landkarte 2011 - Musikalische Sommer
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ortissimo<br />
Das Magazin zum <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland Nr. 3 | <strong>Sommer</strong> <strong>2011</strong><br />
BEGLEITPROGRAMM IM MUSIKALISCHEN SOMMER <strong>2011</strong><br />
WANDELN, ENTDECKEN,<br />
DINIEREN &<br />
MUSIK GENIESSEN
Editorial<br />
Liebe Musikfreunde,<br />
lehnen Sie sich einen Moment zurück und stellen Sie sich folgende Szene vor: Ein lauer<br />
<strong>Sommer</strong>abend in Ostfriesland. Die letzten Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht, eine leichte<br />
Brise lässt die Blätter der alten Bäume vor der Dorfkirche rascheln. Aus dem Inneren des<br />
Gotteshauses erklingt Musik - eine feine Melodie. Sie schwebt ins Ohr, schwirrt von dort<br />
durch den Kopf, wie ein leichter Schmetterling. Willkommen beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>!<br />
Es ist eine Art von Zauber, die dem Festival auch in seinem 27. Jahr innewohnt.<br />
Eine Magie, der man gerne verfällt – jedes Jahr aufs Neue. Und auch<br />
<strong>2011</strong> haben die Macher ein Gesamtpaket geschnürt, dass sich sehen lassen<br />
kann – Konzerte auf Weltniveau, ein spannendes Begleitprogramm, Künstler<br />
aus aller Welt. Das alles spiegelt auch die aktuelle Ausgabe von �ortissimo.<br />
Auf den Spuren des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s reist das Magazin durch die<br />
Region, öffnet den Blick für Mensch und Landschaft, für Kultur und Natur.<br />
Kein Festival ohne Menschen: Iwan König und Julia Marie Müller sind Macher<br />
und Künstler in einer Person. Das Musiker-Paar ist Ideengeber des Festivals<br />
und immer auf der Suche nach neuen Trends – im Gespräch mit �ortissimo<br />
werfen die beiden einen Blick in die Festivalzukunft. Auch drei Stammgäste<br />
öffnen im Interview ihr Herz und erzählen ehrlich und frei, warum es sie immer<br />
wieder zu den Konzerten zieht.<br />
Für Musik ist man nie zu jung. Das beweist ein Besuch im „Musikgarten“ der<br />
Musikschule Aurich. Hier musizieren schon die Allerkleinsten. Dass auch die<br />
„Großen“ immer noch dazulernen können, zeigt das Interview mit Künstler und<br />
Dozent Peter Barcaba. Im Gespräch mit �ortissimo gibt er persönliche Einblicke<br />
in seine Philosophie der Meisterkurse.<br />
Keine Reise ohne spannende Zwischenstopps: In einem eigenen Beitrag zeigen<br />
wir, wie spannend auch das Begleitprogramm zum Festival ist. Zu Besuch<br />
auf der Burg Berum lernt man eine sympathische Burgherrin kennen, die das<br />
alte Gemäuer mit Leben füllt. Der neue Spielort Minsen präsentiert das<br />
UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer – ein faszinierender Lebensraum direkt<br />
vor der Haustür.<br />
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der aktuellen �ortissimo-Themen,<br />
überzeugen Sie sich selbst. Viel Spaß beim Blättern, Schmökern und Lesen<br />
wünscht Ihnen für die �ortissimo-Redaktion<br />
Ihre<br />
Mieke Matthes<br />
3
�<br />
4<br />
Inhalt<br />
Lebensraum: das Wattenmeer<br />
als Weltnaturerbe<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
4 Inhalt<br />
Der Inhalt von �ortissimo<br />
52 Impressum<br />
40<br />
TITEL<br />
32 Ein Konzert und<br />
sein Begleitprogramm<br />
Mit dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> die<br />
Region ganz neu entdecken: die<br />
Kirche in Arle, die Burg Berum und<br />
das Fährhaus Neßmersiel.<br />
40 Minsen und<br />
das Watt<br />
10 Die Zukunftsmacher<br />
Iwan König und Julia Marie Müller<br />
sprechen im Interview über das<br />
Festival und Ideen für die Zukunft.<br />
GLANZPUNKTE<br />
14 Wenn Musik<br />
helfen kann<br />
Das Benefiz-Konzert des<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geht in<br />
die zweite Runde.<br />
22 Peter Barcaba<br />
im Interview<br />
Der Künstler, Komponist und Dozent<br />
spricht über Meisterschüler und die<br />
ganz besondere Atmosphäre in<br />
Ostfriesland.<br />
26 Musik von Anfang an<br />
Ein Besuch im „Musikgarten“ von<br />
Christine Hendriks zeigt:<br />
Für Musik ist es nie zu früh.<br />
26<br />
Musik von Anfang an<br />
Stammgäste:<br />
Nicht ohne meinen Musio<br />
36 32 22<br />
Rezept-Tipp:<br />
<strong>Sommer</strong>-Tages-Tour: Arle, Burg<br />
Leichte <strong>Sommer</strong>küche<br />
Berum und Fährhaus Neßmersiel<br />
Peter Barcaba im Interview<br />
EINBLICKE<br />
8 Abschied ohne Trennung<br />
Festivalmacher Thomas Hummel verlässt den<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>. Ein sehr persönlicher<br />
Rückblick.<br />
16 Nicht ohne den MUSIO<br />
Stammgäste des Festivals erzählen, was<br />
sie am <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> so mögen.<br />
44 Künstler hinter den Kulissen<br />
Das Team hinter dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> –<br />
diesmal: Karsten Philipp und Dieter Schur.<br />
46 Gemeinsam Werte schaffen<br />
Wie funktioniert eigentlich Kultur-Sponsoring?<br />
16 10<br />
Die Zukunftsmacher:<br />
Iwan König und Julia Marie Müller<br />
SERVICE<br />
6 Kurze Meldungen<br />
Was den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> bewegt.<br />
18 Tops <strong>2011</strong><br />
Von Ausnahmetalenten, Orgelreisen und<br />
PartiTouren.<br />
48 Karte & Tickets<br />
Alle Spielstätten mit den wichtigsten Straßen<br />
für kurze Wege zum Hörgenuss auf einen Blick<br />
und der direkte Draht zum Festivalteam – für<br />
Tickets und das ausführliche Programm.<br />
5
Förderverein<br />
sponsert fünf Konzerte<br />
Der Förderverein „Freunde des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s“ ist weiter auf<br />
Wachstumskurs. Im Frühjahr <strong>2011</strong> zählt die 1. Vorsitzende Barbara Oles<br />
279 Mitglieder. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr die 300er-Marke<br />
knacken“, so Oles gegenüber �ortissimo.<br />
Und noch eine frohe Botschaft konnte Oles verkünden: „Der Verein ist in diesem<br />
Jahr in der Lage, fünf Konzerte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s zu finanzieren.” 2010<br />
waren es noch vier Veranstaltungen gewesen. Mit der Mitgliederzahl von 300 sei<br />
dies auch in den kommenden Jahren gesichert, so Oles weiter. Dann könnten<br />
stetig fünf Konzerte rein aus Mitgliedsbeiträgen gesponsert werden.<br />
Auf der Mitgliederversammlung Ende März wurde außerdem die Gründung einer<br />
Stiftung zugunsten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s diskutiert. „Auf diese Weise<br />
könnten größere Einzelspenden, testamentarische Zuwendungen usw. langfristig<br />
angelegt und verwendet werden. Für manchen ein wichtiges Anliegen. Auf diese<br />
Weise wird das Geld, das eingenommen wird, nicht gleich ausgegeben”, so Oles.<br />
�<br />
6<br />
Kurze Meldungen<br />
Im Rahmenprogramm zum Konzert in Stapelmoor: das frisch<br />
restaurierte Steinhaus in Bunderhee.<br />
PartiTouren<br />
Vier Konzerte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s haben es geschafft.<br />
Sie sind Teil des kulturtouristischen Projektes<br />
„PartiTouren“-Niedersachsen. Damit wollen die Initiativen<br />
Reiseland Niedersachsen und Musikland Niedersachsen außergewöhnliche<br />
Veranstaltungen im Land besser vermarkten.<br />
Das Festival selbst hat das Konzert des Trio Avodah im Heimathaus<br />
Aschendorf (31. Juli, 20:00 Uhr) sowie die Veranstaltung<br />
mit dem Ensemble Antonianum in der Kirche Stapelmoor (28.<br />
Juli, 20:00 Uhr) angemeldet. Außerdem hat es das Konzert des<br />
Mathias Eick Quartetts im Park der Gärten in Bad Zwischenahn<br />
(4. August, 20:00 Uhr) geschafft und die Jury überzeugt. Die Ostfriesland<br />
Tourismus GmbH (OTG) hat darüberhinaus das Abschlusskonzert<br />
in der Johannes a Lasco Bibliothek (14. August,<br />
11:00 und 20:00 Uhr) in Emden platzieren können. Das Besondere<br />
bei den „PartiTouren“: Hochwertige musikalische Veranstaltungen<br />
werden mit touristischen Angeboten kombiniert.<br />
Diese Bedingungen erfüllen die vier angenommenen Termine<br />
aufs Beste. In Aschendorf lockt das Gut Altenkamp mit einer Mischung<br />
aus Barock und Moderne. Nach einem Spaziergang<br />
durch den Lustgarten erwartet den Besucher im Inneren eine<br />
Ausstellung des Künstlers Hans Hartung. Das Rahmenprogramm<br />
zum Konzert in Stapelmoor bietet eine szenische Führung mit<br />
Teetafel im frisch restaurierten Steinhaus Bunderhee. Das Motto:<br />
„Zu Gast bei den ostfriesischen Häuptlingen“. In Bad Zwischenahn<br />
lädt der Park der Gärten zu einer Führung. Nach dem Konzert<br />
können Besucher als Preview die romantische Nachtseite<br />
des Gartens mit einer Beleuchtung „Illumination – Lange Abende<br />
im Park“ für sich entdecken. In Emden macht ein Besuch der<br />
„Langen Nacht der Museen“ nach dem Konzert den Tag perfekt.<br />
In eigener Sache...<br />
+ + + PLATZWAHL + + +<br />
Ab diesem Jahr wird es bei fast allen Konzerten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s nummerierte Sitzplätze<br />
geben. Auf diese Weise soll der Ansturm auf die Plätze vermieden werden. Künftig gibt es<br />
also zwei oder drei Kategorien mit nummerierten Sitzplätzen. Für Wiebke Schoon, die beim <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong> für den Ticketbereich zuständig ist, bedeutete das im Vorfeld jede Menge Arbeit.<br />
Denn die bestehenden Saalpläne bedurften einer Überarbeitung. Es musste neu festgelegt werden,<br />
wie viele Plätze es ganz genau gibt und welche wirklich die besten – also die der Kategorie 1 – sind.<br />
+ + + KURZ, SCHNELL UND INFORMATIV + + +<br />
Seit gut anderthalb Jahren ist der Blog des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland nun online.<br />
Wibke Heß vom Landschaftsforum hält darin Freunde und Interessierte des Festivals auf dem Laufenden.<br />
Gedacht als Experiment, hat der Blog inzwischen einen festen Nutzerkreis gefunden. Und<br />
nicht nur das jüngere Publikum hält sich so auf dem Laufenden. Man scheint alle Altersgruppen<br />
gleich gut zu erreichen. „Spannend ist es, in Gesprächen zu merken, dass bestimmte Informationen<br />
wirklich nur aus dem Blog kommen können“, so Wibke Heß. Und so wird munter weitergebloggt.<br />
+ + + MUSIO-TV + + +<br />
Interviews, Reportagen, amüsante und ungewöhnliche Einblicke in den Festivalalltag bieten auch in<br />
diesem Jahr die Videobeiträge auf der Homepage des Festivals. Ob Gespräch mit Festivalleiter<br />
Wolfram König oder Interview mit Musikern und Technikern. Aktuelle Beiträge und Filme aus dem<br />
vergangenen Jahr gibt es unter www.musikalischersommer.net.<br />
+ + + GRENZGÄNGER + + +<br />
Die „Grenzkonzerte” vom <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland und dem niederländischen Peter<br />
de Grote Festival gehen in die nächste Runde. <strong>2011</strong> wird es daher auch wieder eine eigene Broschüre<br />
für diese Konzertreihe geben: den „Grenzgänger”. Darin dreht sich alles um die zehn sommerlichen<br />
Konzerte zwischen Weener und Winschoten, Landschaft, Kultur und Menschen der<br />
Grenzregion. Unter anderem werden in der aktuellen Ausgabe die Oude Remise in Oudeschans<br />
sowie das Steinhaus Bunderhee vorgestellt. Ein weiterer Artikel nimmt den Kulturtourismus im<br />
Rheiderland in den Fokus, berichtet von den Kulturwegen R(h)eiderland. Auch Leben und Werk<br />
von Ubbo Emmius wird im „Grenzgänger” gewürdigt.<br />
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26603 Aurich<br />
T +49 (0)4941 60 44 6 0<br />
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�<br />
Feiner Abschied<br />
ohne Trennung<br />
8<br />
Thomas Hummel geht. Nach zwei<br />
Jahrzehnten ist der <strong>Musikalische</strong><br />
<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland <strong>2011</strong> der<br />
erste, der ohne den Hamburger<br />
Festivalmacher entsteht.<br />
Wenn Thomas Hummel den <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland irgendwann ganz verlassen<br />
haben wird, wird unumwunden das zu<br />
Ende gehen, was man eine Ära nennen darf. Wenn einer<br />
für sich in Anspruch nehmen kann, der Festivalorganisation<br />
auf die Beine geholfen zu haben, dann ist es er, der<br />
aus dieser Aufgabe seine Profession gemacht hat.<br />
Doch die Gangway senkt sich nur langsam. Zu lang und zu<br />
gut war die gemeinsame Zeit. Immerhin nennt Thomas<br />
Hummel den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> „Mein erstes großes<br />
Projekt“. Und Dirk Lübben, der organisatorische Leiter des<br />
Festivals heute, weiß, von wem er sich verabschieden<br />
muss, wenn er bedächtig formuliert: „Wir sind überzeugt,<br />
auch ohne Thomas weitermachen zu können.“<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Die Verbindung, die sich mit diesen Worten langsam löst,<br />
nahm ihren Anfang beim 7. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> 1991.<br />
Es war Wolfram König, Initiator und künstlerischer Leiter<br />
des Festivals, der Hummel nach Ostfriesland holte.<br />
“Damals war ich ein Tausendsassa, zuständig für alles und<br />
jenes“, erinnert sich Hummel an diese Zeit. „Selbst die<br />
Plakate an Ostfrieslands Landstraßen habe ich eigenhändig<br />
geklebt; mit einem fürchterlichen Klotz von C-Netz-<br />
Telefon unterm Arm.“<br />
Das änderte sich schnell, als zum 9. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />
die Ostfriesische Landschaft mit Hummel gemeinsam<br />
die Organisation übernahm und Dirk Lübben zum Team<br />
stieß. Er stellte das Festival auf neuen finanziellen Boden<br />
und machte zusätzliche Ressourcen frei. „Was wir seitdem<br />
geleistet haben“, sagt Hummel, „kann sich mit allem messen,<br />
was es in diesem Bereich gibt!“ Besonders liegen ihm<br />
in der Rückschau die inzwischen fest etablierte Zusammenarbeit<br />
mit dem Groninger Peter de Grote Festival und<br />
das Rahmenprogramm des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s am<br />
Herzen. Alles füge sich jedoch erst vor der Kulisse der umwerfenden<br />
ostfriesischen Landschaft mit ihrem schier unerschöpflichen<br />
Potenzial an Spielorten zu einem<br />
geschlossenen Ganzen zusammen. „Ihre künstlerische Entsprechung<br />
findet diese Vielfalt in der modernen und offenen<br />
Plattform, die Wolfram König geschaffen hat.“<br />
Wie begeistert der 42-Jährige von dem ist, was dabei geschaffen<br />
wurde, lässt sich leicht an seinen Augen ablesen,<br />
wenn er erzählt. Der Glanz dort nimmt noch einmal zu,<br />
spricht er von den Menschen, die er zwischen Papenburg<br />
und dem Wangerland getroffen hat. Ob nun der Freundeskreis<br />
des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s, seine engsten Teamkollegen<br />
oder die zahlreichen hilfreichen Hände, auf die sich<br />
„der <strong>Sommer</strong>“ immer verlassen könne: Hummel nennt sie<br />
die Festivalfamilie. „Erst ihre unglaubliche Offenheit macht<br />
unsere Arbeit möglich.“<br />
Spezialisierungen<br />
Nach zwei Jahrzehnten intensiver Zusammenarbeit wurde<br />
jedoch auch deutlich, wo die Ostfriesen und ihr Hamburger<br />
Festivalmanager jeweils eigene Talente entdeckt und ausgebaut<br />
hatten. Dirk Lübben, dem man heute noch anmerkt,<br />
wie schwer es ihm gefallen ist, mit Hummel den<br />
Abschied auszuhandeln, hat dafür eine plastische Erklärung:<br />
„Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> ist zu einem Festival geworden,<br />
das auf Innovation Wert legt und auf allen Ebenen<br />
unterschiedliche Aspekte zusammenbringt. Thomas hat<br />
sich zum Spezialisten für themenzentrierte Festivals<br />
entwickelt und ist damit, wie man auf Usedom sieht, ausgesprochen<br />
erfolgreich.” Schon während der vergangenen<br />
Jahre habe Hummel auch im <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> auf<br />
diesem Gebiet gearbeitet: als Spezialist für größere Veranstaltungen<br />
und Ensembles. Nun könne sich jeder auf seine<br />
Stärken konzentrieren. „Vom Kopf her“, so Lübben, „doch<br />
eine klare Sache, oder?“<br />
Ja, vom Kopf her ist das auch für Thomas Hummel eine<br />
„klare Sache“. „Ich orientiere mich jedoch nur ungern von<br />
Ostfriesland weg“, sagt er. „Wehmut ist das, was bleibt –<br />
und große Dankbarkeit. Landschaft und Menschen haben<br />
mich mehr an sich gebunden, als ich mir das zu Anfang<br />
gedacht hätte. Zum Glück kann ich mich auf spannende<br />
Aufgaben freuen.“<br />
Aussichten<br />
Zuallererst ist das das Usedom Musikfestival. In diesem<br />
Jahr steht es ganz im Zeichen des in Litauen geborenen<br />
Cellisten und Dirigenten David Geringas sowie der Sängerin<br />
Violeta Urmana. Die beiden gelten als die weltweit bekanntesten<br />
Botschafter litauischer Musik. „Das Festival hat<br />
sich zu einer Ganzjahresaktivität ausgewachsen“, berichtet<br />
Hummel. Findet das eigentliche Festival im September<br />
und Oktober statt, wird es inzwischen von den Usedomer<br />
Literaturtagen im Frühjahr – Hummel ist hier Intendant -<br />
und im <strong>Sommer</strong> vom Schleswig-Holstein-Musikfestival begleitet.<br />
Letzteres veranstaltet ein Sonderkonzert auf Usedom,<br />
das Hummel mit seinem Schleswig-Holsteiner<br />
Intendantenkollegen Rolf Beck vereinbart hat.<br />
Das zweite Projekt ist die Baltic Youth Philharmonic. Sie<br />
bietet vielversprechenden Talenten aus den Ostseeanrainerstaaten<br />
die Möglichkeit, unter der Leitung von Kristjan<br />
Järvi Orchestererfahrung zu sammeln. Thomas Hummel ist<br />
der geschäftsführende Direktor. Für dieses Jahr ist eine<br />
große Tournee geplant. Sie führt nach Kaliningrad, Kaunas<br />
und Kopenhagen. Des Weiteren wird das Orchester in<br />
Stockholm beim Baltic Sea Festival spielen und Tallin besuchen.<br />
Abschließend stehen Gastspiele in Meran und<br />
Mailand auf dem Programm, bevor es Ende September<br />
nach Usedom zum Musikfestival geht. „Das wird mich in<br />
Atem halten“, hofft Hummel.<br />
Für allzu viel Wehmut wird also in Zukunft keine Zeit sein.<br />
Und wenn doch, dann gibt es vier Hamburger Gören, die<br />
für Ablenkung sorgen werden. Hummels vier Kinder, von<br />
denen zwei während eines <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geboren<br />
wurden, freuen sich riesig auf die dazugewonnene<br />
Adieu nach 20 Jahren <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong>:<br />
Festivalmanager Thomas Hummel.<br />
Freizeit ihres Vaters im <strong>Sommer</strong>. „Und ich“, so Hummel,<br />
„freue mich auf den <strong>Sommer</strong> mit ihnen. Nach 17 Jahren<br />
wird’s auch Zeit!“<br />
Wer ihn sprechen will, muss dennoch nicht in die Hansestadt<br />
fahren. Zu eng sind die Freundschaften, die Thomas<br />
Hummel mit Ostfriesland verbinden. Kurzerhand macht er<br />
auf dem Weg zum Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft,<br />
Helmut Collmann, auf Kloster Thedinga bei Carl-<br />
Anton Freiherr von Innhausen und Knyphausen Stopp und<br />
lädt zum Gespräch bei Tee und Torte. So ist sein Abschied<br />
denn einer ohne wirkliche Trennung. Eher ein langsames<br />
Gehen, an dessen Ende eine dauerhafte Verbundenheit<br />
bleiben wird. Nach zwei Jahrzehnten ist das für alle Beteiligten<br />
eine schöne Perspektive. �<br />
9
�<br />
10<br />
Neben dem Festivalgründer Wolfram König gelten sein Sohn Iwan<br />
und dessen Partnerin Julia Marie Müller als die künstlerischen<br />
Ideengeber des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland.<br />
�ortissimo sprach mit ihnen über Bedingungen und Zukunftsvisionen<br />
des Festivals am Meer.<br />
Julia Marie Müller und Iwan König<br />
Er ist ein gefragter Konzertpianist. Sie ist eine frisch<br />
ausgebildete Pianistin mit bald einem weiteren<br />
Master-Titel als Konzertmanagerin in der Tasche. Er<br />
ist von '64, sie von '83. Er gehört seit Jahren fest zum<br />
Ensemble des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. Sie ist eine Entdeckung<br />
der vergangenen Jahre. Beide sind sie an ihren<br />
Instrumenten Könner, und beide stecken voller Ideen.<br />
Gemeinsam aber sind sie, was kein Unternehmensberater<br />
besser in Worte hätte fassen können: Sie sind jung,<br />
engagiert, kreativ, erfolgreich und – sie haben Erfahrung.<br />
Ein inspirierenderes Paar als Julia Marie Müller und Iwan<br />
König könnte sich der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />
nicht wünschen.<br />
Dass dieses Tandem zu den ersten gehört, die gefragt<br />
werden müssen, wenn es um die zukünftigen künstlerischen<br />
Wege des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s geht, liegt auf<br />
der Hand. Schon jetzt setzen sie mit ihren Konzerten und<br />
Veranstaltungen Akzente, die ein Echo im Rahmen des<br />
Festivals haben. Der Einsatz von Licht und Video gehört<br />
ebenso dazu wie die Zusammenarbeit mit bildenden<br />
Künstlern oder das Musik(er)gespräch auf Facebook.<br />
Zuerst das Publikum<br />
Die<br />
Zukunftsmacher<br />
Doch wie es offensichtlich im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s nicht anders möglich ist, kommen die<br />
beiden beim Schildern ihrer Ideen zunächst auf das Festival-Publikum<br />
zu sprechen. „Unser wichtigster Partner<br />
sind unsere Hörer”, erklärt König. Sie seien es, die mit<br />
ihrer Offenheit und Neugier künstlerische Expeditionen<br />
erst erlaubten. Für Julia Müller ein Faktor, den sie 'festivalinhärent'<br />
nennt. Auf wenig anderen Festivals ließen<br />
sich neue Ideen so gut umsetzen. Und es hat fast den<br />
Anschein, als wollten die beiden einfach sagen, dass der<br />
größte Künstler des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s niemand<br />
anderes als das Publikum sei.<br />
Der Eindruck kommt nicht von ungefähr. Zahlreiche neue<br />
Formen und Musiken haben im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s in den vergangenen Jahren ihr Debüt erlebt,<br />
und sei es nur in einer bis dahin ungewöhnlichen<br />
Kombination mit anderen Werken. So sorgte das „ArtEvent”<br />
2010 für neue Eindrücke im Zusammengehen von klassischer<br />
Musik und moderner Malerei. Bodo Olthoff, Iwan<br />
König und Julia Müller hatten ins Landschaftsforum geladen,<br />
um ihre Arbeiten als verbundenes Kunstwerk zu präsentieren.<br />
Der voll besetzte Saal erlebte eine ungewohnte<br />
optische Vorstellung von Musik, ein akustisches Gemälde.<br />
„Allein die bewegenden und anregenden Diskussionen im<br />
Anschluss”, stellt König fest, „haben den Abend für Bodo<br />
Olthoff und uns zu einem Erfolg werden lassen.”<br />
Kunst in Kombination<br />
Ein anderes Beispiel sei das Festival-Konzert in der Reformierten<br />
Kirche zu Ditzum 2010 gewesen. Neben einer Violinsonate<br />
von Robert Schumann, war dort mit „Pierrot<br />
Lunaire” eines der bekanntesten Stücke des modernen<br />
Klassikers Arnold Schönberg zu hören. Das Ensemble, zu<br />
dem auch Iwan Königs Schwester Franziska und der Auricher<br />
Cellist Christoph Otto Beyer gehörten, begleitete die<br />
sieben Gedichte des Stückes, die von Schönberg als<br />
Sprechgesang konzipiert worden sind. „Das ist zum einen<br />
eine musikalische Herausforderung für das Publikum, das<br />
diese wieder einmal begeistert angenommen hat”, so<br />
König. „Zum anderen aber ist es auch eines der sprechenden<br />
Beispiele für die innovativen Möglichkeiten des Festivals<br />
und eine seiner Besonderheiten: des von uns<br />
sogenannten „Sandwichprogramms”.<br />
Dieses für den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland mittlerweile<br />
zum internationalen Aushängeschild gewordene<br />
Programmarrangement setzt darauf, Musik aus verschiedenen<br />
Epochen, verschiedenen Strömungen und Denkschulen<br />
zusammenzubringen. Entwickelt wurde es vom<br />
11
�<br />
12<br />
Festivalgründer Wolfram König. In diesem Jahr findet so<br />
Chopin zu Strawinsky, Prokofjew und Milhaud (23. Juli in<br />
der Vorburg der Evenburg) oder Brahms zu Hanns Eisler<br />
(25. Juli in Dunum). Das Konzept wirkt jedoch auch über<br />
das ganze Festival. Ein Konzert am 28. Juli in Stapelmoor<br />
kann daher die Barock-Musik des 17. Jahrhunderts in den<br />
Mittelpunkt stellen. Und schließlich tritt am 8. August das<br />
Klaus Spencker Trio mit jazzigen Tönen in der Pewsumer<br />
St.-Nicolai-Kirche auf. „Entwickelt hat mein Vater diese<br />
Programmform aus den Meisterklassen heraus. Wenn dort<br />
ein Violinist Schumann in Klavierbegleitung üben möchte,<br />
ein Pianist jedoch beispielsweise Schönberg, dann müssen<br />
am Ende beide Musiker beide Stücke spielen können<br />
und schaffen so eine ungewohnte Kombination”, erklärt<br />
König.<br />
Soziale Netzwerke für Musik<br />
Mit der innovativen Festivalplattform und dem ebenso offenen<br />
wie interessierten Publikum des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland sind Julia Marie Müller und Iwan<br />
König überzeugt, eine Basis zu haben, auf der sie nun zukunftsweisende<br />
Konzert-Arrangements realisieren können.<br />
Das Handwerkszeug dazu holt sich Julia Müller gerade in<br />
Hannover ab. Nach ihrer Ausbildung zur Pianistin hat sie<br />
sich an der dortigen Musikhochschule in den Masterstudiengang<br />
„Medien und Musik” eingeschrieben und steht<br />
kurz vor dem Abschluss. Zwar sieht sie die von vielen Konzerthäusern<br />
proklamierte „Krise des Konzerts” nicht mit<br />
gleicher Relevanz. Dennoch ist auch sie überzeugt, dass<br />
neue Präsentationsformen den Zugang und den Genuss<br />
klassischer Musik steigern können und sicherlich helfen<br />
würden, neue Hörerkreise zu erschließen.<br />
„So haben wir gerade in einem Studienprojekt die Möglichkeiten<br />
von Social Media wie Facebook für die Konzertwerbung<br />
untersucht”, berichtet sie. Mit kurzen Videos zu<br />
den einzelnen Künstlern sei ein Konzert beworben worden,<br />
das an zwei unterschiedlichen Orten stattgefunden habe:<br />
zuerst im Foyer und, nach der Pause im angrenzenden<br />
Konzertsaal, wiederum begleitet von Videoeinspielungen<br />
mit Informationen zu und von den Künstlern. „Zugegeben”,<br />
resümiert die gebürtige Wittmunderin, „begleitet von herkömmlicher<br />
Konzertwerbung hätten wir das Haus bestimmt<br />
ganz füllen können. Doch auch so haben wir allein über<br />
ein soziales Netzwerk ein beachtliches Publikum ansprechen<br />
können. Das macht Lust auf mehr!”<br />
Youtube und Hintergrundwissen<br />
Das wichtigste Ziel solcher Aktionen sei, den Zugang zur<br />
Musik zu erleichtern – ob es nun über die Bewerbung von<br />
Aufführungen gehe oder um musikalische Aspekte. Und<br />
neben Social Media auf der Seite der Vorbereitung gäbe<br />
es auch im Rahmen des Konzertes selbst noch zahlreiche<br />
Ideen, bei denen moderne Technik ins Spiel kommen<br />
kann. So denkt das Duo zum Beispiel an den Einsatz von<br />
Beamern, Video- und Tonmaterial, um Künstler – Musiker<br />
wie Komponisten – dem Publikum noch näher zu bringen<br />
und durch diese Hintergrundinformation den Musikgenuss<br />
weiter zu vertiefen.<br />
Außerdem nutzen sie, wie viele Künstler des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s, das Internet und das Video-Portal „Youtube”,<br />
um sich zu präsentieren. So ist das Künstlergespann beispielsweise<br />
auf Youtube in einer Einspielung an zwei Flügeln<br />
zu sehen. Geboten wird Ravels „La Valse”. „Das Video<br />
ist zwar mit einer Handykamera aufgenommen”, begeistert<br />
sich Müller, „ist aber vom Klang her so gut, dass es zeigt,<br />
was schon mit einfachen zeitgemäßen Mitteln möglich ist<br />
– wenn man sich ihnen nur öffnet!”<br />
Verbindungen zum <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>, davon sind<br />
beide fest überzeugt, muss man nicht erst suchen. „Man<br />
muss doch nur die vorhandenen Fäden aufnehmen”, so<br />
Iwan König. Künstlerisches Hintergrundwissen vermittle<br />
schon jetzt Professor Dr. Elmar Budde in seinen Vorträgen<br />
auf überaus anschauliche Weise. Neben den Kombinationen<br />
aus verschiedenen Klassikern bilde das Benefiz-Konzert,<br />
wie es im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfand,<br />
die Brücke zu Rock und Pop. Die Zusammenarbeit mit der<br />
bildenden Kunst habe König selbst mit Bodo Olthoff erprobt.<br />
Das Sandwichprogramm ist fester Festivalbestandteil,<br />
und schließlich sei der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> im<br />
Internet, auf Facebook sowie mit einem eigenen Blog und<br />
einer eigenen Website, überaus aktiv. „Da muss man nur<br />
zugreifen”, freut sich der Wahl-Auricher.<br />
Die Nase vorn<br />
Wichtig sei dabei nur, auch das betonen beide Musiker<br />
ausdrücklich, dem Festival nichts „aufzusetzen”. „Es muss<br />
alles aus dem Festival selbst erwachsen”, formuliert Julia<br />
Marie Müller die Strategie des Tandems. „Ganz so, wie die<br />
schönsten Blumen im Garten immer dort wachsen, wo sie<br />
das finden, was sie brauchen. Und das ist nicht immer un-<br />
Kunst ist Vielfalt. Vielfalt ist Leben. Dafür setzen<br />
wir uns in der Region Weser-Ems ein.<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
Wie vielfältig das Leben ist, zeigt sich vor allem in unserem kulturellen Umfeld.<br />
Mit unserem Engagement für die regionale Kunst geben wir dem Leben in der<br />
Region Weser-Ems vielfältige Impulse. Aus Verantwortung, aus Überzeugung,<br />
aus Freude an einem facettenreichen regionalen Leben. www.vr.de<br />
Zwei Generationen <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong>:<br />
Gründer Wolfram König (links), Julia Marie Müller<br />
und Iwan König.<br />
bedingt dort, wo man es geplant hat.” Alles, was außerhalb<br />
der Musik geschehe, sei ein „i-Tüpfelchen” und müsse<br />
auch mehr nicht sein. „Denn”, so Müller, „die Musik spricht<br />
immer für sich selbst.”<br />
Iwan König ist inzwischen offiziell Stellvertreter seines Vaters.<br />
Mit einer entspannten Ruhe, die das vertrauliche Verhältnis<br />
der beiden Männer verrät, sagt er, er sei „Vaters<br />
Sprachrohr in Aurich”. Bei allem Understatement das<br />
dabei anklingt, kann er jedoch nicht verleugnen, dass auf<br />
ihm und seiner Partnerin ein Teil der Hoffnungen für den<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> ruhen. Was das Paar mit seinem<br />
Einsatz anstrebt, fasst Iwan König in einem kurzen Satz zusammen:<br />
„Wir werden die Nase vorn haben, ganz vorn!”<br />
Und das sind genau die Aussichten, die der <strong>Musikalische</strong><br />
<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland will. �<br />
Wir machen den Weg frei. Gemeinsam mit den Spezialisten der genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: DZ BANK, Bausparkasse Schwäbisch Hall, DG HYP,<br />
easyCredit, Münchener Hyp, R+V Versicherung, Union Investment, VR LEASING, WL BANK.
Wenn Musik richtig hilft<br />
�<br />
14<br />
Ein Ohrenschmaus:<br />
Die sechs Musiker von Mellow Melange<br />
mixen Jazz, Pop und Klassik.<br />
Das Benefizkonzert des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland geht in die<br />
zweite Runde. Nach dem Premierenerfolg<br />
in 2010 haben die Organisatoren<br />
das Konzept ein wenig<br />
umgestrickt. So gibt es nun weniger<br />
Bands, dafür mehr Zeit zum gemütlichen<br />
Plausch bei einem Glas Wein.<br />
Plakate kleben, Tickets verkaufen, die Werbetrommel rühren<br />
– es gehört eine Menge Arbeit dazu, ein Konzert dieser<br />
Größenordnung auf die Beine zu stellen. Das haben<br />
Frank Hentschel und Peter Meyerhoff im vergangenen Jahr gemerkt.<br />
In 2010 wagten sich die beiden, gemeinsam mit den Freunden der<br />
Auricher Lions Clubs „tom Brook“, „Aurich-Ostfriesland“ und „Frisia<br />
Orientalis“, an das Projekt Benefizkonzert. Mit Erfolg. Das erste Benefizkonzert<br />
in der Geschichte des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland<br />
brachte den Machern 1.500 Besucher und einen Erlös von<br />
8.500 Euro pro Empfänger. 2010 waren das ein Hilfsprojekt in Kambodscha,<br />
die Auricher Tafel sowie das Festival selbst. „Unsere Erwartungen<br />
sind weit übertroffen worden“, sagt Frank Hentschel im<br />
Gespräch mit �ortissimo. Inzwischen hat die Ausbildung der<br />
kambodschanischen Medizinstudenten begonnen, und auch der<br />
Englischunterricht an der dortigen Dorfschule ist in Vorbereitung.<br />
Motivation genug für die Lions in Kooperation mit der Auricher Veranstaltungsagentur<br />
Marema und dem <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in die<br />
Verlängerung zu gehen. Und so wird es auch in <strong>2011</strong> ein Benefizkonzert<br />
geben. Gefördert werden sollen dieses Mal ein Kinderhaus in<br />
Guatemala sowie der Auricher Hospizverein. „Wir wollen wieder ein<br />
regionales und ein internationales Projekt unterstützen“, erklärt Peter<br />
Meyerhoff.<br />
Das Kinderhaus Casa del Niño in der alten Hauptstadt Guatemalas,<br />
Antigua, ist ein Projekt des Lions-Clubs Norden-Nordsee. Ins Leben<br />
gerufen haben es die Mitglieder Hans-Georg Krone und Hans-Heiner<br />
Ulrichs. Das Kinderhaus ist eine echte Herzensangelegenheit. Das<br />
merkt man deutlich, wenn Krone erzählt. Vor mehr als 20 Jahren<br />
reisten er und Ulrichs, beide aus der Bau- und Architekturbranche,<br />
auf den Spuren der Mayas durch Südamerika. Dabei erlebten sie<br />
auch hautnah das Elend der Menschen, vor allem der Kinder – aufgerieben<br />
zwischen Militär und Guerilla. Eine erste Medikamentensammlung<br />
der Norder Lions erregte kurz darauf die Aufmerksamkeit<br />
des damaligen Gesundheitsministers Guatemalas. „Wir sind mit kofferweise<br />
Medikamenten runtergeflogen“, erinnert sich Krone. Der Minister<br />
lud die beiden Norder zum Gespräch.<br />
Bei dem Treffen wurde dann die Idee geboren, ein Kinderhaus zu errichten.<br />
Schnell hatten die Lions 15.000 DM gesammelt, der Lions-<br />
Club Deutschland stockte auf 30.000 DM auf. In Kooperation mit<br />
einem guatemaltekischen Architekten wurde das Projekt innerhalb<br />
Bei Dobrek Bistro klingt der<br />
Salsa zigeunerisch, der Tango<br />
wienerisch, der Jazz jiddisch<br />
und die Musette hat einen<br />
russischen Touch.<br />
von nur zwei Jahren realisiert. In der Einrichtung finden die armen<br />
Kinder der Region Hilfe, Nahrung und manchmal auch ein neues Zuhause.<br />
Es gibt eine Kinderkrippe, eine Vorschule und einen Kindergarten.<br />
Die kleinen Besucher werden ärztlich betreut, bekommen<br />
Kleidung und warme Mahlzeiten. Auch Hygiene und Körperpflege<br />
stehen auf dem „Lehrplan“. Was Anfang der 1990er-Jahre mit 20<br />
Kindern begann, gibt inzwischen 80 bis 90 Kindern Unterkunft,<br />
Schutz und Sicherheit. Als fester Partner steht den Lions vor Ort der<br />
Franziskaner-Orden zur Seite, der das Kinderhaus offiziell betreibt.<br />
Viel Kraft, Mühe und Arbeit haben Hans-Georg Krone und seine Mitstreiter<br />
in das Projekt Casa del Niño gesteckt. Regelmäßig fliegt<br />
Krone nach Guatemala und überzeugt sich vor Ort von Zustand und<br />
Fortschritt des Kinderhauses. Immer wieder ein sehr emotionaler<br />
Ausflug in eine andere Welt. „Ich gehe immer mit einem gewissen<br />
Gefühl der Unsicherheit dort runter“, sagt Krone. Geht es dem Haus<br />
und den Kindern gut? Läuft alles? „Wenn ich dann aber dort bin<br />
und das Haus betrete, bin ich sehr, sehr glücklich.“ Mit den Jahren<br />
sind Freundschaften zu Mitarbeitern und auch zu den Kindern des<br />
Hauses gewachsen. Mehrfach waren Kinder zu Besuch bei Familie<br />
Krone – eine Bereicherung für beide Seiten. Um das Kinderhaus unterhalten<br />
zu können, müssen jährlich rund 50.000 US-Dollar aufgebracht<br />
werden. In naher Zukunft müssen Möbel für zwei<br />
Klassenzimmer, eine Waschmaschine sowie ein neuer Herd angeschafft<br />
werden. Auch existieren bereits Erweiterungspläne für das<br />
Kinderhaus, denn der Bedarf ist groß. „Es geht uns um die kontinuierliche<br />
Fortführung dieser guten Sache“, bringt es Hans-Georg<br />
Krone auf den Punkt.<br />
Und für eben diese gute Sache stehen am 12. August um 20:00 Uhr<br />
hochkarätige Gruppen auf der Bühne der Auricher Sparkassen-<br />
Arena: „Mellow Melange“ und „Dobrek Bistro“ – beide bekannt und<br />
beliebt vom <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>. Für lockere musikalische Unterhaltung<br />
zwischendurch sorgt das Lauforchester „Die Akustischen<br />
Vier“ aus Berlin. Um den Abend für die Besucher zu einem besonders<br />
entspannten Erlebnis zu machen, haben die Organisatoren das<br />
Konzept ein wenig umgestrickt und entzerrt. Eine Reduzierung der<br />
Gruppen von vier auf drei lässt mehr Raum und Zeit für Gespräche<br />
bei einem Glas Wein oder Bier. „Wir wollen den geselligen Teil eines<br />
Konzertes mehr betonen“, so Frank Hentschel. Dazu dient auch eine<br />
verlängerte Pause, und auch nachdem der letzte Ton im Saal verklungen<br />
ist, sollen sich die Gäste vor und in der Sparkassen-Arena<br />
zum gemütlichen Plausch zusammenfinden können. �<br />
Bildlegende für alle Bilder<br />
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für alle Bilder<br />
Tickets für das Benefiz-Konzert am<br />
12. August in der Auricher Sparkassen-Arena<br />
kosten zwischen 15 und 35 Euro und gibt es<br />
bei der Ostfriesischen Landschaft unter<br />
Tel.: 04941 179967 oder unter<br />
www.lions-benefiz.de.<br />
Schüler und Studenten zahlen die Hälfte. Der Vorverkauf läuft.<br />
Das Kinderhaus Casa del Niño in Guatemala ist eine Herzensangelegenheit<br />
für Initiator Hans-Georg Krone aus Norden.<br />
15
�<br />
Ihre Eltern brachten sie zum <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>: Ute Saathoff-Berlin.<br />
Für UTE SAATHOFF-BERLIN<br />
gehört der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />
fest in den sommerlichen<br />
Terminplan. Die Lehrerin,<br />
Fachseminarleiterin im Studienseminar<br />
Aurich und Mutter<br />
einer anderthalbjährigen<br />
Tochter, besucht jährlich zwischen<br />
acht und zwölf Konzerte.<br />
�ortissimo (FF): Frau Saathoff-Berlin, wie<br />
sind Sie zum Festival gekommen?<br />
Ute Saathoff-Berlin (SB): Durch meine Eltern.<br />
Die sind von Anfang an dabei, sind<br />
immer schon hingegangen und irgendwann<br />
bin ich dann mitgegangen. Zudem hatte ich<br />
immer schon eine Affinität zur klassischen<br />
Musik. Ich habe als Schülerin und Studentin<br />
Saaldienst in der Auricher Stadthalle gemacht.<br />
FF: Wie ging es dann weiter? Sind Sie stets<br />
mit Ihren Eltern zu den Konzerten gegangen?<br />
SB: Nein, eine Zeitlang bin ich alleine gegangen,<br />
dann eine Zeitlang gar nicht wegen des<br />
Studiums. Jetzt ist es so, dass wir immer<br />
schauen, was wem gefällt. Und da gehen wir<br />
dann auch gemeinsam hin. Und dann gucke<br />
ich natürlich darüber hinaus, wo ich gerne<br />
hin möchte oder mein Mann und ich.<br />
FF: Können Sie sich noch an Ihr erstes Konzert<br />
beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> erinnern?<br />
16<br />
SB: Direkt erinnern nicht. Ich fand es nur interessant,<br />
dass das Konzert in einer Kirche<br />
stattfand. Das kannte man so nicht. Kirche ist<br />
ja immer mit Gottesdienst verbunden. Besonders<br />
an die Johannes a Lasco Bibliothek<br />
(JAL) erinnere ich mich. Das ist für mich<br />
immer etwas Besonderes, wenn ein Konzert<br />
dort stattfindet. Abhängig natürlich auch vom<br />
Inhalt. Wenn es mir so gar nicht zusagt, dann<br />
nützt auch die Bibliothek nichts. Der Ort<br />
macht immer viel aus. Ob ich jetzt in die JAL<br />
gehe oder in ein Museum – vor einiger Zeit<br />
war ja auch mal ein Konzert in der Kunsthalle.<br />
Da springt der Funke nicht so über.<br />
FF: Erleben Sie eine besondere Atmosphäre<br />
beim Festival?<br />
SB: Es ist dieses Familiäre, das empfinden -<br />
glaube ich - ganz viele Besucher so. Man<br />
kennt die Leute, man trifft sich. Das finde ich<br />
ganz toll. Auch die sehr lange Pause, die aber<br />
eigentlich nie zu lang ist, weil man immer<br />
etwas Nettes angeboten bekommt. Aber es<br />
geht nicht nur um das Familiäre, sondern<br />
auch um die Sache, um den Inhalt, um die<br />
Musik und meistens nicht um Personen. Ich<br />
halte mich jetzt nicht für besonders fit in der<br />
klassischen Musik, aber ich weiß, was mir gefällt,<br />
und ich glaube auch, die Qualität heraushören<br />
zu können. Und die ist wirklich<br />
sehr hochwertig.<br />
Hinzu kommt das Umfeld. Wann komme ich<br />
schon mal in die Kirche nach Loquard? Das<br />
ist was Neues, etwas anderes. Da läuft man<br />
noch mal durchs Dorf oder über den Friedhof.<br />
Das sind so Dinge, die hat man bei Konzerten<br />
etwa im Emder Neuen Theater nicht.<br />
Außerdem wird auch viel Neues aufgeführt:<br />
Es finden Uraufführungen statt, und es werden<br />
unbekannte und ganz moderne Dinge<br />
gespielt. Diese Mischung finde ich gut. Auch<br />
innerhalb eines Konzertes, das öffnet einen.<br />
So lässt man Neues eher zu, als wenn man<br />
überhaupt keinen Zugang dazu findet.<br />
FF: Was muss denn ein Konzert für Sie<br />
haben, um interessant zu sein?<br />
Friedel Hackenberg (FH): Das ist jedes Jahr<br />
FF: Muss man eigentlich ein Musikexperte<br />
für uns ein Highlight, weil man in Ostfriesland<br />
sein, um den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> genie-<br />
GÄSTE<br />
ja so verwöhnt nicht ist. Im Vergleich zu den<br />
ßen zu können?<br />
Konzerten und Veranstaltungen, die wir in<br />
Bremen oder Hamburg besuchen, ist das<br />
FF: Spielen Sie denn auch selber Instru- FH: Nein, und ich könnte mir vorstellen, dass<br />
vom Verkehr her sehr nah und von der<br />
mente?<br />
man gerade bei dem Publikum hier oben<br />
Atmosphäre toll.<br />
nicht voraussetzen darf, dass es nur Fach-<br />
FH: Ich finde die Umgebung von Instrumenleute sind. Das sind alle Schichten, die so zu<br />
Gerhard Frerichs-Hackenberg (GFH): Außerten,<br />
die ich selbst nicht spielen kann, sehr einem Konzert gehen und sagen können:<br />
dem kommen zur Musik ja noch die Orte.<br />
schön (schmunzelt). Wir nehmen das lieber „Mensch, das ist ja live, das ist ja ganz was<br />
Das sind in der Regel ja die alten Kirchen<br />
als Dekoration (zeigt auf ein Cello an der anderes als auf Schallplatte.“<br />
und das macht das Festival besonders reiz-<br />
Wand) ...<br />
voll. Denn das haben Sie so nicht überall.<br />
FF: Vielen Dank für das Gespräch. �<br />
17<br />
SB: Zum einen sind das die Komponisten,<br />
von denen ich aus der Erfahrung weiß, das ist<br />
gut. Schwierig ist es immer mit Komponisten,<br />
die erst vor Kurzem gestorben sind oder Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts gestorben sind. Da<br />
weiß man, dass sie so eine expressive Zeit<br />
hinter sich haben (lacht), und das könnte für<br />
meine Ohren etwas unharmonisch werden.<br />
Das weiß ich schon und meistens bestätigt<br />
sich das dann schon.<br />
FF: Wagen Sie denn auch Experimente?<br />
SB: Ja, das gibt es, aber manchmal falle ich<br />
damit dann auch rein. Das kann passieren,<br />
oder man wird auch überrascht.<br />
FF: Frau Saathoff-Berlin, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
GÄSTE<br />
FRIEDEL HACKENBERG und<br />
GERHARD FRERICHS-<br />
HACKENBERG sind Fans der<br />
Klassischen Musik. Sie haben<br />
Abos in Bremen und<br />
Oldenburg, sind Mitglieder<br />
des Fördervereins des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s. Für die<br />
Lebenspartner und Ruheständler<br />
ist das Festival ein<br />
Muss. Akribisch notieren sie<br />
in den Programmheften, welcher<br />
Künstler und welche<br />
Spielstätte sich lohnen. Da<br />
fällt die Auswahl beim nächsten<br />
Festival dann leichter.<br />
�ortissimo (FF): Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />
steht vor der Tür. Wie groß ist die Vorfreude?<br />
FF: Haben Sie denn eine Lieblingsspielstätte?<br />
GFH: Von der Einrichtung und der Stimmung<br />
her finden wir die Kirche in Marienhafe sehr<br />
schön. Letztes Jahr war es auch in Victorbur<br />
toll, dort wurden die „Brandenburgischen<br />
Konzerte” aufgeführt. Auch die Kirche in<br />
Reepsholt ist sehr schön.<br />
Was uns nicht gefallen hat, das war die<br />
Kunsthalle Emden. Der Raum war zu klein<br />
und zu eng. Die Musik war gut, aber die Umgebung<br />
nicht. Wir hatten erwartet, dass das<br />
Konzert in den Räumen mit den Bildern<br />
stattfinden würde. Da hat die Atmosphäre<br />
nicht hundertprozentig gestimmt.<br />
FF: Was muss denn ein Konzert haben, damit<br />
Sie sagen: Da muss ich hin?<br />
GFH: In erster Linie sind es die Stücke, die<br />
uns interessieren. Dann natürlich die Musiker,<br />
die auftreten, und als Drittes die Orte.<br />
FH: Wissen Sie, wir sind da (hinsichtlich der<br />
klassischen Musik; Anm. d. Red.) Spätentwickler.<br />
Erst als wir so 40 oder 45 Jahre alt<br />
waren, ist die klassische Musik zu uns gekommen.<br />
Als ich jünger war – ich bin jetzt 65<br />
– da habe ich immer gedacht, das ist schön<br />
für ältere Leute. Heute begeistert einen die<br />
Ruhe und Ausstrahlung, dass man auch abschalten<br />
kann in so einem Konzert.<br />
FF: Was mögen Sie am <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />
– außer der Musik natürlich?<br />
FH: Ich mag das Familiäre. Wenn Sie zum<br />
Beispiel mit Professor Wolfram König sprechen<br />
können. Ich habe mir mal erlaubt, zu<br />
ihm zu sagen: „Das hat ja Weltniveau.“ Da<br />
sagte er zu mir: „Ich muss Sie korrigieren, es<br />
ist Weltniveau.“ Seitdem weiß ich, dass man<br />
mit seinen Äußerungen sehr vorsichtig sein<br />
muss (lacht).<br />
Außerdem stimmt auch die Organisation: Als<br />
Gast haben Sie immer das Gefühl, Sie sind<br />
der einzige Besucher. Sie werden immer angesprochen,<br />
als wenn Sie die erste Geige<br />
spielen. Da wird gefragt, wie es einem geht,<br />
und man erinnert sich einfach an die Besucher.<br />
Außerdem wird auch auf Platzwünsche<br />
eingegangen. Und wer macht das schon, bei<br />
so einem großen Aufwand.<br />
Unterstützen den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> auch als Mitglieder des Fördervereins:<br />
Friedel Hackenberg (li.) und sein Lebenspartner Gerhard Frerichs-Hackenberg.<br />
GFH: ... das sind aber keine Dekorationsgegenstände,<br />
das muss man dazu sagen. Das<br />
sind echte Instrumente, auf denen man spielen<br />
kann. Wir fanden das schön ... Aber darauf<br />
spielen können wir nicht.<br />
FF: Wie viele Konzerte besuchen Sie denn<br />
pro Festival?<br />
GFH: So zwischen fünf und acht, das hängt<br />
davon ab, wie sie zeitlich fallen. Wir sind<br />
auch Mitglieder im Förderverein und unsere<br />
Vorsitzende Barbara Oles, die geht ja zu<br />
jedem Konzert. Nur man will ja auch so eine<br />
Musik verarbeiten, das würde uns dann ein<br />
bisschen viel werden. Da kann man dann gar<br />
nicht mehr einordnen, was habe ich gestern<br />
gehört und was war vorgestern. Das muss<br />
schon etwas wirken.<br />
FH: Aber wir haben ja auch einen Austausch<br />
durch unsere Damen, die im Förderverein<br />
sind. Das ist so ein kleiner Kreis, vier bis fünf<br />
Damen. Wir treffen uns mal hier, mal dort,<br />
und dann wird reflektiert über die Veranstaltungen.<br />
GFH: Auf einer CD haben Sie ja auch nie so<br />
eine Atmosphäre, wie beim <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>. Da kann die CD noch so gut sein,<br />
das ist immer was ganz Besonderes. Und<br />
dann kommt noch die Atmosphäre des Ortes<br />
hinzu. Wir haben auch schon mal ein Konzert<br />
in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg besucht.<br />
Da fehlte etwas, das Drumherum. Und<br />
das hat man beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>.<br />
FH: Ich denke, beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />
stimmt alles. Es ist einfach stimmig: Ich kann<br />
da sitzen, habe die Atmosphäre, die Musik.<br />
Womöglich kann man sich noch mit den<br />
Künstlern, den Organisatoren und den anderen<br />
Gästen unterhalten. Man kann ins Gespräch<br />
kommen.<br />
FF: Wagen sie auch mal ein Experiment und<br />
gehen zu einem ungewöhnlichen Konzert?<br />
GFH: Das machen wir schon ...<br />
FH: ... man kann ja rausgehen (lacht) ...<br />
GFH: Wir sind eigentlich immer offen und<br />
sagen, man muss es sich zumindest mal anhören.<br />
Wenn es einem nicht gefällt und ganz<br />
schlimm wird, dann kann man ja nach der<br />
Pause gehen. Das haben wir aber noch nie<br />
erlebt. Oder man hört es sich an, und das<br />
war aber nicht so meine Kragenweite, das<br />
muss ich nicht noch mal hören. Es gibt bestimmte<br />
Komponisten, die einem nicht so<br />
liegen. Was wir uns noch nicht angeschaut<br />
haben, ist die Jazz-Musik, da wir nicht unbedingt<br />
Jazzfreunde sind. Aber vielleicht machen<br />
wir das ja <strong>2011</strong>.
Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong><br />
BUDDE<br />
VORTRÄGE<br />
Auch in diesem Jahr ist Prof. Dr.<br />
Elmar Budde zu Gast beim <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland. Der<br />
Musikwissenschaftler begeistert bereits seit<br />
Jahren mit seinen anschaulichen Vorträgen zu<br />
Musik und Komponisten. <strong>2011</strong> dreht sich<br />
alles um das Thema „Musik und Affekt - über<br />
Ausdrucksform der „Leidenschaften, Empfindungen<br />
und Gefühle” in der Musik”. Dabei<br />
werden die Unterthemen „Liebe“, „Trauer“,<br />
„Freude“ und „Spielen“ behandelt. Auch wenn<br />
die Inhalte miteinander verknüpft sind, ist es<br />
laut den Festivalmachern nicht zwingend notwendig,<br />
an allen Vorträgen teilzunehmen. Das<br />
Besondere an Buddes Vorträgen ist zudem,<br />
dass sie auch für Laien verständlich sind.<br />
Elmar Budde promovierte 1967 an der Freiburger<br />
Universität. An der Hochschule für<br />
Musik und an der Universität in Freiburg begann<br />
er dann seine wissenschaftliche Laufbahn,<br />
seine publizistische und journalistische<br />
Tätigkeit. 1972 wurde er als ordentlicher Professor<br />
für Musikwissenschaft an die Staatliche<br />
Hochschule für Musik und darstellende<br />
Kunst (heute Hochschule der Künste) in Berlin<br />
berufen. Seine Hauptforschungsgebiete<br />
sind die Geschichte der Komposition vom<br />
Mittelalter bis zur Gegenwart; die Musik des<br />
19. und 20. Jahrhunderts, Franz Schubert, die<br />
Geschichte der Aufführungspraxis und der Interpretation<br />
sowie Fragen und Probleme des<br />
Interdisziplinären.<br />
Der Eintritt pro Veranstaltung kostet 5 Euro.<br />
�<br />
18<br />
NEUE GESICHTER<br />
Natürlich trifft der Besucher auch<br />
beim 27. <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in<br />
Ostfriesland auf jede Menge bekannter<br />
Künstlergesichter. Aber wie in jedem<br />
Jahr hat das Festival auch <strong>2011</strong> ein paar<br />
neue talentierte Musiker in die Region locken<br />
können. Unter anderem sind dies: das Trio<br />
Avodah 5 (31. Juli, 20:00 Uhr, Heimathaus<br />
Aschendorf), Cellist Alexander Gebert 4 und<br />
Pianistin Anna Magdalena Kokits 4 (u.a. 1.<br />
August, 20:00 Uhr, Kirche Horsten), die<br />
Pianistinnen Julia Sliwa 1 und Noriko Ushioda 2<br />
(23. Juli, 15:00 Uhr, Vorburg Leer-Loga),<br />
Violinist Koji Morishita sowie Pianist Clemens<br />
Müller (9. August, 20:00 Uhr, Kirche Remels),<br />
Violinist Moshe Hammer 3 (u.a. 14. August,<br />
11:00 und 20:00 Uhr, Johannes a Lasco<br />
Bibliothek) und das Ensemble Antonianum<br />
(28. Juli, 20:00 Uhr, Kirche Stapelmoor).<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
HEROES<br />
OF<br />
TOMORROW<br />
Auch der Hauptförderer des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland –<br />
das Unternehmen Statoil – sorgt<br />
<strong>2011</strong> für Highlights. Statoil schickt Künstler<br />
der „Heroes of Tomorrow“-Kampagne auf die<br />
Bühne: das Mathias Eick Quartett, Vilde Frang<br />
und Christian Ihle Hadland. Mit der weltweiten<br />
Unternehmenskampagne HOT (Heroes Of Tomorrow)<br />
fördert Statoil junge Ausnahmetalente<br />
in den Bereichen Kunst, Sport und<br />
Bildung (mehr dazu auf den Seiten 46 und<br />
47).<br />
Multi-Instrumentalist Mathias Eick begeisterte<br />
bereits im vergangenen Jahr das Publikum in<br />
MEISTERHAFTES<br />
LERNEN<br />
Jedes Jahr finden im Rahmen des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland verschiedene<br />
Meisterklassen statt. Die<br />
hochkarätigen Kurse werden von Schülern aus<br />
der ganzen Welt besucht. Einige der ehemaligen<br />
Teilnehmer sind heute erfolgreiche Künstler,<br />
die auf den internationalen Bühnen zu<br />
Hause sind.<br />
In diesem Jahr werden die Kurse von dem<br />
musikalischen Leiter des Festivals, Prof.<br />
Wolfram König (Violinkurs), sowie von Prof.<br />
Peter Barcaba (Klavierkurs), Erik (Wenbo) Xu<br />
(Kammermusikkurs) und Prof. Gerhard Mantel<br />
(Violoncello) gegeben. Interessierte Besucher<br />
sind jederzeit eingeladen, den Kursen und angebotenen<br />
Workshops zu lauschen. Die Meisterklassen<br />
enden am 9. August mit zwei<br />
Abschlusskonzerten.<br />
Emden. <strong>2011</strong> präsentiert Eick gemeinsam mit<br />
seiner norwegischen Jazz-Formation seine<br />
neue CD. Das Mathias Eick Quartett ist mittlerweile<br />
über den Status eines „Geheimtipps“<br />
weit hinausgewachsen (4. August, 20:00 Uhr,<br />
Park der Gärten Bad Zwischenahn und 5. August,<br />
20:00 Uhr, Pumpwerk Wilhelmshaven).<br />
Mit der Geigerin Vilde Frang begrüßt der <strong>Musikalische</strong><br />
<strong>Sommer</strong> ein weiteres Ausnahmetalent.<br />
Im Alter von zehn Jahren debütierte<br />
Frang mit dem Norwegischen Rundfunkorchester<br />
und ein Jahr später mit dem Oslo<br />
Philharmonic Orchestra. Vilde Frang tourte mit<br />
Anne-Sophie Mutter und spielte mit dem<br />
Erstmalig hält in diesem Jahr Volker Biesenbender<br />
einen Workshop unter dem Titel<br />
„Improvisation für klassische Musiker“.<br />
Geboren in Duisburg (NRW), studierte er unter<br />
anderem an der Yehudi Menuhin School in<br />
England und in Tel Aviv. Der preisgekrönte<br />
Musiker spielte als Solist mit zahlreichen<br />
Orchestern, wie der Dresdener Staatskapelle<br />
und der Philharmonia Hungarica.<br />
Mit seinem eigenen multistilistischen „Trio<br />
Avodah“ gab er Hunderte von Konzerten in<br />
fast allen Ländern Europas. Außerdem schrieb<br />
er ein viel gelesenes Buch über Musikpädagogik<br />
(„Von der unerträglichen Leichtigkeit des<br />
Instrumentalspiels“). Mit dem „Trio Avodah”<br />
gastiert Volker Biesenbender am 31. Juli um<br />
20:00 Uhr im Heimathaus Aschendorf.<br />
London Philharmonic unter Vladimir Jurowski<br />
in der Royal Festival Hall. Beim <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong> steht sie zusammen mit Christian<br />
Ihle Hadland (Klavier) am 29. Juli, 20:00 Uhr<br />
in der Ludgerikirche Norden auf der Bühne.<br />
PROF. WOLFRAM KÖNIG<br />
25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />
Violinkurs<br />
Violin Course<br />
PROF. PETER BARCABA<br />
25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />
Klavierkurs<br />
Piano Course<br />
ERIK (WENBO) XU<br />
25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />
Kammermusikkurs<br />
Chamber Music Course<br />
PROF. GERHARD MANTEL<br />
25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />
Violoncellokurs<br />
Cello Course<br />
VOLKER BIESENBENDER<br />
01.08.-03.08.<strong>2011</strong><br />
Workshop »Improvisation für klassischeMusiker«<br />
Workshop »Improvisation for classical musicians«<br />
PROF. DR. ELMAR BUDDE<br />
01.08.-04.08.<strong>2011</strong><br />
Vorträge»Musik und Affekt«<br />
Lectures »Music and Emotion«<br />
Foto: Karlheinz Krämer, Spiegelung<br />
Ausnahmetalent aus<br />
Norwegen:<br />
Geigerin Vilde Frang.<br />
MEISTERKLASSEN<br />
MASTER CLASSES<br />
25.07.-09.08.<strong>2011</strong><br />
19
Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong> | Tops <strong>2011</strong><br />
�<br />
Die Orgeln der Krummhörn stehen im<br />
Mittelpunkt der diesjährigen Orgelexkursion<br />
des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s.<br />
Unter fachkundiger Leitung von Winfried<br />
Dahlke, Leiter des Organeums Weener, tauchen<br />
die Teilnehmer ab in die Orgelgeschichte,<br />
reisen von der Gotik bis in die<br />
Klassik.<br />
Die Exkursion „Windgesang: Die Krummhörn -<br />
Wiege der Orgelkunst” startet mit einem Besuch<br />
der Kirche in Rysum. Die dortige Orgel<br />
ist eines der ältesten, in ihrem Pfeifenbestand<br />
erhaltenen Instrumente Nordeuropas und gilt<br />
20<br />
WANDERUNG DURCH DIE<br />
MUSIKGESCHICHTE<br />
als eine der ältesten bespielbaren Orgeln der<br />
Welt. Von Rysum aus geht es weiter nach<br />
Larrelt. Die Original-Pfeifen der dortigen Orgel<br />
sind erhalten und entführen in die Klangwelt<br />
der Renaissance.<br />
In Canum, dem nächsten Halt der Tagesreise,<br />
steht eine Orgel, die lange gar nicht auf der<br />
Karte der Orgellandschaft verzeichnet war. In<br />
der dortigen Kirche steht eine Orgel des ostfriesischen<br />
Orgelbauers Gerhard von Holy. Erbaut<br />
im Jahr 1723, wurde sie jüngst von dem<br />
Norder Unternehmen Bartelt Immer behutsam<br />
restauriert – mittels eines original-historischen<br />
Orgelprospektes ihres Erbauers. „Auf diese<br />
Weise ist ein ganz wichtiges Orgelwerk entstanden“,<br />
sagt Winfried Dahlke.<br />
Nach einem kurzen Mittagsimbiss geht es<br />
weiter nach Manslagt, für Winfried Dahlke ein<br />
wahrer Schatz. Denn die Barockorgel in der<br />
imposanten Kirche, erbaut 1778 von Hinrich<br />
Just Müller aus Wittmund, sei geradezu „sensationell<br />
gut erhalten“. Im Jahr 2000 wurde<br />
die Orgel unter Verwendung alter Register umfangreich<br />
restauriert. „Es ist ein sehr empfind-<br />
Imposantes Instrument: Die Barockorgel in<br />
der Kirche Manslagt ist ein Highlight der<br />
diesjährigen Exkursion.<br />
Teil der Reise durch die Musikgeschichte: die<br />
Orgel in der Kirche Rysum.<br />
Entführt in die spannende Orgelwelt der<br />
Krummhörn: Winfried Dahlke, Leiter des<br />
Organeums in Weener (Foto unten).<br />
sames Instrument und wunderschön“, so<br />
Dahlke und weiter: „An diesem Instrument<br />
kann man erleben, wie die Orgel ursprünglich<br />
geklungen hat.“ Wie auch in den anderen Kirchen<br />
wird Dahlke die Manslagter Müller-Orgel<br />
anspielen - ein Hörerlebnis nicht nur für Kenner<br />
der Orgelszene.<br />
Den krönenden Abschluss bildet schließlich<br />
die Wenthin-Orgel in der Kirche Groothusen.<br />
Das Instrument wurde 1801 von Johann<br />
Friedrich Wenthin vollendet und ist seitdem<br />
das größte Orgelinstrument in der Orgellandschaft<br />
an der Nordseeküste zwischen Emden<br />
und Norden. Wenthin brachte moderne, neue<br />
Strömungen in den Orgelbau ein. „Er hat die<br />
Klänge delikat verfeinert“, erklärt Dahlke. Mit<br />
der Wenthin-Orgel endet die Exkursion im Zeitalter<br />
der Klassik.<br />
Die Orgelexkursion startet am 13. August um<br />
8:45 Uhr am Organeum Weener, Zustieg am<br />
ZOB Leer gegen 9:10 Uhr möglich. Um 9:00<br />
Uhr startet ein separater Bus am ZOB Aurich<br />
über Emden ZOB, Zustieg ca. 9:30 Uhr, in<br />
Richtung Rysum. Beide Busse stehen für die<br />
Anfahrten sämtlicher Stationen und für die<br />
Rückreise zur Verfügung. Die Teilnahme kostet<br />
40 Euro, bzw. 50 Euro (inkl. Mittagsimbiss),<br />
Anmeldungen unter Tel.: 04941 179967.<br />
Tanzmusik von Liszt hinter alten Festungsmauern<br />
oder lieber Klassik-Jazz<br />
im Heimathaus? Bei den „Grenzkonzerten“<br />
im Jahr <strong>2011</strong> haben Musikfreunde die<br />
Qual der Wahl – oder sie besuchen einfach<br />
alle zehn Veranstaltungen – es lohnt sich.<br />
Es ist schon ein besonderes Fleckchen Erde,<br />
die Region zwischen Papenburg und dem Dollart,<br />
zwischen dem niederländischen<br />
Scheemda und dem deutschen Leer. Bezaubernde<br />
Natur trifft auf Wirtschaftskraft, bodenständige<br />
Menschen auf kulturelle Kleinode. In<br />
eben dieser Grenzregion finden seit 2009 die<br />
„Grenzkonzerte“ statt. Ins Leben gerufen von<br />
den Machern der beiden alteingesessenen<br />
Festivals „<strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland“<br />
und dem „Peter de Grote Festival“ in<br />
den Niederlanden, locken sie mit Musik auf<br />
Weltniveau in Kirchen, Klöster und alte Festungen.<br />
Mit der Konzertreihe will man die Region<br />
ins rechte Licht rücken und den<br />
Kulturtourismus stärken. Unterstützt wird das<br />
Projekt von der Ems Dollart Region (EDR) und<br />
einigen Co-Sponsoren.<br />
VIELFALT UND GENUSS<br />
Wer die „Grenzkonzerte“ besucht, bekommt<br />
auch in diesem Jahr einiges geboten. In der<br />
beeindruckenden Kulisse des niederländischen<br />
Klosters Ter Apel etwa lauschen Besucher<br />
den Klängen von Schuberts<br />
„Winterreise“. Es spielen Studenten und Dozenten<br />
des Prins Claus Conservatoriums (27.<br />
Juli). Im Heimathaus Aschendorf gibt das Trio<br />
Avodah seine Premiere beim <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>. Volker Biesenbender (Violine),<br />
Patricia Draeger (Akkordeon) und Wolfgang<br />
Fernow (Kontrabass) verbinden in ihrer Musik<br />
aufs Wunderbarste klassische Klänge mit Jazz,<br />
lateinamerikanischen Rhythmen und Pop-<br />
Musik (31. Juli). Einen Blick in die Kinderstube<br />
von Mozart, Mendelssohn und Chopin<br />
wirft das Konzert in der Garnizoenskerk Oudeschans<br />
(30. Juli). Pianist Paul Komen und<br />
DIE<br />
GRENZREGION<br />
ENTDECKEN<br />
Jan-Ype Nota (Cello) präsentieren gemeinsam<br />
mit anderen Musikern Werke, welche die später<br />
bekannten Komponisten bereits in Kindertagen<br />
schrieben.<br />
Freunde der klassischen Musik kommen bei<br />
den Konzerten in den Kirchen Detern (26.<br />
Juli), Stapelmoor (28. Juli) und Backemoor<br />
(8. August) auf ihre Kosten. Unter anderem<br />
Franziska König, Anna Magdalena Kokits<br />
sowie das Ensemble Antonianum spielen<br />
Werke von Beethoven, Mendelssohn Bartholdy<br />
und Rosenmüller. „Liszt en de dans“ lautet<br />
das Motto am 3. August in der Kirche der Festung<br />
Bourtange. Internationale Musiker spielen<br />
Polonaisen, Mazurkas und mehr des<br />
bekannten Komponisten.<br />
Geschichte atmen: Das Kloster Ter Apel bietet<br />
eine einzigartige Kulisse für das Grenzkonzert<br />
am 27. Juli.<br />
MEHR ALS NUR KONZERTE<br />
Neben dem hochkarätigen Musikgenuss bietet<br />
die Grenzregion allerdings noch mehr. Ein<br />
Blick über den Spielort hinaus lohnt sich. Und<br />
so finden sich im Rahmenprogramm der<br />
Grenzkonzerte Führungen durch das alte Kloster<br />
Ter Apel, ein Besuch in der Samengärtnerei<br />
in Schatteburg, wo ostfriesische Kulturpflanzen<br />
gezüchtet werden, oder eine Rundfahrt<br />
durch die Blauwe Stad vor den Toren Groningens.<br />
Wer es weniger planvoll mag, der wandelt<br />
im Vorfeld des Konzertes durch das<br />
malerische Oudeschans oder die imposante<br />
Festung Bourtange.<br />
Mehr Informationen zu den Grenzkonzerten<br />
finden Sie in der Broschüre „Grenzgänger“<br />
sowie im Programmheft des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s.<br />
21
�<br />
PETER<br />
BARCABA<br />
Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> geht in sein 27. Jahr. Fast von Anfang an dabei ist<br />
Professor Peter Barcaba, mal als Künstler, mal als Komponist, mal als Leiter einer<br />
Meisterklasse. Sein Klavierkurs ist inzwischen geradezu fester Bestandteil des<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. �ortissimo traf sich mit Peter Barcaba an einem lauen <strong>Sommer</strong>abend<br />
– der Wiener hatte gerade den ersten Tag mit einer neuen Meisterklasse hinter sich.<br />
�ortissimo (FF): Sind Sie eigentlich gerade entspannt?<br />
PETER BARCABA: Ja. Weil ich glücklich bin. Man spürt,<br />
man hat andere berührt. Man hat nicht nur nacktes<br />
Wissen weitergegeben, sondern man hat sie in ihrer<br />
musikalischen Seele, in ihrem eigenen Ich tief berührt.<br />
Und wenn das der Fall ist, dann weiß ich, das war ein<br />
Unterricht, dann habe ich den Menschen angesprochen.<br />
Dann bin ich glücklich.<br />
FF: Und dieses Gefühl stellt sich schon nach kurzer Zeit<br />
ein?<br />
PETER BARCABA: Das habe ich in zehn Minuten. Mein<br />
schönstes Erlebnis war mit einem neunjährigen Knaben<br />
vor sieben, acht Jahren in Korea. Der konnte kein Wort<br />
Deutsch, kein Wort Englisch, nur Koreanisch. Und er<br />
hatte kleine Hände, die anderen Studenten dachten,<br />
was will denn der in unserer Gruppe. Dann hat er eine<br />
Mozart-Sonate gespielt, das war von einer Frische und<br />
Lebendigkeit, wie es ein Siebzehnjähriger auch nicht<br />
besser spielen könnte. Ich habe mich sehr gefreut. Doch<br />
dann kam seine Mutter hinzu: Schau, dein Lehrer sagt<br />
das so, mach das doch so! Ich hab mich unbeliebt gemacht<br />
– und die Mutter rausgeschmissen. Dann haben<br />
wir miteinander gespielt, wir haben gestikuliert, wir<br />
haben gelacht zusammen. Und nach zehn Minuten<br />
hatte er begriffen, was ich von ihm wollte. Er hat mich<br />
umarmt und ist in die Luft gesprungen, das war eines<br />
meiner schönsten Erlebnisse. Der hatte so ein originales,<br />
wirklich aus ihm kommendes Musiktalent, dass ein<br />
falscher Ehrgeiz ihn kaputt machen würde.<br />
FF: Diesen falschen Ehrgeiz beobachten Sie häufiger?<br />
PETER BARCABA: Den beobachte ich häufiger. Der führt<br />
zu Verspannungen, der führt nicht zu Glückserlebnissen,<br />
sondern zu Zwangserlebnissen. Aus falschem Ehrgeiz<br />
spielen viele Schüler zu schwere Sachen, weil sie<br />
denken, jetzt müssen sie die und die Karrierestufe<br />
erreichen, sonst wird es nichts. Dabei hat jeder sein<br />
individuelles Lerntempo. Nur mit dem kann er glücklich<br />
werden. Er kann sich disziplinieren und dieses beschleunigen,<br />
aber im Wesentlichen muss er darauf<br />
Rücksicht nehmen. Wenn er das nicht tut, geht der<br />
Schuss nach hinten los.<br />
FF: Seit Jahren leiten Sie beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />
eine Meisterklasse. Wer nimmt daran teil?<br />
PETER BARCABA: Das Schönste ist, wenn Leute kommen,<br />
die ich noch nie im Leben gesehen habe. Und der<br />
erste Gedanke ist: Was braucht dieser Mensch von mir?<br />
Was ist der nächste Schritt, den er tun muss, um ein<br />
Werk zu verbessern, um tiefer in ein Werk einzudringen,<br />
um den Komponisten besser zu verstehen, seine Ideen<br />
nachzuvollziehen. Welche technischen Voraussetzungen<br />
hat er oder hat er noch nicht? Also dort ansetzen, wo<br />
die Not oder die Arbeit am größten ist. Das ist die wunderschöne<br />
Herausforderung.<br />
Voll konzentriert auf die Musik und<br />
seine Mitmenschen: Peter Barcaba<br />
(in der Mitte zusammen mit<br />
Franziska König).<br />
22 23
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FF: Wie viele Teilnehmer hat der Kurs?<br />
PETER BARCABA: Das ist sehr verschieden, vor<br />
einigen Jahren hatte ich 31, zuletzt meist um die zehn<br />
herum, durch die Bank Klavier und manchmal<br />
Kammermusik mit Klavier.<br />
FF: Und bei jedem Einzelnen feilen Sie, gucken,<br />
horchen?<br />
PETER BARCABA: Ich muss ihn als Individuum erfassen,<br />
ich muss sehen, was braucht dieser Mensch<br />
wirklich, damit er weiterkommt. Bei dem einen ist eine<br />
etwas schlampige Klaviertechnik, bei dem anderen ist<br />
es mangelnde Phrasierung, es ist ein bisschen Unaufmerksamkeit,<br />
es läuft etwas mechanisch durch. Und<br />
da muss man ansetzen. Dass man der Komposition,<br />
dem Zeitstil, der Idee des Komponisten so nahe als<br />
möglich kommt. Dass man den Aufbau des Kunstwerks,<br />
die Größe des Kunstwerks vor sich hat, bei<br />
allen Detailübungen und bei allen technischen Übungen.<br />
Sonst ist man kein Künstler, sondern ein Kleinhandwerker,<br />
der vielleicht mal einen Schrank<br />
zusammenstellt, aber kein Haus bauen kann. Das<br />
vollzieht sich Stufe für Stufe. Welche Stufe, das hängt<br />
ab vom Spieler, von seinem Niveau, seinen Stärken<br />
und Schwächen. Manchmal kommen hochbegabte<br />
Leute, vor allem aus den asiatischen Ländern, aber<br />
Leute, die viel zu schwere Sachen spielen. Dann<br />
haben sie Mühe, und die Mühe verdirbt natürlich die<br />
Lust an der Musik.<br />
FF: Dann erholen sie sich ja regelrecht hier in<br />
Ostfriesland...<br />
PETER BARCABA: Dann erholen sie sich, dann bauen<br />
24<br />
sie das Haus wirklich mal von unten auf. Dass sie<br />
dem gewachsen sind, was sie tun, dass sie vor allem<br />
der Energie, die in einem Werk verborgen ist, gewachsen<br />
sind – das ist noch wichtiger als die technischen<br />
Einzelheiten. Diese Grundenergie, dieser Grundduktus,<br />
der das Werk so einzigartig macht - das gilt es zu<br />
erfassen.<br />
FF: Die Teilnehmer an Ihrer Meisterklasse – wie<br />
werden die ausgewählt?<br />
PETER BARCABA: Es kommen Schüler, die suche ich<br />
mir aus, die lade ich auch ein. Ich nehme nicht jeden.<br />
Außerdem sucht mir mein lieber Kurspartner Franz<br />
Chien Schüler aus, die aus Taiwan kommen. Er bringt<br />
Schüler, wo er weiß, dass ich als Lehrer für diese auch<br />
geeignet bin. Es ist ja nicht jeder Lehrer für jeden<br />
Schüler geeignet.<br />
FF: Und warum ist der Anteil der Teilnehmer aus dem<br />
asiatischen Raum so hoch?<br />
PETER BARCABA: Ich habe seit sieben oder acht<br />
Jahren ständig einen Lehrauftrag in Korea und zunehmend<br />
auch in China. Ich arbeite also selbst viel im<br />
asiatischen Raum, dadurch bekomme ich auch<br />
Schüler nach Wien, und die lade ich auch hierher ein.<br />
FF: Der Austausch auf der musikalischen Ebene, läuft<br />
der reibungslos?<br />
PETER BARCABA: Es ist erstaunlich: ja. Die Schüler<br />
aus Asien bringen eine Disziplin mit und eine An -<br />
passungsfähigkeit, die enorm ist. Aber es ist keine<br />
passive Anpassungsfähigkeit, dass sie jetzt ihre<br />
Individualität verleugnen und sich zu Europäern<br />
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machen müssen. Sondern die europäische Musik wird<br />
von Anfang an immer mehr in ihre Seele integriert,<br />
das ist ein Reifungsprozess. Ich frage sie zum Beispiel,<br />
was ihnen an der europäischen Musik am allernächsten<br />
ist. Dann sagen sie: Dvořák und Smetana,<br />
die tschechische Musik. Das ist ein ganz ähnliches<br />
Liedgut, das sind ähnliche Skalen, das sind ähnliche<br />
Empfindungen der Melodien, nur ein bisschen anderer<br />
Sprachgebrauch. Also es sind viel, viel mehr Ähnlichkeiten,<br />
als wir glauben. Und wenn wir die entdecken,<br />
dann ist das wunderbar, dann sind wir ein Volk.<br />
FF: Was kennzeichnet für Sie das Arbeiten hier in<br />
Ostfriesland?<br />
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PETER BARCABA<br />
Peter Barcaba studierte an der Wiener Musikhochschule<br />
Klavier, Komposition, Tonsatz und Inter -<br />
pretation nach Heinrich Schenker. Meisterkurse<br />
absolvierte er u. a. bei Adam Harasiewicz, Conrad<br />
Hansen und Bruno Seidelhofer. Seit 1984 ist er<br />
Professor an der Musikhochschule in Wien. Eine<br />
intensive Konzerttätigkeit verbindet er mit musikalischen<br />
Forschungen. Außerdem ist Peter Barcaba<br />
Pianist der Kammermusikvereinigung Wien.<br />
PETER BARCABA: Es ist eine Atmosphäre, in der man<br />
hier arbeitet, die eine Ruhe und eine Harmonie ausstrahlt.<br />
Man braucht nur die Warften, die Kirche, das<br />
Meer anzuschauen, die unendliche Weite der Landschaft,<br />
die Sonnenuntergänge – eine bessere<br />
poetische Inspiration kann man sich kaum vorstellen.<br />
FF: Und woran muss man sich als Wiener in<br />
Ostfriesland gewöhnen?<br />
PETER BARCABA: An gar nichts. Das ist wie eine<br />
zweite Heimat. Ich freue mich, wenn ich hierher<br />
komme. �<br />
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Wenn Kinder musizieren, müssen Eltern schwitzen<br />
26<br />
Im „Musikgarten“<br />
erfassen schon die ganz<br />
Kleinen spielerisch die<br />
musikalischen Parameter.<br />
sagt denn am Morgen<br />
die Katze zum Floh? Hallo,<br />
„Was<br />
Hallo, Hallo“ – drei Mütter<br />
und ein Vater sitzen im Kreis auf dem<br />
Fußboden, ihre Kinder auf dem Schoß.<br />
Sie singen, klatschen in die Hände und<br />
winken. Bela schaut in die Runde. Der<br />
Zweijährige kennt das Begrüßungslied<br />
schon lange. Seit einem halben Jahr<br />
geht er in Aurich zum „Musikgarten“ in<br />
die Musikschule. Zu „Hallo, Hallo,<br />
Hallo“ winkt er den anderen Kindern<br />
emsig zu.<br />
Als Lehrerin Christine Hendriks die<br />
Klanghölzer aus dem Schrank nimmt,<br />
springt Bela vom Schoß seiner Mutter.<br />
Er wühlt neugierig in der Kiste und verteilt<br />
Klanghölzer an alle Kursteilnehmer.<br />
Naemi, das einzige Mädchen in<br />
der Runde, strahlt über das ganze Gesicht,<br />
als alle ihre Klanghölzer lautstark<br />
auf den Boden klopfen. „Jetzt nochmal<br />
ganz leise“, flüstert Christine Hendriks.<br />
Kinder und Eltern horchen gespannt<br />
auf das „Tip Tip“. Bela läuft der Speichel<br />
aus dem Mund, so konzentriert<br />
tippt er die Hölzer aneinander. „Leise<br />
muss nicht langsam sein“, erklärt Christine<br />
Hendriks. „Wer das auseinanderhalten<br />
kann, hat es später im<br />
Instrumentenunterricht leichter.“<br />
„Rollen, rollen hin und her – das gefällt<br />
den Händen sehr“, singen die Erwachsenen.<br />
Wie Nudelhölzer rollen die Klanghölzer<br />
unter den kleinen Händen über den<br />
Fußboden. Die Stunde mutet ein wenig an<br />
wie ein Aerobic-Training. „Auf die Füße“,<br />
fordert Christine Hendriks ihre Schüler auf.<br />
Simon hält sich mit beiden Händen an<br />
seiner Mutter fest, während er ein Klangholz<br />
unter seiner Fußsohle hin und her<br />
rollt. Naemi gerät gefährlich ins Wanken.<br />
Die Zweijährige hält sich nur noch mit<br />
einer Hand fest. Mit dem freien Arm rudert<br />
sie durch die Luft. Bela macht nicht mit. Er<br />
guckt lieber zu, wie seine Mutter die<br />
Übung macht. Auch das ist Teil des Konzepts<br />
im „Musikgarten“. „Nicht jeder<br />
macht alles mit. Kinder brauchen ihren<br />
Freiraum“, weiß die Lehrerin.<br />
Die Eltern müssen während der ganzen<br />
Stunde hart ran: „Seht her, seht her, das<br />
Tanzen ist nicht schwer“, singt die Gruppe.<br />
Kinder und Erwachsene fassen sich an<br />
den Händen und tanzen im Kreis. Erst<br />
langsam, dann ganz schnell: „So geht es<br />
immer hopp hopp hopp, so schnell wir<br />
können im Galopp. Und nun macht einen<br />
großen Sprung.“ Simon ist mit fast drei<br />
Jahren der Älteste in der Gruppe. Er kann<br />
alleine springen. Die anderen Kinder strecken<br />
die Hände nach ihren Eltern aus und<br />
lassen sich von denen durch die Luft wirbeln.<br />
Spielerisch lernen sie so Rhythmus<br />
kennen. „Der ständige Wechsel zwischen<br />
Stillsitzen, Instrumente erforschen, Klatschen<br />
und Tanzen ist wichtig“, sagt Christine<br />
Hendriks. Ziel ist es, „dass die Kinder<br />
auf verschiedene Art und Weise die musikalischen<br />
Parameter ganzheitlich erfassen.”<br />
Nach zwei Liedern sind die Eltern ganz<br />
schön aus der Puste. Bela krabbelt bei<br />
Christine Hendriks auf den Schoß. Die<br />
„Reitstunde“ beginnt. Auf den Oberschenkeln<br />
der Erwachsenen geht es über Stock<br />
und Stein. Belas „Pferd“ weicht einem<br />
Baum aus und springt über einen Graben.<br />
„Ei mein Pferdchen läuft geschwind, hoppala,<br />
hoppala, hoppala hopp – ist doch<br />
schneller als der Wind.“ Dann krabbeln<br />
alle schnell auf Mamas und Papas Rücken<br />
und huckepack geht es im Galopp<br />
durch das Klassenzimmer. Simon kreischt<br />
vor Vergnügen. Fest fasst er die kleinen<br />
Arme um die Schultern seiner Mutter.<br />
27
�<br />
Das bin ich,<br />
und das ist die Natur<br />
Mitmachkonzerte und Workshops verbinden menschliche<br />
Sinne mit den vier Elementen.<br />
Den eigenen Körper im Kontext<br />
der Natur erleben, erfahren und<br />
ausprobieren – darum geht es<br />
beim Familientag am 7. August im<br />
Landwirtschaftsmuseum in Campen.<br />
Das Ensemble „Confettissimo“ eröffnet<br />
die Reise durch die menschliche Sinneswelt<br />
mit einem Mitmachkonzert um<br />
11:00 Uhr. Unter dem Motto „Wenn<br />
die Ohren Augen machen“ spüren die<br />
jungen Konzertbesucher ihre Sinne<br />
beim gemeinsamen Musizieren. In der<br />
Bewegung nehmen sie Tempoveränderungen<br />
wahr, und beim Rate-Rap zu<br />
verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />
sind alle aufgefordert, lautstark mit zu<br />
raten.<br />
In einem zweiten Konzert um 15:00<br />
Uhr bringen die vier professionellen<br />
Musiker und Musikpädagogen ihren<br />
Zuhörern spielerisch die Elemente<br />
Feuer, Wasser, Erde und Luft näher. Die<br />
vier studierten „Confettissimo”-Musiker<br />
verbinden verschiedene Epochen und<br />
Stile vom mittelalterlichen Tanzlied bis<br />
zu Hiphop, und von afrikanischem Gesang<br />
bis zu Body-Percussion und Pantomime<br />
miteinander.<br />
Als Vor- und Nachbereitung haben Kinder<br />
zwischen den Konzerten Gelegen-<br />
28<br />
heit, in Workshops die menschlichen<br />
Sinne und die vier Elemente zu erforschen.<br />
Theaterpädagoge Norbert<br />
Knitsch und Tanzpädagoge Daniel<br />
Jüdes gestalten ein themenbezogenes<br />
Aktionsprogramm. Die Musikstation<br />
verbindet Theater und Tanz. Dort setzen<br />
die Workshop-Teilnehmer unter Anleitung<br />
der Musikpädagogin Elenor<br />
Simon-Löcken ihre zuvor entwickelte<br />
kleine Wettergeschichte mit Kleinpercussion<br />
musikalisch um. Am Bastelstand<br />
entstehen Instrumente, die zu<br />
den Elementen Feuer, Wasser, Erde<br />
und Luft passen.<br />
Der Familientag richtet sich an Kinder<br />
ab drei Jahren und ihre Begleiter. Die<br />
Tageskarte mit Aktionsprogramm und<br />
zwei Konzerten kostet pro Person 10<br />
Euro. 5- bis 12-Jährige bezahlen die<br />
Hälfte.<br />
Die „Pferde“ brauchen eine Verschnaufpause.<br />
Christine Hendriks stellt<br />
ein Xylofon auf den Fußboden. Naemi<br />
schnappt sich einen Schlägel und<br />
spielt die Tonleiter sauber von unten<br />
nach oben. Bela legt sich neben das<br />
Instrument und versucht von unten<br />
einen Blick ins Innere zu erhaschen.<br />
Christine Hendriks hebt das Xylofon an.<br />
Bela guckt nach: „Nichts drin“, bemerkt<br />
er sichtlich verwundert. Naemi<br />
und Simon setzen ihr Spiel fort. „Das<br />
klingt richtig melodisch, was die heute<br />
machen“, stellt Belas Mutter fest.<br />
Im „Musikgarten“ haben Kinder Gelegenheit,<br />
jedes auf seine Art, verschiedene<br />
Instrumente zu entdecken.<br />
Christine Hendriks nutzt die Chance,<br />
um mit dem sonst eher zurückhaltenden<br />
Simon in Kontakt zu treten. Sie<br />
spielt drei Töne, dann wartet sie ab.<br />
Simon antwortet. Er schlägt einmal<br />
aufs Holz. Jetzt spielt auch die Lehrerin<br />
nur einen Ton.<br />
Jelto, Naemi und Bela rücken ganz nah<br />
an das Instrument heran, während<br />
Christine Hendriks spielt: „Ein Huhn<br />
das fraß, man glaubt es kaum, ein<br />
Blatt von einem Gummibaum. Dann<br />
lief es in den Hühnerstall und legte<br />
einen Gummiball.“ Simon sitzt jetzt<br />
einen Meter hinter den anderen und<br />
klatscht ganz leise in die Hände. Angespannt,<br />
als erwarte er, dass etwas passiert,<br />
beobachtet er die Szene. Christine<br />
Hendriks wechselt vom Xylofon ans Klavier.<br />
Bela bleibt ihr dicht auf den Fersen.<br />
Dann plötzlich entleert die Lehrerin einen<br />
Korb voll bunter Bälle ins Klassenzimmer.<br />
Naemi rennt juchzend hinterher. Bela wirft<br />
seinen Ball quer durch den Raum und kichert.<br />
„Ich hab noch die Hühnermusik<br />
dabei“, kündigt Christine Hendriks an.<br />
Wie auf ein Kommando rennen alle Kinder<br />
kichernd durch den Raum. Von einem<br />
CD-Player an der Wand erklingen die Comedian<br />
Harmonists mit „Ich wollt ich wär<br />
ein Huhn“. Bela schnappt sich Christine<br />
Hendriks Puppe „Pelle“ und wirbelt mit ihr<br />
über den Fußboden. Naemi nimmt ihren<br />
Vater an beiden Händen und dreht sich<br />
im Kreis.<br />
Nach sechs Monaten „Musikgarten“ kennen<br />
die Schüler zirka 30 Lieder. Und nicht<br />
alle sind moderne Kinderlieder. Altes<br />
Liedgut zu erhalten ist Teil des Konzepts.<br />
„Hauptsache, die Musik passt zum Thema<br />
der Stunde, und man kann sich gut danach<br />
bewegen“, erklärt Christine Hendriks.<br />
Zum Abschluss darf jedes Kind<br />
noch einen Ton auf der Triangel spielen.<br />
„Das Instrument ist heiß begehrt“, weiß<br />
Hendriks. Bela fällt es noch schwer, das<br />
Dreieck loszulassen, aber er merkt schnell,<br />
dass es nur klingt, wenn er das Instrument<br />
an dem dafür vorgesehenen Band hochhält.<br />
Simon schlägt blitzschnell dreimal<br />
hintereinander gegen das Dreieck. Sein<br />
Gesichtsausdruck verrät eine Mischung<br />
aus schlechtem Gewissen und Genugtuung.<br />
Auch Naemi gibt die Triangel nur<br />
schweren Herzens weiter. „Es gehört viel<br />
Disziplin dazu, zuzuhören, wann der Ton<br />
ausklingt. Das ist schwer für die Kinder.“<br />
„Wer Schuhe anhat, darf Klavier spielen“,<br />
lockt sie ihre jungen Schüler zum Schluss<br />
der Stunde. Simon ist der Erste. Geschickt<br />
klettern seine dünnen Finger wie die<br />
Beine einer Spinne von Taste zu Taste.<br />
Bela stellt sich ganz nach rechts und<br />
drückt immer wieder das hohe C. Dann<br />
spielen Jelto, Simon und Bela zusammen<br />
beidhändig. Sechs Hände gleiten die Tonleiter<br />
rauf und runter. Naemi rennt dazu kichernd<br />
im Kreis herum. �<br />
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Für Musik ist es nie zu früh<br />
Christine Hendriks würde am liebsten schon Babys an<br />
Rhythmus, Melodie und Tanz heranführen.<br />
ffortissimo (FF): Normalerweise beginnen<br />
die Kurse der „<strong>Musikalische</strong>n<br />
Früherziehung“ erst mit viereinhalb<br />
Jahren. Warum musizieren Sie schon mit<br />
jüngeren Kindern?<br />
Hendriks: Man kann nicht früh genug beginnen,<br />
Kindern Musik anzubieten. In den<br />
„Musikgarten“ kommen die Kinder schon<br />
mit eineinhalb Jahren. Sie erleben ge-<br />
30<br />
meinsam mit einer Bezugsperson, welche<br />
Wirkung Musik auf sie haben kann. Wichtig<br />
ist hier, dass die Eltern in dieser<br />
Stunde nur für ihre Kinder da sind. Die<br />
Kleinen genießen die volle Zuwendung<br />
und Wertschätzung, ohne Unterbrechung<br />
durch Telefon oder Staubsauger. Aber<br />
auch Babys sind schon fasziniert von<br />
Musik!<br />
FF: Babys? Aber die können doch noch<br />
gar nicht singen und tanzen.<br />
Hendriks: Aktiv nicht. Doch schon im<br />
Mutterleib nehmen die Ungeborenen die<br />
Stimme der Mutter wahr. Jeder singt doch<br />
seinem Kind zum Einschlafen etwas vor<br />
oder beruhigt es durch Singen und Wiegen.<br />
Von Beginn an ist in jedem Menschen<br />
musikalisches Potenzial angelegt. Das gilt<br />
es zu nähren und zu entfalten.<br />
FF: Können Ihre Schüler dann mit zwei<br />
Jahren Walzer tanzen und Blockflöte spielen?<br />
Hendriks: Nein, wir machen viel mit der<br />
Stimme. Wir singen zu Tänzen, Kniereitern<br />
oder auch frei. Die Kinder lieben Wiederholungen<br />
und freuen sich, wenn sie ein<br />
Lied oder einen Tanz wiedererkennen. Das<br />
Instrumentarium ist zunächst beschränkt<br />
auf die Orff’schen Instrumente, auf denen<br />
jeder ganz wertfrei spielen kann. Trotzdem<br />
taucht in der Stunde mal eine Gitarre oder<br />
ein Streichinstrument auf, und nach der<br />
Stunde dürfen die Kleinen auf dem Klavier<br />
spielen.<br />
FF: Soll aus jedem Ihrer Schüler ein kleiner<br />
Mozart werden, oder warum kommen<br />
die Eltern mit ihren Kindern zu Ihnen?<br />
Hendriks: Nein, werden sie auch nicht. Am<br />
wichtigsten ist in jedem Fall, die Faszination<br />
und Freude an Musik zu teilen, der<br />
Musik im Alltag Platz zu schaffen. Die Eltern<br />
machen sich Gedanken darüber, was<br />
sie ihren Kindern in ihrer Freizeit anbieten<br />
können. In einer Gruppe können vielfältigere<br />
musikalische Erfahrungen gemacht<br />
werden als zu Hause. Sie hören stimmliche<br />
Musik, Iive gespielte oder aufgenommene<br />
Musik und erleben das gleichzeitig<br />
mit den anderen Kindern und Eltern. Die<br />
Eigendynamik in einer Gruppe ist großartig.<br />
Ein Problem ist, dass viele Eltern meinen,<br />
sie könnten selbst nicht singen. Dann<br />
ist es umso wichtiger, dass sie ihre Hemmungen<br />
abbauen und einfach mitsingen<br />
und mitmachen. Sie müssen schon ernsthaft<br />
dahinterstehen und auch mal den<br />
Bären spielen. In einer Gruppe mit Kindern<br />
gelingt das gut.<br />
FF: Den Bären spielen?<br />
Hendriks: Ja, es geht auch darum, Stimmungen<br />
darzustellen. Wir haben zum Bei-<br />
spiel ein Lied von einem Brummbären, der<br />
einen Freund sucht. Erst ist er ganz allein<br />
und traurig, doch schließlich findet er seinen<br />
Freund und kann mit ihm fröhlich tanzen.<br />
FF: Stimmungen darstellen - das klingt<br />
erst mal nicht nach Musik lernen?<br />
Hendriks: Musik ist die Sprache der Emotionen.<br />
Ziel ist es, die Freude an der Musik<br />
zu finden.<br />
Dabei werden auch ganz andere Fähigkeiten<br />
geschult, ohne dass die Kinder es<br />
merken. Musik ist ein Geben und Nehmen,<br />
die Kinder werden auf vielen Gebieten<br />
sensibilisiert und ihre Konzentrations -<br />
phasen verlängern sich unweigerlich.<br />
Wenn die Kinder ein Instrument erforschen<br />
und dabei abschweifen, haben sie<br />
Zeit zurückzukommen, aber sie lernen<br />
auch, sich immer länger mit einer Sache<br />
zu beschäftigen.<br />
FF: Was unterscheidet Ihren Unterricht<br />
vom Singkreis im Kindergarten?<br />
Hendriks: In der Musikschule ist die Qualität<br />
eine ganz andere. Der Unterricht kann<br />
differenzierter stattfinden. Im Kindergarten<br />
habe ich keine Eltern, die mitmachen.<br />
Ohne die sind die Kinder unruhiger, außerdem<br />
ist eine Gruppe im Kindergarten<br />
meist größer. In der Musikschule sind nur<br />
sieben bis acht Kinder in einem Kurs,<br />
deren Altersunterschied möglichst nicht<br />
mehr als vier bis sechs Monate beträgt.<br />
Aber das soll die Wichtigkeit des Singens<br />
und Musizierens im Kindergarten keineswegs<br />
schmälern!<br />
FF: Was können Eltern tun, wenn ihr Kind<br />
einfach kein Interesse an Musik zeigt?<br />
Hendriks: Sie immer wieder anbieten,<br />
aber auf keinen Fall das Kind zwingen.<br />
Jedes Kind kommt mit einer Musikalität<br />
auf die Welt. Entscheidend ist, wie es<br />
durch Musik erreicht wird. Dass ein Kind<br />
sich gar nicht auf Musik einlässt, nicht<br />
neugierig auf Klänge ist, habe ich noch<br />
nicht erlebt. Es muss ja nicht immer ein<br />
Instrument gelernt werden - es reicht<br />
doch, Musik ein Leben lang zu lieben.<br />
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FF: Können Kinder, die erst im Grundschulalter<br />
ein Instrument lernen, noch<br />
kleine Meister werden?<br />
Hendriks: Sicher, der „Musikgarten“ ist ja<br />
nur ein erstes Angebot, und damit kann<br />
man nicht früh genug anfangen. Aber die<br />
Hauptsache ist, man führt die Kinder<br />
überhaupt irgendwann an die Musik<br />
heran. Es ist nie zu spät - übrigens auch<br />
nicht für Erwachsene! �
�<br />
Die «Seele» der alten Burg<br />
BESICHTIGUNG<br />
Burg Berum<br />
32<br />
DINER<br />
Fährhaus Neßmersiel<br />
KONZERT<br />
Arle, Kirche<br />
Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland bietet Musik<br />
auf Weltniveau. Doch das Festival will mehr, will zeigen,<br />
dass die Region mehr hat und mehr kann. Darum gibt es in jedem<br />
Jahr ein spannendes Rahmenprogramm, das Kultur, Landschaft<br />
und Menschen der Region in den Mittelpunkt rückt. So kann und<br />
soll man vor und nach dem Konzert einen ganzen Tag vor Ort<br />
“verbummeln”. Passend zum Konzert in der Kirche Arle empfehlen<br />
die �ortissimo-Macher in diesem Jahr etwa einen Besuch der Burg<br />
Berum und einen kulinarischen Happen im Fährhaus Neßmersiel.<br />
Lassen Sie sich überraschen ...<br />
In der Gemeinde Hage liegt eine der<br />
bedeutendsten historischen ostfriesischen<br />
Stätten – die Burg Berum.<br />
Doch viele rauschen auf ihrem Weg an dem<br />
Kleinod vorüber, ohne es wirklich wahrzunehmen<br />
oder ohne hineinzugehen. Zugegeben,<br />
der mächtige Turm und die massiven<br />
Steinmauern; der Wall, der sich halb um das<br />
Gelände zieht, machen nicht eben einen<br />
einladenden Eindruck. Doch wagt man es<br />
und tritt durch das frisch restaurierte<br />
eiserne Burgtor, offenbart sich ein kleines<br />
Paradies.<br />
Man wähnt sich auf einer Zeitreise in die<br />
ostfriesische Vergangenheit, wenn man im<br />
Innenhof wandelt, den Blick über den parkähnlichen<br />
Garten schweifen lässt oder an<br />
den Fundamenten des alten Brunnens verweilt.<br />
Und doch sorgt „Burgherrin“ Margit<br />
von Oppeln-Bronikowski dafür, dass sich<br />
Gäste und Bewohner nicht in der Vergangenheit<br />
verlieren, sondern im Hier und Jetzt<br />
bleiben – den Moment genießen, zur Ruhe<br />
kommen. Von Oppeln-Bronikowski schwebt<br />
nicht in anderen Sphären oder Höhen, hat<br />
die Bodenhaftung trotz der adeligen Umgebung<br />
nicht verloren. Die Chefin der Burg ist<br />
bodenständig und realistisch, sie kann zupacken<br />
und kümmert sich mit viel Liebe<br />
zum Detail um das alte Gemäuer. Damit<br />
steht sie in der Tradition starker Frauen, die<br />
seit jeher in der Burg Berum ein Zuhause<br />
fanden.<br />
33
�<br />
Erstmals erwähnt wird die Burg Berum um<br />
1300. Angelegt als wehrhafte Anlage mit<br />
einem 3,5 Meter dicken Wehrgang nebst<br />
Turm, lebten hier die Häuptlinge Syrtza. Ihr<br />
Erbe traten im 15. Jahrhundert die Cirksenas<br />
an. Sie bauten die Burg zu einer dreiflügeligen<br />
Residenz aus. Vor allem die Frauen<br />
der Familie sorgten dafür, dass aus dem<br />
ehemaligen Verteidigungsbollwerk bis Mitte<br />
des 17. Jahrhunderts ein prachtvolles<br />
Schloss im Renaissance-Stil wurde. Mit der<br />
Machtübernahme der Preußen 1744 wendete<br />
sich jedoch das Blatt. „Alles, was von<br />
materiellem Wert war, wurde abgerissen und<br />
verkauft”, erzählt Margit von Oppeln-Bronikowski.<br />
Sowohl das Inventar des Schlosses,<br />
als auch ein Großteil der Gebäude und die<br />
Kapelle im Garten wurden dem Erdboden<br />
gleich gemacht – der wertvolle Sandstein<br />
war bares Geld wert. „Noch heute findet<br />
man Sandstein der Burg Berum in Ostfriesland”,<br />
weiß von Oppeln-Bronikowski. So<br />
seien Berumer Steine etwa beim Sielbau in<br />
Neuharlingersiel verwendet worden. Nach<br />
dem radikalen „Kahlschlag“ blieben die Vorburg<br />
übrig, da dort das „Amt Berum“ untergebracht<br />
war, sowie ein Wirtschaftsgebäude<br />
und die Tordurchfahrt mit den Wappen.<br />
34<br />
Bis zum Jahr 1932 blieb die Burg Verwaltungssitz,<br />
danach kaufte die Familie zu Innund<br />
Knyphausen das Anwesen. Und wieder<br />
war es eine Frau, die sich mit viel Liebe und<br />
Aufwand des Hauses annahm – Fürstin zu<br />
Inn- und Knyphausen. „Sie gab dem Haus<br />
Großzügigkeit und Wohnlichkeit“, erzählt von<br />
Oppeln-Bronikowski. Nach dem Tod der<br />
Fürstin stand das Anwesen zum Verkauf. Es<br />
schlug die Stunde von Margit und ihrem<br />
Mann Hans-Heinrich. Der selbstständige Architekt<br />
aus dem Rheinland baute zu jener<br />
Zeit das Schloss Lütetsburg auf, lebte und<br />
arbeitete also in direkter Nachbarschaft. In<br />
Ostfriesland suchte das Paar ein Haus,<br />
wurde aber nicht so recht fündig. Und dann<br />
kam das Angebot der Burg Berum – einem<br />
historischen Gebäude, unter Denkmal- und<br />
Landschaftsschutz stehend. Der Architekt erstellte<br />
ein Wertgutachten über die Burg.<br />
„Dann dachten wir, vielleicht sollte man es<br />
doch selber erwerben“, erinnert sich Margit<br />
von Oppeln-Bronikowski. Gesagt, getan, bald<br />
war das junge Paar Burgherr und Burgherrin.<br />
Ihr erster Eindruck von dem alten Gemäuder?<br />
„Es war kalt, es war verwohnt, es war<br />
leer.“ Nicht gerade einladend. Dennoch<br />
hatte dieses Objekt das besondere Etwas.<br />
Das junge Paar sah das Potenzial und<br />
spuckte in die Hände. Im wahrsten Sinne<br />
des Wortes, denn ein Großteil der Restaurierung<br />
und Sanierung geschah in Eigenarbeit.<br />
In der Rückschau eine anstrengende, aber<br />
auch lehrreiche Zeit. „Es hat alle Kraft und<br />
alles Geld gekostet, das wir hatten, aber ich<br />
bin dankbar für diese Zeit.“ Die ersten<br />
Schritte lebten so auch von der Improvisation.<br />
Die frisch gebackenen Burgbesitzer verfüllten<br />
Zimmerböden etwa mit Material aus<br />
alten Hühnerställen. Von Anfang an hatten<br />
Margit und ihr Mann Hans-Heinrich das<br />
Konzept der Vermietung und Gästebewirtung<br />
im Kopf. „So ein Haus braucht Menschen,<br />
braucht Beseelung“, sagt von Oppeln-Bronikowski.<br />
Sie, allein auf der Burg? Für die<br />
Burgfrau keine Vorstellung. Außerdem ist sie<br />
dazu viel zu sehr Realistin geblieben. „So<br />
ein Projekt muss immer auch wirtschaftlich<br />
sein“, sagt sie. Mit der Vermietung von Ferienwohnungen<br />
und fünf festen Mietwohnungen<br />
trägt sich die Burg bis heute selbst.<br />
Hinter den dicken Burgmauern wuchsen<br />
auch die Söhne Tido und Bernhard auf. Die<br />
inzwischen erwachsenen Männer leben<br />
heute in Zürich und Paris, kehren aber<br />
immer wieder gerne in ihre Heimat, an diesen<br />
verwunschenen Ort, zurück. Auch wenn<br />
sie bis zum heutigen Tag immer mal wieder<br />
mit anpacken müssen. Ein 800 Jahre altes<br />
Gemäuer schläft nie. 2009 erst wurde das<br />
historische Tor restauriert, auch eine neue<br />
Heizungsanlage sowie doppelte Fenster wurden<br />
eingebaut. Die Burg Berum ist also eine<br />
dauerhafte Herausforderung. So sieht sich<br />
die Burgherrin weniger als Burgfräulein,<br />
denn als Managerin des Anwesens – allerdings<br />
eine Managerin mit viel Herz, Verstand<br />
und Liebe zum Objekt. „Ich habe das Glück,<br />
an einem Ort zu leben, der mir gut tut“, sagt<br />
sie. Und diesen Ort hegt und pflegt sie mit<br />
Hingabe. In den liebevoll eingerichteten<br />
Gästezimmern und Ferienwohnungen<br />
erblickt man Antiquitäten, kleine Kostbarkeiten<br />
aus vergangenen Zeiten stehen in Regalen<br />
und auf Fensterbänken – Kerzenleuchter,<br />
Teetassen, kleine Skulpturen. Die Möbel<br />
sind antik, der Besucher fühlt sich in<br />
vergangene Zeiten zurückversetzt. Kleine<br />
Blumenbeete im Innenhof der Burg leuchten<br />
in bunten Frühlingsfarben, im ehemaligen<br />
Pferdestall finden Taufen und Hochzeiten<br />
statt – unter offenem Gebälk. Bei aller Liebe<br />
zum Detail will Margit von Oppeln-Bronikowski<br />
ihr Haus aber nicht zum Museum<br />
machen. „Es darf keinesfalls museal werden,<br />
dann könnte ich hier selbst nicht<br />
leben.“<br />
Auch das Außengelände, der mächtige Wall,<br />
die Baumriesen, der Garten lassen das Herz<br />
der Burgherrin hüpfen. „An diesem Ort ist<br />
die Geschichte ablesbar“, sagt sie. Bei<br />
einem Wandel über den ehemaligen<br />
Festungswall und zwischen den über 200<br />
Jahre alten Blutbuchen entsteht die Idee,<br />
einen eigenen Weg zu finden – während des<br />
Spazierganges und im Leben. „Dieser Platz<br />
ist einfach nicht alltäglich“, sagt die Burgherrin<br />
und weiter: „Diese Stimmung kann<br />
man nicht erklären, man muss sie fühlen.“<br />
Gelegenheit dafür bietet eine Garten- und<br />
Parkführung der Burg Berum vor dem Konzert<br />
in der Kirche Arle (7. August). Von<br />
18:00 bis 19:00 Uhr spaziert Margit von<br />
Oppeln-Bronikowski mit den Gästen zwischen<br />
den mächtigen Blutbuchen und dem<br />
neu angelegten Garten im ehemaligen<br />
Gefängnishof, berichtet aus der Geschichte<br />
der Burg, erklärt und entführt in die alten<br />
Zeiten. „Wenn die Besucher mögen, werde<br />
ich auch kleine Geschichten oder Gedichte<br />
vortragen“, so die Burgherrin.�<br />
Kontakt:<br />
Gästehaus Burg Berum<br />
Familie von Oppeln-Bronikowski<br />
26524 Hage-Berum<br />
Tel.: 04931 7755<br />
Fax: 04931 7754<br />
E-Mail: info@burgberum.de<br />
Internet: www.burgberum.de<br />
Klassik in der Kirche Arle<br />
SONNTAG, 7. AUGUST, 20:00 UHR<br />
BESICHTIGUNG<br />
Burg Berum<br />
DINER<br />
Fährhaus Neßmersiel<br />
KONZERT<br />
Arle, Kirche<br />
Franziska König, Franz (Kuo-Chang) Chien,<br />
Petra Wolff und Christoph Otto Beyer spielen<br />
ein Streichquartett von Joseph Haydn.<br />
„Im fremden Land” von Philippe Hersant<br />
wird interpretiert von Igal Levin, Julia<br />
(Hye-Na) Kim, Sophie (Chia-Fen) Lee,<br />
Michael (Hao) Yu, Alexander Gebert und<br />
Anna Magdalena Kokits.<br />
Das Streichquartett Nr. 1 von Tomasz<br />
Skweres wird gespielt vom Prayner Quartett.<br />
Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44<br />
präsentieren Angela (Hyun-Yu) Yu und das<br />
Jade Quartett.<br />
Kategorie 1: 18 € Konzert<br />
Kategorie 2: 15 € Konzert<br />
Kategorie 3: 13 € Konzert<br />
Arrangement 1: 21 € Führung + Konzert<br />
Arrangement 2: 18 € Führung + Konzert<br />
Arrangement 3: 16 € Führung + Konzert<br />
Tickets und Infos:<br />
Tel.: 04941 179967<br />
www.musikalischersommer.net<br />
35
�<br />
Kulinarisches Klein od an der Küste<br />
36<br />
BESICHTIGUNG<br />
Burg Berum<br />
DINER<br />
Fährhaus Neßmersiel<br />
KONZERT<br />
Arle, Kirche<br />
In Neßmersiel, direkt an der<br />
Wattenmeerküste, lockt das<br />
„Fährhaus“ mit kulinarischen<br />
Leckereien auf hohem Niveau.<br />
Küchenchef Maximilian Eberleh<br />
kreiert mit viele Liebe zum<br />
Detail in der Küche des Landgasthofes<br />
ausgefallene Gerichte<br />
mit regionalem Bezug. Hingabe,<br />
die sich lohnt: Das „Fährhaus“<br />
ist mehrfach ausgezeichnet,<br />
unter anderem vom Guide<br />
Michelin.<br />
Wenn Maximilian Eberleh von<br />
seinem Job, oder man sollte<br />
besser sagen, seiner Berufung<br />
erzählt, merkt man die Lust am<br />
Kochen, die Liebe zum Genuss. Der Küchenchef<br />
des „Fährhaus“ in Neßmersiel lebt für<br />
seinen Beruf und die Gäste des kleinen<br />
Landgasthofes. Das „Fährhaus“, ein eher<br />
unscheinbarer Klinkerbau, steht direkt hinter<br />
dem Deich des kleinen Ortes Neßmersiel in<br />
der Gemeinde Dornum. Strandkörbe vor<br />
dem Eingang laden bei Sonnenschein zum<br />
Verweilen ein, und auch im Inneren des<br />
Hauses geht es durchaus gemütlich zu.<br />
Dezent maritim dekoriert, weitab von touristischem<br />
Kitsch, warten 80 Plätze auf hungrige<br />
Besucher. Wer länger bleiben mag, der<br />
bucht eines von rund 20 Zimmern in den<br />
oberen Stockwerken – manche sogar mit<br />
Meerblick.<br />
Das „Fährhaus“ hat sich sprichwörtlich nach<br />
oben gekocht. 1994/95 übernahmen Maximilian<br />
und seine Frau Anja den Landgasthof<br />
von den Eltern Horst-Jürgen und Ruth. Die<br />
gebürtigen Hannoveraner hatten das Geschäft<br />
Ende der 1970er-Jahre in Neßmersiel<br />
aufgebaut. Sohn Maximilian machte nach<br />
der Schule erst eine Ausbildung zum Koch,<br />
schaute sich dann die Welt an, kochte in<br />
London und stand in der Küche von Sternekoch<br />
Harald Wohlfahrt. Anfang der 1990er-<br />
Jahre entschied er sich dann, das<br />
„Fährhaus“ zu übernehmen. Seitdem verwirklicht<br />
er seine kulinarischen Fantasien in<br />
Ostfriesland. „Ohne die Vorarbeit meines<br />
Vaters wären wir heute nicht da, wo wir<br />
sind“, weiß Eberleh. Mit den Jahren hat der<br />
Hat sich der kreativen und regionalen<br />
Küche verschrieben: das Team um Chef<br />
Maximilian Eberleh (rechts).<br />
Küchenchef auf der Basis, die seine Eltern<br />
einst schufen, jedoch langsam und mit Bedacht<br />
die Speisekarte des Hauses erweitert.<br />
So findet man im Fährhaus Klassiker wie<br />
„Matjes nach Hausfrauenart“ und „Haus -<br />
gemachte Eisbeinsülze“, „Schnitzel vom<br />
Neßmergroder Salzwiesenkalb“ und „Greetsieler<br />
Kutterschollen“. „Unsere Gäste sind<br />
aber sehr flexibel“, schmunzelt Eberleh. Und<br />
so stehen auf der Tageskarte auch „Sashimi<br />
vom frischen Wildlachs in Zitronengras-<br />
Sesammarinade“, „Exotisch gewürztes<br />
Hummer-Currysüppchen mit Gründeicher<br />
Bio Hokkaido Kürbis und gegrilltem Flunderfilet“<br />
oder „Knusprige Frühlingsrollen von<br />
Pfifferlingen und Herbstgemüsen auf Kirschtomaten“.<br />
Maximilian Eberleh ist immer auf der Suche<br />
nach neuen Rezepten, verbessert seine bisherigen<br />
Rezepturen, verfeinert sie, gibt ihnen<br />
den letzten Schliff. Akribisch führt er Buch<br />
über die Tageskarte, lädt sein achtköpfiges<br />
Küchenteam regelmäßig zum Rezepte-<br />
Brainstorming. Selbst im Urlaub kommt er<br />
nicht zur Ruhe. Gerade aus Kapstadt zurück,<br />
schwärmt er von der dortigen Küche, Inspiration<br />
pur. Eine Einstellung, die die Gäste<br />
37
�<br />
38<br />
Gegrillter Steinbeißer<br />
auf Gründeicher<br />
Vichykarotten<br />
mit Beurre blanc<br />
Rezept für 4 Personen<br />
8 x 100 g Steinbeißerfilet<br />
Öl zum Braten<br />
50 g Mehl<br />
Salz, Pfeffer<br />
1 ganze Zitrone<br />
1 St. Knoblauchzehe<br />
1 Zweig Rosmarin<br />
20 St. kleine Fingermöhren<br />
8 St. Schalotten<br />
50 g Petersilie<br />
150 g Butter<br />
0,4 l Fischbrühe<br />
Salz, Tabasco<br />
Butter in Würfel schneiden und ins Tiefkühlfach<br />
stellen.<br />
Fischbrühe aufkochen und bis auf 0,2 l einkochen<br />
lassen. Warm stellen. Kleine Fingermöhren vorsichtig<br />
putzen und schälen. In gleichmäßige Stücke schneiden.<br />
Schalotten schälen und vierteln. Alles zusammen<br />
in aufschäumender Butter bei mittlerer Hitze<br />
anschwenken, mit Salz, Zucker und einer Prise Pfeffer<br />
würzen. Mit sprudelndem Mineralwasser ablöschen.<br />
Aber nur so viel, wie die Möhren brauchen, um knackig<br />
gar zu werden. Am Ende ist die Flüssigkeit verdampft.<br />
Etwas grob gehackte Petersilie dazugeben<br />
und warm stellen.<br />
Die Steinbeißermedaillons mit der Zitrone säuern,<br />
salzen, durch das Mehl wenden und gut abklopfen.<br />
Öl in einer Grillpfanne erhitzen und die Fischmedaillons<br />
zusammen mit der Knoblauchzehe und dem<br />
Rosmarin auf beiden Seiten ca. 2 bis 3 Minuten<br />
grillen.<br />
Fischbrühe in einen Mixbecher geben, die tiefgekühlte<br />
Butter zufügen und mit einem umdrehungsstarken<br />
Stabmixer aufschäumen. Zurück in den Topf<br />
geben, mit Salz und Tabasco würzen und vorsichtig<br />
erwärmen. Nicht mehr kochen lassen. Die Möhren<br />
mittig auf vorgewärmten Tellern anrichten. Buttersauce<br />
drum herum geben und die Fischmedaillons<br />
oben drauflegen. Je nach Geschmack können Sie<br />
hierzu Salzkartoffeln, Püree oder auch leicht gebratene<br />
Rosmarin–Knoblauchkartoffeln reichen.<br />
Guten Appetit wünscht Ihnen<br />
Maximilian Eberleh<br />
des Fährhauses zu schätzen wissen. Sie<br />
kommen aus der ganzen Region – aus<br />
Esens, Leer, Wilhelmshaven, Aurich, Norden,<br />
Emden. Und nicht nur die Ostfriesen haben<br />
das „Fährhaus” für sich entdeckt. Inzwischen<br />
hagelt es förmlich Auszeichnungen<br />
von Fachmagazinen und Branchengrößen.<br />
2010 erhielt das „Fährhaus” den BIB Gourmand<br />
vom Guide Michelin. Damit zählt das<br />
Haus zu den „besten preiswerten Häusern“.<br />
Eine Auszeichnung, die den Eberlehs besonders<br />
wichtig ist. „Ich gebe mir verdammt viel<br />
Mühe, für meine Gäste ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
zu erzielen“, so Eberleh und<br />
gibt lächelnd zu, dass ihm bei dieser Ehre<br />
schon die Tränen kamen. „Der Feinschmecker”<br />
schreibt: „Das beste Fischlokal an der<br />
Wattenmeerküste steht in Neßmersiel, wo<br />
die Fähre nach Baltrum übersetzt. (...)“.<br />
Empfohlen wird der Landgasthof auch im<br />
Varta-Guide, Merian und dem ARAL-<br />
Schlemmeratlas.<br />
Wer ins „Fährhaus“ kommt, der genießt Gerichte<br />
aus regionalen Produkten. Ein großes<br />
Thema für Maximilian Eberleh. Auf seinen<br />
Küchentisch kommen Lämmer direkt vom<br />
Deich, Pilsumer Ziegenkäse, Kalb vom hiesigen<br />
Adrianenhof und Auricher Landeier. „Der<br />
Biohof Wessels in Gründeich baut extra für<br />
uns Kräuter, grüne Tomaten und richtig<br />
scharfe Radieschen an“, sagt Eberleh. Der<br />
Koch weiß, dass die regionalen Produkte<br />
ankommen: „Wenn ich die auf der Karte<br />
habe, dann sind wir schnell ausverkauft.“<br />
Und da das Gute in Ostfriesland offenbar so<br />
nah liegt, erntet Eberleh zwischendurch<br />
auch schon mal direkt vor der Haustür, im<br />
Watt. Mit Gummistiefeln „pflückt“ er seinen<br />
Gästen die Pazifische Auster aus dem<br />
Schlamm. Serviert wird die mit einer<br />
warmen Kartoffelsuppe in der Schale –<br />
das schmeckt nach mehr/Meer.�<br />
Kontakt:<br />
Hotel Restaurant „Fährhaus“<br />
Dorfstraße 42<br />
26553 Neßmersiel<br />
Tel.: 04933 303<br />
Fax: 04933 2390<br />
E-Mail: faehrhaus-nessmersiel@t-online.de<br />
Internet: www.faehrhaus-nessmersiel.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich Frühstücksbüffet<br />
von 7:30 bis 10:00 Uhr,<br />
Restaurant von 11:30 bis 21:30 Uhr.<br />
Karl-Georg Graf von Wedel und seine Frau Edda<br />
Gräfin von Wedel laden vom 9. bis 13. Juni <strong>2011</strong><br />
zur „Landpartie Schloss Gödens“ ein. Es locken<br />
über 100 Aussteller mit Besonderheiten rund um<br />
die ländliche Lebensart.<br />
AUF ZUR LANDPARTIE<br />
SCHLOSS GÖDENS<br />
„Schönheit ist, was von der Norm abweicht“,<br />
sagte bereits Hans Werner Henze, einer der<br />
bedeutendsten deutschen Komponisten der<br />
Gegenwart. Die „Landpartie Schloss Gödens“<br />
ist ein Füllhorn der schönen Dinge. Das<br />
Pfingstwochenende (9. bis 13. Juni) nutzen<br />
viele Freunde des guten Geschmacks für<br />
einen Besuch der Veranstaltung auf dem Anwesen<br />
der Grafen von Wedel in Sande. In diesem<br />
Jahr hat die Veranstaltungsfirma Schloss<br />
Gödens Entertainment viele schöne Dinge für<br />
Haus, Garten und Seele zusammengestellt.<br />
Gartenfreunde erwarten gespannt die Präsentationen<br />
der „grünen Experten“. Zwei Dutzend<br />
Spezialisten, vom erfahrenen Gärtner über<br />
kreative Floristen, renommierte Gartengestalter<br />
bis zu international anerkannten Pflanzenzüchtern,<br />
werden auf Schloss Gödens sein.<br />
Maßschneider und bekannte Modelabels zeigen<br />
im Schloss die neuesten Trends. Ein<br />
Höhepunkt ist die große Modenschau von<br />
Marc Cain. „Ars Vivendi“ – die Kunst zu leben,<br />
lautet die Philosophie des deutschen Unternehmens.<br />
Der Modestil wird gern als Interpretation<br />
des internationalen Laufstegtrends für<br />
eine selbstbewusste, weibliche Frau bezeichnet.<br />
Kombiniert wird die Modenschau mit<br />
Kreationen von Anja Gockel. Die ehemalige<br />
Mitarbeiterin von Modezarin Vivienne Westwood<br />
führt seit 15 Jahren ihr eigenes Damenmodelabel.<br />
Die poetisch verträumten, meist<br />
fröhlichen und farbenfrohen Kreationen tragen<br />
Persönlichkeiten wie Moderatorin Barbara<br />
Schöneberger oder Königin Silvia von Schweden.<br />
Bereits dreimal hat sie die Final-Show<br />
von Germany’s Next Topmodel ausgestattet.<br />
Neben Garten und Mode wird auch das Wohnen<br />
thematisiert. Inneneinrichter und namhafte<br />
Designer geben Tipps zur Verschönerung<br />
des eigenen Hauses.<br />
Abgerundet wird die Landpartie mit einem<br />
opulenten Begleitprogramm: Das Auktionshaus<br />
Christie’s schätzt private Kostbarkeiten,<br />
Oldtimer-Restauratoren stellen ihre Karossen<br />
zur Schau, und Künstler inszenieren ihr Können.<br />
Die Gastgeber empfehlen: „Nehmen Sie<br />
sich einen Tag Zeit, und genießen Sie das Ambiente,<br />
kehren Sie ein bei unseren Köchen,<br />
und erfreuen Sie sich an den beschwingten<br />
Tönen der im Park umherziehenden Musiker.“<br />
Die „Landpartie Schloss Gödens“ (Schloss<br />
Gödens, 26452 Sande) ist vom 9. bis 13.<br />
Juni, jeweils von 10:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.<br />
Der Eintritt beträgt 12,50 Euro inklusive<br />
Begleitprogramm. Kinder bis 16 Jahre haben<br />
freien Eintritt. Weitere Informationen unter:<br />
www.landpartie.info.�<br />
39
�<br />
Die Musik des<br />
Wattenmeeres<br />
ist einzigartig<br />
40<br />
Nach der Auszeichnung zum UNESCO<br />
Weltnaturerbe hapert es jetzt noch am<br />
Schutz des Nationalparks.<br />
Wind pfeift über das flache Marschenland. Die Luft riecht<br />
nach Meer. Die Strandastern in den Salzwiesen knapp<br />
1.000 Meter nördlich der Ortschaft Minsen stehen beinahe<br />
bis zum Blütenkopf im Wasser. Vom Queller in der<br />
Verlandungszone ist nichts mehr zu sehen. Sechs Stunden<br />
später bietet sich dem Betrachter ein komplett anderes<br />
Bild: Das Wasser hat sich zurückgezogen. Die Strandastern<br />
recken ihre Blätter der Sonne entgegen. Wie Kakteen<br />
in der Wüste ragt der grüne Queller aus dem Schlick hervor.<br />
In Minsen wird die Einzigartigkeit des UNESCO Welt -<br />
naturerbes Wattenmeer offensichtlich. Die Landschaft<br />
verwandelt sich unter dem Einfluss der Naturkräfte.<br />
Die acht Quadratkilometer großen Salzwiesen gehören zu<br />
den größten im niedersächsischen Wattenmeer. Weil das<br />
Meer sich ständig neue Wege sucht und der im 12. Jahrhundert<br />
erbaute Norderaltendeich Minsen bei Sturmfluten<br />
nicht schützen konnte, haben die Dorfbewohner ihre Häuser<br />
auf einer künstlich angelegten, sechs Meter hohen<br />
Rundwarf gebaut. Noch ein bisschen höher thront in der<br />
Mitte, acht Meter über dem Umland, die nördlichste Kirche<br />
der ostfriesischen Halbinsel – ein neuer Spielort des<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s.<br />
Das Wattenmeer im Glaskasten<br />
Am Fuße der Kirchwarf steht das Nordseehaus Wangerland.<br />
In fünf Aquarien tummeln sich Nordseebewohner<br />
vom Katzenhai bis zur Strandkrabbe. „Die meisten stammen<br />
aus dem Beifang der Fischer“, verrät Ralf Sinning, der<br />
Leiter des Nordseehauses. Grad für Grad gewöhnt er die<br />
Bild links: Vielfalt auf engstem Raum: In einem Liter Meerwasser<br />
schwimmen 5 bis 10 Millionen einzellige Pflanzen.<br />
Bild rechts: Das Nordseehaus Wangerland in Minsen stellt<br />
die Wattenmeerbewohner vor: Fische und Krebse ebenso<br />
wie Vögel und Seehunde.<br />
Tiere an die etwas höheren Wassertemperaturen im Aquarium.<br />
Die größte Herausforderung besteht darin, den Wildfängen<br />
die Nahrung aus der Tiefkühltruhe schmackhaft zu<br />
machen.<br />
Jährlich informieren sich rund 20.000 Besucher im Nordseehaus<br />
über den Lebensraum Wattenmeer. Als offizieller<br />
Partner der Nationalparkverwaltung richtet sich die Einrichtung<br />
jetzt zunehmend auch auf internationale Gäste ein.<br />
„Nach der Ernennung des Wattenmeers zum Weltnaturerbe<br />
können wir nicht weitermachen wie bisher“, stellt Ralf<br />
Sinning fest. Als Erstes hat er die lateinischen Beschrif -<br />
tungen in der Ausstellung durch englischsprachige Schilder<br />
ersetzt.<br />
Lebensraum der Superlative<br />
Wer das Wattenmeer nicht nur hinter Glas im Aquarium<br />
bestaunen möchte, schließt sich einer Führung durch die<br />
europäische Wildnis aus Schlick und Meer an. Die graue<br />
Masse quillt zwischen den Zehen hindurch. Plötzlich<br />
knirscht es unter den Füßen. Was sich anfühlt wie Kies,<br />
sind in Wirklichkeit Tausende kleine Wattschnecken. Auf<br />
einem Quadratmeter Watt leben 150.000 von ihnen. Noch<br />
zahlreicher sind die Pflanzen vertreten. In einem Liter<br />
Meerwasser schwimmen 5 bis 10 Millionen einzellige<br />
Pflanzen. Ein leises Knistern begleitet die Wanderung.<br />
Tausende kleiner Schlickkrebse lassen Luftblasen zerplatzen,<br />
wenn sie ihre Fühler ausstrecken.<br />
Der Lebensraum strotzt nur so vor Superlativen. Die<br />
10.000 Quadratkilometer Wattenmeer vor der deutschen<br />
Küste und den Niederlanden bilden das größte zusammenhängende<br />
Wattenmeergebiet der Welt. Die dänische<br />
Wattenmeerküste gehört nicht zum Weltnaturerbe, weil sie<br />
nicht als Nationalpark ausgewiesen ist. Wie die Wüste<br />
stellt auch das Wattenmeer hohe Anforderungen an seine<br />
Bewohner: Bei wechselnden Wasserständen, unterschied -<br />
lichem Salzgehalt und Temperatur schwankungen über -<br />
leben nur Spezialisten.<br />
Die größten Bewohner sind Kegelrobben. Von den bis zu<br />
300 Kilogramm schweren Meeressäugern leben 2.800<br />
Tiere im gesamten Wattenmeer inklusive Dänemark. Sie<br />
teilen sich die beliebten Sonnenplätze auf den Sand -<br />
bänken mit 21.600 Seehunden.<br />
Die vielen Millionen Kleintiere wie Schnecken, Würmer und<br />
Muscheln, die im Wattenmeer leben, bieten jedes Jahr<br />
einen reich gedeckten Tisch für 10 bis 12 Millionen Zug -<br />
vögel. „Wir hier im Wattenmeer haben die große Ehre, mitten<br />
in einem der weltweit wichtigsten Zugvogelrastgebiete<br />
zu leben. Hier können wir das faszinierende Naturschauspiel<br />
live genießen und haben somit auch eine große<br />
Verant wortung für seinen Schutz“, betont Jan Weinbecker.<br />
Der Langeooger ist einer von sechs Nationalparkwarten,<br />
die für den Schutz des Nationalparks Niedersächsisches<br />
Wattenmeer zuständig sind.<br />
Massentourismus –<br />
die Kehrseite der Auszeichnung<br />
Bedingung für den Welterbetitel sind neben der Einzigartigkeit<br />
der Natur auch Schutz und Erhaltung der Landschaft.<br />
Doch genau diese sieht der Wattenrat Ostfriesland gefährdet.<br />
Der Massentourismus lasse Strandbrütern kaum eine<br />
Chance. Seeregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Zwergseeschwalben<br />
seien die Verlierer. Seeschwalben brauchen, genauso<br />
wie Sand- und Seeregenpfeifer, Muschelstrände.<br />
Das sind zugleich die Gebiete, wo Urlauber sich gerne aufhalten.<br />
Der Seeregenpfeifer galt einst als der typische<br />
Langeooger Brutvogel. Heute ist er von der Insel verschwunden.<br />
Auch die Bestände der Sandregenpfeifer und<br />
Seeschwalben schrumpfen. „Wahrscheinlich sind es zu<br />
viele Störungen durch Spaziergänger“, vermutet Jan<br />
Weinbecker.<br />
Seewiefken<br />
zerstört das alte Minsen<br />
Der Sage vom Wangerländer Seewiefken nach, gibt es Minsen<br />
nicht erst seit dem Mittelalter. Der Ort soll bis zu seiner<br />
Zerstörung auf der Insel Minsener Oog gelegen haben.<br />
Fischer zogen den Groll des Seewiefkens auf sich, als sie versuchten,<br />
es zu fangen. Die Nixe konnte fliehen und schickte<br />
den Minsenern zur Strafe eine schwere Sturmflut. Eine<br />
Bronzeskulptur am Norderaltendeich erinnert an die Sage<br />
vom Seewiefken und den vermeintlichen Untergang der Ortschaft<br />
Minsen. Die Nixe mit dem mahnenden Zeigefinger findet<br />
sich im Wappen der Gemeinde Wangerland wieder.<br />
41
�<br />
42<br />
Zuschüsse für Info-Zentrum abgelehnt<br />
Die Auszeichnung Weltnaturerbe öffnet auch Portmonees.<br />
2009 sind nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums<br />
2 Millionen, 2010 sogar 2,6 Millionen Euro<br />
Fördermittel von Bund, Land und EU in das niedersächsische<br />
Wattenmeer geflossen.<br />
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
stellt sogenannte Welterbemittel zur Verfügung. Allerdings<br />
ist das Wattenmeer neben der Grube Messel die<br />
einzige Weltnaturerbestätte in Deutschland. Dem stehen<br />
31 Kulturstätten gegenüber. Jürn Bunje von der Nationalparkverwaltung<br />
mit Sitz in Wilhelmshaven, vermutet, dass<br />
die Entscheider deshalb 2010 einer alten Gewohnheit folgend,<br />
bei der Vergabe von Fördermitteln den Fokus auf<br />
Kultur gesetzt haben. Während Mittel für die Instandhaltung<br />
des Leuchtturms Roter Sand bewilligt wurden, ging<br />
Langeoog leer aus. Als einzige Ostfriesische Insel hat<br />
Langeoog kein Wattenmeerhaus. Die Gemeinde hatte deshalb<br />
Zuschüsse für den Ausbau des Vogelwärterhäuschens<br />
zum Wattenmeer-Info-Zentrum beantragt.<br />
Kirche schützt die Bewohner<br />
vor den Fluten<br />
Bis zur Gebietsreform 1972 bildete Minsen eine eigene<br />
Gemeinde. Vor der Weihnachtsflut von 1717 wohnten<br />
1.000 Menschen im Bereich des Kirchspiels Minsen. Die<br />
um 1250 erbaute Granitquaderkirche Severinus und Jacobus<br />
ist ein entsprechend großes Bauwerk. Sie misst 12<br />
mal 33 Meter und ist bis zur Dachtraufe zehn Meter<br />
hoch. Ihre Wände sind bis zu 1,5 Meter dick. Die künstlich<br />
aufgeschichtete Kirchwurt, acht Meter über dem<br />
Umland, diente den Bewohnern Minsens bei zahlreichen<br />
Sturmfluten als sicherer Zufluchtsort.<br />
Ohne Zivis fehlt es an Naturschützern<br />
Kein Nationalpark in Deutschland ist personell so schlecht<br />
aufgestellt wie der Nationalpark Niedersächsisches<br />
Watten meer. Daran hat sich auch nach der Ernennung<br />
zum UNESCO Weltnaturerbe nichts geändert. Knapp 30<br />
Mit arbeiter der Nationalparkverwaltung betreuen 345.000<br />
Hektar Nationalparkfläche. Der Niedersächsische Landes -<br />
betrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz<br />
(NLWKN) verfügt über sechs Nationalparkwarte, fünf auf<br />
den Inseln und einen im Wurster Land. Der Bayrische Wald<br />
entspricht mit 24.250 Hektar Nationalparkfläche nicht mal<br />
einem Vierzehntel der Fläche des niedersächsischen<br />
Wattenmeeres und verfügt über 30 Nationalparkwarte,<br />
davon 27 in Vollzeit.<br />
Die 15 Zivildienstleistenden, die beim NLWKN Aufgaben im<br />
Zusammenhang mit dem Nationalpark leisten, stehen auf<br />
dünnem Eis: Acht Stellen für Mitarbeiter im Freiwilligen<br />
Ökologischen Jahr sollen ab September dieses Jahres das<br />
Loch füllen, das die Zivildienstleistenden hinterlassen,<br />
wenn die Bundesregierung die Wehrpflicht zum 1. Juli aussetzt.<br />
Die FÖJ-ler werden nach Angaben von NLWKN-<br />
Sprecher Achim Stolz auf Borkum, Juist, Baltrum und<br />
Langeoog eingesetzt. Die Lücke am Festland sollen Mit -<br />
arbeiter aus dem Bundesfreiwilligendienst füllen. Damit<br />
leistet sich Niedersachsen, inklusive der Zivildienstleistenden,<br />
53 Naturschützer für den Nationalpark Niedersäch -<br />
sisches Wattenmeer. Der Nationalpark Schleswig-<br />
Holsteinisches Wattenmeer ist keine 100 Hektar größer als<br />
das Pendent auf niedersächsischer Seite und beschäftigt<br />
15 Ranger plus Zivildienstleistende. Die Nationalpark -<br />
verwaltung dort hat nach Angaben von Pressesprecherin<br />
Monika Hecker 87 Mitarbeiter, davon 48 in Vollzeit.<br />
Das Watt mit allen Sinnen erfahren:<br />
Eine Wattwanderung macht’s möglich.<br />
Ein Rastgebiet<br />
von internationaler Bedeutung<br />
Alle zwei Wochen machen sich, von Holland bis Dänemark<br />
im gesamten Wattenmeer, Naturschützer auf den Weg, um<br />
an drei Tagen alle Vögel zu zählen, die hier rasten. „Das ist<br />
wichtig, damit wir zum einen die internationale Bedeutung<br />
als Vogelrastgebiet mit Zahlen belegen und zum anderen<br />
sofort reagieren können, wenn Bestände bedroht sind“, erklärt<br />
Langeoogs Nationalparkwart Jan Weinbecker. Er, Praktikantin<br />
Matilde und die beiden Vogelzivis Hannes und<br />
Matthias schultern Spektiv und Stativ und radeln den Seedeich<br />
entlang. Der Nationalparkwart stellt sein Fahrrad ab<br />
und wendet den Blick Richtung Wattenmeer. „Einer zählt<br />
die Graugänse, einer die Stockenten“, ruft er. Außerdem<br />
sitzen ein paar Silber-, Lach- und Heringsmöwen im<br />
Schlick. Durch das Spektiv entdeckt der Fachmann einen<br />
Regenbrachvogel, ein zweiter macht durch sein Rufen auf<br />
sich aufmerksam. Matilde zeigt auf einen Rotschenkel,<br />
wenig später setzt ein ganzer Schwarm mit 680 Tieren zur<br />
Landung an.<br />
An diesem Tag zählt die Gruppe 2.500 Kiebitzregenpfeifer,<br />
9.000 Große Brachvögel und 12.000 Alpenstrandläufer.<br />
Ab einer Population von 1.500 Tieren einer Art gilt ein<br />
Standort als Rastgebiet von internationaler Bedeutung. �<br />
Fleissarbeit: Vogelkundler und Naturschützer<br />
zählen die brütenden Vögel im Watt.<br />
Meeresbewohner<br />
fressen aus der Hand<br />
Das Nordseehaus Wangerland, gleich gegenüber<br />
der Minsener Kirche, ist bei freiem Eintritt<br />
werktags von 10:00 bis 17:00 Uhr und am<br />
Wochenende von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.<br />
Besonders beliebt sind die öffentlichen<br />
Fütterungen der Meeresbewohner immer donnerstags<br />
um 15:00 Uhr.<br />
Am Dienstag, 2. August, lädt das Nordseehaus<br />
ab 11:00 Uhr zum alljährlichen <strong>Sommer</strong>fest<br />
mit Musik und Kinderprogramm ein.<br />
SPANNENDE<br />
BEGEGNUNGEN<br />
OSTFRIESISCHES LANDESMUSEUM EMDEN<br />
Rathaus am Delft, Brückstraße 1<br />
26725 Emden<br />
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 58<br />
www.landesmuseum-emden.de<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Di. - So. 10.00 - 18.00 Uhr
�<br />
Bevor Sie während des <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong>s von den Klängen unserer talentierten<br />
Künstler verzaubert werden,<br />
haben scheinbar „unsichtbare“ Hände<br />
schon viele Stunden Arbeit geleistet,<br />
damit jeder einzelne Konzertabend<br />
unvergesslich wird. Im Folgenden stellen<br />
wir zwei langjährige Mitarbeiter des<br />
Musio-Teams vor:<br />
KARSTEN PHILIPP kümmert sich seit sieben<br />
Jahren um die Technik und vieles mehr: Er sorgt dafür,<br />
dass auf dem Gelände der Veranstaltungsorte genügend<br />
Kraftstrom vorhanden ist, und kontrolliert, ob eine Tonanlage<br />
zur Verfügung steht, wo es Umkleidemöglichkeiten für<br />
die Künstler gibt, er überprüft, ob ausreichend sanitäre Anlagen<br />
existieren, wie die Sitzplatzsituation in den Kirchen<br />
ist, und auch für die Beleuchtung ist er zuständig.<br />
Bevor die Künstler und Gäste abends Platz nehmen, hat<br />
44<br />
Karsten Philipp ist beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />
für alles rund um die Technik zuständig.<br />
der 47-Jährige schon einige Probeläufe hinter sich, damit auch alles<br />
perfekt „eingeleuchtet“ ist, wie der Fachmann sagt. Je nach Platzund<br />
Lichtverhältnissen werden bis zu acht Scheinwerfer aufgebaut,<br />
die genauestens eingestellt werden müssen. Schließlich sollen<br />
weder die Künstler noch das Publikum geblendet werden, aber auch<br />
die Wärmeentwicklung ist zu beachten, damit die Instrumente nicht<br />
verstimmen. Während des Konzertes kommt das Team meist draußen<br />
zusammen. „Das ist immer eine günstige Gelegenheit, um eine<br />
kurze Lagebesprechung für den nächsten Tag zu machen“, erzählt er.<br />
„Bleibt man drinnen sitzen, läuft man Gefahr einzuschlafen, da man<br />
ja den ganzen Tag auf den Beinen ist“, gesteht Philipp lachend, der<br />
auch an der Hochschule in Leipzig beim Orchester für den Ablauf zuständig<br />
ist. „Aber natürlich freut man sich auch auf Höhepunkte des<br />
Festivals, in die man sich dann doch reinsetzt.“ Dass es ihn seit<br />
2004 immer wieder nach Ostfriesland zieht, liegt daran, „dass es<br />
einfach Spaß macht, mit den Leuten des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s<br />
das Festival zu bestreiten, mit den Künstlern jedes Jahr aufs Neue<br />
zusammenzutreffen und die allgemein angenehme Atmosphäre des<br />
Festivals zu erleben“, betont er und fügt hinzu: „Da es nur eine begrenzte<br />
Zeit und eben eine angenehme ist, fallen Sachen wie wenig<br />
Schlaf, Stress und Ähnliches nicht so ins Gewicht.“ Die Ostfriesen<br />
hat er als „sehr freundliches Volk kennengelernt“. „Grandios ist, dass<br />
bei Absprachen fast immer alles möglich gemacht wird.” Vergleicht er<br />
allerdings die „hektische Schnelligkeit der Großstädter mit der ‘Ja,<br />
schaun wir erstmal‘-Ruhe der Norddeutschen“, weiß er nicht genau,<br />
was besser ist. „Wahrscheinlich die Mitte“, resümiert er. �<br />
DIETER SCHUR – Schon Anfang des Jahres beginnt die Arbeit<br />
für Dieter Schur, der seit 2003 für den Bühnenbau und den Ton<br />
beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> verantwortlich ist. Sobald er eine Liste<br />
mit den Veranstaltungsorten bekommt, reist er kreuz und quer<br />
durchs Land, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und mit<br />
den Pastoren zu sprechen. „Das ist eine ganz romantische Arbeit“,<br />
verrät der große bärtige Mann. Im Vorfeld organisiert er einen möglichst<br />
einwandfreien Ablauf: Bevor die Instrumente angeliefert werden,<br />
muss die Bühne stehen, die natürlich stabil genug sein muss –<br />
ein Konzertflügel bringt schon mal 500 Kilogramm auf die Waage.<br />
Die Größe der Bühne wiederum ist abhängig von der Anzahl der<br />
Künstler, die darauf Platz finden müssen - in der Kirche in Esens<br />
wird beispielsweise eine bis zu 80 Quadratmeter große Bühnen -<br />
fläche installiert. Vorab telefoniert Dieter Schur in der Regel mit<br />
allen Künstlern, um zu klären, welches professionelle Equipment sie<br />
benötigen. „Wenn man beim Soundcheck merkt, dass etwas fehlt, ist<br />
es meistens zu spät“, erklärt er. Bei Jazz-Konzerten sitzt er dann<br />
auch am Mischpult, um Mikrofone einzustellen, Instrumente zu verstärken<br />
und für die optimale Lautstärke zu sorgen. „Man erwartet als<br />
Zuhörer schließlich einen gleichbleibenden Pegel wie auf einer CD“,<br />
so Schur. Um den „goldenen“ Ton zu treffen, sind einige Dinge zu<br />
berücksichtigen: Kirchen haben eine Eigenakustik, das Durchschnittsalter<br />
des Publikums ist entscheidend, und die Künstler spielen<br />
bei der Probe in der Regel anders als abends. Damit auch alle<br />
Zuschauer ein gleiches Klangerlebnis haben, werden in der Mitte der<br />
Kirche zusätzliche Lautsprecher mit elektrischer Verzögerung<br />
EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />
Bühnenbau und Tontechnik sind beim Festival seine Sache:<br />
Dieter Schur sorgt dafür, dass das Konzert für Besucher und<br />
Musiker ein Hörgenuss wird.<br />
aufgestellt. Rund 4.000 Kilometer fährt Dieter Schur während<br />
der drei Festivalwochen, in denen er das eine oder<br />
andere Konzert gelegentlich auch digital aufzeichnet. „Das,<br />
was ich mache, muss man lieben“, schmunzelt er. „Außerdem<br />
macht die Arbeit mit den Leuten hier Spaß. Das alles<br />
funktioniert deshalb meistens so reibungslos, weil man<br />
sich so gut kennt“, fügt er hinzu. �<br />
45
�<br />
Gemeinsam<br />
Werte schaffen<br />
Sponsoring gehört im Kulturbereich<br />
zum guten Ton. Gemeinsam schaffen<br />
Unternehmen und Veranstalter Werte,<br />
von denen die Gesellschaft profitiert.<br />
MILLIARDENENGAGEMENT<br />
Was Statoil auf nationaler Ebene macht – sich<br />
mit dem Unternehmenserfolg unterstützend in<br />
die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen<br />
– machen Tausende von anderen Unternehmen<br />
auf allen Ebenen des Zusammenlebens.<br />
Vom Kreisligisten bis zur Kulturstiftung, von<br />
der Deutschen Post bis zum Tante-Emma-<br />
Laden - es gibt kaum einen Bereich, in dem<br />
Wirtschaft und Gesellschaft nicht partnerschaftlich<br />
zusammenarbeiten. Die Berliner<br />
Agentur „Causales“, die das Sponsoring-Geschehen<br />
in Deutschland seit Jahren untersucht,<br />
stellt in einer Ende 2010 erschienenen<br />
Studie fest, dass der Sponsoring-Anteil an<br />
den Haushaltsmitteln der an der Studie teilnehmenden<br />
Kultureinrichtungen seit 2007<br />
von 6,7 Prozent auf 13 Prozent gestiegen ist.<br />
Insgesamt beläuft sich der Umfang, laut einer<br />
Studie der Hamburger Agentur „pilot“, auf 4,2<br />
Milliarden Euro im Jahr 2009 – mit Ausblick<br />
auf weiteres Wachstum. Das Geschäft dabei<br />
ist einfach: Gesellschaftliches Engagement<br />
gehört heute zum Unternehmenswert und wird<br />
vom Kunden honoriert.<br />
Überzeugend: Eldbjørg Hemsing, eine der Heroes of Tomorrow, begeisterte 2010<br />
ihr Publikum in der Neuen Kirche zu Emden.<br />
Tine Thing Helseth, Mathias Eick, Eldbjørg Hemsing<br />
– neben dem Stavanger Symfoniorkester<br />
begeisterten in den vergangenen zwei Jahren<br />
eine Stufung muss sein“, sagt Lübben. „Jeder<br />
Sponsor weiß aber, dass im Endeffekt nur das<br />
Verhältnis von Unterstützung zu den Möglichkeiten<br />
eines Sponsors Auskunft über das tat-<br />
sind gute Argumente für eine Fortsetzung<br />
unserer erfolgreichen Zusammenarbeit“, so<br />
Richard Eriksen.<br />
Auch <strong>2011</strong> bringt sich Statoil nicht nur finan-<br />
gleich drei junge Norweger das Publikum des Musikalisächliche<br />
Engagement gibt. Wenn ein kleines ziell, sondern auch künstlerisch ein: die neu -<br />
schen <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland. Doch die drei eint mehr<br />
Unternehmen sich außerordentlich engagiert, en HOT-Talente Violinistin Vilde Frang mit dem<br />
als ihr Erfolg und die Tatsache, dass sie aus dem skandi-<br />
dann wissen das auch das Publikum und die Pianisten Christian Ihle Hadland und der<br />
navischen Land kommen. Helseth, Eick und Hemsing sind<br />
anderen Sponsoren zu würdigen.“<br />
Multi-Instrumentalist Mathias Eick, der schon<br />
„Helden von morgen“, außerordentlich hoffnungsvolle<br />
Über die Frage, wie wichtig das Sponsoring für<br />
2010 sein ostfriesisches Publikum zu be -<br />
Nachwuchstalente, die in den Genuss einer besonderen<br />
den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland Neben den Sponsoren und der öffentlichen geistern wusste, treten im Rahmen des 27.<br />
Förderung kommen: Im Rahmen der Kampagne „Heroes of<br />
ist, muss auch Dirk Lübben, organisatorischer Förderung spielen Einzelspenden eine Rolle <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in der Ludgerikirche<br />
Tomorrow“ (HOT) werden sie vom norwegischen Energie-<br />
Leiter des Festivals, nicht nachdenken. „Ohne im Etat des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. Um den Norden, im Park der Gärten in Bad Zwischenkonzern<br />
Statoil bei der Entwicklung ihrer eigenen künstleri-<br />
Sponsoren geht gar nichts“, sagt er mit einer regelmäßigen Spendern unter ihnen nun ahn und im Pumpwerk in Wilhelmshaven auf.<br />
schen Laufbahn umfassend unterstützt.<br />
zackigen Handbewegung auf den Tisch zu. Von ebenfalls einen Einstieg ins Sponsoring zu er-<br />
Beginn an stellten Sponsoren einen bedeulauben, aber auch, um den Einstieg in ein Gemeinsam Werte zu schaffen, ist für Unter-<br />
Für das Unternehmen ist ein solches soziales Engagement<br />
tenden Teil des Etats. Ebenso wichtig sei aller- dauerhaftes Festivalengagement zu erleichnehmen ganz offensichtlich eine lohnenswerte<br />
eine Investition in die Zukunft. „Um den Herausforderundings<br />
auch die öffentliche Förderung. tern, haben Lübben und sein Team eine neue Investition. �<br />
gen einer sich dynamisch verändernden Welt entgegen -<br />
„Inzwischen“, so Lübben, „werden wir vom Sponsoringform entwickelt. „100 mal 1.000“<br />
treten zu können, brauchen wir hochqualifizierten<br />
Land gefördert, das uns zu den fünf führen- heißt das Programm, das es erlaubt, mit Ansprechpartner für Sponsoringfragen:<br />
Nach wuchs”, sagt Richard Eriksen, der Geschäftsführer von<br />
den, mit öffentlichen Geldern unterstützten einem überschaubaren Betrag jährlich den Ostfriesische Landschaft<br />
Statoil in Deutschland. „Junge Menschen, die über Gren-<br />
Festivals in Niedersachsen zählt. Das ist für <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland zu för- <strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />
zen hinaus denken und deren Berufung es ist, Höchstleis-<br />
uns ein großer Erfolg, der wie ein Qualitätssiedern. Die Summe von 1.000 Euro garantiert Dirk Lübben<br />
tungen zu erbringen. Auf ihnen basiert auch der Erfolg des<br />
gel wirkt: Neue und alte Sponsoren wissen den Einstieg in die Förderung und eine Nen- Festivalorganisation<br />
Unternehmens.“ Daher sei es nur selbstverständlich, dass<br />
nun, dass sie mit ihrem Geld ein Projekt unnung im Programmheft. „Wir hoffen“, so Lüb- Georgswall 1-5, 26603 Aurich<br />
Statoil Talente aus den Bereichen Kultur, Sport und Bilterstützen,<br />
das auch von den Kulturbehörden ben, „auf diesem Weg besonders auf lokaler Tel.: 04941 179961<br />
dung fördere.<br />
als förderungswürdig anerkannt wird.“ Ebene Menschen als Förderer ansprechen zu<br />
können. Gerade vor Ort können wir uns auf<br />
luebben@ostfriesischelandschaft.de<br />
SPONSORINGSTUFEN<br />
Zurzeit heißt der Einstieg ins Sponsoring beim<br />
viele hilfreiche Freunde verlassen, die nun<br />
eine Möglichkeit haben, ihre Verbindung auch<br />
offiziell zu dokumentieren.“<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> „Konzertförderer“. Mit<br />
einer Summe von 3.500 Euro unterstützen<br />
Sponsoren dieser Kategorie ein ganz be-<br />
HEROES <strong>2011</strong><br />
stimmtes Konzert und werden in allen damit Dass sich ein Engagement für den Musikali-<br />
verbundenen Ankündigungen genannt. Die schen <strong>Sommer</strong> lohnt, zeigt in diesem Jahr ein-<br />
nächsthöhere Stufe bilden die „Festivalfördemal mehr der Hauptförderer. Zum dritten Mal<br />
rer“. Sie engagieren sich mit einer Summe im in Folge ist Statoil Deutschland, zusammen<br />
deutlich fünfstelligen Bereich und bilden das mit dem norwegischen Mutterkonzern, Partner<br />
sichere Fundament, auf dem der <strong>Musikalische</strong> des Festivals. Das Unternehmen verdeutlicht<br />
<strong>Sommer</strong> fußt. Das Festival selbst begleiten sie damit seine Verbundenheit zu Ostfriesland,<br />
fortlaufend an prominenter Stelle. Der Haupt- dem Drehkreuz für Erdgas aus Norwegen.<br />
sponsor schließlich beteiligt sich mit einem „Statoil ist seit über 25 Jahren hier zuhause -<br />
Mehrfachen des Engagements eines Festival- wie auch der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong>. Wir beide<br />
Dirk Lübben von der Ostfriesischen Landschaft ist organisaförderers<br />
an der Finanzierung und unterstützt fördern die Kunst und Musik und wir beide<br />
torischer Leiter des <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s und Ansprech-<br />
dieses auch ideell, oft auch materiell. „Solch unterstützen junge Nachwuchstalente. Das<br />
partner in Sponsoring-Fragen.<br />
46 47<br />
WER IST EIGENTLICH STATOIL?<br />
Statoil ist ein weltweit tätiges<br />
Energieunternehmen<br />
mit Hauptsitz in Stavanger/<br />
Norwegen. Mit mehr als<br />
20.000 Mitarbeitern und Niederlassungen<br />
in 34 Ländern ist<br />
Statoil einer der größten Öl -<br />
lieferanten der Welt und einer der bedeutendsten<br />
Erdgas produzenten auf dem europäischen Markt.<br />
Das Kerngeschäft in Deutschland ist der Transport<br />
und die Speicherung von Erdgas. Daneben unterstützt<br />
die deutsche Tochter den Mutterkonzern bei<br />
Projekten in und für Deutschland.<br />
Mehr: statoil.com und statoil.de
�<br />
HAUPTFÖRDERER:<br />
• STATOIL DEUTSCHLAND GMBH<br />
FESTIVALFÖRDERER:<br />
• INTERREG DEUTSCHLAND-NEDERLAND<br />
• NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR<br />
WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR<br />
• PROVINCIE GRONINGEN<br />
• EMS DOLLART REGION<br />
• DIE OSTFRIESISCHE LANDSCHAFTLICHE<br />
BRANDKASSE<br />
• NDR MUSIKFÖRDERUNG IN<br />
NIEDERSACHSEN<br />
• NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR<br />
WISSENSCHAFT UND KULTUR<br />
• BREMER LANDESBANK<br />
• OLB-STIFTUNG DER OLDENBURGISCHEN<br />
LANDESBANK<br />
• EWE STIFTUNG<br />
• VOLKSBANKEN RAIFFEISENBANKEN<br />
• REGIONALE KULTURFÖRDERUNG DER<br />
OSTFRIESISCHEN LANDSCHAFT<br />
KONZERTFÖRDERER:<br />
• FREUNDE DES MUSIKALISCHEN<br />
SOMMERS IN OSTFRIESLAND E.V.<br />
• VOLKSBANKEN RAIFFEISENBANKEN IN<br />
OSTFRIESLAND<br />
• UPSTALSBOOM HOTELS UND<br />
FERIENWOHNUNGEN<br />
• FRISIA MÖBELTEILE GMBH<br />
• APOTHEKE IM ZENTRUM MOORMERLAND<br />
• BARTHEL-STIFTUNG<br />
• EDEKA HANDELSGESELLSCHAFT<br />
MINDEN-HANNOVER MBH<br />
• OSTFRIESISCHE VOLKSBANK EG<br />
• RAIFFEISENBANK FLACHSMEER EG<br />
• RÜCKER KUH’S BEST<br />
• SCHÜT-DUIS FENSTER & TÜRENTECHNIK<br />
• THIELE TEE<br />
• RAIFFEISEN VOLKSBANK EG AURICH,<br />
DETERN, FRIEDEBURG, GROSSEFEHN,<br />
HOLTROP, UPLENGEN, WIESMOOR,<br />
WITTMUND<br />
• LIONS CLUBS AURICH<br />
• STEINGRAEBER & SÖHNE<br />
• DR. JOCHEN OPLÄNDER<br />
• KULTURKREIS PAPENBURG<br />
• HANDWERKSKAMMER FÜR<br />
OSTFRIESLAND<br />
• KLAVIERHAUS BOCKELMANN<br />
• BAUSPARKASSE SCHWÄBISCH HALL<br />
• GEMEINDE UPLENGEN<br />
48<br />
Ein ausführliches und kostenloses<br />
Programmheft mit allen Informationen zum<br />
aktuellen Festival bekommen Sie bei der<br />
Ostfriesischen Landschaft oder übers Internet (siehe<br />
unten).<br />
Der Vorverkauf für die Veranstaltungen des<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s in Ostfriesland beginnt ab<br />
sofort. Tickets können mit dem Bestellformular im<br />
Programmheft, telefonisch oder direkt im Internet<br />
unter der unten angegebenen Webadresse bestellt<br />
werden.<br />
Ostfriesische Landschaft<br />
Landschaftsforum<br />
<strong>Musikalische</strong>r <strong>Sommer</strong><br />
in Ostfriesland <strong>2011</strong><br />
TELEFON 04941 179967<br />
Georgswall 1-5, D – 26603 Aurich<br />
www.musikalischersommer.net<br />
GRONINGEN<br />
33<br />
Borkum<br />
HOOGEZAND-SAPPEMEER<br />
33<br />
DELFZIJL<br />
Juist<br />
WINSCHOTEN<br />
366<br />
30<br />
WESTERLEE<br />
366<br />
34<br />
CAMPEN<br />
BAD NIEUWESCHANS<br />
9<br />
37<br />
A 7<br />
TER APEL<br />
PEWSUM<br />
OUDESCHANS<br />
12<br />
NORDEN<br />
WEDDE<br />
BOURTANGE<br />
Norderney<br />
NORDDEICH<br />
13<br />
15<br />
EMDEN<br />
26<br />
A 31<br />
B 72<br />
23<br />
MARIENHAFE MÜNKEBOE<br />
GEORGSHEIL<br />
B 210<br />
29 • 47 • 48<br />
DITZUM<br />
BUNDE<br />
RHEDE<br />
DÖRPEN<br />
A 31<br />
B 70<br />
A 31<br />
STAPELMOOR<br />
NESSMERSIEL<br />
LATHEN<br />
Baltrum<br />
WEENER<br />
VÖLLEN<br />
ARLE<br />
ASCHENDORF<br />
DORNUMERSIEL<br />
DORNUM<br />
LEER<br />
B 70<br />
BACKEMOOR<br />
PAPENBURG<br />
Langeoog<br />
AURICH<br />
B 72<br />
ESENS<br />
1 • 18 • 19 •<br />
21 • 24 • 27 •<br />
38 • 39 • 44<br />
B 72<br />
B 436<br />
BAGBAND<br />
HESEL<br />
NEUHARLINGERSIEL<br />
DUNUM<br />
B 210<br />
DETERN<br />
Spiekeroog<br />
22 40<br />
10<br />
45<br />
16<br />
11<br />
35<br />
WIEGBOLDSBUR<br />
25<br />
8<br />
2 • 3<br />
36<br />
4<br />
5<br />
6<br />
A 28<br />
43<br />
17<br />
B 461<br />
WITTMUND<br />
WIESMOOR<br />
REMELS<br />
CAROLINENSIEL<br />
REEPSHOLT<br />
Wangerooge<br />
JEVER<br />
B 437<br />
B 436<br />
HORSTEN<br />
WESTERSTEDE<br />
SENGWARDEN<br />
BOCKHORN<br />
BAD ZWISCHENAHN<br />
WILHELMS-<br />
HAVEN<br />
GRISTEDE<br />
DANGAST<br />
FESTIVAL-<br />
B 72<br />
LANDKARTE<br />
B 401<br />
<strong>2011</strong><br />
31<br />
7<br />
20<br />
33<br />
MINSEN<br />
28<br />
46<br />
42<br />
14<br />
41<br />
A 28<br />
A 29<br />
32<br />
VAREL<br />
OLDENBURG<br />
49<br />
B 437
WWW.MODE-CHRISTIANS.DE<br />
EMDEN | ZWISCHEN BEIDEN SIELEN 28<br />
T:+ 49 (0)4921-26610<br />
�<br />
Raum für Kultur<br />
Info: 04941 179967<br />
50<br />
SEIT 1901<br />
Gesundes genießen<br />
AURICH I BURGSTRASSE 50<br />
T (04941) 61620<br />
WWW.BOERSE-AURICH.DE<br />
GUT HORN HÖR’N<br />
Z E I T E N L O S<br />
NATUR RAHMT KULTUR<br />
FEST AUF GUT HORN<br />
26. BIS 28. AUGUST <strong>2011</strong><br />
FREITAG: STRING THING<br />
SAMSTAG: MAYBEBOB<br />
SONNTAG: JAZZ-<br />
FRÜHSCHOPPEN<br />
INFOS UNTER:<br />
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TEL. 0 44 03 - 62 44 90<br />
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BÜCHER<br />
PRESSE<br />
WOHN-<br />
ACCESSOIRS<br />
MO-FR: 9-18:30<br />
SA: 9-14<br />
BURGSTR. 52<br />
26603 AURICH<br />
FON (04941) 2032<br />
Heisfelder Str. 32<br />
Ab 1. 07.: Am Nesseufer 14b<br />
26789 Leer<br />
Telefon: (0491) 9250190<br />
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FON + 49 (0) 4941 99090<br />
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2 6 6 0 3 A U R I C H<br />
FON 04941 1 80128<br />
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genussvolles<br />
genussvolles<br />
Weinschmecker<br />
W einschmecker<br />
Aurich | Kir Kirchstraße chstraße 5<br />
Tel.: el.: 04941 9730922<br />
www.weinschmecker-aurich.de<br />
www .weinschmecker -aurich.de<br />
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SPIEGEL | RAHMEN<br />
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TELEFON: +49 (0)4941 959499<br />
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AM LEEGER 1<br />
T (04926) 927760<br />
Fachgeschäft für Schönes<br />
MARIANNE MARTENS<br />
SCHULWEG 1 | GREETSIEL<br />
TELEFON: (04926) 828<br />
51
Impressum<br />
�<br />
ortissimo<br />
Das Magazin zum <strong>Musikalische</strong>n<br />
<strong>Sommer</strong> in Ostfriesland<br />
Herausgeber und Verlag<br />
Ostfriesische Landschaftliche<br />
Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH<br />
Georgswall 1-5<br />
26603 Aurich<br />
Tel.: 04941 179926<br />
Fax: 04941 179970<br />
www.ostfriesischelandschaft.de<br />
Redaktion<br />
Mieke Matthes, Dieter Hoogestraat<br />
Autoren<br />
Alice Düwel, Dieter Hoogestraat, Mieke<br />
Matthes, Sabina Poppen, Wolfgang Stelljes<br />
Fotografie<br />
Karlheinz Krämer, Emden<br />
Layout<br />
Lisa Wolters-Schaer, Riepe<br />
Druck<br />
Rautenberg Druck, Leer<br />
Anzeigen<br />
Lisa Wolters-Schaer, Riepe<br />
info@lws-cd.de<br />
Tel.: 04928 912004<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />
vom März <strong>2011</strong>.<br />
Mediadaten über Lisa Wolters-Schaer<br />
52<br />
Orgeln, Wind und Verwandte<br />
• Der Wind, der alte Gevatter,<br />
ist in Ostfriesland zu Hause.<br />
• Der Wind und die Orgeln lieben einander.<br />
• Sind Orgeln weiblich?<br />
• Wer ist die Schönste im ganzen Land?<br />
• Rysum, Osteel, Leer, Uttum, Emden,<br />
Westerhusen, Pilsum, Norden, Weener,<br />
Dornum, Marienhafe, Groothusen, Aurich,<br />
Larrelt, Esens, Stapelmoor<br />
• Die Ruhe vor dem Sturm<br />
• Der Orgelbauer Jürgen Ahrend<br />
• Organeum Weener<br />
• Windstärken - der Wind hat viele Bräute.<br />
Format: 24 x 24 cm<br />
72 Seiten, durchgängig farbig illustriert<br />
Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und<br />
Vertriebsgesellschaft mbH, Aurich<br />
ISBN 978-3-940601-03-2<br />
Preis: 12 €<br />
»Seufzend durchs Gewölbe zieht,<br />
und wieder dröhnend,<br />
Orgelspiel.« (Hermann Hesse)
Hausrat-Versicherung<br />
Glasbruch-Versicherung<br />
Gebäude-Versicherung<br />
Haftpflicht-Versicherung<br />
KFZ-Versicherung<br />
Unfall-Versicherung<br />
Moped-Versicherung<br />
Kranken-Versicherung<br />
Rechtsschutz-Versicherung<br />
Lebens-Versicherung<br />
Bausparen<br />
FAMILIE EBERLEH<br />
DORFSTRASSE 42<br />
26553 DORNUM - NESSMERSIEL<br />
FON (04933) 303<br />
WWW.FAEHRHAUS-NESSMERSIEL.DE<br />
UP DE KANNST AN!<br />
CONSTANTIA Versicherungen a.G.<br />
Große Straße 40 I 26721 Emden<br />
Telefon: (04921) 21 408<br />
www.constantia-versicherungen.de
22. JULI -14. AUGUST<br />
einladend<br />
Telefon: +49 (0) 4941 179967 | www.musikalischersommer.net<br />
vielsaitig