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Wasser - Menschenrecht oder Wirtschaftsfaktor?

„WASSER – Menschenrecht oder Wirtschaftsfaktor?“ so lautet der Titel der quellfrischen Ausgabe unserer Zeitschrift presente: Wassermangel, Privatisierung, Umweltzerstörung - und Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit einsetzten.

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Länderberichte<br />

Nicaragua<br />

Zuckerbrot und Peitsche<br />

Polizeiübergriffe in Textilfabrik<br />

FOTOS: MEC, SABINE BROSCHEIT<br />

Der Mindestlohn für die Beschäftigten der stark wachsenden Bekleidungsindustrie<br />

wurde angehoben und der Sozialstaat sukzessive ausgebaut. Das ist die eine Seite<br />

der politischen Medaille in Nicaragua. Der Abbau rechtsstaatlicher Verhältnisse und<br />

die brutale Repression gegen soziale Proteste sind die andere, hässliche Seite. Ein<br />

aktueller Vorfall in einer Textilfabrik macht dies deutlich – wenige Monate vor den<br />

anstehenden Präsidentschaftswahlen. TEXT: THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

Am 27. Juni 2016 rückte die Bereitschaftspolizei<br />

auf Forderung des koreanischen<br />

Unternehmens Sae-A Tecnotex S.A. in dessen<br />

Fabrik in Tipitapa bei Managua ein. Sie<br />

unterdrückte nicht nur gewaltsam den Protest<br />

von Arbeiter*innen vor der Fabrik, sondern<br />

verhaftete auch zwei Gewerkschafter*-<br />

innen innerhalb der Fabrik aus der laufenden<br />

Produktion des Betriebes mit über 3.000 Beschäftigten.<br />

Sandra Ramos, Direktorin der Frauen- und<br />

Arbeitsrechtsorganisation María Elena Cuadra<br />

(MEC) ist entsetzt: „Das ist ein absoluter<br />

Tabubruch. Noch nie zuvor hat es so ein Vorgehen<br />

gegen Beschäftigte in einer Maquila-<br />

Textilfabrik in Nicaragua gegeben.“ Die Beschäftigen<br />

vor der Fabrik forderten bessere<br />

Arbeitsbedingungen, wie sauberes Trinkwasser,<br />

realistische Stückzahlen als Zielvorgaben<br />

für das Tagesproduktionssoll und insbesondere<br />

die Wiedereinstellung von zwei entlassenen<br />

Gewerkschafter*innen.<br />

Nicht zum ersten Mal<br />

Dies ist nicht der erste Vorfall in Zusammenhang<br />

mit diesem Unternehmen. In einem<br />

Bericht der CIR-Partnerin Comisión para la<br />

Verificación de Códigos de Conducta (Prüfungskommission<br />

für Verhaltenskodizes), CO-<br />

VERCO, der von der Fair Labour Association in<br />

Auftrag gegeben worden war, wurde bereits<br />

am 4. März 2013 ein ähnlicher Fall bei Sae-A<br />

Tecnotex S.A. festgestellt.<br />

Das Mutterunternehmen Sae-A Trading<br />

ist Koreas größtes Bekleidungsproduktions-<br />

Unternehmen mit etwa 20 Fabriken in Asien<br />

und Lateinamerika. Diese beliefern den Massenmarkt<br />

in den USA und haben Kunden wie<br />

Walmart, Target und Kohl´s.<br />

Generalverdacht und<br />

präventive Festnahmen<br />

Bei dem brutalen Polizeieinsatz in der Fabrik<br />

wurden viele Arbeiter*innen verletzt und elf<br />

wurden als „Präventivmaßnahme“ festgenommen.<br />

Einige der Festgenommenen waren<br />

gar keine Beschäftigten von Sae-A Tecnotex<br />

S.A., sondern Personen, die die Proteste vor<br />

der Fabrik unterstützten <strong>oder</strong> beobachteten.<br />

Darunter waren auch eine schwangere Frau<br />

und ein Arbeiter mit Herzproblemen aus einer<br />

anderen Fabrik.<br />

Die Festgenommenen wurden fünf Tage in<br />

Untersuchungshaft gehalten und erst nach<br />

massiver Intervention des MEC entlassen.<br />

Trotz des unverhältnismäßig brutalen Vorgehens<br />

der Bereitschaftspolizei, das mit Videoaufnahmen<br />

dokumentiert wurde, und der Tat- ><br />

presente 3/2016 25

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