Wasser - Menschenrecht oder Wirtschaftsfaktor?
„WASSER – Menschenrecht oder Wirtschaftsfaktor?“ so lautet der Titel der quellfrischen Ausgabe unserer Zeitschrift presente: Wassermangel, Privatisierung, Umweltzerstörung - und Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit einsetzten.
„WASSER – Menschenrecht oder Wirtschaftsfaktor?“ so lautet der Titel der quellfrischen Ausgabe unserer Zeitschrift presente: Wassermangel, Privatisierung, Umweltzerstörung - und Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit einsetzten.
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Thema<br />
<strong>Wasser</strong> - <strong>Menschenrecht</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wirtschaftsfaktor</strong>?<br />
Oasen im<br />
trockenen Korridor<br />
Wie eigenständige Bäuerinnen die<br />
Trockentropen wieder fruchtbar machen<br />
Xochilt Acalt ist seit langem eine Partnerorganisation der CIR. Mertxe Brosa Agirre<br />
und ihre Gefährtinnen aus Malpaisillo hatten ungünstige Startbedingungen für ihr<br />
landwirtschaftliches Projekt, verblüffen uns aber immer wieder mit pfiffigen Ideen,<br />
mit denen sie harte Männer zum Nachgeben und verstaubte Böden nachhaltig zum<br />
Blühen bringen. INTERVIEW: ANNE NIBBENHAGEN (CIR) ÜBERSETZUNG: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />
Mertxe, wie ist die Situation für Xochilt<br />
Acalt, welche Hindernisse galt es anfänglich<br />
zu überwinden?<br />
Kooperativen haben die natürlichen<br />
Ressourcen völlig unangemessen<br />
ausgebeutet als sie nach<br />
der Abwahl der Sandinist*innen 1990 kaum<br />
noch Unterstützung von der Regierung bekamen.<br />
Sie schlugen Edelholz ohne irgendeinen<br />
Plan von Nachhaltigkeit und verkauften Maschinen<br />
und Land an Großproduzent*innen,<br />
sodass es erneut zu einer Konzentration der<br />
Ländereien kam – komplett entgegen der<br />
vollzogenen Landreform im Sinne einer demokratischen<br />
Aufteilung. Diese Konzentration<br />
führte logischerweise zu einer Ausweitung der<br />
Monokulturen, insbesondere von Zuckerrohr<br />
und Erdnüssen. Zu Beginn von Xochilt Acalt<br />
und dem Landwirtschaftsprogramm mussten<br />
wir mit der Situation umgehen, dass die meisten<br />
Frauen keinen Zugang zu <strong>Wasser</strong> hatten.<br />
Nur wenige Häuser hatten eigene Brunnen, es<br />
gab damals (1991) auch noch nicht die <strong>Wasser</strong>leitungssysteme,<br />
die es heute in einigen<br />
Gemeinden gibt. Unsere Region liegt in den<br />
Trockentropen. Dort regent es weniger als in<br />
den umliegenden Landesteilen. Die Produktionsphase<br />
beschränkt sich im Jahr auf drei<br />
Monate, was für die Frauen demotivierend<br />
war, weil der Ertrag zunächst minimal war.<br />
Mit welcher Strategie begegnete Xochilt<br />
Acalt zusammen mit den Frauen der<br />
Trockenheit und <strong>Wasser</strong>knappheit?<br />
Zunächst haben wir für jede Frau einen Brunnen<br />
mit einem einfachen System zum Hochholen<br />
des <strong>Wasser</strong>s mit Seil-Pumpen gebaut.<br />
Aber gleichzeitig mussten wir auch einen<br />
Prozess zur Einschreibung und Legalisierung<br />
durchführen, damit die Investition am Ende<br />
auch der Frau zu Gute kam und auf ihren Namen<br />
eingetragen wurde. Wir hatten da schon<br />
die Erfahrung gemacht, dass nach einer Trennung<br />
die Frau wegziehen musste, weil alles im<br />
10 presente 3/2016