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landkarte 2011 - Musikalische Sommer

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Erstmals erwähnt wird die Burg Berum um<br />

1300. Angelegt als wehrhafte Anlage mit<br />

einem 3,5 Meter dicken Wehrgang nebst<br />

Turm, lebten hier die Häuptlinge Syrtza. Ihr<br />

Erbe traten im 15. Jahrhundert die Cirksenas<br />

an. Sie bauten die Burg zu einer dreiflügeligen<br />

Residenz aus. Vor allem die Frauen<br />

der Familie sorgten dafür, dass aus dem<br />

ehemaligen Verteidigungsbollwerk bis Mitte<br />

des 17. Jahrhunderts ein prachtvolles<br />

Schloss im Renaissance-Stil wurde. Mit der<br />

Machtübernahme der Preußen 1744 wendete<br />

sich jedoch das Blatt. „Alles, was von<br />

materiellem Wert war, wurde abgerissen und<br />

verkauft”, erzählt Margit von Oppeln-Bronikowski.<br />

Sowohl das Inventar des Schlosses,<br />

als auch ein Großteil der Gebäude und die<br />

Kapelle im Garten wurden dem Erdboden<br />

gleich gemacht – der wertvolle Sandstein<br />

war bares Geld wert. „Noch heute findet<br />

man Sandstein der Burg Berum in Ostfriesland”,<br />

weiß von Oppeln-Bronikowski. So<br />

seien Berumer Steine etwa beim Sielbau in<br />

Neuharlingersiel verwendet worden. Nach<br />

dem radikalen „Kahlschlag“ blieben die Vorburg<br />

übrig, da dort das „Amt Berum“ untergebracht<br />

war, sowie ein Wirtschaftsgebäude<br />

und die Tordurchfahrt mit den Wappen.<br />

34<br />

Bis zum Jahr 1932 blieb die Burg Verwaltungssitz,<br />

danach kaufte die Familie zu Innund<br />

Knyphausen das Anwesen. Und wieder<br />

war es eine Frau, die sich mit viel Liebe und<br />

Aufwand des Hauses annahm – Fürstin zu<br />

Inn- und Knyphausen. „Sie gab dem Haus<br />

Großzügigkeit und Wohnlichkeit“, erzählt von<br />

Oppeln-Bronikowski. Nach dem Tod der<br />

Fürstin stand das Anwesen zum Verkauf. Es<br />

schlug die Stunde von Margit und ihrem<br />

Mann Hans-Heinrich. Der selbstständige Architekt<br />

aus dem Rheinland baute zu jener<br />

Zeit das Schloss Lütetsburg auf, lebte und<br />

arbeitete also in direkter Nachbarschaft. In<br />

Ostfriesland suchte das Paar ein Haus,<br />

wurde aber nicht so recht fündig. Und dann<br />

kam das Angebot der Burg Berum – einem<br />

historischen Gebäude, unter Denkmal- und<br />

Landschaftsschutz stehend. Der Architekt erstellte<br />

ein Wertgutachten über die Burg.<br />

„Dann dachten wir, vielleicht sollte man es<br />

doch selber erwerben“, erinnert sich Margit<br />

von Oppeln-Bronikowski. Gesagt, getan, bald<br />

war das junge Paar Burgherr und Burgherrin.<br />

Ihr erster Eindruck von dem alten Gemäuder?<br />

„Es war kalt, es war verwohnt, es war<br />

leer.“ Nicht gerade einladend. Dennoch<br />

hatte dieses Objekt das besondere Etwas.<br />

Das junge Paar sah das Potenzial und<br />

spuckte in die Hände. Im wahrsten Sinne<br />

des Wortes, denn ein Großteil der Restaurierung<br />

und Sanierung geschah in Eigenarbeit.<br />

In der Rückschau eine anstrengende, aber<br />

auch lehrreiche Zeit. „Es hat alle Kraft und<br />

alles Geld gekostet, das wir hatten, aber ich<br />

bin dankbar für diese Zeit.“ Die ersten<br />

Schritte lebten so auch von der Improvisation.<br />

Die frisch gebackenen Burgbesitzer verfüllten<br />

Zimmerböden etwa mit Material aus<br />

alten Hühnerställen. Von Anfang an hatten<br />

Margit und ihr Mann Hans-Heinrich das<br />

Konzept der Vermietung und Gästebewirtung<br />

im Kopf. „So ein Haus braucht Menschen,<br />

braucht Beseelung“, sagt von Oppeln-Bronikowski.<br />

Sie, allein auf der Burg? Für die<br />

Burgfrau keine Vorstellung. Außerdem ist sie<br />

dazu viel zu sehr Realistin geblieben. „So<br />

ein Projekt muss immer auch wirtschaftlich<br />

sein“, sagt sie. Mit der Vermietung von Ferienwohnungen<br />

und fünf festen Mietwohnungen<br />

trägt sich die Burg bis heute selbst.<br />

Hinter den dicken Burgmauern wuchsen<br />

auch die Söhne Tido und Bernhard auf. Die<br />

inzwischen erwachsenen Männer leben<br />

heute in Zürich und Paris, kehren aber<br />

immer wieder gerne in ihre Heimat, an diesen<br />

verwunschenen Ort, zurück. Auch wenn<br />

sie bis zum heutigen Tag immer mal wieder<br />

mit anpacken müssen. Ein 800 Jahre altes<br />

Gemäuer schläft nie. 2009 erst wurde das<br />

historische Tor restauriert, auch eine neue<br />

Heizungsanlage sowie doppelte Fenster wurden<br />

eingebaut. Die Burg Berum ist also eine<br />

dauerhafte Herausforderung. So sieht sich<br />

die Burgherrin weniger als Burgfräulein,<br />

denn als Managerin des Anwesens – allerdings<br />

eine Managerin mit viel Herz, Verstand<br />

und Liebe zum Objekt. „Ich habe das Glück,<br />

an einem Ort zu leben, der mir gut tut“, sagt<br />

sie. Und diesen Ort hegt und pflegt sie mit<br />

Hingabe. In den liebevoll eingerichteten<br />

Gästezimmern und Ferienwohnungen<br />

erblickt man Antiquitäten, kleine Kostbarkeiten<br />

aus vergangenen Zeiten stehen in Regalen<br />

und auf Fensterbänken – Kerzenleuchter,<br />

Teetassen, kleine Skulpturen. Die Möbel<br />

sind antik, der Besucher fühlt sich in<br />

vergangene Zeiten zurückversetzt. Kleine<br />

Blumenbeete im Innenhof der Burg leuchten<br />

in bunten Frühlingsfarben, im ehemaligen<br />

Pferdestall finden Taufen und Hochzeiten<br />

statt – unter offenem Gebälk. Bei aller Liebe<br />

zum Detail will Margit von Oppeln-Bronikowski<br />

ihr Haus aber nicht zum Museum<br />

machen. „Es darf keinesfalls museal werden,<br />

dann könnte ich hier selbst nicht<br />

leben.“<br />

Auch das Außengelände, der mächtige Wall,<br />

die Baumriesen, der Garten lassen das Herz<br />

der Burgherrin hüpfen. „An diesem Ort ist<br />

die Geschichte ablesbar“, sagt sie. Bei<br />

einem Wandel über den ehemaligen<br />

Festungswall und zwischen den über 200<br />

Jahre alten Blutbuchen entsteht die Idee,<br />

einen eigenen Weg zu finden – während des<br />

Spazierganges und im Leben. „Dieser Platz<br />

ist einfach nicht alltäglich“, sagt die Burgherrin<br />

und weiter: „Diese Stimmung kann<br />

man nicht erklären, man muss sie fühlen.“<br />

Gelegenheit dafür bietet eine Garten- und<br />

Parkführung der Burg Berum vor dem Konzert<br />

in der Kirche Arle (7. August). Von<br />

18:00 bis 19:00 Uhr spaziert Margit von<br />

Oppeln-Bronikowski mit den Gästen zwischen<br />

den mächtigen Blutbuchen und dem<br />

neu angelegten Garten im ehemaligen<br />

Gefängnishof, berichtet aus der Geschichte<br />

der Burg, erklärt und entführt in die alten<br />

Zeiten. „Wenn die Besucher mögen, werde<br />

ich auch kleine Geschichten oder Gedichte<br />

vortragen“, so die Burgherrin.�<br />

Kontakt:<br />

Gästehaus Burg Berum<br />

Familie von Oppeln-Bronikowski<br />

26524 Hage-Berum<br />

Tel.: 04931 7755<br />

Fax: 04931 7754<br />

E-Mail: info@burgberum.de<br />

Internet: www.burgberum.de<br />

Klassik in der Kirche Arle<br />

SONNTAG, 7. AUGUST, 20:00 UHR<br />

BESICHTIGUNG<br />

Burg Berum<br />

DINER<br />

Fährhaus Neßmersiel<br />

KONZERT<br />

Arle, Kirche<br />

Franziska König, Franz (Kuo-Chang) Chien,<br />

Petra Wolff und Christoph Otto Beyer spielen<br />

ein Streichquartett von Joseph Haydn.<br />

„Im fremden Land” von Philippe Hersant<br />

wird interpretiert von Igal Levin, Julia<br />

(Hye-Na) Kim, Sophie (Chia-Fen) Lee,<br />

Michael (Hao) Yu, Alexander Gebert und<br />

Anna Magdalena Kokits.<br />

Das Streichquartett Nr. 1 von Tomasz<br />

Skweres wird gespielt vom Prayner Quartett.<br />

Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44<br />

präsentieren Angela (Hyun-Yu) Yu und das<br />

Jade Quartett.<br />

Kategorie 1: 18 € Konzert<br />

Kategorie 2: 15 € Konzert<br />

Kategorie 3: 13 € Konzert<br />

Arrangement 1: 21 € Führung + Konzert<br />

Arrangement 2: 18 € Führung + Konzert<br />

Arrangement 3: 16 € Führung + Konzert<br />

Tickets und Infos:<br />

Tel.: 04941 179967<br />

www.musikalischersommer.net<br />

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