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landkarte 2011 - Musikalische Sommer

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Ihre Eltern brachten sie zum <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>: Ute Saathoff-Berlin.<br />

Für UTE SAATHOFF-BERLIN<br />

gehört der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />

fest in den sommerlichen<br />

Terminplan. Die Lehrerin,<br />

Fachseminarleiterin im Studienseminar<br />

Aurich und Mutter<br />

einer anderthalbjährigen<br />

Tochter, besucht jährlich zwischen<br />

acht und zwölf Konzerte.<br />

�ortissimo (FF): Frau Saathoff-Berlin, wie<br />

sind Sie zum Festival gekommen?<br />

Ute Saathoff-Berlin (SB): Durch meine Eltern.<br />

Die sind von Anfang an dabei, sind<br />

immer schon hingegangen und irgendwann<br />

bin ich dann mitgegangen. Zudem hatte ich<br />

immer schon eine Affinität zur klassischen<br />

Musik. Ich habe als Schülerin und Studentin<br />

Saaldienst in der Auricher Stadthalle gemacht.<br />

FF: Wie ging es dann weiter? Sind Sie stets<br />

mit Ihren Eltern zu den Konzerten gegangen?<br />

SB: Nein, eine Zeitlang bin ich alleine gegangen,<br />

dann eine Zeitlang gar nicht wegen des<br />

Studiums. Jetzt ist es so, dass wir immer<br />

schauen, was wem gefällt. Und da gehen wir<br />

dann auch gemeinsam hin. Und dann gucke<br />

ich natürlich darüber hinaus, wo ich gerne<br />

hin möchte oder mein Mann und ich.<br />

FF: Können Sie sich noch an Ihr erstes Konzert<br />

beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> erinnern?<br />

16<br />

SB: Direkt erinnern nicht. Ich fand es nur interessant,<br />

dass das Konzert in einer Kirche<br />

stattfand. Das kannte man so nicht. Kirche ist<br />

ja immer mit Gottesdienst verbunden. Besonders<br />

an die Johannes a Lasco Bibliothek<br />

(JAL) erinnere ich mich. Das ist für mich<br />

immer etwas Besonderes, wenn ein Konzert<br />

dort stattfindet. Abhängig natürlich auch vom<br />

Inhalt. Wenn es mir so gar nicht zusagt, dann<br />

nützt auch die Bibliothek nichts. Der Ort<br />

macht immer viel aus. Ob ich jetzt in die JAL<br />

gehe oder in ein Museum – vor einiger Zeit<br />

war ja auch mal ein Konzert in der Kunsthalle.<br />

Da springt der Funke nicht so über.<br />

FF: Erleben Sie eine besondere Atmosphäre<br />

beim Festival?<br />

SB: Es ist dieses Familiäre, das empfinden -<br />

glaube ich - ganz viele Besucher so. Man<br />

kennt die Leute, man trifft sich. Das finde ich<br />

ganz toll. Auch die sehr lange Pause, die aber<br />

eigentlich nie zu lang ist, weil man immer<br />

etwas Nettes angeboten bekommt. Aber es<br />

geht nicht nur um das Familiäre, sondern<br />

auch um die Sache, um den Inhalt, um die<br />

Musik und meistens nicht um Personen. Ich<br />

halte mich jetzt nicht für besonders fit in der<br />

klassischen Musik, aber ich weiß, was mir gefällt,<br />

und ich glaube auch, die Qualität heraushören<br />

zu können. Und die ist wirklich<br />

sehr hochwertig.<br />

Hinzu kommt das Umfeld. Wann komme ich<br />

schon mal in die Kirche nach Loquard? Das<br />

ist was Neues, etwas anderes. Da läuft man<br />

noch mal durchs Dorf oder über den Friedhof.<br />

Das sind so Dinge, die hat man bei Konzerten<br />

etwa im Emder Neuen Theater nicht.<br />

Außerdem wird auch viel Neues aufgeführt:<br />

Es finden Uraufführungen statt, und es werden<br />

unbekannte und ganz moderne Dinge<br />

gespielt. Diese Mischung finde ich gut. Auch<br />

innerhalb eines Konzertes, das öffnet einen.<br />

So lässt man Neues eher zu, als wenn man<br />

überhaupt keinen Zugang dazu findet.<br />

FF: Was muss denn ein Konzert für Sie<br />

haben, um interessant zu sein?<br />

Friedel Hackenberg (FH): Das ist jedes Jahr<br />

FF: Muss man eigentlich ein Musikexperte<br />

für uns ein Highlight, weil man in Ostfriesland<br />

sein, um den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> genie-<br />

GÄSTE<br />

ja so verwöhnt nicht ist. Im Vergleich zu den<br />

ßen zu können?<br />

Konzerten und Veranstaltungen, die wir in<br />

Bremen oder Hamburg besuchen, ist das<br />

FF: Spielen Sie denn auch selber Instru- FH: Nein, und ich könnte mir vorstellen, dass<br />

vom Verkehr her sehr nah und von der<br />

mente?<br />

man gerade bei dem Publikum hier oben<br />

Atmosphäre toll.<br />

nicht voraussetzen darf, dass es nur Fach-<br />

FH: Ich finde die Umgebung von Instrumenleute sind. Das sind alle Schichten, die so zu<br />

Gerhard Frerichs-Hackenberg (GFH): Außerten,<br />

die ich selbst nicht spielen kann, sehr einem Konzert gehen und sagen können:<br />

dem kommen zur Musik ja noch die Orte.<br />

schön (schmunzelt). Wir nehmen das lieber „Mensch, das ist ja live, das ist ja ganz was<br />

Das sind in der Regel ja die alten Kirchen<br />

als Dekoration (zeigt auf ein Cello an der anderes als auf Schallplatte.“<br />

und das macht das Festival besonders reiz-<br />

Wand) ...<br />

voll. Denn das haben Sie so nicht überall.<br />

FF: Vielen Dank für das Gespräch. �<br />

17<br />

SB: Zum einen sind das die Komponisten,<br />

von denen ich aus der Erfahrung weiß, das ist<br />

gut. Schwierig ist es immer mit Komponisten,<br />

die erst vor Kurzem gestorben sind oder Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts gestorben sind. Da<br />

weiß man, dass sie so eine expressive Zeit<br />

hinter sich haben (lacht), und das könnte für<br />

meine Ohren etwas unharmonisch werden.<br />

Das weiß ich schon und meistens bestätigt<br />

sich das dann schon.<br />

FF: Wagen Sie denn auch Experimente?<br />

SB: Ja, das gibt es, aber manchmal falle ich<br />

damit dann auch rein. Das kann passieren,<br />

oder man wird auch überrascht.<br />

FF: Frau Saathoff-Berlin, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

GÄSTE<br />

FRIEDEL HACKENBERG und<br />

GERHARD FRERICHS-<br />

HACKENBERG sind Fans der<br />

Klassischen Musik. Sie haben<br />

Abos in Bremen und<br />

Oldenburg, sind Mitglieder<br />

des Fördervereins des <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>s. Für die<br />

Lebenspartner und Ruheständler<br />

ist das Festival ein<br />

Muss. Akribisch notieren sie<br />

in den Programmheften, welcher<br />

Künstler und welche<br />

Spielstätte sich lohnen. Da<br />

fällt die Auswahl beim nächsten<br />

Festival dann leichter.<br />

�ortissimo (FF): Der <strong>Musikalische</strong> <strong>Sommer</strong><br />

steht vor der Tür. Wie groß ist die Vorfreude?<br />

FF: Haben Sie denn eine Lieblingsspielstätte?<br />

GFH: Von der Einrichtung und der Stimmung<br />

her finden wir die Kirche in Marienhafe sehr<br />

schön. Letztes Jahr war es auch in Victorbur<br />

toll, dort wurden die „Brandenburgischen<br />

Konzerte” aufgeführt. Auch die Kirche in<br />

Reepsholt ist sehr schön.<br />

Was uns nicht gefallen hat, das war die<br />

Kunsthalle Emden. Der Raum war zu klein<br />

und zu eng. Die Musik war gut, aber die Umgebung<br />

nicht. Wir hatten erwartet, dass das<br />

Konzert in den Räumen mit den Bildern<br />

stattfinden würde. Da hat die Atmosphäre<br />

nicht hundertprozentig gestimmt.<br />

FF: Was muss denn ein Konzert haben, damit<br />

Sie sagen: Da muss ich hin?<br />

GFH: In erster Linie sind es die Stücke, die<br />

uns interessieren. Dann natürlich die Musiker,<br />

die auftreten, und als Drittes die Orte.<br />

FH: Wissen Sie, wir sind da (hinsichtlich der<br />

klassischen Musik; Anm. d. Red.) Spätentwickler.<br />

Erst als wir so 40 oder 45 Jahre alt<br />

waren, ist die klassische Musik zu uns gekommen.<br />

Als ich jünger war – ich bin jetzt 65<br />

– da habe ich immer gedacht, das ist schön<br />

für ältere Leute. Heute begeistert einen die<br />

Ruhe und Ausstrahlung, dass man auch abschalten<br />

kann in so einem Konzert.<br />

FF: Was mögen Sie am <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

– außer der Musik natürlich?<br />

FH: Ich mag das Familiäre. Wenn Sie zum<br />

Beispiel mit Professor Wolfram König sprechen<br />

können. Ich habe mir mal erlaubt, zu<br />

ihm zu sagen: „Das hat ja Weltniveau.“ Da<br />

sagte er zu mir: „Ich muss Sie korrigieren, es<br />

ist Weltniveau.“ Seitdem weiß ich, dass man<br />

mit seinen Äußerungen sehr vorsichtig sein<br />

muss (lacht).<br />

Außerdem stimmt auch die Organisation: Als<br />

Gast haben Sie immer das Gefühl, Sie sind<br />

der einzige Besucher. Sie werden immer angesprochen,<br />

als wenn Sie die erste Geige<br />

spielen. Da wird gefragt, wie es einem geht,<br />

und man erinnert sich einfach an die Besucher.<br />

Außerdem wird auch auf Platzwünsche<br />

eingegangen. Und wer macht das schon, bei<br />

so einem großen Aufwand.<br />

Unterstützen den <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong> auch als Mitglieder des Fördervereins:<br />

Friedel Hackenberg (li.) und sein Lebenspartner Gerhard Frerichs-Hackenberg.<br />

GFH: ... das sind aber keine Dekorationsgegenstände,<br />

das muss man dazu sagen. Das<br />

sind echte Instrumente, auf denen man spielen<br />

kann. Wir fanden das schön ... Aber darauf<br />

spielen können wir nicht.<br />

FF: Wie viele Konzerte besuchen Sie denn<br />

pro Festival?<br />

GFH: So zwischen fünf und acht, das hängt<br />

davon ab, wie sie zeitlich fallen. Wir sind<br />

auch Mitglieder im Förderverein und unsere<br />

Vorsitzende Barbara Oles, die geht ja zu<br />

jedem Konzert. Nur man will ja auch so eine<br />

Musik verarbeiten, das würde uns dann ein<br />

bisschen viel werden. Da kann man dann gar<br />

nicht mehr einordnen, was habe ich gestern<br />

gehört und was war vorgestern. Das muss<br />

schon etwas wirken.<br />

FH: Aber wir haben ja auch einen Austausch<br />

durch unsere Damen, die im Förderverein<br />

sind. Das ist so ein kleiner Kreis, vier bis fünf<br />

Damen. Wir treffen uns mal hier, mal dort,<br />

und dann wird reflektiert über die Veranstaltungen.<br />

GFH: Auf einer CD haben Sie ja auch nie so<br />

eine Atmosphäre, wie beim <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Sommer</strong>. Da kann die CD noch so gut sein,<br />

das ist immer was ganz Besonderes. Und<br />

dann kommt noch die Atmosphäre des Ortes<br />

hinzu. Wir haben auch schon mal ein Konzert<br />

in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg besucht.<br />

Da fehlte etwas, das Drumherum. Und<br />

das hat man beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong>.<br />

FH: Ich denke, beim <strong>Musikalische</strong>n <strong>Sommer</strong><br />

stimmt alles. Es ist einfach stimmig: Ich kann<br />

da sitzen, habe die Atmosphäre, die Musik.<br />

Womöglich kann man sich noch mit den<br />

Künstlern, den Organisatoren und den anderen<br />

Gästen unterhalten. Man kann ins Gespräch<br />

kommen.<br />

FF: Wagen sie auch mal ein Experiment und<br />

gehen zu einem ungewöhnlichen Konzert?<br />

GFH: Das machen wir schon ...<br />

FH: ... man kann ja rausgehen (lacht) ...<br />

GFH: Wir sind eigentlich immer offen und<br />

sagen, man muss es sich zumindest mal anhören.<br />

Wenn es einem nicht gefällt und ganz<br />

schlimm wird, dann kann man ja nach der<br />

Pause gehen. Das haben wir aber noch nie<br />

erlebt. Oder man hört es sich an, und das<br />

war aber nicht so meine Kragenweite, das<br />

muss ich nicht noch mal hören. Es gibt bestimmte<br />

Komponisten, die einem nicht so<br />

liegen. Was wir uns noch nicht angeschaut<br />

haben, ist die Jazz-Musik, da wir nicht unbedingt<br />

Jazzfreunde sind. Aber vielleicht machen<br />

wir das ja <strong>2011</strong>.

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