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landkarte 2011 - Musikalische Sommer

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PETER<br />

BARCABA<br />

Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong> geht in sein 27. Jahr. Fast von Anfang an dabei ist<br />

Professor Peter Barcaba, mal als Künstler, mal als Komponist, mal als Leiter einer<br />

Meisterklasse. Sein Klavierkurs ist inzwischen geradezu fester Bestandteil des<br />

<strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>s. �ortissimo traf sich mit Peter Barcaba an einem lauen <strong>Sommer</strong>abend<br />

– der Wiener hatte gerade den ersten Tag mit einer neuen Meisterklasse hinter sich.<br />

�ortissimo (FF): Sind Sie eigentlich gerade entspannt?<br />

PETER BARCABA: Ja. Weil ich glücklich bin. Man spürt,<br />

man hat andere berührt. Man hat nicht nur nacktes<br />

Wissen weitergegeben, sondern man hat sie in ihrer<br />

musikalischen Seele, in ihrem eigenen Ich tief berührt.<br />

Und wenn das der Fall ist, dann weiß ich, das war ein<br />

Unterricht, dann habe ich den Menschen angesprochen.<br />

Dann bin ich glücklich.<br />

FF: Und dieses Gefühl stellt sich schon nach kurzer Zeit<br />

ein?<br />

PETER BARCABA: Das habe ich in zehn Minuten. Mein<br />

schönstes Erlebnis war mit einem neunjährigen Knaben<br />

vor sieben, acht Jahren in Korea. Der konnte kein Wort<br />

Deutsch, kein Wort Englisch, nur Koreanisch. Und er<br />

hatte kleine Hände, die anderen Studenten dachten,<br />

was will denn der in unserer Gruppe. Dann hat er eine<br />

Mozart-Sonate gespielt, das war von einer Frische und<br />

Lebendigkeit, wie es ein Siebzehnjähriger auch nicht<br />

besser spielen könnte. Ich habe mich sehr gefreut. Doch<br />

dann kam seine Mutter hinzu: Schau, dein Lehrer sagt<br />

das so, mach das doch so! Ich hab mich unbeliebt gemacht<br />

– und die Mutter rausgeschmissen. Dann haben<br />

wir miteinander gespielt, wir haben gestikuliert, wir<br />

haben gelacht zusammen. Und nach zehn Minuten<br />

hatte er begriffen, was ich von ihm wollte. Er hat mich<br />

umarmt und ist in die Luft gesprungen, das war eines<br />

meiner schönsten Erlebnisse. Der hatte so ein originales,<br />

wirklich aus ihm kommendes Musiktalent, dass ein<br />

falscher Ehrgeiz ihn kaputt machen würde.<br />

FF: Diesen falschen Ehrgeiz beobachten Sie häufiger?<br />

PETER BARCABA: Den beobachte ich häufiger. Der führt<br />

zu Verspannungen, der führt nicht zu Glückserlebnissen,<br />

sondern zu Zwangserlebnissen. Aus falschem Ehrgeiz<br />

spielen viele Schüler zu schwere Sachen, weil sie<br />

denken, jetzt müssen sie die und die Karrierestufe<br />

erreichen, sonst wird es nichts. Dabei hat jeder sein<br />

individuelles Lerntempo. Nur mit dem kann er glücklich<br />

werden. Er kann sich disziplinieren und dieses beschleunigen,<br />

aber im Wesentlichen muss er darauf<br />

Rücksicht nehmen. Wenn er das nicht tut, geht der<br />

Schuss nach hinten los.<br />

FF: Seit Jahren leiten Sie beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

eine Meisterklasse. Wer nimmt daran teil?<br />

PETER BARCABA: Das Schönste ist, wenn Leute kommen,<br />

die ich noch nie im Leben gesehen habe. Und der<br />

erste Gedanke ist: Was braucht dieser Mensch von mir?<br />

Was ist der nächste Schritt, den er tun muss, um ein<br />

Werk zu verbessern, um tiefer in ein Werk einzudringen,<br />

um den Komponisten besser zu verstehen, seine Ideen<br />

nachzuvollziehen. Welche technischen Voraussetzungen<br />

hat er oder hat er noch nicht? Also dort ansetzen, wo<br />

die Not oder die Arbeit am größten ist. Das ist die wunderschöne<br />

Herausforderung.<br />

Voll konzentriert auf die Musik und<br />

seine Mitmenschen: Peter Barcaba<br />

(in der Mitte zusammen mit<br />

Franziska König).<br />

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