wandelt sich denn<br />

grundsätzlich Ihr gesamtes<br />

Leistungsangebot?<br />

Heißt das, dass Dienstleistungen<br />

eine bedeutendere<br />

Rolle spielen?<br />

Ja. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. Wir waren klassischer Komponentenhersteller<br />

von Getrieben und Motoren. Dann haben wir gesagt: Das was wir antreiben,<br />

wollen wir auch steuern und regeln. So sind wir in Motion Control, in Steuerungstechnik<br />

eingestiegen. Und vor einigen Jahren haben wir uns entschlossen, unseren Kunden auch<br />

Systemlösungen anzubieten. Wir setzen unser Wissen ein, um unseren Kunden intelligente, auf<br />

Mehrwert ausgerichtete Antriebslösungen zu bieten. Das ist ein neues Geschäftsfeld im Hause<br />

SEW-Eurodrive. Wir beraten und planen hier, wir machen die Projektierung und die Umsetzung,<br />

und wir übernehmen auch ein Stück Verantwortung für das Leistungsergebnis.<br />

Ja, ganz deutlich. Ein Beispiel ist hier die Simulation. In der virtuellen Welt gestalten wir heute<br />

mit unseren Kunden komplette Abläufe. Wir zeigen ihnen hier, was erreicht werden kann und<br />

setzen dann erst diese Abläufe in die reale Welt um. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich<br />

Predictive Maintenance. Überall dort, wo wir dezentrale Intelligenz in unseren Produkten<br />

realisieren – sogenannte Smart Products – sind diese in der Lage, Informationen aufzunehmen,<br />

zu speichern und zu kommunizieren. So sind sie ganz leicht zu einem Cyber-Physical-System<br />

72 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


zu machen. Damit ermöglichen sie auch Dienstleistungen wie ein Condition Monitoring. Smart<br />

Products können mitteilen, wie sie sich gerade fühlen, wo sie sich gerade befinden. Das<br />

ermöglicht uns, gewisse Vorhersagen zu machen. Das sind neue Geschäftsfelder, das sind neue<br />

Dienstleistungen, die auch SEW konsequent geht.<br />

Sehen Sie in diesen neuen<br />

Geschäftsfeldern auch<br />

Ansätze für neue<br />

Geschäftsmodelle?<br />

Ja natürlich, denken sie an unsere mobile Fördertechnik, die Assistenzsysteme, die wir in unserer<br />

Schaufensterfabrik erproben – die haben wir hier auf unserer Agenda. Wir werden diese im<br />

Hause SEW produzieren und unseren Kunden anbieten. Diese neuen mobilen Systeme könnten<br />

in einem neuen Geschäftsmodell so vermarktet werden, dass sie nicht verkauft, sondern verleast<br />

werden; auch inklusive der notwendigen Infrastruktur, sei es ein berührungsloses Energie- und<br />

Lademanagement oder die Funk- und Navigationsausrüstung einer Fabrik. Wir können dann die<br />

Leistungsabrechnung von solchen mobilen Assistenzsystemen zum Beispiel über die transportierten<br />

Kilogramm pro gefahrenen Kilometer machen. Vieles ist hier denkbar. Wir könnten die<br />

Anlagen auch selbst betreiben, damit auch die ganze Maintenance-Verantwortung übernehmen.<br />

Sie verkaufen also in Zukunft<br />

nicht nur Produkte und<br />

Systeme sondern auch<br />

Verfügbarkeit?<br />

So ist es! Mit unserem Ansatz wäre im Fall der mobilen Assistenzsysteme sogar durchaus<br />

hundert Prozent Verfügbarkeit erreichbar. Solche mobilen Assistenzsysteme fahren wie<br />

Ameisen mit der Intelligenz des Schwarms durch die Fabrik. Wenn wir diese Intelligenz nutzen,<br />

dann kann ein Fahrzeug, das weiß, dass es bald ausfallen wird, sich abmelden und ein Fahrzeug<br />

aus dem Reservepool starten. So wird hundertprozentige Verfügbarkeit möglich. Das ist ein<br />

komplett neuer Ansatz, der, wenn man ihn im Sinne von Industrie 4.0 über die gesamte<br />

Wertschöpfungskette lebt, zum besten Leistungsergebnis führt.<br />

Wo sehen Sie denn jetzt auf<br />

dem Weg zur gelebten<br />

Industrie 4.0 die größten<br />

Herausforderungen?<br />

Wie sieht die Automatisierungspyramide der Zukunft aus? Das ist für mich die entscheidende<br />

Frage, die es zu beantworten gilt. Wie viele Ebenen hat die Pyramide noch? Wieviel ist zentral<br />

und wieviel ist dezentral? Wenn wir die Idee der mobilen Systeme, der modularen Fabrik<br />

realisieren wollen, dann brauchen wir eine gewisse dezentrale Lösung. Das heißt heute zentralisierte<br />

Systeme aufbrechen. Das ist Change-Management, das ist Veränderung – und diese<br />

Veränderung betrifft auch Organisation und Unternehmen.<br />

SEW war Pionier in der<br />

Getriebemotorentechnik und<br />

ist hier heute Weltmarktführer.<br />

SEW war Pionier mit<br />

dem Baukastenprinzip, das<br />

vielen als Vorbild diente.<br />

Sehen Sie sich auch als Pionier<br />

für Industrie 4.0?<br />

Ja, absolut! Wir haben uns zum Ziel gesetzt mit unserem Ansatz Systemlösungspartner unserer<br />

Kunden auf dem Weg zu Industrie 4.0 zu sein. SEW möchte mit einer hohen Beratungsleistung<br />

seinen Kunden helfen, diesen Weg in diese neue Arbeitswelt zu gehen. Industrie 4.0 ist für uns<br />

ein wichtiger Baustein auf unserem Weg in die Zukunft. Wir bauen deshalb zurzeit eine<br />

entsprechende Mannschaft auf, die Industrie 4.0 bei uns konsequent vorantreibt. Ganz klar:<br />

Wir wollen auch hier eine gewisse Pionierrolle übernehmen.<br />

www.sew-eurodrive.de<br />

VIDEO: INDUSTRIE 4.0 – BEREITS REALITÄT<br />

Getriebemontage in der Industrie 4.0 – zu sehen<br />

am SEW-Fertigungsstandort Graben-Neudorf<br />

Tauchen Sie mit uns in die Produktion<br />

der nächsten Generation ein.<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_sew<br />

Bilder: Martina Heimerl<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 73


INDUSTRIE 4.0<br />

BEDEUTET<br />

FÜR<br />

MICH<br />

PERSÖNLICH...


<strong>SUMMER</strong><br />

DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

...EINE ZUKUNFT IN DER PRODUKTION, DIE BESSERE<br />

PERFORMANCE BIETET, DIE AUCH IN ZUKUNFT<br />

DIE STANDORTVORTEILE FÜR DEUTSCHLAND,<br />

MÖGLICHERWEISE FÜR EUROPA, DANN GEGENÜBER<br />

ANDEREN STANDORTEN WIEDER HERSTELLT.<br />

BERNHARD MÜLLER, GESCHÄFTSLEITUNG INDUSTRIE 4.0<br />

SICK AG, WALDKIRCH<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 75


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

ZU GAST<br />

BEI SICK<br />

DIE SINNE DER SMART FACTORY<br />

SICK<br />

Sensor Intelligence. – der Claim der Firma Sick aus dem Jahr<br />

2004 ist heute aktueller denn je. Denn Intelligenz ist gefragt,<br />

in der Fabrik der Zukunft. Wer könnte uns also besser Auskunft<br />

geben zum Thema Sensorik 4.0 als das Familienunternehmen<br />

aus Waldkirch? Und wer könnte ein besserer Ansprechpartner<br />

sein, als jemand auf dessen Visitenkarte steht: Geschäftsleitung<br />

Industrie 4.0? Bernhard Müller ist unser Mann. Auf die Frage<br />

nach smarten Sensoren, erklärt er uns: „Die gibt es bei uns schon<br />

lange. Das sind Sensoren, die Funktionalitäten beinhalten, die über<br />

die normale Sensorikaufgabe hinaus gehen. Sie liefern Zusatzdaten<br />

wie Zeitstempel, Geschwindigkeiten, Abstände ... Daten, die Aufschluss<br />

darüber geben können, was in den Prozessen los ist oder<br />

wie es der Maschine geht.“<br />

INTELLIGENZ UND KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT<br />

Aber Intelligenz alleine reicht nicht aus. Für ein smartes System, eine<br />

Smart Factory, müssen die Informationen auch zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort zur Verfügung stehen. Und so wurde bei Sick der<br />

Grundstein für den Geschäftsbereich Industrie 4.0 gelegt, aus den<br />

Produkten heraus: „Vor etwa zwei Jahren hatten wir eine Produktlinie<br />

entwickelt, die intelligent ist und zudem noch Vernetzungsmöglichkeiten<br />

bietet, über die Ebene von Maschinensteuerungen hinaus, in<br />

die Ethernet-Welt“, erzählt Bernhard Müller. „Dann<br />

wurde auf einmal die passende Applikation dazu beschrieben<br />

– unter dem Namen Industrie 4.0." Seitdem treibt Bernhard<br />

Müller das Thema bei Sick sowohl außenwirksam als auch die innere<br />

Organisation betreffend voran.<br />

Heute haben alle neuen Sick-Sensoren diese Kommunikationsfähigkeit<br />

– und das Unternehmen arbeitet stetig weiter an dem Thema:<br />

„Es wird uns vor Herausforderungen stellen, die Kommunikations-<br />

Schnittstellen in der durchvernetzten Welt alle zu bedienen“, sagt<br />

Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement Vertical Integration Products<br />

bei Sick. „Da kristallisieren sich ja so langsam einige Standards<br />

heraus, im Sinne von Datenkommunikation, Stichwort OPC-UA,<br />

Stichwort MQTT, um einfach mal zwei zu nennen, oder die Schnittstelle<br />

HTTPS, um mit Cloud-Services zu sprechen. Das sind genau<br />

diese Themen, die wir hier angehen müssen.“ Datensicherheit ist in<br />

diesem Zusammenhang für den Produktmanager ein wichtiger<br />

Punkt: „Also da sehe ich noch eine Aufgabe, die wir als Industrie beantworten<br />

müssen: Wie bekommen wir diese ganzen Themen wie<br />

Cloud und kabellose Datenübertragung abgesichert, sodass die Menschen<br />

sich wohl fühlen, diese Technologien zu nutzen?“. Mehr zum<br />

Thema Sick und Datensicherheit lesen Sie im Infokasten auf Seite 79.<br />

Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit sind also gefragt. Aber<br />

was müssen die Sensoren noch können, um zukunftsfähig zu sein?<br />

76 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


01 Wer könnte zum Thema Sinne<br />

der Smart Factory ein besserer<br />

Gesprächspartner sein als<br />

Bernhard Müller, Geschäftsleitung<br />

Industrie 4.0 der Sick AG?<br />

Martina Heimerl<br />

Mit Industrie 4.0 zieht Intelligenz in die Fabriken ein. Basis dafür sind Informationen, sprich<br />

Daten. Im Prinzip beginnt also alles bei den Datenerfassern, den Sinnesorganen der Technik.<br />

Grund genug für uns, den Sensorspezialisten Sick in Waldkirch zu besuchen, um in die Welt<br />

der Sensorik 4.0 einzutauchen.<br />

„Flexibilisierung ist ein ganz großes Thema“, sagt Detlef Deuil und<br />

nennt das Stichwort „Losgröße 1“. „Die Anlagen, die Maschinen<br />

müssen flexibel auf das jeweilige einzelne Produkt reagieren<br />

können, also müssen wir auch Flexibilität in die Sensorik hineinbringen.“<br />

Und genau das macht der Sensorspezialist jetzt mit Sick<br />

KONSTRUKTEURE MÜSSEN GERÄTE<br />

KÜNFTIG NOCH BREITER UND NOCH<br />

LEISTUNGSFÄHIGER AUFSTELLEN<br />

AppSpace. „Was wir dort dem Markt, sprich OEMs und Integratoren,<br />

anbieten“, erklärt Detlef Deuil, „ist ein Freiraum innerhalb der<br />

Geräte, in dem Anwender ihre Sensorapplikation programmieren<br />

können. So können sie ihre Applikation flexibel umrüsten.“ Im Prinzip<br />

funktioniert das wie beim Smartphone – eine Hardware, die<br />

mithilfe von Apps verschiedenste Funktionen erfüllen kann.<br />

DIE SACHE MIT DER SOFTWARE<br />

Industrie 4.0 verlagert also auch für Sensorhersteller den Schwerpunkt:<br />

„Wir als Firma Sick werden natürlich damit auch ein Stück<br />

weit S<strong>of</strong>tware-Anbieter werden“, sagt Detlef Deuil. Aber es hat auch<br />

seine Grenzen. Bernhard Müller erklärt: „Analytik-S<strong>of</strong>tware, Sensor-S<strong>of</strong>tware,<br />

das ist unser Thema. Aber übergeordnete Industrie-<br />

S<strong>of</strong>tware, wo man ein ERP-System und ein Kunden/Lieferanten-<br />

System zusammenbringt, das ist nicht unser Business.“ Hier kooperiert<br />

der Sensorlieferant daher mit S<strong>of</strong>tware-Spezialisten, wie u. a.<br />

Axoom. Bernhard Müller erklärt: „Axoom hat vom Maschinenbauer<br />

Trumpf die Aufgabe bekommen, für den Anlagenbetreiber ein S<strong>of</strong>tware-Cockpit<br />

zu generieren, das ihm alle relevanten Daten derart<br />

mundgerecht darbietet, dass er s<strong>of</strong>ort sieht: Wie geht es meinem<br />

System? Sind meine Kosten im Griff? Ist der Materialfluss optimiert?<br />

Hat meine Maschine den Husten? Dieses Cockpit zu schaffen,<br />

diese Transparenz der Fabrik zu schaffen – das glaube ich ist<br />

der Inbegriff von Industrie 4.0“, sagt Bernhard Müller. Und Sick hat<br />

die Sensorik, die das ermöglicht. Im Rahmen der Kooperation<br />

schafft der Sensorspezialist bei seinen Produkten die Treiber für die<br />

Kundensysteme und hilft dabei, die Sensorik zu integrieren.<br />

NEUE GESCHÄFTSMODELLE<br />

Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, S<strong>of</strong>tware-<br />

Schwerpunkt – was verlangen die Veränderungen generell von Sensorherstellern<br />

und wie wird Sick dem gerecht? „Unsere Produkt-<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 77


03<br />

02 Ein Bild<br />

von Industrie 4.0, gemalt<br />

von Produktmanagern des Sensorspezialisten<br />

Sick – die ganze Geschichte erzählt<br />

Detlef Deuil im Video: http://bit.ly/SOE16_Sick02<br />

04<br />

SICK<br />

Erahnen, was sein wird – wie sieht wohl die industrielle Produktion<br />

der Zukunft aus? In Bernhard Müllers Augen gar nicht so anders als<br />

heute: „Es wird Maschinen geben. Es wird Menschen geben, die an<br />

den Maschinen arbeiten.“ Dass alles automatisch geht in einer<br />

menschenleeren Fabrik, glaubt der Industrie 4.0-Spezialist nicht. Er<br />

sieht aber eine intelligentere Produktion, in der solche Dinge wie<br />

Rohst<strong>of</strong>feffizienz optimiert sind: „Wann baue ich was? Dass man<br />

z. B. energieintensive Arbeiten dann durchführt, wenn die Sonne<br />

scheint und der Wind weht, solche Logiken und Vernetzungen werlebenszyklen<br />

müssen schneller werden, wir müssen deutlich agiler<br />

werden“, stellt Detlef Deuil fest. „Um dabei nah am Markt zu sein,<br />

werden wir einen sogenannten Developers Club gründen, in dem<br />

die User mitarbeiten und netzwerken.“ Ein zweiter Punkt ist es,<br />

Plattformen zu entwickeln und anzubieten. „Die Menschen wollen<br />

immer die gleiche Entwicklungsumgebung haben“, sagt der Leiter<br />

Produktmanagement, „einen möglichst hohen re-use-Grad. Und<br />

das bieten wir mit Sick AppSpace. Es wird ein Ecosystem sein, in<br />

dem die verschiedensten Sensortechnologien laufen, wie Kameras,<br />

2D-/3D-Laserscanner …“ Es werden sich also nicht nur die Produkte,<br />

sondern auch Geschäftsmodelle ändern. „Daten generieren heißt,<br />

Wissen generieren und auf Basis dieses Know-how dann die richtigen<br />

Schritte für die Zukunft abzuleiten. Das ist ein Weg, den wir<br />

gehen wollen“, sagt Detlef Deuil, „gemeinsam mit unseren Kunden,<br />

mit AppSpace, um schneller bessere Produkte auf den Markt zu<br />

bringen.“<br />

Der Kundennutzen steht naturgemäß im Zentrum der Entwick<br />

lung. Die Vorteile, die Anwender mit den Industrie 4.0-fähigen<br />

Sensoren erschließen können, reichen von Umrüstflexibilität über<br />

Materialeffizienz bis zur Vermeidung von Maschinenstillständen –<br />

Stichwort Predictive Maintenance. „Was im Fokus steht, hängt<br />

immer stark von der jeweiligen Applikation ab“, betont Bernhard<br />

Müller. Neben Hardware und S<strong>of</strong>tware denkt Sick künftig auch in<br />

Richtung Dienstleistungen. „Was kann man aus Sensordaten herausholen<br />

und wie kann man damit auch entsprechende Events<br />

anstoßen? Diese Themen werden wir unter dem Stichwort Smart<br />

Services dann auch bedienen“, verrät Detlef Deuil.<br />

IN DER EIGENEN PRODUKTION<br />

Das Produkt- und Service-Angebot ist die eine Sache. Wie aber sieht<br />

es mit der eigenen Produktion aus? Ist Sick auch Anwender von<br />

Industrie 4.0-Lösungen? Berhard Müller sagt: „Wir haben eine Produktion,<br />

die heute schon zu Teilen so funktioniert, wie Industrie 4.0<br />

funktionieren soll. Wir haben das schon an Inseln aufgebaut und<br />

sind jetzt dran, es in der gesamten Produktionsfläche zu installie-<br />

ren. Wir sind gerade dabei, eine neue Produktion aufzubauen, die<br />

als Leuchtturm-Produktion fungieren soll.“<br />

KONSTRUKTION 4.0<br />

Industrie 4.0 verändert Produktion und Produkte, Komponenten<br />

und Maschinen, Unternehmen und Geschäftsmodelle. Was aber bedeutet<br />

Industrie 4.0 für den Konstrukteur und seinen Arbeitsalltag?<br />

Detlef Deuil überlegt kurz: „Im Sinne der zunehmenden Verschmelzung<br />

müssen Spezialisten aus den Bereichen IT, Elektronik und<br />

mechanische Konstruktion sehr vernetzt miteinander arbeiten, um<br />

diese Sensorik der Zukunft sicherzustellen. Eine Herausforderung<br />

ist es auch, die Geräte vom Hardware-Design her, bezüglich Rechenleistung,<br />

Wärmeabfuhr, Leistungsaufnahme und auch optischer<br />

Eigenschaften breiter und noch leistungsfähiger aufzustellen. Das<br />

heißt am Ende des Tages, wir müssen mehr Performance in die<br />

Geräte reinbringen und das wird eine Herausforderung sein".<br />

Was im Kleinen gilt, für die Konstruktion von Sensoren, gilt auch<br />

für den Maschinenbau. „Das Require-Management wird ein großes<br />

Stichwort sein“, sagt Detlef Deuil voraus. Also die Frage: Was soll die<br />

Maschine im Rahmen des Lebenszyklus alles tun können? „Man<br />

wird viele Dinge erahnen müssen“, meint Detlef Deuil. „Und hier<br />

dann das Design richtig zu treffen, das ist die spannende Herausforderung.“<br />

DIE PRODUKTION DER ZUKUNFT<br />

78 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


03 Hier werden Appliaktionen<br />

lebendig: Im Logistic Technology<br />

Center testen Sick-Ingenieure die<br />

Kundenapplikationen in einer voll<br />

ausgerüsteten Testumgebung<br />

04 Detlef Deuil, Leiter Produktmanagement<br />

Vertical Integration<br />

Products bei Sick in Waldkirch spricht<br />

mit der Redaktion über den Wandel<br />

in der Welt der Sensorik<br />

05<br />

05 Über die Sensor Integration<br />

Machine (Mitte) können im Rahmen<br />

von Sick AppSpace Daten von Sensoren<br />

und Kameras fusioniert, ausgewertet,<br />

archiviert und übertragen werden<br />

den entstehen. Das wird die Geschichte Industrialisierung nicht revolutionär<br />

völlig ändern, aber es wird anders aussehen als heute in<br />

der Fabrik. Es wird Maschinen geben, die sich irgendwie selbstständiger<br />

verhalten werden, die durch den Prozess gesteuert werden.“<br />

IDEEN, KREATIVITÄT UND SPIELFREUDE<br />

Die Sensorik ist also <strong>of</strong>fenbar heute schon bereit für die digitale Fabrik.<br />

„Uns geht es darum, dass unsere Sensoren dafür vorbereitet<br />

sind“, sagt Bernhard Müller. Und woran hängt es? Bernhard Müller<br />

sagt: „Es hängt ein bisschen an den fehlenden übergeordneten S<strong>of</strong>tware-Strukturen<br />

und es hängt ein bisschen an den Applikationsnotwendigkeiten.<br />

Viele Kunden in der mittelständischen Industrie sagen:<br />

‚Hab‘ ich doch alles, brauch' ich nicht.‘ Wenn ich so drangehe,<br />

wird es nichts werden.“ Nach Bernhard Müllers Eindruck fehlt es in<br />

den Köpfen der Industrie an Problembewusstsein, an Spielfreude,<br />

an der Idee „Was könnte ich denn Tolles aus dem System bauen?<br />

Wenn die Applikation da ist, dann sind auch irgendwelche S<strong>of</strong>twarefirmen<br />

da, die das umsetzen.“ Und genau hier setzt Sick mit seinem<br />

Sick AppSpace und verschiedenen Kooperationen an. „Wir<br />

wollen die Applikationen highlighten, ein Bewusstsein schaffen, zeigen,<br />

was geht“, erklärt Bernhard Müller. „Wir wollen quasi ein Türöffner<br />

sein, um den Kreativprozess bei den Kunden anzustoßen.“<br />

Bilder: Dr. Michael Döppert; Martina Heimerl; SICK AG<br />

www.sick.de<br />

VIDEO<br />

Was ist die große Herausforderung bei Industrie<br />

4.0 und wie kann Sensorik dabei helfen, Losgröße<br />

1 wirtschaftlich umzusetzen? Gehen Sie mit<br />

auf eine spannende Reise zu Sick nach Waldkirch.<br />

http://bit.ly/SOE<strong>2016</strong>_sick<br />

Bernhard Müller,<br />

Geschäftsleitung Industrie 4.0,<br />

SICK AG, Waldkirch<br />

SECURITY UND DER<br />

WERT DER DATEN<br />

„Mit der Digitalisierung gibt es plötzlich eine neue Welt, in der<br />

wir uns bewegen. In der physischen Welt hat man ein Gefühl:<br />

was ist etwas wert, was nicht, was darf ich, was darf ich nicht.<br />

In der Datenwelt gibt es diese Werthaltigkeit im Moment im<br />

Kopf nicht. Meine Daten, deine Daten, unsere Daten, Eure<br />

Daten – es gibt Menschen, die sehen das so: Daten gehören<br />

allen. Aber in der Industrie ist das ein Todesurteil. Denn der<br />

Wert in der Industrie ist ihre Wissensbasis. Die Datensicherheit<br />

ist eine Frage der Einstellung, des Umgangs, aber auch der<br />

Möglichkeiten. Damit so ein System funktioniert, muss ich die<br />

passende Umgebung schaffen – und das ist für uns der<br />

Industrial Data Space. Wir von Sick wissen, dass wir uns mit<br />

unseren Sensoren so anpassen müssen, dass wir mit solchen<br />

Environments dann auch richtig umgehen. Denn Sicherheit<br />

kann man nicht mehr herstellen, wenn die Daten schon einmal<br />

irgendwo sind. Sicherheit beginnt ganz vorne."<br />

WIE BERNHARD MÜLLER PRIVAT MIT AUTOMATISIERUNG<br />

UND DATENSICHERHEIT UMGEHT, VERRÄT ER IM VIDEO AUF:<br />

http://bit.ly/SOE16_Sick03<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 79


"Die Arbeitswelt in Industrie 4.0 wird sich konsequent<br />

neu definieren und verändern. D.h. unsere Mitarbeiter<br />

übernehmen mehr dezentrale Verantwortung.<br />

Sie sind verantwortlich für die Abläufe in ihren<br />

Arbeitsprozessen, sie nutzen moderne, intelligente<br />

Systeme, um gute Leistungsergebnisse zu erzielen."<br />

Johann Soder, Geschäftsführer Technik<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT<br />

INDUSTRIE 4.0 AUF DIE<br />

ARBEITSWELT IN IHREM UNTERNEHMEN?<br />

"Von Beginn an war die Kombination von Jung und Alt, von<br />

Agilität und Erfahrung für uns der Königsweg nicht nur für<br />

den Unternehmenserfolg, sondern für ein wunderbares<br />

Arbeitsumfeld mit viel Freude und Zusammenhalt. Die<br />

Generation Y ist heute schon ein wichtiger Bestandteil des<br />

gesamten Teams. Auch in Zukunft wird uns die kommende<br />

Generation Z sicher sehr dabei helfen, neues Wissen, Arbeitsund<br />

Lebensweisen mit unserer langjährigen Erfahrung in<br />

jeglicher Hinsicht vorteilhaft zu kombinieren."<br />

Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer Vertrieb<br />

Lobster GmbH, Pöcking<br />

NACHGEFRAGT<br />

"Industrie 4.0 wird natürlich weitere Automatisierung nach<br />

sich führen, die wir schon deswegen brauchen, weil der<br />

demografische Wandel uns dazu zwingt. Es wird aber<br />

auch ein wesentlich höherer Grad an Zusammenarbeit<br />

zwischen Mensch und Maschine stattfinden."<br />

Frank Maier, Technologie-Vorstand<br />

Lenze SE, Aerzen<br />

80 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


"Die Arbeitswelt wird sich entscheidend ändern. Es wird mehr<br />

Personen geben, die die Maschinen steuern, weniger, die die<br />

Maschinen bedienen. Also es geht darum, Personen zu haben,<br />

die dann des Prozesses mächtig sind, die dann helfen können,<br />

den Prozess zu optimieren. Es wird immer noch Leute geben,<br />

die auch diese normalen handwerklichen Tätigkeiten<br />

durchführen, aber es wird mehr Leute geben, die im<br />

prozessualen Denken oder in der prozessualen Welt tätig sind."<br />

Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0<br />

SICK AG, Waldkirch<br />

"Aufgrund der schnellen technischen Veränderungen im<br />

Automatisierungsbereich haben wir innerhalb unseres<br />

Unternehmens bereits in der Vergangenheit unsere<br />

Mitarbeiter fortlaufend weiterqualifiziert und auf die<br />

neuen Herausforderungen hinsichtlich Digitalisierung<br />

und IT vorbereitet."<br />

Ralf Soltwedel, Geschäftsführer<br />

Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />

"Industrie 4.0 und Mensch sind ein Miteinander.<br />

Dadurch verändert sich unsere Gesellschaft. Viele<br />

Kommunikationswege sind möglich – ob das Sprache ist<br />

oder Text oder Messdaten. Das ist die Zukunft, in der<br />

unsere Kinder aufwachsen werden."<br />

Burkhard Schranz, Geschäftsführer<br />

optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />

"Im Moment bewegen mich die Beispiele um uns herum<br />

sehr stark, z. B. die selbstfahrenden Taxen in Pittsburgh.<br />

Wie sich das bei uns auswirken wird, wissen wir noch nicht.<br />

Sicher ist aber, dass die Arbeitswelt sich für uns alle ändern<br />

wird – angefangen bei uns Führungskräften."<br />

Frank Blase, Geschäftsführer<br />

igus GmbH, Köln<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 81


ILLUSION 4.0:<br />

DEUTSCHLANDS NAIVER TRAUM<br />

VON DER SMARTEN FABRIK<br />

Industrie 4.0 – die Idee der webbasiert vernetzten Fabrik – feierte in diesem Jahr ihren<br />

fünften Geburtstag. Das war der Anlass für die Treiber von Industrie 4.0, sich einmal<br />

mehr gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Völlig zu Unrecht, denn wir müssen auf<br />

fünf verlorene Jahre zurückblicken. Dabei ist nicht die technische Umsetzung der<br />

Vernetzung das Problem, sondern der Mangel an Mut und Phantasie unserer Industrie.<br />

DAS NARRENSCHIFF IST<br />

AUF DEM WEG –<br />

OHNE ZIEL<br />

UND OHNE KOMPASS<br />

PROF. DR. ANDREAS SYSKA<br />

Hochschule Niederrhein, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

University <strong>of</strong> Applied Sciences,<br />

Faculty <strong>of</strong> Business Administration and Economics,<br />

Mönchengladbach<br />

KONTROVERS


Einst gestartet als Initiative für den produzierenden Mittelstand<br />

wird Industrie 4.0 derzeit vornehmlich von Fabrikausrüstern<br />

und der Forschung getrieben. Kein Wunder, denn sie<br />

pr<strong>of</strong>itieren hiervon als erste. Sie beglückwünschen sich gegenseitig<br />

für technische Lösungen, die aber <strong>of</strong>tmals gar nicht so<br />

innovativ sind, wie behauptet. Wer also ein reiches Angebot an<br />

altem Wein in neuen Schläuchen sehen will, der möge sich hier<br />

etwas umschauen. Unhaltbare Heilsversprechen, zahlreiche<br />

Trittbrettfahrer und eine enorme mediale Aufmerksamkeit –<br />

Industrie 4.0 erfüllt alle Kriterien für einen Hype. Zudem basiert<br />

Industrie 4.0 auf dem Denkfehler, dass ein nicht lineares und<br />

soziales System wie eine Fabrik mit Algorithmen steuerbar ist.<br />

Das hat noch nie funktioniert und dies wird auch dieses Mal<br />

so sein.<br />

Das Narrenschiff ist auf dem Weg – ohne Ziel und ohne Kompass.<br />

Und alle wollen mit. Alle? Nein, denn ausgerechnet diejenigen,<br />

um die es eigentlich geht, wollen partout nicht mit an Bord. So<br />

erklärt eine wachsende Zahl mittelständischer Produzenten <strong>of</strong>fen,<br />

dass sie sich an Industrie 4.0 nicht beteiligen will. Das liegt aber<br />

nicht an deren vermeintlicher Schläfrigkeit, wie von den Treibern<br />

von Industrie 4.0 gerne kolportiert wird, sondern an der lausigen<br />

Qualität des Angebotenen.<br />

Das ist auch das Ergebnis einer desaströsen Kommunikation.<br />

Denn wie bei jeder großen Veränderung braucht auch Industrie<br />

4.0 eine Vision und eine Antwort auf die Frage nach dem<br />

"Warum". Auf beides warten wir seit fünf Jahren vergebens. Stattdessen<br />

hören wir die pauschale Aussage, dass dies nun einmal<br />

die nicht aufzuhaltende Zukunft sei. Man fügt noch eine Prise<br />

Angst hinzu und behauptet, dass derjenige unweigerlich ins Hintertreffen<br />

gerät, wer hier nicht mitmacht.<br />

Der eigentliche Sinn der webbasierten Vernetzung besteht aber in<br />

datenbasierten Geschäftsmodellen, ihre Potenziale liegen außerhalb<br />

der Fabriken. Diese Potenziale findet man aber nicht, wenn<br />

der Denkhorizont nur bis ans eigene Werkstor reicht. Industrie 4.0<br />

zielt hierzulande einseitig auf Performance der Produktion und<br />

kommt gedanklich nicht aus dem kleinen Karo der Fabrik hinaus.<br />

Stattdessen betreibt man ebenso lustvoll wie selbstverliebt<br />

Nabelschau und löst mit Hingabe technische Probleme,<br />

vornehmlich die der Datenschnittstellen. Die Show<br />

hat auch einen Namen: Deutschland sucht den<br />

Super-Standard. Die Überlegung dahinter lautet,<br />

dass erst die Existenz eines technisch überzeugenden<br />

Informationsstandards spannende Anwendungen<br />

möglich macht. Umgekehrt ist es aber richtig: spannende Anwendungen<br />

bestimmen, welcher Standard sich durchsetzen wird.<br />

Und genau das haben die Amerikaner erkannt. So tüfteln die<br />

Deutschen an Schnittstellen, während die Amerikaner Geschäftsmodelle<br />

entwerfen. Die Deutschen fragen sich, wie das funktioniert<br />

– die Amerikaner fragen sich, welches Geld man damit verdienen<br />

kann. Die Rollenverteilung ist klar: Die Amerikaner stecken<br />

die digitalen Claims ab und schaffen neue Märkte, während sich<br />

die Deutschen widerstandslos den Platz in der zweiten Reihe<br />

haben zuweisen lassen – als austauschbare Hardwarelieferanten<br />

von Internet-Unternehmen. Und unsere Fabrikausrüster, die Industrie<br />

4.0 lediglich als Konjunkturprogramm begreifen und sich<br />

angesichts erwarteter Umsatzzuwächse derzeit freudig die Hände<br />

reiben, haben nicht verstanden, dass es genau diese Entwicklung<br />

ist, die sie selber hinwegfegen wird.<br />

Industrie 4.0 darf nicht länger dogmatisch daherkommen und ist<br />

auch kein Selbstzweck. Einigkeit besteht darüber, dass die Vernetzung<br />

des Digitalen die Welt verändern wird. Deshalb hat Industrie<br />

4.0 endlich die Technikecke zu verlassen und ist von der<br />

Gesellschaft und vom Markt her zu denken. Dies muss sich in<br />

neuen Geschäftsmodellen abbilden und bedarf der Bereitschaft,<br />

das eigene Geschäftsmodell unsentimental zu zerstören, statt es<br />

linear fortzuschreiben. Industrie 4.0 hat nur dann eine Chance auf<br />

Erfolg, wenn sie sich die Frage stellt, wie wir zukünftig wirtschaften,<br />

arbeiten und leben wollen und aus den Antworten die richtigen<br />

Schlüsse zieht.<br />

Fotos: Aufmacher: Fotolia, Pr<strong>of</strong>. Syska: Hochschule Niederrhein<br />

www.hs-niederrhein.de


"Wir bei Lenze glauben, dass Industrie 4.0 die große Welle der Innovationen ist, mit<br />

denen der deutsche Maschinenbau federführend an der Weltspitze bleibt. <strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> hat uns daher s<strong>of</strong>ort gefallen. Weil sich die Roadshow auf Industrie<br />

4.0 fokussiert und aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Sie trifft den Nerv der<br />

Zeit und macht das Top-Thema handhabbarer. Die Redakteure gehen zudem neue<br />

Wege in der Kommunikation und erreichen neue Zielgruppen. Es ist eine sehr schöne<br />

Aktion, die die Faszination Technik und die Menschen dahinter in den Fokus rückt.<br />

Das macht Spaß und wir freuen uns, dass wir als Erste mit dabei sein konnten."<br />

Dr. Tim Bendig, Leiter Strategisches Marketing und Corporate Communications<br />

Lenze, Aerzen<br />

"Das Angebotspaket von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong><br />

<strong>ENGINEERING</strong> hat uns in Bezug auf das<br />

Preis-Leistungsverhältnis s<strong>of</strong>ort überzeugt.<br />

Wir haben darin eine sehr gute<br />

Möglichkeit erkannt, das Thema Industrie<br />

4.0 konkret aus unserer Perspektive und<br />

mit unserem Leistungsangebot<br />

praxisorientiert zu vermitteln."<br />

Jürgen Schmiezek, Geschäftsführer Vertrieb<br />

Lobster GmbH, Pöcking<br />

"Als die weltweit führende Innovationsplattform für die Holzbearbeitung, ist das<br />

Thema vernetzte Fertigung und Automatisierung zur Effizienzsteigerung von sehr<br />

hoher Wichtigkeit. Und da wir kreativen Formaten gegenüber immer aufgeschlossen<br />

sind, kam der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> gerade richtig, und hat diesen Aspekten voll<br />

und ganz Genüge getan. Insbesondere die Ganzheitlichkeit des Formates finde ich<br />

sehr spannend und bin gespannt auf die Entwicklung dieses Formates. Ein ‚Spring <strong>of</strong><br />

Woodworking‘, würde mit der Ligna 2017 sicherlich seinen Höhepunkt erreichen."<br />

Christian Pfeiffer, Leitung LIGNA<br />

Deutsche Messe AG, Hannover<br />

DARUM WAREN WIR DABEI<br />

"Einerseits ermöglicht uns die zunehmende Digitalisierung in der Industrie<br />

den Service und die Logistik in Richtung eines automatisierten Prozesses – von<br />

der Online-Konfiguration bis hin zur digital unterstützten Fertigung – weiter<br />

stark voranzutreiben. Andererseits hat sie auch direkten Einfluss auf die<br />

Produktentwicklung: bei den chainflex Ethernet Leitungen für die Vernetzung von<br />

Maschinen in der Smart Factory ebenso wie bei den smart plastics, die einen Beitrag<br />

zur vorausschauenden Wartung liefern. Immer mit dem Ziel, dem Kunden einfach,<br />

schnell und kostengünstig Kunstst<strong>of</strong>f-Lösungen anzubieten, die Stillstände<br />

vermeiden und gleichzeitig seine Kosten senken. Genau diese Vielfalt und Potenziale<br />

von Industrie 4.0 macht der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> eindrucksvoll auf seiner<br />

Plattform sichtbar."<br />

Frank Blase, Geschäftsführer<br />

igus GmbH, Köln<br />

84 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


"Wir waren gleich vom Konzept von <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> überzeugt: Es war<br />

eine tolle Möglichkeit, einem breiten Zielpublikum über die verschiedenen<br />

Medienkanäle zu zeigen, was Industrie 4.0 bedeutet und wie diese in verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen bereits umgesetzt ist. Wir konnten darstellen, was heute mit<br />

Sensorik schon möglich ist und wie die Sensorik Industrie 4.0 erst möglich macht.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Redaktion hat meinen Kollegen und mir sehr viel<br />

Spaß gemacht und hat auf beiden Seiten für so manche Erkenntnis im Bereich<br />

Industrie 4.0 gesorgt."<br />

Silvia Puckl, Public Relations Manager / Corporate Communication<br />

Sick AG, Waldkirch<br />

"Der <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> greift ein aktuelles Thema auf, das für uns<br />

bei Schneider Electric einen hohen Stellenwert besitzt, und behandelt es aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln. Als weltweit tätiges Unternehmen spielt für uns neben<br />

dem "deutschen" Thema Industrie 4.0 natürlich auch das 'Industrial Internet <strong>of</strong><br />

Things (IIoT)' eine wichtige Rolle. Diese beiden Aspekte können wir beim <strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> ideal miteinander verbinden. So können wir auf dieser Plattform<br />

interessierten Fachleuten unsere Strategie 'Innovation at every Level' mit Fokus<br />

auf IIoT in einem interessanten Mix aus Online-Beiträgen, Social Media sowie<br />

Printmedien näher bringen."<br />

Thomas Hammermeister, PR-Manager<br />

Schneider Electric, Ratingen<br />

"<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> ist eine wertvolle Initiative zur Vernetzung von<br />

Gleichgesinnten mit dem Ziel, den digitalen Fortschritt mitzugestalten. Deshalb<br />

wollten auch wir von Optimeas gerne dabei sein, um uns und unseren Beitrag dazu<br />

vorzustellen. Die Umsetzung finden wir sehr gelungen. <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

gibt Einblick in die Unternehmen, die Menschen dahinter, technologische<br />

Innovationen und auch deren Herausforderungen. Dadurch ist ein rundes,<br />

umfassendes Bild darüber entstanden, was Alles Industrie 4.0 in<br />

Deutschland ausmacht und bewirkt."<br />

Burkhard Schranz, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

optiMEAS GmbH, Friedrichsdorf<br />

"Industrie 4.0 ist nicht nur ein Schlagwort. Es ist viel mehr. Die vierte industrielle<br />

Revolution verändert Denkweisen, Prozesse und Abläufe an allen Punkten der<br />

Wertschöpfungskette. Von der Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung<br />

können alle Unternehmen pr<strong>of</strong>itieren. Wir möchten dabei helfen, dieses Potenzial<br />

zu erkennen - vor allem auch kleinen und mittelständischen Betrieben. Deshalb haben<br />

wir bei <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> mitgemacht. Reportagen, Fachartikel, Porträts,<br />

Interviews und Videos. Das Thema wurde umfassend und abwechslungsreich<br />

beleuchtet. Das hat uns sehr gut gefallen."<br />

Stefan Hitz, Abteilungsleiter Industrieautomation<br />

Schulz Systemtechnik GmbH, Visbek<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 85


THE MAKING OF…<br />

<strong>SUMMER</strong> OF <strong>ENGINEERING</strong><br />

Unsere Roadshow <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> war ein hartes Stück Arbeit, hat aber auch viel<br />

Spaß gemacht. Tausende Autobahnkilometer, viele Stunden Videomaterial, hunderte Fotos<br />

und viel Schweiß sind dabei zusammen gekommen. Vieles, was hinter den Kulissen passierte,<br />

ist im fertigen Artikel oder Video gar nicht zu sehen, etwa die amüsanten Outtakes vom<br />

Videodreh. Damit Sie einen kleinen Einblick von der Produktion bekommen, zeigen die<br />

Kollegen hier besondere Momente aus ihrem persönlichen <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong>.<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> rockt!<br />

Kleine Einlage am Rande<br />

der Dreharbeiten<br />

THE MAKING OF ...<br />

Läuft die Kamera?<br />

Was wäre <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

ohne eine Moderation am Strand?<br />

86 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


„Kannst Du bitte noch einmal von links nach rechts<br />

laufen?“ Die Kollegin musste ein ums andere Mal unter<br />

meinen Regieanweisungen leiden. Sorry, Martina!<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> hatte ich mir<br />

wettertechnisch irgendwie anders vorgestellt. Der<br />

stürmische Norden hatte kein Erbarmen mit uns<br />

Strahlender Sonnenschein auf der Dachterrasse –<br />

und kein Eiscafé in Sicht!<br />

„Kamera läuft – und Action!“<br />

Nicht nur das Wetter spielte mit – auch die gute<br />

Stimmung im Team sorgte für lebhafte Bilder<br />

Dass die Werkshallen auch immer so groß<br />

sein müssen – aber so geht’s einfacher


Es gab Perspektiven, die nicht nur dem Redakteur…<br />

…sondern auch der Redakteurin zu schaffen machten<br />

Technik live vor Ort zu erleben ist die perfekte<br />

Ergänzung zu meiner Arbeit am Schreibtisch<br />

THE MAKING OF ...<br />

Die Atmosphäre mit den Kunden war <strong>of</strong>fen, entspannt<br />

und manchmal sogar lustig – was hammer gelacht<br />

Den Azubis bei Lenze mal so richtig<br />

auf die Finger schauen…


Auf der Pirsch nach Footage-Material<br />

Die Begegnung mit Menschen hat mir<br />

unheimlich viel Freude bereitet<br />

Das will geübt sein. Nur dann löst die<br />

Panono-Kamera auch richtig aus<br />

Ob das alles wieder darein passt?<br />

Mit leichtem Gepäck auf Industrie-4.0-Erkundung<br />

– der Kavalier trägt etwas mehr<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 89


Dienstags, 11:00 Uhr, im Sensorwerk: Die Frisur sitzt!<br />

Geschafft! Der letzte Take ist gedreht!<br />

Die Begeisterung für Technik steht ihr<br />

ins Gesicht geschrieben<br />

THE MAKING OF ...<br />

Tierisches Treffen: Drei Industrie 4.0-Junkies<br />

bei den Bremer Stadtmusikanten<br />

Jetzt aber mit Vollspeed durch die Lenze-Ausbildung!<br />

90 <strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong>


DAS HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

DAS REDAKTIONSTEAM<br />

Peter Becker<br />

Redakteur<br />

Dr. Michael Döppert<br />

Chefredakteur<br />

Martina Heimerl<br />

Redakteurin<br />

Marie Krueger<br />

Redakteurin<br />

Martina Laun<br />

Redakteurin<br />

Eva Linder<br />

Chefredakteurin<br />

Michael Pfister<br />

Chefredakteur<br />

<strong>SUMMER</strong><br />

<strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

Alexandra Pisek<br />

Redakteurin<br />

Dirk Schaar<br />

Leitender Chefredakteur<br />

Holger Seybold<br />

Redakteur<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen<br />

Verlagsleiter: Dr. Michael Werner<br />

Nicole Steinicke<br />

Redakteurin<br />

www.engineering-news.net<br />

Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />

Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />

Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />

Svenja Stenner<br />

Redakteurin<br />

Redaktion<br />

Leitender Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

Redakteure:<br />

Peter Becker B.A., Dr. Michael Döppert,<br />

Dipl.-Chem. Katja Friedl, Dipl.-Ing. (FH) Martina Heimerl,<br />

Dipl.-Medienwirtin (FH) Marie Krueger,<br />

Dipl.-Geogr. Martina Laun, Dipl.-Ing. (FH) Eva Linder,<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfister, Alexandra Pisek M.A.,<br />

Manfred Weber<br />

Redakteur<br />

Holger Seybold, Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke,<br />

Svenja Stenner, Dipl.-Ing. Manfred Weber<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Ulla Winter<br />

Chef vom Dienst<br />

Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Gestaltung<br />

Anette Fröder, Cornelia Grothe<br />

REDAKTIONSTEAM / IMPRESSUM<br />

<strong>SUMMER</strong> <strong>of</strong> <strong>ENGINEERING</strong> <strong>2016</strong> 91


FLUIDTECHNIK<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH,<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Postfach 100465, 55135 Mainz<br />

Ein Unternehmen der Cahensly-Medien<br />

www.cahensly-medien.de<br />

www.summer-<strong>of</strong>-engineering.de<br />

INDUSTRIAL AUTOMATION<br />

INTRALOGISTICS & DISTRIBUTION<br />

MOTION, DRIVES & AUTOMATION<br />

CREATING 4.0

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