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Bünde 11-16

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REDAKTIONELLES 04<br />

„Gaff nicht in den Himmel…“<br />

Uraufführung des Luther-Oratoriums mit Texten von Pastor i. R. Dieter Stork<br />

von Bärbel Kuhlmann<br />

Martin Luther - Reformation heute: Die Sänger der PopChores „RiESE UP!“ und Projektsänger, die<br />

„MAXIS“ und der Junge Chor „5nach5“ der Kinder- und Jugendkantorei Iserlohn boten in der Ev. Kirche<br />

Hagen-Haspe zusammen mit dem Orchester eine fantastische Oratorium-Aufführung.<br />

Bünde-Hunnebrock (EVZ).<br />

Am Volkstrauertag ist nicht nur<br />

an die Menschen erinnert worden,<br />

die im Krieg unter der Herrschaft<br />

der Nationalsozialisten zu Tode<br />

kamen. Mitglieder des Fördervereins<br />

Dorfgemeinschaft Hunnebrock-<br />

Hüffen-Werfen e.V., der Männerchor<br />

Hunnebrock sowie der CVJM<br />

trafen sich an der Friedhofskapelle<br />

des Bestattungshauses Winter zur<br />

Gedenkfeier.<br />

Hagen-Haspe/Bünde (EVZ).<br />

Wer kam denn auf die Idee ein anspruchsvolles<br />

Luther-Oratorium mit<br />

diesem Titel zu benennen? Texter<br />

des seit vier oder fünf Jahren geplanten<br />

Oratoriums ist der in Bünde<br />

lebende Pfarrer i. R. Dieter Stork.<br />

Gemeinsam mit dem Komponisten<br />

Matthias Nagel, der an der Westfälischen<br />

Landeskirche Beauftragter<br />

für Popularmusik und als Dozent<br />

an der Hochschule für Kirchenmusik<br />

in Herford tätig ist, entstand nach<br />

intensiver Recherche Storks dieses<br />

tiefgründige Lied-Oratorium. Dr.<br />

Vicco von Bülow, Landeskirchenrat,<br />

begrüßte in der voll besetzten Ev.<br />

Kirche in Hagen-Haspe die Zuhörer<br />

zu der Veranstaltung der Evangelischen<br />

Kirche von Westfalen zum<br />

Reformationsjubiläum 2017, das<br />

mit dem Wort „Einfach frei“ überschrieben<br />

ist. Dazu führte er aus:<br />

„Dank Jesus Christus sind wir befreit<br />

von Sünde“ und wünschte ein erwartungsvolles<br />

Konzert mit Musik<br />

der Reformationszeit und der Gegenwart.<br />

Dabei zitierte er Martin<br />

Luther, der gesagt hat „Musik ist<br />

eine schöne Gabe Gottes und<br />

kommt der Theologie gleich“, also<br />

hier unten spielt die Musik (Darum<br />

„gaff nicht in den Himmel“, ein<br />

Luther-Zitat). Ungefähr 100 Sängerinnen<br />

und Sänger der Evangelischen<br />

Kinder- und Jugend- Kantorei<br />

Iserlohn hatten unter der<br />

Leitung von KMD Ute Springer in<br />

monatelanger Probenarbeit mit<br />

Kraft und Leidenschaft die Liedpassagen<br />

einstudiert. Mit leichtem<br />

Flötenspiel und Schlaginstrument<br />

zogen zwei Musiker zu Beginn<br />

durch das Kirchenschiff ein. Dann<br />

erklang: „Dein Wort hat mich mit<br />

Macht bewegt“ in moderner Liedfassung<br />

(Text Dieter Stork) und<br />

dazwischen gefügt der Choral<br />

„Christ ist erstanden von der Marter<br />

alle“. In Zwischentexten, vorgelesen<br />

von Doris Damke und Markus Klein,<br />

wird das Leben Martin Luthers von<br />

der Geburt bis zum Sterben beschrieben.<br />

Rebecca Nagel-Weissink<br />

war als Solosopran zu hören in<br />

dem Satz „Stimmt an das Osterlied,<br />

singt nicht die Totenbahre“! Zuvor<br />

erklang das Lied über die überkluge<br />

Theologie „Wenn ihr die Schrift<br />

auslegt, ihr Herren Philisophen:<br />

„Der Aristotoles bringt euch in Katastrophen.<br />

Oh ja!“ Christian Mews<br />

sang die Bariton-Solis. Luthers<br />

Choral „Nun freut euch, lieben<br />

Christen g’mein“, der zugleich Glaubens-,Trauer-<br />

und Danklied ist,<br />

fließt ebenso ein, wie viele Zitate<br />

aus seinen „Tischreden“. Seine reformatorische<br />

Arbeit war vor allem<br />

auch politischer Natur, wenn er<br />

sagte: „Das christliche Gemeinwesen<br />

soll den Ausgleich zwischen Arm<br />

und Reich garantieren, die Entwicklung<br />

und Kultur ermöglichen,<br />

sowie schulische und erzieherische<br />

Arbeit leisten. Das ist unser vernünftiger<br />

Gottesdienst, wie Paulus<br />

es ausdrückt (Röm. 12,1). Das Thema<br />

ist doch heute so aktuell wie<br />

vor 500 Jahren! Dem Texter, Dieter<br />

Stork und dem Komponisten Matthias<br />

Nagel ist es geradezu auf<br />

geniale Weise gelungen, Jetztzeit<br />

und Reformations-Mittelalter dem<br />

Zuhörer nahe zu bringen. „Allein<br />

aus dem Glauben, allein durch<br />

Nahmen Glückwünsche und Applaus entgegen: (V.li.) KMD Ute<br />

Springer, Komponist Matthias Nagel und Lied-Texter und Verfasser<br />

der Szenengespräche Dieter Stork aus Bünde zeigten sich glücklich<br />

über die großartige Uraufführung ihres gemeinsamen Werkes.<br />

FOTOS: EVZ (KLAUS-D. KUHLMANN)<br />

die Gnade, allein aus der Schrift<br />

– Christus allein“, war Luthers<br />

Erkenntnis. Im Oratorium finden<br />

die unruhige Zeiten, die Entwicklung<br />

der Bauernkriege, die von<br />

Thomas Münzer, ehemaligem glühenden<br />

Verehrer Luthers, angeführt<br />

werden, sich wieder. Auch<br />

seine Gemahlin, von Martin Luther<br />

oft scherzhaft als „mein Herr Käthe“<br />

bezeichnet, wurde mit einem<br />

lockeren Musikarrangement bedacht.<br />

Christen sollten nicht erst<br />

auf die Ewigkeit hoffen, frisch<br />

vertont und getextet, hieß es:<br />

„Gott ist vom Himmel herabgestiegen,<br />

wir haben ihn alle Zeit<br />

zu Gast“! Als seine Tochter Margarethe<br />

kurz vor Weihnachten<br />

geboren wird, dichtete er das<br />

Lied „Vom Himmel hoch“. Grausiger<br />

Trommelwirbel hingegen ertönte,<br />

als es um das Thema Judenhass<br />

geht. Luther bezeichnete<br />

sie als „Feinde des Kreuzes“. 1523<br />

hatte Luther eine Denkschrift gegen<br />

den Judenhass herausgegeben<br />

und lud die Juden zum christlichen<br />

Glauben ein, aber die Juden<br />

wollten nicht „bekehrt“ werden.<br />

Sie wollten Duldung und Anerkennung<br />

ihres Glaubens und lösten<br />

damit Luthers Zorn aus. Am<br />

18. Februar 1546 stirbt Luther<br />

während einer Reise, in seiner<br />

Geburtsstadt Eisleben. Es ist überliefert,<br />

dass er auf dem Sterbebett<br />

mehrfach aus Psalm 31, 6 betet:<br />

„In deine Hände befehle ich meinen<br />

Geist, du hast mich erlöst,<br />

Herr, du treuer Gott“. Das Oratorium<br />

endete mit Luthers: „Verleih<br />

uns Frieden gnädiglich“ und einem<br />

ausufernden Amen! Großartig!<br />

Die Musik, die Texte, das Zusammenspiel<br />

der größtenteils jugendlichen<br />

Sänger mit der einfühlsamen<br />

Darbietung des Orchesters<br />

unter der hervorragenden<br />

Gesamtleitung von Ute Springer.<br />

Den Schlussakkord setzte der<br />

nicht enden wollende Applaus<br />

der begeisterten Zuhörer.<br />

Kranzniederlegung zum Volkstrauertag am Ehrenmal in Hunnebrock<br />

Ulf Dreier (li.) erinnerte an die<br />

Opfer von Terror und Gewalt. (Re.)<br />

MdB Stefan Schwartze.<br />

Der Posaunenchor Hunnebrock-Hüffen-Werfen untermalte die Gedenkfeier.<br />

FOTOS: EVZ (KLAUS-D. KUHLMANN)

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