s'Magazin usm Ländle, 13. November 2016
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ARBEITSMARKT<br />
<br />
Dr.Manfred Hellrigl, Leiter des<br />
Büros für Zukunftsfragen,<br />
beantwortet die Fragen von<br />
„Krone“-Redakteur Harald Küng.<br />
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istein sehr virulenter –nämlich, dass sich<br />
die Gesellschaft in Arm und Reich ausdifferenziert,<br />
dass der Mittelstand verloren<br />
geht. Das ist auch ein Grund, warum<br />
ich vorher das Grundeinkommen angesprochen<br />
habe: Wir werden uns überlegen<br />
müssen, wie der Zusammenhalt der<br />
Gesellschaft gewährleistet werden kann.<br />
Ich bin auch schon sehr gespannt darauf,<br />
wie es uns gelingen wird, dieses klassische<br />
Vorarlbergertum mit „Schaffa,<br />
schaffa, Hüsle baua“ abzulegen. Für viele<br />
junge Menschen kommt das heute tatsächlich<br />
schon nicht mehr in Frage.<br />
Wie realistisch sehen Sie die Energieautonomie<br />
des Landes?<br />
Hätte man mir diese Frage vor zehn, 15<br />
Jahren gestellt, hätte ich vermutlich laut<br />
losgelacht. Damals wäre mir dieses Vorhaben<br />
ganz schön naiv vorgekommen.<br />
Doch heute befindet sich der ganze Energiebereich<br />
in einem gewaltigen Umbruch,<br />
es findet eine Demokratisierung<br />
und Dezentralisierung des Energiesystemsstatt.<br />
Eine Tatsache,die auch die illwerkevkw,<br />
einen Stützpfeilerdes Landes<br />
Vorarlberg, nochvor große Herausforderungen<br />
stellen wird. Es istjaeine hochinteressante<br />
Entwicklung, dass man einen<br />
Energiespeicher im Keller und Solarziegel<br />
auf dem Dach hat und dass man mit<br />
einem E-Auto oderE-Fahrradunterwegs<br />
ist, für das man den Strom selbst produziert<br />
hat. Das sind atemberaubende Perspektiven.<br />
Und ich bin da sehr neugierig,<br />
wasdie Zukunft bringenwird.<br />
Fotos: lisamathis.at<br />
Donaldunser<br />
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Da ist doch was schiefgelaufen mit der Präsidentschaftswahl.<br />
Nicht mit der österreichischen, sondern<br />
der amerikanischen. Über Ersteredenkeich<br />
nicht mehr nach, weil wir vermutlich nie mehr einen<br />
Präsidenten haben werden und der Welt tragikomisch<br />
beweisen, dass man auch ohne Staatsoberhaupt<br />
leben kann. Schiefgegangen ist nicht,dass Donald<br />
Trump Präsident geworden ist,sondern nahezu<br />
alle demografischen Institute mit ihren Prognosen<br />
kapital danebenlagen. Trump hat nicht hauchdünn<br />
gewonnen, er hat klar gewonnen. Er vereinigte 279<br />
Wahlmänner auf sich, Hillary Clinton 228. Hilflose<br />
Erklärungsversuche der Meinungsforscher: Viele<br />
Trump-Wähler haben in Umfragen ihren Favoriten<br />
nicht genannt,weil sie kein Bekenntnis zu dem umstrittenen<br />
Kandidaten ablegen wollten. Man spricht<br />
hier voneinem sogenannten „sozial erwünschten<br />
Verhalten“. Ich nenne es Feigheit.Mir scheint,dass<br />
das korrupte amerikanische Establishment –und dafür<br />
steht nun mal der Name Hillary Clinton –umjeden<br />
Preis getrickst und geschummelt hat.Natürlich<br />
wussten die Institute, dass Trump gewinnen wird.<br />
Diese Information wurde einfach nicht weitergegeben.<br />
Auch beim Brexit-Votum lagen alle daneben.<br />
Können sich so viele renommierte Institute auf einmal<br />
irren? Gewiss nicht.<br />
Es war ein hässlicher Wahlkampf.Clinton hat<br />
nichts dagegen unternommen. Trump auch nicht.In<br />
ihren Abschieds- und Antrittsreden palaverten beide<br />
wieder mit rührendem Augenaufschlag vonden<br />
amerikanischen Werten. Er (Trump) wolle, dass<br />
Menschen aller Ethnien, aller Religionen und Überzeugungen<br />
sehen, dass ihreRegierung für sie arbeite.<br />
Die vergessenen Menschen sollen nicht länger vergessen<br />
sein ...Und sie, Clinton: „Hört nie auf,daran<br />
zu glauben, dass der Kampf für das, was richtig ist,<br />
den Aufwand wert ist!“ Es würde mich nicht wundern,<br />
wenn Trump dereinst als großartiger amerikanischer<br />
Präsident und edler Menschenfreund in die<br />
Geschichte eingeht.Natürlich liege ich mit meiner<br />
Prognose völlig daneben.Aber die Demografen auch.<br />
s’Magazin 9