Standort Borken

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04 I INTERVIEW BM MECHTILD SCHULZE HESSING INTERVIEW Interview mit Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing Die Stadt Borken ist mit ihrer breit- gefächerten und dynamischen Wirt- schaftsstruktur gut aufgestellt. Wo setzen Sie an, um diese Chancen auch für die Zukunft zu nutzen? Borken hebt sich heute hervor durch den Branchenmix einer breitgefächerten Wirtschaftsstruktur mit zahlreichen inno- vationsorientierten Industrie- und Gewer- beunternehmen, flankiert von modernen Dienstleistungs- und Handelsbetrieben. „Global Player“, die bereits einen guten Ruf auf den Weltmärkten erworben haben, gehören ebenso dazu wie die so genannten „Hidden Champions“. Auch das Handwerk mit seinem gesamten Leistungsspektrum ist in Borken fest ver- ankert. Nicht zuletzt durch diese vielseitigen und starken Standbeine ist es uns gelungen, unbeschadet – vielmehr gestärkt – aus dem Strukturwandel her- vorzugehen. Unser Ziel muss es daher künftig sein, diese stabile Struktur aufrechtzuerhalten und zu stärken. Eine aktive Bestandspflege sowie die Schaf- fung von attraktiven Entwicklungs- möglichkeiten für unsere oft seit Jahren standorttreuen Unternehmen gehört für mich ebenso dazu wie die Ansiedlung weiterer innovativer und zukunftsorientierter Unternehmen. In der Borkener Gründerszene sehe ich dabei großes Potential, welches wir durch geeignete Maßnahmen abrufen müssen. Welche Faktoren spielen neben der wirtschaftlichen Attraktivität und der Arbeitsmarktsituation Ihrer Meinung nach eine entscheidende Rolle, sodass die Borkener Bevölkerung nach wie vor wächst? Es sind vor allem die weichen Standortfaktoren und Rahmenbedingungen, die einen Standort lebenswert machen. Besonders wichtig dabei ist eine attraktive Innenstadt mit hoher Aufenthaltsquali- tät und einer vielseitigen Angebotspa- lette. Borken hat gerade durch die kürz- lich abgeschlossenen Baumaßnahmen rund um den Remigiuskirchplatz und den Walienplatz einen deutlichen Zugewinn an Attraktivität erfahren. Unsere Planungen zur Gestaltung des Mühlen- areals sowie die kürzlich vertraglich beschlossene Schließung der Baulücke an der Mühlenstraße werden uns noch einmal einen großen Schritt voranbringen. Eine breitgefächerte Betreuungs-, Schul- und Bildungslandschaft, die Ver- einbarkeit von Familie und Beruf und vor allem auch ein vielfältiges Vereins- wesen sind ebenso unverzichtbare Vor- aussetzungen dafür, dass Familien mit Kindern sich in Borken wohlfühlen. Nicht zu vergessen unsere attraktiven und erschwinglichen Wohngebiete im Grünen sowie der Freizeit- und Erholungs- wert unserer Region. Wie schätzen Sie die Perspektiven für die kommenden Jahre ein? Borken verfügt über eine solide Finanzlage, einen starken Mittelstand und Menschen, die sich hier wohlfühlen und sich einbringen. Wie sollte die Prognose für die künftige Entwicklung von Borken also anders sein als sehr positiv. Aufgrund der demographisch schrumpfenden Bevölkerungsentwicklung und der erhöhten Zuwanderungen von Migranten werden unsere Arbeitswelt und unser soziales Leben „bunter“ und vielschichtiger werden. Diese Herausforderung gilt es zu meistern und zwar in allen Lebensbereichen. Eine große Zahl von Flüchtlingen ist sowohl in den Arbeitsmarkt als auch in das soziale Leben zu integrieren. Das bedingt Veränderungen im Schul- und Vereinswesen aber auch die Schaffung von angemessenem Wohnraum. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, erstellt die Stadt Borken derzeit ein Integrationskonzept. Wie sieht es generell mit der Unternehmerfreundlichkeit in Borken aus? Unser Gewerbesteuerhebesatz orientiert sich mit 417 Prozent am fiktiven Hebesatz. Ansiedlungs- und Erweiterungsabsichten der Unternehmen begleitet die Stadt Borken grundsätzlich sehr positiv. Dabei bemühen wir uns um sehr schlanke Strukturen und bieten eine intensive Begleitung durch den „Behördendschungel“ an. Dass die Stadt Borken selbst Baugenehmigungsbehörde ist, vereinfacht und beschleunigt häufig das Verfahren. Selbstverständlich kann nicht immer jedem Ansiedlungs- oder Erweiterungswunsch entsprochen werden. Ich will auch nicht verhehlen, dass unsere Industrie- und Gewerbeflächen trotz einiger Reserven in den vergangenen Jahren knapper geworden sind. Wir müssen bereits heute Lösungen finden, damit wir auch künftig
Triumvirat für Borken: Technischer Beigeordneter Jürgen Kühlmann, Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing und 1. Beigeordneter Norbert Nießing ansiedlungswilligen Unternehmen attraktive Flächen anbieten können, um den Standort Borken als Ganzes voranzubringen. Weiterhin halte ich es für wichtig, unsere Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung zu unterstützen. Ebenso im Fokus steht die Schaffung von Formaten, die ein Netzwerken untereinander ermöglicht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heutzutage für viele Familien ein wichtiges Thema. Wie unterstützt die Stadt Borken ihre Einwohner in dieser Hinsicht? Der Stadt Borken und mir persönlich ist die Schaffung optimaler Rahmenbedingung ein besonderes Anliegen. Wir verfügen über ein engmaschiges Netz bestehend aus Spiel- und Loslösegruppen sowie einem ausreichenden Angebot in der Kindertagespflege und in den Kindertageseinrichtungen. Die Übermittagbetreuung in den Grundschulen sowie Offene Ganztagsangebote komplettieren das Spektrum an vielfältigen Möglichkeiten auch über den eigentlichen Schulbetrieb hinausgehend. Orientiert an den Bedürfnissen der Eltern bietet die Stadt in den Schulferien ein ebenso umfassendes wie interessantes Angebot an. Um auf die Bedarfe der Eltern schnell reagieren und Hilfestellung geben zu können, hat die Stadt Borken die Stelle einer Familienlotsin eingerichtet. Auch wenn Borken derzeit glücklicherweise noch stabile Geburtenraten verzeichnet, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für mich eine wichtige Stellschraube den landesweiten Zukunftsprognosen rückläufiger Geburtenzahlen entgegenzusteuern. Zurzeit ist es fraglich, ob der geplante Gewerbepark A 31 überhaupt realisiert wird, sodass die Stadt Borken nur noch für einige Jahre Reserven in ihren bestehenden Gewerbegebieten hat. Auch in puncto freier Wohnbauflächen sieht es eher spärlich aus. Was wird die Stadt unternehmen, um die Ausweisung neuer Grundstücke zu ermöglichen? Ein Wirtschafts- und Wohnstandort ist nur dann nachhaltig attraktiv, wenn entsprechend Flächen für die weitere Entwicklung vorhanden sind. Wir werden daher in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Flächen sowohl für ansiedlungswillige Unternehmen als auch für die Wohnbebauung entwickeln mit dem Ziel, diese erfolgreich zu vermarkten. Dabei haben wir den Handlungsbedarf und die gebotene Eile durchaus schon länger erkannt und stehen bereits seit einiger Zeit in Gesprächen mit den entsprechenden Behörden und weiteren Beteiligten. Wir arbeiten intensiv daran, für Borken gute Lösungen zu entwickeln. Dabei benötigt Borken auch eine eigene Entwicklung. Das Interkommunale Gewerbegebiet spielt bei der Weiterentwicklung unserer Gewerbeflächen eine entscheidende Rolle. Daher ist es mir wichtig, dass wir weiterhin Gespräche mit allen beteiligten kommunalen Vertreter/innen führen und die politischen Weichen stellen, um eine für Borken zukunftsfähige gewerbliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Was mögen Sie persönlich am liebsten an Borken und warum leben Sie hier so gerne? Für mich persönlich hat Borken als Mittelzentrum eine „optimale Wohlfühlgröße“. Unsere ländlich geprägte Struktur und die hervorragenden Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, kombiniert mit einem ausgeprägten Angebot an Kultur- und Bildungsangeboten, machen Borken aus meiner Sicht besonders attraktiv. Wir können stolz sein auf unsere Innenstadt mit zahlreichen noch heute sichtbaren Spuren aus vergangenen Zeiten. In puncto Lebensqualität halte ich das Leben im Grünen in unmittelbarer Nähe zur Natur für besonders erwähnenswert. Was mir aber an Borken am besten gefällt, das sind die Menschen, die hier leben. Hier kennt man sich, hier existieren ausgeprägte soziale Kontakte und besonders wichtig: in Borken kann man sich auf einander verlassen.
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