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landkarte 2011 - Musikalische Sommer

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ortissimo<br />

Das Magazin zum <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland Nr. 3 | <strong>Sommer</strong> <strong>2011</strong><br />

BEGLEITPROGRAMM IM MUSIKALISCHEN SOMMER <strong>2011</strong><br />

WANDELN, ENTDECKEN,<br />

DINIEREN &<br />

MUSIK GENIESSEN


Editorial<br />

Liebe Musikfreunde,<br />

lehnen Sie sich einen Moment zurück und stellen Sie sich folgende Szene vor: Ein lauer<br />

<strong>Sommer</strong>abend in Ostfriesland. Die letzten Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht, eine leichte<br />

Brise lässt die Blätter der alten Bäume vor der Dorfkirche rascheln. Aus dem Inneren des<br />

Gotteshauses erklingt Musik - eine feine Melodie. Sie schwebt ins Ohr, schwirrt von dort<br />

durch den Kopf, wie ein leichter Schmetterling. Willkommen beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>!<br />

Es ist eine Art von Zauber, die dem Festival auch in seinem 27. Jahr innewohnt.<br />

Eine Magie, der man gerne verfällt – jedes Jahr aufs Neue. Und auch<br />

<strong>2011</strong> haben die Macher ein Gesamtpaket geschnürt, dass sich sehen lassen<br />

kann – Konzerte auf Weltniveau, ein spannendes Begleitprogramm, Künstler<br />

aus aller Welt. Das alles spiegelt auch die aktuelle Ausgabe von �ortissimo.<br />

Auf den Spuren des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s reist das Magazin durch die<br />

Region, öffnet den Blick für Mensch und Landschaft, für Kultur und Natur.<br />

Kein Festival ohne Menschen: Iwan König und Julia Marie Müller sind Macher<br />

und Künstler in einer Person. Das Musiker-Paar ist Ideengeber des Festivals<br />

und immer auf der Suche nach neuen Trends – im Gespräch mit �ortissimo<br />

werfen die beiden einen Blick in die Festivalzukunft. Auch drei Stammgäste<br />

öffnen im Interview ihr Herz und erzählen ehrlich und frei, warum es sie immer<br />

wieder zu den Konzerten zieht.<br />

Für Musik ist man nie zu jung. Das beweist ein Besuch im „Musikgarten“ der<br />

Musikschule Aurich. Hier musizieren schon die Allerkleinsten. Dass auch die<br />

„Großen“ immer noch dazulernen können, zeigt das Interview mit Künstler und<br />

Dozent Peter Barcaba. Im Gespräch mit �ortissimo gibt er persönliche Einblicke<br />

in seine Philosophie der Meisterkurse.<br />

Keine Reise ohne spannende Zwischenstopps: In einem eigenen Beitrag zeigen<br />

wir, wie spannend auch das Begleitprogramm zum Festival ist. Zu Besuch<br />

auf der Burg Berum lernt man eine sympathische Burgherrin kennen, die das<br />

alte Gemäuer mit Leben füllt. Der neue Spielort Minsen präsentiert das<br />

UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer – ein faszinierender Lebensraum direkt<br />

vor der Haustür.<br />

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der aktuellen �ortissimo-Themen,<br />

überzeugen Sie sich selbst. Viel Spaß beim Blättern, Schmökern und Lesen<br />

wünscht Ihnen für die �ortissimo-Redaktion<br />

Ihre<br />

Mieke Matthes<br />

3


�<br />

4<br />

Inhalt<br />

Lebensraum: das Wattenmeer<br />

als Weltnaturerbe<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

4 Inhalt<br />

Der Inhalt von �ortissimo<br />

52 Impressum<br />

40<br />

TITEL<br />

32 Ein Konzert und<br />

sein Begleitprogramm<br />

Mit dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> die<br />

Region ganz neu entdecken: die<br />

Kirche in Arle, die Burg Berum und<br />

das Fährhaus Neßmersiel.<br />

40 Minsen und<br />

das Watt<br />

10 Die Zukunftsmacher<br />

Iwan König und Julia Marie Müller<br />

sprechen im Interview über das<br />

Festival und Ideen für die Zukunft.<br />

GLANZPUNKTE<br />

14 Wenn Musik<br />

helfen kann<br />

Das Benefiz-Konzert des<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geht in<br />

die zweite Runde.<br />

22 Peter Barcaba<br />

im Interview<br />

Der Künstler, Komponist und Dozent<br />

spricht über Meisterschüler und die<br />

ganz besondere Atmosphäre in<br />

Ostfriesland.<br />

26 Musik von Anfang an<br />

Ein Besuch im „Musikgarten“ von<br />

Christine Hendriks zeigt:<br />

Für Musik ist es nie zu früh.<br />

26<br />

Musik von Anfang an<br />

Stammgäste:<br />

Nicht ohne meinen Musio<br />

36 32 22<br />

Rezept-Tipp:<br />

<strong>Sommer</strong>-Tages-Tour: Arle, Burg<br />

Leichte <strong>Sommer</strong>küche<br />

Berum und Fährhaus Neßmersiel<br />

Peter Barcaba im Interview<br />

EINBLICKE<br />

8 Abschied ohne Trennung<br />

Festivalmacher Thomas Hummel verlässt den<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>. Ein sehr persönlicher<br />

Rückblick.<br />

16 Nicht ohne den MUSIO<br />

Stammgäste des Festivals erzählen, was<br />

sie am <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> so mögen.<br />

44 Künstler hinter den Kulissen<br />

Das Team hinter dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> –<br />

diesmal: Karsten Philipp und Dieter Schur.<br />

46 Gemeinsam Werte schaffen<br />

Wie funktioniert eigentlich Kultur-Sponsoring?<br />

16 10<br />

Die Zukunftsmacher:<br />

Iwan König und Julia Marie Müller<br />

SERVICE<br />

6 Kurze Meldungen<br />

Was den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> bewegt.<br />

18 Tops <strong>2011</strong><br />

Von Ausnahmetalenten, Orgelreisen und<br />

PartiTouren.<br />

48 Karte & Tickets<br />

Alle Spielstätten mit den wichtigsten Straßen<br />

für kurze Wege zum Hörgenuss auf einen Blick<br />

und der direkte Draht zum Festivalteam – für<br />

Tickets und das ausführliche Programm.<br />

5


Förderverein<br />

sponsert fünf Konzerte<br />

Der Förderverein „Freunde des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s“ ist weiter auf<br />

Wachstumskurs. Im Frühjahr <strong>2011</strong> zählt die 1. Vorsitzende Barbara Oles<br />

279 Mitglieder. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr die 300er-Marke<br />

knacken“, so Oles gegenüber �ortissimo.<br />

Und noch eine frohe Botschaft konnte Oles verkünden: „Der Verein ist in diesem<br />

Jahr in der Lage, fünf Konzerte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s zu finanzieren.” 2010<br />

waren es noch vier Veranstaltungen gewesen. Mit der Mitgliederzahl von 300 sei<br />

dies auch in den kommenden Jahren gesichert, so Oles weiter. Dann könnten<br />

stetig fünf Konzerte rein aus Mitgliedsbeiträgen gesponsert werden.<br />

Auf der Mitgliederversammlung Ende März wurde außerdem die Gründung einer<br />

Stiftung zugunsten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s diskutiert. „Auf diese Weise<br />

könnten größere Einzelspenden, testamentarische Zuwendungen usw. langfristig<br />

angelegt und verwendet werden. Für manchen ein wichtiges Anliegen. Auf diese<br />

Weise wird das Geld, das eingenommen wird, nicht gleich ausgegeben”, so Oles.<br />

�<br />

6<br />

Kurze Meldungen<br />

Im Rahmenprogramm zum Konzert in Stapelmoor: das frisch<br />

restaurierte Steinhaus in Bunderhee.<br />

PartiTouren<br />

Vier Konzerte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s haben es geschafft.<br />

Sie sind Teil des kulturtouristischen Projektes<br />

„PartiTouren“-Niedersachsen. Damit wollen die Initiativen<br />

Reiseland Niedersachsen und Musikland Niedersachsen außergewöhnliche<br />

Veranstaltungen im Land besser vermarkten.<br />

Das Festival selbst hat das Konzert des Trio Avodah im Heimathaus<br />

Aschendorf (31. Juli, 20:00 Uhr) sowie die Veranstaltung<br />

mit dem Ensemble Antonianum in der Kirche Stapelmoor (28.<br />

Juli, 20:00 Uhr) angemeldet. Außerdem hat es das Konzert des<br />

Mathias Eick Quartetts im Park der Gärten in Bad Zwischenahn<br />

(4. August, 20:00 Uhr) geschafft und die Jury überzeugt. Die Ostfriesland<br />

Tourismus GmbH (OTG) hat darüberhinaus das Abschlusskonzert<br />

in der Johannes a Lasco Bibliothek (14. August,<br />

11:00 und 20:00 Uhr) in Emden platzieren können. Das Besondere<br />

bei den „PartiTouren“: Hochwertige musikalische Veranstaltungen<br />

werden mit touristischen Angeboten kombiniert.<br />

Diese Bedingungen erfüllen die vier angenommenen Termine<br />

aufs Beste. In Aschendorf lockt das Gut Altenkamp mit einer Mischung<br />

aus Barock und Moderne. Nach einem Spaziergang<br />

durch den Lustgarten erwartet den Besucher im Inneren eine<br />

Ausstellung des Künstlers Hans Hartung. Das Rahmenprogramm<br />

zum Konzert in Stapelmoor bietet eine szenische Führung mit<br />

Teetafel im frisch restaurierten Steinhaus Bunderhee. Das Motto:<br />

„Zu Gast bei den ostfriesischen Häuptlingen“. In Bad Zwischenahn<br />

lädt der Park der Gärten zu einer Führung. Nach dem Konzert<br />

können Besucher als Preview die romantische Nachtseite<br />

des Gartens mit einer Beleuchtung „Illumination – Lange Abende<br />

im Park“ für sich entdecken. In Emden macht ein Besuch der<br />

„Langen Nacht der Museen“ nach dem Konzert den Tag perfekt.<br />

In eigener Sache...<br />

+ + + PLATZWAHL + + +<br />

Ab diesem Jahr wird es bei fast allen Konzerten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s nummerierte Sitzplätze<br />

geben. Auf diese Weise soll der Ansturm auf die Plätze vermieden werden. Künftig gibt es<br />

also zwei oder drei Kategorien mit nummerierten Sitzplätzen. Für Wiebke Schoon, die beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong> für den Ticketbereich zuständig ist, bedeutete das im Vorfeld jede Menge Arbeit.<br />

Denn die bestehenden Saalpläne bedurften einer Überarbeitung. Es musste neu festgelegt werden,<br />

wie viele Plätze es ganz genau gibt und welche wirklich die besten – also die der Kategorie 1 – sind.<br />

+ + + KURZ, SCHNELL UND INFORMATIV + + +<br />

Seit gut anderthalb Jahren ist der Blog des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland nun online.<br />

Wibke Heß vom Landschaftsforum hält darin Freunde und Interessierte des Festivals auf dem Laufenden.<br />

Gedacht als Experiment, hat der Blog inzwischen einen festen Nutzerkreis gefunden. Und<br />

nicht nur das jüngere Publikum hält sich so auf dem Laufenden. Man scheint alle Altersgruppen<br />

gleich gut zu erreichen. „Spannend ist es, in Gesprächen zu merken, dass bestimmte Informationen<br />

wirklich nur aus dem Blog kommen können“, so Wibke Heß. Und so wird munter weitergebloggt.<br />

+ + + MUSIO-TV + + +<br />

Interviews, Reportagen, amüsante und ungewöhnliche Einblicke in den Festivalalltag bieten auch in<br />

diesem Jahr die Videobeiträge auf der Homepage des Festivals. Ob Gespräch mit Festivalleiter<br />

Wolfram König oder Interview mit Musikern und Technikern. Aktuelle Beiträge und Filme aus dem<br />

vergangenen Jahr gibt es unter www.musikalischersommer.net.<br />

+ + + GRENZGÄNGER + + +<br />

Die „Grenzkonzerte” vom <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland und dem niederländischen Peter<br />

de Grote Festival gehen in die nächste Runde. <strong>2011</strong> wird es daher auch wieder eine eigene Broschüre<br />

für diese Konzertreihe geben: den „Grenzgänger”. Darin dreht sich alles um die zehn sommerlichen<br />

Konzerte zwischen Weener und Winschoten, Landschaft, Kultur und Menschen der<br />

Grenzregion. Unter anderem werden in der aktuellen Ausgabe die Oude Remise in Oudeschans<br />

sowie das Steinhaus Bunderhee vorgestellt. Ein weiterer Artikel nimmt den Kulturtourismus im<br />

Rheiderland in den Fokus, berichtet von den Kulturwegen R(h)eiderland. Auch Leben und Werk<br />

von Ubbo Emmius wird im „Grenzgänger” gewürdigt.<br />

Hotel Hochzeitshaus<br />

Feste - Kultur<br />

Bahnhofstraße 4<br />

26603 Aurich<br />

T +49 (0)4941 60 44 6 0<br />

www.hochzeitshaus-aurich.de


�<br />

Feiner Abschied<br />

ohne Trennung<br />

8<br />

Thomas Hummel geht. Nach zwei<br />

Jahrzehnten ist der <strong>Musikalische</strong><br />

<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland <strong>2011</strong> der<br />

erste, der ohne den Hamburger<br />

Festivalmacher entsteht.<br />

Wenn Thomas Hummel den <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland irgendwann ganz verlassen<br />

haben wird, wird unumwunden das zu<br />

Ende gehen, was man eine Ära nennen darf. Wenn einer<br />

für sich in Anspruch nehmen kann, der Festivalorganisation<br />

auf die Beine geholfen zu haben, dann ist es er, der<br />

aus dieser Aufgabe seine Profession gemacht hat.<br />

Doch die Gangway senkt sich nur langsam. Zu lang und zu<br />

gut war die gemeinsame Zeit. Immerhin nennt Thomas<br />

Hummel den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> „Mein erstes großes<br />

Projekt“. Und Dirk Lübben, der organisatorische Leiter des<br />

Festivals heute, weiß, von wem er sich verabschieden<br />

muss, wenn er bedächtig formuliert: „Wir sind überzeugt,<br />

auch ohne Thomas weitermachen zu können.“<br />

Gemeinsamkeiten<br />

Die Verbindung, die sich mit diesen Worten langsam löst,<br />

nahm ihren Anfang beim 7. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> 1991.<br />

Es war Wolfram König, Initiator und künstlerischer Leiter<br />

des Festivals, der Hummel nach Ostfriesland holte.<br />

“Damals war ich ein Tausendsassa, zuständig für alles und<br />

jenes“, erinnert sich Hummel an diese Zeit. „Selbst die<br />

Plakate an Ostfrieslands Landstraßen habe ich eigenhändig<br />

geklebt; mit einem fürchterlichen Klotz von C-Netz-<br />

Telefon unterm Arm.“<br />

Das änderte sich schnell, als zum 9. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

die Ostfriesische Landschaft mit Hummel gemeinsam<br />

die Organisation übernahm und Dirk Lübben zum Team<br />

stieß. Er stellte das Festival auf neuen finanziellen Boden<br />

und machte zusätzliche Ressourcen frei. „Was wir seitdem<br />

geleistet haben“, sagt Hummel, „kann sich mit allem messen,<br />

was es in diesem Bereich gibt!“ Besonders liegen ihm<br />

in der Rückschau die inzwischen fest etablierte Zusammenarbeit<br />

mit dem Groninger Peter de Grote Festival und<br />

das Rahmenprogramm des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s am<br />

Herzen. Alles füge sich jedoch erst vor der Kulisse der umwerfenden<br />

ostfriesischen Landschaft mit ihrem schier unerschöpflichen<br />

Potenzial an Spielorten zu einem<br />

geschlossenen Ganzen zusammen. „Ihre künstlerische Entsprechung<br />

findet diese Vielfalt in der modernen und offenen<br />

Plattform, die Wolfram König geschaffen hat.“<br />

Wie begeistert der 42-Jährige von dem ist, was dabei geschaffen<br />

wurde, lässt sich leicht an seinen Augen ablesen,<br />

wenn er erzählt. Der Glanz dort nimmt noch einmal zu,<br />

spricht er von den Menschen, die er zwischen Papenburg<br />

und dem Wangerland getroffen hat. Ob nun der Freundeskreis<br />

des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s, seine engsten Teamkollegen<br />

oder die zahlreichen hilfreichen Hände, auf die sich<br />

„der <strong>Sommer</strong>“ immer verlassen könne: Hummel nennt sie<br />

die Festivalfamilie. „Erst ihre unglaubliche Offenheit macht<br />

unsere Arbeit möglich.“<br />

Spezialisierungen<br />

Nach zwei Jahrzehnten intensiver Zusammenarbeit wurde<br />

jedoch auch deutlich, wo die Ostfriesen und ihr Hamburger<br />

Festivalmanager jeweils eigene Talente entdeckt und ausgebaut<br />

hatten. Dirk Lübben, dem man heute noch anmerkt,<br />

wie schwer es ihm gefallen ist, mit Hummel den<br />

Abschied auszuhandeln, hat dafür eine plastische Erklärung:<br />

„Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> ist zu einem Festival geworden,<br />

das auf Innovation Wert legt und auf allen Ebenen<br />

unterschiedliche Aspekte zusammenbringt. Thomas hat<br />

sich zum Spezialisten für themenzentrierte Festivals<br />

entwickelt und ist damit, wie man auf Usedom sieht, ausgesprochen<br />

erfolgreich.” Schon während der vergangenen<br />

Jahre habe Hummel auch im <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> auf<br />

diesem Gebiet gearbeitet: als Spezialist für größere Veranstaltungen<br />

und Ensembles. Nun könne sich jeder auf seine<br />

Stärken konzentrieren. „Vom Kopf her“, so Lübben, „doch<br />

eine klare Sache, oder?“<br />

Ja, vom Kopf her ist das auch für Thomas Hummel eine<br />

„klare Sache“. „Ich orientiere mich jedoch nur ungern von<br />

Ostfriesland weg“, sagt er. „Wehmut ist das, was bleibt –<br />

und große Dankbarkeit. Landschaft und Menschen haben<br />

mich mehr an sich gebunden, als ich mir das zu Anfang<br />

gedacht hätte. Zum Glück kann ich mich auf spannende<br />

Aufgaben freuen.“<br />

Aussichten<br />

Zuallererst ist das das Usedom Musikfestival. In diesem<br />

Jahr steht es ganz im Zeichen des in Litauen geborenen<br />

Cellisten und Dirigenten David Geringas sowie der Sängerin<br />

Violeta Urmana. Die beiden gelten als die weltweit bekanntesten<br />

Botschafter litauischer Musik. „Das Festival hat<br />

sich zu einer Ganzjahresaktivität ausgewachsen“, berichtet<br />

Hummel. Findet das eigentliche Festival im September<br />

und Oktober statt, wird es inzwischen von den Usedomer<br />

Literaturtagen im Frühjahr – Hummel ist hier Intendant -<br />

und im <strong>Sommer</strong> vom Schleswig-Holstein-Musikfestival begleitet.<br />

Letzteres veranstaltet ein Sonderkonzert auf Usedom,<br />

das Hummel mit seinem Schleswig-Holsteiner<br />

Intendantenkollegen Rolf Beck vereinbart hat.<br />

Das zweite Projekt ist die Baltic Youth Philharmonic. Sie<br />

bietet vielversprechenden Talenten aus den Ostseeanrainerstaaten<br />

die Möglichkeit, unter der Leitung von Kristjan<br />

Järvi Orchestererfahrung zu sammeln. Thomas Hummel ist<br />

der geschäftsführende Direktor. Für dieses Jahr ist eine<br />

große Tournee geplant. Sie führt nach Kaliningrad, Kaunas<br />

und Kopenhagen. Des Weiteren wird das Orchester in<br />

Stockholm beim Baltic Sea Festival spielen und Tallin besuchen.<br />

Abschließend stehen Gastspiele in Meran und<br />

Mailand auf dem Programm, bevor es Ende September<br />

nach Usedom zum Musikfestival geht. „Das wird mich in<br />

Atem halten“, hofft Hummel.<br />

Für allzu viel Wehmut wird also in Zukunft keine Zeit sein.<br />

Und wenn doch, dann gibt es vier Hamburger Gören, die<br />

für Ablenkung sorgen werden. Hummels vier Kinder, von<br />

denen zwei während eines <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geboren<br />

wurden, freuen sich riesig auf die dazugewonnene<br />

Adieu nach 20 Jahren <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong>:<br />

Festivalmanager Thomas Hummel.<br />

Freizeit ihres Vaters im <strong>Sommer</strong>. „Und ich“, so Hummel,<br />

„freue mich auf den <strong>Sommer</strong> mit ihnen. Nach 17 Jahren<br />

wird’s auch Zeit!“<br />

Wer ihn sprechen will, muss dennoch nicht in die Hansestadt<br />

fahren. Zu eng sind die Freundschaften, die Thomas<br />

Hummel mit Ostfriesland verbinden. Kurzerhand macht er<br />

auf dem Weg zum Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft,<br />

Helmut Collmann, auf Kloster Thedinga bei Carl-<br />

Anton Freiherr von Innhausen und Knyphausen Stopp und<br />

lädt zum Gespräch bei Tee und Torte. So ist sein Abschied<br />

denn einer ohne wirkliche Trennung. Eher ein langsames<br />

Gehen, an dessen Ende eine dauerhafte Verbundenheit<br />

bleiben wird. Nach zwei Jahrzehnten ist das für alle Beteiligten<br />

eine schöne Perspektive. �<br />

9


�<br />

10<br />

Neben dem Festivalgründer Wolfram König gelten sein Sohn Iwan<br />

und dessen Partnerin Julia Marie Müller als die künstlerischen<br />

Ideengeber des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland.<br />

�ortissimo sprach mit ihnen über Bedingungen und Zukunftsvisionen<br />

des Festivals am Meer.<br />

Julia Marie Müller und Iwan König<br />

Er ist ein gefragter Konzertpianist. Sie ist eine frisch<br />

ausgebildete Pianistin mit bald einem weiteren<br />

Master-Titel als Konzertmanagerin in der Tasche. Er<br />

ist von '64, sie von '83. Er gehört seit Jahren fest zum<br />

Ensemble des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. Sie ist eine Entdeckung<br />

der vergangenen Jahre. Beide sind sie an ihren<br />

Instrumenten Könner, und beide stecken voller Ideen.<br />

Gemeinsam aber sind sie, was kein Unternehmensberater<br />

besser in Worte hätte fassen können: Sie sind jung,<br />

engagiert, kreativ, erfolgreich und – sie haben Erfahrung.<br />

Ein inspirierenderes Paar als Julia Marie Müller und Iwan<br />

König könnte sich der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />

nicht wünschen.<br />

Dass dieses Tandem zu den ersten gehört, die gefragt<br />

werden müssen, wenn es um die zukünftigen künstlerischen<br />

Wege des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geht, liegt auf<br />

der Hand. Schon jetzt setzen sie mit ihren Konzerten und<br />

Veranstaltungen Akzente, die ein Echo im Rahmen des<br />

Festivals haben. Der Einsatz von Licht und Video gehört<br />

ebenso dazu wie die Zusammenarbeit mit bildenden<br />

Künstlern oder das Musik(er)gespräch auf Facebook.<br />

Zuerst das Publikum<br />

Die<br />

Zukunftsmacher<br />

Doch wie es offensichtlich im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s nicht anders möglich ist, kommen die<br />

beiden beim Schildern ihrer Ideen zunächst auf das Festival-Publikum<br />

zu sprechen. „Unser wichtigster Partner<br />

sind unsere Hörer”, erklärt König. Sie seien es, die mit<br />

ihrer Offenheit und Neugier künstlerische Expeditionen<br />

erst erlaubten. Für Julia Müller ein Faktor, den sie 'festivalinhärent'<br />

nennt. Auf wenig anderen Festivals ließen<br />

sich neue Ideen so gut umsetzen. Und es hat fast den<br />

Anschein, als wollten die beiden einfach sagen, dass der<br />

größte Künstler des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s niemand<br />

anderes als das Publikum sei.<br />

Der Eindruck kommt nicht von ungefähr. Zahlreiche neue<br />

Formen und Musiken haben im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s in den vergangenen Jahren ihr Debüt erlebt,<br />

und sei es nur in einer bis dahin ungewöhnlichen<br />

Kombination mit anderen Werken. So sorgte das „ArtEvent”<br />

2010 für neue Eindrücke im Zusammengehen von klassischer<br />

Musik und moderner Malerei. Bodo Olthoff, Iwan<br />

König und Julia Müller hatten ins Landschaftsforum geladen,<br />

um ihre Arbeiten als verbundenes Kunstwerk zu präsentieren.<br />

Der voll besetzte Saal erlebte eine ungewohnte<br />

optische Vorstellung von Musik, ein akustisches Gemälde.<br />

„Allein die bewegenden und anregenden Diskussionen im<br />

Anschluss”, stellt König fest, „haben den Abend für Bodo<br />

Olthoff und uns zu einem Erfolg werden lassen.”<br />

Kunst in Kombination<br />

Ein anderes Beispiel sei das Festival-Konzert in der Reformierten<br />

Kirche zu Ditzum 2010 gewesen. Neben einer Violinsonate<br />

von Robert Schumann, war dort mit „Pierrot<br />

Lunaire” eines der bekanntesten Stücke des modernen<br />

Klassikers Arnold Schönberg zu hören. Das Ensemble, zu<br />

dem auch Iwan Königs Schwester Franziska und der Auricher<br />

Cellist Christoph Otto Beyer gehörten, begleitete die<br />

sieben Gedichte des Stückes, die von Schönberg als<br />

Sprechgesang konzipiert worden sind. „Das ist zum einen<br />

eine musikalische Herausforderung für das Publikum, das<br />

diese wieder einmal begeistert angenommen hat”, so<br />

König. „Zum anderen aber ist es auch eines der sprechenden<br />

Beispiele für die innovativen Möglichkeiten des Festivals<br />

und eine seiner Besonderheiten: des von uns<br />

sogenannten „Sandwichprogramms”.<br />

Dieses für den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland mittlerweile<br />

zum internationalen Aushängeschild gewordene<br />

Programmarrangement setzt darauf, Musik aus verschiedenen<br />

Epochen, verschiedenen Strömungen und Denkschulen<br />

zusammenzubringen. Entwickelt wurde es vom<br />

11


�<br />

12<br />

Festivalgründer Wolfram König. In diesem Jahr findet so<br />

Chopin zu Strawinsky, Prokofjew und Milhaud (23. Juli in<br />

der Vorburg der Evenburg) oder Brahms zu Hanns Eisler<br />

(25. Juli in Dunum). Das Konzept wirkt jedoch auch über<br />

das ganze Festival. Ein Konzert am 28. Juli in Stapelmoor<br />

kann daher die Barock-Musik des 17. Jahrhunderts in den<br />

Mittelpunkt stellen. Und schließlich tritt am 8. August das<br />

Klaus Spencker Trio mit jazzigen Tönen in der Pewsumer<br />

St.-Nicolai-Kirche auf. „Entwickelt hat mein Vater diese<br />

Programmform aus den Meisterklassen heraus. Wenn dort<br />

ein Violinist Schumann in Klavierbegleitung üben möchte,<br />

ein Pianist jedoch beispielsweise Schönberg, dann müssen<br />

am Ende beide Musiker beide Stücke spielen können<br />

und schaffen so eine ungewohnte Kombination”, erklärt<br />

König.<br />

Soziale Netzwerke für Musik<br />

Mit der innovativen Festivalplattform und dem ebenso offenen<br />

wie interessierten Publikum des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland sind Julia Marie Müller und Iwan<br />

König überzeugt, eine Basis zu haben, auf der sie nun zukunftsweisende<br />

Konzert-Arrangements realisieren können.<br />

Das Handwerkszeug dazu holt sich Julia Müller gerade in<br />

Hannover ab. Nach ihrer Ausbildung zur Pianistin hat sie<br />

sich an der dortigen Musikhochschule in den Masterstudiengang<br />

„Medien und Musik” eingeschrieben und steht<br />

kurz vor dem Abschluss. Zwar sieht sie die von vielen Konzerthäusern<br />

proklamierte „Krise des Konzerts” nicht mit<br />

gleicher Relevanz. Dennoch ist auch sie überzeugt, dass<br />

neue Präsentationsformen den Zugang und den Genuss<br />

klassischer Musik steigern können und sicherlich helfen<br />

würden, neue Hörerkreise zu erschließen.<br />

„So haben wir gerade in einem Studienprojekt die Möglichkeiten<br />

von Social Media wie Facebook für die Konzertwerbung<br />

untersucht”, berichtet sie. Mit kurzen Videos zu<br />

den einzelnen Künstlern sei ein Konzert beworben worden,<br />

das an zwei unterschiedlichen Orten stattgefunden habe:<br />

zuerst im Foyer und, nach der Pause im angrenzenden<br />

Konzertsaal, wiederum begleitet von Videoeinspielungen<br />

mit Informationen zu und von den Künstlern. „Zugegeben”,<br />

resümiert die gebürtige Wittmunderin, „begleitet von herkömmlicher<br />

Konzertwerbung hätten wir das Haus bestimmt<br />

ganz füllen können. Doch auch so haben wir allein über<br />

ein soziales Netzwerk ein beachtliches Publikum ansprechen<br />

können. Das macht Lust auf mehr!”<br />

Youtube und Hintergrundwissen<br />

Das wichtigste Ziel solcher Aktionen sei, den Zugang zur<br />

Musik zu erleichtern – ob es nun über die Bewerbung von<br />

Aufführungen gehe oder um musikalische Aspekte. Und<br />

neben Social Media auf der Seite der Vorbereitung gäbe<br />

es auch im Rahmen des Konzertes selbst noch zahlreiche<br />

Ideen, bei denen moderne Technik ins Spiel kommen<br />

kann. So denkt das Duo zum Beispiel an den Einsatz von<br />

Beamern, Video- und Tonmaterial, um Künstler – Musiker<br />

wie Komponisten – dem Publikum noch näher zu bringen<br />

und durch diese Hintergrundinformation den Musikgenuss<br />

weiter zu vertiefen.<br />

Außerdem nutzen sie, wie viele Künstler des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s, das Internet und das Video-Portal „Youtube”,<br />

um sich zu präsentieren. So ist das Künstlergespann beispielsweise<br />

auf Youtube in einer Einspielung an zwei Flügeln<br />

zu sehen. Geboten wird Ravels „La Valse”. „Das Video<br />

ist zwar mit einer Handykamera aufgenommen”, begeistert<br />

sich Müller, „ist aber vom Klang her so gut, dass es zeigt,<br />

was schon mit einfachen zeitgemäßen Mitteln möglich ist<br />

– wenn man sich ihnen nur öffnet!”<br />

Verbindungen zum <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>, davon sind<br />

beide fest überzeugt, muss man nicht erst suchen. „Man<br />

muss doch nur die vorhandenen Fäden aufnehmen”, so<br />

Iwan König. Künstlerisches Hintergrundwissen vermittle<br />

schon jetzt Professor Dr. Elmar Budde in seinen Vorträgen<br />

auf überaus anschauliche Weise. Neben den Kombinationen<br />

aus verschiedenen Klassikern bilde das Benefiz-Konzert,<br />

wie es im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfand,<br />

die Brücke zu Rock und Pop. Die Zusammenarbeit mit der<br />

bildenden Kunst habe König selbst mit Bodo Olthoff erprobt.<br />

Das Sandwichprogramm ist fester Festivalbestandteil,<br />

und schließlich sei der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> im<br />

Internet, auf Facebook sowie mit einem eigenen Blog und<br />

einer eigenen Website, überaus aktiv. „Da muss man nur<br />

zugreifen”, freut sich der Wahl-Auricher.<br />

Die Nase vorn<br />

Wichtig sei dabei nur, auch das betonen beide Musiker<br />

ausdrücklich, dem Festival nichts „aufzusetzen”. „Es muss<br />

alles aus dem Festival selbst erwachsen”, formuliert Julia<br />

Marie Müller die Strategie des Tandems. „Ganz so, wie die<br />

schönsten Blumen im Garten immer dort wachsen, wo sie<br />

das finden, was sie brauchen. Und das ist nicht immer un-<br />

Kunst ist Vielfalt. Vielfalt ist Leben. Dafür setzen<br />

wir uns in der Region Weser-Ems ein.<br />

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Wir machen den Weg frei.<br />

Wie vielfältig das Leben ist, zeigt sich vor allem in unserem kulturellen Umfeld.<br />

Mit unserem Engagement für die regionale Kunst geben wir dem Leben in der<br />

Region Weser-Ems vielfältige Impulse. Aus Verantwortung, aus Überzeugung,<br />

aus Freude an einem facettenreichen regionalen Leben. www.vr.de<br />

Zwei Generationen <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong>:<br />

Gründer Wolfram König (links), Julia Marie Müller<br />

und Iwan König.<br />

bedingt dort, wo man es geplant hat.” Alles, was außerhalb<br />

der Musik geschehe, sei ein „i-Tüpfelchen” und müsse<br />

auch mehr nicht sein. „Denn”, so Müller, „die Musik spricht<br />

immer für sich selbst.”<br />

Iwan König ist inzwischen offiziell Stellvertreter seines Vaters.<br />

Mit einer entspannten Ruhe, die das vertrauliche Verhältnis<br />

der beiden Männer verrät, sagt er, er sei „Vaters<br />

Sprachrohr in Aurich”. Bei allem Understatement das<br />

dabei anklingt, kann er jedoch nicht verleugnen, dass auf<br />

ihm und seiner Partnerin ein Teil der Hoffnungen für den<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> ruhen. Was das Paar mit seinem<br />

Einsatz anstrebt, fasst Iwan König in einem kurzen Satz zusammen:<br />

„Wir werden die Nase vorn haben, ganz vorn!”<br />

Und das sind genau die Aussichten, die der <strong>Musikalische</strong><br />

<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland will. �<br />

Wir machen den Weg frei. Gemeinsam mit den Spezialisten der genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: DZ BANK, Bausparkasse Schwäbisch Hall, DG HYP,<br />

easyCredit, Münchener Hyp, R+V Versicherung, Union Investment, VR LEASING, WL BANK.


Wenn Musik richtig hilft<br />

�<br />

14<br />

Ein Ohrenschmaus:<br />

Die sechs Musiker von Mellow Melange<br />

mixen Jazz, Pop und Klassik.<br />

Das Benefizkonzert des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland geht in die<br />

zweite Runde. Nach dem Premierenerfolg<br />

in 2010 haben die Organisatoren<br />

das Konzept ein wenig<br />

umgestrickt. So gibt es nun weniger<br />

Bands, dafür mehr Zeit zum gemütlichen<br />

Plausch bei einem Glas Wein.<br />

Plakate kleben, Tickets verkaufen, die Werbetrommel rühren<br />

– es gehört eine Menge Arbeit dazu, ein Konzert dieser<br />

Größenordnung auf die Beine zu stellen. Das haben<br />

Frank Hentschel und Peter Meyerhoff im vergangenen Jahr gemerkt.<br />

In 2010 wagten sich die beiden, gemeinsam mit den Freunden der<br />

Auricher Lions Clubs „tom Brook“, „Aurich-Ostfriesland“ und „Frisia<br />

Orientalis“, an das Projekt Benefizkonzert. Mit Erfolg. Das erste Benefizkonzert<br />

in der Geschichte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland<br />

brachte den Machern 1.500 Besucher und einen Erlös von<br />

8.500 Euro pro Empfänger. 2010 waren das ein Hilfsprojekt in Kambodscha,<br />

die Auricher Tafel sowie das Festival selbst. „Unsere Erwartungen<br />

sind weit übertroffen worden“, sagt Frank Hentschel im<br />

Gespräch mit �ortissimo. Inzwischen hat die Ausbildung der<br />

kambodschanischen Medizinstudenten begonnen, und auch der<br />

Englischunterricht an der dortigen Dorfschule ist in Vorbereitung.<br />

Motivation genug für die Lions in Kooperation mit der Auricher Veranstaltungsagentur<br />

Marema und dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in die<br />

Verlängerung zu gehen. Und so wird es auch in <strong>2011</strong> ein Benefizkonzert<br />

geben. Gefördert werden sollen dieses Mal ein Kinderhaus in<br />

Guatemala sowie der Auricher Hospizverein. „Wir wollen wieder ein<br />

regionales und ein internationales Projekt unterstützen“, erklärt Peter<br />

Meyerhoff.<br />

Das Kinderhaus Casa del Niño in der alten Hauptstadt Guatemalas,<br />

Antigua, ist ein Projekt des Lions-Clubs Norden-Nordsee. Ins Leben<br />

gerufen haben es die Mitglieder Hans-Georg Krone und Hans-Heiner<br />

Ulrichs. Das Kinderhaus ist eine echte Herzensangelegenheit. Das<br />

merkt man deutlich, wenn Krone erzählt. Vor mehr als 20 Jahren<br />

reisten er und Ulrichs, beide aus der Bau- und Architekturbranche,<br />

auf den Spuren der Mayas durch Südamerika. Dabei erlebten sie<br />

auch hautnah das Elend der Menschen, vor allem der Kinder – aufgerieben<br />

zwischen Militär und Guerilla. Eine erste Medikamentensammlung<br />

der Norder Lions erregte kurz darauf die Aufmerksamkeit<br />

des damaligen Gesundheitsministers Guatemalas. „Wir sind mit kofferweise<br />

Medikamenten runtergeflogen“, erinnert sich Krone. Der Minister<br />

lud die beiden Norder zum Gespräch.<br />

Bei dem Treffen wurde dann die Idee geboren, ein Kinderhaus zu errichten.<br />

Schnell hatten die Lions 15.000 DM gesammelt, der Lions-<br />

Club Deutschland stockte auf 30.000 DM auf. In Kooperation mit<br />

einem guatemaltekischen Architekten wurde das Projekt innerhalb<br />

Bei Dobrek Bistro klingt der<br />

Salsa zigeunerisch, der Tango<br />

wienerisch, der Jazz jiddisch<br />

und die Musette hat einen<br />

russischen Touch.<br />

von nur zwei Jahren realisiert. In der Einrichtung finden die armen<br />

Kinder der Region Hilfe, Nahrung und manchmal auch ein neues Zuhause.<br />

Es gibt eine Kinderkrippe, eine Vorschule und einen Kindergarten.<br />

Die kleinen Besucher werden ärztlich betreut, bekommen<br />

Kleidung und warme Mahlzeiten. Auch Hygiene und Körperpflege<br />

stehen auf dem „Lehrplan“. Was Anfang der 1990er-Jahre mit 20<br />

Kindern begann, gibt inzwischen 80 bis 90 Kindern Unterkunft,<br />

Schutz und Sicherheit. Als fester Partner steht den Lions vor Ort der<br />

Franziskaner-Orden zur Seite, der das Kinderhaus offiziell betreibt.<br />

Viel Kraft, Mühe und Arbeit haben Hans-Georg Krone und seine Mitstreiter<br />

in das Projekt Casa del Niño gesteckt. Regelmäßig fliegt<br />

Krone nach Guatemala und überzeugt sich vor Ort von Zustand und<br />

Fortschritt des Kinderhauses. Immer wieder ein sehr emotionaler<br />

Ausflug in eine andere Welt. „Ich gehe immer mit einem gewissen<br />

Gefühl der Unsicherheit dort runter“, sagt Krone. Geht es dem Haus<br />

und den Kindern gut? Läuft alles? „Wenn ich dann aber dort bin<br />

und das Haus betrete, bin ich sehr, sehr glücklich.“ Mit den Jahren<br />

sind Freundschaften zu Mitarbeitern und auch zu den Kindern des<br />

Hauses gewachsen. Mehrfach waren Kinder zu Besuch bei Familie<br />

Krone – eine Bereicherung für beide Seiten. Um das Kinderhaus unterhalten<br />

zu können, müssen jährlich rund 50.000 US-Dollar aufgebracht<br />

werden. In naher Zukunft müssen Möbel für zwei<br />

Klassenzimmer, eine Waschmaschine sowie ein neuer Herd angeschafft<br />

werden. Auch existieren bereits Erweiterungspläne für das<br />

Kinderhaus, denn der Bedarf ist groß. „Es geht uns um die kontinuierliche<br />

Fortführung dieser guten Sache“, bringt es Hans-Georg<br />

Krone auf den Punkt.<br />

Und für eben diese gute Sache stehen am 12. August um 20:00 Uhr<br />

hochkarätige Gruppen auf der Bühne der Auricher Sparkassen-<br />

Arena: „Mellow Melange“ und „Dobrek Bistro“ – beide bekannt und<br />

beliebt vom <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>. Für lockere musikalische Unterhaltung<br />

zwischendurch sorgt das Lauforchester „Die Akustischen<br />

Vier“ aus Berlin. Um den Abend für die Besucher zu einem besonders<br />

entspannten Erlebnis zu machen, haben die Organisatoren das<br />

Konzept ein wenig umgestrickt und entzerrt. Eine Reduzierung der<br />

Gruppen von vier auf drei lässt mehr Raum und Zeit für Gespräche<br />

bei einem Glas Wein oder Bier. „Wir wollen den geselligen Teil eines<br />

Konzertes mehr betonen“, so Frank Hentschel. Dazu dient auch eine<br />

verlängerte Pause, und auch nachdem der letzte Ton im Saal verklungen<br />

ist, sollen sich die Gäste vor und in der Sparkassen-Arena<br />

zum gemütlichen Plausch zusammenfinden können. �<br />

Bildlegende für alle Bilder<br />

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für alle Bilder<br />

Tickets für das Benefiz-Konzert am<br />

12. August in der Auricher Sparkassen-Arena<br />

kosten zwischen 15 und 35 Euro und gibt es<br />

bei der Ostfriesischen Landschaft unter<br />

Tel.: 04941 179967 oder unter<br />

www.lions-benefiz.de.<br />

Schüler und Studenten zahlen die Hälfte. Der Vorverkauf läuft.<br />

Das Kinderhaus Casa del Niño in Guatemala ist eine Herzensangelegenheit<br />

für Initiator Hans-Georg Krone aus Norden.<br />

15


�<br />

Ihre Eltern brachten sie zum <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>: Ute Saathoff-Berlin.<br />

Für UTE SAATHOFF-BERLIN<br />

gehört der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />

fest in den sommerlichen<br />

Terminplan. Die Lehrerin,<br />

Fachseminarleiterin im Studienseminar<br />

Aurich und Mutter<br />

einer anderthalbjährigen<br />

Tochter, besucht jährlich zwischen<br />

acht und zwölf Konzerte.<br />

�ortissimo (FF): Frau Saathoff-Berlin, wie<br />

sind Sie zum Festival gekommen?<br />

Ute Saathoff-Berlin (SB): Durch meine Eltern.<br />

Die sind von Anfang an dabei, sind<br />

immer schon hingegangen und irgendwann<br />

bin ich dann mitgegangen. Zudem hatte ich<br />

immer schon eine Affinität zur klassischen<br />

Musik. Ich habe als Schülerin und Studentin<br />

Saaldienst in der Auricher Stadthalle gemacht.<br />

FF: Wie ging es dann weiter? Sind Sie stets<br />

mit Ihren Eltern zu den Konzerten gegangen?<br />

SB: Nein, eine Zeitlang bin ich alleine gegangen,<br />

dann eine Zeitlang gar nicht wegen des<br />

Studiums. Jetzt ist es so, dass wir immer<br />

schauen, was wem gefällt. Und da gehen wir<br />

dann auch gemeinsam hin. Und dann gucke<br />

ich natürlich darüber hinaus, wo ich gerne<br />

hin möchte oder mein Mann und ich.<br />

FF: Können Sie sich noch an Ihr erstes Konzert<br />

beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> erinnern?<br />

16<br />

SB: Direkt erinnern nicht. Ich fand es nur interessant,<br />

dass das Konzert in einer Kirche<br />

stattfand. Das kannte man so nicht. Kirche ist<br />

ja immer mit Gottesdienst verbunden. Besonders<br />

an die Johannes a Lasco Bibliothek<br />

(JAL) erinnere ich mich. Das ist für mich<br />

immer etwas Besonderes, wenn ein Konzert<br />

dort stattfindet. Abhängig natürlich auch vom<br />

Inhalt. Wenn es mir so gar nicht zusagt, dann<br />

nützt auch die Bibliothek nichts. Der Ort<br />

macht immer viel aus. Ob ich jetzt in die JAL<br />

gehe oder in ein Museum – vor einiger Zeit<br />

war ja auch mal ein Konzert in der Kunsthalle.<br />

Da springt der Funke nicht so über.<br />

FF: Erleben Sie eine besondere Atmosphäre<br />

beim Festival?<br />

SB: Es ist dieses Familiäre, das empfinden -<br />

glaube ich - ganz viele Besucher so. Man<br />

kennt die Leute, man trifft sich. Das finde ich<br />

ganz toll. Auch die sehr lange Pause, die aber<br />

eigentlich nie zu lang ist, weil man immer<br />

etwas Nettes angeboten bekommt. Aber es<br />

geht nicht nur um das Familiäre, sondern<br />

auch um die Sache, um den Inhalt, um die<br />

Musik und meistens nicht um Personen. Ich<br />

halte mich jetzt nicht für besonders fit in der<br />

klassischen Musik, aber ich weiß, was mir gefällt,<br />

und ich glaube auch, die Qualität heraushören<br />

zu können. Und die ist wirklich<br />

sehr hochwertig.<br />

Hinzu kommt das Umfeld. Wann komme ich<br />

schon mal in die Kirche nach Loquard? Das<br />

ist was Neues, etwas anderes. Da läuft man<br />

noch mal durchs Dorf oder über den Friedhof.<br />

Das sind so Dinge, die hat man bei Konzerten<br />

etwa im Emder Neuen Theater nicht.<br />

Außerdem wird auch viel Neues aufgeführt:<br />

Es finden Uraufführungen statt, und es werden<br />

unbekannte und ganz moderne Dinge<br />

gespielt. Diese Mischung finde ich gut. Auch<br />

innerhalb eines Konzertes, das öffnet einen.<br />

So lässt man Neues eher zu, als wenn man<br />

überhaupt keinen Zugang dazu findet.<br />

FF: Was muss denn ein Konzert für Sie<br />

haben, um interessant zu sein?<br />

Friedel Hackenberg (FH): Das ist jedes Jahr<br />

FF: Muss man eigentlich ein Musikexperte<br />

für uns ein Highlight, weil man in Ostfriesland<br />

sein, um den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> genie-<br />

GÄSTE<br />

ja so verwöhnt nicht ist. Im Vergleich zu den<br />

ßen zu können?<br />

Konzerten und Veranstaltungen, die wir in<br />

Bremen oder Hamburg besuchen, ist das<br />

FF: Spielen Sie denn auch selber Instru- FH: Nein, und ich könnte mir vorstellen, dass<br />

vom Verkehr her sehr nah und von der<br />

mente?<br />

man gerade bei dem Publikum hier oben<br />

Atmosphäre toll.<br />

nicht voraussetzen darf, dass es nur Fach-<br />

FH: Ich finde die Umgebung von Instrumenleute sind. Das sind alle Schichten, die so zu<br />

Gerhard Frerichs-Hackenberg (GFH): Außerten,<br />

die ich selbst nicht spielen kann, sehr einem Konzert gehen und sagen können:<br />

dem kommen zur Musik ja noch die Orte.<br />

schön (schmunzelt). Wir nehmen das lieber „Mensch, das ist ja live, das ist ja ganz was<br />

Das sind in der Regel ja die alten Kirchen<br />

als Dekoration (zeigt auf ein Cello an der anderes als auf Schallplatte.“<br />

und das macht das Festival besonders reiz-<br />

Wand) ...<br />

voll. Denn das haben Sie so nicht überall.<br />

FF: Vielen Dank für das Gespräch. �<br />

17<br />

SB: Zum einen sind das die Komponisten,<br />

von denen ich aus der Erfahrung weiß, das ist<br />

gut. Schwierig ist es immer mit Komponisten,<br />

die erst vor Kurzem gestorben sind oder Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts gestorben sind. Da<br />

weiß man, dass sie so eine expressive Zeit<br />

hinter sich haben (lacht), und das könnte für<br />

meine Ohren etwas unharmonisch werden.<br />

Das weiß ich schon und meistens bestätigt<br />

sich das dann schon.<br />

FF: Wagen Sie denn auch Experimente?<br />

SB: Ja, das gibt es, aber manchmal falle ich<br />

damit dann auch rein. Das kann passieren,<br />

oder man wird auch überrascht.<br />

FF: Frau Saathoff-Berlin, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

GÄSTE<br />

FRIEDEL HACKENBERG und<br />

GERHARD FRERICHS-<br />

HACKENBERG sind Fans der<br />

Klassischen Musik. Sie haben<br />

Abos in Bremen und<br />

Oldenburg, sind Mitglieder<br />

des Fördervereins des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s. Für die<br />

Lebenspartner und Ruheständler<br />

ist das Festival ein<br />

Muss. Akribisch notieren sie<br />

in den Programmheften, welcher<br />

Künstler und welche<br />

Spielstätte sich lohnen. Da<br />

fällt die Auswahl beim nächsten<br />

Festival dann leichter.<br />

�ortissimo (FF): Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />

steht vor der Tür. Wie groß ist die Vorfreude?<br />

FF: Haben Sie denn eine Lieblingsspielstätte?<br />

GFH: Von der Einrichtung und der Stimmung<br />

her finden wir die Kirche in Marienhafe sehr<br />

schön. Letztes Jahr war es auch in Victorbur<br />

toll, dort wurden die „Brandenburgischen<br />

Konzerte” aufgeführt. Auch die Kirche in<br />

Reepsholt ist sehr schön.<br />

Was uns nicht gefallen hat, das war die<br />

Kunsthalle Emden. Der Raum war zu klein<br />

und zu eng. Die Musik war gut, aber die Umgebung<br />

nicht. Wir hatten erwartet, dass das<br />

Konzert in den Räumen mit den Bildern<br />

stattfinden würde. Da hat die Atmosphäre<br />

nicht hundertprozentig gestimmt.<br />

FF: Was muss denn ein Konzert haben, damit<br />

Sie sagen: Da muss ich hin?<br />

GFH: In erster Linie sind es die Stücke, die<br />

uns interessieren. Dann natürlich die Musiker,<br />

die auftreten, und als Drittes die Orte.<br />

FH: Wissen Sie, wir sind da (hinsichtlich der<br />

klassischen Musik; Anm. d. Red.) Spätentwickler.<br />

Erst als wir so 40 oder 45 Jahre alt<br />

waren, ist die klassische Musik zu uns gekommen.<br />

Als ich jünger war – ich bin jetzt 65<br />

– da habe ich immer gedacht, das ist schön<br />

für ältere Leute. Heute begeistert einen die<br />

Ruhe und Ausstrahlung, dass man auch abschalten<br />

kann in so einem Konzert.<br />

FF: Was mögen Sie am <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

– außer der Musik natürlich?<br />

FH: Ich mag das Familiäre. Wenn Sie zum<br />

Beispiel mit Professor Wolfram König sprechen<br />

können. Ich habe mir mal erlaubt, zu<br />

ihm zu sagen: „Das hat ja Weltniveau.“ Da<br />

sagte er zu mir: „Ich muss Sie korrigieren, es<br />

ist Weltniveau.“ Seitdem weiß ich, dass man<br />

mit seinen Äußerungen sehr vorsichtig sein<br />

muss (lacht).<br />

Außerdem stimmt auch die Organisation: Als<br />

Gast haben Sie immer das Gefühl, Sie sind<br />

der einzige Besucher. Sie werden immer angesprochen,<br />

als wenn Sie die erste Geige<br />

spielen. Da wird gefragt, wie es einem geht,<br />

und man erinnert sich einfach an die Besucher.<br />

Außerdem wird auch auf Platzwünsche<br />

eingegangen. Und wer macht das schon, bei<br />

so einem großen Aufwand.<br />

Unterstützen den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> auch als Mitglieder des Fördervereins:<br />

Friedel Hackenberg (li.) und sein Lebenspartner Gerhard Frerichs-Hackenberg.<br />

GFH: ... das sind aber keine Dekorationsgegenstände,<br />

das muss man dazu sagen. Das<br />

sind echte Instrumente, auf denen man spielen<br />

kann. Wir fanden das schön ... Aber darauf<br />

spielen können wir nicht.<br />

FF: Wie viele Konzerte besuchen Sie denn<br />

pro Festival?<br />

GFH: So zwischen fünf und acht, das hängt<br />

davon ab, wie sie zeitlich fallen. Wir sind<br />

auch Mitglieder im Förderverein und unsere<br />

Vorsitzende Barbara Oles, die geht ja zu<br />

jedem Konzert. Nur man will ja auch so eine<br />

Musik verarbeiten, das würde uns dann ein<br />

bisschen viel werden. Da kann man dann gar<br />

nicht mehr einordnen, was habe ich gestern<br />

gehört und was war vorgestern. Das muss<br />

schon etwas wirken.<br />

FH: Aber wir haben ja auch einen Austausch<br />

durch unsere Damen, die im Förderverein<br />

sind. Das ist so ein kleiner Kreis, vier bis fünf<br />

Damen. Wir treffen uns mal hier, mal dort,<br />

und dann wird reflektiert über die Veranstaltungen.<br />

GFH: Auf einer CD haben Sie ja auch nie so<br />

eine Atmosphäre, wie beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>. Da kann die CD noch so gut sein,<br />

das ist immer was ganz Besonderes. Und<br />

dann kommt noch die Atmosphäre des Ortes<br />

hinzu. Wir haben auch schon mal ein Konzert<br />

in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg besucht.<br />

Da fehlte etwas, das Drumherum. Und<br />

das hat man beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>.<br />

FH: Ich denke, beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

stimmt alles. Es ist einfach stimmig: Ich kann<br />

da sitzen, habe die Atmosphäre, die Musik.<br />

Womöglich kann man sich noch mit den<br />

Künstlern, den Organisatoren und den anderen<br />

Gästen unterhalten. Man kann ins Gespräch<br />

kommen.<br />

FF: Wagen sie auch mal ein Experiment und<br />

gehen zu einem ungewöhnlichen Konzert?<br />

GFH: Das machen wir schon ...<br />

FH: ... man kann ja rausgehen (lacht) ...<br />

GFH: Wir sind eigentlich immer offen und<br />

sagen, man muss es sich zumindest mal anhören.<br />

Wenn es einem nicht gefällt und ganz<br />

schlimm wird, dann kann man ja nach der<br />

Pause gehen. Das haben wir aber noch nie<br />

erlebt. Oder man hört es sich an, und das<br />

war aber nicht so meine Kragenweite, das<br />

muss ich nicht noch mal hören. Es gibt bestimmte<br />

Komponisten, die einem nicht so<br />

liegen. Was wir uns noch nicht angeschaut<br />

haben, ist die Jazz-Musik, da wir nicht unbedingt<br />

Jazzfreunde sind. Aber vielleicht machen<br />

wir das ja <strong>2011</strong>.


Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong><br />

BUDDE<br />

VORTRÄGE<br />

Auch in diesem Jahr ist Prof. Dr.<br />

Elmar Budde zu Gast beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland. Der<br />

Musikwissenschaftler begeistert bereits seit<br />

Jahren mit seinen anschaulichen Vorträgen zu<br />

Musik und Komponisten. <strong>2011</strong> dreht sich<br />

alles um das Thema „Musik und Affekt - über<br />

Ausdrucksform der „Leidenschaften, Empfindungen<br />

und Gefühle” in der Musik”. Dabei<br />

werden die Unterthemen „Liebe“, „Trauer“,<br />

„Freude“ und „Spielen“ behandelt. Auch wenn<br />

die Inhalte miteinander verknüpft sind, ist es<br />

laut den Festivalmachern nicht zwingend notwendig,<br />

an allen Vorträgen teilzunehmen. Das<br />

Besondere an Buddes Vorträgen ist zudem,<br />

dass sie auch für Laien verständlich sind.<br />

Elmar Budde promovierte 1967 an der Freiburger<br />

Universität. An der Hochschule für<br />

Musik und an der Universität in Freiburg begann<br />

er dann seine wissenschaftliche Laufbahn,<br />

seine publizistische und journalistische<br />

Tätigkeit. 1972 wurde er als ordentlicher Professor<br />

für Musikwissenschaft an die Staatliche<br />

Hochschule für Musik und darstellende<br />

Kunst (heute Hochschule der Künste) in Berlin<br />

berufen. Seine Hauptforschungsgebiete<br />

sind die Geschichte der Komposition vom<br />

Mittelalter bis zur Gegenwart; die Musik des<br />

19. und 20. Jahrhunderts, Franz Schubert, die<br />

Geschichte der Aufführungspraxis und der Interpretation<br />

sowie Fragen und Probleme des<br />

Interdisziplinären.<br />

Der Eintritt pro Veranstaltung kostet 5 Euro.<br />

�<br />

18<br />

NEUE GESICHTER<br />

Natürlich trifft der Besucher auch<br />

beim 27. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in<br />

Ostfriesland auf jede Menge bekannter<br />

Künstlergesichter. Aber wie in jedem<br />

Jahr hat das Festival auch <strong>2011</strong> ein paar<br />

neue talentierte Musiker in die Region locken<br />

können. Unter anderem sind dies: das Trio<br />

Avodah 5 (31. Juli, 20:00 Uhr, Heimathaus<br />

Aschendorf), Cellist Alexander Gebert 4 und<br />

Pianistin Anna Magdalena Kokits 4 (u.a. 1.<br />

August, 20:00 Uhr, Kirche Horsten), die<br />

Pianistinnen Julia Sliwa 1 und Noriko Ushioda 2<br />

(23. Juli, 15:00 Uhr, Vorburg Leer-Loga),<br />

Violinist Koji Morishita sowie Pianist Clemens<br />

Müller (9. August, 20:00 Uhr, Kirche Remels),<br />

Violinist Moshe Hammer 3 (u.a. 14. August,<br />

11:00 und 20:00 Uhr, Johannes a Lasco<br />

Bibliothek) und das Ensemble Antonianum<br />

(28. Juli, 20:00 Uhr, Kirche Stapelmoor).<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

HEROES<br />

OF<br />

TOMORROW<br />

Auch der Hauptförderer des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland –<br />

das Unternehmen Statoil – sorgt<br />

<strong>2011</strong> für Highlights. Statoil schickt Künstler<br />

der „Heroes of Tomorrow“-Kampagne auf die<br />

Bühne: das Mathias Eick Quartett, Vilde Frang<br />

und Christian Ihle Hadland. Mit der weltweiten<br />

Unternehmenskampagne HOT (Heroes Of Tomorrow)<br />

fördert Statoil junge Ausnahmetalente<br />

in den Bereichen Kunst, Sport und<br />

Bildung (mehr dazu auf den Seiten 46 und<br />

47).<br />

Multi-Instrumentalist Mathias Eick begeisterte<br />

bereits im vergangenen Jahr das Publikum in<br />

MEISTERHAFTES<br />

LERNEN<br />

Jedes Jahr finden im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland verschiedene<br />

Meisterklassen statt. Die<br />

hochkarätigen Kurse werden von Schülern aus<br />

der ganzen Welt besucht. Einige der ehemaligen<br />

Teilnehmer sind heute erfolgreiche Künstler,<br />

die auf den internationalen Bühnen zu<br />

Hause sind.<br />

In diesem Jahr werden die Kurse von dem<br />

musikalischen Leiter des Festivals, Prof.<br />

Wolfram König (Violinkurs), sowie von Prof.<br />

Peter Barcaba (Klavierkurs), Erik (Wenbo) Xu<br />

(Kammermusikkurs) und Prof. Gerhard Mantel<br />

(Violoncello) gegeben. Interessierte Besucher<br />

sind jederzeit eingeladen, den Kursen und angebotenen<br />

Workshops zu lauschen. Die Meisterklassen<br />

enden am 9. August mit zwei<br />

Abschlusskonzerten.<br />

Emden. <strong>2011</strong> präsentiert Eick gemeinsam mit<br />

seiner norwegischen Jazz-Formation seine<br />

neue CD. Das Mathias Eick Quartett ist mittlerweile<br />

über den Status eines „Geheimtipps“<br />

weit hinausgewachsen (4. August, 20:00 Uhr,<br />

Park der Gärten Bad Zwischenahn und 5. August,<br />

20:00 Uhr, Pumpwerk Wilhelmshaven).<br />

Mit der Geigerin Vilde Frang begrüßt der <strong>Musikalische</strong><br />

<strong>Sommer</strong> ein weiteres Ausnahmetalent.<br />

Im Alter von zehn Jahren debütierte<br />

Frang mit dem Norwegischen Rundfunkorchester<br />

und ein Jahr später mit dem Oslo<br />

Philharmonic Orchestra. Vilde Frang tourte mit<br />

Anne-Sophie Mutter und spielte mit dem<br />

Erstmalig hält in diesem Jahr Volker Biesenbender<br />

einen Workshop unter dem Titel<br />

„Improvisation für klassische Musiker“.<br />

Geboren in Duisburg (NRW), studierte er unter<br />

anderem an der Yehudi Menuhin School in<br />

England und in Tel Aviv. Der preisgekrönte<br />

Musiker spielte als Solist mit zahlreichen<br />

Orchestern, wie der Dresdener Staatskapelle<br />

und der Philharmonia Hungarica.<br />

Mit seinem eigenen multistilistischen „Trio<br />

Avodah“ gab er Hunderte von Konzerten in<br />

fast allen Ländern Europas. Außerdem schrieb<br />

er ein viel gelesenes Buch über Musikpädagogik<br />

(„Von der unerträglichen Leichtigkeit des<br />

Instrumentalspiels“). Mit dem „Trio Avodah”<br />

gastiert Volker Biesenbender am 31. Juli um<br />

20:00 Uhr im Heimathaus Aschendorf.<br />

London Philharmonic unter Vladimir Jurowski<br />

in der Royal Festival Hall. Beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong> steht sie zusammen mit Christian<br />

Ihle Hadland (Klavier) am 29. Juli, 20:00 Uhr<br />

in der Ludgerikirche Norden auf der Bühne.<br />

PROF. WOLFRAM KÖNIG<br />

25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />

Violinkurs<br />

Violin Course<br />

PROF. PETER BARCABA<br />

25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />

Klavierkurs<br />

Piano Course<br />

ERIK (WENBO) XU<br />

25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />

Kammermusikkurs<br />

Chamber Music Course<br />

PROF. GERHARD MANTEL<br />

25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />

Violoncellokurs<br />

Cello Course<br />

VOLKER BIESENBENDER<br />

01.08.-03.08.<strong>2011</strong><br />

Workshop »Improvisation für klassischeMusiker«<br />

Workshop »Improvisation for classical musicians«<br />

PROF. DR. ELMAR BUDDE<br />

01.08.-04.08.<strong>2011</strong><br />

Vorträge»Musik und Affekt«<br />

Lectures »Music and Emotion«<br />

Foto: Karlheinz Krämer, Spiegelung<br />

Ausnahmetalent aus<br />

Norwegen:<br />

Geigerin Vilde Frang.<br />

MEISTERKLASSEN<br />

MASTER CLASSES<br />

25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />

19


Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong><br />

�<br />

Die Orgeln der Krummhörn stehen im<br />

Mittelpunkt der diesjährigen Orgelexkursion<br />

des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s.<br />

Unter fachkundiger Leitung von Winfried<br />

Dahlke, Leiter des Organeums Weener, tauchen<br />

die Teilnehmer ab in die Orgelgeschichte,<br />

reisen von der Gotik bis in die<br />

Klassik.<br />

Die Exkursion „Windgesang: Die Krummhörn -<br />

Wiege der Orgelkunst” startet mit einem Besuch<br />

der Kirche in Rysum. Die dortige Orgel<br />

ist eines der ältesten, in ihrem Pfeifenbestand<br />

erhaltenen Instrumente Nordeuropas und gilt<br />

20<br />

WANDERUNG DURCH DIE<br />

MUSIKGESCHICHTE<br />

als eine der ältesten bespielbaren Orgeln der<br />

Welt. Von Rysum aus geht es weiter nach<br />

Larrelt. Die Original-Pfeifen der dortigen Orgel<br />

sind erhalten und entführen in die Klangwelt<br />

der Renaissance.<br />

In Canum, dem nächsten Halt der Tagesreise,<br />

steht eine Orgel, die lange gar nicht auf der<br />

Karte der Orgellandschaft verzeichnet war. In<br />

der dortigen Kirche steht eine Orgel des ostfriesischen<br />

Orgelbauers Gerhard von Holy. Erbaut<br />

im Jahr 1723, wurde sie jüngst von dem<br />

Norder Unternehmen Bartelt Immer behutsam<br />

restauriert – mittels eines original-historischen<br />

Orgelprospektes ihres Erbauers. „Auf diese<br />

Weise ist ein ganz wichtiges Orgelwerk entstanden“,<br />

sagt Winfried Dahlke.<br />

Nach einem kurzen Mittagsimbiss geht es<br />

weiter nach Manslagt, für Winfried Dahlke ein<br />

wahrer Schatz. Denn die Barockorgel in der<br />

imposanten Kirche, erbaut 1778 von Hinrich<br />

Just Müller aus Wittmund, sei geradezu „sensationell<br />

gut erhalten“. Im Jahr 2000 wurde<br />

die Orgel unter Verwendung alter Register umfangreich<br />

restauriert. „Es ist ein sehr empfind-<br />

Imposantes Instrument: Die Barockorgel in<br />

der Kirche Manslagt ist ein Highlight der<br />

diesjährigen Exkursion.<br />

Teil der Reise durch die Musikgeschichte: die<br />

Orgel in der Kirche Rysum.<br />

Entführt in die spannende Orgelwelt der<br />

Krummhörn: Winfried Dahlke, Leiter des<br />

Organeums in Weener (Foto unten).<br />

sames Instrument und wunderschön“, so<br />

Dahlke und weiter: „An diesem Instrument<br />

kann man erleben, wie die Orgel ursprünglich<br />

geklungen hat.“ Wie auch in den anderen Kirchen<br />

wird Dahlke die Manslagter Müller-Orgel<br />

anspielen - ein Hörerlebnis nicht nur für Kenner<br />

der Orgelszene.<br />

Den krönenden Abschluss bildet schließlich<br />

die Wenthin-Orgel in der Kirche Groothusen.<br />

Das Instrument wurde 1801 von Johann<br />

Friedrich Wenthin vollendet und ist seitdem<br />

das größte Orgelinstrument in der Orgellandschaft<br />

an der Nordseeküste zwischen Emden<br />

und Norden. Wenthin brachte moderne, neue<br />

Strömungen in den Orgelbau ein. „Er hat die<br />

Klänge delikat verfeinert“, erklärt Dahlke. Mit<br />

der Wenthin-Orgel endet die Exkursion im Zeitalter<br />

der Klassik.<br />

Die Orgelexkursion startet am 13. August um<br />

8:45 Uhr am Organeum Weener, Zustieg am<br />

ZOB Leer gegen 9:10 Uhr möglich. Um 9:00<br />

Uhr startet ein separater Bus am ZOB Aurich<br />

über Emden ZOB, Zustieg ca. 9:30 Uhr, in<br />

Richtung Rysum. Beide Busse stehen für die<br />

Anfahrten sämtlicher Stationen und für die<br />

Rückreise zur Verfügung. Die Teilnahme kostet<br />

40 Euro, bzw. 50 Euro (inkl. Mittagsimbiss),<br />

Anmeldungen unter Tel.: 04941 179967.<br />

Tanzmusik von Liszt hinter alten Festungsmauern<br />

oder lieber Klassik-Jazz<br />

im Heimathaus? Bei den „Grenzkonzerten“<br />

im Jahr <strong>2011</strong> haben Musikfreunde die<br />

Qual der Wahl – oder sie besuchen einfach<br />

alle zehn Veranstaltungen – es lohnt sich.<br />

Es ist schon ein besonderes Fleckchen Erde,<br />

die Region zwischen Papenburg und dem Dollart,<br />

zwischen dem niederländischen<br />

Scheemda und dem deutschen Leer. Bezaubernde<br />

Natur trifft auf Wirtschaftskraft, bodenständige<br />

Menschen auf kulturelle Kleinode. In<br />

eben dieser Grenzregion finden seit 2009 die<br />

„Grenzkonzerte“ statt. Ins Leben gerufen von<br />

den Machern der beiden alteingesessenen<br />

Festivals „<strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland“<br />

und dem „Peter de Grote Festival“ in<br />

den Niederlanden, locken sie mit Musik auf<br />

Weltniveau in Kirchen, Klöster und alte Festungen.<br />

Mit der Konzertreihe will man die Region<br />

ins rechte Licht rücken und den<br />

Kulturtourismus stärken. Unterstützt wird das<br />

Projekt von der Ems Dollart Region (EDR) und<br />

einigen Co-Sponsoren.<br />

VIELFALT UND GENUSS<br />

Wer die „Grenzkonzerte“ besucht, bekommt<br />

auch in diesem Jahr einiges geboten. In der<br />

beeindruckenden Kulisse des niederländischen<br />

Klosters Ter Apel etwa lauschen Besucher<br />

den Klängen von Schuberts<br />

„Winterreise“. Es spielen Studenten und Dozenten<br />

des Prins Claus Conservatoriums (27.<br />

Juli). Im Heimathaus Aschendorf gibt das Trio<br />

Avodah seine Premiere beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>. Volker Biesenbender (Violine),<br />

Patricia Draeger (Akkordeon) und Wolfgang<br />

Fernow (Kontrabass) verbinden in ihrer Musik<br />

aufs Wunderbarste klassische Klänge mit Jazz,<br />

lateinamerikanischen Rhythmen und Pop-<br />

Musik (31. Juli). Einen Blick in die Kinderstube<br />

von Mozart, Mendelssohn und Chopin<br />

wirft das Konzert in der Garnizoenskerk Oudeschans<br />

(30. Juli). Pianist Paul Komen und<br />

DIE<br />

GRENZREGION<br />

ENTDECKEN<br />

Jan-Ype Nota (Cello) präsentieren gemeinsam<br />

mit anderen Musikern Werke, welche die später<br />

bekannten Komponisten bereits in Kindertagen<br />

schrieben.<br />

Freunde der klassischen Musik kommen bei<br />

den Konzerten in den Kirchen Detern (26.<br />

Juli), Stapelmoor (28. Juli) und Backemoor<br />

(8. August) auf ihre Kosten. Unter anderem<br />

Franziska König, Anna Magdalena Kokits<br />

sowie das Ensemble Antonianum spielen<br />

Werke von Beethoven, Mendelssohn Bartholdy<br />

und Rosenmüller. „Liszt en de dans“ lautet<br />

das Motto am 3. August in der Kirche der Festung<br />

Bourtange. Internationale Musiker spielen<br />

Polonaisen, Mazurkas und mehr des<br />

bekannten Komponisten.<br />

Geschichte atmen: Das Kloster Ter Apel bietet<br />

eine einzigartige Kulisse für das Grenzkonzert<br />

am 27. Juli.<br />

MEHR ALS NUR KONZERTE<br />

Neben dem hochkarätigen Musikgenuss bietet<br />

die Grenzregion allerdings noch mehr. Ein<br />

Blick über den Spielort hinaus lohnt sich. Und<br />

so finden sich im Rahmenprogramm der<br />

Grenzkonzerte Führungen durch das alte Kloster<br />

Ter Apel, ein Besuch in der Samengärtnerei<br />

in Schatteburg, wo ostfriesische Kulturpflanzen<br />

gezüchtet werden, oder eine Rundfahrt<br />

durch die Blauwe Stad vor den Toren Groningens.<br />

Wer es weniger planvoll mag, der wandelt<br />

im Vorfeld des Konzertes durch das<br />

malerische Oudeschans oder die imposante<br />

Festung Bourtange.<br />

Mehr Informationen zu den Grenzkonzerten<br />

finden Sie in der Broschüre „Grenzgänger“<br />

sowie im Programmheft des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s.<br />

21


�<br />

PETER<br />

BARCABA<br />

Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> geht in sein 27. Jahr. Fast von Anfang an dabei ist<br />

Professor Peter Barcaba, mal als Künstler, mal als Komponist, mal als Leiter einer<br />

Meisterklasse. Sein Klavierkurs ist inzwischen geradezu fester Bestandteil des<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. �ortissimo traf sich mit Peter Barcaba an einem lauen <strong>Sommer</strong>abend<br />

– der Wiener hatte gerade den ersten Tag mit einer neuen Meisterklasse hinter sich.<br />

�ortissimo (FF): Sind Sie eigentlich gerade entspannt?<br />

PETER BARCABA: Ja. Weil ich glücklich bin. Man spürt,<br />

man hat andere berührt. Man hat nicht nur nacktes<br />

Wissen weitergegeben, sondern man hat sie in ihrer<br />

musikalischen Seele, in ihrem eigenen Ich tief berührt.<br />

Und wenn das der Fall ist, dann weiß ich, das war ein<br />

Unterricht, dann habe ich den Menschen angesprochen.<br />

Dann bin ich glücklich.<br />

FF: Und dieses Gefühl stellt sich schon nach kurzer Zeit<br />

ein?<br />

PETER BARCABA: Das habe ich in zehn Minuten. Mein<br />

schönstes Erlebnis war mit einem neunjährigen Knaben<br />

vor sieben, acht Jahren in Korea. Der konnte kein Wort<br />

Deutsch, kein Wort Englisch, nur Koreanisch. Und er<br />

hatte kleine Hände, die anderen Studenten dachten,<br />

was will denn der in unserer Gruppe. Dann hat er eine<br />

Mozart-Sonate gespielt, das war von einer Frische und<br />

Lebendigkeit, wie es ein Siebzehnjähriger auch nicht<br />

besser spielen könnte. Ich habe mich sehr gefreut. Doch<br />

dann kam seine Mutter hinzu: Schau, dein Lehrer sagt<br />

das so, mach das doch so! Ich hab mich unbeliebt gemacht<br />

– und die Mutter rausgeschmissen. Dann haben<br />

wir miteinander gespielt, wir haben gestikuliert, wir<br />

haben gelacht zusammen. Und nach zehn Minuten<br />

hatte er begriffen, was ich von ihm wollte. Er hat mich<br />

umarmt und ist in die Luft gesprungen, das war eines<br />

meiner schönsten Erlebnisse. Der hatte so ein originales,<br />

wirklich aus ihm kommendes Musiktalent, dass ein<br />

falscher Ehrgeiz ihn kaputt machen würde.<br />

FF: Diesen falschen Ehrgeiz beobachten Sie häufiger?<br />

PETER BARCABA: Den beobachte ich häufiger. Der führt<br />

zu Verspannungen, der führt nicht zu Glückserlebnissen,<br />

sondern zu Zwangserlebnissen. Aus falschem Ehrgeiz<br />

spielen viele Schüler zu schwere Sachen, weil sie<br />

denken, jetzt müssen sie die und die Karrierestufe<br />

erreichen, sonst wird es nichts. Dabei hat jeder sein<br />

individuelles Lerntempo. Nur mit dem kann er glücklich<br />

werden. Er kann sich disziplinieren und dieses beschleunigen,<br />

aber im Wesentlichen muss er darauf<br />

Rücksicht nehmen. Wenn er das nicht tut, geht der<br />

Schuss nach hinten los.<br />

FF: Seit Jahren leiten Sie beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

eine Meisterklasse. Wer nimmt daran teil?<br />

PETER BARCABA: Das Schönste ist, wenn Leute kommen,<br />

die ich noch nie im Leben gesehen habe. Und der<br />

erste Gedanke ist: Was braucht dieser Mensch von mir?<br />

Was ist der nächste Schritt, den er tun muss, um ein<br />

Werk zu verbessern, um tiefer in ein Werk einzudringen,<br />

um den Komponisten besser zu verstehen, seine Ideen<br />

nachzuvollziehen. Welche technischen Voraussetzungen<br />

hat er oder hat er noch nicht? Also dort ansetzen, wo<br />

die Not oder die Arbeit am größten ist. Das ist die wunderschöne<br />

Herausforderung.<br />

Voll konzentriert auf die Musik und<br />

seine Mitmenschen: Peter Barcaba<br />

(in der Mitte zusammen mit<br />

Franziska König).<br />

22 23


��<br />

FF: Wie viele Teilnehmer hat der Kurs?<br />

PETER BARCABA: Das ist sehr verschieden, vor<br />

einigen Jahren hatte ich 31, zuletzt meist um die zehn<br />

herum, durch die Bank Klavier und manchmal<br />

Kammermusik mit Klavier.<br />

FF: Und bei jedem Einzelnen feilen Sie, gucken,<br />

horchen?<br />

PETER BARCABA: Ich muss ihn als Individuum erfassen,<br />

ich muss sehen, was braucht dieser Mensch<br />

wirklich, damit er weiterkommt. Bei dem einen ist eine<br />

etwas schlampige Klaviertechnik, bei dem anderen ist<br />

es mangelnde Phrasierung, es ist ein bisschen Unaufmerksamkeit,<br />

es läuft etwas mechanisch durch. Und<br />

da muss man ansetzen. Dass man der Komposition,<br />

dem Zeitstil, der Idee des Komponisten so nahe als<br />

möglich kommt. Dass man den Aufbau des Kunstwerks,<br />

die Größe des Kunstwerks vor sich hat, bei<br />

allen Detailübungen und bei allen technischen Übungen.<br />

Sonst ist man kein Künstler, sondern ein Kleinhandwerker,<br />

der vielleicht mal einen Schrank<br />

zusammenstellt, aber kein Haus bauen kann. Das<br />

vollzieht sich Stufe für Stufe. Welche Stufe, das hängt<br />

ab vom Spieler, von seinem Niveau, seinen Stärken<br />

und Schwächen. Manchmal kommen hochbegabte<br />

Leute, vor allem aus den asiatischen Ländern, aber<br />

Leute, die viel zu schwere Sachen spielen. Dann<br />

haben sie Mühe, und die Mühe verdirbt natürlich die<br />

Lust an der Musik.<br />

FF: Dann erholen sie sich ja regelrecht hier in<br />

Ostfriesland...<br />

PETER BARCABA: Dann erholen sie sich, dann bauen<br />

24<br />

sie das Haus wirklich mal von unten auf. Dass sie<br />

dem gewachsen sind, was sie tun, dass sie vor allem<br />

der Energie, die in einem Werk verborgen ist, gewachsen<br />

sind – das ist noch wichtiger als die technischen<br />

Einzelheiten. Diese Grundenergie, dieser Grundduktus,<br />

der das Werk so einzigartig macht - das gilt es zu<br />

erfassen.<br />

FF: Die Teilnehmer an Ihrer Meisterklasse – wie<br />

werden die ausgewählt?<br />

PETER BARCABA: Es kommen Schüler, die suche ich<br />

mir aus, die lade ich auch ein. Ich nehme nicht jeden.<br />

Außerdem sucht mir mein lieber Kurspartner Franz<br />

Chien Schüler aus, die aus Taiwan kommen. Er bringt<br />

Schüler, wo er weiß, dass ich als Lehrer für diese auch<br />

geeignet bin. Es ist ja nicht jeder Lehrer für jeden<br />

Schüler geeignet.<br />

FF: Und warum ist der Anteil der Teilnehmer aus dem<br />

asiatischen Raum so hoch?<br />

PETER BARCABA: Ich habe seit sieben oder acht<br />

Jahren ständig einen Lehrauftrag in Korea und zunehmend<br />

auch in China. Ich arbeite also selbst viel im<br />

asiatischen Raum, dadurch bekomme ich auch<br />

Schüler nach Wien, und die lade ich auch hierher ein.<br />

FF: Der Austausch auf der musikalischen Ebene, läuft<br />

der reibungslos?<br />

PETER BARCABA: Es ist erstaunlich: ja. Die Schüler<br />

aus Asien bringen eine Disziplin mit und eine An -<br />

passungsfähigkeit, die enorm ist. Aber es ist keine<br />

passive Anpassungsfähigkeit, dass sie jetzt ihre<br />

Individualität verleugnen und sich zu Europäern<br />

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machen müssen. Sondern die europäische Musik wird<br />

von Anfang an immer mehr in ihre Seele integriert,<br />

das ist ein Reifungsprozess. Ich frage sie zum Beispiel,<br />

was ihnen an der europäischen Musik am allernächsten<br />

ist. Dann sagen sie: Dvořák und Smetana,<br />

die tschechische Musik. Das ist ein ganz ähnliches<br />

Liedgut, das sind ähnliche Skalen, das sind ähnliche<br />

Empfindungen der Melodien, nur ein bisschen anderer<br />

Sprachgebrauch. Also es sind viel, viel mehr Ähnlichkeiten,<br />

als wir glauben. Und wenn wir die entdecken,<br />

dann ist das wunderbar, dann sind wir ein Volk.<br />

FF: Was kennzeichnet für Sie das Arbeiten hier in<br />

Ostfriesland?<br />

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PETER BARCABA<br />

Peter Barcaba studierte an der Wiener Musikhochschule<br />

Klavier, Komposition, Tonsatz und Inter -<br />

pretation nach Heinrich Schenker. Meisterkurse<br />

absolvierte er u. a. bei Adam Harasiewicz, Conrad<br />

Hansen und Bruno Seidelhofer. Seit 1984 ist er<br />

Professor an der Musikhochschule in Wien. Eine<br />

intensive Konzerttätigkeit verbindet er mit musikalischen<br />

Forschungen. Außerdem ist Peter Barcaba<br />

Pianist der Kammermusikvereinigung Wien.<br />

PETER BARCABA: Es ist eine Atmosphäre, in der man<br />

hier arbeitet, die eine Ruhe und eine Harmonie ausstrahlt.<br />

Man braucht nur die Warften, die Kirche, das<br />

Meer anzuschauen, die unendliche Weite der Landschaft,<br />

die Sonnenuntergänge – eine bessere<br />

poetische Inspiration kann man sich kaum vorstellen.<br />

FF: Und woran muss man sich als Wiener in<br />

Ostfriesland gewöhnen?<br />

PETER BARCABA: An gar nichts. Das ist wie eine<br />

zweite Heimat. Ich freue mich, wenn ich hierher<br />

komme. �<br />

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Wenn Kinder musizieren, müssen Eltern schwitzen<br />

26<br />

Im „Musikgarten“<br />

erfassen schon die ganz<br />

Kleinen spielerisch die<br />

musikalischen Parameter.<br />

sagt denn am Morgen<br />

die Katze zum Floh? Hallo,<br />

„Was<br />

Hallo, Hallo“ – drei Mütter<br />

und ein Vater sitzen im Kreis auf dem<br />

Fußboden, ihre Kinder auf dem Schoß.<br />

Sie singen, klatschen in die Hände und<br />

winken. Bela schaut in die Runde. Der<br />

Zweijährige kennt das Begrüßungslied<br />

schon lange. Seit einem halben Jahr<br />

geht er in Aurich zum „Musikgarten“ in<br />

die Musikschule. Zu „Hallo, Hallo,<br />

Hallo“ winkt er den anderen Kindern<br />

emsig zu.<br />

Als Lehrerin Christine Hendriks die<br />

Klanghölzer aus dem Schrank nimmt,<br />

springt Bela vom Schoß seiner Mutter.<br />

Er wühlt neugierig in der Kiste und verteilt<br />

Klanghölzer an alle Kursteilnehmer.<br />

Naemi, das einzige Mädchen in<br />

der Runde, strahlt über das ganze Gesicht,<br />

als alle ihre Klanghölzer lautstark<br />

auf den Boden klopfen. „Jetzt nochmal<br />

ganz leise“, flüstert Christine Hendriks.<br />

Kinder und Eltern horchen gespannt<br />

auf das „Tip Tip“. Bela läuft der Speichel<br />

aus dem Mund, so konzentriert<br />

tippt er die Hölzer aneinander. „Leise<br />

muss nicht langsam sein“, erklärt Christine<br />

Hendriks. „Wer das auseinanderhalten<br />

kann, hat es später im<br />

Instrumentenunterricht leichter.“<br />

„Rollen, rollen hin und her – das gefällt<br />

den Händen sehr“, singen die Erwachsenen.<br />

Wie Nudelhölzer rollen die Klanghölzer<br />

unter den kleinen Händen über den<br />

Fußboden. Die Stunde mutet ein wenig an<br />

wie ein Aerobic-Training. „Auf die Füße“,<br />

fordert Christine Hendriks ihre Schüler auf.<br />

Simon hält sich mit beiden Händen an<br />

seiner Mutter fest, während er ein Klangholz<br />

unter seiner Fußsohle hin und her<br />

rollt. Naemi gerät gefährlich ins Wanken.<br />

Die Zweijährige hält sich nur noch mit<br />

einer Hand fest. Mit dem freien Arm rudert<br />

sie durch die Luft. Bela macht nicht mit. Er<br />

guckt lieber zu, wie seine Mutter die<br />

Übung macht. Auch das ist Teil des Konzepts<br />

im „Musikgarten“. „Nicht jeder<br />

macht alles mit. Kinder brauchen ihren<br />

Freiraum“, weiß die Lehrerin.<br />

Die Eltern müssen während der ganzen<br />

Stunde hart ran: „Seht her, seht her, das<br />

Tanzen ist nicht schwer“, singt die Gruppe.<br />

Kinder und Erwachsene fassen sich an<br />

den Händen und tanzen im Kreis. Erst<br />

langsam, dann ganz schnell: „So geht es<br />

immer hopp hopp hopp, so schnell wir<br />

können im Galopp. Und nun macht einen<br />

großen Sprung.“ Simon ist mit fast drei<br />

Jahren der Älteste in der Gruppe. Er kann<br />

alleine springen. Die anderen Kinder strecken<br />

die Hände nach ihren Eltern aus und<br />

lassen sich von denen durch die Luft wirbeln.<br />

Spielerisch lernen sie so Rhythmus<br />

kennen. „Der ständige Wechsel zwischen<br />

Stillsitzen, Instrumente erforschen, Klatschen<br />

und Tanzen ist wichtig“, sagt Christine<br />

Hendriks. Ziel ist es, „dass die Kinder<br />

auf verschiedene Art und Weise die musikalischen<br />

Parameter ganzheitlich erfassen.”<br />

Nach zwei Liedern sind die Eltern ganz<br />

schön aus der Puste. Bela krabbelt bei<br />

Christine Hendriks auf den Schoß. Die<br />

„Reitstunde“ beginnt. Auf den Oberschenkeln<br />

der Erwachsenen geht es über Stock<br />

und Stein. Belas „Pferd“ weicht einem<br />

Baum aus und springt über einen Graben.<br />

„Ei mein Pferdchen läuft geschwind, hoppala,<br />

hoppala, hoppala hopp – ist doch<br />

schneller als der Wind.“ Dann krabbeln<br />

alle schnell auf Mamas und Papas Rücken<br />

und huckepack geht es im Galopp<br />

durch das Klassenzimmer. Simon kreischt<br />

vor Vergnügen. Fest fasst er die kleinen<br />

Arme um die Schultern seiner Mutter.<br />

27


�<br />

Das bin ich,<br />

und das ist die Natur<br />

Mitmachkonzerte und Workshops verbinden menschliche<br />

Sinne mit den vier Elementen.<br />

Den eigenen Körper im Kontext<br />

der Natur erleben, erfahren und<br />

ausprobieren – darum geht es<br />

beim Familientag am 7. August im<br />

Landwirtschaftsmuseum in Campen.<br />

Das Ensemble „Confettissimo“ eröffnet<br />

die Reise durch die menschliche Sinneswelt<br />

mit einem Mitmachkonzert um<br />

11:00 Uhr. Unter dem Motto „Wenn<br />

die Ohren Augen machen“ spüren die<br />

jungen Konzertbesucher ihre Sinne<br />

beim gemeinsamen Musizieren. In der<br />

Bewegung nehmen sie Tempoveränderungen<br />

wahr, und beim Rate-Rap zu<br />

verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />

sind alle aufgefordert, lautstark mit zu<br />

raten.<br />

In einem zweiten Konzert um 15:00<br />

Uhr bringen die vier professionellen<br />

Musiker und Musikpädagogen ihren<br />

Zuhörern spielerisch die Elemente<br />

Feuer, Wasser, Erde und Luft näher. Die<br />

vier studierten „Confettissimo”-Musiker<br />

verbinden verschiedene Epochen und<br />

Stile vom mittelalterlichen Tanzlied bis<br />

zu Hiphop, und von afrikanischem Gesang<br />

bis zu Body-Percussion und Pantomime<br />

miteinander.<br />

Als Vor- und Nachbereitung haben Kinder<br />

zwischen den Konzerten Gelegen-<br />

28<br />

heit, in Workshops die menschlichen<br />

Sinne und die vier Elemente zu erforschen.<br />

Theaterpädagoge Norbert<br />

Knitsch und Tanzpädagoge Daniel<br />

Jüdes gestalten ein themenbezogenes<br />

Aktionsprogramm. Die Musikstation<br />

verbindet Theater und Tanz. Dort setzen<br />

die Workshop-Teilnehmer unter Anleitung<br />

der Musikpädagogin Elenor<br />

Simon-Löcken ihre zuvor entwickelte<br />

kleine Wettergeschichte mit Kleinpercussion<br />

musikalisch um. Am Bastelstand<br />

entstehen Instrumente, die zu<br />

den Elementen Feuer, Wasser, Erde<br />

und Luft passen.<br />

Der Familientag richtet sich an Kinder<br />

ab drei Jahren und ihre Begleiter. Die<br />

Tageskarte mit Aktionsprogramm und<br />

zwei Konzerten kostet pro Person 10<br />

Euro. 5- bis 12-Jährige bezahlen die<br />

Hälfte.<br />

Die „Pferde“ brauchen eine Verschnaufpause.<br />

Christine Hendriks stellt<br />

ein Xylofon auf den Fußboden. Naemi<br />

schnappt sich einen Schlägel und<br />

spielt die Tonleiter sauber von unten<br />

nach oben. Bela legt sich neben das<br />

Instrument und versucht von unten<br />

einen Blick ins Innere zu erhaschen.<br />

Christine Hendriks hebt das Xylofon an.<br />

Bela guckt nach: „Nichts drin“, bemerkt<br />

er sichtlich verwundert. Naemi<br />

und Simon setzen ihr Spiel fort. „Das<br />

klingt richtig melodisch, was die heute<br />

machen“, stellt Belas Mutter fest.<br />

Im „Musikgarten“ haben Kinder Gelegenheit,<br />

jedes auf seine Art, verschiedene<br />

Instrumente zu entdecken.<br />

Christine Hendriks nutzt die Chance,<br />

um mit dem sonst eher zurückhaltenden<br />

Simon in Kontakt zu treten. Sie<br />

spielt drei Töne, dann wartet sie ab.<br />

Simon antwortet. Er schlägt einmal<br />

aufs Holz. Jetzt spielt auch die Lehrerin<br />

nur einen Ton.<br />

Jelto, Naemi und Bela rücken ganz nah<br />

an das Instrument heran, während<br />

Christine Hendriks spielt: „Ein Huhn<br />

das fraß, man glaubt es kaum, ein<br />

Blatt von einem Gummibaum. Dann<br />

lief es in den Hühnerstall und legte<br />

einen Gummiball.“ Simon sitzt jetzt<br />

einen Meter hinter den anderen und<br />

klatscht ganz leise in die Hände. Angespannt,<br />

als erwarte er, dass etwas passiert,<br />

beobachtet er die Szene. Christine<br />

Hendriks wechselt vom Xylofon ans Klavier.<br />

Bela bleibt ihr dicht auf den Fersen.<br />

Dann plötzlich entleert die Lehrerin einen<br />

Korb voll bunter Bälle ins Klassenzimmer.<br />

Naemi rennt juchzend hinterher. Bela wirft<br />

seinen Ball quer durch den Raum und kichert.<br />

„Ich hab noch die Hühnermusik<br />

dabei“, kündigt Christine Hendriks an.<br />

Wie auf ein Kommando rennen alle Kinder<br />

kichernd durch den Raum. Von einem<br />

CD-Player an der Wand erklingen die Comedian<br />

Harmonists mit „Ich wollt ich wär<br />

ein Huhn“. Bela schnappt sich Christine<br />

Hendriks Puppe „Pelle“ und wirbelt mit ihr<br />

über den Fußboden. Naemi nimmt ihren<br />

Vater an beiden Händen und dreht sich<br />

im Kreis.<br />

Nach sechs Monaten „Musikgarten“ kennen<br />

die Schüler zirka 30 Lieder. Und nicht<br />

alle sind moderne Kinderlieder. Altes<br />

Liedgut zu erhalten ist Teil des Konzepts.<br />

„Hauptsache, die Musik passt zum Thema<br />

der Stunde, und man kann sich gut danach<br />

bewegen“, erklärt Christine Hendriks.<br />

Zum Abschluss darf jedes Kind<br />

noch einen Ton auf der Triangel spielen.<br />

„Das Instrument ist heiß begehrt“, weiß<br />

Hendriks. Bela fällt es noch schwer, das<br />

Dreieck loszulassen, aber er merkt schnell,<br />

dass es nur klingt, wenn er das Instrument<br />

an dem dafür vorgesehenen Band hochhält.<br />

Simon schlägt blitzschnell dreimal<br />

hintereinander gegen das Dreieck. Sein<br />

Gesichtsausdruck verrät eine Mischung<br />

aus schlechtem Gewissen und Genugtuung.<br />

Auch Naemi gibt die Triangel nur<br />

schweren Herzens weiter. „Es gehört viel<br />

Disziplin dazu, zuzuhören, wann der Ton<br />

ausklingt. Das ist schwer für die Kinder.“<br />

„Wer Schuhe anhat, darf Klavier spielen“,<br />

lockt sie ihre jungen Schüler zum Schluss<br />

der Stunde. Simon ist der Erste. Geschickt<br />

klettern seine dünnen Finger wie die<br />

Beine einer Spinne von Taste zu Taste.<br />

Bela stellt sich ganz nach rechts und<br />

drückt immer wieder das hohe C. Dann<br />

spielen Jelto, Simon und Bela zusammen<br />

beidhändig. Sechs Hände gleiten die Tonleiter<br />

rauf und runter. Naemi rennt dazu kichernd<br />

im Kreis herum. �<br />

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Hochgenuss.<br />

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�<br />

Für Musik ist es nie zu früh<br />

Christine Hendriks würde am liebsten schon Babys an<br />

Rhythmus, Melodie und Tanz heranführen.<br />

ffortissimo (FF): Normalerweise beginnen<br />

die Kurse der „<strong>Musikalische</strong>n<br />

Früherziehung“ erst mit viereinhalb<br />

Jahren. Warum musizieren Sie schon mit<br />

jüngeren Kindern?<br />

Hendriks: Man kann nicht früh genug beginnen,<br />

Kindern Musik anzubieten. In den<br />

„Musikgarten“ kommen die Kinder schon<br />

mit eineinhalb Jahren. Sie erleben ge-<br />

30<br />

meinsam mit einer Bezugsperson, welche<br />

Wirkung Musik auf sie haben kann. Wichtig<br />

ist hier, dass die Eltern in dieser<br />

Stunde nur für ihre Kinder da sind. Die<br />

Kleinen genießen die volle Zuwendung<br />

und Wertschätzung, ohne Unterbrechung<br />

durch Telefon oder Staubsauger. Aber<br />

auch Babys sind schon fasziniert von<br />

Musik!<br />

FF: Babys? Aber die können doch noch<br />

gar nicht singen und tanzen.<br />

Hendriks: Aktiv nicht. Doch schon im<br />

Mutterleib nehmen die Ungeborenen die<br />

Stimme der Mutter wahr. Jeder singt doch<br />

seinem Kind zum Einschlafen etwas vor<br />

oder beruhigt es durch Singen und Wiegen.<br />

Von Beginn an ist in jedem Menschen<br />

musikalisches Potenzial angelegt. Das gilt<br />

es zu nähren und zu entfalten.<br />

FF: Können Ihre Schüler dann mit zwei<br />

Jahren Walzer tanzen und Blockflöte spielen?<br />

Hendriks: Nein, wir machen viel mit der<br />

Stimme. Wir singen zu Tänzen, Kniereitern<br />

oder auch frei. Die Kinder lieben Wiederholungen<br />

und freuen sich, wenn sie ein<br />

Lied oder einen Tanz wiedererkennen. Das<br />

Instrumentarium ist zunächst beschränkt<br />

auf die Orff’schen Instrumente, auf denen<br />

jeder ganz wertfrei spielen kann. Trotzdem<br />

taucht in der Stunde mal eine Gitarre oder<br />

ein Streichinstrument auf, und nach der<br />

Stunde dürfen die Kleinen auf dem Klavier<br />

spielen.<br />

FF: Soll aus jedem Ihrer Schüler ein kleiner<br />

Mozart werden, oder warum kommen<br />

die Eltern mit ihren Kindern zu Ihnen?<br />

Hendriks: Nein, werden sie auch nicht. Am<br />

wichtigsten ist in jedem Fall, die Faszination<br />

und Freude an Musik zu teilen, der<br />

Musik im Alltag Platz zu schaffen. Die Eltern<br />

machen sich Gedanken darüber, was<br />

sie ihren Kindern in ihrer Freizeit anbieten<br />

können. In einer Gruppe können vielfältigere<br />

musikalische Erfahrungen gemacht<br />

werden als zu Hause. Sie hören stimmliche<br />

Musik, Iive gespielte oder aufgenommene<br />

Musik und erleben das gleichzeitig<br />

mit den anderen Kindern und Eltern. Die<br />

Eigendynamik in einer Gruppe ist großartig.<br />

Ein Problem ist, dass viele Eltern meinen,<br />

sie könnten selbst nicht singen. Dann<br />

ist es umso wichtiger, dass sie ihre Hemmungen<br />

abbauen und einfach mitsingen<br />

und mitmachen. Sie müssen schon ernsthaft<br />

dahinterstehen und auch mal den<br />

Bären spielen. In einer Gruppe mit Kindern<br />

gelingt das gut.<br />

FF: Den Bären spielen?<br />

Hendriks: Ja, es geht auch darum, Stimmungen<br />

darzustellen. Wir haben zum Bei-<br />

spiel ein Lied von einem Brummbären, der<br />

einen Freund sucht. Erst ist er ganz allein<br />

und traurig, doch schließlich findet er seinen<br />

Freund und kann mit ihm fröhlich tanzen.<br />

FF: Stimmungen darstellen - das klingt<br />

erst mal nicht nach Musik lernen?<br />

Hendriks: Musik ist die Sprache der Emotionen.<br />

Ziel ist es, die Freude an der Musik<br />

zu finden.<br />

Dabei werden auch ganz andere Fähigkeiten<br />

geschult, ohne dass die Kinder es<br />

merken. Musik ist ein Geben und Nehmen,<br />

die Kinder werden auf vielen Gebieten<br />

sensibilisiert und ihre Konzentrations -<br />

phasen verlängern sich unweigerlich.<br />

Wenn die Kinder ein Instrument erforschen<br />

und dabei abschweifen, haben sie<br />

Zeit zurückzukommen, aber sie lernen<br />

auch, sich immer länger mit einer Sache<br />

zu beschäftigen.<br />

FF: Was unterscheidet Ihren Unterricht<br />

vom Singkreis im Kindergarten?<br />

Hendriks: In der Musikschule ist die Qualität<br />

eine ganz andere. Der Unterricht kann<br />

differenzierter stattfinden. Im Kindergarten<br />

habe ich keine Eltern, die mitmachen.<br />

Ohne die sind die Kinder unruhiger, außerdem<br />

ist eine Gruppe im Kindergarten<br />

meist größer. In der Musikschule sind nur<br />

sieben bis acht Kinder in einem Kurs,<br />

deren Altersunterschied möglichst nicht<br />

mehr als vier bis sechs Monate beträgt.<br />

Aber das soll die Wichtigkeit des Singens<br />

und Musizierens im Kindergarten keineswegs<br />

schmälern!<br />

FF: Was können Eltern tun, wenn ihr Kind<br />

einfach kein Interesse an Musik zeigt?<br />

Hendriks: Sie immer wieder anbieten,<br />

aber auf keinen Fall das Kind zwingen.<br />

Jedes Kind kommt mit einer Musikalität<br />

auf die Welt. Entscheidend ist, wie es<br />

durch Musik erreicht wird. Dass ein Kind<br />

sich gar nicht auf Musik einlässt, nicht<br />

neugierig auf Klänge ist, habe ich noch<br />

nicht erlebt. Es muss ja nicht immer ein<br />

Instrument gelernt werden - es reicht<br />

doch, Musik ein Leben lang zu lieben.<br />

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FF: Können Kinder, die erst im Grundschulalter<br />

ein Instrument lernen, noch<br />

kleine Meister werden?<br />

Hendriks: Sicher, der „Musikgarten“ ist ja<br />

nur ein erstes Angebot, und damit kann<br />

man nicht früh genug anfangen. Aber die<br />

Hauptsache ist, man führt die Kinder<br />

überhaupt irgendwann an die Musik<br />

heran. Es ist nie zu spät - übrigens auch<br />

nicht für Erwachsene! �


�<br />

Die «Seele» der alten Burg<br />

BESICHTIGUNG<br />

Burg Berum<br />

32<br />

DINER<br />

Fährhaus Neßmersiel<br />

KONZERT<br />

Arle, Kirche<br />

Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland bietet Musik<br />

auf Weltniveau. Doch das Festival will mehr, will zeigen,<br />

dass die Region mehr hat und mehr kann. Darum gibt es in jedem<br />

Jahr ein spannendes Rahmenprogramm, das Kultur, Landschaft<br />

und Menschen der Region in den Mittelpunkt rückt. So kann und<br />

soll man vor und nach dem Konzert einen ganzen Tag vor Ort<br />

“verbummeln”. Passend zum Konzert in der Kirche Arle empfehlen<br />

die �ortissimo-Macher in diesem Jahr etwa einen Besuch der Burg<br />

Berum und einen kulinarischen Happen im Fährhaus Neßmersiel.<br />

Lassen Sie sich überraschen ...<br />

In der Gemeinde Hage liegt eine der<br />

bedeutendsten historischen ostfriesischen<br />

Stätten – die Burg Berum.<br />

Doch viele rauschen auf ihrem Weg an dem<br />

Kleinod vorüber, ohne es wirklich wahrzunehmen<br />

oder ohne hineinzugehen. Zugegeben,<br />

der mächtige Turm und die massiven<br />

Steinmauern; der Wall, der sich halb um das<br />

Gelände zieht, machen nicht eben einen<br />

einladenden Eindruck. Doch wagt man es<br />

und tritt durch das frisch restaurierte<br />

eiserne Burgtor, offenbart sich ein kleines<br />

Paradies.<br />

Man wähnt sich auf einer Zeitreise in die<br />

ostfriesische Vergangenheit, wenn man im<br />

Innenhof wandelt, den Blick über den parkähnlichen<br />

Garten schweifen lässt oder an<br />

den Fundamenten des alten Brunnens verweilt.<br />

Und doch sorgt „Burgherrin“ Margit<br />

von Oppeln-Bronikowski dafür, dass sich<br />

Gäste und Bewohner nicht in der Vergangenheit<br />

verlieren, sondern im Hier und Jetzt<br />

bleiben – den Moment genießen, zur Ruhe<br />

kommen. Von Oppeln-Bronikowski schwebt<br />

nicht in anderen Sphären oder Höhen, hat<br />

die Bodenhaftung trotz der adeligen Umgebung<br />

nicht verloren. Die Chefin der Burg ist<br />

bodenständig und realistisch, sie kann zupacken<br />

und kümmert sich mit viel Liebe<br />

zum Detail um das alte Gemäuer. Damit<br />

steht sie in der Tradition starker Frauen, die<br />

seit jeher in der Burg Berum ein Zuhause<br />

fanden.<br />

33


�<br />

Erstmals erwähnt wird die Burg Berum um<br />

1300. Angelegt als wehrhafte Anlage mit<br />

einem 3,5 Meter dicken Wehrgang nebst<br />

Turm, lebten hier die Häuptlinge Syrtza. Ihr<br />

Erbe traten im 15. Jahrhundert die Cirksenas<br />

an. Sie bauten die Burg zu einer dreiflügeligen<br />

Residenz aus. Vor allem die Frauen<br />

der Familie sorgten dafür, dass aus dem<br />

ehemaligen Verteidigungsbollwerk bis Mitte<br />

des 17. Jahrhunderts ein prachtvolles<br />

Schloss im Renaissance-Stil wurde. Mit der<br />

Machtübernahme der Preußen 1744 wendete<br />

sich jedoch das Blatt. „Alles, was von<br />

materiellem Wert war, wurde abgerissen und<br />

verkauft”, erzählt Margit von Oppeln-Bronikowski.<br />

Sowohl das Inventar des Schlosses,<br />

als auch ein Großteil der Gebäude und die<br />

Kapelle im Garten wurden dem Erdboden<br />

gleich gemacht – der wertvolle Sandstein<br />

war bares Geld wert. „Noch heute findet<br />

man Sandstein der Burg Berum in Ostfriesland”,<br />

weiß von Oppeln-Bronikowski. So<br />

seien Berumer Steine etwa beim Sielbau in<br />

Neuharlingersiel verwendet worden. Nach<br />

dem radikalen „Kahlschlag“ blieben die Vorburg<br />

übrig, da dort das „Amt Berum“ untergebracht<br />

war, sowie ein Wirtschaftsgebäude<br />

und die Tordurchfahrt mit den Wappen.<br />

34<br />

Bis zum Jahr 1932 blieb die Burg Verwaltungssitz,<br />

danach kaufte die Familie zu Innund<br />

Knyphausen das Anwesen. Und wieder<br />

war es eine Frau, die sich mit viel Liebe und<br />

Aufwand des Hauses annahm – Fürstin zu<br />

Inn- und Knyphausen. „Sie gab dem Haus<br />

Großzügigkeit und Wohnlichkeit“, erzählt von<br />

Oppeln-Bronikowski. Nach dem Tod der<br />

Fürstin stand das Anwesen zum Verkauf. Es<br />

schlug die Stunde von Margit und ihrem<br />

Mann Hans-Heinrich. Der selbstständige Architekt<br />

aus dem Rheinland baute zu jener<br />

Zeit das Schloss Lütetsburg auf, lebte und<br />

arbeitete also in direkter Nachbarschaft. In<br />

Ostfriesland suchte das Paar ein Haus,<br />

wurde aber nicht so recht fündig. Und dann<br />

kam das Angebot der Burg Berum – einem<br />

historischen Gebäude, unter Denkmal- und<br />

Landschaftsschutz stehend. Der Architekt erstellte<br />

ein Wertgutachten über die Burg.<br />

„Dann dachten wir, vielleicht sollte man es<br />

doch selber erwerben“, erinnert sich Margit<br />

von Oppeln-Bronikowski. Gesagt, getan, bald<br />

war das junge Paar Burgherr und Burgherrin.<br />

Ihr erster Eindruck von dem alten Gemäuder?<br />

„Es war kalt, es war verwohnt, es war<br />

leer.“ Nicht gerade einladend. Dennoch<br />

hatte dieses Objekt das besondere Etwas.<br />

Das junge Paar sah das Potenzial und<br />

spuckte in die Hände. Im wahrsten Sinne<br />

des Wortes, denn ein Großteil der Restaurierung<br />

und Sanierung geschah in Eigenarbeit.<br />

In der Rückschau eine anstrengende, aber<br />

auch lehrreiche Zeit. „Es hat alle Kraft und<br />

alles Geld gekostet, das wir hatten, aber ich<br />

bin dankbar für diese Zeit.“ Die ersten<br />

Schritte lebten so auch von der Improvisation.<br />

Die frisch gebackenen Burgbesitzer verfüllten<br />

Zimmerböden etwa mit Material aus<br />

alten Hühnerställen. Von Anfang an hatten<br />

Margit und ihr Mann Hans-Heinrich das<br />

Konzept der Vermietung und Gästebewirtung<br />

im Kopf. „So ein Haus braucht Menschen,<br />

braucht Beseelung“, sagt von Oppeln-Bronikowski.<br />

Sie, allein auf der Burg? Für die<br />

Burgfrau keine Vorstellung. Außerdem ist sie<br />

dazu viel zu sehr Realistin geblieben. „So<br />

ein Projekt muss immer auch wirtschaftlich<br />

sein“, sagt sie. Mit der Vermietung von Ferienwohnungen<br />

und fünf festen Mietwohnungen<br />

trägt sich die Burg bis heute selbst.<br />

Hinter den dicken Burgmauern wuchsen<br />

auch die Söhne Tido und Bernhard auf. Die<br />

inzwischen erwachsenen Männer leben<br />

heute in Zürich und Paris, kehren aber<br />

immer wieder gerne in ihre Heimat, an diesen<br />

verwunschenen Ort, zurück. Auch wenn<br />

sie bis zum heutigen Tag immer mal wieder<br />

mit anpacken müssen. Ein 800 Jahre altes<br />

Gemäuer schläft nie. 2009 erst wurde das<br />

historische Tor restauriert, auch eine neue<br />

Heizungsanlage sowie doppelte Fenster wurden<br />

eingebaut. Die Burg Berum ist also eine<br />

dauerhafte Herausforderung. So sieht sich<br />

die Burgherrin weniger als Burgfräulein,<br />

denn als Managerin des Anwesens – allerdings<br />

eine Managerin mit viel Herz, Verstand<br />

und Liebe zum Objekt. „Ich habe das Glück,<br />

an einem Ort zu leben, der mir gut tut“, sagt<br />

sie. Und diesen Ort hegt und pflegt sie mit<br />

Hingabe. In den liebevoll eingerichteten<br />

Gästezimmern und Ferienwohnungen<br />

erblickt man Antiquitäten, kleine Kostbarkeiten<br />

aus vergangenen Zeiten stehen in Regalen<br />

und auf Fensterbänken – Kerzenleuchter,<br />

Teetassen, kleine Skulpturen. Die Möbel<br />

sind antik, der Besucher fühlt sich in<br />

vergangene Zeiten zurückversetzt. Kleine<br />

Blumenbeete im Innenhof der Burg leuchten<br />

in bunten Frühlingsfarben, im ehemaligen<br />

Pferdestall finden Taufen und Hochzeiten<br />

statt – unter offenem Gebälk. Bei aller Liebe<br />

zum Detail will Margit von Oppeln-Bronikowski<br />

ihr Haus aber nicht zum Museum<br />

machen. „Es darf keinesfalls museal werden,<br />

dann könnte ich hier selbst nicht<br />

leben.“<br />

Auch das Außengelände, der mächtige Wall,<br />

die Baumriesen, der Garten lassen das Herz<br />

der Burgherrin hüpfen. „An diesem Ort ist<br />

die Geschichte ablesbar“, sagt sie. Bei<br />

einem Wandel über den ehemaligen<br />

Festungswall und zwischen den über 200<br />

Jahre alten Blutbuchen entsteht die Idee,<br />

einen eigenen Weg zu finden – während des<br />

Spazierganges und im Leben. „Dieser Platz<br />

ist einfach nicht alltäglich“, sagt die Burgherrin<br />

und weiter: „Diese Stimmung kann<br />

man nicht erklären, man muss sie fühlen.“<br />

Gelegenheit dafür bietet eine Garten- und<br />

Parkführung der Burg Berum vor dem Konzert<br />

in der Kirche Arle (7. August). Von<br />

18:00 bis 19:00 Uhr spaziert Margit von<br />

Oppeln-Bronikowski mit den Gästen zwischen<br />

den mächtigen Blutbuchen und dem<br />

neu angelegten Garten im ehemaligen<br />

Gefängnishof, berichtet aus der Geschichte<br />

der Burg, erklärt und entführt in die alten<br />

Zeiten. „Wenn die Besucher mögen, werde<br />

ich auch kleine Geschichten oder Gedichte<br />

vortragen“, so die Burgherrin.�<br />

Kontakt:<br />

Gästehaus Burg Berum<br />

Familie von Oppeln-Bronikowski<br />

26524 Hage-Berum<br />

Tel.: 04931 7755<br />

Fax: 04931 7754<br />

E-Mail: info@burgberum.de<br />

Internet: www.burgberum.de<br />

Klassik in der Kirche Arle<br />

SONNTAG, 7. AUGUST, 20:00 UHR<br />

BESICHTIGUNG<br />

Burg Berum<br />

DINER<br />

Fährhaus Neßmersiel<br />

KONZERT<br />

Arle, Kirche<br />

Franziska König, Franz (Kuo-Chang) Chien,<br />

Petra Wolff und Christoph Otto Beyer spielen<br />

ein Streichquartett von Joseph Haydn.<br />

„Im fremden Land” von Philippe Hersant<br />

wird interpretiert von Igal Levin, Julia<br />

(Hye-Na) Kim, Sophie (Chia-Fen) Lee,<br />

Michael (Hao) Yu, Alexander Gebert und<br />

Anna Magdalena Kokits.<br />

Das Streichquartett Nr. 1 von Tomasz<br />

Skweres wird gespielt vom Prayner Quartett.<br />

Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44<br />

präsentieren Angela (Hyun-Yu) Yu und das<br />

Jade Quartett.<br />

Kategorie 1: 18 € Konzert<br />

Kategorie 2: 15 € Konzert<br />

Kategorie 3: 13 € Konzert<br />

Arrangement 1: 21 € Führung + Konzert<br />

Arrangement 2: 18 € Führung + Konzert<br />

Arrangement 3: 16 € Führung + Konzert<br />

Tickets und Infos:<br />

Tel.: 04941 179967<br />

www.musikalischersommer.net<br />

35


�<br />

Kulinarisches Klein od an der Küste<br />

36<br />

BESICHTIGUNG<br />

Burg Berum<br />

DINER<br />

Fährhaus Neßmersiel<br />

KONZERT<br />

Arle, Kirche<br />

In Neßmersiel, direkt an der<br />

Wattenmeerküste, lockt das<br />

„Fährhaus“ mit kulinarischen<br />

Leckereien auf hohem Niveau.<br />

Küchenchef Maximilian Eberleh<br />

kreiert mit viele Liebe zum<br />

Detail in der Küche des Landgasthofes<br />

ausgefallene Gerichte<br />

mit regionalem Bezug. Hingabe,<br />

die sich lohnt: Das „Fährhaus“<br />

ist mehrfach ausgezeichnet,<br />

unter anderem vom Guide<br />

Michelin.<br />

Wenn Maximilian Eberleh von<br />

seinem Job, oder man sollte<br />

besser sagen, seiner Berufung<br />

erzählt, merkt man die Lust am<br />

Kochen, die Liebe zum Genuss. Der Küchenchef<br />

des „Fährhaus“ in Neßmersiel lebt für<br />

seinen Beruf und die Gäste des kleinen<br />

Landgasthofes. Das „Fährhaus“, ein eher<br />

unscheinbarer Klinkerbau, steht direkt hinter<br />

dem Deich des kleinen Ortes Neßmersiel in<br />

der Gemeinde Dornum. Strandkörbe vor<br />

dem Eingang laden bei Sonnenschein zum<br />

Verweilen ein, und auch im Inneren des<br />

Hauses geht es durchaus gemütlich zu.<br />

Dezent maritim dekoriert, weitab von touristischem<br />

Kitsch, warten 80 Plätze auf hungrige<br />

Besucher. Wer länger bleiben mag, der<br />

bucht eines von rund 20 Zimmern in den<br />

oberen Stockwerken – manche sogar mit<br />

Meerblick.<br />

Das „Fährhaus“ hat sich sprichwörtlich nach<br />

oben gekocht. 1994/95 übernahmen Maximilian<br />

und seine Frau Anja den Landgasthof<br />

von den Eltern Horst-Jürgen und Ruth. Die<br />

gebürtigen Hannoveraner hatten das Geschäft<br />

Ende der 1970er-Jahre in Neßmersiel<br />

aufgebaut. Sohn Maximilian machte nach<br />

der Schule erst eine Ausbildung zum Koch,<br />

schaute sich dann die Welt an, kochte in<br />

London und stand in der Küche von Sternekoch<br />

Harald Wohlfahrt. Anfang der 1990er-<br />

Jahre entschied er sich dann, das<br />

„Fährhaus“ zu übernehmen. Seitdem verwirklicht<br />

er seine kulinarischen Fantasien in<br />

Ostfriesland. „Ohne die Vorarbeit meines<br />

Vaters wären wir heute nicht da, wo wir<br />

sind“, weiß Eberleh. Mit den Jahren hat der<br />

Hat sich der kreativen und regionalen<br />

Küche verschrieben: das Team um Chef<br />

Maximilian Eberleh (rechts).<br />

Küchenchef auf der Basis, die seine Eltern<br />

einst schufen, jedoch langsam und mit Bedacht<br />

die Speisekarte des Hauses erweitert.<br />

So findet man im Fährhaus Klassiker wie<br />

„Matjes nach Hausfrauenart“ und „Haus -<br />

gemachte Eisbeinsülze“, „Schnitzel vom<br />

Neßmergroder Salzwiesenkalb“ und „Greetsieler<br />

Kutterschollen“. „Unsere Gäste sind<br />

aber sehr flexibel“, schmunzelt Eberleh. Und<br />

so stehen auf der Tageskarte auch „Sashimi<br />

vom frischen Wildlachs in Zitronengras-<br />

Sesammarinade“, „Exotisch gewürztes<br />

Hummer-Currysüppchen mit Gründeicher<br />

Bio Hokkaido Kürbis und gegrilltem Flunderfilet“<br />

oder „Knusprige Frühlingsrollen von<br />

Pfifferlingen und Herbstgemüsen auf Kirschtomaten“.<br />

Maximilian Eberleh ist immer auf der Suche<br />

nach neuen Rezepten, verbessert seine bisherigen<br />

Rezepturen, verfeinert sie, gibt ihnen<br />

den letzten Schliff. Akribisch führt er Buch<br />

über die Tageskarte, lädt sein achtköpfiges<br />

Küchenteam regelmäßig zum Rezepte-<br />

Brainstorming. Selbst im Urlaub kommt er<br />

nicht zur Ruhe. Gerade aus Kapstadt zurück,<br />

schwärmt er von der dortigen Küche, Inspiration<br />

pur. Eine Einstellung, die die Gäste<br />

37


�<br />

38<br />

Gegrillter Steinbeißer<br />

auf Gründeicher<br />

Vichykarotten<br />

mit Beurre blanc<br />

Rezept für 4 Personen<br />

8 x 100 g Steinbeißerfilet<br />

Öl zum Braten<br />

50 g Mehl<br />

Salz, Pfeffer<br />

1 ganze Zitrone<br />

1 St. Knoblauchzehe<br />

1 Zweig Rosmarin<br />

20 St. kleine Fingermöhren<br />

8 St. Schalotten<br />

50 g Petersilie<br />

150 g Butter<br />

0,4 l Fischbrühe<br />

Salz, Tabasco<br />

Butter in Würfel schneiden und ins Tiefkühlfach<br />

stellen.<br />

Fischbrühe aufkochen und bis auf 0,2 l einkochen<br />

lassen. Warm stellen. Kleine Fingermöhren vorsichtig<br />

putzen und schälen. In gleichmäßige Stücke schneiden.<br />

Schalotten schälen und vierteln. Alles zusammen<br />

in aufschäumender Butter bei mittlerer Hitze<br />

anschwenken, mit Salz, Zucker und einer Prise Pfeffer<br />

würzen. Mit sprudelndem Mineralwasser ablöschen.<br />

Aber nur so viel, wie die Möhren brauchen, um knackig<br />

gar zu werden. Am Ende ist die Flüssigkeit verdampft.<br />

Etwas grob gehackte Petersilie dazugeben<br />

und warm stellen.<br />

Die Steinbeißermedaillons mit der Zitrone säuern,<br />

salzen, durch das Mehl wenden und gut abklopfen.<br />

Öl in einer Grillpfanne erhitzen und die Fischmedaillons<br />

zusammen mit der Knoblauchzehe und dem<br />

Rosmarin auf beiden Seiten ca. 2 bis 3 Minuten<br />

grillen.<br />

Fischbrühe in einen Mixbecher geben, die tiefgekühlte<br />

Butter zufügen und mit einem umdrehungsstarken<br />

Stabmixer aufschäumen. Zurück in den Topf<br />

geben, mit Salz und Tabasco würzen und vorsichtig<br />

erwärmen. Nicht mehr kochen lassen. Die Möhren<br />

mittig auf vorgewärmten Tellern anrichten. Buttersauce<br />

drum herum geben und die Fischmedaillons<br />

oben drauflegen. Je nach Geschmack können Sie<br />

hierzu Salzkartoffeln, Püree oder auch leicht gebratene<br />

Rosmarin–Knoblauchkartoffeln reichen.<br />

Guten Appetit wünscht Ihnen<br />

Maximilian Eberleh<br />

des Fährhauses zu schätzen wissen. Sie<br />

kommen aus der ganzen Region – aus<br />

Esens, Leer, Wilhelmshaven, Aurich, Norden,<br />

Emden. Und nicht nur die Ostfriesen haben<br />

das „Fährhaus” für sich entdeckt. Inzwischen<br />

hagelt es förmlich Auszeichnungen<br />

von Fachmagazinen und Branchengrößen.<br />

2010 erhielt das „Fährhaus” den BIB Gourmand<br />

vom Guide Michelin. Damit zählt das<br />

Haus zu den „besten preiswerten Häusern“.<br />

Eine Auszeichnung, die den Eberlehs besonders<br />

wichtig ist. „Ich gebe mir verdammt viel<br />

Mühe, für meine Gäste ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

zu erzielen“, so Eberleh und<br />

gibt lächelnd zu, dass ihm bei dieser Ehre<br />

schon die Tränen kamen. „Der Feinschmecker”<br />

schreibt: „Das beste Fischlokal an der<br />

Wattenmeerküste steht in Neßmersiel, wo<br />

die Fähre nach Baltrum übersetzt. (...)“.<br />

Empfohlen wird der Landgasthof auch im<br />

Varta-Guide, Merian und dem ARAL-<br />

Schlemmeratlas.<br />

Wer ins „Fährhaus“ kommt, der genießt Gerichte<br />

aus regionalen Produkten. Ein großes<br />

Thema für Maximilian Eberleh. Auf seinen<br />

Küchentisch kommen Lämmer direkt vom<br />

Deich, Pilsumer Ziegenkäse, Kalb vom hiesigen<br />

Adrianenhof und Auricher Landeier. „Der<br />

Biohof Wessels in Gründeich baut extra für<br />

uns Kräuter, grüne Tomaten und richtig<br />

scharfe Radieschen an“, sagt Eberleh. Der<br />

Koch weiß, dass die regionalen Produkte<br />

ankommen: „Wenn ich die auf der Karte<br />

habe, dann sind wir schnell ausverkauft.“<br />

Und da das Gute in Ostfriesland offenbar so<br />

nah liegt, erntet Eberleh zwischendurch<br />

auch schon mal direkt vor der Haustür, im<br />

Watt. Mit Gummistiefeln „pflückt“ er seinen<br />

Gästen die Pazifische Auster aus dem<br />

Schlamm. Serviert wird die mit einer<br />

warmen Kartoffelsuppe in der Schale –<br />

das schmeckt nach mehr/Meer.�<br />

Kontakt:<br />

Hotel Restaurant „Fährhaus“<br />

Dorfstraße 42<br />

26553 Neßmersiel<br />

Tel.: 04933 303<br />

Fax: 04933 2390<br />

E-Mail: faehrhaus-nessmersiel@t-online.de<br />

Internet: www.faehrhaus-nessmersiel.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich Frühstücksbüffet<br />

von 7:30 bis 10:00 Uhr,<br />

Restaurant von 11:30 bis 21:30 Uhr.<br />

Karl-Georg Graf von Wedel und seine Frau Edda<br />

Gräfin von Wedel laden vom 9. bis 13. Juni <strong>2011</strong><br />

zur „Landpartie Schloss Gödens“ ein. Es locken<br />

über 100 Aussteller mit Besonderheiten rund um<br />

die ländliche Lebensart.<br />

AUF ZUR LANDPARTIE<br />

SCHLOSS GÖDENS<br />

„Schönheit ist, was von der Norm abweicht“,<br />

sagte bereits Hans Werner Henze, einer der<br />

bedeutendsten deutschen Komponisten der<br />

Gegenwart. Die „Landpartie Schloss Gödens“<br />

ist ein Füllhorn der schönen Dinge. Das<br />

Pfingstwochenende (9. bis 13. Juni) nutzen<br />

viele Freunde des guten Geschmacks für<br />

einen Besuch der Veranstaltung auf dem Anwesen<br />

der Grafen von Wedel in Sande. In diesem<br />

Jahr hat die Veranstaltungsfirma Schloss<br />

Gödens Entertainment viele schöne Dinge für<br />

Haus, Garten und Seele zusammengestellt.<br />

Gartenfreunde erwarten gespannt die Präsentationen<br />

der „grünen Experten“. Zwei Dutzend<br />

Spezialisten, vom erfahrenen Gärtner über<br />

kreative Floristen, renommierte Gartengestalter<br />

bis zu international anerkannten Pflanzenzüchtern,<br />

werden auf Schloss Gödens sein.<br />

Maßschneider und bekannte Modelabels zeigen<br />

im Schloss die neuesten Trends. Ein<br />

Höhepunkt ist die große Modenschau von<br />

Marc Cain. „Ars Vivendi“ – die Kunst zu leben,<br />

lautet die Philosophie des deutschen Unternehmens.<br />

Der Modestil wird gern als Interpretation<br />

des internationalen Laufstegtrends für<br />

eine selbstbewusste, weibliche Frau bezeichnet.<br />

Kombiniert wird die Modenschau mit<br />

Kreationen von Anja Gockel. Die ehemalige<br />

Mitarbeiterin von Modezarin Vivienne Westwood<br />

führt seit 15 Jahren ihr eigenes Damenmodelabel.<br />

Die poetisch verträumten, meist<br />

fröhlichen und farbenfrohen Kreationen tragen<br />

Persönlichkeiten wie Moderatorin Barbara<br />

Schöneberger oder Königin Silvia von Schweden.<br />

Bereits dreimal hat sie die Final-Show<br />

von Germany’s Next Topmodel ausgestattet.<br />

Neben Garten und Mode wird auch das Wohnen<br />

thematisiert. Inneneinrichter und namhafte<br />

Designer geben Tipps zur Verschönerung<br />

des eigenen Hauses.<br />

Abgerundet wird die Landpartie mit einem<br />

opulenten Begleitprogramm: Das Auktionshaus<br />

Christie’s schätzt private Kostbarkeiten,<br />

Oldtimer-Restauratoren stellen ihre Karossen<br />

zur Schau, und Künstler inszenieren ihr Können.<br />

Die Gastgeber empfehlen: „Nehmen Sie<br />

sich einen Tag Zeit, und genießen Sie das Ambiente,<br />

kehren Sie ein bei unseren Köchen,<br />

und erfreuen Sie sich an den beschwingten<br />

Tönen der im Park umherziehenden Musiker.“<br />

Die „Landpartie Schloss Gödens“ (Schloss<br />

Gödens, 26452 Sande) ist vom 9. bis 13.<br />

Juni, jeweils von 10:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.<br />

Der Eintritt beträgt 12,50 Euro inklusive<br />

Begleitprogramm. Kinder bis 16 Jahre haben<br />

freien Eintritt. Weitere Informationen unter:<br />

www.landpartie.info.�<br />

39


�<br />

Die Musik des<br />

Wattenmeeres<br />

ist einzigartig<br />

40<br />

Nach der Auszeichnung zum UNESCO<br />

Weltnaturerbe hapert es jetzt noch am<br />

Schutz des Nationalparks.<br />

Wind pfeift über das flache Marschenland. Die Luft riecht<br />

nach Meer. Die Strandastern in den Salzwiesen knapp<br />

1.000 Meter nördlich der Ortschaft Minsen stehen beinahe<br />

bis zum Blütenkopf im Wasser. Vom Queller in der<br />

Verlandungszone ist nichts mehr zu sehen. Sechs Stunden<br />

später bietet sich dem Betrachter ein komplett anderes<br />

Bild: Das Wasser hat sich zurückgezogen. Die Strandastern<br />

recken ihre Blätter der Sonne entgegen. Wie Kakteen<br />

in der Wüste ragt der grüne Queller aus dem Schlick hervor.<br />

In Minsen wird die Einzigartigkeit des UNESCO Welt -<br />

naturerbes Wattenmeer offensichtlich. Die Landschaft<br />

verwandelt sich unter dem Einfluss der Naturkräfte.<br />

Die acht Quadratkilometer großen Salzwiesen gehören zu<br />

den größten im niedersächsischen Wattenmeer. Weil das<br />

Meer sich ständig neue Wege sucht und der im 12. Jahrhundert<br />

erbaute Norderaltendeich Minsen bei Sturmfluten<br />

nicht schützen konnte, haben die Dorfbewohner ihre Häuser<br />

auf einer künstlich angelegten, sechs Meter hohen<br />

Rundwarf gebaut. Noch ein bisschen höher thront in der<br />

Mitte, acht Meter über dem Umland, die nördlichste Kirche<br />

der ostfriesischen Halbinsel – ein neuer Spielort des<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s.<br />

Das Wattenmeer im Glaskasten<br />

Am Fuße der Kirchwarf steht das Nordseehaus Wangerland.<br />

In fünf Aquarien tummeln sich Nordseebewohner<br />

vom Katzenhai bis zur Strandkrabbe. „Die meisten stammen<br />

aus dem Beifang der Fischer“, verrät Ralf Sinning, der<br />

Leiter des Nordseehauses. Grad für Grad gewöhnt er die<br />

Bild links: Vielfalt auf engstem Raum: In einem Liter Meerwasser<br />

schwimmen 5 bis 10 Millionen einzellige Pflanzen.<br />

Bild rechts: Das Nordseehaus Wangerland in Minsen stellt<br />

die Wattenmeerbewohner vor: Fische und Krebse ebenso<br />

wie Vögel und Seehunde.<br />

Tiere an die etwas höheren Wassertemperaturen im Aquarium.<br />

Die größte Herausforderung besteht darin, den Wildfängen<br />

die Nahrung aus der Tiefkühltruhe schmackhaft zu<br />

machen.<br />

Jährlich informieren sich rund 20.000 Besucher im Nordseehaus<br />

über den Lebensraum Wattenmeer. Als offizieller<br />

Partner der Nationalparkverwaltung richtet sich die Einrichtung<br />

jetzt zunehmend auch auf internationale Gäste ein.<br />

„Nach der Ernennung des Wattenmeers zum Weltnaturerbe<br />

können wir nicht weitermachen wie bisher“, stellt Ralf<br />

Sinning fest. Als Erstes hat er die lateinischen Beschrif -<br />

tungen in der Ausstellung durch englischsprachige Schilder<br />

ersetzt.<br />

Lebensraum der Superlative<br />

Wer das Wattenmeer nicht nur hinter Glas im Aquarium<br />

bestaunen möchte, schließt sich einer Führung durch die<br />

europäische Wildnis aus Schlick und Meer an. Die graue<br />

Masse quillt zwischen den Zehen hindurch. Plötzlich<br />

knirscht es unter den Füßen. Was sich anfühlt wie Kies,<br />

sind in Wirklichkeit Tausende kleine Wattschnecken. Auf<br />

einem Quadratmeter Watt leben 150.000 von ihnen. Noch<br />

zahlreicher sind die Pflanzen vertreten. In einem Liter<br />

Meerwasser schwimmen 5 bis 10 Millionen einzellige<br />

Pflanzen. Ein leises Knistern begleitet die Wanderung.<br />

Tausende kleiner Schlickkrebse lassen Luftblasen zerplatzen,<br />

wenn sie ihre Fühler ausstrecken.<br />

Der Lebensraum strotzt nur so vor Superlativen. Die<br />

10.000 Quadratkilometer Wattenmeer vor der deutschen<br />

Küste und den Niederlanden bilden das größte zusammenhängende<br />

Wattenmeergebiet der Welt. Die dänische<br />

Wattenmeerküste gehört nicht zum Weltnaturerbe, weil sie<br />

nicht als Nationalpark ausgewiesen ist. Wie die Wüste<br />

stellt auch das Wattenmeer hohe Anforderungen an seine<br />

Bewohner: Bei wechselnden Wasserständen, unterschied -<br />

lichem Salzgehalt und Temperatur schwankungen über -<br />

leben nur Spezialisten.<br />

Die größten Bewohner sind Kegelrobben. Von den bis zu<br />

300 Kilogramm schweren Meeressäugern leben 2.800<br />

Tiere im gesamten Wattenmeer inklusive Dänemark. Sie<br />

teilen sich die beliebten Sonnenplätze auf den Sand -<br />

bänken mit 21.600 Seehunden.<br />

Die vielen Millionen Kleintiere wie Schnecken, Würmer und<br />

Muscheln, die im Wattenmeer leben, bieten jedes Jahr<br />

einen reich gedeckten Tisch für 10 bis 12 Millionen Zug -<br />

vögel. „Wir hier im Wattenmeer haben die große Ehre, mitten<br />

in einem der weltweit wichtigsten Zugvogelrastgebiete<br />

zu leben. Hier können wir das faszinierende Naturschauspiel<br />

live genießen und haben somit auch eine große<br />

Verant wortung für seinen Schutz“, betont Jan Weinbecker.<br />

Der Langeooger ist einer von sechs Nationalparkwarten,<br />

die für den Schutz des Nationalparks Niedersächsisches<br />

Wattenmeer zuständig sind.<br />

Massentourismus –<br />

die Kehrseite der Auszeichnung<br />

Bedingung für den Welterbetitel sind neben der Einzigartigkeit<br />

der Natur auch Schutz und Erhaltung der Landschaft.<br />

Doch genau diese sieht der Wattenrat Ostfriesland gefährdet.<br />

Der Massentourismus lasse Strandbrütern kaum eine<br />

Chance. Seeregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Zwergseeschwalben<br />

seien die Verlierer. Seeschwalben brauchen, genauso<br />

wie Sand- und Seeregenpfeifer, Muschelstrände.<br />

Das sind zugleich die Gebiete, wo Urlauber sich gerne aufhalten.<br />

Der Seeregenpfeifer galt einst als der typische<br />

Langeooger Brutvogel. Heute ist er von der Insel verschwunden.<br />

Auch die Bestände der Sandregenpfeifer und<br />

Seeschwalben schrumpfen. „Wahrscheinlich sind es zu<br />

viele Störungen durch Spaziergänger“, vermutet Jan<br />

Weinbecker.<br />

Seewiefken<br />

zerstört das alte Minsen<br />

Der Sage vom Wangerländer Seewiefken nach, gibt es Minsen<br />

nicht erst seit dem Mittelalter. Der Ort soll bis zu seiner<br />

Zerstörung auf der Insel Minsener Oog gelegen haben.<br />

Fischer zogen den Groll des Seewiefkens auf sich, als sie versuchten,<br />

es zu fangen. Die Nixe konnte fliehen und schickte<br />

den Minsenern zur Strafe eine schwere Sturmflut. Eine<br />

Bronzeskulptur am Norderaltendeich erinnert an die Sage<br />

vom Seewiefken und den vermeintlichen Untergang der Ortschaft<br />

Minsen. Die Nixe mit dem mahnenden Zeigefinger findet<br />

sich im Wappen der Gemeinde Wangerland wieder.<br />

41


�<br />

42<br />

Zuschüsse für Info-Zentrum abgelehnt<br />

Die Auszeichnung Weltnaturerbe öffnet auch Portmonees.<br />

2009 sind nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums<br />

2 Millionen, 2010 sogar 2,6 Millionen Euro<br />

Fördermittel von Bund, Land und EU in das niedersächsische<br />

Wattenmeer geflossen.<br />

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

stellt sogenannte Welterbemittel zur Verfügung. Allerdings<br />

ist das Wattenmeer neben der Grube Messel die<br />

einzige Weltnaturerbestätte in Deutschland. Dem stehen<br />

31 Kulturstätten gegenüber. Jürn Bunje von der Nationalparkverwaltung<br />

mit Sitz in Wilhelmshaven, vermutet, dass<br />

die Entscheider deshalb 2010 einer alten Gewohnheit folgend,<br />

bei der Vergabe von Fördermitteln den Fokus auf<br />

Kultur gesetzt haben. Während Mittel für die Instandhaltung<br />

des Leuchtturms Roter Sand bewilligt wurden, ging<br />

Langeoog leer aus. Als einzige Ostfriesische Insel hat<br />

Langeoog kein Wattenmeerhaus. Die Gemeinde hatte deshalb<br />

Zuschüsse für den Ausbau des Vogelwärterhäuschens<br />

zum Wattenmeer-Info-Zentrum beantragt.<br />

Kirche schützt die Bewohner<br />

vor den Fluten<br />

Bis zur Gebietsreform 1972 bildete Minsen eine eigene<br />

Gemeinde. Vor der Weihnachtsflut von 1717 wohnten<br />

1.000 Menschen im Bereich des Kirchspiels Minsen. Die<br />

um 1250 erbaute Granitquaderkirche Severinus und Jacobus<br />

ist ein entsprechend großes Bauwerk. Sie misst 12<br />

mal 33 Meter und ist bis zur Dachtraufe zehn Meter<br />

hoch. Ihre Wände sind bis zu 1,5 Meter dick. Die künstlich<br />

aufgeschichtete Kirchwurt, acht Meter über dem<br />

Umland, diente den Bewohnern Minsens bei zahlreichen<br />

Sturmfluten als sicherer Zufluchtsort.<br />

Ohne Zivis fehlt es an Naturschützern<br />

Kein Nationalpark in Deutschland ist personell so schlecht<br />

aufgestellt wie der Nationalpark Niedersächsisches<br />

Watten meer. Daran hat sich auch nach der Ernennung<br />

zum UNESCO Weltnaturerbe nichts geändert. Knapp 30<br />

Mit arbeiter der Nationalparkverwaltung betreuen 345.000<br />

Hektar Nationalparkfläche. Der Niedersächsische Landes -<br />

betrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz<br />

(NLWKN) verfügt über sechs Nationalparkwarte, fünf auf<br />

den Inseln und einen im Wurster Land. Der Bayrische Wald<br />

entspricht mit 24.250 Hektar Nationalparkfläche nicht mal<br />

einem Vierzehntel der Fläche des niedersächsischen<br />

Wattenmeeres und verfügt über 30 Nationalparkwarte,<br />

davon 27 in Vollzeit.<br />

Die 15 Zivildienstleistenden, die beim NLWKN Aufgaben im<br />

Zusammenhang mit dem Nationalpark leisten, stehen auf<br />

dünnem Eis: Acht Stellen für Mitarbeiter im Freiwilligen<br />

Ökologischen Jahr sollen ab September dieses Jahres das<br />

Loch füllen, das die Zivildienstleistenden hinterlassen,<br />

wenn die Bundesregierung die Wehrpflicht zum 1. Juli aussetzt.<br />

Die FÖJ-ler werden nach Angaben von NLWKN-<br />

Sprecher Achim Stolz auf Borkum, Juist, Baltrum und<br />

Langeoog eingesetzt. Die Lücke am Festland sollen Mit -<br />

arbeiter aus dem Bundesfreiwilligendienst füllen. Damit<br />

leistet sich Niedersachsen, inklusive der Zivildienstleistenden,<br />

53 Naturschützer für den Nationalpark Niedersäch -<br />

sisches Wattenmeer. Der Nationalpark Schleswig-<br />

Holsteinisches Wattenmeer ist keine 100 Hektar größer als<br />

das Pendent auf niedersächsischer Seite und beschäftigt<br />

15 Ranger plus Zivildienstleistende. Die Nationalpark -<br />

verwaltung dort hat nach Angaben von Pressesprecherin<br />

Monika Hecker 87 Mitarbeiter, davon 48 in Vollzeit.<br />

Das Watt mit allen Sinnen erfahren:<br />

Eine Wattwanderung macht’s möglich.<br />

Ein Rastgebiet<br />

von internationaler Bedeutung<br />

Alle zwei Wochen machen sich, von Holland bis Dänemark<br />

im gesamten Wattenmeer, Naturschützer auf den Weg, um<br />

an drei Tagen alle Vögel zu zählen, die hier rasten. „Das ist<br />

wichtig, damit wir zum einen die internationale Bedeutung<br />

als Vogelrastgebiet mit Zahlen belegen und zum anderen<br />

sofort reagieren können, wenn Bestände bedroht sind“, erklärt<br />

Langeoogs Nationalparkwart Jan Weinbecker. Er, Praktikantin<br />

Matilde und die beiden Vogelzivis Hannes und<br />

Matthias schultern Spektiv und Stativ und radeln den Seedeich<br />

entlang. Der Nationalparkwart stellt sein Fahrrad ab<br />

und wendet den Blick Richtung Wattenmeer. „Einer zählt<br />

die Graugänse, einer die Stockenten“, ruft er. Außerdem<br />

sitzen ein paar Silber-, Lach- und Heringsmöwen im<br />

Schlick. Durch das Spektiv entdeckt der Fachmann einen<br />

Regenbrachvogel, ein zweiter macht durch sein Rufen auf<br />

sich aufmerksam. Matilde zeigt auf einen Rotschenkel,<br />

wenig später setzt ein ganzer Schwarm mit 680 Tieren zur<br />

Landung an.<br />

An diesem Tag zählt die Gruppe 2.500 Kiebitzregenpfeifer,<br />

9.000 Große Brachvögel und 12.000 Alpenstrandläufer.<br />

Ab einer Population von 1.500 Tieren einer Art gilt ein<br />

Standort als Rastgebiet von internationaler Bedeutung. �<br />

Fleissarbeit: Vogelkundler und Naturschützer<br />

zählen die brütenden Vögel im Watt.<br />

Meeresbewohner<br />

fressen aus der Hand<br />

Das Nordseehaus Wangerland, gleich gegenüber<br />

der Minsener Kirche, ist bei freiem Eintritt<br />

werktags von 10:00 bis 17:00 Uhr und am<br />

Wochenende von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.<br />

Besonders beliebt sind die öffentlichen<br />

Fütterungen der Meeresbewohner immer donnerstags<br />

um 15:00 Uhr.<br />

Am Dienstag, 2. August, lädt das Nordseehaus<br />

ab 11:00 Uhr zum alljährlichen <strong>Sommer</strong>fest<br />

mit Musik und Kinderprogramm ein.<br />

SPANNENDE<br />

BEGEGNUNGEN<br />

OSTFRIESISCHES LANDESMUSEUM EMDEN<br />

Rathaus am Delft, Brückstraße 1<br />

26725 Emden<br />

Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 58<br />

www.landesmuseum-emden.de<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

Di. - So. 10.00 - 18.00 Uhr


�<br />

Bevor Sie während des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s von den Klängen unserer talentierten<br />

Künstler verzaubert werden,<br />

haben scheinbar „unsichtbare“ Hände<br />

schon viele Stunden Arbeit geleistet,<br />

damit jeder einzelne Konzertabend<br />

unvergesslich wird. Im Folgenden stellen<br />

wir zwei langjährige Mitarbeiter des<br />

Musio-Teams vor:<br />

KARSTEN PHILIPP kümmert sich seit sieben<br />

Jahren um die Technik und vieles mehr: Er sorgt dafür,<br />

dass auf dem Gelände der Veranstaltungsorte genügend<br />

Kraftstrom vorhanden ist, und kontrolliert, ob eine Tonanlage<br />

zur Verfügung steht, wo es Umkleidemöglichkeiten für<br />

die Künstler gibt, er überprüft, ob ausreichend sanitäre Anlagen<br />

existieren, wie die Sitzplatzsituation in den Kirchen<br />

ist, und auch für die Beleuchtung ist er zuständig.<br />

Bevor die Künstler und Gäste abends Platz nehmen, hat<br />

44<br />

Karsten Philipp ist beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

für alles rund um die Technik zuständig.<br />

der 47-Jährige schon einige Probeläufe hinter sich, damit auch alles<br />

perfekt „eingeleuchtet“ ist, wie der Fachmann sagt. Je nach Platzund<br />

Lichtverhältnissen werden bis zu acht Scheinwerfer aufgebaut,<br />

die genauestens eingestellt werden müssen. Schließlich sollen<br />

weder die Künstler noch das Publikum geblendet werden, aber auch<br />

die Wärmeentwicklung ist zu beachten, damit die Instrumente nicht<br />

verstimmen. Während des Konzertes kommt das Team meist draußen<br />

zusammen. „Das ist immer eine günstige Gelegenheit, um eine<br />

kurze Lagebesprechung für den nächsten Tag zu machen“, erzählt er.<br />

„Bleibt man drinnen sitzen, läuft man Gefahr einzuschlafen, da man<br />

ja den ganzen Tag auf den Beinen ist“, gesteht Philipp lachend, der<br />

auch an der Hochschule in Leipzig beim Orchester für den Ablauf zuständig<br />

ist. „Aber natürlich freut man sich auch auf Höhepunkte des<br />

Festivals, in die man sich dann doch reinsetzt.“ Dass es ihn seit<br />

2004 immer wieder nach Ostfriesland zieht, liegt daran, „dass es<br />

einfach Spaß macht, mit den Leuten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s<br />

das Festival zu bestreiten, mit den Künstlern jedes Jahr aufs Neue<br />

zusammenzutreffen und die allgemein angenehme Atmosphäre des<br />

Festivals zu erleben“, betont er und fügt hinzu: „Da es nur eine begrenzte<br />

Zeit und eben eine angenehme ist, fallen Sachen wie wenig<br />

Schlaf, Stress und Ähnliches nicht so ins Gewicht.“ Die Ostfriesen<br />

hat er als „sehr freundliches Volk kennengelernt“. „Grandios ist, dass<br />

bei Absprachen fast immer alles möglich gemacht wird.” Vergleicht er<br />

allerdings die „hektische Schnelligkeit der Großstädter mit der ‘Ja,<br />

schaun wir erstmal‘-Ruhe der Norddeutschen“, weiß er nicht genau,<br />

was besser ist. „Wahrscheinlich die Mitte“, resümiert er. �<br />

DIETER SCHUR – Schon Anfang des Jahres beginnt die Arbeit<br />

für Dieter Schur, der seit 2003 für den Bühnenbau und den Ton<br />

beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> verantwortlich ist. Sobald er eine Liste<br />

mit den Veranstaltungsorten bekommt, reist er kreuz und quer<br />

durchs Land, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und mit<br />

den Pastoren zu sprechen. „Das ist eine ganz romantische Arbeit“,<br />

verrät der große bärtige Mann. Im Vorfeld organisiert er einen möglichst<br />

einwandfreien Ablauf: Bevor die Instrumente angeliefert werden,<br />

muss die Bühne stehen, die natürlich stabil genug sein muss –<br />

ein Konzertflügel bringt schon mal 500 Kilogramm auf die Waage.<br />

Die Größe der Bühne wiederum ist abhängig von der Anzahl der<br />

Künstler, die darauf Platz finden müssen - in der Kirche in Esens<br />

wird beispielsweise eine bis zu 80 Quadratmeter große Bühnen -<br />

fläche installiert. Vorab telefoniert Dieter Schur in der Regel mit<br />

allen Künstlern, um zu klären, welches professionelle Equipment sie<br />

benötigen. „Wenn man beim Soundcheck merkt, dass etwas fehlt, ist<br />

es meistens zu spät“, erklärt er. Bei Jazz-Konzerten sitzt er dann<br />

auch am Mischpult, um Mikrofone einzustellen, Instrumente zu verstärken<br />

und für die optimale Lautstärke zu sorgen. „Man erwartet als<br />

Zuhörer schließlich einen gleichbleibenden Pegel wie auf einer CD“,<br />

so Schur. Um den „goldenen“ Ton zu treffen, sind einige Dinge zu<br />

berücksichtigen: Kirchen haben eine Eigenakustik, das Durchschnittsalter<br />

des Publikums ist entscheidend, und die Künstler spielen<br />

bei der Probe in der Regel anders als abends. Damit auch alle<br />

Zuschauer ein gleiches Klangerlebnis haben, werden in der Mitte der<br />

Kirche zusätzliche Lautsprecher mit elektrischer Verzögerung<br />

EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />

Bühnenbau und Tontechnik sind beim Festival seine Sache:<br />

Dieter Schur sorgt dafür, dass das Konzert für Besucher und<br />

Musiker ein Hörgenuss wird.<br />

aufgestellt. Rund 4.000 Kilometer fährt Dieter Schur während<br />

der drei Festivalwochen, in denen er das eine oder<br />

andere Konzert gelegentlich auch digital aufzeichnet. „Das,<br />

was ich mache, muss man lieben“, schmunzelt er. „Außerdem<br />

macht die Arbeit mit den Leuten hier Spaß. Das alles<br />

funktioniert deshalb meistens so reibungslos, weil man<br />

sich so gut kennt“, fügt er hinzu. �<br />

45


�<br />

Gemeinsam<br />

Werte schaffen<br />

Sponsoring gehört im Kulturbereich<br />

zum guten Ton. Gemeinsam schaffen<br />

Unternehmen und Veranstalter Werte,<br />

von denen die Gesellschaft profitiert.<br />

MILLIARDENENGAGEMENT<br />

Was Statoil auf nationaler Ebene macht – sich<br />

mit dem Unternehmenserfolg unterstützend in<br />

die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen<br />

– machen Tausende von anderen Unternehmen<br />

auf allen Ebenen des Zusammenlebens.<br />

Vom Kreisligisten bis zur Kulturstiftung, von<br />

der Deutschen Post bis zum Tante-Emma-<br />

Laden - es gibt kaum einen Bereich, in dem<br />

Wirtschaft und Gesellschaft nicht partnerschaftlich<br />

zusammenarbeiten. Die Berliner<br />

Agentur „Causales“, die das Sponsoring-Geschehen<br />

in Deutschland seit Jahren untersucht,<br />

stellt in einer Ende 2010 erschienenen<br />

Studie fest, dass der Sponsoring-Anteil an<br />

den Haushaltsmitteln der an der Studie teilnehmenden<br />

Kultureinrichtungen seit 2007<br />

von 6,7 Prozent auf 13 Prozent gestiegen ist.<br />

Insgesamt beläuft sich der Umfang, laut einer<br />

Studie der Hamburger Agentur „pilot“, auf 4,2<br />

Milliarden Euro im Jahr 2009 – mit Ausblick<br />

auf weiteres Wachstum. Das Geschäft dabei<br />

ist einfach: Gesellschaftliches Engagement<br />

gehört heute zum Unternehmenswert und wird<br />

vom Kunden honoriert.<br />

Überzeugend: Eldbjørg Hemsing, eine der Heroes of Tomorrow, begeisterte 2010<br />

ihr Publikum in der Neuen Kirche zu Emden.<br />

Tine Thing Helseth, Mathias Eick, Eldbjørg Hemsing<br />

– neben dem Stavanger Symfoniorkester<br />

begeisterten in den vergangenen zwei Jahren<br />

eine Stufung muss sein“, sagt Lübben. „Jeder<br />

Sponsor weiß aber, dass im Endeffekt nur das<br />

Verhältnis von Unterstützung zu den Möglichkeiten<br />

eines Sponsors Auskunft über das tat-<br />

sind gute Argumente für eine Fortsetzung<br />

unserer erfolgreichen Zusammenarbeit“, so<br />

Richard Eriksen.<br />

Auch <strong>2011</strong> bringt sich Statoil nicht nur finan-<br />

gleich drei junge Norweger das Publikum des Musikalisächliche<br />

Engagement gibt. Wenn ein kleines ziell, sondern auch künstlerisch ein: die neu -<br />

schen <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland. Doch die drei eint mehr<br />

Unternehmen sich außerordentlich engagiert, en HOT-Talente Violinistin Vilde Frang mit dem<br />

als ihr Erfolg und die Tatsache, dass sie aus dem skandi-<br />

dann wissen das auch das Publikum und die Pianisten Christian Ihle Hadland und der<br />

navischen Land kommen. Helseth, Eick und Hemsing sind<br />

anderen Sponsoren zu würdigen.“<br />

Multi-Instrumentalist Mathias Eick, der schon<br />

„Helden von morgen“, außerordentlich hoffnungsvolle<br />

Über die Frage, wie wichtig das Sponsoring für<br />

2010 sein ostfriesisches Publikum zu be -<br />

Nachwuchstalente, die in den Genuss einer besonderen<br />

den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland Neben den Sponsoren und der öffentlichen geistern wusste, treten im Rahmen des 27.<br />

Förderung kommen: Im Rahmen der Kampagne „Heroes of<br />

ist, muss auch Dirk Lübben, organisatorischer Förderung spielen Einzelspenden eine Rolle <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in der Ludgerikirche<br />

Tomorrow“ (HOT) werden sie vom norwegischen Energie-<br />

Leiter des Festivals, nicht nachdenken. „Ohne im Etat des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. Um den Norden, im Park der Gärten in Bad Zwischenkonzern<br />

Statoil bei der Entwicklung ihrer eigenen künstleri-<br />

Sponsoren geht gar nichts“, sagt er mit einer regelmäßigen Spendern unter ihnen nun ahn und im Pumpwerk in Wilhelmshaven auf.<br />

schen Laufbahn umfassend unterstützt.<br />

zackigen Handbewegung auf den Tisch zu. Von ebenfalls einen Einstieg ins Sponsoring zu er-<br />

Beginn an stellten Sponsoren einen bedeulauben, aber auch, um den Einstieg in ein Gemeinsam Werte zu schaffen, ist für Unter-<br />

Für das Unternehmen ist ein solches soziales Engagement<br />

tenden Teil des Etats. Ebenso wichtig sei aller- dauerhaftes Festivalengagement zu erleichnehmen ganz offensichtlich eine lohnenswerte<br />

eine Investition in die Zukunft. „Um den Herausforderundings<br />

auch die öffentliche Förderung. tern, haben Lübben und sein Team eine neue Investition. �<br />

gen einer sich dynamisch verändernden Welt entgegen -<br />

„Inzwischen“, so Lübben, „werden wir vom Sponsoringform entwickelt. „100 mal 1.000“<br />

treten zu können, brauchen wir hochqualifizierten<br />

Land gefördert, das uns zu den fünf führen- heißt das Programm, das es erlaubt, mit Ansprechpartner für Sponsoringfragen:<br />

Nach wuchs”, sagt Richard Eriksen, der Geschäftsführer von<br />

den, mit öffentlichen Geldern unterstützten einem überschaubaren Betrag jährlich den Ostfriesische Landschaft<br />

Statoil in Deutschland. „Junge Menschen, die über Gren-<br />

Festivals in Niedersachsen zählt. Das ist für <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland zu för- <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />

zen hinaus denken und deren Berufung es ist, Höchstleis-<br />

uns ein großer Erfolg, der wie ein Qualitätssiedern. Die Summe von 1.000 Euro garantiert Dirk Lübben<br />

tungen zu erbringen. Auf ihnen basiert auch der Erfolg des<br />

gel wirkt: Neue und alte Sponsoren wissen den Einstieg in die Förderung und eine Nen- Festivalorganisation<br />

Unternehmens.“ Daher sei es nur selbstverständlich, dass<br />

nun, dass sie mit ihrem Geld ein Projekt unnung im Programmheft. „Wir hoffen“, so Lüb- Georgswall 1-5, 26603 Aurich<br />

Statoil Talente aus den Bereichen Kultur, Sport und Bilterstützen,<br />

das auch von den Kulturbehörden ben, „auf diesem Weg besonders auf lokaler Tel.: 04941 179961<br />

dung fördere.<br />

als förderungswürdig anerkannt wird.“ Ebene Menschen als Förderer ansprechen zu<br />

können. Gerade vor Ort können wir uns auf<br />

luebben@ostfriesischelandschaft.de<br />

SPONSORINGSTUFEN<br />

Zurzeit heißt der Einstieg ins Sponsoring beim<br />

viele hilfreiche Freunde verlassen, die nun<br />

eine Möglichkeit haben, ihre Verbindung auch<br />

offiziell zu dokumentieren.“<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> „Konzertförderer“. Mit<br />

einer Summe von 3.500 Euro unterstützen<br />

Sponsoren dieser Kategorie ein ganz be-<br />

HEROES <strong>2011</strong><br />

stimmtes Konzert und werden in allen damit Dass sich ein Engagement für den Musikali-<br />

verbundenen Ankündigungen genannt. Die schen <strong>Sommer</strong> lohnt, zeigt in diesem Jahr ein-<br />

nächsthöhere Stufe bilden die „Festivalfördemal mehr der Hauptförderer. Zum dritten Mal<br />

rer“. Sie engagieren sich mit einer Summe im in Folge ist Statoil Deutschland, zusammen<br />

deutlich fünfstelligen Bereich und bilden das mit dem norwegischen Mutterkonzern, Partner<br />

sichere Fundament, auf dem der <strong>Musikalische</strong> des Festivals. Das Unternehmen verdeutlicht<br />

<strong>Sommer</strong> fußt. Das Festival selbst begleiten sie damit seine Verbundenheit zu Ostfriesland,<br />

fortlaufend an prominenter Stelle. Der Haupt- dem Drehkreuz für Erdgas aus Norwegen.<br />

sponsor schließlich beteiligt sich mit einem „Statoil ist seit über 25 Jahren hier zuhause -<br />

Mehrfachen des Engagements eines Festival- wie auch der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong>. Wir beide<br />

Dirk Lübben von der Ostfriesischen Landschaft ist organisaförderers<br />

an der Finanzierung und unterstützt fördern die Kunst und Musik und wir beide<br />

torischer Leiter des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s und Ansprech-<br />

dieses auch ideell, oft auch materiell. „Solch unterstützen junge Nachwuchstalente. Das<br />

partner in Sponsoring-Fragen.<br />

46 47<br />

WER IST EIGENTLICH STATOIL?<br />

Statoil ist ein weltweit tätiges<br />

Energieunternehmen<br />

mit Hauptsitz in Stavanger/<br />

Norwegen. Mit mehr als<br />

20.000 Mitarbeitern und Niederlassungen<br />

in 34 Ländern ist<br />

Statoil einer der größten Öl -<br />

lieferanten der Welt und einer der bedeutendsten<br />

Erdgas produzenten auf dem europäischen Markt.<br />

Das Kerngeschäft in Deutschland ist der Transport<br />

und die Speicherung von Erdgas. Daneben unterstützt<br />

die deutsche Tochter den Mutterkonzern bei<br />

Projekten in und für Deutschland.<br />

Mehr: statoil.com und statoil.de


�<br />

HAUPTFÖRDERER:<br />

• STATOIL DEUTSCHLAND GMBH<br />

FESTIVALFÖRDERER:<br />

• INTERREG DEUTSCHLAND-NEDERLAND<br />

• NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR<br />

WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR<br />

• PROVINCIE GRONINGEN<br />

• EMS DOLLART REGION<br />

• DIE OSTFRIESISCHE LANDSCHAFTLICHE<br />

BRANDKASSE<br />

• NDR MUSIKFÖRDERUNG IN<br />

NIEDERSACHSEN<br />

• NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR<br />

WISSENSCHAFT UND KULTUR<br />

• BREMER LANDESBANK<br />

• OLB-STIFTUNG DER OLDENBURGISCHEN<br />

LANDESBANK<br />

• EWE STIFTUNG<br />

• VOLKSBANKEN RAIFFEISENBANKEN<br />

• REGIONALE KULTURFÖRDERUNG DER<br />

OSTFRIESISCHEN LANDSCHAFT<br />

KONZERTFÖRDERER:<br />

• FREUNDE DES MUSIKALISCHEN<br />

SOMMERS IN OSTFRIESLAND E.V.<br />

• VOLKSBANKEN RAIFFEISENBANKEN IN<br />

OSTFRIESLAND<br />

• UPSTALSBOOM HOTELS UND<br />

FERIENWOHNUNGEN<br />

• FRISIA MÖBELTEILE GMBH<br />

• APOTHEKE IM ZENTRUM MOORMERLAND<br />

• BARTHEL-STIFTUNG<br />

• EDEKA HANDELSGESELLSCHAFT<br />

MINDEN-HANNOVER MBH<br />

• OSTFRIESISCHE VOLKSBANK EG<br />

• RAIFFEISENBANK FLACHSMEER EG<br />

• RÜCKER KUH’S BEST<br />

• SCHÜT-DUIS FENSTER & TÜRENTECHNIK<br />

• THIELE TEE<br />

• RAIFFEISEN VOLKSBANK EG AURICH,<br />

DETERN, FRIEDEBURG, GROSSEFEHN,<br />

HOLTROP, UPLENGEN, WIESMOOR,<br />

WITTMUND<br />

• LIONS CLUBS AURICH<br />

• STEINGRAEBER & SÖHNE<br />

• DR. JOCHEN OPLÄNDER<br />

• KULTURKREIS PAPENBURG<br />

• HANDWERKSKAMMER FÜR<br />

OSTFRIESLAND<br />

• KLAVIERHAUS BOCKELMANN<br />

• BAUSPARKASSE SCHWÄBISCH HALL<br />

• GEMEINDE UPLENGEN<br />

48<br />

Ein ausführliches und kostenloses<br />

Programmheft mit allen Informationen zum<br />

aktuellen Festival bekommen Sie bei der<br />

Ostfriesischen Landschaft oder übers Internet (siehe<br />

unten).<br />

Der Vorverkauf für die Veranstaltungen des<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland beginnt ab<br />

sofort. Tickets können mit dem Bestellformular im<br />

Programmheft, telefonisch oder direkt im Internet<br />

unter der unten angegebenen Webadresse bestellt<br />

werden.<br />

Ostfriesische Landschaft<br />

Landschaftsforum<br />

<strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong><br />

in Ostfriesland <strong>2011</strong><br />

TELEFON 04941 179967<br />

Georgswall 1-5, D – 26603 Aurich<br />

www.musikalischersommer.net<br />

GRONINGEN<br />

33<br />

Borkum<br />

HOOGEZAND-SAPPEMEER<br />

33<br />

DELFZIJL<br />

Juist<br />

WINSCHOTEN<br />

366<br />

30<br />

WESTERLEE<br />

366<br />

34<br />

CAMPEN<br />

BAD NIEUWESCHANS<br />

9<br />

37<br />

A 7<br />

TER APEL<br />

PEWSUM<br />

OUDESCHANS<br />

12<br />

NORDEN<br />

WEDDE<br />

BOURTANGE<br />

Norderney<br />

NORDDEICH<br />

13<br />

15<br />

EMDEN<br />

26<br />

A 31<br />

B 72<br />

23<br />

MARIENHAFE MÜNKEBOE<br />

GEORGSHEIL<br />

B 210<br />

29 • 47 • 48<br />

DITZUM<br />

BUNDE<br />

RHEDE<br />

DÖRPEN<br />

A 31<br />

B 70<br />

A 31<br />

STAPELMOOR<br />

NESSMERSIEL<br />

LATHEN<br />

Baltrum<br />

WEENER<br />

VÖLLEN<br />

ARLE<br />

ASCHENDORF<br />

DORNUMERSIEL<br />

DORNUM<br />

LEER<br />

B 70<br />

BACKEMOOR<br />

PAPENBURG<br />

Langeoog<br />

AURICH<br />

B 72<br />

ESENS<br />

1 • 18 • 19 •<br />

21 • 24 • 27 •<br />

38 • 39 • 44<br />

B 72<br />

B 436<br />

BAGBAND<br />

HESEL<br />

NEUHARLINGERSIEL<br />

DUNUM<br />

B 210<br />

DETERN<br />

Spiekeroog<br />

22 40<br />

10<br />

45<br />

16<br />

11<br />

35<br />

WIEGBOLDSBUR<br />

25<br />

8<br />

2 • 3<br />

36<br />

4<br />

5<br />

6<br />

A 28<br />

43<br />

17<br />

B 461<br />

WITTMUND<br />

WIESMOOR<br />

REMELS<br />

CAROLINENSIEL<br />

REEPSHOLT<br />

Wangerooge<br />

JEVER<br />

B 437<br />

B 436<br />

HORSTEN<br />

WESTERSTEDE<br />

SENGWARDEN<br />

BOCKHORN<br />

BAD ZWISCHENAHN<br />

WILHELMS-<br />

HAVEN<br />

GRISTEDE<br />

DANGAST<br />

FESTIVAL-<br />

B 72<br />

LANDKARTE<br />

B 401<br />

<strong>2011</strong><br />

31<br />

7<br />

20<br />

33<br />

MINSEN<br />

28<br />

46<br />

42<br />

14<br />

41<br />

A 28<br />

A 29<br />

32<br />

VAREL<br />

OLDENBURG<br />

49<br />

B 437


WWW.MODE-CHRISTIANS.DE<br />

EMDEN | ZWISCHEN BEIDEN SIELEN 28<br />

T:+ 49 (0)4921-26610<br />

�<br />

Raum für Kultur<br />

Info: 04941 179967<br />

50<br />

SEIT 1901<br />

Gesundes genießen<br />

AURICH I BURGSTRASSE 50<br />

T (04941) 61620<br />

WWW.BOERSE-AURICH.DE<br />

GUT HORN HÖR’N<br />

Z E I T E N L O S<br />

NATUR RAHMT KULTUR<br />

FEST AUF GUT HORN<br />

26. BIS 28. AUGUST <strong>2011</strong><br />

FREITAG: STRING THING<br />

SAMSTAG: MAYBEBOB<br />

SONNTAG: JAZZ-<br />

FRÜHSCHOPPEN<br />

INFOS UNTER:<br />

WWW.GUT-HORN-GRISTEDE.DE<br />

TEL. 0 44 03 - 62 44 90<br />

GUT HORN, GRISTEDE<br />

BAB-ABFAHRT ZWISCHENAHNER MEER<br />

BÜCHER<br />

PRESSE<br />

WOHN-<br />

ACCESSOIRS<br />

MO-FR: 9-18:30<br />

SA: 9-14<br />

BURGSTR. 52<br />

26603 AURICH<br />

FON (04941) 2032<br />

Heisfelder Str. 32<br />

Ab 1. 07.: Am Nesseufer 14b<br />

26789 Leer<br />

Telefon: (0491) 9250190<br />

www.klavierhaus-bockelmann.de<br />

CAFÉ I RESTAURANT I SOMMERGARTEN<br />

ALTSTADTHOTELS<br />

KIRCHSTRASSE 5 UND 6<br />

D 26603 AURICH<br />

FON + 49 (0) 4941 99090<br />

WWW.TWARDOKUS.DE<br />

HAFENSTRASSE 10<br />

2 6 6 0 3 A U R I C H<br />

FON 04941 1 80128<br />

WWW.OPTIC-BACKER.DE<br />

geist- &<br />

genussvolles<br />

genussvolles<br />

Weinschmecker<br />

W einschmecker<br />

Aurich | Kir Kirchstraße chstraße 5<br />

Tel.: el.: 04941 9730922<br />

www.weinschmecker-aurich.de<br />

www .weinschmecker -aurich.de<br />

VERGOLDUNG<br />

SPIEGEL | RAHMEN<br />

VENEZIANISCHE LAMPEN<br />

ITALIENISCHER SCHMUCK<br />

GALERIE<br />

ULRIKE JOHANNA TEUSEN<br />

TELEFON: +49 (0)4941 959499<br />

NÜRNBURGER STR. 12 | AURICH<br />

WWW.BLATTGOLD-UJT.DE<br />

WWW.LISA-ROMAHN.DE<br />

AM LEEGER 1<br />

T (04926) 927760<br />

Fachgeschäft für Schönes<br />

MARIANNE MARTENS<br />

SCHULWEG 1 | GREETSIEL<br />

TELEFON: (04926) 828<br />

51


Impressum<br />

�<br />

ortissimo<br />

Das Magazin zum <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />

Herausgeber und Verlag<br />

Ostfriesische Landschaftliche<br />

Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH<br />

Georgswall 1-5<br />

26603 Aurich<br />

Tel.: 04941 179926<br />

Fax: 04941 179970<br />

www.ostfriesischelandschaft.de<br />

Redaktion<br />

Mieke Matthes, Dieter Hoogestraat<br />

Autoren<br />

Alice Düwel, Dieter Hoogestraat, Mieke<br />

Matthes, Sabina Poppen, Wolfgang Stelljes<br />

Fotografie<br />

Karlheinz Krämer, Emden<br />

Layout<br />

Lisa Wolters-Schaer, Riepe<br />

Druck<br />

Rautenberg Druck, Leer<br />

Anzeigen<br />

Lisa Wolters-Schaer, Riepe<br />

info@lws-cd.de<br />

Tel.: 04928 912004<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />

vom März <strong>2011</strong>.<br />

Mediadaten über Lisa Wolters-Schaer<br />

52<br />

Orgeln, Wind und Verwandte<br />

• Der Wind, der alte Gevatter,<br />

ist in Ostfriesland zu Hause.<br />

• Der Wind und die Orgeln lieben einander.<br />

• Sind Orgeln weiblich?<br />

• Wer ist die Schönste im ganzen Land?<br />

• Rysum, Osteel, Leer, Uttum, Emden,<br />

Westerhusen, Pilsum, Norden, Weener,<br />

Dornum, Marienhafe, Groothusen, Aurich,<br />

Larrelt, Esens, Stapelmoor<br />

• Die Ruhe vor dem Sturm<br />

• Der Orgelbauer Jürgen Ahrend<br />

• Organeum Weener<br />

• Windstärken - der Wind hat viele Bräute.<br />

Format: 24 x 24 cm<br />

72 Seiten, durchgängig farbig illustriert<br />

Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und<br />

Vertriebsgesellschaft mbH, Aurich<br />

ISBN 978-3-940601-03-2<br />

Preis: 12 €<br />

»Seufzend durchs Gewölbe zieht,<br />

und wieder dröhnend,<br />

Orgelspiel.« (Hermann Hesse)


Hausrat-Versicherung<br />

Glasbruch-Versicherung<br />

Gebäude-Versicherung<br />

Haftpflicht-Versicherung<br />

KFZ-Versicherung<br />

Unfall-Versicherung<br />

Moped-Versicherung<br />

Kranken-Versicherung<br />

Rechtsschutz-Versicherung<br />

Lebens-Versicherung<br />

Bausparen<br />

FAMILIE EBERLEH<br />

DORFSTRASSE 42<br />

26553 DORNUM - NESSMERSIEL<br />

FON (04933) 303<br />

WWW.FAEHRHAUS-NESSMERSIEL.DE<br />

UP DE KANNST AN!<br />

CONSTANTIA Versicherungen a.G.<br />

Große Straße 40 I 26721 Emden<br />

Telefon: (04921) 21 408<br />

www.constantia-versicherungen.de


22. JULI -14. AUGUST<br />

einladend<br />

Telefon: +49 (0) 4941 179967 | www.musikalischersommer.net<br />

vielsaitig

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